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ERNST CASSIRER
Kants Lehre
[3/6]

"Durch die bisherigen Theorien über dieses Verhältnis (zwischen Vorstellung und Gegenstand) fand er sich nicht belehrt: denn sie führten entweder auf eine bloße Rezeptivität des Geistes, die seine Fähigkeit, sich zu universellen und notwendigen Erkenntnissen zu erheben, nicht erklärte, oder sie endeten, indem sie ihm diese Fähigkeiten zuerkannten, schließlich damit, sie auf irgendeinen deus ex machina zurückzuführen, der sie ihm ursprünglich, in Übereinstimmung mit der Natur der Dinge, eingepflanzt hat. Diese mystische Lösung aber ist im Grunde ebenso unnötig, als sie unbefriedigend ist, seitdem einmal begriffen ist, daß es sich in der allgemeinen Frage nach dem Gegenstand der Erkenntnis nicht nur um eine Frage der Metaphysik, sondern vielmehr um eine Frage der Logik handelt."

"Nicht Dinge sind uns . . . gegeben, von denen sich alsdann gewisse und notwendige Erkenntnis erwerben lassen, sondern die Sicherheit dieser Erkenntnisse ist es, die sich in der Behauptung eines Seins, einer Welt und einer Natur nur einen anderen Ausdruck gibt."

"Damit aus isolierten sinnlichen Eindrücken physikalische Beobachtungen und Tatsachen werden können: dazu muß vor allem die zunächst rein qualitative Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit der Wahrnehmungen in eine quantitative Mannigfaltigkeit umgesetzt werden, dazu muß das Aggregat der Empfindungen auf ein System meßbarer Größen bezogen werden. Der Gedanke eines solchen Systems liegt jedem einzelnen Experiment zugrunde."


Der Aufbau und die Grundprobleme der
Kritik der reinen Vernunft

1. Wenn auch von den großen Denkern das Wort gilt, daß der Stil der Mensch ist, so stellt schon in dieser Hinsicht die Kritik der reinen Vernunf den Biographen KANTs vor ein schwieriges Problem. Denn eine tiefere und eingreifendere Stilwandlung, als sie sich bei KANT in dem Jahrzehnt zwischen 1770 und 1780 vollzieht, weist die Literatur- und Philosophiegeschicht wohl nirgends auf; - selbst bei PLATON nicht, dessen Altersstil im Philebus, im Sophisten oder Parmenides sich doch so charakteristisch von der Darstellungsweise der früheren Dialoge unterscheidet. Nur mit Mühe vermag man im Autor der "Kritik der reinen Vernunft" noch den Schriftsteller wiederzuerkennen, der die "Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen" oder die "Träume eines Geistersehers" verfaßt hat. An die Stelle der freien Bewegung der abstrakten Begriffszergliederung, an die Stelle der überlegenen Grazie und Heiterkeit dieser Schriften ist der schwere schulmäßige Ernst getreten. Freilich, wer die Kr. d. r. V. richtig zu lesen versteht, der findet auch in ihr, neben der Schärfe und Tiefe des Denkens, eine außerordentliche Kraft der Anschauung und eine ungewöhnliche Bildkraft der Sprache. GOETHE hat gesagt, daß es ihm, wenn er eine Seite KANT liest, immer zumute ist, als ob er in ein helles Zimmer tritt. Neben der Kunst der durchgehenden Gliederung schwierigster verwickelter Gedankenkomplexe steht hier die Gabe in charakteristischen Bildern, in epigrammatischen Wendungen, die sich unauslöschlich einprägen, das Gesamtergebnis einer langwierigen Deduktion und Begriffszergliederung wie mit einem Schlag zu bezeichnen und in einen Punkt zusammenzudrängen. Im Ganzen aber überwiegt doch bei den meisten Lesern der Eindruck, daß die Form der Darstellung, die KANT gewählt hat, seinem Gedanken eher Fesseln anlegt, als daß sie ihm zum adäquaten und reinen Ausdruck verhilft. In der Sorge um die Festigkeit und Bestimmtheit der Terminologie, um die Genauigkeit in den Begriffsbestimmungen und Begriffseinteilungen, um die Übereinstimmung und den Parallelismus der Schemata scheint KANT natürliche, geistig und persönlich-lebendige Ausdrucksform wie erstarrt zu sein. Er selbst hat dies empfunden und ausgesprochen.
    "Die Methode meines Vortrags" - so bemerkt er in einer Tagebuchaufzeichnung - "hat eine nachteilige Gestalt; sie sieht scholastisch aus, folglich grüblerisch trocken, ja eingeschränkt und weit vom Ton des Genies verschieden."
Aber es ist bewußte Absicht, was ihn hier von jeder Annäherung, von jedem Zugeständnis an den Ton des "Genies" zurückhält.
    "Ich habe die Schulmethode gewählt", - so heißt es an einer anderen Stelle - "und sie der freien Bewegung des Geistes und des Witzes vorgezogen, obgleich ich, da ich wollte, daß jeder nachdenkende Kopf an dieser Untersuchung teilnehmen sollte, fand, daß die Trockenheit dieser Methode Leser von der Art, welche geradezu die Verbindung mit dem Praktischen suchen, abschrecken würde. Ich würde, wenn ich auch im größten Besitz des Witzes und der Schriftstellerreize gewesen wäre, sie hiervon ausgeschlossen haben, denn es liegt mir viel daran, keinen Verdacht übrig zu lassen, als wollte ich den Leser einnehmen und überreden, sondern damit ich entweder gar keinen Beitritt von ihnen als bloß durch die Stärke der Einsicht zu erwarten hätte. Auch die Methode ist mir nur durch Versuche entstanden." (1)
Die Forderung der strengen begrifflichen Deduktion und der begrifflichen Systematik bildet jetzt das alleinige Ideal, vor dem alle anderen Anforderungen zurücktreten müssen.

Dennoch hat KANT nicht leichten Herzens auf diese Anforderungen verzichtet. In den Jahren, die der Abfassung der Kr. d. r. V. unmittelbar voranliegen, beschäftigt ihn unablässig die Erwägung, ob und wie weit es möglich ist, philosophischen Gedanken, unbeschadet ihrer Gründlichkeit, die Form der "Popularität" zu geben.
    "Seit einiger Zeit", - so hatte er schon im Januar 1779 an Herz geschrieben, - "sinne ich in gewissen müßigen Zeiten auf die Grundsätze der Popularität in Wissenschaften überhaupt (es versteht sich in solchen, die deren fähig sind, denn die Mathematik ist es nicht), vornehmlich in der Philosophie, und ich glaube nicht allein aus diesem Gesichtspunkt eine andere Auswahl, sondern auch eine ganz andere Ordnung bestimmen zu können, als sie die schulgerechte Methode, die doch immer das Fundament bleibt, erfordert." (2)
In der Tat sind auch die ersten Entwürfe zur Vernunftkritik von diesem Gesichtspunkt beherrscht gewesen. Sie erstrebten neben der "diskursiven (logischen) Deutlichkeit durch Begriffe" auch die "intuitive (ästhetische) Deutlichkeit durch Anschauungen" und konkrete Beispiele. Die Vorrede zum fertigen Werk berichtet darüber, welche Gründe KANT schließlich dazu bewogen haben, von diesem Vorhaben Abstand zu nehmen.
    "Die Hilfsmittel der Deutlichkeit helfen zwar in Teilen, zerstreuen aber öfters im Ganzen, indem sie den Leser nicht schnell genug zur Überschauung des Ganzen gelangen lassen und durch alle ihre hellen Farben gleichwohl die Artikulation oder den Gliederbau des Systems verkleben und unkenntlich machen, auf den es doch, um über die Einheit und Tüchtigkeit desselben urteilen zu können, am meisten ankommt." (3)
So ist hier an die Stelle der ersten Versuche zu einer anschaulich-gemeinverständlichen Darstellung der bewußte Verzicht getreten: einen "Königsweg" - so hat KANT jetzt eingesehen - kann es so wenig zur Transzendentalphilosophie als zur Mathematik geben.

Der tiefere Grund dieses Stilwandels aber liegt freilich darin, daß es ein völlig neuer Typus des Denkens ist, den KANT jetzt eingesehen - kann es sowenig zur Transzendentalphilosophie als zur Mathematik geben.

Der tiefere Grund dieses Stilwandels aber liegt freilich darin, daß es ein völlig neuer Typus des Denkens ist, den KANT jetzt gegenüber seiner eigenen Vergangenheit und gegenüber der Philosophie des Aufklärungszeitalters - gegenüber den HUME und MENDELSOHN vertritt, die er um ihre ebenso elegante wie gründliche Schreibart beneidet. In den Jahrzehnten der abgezogensten einsamen Medikation, in welcher KANT für sich seine Eigentümliche Methode und Fragestellung feststellte, hatte er sich allmählich weiter von den gemeinsamen Grundvoraussetzungen entfernt, auf die sich das philosophische und wissenschaftliche Denken der Zeit wie in einem stillschweigenden Einverständnis gestützt hat. Noch spricht er freilich vielfach die Sprache dieser Zeit; noch verwendet er die Begriffe, die sie geprägt und die schulmäßigen Einteilungen, die sie in ihren Lehrbüchern der Ontologie, der rationalen Psychologie, Kosmologie und Theologie zur Geltung gebracht hatte; aber dieses gesamte Ausdrucks- und Gedankenmaterial wird jetzt einem völlig anderen Ziel dienstbar gemacht. Der Autor, für den dieses Ziel feststeht, verschmäht auch solche Mittel der Bezeichnung und Darstelung nicht, die der Strenge nach seinem eigenen Gedanken nicht mehr völlig angemessen sind; ja er greift oft mit Vorliebe auf diese Mittel zurück, weil er in ihnen am ehesten eine unmittelbare Anknüpfung an die gewohnte Begriffswelt des Lesers zu finden hofft. Aber gerade diese Nachgiebigkeit wird nunmehr zur Quelle mannigfacher Schwierigkeiten: gerade dort, wo KANT sich zum Standpunkt seiner Epoche herabgelassen hat, ist es ihm nicht gelungen, die Epoche zu sich emporzuheben. Und noch ein anderes Moment kommt hier in Betracht, das das Eindringen in KANTs Grundanschauung ebensosehr für die Zeitgenossen erschwert hat, wie es auch seither die Quelle mannigfachster Irtümer und Mißverständnisse geblieben ist. Betrachtet man lediglich die äußere Form, die KANT seinen Schriften gegeben hat, so scheint nichts deutlicher zu sein, als daß hier ein festes und geschlossenes, ein im Ganzen und in allen seinen Einzelheiten fertiges Lehrsystem sich vor uns entfaltet. Die Materialien für den Aufbau scheinen völlig klar und genau vorgezeichnet: nun gilt es nur, nach diesem feststehenden Plan, die einzelnen Stücke zusammenzufügen. Aber indem nun dieser Versuch unternommen wird, tritt jetzt erst die ganze Größe der Aufgabe völlig hervor. Überall begegnen neue Zweifel und Fragen; überall zeigt es sich, daß die einzelnen Begriffe, die wir als Voraussetzungen brauchen zu können glaubten, vielmehr selbst erst der Bestimmung bedürfen. So werden die Begriffe andere und andere, je nach der Stelle, an welcher sie im Fortschreitenden systematischen Aufbau des Ganzen stehen. Sie sind nicht als ruhendes Substrat der Gedankenbewegung von Anfang an da, sondern sie entwickeln und fixieren sich erst in dieser Bewegung selbst. Wer diesen Zug nicht berücksichtigt; wer glaubt, daß´die Bedeutung eines bestimmten Grundbegriffs in seiner ersten Definition erschöpft ist und wer ihn nun in diesem Sinn als ein Unveränderliches, durch den Forschritt des Gedankens Unberührtes festzuhalten sucht - der muß in seiner Auffassung notwendig fehl gehen. KANTs schriftstellerische Eigenart stimmt hier mit dem zusammen, was uns über seine Eigenart als akademischer Lehrer berichtet wird.
    "Sein Vortrag" - so erzählt Jachmann, - "war immer dem Gegenstand vollkommen angemessen, aber er war nicht ein memorierter, sondern ein stets neu gedachter Erguß des Geistes . . . Auch sein metaphysischer Unterricht war, die Schwierigkeit des Gegenstandes für den anfangenden Denker abgerechnet, lichtvoll und anziehend. Eine besondere Kunst bewies Kant bei der Aufstellung und Definition metaphysischer Begriffe dadurch, daß er vor seinen Zuhörern gleichsam Versuche anstellte, als wenn er selbst anfing, über den Gegenstand nachzudenken, allmählich neue bestimmende Begriffe hinzufügte, schon versuchte Erklärungen nach und nach verbesserte, endlich zum völligen Abschluß der vollkommen erschöpften und von allen Seiten beleuchteten Begriffe überging, und so den streng aufmerksamen Zuhörer nicht allein mit dem Gegenstand bekannt machte, sondern ihn auch zum methodischen Denken anleitete. Wer diesen Gang seines Vortrags ihm nicht abgelernt hatte, seine erste Erklärung gleich für die richtige und völlig erschöpfende annahm, ihm nicht angestrengt weiter folgte, der sammelte bloß halbe Wahrheiten ein, wie mich davon mehrere Nachrichten seiner Zuhörer überzeugt haben." (4)
Dieses Schicksal der Hörer KANTs ist auch das Schicksal vieler seiner Kommentatoren geworden. Wenn man an die Definition der analytischen und synthetischen Urteil, an den Begriff der Erfahrung und des Apriori, an die Begriffe des Transzendentalen und der Transzendentalphilosophie, wie sie im Anfang der Kr. d. r. V. auftreten, mit dem Gedanken herantritt, daß man hier geprägte Münze vorfindet, deren Wert ein für allemal feststeht, so muß man sich im weiteren Fortgang des Werks notwendig verwirren. Denn immer wieder zeigt es sich, daß eine scheinbar völlig abgeschlossene Untersuchung von Neuem aufgenommen, daß eine frühere Erklärung ergänzt, erweitert, ja gänzlich umgestaltet wird, daß Probleme, die zunächst abgesondert behandelt wurden, mit einem Mal eine völlig neue Beziehung zueinander eingehen, in der sich auch ihre anfängliche Bedeutung wandelt. Im Grunde aber ist eben diese Wandlungsfähigkeit das allein natürliche und notwendige Verhältnis: denn sie ist der Zeuge dafür, daß wir hier noch mitten im lebendigen Prozeß und im stetigen Fortschritt des Denkens selbst stehen. Vieles, was im abgelösten Resultat als Widerspruch erscheinen mag, erhellt sich erst, wenn man es wieder in diese Bewegung hineinstellt und aus ihrer Gesamtheit heraus deutet. Wo KANT, kraft der "synthetischen" Methode, die er in der Vernunftkritik anwendet, allmählich und schrittweise vom Einzelnen zum Ganzen fortgeht, da darf daher die freie Reproduktion des Systems analog dem Weg, den er selbst in den "Prolegomenen" gewiesen hat, mit dem Gedanken des Ganzen beginnen und in der Richtung auf ihn den Sinn des Einzelnen festzustellen suchen. Wenn sich dort immer neue und neue Fäden ineinanderschlingen, bis schließlich das kunstreichste begriffliche Gewebe vor uns steht - so handelt es sich für die rückschauende Analyse umgekehrt darum, aus den vielfältigen Begriffskomplexionen nur die großen bestimmenden Hauptzüge herauszulösen und die allgemeinsten Richtlinien festzuhalten, durch die der Gedanken in all seinen Verzweigungen und Verwicklungen geleitet bleibt. Die Gesamtheit der Einzelfragen, die das System der kritischen Philosophie in sich faßt, wird damit freilich nicht erschöpft; es muß genügen, wenn jener allgemeine "Gliederbau" sichtbar und deutlich wird, den KANT selbst als das wesentliche Moment und als das entscheidende Kriterium, um über die Einheit und Tüchtigkeit seiner Lehre zu urteilen, angesehen hat.

2. Vom Begriff der Metaphysik und von den Schicksalen, die dieser Begriff im Wandel der Zeiten erfahren hat, geht die Betrachtung der Vernunftkritik aus. Das ist der innere Widerspruch, der durch die gesamte Geschichte der Metaphysik hindurchgeht, daß sie, die den Anspruch erhebt, die höchste Instanz für das Problem des "Seins" und der "Wahrheit" zu bedeuten, in sich selbst es noch zu keinerlei Norm der Gewißheit gebracht hat. Der Wechsel der Systeme scheint jedes Versuchs zu spotten, ihn in den "sicheren Gang einer Wissenschaft" zu bringen. Aber wenngleich Metaphysik, nach den Erfahrungen ihrer Geschichte zu verurteilen, als Wissenschaft unmöglich scheint, so bleibt sie doch nichtsdestoweniger als "Naturanlage" notwendig. Denn jeder Versuch der Resignation gegenüber ihren Grundfragen erweist sich alsbald als trügerisch. Kein Entschluß des Willens und keine noch so scharfsinnige logische Demonstration kann uns vermögen, von den Aufgaben, die uns hier gestellt sind, abzustehen. Der Dogmatismus, der uns nichts lehrt und die Skepsis, die uns gar überall nichts verspricht, erweisen sich als Lösung des Problems der Metaphysik in gleicher Weise unzulänglich. Nach allen geistigen Bemühungen der Jahrhunderte sind wir somit an einen Punkt gelangt, an dem es für uns, wie es scheint, weder ein Vorwärts noch ein Zurück mehr gibt - an dem es ebenso unmöglich ist, die Forderungen, die sich im Begriff und Namen der Metaphysik zusammenschließen, zu erfülen, als auf sie zu verzichten.
    "Der Mathematicus, der schöne Geist, der Naturphilosophe: was richten sie aus, wenn sie über die Metaphysik übermütigen Spott treiben? In ihrem Innern liegt der Ruf, der sie jederzeit auffordert, in das Feld derselben einen Versuch zu tun. Sie können, wenn sie als Menschen ihre letzten Zwecke nicht in der Befriedigung der Absichten dieses Lebens suchen, nicht umhin, zu fragen: Woher bin ich? Woher ist das Ganze? Der Astronom ist zu diesen Fragen noch mehr aufgefordert. Er kann sich nicht entbrechen, etwas zu suchen, was ihn hierin befriedigt. Beim ersten Urteil, was er hierüber fällt, ist er im Gebiet der Metaphysik. Will er sich hier nun ohne alle Leitung bloß auf Überredungen verlassen, die ihm erwachsen können, obgleich er keine Karte des Feldes hat, was er durchstreifen will? In dieser Dunkelheit steckt die Kr. d. r. V. die Fackel auf, beleuchtet aber nicht die uns unbekannten Gegenden jenseits der Sinnenwelt, sondern den dunklen Raum unseres eigenen Verstandes." (5)
Nicht der Gegenstand der Metaphysik ist es also, der durch die Kr. d. r. V. eine neue Betrachtung und Aufhellung erfahren soll; wohl aber ist es ihre Frage, die wir tiefer als zuvor begreifen und aus den ersten Ursprüngen, die sie in unserem "Verstand" hat, einsehen sollen.

Damit ist der erste charakteristische Gegensatz ausgesprochen, der KANTs Lehre von den Systemen der Vergangenheit scheidd. Die alte Metaphysik war Ontologie: sie begann mit bestimmten allgemeinen Überzeugungen über das "Sein" schlechthin und sie suchte von hier aus zur Erkenntnis der besonderen Bestimmungen der Dinge vorzudringen. Das gilt im Grunde ebensowohl von jenen Systemen, die sich selbst als "empiristische" Lehren bezeichneten, wie von denen, die sich zum "Rationalismus" bekannten. Denn "Empirismus" und "Rationalismus" scheiden sich zwar in ihren Anschauungen über die spezifischen Erkenntnismittel, mit denen wir uns das Sein aneignen; die Grundansicht aber, daß es ein solches Sein "gibt", daß eine Wirklichkeit der Dinge vorhanden ist, die der Geist in sich aufzunehmen und in sich abzubilden hat, ist beiden gemeinsam. Gleichviel also wie hier das Verhältnis im Einzelnen gefaßt werden mag, so bleibt doch immer das Eine bestehen: daß beide mit einer bestimmten Behauptung über die Wirklichkeit, über die Natur der Dinge oder der Seele, beginnen und von ihr aus alle weiteren Sätze als Folgerungen ableiten. An diesem Punkt setzt KANTs erstes Bedenken und seine erste Forderung ein. Der stolze Name einer Ontologie, welche sich anmaßt, von "Dingen überhaupt" allgemeingültige und notwendige Erkenntnisse in einer systematischen Doktrin zu geben, muß dem bescheidenen Titel einer bloßen Analytik des reinen Verstandes Platz machen (6). Wenn in jener zunächst gefragt wurde, was das Sein ist, um sodann zu zeigen, wei es "zu Verstand kommt", d. h. wie es sich in Begriffen und Erkenntnissen darstellt und ausdrückt, so soll hier umgekehrt mit der Feststellung begonnen werden, was die Frage nach dem Sein überhaupt bedeutet; - wenn dort das Sein als der Ausgangspunkt gegolten hat, so steht es hier als Problem oder als Postulat. Wenn zuvor irgendeine bestimmte Struktur der Gegenstandswelt als der sichere Anfang genommen wurde und die Aufgabe nur darin bestanden hat, zu zeigen, wie diese Form der "Objektivität" in die Form der "Subjektivität", wie sie in Erkenntnis und Vorstellung übergeht; so wird hier verlangt, daß, ehe irgendeine Theorie über diesen Übergang vorgelegt wird, zunächst eine Erklärung darüber gegeben wird, was denn der Begriff der Wirklichkeit, was der Anspruch auf Objektivität überhaupt besagt. Denn "Objektivität" - das ist jetzt erkannt - ist nicht ein uranfänglich feststehender, nicht weiter auflösbarer Tatbestand, sondern es ist eine ursprüngliche Frage der "Vernunft", eine Frage, die sich möglicherweise nicht völlig beantworten läßt, über deren Sinn sich aber jedenfalls eine vollständige und erschöpfende Rechenschaft geben lassen muß.

Dies könnte freilich noch immer dunkel erscheinen; aber es erhellt sich sofort, wenn man bis zu jenem ersten Keim der Vernunftkritik zurückgeht, der sich uns in KANTs Brief an HERZ vom Jahr 1772 dargestellt hat. Als den "Schlüssel zu dem ganzen Geheimnis der bis dahin sich selbst noch verborgenen Metaphysik" hatte KANT hier das Problem bezeichnet, auf welchem Grund die Beziehung desjenigen, was man in uns Vorstellung nennt, auf den Gegenstand beruth? Durch die bisherigen Theorien über dieses Verhältnis fand er sich nicht belehrt: denn sie führten entweder auf eine bloße "Rezeptivität" des Geistes, die seine Fähigkeit, sich zu universellen und notwendigen Erkenntnissen zu erheben, nicht erklärte, oder sie endeten, indem sie ihm diese Fähigkeiten zuerkannten, schließlich damit, sie auf irgendeinen "deus ex machina" zurückzuführen, der sie ihm ursprünglich, in Übereinstimmung mit der "Natur der Dinge", eingepflanzt hat (siehe oben). Diese mystische Lösung aber ist im Grunde ebenso unnötig, als sie unbefriedigend ist, seitdem einmal begriffen ist, daß es sich in der allgemeinen Frage nach dem Gegenstand der Erkenntnis nicht nur um eine Frage der Metaphysik, sondern vielmehr um eine Frage der Logik handelt. Denn in dem Gegensatz, den wir zwischen "Vorstellung" und "Gegenstand" machen, handelt es sich nicht um zwei grundverschiedene Charaktere des absoluten Geistes, sondern um eine bestimmte Qualität und Richtung des Urteils. Wir schreiben einer bestimmten Verknüpfung von Inhalten "Objektivität" zu, wir sehen sie als Ausdruck des "Seins" an, wenn wir Grund zu der Annahme haben, daß die Form dieser Verknüpfung keine bloß zufällige und willkürliche, sondern daß sie eine notwendige und allgemeingültige ist. Was uns das Recht zu dieser Annahme gibt, steht einstweilen noch dahin: in jedem Fall ist sie es aber, worauf nicht nur unser ganzes Bewußtsein von der Wahrheit und gegenständlichen Gültigkeit einer Aussage beruth, sondern worin dieses Bewußtsein eigentlich besteht. Nicht "Dinge" sind uns, mit anderen Worten, gegeben, von denen sich alsdann gewisse und notwendige Erkenntnis erwerben lassen, sondern die Sicherheit dieser Erkenntnisse ist es, die sich in der Behauptung eines "Seins", einer "Welt" und einer "Natur" nur einen anderen Ausdruck gibt. Bis zu dieser Schärf der Problemstellung und Problemlösung war freilich der Brief an HERZ noch nicht vorgedrungen; erst die Kr. d. r. V. hat sie in den entscheidenden Kapiteln über die "transzendentale Deduktion der Kategorien" erreicht.
    "Und hier ist es dann notwendig" - so heißt es an dieser Stelle nochmals mit besonders nachdrücklicher Prägnanz - "sich darüber verständlich zu machen, was man denn unter dem Ausdruck eines Gegenstandes der Vorstellung meint . . . Was versteht man denn, wenn man von einem der Erkenntnis korrespondierenden, folglich auch davon unterschiedenen Gegenstand redet? Es ist leicht einzusehen, daß dieser Gegenstand nur als etwas überhaupt = X gedacht werden muß, weil wir außer unserer Erkenntnis doch nichts haben, welches wir dieser Erkenntnis als korrespondierend gegenübersetzen könnten. Wir finden aber, daß unser Gedanke von der Beziehung aller Erkenntnis auf ihren Gegenstand etwas von Notwendigkeit bei sich führt, da nämlich dieser als dasjenige angesehen wird, was dagegen ist, daß unsere Erkenntnisse nicht aufs Geratewohl oder beliebig, sondern a priori auf gewisse Weise bestimmt sind, weil indem sie sich auf einen Gegenstand beziehen sollen, sie auch notwendigerweise in Beziehung auf diesen untereinander übereinstimmen, d. h. diejenige Einheit haben müssen, welche den Begriff von einem Gegenstand ausmacht . . . Alsdann sagen wir: wir erkennen den Gegenstand, wenn wir in dem Mannigfaltigen der Anschauung synthetische Einheit bewirkt haben . . . So denken wir uns einen Triangel als Gegenstand, indem wir uns der Zusammensetzung von drei geraden Linien nach einer Regel bewußt sind, nach welcher eine solche Anschauung jederzeit dargestellt werden kann. Diese Einheit der Regel bestimmt nun alles Mannigfaltige und schränkt es auf Bedingungen ein, welche die Einheit der Apperzeption möglich machen; und der Begriff dieser Einheit ist die Vorstellung vom Gegenstand = X. (7)
Die Notwendigkeit des Urteils stammt also nicht aus der Einheit eines Objekts hinter und jenseits der Erkenntnis, sondern diese Notwendigkeit ist dasjenige, was für uns den allein faßbaren Sinn des Gedankens vom Gegenstand ausmacht. Wer begreift, worauf diese Notwendigkeit beruth und in welchen konstitutiven Bedingungen sie gegründet ist, der hätte damit das Problem des Seins so weit durchdrungen und gelöst, als es vom Standpunkt der Erkenntnis überhaupt lösbar ist. Denn nicht weil es eine Welt von Dingen gibt, gibt es für uns, als deren Abdruck und Abbild, eine Welt von Erkenntnissen und Wahrheiten; sondern weil es unbedingt gewisse Urteile gibt - Urteile, deren Gültigkeit weder vom empirischen Einzelsubjekt, von dem sie gefällt werden, noch von den besonderen empirischen und zeitlichen Bedingungen, unter denen sie gefällt werden, abhängig ist - ist für uns eine Ordnung vorhanden, die nicht nur als eine Ordnung von Impressionen und Vorstellungen, sondern als eine Ordnung von Gegenständen zu bezeichnen ist.

Der Ausgangspunkt der kantischen Lehre und der Gegensatz, in dem sie sich zu aller bisherigen Fassung der metaphysischen Probleme fühlt, ist damit ein für allemal bezeichnet. KANT selbst hat, in der Vorrede der zweiten Auflage der Vernunftkritik, für den Ausdruck dieses Gegensatzes jenes berühmte Bild geprägt, in welchem er seine "Revolution der Denkart" der Tat des KOPERNIKUS vergleicht.
    "Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegnständen richten; aber alle Versuche, über sie etwas a priori durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unter dieser Voraussetzung zunichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, daß wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Möglichkeit einer Erkenntnis derselen a priori zusammenstimmt, die über Gegenstände, ehe sie uns gegeben werden, etwas festsetzen soll. Es ist hiermit ebenso als mit den ersten Gedanken des KOPERNIKUS bewandt, der, nachdem es mit der Erklärung der Himmelsbewegungen nicht gut fortwollte, wenn er annahm, das ganze Sternheer drehe sich um den Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er den Zuschauer sich drehen und dagegen die Sterne in Ruhe ließ." (8)
Die "Drehung des Zuschauers", wie sie hier verstanden wird, wird darin bestehen, daß wir das Ganze der Erkenntnisfunktion, über die die "Vernunf" überhaupt verfügt, vor uns vorüberziehen lassen und jede einzelne in ihrer notwendigen, aber auch in ihrer charakteristisch bestimmten und begrenzten Geltungsart uns vergegenwärtigen. Wir dürfen uns, auch im Kosmos der Vernunfterkenntnis, nicht starr und unbeweglich an einem einzelnen Punkt halten; sondern müssen die ganze Folge der Stellungen, die wir uns der Wahrheit und dem Objekt gegenüber geben können, sukzessiv [schrittweise - wp] durchmessen. Es gibt für uns eine bestimmte Form der Objektivität, die wir die räumliche Ordnung der Dinge nennen: wir müssen sie zu begreifen und bestimmen suchen, nicht indem wir dabei von der Existenz eines "absoluten" Weltraums ausgehen, sondern indem wir die Gesetze der geometrischen Konstruktion befragen und analysieren; jene Gesetze, nach denen für uns im stetigen Aufbau Punkte und Linien, Flächen und Körper erst entstehen. Es gibt für uns einen Zusammenhang und eine systematische Verknüpfung zwischen Zahlengebilden, so daß jede einzelne Zahl innerhalb des gesamten Inbegriffs der Zahlen überhaupt ihre feste Stelle und ihre Beziehung zu allen anderen Gliedern dieses Inbegriffs besitzt: wir müssen diesen Zusammenhang als notwendig begreifen, indem wir hierfür kein anderes Datum zugrunde legen, als das allgemeine Verfahren, gemäß dem wir, von der "Eins" ausgehend, das gesamte Zahlenreich nach einem sich gleichbleibenden Prinzip aus seinen ersten Elementen aufbauen. Und es gibt schließlich jenes Ganze der physischen Körper und der physischen Kräfte, das wir, im engeren Sinne, als die Welt der "Natur" zu bezeichnen pflegen; aber auch hier sollen wir, um es zu verstehen, nicht von der empirischen Existenz der Gegenstände, sondern von der Eigenart der empirischen Erkenntnisfunktion, von jener "Vernunft", die in der Erfahrung [eucken] selbst und in jedem ihrer Urteile liegt, unseren Ausgang nehmen. Und auch damit ist der Weg, den die kritische "Drehung" uns führt, noch nicht beschlossen. Die Metaphysik als Seinslehre, als allgemeine Ontologie, kennt im Grunde nur eine Weise der Gegenständlichkeit, kennt nur materielle oder immaterielle Substanzen, die in irgendeiner Form "da sind" und beharren. Für das System der Vernunft aber gibt es reine immanente Notwendigkeiten, gibt es somit objektive Geltungsansprüche, die sich als solche gar nicht mehr in der Form des "Daseins" aussprechen lassen, sondern einem völlig anderen und neuen Typus zugehören. Von dieser Art ist jene Notwendigkeit, die sich im ethischen oder ästhetischen Urteil ausspricht. Auch das "Reich der Zwecke", dessen Bild die Ethik entwirft, auch das Reich der reinen Gestalten und Formen, das sich uns in der Kunst erschließt, "ist" in irgendeinem Sinne, denn es hat einen festen, von aller individuellen Willkür unabhängigen Bestand: aber dieser Bestand ist der empirischen, räumlich-zeitlichen Existenz der Dinge weder gleich, noch im Grunde irgendwie vergleichbar, da er auf eigentümlichen Prinzipien der Gestaltung beruth. Aus dieser charakteristischen Differenz des Prinzips folgt, daß für uns die Welt des Sollens und die Welt der künstlerischen Form eine andere, als die des Daseins sein muß. Man sieht: es ist die Mannigfaltigkeit, die sich in der Vernunft selbst, in ihren grundlegenden Richtungen und Fragestellungen findet, was uns die Mannigfaltigkeit der Gegenstände erst vermittelt und deutet. Von ihr aber muß sich eine allgemeine und erschöpfende systematische Erkenntnis gewinnen lassen, weil eben darin der Begriff der Vernunft besteht, daß wir
    "von allen unseren Begriffen, Meinungen und Behauptungen, es sei aus objektiven, oder wenn sie ein bloßer Schein sind, aus subjektiven Gründen, Rechenschaft geben können." (9)
Die Revolution der Denkart besteht darin, daß wir mit der Reflexion der Vernunft über sich selbst über ihre Voraussetzungen und Grundsätze, ihre Probleme und Aufgaben, beginnen; die Reflexion über die "Gegenstände" wird folgen, wenn erst dieser Ausgangspunkt sichergestellt ist.

Zugleich ist in diesem Anfang die Eigenart zweier wichtiger Grundbegriffe bezeichnet, die für die Fragestellung der Vernunftkritik von entscheidender Bedeutung sind. Hält man das Charakteristische der "kopernikanischen Drehung" fest, so hat man darin die vollständige und erschöpfende Deutung des kantischen Begriffs der "Subjektivität" wie des kantischen Begriffs des "Transzendentalen" gewonnen. Und man begreift von hier aus erst ganz, daß beide sich nur miteinander und durcheinander bestimmen lassen: weil eben die neue Beziehung, die sie zueinander eingehen, das Wesentliche und Eigentümliche des neuen Gehalts ausmacht, den sie durch die Vernunftkritik erhalten. Beginnen wir mit dem Begriff des "Transzendentalen", so erklärt KANT, daß er jede Erkenntnis transzendental nennt, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen überhaupt, sofern diese a priori möglich sein soll, beschäftigt.
    "Daher ist weder der Raum, noch irgendeine geometrische Bestimmung desselben a priori eine transzendentale Vorstellung, sondern nur die Erkenntnis, daß diese Vorstellungen gar nicht empirischen Ursprungs sind, und die Möglichkeit, wie sie sich gleichwohl a priori auf Gegenstände der Erfahrung beziehen können, kann transzendental heißen." (10)
Ebensowenig lassen sich - wenn wir diesen Gedanken weiter ausführen - etwa die Begriffe der Größe und Zahl, der Beharrlichkeit oder der Ursächlichkeit im strengen Sinn als "transzendentale" Begriffe bezeichnen: sondern diese Bezeichnung gebührt wiederum nur jener Theorie, die uns zeigt, wie auf ihnen, als notwendigen Bedingungen, die Möglichkeit aller Naturerkenntnis beruth. Selbst der Gedanken der Freiheit kann für sich genommen nicht "transzendental" genannt werden, sondern diese Benennung muß der Erkenntnis vorbehalten bleiben, daß und wie auf dem Datum der Freiheit die Eigentümlichkeit des Pflichtbewußtseins und damit die ganze Struktur des Reichs des "Sollens" gegründet ist. Und damit verstehen wir nun erst, in welchem Sinn, vom Standpunkt der streng "transzendentalen" Betrachtung, all diesen Grundbegriffen: dem Begriff von Raum und Zeit, von Größe und Zahl, von Substantialität und Kausalität usw. das Moment der "Subjektivität" zugesprochen werden kann und muß. Diese "Subjektivität bedeutet nichts anderes, als die kopernikanische Wendung überhaupt besagt; sie bezeichnet des Ausgang, nicht vom Gegenstand, sondern einer spezifischen Gesetzlichkeit der Erkenntnis, auf die eine bestimmte Form von Gegenständlichkeit (sei sie theoretischer oder ethischer oder ästhetischer Art) zurückgeführt werden soll. Hat man dies einmal gefaßt, so schwindet sofort jeder Nebensinn des "Subjektiven", der es mit dem Schein des Individuellen und Willkürlichen behaftet. In dem Zusammenhang, in dem wir hier stehen, ist der Begriff des Subjektiven stets der Ausdruck für die Gegründetheit in einem notwendigen Verfahren und in einem allgemeinen Gesetz der Vernunft. So besagt z. B. die subjektive Wendung, die KANT der Raumlehre gibt, nicht dies, daß das "Wesen" des Raumes durch eine Analyse der "Raumvorstellung" und durch ein Aufzeigen der einzelnen psychologischen Momente, die sich zu ihr zusammenfügen, bestimmt werden soll; sondern daß die Einsicht in dieses Wesen aus der Einsicht in die Natur der geometrischen Erkenntnis folgt und von ihr abhängig bleibt. Was muß der Raum sein - so fragt die transzendentale Erörterung - damit eine solche Erkenntnis von ihm, damit ein Wissen möglich ist, das, wie der Gehalt der geometrischen Axiome, zugleich allgemein und konkret, zugleich unbedingt gewiß und rein anschaulich ist? (11) Der Beginn mit der Eigenart der Erkenntnisfunktion, um in ihr die Eigenart des Erkenntnisobjekts zu bestimmen: das also ist die "Subjektivität", die hier allein in Frage kommt. Wie der Inbegriff der Zahlen aus dem "Prinzip" der Zählung, so wird die Ordnung der Gegenstände im Raum und der Ereignisse in der Zeit aus den Grundsätzen und Bedingungen der Erfahrungserkenntnis, aus den "Kategorien" der Ursächlichkeit und Wechselwirkung, abgeleitet - so wird, in einem anderen Gebiet von Frage, die Form der ethischen Imperative, auf denen für uns alles Sollen beruth, aus der Grundgewißheit, die sich uns im Freiheitsgedanken erschließt, verständlich gemacht. Eine Verwechslung dieser Subjektivität der "Vernunft" mit der Subjektivität der Willkür oder der psychisch-physischen "Organisation" ist nicht mehr möglich: denn eben um diese aufzuheben, wird jene angenommen und aufgezeigt.

Deutlicher noch als in der Vernunftkritik selbst tritt dieses Grundverhältnis in einigen Reflexionen und Aufzeichnungen KANTs hervor, an denen sich im Einzelnen verfolgen läßt, wie die neue Bedeutung und Beziehung der Hauptbegriffe sich herstellt. Einzelne dieser Reflexionen scheinen noch der Zeit vor dem endgültigen Abschluß der Kr. d. r. V. anzugehören, scheinen mehr das Stadium des werdenden, als des schon fixierten Gedankens zu bezeichnen; aber auch dort, wo ein derartiges zeitliches Verhältnis nicht erweislich ist, stellt sich in diesen hin- und hergehenden Erwägungen und Betrachtungen die Entwicklung der einzelnen Begriffe lebendiger und schärfer als in der Darlegung der fertigen Resultate dar.
    "Kann wohl" - so heißt es in einer dieser Reflexionen - "durch die Metaphysik etwas erfunden werden? Ja; in Anbetracht des Subjekts, aber nicht des Objekts." (12)
Aber dieser Satz bezeichnet die neue Wendung offenbar nur unvollkommen; denn würde man ihm allein folgen, so hätte man eine Metaphysik zu erwarten, die uns zwar keine neuen Einsichten über die Dinge, wohl aber über die "Seele" versprechen würde - eine Metaphysik, von der somit nicht einzusehen wäre, worin sie sich prinzipiell unterscheiden sollte. Es ist daher eine wesentlich schärfere Formulierung des fundamentalen Gegensatzes, wenn an einer anderen Stelle knapp und prägnant ausgesprochen wird, daß die Metaphysik nicht von Objekten, sondern von Erkenntnissen handelt (13). Damit erst erhält die "Subjektivität", auf die die Metaphysik geht, ihre Ergänzung und nähere Bestimmung: es ist nicht diejenige der "menschlichen Natur", wie LOCKE und HUME sie verstanden haben, sondern diejenige, die sich in den Wissenschaften, in der Methode der geometrischen Konstruktion oder im arithmetischen Zählverfahren, in der empirischen Beobachtung und Messung oder in der Herstellung des physikalischen Experiments ausprägt.
    "In aller Philosophie", - so erklärt daher eine andere Betrachtung - "ist das eigentlich Philosophische die Metaphysik der Wissenschaft. Alle Wissenschaften, worin Vernunft gebraucht wird, haben ihre Metaphysik." (14)
Und damit erst ist endgültig bezeichnet, in welchem Sinn der frühere, dogmatisch-objektive Weg der alten Ontologie verlassen und dennoch der Begriff der Metaphysik festgehalten und in der Richtung auf das "Subjektive" vertieft wird (15). Das "Objektive" der Wissenschaften - so ließe sich nunmehr in KANTs Sinn sagen - sind ihre Lehrsätze; das "Subjektive" ihre Grundsätze. "Objektiv" betrachten wir etwa die Geometrie, wenn wir sie rein ihrem theoretischen Sachgehalt nach als ein Ganzes von Sätzen über räumliche Gestalten und räumliche Verhältnisse ansehen; "subjektiv" betrachten wir sie, wenn wir statt nach ihren Resultaten vielmehr nach den Prinzipien ihres Aufbaus, nach den Grundaxiomen fragen, die nicht für dieses oder jenes räumliche Gebilde, sondern für jede räumliche Setzung als solche gelten. Und eben dies ist die Richtung der Frage, die von jetzt an unbeirrt festgehalten wird.
    "Metaphysik ist Wissenschaft von den Prinzipien aller Erkenntnis a priori und aller Erkenntnis, die aus diesen Prinzipien folgt. Mathematik enthält solche Prinzipien, ist aber nicht Wissenschaft von der Möglichkeit dieser Prinzipien." (16)
Darin aber liegt zugleich ein neues Moment, das der kantischen Begriffsbestimmung eigentümlich ist. Auch die Transzendentalphilosophie will und muß von den verschiedenen Formen der Gegenständlichkeit handeln; aber jede gegenständliche Form ist ihr erst durch die Vermittlung einer bestimmten Erkenntnisform faßbar und zugänglich. Das Material, auf das sie geht und auf das sie sich bezieht, ist daher immer ein schon in irgendeiner Weise geformtes Material. Wie die "Wirklichkeit" durch das Medium der Geometrie oder der mathematischen Physik gesehen, sich darstellt, oder was sie im Licht der künstlerischen Anschauung oder vom Standpunkt des ethischen Sollens aus bedeutet: das ist es, was die transzendentale Analyse aufdecken und darlegen will. Auf die Frage jedoch, was diese Wirklichkeit "ansich" und losgelöst von jeder Beziehung auf die spezifischen geistigen Auffassungsweisen ist, hat sie keine Antwort mehr. Denn schon mit dieser Frage würde sich die Philosophie wieder in den leeren Raum der Abstraktion hineinversetzt fühlen, würde sie jeden festen Grund und Boden unter den Füßen verlieren. "Metaphysik" muß Metaphysik der Wissenschaften, muß Prinzipienlehre der Mathematik und Naturerkenntnis, oder aber sie muß Metaphysik der Sittlichkeit, des Rechts, der Religion, der Geschichte sein, wenn sie überhaupt einen bestimmten Gehalt für sich in Anspruch nimmt. Sie faßt diese mannigfachen objektiv-geistigen Richtungen und Betätigungen zur Einheit eines Problems zusammen; - nicht um sie in dieser Einheit zum Verschwinden zu bringen, sondern um jede von ihnen in ihrer charakteristischen Besonderung und in ihrer eigentümlichen Bedingtheit ins Licht zu stellen. Damit bleibt die Philosophie auf das gegebene Ganze der geistigen Kultur als notwendigen Ausgangspunkt hingewiesen; aber sie will es nicht mehr als gegeben hinnehmen, sondern sich seinen Aufbau und die allgemeingültigen Normen, die ihn beherrschen und leiten, verständlich machen. Jetzt erst begreift man ganz das kantische Wort, daß die Fackel der Vernunftkritik nicht die uns unbekannten Gegenden jenseits der Sinnenwelt, sondern den dunklen Raum unseres eigenen Verstandes erleuchten soll. Der "Verstand" ist hier in keiner Weise im empirischen Sinn als die psychologische Denkkraft des Menschen, sondern in einem rein transzendentalen Sinn als das Ganze der geistigen Kultur zu verstehen. Er steht zunächst für jenen Inbegriff, den wir mit dem Namen "Wissenschaft" bezeichnen, und für seine axiomatischen Voraussetzungen, sodann aber in erweitertem Sinn, für all jene "Ordnungen" intellektueller, ethischer oder ästhetischer Art, die in der Vernunft aufweisbar und durch sie vollziehbar sind. Was im empirisch-geschichtlichen Leben der Menschheit vereinzelt und abgesondert und mit mannigfachen Zufälligkeiten belastet, heraustritt, das soll durch die transzendentale Kritik als notwendig aus seinen ersten "Gründen" eingesehen und als System begriffen und dargestellt werden. Wie jede Einzelgestalt im Raum an das allgemeine Gesetz gebunden ist, das schon in der reinen Form des "Beisammen", in der Form der Anschauung gegründet ist, so geht alles "Was" der Vernunftleistungen zuletzt auf ein eigentümliches "Wie" der Vernunft, auf eine grundlegende Eigenart zurück, die sie in all ihren Leistungen betätigt und bewährt. Die Philosophie hat jetzt kein Eigengebiet, keinen besonderen Kreis von Inhalten und Gegenständen mehr, der ihr, im Unterschied zu den anderen Wissenschaften, allein und ausschließlich zugehört; aber sie begreift die Beziehung der geistigen Grundfunktionen erst in ihrer wahren Universalität und Tiefe: in einer Tiefe, die keiner einzelnen von ihnen zugänglich ist. Die Welt ist an die einzelnen Disziplinen der Theorie und an die besonderen produktiven Kräfte des Geistes weggegeben; aber der Kosmos dieser Kräfte selbst, ihre Mannigfaltigkeit und ihre Gliederung bildet den neuen "Gegenstand", den die Philosophie dafür gewonnen hat.

Beginnen wir, um dies im Einzelnen deutlich zu machen, mit dem Aufbau der Mathematik, so wird es sich hier darum handeln, nicht sowohl den Inhalt der mathematischen Grundsätze im Besonderen zu entwickeln, als vielmehr das allgemeine Verfahren aufzuweisen, kraft dessen es für uns einzig und allen "Grundsätze" geben kann, d. h. kraft dessen wir einzusehen vermögen, wie jede spezielle räumliche Setzung oder jede besondere Operation des Zählens und Messens an ursprüngliche allgemeine Bedingungen gebunden bleibt, aus denen sie nicht heraustreten kann. Jeder geometrische Satz oder Beweis legt eine konkrete und insofern "einzelne" Anschauung zugrunde; aber kein solcher Beweis handelt doch von einem Einzelnen, sondern geht sofort von ihm zu einem Urteil über eine unendliche Allheit von Gebilden über. Nicht von diesem oder jenem Dreieck, nicht von einem bestimmten Kreis, sondern von "dem" Dreieck oder "dem" Kreis überhaupt wird eine gewisse Eigenschaft ausgesagt. Was berechtigt uns, in diesem Fall von der Einzelheit, die uns allein in der sinnlichen Vorstellung gegeben werden kann, zu einer Totalität der möglichen Fälle hinauszugehen, die als grenzenlos in keiner empirischen Vorstellung faßbar ist? Wie gelangen wir dazu, den beschränkten Teilinhalt zum Träger einer Aussage zu machen, die als solche nicht von ihm, sondern von einem unendlichen Inbegriff gelten will, der sund durch ihn "repräsentiert" wird? Um diese Frage zu beantworten, genügt es nach KANT, wenn wir uns lediglich das Verfahren der wissenschaftlichen Geometrie selbst, wie es tatsächlich geübt wird und wie es sich geschichtlich entwickelt hat, in seiner Eigenart zu vergegenwärtigen. Daß die Geometrie aus ihrem frühesten rudimentären Zustand, in dem sie nichts als eine praktische Meßkunst war, sich zum Rang einer grundlegenden theoretischen Erkenntnis erhob: das hat sie allein einer "Revolution der Denkart" zu verdanken, die derjenigen, die wir zuvor in der Transzendentalphilosophie betrachtet haben, völlig analog ist.
    "Die Geschichte dieser Revolution der Denkart, welche viel wichtiger war, als die Entdeckung des Weges um das berühmte Vorgebirge und des Glücklichen, der sie zustande brachte, ist uns nicht aufbehalten. Doch beweist die Sage, welche DIOGENES LAERTIUS uns überliefert, der von den kleinsten und nach dem gemeinen Urteil gar nicht einmal eines Beweises benötigten Elementen der geometrischen Demonstrationen den angeblichen Erfinder nennt, daß das Andenken der Veränderung, die durch die erste Spur der Entdeckung dieses neuen Weges bewirkt wurde, den Mathematikern äußerst wichtig geschienen haben muß und dadurch unvergeßlich geworden ist. Dem ersten, der den gleichschenkligen Triangel demonstrierte (er mag nun Thales oder wie man will geheißen haben), dem ging ein Licht auf; denn er fand, daß er nicht dem, was er in der Figur gesehen hat oder auch dem bloßen Begriff derselben nachspüren und gleichsam davon ihre Eigenschaften ablernen, sondern durch das, was er nach Begriffen selbst a priori hineingedacht und dargestellt hat (durch Konstruktion), hervorbringen muß und daß er, um sicher etwas a priori zu wissen, der Sache nichts beilegen muß, als was aus dem notwendig folgt, was er seinem Begriff gemäß selbst in sie gelegt hat." (17)
Müßten wir, um den geometrischen Beweis zu führen, der Figur nachspüren; - hätten wir sie als ein fertiges Objekt vor uns liegen, von dem wir einfach durch Beobachtung die besonderen Eigenschaften ablernen müßten, so könnte das geometrische Urteil über den objektiven Einzelinhalt der besondern Gestalt niemals hinausgehen; denn mit welchem Recht würde es dann vom Gegebenen auf das Nicht-Gegebene, vom vorliegenden Sonderfall auf die ganze Summe der nicht vorliegenden schließen? In Wahrheit aber ist ein derartiger Schluß hier weder möglich, noch erforderlich: denn die Gesamtheit der geometrischen Einzelfälle existiert nich vor und außerhalb der Konstruktion, sondern sie entsteht für uns erst im Akt der Konstruktion selbst. Indem ich die Parabel, die Ellipse nicht nur allgemein in abstracto denke, sondern indem ich beide durch eine bestimmte Vorschrift (wie etwa durch ihre Definition als Kegelschnitte) konstruktiv entstehen lasse, habe ich damit erst die Bedingung geschaffen, unter der einzelne Parabeln oder Ellipsen allein gedacht werden können. Jetzt verstehen wir, inwiefern der konstruktiv geometrische Begriff den Einzelfällen nicht nachfolgt, sondern vorangeht: - inwiefern er also ihnen gegenüber als ein wahrhaftes "A priori" zu gelten hat. Diese Bezeichnung bezieht sich, in diesem Zusammenhang gesehen, ersichtlich in keiner Weise auf ein empirisch-psychologisches Subjekt und auf die zeitliche Abfolge, auf das Vor oder Nach seiner einzelnen Vorstellungen und Erkenntnisse, sondern sie drückt rein und ausschließlich ein Verhältnis im Erkannten, ein Verhältnis der "Sache selbst" aus. Die geometrische Konstruktion ist "früher" als das geometrische Einzelgebilde, weil der Sinn des Einzelgebildes erst durch die Konstruktion, nicht umgekehrt der Sinn der Konstruktion durch das Einzelgebilde festgestellt wird. Alle Notwendigkeit, die den geometrischen Urteilen eignet, beruth auf diesem Sachverhalt. Im Geometrischen existieren die Fälle nicht als ein abgesondertes und Selbständiges außerhalb des Gesetzes, sondern in ihm gehen sie erst aus dem Bewußtsein des Gesetzes hervor; in ihm bildet das "Einzelne" nicht die Voraussetzung des "Allgemeinen", sondern es ist nur durch die Determination und nähere Bestimmung des Allgemeinen überhaupt zu denken. Was im Verfahren der räumlichen Setzung oder in der Synthesis des Zählens überhaupt liegt, dem kann von keiner besonderen Gestalt und von keiner besonderen Zahl widersprochen werden, weil nur in diesem Verfahren all das wird und entsteht, was am Begriff des Räumlichen, am Begriff der Zahl teilhat. In diesem Sinn bieten Geometrie und Arithmetik die unmittelbare Bestätigung für einen Grundsatz, den KANT jetzt allgemein als die Norm und den "Probierstein" der "veränderten Methode der Denkungsart" aufstellt: "daß wir nämlich von den Dingen nur das a priori erkennen, was wir selbst in sie legen." (18)

Neben die Grundbegriffe des "Subjektiven" und des "Transzendentalen" ist damit zugleich der dritte Kern- und Hauptbegriff der Vernunftkritik: die "Synthesis a priori" getreten. Was diese Synthesis besagt, tritt sofort deutlich hervor, sobald wir das Verfahren der Geometrie und Arithmetik, wie es bisher festgestellt wurde, dem Verfahren der gewöhnlichen empirischen Begriffsbildung, wie dem Verfahren der formalen Logik gegenüberstellen. In der empirischen Begriffsbildung (insbesondere in derjenigen, die in den rein beschreibenden und klassifizierenden Wissenschaften geübt wird), begnügen wir uns damit, Fall an Fall, Einzelheit an Einzelheit zu reihen und die so entstandene Summe daraufhin zu betrachten, ob in ihr ein "gemeinsamer" Zug, der allem Besonderen eignet, hervortritt. Daß ein Zusammenhang dieser Art besteht, darüber kann hier ersichtlich erst eine Entscheidung getroffen werden, nachdem die Besonderheiten, auf die sich unsere Frage bezieht; ein Zusammenhang dieser Art besteht, darüber kann hier ersichtlich erst eine Entscheidung getroffen werden, nachdem die Besonderheiten, auf die sich unsere Frage bezieht, wirklich von uns durchlaufen und geprüft sind: denn da wir die Bestimmung, die wir hier behaupten, nicht anders als beobachtete "Eigenschaft" an einem gegebenen Dinge kennen, so ist es klar, daß bevor das "Ding" als solches wirklich gegeben, d. h. in der Erfahrung festgestellt ist, von ihm auch keine näheren Merkmale angebbar sind. Die Erkenntnis scheint somit hier auf eine Zusammenfassung, auf ein bloßes Aggregat von Elementen hinauszulaufen, die auch außerhalb dieser Verbindung und vor ihr ein selbständiges Sein und eine selbständie Bedeutung besitzen (19). Völlig anders freilich scheint es zunächst mit jenen allgemeinen Sätzen bestellt zu sein, die uns die Betrachtung der formalen Logik an die Hand gibt. Denn in einem echten "allgemeinen Urteil" dieser Logik ist die Allheit nicht aus der Betrachtung der Besonderheiten abgeleitet, sondern sie geht ihr voran und bestimmt sie. Aus dem Umstand, daß alle Menschen sterblich sind und aus der Gewißheit, die in diesem universellen Obersatz enthalten ist, wird die Sterblichkeit des Cajus als notwendige Folge "bewiesen". Aber die Logik begnügt sich damit, die Formen und Formeln dieses Beweises zu entwickeln, ohne hierbei auf den Inhalt der Erkenntnis und auf ihren Ursprung und Rechtsgrund zu reflektieren. Sie nimmt daher die allgemeinen Obersätze, von denen sie bei einer bestimmten Schlußfolgerung ausgeht, als gegeben an, ohne weiter nach dem Grund ihrer Geltung zu fragen. Sie zeigt, daß, wenn alle A b sind, dies auch von einem bestimmten einzelnen A gelten muß; während die Frage, ob und warum der hypothetische Vordersatz gilt, außerhalb des Bereichs ihres Interesses liegt. Im Grunde tut daher die allgemeine Logik nichts anderes, als daß sie bestimmte Begriffskomplexionen, die sie zuvor durch Zusammensetzung gebildet hat, rückwärts wieder in ihre Teile auflöst. Sie "definiert" einen Begriff durch die Angabe bestimmter inhaltlicher "Merkmale" und sie hebt sodann aus der so geschaffenen logischen Gesamtheit ein einzelnes Moment, das sie von den anderen absondert, wieder heraus, um es vom Ganzen zur "präjudizieren". Diese Aussage schafft somit keine neue Einsicht, sondern sie legt nur, was wir schon zuvor besessen, nochmals auseinander, um es zu explizieren und zu verdeutlichen; sie dient zur "Zergliederung von Begriffen, die wir von Gegenständen schon haben", wobei sie nicht weiter danach forscht, aus welcher Quelle der Erkenntnis sich diese Begriffe für uns herleiten. (20)

Man erkennt nunmehr am doppelten Gegensatz, der sich ergeben hat, die charakteristische Eigenart, die die "synthesis a priori" kennzeichnet. Wenn beim bloßen Erfahrungsurteil, bei der Verknüpfung a posteriori, das "Ganze", das wir zu gewinnen suchen, aus lauter Einzelelementen, die vorher selbständig vorhanden sein mußten, zusammengelesen wurde - wenn in einem formal-logischen Urteil ein gegebenes logisches Ganzes lediglich in seine Teile aufgelöst und zerlegt wurde: so zeigt die apriorische Synthesis ein völlig anderes Gefüge. Hier wird von einer bestimmten konstruktiven Verknüpfung ausgegangen, in welcher und durch welche für uns zugleich eine Fülle besonderer Elemente entstehen, die durch die allgemeine Form der Verknüpfung bedingt sind. Wir denken in einer einzigen, umfassenden und erschöpfenden Regel die verschiedenen Möglichkeiten, Schnittflächen durch einen Kegel zu legen, zusammen; und wir haben damit zugleich die Gesamtheit jener geometrischen Gebilde erzeugt, die wir als Kurven zweiter Ordnung, als Kreise, Ellipsen, Parabeln und Hyperbeln bezeichnen; - wir denken den Aufbau des "natürlichen Zahlsystems" nach einem grundlegenden Prinzip und wir haben darin zugleich alle Beziehungen, die zwischen den Gliedern dieses Inbegriffs möglich sind, von vornherein in bestimmte Bedingungen eingeschlossen. Für diese Form des Verhältnisses zwischen den "Teilen" und dem "Ganzen" aber hatte bereits die Inaugural-Dissertation KANTs den charakteristischen Ausdruck der "reinen Anschauung" eingeführt. Somit ergibt sich, daß alle Synthesis a priori mit der Form der reinen Anschauung unzertrennlich zusammenhängt - daß sie entweder selbst reine Anschauung ist, oder sich doch auf eine solche mittelbar bezieht und stützt. Als EBERHARD später in seiner Polemik gegen KANT in der Kr. d. r. V. ein einheitliches, klar bestimmtes Prinzip der synthetischen Urteile vermißt hat, da wurde er von KANT auf diesen Zusammenhang verwiesen. "Alle synthetischen Urteile der theoretischen Erkenntnis", so formuliert KANT jetzt dieses Prinzip, "sind nur durch die Beziehung des gegebenen Begriffs auf eine Anschauung möglich." (21) Raum und Zeit bleiben daher das eigentliche Musterbild und Prototyp, an dem das eigentümliche Verhältnis, das in jeder apriorisch-synthetischen Erkenntnis zwischen dem Unendlichen und dem Endlichen, dem Allgemeinen und dem Besonderen und Einzelnen besteht, sich rein und vollständig darstellt. Die Unendlichkeit des Raums und der Zeit besagen nichts weiter, als daß alle bestimmten räumlichen und zeitlichen Einzelgrößen nur durch Einschränkungen des "einigen" allbefassenden Raums oder der einheitlichen, uneingeschränkten Vorstellung der Zeit möglich sind (22). Der Raum entsteht uns nicht, indem wir ihn aus Punkten, die Zeit nicht, indem wir sie aus Augenblicken, gleich als wären es dingliche Bestandteile, zusammensetzen; vielmehr sind Punkte und Augenblicke (und damit mittelbar überhaupt alle Gebilde in Raum und Zeit) nur durch eine Synthesis setzbar, in der uns die Form des Beisammen überhaupt oder des Nacheinander überhaupt ursprünglich entsteht. Wir setzen also diese Gebilde nicht in den fertigen Raum und die fertige Zeit hinein, sondern wir bringen sie mittels "des" Raumes und mittels "der" Zeit - wenn man beide als konstruktive Grundakte der Anschauung selbst versteht - erst hervor.
    "Mathematik muß alle ihre Begriffe zuerst in der Anschauung, und reine Mathematik in der reinen Anschauung darstellen, d. h. sie konstruieren, ohne welche (weil sie nicht analytisch, nämlich durch Zergliederung der Begriffe, sondern nur synthetisch verfahren kann) es ihr unmöglich ist, einen Schritt zu tun . . . Geometrie legt die reine Anschauung des Raums zugrunde. Arithmetik bringt selbst ihre Zahlbegriffe durch eine sukzessive Hinzusetzung der Einheiten in der Zeit zustand, vornehmlich aber reine Mechanik kann ihre Begriffe von Bewegung nur mittels der Vorstellung der Zeit zustande bringen."
Weil die Inhalte, von denen Geometrie, Arithmetik und Mechanik handeln, auf diese Weise zustandegebracht sind, weil es nicht physische Dinge sind, denen wir ihre Eigenschaften nachträglich abzulernen hätten, sondern Grenzsetzungen, die wir im ideellen Ganzen der Ausdehnung und der Dauer vornehmen, darum gelten von ihnen auch notwendig und allgemein alle Sätze, die schon implizi in diesen Grundformen eingeschlossen liegen. -

Aber wenn diese Betrachtung uns den Gebrauch und die Gültigkeit der apriorischen Synthesis in der Mathematik zu erklären scheint, so scheint sie ben damit zugleich jeden Weg abzuschneiden, um eine derartige Geltung für das Gebiet des Wirklichen, für den Bereich der Erfahrungswisenschaft in Anspruch zu nehmen. Denn eben dies war ja der "Probierstein", auf den KANT uns verwiesen hat: "daß´wir nur dasjenige von den Dingen a priori erkennen, was wir selbst in sie legen." Ein solches "Hineinlegen" der Gesetze in die Objekte war verständlich in den ideellen mathematischen Konstruktionen: wohin aber würden wir geraten, wenn wir es auch für die empirischen Gegenstände in irgendeiner Weise verstatten würden? Ist nicht dies eben der entscheidende Grundzug, der diese Gegenstände erst als reale, als "wirkliche" kennzeichnet, daß sie in all ihrer Besonderheit, vor allen Entwicklungen und Setzungen des Denkens "da sind"; daß sie also ursprünglich unser Vorstellen und Denken bestimmen, nicht aber von ihm bestimmt werden?`Und müßten wir nicht sofort alle Boden unter den Füßen verlieren, sobald wir versuchen, dieses Verhältnis umzukehren? Mögen Raum und Zeit immerhin in allgemeinen Grundsätzen für uns faßbar, weil durch diese Grundsätze konstruierbar sein: das Dasein der Dinge in Raum und Zeit, die Existenz der Körper und ihrer Bewegungen scheint für alle derartigen Konstruktionen die unüberwindbare Schranke zu bilden. Hier gibt es, wie es scheint, keinen anderen Weg, als die Einwirkung der Dinge abzuwarten und sie lediglich in der sinnlichen Empfindung zu konstatieren. Objekte heißen für uns wirklich, sofern sie sich in dieser Form der Wirksamkeit für uns angekündigt und uns dadurch mit den einzelnen Eigenschaften, die ihnen zukommen, bekannt gemacht haben. Mag daher auch immerhin eine allgemeine Aussage über physische Existenzen möglich sein: - in keinem Fall ist einzusehen, wie sie anders als durch die Summierung der Einzelfälle, durch die Aufreihung und Vergleichung der vielfältigen Eindrücke, die wir durch die Dinge erfahren haben, möglich sein soll.

Und in der Tat gedenkt der "transzendentale Idealismus" KANTs die Eigenart der empirischen Erkenntnis nicht zu verwischen, sondern er sucht in der Behauptung dieser Eigenart sein wesentliches Verdienst. Das kantische Wort, daß sein Feld das "fruchtbare Bathos der Erfahrung" ist, ist bekannt. Aber freilich gilt auch für die neue krittische Bestimmung des Begriffs der Erfahrung selbst die allgemeine Weisung: daß wir auch hier nicht mit der Betrachtung des Gegenstands, sondern mit der Analyse der Erkenntnis zu beginnen haben. Was das empirische Objekt, was das Einzelding der Natur ist und ob es uns anders als durch unmittelbare Wahrnehmung seiner Einzelmerkmale zugänglich ist, - diese Frage muß also zunächst dahingestellt bleiben. Denn ehe sie überhaupt mit Sinn gestellt werden kann, müssen wir volle Klarheit darüber erlangt haben, was die "Erkenntnisart" der Naturwissenschaft bedeutet, was die Physik ihrem Aufbau und ihrer Systematik nach ist. Und hier zeigt sich uns nun sofort eine grundlegende Schwierigkeit der herkömmlichen Betrachtungsweise. Folgen wir dieser Betrachtungsweise einmal insoweit, daß wir annehmen, der Gegenstand der Mathematik beruhe in der Tat auf den reinen Satzungen des Denkens und habe insofern lediglich "ideelle" Gültigkeit, während der "physische" Gegenstand uns ausschließlich mittels der verschiedenen Klassen der sinnlichen Empfindung gegeben und faßbar ist. Dann ließe sich auf dieser Grundlage etwa begreifen, wie auf der einen Seite eine reine mathematische Theorie, auf der anderen eine "reine Empirie" möglich ist: d. h. wie es einerseits einen Komplex von Sätzen geben kann, der unabhängig von aller Erfahrung nur von solchen Inhalten handelt, die wir in freier Konstruktion erschaffen können, und wie sich auf der anderen Seite eine beschreibende Wissenschaft sich aufbauen ließe, die aus lauter einzelnen tatsächlichen Beobachtungen an gegebenen Dingen besteht. Was hingegen unter dieser Voraussetzung völlig unerklärlich bleibt, ist das eigentümliche Ineinander beider Momente, das uns in der tatsächlichen Struktur der mathematischen Naturwissenschaft entgegentritt. Denn in dieser geht nicht die "Messung" einfach neben der "Beobachtung" einher, in ihr stehen "Experiment" und "Theorie" nicht lediglich einander gegenüber oder wechseln miteinander ab, sondern sie bedingen einander wechselweise. Die Theorie führt auf das Experiment und bestimmt den Charakter des Experiments, wie das Experiment den Inhalt der Theorie bestimmt. Wieder hat die Vorrede zur zweiten Auflage der Kr. d. r. V. in ihrer allgemeinen transzendentalen Überschau über das Gesamtgebiet des Wissens dieses Verhältnis mit meisterhafter, nicht zu übertreffender Klarheit dargelegt.
    "Als Galilei seine Kugeln die schiefe Fläche mit einer von ihm selbst gewählten Schwere herabrollen oder Torricelli die Luft ein Gewicht, was er sich im Voraus dem einer ihm bekannten Wassersäule gleich gedacht hatte, tragen ließ, oder in noch späterer Zeit Stahl Metalle in Kalk und diesen wiederum in Metall verwandelte, indem er ihnen etwas entzog und wiedergab, so ging allen Naturforschern ein Licht auf. Sie begriffen, daß die Vernunft nur das einsieht, was sie selbst nach ihrem Entwurf hervorbringt; daß sie mit Prinzipien ihrer Urteil nach beständigen Gesetzen vorangehen und die Natur nötigen muß, auf ihre Fragen zu antworten, nicht aber sich von ihr gleichsam am Leitband gängeln lassen muß; denn sonst hängen zufällige, nach keinem vorher entworfenen Plan gemachte Beobachtungen gar nicht in einem notwendigen Gesetz zusammen, welches doch die Vernunft sucht und bedarf. Die Vernunft muß, mit ihren Prinzipien, nach denen allein übereinkommende Erscheinungen für Gesetze gelten können, in einer Hand und mit dem Experiment, das sie nach jenen ausdachte, in der anderen an die Natur gehen, zwar um von ihr belehrt zu werden, aber nicht in der Qualität eines Schülers, der sich alles vorsagen läßt, was der Lehrer will, sondern eines bestallten Richters, der die Zeugen nötigt, auf die Fragen zu antworten, die er ihnen vorlegt. Und so hat sogar Physik die so vorteilhafte Revolution ihrer Denkart lediglich dem Einfall zu verdanken, demjenigen, was die Vernunft selbst in die Natur hineinlegt, gemäß, dasjenige in ihr zu suchen (nicht ihr anzudichten), was sie von dieser lernen muß, und wovon sie für sich selbst nichts wissen würde. Hierdurch ist die Naturwissenschaft allererst in den sicheren Gang einer Wissenschaft gebracht worden, da sie so viele Jahrhunderte durch nichts weiter als ein bloßes Herumtappen gewesen war." (23)
Mag also immerhin die einzelne sinnliche Wahrnehmung oder eine bloße Summe solcher Wahrnehmungen den vorgehenden "Entwurf" der Vernunft entbehren können, so ist er es doch, der erst das Experiment, der die "Erfahrung" im Sinne der physikalischen Erkenntnis bestimmt und ermöglicht. Damit aus isolierten sinnlichen Eindrücken physikalische "Beobachtungen" und "Tatsachen" werden können: dazu muß vor allem die zunächst rein qualitative Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit der Wahrnehmungen in eine quantitative Mannigfaltigkeit umgesetzt werden, dazu muß das Aggregat der Empfindungen auf ein System meßbarer Größen bezogen werden. Der Gedanke eines solchen Systems liegt jedem einzelnen Experiment zugrunde. Ehe GALILEI die Größe der Beschleunigung bei freiem Fall "messen" konnte, mußte die Konzeption der Beschleunigung selbst, gleichsam als des Instruments der Messung vorangehen: und diese mathematische Konzeption war esw, die schon seine bloße Fragestellung von der der mittelalterlich-scholastischen Physik für immer schied. Der Ausgang des Experiments entschied jetzt nur noch darüber, welche Größen für den freien Fall gelten; daß aber überhaupt solche Größen gesucht und gefordert werden müssen: das war es, was für GALILEI zuvor, nach jenem "Entwurf der Vernunft" feststand, von welchem aus das Experiment erst erdacht und eingerichtet werden konnte. Von hier aus wird der Aufbau der mathematischen Physik erst wahrhaft durchsichtig. Die wissenschaftliche Naturtheorie ist kein logisches Zwitterwesen, ist nicht aus der eklektischen Verkoppelung erkenntnistheoretisch heterogener Bestandteile hervorgegangen; sondern sie bildet eine geschlossene und einheitliche Methode. Diese Einheit zu begreifen und analog der Einheit der reinen Mathematik aus einem allgemeinen Grundprinzip zu erklären: das ist die Aufgabe, die die transzendentale Kritik sich stellt. In der Fassung dieser Aufgabe hat sie gleich sehr die Einseitigkeit des Rationalismus wie die des Empirismus überwunden. Weder die Berufung auf den Begriff, noch die Berufung auf die Wahrnehmung und Erfahrung trifft, wie sich jetzt zeigt, das Wesen der naturwissenschaftlichen Theorie: denn beide greifen immer nur ein einzelnes Moment heraus, statt das eigentümlich Verhältnis der Momente zu bestimmen, von dem hier die gesamte Entscheidung abhängt.

Noch aber ist damit die Frage nicht gelöst, sondern erst im allgemeinsten Umriß gestellt. Denn was die Synthesis a priori innerhalb der reinen Mathematik erklärte und verständlich machte, war dies: daß das "Ganze" der Anschauungsform, das Ganze des reinen Raumes und der reinen Zeit allen besonderen räumlichen und zeitlichen Gebilden voranging und zugrunde lag. Läßt sich eine gleichartige oder ähnliche Beziehung auch für das Gebiet der Natur behaupten? Ist auch von der Natur als Ganzem eine Aussage möglich, die keine bloß nachträgliche Zusammenfassung von Einzelbeobachtungen ist, sondern vielmehr die Beobachtung des Einzelnen selbst erst ermöglicht? Gibt es auch hier ein Besonderes, das nicht anders als durch "Einschränkung" einer ursprünglichen Totalität gewonnen werden kann? Solange wir die "Natur" im gewöhnlichen Sinn als den Inbegriff der physisch-materiellen Dinge denken, solange müssen wir alle diese Fragen notwendig verneinen: denn wie ließe sich von einer Gesamtheit von Dingen etwas aussagen, ohne die einzelnen durchlaufen und geprüft zu haben? Aber schon im Inhalt des Naturbegriffs selbst liegt eine Bestimmung, die unsere Betrachtung in eine andere Richtung weist. Denn nicht jeden Komplex von Dingen nennen wir "Natur"; sondern was darunter verstanden wird, ist ein Ganzes geordneter und durch allgemeine Regeln bestimmter Elemente und Ereignisse. "Natur" - so definiert KANT daher, - "ist das Dasein der Dinge, sofern es nach allgemeinen Gesetzen bestimmt ist." Wenn sie somit, im materialen Sinn, den Inbegriff aller Gegenstände der Erfahrung bedeutet, so bedeutet sie auf der anderen Seite, formal betrachtet, die Gesetzmäßigkeit all dieser Gegenstände. Die allgemeine Aufgabe erhält damit eine andere Form: statt zu fragen, worauf die notwendige Gesetzmäßigkeit der Dinge als Gegenstände der Erfahrung beruth, fragen wir, wie die notwendige Gesetzmäßigkeit der Erfahrung selbst in Anbetracht ihrer Gegenstände überhaupt zu erkennen möglich ist.
    "Wir werden also hier" - so heißt es in den Prolegomenen, - "bloß mit der Erfahrung und den allgemeinen und a priori gegebenen Bedingungen ihrer Möglichkeit zu tun haben, und daraus die Natur als den ganzen Gegenstand aller möglichen Erfahrung bestimmen. Ich denke, man werde mich verstehen: daß ich hier nicht die Regeln der Beobachtung einer Natur, die schon gegeben ist, verstehe . . . sondern wie die Bedingungen a priori von der Möglichkeit der Erfahrung zugleich die Quellen sind, aus denen alle allgemeinen Naturgesetze hergeleitet werden müssen." (24)
Von den Inhalten der Erfahrung, von den empirischen Objekten wird somit die Frage auf die Funktion der Erfahrung zurückgelenkt. Diese Funktion besitzt eine ursprüngliche Bestimmtheit, die derjenigen, die sich uns in der reinen Form des Raums und der Zeit erschloß, zu vergleichen ist. Sie läßt sich nicht vollziehen, ohne daß hierbei bestimmte Begriffe zur Anwendung kommen, wie denn schon in der Einrichtung jeglichen wissenschaftlichen Experiments selbst, schon in der Frage, die wir mit ihm an die Natur stellen, die Voraussetzung einer Größenbestimmtheit der Natur, die Voraussetzung der Konstanz und Erhaltung bestimmter Elemente in ihr und die Voraussetzung einer regelmäßigen Abfolge der Ereignisse eingeschlossen liegt. Ohne den Gedanken einer Gleichung, die das Verhältnis der Fallräume und Fallzeiten bestimmt, ohne den Gedanken der Beharrung des Bewegungsquantums, ohne den allgemeinen Begriff und das allgemeine Verfahren der Messung und Zählung wäre kein einzelnes Experiment GALILEIs möglich gewesen: weil ohne diese Vorbedingungen das gesamte Problem GALILEIs schlechthin unverständlich bleibt. Somit ist die Erfahrung selbst eine "Erkenntnisart, die Verstand erfordert"; d. h. ein Prozeß des Schließens und Urteilens, der auf bestimmten logischen Vorbedingungen beruth (25). Und damit hat sich uns in der Tat wiederum ein "Ganzes" gezeigt, das nicht aus einzelnen Teilen zusammengelesen ist, sondern aufgrund dessen die Setzung von "Teilen", von besonderen Inhalten erst möglich ist. Auch die Natur muß als System gedacht sein, ehe sie in ihren Einzelheiten beobachtet werden kann. Wie zuvor das besondere Raumgebilde als Einschränkung des "einigen Raumes", wie die bestimmte Zeitspanne als Begrenzung der unendlichen Dauer erschienen ist, so erscheinen, in diesem Zusammenhang gesehen, nunmehr alle besonderen Naturgesetze nur als "Spezifikationen" allgemeiner Verstandesgrundsätze. Denn es sind viele Gesetze, die wir nur mittels der Erfahrung wissen können,
    "aber die Gesetzmäßigkeit in der Verknüpfung der Erscheinungen, d. h. die Natur überhaupt können wir durch keine Erfahrung kennenlernen, weil Erfahrung selbst solcher Gesetze bedarf, die ihrer Möglichkeit a priori zugrunde liegen." (26)
So übertrieben, so widersinnig es also auch lautet zu sagen: der Verstand ist selbst der Quell der Gesetze der Natur und folglich der formalen Einheit der Natur: so richtig und dem Gegenstand, nämlich der Erfahrung angemessen, ist gleichwohl eine solche Behauptung.
    "Zwar können empirische Gesetze als solche ihren Ursprung keineswegs vom reinen Verstand herleiten, so wenig, wie die unermeßliche Mannigfaltigkeit der Erscheinungen aus der reinen Form der sinnlichen Anschauung hinlänglich begriffen werden kann. Aber alle empirischen Gesetze sind nur besondere Bestimmungen der reinen Gesetze des Verstandes, unter welchen und nach deren Norm jene allererst möglich sind und die Erscheinungen eine gesetzliche Form annehmen, sowie auch alle Erscheinungen ungeachtet der Verschiedenheit ihrer empirischen Form dennoch jederzeit den Bedingungen der reinen Form der Sinnlichkeit gemäß sein müssen." (27)
Die bestimmten numerischen Konstanten, die für ein besonderes Naturgebiet charakteristisch sind, können wir freilich nur durch empirische Messung feststellen, die einzelnen ursächlichen Verknüpfungen nur durch Beobachtung ermitteln; aber daß wir nach solchen Konstanten überhaupt suchen, daß wir eine kausale Gesetzlichkeit in der Abfolge der Ereignisse überhaupt fordern und voraussetzen: das stammt aus jenem "Entwurf der Vernunft", den wir nicht aus der Natur ziehen, sondern den wir in sie hineinlegen. Was in ihm beschlossen ist, davon allein gibt es ein "apriorisches" Wissen.

Die zweite Grundrichtung der "synthesis a priori", die Synthesis der reinen Verstandesbegriffe oder der Kategorien, ist damit festgestellt und sie ist aus dem gleichen Prinzip, wie die der reinen Anschauung gerechtfertigt. Denn auch der reine Begriff entfaltet seine wahrhafte und charakteristische Leistung nicht dort, wo er nur das Gegebene der Erfahrung beschreibt, sondern wo er ihre reine "Form" aufbaut; nicht dort, wo er ihre Inhalte aneinanderreiht und klassifiziert, sondern wo er die systematische Einheit ihrer Erkenntnisweise begründet. Keineswegs nämlich ist es, wie man sich gewöhnlich einbildet, zur Erfahrung genug, Wahrnehmungen zu vergleichen und in einem Bewußtsein mittels des Urteilens zu verknüpfen; denn dadurch allein würde die spezifische Geltung des Wahrnehmungsbewußtseins niemals überschritten, würde die Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Grundsatzes niemals erreicht werden.
    "Es geht also noch ein ganz anderes Urteil voraus, ehe aus Wahrnehmung Erfahrung werden kann. Die gegebene Anschauung muß unter einem Begriff subsumiert werden, der die Form des Urteilens überhaupt in Anbetracht der Anschauung bestimmt, das empirische Bewußtsein der letzteren in einem Bewußtsein überhaupt verknüpft und dadurch den empirischen Urteilen Allgemeingültigkeit verschafft; dergleichen Begriff ist ein reiner Verstandesbegriff a priori, welcher nichts tut, als bloß einer Anschauung die Art überhaupt zu bestimmen, wie sie zu Urteilen dienen kann."
Selbst die Urteile der reinen Mathematik sind von dieser Bedingung nicht ausgenommen: der Satz z. B., daß die gerade Linie die kürzeste zwischen zwei Punkten ist, setzt voraus, daß überhaupt die Linie unter den Gesichtspunkt und Begriff der Größe befaßt wird: ein Begriff,
    "welcher gewiß keine bloße Anschauung ist, sondern lediglich im Verstand seinen Sitz hat, und dazu dient, die Anschauung (der Linie) in Absicht auf die Urteile, die von ihr gefällt werden mögen, in Anbetracht der Quantität derselben, nämlich der Vielheit zu bestimmen, indem unter ihnen verstanden wird, daß in einer gegebenen Anschauung vieles Gleichartige enthalten ist." (28)
Noch deutlicher tritt dieser Zusammenhang dort hervor, wo es sich nicht um eine lediglich mathematische, sondern um eine "dynamische" Bestimmung des Gegenstandes handelt: d. h. wo nicht nur ein einzelnes räumlich-zeitliches Gebilde als Quantum durch sukzessive Synthesis des gleichartigen hervorgebracht werden (29), sondern auch sein Verhältnis zu einem anderen festgestellt werden soll. Denn es wird sich zeigen, daß jede derartige Verhältnisbestimmung, daß die Ordnung, die wir den einzelnen Körpern im Raum und den einzelnen Ereignissen in der Zeit geben, sich stets auf eine Form des Wirkens stützt, die wir zwischen ihnen annehmen: der Gedanke der Wirksamkeit aber setzt den der funktionalen Abhängigkeit und damit einen reinen Verstandesbegriff voraus.

Wenn indessen schon an diesen einfachen Beispielen das Zusammenwirken und die wechselseitige Beziehung der beiden Grundformen der apriorischen Synthesis einleuchtet, so fehlt doch einstweilen noch jedes nähere Prinzip, um die Systematik der zweiten Form vollständig zu entwickeln. Wir können wohl einzelne Anwendungsfälle der reinen Verstandesbegriffe im Besonderen aufzeigen und namhaft machen, aber wir besitzen keinerlei Kriterium, das uns an diesem Punkt der Geschlossenheit und Vollständigkeit unsere Einsicht versichert. Gerade die letztere Forderung aber war es gewesen, zu der KANT, wie wir uns erinnern, in der Gedankenentwicklung, die unmittelbar nach der Inauguraldissertation einsetzte, hingeführt wurde. Schon der Brief an MARCUS HERZ vom Jahr 1772 stellt es als Aufgabe der neu entdeckten Wissenschaft der "Transzendentalphilosophie" hin,
    "alle Begriffe der gänzlich reinen Vernunft in eine gewisse Zahl von Kategorien zu bringen, aber nicht wie Aristoteles, der sie, so wie er sie fand, in seinen zehn Prädikamenten aufs bloße Ungefähr nebeneinander setzte, sondern so, wie sich selbst durch einige wenige Grundgesetze des Verstandes von selbst in Klassen einteilen." (siehe oben)
Für diese weit zurückliegende Forderung aber ist jetzt im vollendeten System ein neues fundamentum divisionis [Einteilungsgrund - wp] gewonnen.
    "Die Möglichkeit der Erfahrung," - so bezeichnet der Abschnitt «Von dem obersten Grundsatz aller synthetischen Urteile» diesen Einteilungsgrund, - "ist also das, was allen unseren Erkenntnissen a priori objektive Realität gibt. Nun beruth Erfahrung auf der synthetischen Einheit der Erscheinungen, d. h. auf einer Synthesis nach Begriffen vom Gegenstand der Erscheinungen überhaupt, ohne welche sie nicht einmal Erkenntnis, sondern eine Rhapsodie [Fragment - wp] von Wahrnehmungen sein würde, die sich in keinen Kontext nach Regeln eines durchgängig verknüpften (möglichen) Bewußtseins, folglich auch nicht zur transzendentalen und notwendigen Einheit der Apperzeption zusammenschicken würden. Die Erfahrung hat also Prinzipien ihrer Form a priori zugrunde liegen, nämlich allgemeine Regeln der Einheit in der Synthesis der Erscheinungen, deren objektive Realität als notwendige Bedingung jederzeit in der Erfahrung, ja sogar ihrer Möglichkeit gewiesen werden kann. Außerhalb dieser Beziehung aber sind synthetische Sätze a priori gänzlich unmöglich, weil sie kein Drittes, nämlich keinen Gegenstand haben, an dem die synthetische Einheit ihrer Begriffe objektive Realität dartun könnte . . . Da also Erfahrung als empirische Synthesis in ihrer Möglichkeit die einzige Erkenntnisart ist, welche aller anderen Synthesis Realität gibt, so hat diese als Erkenntnis a priori auch nur dadurch Wahrheit (Einstimmung mit dem Objekt), daß sie nichts weiter enthält, als was zur synthetischen Einheit der Erfahrung überhaupt notwendig ist . . . Auf solche Weise sind synthetische Urteile a priori möglich, wenn wir . . . sagen: die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung und haben darum objektive Gültigkeit in einem synthetischen Urteil a priori." (30)
Das gesamte innere Gefüge der Kr. d. r. V. ist in diesen Sätzen vor uns aufgedeckt. Von der Erfahrung wird ausgegangen - aber nicht als einer Summe fertiger Dinge mit bestimmten, gleichfalls fertigen Eigenschaften, noch als einer bloßen Rhapsodie der Wahrnehmungen: sondern die Notwendigkeit in der Verknüpfung, die Herrschaft objektiver Gesetze ist es, die ihren Begriff kennzeichnet und bestimmt. Bis hierher hat die transzendentale Methodik nur festgestellt, was in der mathematischen Physik seit langem Geltung hatte und in ihr, sei es bewußt, sei es unbewußt anerkannt war. KANTs Satz, daß jedes echte Erfahrungsurteil eine Notwendigkeit in der Synthesis der Wahrnehmungen enthalten muß, bringtr in der Tat nur eine Forderung, die bereits von GALILEI ausgesprochen worden war, auf ihren kürzesten und schlagendsten Ausdruck. In ihm wird einfach der Erfahrungsbegriff des philosophischen Sensualismus durch den der mathematischen Empirie ersetzt (31). Nun aber setzt an diesem Punkt zugleich die charakteristische "Revolution der Denkart" ein. Wenn bisher die Notwendigkeit in den Gegenständen als gegründet gegolten hat und sich von ihnen nur mittelbar auf die Erkenntnis übertrug, so ist jetzt eingesehen, daß vielmehr umgekehrt aus einer ursprünglichen Notwendigkeit in der Erkenntnis selbst aller Gedanke vom "Gegenstand" sich herschreibt: "denn dieser ist nichts mehr als das Etwas, davon der Begriff eine solche Notwendigkeit der Synthesis ausdrückt." (32) Weil in der Abfolge unserer Empfindungen und Vorstellungen nicht Willkür herrscht, sondern hier vielmehr eine strenge Gesetzlichkeit waltet, die jedes subjektive Belieben ausschließt: darum und darum allein gibt es für uns "objektive" Zusammenhänge der Phänomene. Was die Erfahrung als "Erkenntnisart" auszeichnet und konstituiert, das bedingt und ermöglicht somit erst die Setzung empirischer Objekte. Ob es außerhalb dieser Beziehung für uns noch andere Gegenstände geben kann: diese Frage ist für uns zunächst völlig müßig; - und sie muß es nach dem transzendentalen Grundgedanken sein, solange für diese angeblich andere Weise des Objekts nicht eine andere Erkenntnisart aufgewiesen ist, deren Struktur sich charakteristisch von der der Erfahrung unterscheidet. Hier aber, wo uns selbst die Forderung einer derartigen Erkenntnisart noch nicht verständlich ist oder wo doch zumindst ihre Erfüllung völlig problematisch bleibt, ist kein anderer Schluß möglich, als derjenige, den der oberste Grundsatz zieht. Die Bedingungen, auf denen die Erfahrung als Funktion beruth, sind zugleich die Bedingungen für alles, was wir als Ergebnis aus ihr gewinnen können; denn alle Bestimmung zum Objekt beruth auf dem Ineinandergreifen der reinen Anschauungsformen und der reinen Verstandesbegriffe, durch die erst das Mannigfaltige der bloßen Empfindung in einem System von Regeln gebunden und damit zum "Gegenstand" gestaltet wird.
LITERATUR - Ernst Cassirer, Kants Leben und Lehre, Berlin 1921
    Anmerkungen
    1) Reflexionen zur Kritik der reinen Vernunft, Nr. 9 und 14.
    2) an Herz (IX, 188).
    3) Kr. d. r. V., Vorrede zur ersten Auflage.
    4) Jachmann, a. a. O., Seite 28f.
    5) Reflexionen zur Kr. d. r. V., Nr. 128.
    6) Kr. d. r. V., Seite 303 (III, 217).
    7) Kr. d. r. V., erste Auflage, Seite 103f (III, 615f).
    8) Kr. d. r. V., zweite Vorrede, Seite XVI (III, 18).
    9) Kr. d. r. V., Seite 642 (III, 423).
    10) Kr. d. r. V. Seite 25 und 80f (III, 49 und 83).
    11) Kr. d. r. V., Seite 40 (III, 59f)
    12) Reflexionen Nr. 102.
    13) Reflexionen Nr. 91. - Daß diese Reflexionen der Epoche, die Erdmann mit dem Namen des kritischen Empirismus bezeichnet, also der Zeit der 60er Jahre angehört, ist äußerst unwahrscheinlich. Die Stelle der "Preisschrift" vom Jahr 1763, auf die sich Erdmann für diese Ansicht beruft, ist hierfür keineswegs beweisend, denn an dieser Stelle wird zwar die Metaphysik (im Sinn der seit Aristoteles gebräuchlichen Auffassung der prote philosophia) als eine Philosophie über die ersten Gründe unserer Erkenntnis bezeichnet; aber daß sie "nicht von den Objekten" handelt, hätte Kant hier so wenig, wie überhaupt vor der entscheidenden Wendung im Brief an Marcus Herz vom Jahr 1772, sagen können.
    14) Reflexionen Nr. 129.
    15) vgl. noch Reflexionen Nr. 215: "Die Schritte in Metaphysik sind bisher vergeblich gewesen; man hat nichts darin erfunden. Gleichwohl kann man sie nicht aufgeben. Subjektiv statt objektiv!"
    16) Reflexionen Nr. 140
    17) Kr. d. r. V., zweite Vorrede, Seite XIf (III, 15).
    18) Kr. d. r. V., a. a. O., Seite XVIII (III, 19).
    19) Es muß freilich betont werden, daß es sich in dieser Darstellung der empirischen Erkenntnis (der "synthesis a posteriori") nicht sowohl um die Beschreibung eines wirklichen Tatbestandes der Erkenntnis handelt, als vielmehr um die Konstruktion eines Grenzfalles, die wir benutzen, um die Eigenart des apriorischen Urteils durch seinen Kontras und Gegensatz schärfer zu bezeichnen. Kant selbst hat in seiner Unterscheidung von Wahrnehmungs- und Erfahrungsurteilen und in seiner Betonung des rein "subjektiven" Charakters der ersteren von dieser Konstruktion Gebrauch gemacht (siehe Prolegomena § 18). Ansich aber gibt es nach ihm kein "Einzelurteil", das nicht bereits auf irgendeine Form der "Allgemeinheit" Anspruch erhebt; keinen "empirischen" Satz, der nicht irgendeine "apriorische" Behauptung in sich schließt: denn schon die Form des Urteils selbst schließt diese Forderung "objektiver Allgemeingültigkeit" ein.
    20) vgl. Kr. d. r. V., Einleitung Nr. III, Seite 9 (III, 39); siehe auch Prolegomena, § 2b (IV, 15).
    21) vgl. Kants Brief an Reinhold vom 12. Mai 1789 (IX, 402); siehe auch die Schrift gegen Eberhard (VI, 59f).
    22) vgl. Transzendentale Ästhetik § 4, Seite 47f (III, 64).
    23) Kr. d. r. V., zweite Vorrede, Seite XIIf (III, 16f).
    24) Prolegomena, § 14, § 17 (IV, 44, 46f).
    25) siehe Kr. d. r. V., Vorrede zur zweiten Auflage, Seite XVIII (III, 18)
    26) Prolegomena § 36 (IV, 71).
    27) Kr. d. r. V., erste Auflage, Seite 127f (III, 627f).
    28) Prolegomena, § 20 (IV, 51f).
    29) vgl. Kr. d. r. V., Methodenlehre Seite 751: "(So) können wir unsere Begriffe in der Anschauung a priori bestimmen, indem wir uns im Raum und der Zeit die Gegenstände selbst durch gleichförmige Synthesis schaffen, indem wir sie bloß als Quanta betrachten." (III, 491).
    30) Kr. d. r. V., Seite 195f (III, 152f).
    31) Prolegomena, § 22; vgl. Kr. d. r. V., Seite 218 (III, 166): "Erfahrung ist nur durch die Vorstellung einer notwendigen Verknüpfung der Wahrnehmungen möglich."
    32) Kr. d. r. V., erste Auflage, Seite 106 (III, 616).