Erkenntnis
Johannes Volkelt - Der Weg zur Erkenntnistheorie
  p-2siehe auch Denken, Logik, Wahrheit, Wirklichkeit, Objektivität, Wissen, Idee, Wissenschaft, Theorie, Methode
 
  001 Die Wissenschaftslehre beginnt mit der abstrakten Formel A = A oder besser Ich ist Ich. Ohne Identität keine Logik.

002 "Die Gegenstandsform ist das logische Prinzip überhaupt. Das Material als solches ist das Alogische. Die Kategorie ist deshalb das logische Urphänomen." - Vgl. Werner Flach in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 50

003 Analysierende Wissenschaften würden in der Fülle der individuellen Tatsachen ertrinken, wenn ihnen nicht ein Kriterium zur Verfügung stünde, unter diesen individuellen Tatsachen wesentliche und unwesentliche zu unterscheiden. Dieses Kriterium ist die Wertbeziehung.

004 "Da aller objektiven Wahrnehmung unvermeidlich Subjektivität beigemischt ist, so kann man, schon unabhängig von der Sprache, jede menschliche Individualität als einen eigenen Standpunkt der Weltansicht betrachten." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 53

005 "Indem wir die Zeit beobachten wollen, zerstört die Beobachtung sie, denn sie fixiert durch die Aufmerksamkeit; sie bringt das Fließende zum Stehen, sie macht das Werdende fest. Was wir erleben, sind Änderungen dessen, was eben war, und daß diese Änderungen von dem, was war sich vollziehen. Aber den Fluß selbst erleben wir nicht. Wir erleben Bestand, indem wir zu dem zurückkehren, was wir eben sahen und hörten, und es noch vorfinden. Wir erleben Veränderungen, wenn einzelne Qualitäten andere geworden sind." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 240

006 Klassische Begriffe beziehen sich auf wirklich Existierendes, woraus wir folgern, daß sich die klassische Ebene und die Quantenebene radikal von einander unterscheiden und daß es nicht möglich ist, den Übergang von der einen zur anderen weiter zu analysieren. Der Übergang ist und bleibt ein unteilbarer "Sprung".

007 Wir können nicht die Dinge als zweckmäßig 'erkennen', sondern sie nur einer entsprechenden 'Beurteilung' unterwerfen.

008 "Auch die Anschauung ist eine Form des Denkens. Es gibt nicht ein als solches "gegebenes" Rohmaterial, sondern jede Empfindung und Wahrnehmung ist schon etwas Gedankliches." - Hermann Cohen, ohne weitere Quelle

009 Jedes Einordnen geistiger Gebilde unter bestimmte Gesichtspunkte enthält notwendig eine gewisse Abstraktion vom Besonderen, Unterscheidenden und damit eine Ungerechtigkeit.

010 Zwischen der Welt der sinnlichen Erlebnisse und der Welt der Begriffe befindet sich eine logisch unüberbrückbare Kluft.

011 Allgemeingültige Ergebnisse sind etwas, das man wissen und damit besitzen kann.

012 Alles nur dunkel Gegenwärtige soll in der Form der Gegenständlichkeit klar werden.

013 Es ist jedesmal wie eine Verkehrung unseres Wissens, wenn wir die Auslegung für die Wirklichkeit selbst halten.

014 Alles, was uns bewußt ist, ist in Subjekt und Objekt gespalten. Was nicht in diese Spaltung eintritt, ist für uns, als ob es nicht wäre.

015 In der Logik kommt es nicht auf das Urteilen, sondern auf Rechnerei an.

016 "Jedes Wort ist ein Vorurteil." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 479

017 der anthropomorphe Fetischismus der Ding-Kategorien.

018 Der Raum ist nicht wirklich, die Zeit ist nicht wirklich, das Ich ist nicht wirklich.

019 In einer Zahl ist das Sinnliche und Endliche abgestreift. Hierin gleicht die Zahl den Ideen, die denselben Charakter und dasselbe Verhältnis zueinander haben.

020 Es gibt keine Ordnung in der Natur, Ordnung ist nur im menschlichen Verstand.

021 "Die Annahme einer natürlichen Ordnung ist daher für das Konzept der Macht fundamental und beides, Ordnung und Macht, sind unerläßlicher Bestandteil der modernen wissenschaftlichen Weltanschauung." - Carolyn Merchant, Der Tod der Natur, München 1987, Seite 218

022 Die Vorstellung von einer Wertfreiheit der Wissenschaften ist ein utopisches Ideal.

023 "Freuds Theorien können, wenn sie in die falschen Hände geraten, böse mißbraucht werden, falls es darum geht, Ungerechtigkeit und Korruption zu rechtfertigen, zu unterstützen oder zu ignorieren, die sich unter dem Namen 'Realität' verbergen." - Robert Coles, Erik H. Erikson, München 1974, Seite 394

024 Inkommensurable Größen können nicht verglichen werden.

025 Die Bootstrap-Theorie akzeptiert überhaupt keine fundamentalen Einheiten irgendeiner Art.

026 Die Wirklichkeit ist eine Ebene des Bewußtseins. Es ist unmöglich, zwischen der Wirklichkeit und unserer Erkenntnis der Wirklichkeit unterscheiden.

027 Begriffliche Erkenntnis ist vermittelt, stellvertretend - politisch, wenn man so will.

028 Wir nehmen Unterschiede nicht wahr, bevor sie nicht eine gewisse Größe überschritten haben.

029 Wir sind durch unser begriffliches und symbolisches Erkennen hypnotisiert.

030 Die Allgemeinbegriffe sind nicht, wie es die Anhänger des Realismus gerne hätten, Abbilder objektiver Wesenheiten, sondern nur allgemeine Namen, die geeignet sind, auf mehrere verschiedene Gegenstände praktisch angewandt zu werden. Sie tragen zur Erkenntnis der Wirklichkeit nichts bei, deshalb kann ihnen auch keine wirkliche theoretische Bedeutung zugesprochen werden.

031 "Abstraktion ist nur Fiktion." - Jean-Marie Guyau in Hans Pfeil, Jean-Marie Guyau und die Philosophie des Lebens, Augsburg/Köln/Wien 1928, Seite 45

032 Den Wörter, die immer ein Allgemeines bezeichnen, entspricht nichts in der Wirklichkeit. Die Verkennung dieser Tatsache ist die Quelle der meisten Irrtümer.

033 die Common-Sense-Ideologie des Wortrealismus

034 Jede Begriffsbildung ist ein Urteilen.

035 Die Kritik der Sprache ist eine Kritik des Rationalismus.

036 Die Subjekt-Objekt-Relation, wie sie in der Wahrnehmung gegeben ist, war ursprünglich der Prototyp, nachdem auch die Struktur des begrifflichen Erkennens gedacht wurde. Diese Analogie behielt solange ihren Sinn, als der Begriffsinhalt in der Sphäre des irgendwie gegenständlich Gegebenen verblieb. Hier ist er aber von Ockham herausgehoben worden. Der Begriff besitzt nur mehr als psychischer Akt Realität, dessen Inhalt nicht mehr als 'gegeben' bezeichnet werden kann und der in keiner Weise mehr Objekt im bisherigen Sinn ist.

037 "Solange wir nur das denken, was uns unmittelbar gegeben ist, müssen wir auch an den Unterschied denken, der das Gegebene selber von 'allen' Wortbedeutungen trennt, mit denen wir es bezeichnen. Diesen Unterschied können wir nie beseitigen, solange wir überhaupt Worte gebrauchen, um einen Inhalt zu benennen." - Heinrich Rickert, Grundprobleme der Philosophie, Tübingen 1934, Seite 129

038 Die Farbe eines Gegenstandes ist nicht objektiv gegeben, sondern eine Zutat des betrachtenden Subjekts, das imstande ist, in einer bestimmten Weise zu sehen und zu hören.

039 Die Unmöglichkeit die Wirklichkeit "so wie sie ist" in Begriffe aufzunehmen, führt zur Behauptung der Irrationalität der Wirklichkeit.

040 "Man sucht krampfhaft nach einem Etwas, das das Wort bezeichnen soll, man bevölkert die Welt mit ätherischen Wesen, den schattenhaften Begleitern der Substantive. Typisch hierfür sind die Worte 'das Sein', 'die Seele', 'das Ich' etc; aber auch Verba gehören hierher, z.B. das Zeitwort 'existieren', das eine Art schattenhafte Tätigkeit zu bezeichnen scheint, die sich an jedem Ding finden soll." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 129

041 "Gegebenes' gibt es nur im Sinne einer gestellten Aufgabe, nicht aber als ein Datum der Erkenntnis. Das vermeintlich Erstgegebene ist eigentlich vielmehr das Gesuchte." - Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 165

042 Die Relationen sind zahllos und keine Sprache ist imstande, allen Schattierungen gerecht zu werden.

043 "Der Aufbau der Wirklichkeit aus festen Elementen scheint demnach die Bedingung für ihre Beschreiblichkeit zu sein. Wäre es anders, würden sich in den Tatsachen keine konstanten, immer wiederkehrenden Elemente finden lassen, so würde die Möglichkeit des Ausdrückens und Beschreibens aufhören. Der Aufbau der Wirklichkeit aus festen Elementen scheint demnach die Bedingung für ihre Beschreiblichkeit zu sein. Wäre es anders, würden sich in den Tatsachen keine konstanten, immer wiederkehrenden Elemente finden lassen, so würde die Möglichkeit des Ausdrückens und Beschreibens aufhören." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 450

044 Was wir für Prinzipien der Dinge selbst halten, ist in Wahrheit nur Bedingung der Erkenntnis.

045 "Es gibt - wenn man von der Wissenschaft selbst absieht - keine Kulturerscheinung, die sich als begriffsbildender Faktor auch nur annähernd mit dem Recht vergleichen ließe." - Emil Lask in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 217

046 "Erfüllen sich die Bedingungen der Setzung, so erfüllen sich auch die der Gegenständlichkeit. Die Art nun, wie Gesetztes jenen Bedingungen genügt, heißt 'Begründung'. Man könnte mithin an Stelle der Rechtfertigung füglich auch von 'Begründung' oder von 'Gegenständlichkeit' sprechen." - Richard Hönigswald in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 356

047 Ein unaufhaltbarer Antagonismus existiert zwischen dem, was wirklich ist, und dem, was durch das begriffliche Denken bewältigt werden kann. Versucht man, die Wirklichkeit in einem wissenschaftlichen Begriff zu bringen, so zeigt sich sogleich deren Irrationalität. Die Wirklichkeit, "so wie sie ist", geht in keinen Begriff ein.

048 "Schon im Gedanken der Gegebenheit ist das Motiv der Geltung, die Idee der Norm und deren Selbstrechtfertigung bereits mitgesetzt." - Richard Hönigswald in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 384

049 Die positivistische Auffassung der Wahrnehmung als einer Registration des Gegebenen, der Sinnesdaten oder gar der Tatsachen ist völlig überholt.

050 "Schon in den vorsprachlichen Wahrnehmungen werden Deutungen produziert, in denen das Vorhandensein von Objekten mit bestimmten Beschaffenheiten "angenommen" wird. Jede Kenntnisnahme ist ein Ergebnis komplizierter Deutungsprozesse, bei dem die ganze sensorische Apparatur und das Zentralnervensystem beteiligt sind. Das bedeutet unter anderem, daß wir es schon in der Wahrnehmung mit einer "Transzendenz" des Gegebenen zu tun haben." - Vgl. Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 114

051 Entscheidungen werden als Erkenntnisse camoufliert.

052 "Ein Nervenreiz zuerst übertragen in ein Bild! erste Metapher." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), Kritische Sammelausgabe Bd. 1, München 1988, Seite 879

053 "Nach der gängigen Deutung der elementaren Quantenmechanik gehören die gewöhnlichen Erfahrungen - und das heißt jetzt: die klassische Physik - und die physikalische Theorie - und das heißt jetzt: die Quantenmechanik - zwei völlig verschiedenen Ebenen an, und es ist unmöglich, erstere im Rahmen letzterer darzustellen. Jeder Übergang von der Quantenebene zur klassischen Ebene ist nicht ein Übergang innerhalb der QM vom Allgemeinen zum Besonderen, sondern etwas wesentlich Neues, nicht weiter Analysierbares." - Paul Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 253

054 "Es gibt kein Verständnis dieser Welt, und wir können Wert, Bedeutung, Sinn in sie nur nach Analogie mit uns selbst übertragen." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 107

055 "Stellt man daher der Wissenschaft die Aufgabe einer genauen Reproduktion des Wirklichen, so tritt nur die  Ohnmacht des Begriffs  zutage." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 51

056 "Das Substantiv verführt zum Suchen nach einer Substanz." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 286

057 "Es gibt keine Wissenschaft vom 'Einmaligen' und 'Besonderen', die es mit Rücksicht auf seine Einmaligkeit und Besonderheit darstellt. Es gilt vielmehr, 'alle' Objekte 'allgemeinen' Begriffen, womöglich Gesetzesbegriffen, unterzuordnen." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 59

058 "Man begreift nicht, was man nicht liebt." (On ne comprend rien, que ce qu'on aime.) - Elisèe Reclus in Viktor Zenker, Der Anarchismus, Jena 1895, Vorwort, Seite VIII

059 "Impuls, willkürliche Bewegung, Druck, Widerstand, Hemmung, Eintreten des Nichterwarteten, Versagen des Gewollten, Verdrängbarkeit des Widrigen, Nichteintreten des Erwarteten bilden überall gleichsam die Innenseite des Zusammenhangs unserer Wahrnehmungen, Vorstellungen und Denkvorgänge. In dem Maße, in welchem diese inneren Bestandteile sich summieren, ineinander wirken, übereinander greifen wächst der Charakter von Wirklichkeit, welche die Bilder für uns haben. Sie wird zu einer Gewalt, die uns ganz umfängt, ein Netz, dessen Maschen nichts durchlassen, dem nichts sich entzieht. Impuls, Druck, Widerstand sind nun gleichsam die festen Bestandteile, welche allen äußeren Objekten ihre Solidität mitteilen. Wille, Kampf, Arbeit, Bedürfnis, Befriedigung sind die immer wiederkehrenden kernhaften Elemente, welche das Gerüst des geistigen Geschehens ausmachen. Hier ist das Leben selber. Es ist beständig sein eigener Beweis." - Wilhelm Dilthey, Beiträge zur Lösung der Frage vom Ursprung unseres Glaubens an die Realität der Außenwelt und seinem Recht, Sitzungsberichte der königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Jhg. 1890, zweiter Halbband, Berlin 1890, Seite 1017

060 "Die Anlehnung mancher heutiger wissenschaftlichen Richtungen an moderne Sprachlogik mathematisierender und formalisierender Art läßt sie das Heil erblicken in Modelltheorien, in der Abbildung von Begriffssystemen der einen Wissenschaft mit denen einer anderen, so daß am Ende vor lauter Signifikationen, Relationen, Funktionen, Abbildungen und Modellen nichts mehr übrig bleibt,  was  abgebildet werden soll,  was  in einer Beziehung steht,  was  in einem Modell dargestellt werden soll. Der echte Rationalismus löst sich nicht in einen leeren Funktionalismus, Relationalismus oder Modellgötzendienst auf." - Simon Moser, Gesetz und Wirklichkeit, Innsbruck/Wien 1949, Seite 294

061 "Zwischen zwei absolut verschiedenen Sphären wie zwischen Subjekt und Objekt giebt es keine Causalität, keine Richtigkeit, keinen Ausdruck." - Friedrich Nietzsche, Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 1, München 1988, Seite 884

062 "Vergeblich breiten wir unsern Blick in die Räume des Himmels aus und suchen wir in die Eingeweide der Erde zu dringen; vergeblich befragen wir die Werke gelehrter Männer und gehen den dunklen Spuren des Altertums nach: wir brauchen nur den Vorhang von Worten wegzuziehen, um hinter ihnen den Baum der Erkenntnis zu erfassen, dessen Frucht vortrefflich und in greifbarer Nähe für uns ist." - George Berkeley in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 162

063 "Einer Frage entspricht immer eine Methode des Findens." - Ludwig Wittgenstein, Philosophische Bemerkungen, Ffm 1981, Seite 14

064 "Nachdem es sich einmal herausgestellt hat, daß wir, um die Messungsergebnisse verstehen zu können, die anschaulichen Voraussetzungen der klassischen Physik aufgeben zu müssen, bleibt für die theoretische Forschung gar kein anderer Weg übrig, als zu neuartigen Begriffsbildungen zu schreiten. Dieser Zug zur Entwicklung ist zwangsläufig, an ihm wird keine Macht der Welt etwas ändern." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 208

065 Aufgrund der Identifikation von Denken und Sein im Begriffsrealismus ergibt sich praktisch der Zwang, in irgendeiner Form ein allgemeines Bewußtsein aller Menschen anzunehmen.

066 "Die Mannigfaltigkeit des Inhaltlichen ist grenzenlos." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 218

067 Für unsere Sinnesorgane, ebenso wie für jedes Meßgerät, existiert eine untere Grenze der Ansprechbarkeit, unterhalb derer nichts mehr registriert wird.

068 "... die Positivisten, die Speichellecker des Faktischen..." - Ernst Bloch, ohne weitere Quelle

069 "Kant ließ in seiner Erkenntnistheorie die Welt der Erkenntnisse, die Welt allgemeingültiger Erfahrung in den synthetischen Formen des Denkens entstehen, in den Kategorien eines  Bewußtseins überhaupt durch welche das Mannigfaltige der Empfindung eine  für alle  Vernunft- und Verstandeswesen eine gültige Prägung erhält. Mit dieser Begründung der Erkenntnis zog Kant um die Erfahrungswelt eine enge Grenze: jenseits dieser Grenze, über alle mögliche Erfahrung hinaus, liegt der uferlose Ozean der Metaphysik, die Sphäre der leeren Begriffe, und unterhalb aller Erfahrung liegt die ebenso grenzenlose Weite des Irrationalen, die Welt der Empfindungen, die Welt des Unbestimmten und Unbestimmbaren." - Arnold Ruge, Begriff und Problem der Persönlichkeit, Kant-Studien, Bd. 16, Berlin 1911, Seite 258f

070 Es gibt kein Bewertungskriterium oder Maßsystem, mit dem das Unmeßbare im wirklichen Leben kommensurabel gemacht werden könnte.

071 "Von Anbeginn an schließt die Herrschaft über Natur deren Entqualifizierung und Objektivierung ein." - Alfred Schmidt, Kritik der Mitproduktivität der Natur in Schmidt, Burghart (Hg), Materialien zu Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung", Ffm 1978, Seite 331

072 "Denn schon die bloße Gegebenheit bedeutet immanente Denkgemäßheit, Ordnungsbedingtheit und Ordnungsbezogenheit des Sinnlichen." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 70

073 "Jede Sprache setzt dem Geist gewisse Grenzen, schließt, insofern sie eine gewisse Grenze gibt, andere aus." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 13

074 "Dennoch muß die Seele immerfort versuchen, sich von dem Gebiet der Sprache unabhängig zu machen, da das Wort allerdings eine Schranke ihres inneren, immer mehr enthaltenden Empfindens ist und oft gerade sehr eigentümliche Nuancen derselben durch seine im Laut mehr materielle, in der Bedeutung zu allgemeiner Natur zu ersticken droht." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 97

075 "Erkenntnistheorie hat es nicht immer gegeben. Sie entsteht erst in der Neuzeit und wird zu deren Fundamentalphilosophie, so wie die Metaphysik die Fundamentalphilosophie der alten Welt ist. Erkenntnistheorie ist der nachkantische Name für diejenige Fragestellung nach der Erkenntnis, die in der Kritik der reinen Vernunft ihren alles bestimmenden Ausdruck gefunden hat. Er wird geprägt als Disziplinen-Titel für das, was Kant in der Kritik geleistet hatte, sofern der gewandelte Entwurf des Verhältnisses der Erkenntnis zur Wirklichkeit in der kantischen Kritik seine systematische Ausbildung erfahren hat. Nicht jede philosophische Frage nach der Erkenntnis in der Weise zum Problem gemacht wird, daß nach den Prinzipien ihrer Gültigkeit gefragt wird die  (quaestio juris)  und diese nicht im Seienden und seiner Offenbarkeit, sondern im Subjekt selbst gefunden werden. Von Erkenntnistheorie als spezifisch neuzeitlicher Disziplin ist demnach nur dort zu sprechen, wo im Zerfall der Wahrheit der Metaphysik in der Reflexion auf die Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis das Denken  in sich selbst  den Grund der Wahrheit findet. Die Wahrheit aber, für die das Subjekt vermöge seiner Prinzipien aufkommen kann, ist nicht mehr die Wahrheit des Seins, sondern lediglich die Wahrheit der exakten Wissenschaft. Diese ordnet die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen in einen gesetzmäßigen Zusammenhang zur Einheit einer dem Subjekt gegenüberliegenden Gegenstandswelt. Der Sinn solcher Erkenntnis, deren Geltungsgrund das Subjekt ist - ist die Rationalisierung und Objektivierung der Welt. ... Vom Standpunkt des Subjekts kann zwar die Welt berechnet und nunmehr erklärt werden, aber das an und für sich sein des Objektiven ist hiermit aufgehoben. In der transzendentalen Logik vergewissert sich das Subjekt ausdrücklich über seine Wirklichkeitsstiftenden Fähigkeiten. Transzendentalphilosophie auf dem Standpunkt der Logik und Erkenntnistheorie ist Theorie der durch Wissenschaft bestimmten Wirklichkeit; die Wahrheit der Wissenschaft ist unabhängig davon, ob sie das an und für sich Sein des Objektien erfaßt. Der Grund der Gültigkeit wissenschaftlicher Erkenntnis ist nicht das offenbare Sein, sondern ihre eigenen Prinzipien, durch die allererst gesetzt und bestimmt wird, was Sein besagt. - Die geschichtsphilosophische Voraussetzung solch einer Wissenschaftsphilosophie und Erkenntnistheorie ist die Entgegensetzung von abstrakter Allgemeinheit der Vernunft und konkreter Wirklichkeit der Welt. Auf dem Standpunkt der Entzweiung fallen logische und ontische Ordnung auseinander. Das Ontische ist kein ansich Offenbares mehr, welches das Bewußtsein nur aufzunehmen und zu vollziehen hätte. Erst wenn die unmittelbare Beziehung von Welt und Selbst, die Identität von Denken und Sein, welche die Voraussetzung der ehemaligen Metaphysik bildete, gestört ist, kann Erkenntnistheorie entstehen als der unter der Bedingung des Gegensatzes geschehende Versuch einer Überwindung. Die Überwindung geschieht in der angegebenen Weise, daß das zuvor von aller Wirklichkeit entleerte Subjekt - die Vernunft im Zustand der absolut objektlosen Entleerung - selbst es ist, welches die Beziehung zum Gegenstand trägt. Das Denken selbst schlägt vermöge seiner Prinzipien die Brücke, ist Grund der Transzendenz." - Johannes Berger, Historische Logik und Hermeneutik in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 301f

076 "Allen Quellen des Wissens, ob das nun das reine Denken, die Überlieferung oder die sinnliche Erfahrung ist, fehlt die Autorität. "Keine von ihnen kann unvermittelte Evidenz und originäre Geltung, keine kann mithin Kraft der Legitimation beanspruchen. Die Quellen des Wissens sind immer schon verunreinigt, der Weg zu den Ursprüngen ist verstellt. Daher muß die Frage nach der Herkunft der Erkenntnis durch die Frage nach ihrer Geltung ersetzt werden." - Jürgen Habermas in Habermas/Adorno u.a., Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Ffm 1989, Seite 240

077 Objektive Zusammenhänge werden hergestellt, um daraus praktische Absichten legitimieren zu können.

078 Das Dilemma des Rechtfertigungsdenkens läßt nur die Wahl zwischen unendlichem Regress und der Zurückführung auf ein Dogma.

079 "Schon die bloße Gegebenheit der Erscheinung ist ein theoretisches Datum." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 160

080 "So zeigt denn die gesamte Sachlage einen Beziehungsreichtum, dem kein vereinzelter Terminus gewachsen ist." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 272

081 "Stoff', 'Kraft', 'Ursache', 'Veränderung', 'Bewegung' - wer diese Begriffe als selbstverständlich betrachtet, und es unternimmt aus ihnen, gleich wissenschaftlichen Bausteinen, den Weltbegriff zu konstruieren, verfährt zum mindesten voreilig, und setzt sich der Gefahr aus, von der 'Kritik der Begriffe', dieser wissenschaftlichen Baupolizei, gezwungen werden, sein ganzes Gebäude wieder abzutragen." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten, Leipzig 1925, Seite 3

082 An die Stelle des religiösen Dogmas ist das wissenschaftliche Dogma getreten.

083 "... denn den bloße Begriff der 'Tatsache' setzen, heißt bereits das gesamte Gewebe und das vollständige System der logischen Kategorien implizite anerkennen." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 306

084 "Die Stufe der 'reinen' Subjektivität wäre identisch mit der Stufe der absoluten Unbestimmtheit." - Paul Natorp in Flach / Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 165

085 "Wir können uns eben von unserer Erkenntnisart nicht emanzipieren." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 215

086 Während der Positivismus die Wirklichkeit als einen Komplex von bewußten Phänomenen betrachtet, macht der Idealismus den Aktivitätscharakter darin, den Charakter freier Setzung und Willensentscheidung, geltend als eine notwendige Bedingung der Erkenntnis.

087 "Rickerts philosophisches Denken ist von dem Motiv geleitet, die Wissenschaftlichkeit der Geschichtsschreibung gegen die Ansprüche von  Naturalismus  und  Materialismus  zu verteidigen und eine an der Geschichte orientierte Erkenntnislehre zu begründen. In seiner Transzendentalphilosophie setzt er Liebmanns Postulat, es müsse auf Kant zurückgegangen werden, systematisch in die Tat um. Dabei versteht Rickert unter  Zurückgehen auf Kant  die Rückwendung auf das Problem der Subjektivität menschlichen Erkennens. In diesem Sinne begreift er Erkenntnis als Gegenstandskonstitution wobei die Konstituierung des Gegenstandes durch die apriorischen Kategorien der Vernunft ermöglicht wird. So verstanden ist Erkenntnis eine Tätigkeit, die  Erzeugung  des zu Erkennenden in der Erkenntnis, des Gegenstandes in uns aus der Subjektivität. Der Begriff der Gegenstandskonstitution meint demnach zum einen  Wirklichkeit Aufbau und Struktur eines Gegenstandes, zum anderen  Erkennen,  die Herstellung eines Gegenstandes in und durch die Leistung des Bewußtseins. Konstitution ist die Tätigkeit des Bewußtseins und zugleich die Struktur des Gegenstandes. Insofern durch die Tätigkeit des Bewußtseins erst bestimmt wird, was der Gegenstand der Erkenntnis sein kann, bleibt der subjektive Akt der Konstitution nicht bloß subjektiv, sondern verweist auf die Objekte, die in Beziehung zu ihm stehen. Die Instanz der Vernunft ist es,, die durch ihre abstrakte Allgemeinheit, ihrem notwendigen Gelten vor jeder Erfahrung, die Objektivität der Erkenntnis sichert. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Philosophie, die von einer unmittelbaren Beziehung von Selbst und Welt, einer Identität von Denken und Sein ausgeht, nicht mehr möglich. Logik und Ontologie fallen auseinander. Der unüberwindbare Gegensatz von konkreter Welt und abstrakt-allgemeiner Vernunft ist der Kernpunkt transzendentalphilosophischen Denkens." - Wagner / Zipprian, Max Weber und die neukantianische Epistemologie in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 191

088 "Das Feld der Verschiedenheit geistiger Eigentümlichkeit ist von unmeßbarer Ausdehnung und unergründlicher Tiefe." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 155

089 Die höchsten Ideale, die uns am mächtigsten bewegen, wirken sich immer nur im Kampf mit anderen Idealen aus.

090 Wer einen Wert absolut setzt, provoziert damit einen Kampf der Werte.

091 Es gibt eine Vielfalt gleichrangiger Werte, deren Forderungen einander widersprechen und deren Konflikt durch menschliche Vernunft nicht gelöst werden kann.

092 Werterklärungen sind jenseits empirischer Überprüfbarkeit.

093 'Letzte' Überzeugungen sind keiner Kritik mehr zugänglich.

094 Maskierung der Interessenpositionen mit ordnungspolitischen Argumenten.

095 "Das Sein", "die Vernunft", eine universelle oder menschliche "Natur" oder ähnliche Abstraktionen werden zur Rechtfertigung aller möglichen Gesellschaftsordnungen verwendet.

096 der Machtspruch einer Definition, das Machtwort 'ist'.

097 Weil zwei Normen in derselben Situation Anwendung finden können, ist es unmöglich, beiden gleichzeitig zu folgen.

098 Die Probleme der Philosophie sind keine echten Probleme, sondern eher Probleme, die aus dem Mißverständnis der logischen Grammatik unserer Sprache entstehen, die aber verschwinden, sobald man das Funktionieren der Sprache durchschaut: sie werden gewißermaßen nicht gelöst, sondern sie lösen sich auf.

099 Der Grund für die Widerspruchslosigkeit der Normen liegt in ihrer Inkompatibilität, die nur sehr schwer zu beseitigen ist.

100 Das strenge, das bleibende, das nicht an Phänomenen haftende Wissen von der Welt war mathematisch; hier entsprachen sich der Geist und sein Gegenstand.

101 Unverstandenes ist nicht verantwortbar.

102 "... die Verregelung des Lebens..." - Hartmut von Hentig, Die Menschen stärken - die Sachen klären, Stuttgart 1985, Seite 124

103 Einmal ist keinmal - zweimal ist immer.

104 Über die Schranken unserer Sinnlichkeit hinaus werden wir auf Vermutungen geführt.

105 "Die Entfremdung von der sinnlichen Erfahrung: wir verstehen nicht mehr wirklich, wir rekonstruieren oder repetieren; und das macht uns unverantwortlich. Leistung, Geld, Tote sind gleichermaßen Buchungsvorgänge in einem großen geglaubten Verrechnungssystem." - Hartmut Hentig, Die Menschen stärken - die Sachen klären, Stuttgart 1985, Seite 85

106 Die Zusammenstellung des Wissens zu einem System hemmt den ferneren Fortschritt.

107 Schließen ist Rechnen und alles Rechnen läßt sich zurückführen auf Addition und Subtraktion.

108 Wo nichts zu addieren oder zu subtrahieren ist, hört das Denken auf.

109 Alle sinnlichen Qualitäten als solche gehören nicht den Dingen selbst an, sondern entstehen in uns selbst.

110 Der alte Begriff der Materie als eine toten, starren und trägen Substanz.

111 Der Ausgangspunkt ist immer das Problem.

112 Das Postulat der Wertfreiheit stützt sich auf den Dualismus von Tatsachen und Entscheidung. Strikte Unterscheidung zwischen den beiden Gesetzestypen "Naturgesetz" und "Norm".

113 Es gibt kein unvermitteltes Wissen. Schon die einfachste Perzeption ist kategorial vorgeformt.

114 Meist entscheiden außertheoretische Interessen.

115 Die Sprache verleiht Objekten, die vorher fließend und undeutlich waren, Konturen.

116 Jede Wirklichkeit ist eine Wirklichkeit für besondere Zwecke.

117 Wir müssen die grundlegenden Annahmen des sog. gesunden Menschenverstandes verwerfen: Es gibt keine wohl definierten und voneinander getrennten Gegenstände, es gibt keine objektive Wirklichkeit.

118 Alle Begriffe sind im Grunde theoretisch.

119 Inkommensurable Theorien haben keinerlei logischen Beziehungen zwischen ihren Sätzen.

120 "Die theoretische Physik hat nicht die Möglichkeit, unter den sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen die wirklichen Eigenschaften der Körper zu erfassen. Sie kann daher nicht, ohne über die rechtmäßigen Grenzen ihrer Methode hinauszugehen, entscheiden, ob diese Eigenschaften qualitativ oder quantitativ sind." - Pierre Duhem in Paul Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 22

121 Es gibt keinen Unterschied zwischen Logik und Rhetorik. Die subjektive und die objektive Seite eines Arguments fließen ineinander.

122 "Streng genommen sind alle Wissenschaften Geisteswissenschaften." - Paul K. Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 42

123 "... die Apostel der Umgangssprache..." - Paul K. Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 108

124 Theorien enthalten ein theologisches Element, das der Anbetung der Tatsachen.

125 "Zwei Sätze, die keinen gemeinsamen Sinn haben, können einander widersprechen, noch nicht widersprechen." - Paul K. Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 142

126 Die Schule der reinen Phänomenologie leitet ewige Gesetze aus beobachteten Tatsachen ab.

127 "Allgemeine Aussagen, auch Theorien genannt, sind ableitbar aus Phänomenen mittels einen positiven und unmittelbaren Schlusses." - Isaac Newton in Paul K. Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 169

128 Probleme entstehen nur, wenn versucht wird, die subjektive Überzeugung in einen unfehlbaren objektiven Maßstab zu verwandeln, der jeder Kritik widersteht und unbedingten Gehorsam verlangt.

129 Jedes allumfassende Denksystem hat Schwächen, wie etwa die Umgangssprache.

130 Die Berufung auf den allgemeinen Sprachgebrauch ist irrelevant.

131 Zwei Weltauffassungen: das Reich der Vollkommenheit gekennzeichnet durch unveränderliche Kausalgesetze und das Reich der Erscheinung und Täuschung.

132 Die Quantentheorie beschreibt Elementarteilchen nur insoweit, als sie Elemente eines Kollektivs sind.

133 Es ist das Meinen, das einem Satz Sinn gibt und dieses Meinen ist seelischen Charakters.

134 In der Quantentheorie ergibt sich die Schwierigkeit, daß es unmöglich ist, zwischen den physikalischen Erscheinungen und deren Beobachtung zu unterscheiden.

135 "Niemand kann gezwungen werden, irgendein Ergebnis anzuerkennen, wie 'vernünftig' es auch sei, und jeder kann sich auch dem zwingendsten Argument entziehen, indem er einfach sagt 'das paßt mir nicht'." - Imre Lakatos in Paul K. Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 341

136 Die physikalischen Eigenschaften kommen der Versuchsanordnung zu und nicht dem System.

137 Alle Zustandsbeschreibungen quantenmechanischer Systeme sind Beziehungen zwischen den Systemen und den verwendeten Meßgeräten.

138 "Der wichtigste Unterschied von der klassischen Theorie besteht darin, daß bei der Beobachtung irgendeiner physikalischen Größe die Störung wesentlich in Betracht gezogen werden muß, die das zur Beobachtung ausgeführte Experiment am zu messenden System hervorruft." - Werner Heisenberg in Paul K. Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 439

139 Ein quantenmechanischer Zustand ist nach Bohr eine Beziehung zwischen mikrophysischen Systemen und makrophysischen Geräten.

140 Der Zustand eines physikalischen Systems ist keine Eigenschaft, sondern eine Beziehung. Eine Messung aber ist ein makroskopischer Vorgang.

141 Unser Gehirn ist weit davon entfernt ein fehlerfreier Spiegel der Wirklichkeit zu sein.

142 In der Quantentheorie stellen wir fest, daß der makroskopische Meßvorgang für die dynamischen Strukturen der mikrophysischen Wirklichkeit zu träge ist.

143 Für das Absolute gibt es kein Werden mehr.

144 Das Wesen der Wissenschaft sollte nicht sein, das Wesen der Dinge zu begreifen, sondern begreiflich zu machen, daß es nicht begreiflich sei.

145 die sog. Logik der Tatsachen.

146 "Ein Schuh wird in gewissen Beziehungen am besten vom Schuhmacher beurteilt, in anderen von dem, der ihn trägt, und wieder in anderen vom Anatomen und vom Maler und vom Bildhauer." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 589

147 Dem Satz A = A entspricht streng genommen keine Wirklichkeit.

148 Im ethischen Relativismus können einander widersprechende moralische Urteile durchaus gleichermaßen gültig sein.

149 Es gibt keine Methode zur qualitativen Bewertung von Kulturen.

150 Ideologien beanspruchen ein Wissensmonopol in Sachen Wahrheit und Gerechtigkeit.

151 "Nicht also, weil es ein Gesehenes ist, wird es gesehen, sondern im Gegenteil, weil es gesehen wird, ist es ein Gesehenes; nicht weil es ein Geführtes ist, wird es geführt, sondern weil es geführt wird, ist es ein Geführtes; und nicht, weil es ein Getragenes ist, wird es getragen, sondern weil es getragen wird, ist es ein Getragenes." - Sokrates in Birnbacher/Hoerster, Texte zur Ethik, München 1976, Seite 161

152 So etwas wie das Gute gibt es gar nicht.

153 Bei gleicher Quantität des Vergnügens ist "laufen" so gut wie "rechnen".

154 sich hinter einem Schutzschirm logischer Verwirrung verstecken.

155 Die Menge urteilt nach dem Äußeren, weil sie allein dafür Sinn hat.

156 "Es genügt zu konstatieren, daß echter Idealismus im ganzen Gebiete der Naturerklärung, soweit es sich um die Relationen zwischen den Erscheinungen handelt, mindestens ebenso vollständig mit der Naturwissenschaft Hand in Hand geht, als es der Materialismus nur irgend vermag." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 684

157 "Namen wie 'Denken', 'Fühlen' und 'Wollen' sind eben Namen. Wer will genau bezeichnen, was ihnen entspricht? Sollen wir Definitionen machen? Ein schwankendes Element! Sie taugen alle nichts; wenigstens zu exakten Vergleichen nicht." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 797

158 "Sollten sich z.B. Geschöpfe finden, welche das Licht riechen oder schmecken (d.h. durch Organe wahrnehmen, die unsern Geruchs oder Geschmacksorganen ähnlich sind, oder welche durch eine für uns dunkle Wärmequelle Gesichtsbilder erhalten, so würde dadurch die Lehre von der Gestaltung der Sinnenwelt durch das Subjekt eine neue Unterstützung unterhalten." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 831

159 Der Zufall ist mit Gesetzlosigkeit identisch, es gibt keinen anderen kontradiktorischen Gegensatz zur Kausalität.

160 Rechtfertigung kann man nur dann wollen, wenn man bereit ist, rational zu sein.

161 "Zufall" und "Ordnung" sind nur Gradmesser der menschlichen Unwissenheit.

162 Begriffe wie 'Profit', 'Produktivität', oder 'Wirtschaftlichkeit' etc. haben keinerlei Bedeutung, wenn nicht der Bezugsrahmen verdeutlicht wird. (Profit für wen?)

163 Der engstirnige, quantitative Empirismus, der sämtliche inkommensurable Größen und qualitativen Unterschiede außer acht läßt und sie auf einen einzigen Koeffizienten reduziert: den des Geldes.

164 die Arithmomanie der abstrakten Berechnungen.

165 "Die moderne Industrie begann nicht mit der Fabrik, sondern mit der Messung der Arbeit. Als der Wert des Produkts in Produktionseinheiten definiert wurde, taxierte man den Wert des Arbeiters in ähnlicher Weise." - Hazel Henderson, Das Ende der Ökonomie, München 1985, Seite 219

166 Das Problem der Anwendung linearer Entweder-Oder-Logik auf nichtlineare Systeme.

167 "Wer spricht, weiß nicht - wer weiß, spricht nicht." - Laotse, ohne weitere Quelle

168 "Politische Probleme werden mit intellektuellen Söldnern bekämpft, die dafür eingesetzt werden, zur Untermauerung gegensätzlicher Positionen und zur Stützung von Interessengruppen immer renommiertere Berichte erstellen." - Hazel Henderson, Das Ende der Ökonomie, München 1985, Seite 323

169 Ordnung und Chaos sind in Wahrheit nur zwei Seiten ein und derselben Medaille.

170 "Wertsysteme und Ethik sind alles andere als peripher, sondern vielmehr die beherrschenden, treibenden Variablen in allen ökonomischen und technologischen Systemen." - Hazel Henderson, Das Ende der Ökonomie, München 1985, Seite 379

172 Die meisten Irrtümer entstehen dadurch, daß versucht wird, abstrakte Grenzen dort zu ziehen, wo in der Natur keine sind.

173 die Unmittelbarkeit der Wirklichkeit.

174 Gegenständlichkeit ist die absolute Voraussetzung allen Erkennens. Damit sind die traditionellen Fronten von Idealismus und Realismus aufgehoben.

175 Unterscheidung von Gegenständlichkeit und Logosartigem

176 Das Sehen ist der kälteste Sinn.

177 "Die Sprache der Liebe ist im Nest der Nachtigall süßer Gesang, wie in der Höhle des Löwen Gebrüll, im Forste des Wildes wiehernde Brunst, und im Winkel der Katze Zetergeschrei; jede Gattung redet die ihrige, nicht für den Menschen, sondern für sich." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 36

178 Die leichtesten Abstraktionen sind die Zahlen.

179 Alle Abstraktionen sind vorher Sinnlichkeiten gewesen.

180 "Alle Zergliederungen der Sensation sind Abstraktionen: der Philosoph muß einen Faden der Empfindung liegen lassen, indem er den anderen verfolgt - in der Natur aber sind alle die Fäden ein Gewebe! - Je dunkler nun die Sinne sind, desto mehr fließen sie ineinander und je ungeübter, je weniger man noch gelernt hat, einen ohne den anderen zu brauchen, mit Adresse und Deutlichkeit zu brauchen, desto dunkler." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 40

181 der Stufengang des menschlichen Geistes.

182 Raum, Zeit und Energie sind Begriffe, die nicht mehr weiter ableitbar sind.

183 "Keine Sprache drückt Sachen aus, sondern nur Namen: auch keine menschliche Vernunft also erkennt Sachen, sondern sie hat nur Merkmale von ihnen, die sie mit Worten bezeichnet." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 173

184 "... denn daß ein wesentlicher Zusammenhang zwischen der Sprache und dem Gedanken, geschweige der Sache selbst sei, wird niemand glauben, der nur zwei Sprachen auf der Erde kennt." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 174

185 Begriff (Idee) und Wort (Zeichen) dürfen nicht miteinander verwechselt werden, wie das der sog. gesunde Menschenverstand tut.

186 Organisation ist das Wesen des Verstandes.

187 Sobald der menschliche Geist begreifen will, muß er kategorisieren.

188 "Vielmehr ist die eigentliche Bedeutung der Worte ein Riegel gegen ihren Mißbrauch." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 196

189 "Da ohne Verständliches kein Verstand denkbar ist." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 204

190 Bedingen heißt bestimmen, das Unbedingte ist das Unbestimmte.

191 "Wir schwimmen im Raume und in der Zeit; sind also auch mit lauter zerstückelten Ideen, die im Raum und in der Zeit schwimmen, umschränkt: all unsere Vorstellungen sind Teilbegriffe, schwache, dämmernde Eindrücke von außen, die uns wie in einem tiefen Schlafe und von Seiten wecken und beleben." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 229

192 "Auch erniedrige man den menschlichen Verstand nicht so tief, daß man ihm die Gabe zu schematisieren, d.i. unbestimmte Nebelformen zu schaffen, als eine Leiter andichte, auf der allein er zur Erfahrung gelangen konnte." - Johann Gottlieb Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 211

193 der Zwangscharakter der Wahrheit

194 Arche - griech. Ursprung und Prinzip in einem.

195 Mathematische Gesetze werden mittels eines Trugschlusses auf den politischen Bereich angewendet, indem stillschweigend vorausgesetzt wurde, daß mathematische "Gesetze" dasselbe sind, wie die Gesetze einer sozialen Gemeinschaft.

196 Messungsmaßnahmen können miteinander unvereinbar sein.

197 Die Trennung von Subjekt und Objekt ist eine durch die Sprachform erzeugte Täuschung.

198 Basissätze sind willkürliche Festsetzungen.

199 "Alle Messung beruth auf der Feststellung von Punktkoinzidenzien. Punktkoinzidenzien im strengen Sinn gibt es aber nicht. Zwei physische 'Punkte' etwa ein Punkt des Meßbandes und ein Punkt des gemessenen Körpers können einander nur genähert werden, sie können aber nicht koinzidieren, d.h. in 'einem' Punkt zusammenfallen." - Vgl. Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 87

200 Aus der Unberechenbarkeit von Ereignissen pflegen wir zu schließen, daß auf sie die Wahrscheinlichkeitsrechnung angewendet werden könne.

201 Durch die Messung lernen wir immer erst einen Zustand kennen, der durch den Meßvorgang soeben zerstört wurde. Diese Störung kann man bei makroskopischen Objekten vernachlässigen, nicht aber bei atomaren Objekten, die z.B. durch Bestrahlung mit Licht stark beeinflußt werden.

202 Die Gültigkeit raumzeitlicher Begriffe ist auf das makroskopisch Beobachtbare beschränkt und auf atomare Strukturen nicht anwendbar.

203 Kausalität ist unmöglich, weil wir das beobachtete Objekt stören.

204 Jede Verallgemeinerung ist eine Hypothese.

205 die Wahrscheinlichkeit der Verallgemeinerung.

206 Das alte Wissenschaftsideal des gesicherten Wissens hat sich als Hirngespinst erwiesen.

207 Die aristotelische Logik ist die Theorie des beweisbaren Wissens.

208 "Die Wissenschaft wurde als ein System von möglichst gesichertem Wissen aufgefasst; die 'Induktion' sollte dieses Wissen sicherstellen. Später sah man zwar ein, daß von absolut gesichertem Wahrheiten nicht gesprochen werden kann, aber man versuchte, wenigstens mit einer Art von 'aufgeweichter Wahrheit' mit der 'Wahrscheinlichkeit' durchzukommen." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 257

209 "Allgemein gesprochen setzt Ähnlichkeit - und somit auch Wiederholung - stets die Einnahme 'eines' Standpunkts voraus: manche Ähnlichkeiten oder Wiederholungen werden uns auffallen, wenn wir uns für ein bestimmtes Problem interessieren, andere, wenn wir uns für ein anderes Problem interessieren." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 375

210 "Wenn die Anfangssätze nicht bewiesen sind, so sind es auch die Schlußsätze nicht." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 450

211 "Man kann hinzufügen, daß sich für jede endliche Gruppe oder Menge von Dingen, mag sie noch so regellos zusammengestellt sein, bei einiger Geschicklichkeit Standpunkte finden lassen, von denen aus alle zu der Menge gehörenden Dinge ähnlich (oder teilweise gleich) sind. Das bedeutet, daß jedes beliebige Ding oder Ereignis als 'Wiederholung' jedes beliebig anderen angesehen werden kann, wenn man nur den geeigneten Standpunkt annimmt." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 376

212 Der Schematismus unserer Denkformen ist nur ein Produkt unserer Einbildungskraft.

213 Wenn wir sagen, daß wir etwas 'wissen', müssen wir es beweisen, in dieser Hinsicht aber ist die Vagheit der Begriffe ein arges Handicap.

214 "Die Zeit zwischen der Ursache und ihrer unmittelbaren Wirkung kann so verschwindend klein, daß sich Ursache und Wirkung nicht mehr erkennbar unterscheiden." - Vgl. Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 281

215 "Was es für eine Bewandtnis mit den Dingen ansich und abgesondert von aller dieser Perzeptivität unserer Sinnlichkeit haben möge, bleibt uns gänzlich unbekannt. Wir kennen nichts, als unsere Art, sie wahrzunehmen, die uns eigentümlich ist, die auch nicht notwendig jedem Wesen, ob zwar jedem Menschen, zukommen muß. Mit dieser haben wir es lediglich zu tun." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 106

216 Beharrlichkeit gehört notwendig zum Charakter der Substanz.

217 "Raum und Zeit sind nicht Bestimmungen ansich, sondern der Erscheinungen: was die Dinge ansich sein mögen, weiß ich nicht und brauche es auch nicht zu wissen, weil mir doch niemals ein Ding anders, als in der Erscheinung vorkommen kann." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 361

218 Jede symbolische Sinnwelt ist potentiell problematisch.

219 Die auf der räumlichen Welterstreckung beruhende Weltanschauung ist der ursprüngliche Sitz aller Kenntnis von Gleichförmigkeiten.

220 Die Natur kann nur konstruiert, aber nie verstanden werden.

221 "In der elementaren Einheit des Erlebnisses gibt es eine Art Subjekt-Objekt Identität." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 48

222 In jeder Wissenschaft ist die Forderung nach Allgemeingültigkeit enthalten.

223 Die Denkleistung der Abstraktion besteht darin, daß von dem ideell Auseinandergenommenen 'eine' Seite besonders herausgehoben wird.

224 Die Gegenwart ist die Realität.

225 "Das Konkrete wird durch Abstraktion und analytisches Verfahren in gleichartige Reihen gebracht, welche Aussagen von Regelmäßigkeiten gestatten." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 153

226 Das Unbedingte wird als Norm, Wert oder Gut gesetzt.

227 "Unauflösliche Widersprüche entstehen erst, wenn man die Tatsache des Flusses im Leben 'erklären' will." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 192

228 Jedes wirkliche Individuum ist etwas Undefinierbares.

229 Man muß die "Tatsachen" als das begreifen, was sie sind - produzierte.

230 "Mit dem Erleben treten wir aus der Welt der physischen Phänomene in das Reich der geistigen Wirklichkeit." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 241

231 Der Wert ist kein Produkt des gegenständlichen Denkens.

232 Dionysos, der Gott des Rausches und der Anti-Form.

233 Die absichtliche Aufmerksamkeit auf einen Vorgang verändert diesen.

234 "Je weiter die Allgemeinheit vorwärts schreitet, desto stärker ist das Moment des Hypothetischen in ihr." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 342

235 "Das Urteil sagt die Gültigkeit eines Denkinhalts unabhängig vom Wechsel seines Auftretens, der Verschiedenheit von Zeiten oder Personen aus. Eben hierin liegt auch der Sinn des Satzes der Identität." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 252

236 Die Überzeugung von der objektiven Qualität der Sinnesqualitäten ist Blödsinn.

237 "Es ist, als sollten in einem beständige strömenden Fluß Linien gezogen werden, Figuren gezeichnet, die standhielten. Zwischen dieser Wirklichkeit und dem Verstand scheint kein Verhältnis des Auffassens möglich, denn der Begriff trennt, was im Fluß des Lebens verbunden ist, er repräsentiert etwas, das unabhängig von dem Kopf, der es ausspricht, gilt, also allgemein und immer. Der Fluß des Lebens aber ist überall nur einmal, jede Welle in ihm entsteht und vergeht." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 349

238 Täuschungen entstehen, wenn wir Wörter als Sachen gelten lassen.

239 "Die Regeln des Universums, die wir zu kennen glauben, sind tief in unseren Wahrnehmungsprozessen begraben." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 47

240 Die Belastung mit Qualitäten erschwert die methodische Aufgabe.

241 Zwischen Aussagen über ein identifiziertes Individuum und Aussagen über eine Klasse von Dingen besteht eine tiefe Kluft. Solche Aussagen gehören verschiedenen Typen an.

242 "Die Sprache versichert durch die Syntax von Subjekt und Prädikat ständig, daß 'Dinge' irgendwie Qualitäten und Attribute 'haben'." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 81

243 "So ist unsere Sprache aufgebaut: 'Der Stein ist hart' usw. Und diese Redeweise ist gut genug für den Marktplatz: 'Das ist eine neue Sorte'. 'Die Kartoffeln sind verfault.' 'Die Eier sind frisch' usw." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 81

244 die typisch anthropomorphe Ausdrucksweise.

245 "Wir ziehen (draw) Unterscheidungen; d.h. wir entnehmen sie. Die Unterscheidungen, die nicht gezogen werden, existieren nicht." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 120

246 Bei völlig wertfreier Einstellung müßten Wahrheit und Irrtum das Gleiche sein.

247 der verdinglichte, gesunde Menschenverstand

248 "Teile', 'Ganzheiten', 'Bäume' und 'Geräusche' als solche existieren nur in Anführungszeichen. W i r sind es, die 'Baum' von 'Luft' und 'Erde' unterscheiden, 'Ganzes' von 'Teil' usw." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 120

249 Jeder allgemeine Satz beruth auf gutem Glauben und alle Abstraktionen müssen willkürlich sein.

250 "Bekanntlich ist es sehr schwierig, allmähliche Veränderungen aufzuspüren, weil wir mit unserer hohen Sensibilität für schnelle Veränderung auch das Phänomen der Gewöhnung einhergeht. Um zwischen langsamen Veränderungen und dem (nicht wahrnehmbaren) Unveränderten zu unterscheiden, brauchen wir eine Uhr." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 121

251 Die Frage der menschlichen Zwecksetzung hat nichts mit den Notwendigkeiten des physischen Geschehens gemein.

252 In einer linearen, rationalen Welt kommt nichts vor, was nicht gerade, eben und gleichförmig ist.

253 "Die Physik der Billardkugeln legt nahe, daß, wenn Kugel A Kugel B anstößt, A Energie an B 'abgibt', wobei B 'mit' der Energie reagiert, die sie von A erhielt. Das ist die alte Syntax, und sie ist zutiefst unsinnig. Zwischen Billardkugeln gibt es natürlich kein 'Anstoßen', 'Abgeben', 'Reagieren' oder 'Verwenden'. Diese Worte verdanken sich der Gewohnheit, Dinge personifizieren, und erleichtern es, so vermute ich, von diesem Unsinn zur Verdinglichung von Menschen überzugehen." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 126

254 Was vor allem Not tut ist die Befreiung von geistiger Unterdrückung.

255 Vorurteile in Form von Begriffen beschränken den Gebrauch des Intellekts.

256 Jedes Ergebnis menschlicher Zielsetzung ist für die gesellschaftliche Existenz des Menschen von unbestreitbarer Wichtigkeit, aber man sollte es endlich aufgeben, gesellschaftliche Ereignisse als gesetzmäßige Kundgebungen eine naturnotwendigen Geschehens zu betrachten. Menschliche Motive und Zielsetzungen sind keiner Berechnung zugänglich.

257 Werte sind inkommensurabel und eine Entscheidung ist nur aufgrund eines Vorziehens möglich.

258 Alles, was nicht in der Zeit vorgeht, bedeutet eine Verneinung des Sinnlichen.

259 Größen kann man mathematisch und damit objektiv ermitteln, sie können nicht angezweifelt werden.

260 Das Denken entspringt der Notwendigkeit im unsteten Wandel der Sinneswahrnehmungen, Begierden und Gefühle etwas Festes zu stabilisieren.

261 Anarchie der Wertsysteme: Die grundlegenden Werhaltungen sind unaufhebbar vielfältig, so daß wir genötigt sind, aufgrund einer Wertpräferenz zu wählen.

262 "Aber da es dem Logiker nicht auf das Konkrete und seine Einzelzüge ankommt, sondern auf die betreffende Idee, auf das in der Abstraktion erfasste Allgemeine, so hat er unmittelbar keinen Anlaß, den Boden der Abstraktion zu verlassen und statt der Idee vielmehr das Einzelne, dieses sein konkretes Erlebnis, zum Zielpunkt seines Interesses zu machen." - Edmund Husserl in Reiner Wiehl (Hg), Geschichte der Philosophie Bd. 8, Stuttgart 1981, Seite 177

263 Alle Objektivierung ist in Wahrheit Vermittlung und muß Vermittlung bleiben.

264 Sprachkritik ist Kritik der sprachlichen Denkform.

265 "Der logische Atomismus (eines Bertrand Russell) ist im Prinzip "die logisch-mathematische Neufassung der alten Ockhamschen Devise, daß die Erkenntnis nicht ohne zwingende Notwendigkeit zusätzliche Entitäten in Anspruch nehmen darf ('Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem'). Dieses Prinzip gilt es überall dort anzuwenden, wo wir aufgrund der Vagheit des sprachlichen Ausdrucks oder aufgrund mangelnder direkter Bekanntschaft mit dem Gegenstand der Erkenntnis dazu neigen, fälschlich auf die Existenz unbekannter Entitäten zu schließen. So verbindet sich im Gebrauch dieses Prinzips Erkenntniskritik mit Sprachkritik." - Reiner Wiehl (Hg) in Geschichte der Philosophie Bd. 8, Stuttgart 1981, Seite 268

266 Frege nennt den Satz einen zusammengesetzten Namen.

267 "Ein Satz muß mit alten Ausdrücken einen neuen Sinn mitteilen." -Wittgenstein, Ludwig; Tractatus logico-philosophicus; Ffm 1980; § 4.O3(

268 "Die Gegenstände kann ich nur 'nennen'. Zeichen vertreten sie. Ich kann nur von ihnen sprechen, 'sie aussprechen kann ich nicht'. Ein Satz kann nur sagen, wie ein Ding ist, nicht was es ist." -Wittgenstein, Ludwig; Tractatus logico-philosophicus; Ffm 1980; § 3.221(

269 "Die Welt des Glücklichen ist eine andere, als die des Unglücklichen." - Ludwig Wittgenstein, ohne weitere Quelle

270 Statt des Wortes "Gesetz" kann man auch "Formel" sagen.

271 Was nicht quantifiziert werden kann ist nicht wirklich.

272 Definitionen sagen nichts über die Wirklichkeit aus. Definitionen gibt es nur in der Mathematik.

273 Die Welt des Mythos, der Wissenschaft, der Religion, der Kunst: Jede dieser Welten kommt eine eigene Form der Rationalität zu, ein eigenes System von Regeln.

274 Im unaufhörlichen Fluß der Erscheinungen kann es überhaupt keine beharrenden Substanzen geben, weder Dinge, noch Personen, noch Ideen.

275 Der Begriff ist etwas, das ausschließlich in unseren Köpfen existiert.

276 "Für Konfuzius ist weniges für Frieden, Rechtschaffenheit und Wohlfahrt so verderblich, wie die Verwirrung der Namen und Begriffe. Als Konfuzius einmal gefragt wurde, welche Maßnahmen im Staate er zuerst ergreifen würde, wenn er Macht hätte zu bestimmen, antwortete er: Sicherlich die Richtigstellung der Begriffe!" - Vgl. Hans Joachim Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie Bd. 1, Ffm 1971, Seite 91

277 "Ubi materia, ibi geometria." (Wo Materie ist, da ist Mathematik)

278 Für Kepler liegt das Buch der Natur aufgeschlagen vor uns. Um es lesen zu können, bedürfen wir der Mathematik, denn es ist in mathematischer Sprache geschrieben. Die Naturvorgänge sind quantitativ und damit meßbar, wo das nicht ohne weiteres der Fall ist, muß die Wissenschaft die Anordnung des Experiments so treffen, daß sie meßbar sind.

279 Je abstrakter, je mehr auf Übereinkunft beruhend der Wertcharakter.

280 Wirklichkeit gibt es nur in der Gegenwart.

281 Geltung wird gesetzt; etwas ist gesetzt, es gilt.

282 "Die Besitznahme ist teils die unmittelbare körperliche Ergreifung, teils die Formierung, teils die bloße Bezeichnung." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 119

283 "Der Wert ist ein inneres Gleiches von Sachen, die in ihrer Existenz spezifisch ganz verschieden sind." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 194

284 Das oberflächliche Denken hält sich an Abstraktionen.

285 Inkommensurabilität = Unmeßbarkeit, Unvergleichbarkeit.

286 Nur isolierte, kontexunabhängige Größen können einem mathematischen Modell unterworfen werden.

287 Von den faktischen Einzelfällen aufs Allgemeine, Gesetzmäßige schließend, erzeugt diese Methode ein Wissen, dessen Anwendung die Möglichkeit eröffnet, mit gezielten Eingriffen Vorgänge in der Natur, aber auch in der Gesellschaft zu beeinflußen und zu beherrschen.

288 Man hatte nicht erkennen können, was etwa mit grundlegenden Begriffen wie Materie, Zeit, Raum oder Kausalität falsch sein sollte, wo diese sich doch in der Geschichte der Wissenschaft so ausgezeichnet bewährt hatten.

289 Es gibt soviele Logiken, wie es Sprachen mit verschiedenem Bau gibt.

290 Das Bewußtsein ist die Wirklichkeit.

291 Das Verhältnis zwischen Subjekt und Prädikat, das uns als Grundlage alles Denkens erscheint, ist doch nur ein Produkt der Sprache.

292 "Die Wirklichkeit ist intellektuell nicht zu erfassen, weil sie es ist, die denkt." - Vgl. Ken Wilber, Das Spektrum des Bewußtseins, Bern/München/Wien 1987, Seite 93

293 Das Denken geht linear vor, die Wirklichkeit nicht.

294 "In der Gegebenheit, dem ungeformten Rohstoff unseres Erlebens, liegen Wirklichkeit und Wert chaotisch durcheinander." - Gustav Radbruch, Rechtsphilosophie, Stuttgart 1973, Seite 87

295 Dem esoterischen, nicht-dualen Erkennen steht das exoterische - symbolische Erkennen gegenüber.

296 "Jedes Dogma ist tief unmoralisch." - Hans Pfeil in Jean-Marie Guyau und die Philosophie des Lebens, Augsburg/Köln/Wien 1928, Seite 38

297 "Die reale Welt ist ein vieldimensionales, nichtsukzessives, simultanes Muster von unendlicher Vielgestaltigkeit. Der Versuch dieses Muster mit dem Verstand zu erfassen, ähnelt dem Versuch, ein Gemälde von Renoir durch ein Mikroskop zu erfassen." - Vgl. Ken Wilber, Das Spektrum des Bewußtseins, Bern/München/Wien 1987, Seite l03

298 Das Denken ist eine bloße Gleichsetzung, bei der nichts herauskommt, was wir nicht vorher hineingesteckt haben.

299 Das eigentliche Leben läuft dem Denken immer davon und kann niemals von ihm eingeholt werden.

300 Das Gerechte ist wie das Wahre und das Gute, bzw. das Schöne ein absoluter, d.h. aus keinem anderen ableitbarer Wert.

301 "Der Anarchismus ist nicht bloß eine Idee, ein Ziel. Er ist vor allem eine Methode." - Volin, Die unbekannte Revolution, Bd. 1, Hamburg o.J., Seite 272

302 "Die Wissenschaft entscheidet nichts über den Grund der Dinge." - Hans Pfeil in Jean-Marie Guyau und die Philosophie des Lebens, Augsburg/Köln/Wien 1928, Seite 47

303 nicht allgemein-gültig, sondern individuell brauchbar.

304 die Herrschaft des Zweckrationalismus

305 Es ist unmöglich, die letzten Elemente der Materie unabhängig von jedem Denken und Bewußtsein vorzustellen. Jeder Versuch, irgendwelche Urelemente im atomaren Bereich zu konstatieren ist nichts als naive Namensgebung.

306 Der Versuch, das Seiende auf physikalische oder chemische Formeln zu bringen, ist völlig aussichtslos.

307 Der objektive Idealismus versucht in ebenso einseitiger Weise alles Seiende psychisch zu interpretieren.

308 Jedes theoretische System, das etwas über Gründe auszusagen versucht, ist metaphysisch.

309 Inkommensurabel ist alles, was nicht weiter zurückgeführt werden kann.

310 Alles Denken ist im Grunde ein Zählen und Rechnen, d.h. es beruth auf der Aufeinanderfolge in der Zeit.

311 3 Sprachwelten: adjektiv, substantiv, verbal

312 Der Systematiker will alles aus einem Prinzip ableiten.

313 Wissen ist auf ewig beschränkt auf die Dinge in Raum und Zeit.

314 In der Quantentheorie ergibt sich die Schwierigkeit, daß es unmöglich ist, zwischen den physikalischen Erscheinungen und deren Beobachtung zu unterscheiden.

315 "Was wir unser Denken nennen, das ist eine Folge von Tautologien, von Logologien."

316 die sprachliche Willkür der Symbolsysteme; Tyrannei der Benennungen

317 Die Welt ist nicht aus einem Prinzip zu erklären.

318 Eine Haupaufgabe des Denkers ist die Kritik der Abstraktionen.

319 Vergewaltigung der Wirklichkeit im Interesse einer Systemkonsequenz.

320 Der Zweck aller Begriffe und Gesetze ist Denkökonomie, Vorstellungsersparnis durch Zusammenfassung "gleicher" Erfahrungen.

321 In der Welt der Ganzheiten gibt es keine Ursachen, sondern nur Schicksale.

322 "Der 'reine Geist' ist eine reine Dummheit; rechnen wir das Nervensystem und die Sinne ab, die 'sterbliche Hülle', so 'verrechnen' wir uns - weiter nichts!" - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd 6., München 1988, Seite 181

323 "Überzeugungen sind Gefängnisse." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd 6., München 1988, Seite 236

324 Jede Sinneswahrnehmung ist oft bis zur Ununterscheidbarkeit verschmolzen mit einer intellektuellen Erkenntnis.

325 Jahrhunderte vor und nach Ockham haben im Bann der Theorie gestanden, daß die Inhaltlichkeit des Erkenntnisbestandes ein getreues Spiegelbild der Wirklichkeit sei.

326 Allgemeinerkenntnis ist verworrene, undeutliche Erkenntnis.

327 Sprache ist ein Abstraktum.

328 Die Skeptiker und Kyniker behaupteten mit dialektischen Mitteln, daß alles Erkennen überhaupt niemals zur Wahrheit, sondern nur zu einem Scheinwissen führen könne; sie endeten in einem schrankenlosen Relativismus und Konformismus. Denn wenn es keine objektive Wahrheit gibt, so ist das Vernünftigste, sich den jeweils herrschenden Glaubensvorstellungen und Sitten anzupassen.

329 Der Zustand der Erleuchtung bedeutet eine existenzielle Wandlung: Das Durchstoßen von der Vorstellung in die Leerheit. Die Meditation ist das Pflegen der Ruhe und das Anhalten der Vorstellungstätigkeit des "betrunkenen Affen". Jegliche intellektuelle Bemühung ist schädlich, wenn man von ihr Erkenntnis erwartet; nur als Dialektik der Leerheit, des Absurden kann sie ein Ziel bedeuten.

330 'Erklärt' wird nur in einem Mittel-Zweck-Zusammenhang. Alle Erkenntnis ist bloße Beschreibung.

331 "Erkenntnis beruth auf Bezeichnung, auf der Darstellung, auf der Sprache. Deshalb muß sich eine Untersuchung der Erkenntnis an der Sprache vollziehen." - Viktor Kraft, Der Wiener Kreis, Wien/New York 1968, Seite 175

332 "Westliche Erkenntnis wird durch begriffliches Denken erworben und bewahrt. Aber östliche Erkenntnis geht mit anderen Mitteln vor und bewahrt ihre Errungenschaften in anderen Schatzkammern, d.h. in Bewußtseinszuständen." - William S. Haas, Westliches und östliches Denken, Reinbek 1966, Seite 131

333 Wo der Gegensatz als solcher besteht, ist er unaufhebbar. Aus schwarz kann man nicht weiß machen.

334 Ansich und Erscheinung sind inkommensurabel.

335 Das Unbedingte kann nicht nachgewiesen werden. Was wir wissen ist immer ein Bedingtes.

336 "Wie man es machen will, 'wissenschaftlich' zu entscheiden zwischen dem Wert der französischen und deutschen Kultur, weiß ich nicht." -Webe4:27

337 Die Maße des Wirklichen sind fast immer inkommensurabel.

338 Wir 'müssen' alles gegenständlich denken.

339 "Denken ist in der Wurzel schon irren." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 308

340 "Der Umgang mit der Sprache hat eine Tendenz, sich an die Stelle des Umgangs mit den Sachen zu setzen." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 328

341 "Wo das Rechnen anfängt, hört das Verstehen auf. Das Resultat aber besagt nie mehr, als 'Wieviel', nie 'Was'." - Arthur Schopenhauer, Auswahl aus seinen Schriften, München 1962, Seite 26

342 "Stets sind sie eilig, nur zu messen und zu rechnen, halten es für die Hauptsache und le calcul! le calcul! ist ihr Feldgeschrei." - Arthur Schopenhauer, Auswahl aus seinen Schriften, München 1962, Seite 231

343 "Das Wieviel und Wiegroß hat für 'praktische' Zwecke Wichtigkeit - in der Theorie kommt es hauptsächlich auf das 'Was' an." - Arthur Schopenhauer, Auswahl aus seinen Schriften, München 1962, Seite 232

344 Das Geistige und das Seelische sind inkommensurabel.

345 Begriffe, die zwei verschiedenen Ebenen angehören, sind unvereinbar. (Wissenschafts- zu Alltagsbegriffen)

346 "Die Sprache kann nur benennen, nicht erklären; es gibt keine Real- sondern nur Nominaldefinitionen." - Joachim Kühn, Gescheiterte Sprachkritik - Fritz Mauthners Leben und Werk, Berlin/New York 1975, Seite 70

347 Kritik des substantiellen Denkens

348 "Das ist ja der Schwindel aller Mystifikationen a' la Blavatsky, daß sie einem Gewortetes als volle Realität aufbindet!" - Joachim Kühn, Gescheiterte Sprachkritik - Fritz Mauthners Leben und Werk, Berlin/New York 1975, Seite 265

349 Die logische Unverträglichkeit ist ja auch nur ein Fall von logischer Folgebeziehung.

350 Anfang oder lateinisch "Prinzip", bzw. griechisch "arche", meint ein 'logisch' Erstes.

351 Der Begriff des Anfangs steht notwendig mit dem des Unmittelbaren in Verbindung.

352 Inkommensurabel ist, was nichts gemeinsam hat.

353 " 'Wahrheit' ist ein arg abstraktes Substantiv, quasi ein Kamel von einer logischen Konstruktion, das nicht einmal durch das Ohr eines Grammatikers geht." - John Austin, Gesammelte Aufsätze, Stuttgart 1986, Seite 153

354 Gegenstände werden mit Eigenschaften wahrgenommen, die ihnen in Wahrheit gar nicht zukommen.

355 Laster und Tugend können auch mit Tönen, Farben oder Wärme und Kälte verglichen werden. Diese sind ebenso keine Eigenschaften der Dinge, sondern Perzeptionen des Geistes.

356 Werte sind nicht 'objektiv', sondern 'subjektiv'. Es gibt sie nur, weil es Menschen gibt.

357 In jedem echten Normenkonflikt kommt es zu Unverträglichkeiten.

358Kein wissenschaftlicher Satz ist wirklich beweisbar, denn die Ableitbarkeit aus einem unbewiesenen Satz ist kein Beweis.

359 Pluralität der methodologischen Standorte.

360 Die Verallgemeinerung bedeutet eine Flucht aus der Wirklichkeit.

361 Die Wissenschaft bringt nur Konfektionskleider zustande, nach einer glücklichen Formulierung Bergsons, keine Maßanzüge.

362 Jede Bestimmung ist willkürlich.

363 Gesetze können postuliert werden, aber nicht begründet.

364 Es gibt nur Gebrauchsdefinitionen.

365 Um ein wirklicher Dadaist zu sein, muß man auch Antidadaist sein.

366 Das intuitive Erfassen ist völlig "sinnfrei" von theoretischen, ästhetischen oder religiösen Sinnbezügen.

367 Eine Theorie wird zur Steigerung des Übels, das sie zu bekämpfen vorgibt. (Begriffsrealismus)

368 Die Quantenmechanik stellt eine neue Sprache dar, die in die klassische Mechanik nicht übersetzbar ist. Jeder Versuch, Begriffe der klassischen und er Quantentheorie in ein System zu integrieren, führt unweigerlich zu einem inneren Widerspruch.

369 "Die Wissenschaft ist wesentlich ein anarchistisches Unternehmen: der theoretische Anarchismus ist menschenfreundlicher und eher geeignet, zum Fortschritt anzuregen, als 'Gesetz-und-Ordnungs'-Konzeptionen." - Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Ffm 1979, Seite 7

370 "Der Anarchismus ist ein Heilmittel für strenge Denker, die mit ihrer Strenge zu weit gegangen sind." - Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Ffm 1979(

371 Geht man davon aus, daß die Rationalität nicht allumfassend ist, kann das Irrationale nicht ausgeschlossen werden. Hier erfüllt eine anarchistische Erkenntnistheorie ihre Aufgabe.

372 Die im Bewußtsein auftretenden Tatbestände liegen jenseits des sicheren geisteswissenschaftlichen Wissens.

373 "Viele Fragen handeln scheinbar vom Wesen oder der Struktur der Wirklichkeit, während sie nur durch den Nebel hervorgerufen werden, der um unsere Begriffe ist." - Vgl. Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 611

374 "Da man aus einem Naturgesetz unendlich viele Konsequenzen ziehen kann, so ist das Ideal einer vollständigen Verifikation unerreichbar." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 627

375 Ohne ständigen Sprachmißbrauch gäbe es keine Entdeckung und keinen Fortschritt.

376 "Östliches Erkennen ist am Bewußtsein selbst interessiert, westliches Erkennen an den Objekten des Bewußtseins." -Haas, William S; Westliches und östliches Denken; Reinbek 1966;139(

377 "Jede geistige Form scheint zugleich eine Hülle zu bedeuten, in die sich der Geist einschließt. Wenn es gelänge, alle diese Hüllen abzustreifen, dann erst - so scheint es - würden wir zur echten unverfälschten Wirklichkeit, zur Wirklichkeit des Subjekts wie des Objekts durchdringen." - Ernst Cassirer in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 162

378 "Ich halte eine Reform der Wissenschaften, die sie anarchistischer und (in Kierkegaards Sinn) subjektiver macht, für dringend nötig." - Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Ffm 1979, Seite 244

379 Theoretisches Fundamental- und Zentralproblem ist die Wirklichkeitserkenntnis.

380 Der Logos selbst ist die Bedingung alles Faktischen.

381 "Der erkenntistheoretische Anarchismus ist eine ausgesprochene Befreiung des Geistes, der die meisten Gehirne noch gar nicht gewachsen sind." - Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Ffm 1979, Seite 301

047 "Ich habe nicht die Absicht, eine Menge allgemeiner Regeln durch andere zu ersetzen." - Paul Feyerabend in Hans-Peter Duerr, Versuchungen Bd. 2, Ffm 1981, Seite 44

382 "Methode', 'Begriff' und 'Gegenstand' bilden eine bedeutsame Trias, die die Gesamtheit logisch-erkenntnistheoretischer, d.h. prinzipienwissenschaftlicher und denkpsychologischer Probleme umspannt." - Richard Hönigswald in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 372

383 Das anarchistische Babylon mit seiner inkommensurablen Sprachverwirrung. (wirra = Krieg)

384 "Die Schließung von Glaubenssystemen ist also nicht ein Gebot der Logik oder irgendeiner anderen objektiven Instanz, sondern ein Diktat des Willens und deren Interessen und Bedürfnisse, die hinter ihm stehen - ihre Offenheit ist eine Frage der Moral." - Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 88

385 Anything goes - make up the rules as we go along.

386 Der erkenntnistheoretische Anarchismus gilt auch für die Logik.

387 "Denn nur dann faßt man die Welt rein objektiv auf, wenn man nicht mehr weiß, daß man dazugehört." - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 2 - Teil2, Zürich 1977, Seite 436

388 "Die Frage nach 'richtig' oder 'falsch' kann in aller Strenge zwar innerhalb einer Idealisierung, aber nicht in der Beziehung zur Wirklichkeit gestellt und entschieden werden." - Werner Heisenberg, Ordnung der Wirklichkeit, München 1989, Seite 145

389 "Wir theilen die Dinge nach Geschlechtern ein, wir bezeichnen den Baum als männlich, die Pflanze als weiblich: welche willkürlichen Übertragungen!" - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 1, München 1988, Seite 878

390 Schopenhauers Ablehnung einer jeden Geschichtlichkeit für das Wesen der Wirklichkeit.

391 Den Durchmesser eines Kreises kann man nicht mit seiner Peripherie vergleichen.

392 "Alles Wunderbare aber, das wir gerade an den Naturgesetzen anstaunen, das unsere Erklärung fordert und uns zum Mißtrauen gegen den Idealismus verführen könnte, liegt gerade und ganz allein nur in der mathematischen Strenge und Unverbrüchlichkeit der Zeit- und Raum-Vorstellungen. Diese aber produciren wir in uns und aus uns mit jener Nothwendigkeit, mit der die Spinne spinnt; wenn wir gezwungen sind, alle Dinge nur unter diesen Formen zu begreifen, so ist es dann nicht mehr wunderbar, dass wir an den Dingen eigentlich nur eben diese Formen begreifen: denn sie alle müssen die Gesetze der Zahl an sich tragen, und die Zahl gerade ist das Erstaunlichste in den Dingen." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 1, München 1988, Seite 885

393 Jede 'letzte' Norm, jedes höchste Prinzip, ist auf gar keine Weise mehr zu rechtfertigen, weil es eben ein letztes ist.

394 Wir besitzen verschiedene Sinnesorgane für das Sehen, das Hören, Tasten, Riechen oder Schmecken und für kalt und warm. Die Gebiete, die sie umschließen sind völlig verschieden und haben zunächst nichts miteinander zu tun. Es gibt von vornherein keine Brücke zwischen dem Empfinden für Farben und dem Empfinden für Töne.

395 Die wissenschaftliche Methode ist der Versuch, Versuchsbedingungen zu schaffen, die sich einer absolute Kontrolle unterwerfen lassen.

396 Für eine wirkliche Zeit gibt es keine rationale Basis; jede Maßeinheit für die Zeit ist vollkommen willkürlich.

397 Die objektive Welt ist eine Illusion.

398 "Wissenschaft ohne Religion ist wie ein Lahmer; Religion ohne Wissenschaft ist wie ein Blinder." - Albert Einstein in Larry Dossey, Die Medizin von Raum und Zeit, Reinbek 1987, Seite 284

399 Die Motive, aus denen wir unsere Weltsicht zusammenstellen, sind mehr von Zweckdienlichkeit als von Wahrheitsfindung bestimmt.

400 "Die Sprachwirkung ist die ins Subjekt eingeführte Ursache." - Vgl. Bernhard Taureck (Hg), Psychoanalyse und Philosophie - Lacan in der Diskussion, Ffm 1992, Seite 42

401 "Es gibt keinen Diskurs, in dem nicht auch Herrschaft wäre." - Vgl. Bernhard Taureck (Hg), Psychoanalyse und Philosophie - Lacan in der Diskussion, Ffm 1992, Seite 50

402 "Verlogenheit schließt einen ungerechtfertigten Anspruch auf Wahrheit ein, während ein Problem von Wahrheit und Falschheit in dem Bereich der Trennung von (physischer) Erscheinung und (psychologischer) Wirklichkeit gar nicht entsteht." - Vgl. Bernhard Taureck (Hg), Psychoanalyse und Philosophie - Lacan in der Diskussion, Ffm 1992, Seite 280

403 "Denn alle sprachliche Darstellung muß der Eindimensionalität des Zeitablaufs gehorchen, während das System der Sache selbst vieldimensional ist." - Siegfried Marck in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 42

404 "... daß die ganze Objektivität mit einem Wort eben nicht die absolute Objektivität ist, sondern nur eine Objektivität für den Menschen und etwaige ähnlich organisierte Wesen." - Friedrich Albert Lange in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion; Darmstadt 1987, Seite 63

405 "Die Erkenntnis ist ein Bestimmungsproblem." - Werner Flach in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 155

406 Die Physik wurde erkenntnistheoretisch und untersuchte unmittelbar das 'Wissen', während die klassische Physik eine 'Wesenheit' (die äußere Welt) untersuchte, oder zu untersuchen bestrebt war, welche das Wissen beschreiben soll.

407 Das erkenntnistheoretische Problem ist überall dasselbe: allgemeingültiges Wissen aus Erfahrung.

408 Was die Naturerkenntnis ausmacht (in der Form der Kausalität, bzw. Substanz etc.), ist nur eine Verknüpfung von Vorstellungen, ist nur die Herstellung eines logischen Zusammenhangs zwischen den Sinnesdaten, der eben nur in Gedanken und als Begriff besteht.

409 "Das lebendigste Objekt, worauf irgendein Erkennen sich richtet, hört auf, real zu leben, soweit es begriffen ist. Der Dualismus von Wirklichkeit und Begriff ist niemals aufzuheben. Seine Überwindung würde zugleich die Wissenschaft selbst überwinden." - Heinrich Rickert in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 304

410 In der Wirklichkeit gibt es nirgends feste Grenzen, sondern durchweg nur allmähliche Übergänge.

411 Das Quantitative ist Materialismus profanster Art.

412 Alle Wahrnehmung ist unbewußtes Schließen.

413 Alle Wissenschaft und Philosophie ist Theorie der Gegenständlichkeit.

414 "Substanz", "Seele", "Materie" - alles bloße Worte, bar jeden Inhalts.

415 Der Gegensatz einer objektiven Welt der Quantitäten und einer subjektiven Welt der Qualitäten, der drei Jahrhunderte lang die Philosophie verwirrt hatte, wurde mit der Mach'schen Analyse der wissenschaftlichen Erkenntnis überwunden.

416 "Begriffsdenken könne zu nichts mehr führen, als zum Totschlagversuch gegen die lebendige Welt. Bei unseren Versuchen, die Welt zu betasten und zu begreifen haben wir sie entleibt und sie in die leeren Appartments unserer Assoziationen und Allgemeinbegriffe hineinkomplimentiert." - Gustav Landauer, ohne weitere Quelle

417 Dem Anarchismus wird ein einheitliches Paradigma abgesprochen.

418 Alle Logik ist Verwertungslogik.

419 Jede begriffliche Beschreibung der Wirklichkeit abstrahiert von der Mannigfaltigkeit ihrer konkreten Eigenheiten.

420 Werte können nur auf konkrete und individuelle Entitäten bezogen werden. Das Bezugsobjekt eines Gesetzes ist aber stets eine abstrakte Größe.

421 "Das Gesetz und das Ereignis bleiben als letzte, inkommensurable Größen unserer Wertvorstellung nebeneinander bestehen." - Wilhelm Windelband in Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 55

422 Die konkrete Einzigartigkeit und Unergründlichkeit markiert die Grenze der Begriffsbildung.

423 Die Beziehung zwischen Begriff und Objekt ist rein logischer Natur.

424 "Weil ein Begriff ein künstlich geschaffenes geistiges Gebilde ist, d.h. eine Abstraktion, ist die Wirklichkeit stets gehaltvoller. Durch fortgesetzte logische Abstraktion entstehen immer inhaltsleerere Begriffe. Zwar mag die konkrete Wirklichkeit unter Begriffe fallen, doch weil diese abstrakt und weniger gehaltvoll sein müssen, können sie die Wirklichkeit selbst nicht in sie aufnehmen. Die konkrete Wirklichkeit ist eben 'irrational', sie ist kein möglicher Gegenstand der Erkenntnis, weil sie nicht "begriffen" werden kann." - Vgl. Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 56

425 Erkenntnis besteht nicht in der Abbildung des Gegenstandes, sondern in der Stellungnahme zu einem Wert. Jeder Willensakt läßt sich als Stellungnahme für oder gegen etwas begreifen. Willensakte sind gebunden an ein entweder/oder begreifen. Wir sind jeweils gezwungen uns für eine von zwei Möglichkeiten zu entscheiden.

426 Wert und Wirklichkeit müssen strikt voneinander geschieden werden.

427 Werte lassen sich nur dann miteinander vergleichen, wenn ihre Geltung auf ein und derselben Grundlage fußt.

428 Methodologie bedeutet Beschäftigung mit der Logik wissenschaftlicher Begriffsbildung.

429 Kein wissenschaftliches Gesetz ist wirklich beobachtbar.

430 Das logische Problem der Beziehung zwischen Begriff und Begriffenem wird nicht in seiner methodischen Tragweite erkannt.

431 "Kausalität", "Gesetz" oder "../../b-u-t/221149/wbbeg.html" target="_blank">Begriff" sind die Kategorien des objektivierenden Erkennens.

432 "Die 'Erfahrung', welche die objektivierende Wissenschaft schafft, ist erst möglich nach der Loslösung der Wirklichkeit von der Aktualität des wirklich Erlebten. Sie ist ein für bestimmte, ursprünglich praktische, später logische Zwecke geschaffenes, unwirkliches Abstraktionsprodukt." - Vgl. Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 73

433 Nomologisches Wissen, also Kenntnis von Gesetzen, gibt es nur als Abstraktion. Erst die generalisierende Bearbeitung schafft Objekte und Gesetze.

434 Alle unsere Begriffe sind idealtypische Kollektivbegriffe.

435 Der Glaube, daß wir das erlebte Geschehen auch so zu 'denken' vermögen, wie es 'erlebt' wird, ist logisch unrichtig.

436 "Die Einschulung des Auges auf die Beobachtung der Wirkung qualitativ gleichartiger Ursachenkategorien und die stete Verwendung des gleichen begrifflich-methodischen Apparates bietet alle Vorteile der Arbeitsteilung." - Vgl. Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 170

437 "Die Versuchung der Wirklichkeit Gewalt an zu tun, um die reale Geltung der Konstruktion in der Wirklichkeit zu erhärten, wird fast unwiderstehlich." - Vgl. Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 204

438 "Urteile setzen überall die 'logische' Bearbeitung des Anschaulichen, das heißt die Verwendung von Begriffen voraus." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 209

439 "Unberechenbarkeit ist das Privileg des Verrückten...." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 226

440 Unsere ganze Erkenntnis bezieht sich auf eine kategorial geformte Wirklichkeit. Die Art der Bildung der Begriffe ist eine Zweckmäßigkeitsfrage.

441 Wortstreitigkeiten sind unfruchtbar.

442 "Vielleicht ist die Außenwelt ohnehin bloß eine Illusion; aber wenn sie existiert, besteht sie aus einer Unzahl kurzlebiger, kleiner und richtungsloser Vorgänge. Ordnung, Einheitlichkeit und Kontinuität sind Erfindungen des Menschen, genauso wie Kartotheken und Enzyklpädien." - Bertrand Russell, Philosophie - Die Entwicklung meines Denkens, Ffm 1988, Seite 279

443 Jedes nicht-dogmatische Vorgehen beruth auf der natürlichen Methode von Versuch und Irrtum.

444 auf dem Boden der Tatsachen

445 "... ob nämlich den Sprachworten 'Gott', 'Seele', 'Wille' irgend etwas in der Wirklichkeit entspreche, so ist für den Sprachkritiker die Antwort gewiß: 'nein'." - Fritz Mauthner, Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande Bd. 4, Ffm 1989, Seite 435

446 Der Wortrealismus, d.h. der Aberglaube an die Substantialität der abstrakten Begriffe ist eine Überschätzung der Logik.

447 "Das Existieren läßt sich aus dem Urteilen nicht ableiten. Das Sein ist schon eine Logisierung und Objektivierung, primär hingegen ist das Existieren." - Nicolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 74

448 "Im Sein gibt es aber einen dunklen Grund. Das Denken ist mit diesem dunklen Grund nicht identisch. Hinter jedem Sein gibt es ein tieferes Sein. Der Übergang zum tieferen Sein ist Transzendieren." - Nicolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 77

449 "Es liegt eine tiefe Melancholie in dem Gedanken daran, daß alles unbeständig und vorübergehend ist." - Nicolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 173

450 Alle Antinomien werden von der Objektivierung erzeugt.

451 Jedes Kausalverhältnis ist ein Erzeugnis der Objektivierung, es existiert nur in der Welt der Objekte.

452 "Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wie auch die Ausbeutung des Menschen durch den Staat ist eine Verwandlung des Menschen in ein Objekt." - Nicolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 237

453 In der kartesianischen wie in der scholastischen Philosophie wurde angenommen, daß die Verknüpfung von Ursache und Wirkung logisch zwingend wäre. Der erste wirklich ernsthafte Angriff auf diese Ansicht ging von David Hume aus und revolutionierte mit Kant das 19. Jahrhundert.

454 Wirklich ist im physikalischen Weltbild nur, was 'meßbar' ist.

455 Die Objektivität wird nur allzuleicht als geistige Gewalt gegen andere benützt.

456 "Es gibt nichts Räumlich-Zeitliches, das nicht der Idee des Mechanismus unterläge." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 471

457 Der fundamentalste erkenntnistheoretische Unterschied ist der zwischen 'Realem' und 'Idealem'.

458 Nomologische Wissenschaften nennen wir solche, welche im Gesetz ihr einigendes Prinzip, sowie wesentliches Forschungsziel haben.

459 Die Verwirrung der Begriffe hemmt die Entwicklung des Denkens.

460 Das Allgemeine ist ein ideale Einheit.

461 "Zu jeder sachlichen Einheit gehört ein Gesetz." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2 - Teil 1, Tübingen 1980, Seite 283

462 "Das logische Interesse, das auf die identisch-einheitlichen Bedeutungen geht, fordert Konstanz der Bedeutungsfunktion." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2 - Teil 1, Tübingen 1980, Seite 322

463 "Das geschriebene Wort ist ein physisches Objekt so gut wie irgendein beliebiger Federzug oder Tintenfleck auf dem Papier; es ist uns als in demselben Sinne wie irgendein physisches Objekt sonst gegeben, d.h. es erscheint, und daß es erscheint, heißt hier wie dort nichts anderes, als daß ein gewisser Akt Erlebnis ist, in dem die und die Empfindungserlebnisse in gewisser Weise "apperzipiert" werden." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2 - Teil 1, Tübingen 1980, Seite 407

464 Unterscheidung von Spezialisten und Generalisten.

465 Sprache ist auch ein Medium von Herrschaft und sozialer Macht, darin liegt ihr ideologischer Charakter.

466 "Kein Niveau ist also hoch genug, um die Spannung zwischen Anschauung und Theorie zu überwinden; keines so gering, um sie überflüssig erscheinen zu lassen." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 123

467 "Abschaffung' der Kausalität bedeutete somit in strenger Konsequenz dieser Überlegung: Abschaffung der - Physik." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 207

468 Begriffe sind die Elementarfaktoren der Erkenntnis.

469 In jedem Begriff spiegelt sich eine bestimmte Problemlage.

470 Der Begriff repräsentiert in relativ knapper sprachlicher Form ein 'Theorem'.

471 Alle physikalische Forschung bleibt am Problem des physikalischen Gegenstandes orientiert.

472 "Kaum betont zu werden braucht, daß auch die Probleme der Biologie und der Geschichte nicht biologische und historische Probleme sind. Denn sie betreffen die Frage des Gedankens der Gegenständlichkeit, insonderheit die Grundlagen des Systems der Wissenschaften. Daß Biologie und Historiker selbst allen Anlass haben mögen, sich mit ihnen zu beschäftigen, bedarf kaum der Erwähnung; ebenso, daß sie sich dabei ihrer eigenen Kriterien zu versichern haben. Unter welcher Flagge sie das tun, ist unerheblich. Der Sache nach handelt es sich immer nur um eines: um die Gründe und Formen der Differenzierung des Gegenstandsgedankens in den bezüglichen Forschungsbereichen." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 253

473 Der Vorwurf des Szientismus ist der Vorwurf von Dogmatismus und Autoritätsglauben.

474 "... denn nur durch das Wissen können wir uns geistig befreien - von der Versklavung durch falsche Ideen, Vorurteile und Idole." - Karl Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, München 1989, Seite 150

475 Die Wirklichkeit der Alltagswelt ist die oberste Wirklichkeit.

476 Alle Definitionen haben eine 'Behauptung' wie eine 'Forderung' in sich. In die 'questio facti' mischt sich die 'questio juris' mit ein. Der Beschreibungsgedanke wird selbst zur Norm.

477 Das Problem der Setzung ist ein Problem der Rechtfertigung.

478 Sprache typisiert nicht nur, sie entpersönlicht auch.

479 Jede Veränderung bezieht sich auf die Einheit des Gegenstandes.

480 Die schlichte Wortbedeutung ist bereits eine Form der Begriffsbildung.

481 Die Verschiedenheit der Werte bedeutet lediglich eine Verschiedenheit unzerlegbarer Qualitäten.

482 "Die mit dem Charakter der Wahrnehmung auftretenden Bewußtseinsakte verlaufen so, als ob die von der realistischen Hypothese angenommene Welt der stofflichen Dinge wirklich bestünde. Aber über dieses 'als ob' kommen wir nicht hinweg, für mehr als eine ausgezeichnet brauchbare und präzise Hypothese können wir die realistische Meinung nicht anerkennen; notwendige Wahrheit dürfen wir ihr nicht zuschreiben, da neben ihr noch andere unwiderlegbare idealistische Hypothesen möglich sind." -Helmholtz, Hermann von; Schriften zur Erkenntnistheorie; Berlin 1923;41(

483 "Viel Logik - viel Gleichheit; viel Gleichheit - viel Logik." - Laurent Verycken, ohne weitere Quelle

484 "Ich meine daher, daß es gar keinen möglichen Sinn haben kann von einer anderen Wahrheit unserer Vorstellungen zu sprechen, als von einer 'praktischen'. Unsere Vorstellungen von den Dingen 'können' gar nicht anders sein, als Symbole, natürlich gegebene Zeichen für die Dinge, welche wir zur Regelung unserer Bewegungen und Handlungen benützen lernen. Wenn wir jene Symbole richtig lesen gelernt haben, so sind wir imstande, mit ihrer Hilfe unsere Handlungen so einzurichten, daß dieselben den gewünschten Erfolg haben, d.h. daß die erwarteten neuen Sinnesempfindungen eintreten. Eine andere Vergleichung zwischen den Vorstellungen und den Dingen gibt es nicht nur in der 'Wirklichkeit' nicht - darin sind sich alle Schulen einig - sondern eine andere Art der Vergleichung ist gar nicht 'denkbar' und hat gar keinen Sinn." - Hermann von Helmholtz, Schriften zur Erkenntnistheorie, Berlin 1923, Seite 156

485 Die Sprache bringt dazu, Namen für gar nicht existierende Gegenstände zu erfinden und diesen Gegenständen Realität zuzuschreiben. Der Wortrealismus schafft Pseudo-Objekte.

486 "Gewiß ist die Sprache nicht die einzige oder letzte Grundlage unserer Weltauffassung und darf keinesfalls mit dem Denken gleichgesetzt werden..." - Ernst Topitsch, Erkenntnis und Jllusion, Hamburg 1979; Seite 31

487 Unter "Wortrealismus" kann die Neigung verstanden werden, überall dort, wo die Sprache für etwas einen eigenen Namen, eine selbständige Bezeichnung hat, einen Wirklichkeitssachverhalt, ein reales Ding anzunehmen und das Wort für eine Entsprechung derselben zu halten.

488 "Das Materiefreie ist das Freie." - Plotin, ohne weitere Quelle

489 Die Kardinalfrage der Erkenntnistheorie: was heißt objektive Wahrheit; was ist Objektivität?

490 Den Stoff zu aller Erkenntnis liefern unsere Empfindungen; in ihnen liegen die 'Data' zu der ansich leeren Begriffsform.

491 Die kritische Methode besteht in der prinzipiellen Trennung der ideellen Erkenntnisfaktoren von den empirischen.

492 Im Dogmatismus wird das Denken mit dem Erkennen verwechselt.

493 "Ideen sind nicht Erkenntnisbegriffe, sie fallen nicht in das Gebiet der theoretischen, sie gehören zum Bereich der praktischen Vernunft." - Alois Riehl, Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Leipzig/Berlin 1919, Seite 168(

494 "Wende dich nicht nach außen! Bei dir selbst kehre ein! Im Innern des Menschen wohnt die Wahrheit." - Augustinus in Ludwig Pongratz, Problemgeschichte der Psychologie, Bern/München 1967, Seite 24

495 "Für uns ist schon die elementarste Konstatierung einer Tatsache ein Urteil, und damit fällt Erkennen und Urteilen zusammen." - Heinrich Rickert in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 461

496 Aufgabe der Erkenntnistheorie ist Feststellung des Verhältnisses zwischen gegenständlich Gedachtem und dem Wirklichen.

497 "Die Geltung wird mit der Vergegenständlichung gesetzt." - Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 441

498 "Unsere Aussage 'Empfindung', im Gegensatz zu empfindungslosen Vorstellungen, enthält bereits ein 'Existenzialurteil'. Und dieses Urteil ist ein ausgesprochen logisches, ein Urteil, welches die Abhängigkeit aufgrund irgendwelcher logischer Erwägungen anerkennt. Die Empfindung ist kein ursprüngliches Element unserer Erfahrung. Ihre vermeintliche Unmittelbarkeit, qualitative Einfachheit und passive Natur ist vielmehr ein bloßes traditionelles Dogma und die prüfungslose Beibehaltung jenes Dogmas, welches die Empfindung als ein unauflösliches Erkenntnis- und Vorgangselement bewertet, kann nicht mehr gerechtfertigt werden." - Berthold Kern in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 321

499 "Die Erklärung, daß die Wahrheit einer Erkenntnis die Übereinstimmung mit dem Gegenstande bedeutet, erweist sich als Zirkel: denn sie 'stellt', die Frage erst, die sie zu lösen vorgibt. Der Begriff des 'Gegenstandes' vermag uns keine befriedigende Antwort zu geben, da in ihm die 'Aufgabe' nur in anderer Wendung, dem eigentlichen Gehalt nach aber völlig identisch, wiederholt wird." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 272

500 "Erkennen heißt denken, aber bis zu Ende denken." - Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 170

501 "Die wahren Anfänge und Grundlagen der Erkenntnis sind überall objektive Einheiten." - Vgl. Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 166

503 "Wir müßten ebenso bereitwillig von einem Bewußtsein des 'Blauen' oder 'Kalten', von einem Bewußtsein des 'Und', des 'Wenn', des 'Aber' und des 'Durch' sprechen." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 515

504 Alle Wirklichkeitsprobleme sind Probleme der Konstruktion.

505 "Gegenstand wie Erkenntnis sind und bleiben Probleme der Verbindung." - Hermann Cohen in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 115

506 Wissen und Erkennen ist letztlich immer Urteilen.

507 Geltung ist die prinzipielle Qualifikation von Erkenntnis und fällt mit ihrem Urteilscharakter zusammen.

508 Philosophie ist primär Theorie der Erkenntnis.

509 Der Erkenntnisprozess ist unabschließbar. Zu erkennen ist eine unendliche Aufgabe.

510 Jede Erkenntnis ist gegenstandslogische Erkenntnis.

511 Aufklärung bedeutet die Vermittlung von Erkenntnissen und Einsichten, zu denen jedermann fähig ist und die den einzelnen Menschen von der intellektuellen Vorherrschaft, heute vor allen Dingen pseudowissenschaftlicher Autoritäten befreit.

512 Die Kardinalfrage des Wissens und der Wirklichkeit, aber auch der Legitimation von Recht und Moral liegt in der Objektivierbarkeit der Dinge und Handlungen. Erkenntnis haben wir, wenn wir diese Frage beantworten können.

513 Objektivität ist die Fähigkeit und der Wille, die Wirklichkeit, die nicht ich selber als Erkennender bin, so zu erkennen, wie sie für sich selbst, abgesehen von jeder Beziehung zwischen ihr und mir verhält.

514 "Erkenntnis ist in der Tat eine Aufgabe, ja die Hauptaufgabe des Menschen, sogar die einzige, die ihn von den übrigen Lebewesen unterscheidet, denn alle seine weiteren Aufgaben leiten sich eigentlich von dieser ersten ab." - André Mercier (Hg) in Mystik und Wissenschaftlichkeit, Bern/Ffm 1972, Seite 12

515 Alle Erkenntnisse beruhen auf Urteilen. Mystik ist die Fähigkeit auf das Urteilen verzichten zu können.

516 "Wer das 'Das bist du.' (tat tvam asi) erlebt, der hat keine Wünsche mehr, der hat den Sinn des Lebens erreicht." - Eduard Zbinden in Andrè Mercier (Hg), Mystik und Wissenschaftlichkeit, Bern/Ffm 1972, Seite 30

517 "Denn der Gesichtspunkt der 'Wirklichkeit' als etwas von aller Erkenntnis Verschiedenem und ihr gegenüber Eigenem ist etwas, worüber auch der Positivismus nicht hinwegkommt. Die Realität läßt sich nicht durch Erkenntnis ersetzen, ganz in die Erkenntnis hineinnehmen und Erkenntnis läßt sich nicht restlos in Wirklichkeit auflösen. Erkenntnis und Realität sind immer zweierlei." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 160

518 Jeder Erkenntnis ist ein abstrakter Charakter wesentlich, gegenüber der Konkretheit alles Realen.

519 Keine Erkenntnis bringt eine objektive Realität ins Bewußtsein, sondern ordnet allenfalls unser Bewußtsein nach bestimmten Normen.

520 "Die Erkenntnis erschafft erst den Gegenstand, in ihr entsteht er erst, als eine Begriffsbildung zur Logisierung des sinnlich Gegebenen." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 156

521 "Denn sind Erscheinungen Dinge an sich selbst, so ist die Freiheit nicht zu retten." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 577

522 Alle Erkenntnis beruht auf der Anerkennung eines Sollens, d.h. auf einem Willensakt.

523 Die Erkenntnis läßt die Wirklichkeit nicht so wie sie ist, sondern 'macht' etwas aus ihr.

524 Seele und Welt können so wenig Gegenstand der Erkenntnis sein wie Gott; das war Kant.

525 Der richtig verstandene Idealismus beruth auf dem idealen Charakter der erkenntnisbegründenden Prinzipien.

526 "Wie die körperliche, so ist auch die seelische Welt nur eine abstrakte Begriffsbildung der Erkenntnis; sie sind beide etwas gedanklich Geschaffenes, begrifflich herausgelöst aus dem einheitlichen Tatbestand unseres Erlebens, Reflexionspunkte, aber nicht Arten von Realität." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 126

527 Die Sprache ist ein Grundphänomen des "Zwischen". Sprache ist überall Vermittlerin.

528 "Entspricht den Tatsachen" ist eine bloße Redewendung.

529 Wir bringen die Sprache niemals mit der Wirklichkeit zusammen, sondern immer nur Zeichen mit anderen Zeichen.

530Die Relativitätstheorie macht aus einem Satz der Physik (daß Energie unzerstörbar ist) einen Satz der Linguistik (Energie ist ein Name) und der Psychologie (wir nehmen etwas wahr, das diesem mathematischen Ausdruck entspricht)

531 "Aber es muß doch etwas geben, das diesem Substantiv entspricht." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 285

532 Sprache hat die Kraft, das "Hier und Jetzt" zu transzendieren und integriert fließendes Geschehen zu einem einheitlichen Ganzen. Sprache vergegenwärtigt.

440 "Was die Wissenschaften lehren, hat gegenüber den Meinungen und Überzeugungen der Individuen oder einzelner historischer Gruppen der Menschheit objektive Allgemeingültigkeit, und diese gegenständliche Geltung ist etwas, woran die logische Theorie nicht zu rütteln, was sie vielmehr unbedingt anzuerkennen hat. Die einzige Frage, welche ihr angesichts dieser Ergebnisse übrig bleibt, geht nach den Voraussetzungen des vorwissenschaftlichen Bewußtseins darauf, wie sich das allgemeingültige Wissen zu der Wirklichkeit verhält, auf die es sich als auf seinen Gegenstand beziehen soll. Es handelt sich also um eine Revision der naiven Gleichsetzung von Gegenstand und Wirklichkeit oder um die Beziehung des gegenständlichen Denkens zur Realität oder in letzter Instanz um das Verhältnis von Bewußtsein und Sein." - Wilhelm Windelband, Die Prinzipien der Logik in Arnold Ruge (Hrsg.), Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften, Tübingen 1912, Seite 49


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