006 "Die rationale Grenzsetzung ist eine Grenzsetzung gegen ein anderes: Allgemein ausgedrückt, die rationale Formung bewegt sich unvermeidlich in Gegensätzen. Indem die rationale Einstellung irgendein Umgrenztes setzt, schließt sie ein anderes aus." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 71
007 "Alle Wissenschaft wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen..." - Karl Marx in Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 71
008 Das wirksame Dasein einer Opposition ist das unerläßliche Zeichen eines freien Zustandes. Diesen Umstand machen sich heuchlerische Politiker oft zunutze, indem sie die Opposition bloß noch Spielen, sich in ihren Programmen aber im Grunde nicht mehr allzu sehr unterscheiden.
009 "Also stimmest du Alles in Einem, das Böse zum Guten." - Kleanthes, Hymne an Zeus
010 "Gewohnheit der Gegensätze: Die allgemeine ungenaue Beobachtung sieht in der Natur überall Gegensätze (wie z.B. warm und kalt), wo keine Gegensätze, sondern nur Gradunterschiede sind. Diese schlechte Gewohnheit hat uns verleitet, nun auch noch die innere Natur, die geistig-sittliche Welt, nach solchen Gegensätzen verstehen und zerlegen zu wollen. Unsäglich viel Schmerzhaftigkeit, Anmaßung, Härte, Entfremdung, Erkältung ist so in die menschliche Empfindung hineingekommen, dadurch, daß man Gegensätze an Stelle der Übergänge zu sehen meinte." -Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 483
011 "Alle geistige Bewegung geschieht innerhalb der Subjekt-Objekt-Spaltung. In dieser Spaltung sind überall Gegensätze herrschend: Die gegenständliche Welt und das subjektive Wesen sind in antinomischer Struktur zerspalten. Die geistige Bewegung steht immer in Beziehung zu Gegensätzen. Gegensatzlosigkeit wäre Tod und Erstarrung. Der Gegensatz ist das Lebensbedingende und die Erscheinung des lebendigen Geistes. Wie alle physikalische Mannigfaltigkeit durch den Widerstand entsteht, so das geistige Dasein durch die Antinomie." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 343
012 "Unter der Herrschaft der formalen Logik ist der Begriff des Konflikts von Wesen und Erscheinung entbehrlich, wo nicht sinnlos." - Herbert Marcuse in Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 43
013 "Die Frage nach richtig oder falsch kann in aller Strenge zwar innerhalb einer Idealisierung, aber nicht in der Beziehung zur Wirklichkeit gestellt und entschieden werden." - Werner Heisenberg, Werner; Ordnung der Wirklichkeit, München 1989, Seite 145
014 "Die Wertung muß immer entwederpositiv oder negativ sein." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 114
015 "Einteilung ist nur durch Gegensetzung möglich." - Johann Gottlieb Fichte, Über den Begriff der Wissenschaftslehre, Stuttgart 1981, Seite 73
018 Es könnte gar keinen Pessimismus geben, ohne das natürliche Idealbild der Welt, welches wir in uns tragen. Erst der Kontrast mit diesem macht die Wirklichkeit schlecht.
019 Der Kampf des Guten und des Bösen ist das eigentliche Rad im Getriebe der Welt.
023 "Verstand und Ruhebedürfnis ebenso wie zerstörender Kampfeswille wollen die Gegensätze vernichten, um die Herrschaft des Eindeutigen und Einseitigen aufzurichten." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 214
024 Wer kein Glück empfinden kann, kann auch kein Unglück empfinden. Glück und Unglück sind komplementäre Gegensätze.
025Schmerz und Freude sind Höhepunkte des menschlichen Empfindens, die es zu allen Zeiten und überall gegeben hat, es sind die beiden Pole, um die unser Seelenleben kreist. Schmerz und Seligkeit sind trotz aller Gegensätze aneinander gebunden, weil wir uns das eine nicht ohne das andere vorstellen können.
026 Zwischen Ja und Nein gibt es keine Kontinuität.
033 Alle Gegensätze reduzieren sich letztendlich auf den einfachen Gegensatz von normal und pathologisch.
034 Wir stehen unser ganzes Leben lang vor der Aufgabe, Gegensätze miteinander in Einklang zu bringen.
035 "Auf beiden Seiten ist die Wahrheit, auf beiden - die Lüge. Mit einem raschen entweder-oder ist da auch nichts zu erreichen." - Alexander Herzen, Die gescheiterte Revolution, Ffm 1977, Seite 214
041 Das wirkliche Leben besteht aus den durch die Unvereinbarkeit von Gegensätzen hervorgerufenen Spannungen, wobei jeder der Gegensätze notwendig ist.
045 Erlebt werden keine Dingeigenschaften, sondern Gegensätze und Ähnlichkeiten.
046 Der Gegensatz von Idealismus und Materialismus ist ein künstlicher. Letzten Endes läuft es auf das Gleiche hinaus, ob dieses auf jenes zurückgeführt wird oder umgekehrt.
047 Nur der Gegensatz zu unserer Blutwärme läßt uns das Eis kalt nennen.
048 "Daß Schütze und Scheibe nicht mehr zwei entgegengesetzte Dinge sind, sondern eine einzige Wirklichkeit." - D. T. Suzuki in Eugen Herrigel, Zen in der Kunst des Bogenschiessens, Bern/München/Wien 1984, Seite 7
050 "Freie Erziehung ist immer eine Erziehung zur Kontroverse." - George Bernhard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 245
051Empfindung ist das Erlebnis von Druck und Gegendruck.
052 Außer den schroffen Gegensätzen sind noch Mischungen und Abstufungen in der Wirklichkeit vorherrschend.
066 Der Gegenstand ist das, was sich entgegenstellt.
067 In der Logik heißt es "tertium non datur", ein Drittes gibt es nicht, d. h. man kann sich Gegensätze in ihrem Einssein nicht vorstellen.
068 Die Schlange als Symbol und Sinnbild der Weltseele, die sich in Windungen und Biegungen ihren Weg durch alle Gegensätze des Lebens zu suchen gezwungen ist.
077 Die Vernunft besitzt das Vermögen, alle Gegensätze, auf die sich der Verstand versteift zu beseitigen. Ihr Interesse ist es, fest gewordene Gegensätze aufzulösen. Die Vernunft begreift die Identität der Gegensätze.
078 Zwischen den Zeiten ist die Ordnung der Gegensätze aufgehoben.
079 In den indoeuropäischen Sprachen haben wir eine starke Betonung von ist und ist nicht.
080 "Denn die fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Frieden. Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott." - Römer 8,1-7
082 "Das verflachende des Alltags in diesem eigentlichsten Sinn des Wortes besteht ja gerade darin: daß der in ihm dahinlebende Mensch sich dieser teils psychologisch, teils pragmatisch bedingten Vermengung todfeindlicher Werte nicht bewußt wird und vor allem: auch gar nicht bewußt werden will, daß er sich vielmehr der Wahl zwischen Gott und Teufel und der eigenen letzten Entscheidung darüber: welcher der kollidierenden Werte von dem Einen und welcher von dem Andern regiert werde, entzieht. Die aller menschlichen Bequemlichkeit unwillkommene, aber unvermeidliche Frucht vom Baum der Erkenntnis ist gar keine andere als eben die: um jene Gegensätze wissen und also sehen zu müssen, daß jede einzelne wichtige Handlung und daß vollends das Leben als Ganzes, wenn es nicht wie ein Naturereignis dahingleiten, sondern bewußt geführt werden soll, eine Kette letzter Entscheidungen bedeutet, durch welche die Seele, wie bei Platon, ihr eigenes Schicksal: - den Sinn ihres Tuns und Seins heißt das - wählt."- Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 507
094 Das individuelle Bewußtsein ist kein Entweder-oder-Phänomen, sondern eine stufenweise Erscheinung.
095 Was ein Mensch gegen sein Gewissen tut, kann niemals gut sein.
096 "Das Gegenteil einer richtigen Behauptung ist eine falsche Behauptung. Aber das Gegenteil einer tiefen Wahrheit kann wieder eine tiefe Wahrheit sein." - Niels Bohr in Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze, München 1981, Seite 124
097 Die Alternative zwischen zwei Gegensätzen wie Ja und Nein ist äußerst simpel.
127 "Die Träger geistiger Gegenstände sind nicht an Subjekte gebunden, wie Träger psychischer Gegenstände. Staat und Moral können bestehen bleiben, während die Subjekte vergehen." - Rudolf Carnap, Der logische Aufbau der Welt, Ffm/Berlin/Wien 1979, Seite 30
136 Aus einer Bestimmung in die andere, ein ununterbrochenes Aufheben der Gegensätze, ein Ineinanderübergehen. Die starre Kausalität wird von der Wechselwirkung abgelöst.
182 Entwicklung der Wirklichkeit nach dem Prinzip des Kampfes der Gegensätze.
183Leben erfordert ständige die lebendige Versöhnung der Gegensätze.
184 Der grundlegendste aller Gegensätze: der zwischen Sein und Sollen, bzw. zwischen Wirklichkeit und Wert oder Norm.
185 Die Auflösung des Gegensatzes von Mensch und Welt in die Einheit von Mensch und Gott. (Es entsteht eine Sphäre der irrationale Pseudowirklichkeit.)
195 "Geschehen ist Wechselgeschehen zwischen polar entgegengesetzten Ähnlichkeiten." - Ludwig Klages, Ursprünge der Seelenforschung, Stuttgart 1970, Seite 205
198 "In der kommunikativen Alltagspraxis ist jeder gezwungen, kontinuierlich mit Ja oder Nein Stellung zu nehmen. Auch der konsequente Aussteiger kann aus der kommunikativen Alltagspraxis nicht aussteigen." - vgl. Jürgen Habermas, Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln, Ffm 1991, Seite 110
205 "Denn der real aufgefaßte Stoff soll idealisch verarbeitet und beherrscht werden, daß die selbsttätige Handlung der Reflexion sie einander entgegensetzt." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 9
206 In einer endlichen Welt steht alles im Gegensatz zu einander.
208 "Wer sein Fach nicht als widersprüchlich erlebt hat, beherrscht es nicht." - George Bernhard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 245
209 "Jeder Ausdruck ist Produkt der Reflexion und sonach kann von jedem als einem Gesetzten aufgezeigt werden, daß damit, daß etwas gesetzt wird, zugleich ein Anderes nicht gesetzt, ausgeschlossen ist." - Georg Lukàcs, Der junge Hegel, Bd. 1, Ffm 1973, Seite 345
219 "Der Akt der Versöhnung von Unversöhnbarem wird zu einem Akt der Erlösung gemacht, d. h. zu einer heiligen Wandlung, zu einem heiligen Betrug, zu einer Lösung, die nichts löst, sondern auf Treu und Glauben angenommen wird." - Alexander Herzen, Die gescheiterte Revolution, Ffm 1977, Seite 215
221 "Die Täuschung kommt von eben dem, woher das Werden kommt. Das Werden aber kommt von dem Entgegengesetzten, mithin auch die Täuschung." - Aristoteles, Kategorien - Lehre vom Satz, Hamburg 1974, Seite 118
230 Die Arbeitsweise des Gehirns wird vom Alles-oder-Nichts-Charakter des Neurons bestimmt. Das Neuron wird entweder erregt, oder es wird nicht erregt.
247 Aus dem Begriff der Quantität werden durch Gegensetzung und Gleichung alle übrigen Begriffe abgeleitet.
248 "Der Gegensatz zwischen der bewußten und der bewußtlosen Tätigkeit ist notwendig ein unendlicher, denn wäre er je aufgehoben, so wäre auch die Erscheinung der Freiheit aufgehoben, welche einzig und allein auf ihm beruht." - Georg Lukàcs, Der junge Hegel, Bd. 2, Ffm 1973, Seite 538
249 Das Leben an sich ist kein Gut, sondern auch böse. Indem die anima das Leben will, will sie Gutes und Böses.
251 "Doch nicht berührt von Freundung wie Feindung / Von Vorteil wie Nachteil." - Laotse in Richard M. Bucke, Kosmisches Bewußtsein, Celle 1925, Seite 50
254 "Reines Licht und reine Finsternis sind zwei Leeren, welche dasselbe sind." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 96
255 "Daraus folgt besonders, daß es im Gebiet der kleinsten Organismen keine scharfe Grenze zwischen lebendiger und toter Materie geben kann. Von einem großen geformten Körper kann die Entscheidung, ob er lebt oder nicht, völlig klar gefaßt werden. Bei den kleinsten organischen Gebilden aber werden die Begriffe versagen, mit deren Hilfe jene Entscheidung gewöhnlich getroffen wird, und es bedarf künstlicher Definitionen, um den Unterschied aufrechtzuerhalten." - Werner Heisenberg, Werner; Ordnung der Wirklichkeit, München 1989, Seite 112
266 Die Werte und damit die Gegensätzlichkeit und das Sollen.
267 So gewaltig die Gegensätze nebeneinander stehen, trotz allem sind sie ein und dasselbe, wie der Anfang und Ende des Kreisumfangs ein und dasselbe ist. Krankheit macht die Gesundheit angenehm, Übel das Gute, Hunger den Überfluß, Mühe die Ruhe." - Heraklit in Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 207
268 "Bei Gott ist alles schön und gerecht; die Menschen aber halten einiges für gerecht, anderes für ungerecht. Wertgegensätze gibt es nur für die Menschen." - vgl. Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 207
269 "Hat man einen Trieb, so steht man in einer Polarität. Jedem Wollen steht ein Nichtwollen gegenüber." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 238
271 Solange der Geist da ist, gibt es immer den polaren Gegensatz.
272 Unser Denken ist so beschaffen, daß wir nicht umhin können, in Gegensätzen zu denken.
273 Unsere Sprache enthält vielfach nur Wörter, die entweder Bejahung oder Verneinung ausdrücken.
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.