001 "Das Denken kann schlechthin nichts denken, ohne es zumindest von sich selbst, dem Denken zu unterscheiden. All unser Denken, Wahrnehmen, Anschauen, Vorstellen, Begreifen, Erkennen, Wissen, ja selbst unser Empfinden und Fühlen beruth auf der unterscheidenden Tätigkeit des Geistes; sie ist die Grundtätigkeit in theoretischer wie praktischer Beziehung, weil in ihr allein die Möglichkeit des Bewußtseins beruth, ohne welches das Denken nicht Denken, der Geist nicht Geist ist: Bewußtsein ist selbst nichts anderes als die unterscheidende Tätigkeit des Denkens oder, wenn man so will, zunächst des Empfindens, Fühlens, Wahrnehmens etc. durch welche es den Gedanken, die Empfindung (das Gedachte, Empfundene) in sich selbst von sich selbst unterscheidet." - Hermann Ulrici, Das Wesen der logischen Kategorien, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Bd. 19, Halle/Saale 1848, Seite 120
002 "Ein Verständliches muß dem Verstande
gegeben sein und er versteht es nur durch Unterscheidung." - Johann Gottfried Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 203
004 "Die Fundamentaltatsache, die aller logischen
Begründung zugrunde liegt, besteht darin, daß wir zwischen unseren Vorstellungen
den Wertunterschied des Wahren
und des Falschen machen." - vgl. Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 392
005 Es gibt kein Prinzip der Einheit,
wo kein Prinzip der Differenzierung existiert.
006 "Wenn es das Ziel der Analyse ist zu trennen,
dann muß sie vor den letzten strukturellen Einheiten
Halt machen. Denn wenn die Teile so einfach werden, daß sie ununterscheidbar
sind, werden sie wegen Ununterscheidbarkeit in unserem Beobachtungswissen
verwechselt, was die Trennung, die die Analyse bewirkt hat, gewissermaßen
rückgängig macht." - Arthur Eddington, Philosophie der Naturwissenschaft, Bern 1949, Seite 164
008 "Wenn es zuweilen den Anschein hat,
als seien die von uns formulierten Gesetze unmittelbar
auf die Wirklichkeit anwendbar, so beruth das
ausschließlich auf der Grobheit unserer Sinne
und auf der Unvollkommenheit unserer Untersuchungsmittel,
die uns nicht erlauben, all die feinen Unterschiede zwischen den einzelnen
Erscheinungen wahrzunehmen." - Èmile Meyerson, Identität und Wirklichkeit, Leipzig 1930, Seite 20
013 Der Seelenbegriff ist ein Unterscheidungsbegriff: Er zieht eine Grenze zum Körper
hin.
014 Der Unterschied liegt nicht in der Natur der Sache,
sondern in den Worten. Unterschiede sind nicht
den Dingen eigen,
sondern Abstraktionen, die der Verstand
den Dingen andichtet.
015 "Eine Welt des Sinnes ist nicht ohne
Diskontinuitäten, ohne Schwellen verständlich.
Wenn die Sinnesorgane nur Nachrichten von Unterschieden empfangen können,
und wenn Neuronen entweder erregt werden oder nicht, dann wird die Schwelle
notwendigerweise zu einem Merkmal dessen, wie die lebendige
und geistige Welt aufgebaut ist." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 251
016 Es ist der Unterschied, der wahrgenommen
wird, der Zuwachs.
017 Die Mystik ist das Aufhören
allen Unterschieds.
019 Wir stehen immer vor der Schwierigkeit, zwischen einer langsamen
Veränderung und einem Zustand zu unterscheiden.
020 Das Denken ist der Kunstgriff, vorläufig
und einstweilen eine ganze Reihe von Merkmalen zu
vernachlässigen und nur die wichtigsten Eigenschaften herauszugreifen.
030Anpassung als "Prinzip der abnehmenden
Veränderlichkeit." - Gustav Fechner in Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 699
031 "Alle Wissenschaft wäre überflüssig,
wenn die Erscheinungsform und das Wesen
der Dinge unmittelbar zusammenfielen." - Karl Marx in Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 71
032 die Erfahrung des Einförmigen, des
Undifferenzierten, des Gleichgültigen, des Unterschiedslosen.
041Unterschiede des Inhalts versus Unterschiede der Form.
042Identität gibt es nur, wo von den konkreten Unterschieden in der Zeit abgesehen wird.
043 "Eine der hervorstechendsten Eigenschaften der pharmazeutischen Industrie ist das übermäßige Streben nach Differenzierung von im Grunde ähnlichen Produkten." - Fritjof Capra, Wendezeit, München 1988, Seite 273
049 "Es gibt nichts derartiges wie den
zehntausendsten Teil eines Zolles." - George Berkeley, Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis, Hamburg 1979, Seite 99
050 "Nirwana folgt der Erkenntnis,
daß alle Dinge gleich sind." - Buddha in Richard M. Bucke, Kosmisches Bewußtsein, Celle 1925, Seite 44
051 die unterscheidungs- und bestimmungslose AllgemeinheitDie sich vergrößernde Differenz zwischen Möglichem
053 Der engstirnige, quantitative Empirismus,
der sämtliche inkommensurable Größen und qualitativen
Unterschiede außer acht läßt und sie auf einen einzigen Koeffizienten reduziert:
den des Geldes.
054 Das geschäftige, zwanghaft unterscheidende
westliche Denken.
060 Die Zahlen
sind die einfachsten und allgemeinsten Begriffe,
die wir haben, und der Unterschied der Zahlen, der zahlenmäßige Unterschied,
ist der klarste und bestimmteste, den wir kennen.
061 Wo es keine Unterschiede gibt, fehlen auch Zeit
und Raum.
062 Die Sprache schafft die Unterscheidungen
und ist der Ursprungsort unserer Dualismen.
068 "Wir ziehen (draw) Unterscheidungen;
d. h. wir entnehmen sie. Die Unterscheidungen, die nicht gezogen werden, existierennicht."- Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 120
075 "In jeder Wahrnehmung haben wir es
nur mit Unterschieden zu tun. "Jede Informationsaufnahme
ist notwendig die Aufnahme einer Nachricht von einem 'Unterschied', und
alle Wahrnehmung von Unterschieden ist von Schwellen begrenzt.
Unterschiede, die zu klein oder zu langsam dargestellt sind, können nicht
wahrgenommen werden. Sie sind keine Nahrung für die Wahrnehmung."
076 Mich bestimmen
heißt, einen Unterschied zu setzen.
077 Die Geistestätigkeit
wird durch Unterschiede ausgelöst und "ein Unterschied ist ein nichtsubstantielles
Phänomen, das nicht in Raum und Zeit lokalisiert
ist." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 113
078 Die Wirklichkeit selbst ist ein differenzloser
Strom.
082 "Denn der Gesichtspunkt der Wirklichkeit
als etwas von aller Erkenntnis Verschiedenem und ihr gegenüber Eigenem ist
etwas, worüber auch der Positivismus nicht hinwegkommt. Die Realität läßt
sich nicht durch Erkenntnis ersetzen, ganz in
die Erkenntnis hineinnehmen und Erkenntnis läßt sich nicht restlos in Wirklichkeit
auflösen. Erkenntnis und Realität sind immer zweierlei." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 160
083 Unterschiede werden oft nur dadurch aufgehoben, indem
man neue Unterschiede macht.
084 "Das Moment des Unterscheidens ist im Geiste
das, was 'Bewußtsein' heißt." - G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 200
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