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WILHELM SCHAPP
Phänomenologie der Wahrnehmung
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"Die Hauptprobleme der Philosophie, insbesondere der Ontologie und der Erkenntnistheorie, sind vor dem Aufkommen der Phänomenologie eigentlich nie methodisch in Angriff genommen worden. Man hat nie gewagt, sie fest anzupacken. Man hat zwar hin und her überlegt, ob es so etwas wie Dingheit, Substanzialität und wie die anderen Probleme der Ontologie heißen, geben könnte, aber man hat nie scharf versucht, so etwas aufzuweisen, zu Gesicht zu bringen. Man hat mehr Begriffsuntersuchungen getrieben, sich gefragt, ob Widersprüche in diesen Begriffen enthalten sind und dgl. Eine gewisse Zagheit gegenüber diesen Gegenständen geht durch die ganze Philosophie. Man wollte die Wahrheit dieser Begriffe oft nicht geradezu leugnen und fand doch keine Weise, wie sie zu untersuchen sind. Die Objektitäten, die zu diesen Begriffen gehörten, waren Gespenster, die sich keiner anzufassen getraute. Erst die Phänomenologie wagt hier eine unbefangene methodische Prüfung."


Einleitung

"Es liegt im Empirismus dieses große Prinzip, daß was wahr ist in der Wirklichkeit sein und für die Wahrnehmung da sein muß." (1) Erweitern wir den Begriff der Wahrnehmung in noch näher anzugebender Weise, so führt die Anwendung dieses Prinzips zur phänomenologischen Methode und damit zu Resultaten, die schließlich weit von den herrschenden Lehren des Empirismus und Positivismus abweichen, ja ihnen direkt entgegengesetzt sind. Der Empirismus verlangt in einem gewissen Starrsinn, daß ihm alles in der Weise gegeben ist, wie die Objekte der Außenwelt oder zumindest wie die Zustände des Ich. Ihm erscheint es selbstverständlich und evidenz, daß sich alle Gültigkeit im Denken an einem absolut Festen ausweisen muß: an der Impression. Alles, was gelten will, muß seine Rechtfertigung aus der Impression schöpfen, etwas anderes gibt es nicht; es ist höchstens eine ungemodelte Impression oder Idee. Worauf dieses Axiom sich gründet, ob es eine so unangreifbare Selbstverständlichkeit ist, wird nirgends untersucht.

Der Phänomenologe verfährt anders. Auch er sagt allerdings, wenn es so etwas wie Gattungen, Begriffe, Kategorien, logische Gesetze gibt, wenn es Bedeutungen, Sätze gibt, so müssen sie ihre Gültigkeit in einem unmittelbar Gegebenen irgendwie dartun, müssen sie aufgewiesen werden. Es geht nicht an, mit diesen Begriffen zu operieren, ohne auch für sie einen festen Halt zu gewinnen, der in ähnlicher Weise wie die Impression bei den Gegenständen der Sinnlichkeit das ausmacht, welches jedem vernünftigen Zweifel ein Ziel setzt, der eine letzte Verifikationssphäre bildet. Hat man eine solche aufgewiesen, hat man sich zur Evidenz gebracht, daß der Satz 2 + 2 = 4 ebenso wahr ist, wie der Satz: der Tisch hier ist rot, obwohl man weder die zwei noch das "und", noch das "gleich" noch die "vier" sinnlich wahrnehmen kann, wie man den Tisch und das Rot wahrnimmt; obwohl hier die Anschauung - wenn ich mir den Satz etwa an einer Rechenmaschine zur Evidenz bringe - eine ganz andere Rolle spielt wie bei dem Satz "der Tisch ist rot", so muß man den Mut haben, dies festzuhalten. Man darf es sich nicht mehr wegdiskutieren lassen, sondern muß unbefangen weiter prüfen, inwiefern die Gegenstände - hier die Zahlen - eine eigentümliche "Existenz" haben, ganz unvergleichbar mit sinnlicher Existenz, inwiefern sie auf eigentümliche Art vorstellig werden usw. Und dies, was man hier weiter feststellt, soll zu derselben Klarheit gebracht werden, wie die Grundtatsache, daß zwei und zwei gleich vier ist. Ja, jene Grundtatsache soll durch diese weiteren Untersuchungen noch tiefer fundamentiert werden. Sie soll nicht evidenter gemacht werden, wie sie dem natürlichen Menschenverstand ist, aber sie soll geschützt werden vor Umdeutungen und vor Mißdeutungen.

Man muß voraussetzungslos an die Untersuchung gehen und sich nicht von vornherein durch "unmittelbare Selbstverständlichkeiten", deren Geltung nie untersucht wurde, in der Freiheit des Blickes beengen lassen. Der Kosmos läßt sich nicht überall in das dürre Entweder - Oder zwängen. Es ist einfach nicht wahr, daß alles Seiende entweder psychische oder physisch sein muß, wie der Positivismus behauptet.

Beim Verhältnis zu den idealen Gegenständen ist wohl - historisch genommen - zuerst die Phänomenologie als Methode angewandt. Bald aber hat sich herausgestellt, daß diese Methode einen viel weiteren Bereich der Anwendung hat. Die Hauptprobleme der Philosophie, insbesondere der Ontologie und der Erkenntnistheorie, sind vor dem Aufkommen der Phänomenologie eigentlich nie methodisch in Angriff genommen worden. Man hat nie gewagt, sie fest anzupacken. Man hat zwar hin und her überlegt, ob es so etwas wie Dingheit, Substanzialität und wie die anderen Probleme der Ontologie heißen, geben könnte, aber man hat nie scharf versucht, so etwas aufzuweisen, zu Gesicht zu bringen. Man hat mehr Begriffsuntersuchungen getrieben, sich gefragt, ob Widersprüche in diesen Begriffen enthalten sind und dgl. Eine gewisse Zagheit gegenüber diesen Gegenständen geht durch die ganze Philosophie. Man wollte die Wahrheit dieser Begriffe oft nicht geradezu leugnen und fand doch keine Weise, wie sie zu untersuchen sind. Die Objektitäten, die zu diesen Begriffen gehörten, waren Gespenster, die sich keiner anzufassen getraute. Erst die Phänomenologie wagt hier eine unbefangene methodische Prüfung, indem sie sich diese Objektitäten zur Selbstgegebenheit bringt.

Ähnlich lag es mit der Erkenntnistheorie. Es wurde erörtert, inwiefern es ein Denken des Denkens, eine Wahrnehmung der Wahrnehmung, geben kann, ob so etwas möglich ist und dann aus oft weit abliegenden unsachlichen Motiven hierzu Stellung genommen hat. Auch hier greift die Phänomenologie direkt auf die Sachen selbst zurück und versucht die Wesenszusammenhänge zwischen sinnlicher und nicht sinnlicher Anschauung, zwischen Denken und Anschauen, zwischen Psychischem und Physischem zur Selbstgegebenheit zu bringen. Hier ist die Phänomenologie immer ein Vorgehen nach mehreren Fronten. Sie prüft nicht nur, ob sie jetzt wirklich den Gegenstand hat, sondern auch, wie sie ihn hat und auch noch, wie sie dieses Haben des Gegenstandes hat. Es zeigt sich da, daß Objektitäten verschiedener Sphären auf verschiedene Weise zur Selbstgegebenheit gebracht werden müssen. Es enthüllt sich ein Reichtum an Objektitäten und Wesenszusammenhängen auf demselben Gebiet, wo man vorher mit einigen mageren Begriffen glaubte auskommen zu können. -

Es ist ein altes Problem der Philosophie, wie sich Philosophie zu den Einzelwissenschaften verhalten soll. Oft ist die Frage aufgeworfen, ob nicht der Kosmos - worunter man dann Natur und Psyche verstand - zwischen den Einzelwissenschaften schon so aufgeteilt ist, daß für die Philosophie nirgends ein Gegenstand der Untersuchung bleibt. Wir wollen über diesen Gegenstand einiges anmerken, obwohl wir nichts Erschöpfendes sagen können und nur dartun können, daß in der Tat die Einzelwissenschaften gewissen, ansich lösbaren Problemen aus dem Weg gehen. Wir wehren dabei von vornherein die Meinung ab, als ob es Sache der Philosophie wäre, solche Reste von Einzelwissenschaften zu untersuchen. Der Gesichtspunkt, unter dem eine solche Untersuchung geschieht, macht deren Würde aus. Ein solcher Gesichtspunkt wäre etwa der, daß die Einzelwissenschaften trotz aller Exaktheit aus sich selbst nicht imstande sind, der Skepsis, die die absolute Wahrheit ihrer Ergebnisse anzweifelt, zu begegnen. Ein anderer, etwa der, daß die Einzelwissenschaften ihr Verhältnis untereinander nie erschöpfend zum Gegenstand der Untersuchung machen, wie etwa das Verhältnis von Mathematik und Naturwissenschaft, das Verhältnis von Psychologie und Naturwissenschaft. Und so könnte man viele andere Gesichtspunkte anführen.

Wir wollen im Folgenden nur kurz andeuten, wo sich etwa solche ununtersuchten Restgegenstände der Einzelwissenschaften, an denen eine Phänomenologie ansich anknüpfen könnte, befinden. Nehmen wir etwa die exakteste Wissenschaft, die Mathematik und zwar die Lehre von den Zahlen. Da werden Zahlen schlechthin vorausgesetzt und dann sofort ihre Eigenschaften, Verhältnisse erörtert. Was aber die Zahl selbst ist, was es heißt, bei einer Zahl von Eigenschaften, wie Teilbarkeit, Unteilbarkeit zu sprechen, ob eine Zahl in demselben Sinn Eigenschaften hat wie ein Ding, ferner wie sich in der Gleichung zwei und zwei gleich vier die erste zwei von der zweiten zwei unterscheidet, inwiefern eine Zahl ein Individuum sein kann, das alles wird überhaupt nicht gestreift. Das ist kein Mangel der Algebra insofern, als sie ihre Untersuchung zu Ende führen kann, ohne je Probleme der angedeuteten Art zu erörtern. Das geht jah schon daraus hervor, daß Mathematiker, sofern sie sich Gedanken machen über die angedeuteten Probleme, doch im ganzen Aufbau des Systems übereinstimmen, wenn sie auch zu den Problemen die verschiedenste Stellung einnehmen. Diese Untersuchungen haben für die Mathematik kein mathematisches Interesse. Sie ist eine exakte Wissenschaft, und sie kommt zu immer neuen Entdeckungen, wenn sie auch diese Probleme vollkommen vernachlässigt. Sie bietet aber gerade hiermit der Skepsis einen Anhaltspunkt. Wenn diese behauptet, daß Zahlen etwas Psychisches sind, und daß die Mathematik daher eine anthropologische Wissenschaft ist, so kann sie nichts aufweisen, womit sie ihre absolute Geltung, die dem Mathematiker gefühlsmäßig über jeden Zweifel erhaben ist, aufzeigte, weil sie sich nie über den Ort, wohin die Zahl eigentlich gehört, und über den Sinn, in dem ihr Gegenständlichkeit ansich zukommt, Gedanken gemacht hat.

Ebenso liegt die Sache bei der Naturwissenschaft. Sie fragt sich nicht, in welchem Verhältnis das Ding des natürlichen Menschen zu den Atomen, Ionen der Physik steht, nicht, in welchem Sinn man nicht über die Konstatierung von Tatsachen hinausgehen kann, nicht, ob die Wahrnehmung absolute oder relative Geltung - nur für den Menschen - hat, nicht, inwiefern physisches Sein, das doch der Erkenntnis gegenüber ein "Transzendentes", ein "Ansich" zu sein beansprucht, in der Erkenntnis zur Gegebenheit kommt, nicht, ob diese Beziehung im Sinne einer viel beredeten Korrelativität eine notwendige oder eine zufällige ist.

Diese Fragen sind phänomenologisch anfaßbar und entscheidbar. Im Übrigen ist damit nicht gesagt, daß Phänomenologie ihre Probleme erst von vorgegebenen Wissenschaften entnimmt und daß sie sich nicht unabhängig von vorgegebenen Wissenschaften etablieren kann.

Wir reden vom unmittelbaren Verhältnis zu den Sachen selbst, von Selbstgegebenheit, und müssen jetzt näher angeben, was wir darunter verstehen. Wir können das nicht erschöpfend tun, aber wir müssen doch einige Fingerzeige geben. Gehen wir zurück auf die Geschichte der Philosophie. Betrachten wir etwa PLATOs Gastmahl. Hier kann man sehen, welche Nuancen es gibt in der Beziehung zum Gegenstand der Untersuchung.

Bei jeder solchen Untersuchung steht der Gegenstand, den man untersucht, im Hintergrund, das, was über ihn gesagt wird, bezieht sich irgendwie auf ihn und trifft ihn irgendwie (2). So ist es auch bei Phädros, Agathon, Lysias, Eryximandros im "Gastmahl". Aber es fehlt der Ernst der Untersuchung, der Glaube, daß es möglich ist, über den Eros irgendetwas Gültiges auszumachen. Wenn es trifft, was über ihn gesagt wird, so ist es zufällig. Ganz anders ist es bei der Untersuchung des SOKRATES. Er geht auf die feste Begriffsbestimmung. Hier steht der Gegenstand nicht mehr in nebelhafter Entfernung; es wird über ihn ausgemacht, was evident einleuchtet. Dies geschieht noch nicht durch Selbstbesinnung, durch direktes Einfühlen in den Gegenstand, sondern dadurch, daß der Reichtum einer ausgebildeten Sprache zuerst allgemeine Bestimmungen hergeben muß. Es ist hier aber doch nicht so, wie wenn bloß eine Begriffsanalyse (3) getrieben wird; die Sprache ist nur der Leitfaden. Die Sachen selbst drängen sich schon stärker vor. Sie stehen noch nicht im Zentrum, aber doch in fühlbarer Nähe. Aber bald verliert sich auch bei SOKRATES selbst die Untersuchung ins Nebelhafte, Mystische. Der Gegenstand schwindet ins Unendliche. Die Methode der Behandlung gleicht dann wieder im Prinzip dem Vorgehen des Pausanias; es ist keine Methode mehr. Die Freude an reicher Darstellung überwindet die sachlichen Bedenken. Das Wünschenswerte wird zum Wirklichen.

Den letzten schwersten Schritt zu den Sachen selbst tut PLATO selten. Die Stellen sind aufzuzählen, in denen er es tut. Aber gerade diese Stellen machen in gewissem Sinne die Bedeutung PLATOs aus. Sie sind die soliden Fundamente seines ganzen Systems. Sie bewirken es, daß die Werke PLATOs kein Gedicht, sondern eine Philosophie werden. Einige solche Stellen wollen wir hier weiter verfolgen.

Phädon Kap. 18 und insbesondere 19. PLATO unterscheidet hier nicht zwischen Gleichheit, wie sie die Mathematik kennt, und Gleichheit von Gegenständen der Zeit. Seine Überlegungen treffen bald nur für mathematische Gleichheit, bald nur für empirische Gleichheit, bald für beide zu. Aber hiervon abgesehen, ist das Wertvolle, daß PLATO hier zum ersten Mal den Blick darauf lenkt, daß, um modern zu reden, nicht alles mit Impressionen erschöpft ist. Gleichheit ist etwas, und doch ist es keine Impression, das trifft für beiden Arten von Gleichheit zu. Trotzdem ist Gleichheit so evident gegeben, wie nur ein Gegenstand gegeben sein kann. Ja wir haben eine feste Vorstellung von einer Gleichheit, die nie zwischen den Gegenständen der Erfahrung stattfindet, noch stattfinden kann (mathematische Gleichheit), die wir also weder unvermittelt noch vermittelt aus der Erfahrung haben können.

Hier ist Phänomenoloie. PLATO läßt sich dies nicht wegdiskutieren. Er sieht die Gegenstände so genau und besser als seine Gegner die Impressionen sehen. Freilich, hiermit hört sein phänomenologisches Interesse auf; er hat aufgezeigt, daß es eine Sphäre gibt, die sich nicht auf Impressionen zurückführen läßt, aber er hat kein Interesse daran, hier exakte Untersuchungen anzustellen, sondern benutzt die Schwungkraft, die ihm dieses unmittelbar Geschaute gibt, zu kühnen Konstruktioinen. Aber fast in jedem Werk kehrt PLATO wieder zu seinem Fundament zurück und gibt in aller Kürze eindringliche phänomenologische Untersuchungen, so am Schluß des 20. Kapitels im 6. Buch des Staates: Der Mathematiker bedient sich zwar der sichtbaren Gestalten und bezieht auf diese seine Reden, ungeachtet, daß diese nicht von ihnen handeln, sondern von jenem, dem diese gleichen und um des Vierecks selbst willen und seiner Diagonale führt er seine Beweise, nicht um dessentwillen, welches er zeichnet. - - Immer aber trachtet er jenes selbst zu erkennen, was man nicht anders sehen kann, als mit dem Verständnis.

Mit einer solchen Analyse ist ein guter Anfang gegeben für die weitere phänomenologische Untersuchung der mathematischen Gegenstände. Wir könnten noch manche ähnliche Stelle anführen über phänomenologische Ausblicke in logischen und erkenntnistheoretischen Gebieten. Nur wenn man das Wesen der Phänomenoloie hat, kann man diese Seite PLATOs verstehen und seine kühnen Konstruktionen, die sich auf das offenbar Gegebene aufbauen, im Gegensatz zu ARISTOTELES' ängstlichen Vertuschungsversuchen gegenüber allem offenbar Gegebenen, das nicht Impression ist, genügend zu würdigen. Soviel wird hieraus klar geworden sein, der Phänomenologe kann seine Methode nicht demonstrieren, denn er muß auch die Methode selbst zum Gegenstand der Untersuchung, des Schauens machen. Er kann nur anfangen.

Im Folgenden wollen wir versuchen, nach phänomenologischer Methode die Wahrnehmung nach einer Richtung zu durchforschen. Es ist in erster Linie abgesehen auf ein gewisses eigentümliches Konstituens der Gegenstände der Wahrnehmung, das weder Impression ist, noch sich irgendwie darauf zurückführen läßt, und das mir für die Frage, in welchem Sinn die Wahrnehmung die Erkenntnis eines Ansich vermittelt, von Bedeutung zu sein scheint.


I. Abschnitt
Durch welche Mittel sich
die Dingwelt darstellt


Vorbemerkung

Wir nehmen also die Wahrnehmung als Ganzes vor und untersuchen sie. Wie sehen dabei vollkommen ab von einem Sinn, den man historisch mit dem Wort Wahrnehmung verbindet und geben diesem Wort dadurch eine feste Bedeutung, daß wir uns auf eine bestimmte Sachlage beziehen etwa auf die Sachlage, in der ein Tisch vor uns steht, sei es, daß wir ihne "sehen", sei es, daß wir ihn "tasten". Diese Sachlage ist also Gegenstand der Untersuchung; das, was in ihr enthalten ist, soll behutsam auseinandergelegt, aufgelöst werden. Wir gehen dabei ohne jede Voraussetzung zu Werke. Wir wollen zusehen, ob hier eine Totalität, ein Ganzes, ein Mikrokosmus vorliegt, aus dem man "Teile" herausheben kann, und zugleich zu Gesicht bringen, wie diese "Teile" zusammenpassen, zusammengehören. Wir wollen das geistige Band, das die Teile zusammenhält, aufweisen. So fällt uns bei der Wahrnehmung des Tisches, der vor uns steht, auf, daß wir ihn immer nur von einer Seite sehen und daß er doch in gewissem Sinn ganz vor uns steht. Wir finden ferner auf dem Tisch eigentümliche Reflexe, Lichter, Schatten. Wir finden, indem wir um den Tisch herumgehen, daß der Gegenstand "Tisch" immer derselbe bleibt - der Meinung nach -, obwohl, wenn wir schließlich an die Rückseite gelangen, wir nichts mehr von dem sehen, was wir zuerst gesehen haben. Wir finden, daß eine anscheinend unendliche Zahl von Wahrnehmungen zu diesem Tisch gehört, die alle voneinander verschieden sind und doch auf denselben Gegenstand - Tisch - abzielen.

Wir können den Tisch nun auch noch tasten, und haben dann eine seltsame Gewißheit darüber, daß das Getastete und das Gesehene identisch ist, obwohl zwei anscheinend total verschiedene Wahrnehmungen vorliegen.

Hier fragt es sich nun überall, passen diese Sätze, die wir hier ableiten, nur für diesen Tisch, oder auch für das Haus, das Tintenfaß, den Aschenbecher? Mit anderen Worten: liegen ihnen apriorische Beziehungen zugrunde? Gehört zur vollen Wahrnehmung eines körperlichen Gegenstandes überhaupt eine unendliche Zahl von Wahrnehmungen. Und wieder, wenn man auf die Einzelwahrnehmung zurückkommt, welche Rolle spielen in ihr der Glanz, die Reflexe, die dem Gegenstand eigentümliche Farbe. Gehört das alles irgendwie a priori zur Wahrnehmung des Gegenstandes?

Auf diese apriorischen Beziehungen geht der Phänomenologe aus (4). Aber was heißt a priori? Der Ausdruck ist in dem Sinn bekannt, den ihm KANT gegeben hat. Und vorerst kann man sich damit begnügen, daß man a priori in diesem Sinn nimmt; denn der Unterschied der apriorischen Sätze von den aposteriorischen Sätzen ist unverkennbar. Aber letztlich genügt diese Unverkennbarkeit nicht. Die Apriorität selbst mß nach ihrem eigenen Gehalt näher untersucht werden.

A priori ist eine Beziehung, die im "Wesen" der bezogenen Gegenstände liegt, bei der man von Wirklichkeit und Nichtwirklichkeit vollkommen absieht. Eine grundlegende Untersuchung des a priori wird also eine Untersuchung des "Wesens" selbst enthalten müssen. -

Bei der phänomenologischen Untersuchung der Wahrnehmung kommt es nun in erster Linie darauf an, daß man sie mit leichter Hand vornimmt. Wer irgendwie dazu neigt, zu fixieren, wer schnell eine Sache erledigen will, wer rasch zu einer Theorie gelangen will, der eignet sich wenig zum Phänomenologen. Der Phänomenologe muß in gewisser Weise die Anlage eines Künstlers und der, der die Wahrnehmung untersucht, die Anlage zum Maler haben. Zwar ist die Wegstrecke, die Phänomenologie und Maler zusammengehen, nur kurz, aber es ist gerade ein entscheidender Teil des Weges, nämlich das Sichhineinversenken in die sinnliche Welt, die in der Wahrnehmung erfaßt wird, sich in ihr darstellt. Denn das ist für den Phänomenologen die Hauptsache, daß diese Welt nicht irgendwie schematisch in Formeln eingezwängt wird, sondern, daß sie in der Ursprünglichkeit ihrer Gegebenheitsweise von Anfang bis Ende und bei jedem Schritt der Untersuchung gegenwärtig ist.

Die Wahrnehmung auseinanderlegen und sie doch bei diesem Auseinanderlegen streng so lassen, wie sie ist, sich immer wieder vergewissern, daß man der Sachlage bei diesem Auseinanderlegen gerecht wird, darauf kommt es an. Ob dies möglich ist, ob Bedenken, die man gegen diese Art der Untersuchung erheben kann, gerechtfertigt sind, das kann nur die Untersuchung zeigen. Nur darauf ist zu achten: hat man die Untersuchung eine Strecke weit geführt, so müssen die Bedenken direkt an die Untersuchung anknüpfen. Man darf nicht glauben, daß man a priori mit einem Schlagwort, - es könne kein Denken des Denkens, keine Wahrnehmung der Wahrnehmung geben, - die ganze Untersuchung als unmöglich hinstellen kann. Dazu sind die Worte "Denken" und "Wahrnehmen" zu vieldeutig, als daß mit solchen allgemeinen Sätzen etwas Bedeutendes gesagt wäre. Sondern, wer so argumentiert, mag angeben, was er unter "Denken" und "Wahrnehmen" versteht. Er wird das nur können, indem er eine Sachlage aufweist, die er "denken" und "wahrnehmen" nennt. Gelingt ihm das, so wird sich ausmachen lassen, ob das Denken des Denkens sinnlos ist.

Wenn keine solche Sachlage, sei es ein signitives Denken, sei es ein Wahrnehmen, zugrunde gelegt wird, ist jede Diskussion ein Streiten mit Worten, ohne jede Bedeutung für die Philosophie.

Hat man sich aber über eine solche Sachlage verständigt, so ist damit eine Grundlage gegeben. Aber auch jetzt darf man nicht meinen, daß hiermit schon alles getan ist; denn die Zusammenhänge, die hier bestehen, sind so schwierig einzusehen, daß durchaus nicht gesagt ist, daß jeder sie einsehen kann. Wie die Wahrheit mathematischer Sätze nicht davon abhängig ist, daß jeder sie einsehen kann, wie es eine Begabung für Mathematik gibt, daß man wohl mit Recht sagen kann, daß nur ein geringer Teil der Menschen die schwierigsten Sätze der Mathematik und auch dieser Teil sie nur nach langjähriger Übung in der mathematischen Geisteshaltung einsehen kann, so gibt es auch eine spezifisch phänomenologische Geisteshaltung, die nicht allen und selbst nicht sehr klugen und scharfsinnigen Menschen liegen mag.

Die erste Voraussetzung ist eine unbedingte Hingabe, ein Vertiefen in die Sachen selbst; nicht ein Reflektieren über die "Sachen", sondern ein Aufnehmen, Auskosten der "Sachen"; Sache hier im weitesten Sinn genommen; denn man kann sich nicht nur in die Dingwelt, in Farben, Töne vertiefen, man kann sich auch in die geistige Haltung, in der Dingwelt, in der Farben, Töne gegenständlich werden, wieder vertiefene, man kann sich selbst vertiefen in die Unaufmerksamkeit; jedenfalls muß man untersuchen, ob es und inwieweit es geht.

Mit dieser Hingabe aber ist es nun nicht getan. Hierzu muß jetzt die Kraft kommen, das, was man gesehen hat, auseinanderzuschälen; die verschiedenen Schichten loszulösen, ohne sie zu verletzen; jedem, was man gesehen hat, den Platz anzuweisen, den es im Ganzen ausfüllt; die Relationen, die es zu anderen Schichten hat, aufzuweisen; es in seiner lebendigen Funktion zu ergreifen.

In der ganzen Phänomenologie darf auch nicht eine einzige Hypothese vorkommen. Sondern alles soll auf direkte Einsicht, auf direktes Erfassen gebaut sein. Man darf nicht eine Strecke Weges aus dem ganzen Weg konstruieren. Nur was geschaut ist, gehört in die Phänomenologie. Nicht wie es vielleicht sein könnte, wie es plausiblerweise ist, ist zu untersuchen, sondern wie es ist; denn sobald man Voraussetzungen einführt, entfällt das eigentliche Interesse, der eigentümliche Wert, den gerade das phänomenologische Verfahren hat. Ja, selbst wenn man mit einem gewissen Fonds von Geschautem den Rest konstruieren könnte, so wäre doch die Phänomenologie darum nicht weniger notwendig; denn die Ursprünglichkeit des Erfassens, das direkte Verhältnis, das die Phänomenoloie zu den Sachen selbst anstrebt, hat einen eigenen Wert für sich, der durch kein abstraktes Wissen ersetzt wird. Im Schauen allein liegt letzte Befriedigung. -

Wenn wir nun im Folgenden eine Untersuchung der Sinneswahrnehmung anstellen, so könnte es unerläßlich scheinen, daß wir zuvor die Sinnesorgane, mittels derer wir wahrnehmen, das Auge, das Ohr, die Tastorgane näher untersuchten nach ihrer Struktur und Zusammensetzung. Allerdings könnte man da einwenden, daß wir die Sinnesorgane selbst nur mittels der Sinne wahrnehmen, daß wir damit also nur einen Kreis machen. Die Einwendung mag manches für sich haben.

Wir wollen aber davon absehen, ob sie vollständig durchschlägt. Auch wenn wir einmal ganz von den Sinnesorganen absehen, so liegt in den wahrgenommenen sinnlichen Inhalten selbst ein Unterschied, der anscheinend parallel geht mit dem Unterschied jener Sinnesorgane, aber unmittelbar aus ihnen selbst zu entnehmen ist. Wie meinen die Unterschiede, die man im Auge hat, wenn man sondernd von "Farbe-, Ton-, Geruchs- und Tastempfindung" usw. spricht. Wir glauben nicht, daß die Rede von "Empfindung" hier besonders angebracht ist. Aber die Sachlage ist klar. Die Scheidung der Empfindungen geht derjenigen der "Sinne" vorher und phänomenologisch besagt der Unterschied der Sinne nichts anderes, als daß hier Inhalte einer obersten Gattung "Sinnesinhalt", vorliegen, die so in Arten zerfällt, daß zwischen diesen stetige Übergänge ausgeschlossen sind. Es ist undenkbar, daß zwischen Farbe und Ton, Ton und Geruch, Tastempfindung und Farbe Übergänge stattfinden, wie zwischen Farbe und Farbe, Ton und Ton. Dort liegt eine abgrundtiefe Verschiedenheit der Inhalte vor, sind verschiedene Reiche von Empfindungen vorhanden. Man kann das vielleicht so ausdrücken: Jede Farbe ist mit jeder anderen verwandt, jeder Ton mit jedem anderen Ton, aber Ton und Farbe sind in diesem Sinn nicht mehr verwandt.

Welche Bedeutung nun diese Inhalte wie "Farbe, Ton, Tastempfindung" für die Wahrnehmung haben, das wollen wir zuerst im Folgenden untersuchen. Wir werden dabei um die Darstellungg nicht zu weitläufig zu machen, nicht vermeiden können, von sehen, hören, tasten zu reden; aber wir wollen dann mit diesen Ausdrücken nur den Sinn verbunden haben "durch" Farbe, Ton, Tastempfindung wahrnehmen.


Kapitel 1
Wie sich die Welt in Farbe darstellt

Wir wollen hier nun nicht untersuchen, wie der Säugling, wie der operierte Blinde die Welt sieht, sondern wie wir die Welt sehen und zwar die Welt in heller Beleuchtung. Dabei wollen wir davon absehen, daß aus dieser Welt Töne zu uns dringen, daß wir die Welt mit den Händen greifen können, und uns rein auf das, was wir sehen, beschränken. Wir wollen auch fürs Erste das Entfernte und die Himmelskörper außer Acht lassen und uns nur dem kleinen Ausschnitt zuwenden, den wir "deutlich und klar" sehen.

In diesem Abschnitt nun sehen wir Dinge, - Tische, Stühle, Bäume, - kurz: alle Dinge, die nicht eher durchsichtig sind, wie die Luft und andere Gase (5). Diese Dinge sehen wir im Raum neben und hintereinandert.

Das, was wir so sehen, wollen wir nun skizzieren. Wir wollen dabei vermeiden, das, was wir von den Dingen wissen, das, woran uns die Dinge erinnern, mit in die Skizze hineinzunehmen. Es kommt uns gerade darauf an, nur das, was uns leibhaftig gegenüber steht, was wahrgenommen ist, zu verzeichnen. Man kann von vornherein daran zweifeln, ob es möglich ist, diese Absicht durchzuführen; ob nicht die Wahrnehmung so verschlungen und durchsetzt mit Erinnerungen, Erfahrungen ist, daß es praktisch unmöglich ist, das Wahrgenommene vom bloß vermeintlich Wahrgenommenen, dem, was man sich bloß einbildet, zu trennen. Dazu kmmt noch, daß Wahrnehmung selbst nichts Eindeutiges ist, womit jeder dasselbe meint. Man unterscheidet Wahrnehmung von der Phantasievorstellung, von der Halluzination, von der Jllusion, von Empfindung. Alle diese Unterschiede gehen uns hier nichts an. Wir wollen vorläufig etwas als wahrgenommen gelten lassen, wenn es sich uns selbst als sinnlich zeigt, "leibhaftig" vor uns steht, wie HUSSERL in seinem Vorlesungen zu sagen pflegt. Was das heißt, zeigt sich etwa, wenn wir vergebens versuchen, einem Dritten durch Worte klar zu machen, was etwas ist, und ihm deshalb das, was wir ihm nicht deutlich machen konnten, zeigen. Wenn wir jemand, der nicht weiß, was klebrig ist, Leim zeiggen, oder jemand, der nicht weiß, was flüssig ist, Wasser zeigen, oder jemand, der nicht weiß, was süß ist, Zucker zu schmecken zu geben. Das ist alles was wir tun können; genügt ihm das nicht, so sind wir am Ende mit unseren Belehrungsversuchen.

Was ist un nun in der farbigen Welt, die wir "sehen", sinnlich gegeben, was ist wahrgenommen? Die erste Antwort wird sein: "Farbe". Und die Farbe nimmt in dieser Welt sicher einen hervorragenden Platz ein.

Wie steht es aber mit den Dingen selbst und davor mit dem Raum? Kann man jemand klarer zeigen, was Raum ist, als wenn man ihn hinweist auf die farbige Welt, in der sich die Dinge befinden? Hat irgendeine andere Anschauung des Raumes etwas dieser voraus? Der Raum ist nicht Farbe und wird doch in dieser farbigen Welt wahrgenommen. Wir können uns an diesem Raum klar machen, was nebeneinander, hintereinander, voreinander eigentlich ist, was eine Fläche ist, was Dreidimensionalität ist, ebenso wie wir uns, indem wir gelb, rot, grün, blau miteinander vergleichen, klar machen, daß gelb die größte spezifische Helligkeit, blau die geringste spezifische Helligkeit hat. Das scheint mir ganz unbestreitbar zu sein. Die Anschauung dieses Raumes mag in gewisser Weise unvollkommen sein. Dabei muß man sich aber vor Augen halten, daß auch reines Gelb, reines Blau eigentlich nicht herstellbar ist. Einen prinzipiellen Unterschied kann ich hier nicht finden.

Wie es möglich ist, daß wir Raum wahrnehmen, das ist eine Frage für sich, hier wollen wir nur feststellen, daß wir ihn in der farbigen Welt wahrnehmen und uns mit der Gegenbetrachtung;
    "öffne ich die Augen, so steht die farbige Welt vor mir, schließe ich sie, so verschwindet sie. Sie wird also durch die Augen wahrgenommen. Durch die Augen werden aber nur Farben wahrgenommen vermöge von Lichtschwingungen; daher kann der Raum nicht wahrgenommen werden, denn es fehlt an jedem Organ für diese Wahrnehmung" -
erst später auseinander setzen. Nur soviel möchte ich hier schon als ausgemacht hinstellen, daß der Raum nicht bloß gedacht ist mit den Farben, sondern daß er auf eigene Art wahrgenommen wird.

Wenden wir uns nun zu den Dingen im Raum, so steht auch hier etwas anderes vor uns, als bloß Komplexe von Farben und Gestalten, Figuren bedeckt mit, erfüllt von Farben. Man sieht diesen Unterschied, das, was mit den Dingen über Farbe hinaus vor uns steht, genau, wenn man sich zuerst eine bloße Farbenwelt, ein buntes Schattenreich vorstellt. Ein solches Schattenreich haben wir vielleicht im Nachbild vor uns. - Wir sehen gegen das Fensterkreuz, das sich vom hellen Himmel abhebt: dann schließen wir die Augen und haben jetzt das sogenannte Nachbild, ein farbig schillerndes Kreuz, das sich vom Augenschwarz abhebt. Vergleichen wir nun das Fensterkreuz, das wir bei geöffneten Augen wahrnehmen, mit dem Nachbild, so sehen wir, daß hier kein Bild eines Fensterkreuzes vor uns steht. Das wahrgenommene Fensterkreuz kommt uns solide, fest, schwer vor. Ebenso würde uns etwa das photographierte Fensterkreuz vorkommen. Das Nachbild weist aber von Solidität, Festigkeit, Schwere nichts auf. Mit ihm steht kein gefaserter Gegenstand vor uns, wie das Fensterkreuz es ist, sondern farbige gewolkte Flächen, Linien, die in nichts zur Vorstellung eines Dinges beitragen. Ist nun da, wo wir dem Fensterkreuz selbst zugewandt sind, die Festigkeit, die Härte, die Starrheit des Fensterkreuzes nicht wahrgenommen, sondern täuscht uns das Wissen umd die Festigkeit, die Härte diese vor? Von einer Täuschung kann hier, wo wir das Wahrgenommene, das sich in der Weise des "Leibhaft" darbietende rein als solches beschreiben und gar keine Fragen nach der "wirklichen" Existenz des Wahrgenommenen stellen, keine Rede sein. Das Wahrgenommene ist in den beiden Fällen schlechthin verschieden; das eine Mal ist es das wirkliche Fensterkreuz, das andere Mal - kein Bild des Fensterkreuzes - sondern farbige Flächen, die mit dem Fensterkreuz nur die Form im Groben gemeinsam haben. Bloßes begleitendes Wissen kann aber aus dem einen Wahrgenommenen nicht das andere machen. -

Der Gelehrte, der fest zu wissen glaubt, daß die Dinge aus Atomen bestehen, sieht die Atome doch nicht den Dingen an, der Mensch, der weiß, daß Zucker süß ist, sieht die Süßigkeit dem Zucker nicht an. Der Mensch, der weiß, daß die Rose riecht, sieht den Geruch nicht in der Rose, der Mensch, der weiß, daß glühendes Eisen warm ist, sieht die Wärme nicht dem Eisen an, wie er dem Ding in eigener Weise Sprödigkeit, Elastizität, Flüssigsein, seine ganze Struktur ansieht. Die Flächen des Nachbildes können sich verschieben, ohne daß wir die Vorstellung haben, es breche dort etwas auseinander, sie zerfließt, ohne daß wir die Vorstellung haben, etwas sei zerstört. Das hängt unmittelbar damit zusammen, daß wir ein Ding nicht als bloße Farbe im Raum sehen, sondern es als Ding mit seinen Eigenschaften in der farbigen Welt wahrnehmen.

Aber lassen wir vorläufig jede Theorie beiseite. Mit den Händen in der Tasche können wir den Dingen, die sich unserem Auge bieten, selbst wenn sie sich in Ruhe befinden, eine Anzahl von Eigenschaften ansehen und sehen wir ihnen diese auch immer an, die ihrem Wesen nach von Farbe und Ausdehnung verschieden sind. Wir sehen, ob ein Ding glatt (6) ist, wie das Messing der Lampe, ob es rauh ist wie unser Anzug, ob es flüssig ist wie das Wasser oder der Kaffee und ob es fest ist wie die Tasse; ob es homogen ist wie das Messing oder gemasert wie der Tisch; ob es klebrig ist wie der Honig oder ob es leichtflüssig ist wie die Tinte.

Sehen wir irgendeine von diesen Eigenschaften bei erscheinender Ruhe nicht leibhaftig oder nicht hinreichend deutlich, so wird sie uns doch oft so deutlich wie nur möglich, wenn uns die Dinge in der Bewegung ansehen.

Wir sehen dort, wie der Honig kleben bleibt an jedem Ding, mit dem er in Berührung kommt; wie das Wasser sofort zurückfällt, wie es fließt, und leicht beweglich, flüssig ist. Wir sehen, wie elastisch das Eisen der Stimmgabel ist; wir sehen die Leichtigkeit der Feder, des Rauches, die der Wind davonträgt. Wir sehen die Konsistenz und Schwere des eisernen Gewichts, das sich in den Sand einbohrt. Dies alles steht im Sehen leibhaftig vor uns.

Die Wahrnehmung der Farbe, der Gestalt, der Bewegung der Dinge bietet schon Anlaß zu manchen Erörterungen. Diese übergehen wir hier, weil wir sie nicht notwendig für das Folgende gebrauchen. Im Allgemeinen wird man zugeben, daß man Farbe, Bewegung, Gestalt "sieht", wenn auch vielleicht bezüglich der Gestalt als dreidimensionaler räumlicher Gestalt mancher opponieren wird. Man wird dann aber leicht bereit sein, fortzufahren, daß alles, was man sehen kann, nur Variationen von Gestalt, Bewegung und Farbe sein könnten; daß man also nie mehr sehen kann, als verschieden gestaltete, verschieden schnell in verschiedenen Richtungen bewegte und verschieden gefärbte, so und so gewölbte etc. Flächen, daß alles andere aber hinzugedacht, nicht leibhaftig gegeben ist.

Diese Behauptung halten wir für übereilt. Farbe, Bewegung, Gestalt geben uns, sei es durch die Art ihres Auftretens oder durch die Art ihrer Darstellung im Inhalt der Erscheinung selbst einen unmittelbaren Eindruck in ein "Inneres des Dings", d. h. zugleich mit Modus und Rhythmus im Ablauf des Erscheinens werden uns weitere Eigenschaften der Dinge vorstellig. Die Abhängigkeiten, in denen etwas etwas anderes darstellt, sind mannigfacher Art. Hierfür ist der Unterschied, in dem sich z. B. "Glätte" des Dings und "Elastizität" des Dings darstellt, besonders instruktiv. Die "Glätte" wird dargestellt durch den eigenartigen Glanz, der über der eigentlichen Farbe des Dings verteilt liegt, die Elastizität aber durch die Weise, wie die Bewegung auftritt, abläuft. Hier ist das Darstellen nicht, wie bei der Glätte, eine Sache der Erscheinungsweise, sondern die Weise, in der die objektive Bewegung abläuft, stellt die Elastizität als objektive Eigenschaft dar.

Hierbei ist nun zu beachten, daß uns die Eigenschaften wie Glätte, Elastizität so vorstellig werden, daß wir sie leibhaftig vor uns haben; so leibhaftig, wie man überhaupt diese Eigenschaften vor sich haben kann, so getreu, daß es keinen Sinn hat, sie noch auf andere Art unmittelbarer wahrnehmen zu wollen.

Setzen wir mit der Bewegung ein. Der Naturforscher kennt nur eine Art Bewegung, die beschleunigt etc. sein kann. Wir wollen die Berechtigung dieser Begriffsbildung für naturwissenschaftliche Zwecke nicht bestreiten. In Wahrheit aber stellen die Bewegungen, die wir in der Welt "sehen", Verschiedenartiges dar, je nach der Art, in der sie auftreten. Und gerade diese Art der Bewegung der einzelnen Dinge gibt uns einen Einblick in eine sehend erfaßte "innere Struktur" des Dinges. Zum Bestand des gesehenen Dinges als solchem gehört ein Plus von Eigenschaften, die keine Bewegung gesehener farbiger Flächen sind und nicht etwa durch eine Beziehung auf andere Sinnesgegebenheiten "hinzuassoziiert", "hinzugedacht" sind.

Wir nehmen zuerst den Gegensatz - ein ganzes Ding bewegt sich - Teile eines Dings bewegen sich. Der Fall, wo sich das ganze Ding bewegt, bietet uns wenig Einblick in die "innere Struktur" des Dings. Wir sehen dann etwa nur die Leichtigkeit oder die Schwere der Dinge. Ganz anders im Gegenfall.

Der Zweig, von dem der Vogel abfliegt, schwingt hin und her. In dieser eigenartigen Bewegung lesen wir unmittelbar die Biegsamkeit des Zweiges, seine Elastizität. Ein dünner Zweig schwingt anders hin und her wie ein stärkerer Zweig; der ranke Zweig einer Linde anders als der Apfelbaumzweig, anders wie der zappelige Birkenzweig. Und wieder ganz anders schwingt die Stahlstange bei ähnlichen Gelegenheiten hin und her, methodischer und strenger. In dieser Art des Vibrierens gibt sich die Elastizität des Körpers kund; obwohl man Elastizität nicht in ganz eigentlichem Sinn sehen kann, hat man sie hier doch vor sich, rein in und mit dem Sehen und nicht bloß durch ein Hinzudenken aufgrund der Sinnesdata anderer Sinne. In diesen Zuckungen des Körpers gegen sich selbst gewahren wir etwas von seinem Innersten; wie er aus seiner Ruhe geschüttelt, nach den Seiten hin ausschlägt, von einer Seite immer auf die andere geholt wird und schließlich langsam wieder in die Tatenlosigkeit zurücksinkt. Wir gewahren, wo er am stärksten beansprucht ist, wo er an der einen Seite auseinandergerissen wird und wo er sich an der entgegengesetzten Seite zusammenkrümmt, aus sich selbst heraustritt, um Platz für die Biegung zu gewinnen. Wir sehen hier mehr als Elastizität, wir sehen zugleich Festigkeit, Wucht und vieles andere, wofür es an Worten gebricht. Und all das können wir nicht übersehen, es drängt sich uns auf. Es ist undenkbare, daß etwas, was bloß farbit ist, uns so erscheint.

Ähnlich ist es beim Wasser, das - hingegossen - nach allen Seiten auseinander fließt, ganz anders wie etwa bei einem Topf voller Erbsen, der umgestülpt wird, die Erbsen auseinanderlaufen. Hier sehen wir unmittelbar, was Flüssigkeit des Wassers bedeutet, obwohl wir es eigentlich nicht "sehen" in dem Sinne, wie wir Farben sehen. Nehmen wir das Gegenbeispiel dazu, Sirup, der sich langsam über den Boden ausbreitet, so haben wir unmittelbar das vor uns, was man schwerflüssig, zäh nennt. Und so läßt sich die Untersuchungg weiter fortführen.

Nehmen wir nun die Gestalt als Form im Raum. Die Gestalt mathematisch betrachtet, scheint uns keinen Einblick in die "Natur" des Dinges geben zu können, die Gestalt als Abzirkelung des Raumes. Jede Materie kann, scheint es, jede Gestalt annehmen; man könnte sogar meinen, dies a priori vertreten zu können. Das ist aber nicht richtig. Das Flüssige nimmt nicht die Gestalt des Festen an, es klammert sich immer irgendwie an das Feste und gibt ihm nach. Aber auch jedes Feste hat seine eigentümliche Gestalt. Ähnlich wie Kristalle, man mag sie groß oder klein haben, immer dieselbe Gestalt haben, hat jede Materie die ihr eigene Gestalt. Das Tuch ist faltig; weiches Tuch schlägt andere Falten als hartes Tuch, Leinwand andere Falten als Kattun. Man kann ein Stück Blech verarbeiten, aber diese Gestalt, die für das Tuch charakteristisch ist, paßt zum Wesen des Eisens nicht mehr, als jede beliebige andere Gestalt. Das Holz ist rauh, mit kleinen Unebenheiten, das Metall ist glatt. Man kann Holz polieren, Metall rauh machen, aber man sieht dem Metall immer an, daß es eigentlich glatt ist, dem Holz, daß es eigentlich rauh ist. Diese Form, die die Dinge annehmen, die Art, in der sie sie annehmen, läßt uns unmittelbar ihre Härte, Weichheit, ihre Zusammensetzung nach gewissen Richtungen - Tuch, Eisen - sehen.

Nehmen wir hierzu noch die Bewegung des Dinges in sich selbst, wie Tuch im Winde flattert, wie Blech hin- und herschlägt als Ganzes, so läßt uns die Verbindung von Gestalt und Bewegung über die Zusammensetzung des Dings schon sehr viel sehen.

In ähnlicher Weise wie Gestalt oder Bewegung gibt uns auch Farbe Aufschluß über die innere Struktur des Dings. Man könnte hier auch wieder die Meinung vertreten: Alle möglichen Farben lassen sich in Reihen ordnen, in die schwarzweiß Reihe, die gelbrotgrünblau Reihe. Diese Farben zeigen bloß qualitative Farbunterschiede. Es ist dem Ding zufällig, welche Farbe es gerade hat. Gold könnte ebensogut grün wie goldig aussehen, Silber ebensogut schwarz wie silbern. Die Farbe steht mit der inneren Struktur des Dings in keinem Zusammenhang. Sie ist nur das, was dem Blick eine Grenze setzt und dadurch den Körper überhaupt sichtbar macht. Danach spielte die Farbe gleichsam dieselbe Rolle, wie das Färbemittel in der Biologie. Auch hier färbt ja der Forscher die farblosen Zellen und Zellenkerne, um sie unter dem Mikroskop sehen zu können, um einen Widerstand für den Blick zu schaffen.

Wir müssen schon daran zweifeln, ob sich überhaupt alle Farben - rein als Oberflächenfarben - auf diese Weise in Reihen ordnen lassen. Sicher ist dies nicht der Fall bei den eigenartigen Erscheinungen der Durchsichtigkeit, Trübheit, wo der Blick sozusagen noch eine kleine Strekc in den Körper einzudringen vermag, wie bei getrübten Flüssigkeiten, bei durchscheinenden Körpern. Ebenso steht es mit dem eigenartigen Glanz, den Reflexen, die einige Körper mehr, andere Körper weniger aufweisen.

Wir meinen nun, um wieder mit der reinen Oberflächenfarbe zu beginnen, daß uns schon diese Einblick in ein "Inneres des Dings" verschafft. Es ist gewiß nicht zufällig, daß die Metalle wie Silber, Gold, eine glänzenden Farbe haben, sondern in dieser Farbe spiegelt sich die Homogenität der Metalle wieder, wie in der stumpfen Farbe des Holzes die ungleichartige Zusammensetzung des Holzes.

Man mag Bedenken haben, ob das, woran man innere Eigenschaften der Dinge sieht, überall richtig wiedergegeben ist; daran, daß man diese in den erwähnten Beispielen leibhaftig vor sich hat, kann der Unbefangene nicht zweifeln. Wer hinsieht, wie sich die Welt vor seinen Augen entfaltet und die natürlichen Veränderungen der Dinge, die sich vor seinen Blicken vollziehen, mit verfolgt, kann nicht leugnen, daß er im Sehen die "Struktur", "das Innere" der Dinge leibhaftig vor sich hat.

Es kommt uns hier nur darauf an - ohne jede Theorie - den Blick für das zu öffnen, was in der farbigen Welt vor uns steht, ohne daß wir unser Wissen von den Gegenständen zu Hilfe nehmen und ohne daß wir uns indirekt auf andere Sinne zumal auf den Tastsinn beziehen.

Ohne daß wir unser Wissen zu Hilfe nehmen; damit meinen wir, am Zucker sehen wir nicht seine Süße, am Essig nicht seine Säure, am Pfeffer nicht seine Bitterkeit, wenn wir ihn auch noch so genau betrachten, ihn noch so sehr in seinem Umwandlungen, die sich möglicherweise vor unseren Augen vollziehen, verfolgen. So sehen wir der Rose nicht ihren Geruch an, der Glocke nicht den Ton an, den sie von sich geben kann. Dies alles können wir nur "durch besondere Sinne wahrnehmen". Aber die Weichheit der Rose sehen wir, wenn sie vor unseren Augen zerquetscht wird.

Und ohne daß wir uns auf andere Sinne beziehen; - von den Eigenschaften der Dinge sehen wir am meisten und die Eigenschaften sehen wir am deutlichsten, wenn wir sehen, wie sie sich in den verschiedenen Lagen, in die sie komen können, verhalten; wenn wir zusehen, wie sich das glühende Eisen unter dem Hammer des Schmiedes windet und krümmt und wie es Formen annimmt; wie aber das dunkle Eisen lieber zerspringt, als daß es seine Form verändert; wenn wir sehen, wie das scharfe harte Eisen des Hobels die Späne aus dem weicheren Holz fliegen läßt, wie die Späne sich krümmen und reißen; wenn wir sehen, wie sich das Blei abstumpft, wo es schneiden soll, - kurz, wenn wir zu den einzelnen Handwerken gehen, und zusehen, wie die Dinge bearbeitet werden.

Man könnte nun meinen, und die Theorie liegt zu nahe, als daß sie nicht aufgestellt wäre, daß man sich hier unwillkürlich an die Stelle des Schmiedes, des Tischlers, des Eisenofenwärters versetzt fühlt, wie die Dinge der lebendigen Kraft, die man auf sie verwendet, Widerstand entgegensetzen auf ihre Art und daß diese Hineinversetzung nötig ist, um die Eigenschaften der Dinge zu erfassen. Mir scheint es aber, man tut besser, wenn man die Eigenschaften der Dinge sehen will, rein auf das glühende Eisen zu blicken, wie es sich windet, sich krümmt, auf das Holz, welches bearbeitet wird und auf das Blei, welches schneidet. Dort sieht man unmittelbarer Zähigkeit, Sprödigkeit, Härte, Stumpfheit, ohne sich erst an die Stelle des Arbeiters zu versetzen. Es braucht da keine Assoziationen oder Schlüsse, kraft derer man folgert, wie die Stoffe beschaffen sind; sondern genaue unbefangene Beobachtung, Zusehen gibt diese Beschaffenheit der Stoffe; und gar sehr unterscheidet sich das, was wir schließen, woran wir uns assoziativ erinnern, von dem, was wir leibhaftig vor uns haben.

Man kann diese Überlegung weiter fortsetzen. Es gibt dann wohl kaum eine Eigenschaft der Dinge, die sich nicht in einer farbigen Welt offenbart oder bei günstiger Gelegenheit offenbaren kann.

Und wenn wir allein auf die farbige Welt angewiesen wären, ohne einen anderen Sinn zu haben so könnten wir doch von den Eigenschaften der Dinge unendlich viel wahrnehmen, unendlich viel ausmachen. Dieses direkte Verhältnis zur Beschaffenheit der Dinge, das wir in der farbigen Welt haben, müssen wir zunächst festhalten und in uns festigen (7).
LITERATUR Wilhelm Schapp, Phänomenologie der Wahrnehmung,[Inauguraldissertation] Göttingen 1910
    Anmerkungen
    1) So lesen wir bei HEGEL, Enzyklopädie (Ausgabe ROSENKRANZ), 1870, Seite 62
    2) vgl. das tou pantos amartanein des SOKRATES im Phädrus 235.
    3) Mit dieser Begriffsanalyse, die hier nicht die adäquate Methode zur Untersuchung des Eros ist, darf jene andere Untersuchung nicht verwechselt werden, die es sich zur Aufgabe macht, das Wesen des Begriffs selbst - nicht den Gegenstand, auf den der Begriff Anwendung findet -, zu untersuchen, wie es etwa eine Urteilstheorie tun müßte. Für diese wäre natürlich der Begriff selbst und sein Zusammenhang mit dem Gegenstand der Wahrnehmung gerade das zu Untersuchende. Diese müßte auch feststellen, inwieweit man durch jene ersterwähnte Begriffsanalyse die Sache selbst, zu der der Begriff gehört, erkennen kann.
    4) Dabei ist nicht die einzelne apriorische Beziehung ansich Gegenstand des Interesses. Sondern es kommt gerade darauf an, - um mit HEGEL zu reden - die Vernunft, die den Aufbau, die Struktur der Wahrnehmung durchzieht, die der Wahrnehmung als Ganzem erst einen inneren Halt gibt, aufzudecken, Vernunft hier als Totalität der apriorischen Beziehungen genommen. Damit ist schon gesagt, daß es sich um die Vernunft handelt, die wirklich in der Sachlage liegt, nicht um eine, die man hineinlegen möchte.
    5) Gelegentlich sehen wir allerdings auch die Gase. So sieht man die zitternde Luft direkt, die sich über der heißen Lampe befindet und sich loßreißt von der umgebenden Luft, man sieht dort die eigentümliche Elastizität, Zähigkeit der Luft. Die Luft erscheint dann fast wie eine zähe Flüssigkeit.
    6) Das Wort "glatt" hat verschiedene Bedeutungen, wie das Wort "rauh". Wir meinen hier die Strukturglätte, die zu unterscheiden ist von der Ebenheit.
    7) Es sei mir an dieser Stelle gestattet, GOETHE anzuführen: Entwurf einer Farbenlehre (Didaktischer Teil) Einleitung: "... Wir sagten, die ganze Natur offenbare sich durch die Farbe dem Sinn des Auges ..." und einige Seiten weiter "... doch hoffen wir, sie (die Farbe) durch unsere Darstellung und durch die vorgeschlagene Nomenklatur wieder zu Ehren zu bringen und die Überzeugung zu erwecken, daß ein Werdendes Wachsendes, ein Bewegliches, der Umwendung Fähiges nicht betrüglich sei, vielmehr geschickt, die zartesten Wirkungen der Natur zu offenbaren ..."