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Logik, Psychologie und Psychologismus [2/2]
Die Gegner Husserls (B. Erdmann, Sigwart, Meinong, F. Brentano, Lipps) Es ist interessant zu sehen, wie sich die Gegner Husserls, die er des Psychologismus beschuldigt hatte, seiner Kritik gegenüber verhalten haben, so z. B. BENNO ERDMANN, SIGWART, BRENTANO, MEINONG, LIPPS. Sie lehnen alle den Vorwurf des Psychologismus von sich ab. Damit erkennen sie wohl die Durchschlagskraft der Argumente HUSSERLs gegen den Psychologismus im Allgemeinen an, sie leugnen nur, daß ihr eigenen Lehren zu diesen Konsequenzen führen müssen. ERDMANN hat sich auf HUSSERLs Kritik hin bemüht, in seiner "Logik"(1), die Unterschiede der psychologischen und logischen Betrachtung schärfer herauszuheben, als er das vorher getan hatte. Er betont die Wesensverschiedenheit der Logik als einer allgemeinen formalen normativen Wissenschaft und der Psychologie als einer Einzelwissenschaft über Tatsachen des inneren Geschehens. Aber er erkennt doch die Bedeutung einer psychologischen Untersuchung des Denkens für die Logik an. Wenn auch die Erfahrung die logischen Gesetze nicht logisch begründen kann, so ist doch die Kenntnis der Tatsächlichkeit und die Rücksicht auf die psychischen Bedingungen unentbehrlich, damit die logische Untersuchung nicht mit leeren Möglichkeiten operiert. Die psychologische Betrachtung ist also hier als eine Art Korrektiv der logischen gefordert. Das Sollen ist, wie ERDMANN sagt, "kein Sein, aber es ist ein Sollen für das Sein" (Seite 30). Man muß also auch diese Beziehung des Sollens zum Sein, seine Realisierung im Sein berücksichtigen, ohne daß man damit das Sollen im Sein begründen würde oder zu einer Art des Seins macht. In der Tat wird man diese Auffassung des Verhältnisses von Psychologie und Logik nicht ohne weiteres als Psychologismus bezeichnen können. Aber wenn man die Notwendigkeit eines Bezugs des Sollens auf das Sein zugeben will, so muß man damit doch das Sein in einem allgemeinen Sinn nehmen, man darf in ihm nicht einfach die zufällige empirische Wirklichkeit erblicken und eine Abhängigkeit von dieser behaupten. Es könnte nur gesagt werden, daß zwischen den allgemeinen Gesetzen des Sollens und des Seins eine gewisse Korresponz stattfindet, vermöge deren das Sein das aufnehmende Material des Sollens bilden kann. Damit kann den empirisch psychologischen Beobachtungen nur eine sehr bedingte Bedeutung für das Logische zukommen. ERDMANN hat die Beziehung des Psychologischen zum Logischen allerdings kaum in diesem strengen Sinn erfaßt und die geforderte Trennung der psychologischen und logischen Untersuchung nicht überall scharf genug durchgeführt, und darin zeigen sich bei ihm die Spuren des Psychologismus. Der Hauptpunkt, der zwischen ERDMANN und HUSSERL strittig ist, scheint mir in der Kontroverse über den Psychologismus nicht diejenige Bedeutung zu besitzen, die ihm zugeschrieben wird. ERDMANN meint, daß die logischen Grundsätze keine apodiktische, sondern eine hypothetische Notwendigkeit besitzen, insofern wir sie nicht als Normen jedes möglichen Denkens überhaupt bestimmen können, sondern die Möglichkeit eines vom unseren verschiedenen Denkens zugeben müssen. HUSSERL hält demgegenüber an der Absolutheit der logischen Gesetze fest. Nun braucht aber ERDMANNs Gedanke nicht, wie HUSSERL meint, notwendig zu einem Anthropologismus zu führen. Wenn man sagen wollte, daß die Gültigkeit der logischen Normen sich nur aus der Voraussetzung der Existenz des menschlichen Geschlechts begründen ließe, so wäre das verkehrt, denn die Logik enthält diese existentiale Voraussetzung nicht in ihren Sätzen, und wir könnten uns ganz wohl irgendwie physisch oder psychisch anders geartete Wesen denken, für die aber die logischen Gesetze in gleicher Weise Gültigkeit hätten. Man könnte zwar auch annehmen, daß für solche Wesen die empirischen Gesetzmäßigkeiten des Denkens als einer geistigen Funktion unserem menschlichen Denken gegenüber irgendwie modifiziert wären, aber die allgemeinen logischen Gesetze müßten für sie ebenso gelten, denn diese gelten nicht für irgendwelche besonders geartete Wesen, sondern allgemein und schlechthin. Wohl kann das Denken als psychisches Faktum genommen in der geistigen Organisation bedingt sein, aber die logischen Gesetze als solche sind es keinesfalls. Von Wesen zu sprechen, für welche die Möglichkeit eines richtigen Denkens überhaupt aufgehoben wäre, hat für uns keinen Sinn. Ein Denken, in dem die logischen Normen nicht gelten, ist für uns nicht irgendwie sinnvoll begreiflich, es ist ein Unsinn, eine Unmöglichkeit, denn wir können uns nicht über die Voraussetzungen des richtigen Denkens überhaupt erheben, wenn wir gültige Behauptungen aussprechen wollen. Den allgemeingültigen Urteilen könnte man also eine hypothetische Notwendigkeit darum zuschreiben, weil sie die Möglichkeit des richtigen Denkens überhaupt voraussetzen, aber für uns bedeutet diese hypothetische Notwendigkeit das gleiche wie eine apodiktische, da die Verneinung dieser Voraussetzung für uns mit der Behauptung eines Unsinns schlechthin zusammenfällt. Mehr als bei ERDMANN kann man in SIGWARTs Logik psychologistische Voraussetzungen finden. SIGWART ist auch in seiner Verteidigung gegen HUSSERL nicht glücklich. Eine längere Anmerkung der von HEINRICH MAIER herausgegebenen vierten Auflage von SIGWARTs "Logik" polemisiert gegen HUSSERLs Kritik (2). Nach SIGWART bezieht sich die Wahrheit oder Falschheit nur auf die Meinung, die Behauptung des denkenden Subjekts. Aber wenn man auch zugeben wollte, daß der materiale Sachverhalt als solcher, über den das Urteil gefällt wird, weder wahr noch falsch ist, sondern einfach besteht, so müßte man doch den Urteilsakt unterscheiden vom Urteil selbst, dem das Prädikat wahr oder falsch zukommt, und von der logischen Gültigkeit, die als solche nicht in der psychischen Realisierung begründet ist. Die Beziehung auf das urteilende Subjekt ist daher gar nicht konstitutiv für das Wesen des Urteils. SIGWART sagt, vor der Aufstellung des Gravitationsgesetzes habe es für die menschliche Erkenntnis keinen Satz über die Bewegung der Planeten gegeben, der wahr gewesen ist: jetzt, nachdem dieser Satz entdeckt wurde, gilt er "natürlich kraft seines Inhalts auch für die Vergangenheit". Aber wenn die Gültigkeit des Satzes zeitlos ist, dann galt er doch auch, als er noch nicht erkannt war, die Entdeckung ist doch nicht der logische Grund für seine Gültigkeit und Wahrheit. Empirisch entsteht der Satz als psychisches Faktum, indem er formuliert wird, aber der irgendwie formulierte Satz ist doch nur ein Ausdruck des Gesetzes, nicht das Gesetz selbst. SIGWART sagt: wo "überhaupt kein Urteil vollzogen wird, ist nichts da, wovon wahr oder falsch prädiziert werden könnte". Das ist richtig, aber nicht die Gültigkeit der Wahrheit ist damit aufgehoben, sondern nur die Möglichkeit der Realisierung im Erkenntnisakt. Es fehlt dann wohl ein Gegenstand, worauf sich die Wahrheit beziehen könnte, aber die Wahrheit selbst wird damit nicht illusorisch gemacht. SIGWART macht sich also in der Tat des Psychologismus schuldig, indem er die Abhängigkeit des Erkenntnisinhalts von der psychischen Erlebbarkeit mit der Geltung der Erkenntnisgesetze zusammenwirft, indem er nicht scheidet zwischen der bloßen Bedingtheit durch die Erfahrung und der logischen Begründung der Wahrheit. Viel näher stehen HUSSERL BRENTANO und MEINONG. HUSSERL ist namentlich in seinen ersten Ausführungen über die Phänomenologie stark von BRENTANO abhängig, und die psychologistischen Spuren fehlen hier durchaus nicht, denn auch HUSSERL geht in seinen positiven Aufstellungen nicht so voraussetzungslos vor, wie er selbst wohl glaubt. Für MEINONG ist die Erkenntnistheorie nicht so sehr Theorie des Erkennens als der Erkenntnis, sie ist im wesentlichen Theorie der Objektive, d. h. der Urteilsgegenstände, die "geurteilt" werden, also ist sie nicht eine Beschreibung der psychischen Erlebnisse des Urteilens und Erkennens (3). Aber MEINONG leugnet darum doch nicht die Beziehungen der Erkenntnistheorie zur Psychologie. Die Objekte sind bestimmt "durch ihre Beziehung zum Erkennen", deshalb gehört auch eine Theorie des Erkennens mit zur Erkenntnistheorie. MEINONG sucht also die Zusammenhänge zwischen Erkenntnistheorie und Psychologie zu wahren, ohne ihre wesentlichen Unterschiede aufzuheben. Wie er "für die Psychologie und gegen den Psychologismus in der allgemeinen Werttheorie" (4) kämpft, so auch in der Erkenntnistheorie. Die Psychologie nimmt wohl "eine grundlegende und namentlich alle philosophischen Disziplinen verbindende Positivon" ein (5), aber als Theorie der Objektive erhebt sich die Erkenntnistheorie über die Psychologie. ALOIS HÖFLER sagt: "Die Psychologie ist zwar nicht die einzige, aber doch eine unentbehrliche Basis für alle philosophischen Wissenschaften" (6). Neben die Psychologie tritt bei MEINONG und HÖFLER als eine neue grundlegende Wissenschaft die Gegenstandstheorie. Vom Gesichtspunkt der gegenstandstheoretischen Betrachtung aus besteht der Psychologismus hauptsächlich darin, "daß man einen Gegenstand mit einem psychischen (wohl jedesmal intellektuellen) Erlebnis verwechselt, das ihn wirklich oder vermeintlich erfaßt, bzw. zu erfassen wirklich oder vermeintlich geeignet ist." (7) Die Gegenstandstheorie dagegen scheidet scharf den "Gegenstand" vom "Inhalt" des Erlebnisses. Die logischen Gesetze nun sind nach MEINONG weder psychische Naturgesetze noch imperativische Normen. Sie sind vielmehr "logische Urteile" oder "logische Sätze", die begriffsartig sozusagen nur ihrem Gegenstand nach bestimmt sind: das Objektiv, das ihren Gegenstand bildet, besteht seinem Material nach selbst wieder aus gewissen Objektiven (8). So sucht die Gegenstandstheorie ähnlich wie die Phänomenologie in der Tat alles Psychologische fernzuhalten. Aber MEINONG geht doch wohl in der Anerkennung einer gewissen zentralen Bedeutung der Psychologie zu weit und betont nicht scharf genug, daß jedenfalls die Logik und die Erkenntnistheorie in ganz anderer Weise "grundlegend" ist als die Psychologie. Die Äquivokation im Terminus Grundlegung, der für methodisch ganz verschiedene Relationen gebraucht wird, wirkt verwirrend. BRENTANO hat sich im Anhang seiner Schrift "Von der Klassifikation der psychischen Phänomene" (9) gegen die Einordnung seiner Lehre in den Psychologismus gewehrt, da er die Allgemeingültigkeit der Erkenntnis ja nicht bestreite. Er unterscheide auch streng "logische Gültigkeit" von "der genetischen Notwendigkeit eines Gedankens". Die Leugnung außerhalb des Geistes bestehender einheitlicher Gegenstände des Urteils könne noch nicht als Psychologismus gelten. In der Tat wird man die Behauptung idealer Wahrheiten ansich, wie sie BOLZANO und HUSSERL aufgestellt haben, nicht als eine notwendige Konsequenz des Anti-Psychologismus überhaupt ansehen müssen. In diesem Sinn wird man BRENTANO also vom Vorwurf des Psychologismus freisprechen können. Aber man kann bei ihm von einer unberechtigten Übertragung logischer und erkenntnistheoretischer Unterscheidungen in die Psychologie sprechen, insofern er z. B. die Urteile als eine besondere Klasse psychischer Elemente neben den Vorstellungen ansieht oder insofern er jede Aussage auf einem Existentialurteil beruhen läßt. Das ist geradezu ein Logizismus auf dem Gebiet der Psychologie, aber indem die psychologisch umgewerteten Begriffe nun auch wieder für die Logik und Erkenntnistheorie Bedeutung gewinnen, werden sie hier zu Zeichen des Psychologismus. Auch bei THEODOR LIPPS zeigt sich, wie Psychologismus und Logizismus sich berühren können, und seine Stellungnahme HUSSERL gegenüber ist gerade besonders interessant. In seiner Abhandlung über "Inhalt und Gegenstand, Psychologie und Logik" (10), bestimmt LIPPS die Logik als aprorische Wissenschaft vom überindividuellen Ich. Man kann darüber streiten, ob die Beziehung auf ein überindividuelles Ich für die Logik wesentlich ist, aber jedenfalls wird durch diese Bestimmung die Logik einer direkten Abhängigkeit von empirisch psychischen Tatsachen entzogen. Sie hat es gar nicht mit irgendwelchen Inhalten des seelischen Lebens zu tun, sondern mit Gegenständen, die als solche gar nicht Vorstellungsinhalte zu sein brauchen, was der Psychologismus gerade nicht unterscheidet. Mit der Verwechslung von Inhalt und Gegenstand hängt es zusammen, daß der Psychologist fälschlich in den erfahrungsmäßigen Beobachtungen der Psychologie Wesensgesetze der Gegenstände zu finden meint, während sich die psychologischen Untersuchungen doch gar nicht auf die Gegenstände unmittelbar beziehen, sondern eben auf psychische Inhalte die erst ihrerseits irgendwelche Gegenstände haben, also gar keine "unmittelbaren Kundgaben" sein können, wie sie die logischen Gesetze sein müssen. Dadurch daß LIPPS die Logik als apriorische Wissenschaft vom überindividuellen Ich faßt, gewinnt er eine eigentümliche Verbindung der beiden Auffassungen der logischen Gesetze als Normen oder als Seinsgesetze. Wenn er in einer Rede von 1901, Logik, Ästhetik und Ethik als normative Disziplinen bestimmt hatte, so betonte er doch, daß die Normen ihre Gültigkeit nicht durch Willkür oder äußere Autorität empfangen, sondern allein gelten "vermöge der Gesetzmäßigkeit des menschlichen Geistes, der sie entstammen." (11) In der Abhandlung von 1905 vermeidet er psychologisierende Wendungen. Die logischen Gesetze sind im überindividuellen Ich begründet, sie sind "Wesensgesetze des Ich", "Seinsnormen" (12). Doch als Gesetze des reinen Ich sind die Denkgesetze auch zugleich Gesetze der Gegenstände, denn das reine Ich setzt die Gegenstände, wie es in der Terminologie FICHTEs heißt (13). Aber die Ansicht von LIPPS, daß die logischen Gesetze dem reinen Ich "entstammen" oder von ihm "ausgehen", enthält doch wohl noch einen psychologistischen Einschlag. Denn nicht darauf kommt es in der Logik an, woher die Gesetze stammen oder wovon sie ausgehen, sondern allein darauf, worin sie begründet sind. Sie gelten aber nicht vermöge eines bestehenden Geistes oder auch eines reinen Ichs, sondern allein vermöge des gesetzmäßigen Begründungszusammenhangs. So ist mit der Beziehung auf ein Sein nichts für die logische Geltung der Gesetze gewonnen, vielmehr wird damit das Logische wenn nicht in psychologische so in metaphysische Begriffe eingebettet. Jedenfalls aber ist LIPPS bemüht, das empirisch Psychologische prinzipiell aus der Logik auszuschalten. Um der Psychologie dennoch den Charakter einer Grundwissenschaft zu belassen, ist er dann genötigt, zwei verschiedene Begriffe der Psychologie zu unterscheiden. Einmal ist sie Bewußtseinswissenschaft, Geisteswissenschaft schlechthin, Wissenschaft der unmittelbaren Icherfahrung, und nur in diesem Sinn kann sie Grundwissenschaft sein, dann aber ist sie auch empirische Wissenschaft der mittelbaren Icherfahrung und als solche natürlich eine besondere Einzelwissenschaft. In seinem Kongreßbeitrag "Die Wege der Psychologie" (14) bestimmt LIPPS die Unterschiede noch genauer. Die Psychologie als die reine Geisteswissenschaft bildet ein "Gegenstück der Naturwissenschaft", sie handelt vom Bewußtsein schlechthin. Die Psychologie als Einzelwissenschaft aber bezieht sich auf das individuelle Bewußtsein, sie ist Wissenschaft "von dem da und dort an die dinglich-reale, das heißt vom Bewußtsein unabhängige Welt gebundenen Bewußtsein", und als solche bildet sie kein Gegenstück, sondern ein "Seitenstück der Naturwissenschaft". Wie die Naturwissenschaft geht sie aus von den Erscheinungen, aber nicht von den physischen, sondern von den psychischen. Von diesen beiden Arten der Psychologie scheidet LIPPS nun noch eine dritte Wissenschaft ab, "die nicht mehr Psychologie ist, obgleich sie denselben Gegenstand hat wie die Psychologie", das ist die Psychophysiologie. In dem Aufsatz "Zur Psychologie und Philosophie" (15) betont LIPPS, daß er, wenn er die Psychologie als Grundwissenschaft hinstellt, damit nicht die Einsichten anderer Wissenschaften durch die Einsichten der Psychologie begründen will, er behauptet aber, "daß die Psychologie, die ihre Aufgabe ganz erfüllt, eben damit auch die Aufgaben anderer philosophischer Disziplinen schon erfüllt hat" und "daß die Aufgaben der anderen philosophischen Disziplinen gar nicht erfüllt werden können, ohne daß damit eo ipso ein Teil der Gesamtaufgabe der Psychologie erfüllt ist", die Eigenart der Aufgaben anderer Disziplinen aber wird dadurch nicht berührt. Man könnte dieser Lehre eine Erwägung LOTZEs gegenüberstellen, in der es heißt: "Psychologie kann, selbst wenn wir sie in voller Vollendung besitzen würden, niemals die Grundlage unserer ganzen Philosophie sein". (16) Zuerst müßten nach LOTZE "die Prinzipien selbstevidenter Wahrheit vollständig festgestellt" sein, "denen gemäß wir über die Natur und die Wechselwirkungen der Dinge überhaupt zu urteilen haben"; das bedeutet also einen Primat der Logik und Erkenntnistheorie. Erst wenn diese Prinzipien gesichert wären, könnten wir "die Vorgänge, die zwischen dem erkennenden Subjekt und dem zu erkennenden Objekt stattfinden", ihnen unterordnen, d. h. wir könnten dann auch die psychologisch erfaßbaren Geschehnisse des Erkennens nach ihrer Bedeutung für die Erkenntnis beurteilen. Das aber wäre nur bei einer vollkommenen Kenntnis der Entwicklung und der Gesetze des seelischen Lebens möglich, wie wir sie gegenwärtig noch in keiner Hinsicht besitzen. LOTZE hält daher "die Psychologie für das letzte und schwierigste Produkt der philosophischen Forschung oder der wissenschaftlichen Forschung überhaupt". LIPPS hat nun allerdings einen anderen Begriff der Psychologie als LOTZE. Die Psychologie als Grundwissenschaft ist die ideale Wissenschaft schlechthin, welche alle Einzelwissenschaften zu harmonischer Vereinigung bringt. Aber wenn man diesen Begriff einer idealen Grundwissenschaft annimmt, so fragt sich doch, inwiefern man diese noch mit dem Namen Psychologie bezeichnen kann, oder ob man nicht gerade das bloß Psychologische ausschalten muß, um das im Sinne der Grundwissenschaft Wesenhafte zu finden. LIPPS muß die Psychologie als empirische Einzelwissenschaft von der Psychologie als Grundwissenschaft streng unterscheiden. Der gemeinsame Name führt aber eine Täuschung über den Charakter beider Wissenschaften mit sich und verleitet zu einer psychologistischen Auffassung der Grundwissenschaft. Das Wesen alles Wissenschaftlichen kann nicht darin gesucht werden, daß es irgendwie ein psychisches Erlebnis ist, sondern besteht darin, daß es eben wissenschaftliche Erkenntnis bedeutet, die als solche einen Wert besitzt, unabhängig von der jeweiligen zufälligen Darstellung in psychischen Akten. Die Einzelwissenschaften unter sich läßt LIPPS als selbständig gelten, so ist die Logik, die von ihm hier wesentlich als Urteilslehre bezeichnet wird, unabhängig von der empirischen Psychologie als Einzelwissenschaft. LIPPS unterscheidet den psychischen Urteilsakt, das Urteil selbst und den Urteilsgegenstand, er begeht also hierin nicht die gewöhnliche psychologistische Verwechslung. Gegenstand der Erfahrung, also der empirischen Psychologie ist, wie er sagt, "nicht das Urteil, sondern das Urteilen". Aber wenn LIPPS auch das Bewußtsein der Gültigkeit nicht mit der Gültigkeit selbst zusammenwirft, so behauptet er doch: wie "im Urteilen das Urteil, so steckt in der Lösung der Aufgabe der Psychologie, uns zu sagen, worin denn das psychischen Vorkommnis des Urteilens besteht, die Aufgabe der Logik, uns darüber aufzuklären, was denn unter einem Urteil zu verstehen ist, und umgekehrt eingeschlossen". Doch damit ist das Verhältnis von Psychologie und Logik nicht scharf genug bestimmt. Die Logik kann als solche nicht in psychischen Akten begründet sein, auch nicht, wenn man wie LIPPS gleichsam ideale psychische Akte konstruiert. Wenn man sagen will, in den Gesetzen der Erfahrung stecken doch die logischen Gesetze, so muß man doch einsehen, daß das nur darum möglich ist, weil Gesetze eben notwendigerweise auf logischen Gesetzen beruhen, also ihn ihnen begründet sind, daß demnach in der Erfahrung, nur soweit sie gesetzmäßig d. h. logisch ist, Logisches enthalten sein kann, nicht bloß im empirischen Material als solchem. Es "steckt" darin, weil es Voraussetzung aller Erfahrung ist, weil die logischen Gesetze die Grundbedingung jeglicher Gesetzlichkeit bilden, die aus ihnen erst ihre Begründung empfängt. Damit aber erhalten Logik und Erkenntnistheorie eine Stelle über allem Empirischen und werden unabhängig von allen Einzelwissenschaften. Die Psychologie fordert daher zu ihrer Grundlegung die Logik, um überhaupt Wissenschaft sein zu können, aber die Logik bedarf nicht in gleicher Weise der Psychologie. Die logischen Gesetze könnten gelten, auch wenn es keine oder eine andersartige Psychologie als die herkömmliche geben würde, die Psychologie aber könnte nicht als Wissenschaft bestehen, wenn sie nicht die Gültigkeit des Logischen voraussetzt. Zur Begründung des Logischen trägt also die Psychologie nichts bei. Das Psychische bietet nur Material, an dem das Logische erfahrungsmäßig in Erscheinung tritt, es kann ein Ansatzpunkt für die logische Untersuchung sein, aber kein Grund des Logischen. So besteht allerdings ein Primat des Logischen, der durch LIPPS' Bestimmung der Psychologie als Grundwissenschaft nicht hervortritt. Wenn LIPPS auf die ideale Vollendung der Psychologie hinweist und betont, daß die Psychologie als Grundwissenschaft natürlich keine bloße Tatsachenwissenschaft, sondern eine Wissenschaft von der Möglichkeit, von Wesen und Gesetzen der Erfahrung ist, so macht er die Psychologie zur transzendentalen Logik und läßt den eigentlichen psychologischen Charakter der Psychologie, der eine Bedingtheit durch das Material der Erfahrung voraussetzt, außer acht, er läßt die Psychologie keine materiale Wissenschaft mehr sein, sondern eine reine Gesetzeswissenschaft. Logik ist nach LIPPS "eine Lehre von Sollen oder vom Gefordertsein, aber nicht Lehre von dem, was sein soll oder was gefordert ist." Die geforderten Tatsachen, die gedacht werden sollen, das Was des Sollens ist in jeder einzelnen Wissenschaft für ihr besonderes Gebiet enthalten. Logik, Ästhetik und Ethik aber "sagen uns, was das Sollen ist, sie unterscheiden, worauf es sich erstreckt, und legen die Möglichkeiten und Arten der Gesetzmäßigkeit dar, die in ihm liegen und für dasselbe charakteristisch sind". Das Sollen aber ist für LIPPS ein Teil des Seins, welches in uns ist, daher erkennt er keinen wesentlichen Unterschied zwischen den Wissenschaften des Seins und denen des Sollens, zwischen Naturgesetzen und normativen Gesetzen an, er erweitert eben die Begriffe des Sollens und des Seins in einer Weise, daß die angeblichen Unterschiede fortfallen. Man darf also LIPPS keineswegs zu den Vertretern des Psychologismus im gewöhnlichen Sinn zählen, und die Argumente HUSSERLs können nicht ohne weiteres auf ihn bezogen werden. (17) Er selbst will sich "eher einen Anti-Psychologisten nennen", und in der Tat trennt er ja entschieden die traditionelle empirische Psychologie von der Logik ab und behauptet die Allgemeingültigkeit der lgoischen Gesetze. Ob man aber eine ideale Psychologie als Grundwissenschaft annehmen und den Sinn der Begriffe des Seins und des Sollens verändern muß, wie das LIPPS voraussetzt, das dürfte allerdings noch strittig sein. Stellt man die logik direkt mit der Ethik und Ästhetik zusammen, so könnte man zwar in diesen drei Disziplinen eine normative Beziehung auf ein Sein finden, aber diese Beziehung ist doch inhaltlich nur scheinbar die gleiche. Und gerade weil die drei Wissenschaften einen normativen Charakter besitzen, ist die Bestimmung der jeweiligen Eigenart der Norm nötig, und müßte darüber hinaus die Frage nach der Form und der Gesetzmäßigkeit der Normierung überhaupt erhoben werden. LIPPS wirft den Begriff des Sollens und den des Gesetzes zusammen. Eine Wissenschaft, welche die reinen Gesetze des Denkens behandelt, braucht als solche noch nicht die faktische Beziehung eines Gegenstandes auf einen bestimmten Denkakt zu fordern. Die Form der logischen Gesetzmäßigkeit aber ist aller Wissenschaft überhaupt gemeinsam, und insofern kommt der Logik eine grundlegende Bedeutung zu. Die logischen Gesetze rein als solche betrachtet sind Gesetze, die ihrer Geltung nach unabhängig von jedwedem Sein sind, und erst sekundär werden sie zu Normen für das Sein sind, und erst sekundär werden sie zu Normen für das Sein. Dem Logischen seinem reinen Begriff nach fehlt also die Bezogenheit auf ein wenn auch ideales Sein. Die Grundbedingung ist, daß die Gesetze gelten, eine weitere Frage erst besteht darin, ob sie normative Vorschriften für ein Sein sind. Die Tatsache, daß unser Denken sich in bestimmten psychischen Akten vollzieht und daß diese Akte sich nach logischen Normen richten sollen, ist für die Geltung der logischen Gesetze irrelevant, d. h. aber: das Logische als solches ist unabhängig vom Psychologischen, ja es ist seinerseits eine Voraussetzung der Psychologie wie jeder Wissenschaft überhaupt. Bei LIPPS ist die Psychologie gewissermaßen der Inbegriff aller Wissenschaften, aber es fehlt die Berechtigung einer solchen Zusammenfassung. Psychologie soll "die umfassende Bewußtseinslehre" sein, aber nicht in der Zugehörigkeit zu irgendeinem psychischen Bewußtsein liegt der spezifische Charakter der Erkenntnis und der Wissenschaft, sondern in der logischen Gesetzmäßigkeit, die ihn ihnen gilt. Daß die logischen Gesetze gelten, ist ihrer Natur nach notwendig; daß wir sie in unserem wirklichen Denken gleichsam realisieren und die wirkliche Erfahrung ihnen anpassen können, ist im Logischen rein als solchem noch nicht begründet, sondern das ist vielleicht eine metaphysische Voraussetzung. LIPPS' Psychologie als reine Bewußtseinswissenschaft ist im Grunde eine Metaphysik. vom Standpunkt des Transzendentalismus HUSSERLs Kritik des Psychologismus geht nicht von KANT aus, ja die eigenen Prinzipien seiner Lehre stellen sich in einem gewissen Gegensatz zu KANT. Dennoch finden sich gemeinsame Züge bei HUSSERL und KANT, denn auch KANT wendet sich ja schon gegen Subjektivismus, Empirismus und Psychologismus und sucht die apriorischen Grundlagen der Erfahrung. Nur die Art des Apriorismus ist bei HUSSERL und KANT verschieden. HUSSERLs Theorien münden in eine Metaphysik, welche der kantische Transzendentalismus abweist. Die Kritik des Psychologismus hat daher auch durch die Richtungen der modernen Philosophie eine mächtige Förderung erfahren, welche sich mehr oder weniger an die Prinzipien der kantischen Philosophie angeschlossen haben, besonders der Neukantianismus muß, da er noch stärker als KANT selbst die Bedeutung einer logisch-erkenntnistheoretischen Grundlegung der Wissenschaft hervorhebt, entschieden gegen jede Art von Psychologismus Front machen. Es ist verständlich, daß sich beim Transzendentalismus mehr als bei HUSSERL die Kritik gegen metaphysische Voraussetzungen des Psychologismus und gegen die psychologistische Metaphysik richtet. OSCAR EWALD betont in seinem Buch "Kants kritischer Idealismus" (Berlin 1908) ausdrücklich, daß der Psychologismus zwar zum Empirismus und Phänomenalismus in Beziehung steht, aber auch eine metaphysische Form annehmen kann (Seite 7). Übereinstimmend mit HUSSERL findet er das Hauptkennzeichen des Psychologismus in einem Subjektivismus, der in seiner Konsequenz zu einem extremen Relativismus und Nihilismus führt. Die Psychologie ist von einem transzendentalen erkenntnistheoretischen Standpunkt aus "eine rein empirische aus Einzelerfahrungen abstrahierende Disziplin" (Seite 305). In seiner Schrift "Kants Methodologie in ihren Grundzügen" (Berlin 1906) sucht EWALD die unberechtigten metaphysischen Voraussetzungen des Psychologismus aufzudecken und gibt scharfsinnige, wenn auch mitunter etwas gekünstelte Unterscheidungen seiner verschiedenen Arten. Er unterscheidet einen immanenten und einen metaphysischen Psychologismus, von beiden aber gibt es noch Unterarten, je nachdem sich der Psychologismus auf die Quantität, Qualität, Relation oder Modalität bezieht. Der immanente Psychologismus behauptet, daß die logischen Gesetze nur innerhalb des Bereichs des Psychischen gelten und aus den empirisch gegebenen psychischen Phänomenen und ihren Zusammenhängen erklärbar sind. Er kann dabei entweder in radikaler Weise alle logischen Grundsätze, auch die formalen, in der psychischen Erfahrung gegründet sein lassen, wie das bei MILL und AVENARIUS der Fall ist, oder diese Psychologisierung auf die logischen Inhalte beschränken und etwa einen Begriff wie Kausalität durch Assoziation zu erklären suchen, wie das HUME tut. In beiden Fällen aber begeht der Psychologismus den fehlerhaften Zirkel, daß er in den verwendeten psychologischen Begriffen die zu erklärenden logischen Gesetze bereits unvermerkt voraussetzt. Der immanente Psychologismus der Quantität nun erklärt, daß alle Phänomene überhaupt nur psychische Phänomene sind, er ist also ein "psychischer Universalismus" oder "extensiver Psychologismus", wobei er verkennt, daß die Unterschiede psychologischer und logischer Betrachtung nicht auf einer Verschiedenheit des Materials, sondern auf einer Verschiedenheit der methodischen Standpunkte beruhen. Denn mögen die Phänomene auch ihrem Material nach psychisch sein, so ist damit doch noch nicht ausgemacht, daß ausschließlich die psychologistische Methode auf sie Anwendung finden kann. Der qualitative immanente Psychologismus beruft sich auf eine unmittelbare intuitive Erkenntnis der psychischen Inhalte, aus der er die logische Notwendigkeit ableiten will. Er erteilt dem Psychischen fälschlicherweise einen qualitativ eigenartigen Charakter in Bezug auf seinen Erkenntniswert gegenüber dem Physischen, er verwechselt den erfaßten Inhalt mit der logischen Bedeutung und übersieht, daß das Ideal nicht einfach in der psychischen Wirklichkeit gegeben ist. Im Hinblick auf die Relation des erkennenden Subjekts zu den Erkenntnisinhalten bezeichnet der immanente Psychologismus das Verhältnis des Bewußtseins zu den psychischen Phänomenen als ein unmittelbares, dasjenige zu den physischen Phänomenen als ein mittelbares und gründet hierauf seine Bevorzugung der psychologischen Methode, obwohl ein solcher Gegensatz in den Erkenntnisinhalten als solchen und der Art ihrer Gegebenheit nicht prinzipiell vorausgesetzt werden kann. Der Modalität nach muß der immanente Psychologismus der äußeren Wirklichkeit eine bloß problematische Geltung, dem Psychischen aber eine unmittelbare Evidenz zuschreiben, er gelangt schließlich wie bei BRENTANO dahin, überall Existentialurteile zu finden, dabei aber verwechselt er das wirkliche psychische Evidenzgefühl mit der inneren logischen Notwendigkeit. Dem immanenten Psychologismus gelingt es nicht, wie er das versucht, die logischen Grundbegriffe in empirisch psychische Vorgänge aufzulösen, die logischen Kategorien stehen dem subjektiven Bewußtsein doch immer als etwas Objektives gegenüber. Wenn daher der Psychologismus den Eigenwert des Logischen doch in gewisser Weise anerkennen will, dann muß er zu metaphysischen Voraussetzungen seine Zuflucht nehmen und ein Erleben der psychisch-metaphysischen Kategorien im Bewußtsein behaupten, er wird damit zum transzendenten Psychologismus. So wird der immanente Psychologismus auf einen metaphysischen zurückgeführt, der nun auch seinerseits eine kategorial verschiedene Färbung besitzen kann. Als quantitativer Psychologismus sucht er die Universalität des Psychischen zu begründen, indem er die logische Einheit der Form in ein inneres Erlebnis umdeutet, d. h. sie zu einer psychologisch inhaltlichen Einheit macht. Aber die logische Form, die Einheit der Apperzeption und die Einheit des Begriffs ist als solche niemals bloßer Inhalt eines empirischen Erlebens, sondern sie apriorisch. Den Widerspruch zwischen Inhalt und Form kann der Psychologismus nur beseitigen, indem er die apriorische logische Synthese der Form qualitativ als unbewußten Inhalt erscheinen läßt. Dadurch wird er zum metaphysischen Psychologismus der Qualität nach, der ein Unbewußtes als metaphysische Grundlage des Psychischen annimmt. Aber damit erheben sich die verschiedensten Probleme des Unbewußten. Auch durch die Verlegung ins Unbewußte wird die logische Objektivität nicht erklärt, sondern subjektivistisch psychologisch umgedeutet. Und vom metaphysischen Unbewußten aus läßt sich nicht einmal ein begreiflicher Übergang zu den bewußten psychischen Akten innerhalb der Erfahrung gewinnen. Das Logische wird im Sinne dieses metaphysischen Psychologismus durch psychische Funktionen des Subjekts erzeugt. So erscheint der Relation nach das Verhältnis des Subjekts zu den Erkenntnisinhalten als das einer kausalen psychischen Aktivität. Dadurch gerät der Psychologismus jedoch ganz ins Metaphysische, er gibt der Kausalität eine unberechtigte Vorzugsstellung vor den übrigen Kategorien und verwickelt sich, um die Kausalität zu erklären, in einen Zirkel. Der Modalität nach versucht der transzendente Psychologismus die wirkliche Evidenz der inneren Wahrnehmung mit der Evidenz der logischen Bedeutung und Notwendigkeit zu versöhnen, aber er vermag das wiederum nur durch die Berufung auf ein metaphysisch Unbewußtes. So kommt der Psychologismus schließlich zu der Annahme eines metaphysisch absoluten Seins, aus dem er aber die idealen Werte des Logischen nicht zu erklären vermag. Verfällt der immanente Psychologismus dem Zirkel, daß er die logischen Grundbegriffe alles Empirischen selbst wieder nur empirisch erfaßt, indem er sie zu Vorgängen des empirisch psychischen Bewußtseins macht, so wird auch durch die Einführung des metaphysischen Begriffs eines Unbewußten der Zirkel nicht vermieden. OSCAR EWALD hebt hiermit die metaphysischen Konsequenzen des Psychologismus hervor, die den Prinzipien des kantischen Transzendentalismus widerstreiten. Systematisch wird die logisch-erkenntnistheoretische Bedeutung der transzendenten Methode am schärfsten hervorgehoben durch die Marburger Schule des Neukantianismus. COHENs System der Philosophie steht in einem grundsätzlichen Gegensatz zu allem Psychologismus, ja die Abweisung des Psychologismus führt mitunter geradezu zu einer Geringschätzung der psychologischen Methode überhaupt. Damit droht die Gefahr eines extremen Logizismus. Der Grundfehler des Psychologismus besteht nach COHEN darin, daß "er das allgemeine Problem der Erkenntnis vereinzelt" und durch das Ausgehen vom psychologischen Faktum des Bewußtseins "eine Verengung des systematischen Horizontes" herbeiführt. Nur der Idealismus, der "von den sachlichen Werten der Wissenschaft, den reinen Erkenntnissen" ausgeht, kann in COHENs Sinn eine Widerlegung des Psychologismus bilden (18). COHEN sucht nicht wie HUSSERL die immanenten Widersprüche und Vorurteile des Psychologismus auf, sondern er will sich durch positive systematische Aufstellungen prinzipiell von der psychologistischen Methode entfernen. Er hebt das Ungenügende des Psychologismus als einer Methode der Erkenntnis hervor. Vom einzelnen Bewußtseinsvorgang aus läßt sich nicht die Einheit und Gesetzmäßigkeit des Denkens gewinnen. Alle Psychologie muß "vor der reinen Anschauung und dem reinen Denken versagen" (19). Bedeutsam ist, daß durch diese Betonung der logisch methodischen Seite des Psychologismus vor die Frage nach der Möglichkeit eines Systems der Erkenntnis gestellt wird und sich als unfähig erweist, dieses Problem zu lösen. Aber beim Radikalismus seiner Ablehnung jeder psychologistischen Methode trifft COHEN zugleich die Psychologie, und das wäre doch zu prüfen, ob nicht die radikale Ablehnung zu einer Einseitigkeit in anderer Richtung führt und neben den unberechtigten auch die berechtigten Beziehungen zwischen Psychologie und Logik zerschneidet. Weiterhin wird man fragen, ob allein auf dem Weg von COHENs Idealismus eine Widerlegung und Überwindung des Psychologismus möglich ist, und ob COHEN selbst, wenn man ihm prinzipiell die Idee seiner Logik der reinen Erkenntnis zugibt, sein System völlig rein von psychologistischen Begriffen durchgeführt hat. Auch wenn man ganz ähnliche Argumente wie COHEN geltend macht - auch HUSSERL berührt sich in der Kritik teilweise mit COHEN -, so kann man in der positiven Systematik doch andere Bahnen gehen als COHEN. Es ist aber auch COHEN kaum gelungen, eine Vermengung von logischen und psychologischen Begriffen zu verhüten, und es lassen sich auch in seinem System unvermerkte psychologistische Vorraussetzungen aufspüren. So haftet z. B. dem Begriff des Bewußtseins eine psychologische Färbung an, die sich kaum abstreifen läßt. Mitunter zeigt die Verwendung dieses Begriffs allerdings auch bei COHEN, wie schwer die logisch-erkenntnistheoretische Methode rein durchgeführt werden kann und wie psychologische Vorurteile nur zu leicht über Lücken im Aufbau hinwegtäuschen (20). Und ebenso kann man beim Begriff des "Erzeugens" des reinen Denkens, wenn er auch gewiß in übertragenem, bildlichem Sinn zu verstehen ist, Bedenken kaum unterdrücken. COHEN will nun bei aller Gegnerschaft der Psychologie doch gerecht werden und ihr eine Stellung als Wissenschaft einräumen. Einmal gesteht er ihr eine historische Bedeutung zu, da in ihrer Entwicklung am Anfang Logik und Psychologie zusammengehen. So war PLATON "der Urheber der klassischen Logik" zugleicht "der erste Psychologe im großen, in einem methodischen Stil"; "er mußte die Psychologie der Vorstellung erarbeiten, um zum reinen Denken vordringen zu können". Aber ein solches "unvermeidliches Zusammenwirken zwischen der logischen Hinsicht und der psychologischen Kleinkunst" darf nicht mit einem "Zusammenfallen" enden (21). Die reine Logik COHENs begnügt sich jedoch nicht damit, psychologistische Übergriffe abzuweisen, sondern ihre Tendenz geht auf eine völlige Loslösung von aller Psychologie.
Nun gibt COHEN der Psychologie allerdings eine Stellung innerhalb des philosophischen Systems, indem er zwar die herkömmliche Psychologie als einen Teil der Physiologie aus der Philosophie hinausweist, aber einen neuen Begriff der Psychologie aufstellt. Psychologie habe "das Problem der Einheit des Kulturbewußtseins" (24) zu lösen und bilde in dieser Hinsicht einen Abschluß des Systems, habe demnach die Einheit der Logik zur Voraussetzung. Ihre Aufgabe ist
COHEN findet bei seiner radikalen Abweisung nicht die Möglichkeit einer Verständigung mit der Psychologie, er gelangt nicht zu einer fruchtbaren Kritik des Psychologismus, er negiert ihn nur und bewegt sich in entgegengesetzter Richtung zu ihm. Vielleicht etwas vorsichtiger und objektiver in der Beurteilung gegnerischer Standpunkte ist NATORP. Bei ihm finden sich auch eher als bei COHEN die kritischen Bedenken gegen den Psychologismus deutlich formuliert. Das Wesen des Psychologismus sieht NATORP gerade in der Verkennung der logischen Natur des Bewußtseins, die sich in einer psychologischen Naturalisierung und Substantialisierung des Bewußtseinsbegriffes ausdrückt. Der Psychologismus hat, "um die logische Natur im Bewußtsein zu gründen, zuerst das Bewußtsein naturalisiert." (27) Bereits in einem Aufsatz von 1887 hat NATORP mit Entschiedenheit die Unabhängigkeit der Logik von der Psychologie gefordert. (28) Die Logik ist eine allgemeine Theorie, welche die Wahrheit der Erkenntnis begründen soll. In dieser Aufgabe aber liegt es schon, daß ihr ganzer Sinn aufgehoben wäre, wenn sie als eine solche begründende Theorie von einer anderen Wissenschaft, etwa der Psychologie, abhängig wäre. Die Abhängigkeit der Logik von der Psychologie würde bedeuten, daß die objektive Gültigkeit, wie sie die logischen Gesetze enthalten, durch die Subjektivität der Erkenntnis erst bedingt wäre; dadurch wäre aber die Bedeutung der objektiven Gültigkeit selbst subjektiviert, d. h. in ihr Gegenteil verkehrt. Die logische Allgemeingültigkeit kann durch psychologische Einzelbeobachtungen und durch die Psychologie als eine Einzelwissenschaft niemals begründet werden. NATORP geht so weit, daß er die Psychologie als empirische Tatsachenwissenschaft überhaupt nicht zur Philosophie rechnet, er ist also hierin noch radikaler als HUSSERL. In seinem Aufsatz "Philosophie und Psychologie" meint er:
Natorp begnügt sich nicht mit der Ablehnung der grundlegenden Bedeutung der Psychologie, sondern ähnlich, wie HUSSERL eine Phänomenologie oder wie LIPPS neben der empirischen Psychologie eine Psychologie als Bewußtseinswissenschaft annimmt, so läßt NATORP doch auch eine philosophische Psychologie gelten, die nicht am Empirischen haften bleibt. Aber NATORP macht hierbei gegenüber LIPPS eine wichtige Unterscheidung. Auch wenn man die Psychologie als philosophische Disziplin faßt, kann ihr keine grundlegende Bedeutung für die Philosophie überhaupt zukommen, denn eine solche Grundlegung ist allein durch eine transzendentale Konstruktion möglich. Die Aufgabe einer philosophischen Psychologie kann nur in der "Rekonstruktion des Vollgehalts des Erlebbaren" bestehen, und diese Rekonstruktion setzt eine Grundlegung, wie sie die transzendentale Konstruktion bietet, voraus. So ist die Psychologie in diesem Sinn auch nicht die grundlegende philosophische Disziplin, sondern "die abschließende, die krönende Philosophie", durch welche die Aufgabe der Philosophie ihre letzte Erfüllung erhält. Ohne die transzendentale Grundlegung aber wäre diese psychologische Rekonstruktion nicht möglich, andererseits fordert die transzendentale Konstruktion zu ihrer Ergänzung und Vollendung die Rekonstruktion des Erlebbaren, da hiermit erst die Aufgabe der Philosophie überhaupt zu einer Lösung geführt wird: beide Disziplinen gehören also notwendig zusammen und machen erst das Ganze der Philosophie aus. So erhält die Psychologie als transzendente Konstruktion allerdings auch eine Stellung innerhalb der Philosophie, aber sie bleibt eine "Sonderphilosophie", die weder eine grundlegende philosophische Disziplin ist, noch den ganzen Bereich der Philosophie für sich ausmachen kann, jedoch als empirische Konstruktion genommen ist sie nur eine "empirische Sonderwissenschaft", die außerhalb der eigentlichen Philosophie steht. Damit sind zweifellos prinzipiell wichtige Gesichtspunkte unterschieden, aber man kann doch gegen NATORPs Annahme zweier Arten von Psychologie ähnliche Einwände wie gegen LIPPS erheben. Es fragt sich, ob diese beiden Arten nicht kaum mehr als den Namen gemeinsame haben, und worin denn ihre gegenseitigen Beziehungen bestehen, vermöge deren sie beide eben doch Psychologie heißen. NATORPs "Allgemeinge Psychologie" hat mit der herkömmlichen Psychologie sehr wenig gemeinsam. Wenn man die Möglichkeit einer transzendentalen Rekonstruktion des Erlebbaren zugibt, so ist es doch zweifelhaft, ob diese Rekonstruktion eine Psychologisierung oder nicht vielmehr eine Logisierung bedeutet, denn es kommt dabei darauf an, den logischen Gehalt und die logischen Gesetze des Erlebbaren voll zu erfassen. Damit ergäbe sich dann doch ein Primat der Logik und Erkenntnistheorie auch in dieser Hinsicht. In der logischen Grundlegung der Philosophie ist implizit auch bereits Ziel und Abschluß enthalten, eine prinzipielle Verschiedenheit kann hier nicht stattfinden. Die Methode der Rekonstruktion muß im Grunde dieselbe sein wie die der Konstruktion. Das Ziel des philosophischen Denkens in einem transzendentalen Sinn kann nur ein logisches sein. Damit verliert die transzendentale psychologische Methode NATORPs ihrer Eigencharakter, der sie befähigt hat, eine besondere philosophische Wissenschaft zu konstituieren, sie bietet kein letztes Ziel, sondern ist nur Hilfsmittel des Logischen. Im Denken des Erlebbaren liegt das Ziel der Philosophie, nicht im Denken des Erlebbaren. Wenn die Rekonstruktion des Erlebbaren als Aufgabe der Philosophie hingestellt wird, dann rückt der Akzent auf die Erlebbarkeit, die außerhalb des Denkens liegt, das Ziel des Denkens aber kann nur das immanente System des Denkens bilden. Die Erlebbarkeit ist ein akzidentielles Merkmal; das System, das den Abschluß darstellt, kann darum doch über das bloß Erlebbare hinausgehen. Wohl kann man mit NATORP als Aufgabe der Philosophie annehmen, "das Ganze der uns möglichen Erkentnis irgendwie in Einheit darzustellen", aber die Einheit ist eben eine Denkeinheit und steht als solche der bloßen Mannigfaltigkeit des Erlebbaren gegenüber. Das Leben bloß als solches genommen ist noch keine Einheit, es wird sie nur, sofern es als Ganzes intuitiv erfaßbar oder durch Begriffe konstruierbar ist. Das bedeutet nicht, daß die erfaßte Anschauungs- oder Denkeinheit eine bloß subjektiv gedachte Einheit ist. Vielmehr ist die systematische Denkeinheit, auf die es allein in der Wissenschaft ankommt, Voraussetzung allen Denkens, und sie bildet ebenso sein Ziel. Sie ist die objektive Einheit, die Sein wie Denken überhaupt erst möglich macht und die notwendige Entsprechung und Relation des Denkens und seines Gegenstandes bedingt. Damit aber ist gesagt, daß ein System des Erlebbaren nicht durch die Psychologie erreichbar ist, denn spezifisch psychologische Voraussetzungen sind dazu gar nicht nötig, und nicht im Seelenleben als solchem ist die Einheit und Ganzheit begründet, sondern sie liegt tiefer, in der überall vorausgesetzten logischen Wesensstruktur des Denkens und Seins überhaupt. NATORPs philosophische Psychologie ist also ebenso wie die von LIPPS keine Psychologie mehr, sondern höchsten Metaphysik. Dadurch daß man die philosophische Bedeutung der gewöhnlichen Psychologie ganz leugnet, sie als naturwissenschaftliche Sonderdisziplin erklärt und jeden Psychologismus radikal abweisen will, bleibt ein Rest an Philosophischem übrig, den man nur in einer besonderen philosophischen Wissenschaft unterbringen kann. Man gerät damit in eine Art von umgekehrtem Psychologismus: man löst nicht die Philosophie in der Psychologie auf, sondern man macht die Psychologie philosophisch, aber nur, indem man das spezifisch Psychologische von ihr abtrennt. In etwas anderer Weise wieder als der Marburger Neukantianismus hat die südwestdeutsche Philosophenschule, als deren Hauptvertreter WINDELBAND und RICKERT gelten, vom Gesichtspunkt des Transzendentalismus aus den Kampf gegen den Psychologismus aufgenommen. Die leitenden Gedankengänge erinnern hier mitunter mehr an FICHTE als an KANT. Deutlich wird die Scheidung der Erkenntnistheorie von der Psychologie z. B. in der durch RICKERTs Lehren beeinflußten Schrift von BRODER CHRISTIANSEN "Erkenntnistheorie und Psychologie des Erkennens" (Hanau 1902) vollzogen. Psychologie wird auch hier als eine Tatsachenwissenschaft gefaßt, der die naturwissenschaftliche Beschreibung und kausale Erklärung der psychischen Vorgänge obliegt. Die Erkenntnistheorie dagegen untersucht die Bedeutung des Urteils, sie bestimmt die Aufgaben und Ziele der Erkenntnis und die Mittel zur Erreichung der Wahrheit. Psychologie geht auf die Wirklichkeit, Erkenntnistheorie auf Werte. RICKERT sagt in einem Aufsatz im Logos:
Die Welt des Erkenntnistheoretikers ist gar nicht einfach die psychologische Wirklichkeit, sondern eine umgeformte ideale Welt. Es ist nicht gesagt, daß die Urteilselemente, die erkenntnistheoretisch gefordert sind, psychologisch sich auch immer wirklich im Bewußtsein nachweisen lassen, es kann, wie CHRISTIANSEN meint, Urteile als empirische Tatsachen geben, "in denen ebensowenig eine Beurteilung wie ein beurteiltes Objekt faktisch vorkommt, in denen sie vielmehr beide durch irgendwelche Surrogate vertreten sind". (31) Der Psychologe kann aber nach CHRISTIANSEN die erkenntnistheoretischen Resultate "als heuristisches Prinzip" bei seinen Forschungen benutzen: hiermit ist also zwischen Psychologie und Erkenntnistheorie doch eine Beziehung hergestellt. Wenn CHRISTIANSEN umgekehrt aber die Bedeutung der Psychologie für die Erkenntnistheorie völlig leugnet und behauptet, der Erkenntnistheoretiker zerlege das Urteil nur "unter dem Gesichtspunkt der Aufgabe, ohne sich an den Tatsachen zu orientieren", so geht er hierin wohl zu weit, denn die Orientierung an den Tatsachen kann auch für die Aufstellung und Lösung der Aufgaben der Erkenntnis nützlich sein und braucht die Reinheit und Selbständigkeit der erkenntnistheoretischen Methode nicht zu beeinträchtigen. RICKERT selbst hat sich in dem Aufsazt "Zwei Wege der Erkenntnistheorie (32) über die erkenntnistheoretischen Methoden näher ausgesprochen. Die Erkenntnistheorie bestimmt er als "Wissenschaft vom Gegenstand der Erkenntnis und von der Erkenntnis des Gegenstandes". Damit aber wird ein doppelter Ausgangspunkt und eine doppelte Methode der Erkenntnistheorie unmöglich. Einmal kann man vom Erkennen, wie es sich wirklich vollzieht, ausgehen und von hier aus durch die Analyse den Gegenstand der Erkenntnis festzustellen suchen: das ist die transzendentalpsychologische Methode. Allerdings ergibt sich hier die Schwierigkeit, daß der Gegenstand dem Erkennen als Forderung gegenübersteht, daß er nach RICKERT im Reich des transzendenten Sollens liegt, welches kein Sein ist, wie RICKERT gegen LIPPS betont; das bloße Sein als solches aber weist nicht über sich hinaus auf ein Sollen hin, sondern erst der Sinn der Erkenntnis und beim Erfassen des Sinns wird der transzendente Gegenstand bereits vorausgesetzt. Die transzendentallogische Methode sucht daher gerade unter Außerachtlassung der Frage nach der psychologischen Wirklichkeit des Erkennens den logischen Wahrheitsgehalt zu bestimmen und das System der theoretischen Werte zu konstruieren. Die Normen der Logik sind nach RICKERT nicht, wie HUSSERL will, in einem idealen Sein gegründet, sondern in einer theoretischen Wertwissenschaft, aus der sie sich ohne weiteres als Normen ergeben. Aber auch die transzendentallogische Methode kann nicht für sich allein das Gebiet der Erkenntnistheorie vollständig bearbeiten, sondern sie bedarf zu ihrer Ergänzung eben der transzendentalpsychologischen. Der Gegenstand ist doch ein Erkenntnisgegenstand, und er kann als solcher nur in seiner ganzen Bedeutung und seinem ganzen Umfang erfaßt werden, wenn die ihm wesentlich zugehörigen Beziehungen zum wirklichen Erkennen mit berücksichtigt werden. Eine Theorie der Erkenntnis des Gegenstandes ist ohne diese Hineinbeziehung der Tatsächlichkeit unmöglich. Einmal ist die Einsicht in die psychisch gegebenen Erlebnisse eine Vorbedingung, von der aus man erst die rein logischen Gesetze gewinnen kann und deren Feststellung nötig ist zur Abgrenzung des bloß Wirklichen vom Gültigen, dem Wertvollen und Wahren. Aber nicht nur als Propädeutik für die Erkenntnistheorie kommt die Transzendentalpsychologie in Betracht, sondern sie muß auch für die einzelnen erkenntnistheoretischen Probleme Material liefern, und erst durch diese stetige Beziehung zwischen Wert und Wirklichkeit wird die erkenntnistheoretische Methode fruchtbar gemacht. Damit ist in der Tat versucht, unter prinzipieller Ausschließung eines Psychologismus der Bedeutung der psychologischen Betrachtung in der Erkenntnistheorie gerecht zu werden, aber nicht die Psychologie als bloße Wirklichkeitswissenschaft kann hier eine Rolle spielen, sondern nur als Transzendentalpsychologie, d. h. sofern sie die Wirklichkeit von vornherein unter dem Gesichtspunkt des logischen Wahrheitswertes betrachtet. So scharfsinnig aber dieser Versuch ist, so lassen sich doch auch gegen RICKTERTs Theorien gewichtige Bedenken erheben. Man wird die Frage aufwerfen, ob der Dualismus der Methoden in der Erkenntnistheorie genügend gerechtfertigt ist. Die Erkenntnistheorie zerfällt damit im Grunde doch in zwei Gebiete, die in einer eigentümlichen Harmonie zueinander stehen und doch auch wieder in einer geradezu tragischen Weise voneinander getrennt sind, indem sie in sich eine notwendige Unvollendbarkeit bergen: die Transzendentalpsychologie kann die Wahrheit niemals erreichen, die Transzendentallogik bleibt der Wirklichkeit fern, in ihren Ausgangspunkten wie in ihren Zielen können beide nie zusammentreffen. Nun könnte man weiter fragen, ob denn dann nicht noch eine besondere Wissenschaft nötig ist, welche die Übereinstimmung wie die Verschiedenheit in den Ergebnissen beider Methoden beurteilt und eine einheitliche Theorie darstellt. Vielleicht weist man diese Frage damit ab, daß man sagt, jene Einheit werde eben durch die Vollendung der Erkenntnistheorie hergestellt. Aber da der Dualismus ein prinzipiell methodischer ist, erscheint er im Grunde doch als unversöhnbar, und gerade die grundlegenden Fragen, welche sich auf die Einheit der Erkenntnistheorie beziehen, wären unlösbar, gerade die höchsten Prinzipien, welche das einheitliche System der Erkenntnis konstituieren, wären unserer Einsicht verschlossen. Ist die Einheit der Erkenntnistheorie als Wissenschaft nur eine ideale, bildet sie eine bloße, nicht adäquat darstellbare Aufgabe, so sind Transzendentallogik und Transzendentalpsychologie nur zwei unvollkommene Methoden, die vielleicht durch die Organisation des menschlichen Geistes bedingt sind und das ideale Ziel der Erkenntnistheorie beide nicht erreichen. Man müßte dann doch wenigstens die Möglichkeit einer höheren Erkenntnis zugeben, welche jenen Dualismus nicht bedarf, sondern in einer einheitlichen Methode die ideale Einheit der Erkenntnistheorie selbst darstellt. Dann wäre der Dualismus doch nur ein relativer, ja er beruhte vielleicht auf psychologistischen Voraussetzungen. Aber wenn man die Argumente RICKERTs näher prüft, ergibt sich, daß der Gegensatz gar nicht so unüberbrückbar ist, sondern daß er in der Hauptsache nur durch eine eigentümliche Voraussetzung von RICKERT selbst bedingt ist, nämlich durch die Annahme der Transzendenz des Erkenntnisgegenstandes und des Sollens. Schon RICKERTs Definition der Erkenntnistheorie offenbart den Dualismus: Erkenntnistheorie soll "Wissenschaft vom Gegenstand der Erkenntnis und von der Erkenntnis des Gegenstandes" sein. Muß man nicht vielmehr sagen, Erkenntnistheorie bildet das System der gesetzmäßigen Beziehungen von Erkenntnis und Gegenstand? Nicht daß Erkenntnis und Gegenstand sich gegenüberstehen, sondern daß sie zueinander in Beziehung stehen, macht in erster Linie die Möglichkeit der Erkenntnis und der Erkenntnistheorie aus. Nicht die Getrenntheit, sondern die gesetzmäßige Beziehung muß darum als das Primäre gelten. Dann läßt sich auch ohne weiteres eine Einheit der Methode denken, die in der Erfassung jener Relationen und der Herstellung ihres Systems besteht. RICKERT versperrt sich von vornherein diesen Weg, indem er die Beziehung zwischen Erkenntnis und Gegenstand zerreißt. Nun behauptet er allerdings nicht etwa psychologistisch, die Erkenntnistheorie müßte von der Tatsache ausgehen, daß das erkennende psychische Subjekt einen außerhalb liegenden Gegenstand der Wirklichkeit irgendwie abbilden oder vorstellen, aber vielleicht wirkt doch eine derartige Voraussetzung versteckterweise bestimmend mit auf seine Argumentation. Das Erkenntnissubjekt will RICKERT rein logisch-erkenntnistheoretisch als das Erkennende verstanden wissen, aber wenn er ihm den Gegenstand der Erkenntnis als transzendent gegenüberstellt, so hat es doch den Anschein, als ob er damit den empirischen Gegensatz in die Erkenntnistheorie projiziert und als ob er das Erkenntnissubjekt sich doch irgendwie psychologisch oder metaphysisch gefärbt etwa als ein "Ich" oder ein "Bewußtsein überhaupt" denkt. Die empirische Gegenüberstellung von Erkennendem und Gegenstand ist eine Erfahrungsannahme, aber keine Erkenntnistatsache, am allerwenigsten kann sie eine Voraussetzung der Erkenntnis und Prinzip der Erkenntnistheorie sein. Ja, sie entsteht erst unter Abstraktion von den Erkenntnisbeziehungen, welche das Erkennende mit seinem Objekt verbinden. Nur dadurch daß eine notwendige Relation vorhanden ist, wird überhaupt erst eine Unterscheidung und Trennung ermöglicht. In der Relation, weiterhin im Relationszusammenhang des Systems liegt das Wesen der Erkenntnis, und darin ist die Einheit ihres Wesens und die Einheit der Methode der Erkenntnistheorie begründet. Die Erkenntnistheorie kann nur von der Einheit der Relationen im System und vom Relationscharakter der Erkenntnis ausgehen. Nun läßt sich aber die einzelne einheitliche Erkenntnisrelation analysieren, und diese Analyse bedeutet selbst wieder die Herstellung einer Relation: die Korrelativität von Begriffen wie "Trennen" und "Verbinden" offenbart sich hierin. Dadurch erst erscheint dann die Zweigliedrigkeit in der Relation. Nicht die Existenz zweier Glieder macht als solche die Relation möglich, sondern erst dadurch, daß die Relationsmöglichkeit vorhanden ist, werden die Glieder überhaupt erst zu Gliedern einer Relation. Damit daß Erkenntnis und Gegenstand bestehen, ergibt sich noch keine Möglichkeit der Erkenntnis des Gegenstandes, sondern nur damit, daß der Gegenstand eben Erkenntnisgegenstand ist, d. h. aber daß die Relation der Erkenntnis das Primäre ist. Die Erkenntnis selbst als solche ist die höchste Voraussetzung der Erkenntnistheorie, nicht die aus der Erkenntnis abgeleitete Gegenüberstellung des Erkennenden und seines Gegenstandes. Die Transzendenz des Gegenstandes ist bei RICKERT erkenntnistheoretisch eine unbewiesene Voraussetzung, namentlich wenn er diesen Gegenstand einfach dem Gebiet des Sollens zuweist und die Transzendenz des Sollens behauptet. Daß RICKERTs Argumentation hier brüchig ist, hat auch ADOLF LAPP in seiner Schrift "Die Wahrheit" (Stuttgart 1913) näher ausgeführt. Wenn RICKERT behauptet:
Man wird RICKERT doch den Vorwurf machen müssen, daß er zu sehr vom subjektiven Standpunkt des Erkennenden ausgeht, wenn er die Wahrheit als ein Sollen oder als einen Wert, der Anerkennung fordert, betrachtet. RICKERT unterscheidet scharfsinnig das Reich des Sollens und das Reich des Seins. Aber Wahrheit ist weder ein Sollen noch ein Sein, sie ist nicht in irgendeiner existentialen Weise, noch ist ihr Wesen in einem SOllen etwa nach der Art des Ethischen erschöpft, sondern sie gilt, sie ist eben Wahrheit im System der Erkenntnis, und hierin liegt ihr eigentlicher Sinn. Daß sie für den Erkennenden eine Aufgabe, einen Wert bedeutet, macht noch nicht ihre Erkenntnisbedeutung selbst aus, sondern diese empfängt sie im Erkenntnissystem, das als solches unabhängig ist vom jeweilig Erkennenden, überhaupt von irgendeiner Trennung der Erkenntnis in Erkennendes und Erkenntnisgegenstand. Das Sollen ist darum doch nur ein akzidentelles [zufälliges - wp] Moment bei der Wahrheit, und es hat einen anderen Charakter als etwa im Ethischen. Die Ethik beruth allerdings wesentlich auf der Tatsache des Sollens, nur dadurch daß ein Sollen notwendig besteht und an uns herantritt, wird die Aufstellung ethischer Forderungen möglich und erhalten ethische Theorien ihren Sinn, und dann kann man sagen: was so ethisch gefordert ist, soll erfüllt werden. Die Forderung ist hier notwendig das Primäre, die Erfüllung das Sekundäre. Das Ethische tritt an der Gesinnung und Handlung, am Willen, nicht an irgendeinem Faktum als solchem zutage. Ob die Erfüllung auch tatsächlich erreicht wird, ja ob sie überhaupt erreichbar ist, das hat keinen wesentlichen Bezug auf die rein ethische Bedeutung. Das logische Sollen aber besitzt einen anderen Sinn. Man kann nicht sagen, daß die Logik sinnlos würde, wenn dieses Sollen nicht besteht. Der Systemcharakter der Wahrheit und der Erkenntnis, der die Geltung verbürgt, macht Logik und Erkenntnistheorie möglich ist ist notwendig vorausgesetzt; daß aber die Wahrheit sich dem Erkennenden gegenüber als ein Sollen offenbart, haftet ihrem Wesen als Wahrheit nicht ebenso notwendig an, wenn es auch für den Fortgang im Prozeß der Erkenntnis vom Standpunkt des Erkennenden aus wichtig ist. Die Erfüllung des Sollens aber, d. h. die Erreichung und systematische Bestimmung der Wahrheit ist notwendig, denn dadurch wird die Wahrheit erst als Wahrheit erkannt. So hat der Begriff des Sollens in der Logik und der Erkenntnistheorie durchaus nicht dieselbe Bedeutung wie in der Ethik, und es ist eine falsche Übertragung, wenn man ihn dort in gleicher Weise konstitutiv sein läßt. All die Theorien, welche Wahrheit als ein Sein oder ein Sollen erfassen wollen, sind im Grunde verfehlte Versuche, den systematischen Geltungscharakter der Erkenntnis irgendwie zur Veranschaulichung zu bringen, obwohl doch gerade dieser Charakter eine eigentümliche, grundwesentliche Form ist, die nicht durch ein Sein oder Sollen beschrieben werden kann. Auch als Wert läßt sich die Wahrheit nicht ohne Weiteres bezeichnen, man müßte dann den Begriff des Wertes erweitern und sie als einen eigentümlichen Erkenntniswert ansehen. Jedenfalls darf man dabei nicht eine notwendige Beziehung zu einem Wertgefühl oder einer Wertung konstruieren, denn eine solche würde die Erkenntnisbedeutung der Wahrheit zerstören. Nimmt man aber einen besonderen Erkenntniswert der Wahrheit an, dann muß doch auch das Primäre die Einordnung in das Erkenntnissystem sein, wodurch die Wahrheit konstituiert wird, sekundär erscheint demgegenüber die Wertbeziehung, welche erst das erkennende Subjekt der Wahrheit verleiht. Die Wahrheit kann wohl ein Wert für das Erkennende sein, aber in ihrem Wesen als Wahrheit, objektiv genommen, ist das nicht als unbedingt notwendig begründet. NIcht die Leugnung eines spezifischen Wertcharakters, sondern nur die Leugnung der systematischen Gültigkeit würde die Wahrheit selbst sinnlos machen, ja sie aufheben. Die logische Geltung ist das Primäre, die Wertbeziehung das Sekundäre. Mit der fälschlichen Voranstellung der Wertbeziehung hängt es zusammen, wenn RICKERT ebenso wie WINDELBAND die Bedeutung des Akts der Anerkennung und des Urteils für die Wahrheit besonders betont. Nun spielt diese logische Anerkennung gewiß eine wichtige Rolle, und das Urteil ist eben die Form, in der wir die Wahrheit erfassen, aber es ist darum nonch nicht die Wahrheit selbst. Nicht die Anerkennung oder das Urteil macht erst die Wahrheit möglich, sondern umgekehrt, nur weil die Wahrheit gilt und weil systematische Erkenntnis möglich ist, kann das Urteil die Form der Wahrheit sein. So zeigt sich auch hier ein fehlerhaftes Ausgehen vom Erkenntnissubjekt. Noch deutlicher wird das, wenn man prüft, worin RICKERT das Kriterium der Wahrheit erblickt. Dadurch daß das Urteil als Akt der Anerkennung eines Wertes bestimmt wird, erscheint es doch irgendwie als abhängig von einem Wertgefühl, und die Wahrheit offenbart sich in einem Gefühl der Evidenz. RICKERT bemüht sich zwar ähnlich wie HUSSERL die psychologische Färbung des Begriffs eines Evidenzgefühls abszustreifen, aber es gelingt ihm ebensowenig ganz, und die gleichen Einwände wie gegen HUSSERL gelten auch bei ihm. LAPP sagt richtig: Das Evidenzgefühl läßt sich
So gelingt es allerdings auch RICKERT nicht, die Logik und Erkenntnistheorie in methodischer Reinheit zu begründen, so sehr er sich bemüht, alle psychologistischen Spuren zu tilgen, und so berechtigt seine Kritik des Psychologismus in vielen Punkten erscheint. 1. Leonard Nelson Eine eigentümliche Wendung erfährt der kantische Transzendentalismus in der psychologischen Vernunftkritik, wie sie FRIES und seine Nachfolger, besonders der Neufriesianer LEONARD NELSON, aufstellen. NELSON betrachtet in seiner Schrift "Über das sogenannte Erkenntnisproblem" (35) den Transzendentalismus RICKERTs geradezu "als Beispiel eines versteckten Psychologismus". Er wirft RICKERT vor, daß sein Reden vom Willen als Voraussetzung der Wahrheit, von der Anerkennung im Urteil eigentlich doch nur eine gewisse psychologische Bedeutung besitzt, daß aber RICKERT fälschlich diese psychologische Bedeutung in eine logische Notwendigkeit umdeutet. RICKERTs Transzendentalismus gerät so in denselben Zirkel wie der Psychologismus: die genetischen psychischen Ursachen werden mit den logischen Gründen der Gültigkeit verwechselt. Aber NELSON wird RICKERTs Erkenntnistheorie damit zweifellos nicht gerecht. Die Fehler RICKERTs liegen in einigen methodisch falschen Voraussetzungen, die allerdings auf Vorurteilen beruhen, aber man darf die Begriffe RICKERTs darum nicht ohne weiteres psychologistisch interpretieren, denn der Erkenntnistheoretiker wird es gar nicht vermeiden können, daß er zur Bezeichnung logisch-erkenntnistheoretischer Begriffe Worte gebraucht, die auch eine psychologische Bedeutung haben, und in dieser Doppeldeutigkeit liegt noch kein Psychologismus. Auch die Erkenntnistheorie muß wohl eine petitio principii [es wird vorausgesetzt, was erst zu beweisen ist - wp] begehen, insofern als sie die Möglichkeit des Erkennens und die Gültigkeit einer Wahrheit überhaupt voraussetzt, aber dieser Zirkel ist ein ganz anderer als der des Psychologismus, der die Wirklichkeit psychischer Subjekte und psychischer Vorgänge voraussetzt, aus denen er die logische Gültigkeit der Wahrheit ableiten will. Das sogenannte Erkenntnisproblem, dessen Trügerisches NELSON nachweisen will, ist in Wahrheit gar nicht das eigentliche Problem der Erkenntnistheorie. Nach NELSON verwickeln sich der Psychologismus wie der Transzendentalismus in gleicher Weise in Schwierigkeiten, weil sie eben auf das "erkenntnistheoretische Vorurteil" gegründet sind. Dieses besteht darin, daß die Erkenntniskritik "den Grund der philosophischen Grundsätze enthält", daß sie ein System von Beweisen der Erkenntnis aufdeckt. Das besondere psychologistische Vorurteil besteht nun in der Ansicht, daß der Grund der philosophischen Prinzipien in der inneren Erfahrung liegt. Tatsächlich aber kann die Psychologie, ebensowenig wie die rationale Erkenntnistheorie, diesen Grund nicht ausfindig machen, wohl aber ist eine kritische psychologische Ableitung der logischen Grundsätze, eine "Begründung" möglich, und hierin besteht eben die psychologische Vernunftkritik. Man wird NELSONs Unterscheidung von Grund und Begründung schon rein sprachlich, aber auch sachlich etwas gewaltsam finden. In Wahrheit kann die Erkenntnistheorie nicht behaupten wollen, den letzten Grund der obersten logischen Grundsätze direkt beweisen zu können, sonst wären diese ja gar nicht die letzten Voraussetzungen aller Erkenntnis, wir können nur sagen, daß wir ohne sie die Möglichkeit von Erkenntnis gar nicht begreifen würden und daß sie darum notwendige Grundvoraussetzungen sind, aber ihre Aufweisung und eine kritische Ableitung der Erkenntnisse ist sehr wohl auf logischem und erkenntnistheoretischem Weg möglich. Allerdings enthält somit die Erkenntnistheorie in gewissem Sinn einen Zirkel, aber man muß ihn, wie LOTZE sagt, nur "reinlich begehen" (36), dann wird er nicht fehlerhaft, ja er ist notwendig. Im Grunde zeigen auch alle Wissenschaften eigentlich in ihren Prinzipien einen Zirkel, und man muß diesen Zirkelcharakter im Wesen des Denkens selbst begründet sehen. Der Grundsatz des "Selbstvertrauens der Vernunft", auf dem die Erkenntnistheorie ruht, ist nichts anderes als das Gesetz der Selbsterhaltung für die Erkenntnis überhaupt, er besagt nur, daß die Aufhebung der Erkenntnis selbst widerspruchsvoll und sinnlos, ja einfach unmöglich ist. Ihre Rechtfertigung aber findet die Erkenntnis mit ihren Prinzipien im System der Erkenntnis, zu dem sie notwendig hinstrebt und das selbst die Grundbedingung ihrer Möglichkeit darstellt. Dieses System bedarf keiner Stütze außerhalb seiner, ja es würde dadurch seinen selbständigen und grundlegenden Charakter für alles Erkennen verlieren, vielmehr besitz es seinen Halt notwendig in sich selbst. So hat die logische Erkenntnistheorie mit ihren obersten Grundsätzen gar keinen besonderen Beweis nötig, sie muß einen solchen geradezu als unmöglich ablehnen. Die psychologische Vernunftkritik von FRIES und NELSON aber begründet die Erkenntnis gerade nicht aus sich selbst heraus, sondern macht sie von besonderen psychologischen Voraussetzungen abhängig, deren logische Gültigkeit erst zu prüfen wäre, und bedeutet dadurch eine falsche Beschränkung der eigentlichen Vernunftkritik. Insofern steht sie doch unter dem Zeichen des Psychologismus, so sehr NELSON das ablehnen möchte. Viel tiefer und in anderer Weise begründet sind die Einwände, welche JOHANNES REHMKE gegen die herkömmliche Erkenntnistheorie erhebt (37). Er sucht dabei in scharfsinniger Weise den Psychologismus in all seinen Verzweigungen aufzudecken und faßt den Begriff des Psychologismus weiter als HUSSERL oder die Transzendentalisten. Ein Schüler REHMKEs, DIMITRI MICHALTSCHEW hat in seinen "Philosophischen Studien (Leipzig 1909) die Gedanken von REHMKEs Kritik des Psychologismus mit polemischer Beziehung auf die zeitgenössische Literatur ausgeführt. REHMKE selbst hat seine eigenen Theorien in seinem Werk "Philosophie als Grundwissenschaft" (Leipzig und Ffm 1910) entwickelt. Er will ein Grundvorurteil aller bisherigen Erkenntnistheorie aufweisen und ersetzt die Erkenntnistheorie durch eine philosophische "Grundwissenschaft". Das erkenntnistheoretische Vorurteil besteht nach REHMKE in der Voraussetzung eines Dualismus zwischen dem im Bewußtsein gegebenen Erkennen und einem irgendwie unabhängigen Gegenstand der Erkenntnis, zwischen Realem und Idealem, Wirklichkeit und Wert, Immanentem und Transzendentem: dieser Dualismus macht ein wirkliches Bestimmen des Gegebenen unmöglich, er setzt zwei verschiedene Reiche, zwischen denen nur scheinbar eine Verbindung hergestellt wird. In der Psychologie ist der Gegensatz der Seele zum Leib und zur Außenwelt eine notwendige Voraussetzung, die psychologistische Erkenntnistheorie aber setzt nun auch das Erkennen als solches in Beziehung zu einem unabhängigen, nichtgegebenen Gegenstand, der entweder naiv als ein außerhalb des Bewußtseins befindliches Ding oder in verfeinerter Weise als gedachtes Transzendentes, als ein ideales Sein oder als ein Sollen, nach dem das Erkennen sich zu richten hat, gedeutet wird. Die Bemühung, den Gegensatz zu überbrücken, ist illusorisch, da dieser Gegensatz bereits im Ansatz der Erkenntnistheorie vorhanden ist. Auch der Transzendentalismus RICKERTs, selbst der Logismus HUSSERLs werden auf diese Weise in den Psychologismus einbezogen. Bei RICKERT steht der Erkenntnisgegenstand zwar nicht als ein vom Bewußtsein geschiedenes transzendent Seiendes der Erkenntnis gegenüber, aber doch als ein Wert, der anerkannt werden muß. Und bei HUSSERL bleibt der Gegensatz von Realem und Idealem in der Erkenntnistheorie. Die idealen Wesenheiten HUSSERLs sind, wie MICHALTSCHEW sagt, "nichts als das Transzendente der psychologistischen Erkenntnistheorie" (38). So ist der Psychologismus nach REHMKE nicht etwa wie bei HUSSERL nur ein skeptischer Relativismus, sondern er ist ein metaphysisch verhüllter Dualismus. Die bisherige Erkenntnistheorie hat psychologische oder metaphysische Begriffe in ihre Voraussetzungen aufgenommen, während doch der Gegensatz eines psychologischen und metaphysischen Subjekts und eines irgendwie ihm gegenüberstehenden Anderen kein eigentlich erkenntnistheoretisches Problem ist. Logisch-erkenntnistheoretisch brauchen nicht wie in der Psychologie irgendwelche Bestimmtheiten des Bewußtseins vorausgesetzt zu werden, sondern nur der Bewußtseinsbesitz als Gegebenes. Die Grundwissenschaft läßt daher keinen Dualismus in ihren Voraussetzungen zu, sondern sie geht vom Gegebenen schlechthin aus und sucht dieses zu bestimmen. REHMKE trifft mit seiner Kritik die übliche Erkenntnistheorie in scharfer Weise und beseitigt radikal alle Spuren von Psychologismus und Metaphysizismus in ihr. In bedeutungsvoller Weise bemüht er sich demgegenüber, in seiner Grundwissenschaft eine rein logisch-philosophische Methode zur Geltung zu bringen. Im dualistischen Ansatz der Erkenntnistheorie beruth allerdings der Grundfehler, den man wohl mit Recht als ein Kennzeichen des Psychologismus ansehen kann. Es muß aber vielmehr die Einheit vorausgesetzt werden, wenn Erkenntnis überhaupt und eine systematische Einheit der Erkenntnis möglich sein soll. Dazu gehört, daß der Gegenstand nicht etwa ist, das dem Erkennen in irgendeiner Weise fremd wäre und erst in eine Beziehung zu ihm treten müßte, sondern daß er nur als Erkenntnisgegenstand und als nichts anderes gilt. Darum genügt in der Tat das "Gegebene" schlechthin als Ansatz, so wie es REHMKE darstellt. Es ist das Verdienst REHMKEs, diese Gedanken konsequent durchgeführt zu haben. Damit ist gezeigt, wie tief der Psychologismus in die Grundlegung der Philosophie überhaupt eingreift und welche prinzipielle Bedeutung seine Kritik besitzt. Dem Psychologismus auf logischem Gebiet geht REHMKE in seiner "Logik" (Leipzig 1918) zuleibe. Alle Redewendungen vom "Bewußtseinsinhalt" und von irgendeiner "Tätigkeit" des Denkenden oder einer "Wirkung" ins Bewußtsein gelten ihm als Zeichen von Psychologismus, mögen sie in realistischer oder in idealistischer Form ausgesprochen sein. Auch KANT ist für REHMKE ein Psychologist: sein Begriff der "Synthesis" setzt doch irgendwie eine "innere Tätigkeit" des Bewußtseins voraus, auch die Unterscheidung von synthetischen und analytischen Urteilen bei KANT ruht auf psychologistischen Annahmen (39). Die Logik soll nach REHMKE als "Wissenslehre" sich auf das Gegebene überhaupt "als Gedachtes" beziehen und keiner Anleihe von anderswoher bedürfen, weder aus der Psychologie noch der Erkenntnistheorie noch der Grammatik, nur benötigt sie einer "unumgänglichen Unterlage" durch die Grundwissenschaft. Hier ist also eine radikale Ausschaltung des Psychologismus in jeder Form versucht. Selbst in den Kreisen der Psychologen wendet man sich allmählich immer mehr gegen den Psychologismus. Aber natürlich geht man hier nicht radikal in der Bekämpfung vor und sucht, wenn man auch das Psychologistische ablehnt, doch möglichst viel Psychologisches zu retten. WILHELM WUNDT drängt in seinem Aufsatz über "Psychologismus und Logizismus" [wu-psylog1] (40) auf eine Beseitigung psychologistischer Begriffe aus der Logik und Erkenntnistheorie. Dem Psychologismus in der Logik, wie er ihn bei MILL, SIGWART, SCHUPPE, BRENTANO, ERDMANN findet, stellt er den Logizismus gegenüber, der mit dem Rationalismus zusammenhängt und ebenso in der Psychologie wie in der Logik und Erkenntnistheorie auftritt. Die reine Logik HUSSERLs lehnt WUNDT ab und fordert demgegenüber eine erkenntnistheoretische Begründung der Logik. Die psychologischen und metaphysischen Probleme der Außenwelt und des Ich werden dabei ausgeschaltet. Es ist nach WUNDT eine unmögliche Aufgabe für die Erkenntnistheorie, daß sie die Entstehung einer Außenwelt aus dem Erkennen erklären soll. Die Psychologie hat es allerdings mit den gegenseitigen Beziehungen zwischen Seelischem und der Außenwelt zu tun, für die Erkenntnistheorie aber ist die Außenwelt ein gegebener Erkenntnisinhalt, und sie fragt nicht nach der Entstehung, sondern nach den Bedingungen der Gültigkeit und der Wahrheit. Ebenso ist der Begriff des Ich ein psychologisches und metaphysisches, kein erkenntnistheoretisches Problem; der Begriff des denkenden Subjekts bedeutet in der Erkenntnistheorie, wie WUNDT sagt, "nur den Inbegriff der Denktgesetze selbst, die sich in den Akten des Erkennens bestätigen". (41) Den Evidenzbegriff aber sieht WUNDT als einen Grundbegriff der Erkenntnistheorie an, obgleich er die psychologistische Annahme eines besonderen Evidenzgefühls verwirft. Er unterscheidet die begriffliche Evidenz, wie sie in der Mathematik und der Metaphysik eine Rolle spielt, und die anschauliche Evidenz und dann auch noch die unmittelbare und die mittelbare Evidenz. Die Sätze der Identität und des Widerspruchs sind seiner Ansicht nach in unmittelbarer Evidenz gegeben und stammen aus der empirischen Anschauung, obgleich sie auch nach Abstraktion des bloß erfahrungsmäßigen Gehaltes ideale Gesetze des Denkens bilden, die in keiner einzelnen Anschauung verwirklicht werden können. Gegen diese Bestimmungen lassen sich jedoch wohl mancherlei Bedenken erheben. Im Grunde betrachtet WUNDT damit doch nur die psychologische Genesis der obersten logischen Sätze und führt psychologische Begriffe dabei ein. Vom logischen Gesichtspunkt aus kann man nicht von einem Gegebensein in unmittelbarer Anschauung und von der Gewinnung eines idealen Normcharakters durch Abstraktion der empirischen Bestandteile sprechen. Logisch betrachtet sind die logischen Prinzipien nicht empirisch entstandene Abstraktionen, denn die Frage nach ihrer tatsächlichen Entstehung gehört gar nicht in die Logik oder die Erkenntnistheorie, sondern sie sind Grundvoraussetzungen des Denkens und als solche ohne weiteres nichtempirisch und rein. Das empirisch Vorgefundene setzt ihre Gültigkeit bereits voraus, und es gilt selbst insoweit, als es die logischen Gesetze der Geltung in sich enthält, diese sind als logisch das Prius, nicht etwa das empirisch Konkrete. Der Begriff der "unmittelbaren Evidenz" auf sie angewandt könnte nur bedeuten, daß sie als Grundvoraussetzungen der Erkenntnis nicht in sinnvoller Weise geleugnet werden können, denn ihre Leugnung würde alle Erkenntnis zunichte machen und sich selbst ad absurdum führen. Aber nicht darauf kommt es logisch-erkenntnistheoretisch an, ob sie unmittelbar evident sind oder nicht, sondern darauf, daß sie Prinzipien des Denkens sind und darum vermeidet man den Begriff der unmittelbaren Evidenz besser, da er doch immer eine psychologische Färbung besitzt. Wenn WUNDT behauptet, der Logizismus bewege sich in einem Zirkel, indem er die logischen Gesetze für evident erklärt, die Evidenz selbst aber wieder auf die Gültigkeit der logischen Gesetze gründet, so ist das nicht stichhaltig zugunsten WUNDTs eigener Lehre, sondern es zeigt nur die problematische Natur des Begriffs der Evidenz. Die systematische Gültigkeit der logischen Gesetze ist doch das Primäre, und nur an der Bewährung im Erkenntnissystem kann der Wert der Evidenz gemessen werden. Die Unaufhebbarkeit und Notwendigkeit sichert den obersten Prinzipien ihre hervorragende Stellung, darum läßt sich die Gültigkeit der aus ihnen abgeleiteten Sätze aufgrund ihrer widerspruchslosen Ableitung feststellen; maßgebend aber ist in diesem wie in jenem Fall in gleicher Weise die Beziehung im System: auf die Einheit des Systems werden die obersten Sätze ebenso wie alle abgeleiteten bezogen, und in ihr liegt ihre Gültigkeit begründet. Nur wird man den herkömmlichen Begriff der Evidenz aufgeben müssen und ihn nicht, wie das WUNDT tut, für einen logisch-erkenntnistheoretischen Fundamentalbegriff erklären können. WUNDT zeigt sich eben doch noch durch die psychologische Fragestellung beeinflußt. ![]() Immer wieder tritt zutage, wie schwer es ist, bei aller Kritik des Psychologismus eine rein logisch-erkenntnistheoretische Methode durchzuführen. So gewährt die Betrachtung des Kampfes gegen den Psychologismus von seiten der modernen Logik und Erkenntnistheorie ein eigentümliches Bild. Von den verschiedenen Gesichtspunkten her hat die Kritik eingesetzt, in mannigfachen Formen hat man den Psychologismus aufgedeckt, um ihn zu vertreiben, aber fast stets hat eine Nachprüfung noch zurückbleibende Spuren gefunden. Mitunter ging man zu sachte vor, mitunter geriet man gerade durch einen scheinbaren Radikalismus wieder in gerügte Fehler. Meine Erörterung konnte nur einige Gedankengänge in der modernen Kritik des Psychologismus hervorheben. Natürlich existieren noch andere anti-psychologistische Richtungen und werden noch andere Argumente vorgebracht. Aber die hier behandelten sind wohl charakteristisch und prinzipiell bedeutsame genug. Als Ergebnis all dieser Darlegungen aber läßt sich jedenfalls feststellen, daß die Übertragung psychologischer Voraussetzungen und psychologischer Gesichtspunkte in die Logik und in die Erkenntnistheorie verwerflich ist. Man muß die Eigenart der logischen und erkenntnistheoretischen Methode anerkennen und einsehen, daß die Bedingungen und Ziele der Psychologie andere sind als die der Logik und Erkenntnistheorie, daß die Problemstellungen der verschiedenen Wissenschaften nicht durcheinander geworfen werden dürfen. Die unberechtigten Ansprüche der empirischen Psychologie sind daher zurückzuweisen. Fast noch gefährlicher als der offene Psychologismus ist der versteckte Psychologismus, der zwar die gegenseitige Selbständigkeit von Psychologie und Erkenntnistheorie gelten lassen will, aber trotzdem immer wieder psychologische Begriffe und psychologische Probleme mit erkenntnistheoretischen vermischt. Aber auch der Logizismus ist abzuweisen, der aufgrund einer Verabsolutierung rationalistischer, letzten Endes doch psychologisch oder metaphysisch bedingter Annahmen alle Beziehungen zur Psychologie und schließlich die Psychologie selbst leugnet und ohne Rücksicht auf Erfahrung ein System konstruieren zu können meint. Es ist nicht damit genug getan, daß man den Psychologismus kritisiert und die Logik und Erkenntnistheorie von der Psychologie scheidet, man muß auch das logisch-erkenntnistheoretische System psychologiefrei begründen und durchführen.Und man muß nicht nur die Unterschiede zwischen Psychologie und Logik aufsuchen, sondern darf auch die gegenseitigen Beziehungen darüber nicht vernachlässigen. Wenn Logik und Erkenntnistheorie ihre Unabhängigkeit von der Psychologie behaupten, heißt das doch nur, daß sie eine methodische und systematische Selbständigkeit besitzen, die durch psychologische Untersuchungen und psychologische Begriffe nicht begründbar ist, es bedeutet aber nicht, daß sie beziehungslos nebeneinander liegen müssen. Denn die Wissenschaften stehen in mannigfachen wechselseiten Relationen, ohne darum direkt voneinander abhängig zu sein. Sie bilden für sich zusammenhängende Gebiete, die in einem systematischen Relationszusammenhang der Erkenntnis untereinander verbunden sind. Wenn man die Eigenart der verschiedenen wissenschaftlichen Methoden durchführt, dann braucht man die Beziehungen der einzelnen Wissenschaften zueinander nicht außer acht zu lassen, bearbeiten sie doch größtenteils dasselbe Material, nur unter verschiedenen Gesichtspunkten. Für die Logik und Erkenntnistheorie können psychologische Untersuchungen als Vorbereitung, als Hilfe, als Ergänzung unentbehrlich sein, sie können die Auffindung logischer Gesetze erleichtern und dann die Einsicht in ihre Anwendung ermöglichen, sie können durch die Heraushebung des Psychologischen einer falschen Auffassung des Logischen entgegenarbeiten. Allerdings wird hier meist nicht eine genetische, sondern eine beschreibende Psychologie von Wichtigkeit sein, aber die Ergebnisse der Psychologie überhaupt dürfen von der Logik und Erkenntnistheorie nicht übergangen werden, nur verwerten diese Wissenschaften sie in ganz anderer Weise, heben oft eine ganz andere Seite an ihnen hervor und treffen eine andere Auswahl, das Psychologische wird umgewertet oder überhaupt erst gewertet, wenn es eine erkenntnistheoretische Bedeutung erhält, und bedarf einer logisch-erkenntnistheoretischen Rechtfertigung. Umgekehrt aber ist eine logische oder erkenntnistheoretische Klärung vielfach auch von Nutzen für die psychologische Untersuchung. So kann gerade die Betonung der Reinheit der wissenschaftlichen Methoden und die Ablehnung einer Vermischung der Voraussetzungen und Ziele der Wissenschaften, wie sie der Psychologismus in der Logik in der Erkenntnistheorie darstellt, die wahren wechselseitigen Beziehungen der Wissenschaften erkennen und würdigen lehren. Hier genauere Bestimmungen zu finden, dazu sind besondere wissenschaftssytematische Untersuchungen notwendig. ![]() ![]()
1) Benno Erdmann, "Logik", Bd. 1 (zweite Auflage) 1907. 2) Sigwart, "Logik", vierte Auflage 1911, Bd. 1, Seite 24. 3) Alexius von Meinong, Über Annahmen (erste Auflage Leipzig 1902), Seite 196; (zweite Auflage Leipzig 1910), Seite 97. 4) Logos, Bd. III, 1. 5) Meinong, Über Annahmen (erste Auflage) Seite 196. 6) Höfler, Sind wir Psychologisten?, Atti del V. congresso internationale di psicologia (Roma 1906), Seite 323. 7) Meinong, Über die Stellung der Gegenstandstheorie im System der Wissenschaften (Leipzig 1907), Seite 142. 8) ebd. Seite 148. 9) neue Ausgabe Leipzig 1911, Seite 165f. 10) Lipps, Inhalt und Gegenstand, Sitzungsbericht der bayrischen Akademie, Philosophisch-historische Klasse, 1905. 11) Lipps, Psychologie, Wissenschaft und Leben, Festrede gehalten in der königlich-bayrischen Akademie der Wissenschaften, München 1901, Seite 3. 12) Lipps, Inhalt und Gegenstand, a. a. O., Seite 629. 13) ebd. Seite 663 14) Lipps, Wege der Psychologie", Atti del V. congresso internationale di psicologia (Roma 1906), Seite 57f. 15) Lipps, "Zur Psychologie und Philosophie", Psychologische Untersuchungen, Bd. 2, 1 (Leipzig 1912). 16) Hermann Lotze, Die Philosophie in den letzten 40 Jahren (hg. von Georg Misch, Philosophische Bibliothek, Bd. 141), Seite CX. 17) Husserl erkennt im Vorwort zur zweiten Auflage seiner "Logischen Untersuchungen", Bd. 1, Seite XIII die veränderte Stellungnahme von Lipps an. 18) Hermann Cohen, Logik der reinen Erkenntnis, Berlin 1902, Seite 510. 19) Cohen, Kants Theorie der Erfahrung, dritte Auflage, Berlin 1918, Seite 785. 20) vgl. Karl Groos, Untersuchungen über den Aufbau der Systeme V, Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, Bd. 62, 1912, Seite 273f. 21) Cohen, Logik der reinen Erkenntnis, Seite 20 22) Cohen, ebd. Seite 21 23) Cohen, ebd. Seite 21 24) Cohen, ebd. Seite 16 25) Cohen, ebd. Seite 520 26) Cohen, ebd. Seite 16 27) Paul Natorp, Allgemeine Psychologie, Tübingen 1912, Seite 18 28) Natorp, Über objektive und subjektive Begründung der Erkenntnis, Philosophische Monatshefte, Bd. 23, 1887, Seite 257f. 29) Natorp, Philosophie und Psychologie, Logos IV, Tübingen 1913, Seite 202. 30) Rickert, Vom Begriff der Pilosophie, Logos, Bd. 1, 1910/11, Seite 23 31) Broder Christiansen, a. a. O., Seite 19. 32) Rickert, Zwei Wege der Erkenntnistheorie, Kant-Studien, Bd. 14, 1909, Seite 169f. 33) Rickert, Der Gegenstand der Erkenntnis, zweite Auflage, Tübingen 1904, Seite 130. Adolf Lapp, Die Wahrheit, Stuttgart 1913, Seite 31. 34) Adolf Lapp, Die Wahrheit, a. a. O., Seite 30. 35) Abhandlungen der Friesschen Schule, Neue Folge, Bd. II, Göttingen 1908. - Vgl. über Nelson auch meinen Aufsatz "Zur Kritik der Erkenntnistheorie", Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik", Bd. 149, 1913, Seite 86f. 36) Lotze, Logik, § 322 (Ausgabe Georg Misch, Seite 525). 37) vgl. auch meinen Aufsatz "Zur Erkenntnistheorie", a. a. O., Seite 96f. 38) Michaltschew, a. a. O., Seite 519. 39) Rehmke, Logik, Seite 152 und 376. 40) Wundt, Kleine Schriften I, 1910f, Seite 511f. 41) Wundt, Kleine Schriften I, Seite 621 |