001 "Die Umrisse ruhig nebeneinander liegender Dinge vermischen sich leicht vor der Einbildungskraft, wie vor dem Auge. In der Zeitfolge hingegen schneidet der gegenwärtige Augenblick eine bestimmte Grenze zwischen dem Vergangenen und Zukünftigen ab. Zwischen Sein und Nicht-mehr-sein ist keine Verwechslung möglich." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 4
002 "Grenze ist bei einer stetigen Größe das, was den Grund der Schranken enthält. Ein Raum, der nicht die Grenze eines andern ist, ist erfüllt. Die Grenze des Soliden ist die Oberfläche, die der Oberfläche die Linie, die der Linie der Punkt. Deshalb gibt es drei Arten von Grenzen im Raum, so viel wie Richtungen. Zwei von diesen Grenzen sind selbst Räume (die Oberfläche und die Linie). Der Begriff der Grenze ist in keiner anderen Größe als dem Raum und der Zeit vorhanden." - Immanuel Kant, Über die Form und die Prinzipien der sinnlichen und der Verstandeswelt, Sämtliche Werke, Bd. V, hg. Johannes von Kirchmann, Berlin 1870, Seite 155
003 Die Grenzen der Logik und die Grenzen der Sprache sind die gleichen.
004 Für unsere Sinnesorgane, ebenso wie für jedes Meßgerät, existiert eine untere Grenze der Ansprechbarkeit, unterhalb derer nichts mehr registriert wird.
006 Dasein ist nach Hume keine Idee. Wäre Dasein eine Idee, so würde die Grenze aufgehoben sein zwischen Wirklichkeit und Erdichtung.
007 "Der Nachdruck der Kausalität liegt in der Möglichkeit, die Vorgänge, welche zeitlich getrennt sind, durch einen Schluß zu verbinden." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten, Leipzig 1925, Seite 208
008 "Der Übergang hat im Logischen kein Recht." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 109
009 "Etwas mit Worten beschreiben, und das mit Augen Gesehene sind irrationale Größen zueinander. Die Wahrnehmung ist nämlich ein Kontinuum, die Beschreibung kann es nicht sein. Die Aufgabe, durch Beschreibung den Gegenstand richtig darzustellen, kann nur auf verschiedene, nie auf dieselbe Weise gelöst werden. Es ist darin immer eine Verwandlung des Kontinuums, des konkreten Gegenstandes, in den diskreten, - in eine aus einzelnen Sätzen bestehende Beschreibung, worin immer ein Urteil des Beschreibers mit enthalten ist, und notwendig einiges nicht beschrieben, übergangen, anderes zusammengezogen wird, weil sonst die Beschreibung eine unendliche werden müßte. Es gleicht diese Verwandlung eines Kontinuums der Verwandlung einer Fläche in einen einzelnen Punkte." - E. F. D. Schleiermacher, Hermeneutik und Kritik, Ffm 1977, Seite 246
010 Es gibt keine klare Grenze zwischen physiologischer Sinneserregung und psychologischer Empfindung.
011 Die Sprache läßt notwendigerweise zwischen den verschiedenen Bereichen der Wirklichkeit scharfe Grenzen entstehen.
012 "Die rationale Grenzsetzung ist eine Grenzsetzung gegen ein anderes: Allgemein ausgedrückt, die rationale Formungen bewegt sich unvermeidlich in Gegensätzen. Indem die rationale Einstellung irgendein Umgrenztes setzt schließt sie ein anderes aus." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 71
013 "Der menschliche Intellekt verräumlicht das Universum; d.h. daß er dazu tendiert, das Fließen außer acht zu lassen und die Welt im Sinne statischer Kategorien zu analysieren." - vgl. Henri Bergson in Alfred North Whitehead, Prozeß und Realität, Ffm 1987, Seite 387
014 "Das lebendigste Objekt, worauf irgendein Erkennen sich richtet, hört auf, real zu leben, sobald es begriffen ist. Der Dualismus von Wirklichkeit und Begriff ist niemals aufzuheben. Seine Überwindung würde zugleich die Wissenschaft selbst überwinden." - Heinrich Rickert in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 304
015 "...und in der Tat bleibt alles Aussagen mit Begriffen für immer ein Abgrenzen und insofern ein Verneinen." - Heinrich Rickert, Grundprobleme der Philosophie, Tübingen 1934, Seite 41
016 "Achten wir auf irgendein beliebiges, uns unmittelbar gegebenes Sein oder Geschehen, so könnten wir uns leicht zum Bewußtsein bringen, daß wir darin nirgends scharfe und absolute Grenzen, sondern durchweg allmähliche Übergänge finden." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 50
017 "Es ist kein Kennzeichen klarer Denkweise, wenn der Begriff durch eine endgültige - und willkürliche - Definition bestimmt wird; man muß die inhärente Unbestimmtheit erkennen und ihr Rechnung tragen." - Gunnar Myrdal, Das Wertproblem in der Sozialwissenschaft, Bonn-Bad Godesberg 1975, Seite 45
018 "Die Mannigfaltigkeit des Inhaltlichen ist grenzenlos." - Wilhelm Dilthey in Reiner Wiehl (Hg), Geschichte der Philosophie, Bd. 8, Stuttgart 1981, Seite 218
019 Wir reagieren auf eine unendliche Anzahl möglicher Reizarten mit einer beschränkten Anzahl von Empfindungsarten.
020 In unseren Sinnen findet ein kontinuierlicher Übergang statt, für das Gebiet des Denkens müssen wir scharfe Grenzen ziehen.
023 Unser Denken selbst würde verfließen, wenn wir uns nicht durch Fiktion, imaginäre Haltepunkte und Grenzlinien den Fluß der Wirklichkeit für praktische Zwecke Einhalt gebieten könnte.
024 Die Grenze ist Hauptinstrument zur Schaffung von Strukturen.
025 Die Sinne funktionieren nur innerhalb eines genau festgelegten, begrenzten Bereichs. (Hohe Frequenz, etc.)
033 "Das erste Bewußtsein ist Empfindung, das zweite die Anschauung, der unbegrenzte Raum." - Johann Gottlieb Fichte, Die Bestimmung des Menschen, Stuttgart 1976, Seite 88
034 Kontinuität besteht in der Überschreitung von Grenzen.
049 "Je mehr man sich selbst begrenzt, umso erfinderischer wird man. Wer einsam auf Lebenszeit gefangen liegt, ist überaus erfinderisch, eine Spinne kann ihm zu großer Unterhaltung dienen." - Sören Kierkegaard, Entweder - Oder, Köln 1985, Seite 312
074 "Dennoch muß die Seele immerfort versuchen, sich von dem Gebiete der Sprache unabhängig zu machen, da das Wort allerdings eine Schranke ihres inneren, immer mehr enthaltenden Empfindens ist und oft gerade sehr eigentümliche Nuancen derselben durch sein im Laut mehr materielle, in der Bedeutung zu allgemeine Natur zu ersticken droht." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 97
075 Die Schranken, die durch Raum und Zeit gezogen sind.
090 Unterscheidungen wie "tot" und "lebendig" sind Grenzbegriffe, die es in der Natur als solcher nicht gibt, sind lediglich Teil eines begrifflichen Netzes, das wir über die Natur geworfen haben, damit wir in der unendlichen Vielfalt nicht die Übersicht verlieren.
094 Eine Grenzfrage der Lebensbestimmung zeigt sich in der Frage, ob die Viren als lebende Wesen niederster Stufe, oder als chemische Stoffe von besonderer Komplexität zu betrachten sind.
096Mystik liegt überall da vor, wo ein Menschenwesen die Trennung zwischen irdisch und überirdisch, zeitlich und ewig und anderer Gegensätze aufgehoben hat.
097 "Zen stellt niemals Glaubensbekenntnisse oder Dogmen irgendwelcher Art auf, oder überhaupt etwas, das Form und Gestalt hat. Keine Definition, keine Begrenzung." - Zenkei Shibayama, Zu den Quellen des Zen, Bern/München/Wien 1977, Seite 22
098 Lebendigkeit zeigt sich im Lebensprozess als das Prinzip des Übergangs.
099 Das wesentliche Merkmal der Stofflichkeit ist die Begrenzung, d.h, es gibt zu einer gewissen Zeit an einem bestimmten Ort nur immer eine bestimmte Menge.
100 Die Begierden des Menschen überspringen alle Schranken und stiften Zwietracht.
101Schaffen heißt formen, aber auch die Schranken der Form zu zerbrechen.
102 Das Geld ist maßlos, weil es keinen sinnlichen Bedarf befriedigt, bzw. der natürlichen Begrenzung der Bedürfnisse entzieht.
103Theoriebildung erschöpft sich im Setzen von Grenzen.
129 Wenn wir etwas Bestimmtes beschreiben, schließen wir alles andere aus.
130 Das Denken kann nicht umhin zwischen dem Einzelnen und der Vielzahl zu unterscheiden. Einen Zustand, indem die Zahl keine Bedeutung hat können wir gar nicht verstehen.
131Schuld ist die Folge einer Überschreitung oder Übertretung.
136 Ein Staat ist dann bestmöglich verfasst, wenn er nicht zu groß ist, um sich gut regieren zu können, aber auch nicht zu klein, daß er sich noch ökonomisch erhalten kann.
140 "Wer seine Begierden auf die Spitze treibt, muß alles beherrschen." - Marquis de Sade, Justine oder vom Mißgeschick der Tugend, Ffm/Berlin/Wien 1967, Seite 176
145 "Man muß den unterscheidenden Geist auslöschen, wenn man unvergleichliches Satori erreichen will." -Zenkei Shibayama, Zu den Quellen des Zen, Bern/München/Wien 1977, Seite 39
146 Jedes Tun, das kein selbstbegrenzendes Prinzip anerkennt, ist Teufelswerk.
147 Wer auf Riesenhaftigkeit setzt, setzt auf Selbstzerstörung.
148 Temperantia: daß man weiß, wann etwas genug ist.
162 Das gegenständliche Denken ist an die Beziehung von Subjekt und Objekt gebunden. Transzendieren ist das Hinausdrängen über jedes Subjektdenken und über den Bereich des Gegenständlichen. Es ist das Erreichen und Durchschreiten der Daseinsgrenze.
183Klassische Begriffe beziehen sich auf wirklich Existierendes. Die klassische Ebene unterscheidet sich radikal von der Quantenebene und es ist nicht möglich, den Übergang von der einen zur anderen weiter zu analysieren. Der Übergang ist und bleibt ein unteilbarer Sprung.
184 "Denn Meisterschaft ist als Lebensform dadurch beglaubigt, daß sie aus der grenzenlosen Wahrheit lebt und, von ihr getragen, Kunst des Ursprungs ist." - Eugen Herrigel, Zen in der Kunst des Bogenschiessens, Bern/München/Wien 1984, Seite 58
185 In Gegensatzpaaren zu denken ist ein dem Denken eigenes Ordnungsprinzip und entspringt der Neigung disjunktive (einander ausschliessender) Begriffe zu bilden.
202 Die Tyrannei setzt sich über die Verfassung im Sinne einer durch Gesetze eingeschränkten Macht hinweg.
203 "Jede einzelne begrenzte Ausdehnung, welche ein Objekt unseres Denkens werden kann, ist eine Idee, die nur im Geist existiert" - George Berkeley, Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis, Hamburg 1979, Seite 97
204 "Gegenständlichkeit konstituiert (wortet)." - Johann Gottfried Herder
205 Einen Begriff zu definieren heißt seinen Geltungsbereich eingrenzen.
206 Vor Einstein konnten dem Raum und der Zeit keine Grenzen gesetzt werden.
208 "Das Besondere, was der Wille will, ist eine Beschränkung, denn der Wille muß, um Wille zu sein, sich überhaupt beschränken. Daß der Wille etwas will, ist die Schranke, die Negation." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 54
214 "Es ist, als ob die großartigste Erkenntnis gerade dadurch erwächst, daß der Mensch die Grenze sucht, an der das Erkennen strandet, nicht falsch und vorläufig, sondern eigentlich und endgültig strandet nicht in Verlust und Verzweiflung, sondern im eigentlichen Innewerden." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 191
218 "Und während der Zweck des Essens und Trinkens die Erhaltung der Gesundheit ist, gesellt sich gleichsam als Begleiter der gefährliche Genuß hinzu und versucht oft, den Vortritt zu gewinnen. Beide aber haben nicht das gleiche Maß. Denn was der Gesundheit genügt, ist dem Genuß zu wenig." - Aurelius Augustinus, Bekenntnisse, München 1985, Seite 280
220 Durch die Einnahme von LSD und anderen Drogen können die bisherigen Grenzen des Bewußtseins überschritten werden.
221 Alles Maß ist ein Produkt des Denkens aus praktischen Gründen.
222 Aus der Begegnung mit dem eigenen Tod als der absoluten Grenze entspringt die eigentliche Bedeutsamkeit und Dringlichkeit unseres Daseins. Verfügten wir über eine unendliche lange Zeit, so wäre nichts dringlich, nichts wichtig, nichts "wirklich".
223 Wir trennen das Leben vom Tod. Leben und Tod sind in Wirklichkeit aber eins.
224 "Die Grenze ist der beste Ort, um Wissen zu erwerben." - Paul Tillich
232 "Die Wissenschaft trennt beständig die Elemente des einfachen Daseins der Dinge, um für diese Trennung eine um so festere Verknüpfung nach allgemeingültigen Gesetze einzutauschen." - Ernst Cassirer in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 157
233 Der unerschöpfliche Ursprung wird Brahman geheißen. Dieses läßt sich weder beschreiben, noch definieren. Brahman ist das Unendliche, welches das Endliche gebiert. Alle menschlichen Begriffe sind endlich, da sie mindestens den Gesetzen der Grammatik unterliegen, sofern sie sich sprachlich fassen lassen. Daher können sie den Ursprung der Wirklichkeit niemals bestimmen. Brahman bleibt jenseits von Namen und Form.
235 "Wirtschaft ist der (substantivische) Inbegriff einer bestimmten Art des Handelns, des Wirtschaftens. Wir können an Stelle des unhandlichen Ausdrucks: "nach dem Prinzip des kleinsten Mittels handeln" auch kurz sagen: rationell handeln, haushalten. Wir halten aus nur mit solchen Dingen, die uns im begrenzten Vorrat gegeben sind." - Franz Oppenheimer, Grundriß der theoretischen Ökonomie, Jena 1926, Seite 2
236 "Objektivierung bringt Eliminierung mit sich." - Alfred North Whitehead, Prozeß und Realität, Ffm 1987, Seite 609
237 "Der Umkreis der wirtschaftlichen Erscheinungen ist ein flüssiger und nicht scharf abgrenzbarer. Die wirtschaftlichen Seiten einer Erscheinung sind keineswegs nur wirtschaftlich bedingt oder nur wirtschaftlich wirksam." - vgl. Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 162f
242 Im Gebiet der kleinsten Organismen kann es keine scharfe Grenze zwischen lebendiger und toter Materie geben.
243 "Das Ungeheuerste ist erlebt, alle Höhen und Tiefen durchmessen und jene schillernde Grenze, wo sich Göttliches und Dämonisches zum Verwechseln ähnlich sehen, erkannt. Der Mensch ist geworden, was er sein soll. Der Sinn des Lebens endlich restlos verwirklicht, der Mensch selber allerdings längst ins Übermenschliche, ins Überirdische hineingewachsen. Aber gerade deswegen kann er bescheiden zum Alltag, zu den Mitmenschen zurückkehren." - Erwin Rouselle, Zur seelischen Führung im Taoismus, Darmstadt 1962, Seite 18
244 "So ist das Unendliche selbst auch ein Begrenztes; es hat am Endlichen eine Grenze." - G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 179
245 "... das Unendliche ist vielmehr das Sichaufheben des Endlichen." - G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 315
246 Eine infinitessimale Größe ist das Ergebnis eines Grenzübergangs zwischen zwei aufeinander folgenden Augenblicken. (infinitessimal: ins Unendlich Kleine gehend.)
248 Der Erkenntnisprozess ist unabschließbar. Zu erkennen ist eine unendliche Aufgabe.
249 Gegen alle Versuche, normative Urteile auf irgend eine Weise zu erschließen, genügt die Feststellung, daß es keinen logischen Übergang gibt von Tatsachenaussagen zu Wertaussagen und umgekehrt.
251 "Realität selbst kann keine Grade haben. Etwas ist wirklich oder nicht wirklich." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 190
252 "... endlich und zeitlich und damit wählend." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 316
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.