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HERBERT MARCUSE
Über das Ideologieproblem in der
hochentwickelten Industriegesellschaft


"Im Stadium der fortgeschrittenen industriellen Zivilisation scheint der Begriff rational  nur noch im Sinne nationaler oder sozialer Zweckmäßigkeit definierbar zu sein. Diese Gesellschaft ist in der Lage, immer mehr Güter zu erzeugen. Das permanente Risiko eines Vernichtungskrieges und die permanente Verschwendung und Fehlanwendung von Hilfsmitteln sind kein überzeugendes Argument, das bestehende System durch ein neues zu ersetzen, das - vielleicht - weniger Unterdrückung und Ungerechtigkeit mit sich bringt."

"Das Bewußtsein dessen, was ist  ist eine Voraussetzung für die Bewertung und das Verständnis dessen, was besser sein könnte. Umgekehrt kann eine Gesellschaft den sozialen Wandel in dem Grad eindämmen, in dem es ihr gelingt, dieses Bewußtsein zu unterdrücken und es mit der Rationalität dessen, was ist, zu vereinbaren."

"Nicht nur eine bestimmte Staatsform oder Parteiherrschaft bedeutet Totalitarismus, sondern auch ein bestimmtes System von Produktion und Verteilung, das sehr wohl mit einem Pluralismus von Parteien, Zeitungen und Gegenkräften  usw. einhergehen kann. In der heutigen Welt wird die politische Macht durch die Macht über den Maschinenvorgang, über das technische Gefüge des Produktionsapprates zur Geltung gebracht."

"Neue Formen der Freiheit können nur in einem negativen Sinn angedeutet werden, weil sie eine Negation der herrschenden Freiheitsformen bedeuten würden. Wirtschaftliche Freiheit würde z. B. die Freiheit  von der Wirtschaft bedeuten, d. h. die Freiheit des Menschen von der Bestimmung durch wirtschaftliche Kräfte und Beziehungen: die Freiheit vom täglichen Lebenskampf, vom Zwang zum Geldverdienen."

I. Die Gefahr einer die Vernichtung der Menschheit herbeiführenden Atomkatastrophe scheint gerade diejenigen Kräfte zu schützen, die eine nie versiegende Quelle eben dieser Gefahr darstellen. Das unmittelbare Interesse an der Verhinderung einer solchen Katastrophe verdrängt die Suche nach den Kausalfaktoren, die in der Sozialstruktur enthalten sind; diese bleiben vielmehr von der öffentlichen Meinung unerkannt und unangefochten. Die äußere Bedrohung ist allzu offenkundig: die Bedrohung des Westens durch den Osten und umgekehrt. Ebenso offenkundig ist die Notwendigkeit, bereit zu sein, immer am Rand des Krieges zu leben, der Herausforderung die Stirn zu bieten - d. h. im Frieden die Produktion der Zerstörungsmittel zu betreiben, die volkswirtschaftliche Verschwendung in Kauf zu nehmen und eine Verteidigungsmentalität heranzuzüchten, die sowohl die Verteidiger wie auch das zu Verteidigende deformiert, und ein ständig wachsendes Heer von Politikern, Forschern, Psychologen und Händlern zu unterhalten, um diese Verteidigung zu stärken. Wenn man aber versucht, die Ursachen der Gefahr mit den Organisationsgrundlagen der Gesellschaft in Verbindung zu setzen, sieht man sich der Tatsache gegenüber, daß die hochentwickelte Industriegesellschaft durch Verschwendung und Zerstörung reicher, größer und besser wird, daß sie einer großen Zahl von Menschen das Leben erleichtert, daß sie die Herrschaft des Menschen über die Natur festigt, kurz: daß ihre Irrationalität als Inbegriff der Vernunft erscheint. In gleicher Weise können Propaganda und Massenbeeinflussung wirken, ohne die Meinungsfreiheit zu beseitigen, und die politisch-wirtschaftlichen Bedürfnisse der Gesellschaft werden zu individuellen Bedürfnissen und Bestrebungen: ihre Befriedigung kurbelt die Wirtschaft an und liegt im Interesse der Nation.

Die Möglichkeiten der hochentwickelten industriellen Zivilisation und das Geschick, mit dem diese Möglichkeiten ausgenutzt oder beschränkt werden, legen ferner die Vermutung nahe, daß diese Gesellschaft sehr wohl in der Lage ist, einen sozialen Wandel zu verhindern oder einzudämmen, der die institutionellen Grundlagen der Gesellschaft erschüttert - im Gegensatz zu einem Wandel  innerhalb  des institutionellen Rahmens. Der soziale Wandel stellt eine qualitative Veränderung dar, wenn er grundlegend andere Formen der menschlichen Existenz schafft, eine neue Art der sozialen Arbeitsteilung, neue Formen der Kontrolle über den Produktionsvorgang, eine neue Sittlichkeit usw. Nur liegt vielleicht die bedeutendste Errungenschaft der hochentwickelten Industriegesellschaft darin, daß es ihr gelungen ist, antagonistische Interessen und Gruppen miteinander in Einklang zu bringen: eine gemeinsame Politik mehrerer Parteien, die Anerkennung eines nationalen Ziels, die Zusammenarbeit von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden sind die Zeugen dieses Erfolgs. Zwar bleibt der Konflikt bestehen, und es kommt zu heftigen Ausbrüchen, aber dieser Trend unterscheidet sich deutlich von der vorausgegangenen Periode. Unter dem Einfluß des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts, der Größe und Leistungsfähigkeit des Produktionsapparates und des steigenden Lebensstandards zerbricht die politische Opposition gegen die fundamentalen Institutionen der alten Gesellschaft und wird zur Opposition  innerhalb  der akzeptierten Bedingungen.

Die vorliegende Studie will die historische Funktion dieser Tendenzen erhellen, d. h. sie will eine kritische Theorie der hochentwickelten Industriegesellschaft im Licht ihrer historischen Alternativen erarbeiten. Dabei erhebt sich zunächst die Frage, auf welcher Grundlage eine solche Kritik am besten durchgeführt wird. Nach welchen Kriterien und Normen soll sie vorgehen? Offenbar müssen sie ihrerseits historisch und sich aus nachweisbaren Tendenzen und Fähigkeiten der alten Gesellschaft ableiten, welche das Entstehen rationalerer Arten der sozialen und individuellen Existenz ermöglichen würden. Die letzteren sind jedoch nur "Werte", Ideale oder abstrakte, theoretische Möglichkeiten, sofern nicht die Kritik darüber hinaus soziale Gruppen und Interessen nennen kann, welche die Theorie in Handlung umsetzen und Werte zu Tatsachen machen. Und hier scheint die Kritik durch den Erfolg, den die industrielle Gesellschaft bei der Eindämmung der internen Opposition erzielt hat, stark behindert zu sein - wodurch von vornherein die Analyse der überkommenen Gesellschaftsordnung im Lichte ihrer historischen Alternativen abstrakt und utopisch wird. Diese neuartige Situation kann durch einen kurzen Hinweis auf den Standort der historischen Alternativen in der Sozialtheorie vergangener Epochen illustriert werden.

Vor ihrer Verwirklichung erscheinen und verschwinden historische Alternativen als "Werte", die von bestimmten Gruppen oder Einzelmenschen bevorzugt werden. In der Sozialtheorie wie auf anderen Gebieten sind Werte keine Tatsachen und sind als Werte den Tatsachen entgegengesetzt. Ihre Opposition kann nur durch eine historische "Vermittlung" aufgelöst werden, welche die Extreme versöhnt, indem sie deren Form verändert - indem sie z. B. tatsachenmäßige Bedingungen aufstellt (Institutionen und Beziehungen), unter denen Werte verwirklicht werden. Eine solche historische Vermittlung fand in den Frühstadien der Industriegesellschaft im Bewußtsein und in der politischen Aktion des Bürgertums statt, das den Liberalismus Wirklichkeit werden ließ; eine weitere historische Vermittlung ereignete sich in einem reiferen Stadium dieser Gesellschaft: im Bewußtsein und in der politischen Aktion des Proletariats. Die spätere Entwicklung hat jedoch die Struktur und Funktion jener Klassen so verändert, daß sie nicht mehr zur historischen Transformation beitragen. Ein überragendes Interesse an der Erhaltung des institutionellen Status quo vereint nun die beiden früheren Gegner. Wo das Bürgertum noch die herrschende Klasse ist, zeigt es immer offener seine Abhängigkeit von der Eindämmung des sozialen Wandels. Und aufgrund der wachsenden Produktivität des technisch-wirtschaftlichen Apparates, d. h. aufgrund der steigenden Annehmlichkeiten unter einer totalen Verwaltung werden große Teile der Arbeiterklasse in den am höchsten entwickelten Gebieten der industriellen Zivilisation von der "absoluten Regierung" zur Resignation und sogar zur Bejahung des Systems geführt.

Ohne nachweisbare Katalysatoren des sozialen Wandels wird die Kritik auf ein hohes Abstraktionsnivea verwiesen: Theorie und Praxis, Gedanke und Tat begegnen sich nicht. Theorien über die Gesellschaft und den sozialen Wandel, die eine objektive Bewertung historischer Alternativen enthalten, erscheinen  nunmehr  als unrealistische Spekulationen, und das Bekenntnis zu ihnen erscheint als Sache des persönlichen Geschmacks (oder des Geschmacks der Gruppe). Nehmen wir z. B. MARX' Vorstellung vom Sozialismus: betrachten wir die Wirklichkeit des fortgeschrittenen Kapitalismus und des fortschreitenden Kommunismus, so müssen wir zugeben, daß diese Vorstellung unwirklich war und reines Wunschdenken widerspiegelte. Wird aber die Theorie, die in dieser Vorstellung kulminierte, von den Tatsachen des heutigen Kapitalismus und Sozialismus widerlegt? Diese Tatsachen sind im wesentlichen unvollständig, ambivalent: sie sind Elemente eines größeren Zusammenhangs von Raum und Zeit. Die Herauslösung aus diesem Zusammenhang verfälscht die Tatsachen und ihre Funktion in der Gesellschaft, weil sie die Tatsachen von ihrer Negation isoliert, d. h. von den Kräften, welche den Übergang zu Existenzformen erstreben, die von der bestehenden Gesellschaft gleichzeitig ermöglicht und behindert werden. Wenn diese Herauslösung rückgängig gemacht wird, erscheinen die Tatsachen anders, als sie sich vom Standpunkt der unmittelbaren (isolierten) Erfahrung darstellen. Nun werden sie im Licht einer historischen Realität begriffen, in der Kapitalismus und Kommunismus, über- und unterentwickelte Gebiete, technologische und vortechnologische Kulturen, wohlhabende und bettelarme Gesellschaften in einer einzigen Globalstruktur zusammengefaßt sind. Diese stellt die empirische Grundlage für die Bildung der Begriffe dar, an denen sich die Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft ausrichtet. Begriffe wie "sozial notwendig", "sozial unrentabel", "produktiv", "unproduktiv", "Arbeit" und "Freizeit", "Freiheit" und "Versklavung" sind deshalb verschiedenen Inhalts: sie werden je nach den in der gegenwärtigen Epoche zur Verfügung stehenden materiellen und geistigen Schätzen neu definiert und dabei der tatsächlichen Verteilung und Nutzung dieser Schätze gegenübergestellt. So wird der objektiven Bewegung bestehender Gesellschaften im Lichte einer "optimalen Entwicklung" des Menschen nach den Möglichkeiten des erreichten Kulturniveaus die historische Grundlage gegeben. Diese "optimale Entwicklung" kann empirisch definiert werden. In der gegenwärtigen Epoche nähert man sich dem Optimum in dem Grade, in welchem die vorhandenen Schätze "rational" (1) mit einem Minimum von Anstrengung und Bedürfnisbefriedigung verwendet werden, d. h. zur Schaffung der Voraussetzung für einen freien Gebrauch der freien Zeit. Die Akzeptierung dieser Kriterien bedeutet freilich immer noch eine Entscheidung, weil sie ja die bestehenden Gesellschaften an einem Lebensoptimum messen. Es ist durchaus möglich, diesen Standard zurückzuweisen und ihm die Unterdrückung und Zerstörung des Lebens vorzuziehen. Dann aber befinden wir uns jenseits von Diskussion und Logik, denn diese dienen der Erhaltung des Lebens und nicht seiner Vernichtung.

Die als konkret universal verstandene historische Situation begrenzt somit die Rationalität, mit der eine kritische Analyse der überkommenen Gesellschaft operieren kann. Sie begrenzt auch die Alternativen der Veränderung, welche der betreffenden Gesellschaft zur Verfügung stehen. Diese Alternativen unterscheiden sich voneinander durch den Grad der Wahrscheinlichkeit, mit welchem sie sich der optimalen Entwicklung nähern. Der gewaltige Unsicherheitsfaktor scheint sich in dem Maße zu verringern, in dem die technologische Gesellschaft die Berechenbarkeit der wissenschaftlichen Beherrschung von Mensch und Natur perfektioniert; gleichzeitig wird aber gerade der Begriff der Rationalität als Richtschnur des sozialen Wandels fragwürdig. Ein Vergleich der fortgeschrittenen Industriegesellschaft mit ihren früheren Stadien kann diese neue Situation klären. Während der industriellen Revolution, und noch fast ein halbes Jahrhundert danach, war der irrationale Sektur der Gesellschaft groß und deutlich wahrnehmbar: Kinderarbeit, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, hohe Sterblichkeit, bittere Armut und krasse Ungleichheit der Verteilung des Reichtums sind Zeugen für die Irrationalität des Vorgangs. Diese vermindert sich auch nicht durch den Hinweis auf das relativ niedrige Niveau der materiellen und technischen Leistungsfähigkeit: Sogar auf diesem niedrigen Produktionsniveau lag eine Verminderung von Mühsal und Plage, d. h. eine rationalere Organisation des Vorgangs, durchaus im Bereich des Möglichen. Im Stadium der fortgeschrittenen industriellen Zivilisation scheint der Begriff "rational" jedoch nur noch im Sinne nationaler oder sozialer Zweckmäßigkeit definierbar zu sein. Diese Gesellschaft ist in der Lage, immer mehr Güter zu erzeugen. Das permanente Risiko eines Vernichtungskrieges und die permanente Verschwendung und Fehlanwendung von Hilfsmitteln sind kein überzeugendes Argument, das bestehende System durch ein neues zu ersetzen, das - vielleicht - weniger Unterdrückung und Ungerechtigkeit mit sich bringt. Das Argument wird noch weiter geschwächt durch die Entwicklung der kommunistischen Gesellschaften, die früher einmal behaupten konnten, die historische Negation des Kapitalismus zu sein. Die Behauptung steht noch, aber solange sie auf das historische Kalkül gegründet ist, nach welchem die zukünftige Befreiung die niederdrückenden Opfer der Gegenwart erfordert, ist ihre Rationalität höchst zweifelhaft.

Der Gesamtcharakter der Errungenschaften der hochentwickelten Industriegesellschaft und die Integration der Gegensätze, die sowohl Ergebnis als auch Voraussetzung dieser Errungenschaften ist, fördern die materielle und geistige Stabilisierung. Die kritische Theorie findet deshalb keine empirische Grundlage, auf der sie den Status quo überwinden kann. Das Vakuum entleert die theoretische Struktur: die Kategorien einer kritischen Sozialtheorie entstanden gerade in der Periode, in der die tatsächlich vorhandenen sozialen Kräfte eine wirksame Reaktion beinhalteten; es waren vor allem "negative" und negierende Kategorien, welche den fundamentalen Gegensatz zum damaligen Stand der Dinge ausdrückten. Sogar die Kategorie "Gesellschaft" war Ausdruck des akuten Konflikts zwischen der sozialen und der politischen Sphäre - Gesellschaft gegen Staat. In ähnlicher Weise bezeichneten "Individuum", "Klasse", "privat", "Familie", Bereiche und Kräfte, die im bestehenden System noch nicht integriert waren - Bereiche der Spannungen und Gegensätze. Mit der zunehmenden Integration der Industriegesellschaft verlieren diese Kategorien ihren kritischen Beigeschmack: sie werden zu deskriptiven, verschleiernden oder funktionalen Begriffen.

Die Situation der Gesellschaft zwingt also der Kritik ein Doppeltes auf:
    1. Ohne die Begegnung von Gedanke und Tat bleibt die kritische Analyse trotz - oder gerade wegen - ihrer objektiven historischen Kriterien eine bloße Theorie ohne den Rückhalt einer bestätigenden Praxis.

    2. Als Sozialtheorie sieht sich die kritische Analyse soziologischen Kategorien gegenüber, die für das Verständnis der vorhandenen Gesellschaft nicht mehr geeignet erscheinen.
Ein Versuch, den kritischen Gehalt dieser Kategorien zurückzugewinnen und zu verstehen, wie er durch die soziale Wirklichkeit beseitigt wurde, also der Versuch einer immanenten Kritik der Rationalität in der industriellen Zivilisation, erscheint von vornherein ideologisch, d. h. erscheint als Rückschritt von einer mit der Praxis gekoppelten Theorie zu einem abstrakten, spekulativen Denken, von der Staatswissenschaft zur Philosophie.

Das Verhältnis zwischen Ideologie und Realität ist durchwegs eine historische Relation und als solche von Veränderungen der Gesellschaft determiniert. In marxistischer Sicht beeinhaltet "Ideologie ein Bewußtsein, das der gegenwärtigen Realität insofern vorauseilt, als es Ideen projiziert (z. B. Freiheit, Gleichheit, Glück), die durch die gesellschaftliche Entwicklung ermöglicht, gleichzeitig aber behindert werden. Unfähig, diese Situation aus sich heraus zu ändern, und bezwungen von der sozialen Wirklichkeit, ist das ideologische Bewußtsein ein "falsches Bewußtsein", aber als solches nimmt es in idealistischer Form historische Möglichkeiten vorweg, die von der Realität der Gegenwart in Schach gehalten werden. Dieser Begriff scheint jedoch auf die hochentwickelte Industriegesellschaft nicht anwendbar zuz sein. Diese Gesellschaft hat ihre Ideologie bewältigt, indem sie sie in die Realität ihrer politischen Institutionen, ihrer Eigenheime, Atomkraftwerke, Supermärkte, Warenhäuser und psychiatrischen Behandlungszimmer umsetzte. In dieser Einrichtungen haben die Ideen der Vernunft und Gleichheit, des Glücks, der Persönlichkeit usw. ihren Wert in praktikablen Sozialbeziehungen erhalten. Der Umsetzungsvorgang unterdrückte oder verfälschte diejenigen ideologischen Begriffsinhalte, welche diese Beziehungen gewaltsam zu zerstören drohten, indem sie der selbsttreibenden Produktivität ein Ziel setzen wollten, nämlich eine menschliche Existenz, in der das Leben nicht mehr nur Mittel ist und ein Mensch nicht mehr von den Instrumenten seiner Arbeit bestimmt wird. Im Gegensatz zu dieser Sehnsucht nach Freiheit fördert die hochentwickelte Industriegesellschaft noch immer den Drang zum lebensausfüllenden Geldverdienen und behandelt noch immer das Leben als Mittel. In diesem Sinn ist ihre Produktivität nicht nur selbsttreibend, sondern auch selbstzerstörend. Sie schafft ein destruktives Potential, das sich nicht nur in einem Arsenal der physischen Vernichtung zeigt, sondern auch in dem der inneren Unterdrückung durch die organisierte Transformation politischer und kommerzieller Bedürfnisse zu individuellen Bedürfnissen. Und diese Vereinigung von Wachstum und Unterdrückung scheint alle gegenwärtigen Formen der hochentwickelten Industriegesellschaft zu kennzeichnen und die wesentlichsten Unterschiede in politischen und wirtschaftlichen Institutionen zu überschneiden.

Welches ist nun der gemeinsame Nenner der befreienden und der versklavenden, der produktiven und der zerstörenden Kräfte? Ein gemeinsamer Nenner, der sich sozusagen von selbst anbietet, ist die automatisierende Massenindustrie als die materielle, technische Basis der Gesellschaft. Gegen diese Antwort kann jedoch sofort eingewendet werden, daß die Technik "neutral" ist, daß sie jeder Art von sozialem und politischen Gebrauch zugänglich ist und daß sie deshalb niemals bestimmte soziale und politische Institutionen erklären kann. Dieser Einwand ist heute jedoch fragwürdig geworden. In der hochentwickelten Industriegesellschaft funktioniert der technische Apparat der Produktion und Verteilung nicht als eine Gesamtheit bloßer Instrumente, die aus dem sozialen und politischen Zusammenhang ohne weiteres isoliert werden können, sondern vielmehr als ein Apparat, der  a priori  sowohl das Produkt als auch die individuellen und sozialen Tätigkeiten zu seiner Bedienung und Ausbreitung bestimmt, d. h. die sozial nötigen Bedürfnisse, Berufe, Fähigkeiten und Haltungen festlegt und so die Formen der sozialen Kontrolle und des sozialen Zusammenhangs formt. Zwar verkörpert der technische Apparat die maßgebende Unterscheidung zwischen den Kontrollierenden und denjenigen, die den Apparat bedienen, sobald er aber einmal die allgegenwärtige Produktionsgrundlage geworden ist, d. h. die Grundlage für die Erhaltung und das Wachstum der Gesllschaft stellt er seine Forderungen auf nationaler und internationaler Ebene mit erschreckender Dringlichkeit. Der Bereich der Handlungsfreiheit an der Spitze der Gesellschaft wird kleiner. Denn die realen Alternativen sind nun in der Tat katastrophal: sie bedeuten nicht nur Veränderungen  innerhalb  der bestehenden sozialen Institutionen, Ziele und Methoden, sondern fordern ihre Beseitigung, und diese neue Richtung des Fortschritts bedroht in der Tat die gesamte Industriegesellschaft, deren Entwicklung zu einem Punkt drängt, von dem es kein Zurück mehr gibt, der also historisch gesehen der Moment der qualitativen Veränderung ist, uns sie mobilisiert all ihre Hilfskräfte  gegen  diese Eventualität.

Diese technologische Gesellschaft ist das letzte Stadium in der Verwirklichung eines bestimmten historischen Projekts, nämlich der Erfahrung, Umformung und Organisierung der Natur als großes Beherrschungsobjekt. Mit Hilfe der Technik schafft sich dieses Projekt im wirklichen Sinn ein eigenes Universum - ein Universum des Gedankens und der Tat, der materiellen und der geistigen Kultur. Während sich aber das Projekt entfaltet, verschließt sich die Welt allmählich, d. h. sie stößt die Alternativen ab oder verschlingt sie - durch ihren totalitären Erfolg wird sie totalitär. Historisch gesehen, ist das technologische Projekt vom Kapitalismus durchgeführt worden, seine Verbreitung deckt sich jedoch nicht mit dem Kapitalismus; sie umfaßt heute auch die sich entwickelnden kommunistischen Gesellschaften.

Die Produktionsverhältnisse, welche die Grundlage der Industriegesellschaft darstellen, erhalten in zunehmendem Maße eine technologische Form, und die letztere erhält in zunehmendem Maß einen politischen Inhalt. Mit der Überwindung des Stadiums des individuellen Unternehmens hat die Industriegesellschaft auch das Stadium überwunden, in dem die Produktion mit einzelnen Maschinen oder Maschinengruppen durchgeführt wurde. In den Zentren der sozialen Produktion operiert heute die einzelne Maschine nicht nur als Teil eines technischen Gefüges, das ein Netz von Fabriken, Industriezweigen usw. integriert, sondern auch als Teil eines politischen und kulturellen Gefüges (des Kartellbereichs, der Verteidigungsanstrengungen, des Trusts, des Kollektivs), das der betroffenen Bevölkerung sein Gepräge aufzwingt. Die Produktivität und das Wachstumspotential dieses Apparats verschaffen ihm eine Rationalität, die nicht nur das soziale Herrschaftssystem stabilisiert, sondern auch den technischen Fortschritt auf den Bereich dieser Herrschaft beschränkt.

Man erkennt diese Dynamik am besten, wenn man die Rationalität des Systems analysiert, d. h. wenn man bestimmte Aspekte des Vernunftbegriffs erörtert, der die technologische Organisation von Mensch und Natur rechtfertigt. Es ist gleichzeitig eine theoretische und praktische Vernunft: Die gesellschaftlichen Gruppen und Interessen waren die Wegbereiter dieser Organisation; die letztere verlangte von ihren Subjekten und Objekten bestimmte Denk- und Verhaltensweisen, diese aber trugen ihrerseits dazu bei, die gesellschaftliche Organisation zu vervielfältigen, zu intensivieren und auszubreiten. Diese bekannte Dialektik erhält heute einen neuartigen Aspekt. In den fortgeschrittenen Gebieten der Industriegesellschaft ist heute sogar bei den "Benachteiligten" eine "innere" Identifizierung mit dem System vorhanden, ein positives Denken und Handeln, welches die gesellschaftlichen Institutionen in einer tiefen Dimension schützt, die früher "unorganisiert" war und so ein Reservoir an Negation und Ablehnung darstellte. Meines Erachtens stellt weder der beispiellose Komfort noch die beispiellose Macht des Apparates eine hinreichende Erklärung für die Intensität des falschen Bewußtseins dar, d. h. für die Unfähigkeit oder mangelnde Bereitschaft, gegen die Mißstände der "Gesellschaft im Überfluß" zu revoltieren, den Zusammenhang zwischen der Macht des Apparats und der Bereitwilligkeit, mit der sie akzeptiert wird, zu erkennen. Wenn im Folgenden die Analyse der Ideen eine so große Rolle spielt, wenn die Kritik vom materiellen zum ideologischen Bereich zurückkehrt, so deshalb, um sich - wie die heutige Gesellschaft - der Ideologie als materieller Waffe zu bedienen. Die herrschende Produktionsform erzeugt methodisch das sie schützende falsche Bewußtsein und - darin liegt das Neuartige - widerlegt methodisch das wahre Bewußtsein, das diese Gesellschaft versteht und überwindet. Sozialer Wandel bedeutet soziale Tat, und zwar bewußte, gezielte Tat: er mag als "blinde" Revolution beginnen, aber er wird sehender, je mehr eine soziale Klasse, oder ein Sektor einer Klasse, die historischen Alternativen versteht und bewußt ergreift. Das Bewußtsein "dessen, was ist" ist eine Voraussetzung für die Bewertung und das Verständnis dessen, was besser sein könnte. Umgekehrt kann eine Gesellschaft den sozialen Wandel in dem Grad eindämmen, in dem es ihr gelingt, dieses Bewußtsein zu unterdrücken und es mit der Rationalität "dessen, was ist", zu vereinbaren.

Die vorliegende Untersuchung will die Rationalität "dessen, was ist" in seinem erfolgreichen Kampf gegen die historischen Alternativen darlegen, indem sie gewisse Aspekte der Politik, Kommunikation und Philosophie als repräsentative Indizes auswählt. Sie werden als Aspekte der technologischen Rationalität angesehen, die zur politischen Rationalität geworden ist, d. h. zum Instrument des sozialen Zusammenhalts, der sozialen Kontrolle und der sozialen Eindämmung. Insofern als diese Rationalität das gesamte private und öffentliche Leben, die materielle und geistige Kultur beherrscht, insofern sie also die  Logik  darstellt, nach welcher Menschen und Dinge sich bewegen und bewegt werden, erscheint sie als der  logos  der hochentwickelten Industriegesellschaft - die Art und Weise, in der diese Gesellschaft sich selbst und ihre Fähigkeiten versteht, in der sie das Falsche vom Richtigen, das Vernunftmäßige vom Irrationalen, die Tatsache vom Wert, die Hoffnung von der Jllusion, die reale Möglichkeit von der Utopie unterscheidet. Um die spezifische Eigenart dieser Rationalität genau herauszuarbeiten, möchte ich hier ein Modell (einen "Idealtypus") einer vortechnologischen Erfahrung und Organisation von Mensch und Natur gegenüberstellen: der apophantische [behauptende - wp] gegen den funktionalen  logos,  Ontologie gegen Technologie. Ich werde zu zeigen versuchen, daß die technologische Umformung von Mensch und Natur allmählich die Dimension des Denkens und Handelns beseitigt, die noch zu der Hoffnung, die nur die technologische Umformung erfüllen kann, nicht jedoch solange ihre Rationalität die der Beherrschung ist. Die Kritik an der technologischen Gesellschaft geschieht daher um der Technologie willen: Anklage gegen eine Gesellschaft, welche die Technologie verwendet, um der Befreiung entgegenzuwirken, die eine rationale Entwicklung der Technologie mit sich bringt.

Es dürfte wohl klar sein, daß ich von Technik und Wissenschaft nur insofern rede, als sie eben mehr als Technik und Wissenschaft sind, d. h. insofern als sie eine philosophische und politische Bedeutung für das Verständnis dieser Gesellschaft besitzen.

Bei der Erörterung der bekannten Tendenzen der hochentwickelten industriellen Kultur bin ich nicht auf Einzelheiten eingegangen. Das Material wird in der umfangreichen soziologischen und psychologischen Literatur über die Technologie und den sozialen Wandel, über wissenschaftliche Betriebsführung und Betriebswirtschaft, über das gewandelte Wesen der Industriearbeit und der Arbeiterschaft usw. zusammengetragen und beschrieben. Es handelt sich hierbei um unideologische Tatsachenanalysen - wie z. B. BERLE und MEANS, "The Modern Corporation and Private Property", die Berichte des Untersuchungsausschusses über die Konzentration wirtschaftlicher Macht, des Unterausschusses über wirtschaftliche Stabilisierung, die Studien von AFL-CIO über Automation und technologischen Wandel, aber auch die von  News and Letters  in Detroit. Ich möchte auch den großen Wert von Studien betonen, die man häufig ablehnt, weil sie vereinfachen, überspitzt formulieren oder das Thema mit journalistischer Saloppheit behandeln: VANCE PACKARDs "Geheime Verführer", "Status seekers" und "Waste Makers" und WILLIAM H. WHYTEs "Organization Man" gehören in diese Kategorie. Zwar bleiben mangels einer theoretischen Analyse in diesen Werken die Wurzeln der beschriebenen Umstände verdeckt und geschützt, wenn man sie aber für sich selbst sprechen läßt, so reden diese Umstände eine deutliche Sprache. Den überzeugendsten Beweis aber erhält man, wenn man einfach in den Fernsehapparat blickt oder ein paar Tage lang Radio hört, den Werbefunk nicht abschaltet und hin und wieder den Sender wechselt.

II. Die bequeme, glatte, vernünftige, demokratische Unfreiheit, die in der hochentwickelten Industriekultur herrscht, scheint ein Zeichen des technischen Fortschritts zu sein. Was könnte denn rationaler sein als die Unterdrückung der Individualität bei der Mechanisierung und Standardisierung von sozial notwendigen, aber schmerzhaften Vorgängen, der Zusammenfassung von individuellen Unternehmungen zu leistungsfähigeren und produktiveren Wirtschaftseinheiten, der Regulierung der freien Konkurrenz der gleichwertig ausgerüsteten Wirtschaftssubjekte, der Einschränkung der gleichwertig ausgerüsteten Wirtschaftssubjekte, der Einschränkung von Privilegien und nationalen Souveränitätsrechten, welche die internationale Organisation der Produktionsfaktoren behindern. Die Tatsache, daß diese technologische Ordnung auch eine politische und geistige Koordination bedeutet, ist vielleicht eine bedauernswerte, gleichzeitig aber eine vielversprechende Entwicklung. Die Rechte und Freiheiten, die in den Ursprüngen und Frühstadien der Industriegesellschaft so zentrale Faktoren waren, treten ein einem fortgeschrittenen Stadium dieser Gesellschaft in den Hintergrund: sie verlieren ihren traditionellen Seinsgrund und Begriffsinhalt. Gedankenfreiheit, Freiheit der Meinungsäußerung und Gewissensfreiheit waren - ebenso wie die wirtschaftliche Freiheit, die sie fördern und schützen sollten - im wesentlichen  kritische  Ideen, die eine verfallende materielle und geistige Kultur durch eine produktivere und rationalere ersetzen sollten. Sobald sie aber institutionalisiert wurden, teilten diese Rechte und Freiheiten das Schicksal der Gesellschaft, deren integrierender Teil sie geworden waren. Das Ergebnis beseitigte die Voraussetzungen, auf denen es beruhte. In demselben Maß, in dem die Freiheit von Not, die konkrete Substanz einer jeden Freiheit, zur realen Möglichkeit wird, verlieren diejenigen Freiheiten, die zu einem Stadium niederer Produktivität gehören, ihren früheren Begriffsinhalt. Die Unabhängigkeit des Denkens, die Autonomie und das Recht zu politischer Opposition werden in einer Gesellschaft, die immer mehr in der Lage ist, die Bedürfnisse der einzelnen entsprechend ihrer eigenen Organisation zu befriedigen, ihrer fundamentalen kritischen Opposition beraubt. Eine solche Gesellschaft kann mit Recht die Akzeptierung ihrer Prinzipien und Institutionen verlangen und die Opposition auf die Erörterung und Erstrebung von Alternativen  innerhalb  des Status quo verweisen. In dieser Hinsicht scheint es ziemlich gleichgültig zu sein, ob die zunehmende Bedürfnisbefriedigung von einem totalitären oder einem nicht totalitären System erreicht wird - unter den Bedingungen eines steigenden Lebensstandards muß die Opposition gegen das System als sozial zwecklos erscheinen, dies umso mehr, wenn sie greifbare politische und wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt und das reibungslose Funktionieren des Ganzen bedroht. In der Tat scheint zumindest im Hinblick auf die Lebensnotwendigkeiten kein Grund vorhanden, warum die Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen durch die freie Konkurrenz der individuellen Freiheiten geregelt werden sollte. Die Freiheit in diesem Bereich war von Anfang an nicht unbedingt ein Segen für die große Mehrheit des Volkes: als Freiheit zu arbeiten oder zu verhungern bedeutete sie Unsicherheit und Angst. Wenn der einzelne nicht mehr gezwungen wäre, sich auf dem Markt als freies Wirtschaftssubjekt zu behaupten, so wäre das Verschwinden dieser Art von Freiheit eine der größten Errungenschaften der Zivilisation. Die technologischen Vorgänge, welche die Mechanisierung und Standardisierung vorantreiben und so die Energie des Einzelnen aus einem weiten Bereich verdrängen, in dem sie früher verbraucht wurde, könnten diese Energie auf einen bisher noch unerforschten Arbeitsbereich lenken, der jenseits des Bereichs der Notwendigkeit liegt. Die ganze Struktur der menschlichen Existenz würde verändert. Der einzelne würde in dem Grad existieren, in dem er von einer Arbeitswelt befreit wäre, die ihm ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten aufzwingt; er könnte die freie Autonomie über ein Leben ausüben, das nur ihm selbst gehören würde. Wenn der Produktionsapparat nach der Befriedigung der grundlegenden Bedürfnisse organisiert und ausgerichtet wäre, so könnte seine Kontrolle sehr wohl zentralisiert werden: diese Art der Kontrolle würde die individuelle Autonomie nicht verhindern, sondern ermöglichen.

Das ist ein Ziel innerhalb der Möglichkeiten einer hochentwickelten Industriekultur, der "Zweck" ihrer technologischen Rationalität. In Wirklichkeit sind jedoch Gegenkräfte am Werk: Der Apparat zwingt der Arbeitszeit und der Freizeit, der materiellen und der geistigen Kultur seine wirtschaftlichen und politischen Forderungen nach Verteidigung und Expansion auf. Nach der ganzen Art und Weise, wie die moderne Industriegesellschaft ihre technologische Grundlage organisiert hat, tendiert sie zum Totalitarismus. Denn "totalitär" ist nicht nur eine terroristische politische Koordination der Gesellschaft, sondern auch eine nichtterroristische wirtschaftlich-technische Koordination, bei der die Bedürfnisse von interessierten Mächten manipuliert werden, und die so das Entstehen einer wirksamen Opposition gegen die von diesen Interessen organisierte Einheit verhindert. Nicht nur eine bestimmte Staatsform oder Parteiherrschaft bedeutet Totalitarismus, sondern auch ein bestimmtes System von Produktion und Verteilung, das sehr wohl mit einem "Pluralismus von Parteien, Zeitungen und "Gegenkräften" usw. einhergehen kann. In der heutigen Welt wird die politische Macht durch die Macht über den Maschinenvorgang, über das technische Gefüge des Produktionsapprates zur Geltung gebracht. Der Staat der fortgeschrittenen und fortschreitenden industriellen Gesellschaften kann sich nur dann halten und schützen, wenn es ihm gelingt, die der Industriekultur zur Verfügung stehende technische, wissenschaftliche und mechanische Produktivität zu mobilisieren, zu organisieren und auszunutzen - und diese Produktivität mobilisiert die Gesellschaft als Ganzes weit hinaus über alle Einzelinteressen von Individuen oder Gruppen. Die nackte Tatsache, daß die physische (nur die physische?) Macht der Maschine diejenige des einzelnen oder irgendeiner Gruppe von Einzenen weit übertrifft, läßt die Maschine in jeder Gesellschaft, deren grundlegende Organisation die des Maschinenvorgangs ist, zum wirksamsten politischen Instrument werden. Aber aufgrund derselben Tatsache kann der politische Trend auch in die entgegengesetzte Richtung gelenkt werden, denn die Kraft der Maschine ist nur aufgestaute und projizierte Kraft des Menschen. Wenn wir die Arbeitswelt als eine Maschine betrachten und in Übereinstimmung damit mechanisieren, so wird sie zur  potentiellen  Grundlage einer neuen Freiheit.

Die Industriekultur von heute zeigt uns deutlich die Tatsache, daß sie ein Stadium erreicht hat, in welchen "die freie Gesellschaft" nicht mehr im Sinne der traditionellen Begriffe der wirtschaftlichen, politischen und geistigen Freiheiten hinreichend definiert werden kann. Nicht weil diese Freiheiten bedeutungslos geworden wären, sondern weil sie zu bedeutungsvoll sind, um in diesen traditionellen Formen eingezwängt zu bleiben; sie verlangen nach neuen Realisierungsformen, die den neuen Möglichkeiten der Gesellschaft entsprechen. Diese neuen Formen können nur in einem negativen Sinn angedeutet werden, weil sie eine Negation der herrschenden Freiheitsformen bedeuten würden. Wirtschaftliche Freiheit würde z. B. die  Freiheit von  der Wirtschaft bedeuten, d. h. die Freiheit des Menschen von der Bestimmung durch wirtschaftliche Kräfte und Beziehungen: die Freiheit vom täglichen Lebenskampf, vom Zwang zum Geldverdienen. Die politische Freiheit würde die Befreiung des Einzelnen  von  der Politik bedeuten, über die er keine effektive Kontrolle besitzt - die Politik würde als gesonderte Disziplin und Funktion in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung verschwinden. Auch die geistige Freiheit würde die Wiederherstellung des individuellen Denkens bedeuten, das heute von der Massenkommunikation und der Massenbeeinflussung absorbiert wird - die "öffentliche Meinung" würde zusammen mit ihren Urhebern verschwinden. Daß diese Vorschläge unrealistisch erscheinen, beweist nicht ihren utopischen Charakter, sondern die Vorherrschaft von Kräften, welche die Verwirklichung solcher Vorschläge durch die Formung von materiellen und geistigen Bedürfnissen verhindern, die obsolete Formen des Existenzkampfes aufrechterhalten.

Menschliche Bedürfnisse, die über das Biologische hinausgehen, sind stets vorgeformt gewesen - nicht nur in ihrer Intensität und den Formen ihrer Befriedigung, sondern auch gerade in ihrem Wesen als Bedürfnisse. Ob die Möglichkeit des Tuns oder Unterlassens, des Genießens oder Zerstörens, des Besitzesn oder Wegwerfens als  Bedürfnis  erfaßt wird oder nicht, hängt davon ab, ob die berechenbare Wahrnehmung dieser Möglichkeit für die herrschenden Institutionen und Interessen der Gesellschaft wünschenswert und notwendig ist. In diesem Sinne sind menschliche Bedürfnisse historische Bedürfnisse und insoweit die Gesellschaft vom Einzelnen die Unterdrückung seiner Wünsche fordert, unterliegen seine Bedürfnisse und der Wunsch nach ihrer Befriedigung einer kritischen Nachprüfung: der Unterscheidung zwischen echten und unechten Bedürfnissen. "Unecht" sind diejenigen Bedürfnisse, die dem Einzelnen vom sozialen Interesse aufgezwungen werden: die Bedürfnisse, welche Mühsal, Aggressivität, Elend und Ungerechtigkeit verewigen. Ihre Befriedigung mag für den Einzelnen angenehm sein, aber die Tatsache, daß sie ihn glücklich macht, ist keine Bedingung, die erhalten und geschützt werden muß. Es handelt sich vielmehr um eine "vollendete Tatsache", die in Unwissenheit und Unterlegenheit akzeptiert wird und daher sowohl im Interesse des glücklichen Einzelnen wie auch im Interesse aller derjenigen, deren Unglück der Preis für seine Befriedigung ist, beseitigt werden muß. Die einzigen Bedürfnisse, die schon allein durch ihr Vorhandensein den unqualifizierten Anspruch auf Befriedigung besitzen, sind die lebensnotwendigen Bedürfnisse, d. h. Nahrung, Kleidung und Wohnung auf einem erreichbaren Kulturniveau; denn erst wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind, können alle übrigen, die sublimierten ebenso wie die unsublimierten, realisiert werden. "Kulturelle" Bedürfnisse haben einen gesellschaftlichen Inhalt und eine gesellschaftliche Funktion, die nicht vom Einzelnen bestimmt wird, sondern von äußeren Mächten, über die er keine Kontrolle besitzt: die Entwicklung und Befriedigung dieser Bedürfnisse ist heteronom. Ganz gleich, wie sehr solche Bedürfnisse zu seinen eigenen geworden sein mögen, wie sehr sie von seiner ganzen Existenz aufgenommen und verstärkt werden mögen, ganz gleich, wie sehr er sich mit ihnen identifiziert und sich in ihnen wiederfindet - sie bleiben, was sie von Anfang an waren: Produkte einer Gesellschaft, deren allgemeines Interesse nicht notwendigerweise mit dem Interesse des Einzelnen harmonisiert. Für jedes Bewußtsein und Gewissen, für jede Erfahrung, die das herrschende gesellschaftliche Interesse nicht als das Gesetz des Handelns und Denkens anerkennt, bleibt die tatsächliche Welt der Bedürfnisse eine fragwürdige Angelegenheit - fragwürdig im Sinne des Wahren und des Falschen. Diese Begriffe sind durchaus historisch, und auch ihre Objektivität ist historisch. Die Entfaltung der Bedürfnisse und ihrer Befriedigung unter den gegebenen Umständen setzt Prioritätsmaßstäbe voraus - Maßstäbe, die sich auf die optimale Entwicklung des einzelnen und aller einzelnen zusammen bei optimaler Ausnutzung der dem Menschen zur Verfügung stehenden materiellen und geistigen Hilfsmittel beziehen. Die Hilfsmittel sind berechenbar; "Echtheit" und "Unechtheit" von Bedürfnissen bezeichnen insofern objektive Bedingungen, wie die allgemeine Befriedigung lebensnotwendiger Bedürfnisse und darüber hinaus die fortschreitende Erleichterung von Mühsal und Armut allgemeingültige Maßstäbe sind. Als historische Maßstäbe sind sie jedoch nicht nur nach Zeit und Ort verschieden, sondern es sind auch Maßstäbe, die nur in (größerem oder geringerem)  Widerspruch  zu den herrschenden Maßstäben definiert werden können. Welches Tribunal kann sich hier die Entscheidungsgewalt anmaßen?

Letztlich muß die Frage, welche Bedürfnisse echt und welche unecht sind, vom Einzelnen selbst beantwortet werden, aber eben nur letztlich, d. h. wenn und solange er frei ist, seine Antwort nach einer eigenen Entscheidung zu geben. Solange ihm die Fähigkeit zur Autonomie vorenthalten wird, solange er beeinflußt und manipuliert wird (bis in seine Instinkte hinein), kann die von ihm gegeben Antwort nicht als die seine angesehen werden. Aus dem gleichen Grund kann kein Tribunal sich anmaßen, darüber zu entscheiden, welche Bedürfnisse entfaltet und befriedigt werden sollten. Doch beseitigt diese Logik nicht den Gedanken einer "Erziehungsdiktatur" mit dem Ziel, die Sklaven zu zwingen, die Bedingungen ihrer Knechtschaft zu erkennen und zu beseitigen. Je rationaler, produktiver, technischer und totaler die unterdrückende Verwaltung der Gesellschaft wird, desto schwerer lassen sich die Mittel und Wege vorstellen, durch welche die verwalteten einzelnen ihre Knechtschaft abschütteln und ihre Befreieung selbst in die Hand nehmen könnten. Freilich ist der Gedanke, einer ganzen Gesellschaft die Vernunft aufzuzwingen, paradox und skandlös - wenngleich man die Rechtschaffenheit einer Gesellschaft, die sich über diesen Gedanken lustig macht, während sie ihre eigene Bevölkerung zu Objekten der totalen Verwaltung erniedrigt, in Frage ziehen möchte. Voraussetzung für jede Befreiung ist, daß die Knechtschaft bewußt wird, und das Entstehen dieses Bewußtseins wird stets durch die Vorherrschaft von Bedürfnissen und Befriedigungen behindert, die in einem hohen Grad zu individuellen Bedürfnissen und Befriedigungen geworden sind. Im Vorgang der Befreiung wird stets ein formendes System durch ein anderes ersetzt; das optimale Ziel ist die Ersetzung der unechten Bedürfnisse durch echte, die Beseitigung unterdrückender Befriedigungen. In der hochentwickelten Industriegesellschaft fordert die soziale Kontrolle das überragende Bedürfnis nach einer verschwenderischen Produktion und Verteilung und nach verschwenderischem Konsum; das Bedürfnis nach geisttötender Arbeit, obwohl diese nicht mehr notwendig ist; das Bedürfnis nach neuen Formen der Entspannung, die diese Geisttötung fortsetzen; das Bedürfnis nach der Erhaltung täuschender Freiheiten: die freie Konkurrenz gelenkter Preis, eine freie Presse, die sich selbst zensiert, die freie Wahl zwischen den angebotenen Modellen und Marken. Unter der Herrschaft eines repressiven Ganzen kann die Freiheit zu einem machtvollen Instrument der Beherrschung werden. Nicht die Breite der Wahlmöglichkeit ist für das Ausmaß der menschlichen Freiheit ausschlaggebend, sondern  was  gewählt werden kann und was tatsächlich vom Einzelnen gewählt wird. Das Kriterium der freien Wahl kann niemals absolut sein, es ist aber auch niemals ganz relativ. Die freie Wahl des Herrn beseitigt nicht die Unterscheidung zwischen Herren und Sklaven; die freie Wahl zwischen einer Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen bedeutet keine Freiheit, wenn diese Güter und Dienstleistungen die sozialen Kontrollen über ein Leben von Mühsal und Angst aufrechterhalten. Und die spontane Reproduktion aufgezwungener Bedürfnisse seitens des Einzelnen verschafft ihm keine Autonomie; sie bestätigt die Wirksamkeit der Kontrollen.

In den am höchsten entwickelten Gebieten der heutigen Gesellschaft ist die Umwandlung von sozialen zu individuellen Bedürfnissen so weit fortgeschritten, daß die Unterscheidung rein theoretisch erscheint. Kann man bei den Massenmedien wirklich noch zwischen dem Instrument der Information und Unterhaltung und dem Instrument der Manipulation und Beeinflussung unterscheiden? Kann man zwischen dem Automobil als Belästigung und dem Automobil als Bequemlichkeit unterscheiden? Kann man die Häßlichkeit vom Komfort der funktionalen Architektur, die Arbeit für die nationale Verteidigung von der Arbeit für den Unternehmergewinn, das private Vergnügen von der kommerziellen und politischen Nützlichkeit der steigenden Geburtenziffer noch trennen? Hier begegnet uns wieder einer der am schwersten verständlichen Aspekte der fortschrittlichen Industriekultur: das rationale Wesen der Irrationalität. Ihre Produktivität und Leistungsfähigkeit, ihre Fähigkeit, den Komfort zu erhöhen und auszubreiten, die Verschwendung zum Bedürfnis zu machen und die Zerstörung zum Aufbau zu verwenden, die Verwandlung der objektiven Welt in einen Annex [Anhängsel - wp] des menschlichen Geistes und Körpers, lassen den Begriff der Entfremdung fragwürdig erscheinen. Die Menschen erkennen sich in ihren Gütern: sie finden ihre Seele in ihrem Automobil, ihrem Plattenspieler, in ihrer supermodernen Wohnungseinrichtung. Der Mechanismus, der den einzelnen mit seiner Gesellschaft verbindet, hat sich gewandelt: die soziale Kontrolle ist in den neuen Bedürfnissen verankert, die sie hervorgebracht hat.

Die herrschenden Formen der sozialen Kontrolle sind in einem neuen Sinn technologisch. Freilich ist die technische Struktur und Leistungsfähigkeit des Produktions- (und Destruktions-)apparates weitgehend für die Unterwerfung der Menschen unter die bestehende Arbeitsteilung verantwortlich. Ferner ist eine solche Integratoin stets mit Zwang verbunden gewesen: Existenzverlust, Verwaltung der Justiz, der Polizei, der Streitkräfte.Das gilt auch heute noch. Aber in der gegenwärtigen Epoche erscheinen die technologischen Kontrollen als wahre Verkörperung der Vernunft zum Vorteil aller sozialen Gruppen und Interessen, und zwar in einem solchen Maß, daß jeder Widerspruch irrational und jeder Widerspruch unmöglich erscheint. Es ist also kein Wunder, daß in den fortschrittlichsten Gebieten dieser Kultur die sozialen Kontrollen so weit introjiziert worden sind, daß der Protest des einzelnen bereits an seiner Wurzel angegriffen wird: Wer sich geistig und gefühlsmäßig weigert "mitzumachen", erscheint als neurotisch und impotent. Das ist der sozialpsychologische Aspekt des politischen Ereignisses, das die gegenwärtige Periode kennzeichnet: das Erschlaffen historischer Kräfte, die in früheren Stadien der Industriegesellschaft die Möglichkeit neuer Existenzformen zu versprechen schienen.

Der Ausdruck "Introjektion" beschreibt aber vielleicht nicht mehr die Art und Weise, in der der einzelne die von seiner Gesellschaft gehandhabten äußeren Kontrollen reproduziert und verewigt. "Introjektion" bedeutet eine Vielzahl relativ spontaner Vorgänge, durch welche das Ich (ego) das "Äußere" zum "Inneren verwandelt; Introjektion setzt also eine innere Dimension voraus, die sich von den äußeren Umständen unterscheidet und ihnen sogar entgegengesetzt ist - ein individuelles Bewußtsein und ein individuelles Unbewußtsein  unabhängig  von der öffentlichen Meinung und dem öffentlichen Verhalten. Hier erhält die "innere Freiheit" ihren Sinn: Sie bezeichnet den privaten Bereich, in welchem der Mensch sein Ich gegenüber den anderen bewahren kann, in welchem er bei seinem Wirken mit und für andere "bei sich" bleiben kann. Gerade dieser private Bereich ist von der technologischen Wirklichkeit angegriffen und geschmälert worden: Die Massenproduktion und die Massenverteilung fordern das  gesamte  Individuum, und die Industriepsychologie hat längst über den Fabriksbezirk hinausgegriffen. Die vielfältigen Vorgänge der Introjektion scheinen zu beinahe mechanischen Reaktionen erstarrt zu sein. Das Ergebnis ist nicht "Anpassung", sondern Mimese [Nachahmung - wp]: eine unmittelbare Identifizierung des Einzelnen mit seiner Gesellschaft und dadurch mit der Gesellschaft als Ganzem. Diese unmittelbare "spontane" Identifizierung (die nach einer bedeutenden soziologischen Lehrmeinung für die primitiven Assoziationsformen charakteristisch ist) erscheint nun wieder im Stadium der hochentwickelten Industriekultur; jedoch ist die neue "Unmittelbarkeit" das Produkt einer raffinierten und wissenschaftlichen Manipulierung und Organisation. Dabei schrumpft die "innere" Dimension des Geistes, in der Protest und Opposition gegen den Status quo wurzeln können - die Dimension, in der die Macht des negativen Denkens, die kritische Macht der Vernunft zuhause ist. Der Verlust dieser Dimension ist das ideologische Gegenstück zu dem materiellen Vorgang, in dem die Industriegesellschaft die Opposition beschwichtigt. Die Wucht des Fortschritts verwandelt die Vernunft in Unterwerfung unter die Tatsachen des Lebens und unter die dynamische Fähigkeit, mehr und größere Tatsachen derselben Lebensart hervorzubringen. Die Leistungsfähigkeit des Systems erschwert die Erkenntnis, daß dieses System keine Tatsachen enthält, die seine repressive Macht nicht mitteilen. Wenn sich der Einzelne in den Dingen findet, die sein Leben formen, so beruth das nicht darauf, daß er ihnen sein Gesetz gibt, sondern darauf, daß er ihr Gesetz akzeptiert - nicht das Gesetz der Physik, sondern das Gesetz der Gesellschaft. Ich habe bereits angedeutet, daß der Begriff der Entfremdung fragwürdig wird, wenn die einzelnen sich mit der ihnen aufgezwungenen Existenz identifizieren und darin ihre eigene Entfaltung und Befriedigung erblicken. Diese Identifizierung ist keine Jllusion, sondern Realität. Die Realität stellt jedoch ein fortgeschrittenes Stadium der Entfremdung dar: die Entfremdung ist vollkommen objektiv geworden; das entfremdete Subjekt wird von seiner entfremdeten Existenz verschlungen. Es gibt nur eine Dimension, und diese ist überall und in allen Formen. Die Errungenschaften des Fortschritts entziehen sich der ideologischen Anklage ebenso wie der Rechtfertigung; vor ihrem Gericht verflüchtigt sich das "falsche" Bewußtsein zusammen mit dem wahren Bewußtsein der historischen Alternativen. Diese Absorption [Aufname - wp] der Ideologie durch die Realität bedeutet aber nicht das Ende der Ideologie. Im Gegenteil: In einem gewissen Sinn ist die hochentwickelte Industriekultur ideologischer als ihr Vorgänger, insofern nämlich, als die Ideologie sich heute selbst im Produktionsprozeß befindet (2). In provokativer Form enthüllt dieser Satz die politischen Aspekte der herrschenden technologischen Rationalität. Der Produktionsapparat und die Güter und Dienstleistungen, die er hervorbringt, "verkaufen" das Sozialsystem als Ganzes oder zwingen es mit Gewalt auf. Die Medien des Massentransports und der Massenkommunikation, die Güter, die zu Nahrung, Obdach und Kleidung gehören, die verlockenden Produkte der Vergnügungs- und Informationsindustrie bringen vorgeschriebene Haltungen und Gewohnheiten, bestimmte geistige und emotionale Reaktionen mit sich, die den Verbraucher mehr oder weniger angenehm an den Produzenten binden und dadurch auch an das Ganze. Die Produkte beeinflussen, manipulieren; sie fördern ein falsches Bewußtsein, das gegen die Falschheit immun ist. Und je mehr diese wohltätigen Produkte den Einzelnen in allen sozialen Schichten zugänglich werden, desto weniger wird die von ihnen getragene Beeinflussung als Publicity empfunden - sie wird zur Lebensart. Es ist eine gute Lebensart - viel besser als die frühere; und als gute Lebensart kämpft sie gegen die qualitative Veränderung. So entsteht ein eindimensionales Denken und Verhalten, in dem Ideen, Bestrebungen und Ziele, die inhaltlich über die bestehende Gedanken- und Tatwelt hinausgehen, entweder zurückgewiesen oder auf die Begriffe dieser Welt reduziert werden; sie werden durch die Rationalität des gegebenen Systems und seiner quantitativen Ausdehnung neu definiert.

Dieser Trend kann mit einer Entwicklung in der wissenschaftlichen Methode in Zusammenhang gebracht werden: mit dem Operationalismus in der Physik und dem Behaviorismus in der Sozialwissenschaft. Das gemeinsame Merkmal ist ein vollständiger Empirismus in der Behandlung von Begriffen: Ihre Bedeutung wird auf die Darstellung bestimmter Operationen und Verhaltensweisen beschränkt. Das operationelle Denken sieht man deutlich an PERCY WILLIAMS BRIDGMANs Erörterung über den Längenbegriff (3):
    "Wir wissen offenbar, was wir unter Länge verstehen, wenn wir ausführen, wie lang dieses oder jenes Objekt ist, und der Physiker braucht nichts weiter. Um die Länge eines Objektes zu finden, müssen wir bestimmte physikalische Operationen ausführen. Mit der Festlegung der Operationen, durch welche die Länge gemessen wird, ist daher auch der Längenbegriff festgelegt: der Begriff der Länge bedeutet nichts weiter als die Reihe von Operationen, durch welche die Länge bestimmt wird. Im allgemeinen bedeutet jeder Begriff nichts anderes als eine Reihe von Operationen; der Begriff ist synonym mit der entsprechenden Reihe von Operationen."
BRIDGMAN hat auch die Konsequenzen gesehen, die diese Denkweise für die Gesellschaft im Allgemeinen mit sich bringt (4):
    "Wenn man sich diesen operationellen Standpunkt zu eigen macht, so bedeutet dies mehr als eine enge Anwendung des Ausdrucks "Begriff". Es bedeutet eine tiefgreifende Veränderung aller unserer Denkgewohnheiten, weil wir künftig in unserem Denken keine Begriffe mehr verwenden, die wir nicht hinreichend mit Hilfe von Operationen erklären können."
BRIDMANs Prophezeigung ist eingetroffen. Die neue Denkweise ist heute die herrschende Tendenz in der Philosophie, Psychologie, Soziologie usw. Viele der schwierigsten Begriffe werden "eliminiert", indem man zeigt, daß sie nicht mit Hilfe von Operationen oder Verhaltensweisen erklärt werden können. So schafft die radikal empiristische Bewegung die methodologische Rechtfertigung für die Geistesverwirrung der Intellektuellen - einen Positivismus, der in seiner Verneinung der transzendentalen Elemente der Vernunft das akademische Gegenstück zu einen sozial nötigen Verhalten darstellt. Außerhalb der akademischen Gemeinschaft ist die "tiefgreifende Veränderung all unserer Denkgewohnheiten" noch viel ernster: sie wird dazu verwendet, Ideen und Ziele mit den Erfordernissen des herrschenden Systems in Übereinstimmung zu bringen und diejenigen Ideen und Ziele zurückzuweisen, die mit dem System unvereinbar sind. Die Herrschaft einer solchen eindimensionalen Realität bedeutet nicht, daß der "Materialismus" herrscht und daß die geistigen, metaphysischen und künstlerischen Beschäftigungen allmählich verschwinden. Im Gegenteil, man spricht viel vom Gottesdienst, man macht Reklame mit dem Schlagwort "Versuch's mal mit Gott", und man versucht es auch mit dem Existenzialismus und dergleichen. Aber solche Arten des Protests und der Transzendenz widersprechen nicht mehr dem Status quo und sind nicht mehr negativ, sondern stellen den zeremoniellen Teil des praktischen Behaviorismus dar, gehören zur Festtags- und Freizeitgestaltung und werden vom Status quo sehr bald als Teil seiner bekömmlichen Nahrung verdaut.

Das eindimensionale Denken wird von den Managern der Politik und den Verbreitern von Masseninformationen systematisch gefördert; ihre Gedankenwelt ist von selbstbeweisenden Hypothesen bevölkert, die durch pausenlose und monopolistische Wiederholung zu hypnotischen Definitionen oder Diktaten werden. "Frei" sind z. B. die Institutionen, die in den Ländern der freien Welt operieren (oder operiert werden); andere Arten der Freiheit sind per definitionem entweder Anarchismus oder Kommunismus oder Propaganda. "Sozialistisch" sind alle Beeinträchtigungen privater Unternehmungen, die nicht selbst von privaten Unternehmungen durchgeführt werden, wie z. B. die allgemeine Krankenversicherung, der Schutz der Natur vor allzu krasser Kommerzialisierung oder die Gründung öffentlicher Einrichtungen, die den privaten Profit schmälern könnten. Diese totalitäre Logik der vollendeten Tatsachen hat im Osten ihr Gegenstück. Dort ist die Freiheit die Lebensart, die ein kommunistisches Regime etabliert hat; alle anderen Arten der Freiheit sind entweder kapitalistisch oder revisionistisch oder sektiererisch. In beiden Lagern gelten nicht-operationelle Ideen als subversiv. Die Bewegung der Gedanken wird an Schlagbäumen gestoppt, die als die Grenzen der Vernunft erscheinen.

Eine solche Begrenzung des Denkens ist sicherlich nichts Neues. Der aufsteigende moderne Rationalismus zeigt sowohl in seiner spekulativen als auch in seiner empirischen Form einen auffallenden Gegensatz zwischen dem extremen kritischen Radikalismus in der wissenschaftlichen und philosophischen Methode einerseits und dem unkritischen Quietismus in der Haltung gegenüber etablierten und funktionierenden Sozialinstitutionen. So sollte DESCARTES'  ego cogitans [denkendes Ich - wp] die "großen öffentlichen Körper" unberührt lassen und HOBBES war der Auffassung, daß "die Gegenwart stets am besten erklärt, bevorzugt und erhalten werden sollte". KANT stimmt mit LOCKE überein, daß die Revolution gerechtfertigt ist, wenn es ihr gelingt, das Ganze zu organisieren und Subversion zu verhindern. Diesen bequemen Vernunftbegriffen widersprach jedoch stets die offenkundige Ungerechtigkeit der "großen öffentlichen Körper" und die effektive, mehr oder weniger bewußte, Rebellion gegen dieselben. Es bestanden also gesellschaftliche Zustände, die ein reales Abrücken vom augenblicklichen Zustand provozierten und ermöglichten, es gab mit anderen Worten sowohl eine private als auch eine politische Dimension, in der das geistige Abrücken sich zu einer effektiven Opposition entfalten und seine Stärke und die Richtigkeit seiner Ziele prüfen konnte. Je mehr die Gesellschaft diese Dimensionen verschließt, desto bedeutsamer wird die Selbstbeschränkung des Denkens. Die Wechselwirkung zwischen wissenschaftlich-philosophien und gesellschaftlichen Vorgängen, zwischen der theoretischen und der praktischen Vernunft, wird "hinter dem Rücken" der Wissenschaftler und Philosophen deutlich. Die Gesellschaft unterdrückt einen ganzen Typus oppositioneller Operationen und Verhaltensweisen; deshalb erscheinen die Begriffe, die ihren "Sinn" projizieren und definieren, unverständlich; die historische Transzendenz erscheint als metaphysische Tendenz, die der Wissenschaft und dem wissenschaftlichen Denken fremd ist. Der operationelle und behavioristische Standpunkt, der als allgemeine "Denkgewohnheit" praktiziert wird, wird zur offiziellen Geisteshaltung des Systems. Wie so oft in der Geschichte wirkt die "List der Vernunft" auch hier wieder im Interesse der etablierten Mächte: die Betonung der operationellen und behavioristischen Begriffe erschwert die Bemühungen, die gemacht werden, um das Denken und das Verhalten  von  der gegebenen Realität und  für  die unterdrückten Alternativen zu befreien. Theoretische und praktische Vernunft, akademischer und sozialer Behaviorismus begegnen sich also in einer hochentwickelten Gesellschaft, die den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt zu einem Instrument der Beherrschung gemacht hat.

"Fortschritt" ist kein neutraler Begriff: er ist zielgerichtet, und zwar werden die Ziele von den Möglichkeiten zur Verbesserung des menschlichen Lebens definiert. Die hochentwickelte Industriegesellschaft nähert sich dem Stadium, in dem ein weiterer Fortschritt die radikale Subversion der herrschenden Richtung und Organisierung des Fortschritts erfordern würde. Dieses Stadium wäre erreicht, wenn die materielle Produktion (einschließlich der notwendigen Dienstleistungen) so weit automatisiert wäre, daß alle lebensnotwendigen Bedürfnisse befriedigt werden könnten, während die notwendige Arbeitszeit auf ein Minimum beschränkt wäre. Von diesem Punkt an würde der technische Fortschritt aus dem Bereich der Notwendigkeit, in welchem er als Instrument der Beherrschung und Ausbeutung mit begrenzter Rationalität verwendet wurde, heraustreten: die Technologie würde dem freien Spiel der Kräfte inm Kampf um die Befriedigung der Natur und der Gesellschaft überlassen. Einen solchen Zustand hatte MARX im Sinn, als er von der "Abschaffung der Arbeit" sprach; der Ausdruck "Befriedung der Existenz" scheint besser geeignet, die historische Alternative einer Welt zu bezeichnen, die am Rand eines Weltkriegs fortschreitet - durch einen internationalen Konflikt, der die Widersprüche innerhalb der etablierten Gesellschaften transformiert und suspendiert. "Befriedung der Existenz" bedeutet die Entfaltung des menschlichen Ringens gegen Mensch und Natur unter solchen Bedingungen, daß die konkurrierenden Bedürfnisse, Wünsche und Bestrebungen nicht mehr von interessierten Mächten in Beherrschung und Kargheit organisiert werden - eine Organisation, welche die destruktiven Formen dieses Ringens verewigt.

Die folgende Analyse will zeigen, in welchem Sinne eine solche Verwandlung des Rnigens um die Existenz als "inhärenter [innewohnender - wp] Endzweck" der Technologie erscheint - d. h. als Erfüllung und Beendigung, Befreiung und Katastrophe der etablierten Gesellschaften. Denn wenn der technische Fortschritt der Menschlichkeit dienen soll, dann ist er unvereinbar mit gesellschaftlichen Institutionen, die in ihrer ganzen Funktionsweise auf den Erfordernissen der sozial notwendigen Arbeit als lebensausfüllender Beschäftigung und auf der aus diesen Erfordernissen abgeleiteten öffentlichen und privaten Moral beruhen. Die Bedrohung der interessierten Mächte ist in der Tat eine Bedrohung des Ganzen, das sie organisiert haben, uns zwar so gründlich organisiert, daß die Ergebnisse wachsen und befriedigen. Der soziale Kampf gegen die historische Alternative, die dieses wohltätige Ganze in die Luft sprengen würde, findet so eine breite Grundlage in der betroffenen Bevölkerung und findet seine Ideologie in der starren Ausrichtung des Denkens und Verhaltens auf die gegebenen Tatsachen und Möglichkeiten. Bewiesen durch die Erfolge von Wissenschaft und Technologie, gerechtfertigt durch seine wachsende Produktivität, widersetzt sich der Status quo jeder Veränderung: angesichts seiner Alternative, nämlich der Möglichkeit der Befriedung aufgrund der technischen und geistigen Errungenschaften der reifen Industriegesellschaften, verschließen sich diese Gesellschaften gegen diese Alternative. In Theorie und Praxis wird der Operationalismus zur Theorie und Praxis der  Eindämmung. 

Unter diesen Umständen scheint der technische Fortschritt das Wesen von Mensch und Gesellschaft erstarren zu lassen. Die menschliche Natur ist keine unwandelbare, suprahistorische Einheit: oberhalb des animalischen Niveaus wird sie von der Art und Weise geformt und definiert, in der die Menschen ihre gesellschaftliche Existenz reproduzieren. Das gilt sogar für die Dimension der Instinkte: Aggressivität, Wettbewerbsstreben, Angst, Sadismus und Masochismus manifestieren sich (und was bleibt außerhalb ihrer Manifestierungen noch übrig?) unter einem Realitätsprinzip, das wesentlichen Modifizierungen unterliegt. Unter dem Einfluß der Gesellschaft werden sie zur "zweiten Natur" - aber eben nur zur  zweiten:  es ist das Ergebnis einer "Vermittlung", das auch wieder beseitigt werden kann. Jedoch verfügt die hochentwickelte Industriekultur über Mittel und Techniken der Befriedigung, die die zweite Natur des Menschen in bisher nie gekanntem Grad stabilisieren kann. Unterhalb ihrer äußeren Dynamik ist diese Gesellschaft ein durchaus statisches Lebenssystem: selbstgetrieben in ihrer unterdrückenden Produktivität und in ihrer wohltätigen Koordination. Bei der Verteidigung dieses Systems kann es vorkommen, daß der Mensch gleichzeitig für und gegen sich selbst arbeitet, so daß die Unterscheidung zwischen "für" und "gegen", zwischen realem und unmittelbarem Interesse, zwischen Wahrheit und Propaganda, bedeutungslos wird. Dieser Punkt ist erreicht, wenn gerade die Destruktivität und Verschwendung des Systems zur Bedingung seines Funktionierens und Wachstums wird. Die Eindämmung des technischen Forschritts geht einher mit dem Wachstum des technischen Fortschritts in der vorgegebenen Richtung. Je mehr die Technologie trotz der politischen Hindernisse, die ihr der Status quo entgegenstellt, dazu in der Lage ist, die Bedingungen für die Befriedung zu schaffen, desto mehr werden die Menschen gegen diese Alternative organisiert. Die am höchsten entwickelten Gebiete der Industriegesellschaft zeigen durchwegs folgende zwei Merkmale: einen Trend zur Vollziehung der technologischen Rationalität und intensive Bemühungen, diesen Trend innerhalb der Institutionen des Status quo einzudämmen. HIer liegt der innere Widerspruch dieser Kultur: das irrationale Element ihrer Rationalität. Es ist das Zeichen ihrer Errungenschaften. Die Gesellschaft, welche sich die Technologie und Wissenschaft unterwarf, wurde zur immer wirksamer werdenden Beherrschung von Mensch und Natur und zur immer gründlicher werdenden Ausnützung ihrer Hilfsmittel organisiert. Sie wird irrational, wenn als Ergebnis dieser Anstrengungen eine neue Dimension der menschlichen Wirklichkeit aufscheint. Die Organisation für den Frieden ist ganz anders als die Organisation für den Krieg: die Institutionen, welche dem Kampf um die Existenz dienten, können nicht der Befriedung der Existenz dienen. Das Leben als Zweck unterscheidet sich qualitativ vom Leben als Mittel.

Solche qualitativ neuen Existenzformen können niemals als bloße Nebenprodukte wirtschaftlicher und politischer Veränderungen angesehen werden; sie sind auch niemals die mehr oder weniger spontane Auswirkung der neuen Institutionen, welche die notwendigen Voraussetzungen darstellen. Das Ziel ist ein technisches Apriori. Die qualitative Veränderung hängt also von einer Veränderung der technischen Grundlage ab, auf welcher diese Gesellschaft ruht und welche die wirtschaftlichen und politischen Institutionen erhält, von denen die "zweite Natur" des Menschen stabilisiert wird. Die Methoden Industrialisierung sind politische Methoden; als solche verurteilen sie von vornherein die Möglichkeiten von Vernunft und Freiheit. Sicher muß Arbeit die Verminderung der Arbeit vorbereiten, und Industrialisierung muß der Entfaltung der menschlichen Bedürfnisse und Befriedigung vorhergehen. Da aber jede Freiheit auf dem Sieg über die Not beruth, hängt die Verwirklichung der Freiheit von den Methoden an, mit denen dieser Sieg errungen wurde. Die höchste Produktivität der Arbeit kann zur Verewigung der Arbeit dienen und die gründlichste Industrialisierung kann zur Beschränkung und Manipulierung der Bedürfnisse verwendet werden. Die Bewältigung der Technologie bedeutet die entschlossene Negation des repressiven Gebrauchs der Technologie; die qualitative Veränderung muß von ihren Vorgängern geformt werden - die Umwertung muß als Katalysator innerhalb der alten Ordnung entstehen. Die Kräfte, die einen historischen Sprung bewirken, müssen vor dem Sprung gesammelt werden!

Eine der Hauptaufgaben meiner Untersuchungen ist es, den politischen Charakter der technologischen Rationalität zu definieren. Diese Rationalität ist zum mächtigsten Element der Vernunft geworden, desjenigen Begriffs also, der den spezifischen Charakter des Projekts der westlichen Zivilisation am besten bezeichnen kann. Als gemeinsamer Nenner für Theorie und Praxis, für Ideologien und Institutionen, für die Organisation des Menschen und der Natur veränderte die Vernunft die Natur durch den Sieg über Mensch und Natur; sie machte die Objekt-Welt zum Medium für die Entwicklung des Subjekts; sie schuf die materielle Grundlage für die "höheren Werte". Sie erzeugte aber auch ihr eigenes Gegenstück, gelangte zu ihrer eigenen Verneinung, setzte sich selbst Schranken. Diesen Widerspruch zu erklären, müssen wir einer späteren Erörterung vorbehalten. Wir werden dabei nicht dem Siegeszug des Materialismus und der technologischen Rationalität die Schuld geben, sondern wir werden die Wurzeln des Übels in der  Hemmung  dieses Siegeszuges suchen; wir werden die Bemühungen um eine Rehabilitierung der "geisten Werte" zurückweisen und erkennen, daß es ein Fehler ist, die Materialisierung geistiger Werke behindern zu wollen. Gleichzeitig aber wird die Erörterung den Satz aufgreifen, daß die moderne Idee und Wirklichkeit der Vernunft nur eine unter vielen ist, daß sie ein historisches Ereignis darstellt, das seine historischen Grenzen hat. Diese Grenzen sind offenbar geworden. Und darin zeigt sich nicht das Versagen, sondern der Erfolg und die Wahrheit dieser Idee.
LITERATUR: Herbert Marcuse, Über das Ideologieproblem in der hochentwickelten Industriegesellschaft, Paper: Fifth World Congress of Sociology, Washington D. C. 1962
    Anmerkungen
    1) Wie schwer es ist, den Begriff "rational" zu definieren, wird im Folgenden noch zu zeigen sein.
    2) THEODOR W. ADORNO, Prismen - Kulturkritik und Gesellschaft, Frankfurt 1955, Seite 24f.
    3) P. W. BRIDGMAN, The Logic of Modern Physics, New York 1927, Seite 5. Die Operationslehre ist verfeinert und verbessert worden. BRIDGMAN selbst hat den Begriff der "Operation" (der zu sehr an "Manipulation" erinnerte) erweitert, so daß er auch die "Bleistift-Papier-Operationen" des Theoretikers umfaßt (in PHILIPP J. FRANK, The Validation of Scientific Theories, Boston 1954, Kap. III). Der Hauptzweck bleibt derselbe: es ist wünschenswert, daß die Bleistift-und-Papier-Operationen "zumindest indirekt mit instrumentellen Operationen in Berührung kommen."
    4) BRIDGMAN, a. a. O., Seite 31