p-4tb-1H. CzolbeM. SchelerW. SchappE. HusserlW. Reimer    
 
JULIUS SCHULTZ
Das Verhältnis des reinen Kritizismus
zum Phänomenalismus


"Ich nehme einmal an, wir sind alle  naive  Realisten, denken also über die Welt, wie Kinder und Alltagsmenschen denken. Die Dinge  sind,  wie wir sie sehen, tasten und schmecken; wir  erkennen  sie, indem wir ihr Wesen irgendwie  ergreifen;  - nach dem  Wie  zu fragen, ist uns nicht erlaubt bzw. wir verspüren keine Neugier danach."

"Die Wissenschaft besteht, unabhängig von jeder Weltanschauung, und behauptet sich durch ihre eigene Macht und  Weissagungskunst.  Kein Skeptiker ändert etwas daran, daß neue Tierarten entdeckt werden, daß die Ärzte sich jährlich neuer Gegengifte bedienen, daß die Physik mittels Differentialgleichungen und die Chemie mittels Verbindungsformeln die Welt beherrschen lehrt. Der Philosoph, der da meint, die Wissenschaften bedürften seines Patents, macht sich einfach lächerlich. Die Wissenschaften sind da als objektive Gewalten."

"Gültig  wird nämlich eine meiner Aussagen dadurch, daß ich sie jedem Mitmenschen beweisen kann, sofern er sie selber und den Beweisgang versteht. Beweisen aber heißt: den anderen zur Anerkennung  zwingen.  Und dafür gibt es zwei Mittel: die Evidenz der Sinne - und die Zurückführung auf Sätze, die jedermann so zwingen wie mich."


1.

Bekanntlich liebte man ehedem, nach SCHOPENHAUERs Voranschreiten (1), die Kritik der reinen Vernunft im "psychologistischen" Sinn zu lesen und ihre Originalität in der Subjektivierung der Anschauungs- und Denkformen und dem daraus folgenden Phänomenalismus zu suchen. Heute hat man es anders gelernt (2): KANT meinte seine Lehre "erkenntnistheoretisch"; nicht die Beschaffenheit unseres Verstandes, sondern die bestehende Wissenschaft ist sein Ausgangspunkt; die Bedingungen für ihre Geltung, nicht irgendwelche angeborenen Eigentümlichkeiten des menschlichen Geistes sind ihm "apriori". Und nur, wer diese Betrachtungsweise teilt, darf sich einen "Kritizisten" im engeren Wortsinn nennen.

"Reiner Kritizismus" also heißt uns jede Erkenntnistheorie, die von den psychologischen Voraussetzungen des Erkennens als eines subjektiven Vorgangs völlig absieht und nur die objektiven Grundlagen der objektiv uns vorliegenden Wissenschaft ins Auge faßt. - Ich denke, weder ein Anhänger noch ein Gegner der Richtung wird gegen jene historische Feststellung oder diese Definition etwas einwenden.

Es scheint mir aber eine überaus wichtige Frage bisher noch nicht genügend geprüft zu sein: ob nämlich der "reine Kritizismus" wirklich - wie man, glaube ich, sehr allgemein annimmt (3) - auch zum  Phänomenalismus  KANTs zu führen geeignet ist. Ich leugne das und möchte meine Gründe den Fachgenossen hiermit zur Diskussion vorlegen. Ich will mich dabei der äußersten Kürze nach Kräften befleißigen; denn ich habe oft bemerkt, daß in diesem Meer von Mißverständnissen, welches wir heute Erkenntnistheorie nennen, jede zu breite Darstellung ohne Rettung zerfließt. Je gedrungener sich eine Gedankenkette vor dem Leser spannt, desto klarer fällt die Entwicklung aus, und desto leichter wird die Nachprüfung.


2.

Der erste Obersatz des "reinen Kritizismus" ist: daß gültige Wissenschaft existiert. "Mathematik und Mechanik", sagte KANT; wir finden heute seine Auswahl etwas eng; immerhin, zu unseren Zwecken dürfen wir uns vorläufig daran halten. Jede Wissenschaft besteht nun aus Urteilen; in jedem Urteil aber stecken neben den wechselnden - den eigentlich "belehrenden" - Sonderheiten gewisse scheinbar "selbstverständliche" Elemente, die stets wiederkehren. Diese lassen sich auf eine kleine Anzahl von Urbegriffen und Urformen der Anschauung zurückführen. "Formen", sage ich mit KANT; man mäkelt gern am Ausdruck; aber jeder andere litte an ähnlichen Mängeln, da nun einmal unsere Sprache nicht auf philosophische Unterscheidungen eingerichtet ist; genug, wenn der Fachmann weiß, was gemeint ist.

Ohne Raum, zeit und Kategorien (gleichviel, ob KANTs Tafel fehlerfrei ist) läßt sich überhaupt kein Urteil fällen (4); da aber schon der Anfang aller eigentlichen "Erfahrung" Urteile voraussetzt, so kann die Erfahrung selber jene Unumgänglichkeiten nicht lehren; sie sind mithin "vor" jeder Erfahrung, "a priori".

Bisher war die Gedankenfolge gänzlich klar, eine bloße Analyse, die jeder wiederholen kann, der sich die Mühe gibt, z. B. irgendeinen mathematischen Lehrsatz auf seine Bestandteile hin zu untersuchen. Wer bis hierher nicht beistimmt, verbessert nicht den Kritizismus, sondern mißversteht ihn. Wer ihn versteht, stimmt bei.

Und ebenso korrekt ist dann auch der Schluß: da es gültige Wissenschaft gibt (oder meinetwegen geben "soll"): so müssen wir auch das "Apriori" ohne weiteren Beweis als gültig annehmen, ohne welches Wissenschaft nicht möglich wäre. So nämlich schließt der Kritizist folgerichtig (5); nicht umgekehrt. Man liest wohl die Behauptung (6), die Erkenntnistheorie habe die Wissenschaft gleichsam zu sanktionieren. Es sei die Geltung unserer Erfahrungsurteile zu begründen; die Möglichkeit objektiver Erkenntnis zu sichern usw. Nichts davon: gerade das alles steht ja als Prämisse fest (7), und der Schluß geht auf die Gültigkeit der Axiome, d. h. der zu Urteilen umgestalteten Anschauungs- und Denkformen.

Von hier nun läßt sich sofort zur Logik und Methodenlehre gelangen (8). Durchaus aber nicht zu irgendeiner Weltanschauung, am wenigsten zum Phänomenalismus. Das ist leicht zu zeigen.


3.

Ich nehme an, es wäre noch nie jemand auf die Idee gekommen, philosophieren zu wollen, und wir wären alle "naive Realisten", dächten also über die Welt, wie Kinder und Alltagsmenschen denken. Die Dinge "sind", wie wir sie sehen, tasten und schmecken; wir "erkennen" sie, indem wir ihr Wesen irgendwie "ergreifen"; - nach dem "Wie" zu fragen, ist uns nicht erlaubt oder wir verspüren keine Neugier danach. Auch dann noch kann die Wissenschaft bleiben, was sie ist; denn von der "Realität" bemerkt jeder einzelne immer nur winzige Stücke; es ist nötig, die "Erfahrungen" mitzuteilen, aufzusammeln, zu ordnen. Dieser Aufgabe dient z. B. - ich bemerke das, um Mißverständnisse von vornherein zu begegnen - die mathematische Physik; die beschreibt wohl das Licht als Wellung oder elektromagnetische Schwingung; aber all das ist vorläufig nur als eine geschickte und erfolgreiche Symbolik zu betrachten; der Rasen bleibt trotz derselben objekti und "in Wirklichkeit" "grün", ganz wie wir ihn sehen. - Da nun die Wissenschaft unsere Bedürfnisse in immer steigendem Maß befriedigt hat und befriedigt, so "gilt" sie selbstverständlich; diese Prämisse KANTs unterschreibt mithin auch der Nicht philosoph willig.

Und eben daß er über die Natur des Wahrnehmungsprozesse nicht nachdenkt, macht es ihm leichter als dem Philosophen, sich auch weiterhin den kritischen Methoden anzuschließen. Sein gültiges Wissen hat er in Händen; nur ein Querkopf könnte es ihm abstreiten. Mochte vor ARISTOTELES ein Skeptiker immerhin Figur machen: nach NEWTON und FARADAY, LAPLACE und DARWIN könnte er bloß noch den Hanswurst spielen. Was soll mithin den "naiven Realisten" hindern, die Erfahrung, von deren Gültigkeit er völlig überzeugt sein darf, mit KANT zu analysieren und so ihre letzten Voraussetzungen zu entdecken? Ich nehme der Einfachheit wegen an, er geriete dabei auf dieselben Elemente wie sein Meister (denn daß ich persönlich die Kategorientafel etwas anders entwerfen würde, hat mit meinem jetzigen Thema nichts zu schaffen); so bleibt die Frage übrig: wie würde er als Nichtphilosoph über dieses "Apriori" urteilen?

Er würde, denke ich, zuvörderst die sprachlose Apperzeption von der in Sätzen daherschreitenden wissenschaftlichen Erfahrung unterscheiden. Die Bedingungen für jene, nämlich Raum, Zeit, Gleichheit, Identität, Zahl, aber wohl auch Substanzialität und Kausalität würde er getrost in die "objektive Wirklichkeit" verlegen. Beispielsweise sind ihm die Dinge räumlich ausgebreitet, so gut, wie sie farbig "sind", und darum können wir sie erkennen und mathematisch packen; "wären" sie unräumlich, so stände es um alles Apperzipieren übel, noch übler um die wissenschaftliche Erfahrung; insofern mag der Raum immerhin gern "apriori" heißen; aber subjektiv braucht dieses Apriori durchaus nicht zu sein, sofern wir wirklich nur die kritizistische Methode befolgen; denn im Begriff der Erfahrung als solcher steckt nichts, was uns zu dieser Annahme nötigen würde; und in der Tat ist ja wohl der größte Teil der Geometrie von Männern aufgebaut, die den Raum als eine äußere Realität ruhig voraussetzen; schuf nun EUKLID vermutlich von dieser Voraussetzung aus seine Geometrie, NEWTON seine Mechanik, so kann auch die entgegengesetzte Voraussetzung unmöglich in eben dieser Geometrie und Mechanik enthalten sein; oder die Schlußketten der beiden Denker müßten nachweislich bestimmte logische Fehler enthalten: das aber dürfte schwierig werden, zu erweisen.

Andererseits würde unser Nichtphilosoph die Kategorien der Qualität und Modalität zwar gewiß dem Subjekt zuschieben und sie als Bedingungen des wissenschaftlichen Urteilens und Schließens gerne anerkennen, in diesem Sinne also auch sie willig "Apriori" taufen; er würde aber keineswegs einräumen; daß sie die Beschaffenheit der "Realität" veränderten; denn was liegt einem wirklichen Gegenstand daran, ob ich ihn mit negativen oder mit bejahenden Urteilen beschreibe, ob ich sein Dasein gegenüber "möglichen" Phantasievorstellungen und dem "notwendig" geltenden Identitätssatz als "wirklich" beurteile oder nicht? Täte ich es nicht, er bliebe dennoch steif und starr, was er einmal "ist". Kurz und gut: der Kritizist kann den Nichtphilosophen wohl zur Anerkennung apriorischer Elemente in seiner Erfahrung nötigen; doch wird dieser dann ein objektives und ein subjektives Apriori unterscheiden, das objektive der Natur der Dinge zuschreiben, dem subjektiven keinen Einfluß auf die Wirklichkeit verstatten - und somit ruhig in seinem "naiven Realismus" verharren, ohne daß der Kritizist ihm da weiter beikommen könnte.


4.

Nun aber erscheint dieser mit der stärksten von seinen Künsten. Er weist auf zweierlei hin, was vielleicht etwas schärfer auseinandergehalten werden könnte, als KANT tatsächlich tut.

Einerseits nämlich  verabsolutiert  die Wissenschaft, was die "Realität" ihr  angenähert genau  darbietet (9). Wir können uns Grenzen des Raums und der Zeit nicht vorstellen: also denken wir beide absolut grenzenlos. Wir sehen zwei Geraden, die mit einer dritten gleiche Winkel bilden, auf die weitesten Strecken in gleicher Entfernung nebeneinander herlaufen: wir nehmen sie als absolut "parallel". Wir haben an den Planetenbewegungen ein für unsere Bedürfnisse genügend genaues Zeitmaß: wir idealisieren den Begriff mit NEWTON. Wir beobachten, wie im Großen und Ganzen aus einer gegebenen Tatsache eine begleitende oder folgende sich erschließen läßt: wir fordern die Ausnahmslosigkeit und Einsinnigkeit der Kausalität.

Gewiß handelt es sich hier - auch für den Realisten - um ein subjektives Gedankenelement; und da ohne dasselbe keine exakte Wissenschaft zustande käme, wird es auch von jedem Standpunkt aus "apriori" anerkannt werden müssen. Aber der Nichtphilosoph kann es immer als bloße Konvention deuten (10); gewissermaßen als willkürliche Spielregel, die wir miteinander ausmachen, bevor wir Wissenschaft spielen; sie hat sich bisher stets trefflich bewährt; und daraus mögen wir dann optimistisch schließen, daß auch in der objektiven "Wirklichkeit" etwas unserem Denken Adäquates liegen muß; ohnehin wahrscheinlich, da wi selber ja auch "Wirklichkeit" sind (11). Einen Grund aber, die bisherige Wirklichkeit in ein "Phänomen" umzudeuten, liefert die Vorschrift der Verabsolutierung angenäherter Genauigkeiten keinesfalls.

Anders stünde es freilich, wenn die  apodiktische  Natur der apriorischen Sätze ohne weiteres klar wäre. Und auf diesen Punkt legt bekanntlich die "Kritik der reinen Vernunft" den größten Nachdruck. Daß die Denknotwendigkeit des Identitätsgesetzes und seiner Korollarien [Zusätze - wp] - und damit der formalen Logik - mit der Weltanschauung nichts zu schaffen hat, wird hierbei als selbstverständlich sofort zugegeben.

Es sollen nach KANT jedoch auch die Axiome der Geometrie und der reinen Mechanik, das Substanz- und das Kausalprinzip, mehr sein als letzte und allgemeinste Elemente der Erkenntnis, die uns nach vollzogener Analyse der Erfahrung unter den Händen bleiben, mehr als immer und überall wieder begegnende Tatsächlichkeiten, die wir uns absolut dachten, um für die exakte Wissenschaft einen sicheren Grund zu legen; mehr als Ausdrücke für jene Seiten der "Wirklichkeit", ohne die diese Wirklichkeit unerfaßbar und unbeschreibbar würde; mehr mithin als ein faktisches "Apriori", in dem Sinne, in dem der naive Realist ein solches anerkennen durfte. Sie sollen vielmehr eine  apodiktische Notwendigkeit  mit sich führen. Und dergleichen könnte allerdings eine bloße Realität schwerlich suggerieren (12).

Man verwische den Unterschied ja nicht. Der Nichtphilosoph wird z. B. den Regelmäßigkeitssatz für die Darstellung einer objektiven Eigentümlichkeit des Realen nehmen, kraft deren beim Eintreten gleicher Umstände wie früher auch die früheren Vorgänge sich zu wiederholen pflegen. Er wird leicht zugeben, daß ohne diese Eigentümlichkeit der Welt jede Erfahrung und erst recht jede Wissenschaft uns unmöglich würde; somit wird er gegen den Ausdruck "Apriori" hier nichts einwenden; und umso weniger, als er ferner einräumt, daß wir zu wissenschaftlichen Zwecken der Regel unbedingter zu glauben pflegen, als die loßen "Fakten" es eigentlich gestatten würden. In den Augen unseres Realisten jedoch subjektiviert weder die Tatsache jener Regelmäßigkeit das objektiv regelmäßige Universum, noch ändert diese unsere gläubige Willkür das mindeste an den etwa dennoch vorkommenden Ausnahmen und Wundern: wir sind, so mag der Mann urteilen, nur bisher mit unserer kühnen Verabsolutierung des "Gesetzes" noch so leidlich durchgekommen - und kommen hoffentlich auch künftig so durch.

Etwas ganz anderes wäre offenbar die Meinung, daß Verstöße gegen den Regelmäßigkeitssatz oder etwa die Negation eines mathematischen Axioms überhaupt sich nicht denken lassen.
    "Die Gegensätz aller Urteile über Wirklichkeiten lassen sich wenigstens denken; folglich stammen die Axiome nicht aus einer objektiven Wirklichkeit; sind demnach subjektiv; und da ohne ihre Geltung die Welt ein anderes Gesicht trüge, ist das uns vorliegende Gesicht eine Maske: die Welt ist ein Phänomenon."
Das heißt bündig geschlossen. Aber die heutigen Kritizisten vergessen, daß die Prämisse nicht mehr gilt.

Denn woher nehmen wir die Behauptung, die Grundsätze der Mathematik und der reinen Mechanik seien apodiktischer [unzweifelhaft gewisser - wp] Natur? Aus dem Bestehen und der Geltung dieser Wissenschaften selber doch schwerlich. KANT hat wohl geglaubt, sie möchten etwas von ihrer Heiligkeit und Strenge verlieren, wenn sie nicht auf Denknotwendigkeiten ruhten; indessen haben ihm die Forscher des folgenden Jahrhunderts nicht recht gegeben (13). Der naive Realist darf, ohne bei den Koryphäen der Physik und der Geometrie anzustoßen, ruhig erklären: es beschriebe die eine Wissenschaft die räumlichen, die andere die kinetischen Eigenschaften der Dinge; Eigenschaften, die sich tatsächlich allenthalben und immer wieder vorfänden; dies und der Umstand, daß man Ausnahmen von ihren Sätzen bisher nicht wahrgenommen hat, gäbe freilich beiden Disziplinen einen hohen Grad von Allgemeinheit und Sicherheit; von apodiktischer Notwendigkeit jedoch enthielten die synthetischen Grundsätze, die hier wie dort zugrunde lägen, nicht das mindeste. Der so argumentierende Nichtphilosoph würde dann etwa fortfahren: es sei ihm völlig klar, wodurch KANTs Irrtum entstanden ist. Erstens nämlich seien der synthetischen Axiome ganz wenige und sehr gewisse, solche, von deren Richtigkeit schon die vorwissenschaftliche Erfahrung jedes Kindes fest überzeugte, weil es sie eben immer und immer wieder bestätigt findet. Zweitens verleiht gerade diese Allgemeinheit und die konventionelle Verabsolutierung, die mit ihnen vorgenommen würde, den Sätzen etwas Abstraktes und Diktatorisches, was dann leicht mit apodiktischer Wesensart verwechselt würde. Drittens ständen unter den Grundlagen neben einzelnen synthetischen Behauptungen sehr viele willkürliche Definitionen, die dann freilich als solche "subjektiv" sein müßten. Viertens beständen beide Wissenschaften fast ganz aus Deduktionen; und diese allerdings, als der formalen Logik folgend, seien denknotwendig; nachdem man die wenigen Prämissen zugegeben hat; dadurch entsteht der Schein apodiktisch geltender Wissenschaften; und unwillkürlich übertrage man das so geweckte Vorurteil auf auf die Grundsätze selber. Schließlich nährt die bisherige Unfehlbarkeit und die exakte Genauigkeit beider Disziplinen die falsche Idee, als handle es sich dabei um Denknotwendigkeiten.

Man sieht, wer von der Geltung der Wissenschaft als seiner Prämisse ausgeht, der reine Kritizist also, wird den naiven Realisten schwerlich aus seiner Position drängen.

Hier will ich eine Nebenbemerkung über die Rolle der "Metageometrie" nicht unterdrücken. Der Kritizist, der von der Denknotwendigkeit der Geometrie auf die ihrer Axiome zurückschließt, wird offenbar durch das Bestehen in sich logischer Systeme, die auf entgegengesetzten Annahmen ruhen, in seiner Ansicht erschüttert werden (gesetzt, er gäbe die Lückenlosigkeit jener "sublimen" Schlußketten wirklich zu). Der Psychologist dagegen, welcher die Natur des menschlichen Denkens zum Ausgangspunkt nimmt, wird umgekehrt in seiner Lehre von der subjektiv-apodiktischen Natur der Grundsätze nur bestärkt, wenn er also folgert: einen anderen als den euklidischen Raum kann ich auf keine Weise vorstellen, nun lassen sich aber andere zumindest abstrakt denken; die Erfahrung kann zwischen den verschiedenen nicht sicher entscheiden; meine unbeirrbare Entscheidung für EUKLID stammt demnach weder aus der Logik noch aus der Erfahrung, muß mithin irgendwie aus meiner eigenen Organisation stammen.


5.

Die Notwendigkeit der  arithmetischen  Grundwahrheiten wird kaum geleugnet; mit umso größerem Recht aber dafür ihr "synthetischer" Charakter. Es scheint nämlich klar, daß die Arithmetik, anders als die Geometrie, auf dem Identitätssatz, also auf Definitionen beruth. Und  "A = A  kann doch die Art unserer Philosophie unmöglich beeinflussen.

Ich schicke die Forderung voraus, jede Einheit mit jeder anderen immer vertauschen zu dürfen; aus einer passenden Begriffsbestimmung der "Zahl" läßt sie sich, so oder so, leicht ableiten. Eine bloße Umformung jenes Postulats ist der Satz, daß es für das Resultat gleichgültig bleibt, in welcher Reihenfolge ich die Einheiten zähle, oder, mathematisch ausgedrückt:  1 + 1 + 1 + 1 ... = (1 + 1) + 1 + 1 ... = (1 + 1 + 1) + 1 ... = 1 + 1 + (1 + 1) ...  usw. Da nun z. B. "5" nichts anderes ist als eine Definition für:  "1 + 1 + 1 + 1 + 1":  so ist in der Tat:  "2 + 3 = 1 + 4 = 5"  nur ein "analytischer" Satz. Nach KANT soll er synthetisch sein: "Denn ich denke weder in der Vorstellung von  7  noch  5,  sondern nur "die Vorstellung von der Zusammensetzung beider." Aber in der Zusammensetzung beide denke ich allerdings, wenn ich überhaupt etwas denke, die Zusammensetzung von  (1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1);  und diese beiden Klammern zusammensetzen heißt gar nichts anderes, als bis  12  zählen. In der Tat kann man die niedere Arithmetik eine durch geschickte Definitionen abgekürzte Zählarbeit nennen. Der höheren liegen ein paar Axiome zugrunde, die man den geometrischen vergleichen dürfte; vorläufige rohe Feststellungen aus der "Zählpraxis" werden, zunächst vielleicht in konventioneller Weise (14) verabsolutiert - und der Erfolg beweist für die Ansätze.


6.

Fast hätte ich mir alle bisherigen Erörterungen sparen können, wenn ich einfach so geschlossen hätte:

Die Wissenschaft besteht, unabhängig von jeder Weltanschauung, und behauptet sich durch ihre eigene Macht und "Weissagungskunst". Kein Skeptiker ändert etwas daran, daß neue Tierarten entdeckt werden, daß die Ärzte sich jährlich neuer Gegengifte bedienen, daß die Physik mittels Differentialgleichungen und die Chemie mittels Verbindungsformeln die Welt beherrschen lehrt; kein Kritizist verleiht der Forschung höhere Würde durch die Aufweisung von Denknotwendigkeiten, und keiner entwertet sie durch die Ableugnung derselben; kein Phänomenalismus macht die Resultate der Gelehrsamkeit um ein Haar unglaubwürdiger, kein Realismus erhöht ihre Wirklichkeitsfarbe. Der Philosoph, der da meint, die Wissenschaften bedürften seines Patents, macht sich einfach lächerlich. Die Wissenschaften sind da als objektive Gewalten. Sie lassen sich analysieren: und so findet man ihre Grundsätze. Ob diese jedoch bloße Definitionen oder konventionelle Forderungen, Hypothesen oder vorwissenschaftliche Induktionen, apodiktische synthetische Sätze oder psychisch zwingende Postulate sind (die kantische Alternative ist viel zu knapp!): das ändert am wissenschaftlichen Charakter der Ergebnisse gar nichts; und aus diesem läßt sich daher auf die Natur jener Prinzipien auch gar nicht schließen. Die Auffindung und Verarbeitung der Prinzipien ist darum nicht unnütz; sie führt zur Logik und Methodik. So gewiß sich jedoch jede Logik und Methodik mit jeder Weltauffassung vertragen muß (denn auch noch das System eines Geisteskranken läßt sich methodisch und logisch darlegen; und wo die Logik "synthetisch" werden will, überschreitet sie allemal ihre Befugnisse): so gewiß läßt sich auf dem Weg des reinen Kritizismus keine Weltansich begründen; auch nicht der Phänomenalismus.

Aber ich gehe weiter. Im Ausgangspunkt des reinen Kritizismus liegt überhaupt kein Anlaß, zu "philosophieren", sofern man die formale Logik nicht Philosophie nennen will. Solange sich nämlich unser Denken mit dem beschäftigt, was wir alle, bevor wir Philosophen wurden, "Wirklichkeit" nannten - ich nenne es: "die erste Welt" -: so lange treiben wir "Wissenschaft", nicht Philosophie. Und worin soll nun der Anreiz liegen, über diese "erste Welt" hinauszugehen? - Die einen sagen: in den inneren Widersprüchen der "ersten Welt" (15). Aber solche werden sie ja nimmermehr auffinden. Ein innerer Widerspruch kann nur vorhanden sein, wo sich im Denken ein "Non-A" unvermerkt an die Stelle eines "A" schiebt; dergleichen Lässigkeiten auf Dinge übertragen, heißt mit Worten spielen. Niemand beurteilt die Veränderung mehr als Verstoß des Kosmos gegen den Identitätssatz; aber Ausnahmen vom Energieprinzip - wenn sich welche nachweisen lassen - oder von anderen Naturgesetzen, etwa zugunsten menschlicher Freiheit, wären ebensonotwendig "innere Widersprüche". Wenn die verschiedenen Wissenschaften auf widersprechenden Axiomen basierten, so möchte es eine Aufgabe sein, solche Gegensätze auszugleichen; bisher aber wüßte ich nicht, daß der Fall eingetreten wäre, es sei denn durch die Schuld theologisierender Philosophen. Also: der angeblichen Weltwidersprüche wegen braucht es keine Philosophie zu geben. - Andere (16) bringen, um die Notwendigkeit des Philosophierens zu erweisen, ihre "Gemütsbedürfnisse" an; aber für die sorgt jeder am besten mit Hausmitteln; Medizin für den Hausgebrauch gibt es da nicht. Dem einen Gemüt ist das ewige Auf-und-ab einer unendlich reichen Welt ein köstlicher Gedanke; das andere sehnt sich nach Veränderung und Fortschritt; jene Seele wünscht ihre Selbständigkeit gegenüber dem Naturlauf gesichert; diese fühlt sich unbehaglich bei der Idee einer Durchlöcherung der allumfassenden Kausalität; mancher bedarf eines persönlichen Gottes; man anderer findet die Vorstellung übernatürlicher Beeinflussungen seines Lebens unleidlich. Und so weiter, und so weiter. Möchte da doch jeder für sich und die Seinigen das Tröstlichste ausspinnen; wozu dergleichen mit besonderen Ehrentiteln belegen? - Weiter verlangt man eine Zusammenfassung der Ergebnisse so mannigfaltiger Wissenschaften; mit Recht, gewiß; aber eine Zusammenfassung ist noch nicht Philosophie, eher etwas wie Polyhistorie. - Und schließlich wünscht man "Erklärungen" dessen, was die Wissenschaft dunkel läßt. Ganz richtig, auch nach meiner Ansicht liegt hier die wirkliche Aufgabe des Philosophen. Nur sehe ich die Berechtigung der Forderung so lange nicht ein, als man im reinen Kritizismus verharrt. Die Wissenschaften sind da und durchgründen die "Welt"; soweit sich innerhalb der "gegebenen" Welt Erklärungen auffinden lassen, gehören diese noch in den Bereich der Wissenschaften selber; niemand kennt z. B. die elektromagnetische Lichttheorie oder DARWINs Selektionslehre "Philosophie" (zumindest nicht in Deutschland und Frankreich; der englische Sprachgebrauch ist ja ein anderer). Und was soll den "reinen Kritizisten" dazu berechtigen, der "ersten Welt" eine "zweite" zu unterschieben?


7.

In der Tat aber hat der "reine Kritizismus" die ihm angeborene Unfruchtbarkeit (17) damit bewiesen, daß er - im Großen und Ganzen - an den wirklich wichtigen erkenntnistheoretischen Fragen des hinter uns liegenden Jahrhunderts neutral und teilnahmslos vorübergegangen ist. Wir verdanken den Kritizisten recht scharfsinnige Untersuchungen über den Begriff der Ursache oder des "Gegenstandes der Erkenntnis" usw. Aber in die entscheidenden Streitigkeiten haben sie kaum eingegriffen. Man hat über das Verhältnis von Raum und Zeit, über den Ursprung der Raumanschauung, über die Berechtigung der verschiedenen Metageometrien verhandelt; hat die Kausalität zugunsten der "Funktion" absetzen, die "Kraft" aus der Physik entfernen wollen; die naturwissenschaftlichen Prinzipien wurden fortwährend diskutiert: Fernkraft oder Stoß? Materie oder Energie? Atome oder Kontinuum? Lebenskraft oder lebendige Maschine? Da drehte es sich dann doch um die letzten Grundlagen der wissenschaftlichen Erkenntnis; und eine im guten Sinne "kritische" Erkenntnistheorie konnte zeigen, was sie wert war. Aber all diese wichtigen Probleme haben die "Reinen" den Naturforscher und Mathematikern einerseits, uns "Psychologisten" andererseits überlassen; sie selber begnügten sich, entweder die jeweiligen wissenschaftlichen Moden und Standpunkte getreulich zu registrieren oder unauffindbare Dinge wie "absolute Werte" und ähnliches zu erdichten. Die eine oder andere Ausnahme bestätigt eher die Regel. Aber es kann ja auch gar nicht anders sein: von den kritizistischen Prämissen aus führt kein Weg in blühendes Land.


8.

Die einzige Straße aus der Welt des Lebens in die der Philosophie geht von der  Analyse des Erkennens  aus (18). Da sie neuerdings oft wie ein Irrweg gemieden wird (19), will ich nochmals (20), ihre Zuverlässigkeit zeigen. Am besten, ich bringe die entscheidende Schlußkette in die Form eines apagogischen [indirekten - wp] Beweises.

Gesetzt, unsere "Wirklichkeit" wäre samt ihren Farben, Gerüchen, Tönen, usw. absolut "wirklich" - so wie der Nichtphilosoph es stets angenommen hat; dann ist auch jene Veränderung eines ihrer Teile "wirklich", die wir als den Wahrnehmungsprozeß lebendiger Wesen beobachten und beschreiben können. Mein eigenes Wahrnehmen nehme ich zwar nicht wahr; das eines Mitmenschen aber, so gut wie seine sonstigen animalischen Funktionen. Die Forschung zeigt mir nun z. B. in seinem Sehen nichts als eine Reaktion auf eine nervöse Veränderung; eine bloße Dublette desjenigen Teiles der angenommenen Wirklichkeit, auf den es sich bezieht, kann es unmöglich sein; es ist mithin das von mir zu vermutende "Bild", das der Mitmensch erlebt, vom strahlenaussendenden "Objekt" wesensverschieden; ist seine Qualität nach "subjektiv", wiewohl durch die Beschaffenheit des Objekts eindeutig bedingt. - Nun kann ich nicht umhin, mein eigenes Weltbild mit dem vermuteten des Nachbarn zu identifizieren; also ist auch mein eigenes zwar objektiv begründet, aber subjektiv erschaffen (Phaenomenon bene fundatum [Das Phänomen wird begründet. - wp]) - Kurz: gesetzt, mein Bild von der Umwelt wäre eine genaue Kopie der letzten Realität; dann wäre auch der Hergang beim Sehen usw. real; dann wäre das Resultat des Sehens usw. subjektiver Art; diese Folgerung aber widerspricht der Prämisse, demnach ist diese falsch; demnach ist die wahrgenommene Umwelt letztlich nicht real.

So haben wir zunächst LOCKEs Welt. Aber von hier treibt uns eine abenteuerliche und dennoch unumgängliche Argumentation weiter.

Wir schließen so:

Gesetzt, wenigstens die nunmehr gedachte "zweite Welt", die der primären Eigenschaften, wäre absolut reale. So wäre auch unser Nervensystem eine Phalanx aus Atomen - so gut wie die ganze Umwelt (oder man setze statt der Atome: Elektronen - oder: Energien - oder was auch immer). So möchte beim Sehen (um denn beim Sehen zu bleiben; für das Hören und Tasten gilt natürlich das gleiche) ein Teil jener Phalanx Beschleunigungen (oder sonstige Veränderungen) erleiden; der aber bildete natürlich nicht gleichsam einen verkleinerten Abguß seines "Objektes"; närrisch wäre es doch, wollten wir uns einbilden, daß etwa gerade ein ovaler Hirnbezirk "gereizt" wird, wenn wir ein Ei sehen usw; die "objektiv" im Zentralorgan gegebenen "Eindrücke" müssen demnach, damit die Bilder entstehen, von irgendeiner "subjektiven" Macht noch geordnet werden. (Man denke nur auch an die Verschmelzung der beiden Netzhautbilder!) Das "Subjekt" im Mitmenschen (denn wieder darf ich zunächst nur von diesem, nicht von mir selber reden) muß demnach aus einem vorläufig unbekannten Arrangement von Veränderungen im "objektiven" Gehirn die Form der "äußeren" Gegenstände erst wiederherstellen; wem das zu abstrakt klingt, der halte sich an das Allergreifbarste: es muß beispielsweise aus den Eindrücken zweier Netzhäute und Sehnerven einen einzigen schaffen. Wäre nun unsere "Seele" (ich sehe nicht, was für Gefahren das sonst wohl gefährliche Wort uns gerade hier drohen sollte) z. B. auf einen jener "gekrümmten" Räume der Metageometrie eingerichtet: so müßte sie offenbar die Welt auch dann im Stil der LOBATSCHEWSKY und HELMHOLTZ erblicken, wenn die unbekannten Verhältnisse im "objektiven" Gehirn und in der "objektiven" Umwelt euklidisch geordnet "wären". Dasselbe jedoch gilt umgekehrt. Und übertrage ich wieder, wie vorhin, die am Mitmenschen angestellten Betrachtungen auf mich selber, so finde ich: meine psychische Beschaffenheit nötigt mich, "ebenen Raum" zu sehen; ob aber dieser Form meiner Rezeptivität eine reale Form des "Draußen" entspricht, kann ich auf keine Weise wissen.

Also wieder der apagogische Beweis: gesetzt, die Welt der primären Eigenschaften wäre von objektiver Realität; dann müßte die Seele die "wirkliche" Form der Dinge beim Wahrnehmungsakt doch jedesmal aus einer verschobenen Form (im Gehirn) rekonstruieren; kann sie das aber, so braucht diese verschobene Form selber nicht gerade räumlich - oder zumindest nicht "euklidisch" angeordnet zu sein. Somit kann die Welt der primären Eigenschaften aufgrund einer unbekannten objektiven Anordnung durch unsere Subjektivität zustande kommen; damit aber fällt die Gewißheit der Prämisse dahin.

Wäre nun die "objektive" Welt unräumlich, so ließe uns freilich die Sprache von hier aus im Stich; von einem "Draußen" z. B. dürften wir bloß noch bildlich reden. Immerhin müßten wir uns weiter überlegen, ob wenigstens unser  Denken  uns Gewißheiten über die "transzendente Welt" zu schaffen vermöchte. Indessen zwänge uns der Gang unserer Überlegung zum dritten Mal in die phänomenalistische Bahn. Denken ist unsere Tätigkeit; als an ein "Sein" angepaßt mag es betrachtet werden (21); aber mit ihm identisch -: dafür liegt keinerlei Grund vor. Und somit - ich will nicht weitläufiger werden - gilt auch das letzte Ergebnis der "transzendentalen Analytik".

Doch überschreite ich bereits die Grenzen, die ich mir steckte: im engen Rahmen meines Aufsatzes kann ich unmöglich eine ganze Erkenntnistheorie rekapitulieren; auch darf ich auf meine früheren Schriften verweisen, wo man die Folgerungen aus all dem finden wird (22). Hier wollte ich nur auf eines aufmerksam machen: Jener "physiologische" Beweis für die subjektive Natur der Qualitäten ist der einzige rechtmäßige Eingang zu der Erkenntnis, daß unsere Wirklichkeit nicht die letzte Wirklichkeit ist; daß sie "Phänomen" sein muß, genau im Sinne KANTs. Nur diese Erkenntnis nötigt uns zu der Tätigkeit, die man seit alters her "Philosophieren" genannt hat; wir müssen uns nämlich jetzt fragen, wo wir die Grenze zwischen Subjekt und Objekt setzen wollen, wie wir Anschauungs- und Denkformen vom "Inhalt" trennen, welche Grundbegriffe und Postulat aus der unveränderlichen Natur unseres Erkenntnisvermögens entstammen - und was der Probleme mehr sind, die, jenseits aller eigentlichen "Wissenschaft" liegend, der "Philosophie" angehören.


9.

Und damit setzt die  psychologistische Erkenntnistheorie  ein (23). Sie fragt vor allem so:

Welches sind die allgemein menschlichen Tätigkeiten oder Fähigkeiten, mittels deren unsere Seele aus dem Chaos von bloßen Empfindungen - denn diese bleiben bei der Analyse als letztes "Datum" übrig - die leuchtende, tönende, duftende, tastbare, gesetzmäßige Welt formt?

Jede dieser "Formen", "Fähigkeiten", "Tätigkeiten" aber (wozu um Worte streiten, wo doch die natürlichen Worte der Sprache uns allen ausgehen?) läßt sich logisch als ein Urbegriff denken; und aus jedem Urbegriff wieder lassen sich Postulate bilden. Etwa so: wir ordnen unsere Eindrücke räumlich, und zwar im Sinne EUDKLIDs; daraus entspringen dann EUKLIDs Axiome als Forderungssätze, die wir unserer innersten Natur nach festhalten müssen, sofern wir räumliche Verhältnisse konsequent in unserem Denken vereinigen wollen. - Wir betrachten alle Veränderungen als Wirkungen von Ursachen; daraus entfließt das Ursachenpostulat; wir sind gedrungen, es allenthalben anzuwenden, sofern wir überhaupt etwas im Zusammenhang darzustellen wünschen. - Und so weiter. - Als "Apriori gilt mithin dem Psychologisten eine Kategorie oder ein Satz, ohne den wir (wir Menschen, denn von anderen denkenden Wesen wissen wir nichts!) nicht zu denken vermöchten. Und somit läßt sich die Tafel des Apriori nur mittels einer psychologischen Analyse feststellen.

Nun aber kommt auch jene "rein kritizistische" Methode zu ihrem Recht. Die tritt an die Wissenschaft heran und fragt, welche Annahmen dieser letztlich zugrundeliegen?

Und es gilt, beide Apriori miteinander zu vergleichen. Da ergibt sich dann folgende Regel:

Ein im kritizistischen Sinn apriorischer Begriff oder Satz, der nicht zugleich auf psychologischem Weg als zwingend für unseren Intellekt nachgewiesen werden kann, hat erkenntnistheoretisch als Konvention zu gelten. Vielleicht gehört dahin z. B. das Apriori der Ethik und der Ästhetik; ich sage; vielleicht; es liegt mir fern, hier so tiefe Fragen anzuschneiden.

Ein im psychologistischen Sinn apriorischer Begriff oder Satz, ohne den die Wissenschaft weiter bestehen könnte, müßte als eine Art  Zwangsidee  gelten und ins Reich der Poesie und des praktischen Lebens verstoßen werden. Die modernen Positivisten rechnen z. B. das Kausalpostulat unter diese Abteilung.

Nur ein Begriff oder Satz, der einerseits unserem Verstand unentbehrlich ist (wie der Psychologist nachzuweisen hat), andererseits die Wissenschaft erst ermöglicht (das entscheidet der Kritizist), ist ein echtes Apriori in KANTs Sinn.

Und so zeigt sich, daß die beiden Methoden in der gesunden Erkenntnistheorie stets zusammenwirken müssen - statt daß man sie unter dem Vorwand der Reinlichkeit immer künstlich auseinander hält. Nur die psychologistische aber - und eben das zu zeigen, war ja meine Aufgabe - führt zu einer bestimmten Weltanschauung, speziell zum Phänomenalismus.


10.

Die immer wiederholten Fehlargumente der "Reinen" gegen unsere Auffassung sind folgende (24):

Es hat, so sagen sie, die psychologische Tatsache, daß wir einen Satz denken müssen, mit seiner  Gültigkeit  gar nichts zu schaffen (25). Mit Verlaub, doch. "Gültig" wird nämlich eine meiner Aussagen dadurch, daß ich sie jedem Mitmenschen (vom Intellekt der Engel mögen andere Philosophen wissen) beweisen kann, sofern er sie selber und den Beweisgang versteht. Beweisen aber heißt: den anderen zur Anerkennung zwingen. Und dafür gibt es zwei Mittel: die Evidenz der Sinne - und die Zurückführung auf Sätze, die jedermann so zwingen wie mich. Die Allgemeingültigkeit des euklidischen Raums, der NEWTON'schen Zeit, der Substanz- und Ursachkategorie erhebt dieses "Apriori" über das Individuelle hinaus - und nur eine psychologische Zerfaserung kann eine solche Allgemeingültigkeit feststellen.

Aber, so fährt der Kritizist fort, die Betrachtung des Erkenntnisprozesses hat stets etwas Subjektives an sich, während die Wissenschaft einen objektiven Ausgangspunkt bietet (26).

Das scheint zunächst in der Tat so; aber eben nur - auf den ersten Blick. Denn die Wissenschaft ist ja kein feststehendes, ehernes Gebilde; sie hat strengere und läßlichere, deduktive und empirische, philosophische und positivistische, mechanistische und energetische Epochen und Strömungen. Gemeinsame Axiome aus den Gedankenwelten NEWTONs und FARADAYs, CUVIERs und DARWINs, der materialistischen und der personalistischen Historiker zu destillieren: ein solches Unternehmen dürfte schließlich auch kaum zu völlig "objektiven" Resultaten führen. Und wer gar vom  "Begriff  der Erkenntnis" ausgeht, der legt das Allerpersönlichste zugrunde; denn der gleiche Begriff ist kaum zwei originalen Denkern gemeinsam; und über Definitionen läßt sich schwer streiten. Dem entspricht dann das Ziel: wohl gar auf das Subjektivste alles Subjektiven, auf ein unbestimmtes "Soll" nämlich (statt jenes allgemein menschlichen Muß), steuert die Untersuchung hin (27). Da loben wir uns die noch  verhältnismäßig  "objektive" Zergliederung der Psyche.

Aber nun erhebt sich der stärkste Einwand (28). Wir Psychologisten wollten, so heißt es, aus einer bestimmten Einzelwissenschaft, der Psychologie nämlich, alle Wissenschaft samt dieser Psychologie selber ableiten; wollten apriorische und denknotwendige Sätze, die Axiome, mittels empirischer, nämlich psychologischer Urteile begründen. - Doch auch dies ist ein bloßes Mißverständnis unserer Absicht! Daß die Grundpostulate sich nicht "beweisen" lassen, folgt aus ihrer Definition. Es soll aber auch nicht ihr  Inhalt  gerechtfertigt, sondern ihr  Natur  soll dargelegt und danch ihre  Tafel  vollständig entworfen werden (29). Können die Gegner die Begriffe "Beweisgrund" und "Kriterium" nicht auseinanderhalten? (30) So will ich versuchen, ihnen mit einem Gleichnis deutlicher zu machen, was wir meinen. Ein Recht beruth auf einer alten Urkunde; die Graphologie beweist deren Unechtheit; damit ist jenes Recht hinfällig. Was würde nun jemand sagen, wenn der Anwalt der Gegenpartei erklären würde: Schriftkunde ist doch keine Jurisprudenz; und deshalb darf aus einem Gutachten des Schreibsachverständigen kein Recht abgeleitet werden?

Die psychologische Untersuchung soll uns zeigen, ob ein angebliches Axiom die Kennzeichen eines echten an sich trägt oder nicht: damit wird nicht ein apriorischer Satz auf einem empirischen "begründet". Logisch läßt sich nicht das mindeste gegen ein geistiges Geschehen folgender Art einwenden: die Axiom e  A, B, C ...  machen die Wissenschaften  α, β, γ ...  möglich, diese bewähren und festigen sich; von γ (der Psychologie) aus fallen später Verdachtsgründe auf  C; C  wird aus den Voraussetzungen der Wissenschaft entfernt; danach unter Umständen alle Erkenntnis revidiert; und es ruht von nun an  α, β, γ  nur noch auf  A, B, D ... 

In der Tat: der Satz, daß es (über das Identitätsprinzip hinaus) denknotwendige Sätze gibt (falsch oder richtig), kann selber nicht denknotwendig sein. Denn große Geister haben ihn ernsthaft und mit kräftigen (richtigen oder falschen) Gründen abgeleugnet.  Welche  Axiome aber die "wahren" sind, darüber streiten wir, so lange nach ARISTOTELES, noch immer; also entscheidet auch hier nicht die beliebte "Evidenz". Wollen wir mithin auf solche Entscheidungen nicht verzichten, so müssen wir uns schon zur Analyse bequemen; und wenn die psychologische uns weiter tragen sollte als die "rein" erkenntnistheoretische: wer will uns schelten?

Psychologische Erwägungen machen uns ferner begreiflich, wie es kommt, daß gerade  dieses  "Apriori" unser Denken zwingt und unsere "Erfahrung" formt, und beruhigen uns insofern über die Grundlage aller Wissenschaft. Selbstverständlich geschieht jene Erklärung selber mittels der zu erklärenden Sätze, die nach den allgemeinen Voraussetzungen ja jeem Erkennen vorangehen (31). Aber auch hier kann von einem fehlerhaften Zirkel nur reden, wer seine eigenen Worte nicht versteht. "Die Urpostulate begründen alle Wissenschaft, mithin auch die Psychologie": das bedeutet, sie sind Mittel für den Geist, um Wissenschaft, also auch Psychologie hervorzubringen. "Die Psychologie erklärt die Postulate": das heißt, sie stellt dar, wie eine solche Schöpfung möglich und denkbar ist.  A  erzeugt  B;  und  B  macht diesen Vorgang begreiflich. Wo steckt hier ein Widerspruch? Oder es müßte grundsätzlich verboten sein, über das Denken zu denken; dann jedoch kann es niemals Philosophie geben (32).

Auch darin aber liegt nichts Verkehrtes, wenn wir weiter behaupten: daß wir unseren Erkenntnissen ein besseres Fundament schaffen können, indem wir ihre allgemeinsten Grundsätze psychologisch untersuchen. Die Wissenschaft ist freilich auch ohne Erkenntnistheorie vorhanden und fragt wenig danach, ob ihre letzten Voraussetzungen willkürlich, notwendig oder empirisch sind: ihre Taten legitimieren sie auch ohne Ahnenprobe. Aber doch ist die Gewißheit behaglich: die und die Axiome müssen schon deswegen für immer gelten, weil sie aus der menschlichen Natur entspringen; solange wir uns nicht in eine neue Spezies verwandeln, werden wir stets verursächlichen und den euklidischen Raum genießen; um bloße Hypothesen oder Konventionen handelt es sich nicht bei den Grundpostulaten allen Erkennens. Und wer soll eine solche Behauptung wagen, wenn nicht der Psychologe?  A  erzeugt  B;  und  B  macht die Natur von  A  deutlich - und zugleich die Ewigkeit von  A  gewiß. Abermals ist nicht der leiseste Widerspruch zu entdecken.


11.

Zum Schluß möchte ich zeigen, daß KANT, vielleicht ohne es recht zu wollen, die eigentliche Kraft seiner Beweise für den Phänomenalismus dennoch aus einer psychologistischen Betrachtung zieht (33).

Der erste Beweis für die Idealität des Raumes und der Zeit lautet: damit Empfindungen als verschieden, d. h. simultan nebeneinander und in der Sukzession nacheinander vorgestellt werden können, muß die Vorstellung des Raums und der Zeit bereits da sein. - Dieses Argument beruth schon auf der phänomenalistischen Voraussetzung (34): daß die "Wirklichkeit" aus einzelnen Empfindungen zusammengesetzt ist, die des Unterscheidens und Ordnens erst noc h bedürfen; und diese Voraussetzung konnte nur durch die Analyse des Wahrnehmungsaktes gewonnen werden. Der naive Realist, der um sich herum letztlich reale räumliche Dinge und zeitliche Vorgänge zu haben glaubt, wird Räumlichkeit und Zeitlichkeit ruhig als Abstraktionen aus seiner Anschauung auffassen dürfen, nicht anders als etwa "Farbe" oder "Temperatur". Auf ihn hat demnach KANTs erster Beweis keine Wirkung.

Auch der vierte und der fünfte wird ihn kaum irre machen. Die anschauliche Natur des "leeren" Raums und der "leeren" Zeit - im Gegensatz zu den aus "wirklichen" Relationen der Dinge und Vorgänge abstrahierten Begriffen der "Räumlichkeit" und "Zeitlichkeit" - würde freilich jedermann dem Kritiker einräumen müssen. Aber folgt  daraus,  daß jene Gebilde auch "ideal" sind? "Ein einiger unendlicher Raum", dessen "Teile nur in ihm gedacht werden können", und eine entsprechende Zeit: warum sollen sie nicht, wie der Realismus annimmt, der "letzten Wirklichkeit" "absolut" zugrundeliegen und auf irgendeine Weise von unserem Geist erfaßt werden? Der Gegner dürfte den Phänomenalisten daran erinnern, daß dieser selbst das Ding-ansich zuletzt als ein völlig Unerkennbares bezeichnet: wie will er nun glaubhaft machen, daß so ein Raum und solch eine Zeit diesem  X nicht  zukommen kann? Der Phänomenalist kann nichts erwidern als dieses: kämen sie dem  X  sogar zu, wie sollte der Geist es anfangen, sie zu "erfassen"? Und damit sind wir gleich wieder im "psychologistischen" Fahrwasser. - Der zweite Beweis ist dieser: Man kann sich niemals eine Vorstellung davon machen, daß kein Raum und keine Zeit ist, mithin sind diese Anschauungen nicht Realitäten, sondern apriorische Notwendigkeiten. - Auf welche Weise aber soll jemand von diesem "man kann" überzeugt werden, wenn nicht durch Selbstbeobachtung - also durch Psychologie? - Vom dritten, dem eigentlich erkenntnistheoretischen Argument, sprachen wir bereits in den §§ 4 und 5.

In der "Analytik" aber wird der Phänomenalismus überall bereits vorausgesetzt. Wenn die psychologische Analyse richtig gezeigt hat, daß das erste Produkt des Wahrnehmungsprozesses nichts sein kann als ein Gestöber von Empfindungen, und daß also unser Verstand das ansich Ungeordnete erst ordnen muß, damit "Welt" wird: dann mag erwogen werden, was KANT von den drei Synthesen und von der Deduktion der Kategorien lehrt. Soll dagegen der Vorgang des Erkennens als ein nur psychologisches Faktum beiseite bleiben: dann kann niemand den Realisten tadeln, der die Sache etwa so ansieht: eine ausgedehnte, zeitliche, zählbare "Wirklichkeit", aus kräftebegabten Substanzen mit intensiven Qualitäten bestehend; und sämtliche Vorgänge mit einer gewissen objektiven Regelmäßigkeit ablaufend; dies alles aber in unserem Geist auf irgendeine Art nachgebildet; und die "Kategorien" nur letzte Abstraktionen aus dieser "Realität". Abstraktioinen vielleicht, die jeder wissenschaftlichen Erfahrung vorangehen müssen; in diesem Sinne immerhin "apriori"; aber dennoch nichts als Abstraktionen. Wo steckt in einer solchen Ansicht irgendein bedenklicher Punkt? Auch kein Engel vom Himmel könnte einen anderen nennen als jenes: "in unserem Geist auf irgendeine Art nachgebildet". Auf welche Art? fragen wir - und werden mit dieser Frage sofort wieder Psychologisten; als solche aber erst dringen wir zum Phänomenalismus und damit zu KANTs Voraussetzungen vor.

Einen  "rein kritisch" erscheinenden Beweisgrund freilich bringt KANT gelegentlich für seine Anschauung; er gleicht jenem Beweis aus der apodiktischen Natur der Mathematik und lautet so:

Aus der Erfahrung kann die Kausalität nicht abstrahiert sein, weil sie Notwendigkeit mit sich führt. - Aber nun zeigt sich: die wissenschaftliche Erkenntnis als solche bedarf dieser Notwendigkeit gar nicht; sie bliebe unverändert und gleichwertig, auch wenn die Ursächlichkeit z. B. nicths wäre als eine willkürliche Verallgemeinerung roher Empirie, die sich bisher noch stets bewährt hat. Ja - es möchte, wie schon gelegentlich erwähnt, eine modernste Schule die um angeblich wissenschaftlicher Zwecke willen notwendige Denkform am liebsten um anderer wissenschaftlicher Zwecke willen ganz eliminieren. - Nur die psychologische Analyse dessen, was wir beim Verursächlichen erleben, kann uns zeigen, daß und warum die vielumstrittene Kategorie in der Tat - uns "zwingt".
LITERATUR Julius Schultz, Das Verhältnis des reinen Kritizismus zum Phänomenalismus, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie, Bd. 35, Neue Folge Bd. X, Leipzig 1911
    Anmerkungen
    1) SCHOPENHAUER, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 1, Seite 534, 537; Bd. II, Seite 15f (Reclam)
    2) ALOIS RIEHL, Der philosophische Kritizismus, Bd. 1, 1876, Seite 187, 206, 294f. - RIEHL hat wohl zuerst ganz deutlich den Unterschied der Auffassungen hervorgehoben; seit seinen Darlegungen hat es keinen Streit darüber geben können. Besonders zweifelsfrei wird die Sache durch die historischen Erörterungen von CASSIRER, Das Erkenntnisproblem, Bd. 2, 1907, Seite 337, 377, 469f, 483, 531f; vgl. noch dazu STÖRRING, Die Erkenntnistheorie von Tetens, 1901, Seite 154.
    3) Man findet eine Bemerkung in meinem Sinn bei BRUNO BAUCH, Studien zur Philosophie der exakten Wissenschaften, 1911, Seite 74.
    4) Vgl. z. B. BENNO ERDMANN, Über Inhalt und Geltung des Kausalgesetzes, 905, Seite 33
    5) RIEHL, Kritizismus I, Seite 326f; WINDELBAND, Normen und Naturgesetze,Präludien, 1903, Seite 296f
    6) LUDWIG BUSSE, Philosophie und Erkenntnistheorie, Bd. 1, 1894, Seite 121f; HUSSERL, Logische Untersuchungen I, 1900, Seite 84. Vgl. auch SIMMEL, über Kants "Zirkel": Kant, 1904, Seite 20f.
    7) LEONARD NELSON, Über das sogenannte Erkenntnisproblem, 1908, Seite 32
    8) RICHARD HÖNIGSWALD, Vom allgemeinen System der Wissenschaften, 1907, Seite 13
    9) Vgl. die "Interpolationsmaximen" LIEBMANNs, Die Klimax der Theorien, 1884, Seite 84f; Gedanken und Tatsachen II, 1904, Seite 51f; und das "Prinzip der Genauigkeitsschichten" bei DINGLER, Grunlinien einer Kritik der exakten Theorie der Wissenschaften, 1907, Seite 34f und 53
    10) POINCARE, Revue de métaphysique et de morale, 1895, Seite 631f; 1900; Seite 557.
    11) BERTHOLD KERN, Das Erkenntnisproblem und seine kritische Lösung, 1910, Seite 58f.
    12) AENESIDEMUS-SCHULZE nahm freilich auch das an: Seite 14; vgl. auch 12f, 154f, 262f (Ausgabe von 1792). Vgl. dazu WIEGERSHAUSEN, Kant-Studien, Ergänzungsheft 10, Seite 38f.
    13) JOHN STUART MILL, Die induktive Logik, übersetzt von SCHIEL, 1849, Seite XVIIIf.
    14) Man beachte: ich stelle mich hier künstlich auf den Boden der "reinen Kritizisten"; von meinem eigenen, dem psychologistischen Standpunkt aus sieht die Sache freilich etwas anders aus.
    15) WUNDT, System der Philosophie, 1889, Seite 105f
    16) EUCKEN, Der Sinn und Wert des Lebens, 1910, Seite 2f, 21 und öfter.
    17) Vgl. auch SCHELER, Die transzendentale und die psychologische Methode, 1900, Seite 56.
    18) WILHELM JERUSALEM, Einleitung in die Philosophie, 1909, Seite 57: "Mit der Konstatierung des subjektiven Faktors beginnt die Erkenntniskritik."
    19) HERMANN SCHWARZ, Das Wahrnehmungsproblem, 1892, Seite 354f; RICKERT, Der Gegenstand der Erkenntnis, 1904, Seite 39f.
    20) Vgl. meine "Drei Welten der Erkenntnistheorie", 1907, Seite 41f.
    21) KERN, Weltanschauungen und Welterkenntnis, 1911, Seite 18, 56, 418.
    22) Besonders: "Die drei Welten der Erkenntnistheorie, 1907.
    23) JERUSALEM, Der kritische Idealismus und die reine Logik, 1905, Seite 146 und öfter.
    24) Vgl. meine Arbeit über die Fundamente der reinen Logik in dieser Zeitschrift, Bd. 27, 1903, Seite 24f. JERUSALEM, Der kritische Idealismus und die reine Logik, 1905, öfter besonders Seite 96f.
    25) RIEHL, Kritizismus I, 1876, Seite 167; WINDELBAND, "Was ist Philosophie?", in Präludien, Seite 25, 44; "Über Denken und Nachdenken", a. a. O., Seite 261 und "Normen und Naturgesetze", a. a. O., Seite 301f.
    26) RIEHL, Kritizismus I, Seite 167; II, 2 (1887), Seite 64f.
    27) WINDELBAND, Präludien, Seite 247, 312f; RICKERT, Gegenstand a. a. O., Seite 125f; Zwei Wege der Erkenntnistheorie, Kant-Studien 14, 1909, Seite 18; MÜNSTERBERG, Philosophie der Werte, 1908, Seite 74; JONAS COHN, Voraussetzungen und Ziele des Erkennens, 1908, Seite 483. - Kritik: NELSON, Über das sogenannte Erkenntnisproblem, 1908, Seite 83f.
    28) RIEHL, Kritizismus II, 1 (1879), Seite 7; BUSSE, Philosophie und Erkenntnistheorie I, 1894, Seite 133f; HUSSERL, Logische Untersuchungen (1900), Seite 60f, 84f
    29) NELSON, Abhandlungen der Fries'schen Schle I, 1904, Seite 9: Es sollen die Prinzipien nicht "bewiesen", sondern "als solche aufgewiesen" werden.
    30) BUSSE, a. a. O., Seite 112: "Kritisieren kann ich durch die Vernunft alles, nur nicht das Vernunftvermögen selbst." Kritisieren: doch; nur nicht: fundieren!
    31) BUSSE, a. a. O., Seite 85
    32) Das gibt selbst HUSSERL zu (Logische Untersuchungen I, Seite 57).
    33) So schon AENESIDEMUS-SCHULZE, Seite 55 und 75. Vgl. auch COHEN, Kommentar zu I. Kants Kritik der reinen Vernunft (Philosophische Bibliothek, Bd. 113, 1907), Seite 22f; WINDELBAND, Geschichte der neueren Philosophie II, 1907, Seite 55
    34) Von MAUPERTUIS und TETENS übernommen; siehe CASSIRER, Das Erkenntnisproblem II, Seite 377, 446 und 451.