007 Durch Setzung erhalten die Dinge ihr Gegenteil.
008 Das wirksame Dasein einer Opposition ist das unerläßliche Zeichen eines freien Zustandes. Diesen Umstand machen sich heuchlerische Politiker oft zunutze, indem sie die Opposition bloß noch Spielen, sich in ihren Programmen aber im Grunde nicht mehr allzu sehr unterscheiden.
009 "Also stimmest du Alles in Einem, das Böse zum Guten."
010 "Gewohnheit der Gegensätze: Die allgemeine ungenaue Beobachtung sieht in der Natur überall Gegensätze (wie z.B. 'warm' und 'kalt'), wo keine Gegensätze, sondern nur Gradunterschiede sind. Diese schlechte Gewohnheit hat uns verleitet, nun auch noch die innere Natur, die geistig-sittliche Welt, nach solchen Gegensätzen verstehen und zerlegen zu wollen. Unsäglich viel Schmerzhaftigkeit, Anmaßung, Härte, Entfremdung, Erkältung ist so in die menschliche Empfindung hineingekommen, dadurch, daß man Gegensätze an Stelle der Übergänge zu sehen meinte."
011 Solange der Geist da ist, gibt es immer den polaren Gegensatz.
013 Feuer hat negative und positive, also völlig gegensätzliche Eigenschaften.
014 "Der Gegensatz zwischen der bewußten und der bewußtlosen Tätigkeit ist notwendig ein unendlicher, denn wäre er je aufgehoben, so wäre auch die Erscheinung der Freiheit aufgehoben, welche einzig und allein auf ihm beruht."
018 Es könnte gar keinen Pessimismus geben, ohne das natürliche Idealbild der Welt, welches wir in uns tragen. Erst der Kontrast mit diesem macht die Wirklichkeit schlecht.
041 Das wirkliche Leben besteht aus den durch die Unvereinbarkeit von Gegensätzen hervorgerufenen Spannungen, wobei jeder der Gegensätze notwendig ist.
045 Erlebt werden keine Dingeigenschaften, sondern Gegensätze und Ähnlichkeiten.
046 "In der kommunikativen Alltagspraxis ist jeder gezwungen, kontinuierlich mit 'Ja' oder 'Nein' Stellung zu nehmen. Auch der konsequente Aussteiger kann aus der kommunikativen Alltagspraxis nicht aussteigen."
078 Zwischen den Zeiten ist die Ordnung der Gegensätze aufgehoben.
079 "Denn die fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Frieden. Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott."
094 Das individuelle Bewußtsein ist kein Entweder-oder-Phänomen, sondern eine stufenweise Erscheinung.
095 Was ein Mensch gegen sein Gewissen tut, kann niemals gut sein.
096 "Das Gegenteil einer richtigen Behauptung ist eine falsche Behauptung. Aber das Gegenteil einer tiefen Wahrheit kann wieder eine tiefe Wahrheit sein."
097 Die Alternative zwischen zwei Gegensätzen wie Ja und Nein ist äußerst simpel.
101 "Das verflachende des 'Alltags' in diesem eigentlichsten Sinn des Wortes besteht ja gerade darin: daß der in ihm dahinlebende Mensch sich dieser teils psychologisch, teils pragmatisch bedingten Vermengung todfeindlicher Werte nicht bewußt wird und vor allem: auch gar nicht bewußt werden 'will', daß er sich vielmehr der Wahl zwischen 'Gott' und 'Teufel' und der eigenen letzten Entscheidung darüber: welcher der kollidierenden Werte von dem Einen und welcher von dem Andern regiert werde, entzieht. Die aller menschlichen Bequemlichkeit unwillkommene, aber unvermeidliche Frucht vom Baum der Erkenntnis ist gar keine andere als eben die: um jene Gegensätze wissen und also sehen zu müssen, daß jede einzelne wichtige Handlung und daß vollends das Leben als Ganzes, wenn es nicht wie ein Naturereignis dahingleiten, sondern bewußt geführt werden soll, eine Kette letzter Entscheidungen bedeutet, durch welche die Seele, wie bei Platon, ihr eigenes Schicksal: - den Sinn ihres Tuns und Seins heißt das - 'wählt'."
106 Die Vernunft besitzt das Vermögen, alle Gegensätze, auf die sich der Verstand versteift zu beseitigen. Ihr Interesse ist es, fest gewordene Gegensätze aufzulösen. Die Vernunft begreift die Identität der Gegensätze.
107 Die Operationen des Verstandes spalten die Welt in zahllose Polaritäten.
108 Die Schatten müssen weichen, wenn das Licht kommt.
127 "Die Träger geistiger Gegenstände sind nicht an Subjekte gebunden, wie Träger psychischer Gegenstände. Staat und Moral können bestehen bleiben, während die Subjekte vergehen."
136 Aus einer Bestimmung in die andere, ein ununterbrochenes Aufheben der Gegensätze, ein Ineinanderübergehen. Die starre Kausalität wird von der Wechselwirkung abgelöst.
164 Die Schlange als Symbol und Sinnbild der Weltseele, die sich in Windungen und Biegungen ihren Weg durch alle Gegensätze des Lebens zu suchen gezwungen ist.
165 Das Gesetz will den Gegensatz als ruhende Seiten auffassen.
181 Die Auflösung des Gegensatzes von Mensch und Welt in die Einheit von Mensch und Gott. (Es entsteht eine Sphäre der irrationale Pseudowirklichkeit.)
182 Entwicklung der Wirklichkeit nach dem Prinzip des Kampfes der Gegensätze.
183Leben erfordert ständige die lebendige Versöhnung der Gegensätze.
184 Der grundlegendste aller Gegensätze: der zwischen Sein und Sollen, bzw. zwischen Wirklichkeit und Wert oder Norm.
197 Nur der Gegensatz zu unserer Blutwärme läßt uns das Eis kalt nennen.
198 Der Gegensatz von Idealismus und Materialismus ist ein künstlicher. Letzten Endes läuft es auf das Gleiche hinaus, ob dieses auf jenes zurückgeführt wird oder umgekehrt.
205 "Denn der real aufgefaßte Stoff soll idealisch verarbeitet und beherrscht werden, daß die selbsttätige Handlung der Reflexion sie einander entgegensetzt."
209 "Jeder Ausdruck ist Produkt der Reflexion und sonach kann von jedem als einem Gesetzten aufgezeigt werden, daß damit, daß etwas gesetzt wird, zugleich ein Anderes nicht gesetzt, ausgeschlossen ist."
219 "Der Akt der Versöhnung von Unversöhnbarem wird zu einem Akt der Erlösung gemacht, d.h. zu einer heiligen Wandlung, zu einem heiligen Betrug, zu einer Lösung, die nichts löst, sondern auf Treu und Glauben
angenommen wird."
229Schmerz und Freude sind Höhepunkte des menschlichen Empfindens, die es zu allen Zeiten und überall gegeben hat, es sind die beiden Pole, um die unser Seelenleben kreist. Schmerz und Seligkeit sind trotz aller Gegensätze aneinander gebunden, weil wir uns das eine nicht ohne das andere vorstellen können.
230 Die Arbeitsweise des Gehirns wird vom Alles-oder-Nichts-Charakter des Neurons bestimmt. Das Neuron wird entweder erregt, oder es wird nicht erregt.
255 "Daraus folgt besonders, daß es im Gebiet der kleinsten Organismen keine scharfe Grenze zwischen lebendiger und toter Materie geben kann. Von einem großen geformten Körper kann die Entscheidung, ob er lebt oder nicht, völlig klar gefaßt werden. Bei den kleinsten organischen Gebilden aber werden die Begriffe versagen, mit deren Hilfe jene Entscheidung gewöhnlich getroffen wird, und es bedarf künstlicher Definitionen, um den Unterschied aufrechtzuerhalten."
265 "Die rationale Grenzsetzung ist eine Grenzsetzung gegen ein anderes: Allgemein ausgedrückt, die rationale Formung bewegt sich unvermeidlich in 'Gegensätzen'. Indem die rationale Einstellung irgendein Umgrenztes 'setzt', schließt sie ein anderes aus."
266 Die Werte und damit die Gegensätzlichkeit und das Sollen.
267 So gewaltig die Gegensätze nebeneinander stehen, trotz allem sind sie ein und dasselbe, wie der Anfang und Ende des Kreisumfangs ein und dasselbe ist. Krankheit macht die Gesundheit angenehm, Übel das Gute, Hunger den Überfluß, Mühe die Ruhe."
268 "Bei Gott ist alles schön und gerecht; die Menschen aber halten einiges für gerecht, anderes für ungerecht. Wertgegensätze gibt es nur für die Menschen."
269 "Hat man einen Trieb, so steht man in einer Polarität. Jedem Wollen steht ein Nichtwollen gegenüber."
270 Jede inhaltliche Begriffsbestimmung schließt eine Abgrenzung gegen andere Begriffe und damit eine Verneinung ein.
271 "Alle geistige Bewegung geschieht innerhalb der Subjekt-Objekt-Spaltung. In dieser Spaltung sind überall Gegensätze herrschend: Die gegenständliche Welt und das subjektive Wesen sind in antinomischer Struktur zerspalten. Die geistige Bewegung steht immer in Beziehung zu Gegensätzen. Gegensatzlosigkeit wäre Tod und Erstarrung. Der Gegensatz ist das Lebensbedingende und die Erscheinung des lebendigen Geistes. Wie alle physikalische Mannigfaltigkeit durch den Widerstand entsteht, so das geistige Dasein durch die Antinomie."
274 In einer endlichen Welt steht alles im Gegensatz zu einander.
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.