ra-2H. HöffdingH. AschkenasyM. Schießlvon WieseA. BrunswigLocke    
 
ALEXIUS MEINONG
Zur Relationstheorie
[ Hume-Studien II ]
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"Hobbes behandelt das Urteilen als Spezialfall des Rechnens, statt das Rechnen als Spezialfall des Urteilens. Wie die Arithmetiker Zahlen addieren und subtrahieren lehren, so lehren die Geometer dasselbe an Linien, Figuren, Punkten, Winkeln, Verhältnissen, Zeiten, Graden von Geschwindigkeit, Kraft usw., - die Logiker lehren dasselbe an Wortfolgen, indem sie zwei Namen zu einer Bejahung, zwei Bejahungen zu einem Syllogismus, viele Syllogismen zu einem Beweis zusammenfügen; und von der Summe oder Konklusion eines Syllogismus subtrahieren sie eine Prämisse, um die andere zu finden."

"Es gibt kein Ding, das nicht fast unendlich viele Betrachtungsweisen im Hinblick auf andere Dinge gestattet; denn jedes Ding ist so vieler Relationen fähig, als Gelegenheiten zu Vergleichen möglich sind."

"Im gewöhnlichen Leben, meint Hume, bezeichnet Relation die Eigenschaft, vermöge deren zwei Ideen in der Einbildung verknüpft sind und eine die andere in natürlicher Weise zum Bewußtsein bringt (assoziiert). In der philosophischen Terminologie dagegen steht derselbe Ausdrück für den besonderen Umstand, nach dem wir zwei Ideen selbst bei ganz willkürlicher Zusammenbringung in der Phantasie für vergleichbar halten, bezeichnet also irgendein bestimmtes Subjekt der Vergleichung ohne verknüpfendes Prinzip."


Einleitung

"Kein Teil der Philosophie", sagt WILLIAM HAMILTON, "ist vollständiger und mit mehr Sorgfalt entwickelt, oder vielmehr, kein Teil ist definitiver sichergestellt, als die Theorie der Relation." (1) Es ereignet sich nicht eben häufig, daß man in der Philosophie von endgültigen Ergebnissen sprechen kann; umso mehr mußte es befriedigen, wenn der seltene Fall gerade bei einer Angelegenheit von so großer Bedeutung anzutreffen wäre. Indessen hat kaum je ein geschichtskundigerer Forscher den Tatsachen weniger Rechnung getragen, als HAMILTON in dem eben zitierten Ausspruch. Es ist richtig, daß einige Probleme die der Relationslehre angehören, Gegenstand eines intensiven Forschens gewesen sind; aber gerade sie haben eine abschließende Lösung noch nicht gefunden. Und ihnen stehen Fragen zur Seite, von denen man wohl sagen darf, daß sie sich der Beachtung bisher in erstaunlicher Weise entzogen haben. Als Ganzes kann die Relationstheorie eher zu den vernachlässigten als zu den bevorzugten Gebieten philosophischer Forschung zählen, und es wäre nicht zum Verwundern, wenn aus diesem Umstand dem bloß auf einzelne Teile dieses Ganzen gerichteten Nachdenken nicht unerhebliche Hemmnisse erwachsen sein sollten.

Den nachstehenden Untersuchungen ist das Ziel gesteckt, zur Klarstellung der wichtigsten Relationsphänomene beizutragen. Der Anschluß an den Namen DAVID HUMEs wird nicht auffallen, sind es doch dessen Forschungen über die  Relation  von Ursache und Wirkung in erster Linie, welche ihm seine Stellung in der Geschichte gesichert haben. Doch soll in dieser Studie weniger von den vielbehandelten Kausalfragen die Rede sein, als von Dingen, welche vielleicht gerade durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf die Angelegenheiten der Kausalität meist in den Hintergrund gedrängt worden sind, obwohl sie sich vielleicht als zur Überwindung der Kausalschwierigkeiten gar nicht belanglos herausstellen werden. Allerdings steht für HUME die Kausalität selbst im Mittelpunkt seines Interesses; aber er hat besser als mancher Andere erkannt, daß zur Erforschung derselben vor allem Klarheit über die verwandten Erscheinungen erforderlich ist. Daher ist er von der Betrachtung dessen, was nach seiner Ansicht die Gesamtheit der Relationen ausmacht, ausgegangen, und so wenig seine Relationslehre sich in den Vordergrund drängt, so sicher ist sie eine wesentliche Grundlage seiner Erkenntnistheorie. Diese Relationslehre, deren Zusammenfassung in der von HUME gegebenen Einteilung der Relationen naturgemäß das Hauptinteresse auf sich zieht, wird zusammen mit den Ausführungen JOHN LOCKEs, auf denen sie basieren, der nächste Gegenstand der folgenden Darlegungen sein. Es dürfte sich dabei ergeben, daß HUME, im Fortschritt gegenüber LOCKE, dem wirklichen Sachverhalt weit näher kommt, als hervorragende Nachfolger, so daß der Versuch, zu einer möglichst exakten Analyse und Würdigung der von HUME behandelten Phänomene zu gelangen, von selbst als eine Weiterführung des von LOCKE und HUME gebahnten Weges erscheinen wird.

Es könnten Zweifel darüber auftauchen, ob bei dem so tief gehenden Einfluß, den LOCKE gerade auf HUMEs Relationstheorie geübt hat, die nachstehenden Bestrachtungen im Interesse historischer Gerechtigkeit nicht besser als LOCKE, denn als HUME-Studie zu überschreiben gewesen wären. Indessen hofft der Verfasser dieser Abhandlung, daß sie auch ohne diese äußerliche Hilfe davon Zeugnis geben wird, daß niemand williger als er die Bedeutung des großen englischen Erkenntnistheoretikers anerkennen und niemand redlicher bemüht sein kann, der in Deutschland seltsamerweise noch immer nicht ganz überwundenen Geringschätzung des "guten Locke" entgegenzutreten. Was aber den allgemeinen Titel dieser Schrift anlangt, so gestattet, abgesehen von der Disposition derselben, die ihn zu fordern schien, ihr Charakter als Studie wohl auch eine Rücksichtnahme auf ihre Genesis, zumal, wenn Grund vorhanden ist, anzunehmen, daß diese dem Interessengang vieler (wenigstens vieler deutschen) Leser analog sein wird. Es liegt in der Entwicklung der neuen deutschen Philosophie, daß HUME es ist, durch den der Deutsche in der Regel zuerst mit englischer Forschung in Berührung kommt. Auch wenn manches von dem, was er bietet, geistiges Eigentum eines früheren ist, es bleibt doch der schottische Denker, an dessen Namen die Anregungen sich anschließen werden, die wohl Keinem ausbleiben, wenn er zum ersten Mal englischen "Geistes einen Hauch verspürt", - und diesem Umstand Rechnung zu tragen, wird wohl auch eine Forderung der Gerechtigkeit sein.

Es kommt dazu, daß die vorliegende Abhandlung, die bei der Knappheit des ihr zu Gebote stehenden Raumes auf einigermaßen ausreichende, geschweige erschöpfende Literatur-Berücksichtigung von vornherein verzichten muß, doch naturgemäß wird nicht vermieden werden können, wenigstens einige Forschungen des englischen Empirismus  nach  HUME heranzuziehen. Sie hat demnach in der Hauptsache mit demselben Kreis historischer Erscheinungen zu tun, mit dem sich der Essay über den modernen Nominalismus (2) beschäftigen mußte; überdies wird der Verlauf der Untersuchungen auch hier zur Analyse eines von HUME bei der zweiten Durcharbeitung seiner Theorie ausgeschiedenen Kapitels seines Jugendwerkes führen, so daß die vorliegende Schrift sich in natürlicher Weise als zweite HUME-Studie der eben erwähnten ersten anreiht.

Wie dort, so soll sich auch hier an die historische Darlegung die kritische schließen, und letztere wird dann von selbst zu Feststellungsversuchen Gelegenheit geben, welche allerdings, der Natur der uns hier beschäftigenden Fragen entsprechend, einen relativ größeren Umfang in Anspruch nehmen müssen.


Erste Abteilung
Die Locke-Hume'sche Relationstheorie

I. John Locke

§ 1. Es heißt noch nicht, die Bedeutung eines THOMAS HOBBES unterschätzen, wenn man in LOCKE den Begründer der modernen Psychologie verehrt. LESLIE STEPHEN sagt schwerlich zuviel, wenn er den Ausspruch tut, HOBBES sei "einer der Scharfsinnigsten unter allen englischen Philosophen und ein Mann, dessen Einfluß in Bezug auf eine Anregung von Gedanken schwerlich zu hoch angeschlagen werden könnte", (3) und dies wird wohl auch für seine Beiträge zur Psychologie Geltung haben. Aber es besteht doch immer ein großer Unterschied zwischen Anregungen und Leistungen, oder richtiger: zwischen den psychologischen Leistungen eines mit bedeutenden, ja genialen Fähigkeiten ausgestatteten, aber zunächst doch von anderen Problemen in Anspruch genommenen Denkers, und denen eines Forschers, der vielleicht, - wer möchte es zu entscheiden wagen, - weniger glänzen begabt, aber mit seiner besten Kraft gerade dem psychologischen Interessenkreis zugewandt ist. Zwar hätte, wenn die von CHARLES de REMUSAT erzählte Anekdote (4) beglaubigt ist, gerade ein psychologisches Problem ersten Ranges, die Frage nach der Natur der Sinneswahrnehmungen, den nächsten Anstoß zu HOBBES' philosophischen Arbeiten gegeben; aber es ist doch andererseits kaum zufällig, daß, wo HOBBES längere psychologische Ausführungen gibt, diese nur als Einleitung auftreten. Das 25. Kapitel im Buch  de corpore  mit dem die  Physik  anhebt, ist eine Einleitung in die Phänomenologie; der scheinbar ausschließlich psychologische Essay  Human Nature,  gehört ursprünglich einer Abhandlung an, welche den Titel führt "Elements of law, moral and political", (5) und auch als nachheri die ersten 13 Kapitel dieser Schrift unter dem erwähnten Titel gesondert erschienen, wurde diesem der erläuternde Zusatz "or the fundamental elements of policy" beigegeben; - was schließlich die Stellung des ersten Buches im  Leviathan  anlagt, so charakterisiert sie HOBBES selbst dahin, daß er, um jenen "künstlichen Menschen" zu beschreiben, vor allem das Material betrachten will,  aus  dem, und den Werkmeister,  von  dem er gemacht sei (6). Dagegen sehen wir LOCKE von Anfang an bemüht, beiseite zu schieben, was seinem psychologisch-erkenntnistheoretischen Zweck als unwesentlich zum Nachteil gereichen könnte.
    "Indem meine Absicht dahin geht", sagt er gleich im Anfang seines Hauptwerkes, "Ursprung, Sicherheit und Umfang der menschlichen Erkenntnis zu erforschen, zugleich mit den Gründen und Graden des Glaubens, Meinens und Zustimmens, werde ich mich hier nicht in eine physikalische Betrachtung der Seele einlassen, noch mich darum bemühen, zu prüfen, worin ihr Wesen besteht, oder durch welche Bewegungen unserer Lebensgeister oder Alterationen [Änderungen - wp] unserer Körper wir dazu kommen, Sensationen mittels unserer Organe und Ideen im Verstand zu haben, und ob einige dieser Ideen oder alle in ihrer Formation von Materie abhängen oder nicht. Das sind Spekulationen, denen, obwohl sie seltsam und unterhaltend sind, ich fern bleiben werde, da sie bei dem, was ich mir vorgesetzt habe, von meinem Weg abliegen." (7)
Man meint aus diesen Worten neben der Bezugnahme auf das Vorgehen der Kartesianer auch ein Anspielung an HOBBES' Sensationslehre (8) herauszuhören; aber gleichviel, ob HOBBES direkt gemeint ist oder nicht, der Gegensatz gegen ihn springt in die Augen. Zwar würde man gewaltig fehlgehen, wollte man LOCKEs "Versuch" kurzweg ein psychologische Abhandlung nennen; die Grundintention des Werkes tritt in der eben angeführten Stelle klar zutage und läßt sich kaum besser bezeichnen, als mit dem Wort von ALOIS RIEHL, der für LOCKE den Namen "Begründer des psychologischen Kritizismus" in Anspruch nimmt (9) Aber wer LOCKEs Bedeutung richtig schätzen will, wird nicht übersehen dürfen, wie breit die psychologische Grundlage dieser Kritik ist und wie diese Basis vor allem als das Ergebnis der Konzentration auf das eigentlichste Forschungsgebiet der Psychologie, auf die Betrachtung der psychischen Phänomene selbst, erscheint. Durch diese Konzentration ist LOCKE der ARISTOTELES der neuen Psychologie geworden und sein "Versuch" die erste umfassende Leistung auf dem Gebiet der psychologischen Analyse, deren Geschichte mit diesem Buch anhebt.

Natürlich verträgt sich ganz wohl mit dem Gesagten, daß HOBBES' psychologische Positionen in hohem Grad interessant bleiben, daß sie die LOCKEschen gelegentlich auch erreichen, ja überholen. Bekanntlich hat das Verhältnis von HOBBES' ziemlich entwickelter Assoziationstheorie zu LOCKEs dürftigen und selbst in dieser Gestalt erst nachträglich hinzugekommenen Notizen über diesen wichtigen Gegenstand sogar zu der Vermutung geführt, HOBBES sei LOCKE so gut wie unbekannt gewesen (10). Aber das sind Ausnahmen, und diesen gehören des Ersteren uns hier zunächst betreffende Aufstellungen nicht nur nicht zu, sondern es macht sich bei diesen noch ein besonderer Umstand geltend, der HOBBES' Forschung von vornherein lahmlegt: der mit seinem Rationalismus sich so merkwürdig verbindende Nominalismus.

Zwar hat derselbe, wie schon von JOHN STUART MILL mit Recht hervorgehoben worden ist (11), dem gesunden psychologischen Blick des Denkers von Malmesbury nicht immer Stand zu halten vermocht; aber immerhin war er stark genug, jene Unklarheit zu ermöglichen, vermöge deren HOBBES das Urteilen als Spezialfall des Rechnens, statt das Rechnen als Spezialfall des Urteilens behandelt.
    "Wie die Arithmetiker", sagt er einmal, "Zahlen addieren und subtrahieren lehren, so lehren die Geometer dasselbe an Linien, Figuren, Punkten, Winkeln, Verhältnissen, Zeiten, Graden von Geschwindigkeit, Kraft usw., - die Logiker lehren dasselbe an Wortfolgen, indem sie zwei Namen zu einer Affirmation [Bejahung - wp], zwei Affirmationen zu einem Syllogismus, viele Syllogismen zu einem Beweis zusammenfügen; und von der Summe oder Konklusion eines Syllogismus subtrahieren sie eine Prämisse, um die andere zu finden." (12)
Es begreift sich wohl, und wir im Laufe unserer Untersuchungen noch klarer werden, daß bei einer solchen Betrachtungsweise eine richtige Würdigung der Relationen nicht wohl aufkommen konnte. In der Tat bietet, was unter dem Titel  Relation  abgehandelt wird, der Psychologie wenig Förderliches. Beachtenswert ist jedoch, wie HOBBES die Stellung der Relationen zur Wirklichkeit bestimmt. Bezüglich Gleichheit und Ungleichheit, Ähnlichkeit und Unähnlichkeit, auf die allein er den Terminus  Relation  anwendet, (13) bemerkt er:
    "Wir müssen über Relation nicht so denken, als ob sie ein Akzidenz [Zufälligkeit, Nebensächlichkeit - wp] wäre, verschieden von allen anderen Akzidentien des in Relation Befindlichen: sie ist vielmehr eines von diesen, das nämlich, mit Bezug auf welches die Vergleichung vorgenommen wird. Die Ähnlichkeit z. B. eines Weißen mit einem anderen Weißen, oder seine Unähnlichkeit mit einem Schwarzen ist dasselbe Akzidenz wie dessen Weiße, und Gleichheit und Ungleichheit ist dasselbe Akzidenz wie die Größe des verglichenen Dings, obwohl unter anderem Namen; denn was  weiß  und  groß  heißt, wenn es nicht mit etwas Anderem verglichen wird, heißt, wenn eine Vergleichung erfolgt, ähnlich oder unähnlich, gleich oder ungleich." (14)
Das ist nun freilich keine psychologische, sondern eine metaphysische Aufstellung; die mitgeteilten Worte gehören einem Kapitel der  prima philosophia  an. Aber was damit über die Natur der Relationen implizit ausgesprochen ist, führt direkt zu deren psychologischer Behandlung, wie sie von LOCKE tatsächlich in Angriff genommen worden ist.

§ 2. Es gibt im "Versuch über den menschlichen Verstand" keinen Ausdruck von größerem Belang, als das Wort  Idee,  aber LOCKE hat, was er damit bezeichnen will, nicht eben scharf abgegrenzt. Er meint, daß dieser Terminus
    "am besten dient, um für alles zu stehen, was immer, wenn Einer denkt, Objekt des Verstandes ist; ich habe ihn", fügt er hinzu, "gebraucht, um damit auszudrücken, was mit Phantasma, Begriff, Species gemeint ist, oder was es sonst sein mag, über das zu denken der Verstand angewendet werden kann." (15)
Man merkt sofort das Ungenaue dieser Bestimmungen. Ein Phantasma ist in der Regel nicht Objekt des Verstandes (wenn dieser nicht etwa mit psychologischen Betrachtungen beschäftigt ist) sondern eine Vorstellung; das hingegen,  was  vorgestellt,  über  was gedacht wird, ist nicht  Vorstellung sondern Vorstellungsgegenstand. So ist mit dem Wort  Idee  eine Unklarheit eingeführt, welche, so wie sie auf die Entwicklung des englischen Idealismus, zunächst der Theorie BERKELEYs, nicht ohne erheblichen Einfluß gewesen sein dürfte, (16) bei LOCKE selbst die Seltsamkeit im Gefolge hat, daß z. B. psychische Vermögen als Ideen der Reflexion, (17) Lust und Schmerz als Ideen der Sensation und Reflexion (18) behandelt werden. Dieser Umstand beeinträchtigt einigermaßen das Verdienst, das sonst darin liegen würde, daß LOCKE die Relationen als  Ideen  in Betracht gezogen hat. Indessen ist LOCKEs Forschungsweise mit der lebendigen Anschauung viel zu eng verflochten, als daß ein schiefer Begriff seinen gesunden Blick in der Einzeluntersuchung hätte empfindlich trüben können.

Was wir Relation nennen, meint LOCKE, ist eine Gattung von komplexen Ideen, charakterisiert durch "Betrachtung und Vergleichung einer Idee mit einer anderen". (19) Wenn der Verstand mit irgendeinem Ding beschäftigt ist, so braucht er sich nicht auf dieses Objekt zu beschränken; sondern
    "kann eine Idee sozusagen über diese selbst hinausführen, oder doch zumindest über sie hinausblicken, um zu sehen, wie sie zu einer anderen steht. Sobald der Geist ein Ding in der Weise betrachtet, daß er es gleichsam zu einem anderen Ding bringt, neben dieses stellt und seinen Blick von einem zum andern wendet, liegt das vor, was man im eigentlichen Sinn des Wortes als Relation ... bezeichnet." (20)
Eine solche ist demnach "nicht in der Existenz der Dinge enthalten, sondern etwas Äußerliches und Hinzugebrachtes"; (21) die Vergleichung erfolgt eben ausschließlich im Menschengeist, ihr Ergebnis ist daher völlig subjektiv (22).

Zweierlei ist zu jeder Relation erforderlich:
    1. zwei Ideen oder Dinge,

    2. ein Grund oder eine Gelegenheit, dieselbe zu vergleichen. (23)
Vor allem also kann es keine Relation geben, wenn nicht  zwei  Dinge als solche, d. h. als zwei, in Betracht kommen. Die zwei  Ideen oder Dinge  müssen daher entweder real getrennt sein, oder doch als distinkt angesehen werden. Was existiert, oder doch existieren oder als ein Ding betrachtet werden kann, ist  positiv;  jene zwei Dinge müssen also  positiv  oder  absolut  sein. Im Übrigen kommt es nicht darauf an, ob es einfache Ideen, Substanzen oder Modi, auch nicht darauf, ob ihre Teile untereinander wieder relativ sind. So ist die Idee des Dreiecks eine positive, absolute Idee, obwohl die Teile des Dreiecks auch untereinander verglichen werden könnten, ebenso die Idee einer Familie, eines Tonstückes usw. (24) Sie heißen  Relata.  (25)

Was dagegen mit dem Grund oder der Gelegenheit zu Vergleichen gemeint ist, ergeben Beispiele. Nenne ich den  Cajus,  den ich auch für sich hätte betrachten können, einen Ehemann, so ist das, aufgrund dessen ich ihn mit einem anderen Wesen in Beziehung bringe, der Heiratskontrakt oder die Trauungszeremonie; hätte ich dagegen gesagt, er ist weißer als Sandstein, so wäre dies aufgrund der weißen Farbe geschehen. In der Weise kann jede Idee, gleichviel ob einfach oder komplex, die Gelegenheit abgeben, um derentwillen der Geist zwei Ideen zusammenbringt, d. h. jede von unseren Ideen kann zum  Relationsfundament  (26) werden (27).

Es gibt kein Ding, das nicht fast unendlich viele Betrachtungsweisen im Hinblick auf andere Dinge gestattet; denn jedes Ding ist so vieler Relationen fähig, als Gelegenheiten zu Vergleichen, d. h. Fundamente möglich sind, (28) - nur kann natürlich auch hier das Gebiet der einfachen Sensations- und Reflexionsideen, die das gesamte Material zu unserer Erkenntnis abgeben, nicht überschritten werden (29). - Unser Begriff von der Relation ist meist, wenn nicht immer, ebenso klar wie der des Fundaments; (30) jedenfalls genügt eine klare Konzeption des letzteren zur klaren Idee der ersteren, auch wenn Unklarheit in Bezug auf die Substanz bestände, von der wir die Relation aussagen. Es ist meist ziemlich schwierig, alle einfachen Ideen zu erkennen, welche sich in einer Substanz vorfinden, sehr leicht dagegen, die einfachen Ideen gegenwärtig zu haben, welche eine bestimmte Relation ausmachen; so kann man leicht die Idee des Bruders bilden, während man vom Menschen eine ziemlich unvollständige Vorstellung haben mag (31), ja, da es sich hier nur um den gleichen Anteil einer Person an dem Ins-Leben-treten zweier Menschen handelt, ohne Rücksicht auf die näheren Umstände, so hat, wer die Kenntnisse einer Hebamme besitzt, keine klarere Vorstellung von der Relation der Brüder zueinander, als wer der Ansicht ist, die  Sempronia  habe erst den Titus und nachher den  Cajus  aus dem Petersilienbeet geholt und sei dadurch beider Mutter geworden (32). Zwei Menschen können über die Relation einig sein, während sie in Bezug auf die Relata verschiedene Ideen haben. (33)

Wird eines der beiden Relata entfernt oder hört es zu existieren auf, so schwindet auch die Relation, ohne daß das andere Relatum dadurch eine Veränderung erfährt.  Cajus  ändert sich nicht dadurch, daß sein Sohn stirbt, aber er hört infolgedessen auf, Vater zu sein. Es genügt sogar, das eine Relatum im  Geiste  zu verändern, um das andere als gleichzeitig entgegengesetzter Relationen fähig zu erkennen;  Cajus  kann für stärker oder schwächer, älter oder jünger gelten, je nachdem man ihn mit verschiedenen Personen vergleicht (34).

Namen, die, von positiven Dingen ausgesagt, Relationen andeuten und als Zeichen dienen, um die Gedanken vom genannten Ding zu einem davon verschiedenen zu führen, heißen  Relativa;  (35) dergleichen wird daher vorliegen, wann immer der Geist mit Notwendigkeit auf andere Ideen geleitet wird, als im benannten Ding als real existierend anzunehmen sind. (36) Wo eine Sprache Korrelativa besitzt, wird die Relation nicht leicht übersehen, wohl aber, wo solche fehlen (37); manche Worte scheinen durchaus eine absolute Bedeutung zu haben und verbergen doch stillschweigend eine Relation, z. B. groß, alt und dgl. (38) - Neben den Relaten können auch die Relationen selbst Namen haben (39).

§ 3. Eine Einteilung oder Aufzählung der verschiedenen Relationen bietet LOCKE nicht, es sind ihrer unendlich viele, daher begnügt er sich, einzelne besonders wichtige Fälle hervorzuheben (40). Eigentlich dient diese Detailbetrachtung seinem empiristischen Grundgedanken; sie hat die oben berührte Behauptung zu begründen, daß auch die Relationsfundamente die Grenzen von Sensation und Reflexion nicht überschreiten, (41) - wir können LOCKE auf diesem Weg nur so weit folgen, wie psychologische Daten über die Natur der verschiedenen Relationen darauf anzutreffen sind.

LOCKE beginnt mit der  umfassendsten  Relation, welche alles betrifft, was existiert oder existieren kann (42), der  Kausalität Die Idee von Ursache und Wirkung entstammt der Beobachtung, daß einzelne Qualitäten und Substanzen zu existieren beginnen und diese Existenz vermöge des gesetzmäßigen Einflusses (43) anderer Wesen erlangen (44). Es genügt hierzu, irgendeine einfache Idee (oder Substanz) in Betracht zu ziehen, sofern sie durch die Operation einer andern zu existieren beginnt, auch wenn die Art und Weise dieser Operation unbekannt ist. Die Kausalidee gehört also der Sensation so gut an wie der Reflexion und geht nicht über diese hinaus. (45) - Diese Ansicht LOCKEs kann nicht auffallen, nachdem er schon unter den einfachen Ideen der "Sensation und Reflexion" die  Kraft  namhaft gemacht hat (46); befremdlicher ist, daß sich letztere unter den  positiven  Ideen vorfindet, zu denen ja wohl einfache Ideen so gut zu zählen sein werden als Modi simplices [einfache Methoden - wp], bei deren Abhandlung dem Kraftbegriff ein umfangreiches Kapitel gewidmet ist. LOCKE hat diese Inkonvenienz [Unbequemheit - wp] keineswegs übersehen und sich in dem erwähnten Kapitel diesbezüglich zu rechtfertigen versucht.
    "Ich gestehe ein", bemerkt er, "daß die Kraft eine Art von Relation in sich schließt (eine Relation zu Handlung oder Veränderung); aber welche von unseren Ideen, von welcher Art sie auch sei, tut dies, aufmerksam betrachtet, nicht? Schließen unsere Ideen von Ausdehnung, Dauer und Zahl nicht alle eine verborgene Relation der Teile in sich? Gestalt und Bewegung haben etwas Relatives an sich, das noch viel sichtbarer ist; und was sind sensible Qualitäten wie Farbe, Geruch usw. anderes als Kräfte verschiedener Körper in Relation zu unseren Perzeptionen? Und wenn man diese Qualitäten an den Dingen selbst betrachtet, hängen sie nicht von Größe, Gestalt, Textur und Bewegung der Teile ab? All dies schließt eine Art von Relation in sich, und so kann, denke ich, unsere Idee von der Kraft ganz wohl eine Stelle unter anderen einfachen Ideen haben." (47)
So erscheinen Kraft und Kausalität bei LOCKE fast völlig unabhängig voneinander; auf die Keime einer künftigen Entwicklung hinzuweisen, welche die abgesonderte Behandlung so nahe zusammengehöriger Angelegenheiten in sich zu schließen scheint, würde uns jedoch von unserem Ziel zu weit abführen.

Relationen von ausgebreiteter Anwendung sind auch die, welche Ideen von  Zeit und Raum  zu Fundamenten haben; zumindest werden alle endlichen Wesen durch sie betroffen (48). Die eben berührte Durchdringung absoluter und relativer Daten scheint hier noch augenfälliger hervorzutreten als bei der Kausalität.

Als das Phänomen, auf dem die ganze Klasse der Zeitvorstellungen basiert, erscheint LOCKE die einfache Idee der Sukzession, welche vorwiegend dem Gebiet der Reflexion angehört, indem sie sich aus der Betrachtung unserer Gedankenzüge ergibt (49); die Distanz zwischen irgendwelchen Teilen dieser Sukzession heißt  Dauer& (50), gemessene Dauer heißt  Zeit (51). Das sind Bestimmungen, durch welche die Relativität  jedes  Zeitdatums ausgesprochen ist, so daß LOCKE zu wenig sagt, wenn er seine kurzen Bemerkungen über die Zeitrelation mit der Behauptung einleitet, die  meisten  Benennungen der Dinge, die von der Zeit herrührten, seien relativ. (52) Indessen zeigen die Beispiele, daß LOCKE hier Relationen ganz spezieller Art im Auge hat. Sagt jemand, die Königin ELISABETH habe 69 Jahre gelebt, 45 Jahre regiert, so ist damit nur ausgesprochen, daß die Dauer ihrer Existenz, bzw. ihrer Regierung  gleich  sei der Dauer von 69, bzw. 45 Sonnenumläufen, (53) - und selbst Prädikate, die so positiv scheinen wie:  jung, alt  und dgl., schließen, näher betrachtet, die Relation zu einer Dauer ein, deren Idee wir im Geiste haben. Denn diese Worte sind nur auf Dinge anwendbar, an denen wir nach Ablauf einer bestimmten Zeit Verfall und Ende beobachtet und uns so eine Art Maß gebildet haben, mit dem wir die einzelnen Teile einer Dauer vergleichen, wenn wir einen Menschen von 20 Jahren jung, ein Pferd von 20 Jahren alt, andererseits ein Pferd von 7 Jahren jung, einen Hund von 7 Jahren alt nennen usw. (54)

In völliger Analogie zu den Zeitrelationen treten die Raumrelationen. Auch der Raum bietet im Sinne LOCKEs nur Relatives; denn als Grundphänomen tritt hier die der Sensation (Gesichts- und Tastsinn) entstammende "einfache Idee der  Distanz" (55) hervor, welche als "der lediglich der Lnge nach betrachtete Raum zwischen zwei Wesen definiert wird. (56) Werden alle drei Dimensionen berücksichtigt, so spricht man von Kapazität. (57) -
    "Wir wir im einfachen Raum (58) die Distanz-Relation zwischen zwei beliebigen Körpern oder Punkten betrachten, so betrachten wir in unserer Idee des  Ortes  die Distanz-Relation zwischen einem Ding und zwei oder mehreren Punkten, welche als dieselbe Distanz gegeneinander einhaltend, mithin ruhend angesehen werden;" (59)
und wie von der Dauer, so gibt es auch von Ausdehnung und Größe Ideen, die, obwohl positiv scheinend, relativ sind, wie groß und klein, (60) - ein Fall übrigens, der sich auch bezüglich der Kraft (stark und schwach) und auch sonst häufig konstatieren läßt, so daß vielleicht der größte Teil der gewöhnlich gebrauchten Worte für relativ gelten kann. Sagt man z. B. "das Schiff hat die nötigen Vorräte", so sind beide Worte  nötig  und  Vorrat,  als termini relativi anzusehen. (61)

Eine andere Gruppe von Relationen hat die Existenz der Dinge selbst zum Fundament (62), es ist die der  Identität  und  Verschiedenheit,  deren Ideen wir bilden, wenn wir ein zu bestimmter Zeit an einem bestimmten Ort existierendes Ding mit diesem selbst als zu anderer Zeit existierend vergleichen. Wir finden niemals, und können es auch nicht denken, daß zwei Dinge derselben Art zur selben Zeit am selben Ort existieren. Fragen wir daher ob eine Sache dieselbe ist oder nicht, so bezieht sich dies immer auf etwas, was zu der und der Zeit an dem und dem Ort existiert hat, das sicherlich in jenem Augenblick mit sich selbst identisch und kein anderes ist. Mithin kann ein Ding nicht zwei Anfänge, noch können zwei Dinge  einen  Anfang haben; was daher  einen  Anfang hatte, ist identisch, was einen zeitlich und örtlich davon verschiedenen Anfang hatte, ist verschieden (63). Man kann demnach sagen, daß Identität und Verschiedenheit im Allgemeinen durch Beziehungen zu Anfangszeit und Anfangsort bestimmt sind; (64) was die speziellen Angelegenheiten der Identität unorganischer und organischer Wesen so wie der  persönlichen Identität  anlangt, die LOCKE eingehend erörtert, so können sie, gleich LOCKEs Detailbestimmungen bezüglich Raum, Zeit und Kraft, hier wohl unberücksichtigt bleiben. Doch sei hier schon erwähnt, daß LOCKE die beiden Wort  Identität  und  Verschiedenheit  auch noch in einem anderen, in der hier reproduzierten Darlegung kaum angedeuteten Sinn gebraucht, nämlich für die vom Geist unfehlbar perzipierte Übereinstimmung einer Idee mit sich selbst, welcher Fall bei der Besprechung der Urteilsinhalte den Relationen nicht sub- sondern koordiniert wird (65) - allerdings, wie LOCKE gelegentlich bemerkt, nicht um der Verschiedenheit dieser Inhalte, sondern um der Verschiedenheit der darauf bezüglichen Urteile willen (66).

Einfache Ideen, an denen Teile zu unterscheiden oder die einer Steigerung fähig sind, können Fundamente zu Relationen abgeben, wie sie durch die Worte:  weißer, süßer, gleich, mehr  usw. bezeichnet werden. Dieselben werden durch Gleichheit oder Ungleichheit  derselben  Idee bestimmt, die an mehreren Gegenständen gegeben ist und können daher  proportionale  Relationen heißen (67).

Auch die näheren Umstände des Ursprungs oder Anfangs der Dinge können Relationsfundamente sein; und da sie nachträglich nicht mehr verändert werden können, so dauern die von ihnen abhängigen Relationen aufgrund von Blutsverwandtschaft, Landsmannschaft und dgl., die darum  natürliche  Relationen genannt werden können. (68)

Fungiert hingegen ein Akt als Fundament, durch welches jemand ein moralisches Recht, eine Macht oder Verpflichtung erhält, so können die meisten, wenn nicht alle in dieser Weise zustande kommenden Relationen in irgendeiner Weise abgeändert, ja von den Personen, denen sie eine Zeitlang anhafteten, getrennt werden, auch wenn keine der beiden in Relation gestandenen Substanzen zerstört ist. Sie hängen vom Willen der Einzelnen oder von der Übereinkunft der Gesellschaft ab, daher die Bezeichnung:  willkürliche  Relationen. Beispiele: Bürger, Generale u. a. (69).

An letzter Stelle gedenkt LOCKE der Relationen, die in der Konformität oder Nichtkonformität willkürlicher Handlungen der Menschen mit einer Regel bestehen, nach der sie beurteilt werden, - die  moralischen  Relationen (70). Die hierauf bezüglichen Termini bezeichnen oft zugleich die positiven Ideen der betreffenden Handlungen, was leicht zu Verwirrung Anlaß geben kann; das Wort  Diebstahl  z. B. steht für eine bestimmte Handlung, und drückt zugleich deren moralische Verwerflichkeit aus. (71)

Aus der Geistestätigkeit, deren Gebiet die Relationsideen zugehören, wird von LOCKE ausdrücklich das Vergleichen bezeichnet (72), der Fähigkeit zu  vergleichen  aber die Fähigkeit zu  unterscheiden  an die Seite gestellt, von der die Evidenz und Sicherheit einer Reihe von allgemeinen Urteilen abhängen soll, die man gewöhnlich für angeborene Wahrheiten gehalten hat (73). LOCKE stellt zwischen den beiden Fähigkeiten keinerlei Verbindung her; dennoch scheint ihre Verwandtschaft so augenfällig, daß darin wohl ein Beweggrund gesehen werden kann, nunmehr, nachdem LOCKEs unter dem Titel "Relation" gebotenen Ausführungen in den Hauptpunkten wiedergegeben sind, noch einen Blick auf seine Lehre von den Ergebnissen jener anderen Geistestätigkeit zu werfen. Die Berechtigung, diese Aufstellung heranzuziehen, wird sich sogleich ergeben.

§ 4. Da der Geist beim Denken kein unmittelbares Objekt hat außer seinen Ideen, so ist evident, daß sich auch unser Wissen nur über  Ideen  erstrecken kann (74); es besteht eben bloß in der "Perzeption der Verknüpfung und Übereinstimmung oder der Nicht-Übereinstimmung und des Widerstreites irgendeiner unserer Ideen" (75). Den ersten Fall veranschaulicht das Beispiel: die Summe der Winkel im Dreieck ist zwei Rechten gleich, - den zweiten Fall beleuchtet der Satz:  weiß ist nicht schwarz; (76) es erhellt sich daraus, daß die obige Entgegensetzung den Unterschied affirmativer [bejahender - wp] und negativer Erkenntnis betrifft.

Die Definition des Wissens bestimmt zugleich dessen  Inhalt,  denn alle Fälle von Übereinstimmung (bzw. Nichtübereinstimmung) sind auf vier Arten zurückzuführen:
    1.  Identität und Verschiedenheit.  Es ist der erste Akt des Geistes, seine Ideen zu perzipieren, und auf diesem Weg wird unfehlbar wahrgenommen, daß jede Idee mit sich selbst übereinstimmt und von jeder anderen verschieden ist. Dies geschieht ohne Deduktion vermöge einer natürlichen Perzeptions- und Unterscheidungskraft, die sich früher an Besonderem wie an Allgemeinem betätigt, so daß im Satz der Identität und des Widerspruchs nur Ergebnisse einer künstlichen Verallgemeinerung zu erblicken sind. (77)

    2.  Relation,  die Übereinstimmung (oder Nichtübereinstimmung) zweier Ideen, erkennbar durch die in verschiedener Weise zu ermöglichende Vergleichung derselben. Da alle distinkten [verschiedenen - wp]Ideen als solche verschieden, mithin voneinander zu verneinen sind, so gäbe es gar kein positives Wissen, wenn wir zwischen den Ideen nicht Relationen perzipieren könnten. (78)

    3.  Koexistenz  (oder Nichtkoexistenz) am selben Subjekt, ein Fall, der nur Substanzen angeht. Sagen wir: Gold ist feuerbeständig, so heißt das nur, daß die Idee der Feuerbeständigkeit stets mit jenen Ideen verbunden ist, welche die komplexe Idee  Gold  ausmachen. (79)

    4.  Wirkliche  und reale  Existenz  in Übereinstimmung mit einer Idee, z. B.:  Es gibt einen Gott. (80)
In diese vier Gruppen ist alles Wissen eingeschlossen, das wir haben und dessen wir fähig sind. Strenggenommen gehört eigentlich auch der erste und dritte Fall unter den Titel "Relation", doch zeigt sich bei jedem derselben die Übereinstimmung und Nichtübereinstimmung in so eigentümlicher Weise, daß deren abgesonderte Betrachtung angemessen erscheint. (81)

Unser Wissen hat verschiedene  Evidenz grade, und zwar bestimmen sich diese nach dem Weg, auf dem der Geist zur Perzeption der Übereinstimmung zwischen den Ideen gelangt. Am klarsten und sichersten ist das Wissen, wenn diese Perzeption sofort und unmittelbar, durch bloße  Intuition  erfolgt, sobald der Geist die beiden Ideen zzusammen in Betracht zieht, wie in den Erkenntnissen: der Kreis ist kein Dreieck, drei ist größer als zwei und dgl. mehr. Solches Wissen heißt daher intuitiv, seine Sicherheit ist so große, daß eine größere nicht gedacht werden kann, - von ihm hängt auch die Sicherheit und Evidenz alles anderen WIssens ab. (82)

Eines niedrigeren Grades ist die Evidenz, wenn jene Perzeption zwar zustande kommt, aber nicht unmittelbar, weil der Geist unfähig ist, die betreffenden Ideen in der zum Vergleich erforderlichen Weise nebeneinander zu stellen, daher andere Ideen zur Vermittlung herangezogen werden müssen (83), welche Beweisgründe heißen. Man spricht, wenn die Perzeption in dieser Weise herbeigeführt wird, von  Demonstration (84) und nennt ein solches Wissen daher ein demonstratives. Jeder Schritt im  Räsonnement  muß intuitiv sein, falls er nicht etwa selbst wieder eine Demonstration verlangt; außerdem ist dann nichts erforderlich, als sich alle diese Schritte zu vergegenwärtigen, um in Bezug auf eine Übereinstimmung der zwei ursprünglich in Betracht gezogenen Ideen im Klaren zu sein. Nur darf über die Vollständigkeit der Reihe kein Zweifel aufkommen; da nun aber namentlich bei längeren Deduktionen das Gedächtnis nicht immer zuverlässig ist, so wird das demonstrative Wissen schon deshalb weniger vollkommen sein als das intuitive (85). Doch bestehen auch sonst noch Unterschiede zu Ungunsten des ersteren; es ist zwar ebenfalls sicher und sehr klar, aber die schließliche Perzeption der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung der zwei Ideen erfolgt nicht mühelos, und so fehlt hier der Evidenz der Glanz, der Zustimmung die Augenblicklichkeit, welche das intuitive Wissen auszeichnet (86); und während in Bezug auf den letzteren ein Zweifel überhaupt nicht aufkommen kann, erscheint das zu demonstrierende vor der Durchführung des Beweises tatsächlich in Zweifel gezogen. (87)

Intuition und Demonstration schließen all unser Wissen in sich, sofern es allgemein ist. Daneben haben wir aber bezüglich der partikulären Existenz endlicher Wesen außerhalb von uns Perzeptionen, die, obwohl an keinen der beiden eben betrachteten Sicherheitsgrade heranreichend, doch auch unter den Namen  Wissen  einbezogen werden. Jedermann bemerkt unausbleiblich einen Unterschied, je nachdem er die Sonne sieht oder bei Nacht an sie denkt, und Einwendungen mit Rücksicht auf das Träumen meint LOCKE mit wenigen Worten abweisen zu können. Wir perzipieren also, daß uns von äußeren Gegenständen Ideen zukommen, haben also neben einem intuitivem und demonstrativem noch ein  sensitives  Wissen (88). Jede dieser drei Arten gestattet verschiedene Grade von Evidenz und Sicherheit (89). Die  Klarheit  des Wissens hängt nicht ausschließlich von der Klarheit der Ideen ab; zwar können unklare Ideen zu keinem klaren Wissen führen, doch besteht die Klarheit des Wissens in der Klarheit der Perzeption von Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung, nicht in der Klarheit der Ideen. (90)

Untersucht man nunmehr die vier Inhaltsklassen des Wissens auf die in jeder anzutreffende Sicherheit, so führt dies bezüglich der drei eben gekennzeichneten Evidenzgrade zu folgendem Ergebnis:
    1. Alles Wissen über Identität und Verschiedenheit ist intuitiv und reicht so weit, wie wir überhaupt Ideen haben. (91)

    2. Koexistenz bietet dem intuitiven wie demonstrativen Wissen nur geringen Spielraum, (92) denn die einfachen Ideen lassen meist weder eine notwendige Verknüpfung, noch einen Widerstreit erkennen (93). Was erstere anlangt, so zeigen nur wenige primäre Qualitäten eine notwendige Abhängigkeit voneinander; Gestalt z. B. setzt Ausdehnung, Beweglichkeit durch Stoß Solidität voraus (94). Bezüglich der sekundären Qualitäten dagegen läßt sich gar nichts Sicheres sagen: denn wir kennen weder die Beschaffenheit der kleinsten Partikel, von denen sie abhängen, noch könnten wir, wenn sie uns bekannt wären, irgendeinen notwendigen Konnex zwischen diesen Partikeln und den sekundären Qualitäten entdecken; noch weniger ist also bestimmbar, was für andere Qualitäten noch von jenen abhängen, daher mit diesen koexistieren. (95) - Besser ist es in Bezug auf Unverträglichkeit oder Widerspruch bestellt. In dieser Hinsicht steht fest, daß ein Subjekt von jeder Gattung primärer Qualitäten nur  eine  bestimmte zu gegebener Zeit an sich tragen kann, mithin eine bestimmte Gestalt oder Bewegung jede andere Gestalt oder Bewegung ausschließt. Ebenso ist jede einem bestimmten Sinn eigentümliche sensible Idee unverträglich mit jeder anderen derselben Gattung, kein Subjekt kann gleichzeitig zwei Gerüche oder zwei Farben haben; beruft sich jemand auf das Phänomen des Opalisierens, so ist ihm entgegenzuhalten, daß es  verschiedene  Teile desselben Körpers sein müssen, welche ihre Lichtpartikel gegen Augen reflektieren, die sich an verschiedenen Orten befinden, daß es mithin nicht derselbe Teil des Objekts, also auch nicht dasselbe Subjekt ist, das zu gleicher Zeit gelb und blau erscheint. (96) Unverträglich sind auch zwei Körper an demselben Ort; denn es gehört zur Idee des Körpers, daß dieser einen Raum erfüllt, der dem gleich ist, was die Oberfläche des Körpers in sich schließt. (97) - Abgesehen von den Fällen dieser Art sind wir hier auf das  sensitive  Wissen, eine Perzeption  einzelner  Koexistenzen, angewiesen. Was sich außerdem etwa noch als  wahrscheinlich  ergibt, kann nicht Wissen heißen, da auch die größte Wahrscheinlichkeit noch nicht mit Sicherheit besteht. (98)

    3. Die  anderen Relationen  machen das Hauptgebiet unseres Wissens aus, da hierher die mathematische Erkenntnis gehört, außerdem aber nach LOCKEs Ansicht auch noch manches Andere, insbesondere die Ethik, einer eben solchen Behandlung fähig wäre (99). Über den Anteil der Intuition und Demonstration kann hier kein Zweifel aufkommen; über die Stellung, welche das sensitive Wissen auf diesem Gebiet einnimmt, hat sich LOCKE, soviel mir bekannt ist, nicht besonders ausgesprochen.

    4. Die reale Existenz hat schließliche Anteil an allen drei Evidenzklassen. Denn wir haben intuitives Wissen von unserem eigenen Dasein, demonstratives von der Existenz Gottes, sensitives von anderen Dingen, - doch geht letzteres über die unseren Sinnen gegenwärtigen Objekt nicht hinaus (100).
Im Allgemeinen folgt schon aus der Definition des Wissens, daß dieses unsere Ideen nicht überschreiten kann; (101) aber aus den obigen Ausführungen ergibt sich auch schon, wie wenig das Gebiet des Wissens mit dem der Ideen (vom Wissen der Identität abgesehen) zusammenfällt. Die Ideen zeigen hierin sehr verschiedenes Verhalten. Es gibt Ideen, in deren Natur gewisse Relationen und Verknüpfungen so sichtbar eingeschlossen sind, daß wir keine Kraft denken könnten, welche diese von jenen zu trennen imstande wäre (so die Winkelsumme = 2 R vom geradlinigen Dreieck), - während wir zwischen anderen Ideen (z. B. Sensationen und Bewegung) einen natürlichen Konnex nicht zu erkennen imstande wären. Nur im ersten Fall kann von einem allgemeinen, sicheren Wissen die Rede sein; im zweiten dagegen können wir zwar ein sensitives Wissen von gewissen Wirkungen haben, indem die Sinne von solchen Kenntnis geben, über die Ursachen aber vermögen wir dann nur aufgrund von Analogien Vermutungen anzustellen. (102) Es kommt noch hinzu, daß wir auch die uns zugänglichen Konnexe nicht immer perzipieren, weil wir unsere Ideen nicht gehörig durcharbeiten oder die nötigen Mittelglieder nicht ausfindig machen (103).

§ 5. Aus dem Mitgeteilten wird wohl ersichtlich geworden sein, daß LOCKEs Theorie des Wissens im Grunde nichts anderes als eine Weiterbildung seiner Relationstheorie ist. Dies erhellt sich schon aus der Definition des Wissens; denn es kann kein Zweifel darüber obwalten, daß jene "connection and agreement", respektive "disagreement and repugnancy" der Ideen tatsächlich unter den Begriff fallen, den LOCKE an die Spitze seiner Relationslehre gestellt hat. Freilich ist dabei die Anwendung jener zwei durchaus nicht gleichbedeutenden Termini ein sicheres Zeichen dessen, was man zuweilen den  Kampf mit dem Ausdruck,  meist aber richtiger die Unklarheit eines Gedankens nennt; und die Ausführung im Hinblick auf die vier Spezialfälle ist nicht danach angetan, die Angelegenheit klarer zu stellen. Denn hier tritt die Relation zum  zweiten  Mal hervor, indem die meisten unserer Erkenntnisse (alle mit Ausnahme deren über Existenz) Relationen zum Gegenstand haben. es ist wohl kein zufälliges Zusammentreffen, daß diese einzige Gattung von Inhalten, die nicht relativ sind, auch noch in Bezug auf die Gewißheit des sie betreffenden Wissens insofern eine Ausnahmestellung einnimmt, als das ihr entweder ausschließlich (104) oder doch vorwiegen (105) zugehörige sensitive Wissen sich offenbar auch für LOCKE nicht zwanglos unter  knowledge  subsumieren läßt, sondern "nur unter diesem Namen passiert", genauer aber bestenfalls zwischen Wahrscheinlichkeit und Gewißheit irgendwie in der Mitte steht (106). Die ganze LOCKEsche Theorie des Wissens leidet merklich unter der hier zugrunde liegenden Unklarheit; man möchte fast vermuten, daß LOCKE bei der ersten Konzeption seiner allgemeinen Feststellungen über die Erkenntnis dieses sensitive Wissen, ja vielleicht überhaupt die Existenzurteile nicht mitberücksichtigt hat.

Immerhin hat er die Verwandtschaft der ersten drei Inhaltsklassen als Relationsurteile ausdrücklich anerkannt (107), dagegen nirgends explizit das Erkennen mit dem Perzipieren einer Relation gleichgesetzt. Es ist darum nicht ohne Interesse zu konstatieren, daß er es wiederholt implizit getan hat, wie einem Drang folgend, der ihm nur nicht zu deutlichem Bewußtsein gekommen wäre. Schon am Ende der Relationslehre, wie um den Übergang zu den späteren Aufstellungen über das Wissen zu vermitteln, begegnen uns plötzlich die für die letzteren so fundamentalen Termini "agreement" und "disagreement" mit der Bemerkung, daß von dieser Übereinstimmung und Nichtübereinstimmung alle Relationen abhängen (109). Umgekehrt wird später als Bedingung für die das Wissen ausmachende Perzeption von Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung jenes Nebeneinanderstellen, (109) ja geradezu jenes Vergleichen (110) gefordert, dessen Bedeutung für das Zustandekommen der Relationsideen LOCKE ja deutlich genug hervorgehoben hat, - gelegentlich wird sogar kurzweg vom Perzipieren der Relationen gesprochen, wo eigentlich vom Wissen die Rede ist, als ob dies ohne weiteres zusammenfiele (111). So hat LOCKE hier, wie noch öfter, selbst darauf hingewiesen, wie einer der größten Mängel seiner Ausführung zu beseitigen wäre.


II. David Hume

§ 1. LOCKEs Relationslehre ist den auf denselben Gegenstand bezüglichen Aufstellungen DAVID HUMEs gegenüber mehr, als was man gewöhnlich eine historische Grundlage zu nennen pflegt. Während der "Essay concerning human understanding" in seinem Verfasser einen Forscher zu erkennen gibt, der in erster Linie aus der Fülle seines eigenen Besitzes schöpft, der, wie er lieber aus dem Leben als aus den Büchern gelernt hat, auch am liebsten Selbsterlebtes und Selbstbeobachtetes darlegt, von anderen Ansichten dagegen fast nur notgedrungen Notiz nimmt, wenn er sie bekämpfen zu müssen meint, - kurz, während uns in LOCKE der Autodidakt entgegentritt im besten Sinne des Wortes, der freilich, obgleich unstreitig Ausgangspunkt einer neuen Entwicklung, doch vielleicht nocht weit mehr auf eigenen Füßen steht, als der Stand der wissenschaftlichen Dinge seiner Zeit es nötig gemacht hätte, - ist schon BERKELEY, noch mehr HUME, durch die Natur der Sache vor eine ganz andere Aufgabe gestellt. Davon scheint wohl schon die äußere Geschichte ihrer Publikationen zu berichten. 57 Jahre zählt LOCKE, da sein "Versuch", nach mehr als zwanzigjähriger Vorbereitung, in die Öffentlichkeit trat. HUME hatte mit 29 Jahren sein umfangreichstes Werk publiziert; und hätte BERKELEY dieses Alter nicht überschritten, seine Bedeutung für die Geschichte der Philosophie wäre kaum eine gewesen, als wir sie kennen. Es wird auch schwerlich ein Zufall sein, daß die erste Arbeit des nachmaligen Bischofs von Cloyne, die auf bleibenden Wert Anspruch erheben konnte, eine psychologische Monographie war, und daß sein philosophisches Hauptwerk, die "Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis" durchaus nicht das ganze Gebiet derselben in Betracht zieht, sondern nach ein paar Bemerkungen (112), die kaum anders denn als eine Resumé von LOCKEs Ideenlehre angesehen werden können (113), sich sogleich speziellen Angelegenheiten zuwendet, die ihm als reformbedürftig erscheinen. Was aber den Denker von Edinburg betrifft, so zeit sein "Treatise on human nature" zwar etwas wie eine umfassende Anlage; man kann sich aber bei näherem Einblick nicht wohl verhehlen, daß man es auch hier nicht mit einer sich in natürlicher Weise zu einem Ganzen zusammenschließenden Darstellung, sondern, soweit es sich um Angelegenheiten des Erkenntnisgebietes handelt, auch hier mit der Hervorhebung und erneuten Prüfung einzelner Probleme zu tun hat, die dem von LOCKE bearbeiteten Gesamtgebiet angehören. (114) Alle Mühe, in das erste Buch des Treatise eine einheitliche Disposition zu bringen, scheint vergeblich (115) und es gibt Partien darin, die sich geradezu wie Exkurse zu einem Kapitel in LOCKEs Essay anlassen, und gar nicht recht verständlich sind, wenn man diesen außer Acht läßt. Nirgends tritt dies deutlicher zutage, als in dem kurzen Abschnitt über Relationen im ersten Teil; aber auch von den Ausführungen im Eingang des dritten Teils (116) ist kaum etwas Anderes zu halten, und mit Rücksicht darauf ist die obige Bemerkung zu verstehen, daß LOCKEs Darlegungen über die Relationen für die HUMEs eine ganz besondere Bedeutung haben. HUME gibt eben nur Ergänzungen und Richtigstellungen, die losgelöst von dem, auf das sie ohne Zweifel Bezug nehmen, als jeder Existenzberechtigung bar erscheinen möchten.

Was HUME in der "Abhandlung" zur Lehre von den Relationen im Allgemeinen beibringt, fällt im Wesentlichen unter zwei Titel:
    1. Versuch einer Einteilung der Relationen,

    2. gestützt auf diese Einteilung: Berichtigungen zu Lockes Lehre vom Wissen, deren Zusammengehörigkeit mit der Relationstheorie ihm vollkommen klar ist.
Demgegenüber hat die Bestimmung des Wortes Relation, mit der HUME seine Darlegung anhebt, nur eine nebensächliche Bedeutung; sie dient bloß zur Vermeidung von Irrtümern aufgrund einer Äquivokation [Mehrdeutigkeit - wp] dieses Wortes, welche dem englischen Sprachgebrauch wohl näher liegen mag als dem deutschen. Im gewöhnlichen Leben, meint HUME, bezeichnet Relation die Eigenschaft, vermöge deren zwei Ideen in der Einbildung verknüpft sind und eine die andere in natürlicher Weise zum Bewußtsein bringt (assoziiert). In der philosophischen Terminologie dagegen steht derselbe Ausdrück "für den besonderen Umstand, nach dem wir zwei Ideen selbst bei ganz willkürlicher Zusammenbringung in der Phantasie für vergleichbar halten", bezeichnet also "irgendein bestimmtes Subjekt der Vergleichung ohne verknüpfendes Prinzip" (117). Selbstverständlich kann dieser Gegensatz, den HUME durch die Worte "natürliche und philosophische Relation" ausdrückt (118), nicht als der zwischen zwei Einteilungsgliedern genommen werden, denn es fehlt das gemeinsame Genus. Auch ist das Verhältnis dieser zwei Relationsarten (wenn einmal dieser ungenaue Ausdruck erlaubt ist) nicht etwa das des gegenseitigen Ausschlusses, überhaupt nicht durch ein Wort zu charakterisieren. In einem Fall (bei der Kausalität) gehört es nach HUMEs Ansicht offenbar zum Wesen der philosophischen Relation, zugleich eine natürliche Relation zu sein (119); in anderen Fällen (Kontiguität [Angrenzung - wp] und Ähnlichkeit) scheinen philosophische und natürliche Relation tatsächlich, aber nicht notwendig zusammen zu bestehen; endlich gibt es philosophische Relationen, welche das Vorhandensein natürlicher geradezu auszuschließen scheinen, z. B. Entfernung, da man ja wohl sagt: "Nichts kann sich ferner stehen als dieses und jenes Ding nichts weniger Bezug auf einander haben." (120) Insofern hingegen ein Ausschluß philosophischer Relationen durch natürliche nicht zu konstatieren ist, vielmehr jeder Fall natürlicher Relation auch einen Fall philosophischer Relation darstellt, mag man immerhin von einer Art Subordination der natürlichen und die philosophische reden können. Keinesfalls aber hat die ganze Distinktion [Bestimmung - wp] Absicht oder Wert einer wissenschaftlichen Einteilung, und kann daher bei Erwägung der Einteilungsfragen ebenso unberücksichtigt bleiben, als die sichtlich nur im Vorübergehen gegebene Charakteristik der philosophischen Relation, die sich im Wesentlichen von der LOCKEs nicht unterscheidet.

Wenden wir uns daher zur Hauptsache, zur Einteilung der philosophischen Relationen oder, wie wir nun wieder einfach sagen mögen, der Relationen schlechthin und zu deren erkenntnistheoretischen Verwertung.

§ 2. Wir haben gefunden, daß LOCKE die Anzahl der möglichen Relationsfundamente für unendlich groß hält und daher von einer Einteilung derselben absehen zu müssen meint. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß HUME sich auf diese Äußerung LOCKEs bezieht, indem er darauf hinweist, daß man es leicht für ein endloses Unternehmen halten könnte, die Qualitäten aufzuzählen, welche die Gegenstände einer Vergleichung fähig machen, vermöge deren also die Relationsideen zustande kommen. Eine genauere Betrachtung ergibt jedoch, daß sie sich ohne Schwierigkeit unter sieben allgemeine Gesichtspunkte subsumieren lassen, welche als Quelle aller philosophischen Relationen betrachtet werden können. (121) Wie LOCKE, beginnt auch HUME die Aufzählung mit den Fällen, denen die größte Verbreitung zukommt. Es ergeben sich demgemäß folgende Klassen:
    1. Ähnlichkeit, an die Spitze zu stellen als Voraussetzung zum Zustandekommen jeder anderen philosophischen Relation. Denn jede erfordert (wie auch aus der oben wiedergegebenen allgemeinen Bestimmung hervorgeht) einen Vergleich; Gegenstände sind aber nur dann vergleichbar, wenn sie in irgendeinem Grad einander ähnlich sind.
    2. Identität, die unter den von der Ähnlichkeit in dieser Weise abhängigen Relationen den größen Umfang hat (122) und zwar eine Identität im eigentlichsten Sinn des Wortes, in dem sie von konstanten und unveränderlichen Objekten ausgesagt wird (also ohne Bezugnahme auf die sogenannte persönliche Identität, die Hume ja an anderer Stelle ausführlich untersucht). Denn in diesem Sinn kommt Identität jedem Seienden zu, sofern dessen Existenz irgendeine Dauer hat.

    3. Die Relationen von Zeit und Raum, der Identität im Umfang zunächst stehend. Sie erweisen sich als die Quelle unzähliger Vergleichungen, wie: abstehend, berührend, oben, unten usw.

    4. Relationen der Quantität oder Zahl.

    5. Relationen des Grades, wenn zwei Objekten eine Qualität gemeinsam ist; so können zwei Körper, die beide schwer sind, verschiedenes Gewicht, zwei Farben derselben Gattung verschiedene Schattierungen haben und dgl.

    6. Gegensatz, eine Relation, welche zunächst der allgemeinen Erforderni einer gewissen Ähnlichkeit entgegen zu stehen scheint. Genau genommen gibt es aber nur zwei Ideen, die einander ihrer Natur nach entgegengesetzt sind, nämlich Existenz und Nicht-Existenz - und diese sind einander ähnlich, insofern sie beide eine Idee des betreffenden Objekts in sich schließen.

    7. Die Relation von Ursache und Wirkung, der auch die Fälle des Gegensatzes angehören, welche bloß der Erfahrung entnommen sind, wie Feuer und Wasser, Hitze und Kälte usw. Der Anteil der Ähnlichkeit, der hier wesentlich ist, erscheint als ganz eigentümlich, sofern dieselbe nicht das durch die Relation verbundene Paar von Objekten betrifft, sondern bzw. die ersten Glieder verschiedener Paare; Ähnlichkeit zwischen Ursache und Wirkung selbst ist, wie spätere ausführungen Humes ergeben, möglich, aber nicht erforderlich.
Die Differenz meint HUME in dieser Einteilung nicht berücksichtigen zu dürfen, weil sie vielmehr die Negation einer Relation als selbst etwas Positives ist; denn sie steht als Differenz in der Zahl oder Differenz in der Gattung stets entweder der Identität oder der Ähnlichkeit entgegen. (123) So gibt es nicht mehr als sieben Arten, welche nach HUMEs Ansicht alle Relationen in sich fassen. (124)

Die Einteilung der Relationen gibt HUME das Mittel an die Hand, LOCKEs Lehre vom Wissen präziser zu gestalten, als diesem, da er das Gebiet der Relationen doch nicht zu übersehen vermochte, möglich war. Die erkenntnistheoretische Grundlage bleibt dabei unverändert, und was den Gegenstand der HUMEschen Untersuchungen in dieser Angelegenheit ausmacht, ist der Anteil der verschiedenen Relationsarten.

HUME findet nämlich, daß die Rolle, welche die verglichenen Ideen spielen, bei den verschiedenen Relationen durchaus nicht die gleiche ist. Es gibt Relationen, die von jenen Ideen völlig abhängig sind; so die Übereinstimmung der Winkelsumme im Dreieck mit zwei rechten Winkeln, die unwandelbar bleibt, solange die Ideen bestehen. In anderen Fällen ist eine Veränderung der Relation ganz wohl möglich, ohne die Ideen in Mitleidenschaft zu ziehen; so kann die Distanz zweier Objekte wechseln, auch wenn die Objekte und ihre Ideen unverändert bleiben, - es ist hierzu etwa nur eine Veränderung des Ortes nötig, der ja von hundert unvorhersehbaren Zufälligkeiten abhängt. Die sieben Relationsarten zerfallen unter diesem Gesichtspunkt in zwei Gattungen: zur ersten gehören Ähnlichkeit, Gegensatz, graduelle Relationen und Proportionen der Quantität; zur zweiten nebst den Relationen von Raum und Zeit auch Identität und Kausalrelationen. Denn Objekte, die einander völlig gleichen, ja sogar zu verschiedenen Zeiten an demselben Ort erscheinen, könnten deshalb noch ganz wohl numerisch verschieden sein. Ebenso sind die Kräfte der Dinge aus den bloßen Ideen nicht zu entdecken; auch nicht vom einfachsten Phänomen könnten wir bloß aufgrund der Qualitäten der Objekte, wie sie uns erscheinen, Rechenschaft geben (125), folglich ist auch diese Relation nicht an die Ideen gebunden.

Es ist bemerkenswert, daß der Gegensatz zwischen diesen beiden Gattungen nicht etwa so aufzufassen ist, als ob die Relationen der zweiten Gattung nicht ebenso wie die der ersten erkennbar sein könnten, wenn die Objekte, welche sie betreffen, sinnlich gegeben sind. Diese Möglichkeit wird von HUME bezüglich der Raum- und Zeitrelationen, sowie der Identität ausdrücklich anerkannt (126) und kann sogar, was auf den ersten Blick befremdlich erscheinen mag, in gewissem Sinn zumindest, auch von der Kausalrelation behauptet werden, da wir ja von der psychischen Determination, welche nach HUMEs Ansicht Kausalfälle von anderen Sukzessionen auszeichnet, eine Impression erhalten sollen. (127) Erst wenn es sich um eine Behauptung von Relationen aufgrund bloßer Begriffe handelt, tritt der Unterschied recht deutlich zutage. In Bezug auf die Kausalität fehlt dann jene entscheidende Determination, da sie nicht durch die Vorstellungsinhalte (die Objekte) gegeben ist; (128) konstante Kontiguität oder Distanz zweier Objekte schließen wir dann erst aus einer Ursache, die sie verbindet oder trennt; ebenso können wir bei noch so ähnlichen, aber getrennten Perzeptionen die kontinuierliche Dauer und daher die Identität des Objekts, von dem sie herrühren, nur unter der Voraussetzung der Kausalität annehmen. (129) Dagegen sind die Relationen der ersten Gattung, gleichviel ob intuitiv oder demonstrativ erkennbar, jedenfalls mit den Begriffen der Objekte gegeben, zwischen denen ein Vergleich erfolgt.

Es liegt auf der Hand, daß diese Distinktion für die Lehre vom Wissen von fundamentaler Bedeutung werden muß. LOCKE hat ja, wie wir sahen, dagelegt, daß das Wissen direkt nur mit Ideen zu tun haben kann; Relationen, die nicht von Ideen abhängen, müssen also vom Gebiet des Wissens in einem strengen Sinn ausgeschlossen bleiben. In der Tat vollzieht HUME diesen Ausschluß und wendet dann den ausgeschlossenen Relationen sein Hauptinteresse zu, ohne deshalb das Gebiet von Intuition und Demonstration ganz unberücksichtigt zu lassen. So erscheint seine ganze theoretische Philosophie als Weiterführung seiner Relationslehre, und eine einigermaßen vollständige Darstellung der letzteren würde kaum ein Kapitel der ersteren zu übergehen berechtigt sein. Vielleicht wäre es kein ganz unersprießliches Beginnen, von diesem Gesichtspunkt aus die Darlegung HUMEs zu durchmustern; aber in der Hauptsache könnte es doch nicht wohl zu einem anderen Ergebnis führen als zu einer erneuten Reproduktion wiederholt dargestellter Dinge, die überdies, zum Teil zumindest, jedem philosophisch Gebildeten gegenwärtig sind. Das möchte vielleicht für eine Geschichte der Relationstheorie, aber nicht für eine Studie von beschränktem Umfang statthaft sein, die außerdem auf den sachlichen Gesichtspunkt mehr Gewicht legt als auf den historischen. Es muß daher an dieser Stelle von einer Wiedergabe der auf einzelne Relationsklassen bezüglichen Analysen HUMEs, vollends seiner sich an Relationsfälle knüpfenden anderweitigen psychologischen Aufstellungen (wie Assoziationsgesetze, Theorie des Glaubens) Umgang genommen werden, nachdem durch Skizzierung seiner allgemeinen Relationslehre das nächste Diskussionsobjekt, bzw. der Anknüpfungspunkt für die folgenden Untersuchungen dem Leser ins Gedächtnis gerufen ist.
LITERATUR - Alexius Meinong, Hume-Studien II, Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien 1882
    Anmerkungen
    1) WILLIAM HAMILTON, Lectures on metaphysics and logic, Edinburgh und London, 1870, Bd. II, Seite 537.
    2) MEINONG, Hume-Studien I - zur Geschichte des modernen Nominalismus, Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien, 1877, Bd. 87.
    3) HOBBES, History of English thought in the 18th century, London 1876, Bd. I, Seite 80
    4) CHARLES de REMUSAT, Histoire de la philosophie en Angelterre depuis Bacon juqu'á Locke, Paris 1875, Bd. I, Seite 329f.
    5) vgl. FERDINAND TÖNNIES, Anmerkungen über die Philosophie des Hobbes, erster Artikel - Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, III. Jhg. 1879, Seite 465f.
    6) HOBBES, English Works, ed. Molesworth, Bd. III, Seite X
    7) LOCKE, Essay concerning Human understandig, introduction § 2.
    8) HOBBES, De corpore, pars IV. cap. XXV, § 2 (Opp. Lat. ed. Molesworth, Bd. I, Seite 317f)
    9) ALOIS RIEHL, Der philosophische Kritizismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft, Bd. I, Leipzig 1876, Seite 19.
    10) GEORGE HENRY LEWES, Geschichte der Philosophie von Thales bis Comte, Berlin 1876, Bd. II, Seite 251f.
    11) JOHN STUART MILL, System of Logic, Buch 6, Kap. V, § 3. - Mills Gesammelte Werke, ed. GOMPERZ, Bd. II, Seite 90f.
    12) Leviathan, part I, ch. V
    13) De corp. p. II, cap XI, § 3
    14) a. a. O. § 6
    15) Introduction, § 8.
    16) Vielleicht geht dieser Einfluß noch weiter; zumindest ist auffallend, daß SCHOPENHAUERs Grundposition (Welt als Wille und Vorstellung, Bd. I, Seite 3) denselben Fehler aufweist, wie die BERKELEYs.
    17) LOCKE, Essay, Buch II, Kap. IX - XI
    18) LOCKE, ebd. Kap. VII
    19) LOCKE, Buch II, chapt. XII, § 7.
    20) LOCKE, Essay, Buch II, Kap. XXV, § 1
    21) ebd. § 8
    22) LOCKE, Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 19 am Ende
    23) ausdrücklich nebeneinander namhaft gemacht (Buch II, Kap. XXV, § 6 am Ende)
    24) LOCKE, Essay, Buch II, Kap. XXV, § 6
    25) LOCKE, ebd. § 1.
    26) "foundation of relation" (COSTE übersetzt geradezu: fondement (in der Amsterdamer Ausgabe von 1700, Seite 384)
    27) LOCKE, Essay, Buch II, Kap. XXV, § 1
    28) ebd. § 7
    29) ebd. § 9
    30) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 19
    31) Essay, Buch II, Kap. XV, § 8
    32) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 19 ("Wenn ich glaubte, daß Sempronia den Titus aus dem Petersilienbeet ausgegraben habe (wie man früher den Kindern sagte) und dadurch seine Mutter geworden sei ...)
    33) Essay, Buch II, Kap. XXV, § 4
    34) Essay, Buch II, Kap. XXV, § 5
    35) ebd. § 1
    36) ebd. § 10
    37) ebd. § 2.
    38) ebd. § 3.
    39) ebd. § 7.
    40) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 17.
    41) ebd. Kap. XXV, § 11
    42) Essay, Buch II, Kap. XXV, § 11.
    43) "due application and operation" - "application et operation legitime" nach COSTE, a. a. O., Seite 390.
    44) Essay, Buch II, Kap. XXVI, § 1.
    45) ebd. § 2
    46) Essay, Buch II, Kap. VII, § 8.
    47) Essay, Buch II, Kap. XXI, § 3
    48) Essay, Buch II, Kap. XXVI, § 3
    49) Essay, Buch II, Kap. VII, § 9
    50) Essay, Buch II, Kap. XIV, § 3
    51) ebd. § 17
    52) Essay, Buch II, Kap. XXVI, § 3
    53) ebd.
    54) Essay, Buch II, Kap. XXVI, § 4
    55) Sie ist nicht ausdrücklich als einfache Idee bezeichnet, doch scheint es der Zusammenhang in folgender Stelle (Essay, Buch II, Kap. XIII, § 2) darzutun: "Ich will mit der  einfachen  Idee des Raumes beginnen. Ich habe oben, im vierten Kapitel, dargelegt, daß wir die Idee des Raumes sowohl durch unseren Gesichts- wie durch unseren Tastsinn erhalten, was, wie ich denke, so evident ist, daß es ebenso zwecklos wäre, zu beweisen, daß die Menschen vermöge ihres Gesichts eine  Distanz  zwischen verschiedenfarbigen Körpern wahrnehmen ... als daß sie die Farben selbst sehen ..." Auch das berührte 4. Kapitel (§ 3) spricht von Distanz, ebenso die oben folgende Definition.
    56) Essay, Buch II, Kap. XIII, § 3
    57) ebd.
    58) "in simple space" bedeutet wohl in der einfachen Idee des Raumes.
    59) Essay, Buch II, Kap. XIII, § 7
    60) Essay, Buch II, Kap. XXVI, § 5
    61) Essay, Buch II, Kap. XXVI, § 6
    62) "Another occasion the often takes of comparing, is the very  being of things ..."  [Eine andere Gelegenheit zum Vergleich ist oft durch das besondere Sein eines Dings gegeben. - wp] Die Gelegenheit fällt aber, wie gezeigt, mit dem Fundament zusammen.
    63) Essay, Buch II, Kap. XXVII, § 1
    64) vgl. folgende Stelle der näheren Ausführung bezüglich der zweiten der drei Substanzgattungen: "Bei endlichen Geistern wird, da jeder von ihnen eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ort zu seinem Anfang gehabt hat,  die Relation zu jener Zeit und jenem Ort  die Identität für jeden solange determinieren, wie er existiert" (ebd. § 2)
    65) Essay, Buch IV, Kap. I, § 3f
    66) Essay, Buch IV, Kap. I, § 7
    67) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 1
    68) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 2
    69) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 3
    70) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 4
    71) Essay, Buch II, Kap. XXVIII, § 16
    72) Essay, Buch II, Kap. XI, § 4
    73) Essay, Buch II, Kap. XI, § 1
    74) Essay, Buch IV, Kap. I, § 1
    75) "Knowledge then seems to me to be nothing but the perception of the connection and agreement, or disagreement and repugnancy, of any of our ideas." [Wissen scheint mir dann nichts als die Wahrnehmung von Verbindung und Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung und Abneigung irgendeiner unserer Ideen. - wp] (Essay, Buch IV, Kap. I, § 2)
    76) Essay, Buch IV, Kap. I, § 2
    77) Essay, Buch IV, Kap. I, § 4
    78) Essay, Buch IV, Kap. I, § 5
    79) Essay, Buch IV, Kap. I, § 6
    80) Essay, Buch IV, Kap. I, § 7
    81) Essay, Buch IV, Kap. I, § 7
    82) Essay, Buch IV, Kap. II, § 1
    83) Essay, Buch IV, Kap. II, § 2
    84) Essay, Buch IV, Kap. II, § 3
    85) Essay, Buch IV, Kap. II, § 7
    86) Essay, Buch IV, Kap. II, § 4 und 6
    87) Essay, Buch IV, Kap. II, § 5
    88) Essay, Buch IV, Kap. II, § 14
    89) Essay, Buch IV, Kap. II, § 14
    90) Essay, Buch IV, Kap. II, § 15
    91) Essay, Buch IV, Kap. III, § 8
    92) Essay, Buch IV, Kap. III, § 14
    93) Essay, Buch IV, Kap. III, § 10
    94) Essay, Buch IV, Kap. III, § 14
    95) Essay, Buch IV, Kap. III, § 11, 12, 14
    96) Essay, Buch IV, Kap. III, § 15
    97) Essay, Buch IV, Kap. VII, § 5
    98) Essay, Buch IV, Kap. III, § 14
    99) Essay, Buch IV, Kap. III, § 18-20
    100) Essay, Buch IV, Kap. III, § 21
    101) Essay, Buch IV, Kap. III, § 1
    102) Essay, Buch IV, Kap. III, § 29 96) Essay, Buch IV, Kap. III, § 15
    97) Essay, Buch IV, Kap. VII, § 5
    98) Essay, Buch IV, Kap. III, § 14
    99) Essay, Buch IV, Kap. III, § 18-20
    100) Essay, Buch IV, Kap. III, § 21
    101) Essay, Buch IV, Kap. III, § 1
    102) Essay, Buch IV, Kap. III, § 29
    103) Essay, Buch IV, Kap. III, § 30
    104) So wäre es nach Essay, Buch IV, Kap. II, § 14, der ersten, einführenden Bestimmung, die als solche wohl am meisten Rücksicht verdient.
    105) Essay, Buch IV, Kap. III, § 14 z. B. scheint sensitives Wissen auch von einzelnen Koexistenzen zuzulassen.
    106) Essay, Buch IV, Kap. III, § 14
    107) zum Beispiel Essay, Buch IV, Kap. I, § 7 und öfter.
    108) Essay, Buch IV, Kap. XXVIII, § 19; vgl. Kap. XXV, § 7 gegen Ende.
    109) Essay, Buch IV, Kap. II, § 2
    110) Essay, Buch IV, Kap. III, § 2 und Kap. VII, § 2.
    111) Essay, Buch IV, Kap. I, § 9 am Anfang und Kap. III, § 3 am Anfang.
    112) Paragraph 1
    113) höchstens vielleicht indirekt auch seines Lehrers Peter Brown Sensualismus treffen sollen.
    114) Wenn daher Hume gelegentlich der zweiten Publikation seiner erkenntnistheoretischen Ansichten das Verdienst Lockes rühmend anerkennt (Enquiry conc. hum. underst. § 1, Philos. Works ed. Green and Grose, London 1875, Bd. IV. Seite 5, Anm.), so erklärt sich dies wohl genügend durch die Annahme, daß er während des dieser Publikation vorhergehenden Jahrzehnts über die Bedeutung Lockes und seine eigene Abhängigkeit von ihm klarer geworden war. Ihm unter solchen Umständen die Erwägung zuzuschreiben, daß er ansich oder jedenfalls in Anbetracht der unbestrittenen Autorität Lockes im Tadel des Bisherigen sich etwas zu stark ausgedrückt habe (EDMUND PFLEIDERER, Empirismus und Skepsis in David Humes Philosophie, Berlin 1874, Seite 105), dazu wird kaum jemand geneigt sein, falls er nicht das Bedürfnis fühlt, dem Empiristen oder gar Skeptiker gegenüber auch ethisch den Standpunkt möglichster Überlegenheit einzunehmen.
    115) Vgl. PFLEIDERER a. a. O., Seite 131f.
    116) Falls man nicht etwa vorzieht, mit COMPOYRÉ (La philosophie de David Hume, Paris 1872, Seite 138) von briéveté dédaigneuse [abweisende Kürze - wp] zu sprechen, was der obenerwähnten Tendenz natürlich besser entsprechen möchte.
    117) Treat. b. I. part. I. sect. V., W. W. Bd. I, Seite 322. Die zuletzt übersetzten Worte dürften wohl darlegen, daß Jodl einem kleinen Mißverständnis unterliegt, wenn er (Leben und Philosophie David Humes, Halle 1872, Seite 37f) Humes Aufstellung so reproduziert: "Das Wort Verhältnis wird entweder zur Bezeichnung jener Eigenschaft gebraucht, welche zwei Vorstellungen in der Einbildungskraft so verknüpft, daß die eine naturgemäß die andere herbeiführt ... oder für den besonderen Fall, in welchem wir eben aufgrund einer solchen willkürlichen Verknüpfung zweier Vorstellungen durch die Einbildungskraft uns daran machen, sie zu vergleichen." Die allerdings nicht ganz deutliche Stelle, welcher Jodl folgt, spricht von einem Gegensatz, nicht von einer Subsumtion des zweiten Falls unter den ersten; kann überhaupt hier von einer Subsumtion die Rede sein, so ist jedenfalls philosophische Relation der weitere Terminus (vgl. oben).
    118) Treat. a. a. O., wobei also natürliche Relation nicht im Sinne Lockes zu verstehen ist.
    119) Vgl. Humes Formulierung im Treat. b. I. p. III. sect. VI., a. a. O., Seite 394.
    120) Treat. b. I. p. I. sect. V., a. a. O., Seite 322.
    121) a. a. O.
    122) Hume sagt wohl ganz uneingeschränkt "of all relations the most universal" (Seite 323), aber nach dem oben über Ähnlichkeit Gesagten kann Identität doch unmöglich einen größeren Umfang haben; es liegt hier eben ein Fall jener Unpräzision, man möchte fast sagen Nachläßigkeit im Ausdruck vor, wie sie der Treatise auch noch anderweitig erkennen läßt.
    123) Treat. b. I. p. I. sect. V., a. a. O.
    124) ALOIS RIEHL ("Der philosophische Kritizismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft, Bd. 1, Seite 110) macht, wie es scheint, als im Sinne Humes auch noch "das logische Verhältnis der Übereinstimmung und des Widerspruchs namhaft. Ich würde die ausdrückliche Anführung einer solchen Relation (die durch den Gegensatz nur sehr unvollkommen repräsentiert ist) für ein großes Verdienst Humes anzusehen; doch ist mir keine Stelle bekannt, welche dies anzunehmen berechtigt.
    125) Treat. b. I. Seite III. sect. I., a. a. O., Seite 372
    126) ebd. sect. II. a. a. O, Seite 376.
    127) Treat. B. I. Seite III. sect. XIV, a. a. O., Seite 450f.
    128) z. B. a. a. O., Seite 459.
    129) ebd. sect. II., a. a. O., Seite 376