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FELIX GOLDNER
Logisch-metaphysische Gedanken
über Freiheit und Notwendigkeit


"Die Kritik der Erkenntnis: Alles Wissen stammt aus Erfahrung, gibt Kant seinen Vorgängern Locke und Hume zu. Allein der Begriff der Erfahrung erleidet bei ihm eine bedeutende Modifikation gegenüber der gewöhnlichen Meinung. Erfahrung ist nicht mehr ein hinsichtlich der sekundären Qualitäten zwar subjektives, die primären Qualitäten durchaus adäquates passives Abbilden einer unmittelbar gegebenen Wirklichkeit. Vielmehr ist Wirklichkeit selbst schon das Produkt einer synthetisierenden Tätigkeit unseres Geistes, der die völlig zusammenhanglos sich uns darbietenden Elemente zu einem das Chaos der Phänomene ordnenden System gestaltet. Dieses System heißt Wirklichkeit."

"Ohne den Widerspruch von Notwendigkeit und Freiheit würde nicht Philosophie allein, sondern jedes höhere Wollen des Geistes in den Tod versinken." - S c h e l l i n g


Einer jener die Geschichte des menschlichen Erkennens durchziehenden logischen Verirrungen ist durchaus beweisend für die Behauptung, daß es praktische Notwendigkeiten gewesen sind, die das Streben nach Wahrheit und Wissen emporgetrieben haben. Und dieser auf dem Boden des nach Art-Erhaltung drängenden Kampfes ums Dasein erwachsene Zwang verleugnet bisweilen noch immer nicht, selbst in jener Wissenschaft, die im Übrigen nach jahrtausendelangem Denken alles Parvenu[Emporkömmling - wp]mäßige aus sich entlassen hat, den Charakter seiner Herkunft, und wirkt in der Logik unter dem Schutz des mächtigsten aller Axiome des Satzes vom Widerspruch fort.

Daß ein Ding eine beliebige Eigenschaft haben und zugleich nicht haben kann, ist ohne weiteres klar. Wollte jemand sagen, der Himmel ist blau und der Himmel ist nicht blau (Himmel und blau, beide Male im gleichen Sinn gebraucht), so könnte ich diesem Satz seine Fehlerhaftigkeit sogleich ansehen. Nun ist ersichtlich unsere Vorstellung von "nicht blau" wenig unterschieden von "bewölkt", vielmehr ist letztere der konkrete Inhalt jenes rein formalen, nichtssagenden Begriffs "nicht blau". So gleiten wir oft, ohne den Überganz zu verfolgen, aus einer unfehlbar richtigen Negatioin in ein Positives über und kommen so zu Resultaten, denen Praxis und Logik gleicherweise widerstreiten. Es ist, als ob unser sich in klarsten Abstrahierungen bewegendes Denken aus dem Gleichgewicht gebracht wird, sobald es, das Positive verlassend, sich dem Negativen, Inhaltsleeren gegenüber findet, und nun bricht jener alte Wissen schaffende, das rein Formale hassende Realitätstrieb hervor, durchrast die Wüste leerster, ödester Begrifflichkeit und macht nicht früher Halt, bis er das einigermaßen Vorstellbare ahnt. Deshalb ist es sicher nicht ganz richtig, wenn man sagt, daß wir die als Einheit logisch nicht zu fassende Welt in Gegensatzpaare zerlegen, da wir den in der Absolutheit unerträglichen Gegensatz ja erst schwächen, dämpfen müssen, um ihm die Möglichkeit der Anwendung zu verleihen (nur um der Anwendbarkeit willen, da seiner vorstellungsleeren bloßen Denkbarkeit ja nichts im Wege stünde). So verwandeln wir die radikale Gegensätzlichkeit in eine empirische Polarität zweier logisch keineswegs kontradiktorisch verschiedener Begriffe; so lassen wir an die Stelle der gefürchteten, in der Wirklichkeit kein Äquivalent besitzenden Negation ein Element treten, dessen nur praktische Unterschiedenheit jedoch immer noch so sehr den Charakter des Unverträglicchen hat, daß der Begriff, von dem wir ausgingen, an ihm erst seinen Sinn gewinnt. Auf diese Weise ist zwar die allein theoretisch zu realisierende Diskrepanz in ihrer nur noch, kaum noch denkbaren Schärfe überwunden, und der auf das Konkrete gerichteten Forderung unseres Geistes gemäß erhebt sich eine bloße Relation, ein gewisses Gegensatzverhältnis zweier Begriffe, wie Sein und Werden, Subjekt und Objekt, Freiheit und Notwendigkeit, allein das zutiefst Metaphysische, die im Fundament unserer Seele lebende Dualistik hat sich erhalten und realisiert sich nun auf allen Gebieten unseres inneren Daseins als jene merkwürdige Tatsache, daß unsere Vorstellungen, trotz der freiesten Unermeßlichkeit ihres Sichauslebens, hin und her schweben zwischen den beiden, sich in ihrer Relativität ergänzenden und sich gegenseitig Bedeutung verleihenden Grenzbegriffen - ein Symbol der letzten Gründe unseres Sehnens, daß es gerade die Form der Zweiheit ist, in die sich die Unendlichkeit unserer Gedanken hineinergießen muß, sollen wir über ihre Inhalte etwas aussagen können.

Eine Ausnahme gibt es - der Begriff des Seins. Fassen wir ihn in seiner souveränsten Allgemeinheit, nicht nur als den Komplex der irgendwie tatsächlich gegebenen mannigfaltigsten Inhalte der Welt, sondern als das rein Formale alles dessen, was ist, und sei es auch nur gedacht, so ist er die Weltformel, die an nichts mehr, an keinem Relationsbegriff sein Wesen, seine Vorstellbarkeit gewinnt. In diesem weitesten, alle Unendlichkeit umspannenden Sinn läßt er einen ihn ergänzenden, in ihm noch nicht enthaltenen Relationsbegriff nicht einmal denken. Gesetzt, wir denken ihn, so ist er denkbar, so ist er immerhin etwas, so nimmt er rein formal an der Beschaffenheit der nicht nur im Geist enthaltenen Dinge teil, so ist er, so hat er ein Sein, und jeder Gegensatz ist verschwunden. Mögen wir immer uns hier zu der im Übrigen so ängstlich gemiedenen logisch-kontradiktorischen Gegensätzlichkeit zum Begriff des Nichtseins versteigen, so könnte er sich auch nur im Denken existierend der alles Erdenklich umgreifenden Einschließung in das "Sein" nicht entziehen.

Allein diese in das Gebiet der tiefsten Unheimlichkeiten gehörende Tatsache ist einzigartig, sonst ist es überall die Zweiheit, die unsere Gedanken wie in ein nicht abzuschüttlendes Joch spannt.

So wenig wir nun zwar mit dem kontradiktorischen Gegensatzbegriff etwas anzufangen wissen, so unabweislich ist doch die Forderung, daß eine gewisse Distanz nicht überschritten wird.

Es ist sonst schwer vermeidlich, daß die beiden Begriffe sich fast bis zur Ununterschiedenheit durchdringen und die Aufgabe, die sie ins Leben gerufen hat: sich zu ergänzen, nicht mehr erfüllen. Die so wider Willen Geeinten bedürften dann imer noch eines rechten, nicht zu absoluten, aber doch empirisch stark differierenden Kontrastbegriffs.

Solcher Art ist das Relationspaar: Freiheit und Notwendigkeit. Aus diesem Grund enthält das sich in jenen Begriffen ausdrückende Problem der Willensfreiheit eine Schwierigkeit, die in den meisten der historisch berühmten Lösungen zu wenig beachtet wurde. Deterministen und Indeterministen haben gewöhnlich die Momente der Verschiedenheit ihrer Lehre übertrieben und auf diese Weise übersehen, daß sie in einer tiefer gelegenen Schicht einander unendlich nahe kommen, daß sie im letzten Grund genötigt sind, auf ein gleiches, von ihnen beiden unerklärt gelassenes, unerklärliches Prinzip zu rekurrieren. Unter diesem Gesichtspunkt will ich die Unklarheiten und die Ungelöstheiten des Willensproblems betrachten.

Zunächst ist es, rein äußerlich, auffallend, daß man in der Geschichte der Philosophie in die Benennung des Problems selbst schon den Ausdruck einer der Alternativen, vor die wir gestellt sind, hineingezogen hat. Man spricht von einem Problem der Lebenswerte, der Moral, ohne mit dieser reservierten Etikettierung bereits eine der möglichen Lösungen hervorblicken zu lassen. Daß diese im Handeln oder Genießen oder im Sein des Menschen gefunden werden kann, ist eine Entscheidung, die in der Problemstellung noch keinem Menschen oktroyiert wird. Es ist dies gleichsam eine noch nicht auf dem Titelblatt, sondern erst auf der zweiten Seite zu gebende Antwort, die, weil sie aus den jenseits aller Intellektualität entspringenden Trieben der Gesamtpersönlichkeit stammt, der logischen Explizierung im Akt der geistigen Schöpfung wohl voraufgeht, aber doch eben bereits zur Lösung des Themas gehört, die der Individualität des Denkers den weitesten Spielraum läßt.

Unser Problem, das man, etwas weniger auf eine der beiden Lösungen verweisend, das Problem des Seelischen oder des Weltgeschehens überhaupt nennen könnte, überspringt mit einer gewissen Lebendigkeit, die vitale Interessantheit für den Menschen charakterisierend, die ersten Reihen und führt sogleich in medias res [zur Sache - wp].

Ich will zunächst auf die Theorie des Determinismus eingehen, von der MEINONG (Psychologisch-ethische Untersuchungen zur Werttheorie) mit einer erstaunlichen, nichts anstaunenden Naitivität behauptet, daß ihre Akten im Sinne der absoluten, Anorganisches wie Organisches unterwerfenden Kausalität durchaus befriedigend abgeschlossen sein. Und daß auch vom Standpunkt der naturwissenschaftlich-exakten Psychologie der Wille prinzipiell aus unendlich vielen Vorstellungen zusammensetzbar und zu erklären sei, deren jede, einzeln betrachtet, der Nuance des bewußten Willens entbehrt, wird von erkenntnistheoretischen Psychologen, wie MÜNSTERBERG, für den dies freilich nicht das letzte Wort bedeutet, betont. Daß aber die exakte Forschung die Tendenz zum Determinismus allenfalls nur steigern konnte, die Bekennung zu ihm aber keineswegs als die logische Konsequenz unseres Wissens aufzufassen ist, lehrt die historische Entwicklung. Stärker als alle experimentellen Nachweise fallen hier metaphysische Lebensanschauungen ins Gewicht. So waren die Stoiker, die Männer der Reformation und AUGUSTIN, aus dem unterschütterlichen Gefühl der Allmächtigkeit Gottes heraus, von der unbedingten Gültigkeit des Kausalgesetzes überzeugt, bis ihre Lehre in SPINOZAs kosmischen Determinismus ihre klassische, im Detail mathematisch demonstrierte, in der Gesamtrichtung, im Fundament intuitiv empfundene Ausgestaltung erfahren hat.

Aus der Fülle der gegen den Determinismus erhobenen Bedenken greife ich einige wesentliche Momente heraus.

Das Objekt des Denkens ist vom denkenden Subjekt wohl zu unterscheiden. Was zum Inhalt des Bewußtseins eines Ich gemacht werden kann, ist nicht zu identifizieren mit dem diesen Inhalt aus sich erzeugenden, aus dem tiefsten Punkt seiner entlassenden, schaffenden und vorstellenden Ich. Indem der Mensch sich in diese Verkettungen einbezieht, überschaut er sie doch zugleich, schaut er sich in einem mystischen, selbst nicht mehr kausal zu analysierenden Akt seines Denkens zusammen. So muß er doch, gerade weil er sie erkennt, in einem gewissen Sinn von ihnen zu lösen sein. Indem er sich als Erkennender dem Kausalgesetz gegenüberstellt, tritt er aus diesen Bindungen heraus. Ein Teil also, vielleicht der zentralste dieser all das erkennenden Seele, kann nicht unbedingt unfrei sein, es muß irgendwie eine, wenn noch so farblose Nuance von Selbsttätigkeit in uns wohnen, da wir jene Kausalität keineswegs als etwas uns von außen in dieser notwendigen Verknüpfung Gegebenes einfach abzulesen haben, sondern sie im Geist voraussetzen müssen, um sie zu erkennen.

Wie immer man aber auch von der Geltung dieses einen Gesetzes gefühlsmäßig fasziniert sein mag, wie ja selbst ein experimenteller Nachweis auf einem nicht weiter zu begründenden Glauben beruth - und diese nicht aus den Tatsachen gewonnene, von ihnen im einzelnen also auch nicht zu widerlegende Unangetastetheit ist gewiß ein Grund für die eben nur religiösen Sätzen anhaftende Unerschütterlichkeit seiner Bekenner -, so kann doch der Determinismus niemals zu einer vollen Konsequenz der Durchführung gelangen, ein höherer Intellektualismus muß notwendig über ihn hinausführen.

Denn gäbe es in der ganzen Welt des Innen und Außen nichts, was sich einem solchen Gott-Naturgesetz entzöge, wäre es tatsächlich die alle Weisheit umschließende, alles Geschehen im tiefsten Wesen erfassende, alles-sagende Weltenmelodie, der Generalnenner, auf den alle kleineren und größeren Bruchteile des Seins gebracht werden müssen, dann wären alle menschlichen Wertschätzungen im letzten Grund, sub specie aeternitatis [im Licht der Unendlichkeit - wp], völlig subjektiv-belanglose, in der Erhabenheit der tiefsten Realität verschwindende Nebensächlichkeiten. Die logische Konsequenz des Determinismus ist die Nichtigkeitserklärung aller Bewertungen, all jene Relationsbegriffe schön und häßlich, gut und böse, vollkommen und unvollkommen, wahr und falsch verlieren ihre eigentliche Bedeutung. Dann gibt es nur eine Vollkommenheit: Die alles Weltgeschehen durchziehende Ausnahmslosigkeit vor dem Kausalgesetz, von dessen Allmacht die scheinbar freiesten Taten des Genies nicht weniger zeugen als die sinnlosen Worte eines Irren. Was heißt noch sinnlos, was wahr, im Hinblick auf diese eine große Erkenntnis!

So sehr diese Lehre alles Kleinmenschliche zu überwinden scheint, so sehr sie sich bemüht, alles rein Subjektiv-Individuelle auszuscheiden, in der Ernsthaftigkeit dieser Objektivierungssehnsucht verliert der Determinismus neben kleinen Menschenwerten den Begriff der Wahrheit, ohne den keine Metaphysik leben kann, verliert er im Vollgefühl der All-Einheit der Welt die Möglichkeit, sich uns glaubhaft zu machen. Mit der radikalen Vernichtung der Relationspaare kann SPINOZA keinen Anspruch auf Wahrheit mehr erheben, kann er uns niemals überzeugen, daß seine Gedanken eine mehr als psychologische Notwendigkeit besitzen. Gibt es im Absoluten nichts als jene nie zu überschreitende Abhängigkeit von diesem Urgesetz, gibt es nirgends das, was wir Wahrheit nennen, so ist es nicht einzusehen, weshalb SPINOZA ihrer teilhaftig werden kann. Vielleicht, weil sich in ihm die Weltvernunft zur reinsten Bewußtheit emporgeläutert hat. Wäre es nicht denkbar, daß die große einzige Wahrheit, die an nichts anderem zu messende, sich auf nichts als einen selbstgewissen Glauben stützende, dem nach Erkenntnis Ringenden sich hingibt, daß sie der Sonne gleich die Welt erwärmt und sich selbst, aus eigener Kraft?

Wenn SPINOZA uns so etwas sagt, wir könnten es glauben. Aber den Glauben an die Absolutheit seines Systems müssen wir damit aufgeben. Wir sind überzeugt, daß er uns eine Lehre gegeben hat,, und darum können wir sie als Ganzes nicht annehmen. Wäre sie wahr, so wäre sie falsch. Gälte das Kausalgesetz so unumschränkt, so hätten auch jene eben erwähnten tiefen Gedanken keine Beweiskraft mehr, so wären auch sie nur der Ausdruck eines geheimnisvollen Zwangs, der die Wahrheitsfrage zu stellen verbietet, da sie keinen Sinn mehr hat, da sie unzweckmäßig - sinnlos gestellt wäre, aber was hieße da sinnlos? ... Wir drehen uns im Kreis.

SPINOZAs Lehre gehört zu den Offenbarungen, die uns die ganze Welt erschließen, ohne sich selbst begründen zu können, die, wäre ihr Inhalt so wahr wie er scheint, selber nicht wahr sein könnten.

Trieb so die Furcht, sich im Namenlosen, ins Verworrene Gleitenden zu verlieren, die Menschen in die herbe Akzentuiertheit scharf umrissener Begriffe, so sehen wir uns bald, fassen wir sie in ihrer denkbar größten Klarheit, in neue Unheimlichkeiten gebannt. Es ist sicher, daß in aller Begrifflichkeit viel mehr Gläubigkeit, viel mehr kritikloses Zutrauen liegt, als die meisten Denker sich eingestanden haben. Es kann sich stets nur darum handeln, tief Empfundenes, Über-Logisches erst nachträglich in der Ebene des Logischen noch einmal auszubreiten und im Detail vielleicht zu ursprünglich nocht nicht gewußten Resultaten zu entwickeln. Ich behauptet nun nicht, daß SPINOZA von einem intuitiv geglaubten, sicheren Gefühl der Unfreiheit getrieben wurde, vielmehr haben wir die Grundstimmung in einem tieferen Sehnen des Einsseins mit dem All zu suchen, das ihn erst, auf die Ebene des Logischen projiziert, in jene sonderbaren pantheistischen Antinomien verstrickte. Man sollte daher meinen, daß es fruchtbarer wäre, das ursprüngliche Gefühl einer Problemlösung gar nicht erst in die Starrheit der Begriffe zu spannen, sondern nach Art der Mystiker oder Lyriker diesen einen Gedanken in unendlichen Variationen ausklingen zu lassen. Allein, auch ECKHART oder STEFAN GEORGE sind auf Worte angewiesen, und jene Neigung in Verschwommenheiten zu ertrinken - wohl geeignet, die Impression primärer in das Gebiet des Denkens überhaupt nicht gehörender, rein zu erlebender Stimmungen zu erwecken - ist gewiß nur eine wenig seriöse, laxe, inkonsequente Furchtsamkeit, nicht angebracht Problemen gegenüber, deren Inhalte durchaus einer in Worten anzudeutenden begrifflichen Beschreibung bedürfen.

War der Ausgangspunkt SPINOZAs, der hier einmal als klassischer Vertreter des Determinismus gelten soll, ein weites, sich im Unendlichen verlierendes und nur dort sich wiederfindendes kosmisches Allgefühl, so ist es bei den Indeterministen die Überzeugung der Verantwortlichkeit, der Selbstbestimmtbarkeit, die sich zur Idee bewußter Freiheit erhebt. Allein sobald man diesen, doch nur im Denken ganz seinen tiefsten Sinn gewinnenden Begriff der Freiheit logisch auszudrücken, zu rechtfertigen, zu begründen sucht, so wird allmählich, wider Willen, das Seelenleben in einen intellektuellen Mechanismus verwandelt, indem für Freiheit als Gegensatz zur Kausalität nicht mehr der mindeste Raum bleibt, und dies setzt sich fort in die imposanteste, alle erdenklichen Momente in sich vereinende Freiheitsverkündigung, in das Werk KANTs und des deutschen Idealismus.

Das Fundament, aus dem seine Lösung erwächst, ist die Kritik der Erkenntnis. Alles Wissen stammt aus Erfahrung, gibt KANT seinen Vorgängern LOCKE und HUME zu. Allein der Begriff der Erfahrung erleidet bei ihm eine bedeutende Modifikation gegenüber der gewöhnlichen Meinung. Erfahrung ist nicht mehr ein hinsichtlich der sekundären Qualitäten zwar subjektives, die primären Qualitäten durchaus adäquates passives Abbilden einer unmittelbar gegebenen Wirklichkeit. Vielmehr ist "Wirklichkeit" selbst schon das Produkt einer synthetisierenden Tätigkeit unseres Geistes, der die völlig zusammenhanglos sich uns darbietenden Elemente zu einem das Chaos der Phänomene ordnenden System gestaltet. Dieses System heißt Wirklichkeit. Nun freilich brauchen wir uns nur an die in dieser Wirklichkeit gemachte Erfahrung zu halten, wollen wir Erkenntnisse gewinnen. Zu den eine solche Erfahrung ermöglichenden Bedingungen unseres Geistes gehört der Satz der Kausalität, von dem KANT gegenüber HUME zeigte, daß unser Glaube an ihn nicht aus erfolgreicher Gewohnheit stammen kann, sondern daß wir ihn nicht ein einziges Mal beobachten, erfahren könnten, ohne ihn im Geist vorauszusetzen, was alleine seine Gültigkeit zu einer notwendigen gestaltet. Er gehört somit zu den uns angeborenen Kategorien, unter denen wir gezwungen sind, die Welt zu betrachten, denen gemäß wir denken, wenn wir wahre Urteile über sie bilden. Man hat hier den Einwand erhoben, daß KANT sich an diesem Punkt seiner Kategorienlehre in einem Zirkel bewegt. Wir dächten keineswegs ständig gemäß jenen Kategorien, sondern nur, wie man KANT sagen läßt, wenn wir wahre Erkenntnis gewinnen wollen. Was aber ist wahre Erkenntnis? Gibt es ein Kriterium für sie? Ja: Wenn wir gemäß den Kategorien denken, läßt man KANT darauf antworten. Das klingt allerdings mehr als sonderbar, allein der an dieser Stelle gegen KANT erhobene Vorwurf des circulus vitiosus [Teufelskreis - wp] scheint mir zumindest für den Satz der Kausalität unzutreffend.

Wir machen oft die Beobachtung, daß die Menschen keineswegs immer ihre Gedanken gemäß dem Satz der Kausalität bilden, fassen wir ihn in seiner vollkommensten Präzision, daß eine Ursache stets dieselbe Wirkung nach sich zieht. Der Gläubige erwartet von Gott, er könne aus irgendeinem Grund, aus seiner Güte, seiner Allmacht heraus, einen Sterbenden am Leben erhalten, obgleich die Ärzte ihn mit Naturgesetzlichkeit dem Tod verfallen sehen. Daß aber eine Ursache irgendeine Wirkung hat, wenn auch nicht stets die gleiche, dieser Glaube scheint mir eine aus dem Bewußtsein der Menschen niemals zu bannende Eigentümlichkeit zu sein, die all unser Denken beherrscht, sobald es nur aus dem Stadium des verworrensten Fühlens heraustritt, um irgendeinen Inhalt zu ergreifen.

So unentbehrlich aber der Satz der Kausalität für das Erkennen dieser durch ihn erst möglichen Welt der Erfahrung ist - schließt der Idealismus weiter -, so hat er darüber hinaus nicht die geringste Gültigkeit. Wie unentrinnbar wir auch der Despotie des kausalen Denkens verfallen sind, da, wor wir ganz wir selbst sind, in jener tiefsten Wirklichkeit, da wir den anderen nicht beurteilen, sondern als wollende Wesen Stellung nehmen zu seinem Willen, wo wir ihn zu verstehen suchen, da hat es keinen Sinn mehr nach dem kausalen Zusammenhang zu fragen, da, im tiefsten, nicht mehr erkennenwollenden, seine Sittlichkeit realisierenden Handeln jenes großen Ich treten wir aus dem Joch der nur unsere Erkenntnis einengenden Verstandeskategorien heraus - sind wir frei!

Im letzten Grund dieses Wirklichkeit und Kausalität vorstellenden schaffenden Ich erleben wir in unmittelbarer Selbstgewißheit unsere Willensfreiheit.

So hat die kritische Philosophie den Gedanken der Kausalität eine Unabweislichkeit, durch die Begründung seiner in uns selbst eine Notwendigkeit verliehen, wie sie machtvoller nicht denkbar ist, und jenes Problem, das uns bei der Kritik des Determinismus beschäftigte - die Unmöglichkeit einer unbedingten Geltung des Kausalgesetzes - hat sie gelöst, indem sie den tiefsten Punkt unseres Ich als dem Gesetz nicht unterworfen zeigte.

Hätte der Determinismus recht, so wären wir im letzten Grund bestimmt, unfrei. Allein eine unbedingte Unfreiheit dürfen wir nicht annehmen; es muß bei aller strengsten Gültigkeit der Kausalität eine, wenn auch noch so leise Nuance von Nicht-Notwendigkeit mitschwingen, die sich nicht ausdrücken läßt, ohne sofort in die alle Sicherheit vernichtende Fluktuierung zweier nicht mehr vorstellbarer Gegenstände hineingezogen zu werden. Denn auch der Begriff der Freiheit duldet keine Konsequenz der Durchführung jenes uns zunächst widerspruchslosen Gefühls der Ungebundenheit, des sich allen Einflüssen entziehenden Unabhängigseins. Was ist denn Freiheit überhaupt? Ist Freiheit dasselbe wie Willkür, besinnungsloses Hervorbrechen, ein von keinem äußeren oder inneren Sein aufgehaltenes Sichdurchsetzen unbewußt drängender Instinkte? Außer SCHOPENHAUER und seiner Schule erblickte kaum jemand Freiheit im Unbewußten. Unter Freiheit verstehen wir vielmehr gerade jenen Zustand der reinsten, klarsten Selbstbesinnung, jenes von nichts als unserer eigensten, von Kleinlichkeiten geläuterten innersten natur Bestimmenlassen, jenes Handeln, dessen Impulse aus dem tiefsten Grund unseres eigentlichsten Wesens folgen, ohne Rücksicht auf das, was nicht von unserem ganzen Ich erfüllt ist. Aber in dem Maße, in dem wir uns auf uns selbst zurückziehen, in dem wir rein bei uns selbst verharren, wächst das Bestimmtsein allen Denkens und Tuns von der eigenen geistigsten Persönlichkeit. Gerade wenn wir uns ganz gegen äußere Einflüsse verschlossen haben, ist das Vorstellende, nicht mehr vorzustellende Sein der Grund, aus dem all unsere Taten mit durch nichts aufzuhaltender logischer Notwendigkeit hervorgehen.

Und auch KANT hat diesen Charakter der Freiheit deutlich empfunden. Im Gegensatz zur Beeinflussung durch außerhalb uns gelegenen Motive, nennt er Freiheit ein Vermögen, eine Handlung von selbst anzufangen. Dies bedeutet aber keineswegs die absolute Unabhängigkeit vom Kausalgesetz. Wie die Willenstat gerade als eine freie aus der Gegebenheit der eigensten Seele mit unabweislicher Notwendigkeit hervorbricht, den Beweggrund einzig in sich tragend, so ist sie zwar unabhängig von jedem Mittelmechanismus, allein es klingt schon hier die spätere Behauptung HERBARTs an, daß die freiesten Taten der Seele für einen vollkommenen Geist prinzipiell berechenbar sind, was nur unter der Voraussetzung einer strengen Regelmäßigkeit möglich ist. So sagt KANT ausdrücklich: "Freiheit ist das Gesetz einer besonderen Art von Kausalität".

Auch KANT hat das Problem des freien Willens nicht gelöst. Mag man darin eine Mangelhaftigkeit erblicken, daß er die Freiheit in ein intelligibles Reich verlegt, in dem die Zeit - für BERGSON und EUCKEN unter den Neueren von mehr als nur zur Ermöglichung objektiver Erfahrung hypostasierter [vergegenständlichter - wp], bloß empirischer Realität - keine Geltung hat. Mag deshalb die kantische Rettung der Freiheit "unserem in der Zeit befindlichen Leben keine genügende Hilfe verleihen". (1)

Der tiefere Grund liegt wohl darin, daß wir, selbst wenn es möglich wäre, uns im Handeln, im Sichausleben unseres moralischen Ich als frei zu denken, als frei im Sinne KANTs, doch auch hier die Freiheit in einer die Notwendigkeit zu wenig ausschließenden, sich von ihr nicht hinreichend unterscheidenden, nicht genügend gegensätzlichen Bedeutung gemeint ist. Sie hat zwar alles Brutal-Zwingende abgestreift, aber sie verwandelt es in eine verfeinerte, vielleicht könnte man sagen, fast logische Notwendigkeit, die doch aber auch nur Notwendigkeit ist und nicht der Ausdruck einer absoluten, allen Zwang verneinenden Nicht-Notwendigkeit. Nichtnotwendigkeit des Handelns aber müßte KANT verlangen für jenen Zustand, da wir ganz wir selbst sind, da unser Handeln nur der Ausfluß unseres tiefsten, von allem Dasein nicht getrübten Ich bedeuten soll. Hier, wo es keinen Sinn hat, nach den kausalen Zusammenhängen zu fragen, argumentiert MÜNSTERBERG im Geiste FICHTEs: "hier können wir nicht unfrei sein, hier sind wir frei"!

Könnten wir wahrhaftig unser tiefstes Ich ergreifen, so hätte der Begriff der Freiheit hier so wenig Sinn wie der der Unfreiheit. Beide Begriffe stammen ja aus einer Logik, die nur für die Welt der Erscheinungen gilt, der wir, durch das Sichzurückziehen auf das Letzte, all dies erst Schaffende, gerade entgehen wollen. (KANT, "Kritik der praktischen Vernunft": Selbst die Begrife von Realität, Substanz, Kausalität, ja sogar Notwendigkeit im Dasein verlieren alle Bedeutung und sind leere Titel zu Begriffen ohne allen Inhalt, wenn ich mich außerhalb des Feldes meiner Sinne damit hinauswage.)

Hier sind wir jenseits von Notwendigkeit und Freiheit, hier gibt es, wenn wir einmal wagen, dieses in das Reich der als unerkennbar erkannten Wesenheiten gehörende Absolute mit einem nur für Relatives geprägten Wort zu bezeichnen - hier gibt es nichts als reine Nicht-Notwendigkeit. Auch dieses Wort, in seiner reinen, inhaltsleeren Unvorstellbarkeit sagt nicht, was wir kaum denken, kaum empfinden können, allein es drückt vielleicht sehr treffend die über Freiheit und Notwendigkeit stehende Jenseitigkeit aus.

Dann aber können wir, trotz der innigsten Anstrengung unseres Geistes, niemals zu hoffen wagen, das tiefste Ich - das sich der Welt und sich selbst gegenüberstellt, das sich so vergeblich in diesen Zeilen auszudrücken trachtet - rein bei sich selbst zu fassen. Nicht wir können es fassen, ein noch Tieferes, das Tiefste ist es, welches uns faßt, und wenn es uns noch möglich wäre, dieses Ich einmal zu denken, in dem Moment, wo wir für die religiöse oder moralische Kraft unser einen Inhalt suchten, einen Inhalt, der doch nur in dieser unter den Kategorien des Geistes vorzustellenden Erscheinungswelt zu finden ist, in dem Moment werden wir bereits hineingezogen in die bedrückende Enge unseres wahrheitbildenden, doch nie das Absolute fassenden Systems - wären wir nicht mehr wir selbst.

Ich sagte vorhin, daß der Determinismus nicht denkbar wäre ohne eine Nuance der Freiheit und konstatierte sodann, daß auch die Freiheit Momente der Notwendigkeit in sich trägt. Dies darf nicht dahin verstanden werden, daß sich die ein der Einleitung erwähnte Dualistik unseres Denkens in jeden der Relationsbegriffe Freiheit und Notwendigkeit fortsetzt, sich in jedem mit einer Akzentverschiebung wiederfindet. Es wäre irrig zu glauben, daß der Begriff der Freiheit wie der Begriff der Notwendigkeit aus einer Mischung von Freiheit und Notwendigkeit bestehen, daß sie in Freiheit und Notwendigkeit auseinandergetrieben werden und diese Zweideutigkeit aus jedem, der so durch Analyse entstandenen Begriffe ins Unendliche führt, wie etwa der Hydra anstelle eines abgeschlagenen Kopfes stets zwei neue entstehen. Eine konsequente Analyse würde somit nie zu einem nicht weiter auflösbaren Element gelangen können, was eine Lösung des Problems aus diesem Grund unmöglich macht.

Wohl gemerkt, nicht der Begriff der Notwendigkeit, sondern die Lehre der Kausalität allen Geschehens setzt den Glauben an ein sich dem Kausalsatz entziehendes, im Erkennen sich ausdrückendes Nicht-Notwendigsein voraus. Das Gleiche gilt für die Lehre der Freiheit, deren Begriff sich ja im Laufe dieser Untersuchung als dem der Notwendigkeit äußerst ähnlich erwies.

Als ich in der Einleitung von Zweiheit sprach, in die unser begriffliches Denken eingespannt ist, von jenen zwei Begriffen, deren logischer Gegensatz in eine nur empirische Gegensätzlichkeit im Interesse der Vorstellbarkeit verwandelt wird, nannte ich, der gewöhnlichen Meinung folgend, unter solchen Relationsbegriffen auch Freiheit und Notwendigkeit. Bei der Kritik der sich aus ihnen ergebenden Probleme rückten sie jedoch in eine immer bedrohlichere Nähe, so daß sie schließlich die selbst für eine empirische Gegensätzlichkeit erforderliche Distanz überschritten. Beiden haftet im letzten Grund der Charakter einer nicht willkürlichen, äußeren oder inneren gesetzlichen Notwendigkeit an, und Freiheit verlor immer mehr das Cachet [Stempel - wp] eines die Nicht-Notwendigkeit konkretisierenden Repräsentationsbegriffs.

Freiheit gehört in einer tiefer gelegenen Schicht viel zu sehr auf diejenige Seite, deren Gegensatz sie doch eigentlich verkörpern sollte. Das Gegensätzliche ist so gut als eine Modifikation dessen, was wir unter Notwendigkeit verstehen. So verlieren Freiheit und Notwendigkeit schließlich ihre letzte, in der gemildertsten Relation noch unerläßliche Aufgabe: die Funktion sich gegenseitig ihren Sinn zu geben und zu ergänzen. Und wie sie sich bei näherer Analyse als eines ergeben, so fordern sie nun beide ein in ihnen gar nicht zum Ausdruck gelangtes Moment der Nicht-Notwendigkeit, das wir trotz der unmöglichen Vorstellbarkeit doch nicht näher zu konkretisieren wagen dürfen, wollen wir nicht wieder von Neuem in irgendwelche Modifikationen der Notwendigkeit hineingeraten.

Wir fühlen deutlich, daß der Determinismus wie der Indeterminismus sich selber nicht als gültige, von irgendeinem Zwang befreite Erkenntnis geben können, ohne die Voraussetzung eines nicht zu beschreibenden, Wahrheit in einem überindividuellen Sinn schaffenden Prinzips, das wir - um wenigstens die Richtung anzudeuten, in der wir es ahnen können - als Nichtnotwendigsein bezeichnen mögen. Wie wenig sachlich also die Entschiedenheit zu sein scheint, mit der die beiden Lehren einander auszuschließen prätendieren [vorgeben - wp], so müssen sie beide in letzter Instanz Zuflucht nehmen zu der gleichen Hypothese, ohne die wir nicht das Mindeste behaupten können, daß es eine Wahrheit gibt, die sich jeder bloß psychologischen Wirklichkeit entgegenstellt. Eine Wahrheit, die gilt, gleichviel, ob wir sie erkennen oder nicht, die befreit ist von allem Zwang, von der unbedingten Kausalität des Determinismus, wie von jener "besonderen Art von Kausalität", der Freiheit im Sinne KANTs. Denn diese ist zwar von allen äußeren Einwirkungen erlöst, allein für die eine, einzelne, solche Freiheit genießende Persönlichkeit, folgen alle Handlungen aus der strengsten Bestimmtheit des Ich. Aber jenes So-und-nicht-anders-Handelnkönnen gilt doch andererseits eben nur für jenes eine Wesen, ohne für die Allgemeinheit auch nur die geringste Verbindlichkeit zu haben. Es ist noch zu viel Zwang und doch zu wenig Allgemeinverpflichtendes darin. Die Wahrheit müßte in der Mitte liegen, müßte aus einer Synthese beider hervorgehen.

Setzten wir früher jener unbedingt psychologisch zwingenden Notwendigkeit des Determinismus etwas entgegen, das wir, nicht näher zu erläutern wagend, als Nicht-Notwendigkeit bezeichneten, so haben wir die Wahrheit in dieser Richtung zu suchen. Denn die Wahrheit, geläutert von allem brutalen Zwang, muß zwar, um Allgemeingültigkeit beanspruchen zu können, mit einer Nuance von Notwendigkeit auftreten, allein diese Notwendigkeit ist so ganz anderer Art als die absolute Notwendigkeit des Kausalgesetzes. Sie ist vielleich, wie SIMMEL sagt, "ein bestimmte Denkinhalte begleitendes Gefühl, das man dem nicht geben kann, der es nicht hat". Ein Gefühl, das aus der bloßen Normierung der Naturgesetze niemals quillen könnte, das uns allen kausalen Ablau des Geschehens überhaupt erst als notwendig, als wahr empfinden läßt.

So ergibt sich uns eine eigenartige Paradoxie.

Während wir Freiheit im Sinne des Idealismus als einen Modifikationsbegriff jener unwiderstehlichen Kausalitätsnotwendigkeit erkannten, fällt Notwendigkeit in diesem alle Determination erst glaubhaft machenden, in den Dingen irgendwie begründete, sachliche Wahrheit erst ermöglichenden Sinn, zusammen mit dem, was wir im Gegensatz zu zwingender Kausalität als Nicht-Notwendigkeit bezeichneten.

Allein, wie so ein Zustand ungebundener als alle Freiheit sagen kann, und gerade darum von reinster, allumschließender Notwendigkeit möglich ist, erleben wir mit der durch kein Bedenken zu erschütternden Selbstgewißheit der Intuition.
LITERATUR - Felix Goldner, Logisch-metaphysische Gedanken über Freiheit und Notwendigkeit, Archiv für systematische Philosophie, Bd. 19, Berlin 1913
    Anmerkungen
    1) Eine andere, hier nicht zu untersuchende Frage ist, welchen Erkenntniswert der Begriff der Dauer hat, durch den BERGSON das isopherische Leben definieren zu können glaubt.