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KARL LANGE
Über Apperzeption
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"Verhielten wir uns beim Wahrnehmen vorwiegend leidend, könnten die Außendinge sich unserem Innern unmittelbar einprägen und so ihr Wesen ihm gleichsam überliefern, so müßten sie immer und überall dieselben Vorstellungen hinterlassen, und eine Verschiedenheit der Auffassung wäre unmöglich und unerklärlich. Die Tatsache aber, daß jeder der Wahrnehmenden etwas zur Empfindung hinzubringt und sie so bereichert, verändert, spricht zweifellos für die Aktivität der Seele, die dem veranlaßten Sinnesreiz gegenüber die Hauptsache tun und die Wahrnehmung jenem Reiz gemäß erzeugen muß. Sie weist auf eine Aktivität hin, deren Stärke wesentlich abhängt von der Summe und Art der bereits vorhandenen psychischen Produkte."

"Die Apperzeption vollzieht sich gleichsam von selbst, ohne unser ausdrückliches Wollen, ja nicht selten gegen unser Wollen. Man kann sie daher als  passive Apperzeption  ansehen. Nicht als ob die wahrnehmende Seele sich passiv verhielte. Vielmehr ist sie auch hier durchaus aktiv. Die von Wundt entlehnte Bezeichnung will nur andeuten, daß die Apperzeptionstätigkeit  lediglich  den Gesetzen des psychischen Mechanismus folgt, nicht aber durch freiwirkende Ursachen, wie z. B. den Willen, bestimmt wird."

"Wenn sich eine Vorstellungsgruppe findet, wenn sie mit ihren Verbindungen (Gefühlen, Strebungen) gleichsam an die Spitze des Gedankengewölbes tritt, dann sind alle Gegensätze soweit zurückgedrängt, daß die Perzeption mit ihr zu einem einzigen Produkt verschmelzen kann. Erstere wird ihr als ein neues, verwandtes Glied eingefügt, so daß die Wahrnehmung nun nicht mehr isoliert dasteht, sondern ihre Stelle innerhalb eines größeren, wohlgeordneten und festgegründeten Gedankenkreises einnimmt; sie ist mit Hilfe desselben  angeeignet,  apperzipiert worden."


I. Die Lehre von der Apperzeption

1. Wesen und Arten der Apperzeption

Als ein Fremdling tritt der Mensch in das Leben; er weiß nichts von der Welt, die ihn aufnimmt: sie ist ihm ein neues, unbekanntes Land, das er erst erforschen, das er sich erst erkämpfen muß. Wie geschieht das? Mit tausend Reizen stürmt die Natur auf seine Sinne ein; sie sendet die Strahlen des Lichts, damit sie ihm die Augen öffnen für die unzähligen Dinge der Außenwelt, sie klopft im Ton, im Tast- und Temperaturreiz und all den anderen Erregungen der sensitiven Nerven an die Pforte des Menschengeistes und begehrt Einlaß. Und die Seele antwortet auf diese Reize mit Empfindungen, mit Vorstellungen;  sie bemächtigt sich der Außenwelt, indem sie dieselbe wahrnimmt. 

Das geschieht aber nicht in der Weise eines bloß passiven Aufnehmens äußerer Eindrücke, wie man früher wohl meinte. Denn die Seele ist keine Tafel, der die Außenwelt ihre Schriftzeichen eingräbt, kein Spiegel, in dem die Außendinge sich darstellen, und die Vorstellungen sind nicht bloße Abbilder derselben. Sondern im Augenblick der Wahrnehmung verhält sich die Seele durchaus  aktiv,  indem sie physiologische Reize in psychische umsetzt oder vielmehr auf Veranlassung einer Nerventätigkeit ihrerseits eine von dieser inhaltlich ganz verschiedene Funktion vollzieht. Wie die Außenwelt auf die Seele wirkt, wie diese infolge bestimmter Sinnesreize eine entsprechende, ihrer Natur gemäße Tätigkeit entfaltet,  das ists,  was in den Empfindungen uns unmittelbar zum Bewußtsein kommt. Und darum können die letzteren uns streng genommen auch nicht sagen,  wie  die Dinge der Außenwelt  ansich  sind, sondern nur, wie sie uns erscheinen. Wir glauben wohl in der Wahrnehmung unsere Umgebung ihrem Wesen nach zu erkennen, weil erstere durch sie verursacht wird. Aber was wir Eigenschaften und Tätigkeiten der Außendinge nennen, sind nur unsere nach außen versetzten Empfindungen.

Gewiß ist nicht alles das Schein, was wir wahrnehmen und die Außenwelt nicht ein bloßes Produkt unseres Vorstellens. Denn die Seele erzeugt die Vorstellungen von derselben wohl lediglich  durch  sich und  aus  sich, aber doch nicht  von  sich selbst, d. h. ohne entsprechende äußere Veranlassung.  Daß  Dinge außer uns sind, daß sie nach gewissen Gesetzen auf uns wirken und ihren Eigenschaften entsprechend die Seele zu ganz bestimmten Reaktionen veranlassen, daß wir sie weiter nach jenen Gesetzen unserem Willen dienstbar machen können, das sagen uns zweifellos unsere Wahrnehmungen. Aber sie enthüllen uns nicht das wirkliche Wesen der Dinge. Sie lehren durch ihre reiche Mannigfaltigkeit dem Menschen, sich immer besser in der Welt zurechtzufinden und sie zu beherrschen: "ins Innere der Natur jedoch dringt kein erschaffener Geist."

So bemächtigen wir allerdings uns der Außenwelt durch unsere Wahrnehmungen und nur durch sie;  allein im Wesen derselben liegt zugleich eine wichtige Schranke für alles Erkennen.  Eben weil die empfindende Seele nicht passiv die Außendinge oder ihre Bilder in sich aufnimmt, weil nichts Fremdes in sie eindringen oder ihr unmittelbar mitgeteilt werden kann, sondern weil sie dem äußeren Reiz gegenüber sich durchaus aktiv verhält und ihm in  ihrer  Weise antwortet, so kommt ihren Wahrnehmungen im strengen Sinne nur eine relative Objektivität zu.

Diese Aktivität der wahrnehmenden Seele macht aber eine weitere wichtige Tatsache begreiflich. Es ist eine allbekannte Erfahrung, daß ein und dasselbe Wahrnehmungsobjekt bei verschiedenen Personen selten völlig gleiche Vorstellungen hinterläßt. Von ein und derselben Landschaft nimmt der Dichter ein anderes Bild mit hinweg als der Botaniker, der Maler ein anderes als der Geologe oder der Landwirt, der Fremdling ein anderes als der, welcher sie seine Heimat nennt. Ein und dieselbe Rede wird genauso oft anders gedeutet und verstanden, als sie Hörer fand. Was sieht nicht das Kind alles in seinem Spielzeug, das andächtige Gemüt im Bild seiner Verehrung! Was liest der erfahrene Menschenkenner alles in den Runzeln und Falten, den welken und verwetterten Zügen eines menschlichen Antlitzes, wie viel erzählen ihm Gebärden und Mienenspiel, der Augen strahlendes oder erloschenes Feuer von den Kämpfen und Stürmen einer Menschenseele! Und der Künstler, vernimmt er nicht im Kunstwerk tausend Dinge, die der gespanntesten Aufmerksamkeit des Laien entgehen? Hat nicht ein jeder von uns das schärfste Auge für die Gegenstände, die seine Berufstätigkeit ihm lieb und vertraut machte? In den Stimmen der Natur hört die vogelsprachekundige Jugend wie der Naturmensch die Gefühls- und Willensäußerungen verwandter Wesen, und der Malaie sagt von seinen Bambuswäldern, deren durchlöcherten Zweigen der Wind die mannigfachsten Töne entlockt: die Waldorgel bläst immer jedem sein eigenes Lieblingsstück.

Wir sehen also:  wenn zwei dasselbe wahrnehmen, so nehmen sie doch nicht genau dasselbe wahr.  Soviel Beobachter, soviel verschiedene Vorstellungen von einem und demselben Gegenstand.  Woher diese Verschiedenheit der Auffassung  bei sonst gleicher Sinnesorganisation? - Verhielten wir uns beim Wahrnehmen vorwiegend leidend, könnten die Außendinge sich unserem Innern unmittelbar einprägen und so ihr Wesen ihm gleichsam überliefern, so müßten sie immer und überall dieselben Vorstellungen hinterlassen, und eine Verschiedenheit der Auffassung wäre unmöglich und unerklärlich. Die Tatsache aber, daß jeder der Wahrnehmenden etwas zur Empfindung hinzubringt und sie so bereichert, verändert, spricht zweifellos für die Aktivität der Seele, die dem veranlaßten Sinnesreiz gegenüber die Hauptsache tun und die Wahrnehmung jenem Reiz gemäß erzeugen muß. Sie weist auf eine Aktivität hin, deren Stärke wesentlich abhängt von der Summe und Art der bereits vorhandenen psychischen Produkte: denn eben jene geistigen Elemente, die den eigentlichen Empfindungsinhalt begleiten, lassen uns auf die Ursache schließen, welcher die Wahrnehmung ihre rasche Aneignung wie ihre eigentümliche Färbung verdankt.  Was die Seele bisher in ähnlicher Richtung erlebt, gefühlt, gelernt und erworben hat, mit dessen Hilfe erfaßt sie die Dinge der Außenwelt.  Und so kommt es, daß bei fast allen neuen Perzeptionen der bisherige Seeleninhalt sich geltend macht, daß wir in der Wahrnehmung mehr "gewahr werden", als eigentlich die Gegenstände derselben uns darbieten,  daß wir letztere durchaus schauen im Licht vorhandener ähnlicher Vorstellungen. 

Es darf sonach der Prozeß der Wahrnehmung nicht als ein so  einfacher  Vorgang gedacht werden, wie er der oberflächlichen Betrachtung erscheinen mag. Sie ist nicht bloß das Bewußtwerden von Nervenreizen. Zur Empfindung gesellt sich vielmehr in der Regel eine Verschmelzung ihres Inhalts mit ähnlichen Vorstellungselementen und Gefühlen. Mit Hilfe der letzteren wird die Empfindung im Bewußtsein festgehalten und zu größerer Klarheit erhoben, mit ihrer Hilfe den übrigen Gedankenkreisen eingeordnet und so erst wahrhaft angeeignet.

Wir bezeichnen aber diesen zweiten Akt zum Unterschied von der Empfindung oder Perzeption als  Apperzeption  oder geistige Aneignung. Es ist dies ein psychischer Vorgang, der auch jenseits des Gebietes der Wahrnehmungen sich geltend macht und von der größten Bedeutung für alle Erkenntnis, ja für unser gesamtes geistiges Leben sich erweist.

Sehen wir zu, nach welchen Gesetzen er sich vollzieht.

Gesetzt, es biete sich uns die seltene Erscheinung einer Sonnenfinsternis dar. Lichtstrahlen von wechselnder Stärke kommen vom leuchtenden Abschnitt der Sonnenscheibe und fallen auf die Netzhaut unseres Auges. Ein  physikalischer  Vorgang, der außerhalb des Leibes stattfindet, tritt somit an unsere Sehnerven heran. Hierdurch werden die peripherischen Enden der letzteren zu einer Tätigkeit veranlaßt, die als Nervenreiz sich bis zu den zentralen Enden der Nerven fortpflanzt und dort eine bestimmte Veränderung herbeiführt, die man als Auslösung des Nervenreizes bezeichnet. Es ist dies ein  physiologischer  Prozeß, der zeitlich und ursächlich wohl an den physikalischen gebunden erscheint, hinsichtlich seines Wesens sich aber durchaus von ihm unterscheidet.

Zu diesen im Bereich der Außenwelt sich abspielenden Vorgängen tritt nun, durch jene bedingt und hervorgerufen, eine  rein innere  Tätigkeit, die weder mit Ätherschwingungen noch mit Nervenerregungen etwas gemein hat, eine Gegenwirkung der Seele, die Gesichtsempfindung. Das ist der  psychische  Akt, mit dem die  Perzeption  abschließt.

Natürlich erhalten wir von der fortwährend sich ändernden Sonnenscheibe verschiedene Gesichtsempfindungen, die, zu einer Einheit verbunden und auf denselben Gegenstand bezogen, ein Bild der Sonnenfinsternis geben: die Perzeption ist eine Wahrnehmung.

Nur das neugeborene Kind dürfte, soweit es überhaupt sehen kann, bei der Perzeption des äußeren Eindrucks stehen bleiben. Stumpf und gleichgültig, verständnis- und interesselos wird der Mensch in den ersten Monaten seines Lebens die seltsame Himmelserscheinung aufnehmen. Er wird dem gegebenen Empfindungsinhalt nichts hinzufügen, ja nicht einmal alles, was zu sehen ist, gewahr werden und darum kein besonders lebhaftes und scharfes Erinnerungsbild mit hinwegnehmen. Wo sich die Seele noch wenig Inhalt erworben hat, da perzipiert sie lediglich "ihrer ursprünglichen Natur gemäß", d. h. schwach und undeutlich.

Ganz anders beim Erwachsenen. Er gewinnt von derselben Naturerscheinung eine weit reichhaltigere, schärfere und klarere Wahrnehmung. Wir bemerken nicht bloß die allmähliche Verfinsterung der Sonne, sondern wir erkennen zugleich auch die Ursache derselben. Wir sehen eine dunkle Scheibe in das Lichtfeld der Sonne eintreten und sagen uns, daß dies die unerleuchtete Seite des Mondes sei, der auf seiner Wanderung um die Erde soeben zwischen dieser und der Sonne und zwar in einem seiner Knoten - dem Durchschnitt der Ebenen der Erd- und Mondbahn - steht und dessen Schattenkegel uns das Tagesgestirn verhüllt. Wir fügen dem die beruhigende Gewißheit hinzu, daß hierbei alles "mit rechten Dingen zugehe", daß die Verfinsterung nach ganz bestimmten und bekannten Naturgesetzen sich vollzieht - ein Gedanke, welcher der ungewöhnlichen Wahrnehmung ein gutteil ihrer gemütsaufregenden Kraft nimmt.

Woher diese inhaltreiche und verhältnismäßig sehr deutliche Wahrnehmung? Sie ist offenbar entstanden unter dem Einfluß des verwandten Seeleninhalts, den wir den äußeren Eindrücken entgegen brachten, unter der Einwirkung der Anschauungen und Kenntnisse, die wir durch Unterricht, Lektüre und eigene Beobachtung von den Himmelskörpern und ihren Bewegungen bisher gewonnen hatten. Was wir von der mit Spannung erwarteten Naturerscheinung bereits wußten, was wir an ähnlichen Vorstellungen reproduzierten, mit dessen Hilfe erfaßten, schufen und reihten wir die neue Wahrnehmung dem übrigen Seeleninhalt ein, so daß sie nun einen klaren und sicheren Bestandteil desselben bildet. Wir  apperzipierten  sie. Nicht unwesentliche Dienste leistete uns hierbei der durch intellektuelle Gefühle geleitete Wille. Indem wir dem astronomischen Vorgang mit Spannung entgegen sahen, stellt er nicht nur die Sinnesorgane gleichsam zur Beobachtung richtig ein, sondern er hielt auch störende Vorstellungen vom Bewußtsein möglichst fern und ließ nur solche zu, welche der Aneignung des Neuen günstig waren. Dem entsprach zugleich ein physiologischer Vorgang, welcher in der Empfindung der Anstrengung, der Spannung sich geltend machte. In dem Augenblick der gelingenden Apperzeption wurde (wie das WUNDTs Untersuchungen wahrscheinlich gemacht haben) der Empfindungsreiz von den zentralen Enden der Nerven übertragen auf ein in der Stirnregion des Großhirns liegendes Gebiet, das als Apperzeptionszentrum gilt. Von diesem wurde die Erregung einesteils zurückgelenkt zu den Sinneszentren, wodurch eine Verstärkung der Wahrnehmung eintrat, andernteils weitergeleitet zu den Augenmuskeln, in denen gewisse Spannungsempfindungen entstanden.

Überblicken wir noch einmal die Teilvorgänge, die im Akt der Wahrnehmung zu beobachten waren, so ergibt sich eine überraschende Mannigfaltigkeit derselben: sensitive und motorische Reize, Gesichts- und Muskelempfindungen, reproduzierte Vorstellungen, Gefühle und Willenstätigkeit, sie alle wurden aufgeboten zur Erzeugung eines scheinbar ganz einfachen Produktes, ohne daß wir jeder dieser einzelnen Aktionen uns gleichzeitig bewußt gewesen wären.

Zwei  Haupttätigkeiten aber lassen sich innerhalb des ganzen Vorgangs unterscheiden. Wir nehmen von der Sonnenfinsternis einmal nur das wahr, was wir der  ursprünglichen  Natur unserer Seele gemäß empfinden müßten, wenn sie wie die des Säuglings noch unausgebildet wäre. Es vollzieht sich eine  Perzeption.  Aber wir sehen zugleich vermöge der durch frühere Beobachtungen erlangten Vorstellungen und Fertigkeiten manches, was dem unerfahrenen Menschen verborgen bleibt, und wir fügen der Wahrnehmung aus unserem Innern zahlreiche geistige Elemente bei, die in der Empfindung überhaupt nicht unmittelbar gegeben sind. Die Seele faßt den äußeren Eindruck gemäß ihres durch die bisherige Tätigkeit  erworbenen  reichen Inhalts. Die Perzeption wird zur  Apperzeption. 

Die Tatsache, daß die Apperzeption zustande kommt unter Mitwirkung des vorhandenen Seeleninhaltes, macht es nun auch begreiflich, wie ein und dasselbe Naturereignis so ganz verschiedene Auffassungen und Deutungen finden konnte.

Was wir mit ruhigem, gefaßtem, ja erhobenem Gemüt beobachten, das ist von jeher den Naturvölkern eine Ursache des Schreckens und gewaltiger Furcht gewesen. Sie sahen die Sonne bedroht von riesigen Dämonen, die ihr das Licht rauben, von gefährlichen Ungeheuern, die sie verschlingen wollten. Diesen Gedanken lagen ihnen, deren Dasein noch zumeist durch unaufhörliche Kämpfe mit feindlichen Nachbarn und gewaltigen Raubtieren ausgefüllt wurde, wohl am nächsten. Und darum, weil ihnen die Verfinsterung der Sonne als ein furchtbarer Weltkrieg, als der Weltuntergang erschien, als ein verhängnisvolles Ereignis, das sie selbst zu vernichten drohte, bemächtigten sich der Gemüter die heftigsten Affekte.
Wo aber die Vorstellung von den Gestirnen und ihrem ewigen Wechsel bereits eine bestimmte Stelle und Bedeutung im religiösen System eines Volkes gewonnen hatte, wo man in der Sonne den erhabenen Lichtgott verehrte, der die Welt regiert und die Schicksale der Menschen lenkt, da mußte die unerwartete Himmelserscheinung der herrschenden Vorstellungsgruppe gemäß als ein  religiöses  Ereignis apperzipiert werden. Als die Meder und Lydier einst einander gegenüber standen, um eine blutige Entscheidungsschlacht zu schlagen, verfinsterte sich plötzlich der Himmel, und die Sonne verlor ihren Schein. Da erkannten sie, daß ihre Götter ORMUZD und MITHRAS ihnen ob ihres Vorhabens zürnten, ließen die Waffen sinken und schlossen miteinander Frieden. -

Bei der soeben beschriebenen Wahrnehmung sahen wir die Akte der Perzeption und Apperzeption, so streng sie auch ihrem Wesen nach voneinander zu unterscheiden sind, doch nicht zeitlich getrennt sich vollziehen, etwa so, daß die letztere der ersteren in einem merklichen Abstand folgte. Vielmehr kam die Perzeption zustande unter dem wesentlichen Einfluß der Apperzeption und gleichzeitig mit ihr. Es fragt sich, ob dies stets so geschieht, ob mit der Perzeption immer zugleich auch die Apperzeption gegeben ist? Erwägen wir die Frage an der Hand eines weiteren Beispiels.

Im Theater zu Korinth lauscht die versammelte Menge dem ernsten Drama, das sich vor ihr abspielt. Was die Schar der Erinnyen, der furchtbaren Rachegeister, in schaurigem Gesang und Tanz soeben offenbart hat, es bewegt noch aller Herzen, und eine heilige, geheimnisvolle Scheu lastet auf den Gemütern. Da fällt mitten in die tiefe Stille das kecke Wort:
    Sieh da, sieh da, Timotheus,
    Die Kraniche des Ibykus!
Wären diese Worte an einem anderen Ort und vor Leuten geäußert worden, die nichts von IBYKUS und seinem traurigen Schicksal wußten, so würden sie höchst wahrscheinlich rasch und ohne einen tieferen Eindruck zu hinterlassen am Bewußtsein der Zuhörer vorüber gegangen sein. Letztere würden sich nichts aus dem befremdlichen Zuruf gemacht und auf die beiden Männer wie auf den vorübereilenden Kranichzug nicht sonderlich geachtet haben. Die Wahrnehmung wäre ihnen gleich vielen anderen gleichgültigen und flüchtigen Eindrücken etwas Isoliertes, Äußerliches geblieben, eine bloße  Perzeption,  die gar leicht der Vergessenheit anheimfällt. Anders bei dem im Theater zu Korinth versammelten Volk! Hier fesselt der Name des vielbeklagten Sängers die Aufmerksamkeit an die wenigen und ansich harmlosen Worte des Mörders, so daß sie nicht unbeachtet verklingen. Hier findet der unbedachtsame Ausruf lebhaften Widerhall in den Herzen der Zuhörer. Zwar ist es zunächst nur ein dunkles Gefühl, eine Ahnung, die sie leitet. Noch wissen sie nicht, wie sie das Gehörte deuten und sich zusammenreimen sollen. Was können die beiden fremden Männer mit IBYKUS zu tun haben, sie, die rohen Gesellen, mit dem feingebildeten Dichter? Wie kommen sie dazu, von  seinen  Kranichen zu reden? Solche und ähnliche Gedanken stehen der sofortigen Aneignung der auffallenden Wahrnehmung entgegen. Und darum läßt der Dichter mit feinem psychologischen Takt erst einige Zeit vergehen, bis sie gelingt. Zunächst nimmt der Schwarm der vorüberziehenden Kraniche die Sinne der Zuschauer lebhaft in Anspruch. Sodann pflanzt sich das Wort von den Kranichen des IBYKUS - wenn auch sehr schnell - im weiten Bogen bis zu den untersten Sitzen fort und weckt allüberall aufs neue das alte Leid. Und nun ergeht sich die aufgeregte Menge in lebhaften Fragen und Vermutungen:
    "Des Ibykus, den wir beweinen?
    Den eine Mörderhand erschlug?
    Was ists mit dem, was kann er meinen?
    Was ists mit diesem Kranichzug?"
Zahlreiche Vorstellungen werden demnach durch die neue Wahrnehmung aufgerufen und zu ihr in Beziehung gesetzt. Man "nimmt alle Gedanken zusammen," nämlich die, welche zur Deutung und Ergänzung der Perzeption dienen können. Und in der Tat machen sich unter all dem reproduzierten Seeleninhalt bald zwei Gedankengruppen geltend, die zum Verständnis der dunklen Wahrnehmungstatsachen wohl beitragen können. Da sind zunächst die lebhaften Vorstellungen von der ruchlosen Ermordung des Sängers, verbunden mit den Gefühlen tiefen Leids und sittlicher Entrüstung, begleitet von dem Wunsch, den schändlichen Mörder zu finden und dem Vorsatz, auf alle Verdachtsspuren sorgfältig zu achten. Durch den teuren Namen des Erschlagenen vom leisen Schlummer geweckt, bricht diese Vorstellungsgruppe mit neuer Kraft hervor und verleiht dem aufmerkenden Willen eine ganz besondere Energie und Ausdauer. Zum zweiten steigen alle die ernsten Gedanken und Gefühle empor, welche der erschütternde Gesang der Rachegeister in den Zuhörern soeben erzeugt hat: die felsenfeste Gewißheit, daß nichts Böses unentdeckt und ungerächt bleibe, die Gefühle heiliger Scheu vor dem gerechten, allmächtigen und allgegenwärtigen Walten der Götter. Und so kommt ihnen der Gedanke: Wie? wenn die Götter uns zur Bestätigung der Eumenidenbotschaft die Mörder herbeigeführt, wenn letztere sich selbst unwillkürlich durch lautes Denken verraten hätten? Wunderbar sind ja die Wege der Himmlischen. Wie sollten ihnen nicht selbst Kraniche zur Entlarvung der Mörder dienen können?
    Und ahnend fliegts mit Blitzesschlage
    Durch alle Herzen: Gebet acht!
    Das ist der Eumeniden Macht!
    Der fromme Dichter wird gerochen,
    Der Mörder bietet selbst sich dar.
Die Mörder werden ergriffen. Da sie erbleichen und keine befriedigende Aufklärung geben können, so liest man in dem unsteten Blick und den entstellten Gesichtszügen ihre frevle Tat, und der einzige unbedachtsame Ausruf gilt als Beweis ihrer Schuld. Rasch schreitet mit den äußeren Ereignissen die Apperzeption jener Wahrnehmung fort, um sich mit dem Geständnis der Bösewichter zu vollenden.

Unzweifelhaft vollziehen sich im vorliegenden Fall Perzeption und Apperzeption nicht gleichzeitig, sondern die geistige Aneignung des Neuen folgt der Wahrnehmung erst nach Ablauf eines meßbaren Zeitraums. Zwar könnte man die bloße Gehörwahrnehmung, die Auffassung der von den Mördern vernommenen Laute als Wort und Satz bereits zu den Apperzeptionen rechnen, insofern die Wahrnehmenden die gehörten Laute und Wörter als bekannte erkannt, mit ihnen gewisse Sachvorstellungen verknüpft und diese geistigen Produkte zu einem Urteil verbunden haben. Indessen ist diese Auffassung noch eine so dürftige und unbestimmte, eine so äußerliche und isolierte, daß sie im Verhältnis zur späteren, tieferen Auffassung sehr wohl als eine Perzeption bezeichnet werden kann. Jedenfalls wird sie mit Hilfe vorhandener Vorstellungen apperzipiert, die ihr erst den rechten Inhalt, die volle Klarheit verleihen.

Es gibt also doch wohl Wahrnehmungen, die nicht sofort angeeignet werden, und  nicht jede Perzeption ist zugleich Apperzeption.  "Eine lose Rede schläft in dummen Ohren." Die Jugend behält manches Wort, manche Sentenz rein mechanisch, ohne sie zu verstehen. Nach Jahren erst fällt uns vielleicht die Bedeutung einer Redensart ein, erkennen und deuten wir eine Wahrnehmung, die dem Kindesverstand ein unlösbares Rätsel zu sein schien (1). Und selbst dem Erwachsenen treten zuweilen gehörte Worte und Sätze, eine Wahrnehmung, ein Gedanke so fremd und seltsam gegenüber, daß er im ersten Augenblick wenigstens nichts aus ihnen zu machen weiß und sich wohl selbst über der neugierigen Frage ertappt: welchen Sinn und welche Bedeutung wohl jenes unverstandene Neue für ihn noch erhalten werde? (2) Ja, es kommen unzweifelhaft Perzeptionen vor, die  überhaupt nicht  apperzipiert werden; dahin gehören z. B. die allerfrühesten disparaten Empfindungen des Kindes, diejenigen Perzeptionen, von denen wir nicht wissen, "wo wir sie hintun sollen", die wir nicht zu deuten vermögen, Wahrnehmungen, die wegen mangelnder Aufmerksamkeit oder infolge ihrer Flüchtigkeit rasch wieder unter die Schwelle des Bewußtseins sinken (3). Doch bilden diese nur die Ausnahme. In den meisten Fällen gesellt sich - und zwar umso sicherer, je reicher das Geistesleben ist - zur Perzeption die Apperzeption.

Ob gleichzeitig oder nach Ablauf eines kürzeren oder längeren Zeitabschnitts, das hängt wesentlich von der Art und Regsamkeit der reproduzierten Vorstellungen ab, die zur Perzeption in Beziehung treten.

Wiederholen wir eine schon oft gehabte Wahrnehmung, wie wenn wir z. B. einen Freund, eine Straße, einen Baum wiedererkennen, ein Geräusch, den Ton einer Stimme als wohlbekannt richtig deuten oder Geschriebenes und Gedrucktes lesen, so verschmilzt die Perzeption ohne weiteres mit den nahezu gleichen oder ähnlichen Vorstellungen, die ihr entgegen kommen. Die apperzipierende Tätigkeit bewegt sich hier, unterstützt durch erworbene funktionelle Dispositionen der Sinnesnerven, in bekannten und darum geläufigen Bahnen. Aber auch da, wo eine neue Wahrnehmung eintritt und als zu bekannten Begriffen und Kategorien gehörig erkannt wird, wie wenn z. B. der Botaniker eine noch nicht gesehene seltene Pflanze auf den ersten Blick ihrer Gattung einreiht, oder der Richter eine strafbare Handlung sofort unter einen bestimmten Gesetzesparagraphen stellt, vollzieht sich die Apperzeption in der Regel leicht und ohne Verzug. Am schnellsten kommt sie offenbar dann zustande, wenn das Neue nicht erst ältere ähnliche Vorstellungen zu wecken braucht, sondern wenn diese bereits als herrschende Gedankengruppe hoch und klar im Bewußtsein stehen. (4) Es halten hier, wie LAZARUS treffend bemerkt, apperzipierende Vorstellungen "gleichsam wie Gewappnete in der inneren Veste des Bewußtseins, um auf alles, was sich in den Toren der Sinne zeigt, zu stürzen, es zu überwinden und sich dienstbar zu machen." (5)

In all diesen Fällen werden wir uns der Apperzeption als einer besonderen Tätigkeit kaum bewußt. Wir versetzen nach außen, in den Gegenstand der Wahrnehmung, was aus unserem Inneren der letzteren hinzugefügt wird. Wir glauben lediglich zu perzipieren, wo wir uns doch den äußeren Eindruck bereits aneignen. Nur ausnahmsweise (z. B. beim Wiedererkennen geliebter Personen) ist mit ihm eine starke Gefühlsaufregung verbunden. Die Apperzeption vollzieht sich gleichsam von selbst, ohne unser ausdrückliches Wollen, ja nicht selten gegen unser Wollen. Man kann sie daher als  passive Apperzeption  ansehen. Nicht als ob die wahrnehmende Seele sich passiv verhielte. Vielmehr ist sie auch hier durchaus aktiv. Die von WUNDT entlehnte Bezeichnung will nur andeuten, daß die Apperzeptionstätigkeit  lediglich  den Gesetzen des psychischen Mechanismus folgt, nicht aber durch freiwirkende Ursachen, wie z. B. den Willen, bestimmt wird.

Anders verhält es sich dagegen da, wo eine neue Wahrnehmung, die vermöge ihres Inhaltes lebhafte Gefühle weckt, nicht sogleich die ihr am meisten entsprechende Vorstellungsgruppe zu reproduzieren vermag. Sie widerspricht vielleicht allem Bekannten so sehr, tritt ihm so unerwartet, so neu und fremd gegenüber, daß wir sie nicht mit diesem zusammenreimen können. Und darum findet das Neue nicht den Eingang zu unserem Inneren, "es bleibt uns nur auswendig, wir werden seiner nicht inne." Es bemächtigt sich dann unser eine gewisse Unruhe, ein drückendes Unlustgefühl: wir "wissen uns nicht hineinzufinden", wissen nicht, "wo wir das Fremde hintun," "was wir denken sollen." Die Verwunderung, das Erstaunen über die unglaubliche Wahrnehmung kann sich unter Umständen steigern bis zum Affekt: "man verliert den Kopf", die Geistesgegenwart, steht völlig ratlos den äußeren Eindrücken gegenüber oder antwortet ihnen mit den seltsamsten, wunderlichsten Willensentschließungen (6).

So führt also die neue Wahrnehmung zunächst eine Hemmung, einen Widerstreit im Bewußtsein herbei; sie regt Vorstellungsgruppen und Gefühle auf, die in raschem Wechsel einander ablösen und versetzt so das Gemüt in Spannung und Unruhe. Der momentane Zustand der Seele aber findet seinen Ausdruck in dem Geständnis: "Ich verstehe das (Neue) nicht; das ist mir unbegreiflich."

Wenn während dieser Zeit die Perzeption gleichsam als der einzige feste Punkt unter all den schwankenden inneren Zuständen erscheint, so liegt die Frage nahe, was ihr denn die Kraft gibt, sich trotz aller Gegensätze im Bewußtsein zu behaupten. Gewiß beruth ihre Stärke zunächst auf dem andauern wirkenden Sinnesreiz; was durch die Tore der Sinne einzieht, erweist sich für den ersten Augenblick wenigstens meist mächtiger, als die stärksten Erinnerungsbilder, die ihm entgegenkommen. Bald aber macht sich noch ein anderer Faktor geltend. Wir erinnern uns, daß die Perzeption lebhafte Gefühle hervorrief. Diese kündigen als Vorboten der Einsicht dunkel die objektive und subjektive Bedeutung der neuen Wahrnehmung für den übrigen Seeleninhalt an. Jeder Erkenntnis eilt ein Gefühl voraus, das die neue Wahrheit mehr ahnen als schauen läßt, (7) das wohl die Richtung andeutet, in der sie zu finden ist, aber die wünschenswerte Klarheit und Sicherheit des Erkennens nicht zu bieten vermag. Mit Hilfe unbewußter geistiger Elemente, die der Schwelle des Bewußtseins nahe stehen, fühlen wir dunkel, welche sachlichen Beziehungen zwischen dem Neuen und unserer bisherigen Erfahrung bestehen, ob jenes ihr gänzlich oder nur zum Teil, ob hinsichtlich der Form oder des Inhaltes widerspricht. Im Gefühl erkennen wir weiter, welche Förderung oder Hemmung wohl unser inneres Leben von der neuen Wahrnehmung zu erwarten habe. Wir sind uns nicht bloß dunkel bewußt, was sie ansich, sondern auch, was sie insbesondere  für uns  bedeuten, was sie zur Erhöhung oder zur Herabstimmung unseres Gemütslebens beiträgt. Ihre Beziehung zum Ich wird also instinktiv erfaßt.

Solche Gefühle nun sind wohl geeignet, ein starkes, auf die Perzeption gerichtetes Streben zu wecken. Sie verleihen jener geradezu einen bestimmten  Motivwert  für den Willen.  Letzterer ist es, welcher die neue Wahrnehmung um der mit ihr verbundenen Gefühle willen festhält und vor dem Sinken ins Unbewußte bewahrt.  Und zwar geschieht das mit Hilfe verwandter Vorstellungen, die ihr gegenübertreten. Denn der Wille greift hinein in den bunten Wechsel der Vorstellungen und Gefühle und weist zurück, was zum Neuen nicht in naher Beziehung steht und führt herbei, was ihm ähnlich ist. Indem er so gewissermaßen Ordnung stiftet unter den sich anbietenden Reproduktionen, können sich allmählich die Gedankengruppen aufsteigend entfalten, die der Perzeption hinsichtlich ihres Inhaltes und Gefühlstones am günstigsten sind. Es bildet sich eine Gruppierung solch verwandter Vorstellungen, welche HERBART nicht unpassend als  Wölbung  bezeichnet hat. Und nun beginnt die sorgfältige Vergleichung des Neuen mit dem Alten, das Abwägen der Gründe, die für die Einreihung des ersteren in diese oder jene Gedankenverbindung sprechen - "man überlegt", d. h. man legt die Vorstellungen gleichsam vergleichend übereinander. Man bildet Urteile, Schlüsse, gleich vorhandene Gegensätze aus und stiftet neue Verbindungen. Man prüft sämtliche dem Bewußtsein nahe stehenden Vorstellungsmassen in einem raschen Überblick darauf hin, welche von ihnen sich wohl am besten mit der Perzeption vereinigen läßt oder zuvor einer Umformung bedarf - "man nimmt alle Gedanken zusammen." Und wenn sich nun eine solche Vorstellungsgruppe findet, wenn sie mit ihren Verbindungen (Gefühlen, Strebungen) gleichsam an die Spitze des Gedankengewölbes tritt, dann sind alle Gegensätze soweit zurückgedrängt, daß die Perzeption mit ihr zu einem einzigen Produkt verschmelzen kann. Erstere wird ihr als ein neues, verwandtes Glied eingefügt, so daß die Wahrnehmung nun nicht mehr isoliert dasteht, sondern ihre Stelle innerhalb eines größeren, wohlgeordneten und festgegründeten Gedankenkreises einnimmt; sie ist mit Hilfe desselben  angeeignet,  apperzipiert worden.

Damit hat sich zugleich das Unlustgefühl, das die Überlegung begleitete, verloren und dem Gefühl einer Bereicherung und Förderung des geistigen Lebens Platz gemacht. Stärker noch als beim Beginn und im Verlauf des Prozesses  fühlen  wir die Bedeutung des neuen Eindruckes für unser Ich. An die Stelle des Zweifels und der Ungewißheit ist das Bewußtsein von der gewonnenen Erkenntnis getreten. Wir stehen nun nicht mehr einer fremden, rätselhaften Wahrnehmung gegenüber, sondern erkennen in ihr längst Bekanntes oder wenigstens Begreifliches; nun "sehen wir das Neue mit ganz anderen Augen an", mit dem inneren Auge des Verständnisses nämlich, der Apperzeption.

Wir haben hier eine Art der Apperzeption, die sich wesentlich von der oben besprochenen, der passiven, unterscheidet. Dort sahen wir Perzeption und Apperzeption gleichzeitig oder in rascher Folge eintreten; hier trennt beide seelischen Vorgänge ein meßbarer Zeitraum. Dort vollzogen Perzeption und Aneignung sich unwillkürlich, fast unbemerkt und ohne besonderen Kraftanwand. Hier werden wir uns der Apperzeption umso stärker bewußt, je schwieriger die Überlegung ist und je länger die "denkende, verweilende Betrachtung der Vorstellungen" dauert. Dort folgte die Apperzeptionstätigkeit im wesentlichen den Gesetzen des psychischen Mechanismus. Hier dagegen machen sich frei wirkende Ursachen beim Vorstellungsverlauf geltend. Im Gefühl wird der Wert der Perzeption für das Ich, ihre Bedeutung für das übrige Vorstellungs- und Gemütsleben erkannt. Es tritt der Wille, bestimmt durch Gefühle sinnlicher, intellektueller, ästhetischer oder moralischer Art, als leitende und ordnende Kraft auf, deren anstrengende Tätigkeit uns in starken Innervationsempfindungen [Nervenimpulse - wp]zu Bewußtsein kommt. Es ist die  aktive  Apperzeption, die wir kennen lernten.

Je öfter ein und dieselbe aktive Apperzeption wiederholt wird, desto leichter geht sie von statten, desto geringeren Kraftaufwand wird sie nach und nach in Anspruch nehmen. Der Inhalt des Denkprozesse, dessen Durchführung anfangs geraume Zeit und bedeutende Anstrengung kostete, verdichtet sich allmählich zu Begriffen und allgemeinen Urteilen, deren apperzipierende Kraft sich mehr und mehr geltend macht und die Überlegung erheblich abkürzt. Auf diese Weise befestigen sich Apperzeptionen, die, ursprünglich aktiven Charakters, schließlich von passiven Apperzeptionen kaum zu unterscheiden sind. (8)

Nach unseren bisherigen Erörterungen erscheint es als ein wesentliches Merkmal der Apperzeption, daß eine neue, isolierte Wahrnehmung mit einer älteren verwandten Vorstellungsgruppe verschmilzt, einer größeren und wohlgegliederten Gedankenmasse eingefügt wird. Es ist dies nicht so zu verstehen, als ob jede apperzipierte Vorstellung nun gleichsam lokalisiert, an einen bestimmten Vorstellungskreis gebunden sei, mit dem  allein  sie reproduziert und gedacht werden kann. Vielmehr kann ein und dieselbe Perzeption mit Hilfe verschiedener Vorstellungsgruppen apperzipiert werden (9) und demnach als Glied derselben auf verschiedene Veranlassung hin ins Bewußtsein zurückkehren. Eine Wahrnehmung wird anderen Seelenerzeugnissen eingefügt, heißt daher nur soviel als: sie wird mit ihnen zeitlich und inhaltlich so intensiv zusammengedacht, daß fortan eins das andere regelmäßig reproduziert.

Welchen Erfolg hat nun aber die Aneignung einer Perzeption durch eine ältere Vorstellungsmasse?  Was gewinnen beide durch diesen Vorgang, was insbesondere die apperzipierte Wahrnehmung?

Manche schwache, unklare und flüchtige Perzeption würde fast unbemerkt an unserem Inneren vorübergehen, wenn nicht die hinzutretende Apperzeptionstätigkeit sie im Bewußtsein festhielte.  Diese schärft die Sinne,  d. h. sie verleiht den Sinnesorganen ein höheres Maß von Energie, so daß das spähende Auge nun sieht und das lauschende Ohr hört, was für gewöhnlich unbeachtet bleibt.

Aber auch bei starken und deutlichen Wahrnehmungen macht sich diese unterstützende Kraft der Apperzeption geltend. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf Merkmale der Wahrnehmungsgegenstände, die wenig hervortreten und darum meist übersehen werden; sie schärft also wiederum Auge und Ohr, so daß sie besser und gründlicher beobachten. Wenn der Geldwechsler unter tausend Banknoten die gefälschte trotz ihrer täuschenden Ähnlichkeit herausfindet, wenn der Juwelier an einem Schmuck den kleinsten, dem bloßen Auge kaum erkennbaren Fehler sofort bemerkt, wenn der Physiker deutlich die Obertöne einer angeschlagenen Saite vernimmt, so sind es überall Apperzeptionsvorgänge, die den Sinnen eine besondere Schärfe verleihen. Wir sehen und hören demnach nicht bloß mit Augen und Ohren, sondern ebensosehr mit Hilfe älterer Vorstellungen, dem apperzipierenden Inhalt unserer Seele.

Die Apperzeption tut aber noch mehr, sie bereichert die Perzeptionen oft mit Merkmalen, die in der Sphäre des Wahrnehmens gar nicht gegeben sind, sondern aufgrund früherer Erfahrungen oder als Ergebnis gewisser Schlüsse hinzugefügt werden. Wir erinnern an die durch eine Sonnenfinsternis uns übermittelte Wahrnehmung, die gar manches enthält, was unmittelbar nicht gesehen werden kann, sondern durch unser Denken in die Perzeption hineingetragen wurde. So eine  ergänzende  Apperzeption ist bei den allermeisten Wahrnehmungen tätig. Wir begegnen ihr beim geübten Zeitungs- und Romanleser, der von den einzelnen Wortbildern nur einige Buchstaben, von jedem Satz nur eine Anzahl Worte wirklich perzipiert, das übrige aber aus seinem eigenen Gedankenvorrat hinzufügt, bei dem Geologen, dem die Felsschichten des Erdinneren mit ihre Pflanzen- und Tierabdrücken und ihren Versteinerungen von gewaltigen Naturrevolutionen der Urzeit erzählen, bei jedem, der eine Person aus weiter Ferne nur an einzelnen wenigen Merkmalen, an der Größe, der Bewegung, der Kleidung erkennt. Wir sehen im Bildnis eines bedeutenden Mannes viel mehr, als der Maler mit all seiner Kunst darzustellen vermag; wir schauen historische Landschaften und Orte im Licht der Vorstellungen und Gedanken, die wir von ihnen durch unsere Studien oder sonstige Lebenserfahrung gewannen. Wie ganz anders mag sich darum die ewige Roma im Kopf eines mittelalterlichen Lehensmannes widergespiegelt haben, als in der Seele eines LUTHER, eines HERDER und GOETHE! Und wenn wir umgekehrt für gewisse historisch überlieferte Eigentümlichkeiten eines Volkes oder Stammes in der Eigenart seines Landes einen wesentlichen Erklärungsgrund erkennen, so macht sich in einer solchen Auffassung nicht minder die ergänzende Apperzeption geltend.

Von großer Bedeutung ist sie insbesondere für die Bildung der Raumvorstellungen. Es gilt als ausgemacht, daß das Kind anfänglich nur Flächen wahrnimmt und keine Vorstellung von der Tiefendimension hat; es greift nach allem, z. B. nach dem Mond, ohne Rücksicht auf dessen Entfernung, alle Gegenstände sind ihm ursprünglich gleich nahe. Es würde auch wohl nie zu einer solchen Vorstellung gelangen, wenn es nur auf die Gesichtsempfindung angewiesen wäre. Dieser gesellt sich aber gar bald der Tastsinn bei, dessen eigentümliche Empfindungen, indem sie sich mit denen des Auges verknüpfen, Körper von Flächen unterscheiden lehren und zwar selbst dann, wenn sich letztere nicht in unserer unmittelbaren Nähe befinden. Wie ist das möglich? Wie können von uns, deren Auge eigentlich nur Flächen sieht, entfernte Gegenstände, die wir nicht betasten können, trotzdem als Körper wahrgenommen werden? Diese Tatsache scheint nur mit Hilfe der Apperzeption erklärt werden zu können. Dem Menschen drängt sich nach und nach die Erfahrung auf, daß diejenigen Objekte der Außenwelt, die dem Tastsinn eigentümliche Muskelempfindungen (wie sie nur ein Körper veranlaßt) zuführen, auch dem Auge ein Gesichtsbild übermitteln, das sich hinsichtlich der Verteilung von Licht und Schatten, der größeren oder geringeren Schärfe der Umrisse usw. von entsprechenden Bildern, wie sie Flächen erwecken, unterscheidet. (10). Diese Perzeptionen vereinigen sich, so oft sie nahezu gleichzeitig in das Bewußtsein treten, zu einer Gesamtvorstellung, zur Vorstellung von einem Körper. Gesetzt nun, es zeigt sich derselbe oder ein ähnlicher Körper in weiter Entfernung von uns, so wird er zunächst nur auf unser Auge wirken und nur diejenigen Elemente der vorhin erwähnten Gesamtvorstellung reproduzieren, die einer gleichen oder ähnlichen Gesichtsempfindung als der soeben sich vollziehenden ihre Entstehung verdanken. Nun sind diese aber mit Vorstellungen von gewissen Muskelempfindungen verknüpft, die auf die Wahrnehmung eines Körpers und nicht einer Fläche hinweisen; folglich werden diese nach dem Gesetz der Gleichzeitigkeit ebenfalls ins Bewußtsein treten und im Verein mit jener reproduzierten Gesichtsempfindung eine Vorstellungsmasse darstellen, welche die neue Wahrnehmung aufnimmt, deutet und durch ein neues Element - das Merkmal der dritten Dimension - ergänzt. So entsteht eine Aneignung der neuen Vorstellung durch die ältere, die sich ausspricht in dem Urteil: Auch das ist ein Körper. Wem diese Apperzeptionshilfe fehlt, wer, wie das Kind in seinen ersten Wochen und Monaten, noch zu wenige räumliche Vorstellungen besitzt, der wird in diesem Fall nur Flächen, nicht Körper wahrnehmen. Man kann demnach sagen, daß erst die Apperzeption unsere räumliche Anschauung vollendet. Sie tut das in so unzähligen Fällen, daß wir ihre Wirksamkeit gewöhnlich übersehen und da Körper wahrzunehmen glauben, wo die Apperzeption mit Hilfe der Erfahrung doch nur auf solche schließt. -

Aus vorstehenden Beispielen ergibt sich, daß die Apperzeption, indem sie  schwache Perzeptionen verstärkt und im Bewußtsein festhält,  im übrigen aber die Wahrnehmungen  ergänzt, berichtigt und vervollständigt, all diesen Seeleninhalten zu größerer Klarheit und Deutlichkeit verhilft.  Sie tut es selbst da, wo die apperzipierte Wahrnehmung durch sie nicht um einzelne Merkmale bereichert wurde. Erfassen wir z. B. ein Beobachtungsobjekt durch einen Begriff, dem es zugehört, eine neue Erfahrung durch ein Gesetz, dem sie unterzuordnen ist, so gewinnt die Perzeption schon durch die Subsumtion unter Allgemeines an Klarheit: wir unterscheiden dann in ihr Wesentliches vom Unwesentlichen, und die wichtigsten Merkmale der neuen Wahrnehmung erhalten durch den übergeordneten apperzipierenden Begriff eine erwünschte Verstärkung.  Mit der Klarheit erhöht sich ferner die Regsamkeit der apperzipierten Vorstellung.  Durch ihre Einfügung in einen größeren, wohlgeordneten, von lebhaften Gefühlen begleiteten Gedankenkreis tritt sie zu so vielen Gliedern desselben in eine äußere und innere Beziehung, daß ihr eine regelmäßige Reproduktion gesichert ist; sie kann nur mit diesen Vorstellungen selbst je der Vergessenheit anheimfallen. Gehört sie überdies mehr als einer Vorstellungsgruppe an, so wird sie sich nicht nur einer häufigen, sondern zugleich vieldeutigen Reproduktion zu erfreuen haben, die ihren Inhalt nach den verschiedensten Seiten hin aufhellt.
LITERATUR Karl Lange, Über Apperzeption, Plauen 1889
    Anmerkungen
    1) Beispiele hierfür siehe bei GOLTZ, Buch der Kindheit, dritte Auflage, Seite 223.
    2) LOTZE berichtet in seiner Medizin. Psychologie folgende interessante Tatsache. Ein Beobachter hatte zu wissenschaftlichen Zwecken die Wirkung eines narkotischen Mittels an sich versucht. Als er nun aus der Betäubung allmählich erwachte, sah er wohl die im Zimmer anwesenden Personen wieder; allein mit seiner eigenen Gestalt wußte er nichts anzufangen. Erst als sein Blick auf den ihm gegenüber hängenden Spiegel fiel, erkannte er sich selbst. Jetzt erst im Augenblick des Wiedererkennens wurde demnach die Perzeption zur Apperzeption.
    3) Es bestätigt dies eine Äußerung JEAN PAULs: "Goethe faßt auf Reisen alles bestimmt auf; ich gar nicht, bei mir ist alles romantisch zerflossen. So reise ich durch Städte, ohne etwas darin gesehen zu haben; mich reizen bloß schöne Gegenden, die eben dem Romantischen zusagen, oder ein Mensch, ein Buch und dgl. Ich weiß und sehe zwar alle Individualitäten des Lebens; aber ich frage nicht danach und vergesse sie." (Wahrheit aus Jean Pauls Leben, Bd. V, Seite 105)
    4) Dem Knaben, der Gespenstergeschichten im Kopf und Furcht im Herzen, den einsamen Schulweg über das öde Moor wandert, werden im Nu die Erscheinungen seiner Umgebung zu schreckenden Spukgeistern. Im raschelnden Laub vernimmt er den gespenstischen "Gräberknecht", im Knistern des Röhrichts die unselige "Spinnerin", und wie es unter seinem Fuß brodelt, wie aus dem berstenden Moor das Wasser zischend hervorquillt, da hört er die gespenstische Melodie des "ungetreuen Geigenmannes", da sieht er sie leibhaftig vor sich, die unglückliche Frau, die um ihre arme, verlorene Seele klagt, und schaudernd eilt er heimwärts. (Vgl. das Gedicht "Der Knabe im Moor" von ANETTE von DROSTE-HÜLSHOFF)
    4) DESCARTES, Discours de la Méthode. Oeuvres Choisier, Paris, Garnier, 1930, Bd. 1, Seite 24f
    5) WILHELM WUNDT, Zur Lehre von den Sinnestäuschungen, Seite 14
    6) So erging es LIVINGSTONEs treuem Diener, der jenen auf seiner Fahrt von Südafrika nach Europa begleiten wollte. "Er hatte in seiner afrikanischen Heimat nie - auch nicht annähernd - eine Wasserfläche kennengelernt, die sich dem gewaltigen Spiegel des Ozeans hätte vergleichen können. Als er nun rings um sich nichts als Wasser erblickte und sein hohes Schiff vom Meer getragen auf der Oberfläche desselben dahingleiten sah, konnte er die neue, gewaltsam andrängende Vorstellung nicht bewältigen und stürzte sich  sinnverwirrt  in die Wogen des Meeres, um daraus nie wieder emporzutauchen." OLAWSKY, Die Vorstellungen im Geist des Menschen, Seite 71
    7) "Das merkwürdige Gefühl einer daliegenden Wahrheit oder Lüge läuft jedem Beweis voraus, der sie hervorzieht, wie das Gefühl der feinsten ästhetischen Mängel und Reize vor der kritischen Entwicklung derselben." (JEAN PAULs Werke, Bd. 35, Seite 115)
    8) Aus dieser Tatsache erhellt sich, wie unrichtig und unpraktisch es ist, "die verweilende, denkende Betrachtung" als ein  wesentliches  Merkmal der Apperzeption anzusehen. (siehe NIEDEN im "Jahrbuch des Vereins für wissenschaftliche Pädagogik, Bd. XIV, Seite 80f). Eine Apperzeption hört auf, eine solche zu sein, je rascher sie allmählich zustande kommt? Aber welches ist die Grenze, bis zu welcher sie diesen Namen noch führen darf? Ist es überhaupt zulässig, die längere oder kürzere Zeit, die ein seelischer Vorgang in Anspruch nimmt, als ein wesentliches Merkmal seines Begriffs zu bezeichnen? Gewiß geht beim Lernprozeß der Apperzeption meist eine längere Überlegung voraus - je tiefer und gründlicher, desto besser. Aber das ist doch nur die eine Art geistiger Aneignung, ein spezieller Fall derselben, dessen Eigentümlichkeit nicht zu einem Merkmal des allgemeinen Begriffs erhoben werden darf. Wenn übrigens NIEDEN neben der von ihm beschriebenen Apperzeption noch eine andere (die "unbefangene") anerkennt, bei der sich die denkende, verweilende Betrachtung "nicht vollständig geltend macht", so hebt er damit nachträglich wieder auf, was er vorher so kategorisch dem Begriff der Apperzeption zugesprochen hatte. Vgl. die Erläuterungen zum Jahrbuch, Bd. XIV, Seite 66-67.
    9) Warum lesen wir z. B. einen Aufsatz, ehe er endgültig stehen bleibt, nach einiger Zeit noch einmal durch, und warum macht er dann zu unserer Überraschung nicht selten einen anderen Eindruck als beim Niederschreiben? Doch wohl, weil jetzt andere apperzipierende Gedankenverbände ihm entgegenkommen, die während der Abfassung desselben dem Bewußtsein fern gehalten wurden, weil wir jetzt freier und unbefangener die uns gleichsam fremd gewordene Arbeit beurteilen. - - - Darum gilt es auch als eine bewährte Lebensregel, alle neuen, unerwarteten und wichtigen Erfahrungstatsachen da, wo die Pflicht nicht etwas anderes gebietet, nicht sofort endgültig zu apperzipieren und demgemäß sich zu entscheiden, sondern man rät dem überraschten und erregten Kopf, vor allem Zeit vergehen zu lassen, die Sache "zu überschlafen", sie sich noch einmal zu überlegen. Was ihm heute unerträglich, unvereinbar mit seiner Ehre, seinem Glück zu sein scheint, das sieht er morgen vielleicht mit ganz anderen Augen an, d. h. es finden sich apperzipierende Vorstellungen, die dem Neuen eine ganz andere, vorher nicht geahnte Bedeutung beilegen. Eben weil die Apperzeption von ein und derselben Tatsache rasch wechseln, weil letztere verschiedenen Apperzeptionsgruppen eingereiht werden kann, ist es ein Grundsatz des charakterfesten Mannes, wichtige Entschließungen nicht von vorhergehenden Stimmungen abhängig zu machen.
    10) Die Darlegung der  physiologischen  Bedingungen, unter denen das stereoskopische Sehen zustande kommt, darf hier, wo nur der Anteil der Apperzeption an der Entstehung der Körpervorstellung nachgewiesen werden soll, wohl unterbleiben.