tb-1ra-1MontaigneR. RichterF. H. JacobiSextusPyrrhon     
 
RICHARD HÖNIGSWALD
Zum Problem der
philosophischen Skepsis


"Die einfache Induktion durch Vergleichung konstatiert - auch wo sie sich des Experiments bedient - bloß eine  Regel, unter welcher der einzelne Fall, sofern er die Bedingungen dieser Regel erfüllt, höchstens subsumiert werden  kann, unter die er aber niemals subsumiert werden  muß, eben  weil ihn jene Regel nicht definiert; oder weil doch eine solche - auch wenn sie es ihrem  Inhalt nach sollte tun können - den formalen Rechtsanspruch, eine Definition des Einzelfalls zu enthalten, niemals begründen könnte."

"Fast scheinen die Vertreter streng empirischer Disziplinen vor die Alternative gestellt zu sein, entweder den erfolgreichen Betrieb ihrer Forschungsarbeit einzustellen oder vor einem schwerwiegenden und unwiderlegten grundsätzlichen Einwand die Augen zu verschließen. Wenn allerdings die Männer der rein empirischen Forschung der bloß bedingten und komparativen Allgemeinheit ihrer Ergebnisse, oder was dasselbe bedeutet, der subjektiven Natur des Prinzips ihrer Wissenschaft, eingedenk bleiben, dann entgehen sie von selbst den Einwänden ihrer skeptischen Kritiker. Wenn sie den Anspruch auf jene Art der Allgemeinheit, deren Möglichkeit der Skeptiker grundsätzlich bezweifelt, gar nicht erheben, dann sind sie auch gegen die Angriffe der Skepsis gefeit."

"Die  sensuale Skepsis der Pyrrhoniker umfaßt jenes berühmte System von Argumenten, welches unter dem Namen der skeptischen Tropen des  Aenesidemus zur Widerlegung des Erkenntniswertes der Wahrnehmungen, genauer zum Beweis der Unerkennbarkeit von Dingen-ansich  durch Wahrnehmungen, bereit hielt. Das logische Symbol für die absolute Unzulänglichkeit unserer sinnlichen Mittel zur Erkenntnis der Dinge ansich ist für die sensuale Skepsis das sogenannte Prinzip der  Isosthenie: Weil wir die Beschaffenheit von Dingen, unabhängig von deren Wahrgenommenwerden niemals zu erkennen vermögen, sind selbst einander  entgegengesetzte Aussagen über Dinge ansich möglich und von gleichem, daher gleich negativem, Erkenntniswert."


I.

Das Zweifeln gehört, wie das Erkennen, zu den typischen Äußerungen des menschlichen Geistes. Wo immer das Erkennen zum Bewußtsein seiner selbst und damit der Bedingungen seines Bestandes, vor allem aber der Schwierigkeiten seines Betriebes kommt, dort stellt sich als seine psychologisch und methodologisch gleich bedeutsame Begleiterscheinung stets auch der  Zweifel ein. - Die Rolle des letzteren im Ganzen des geistigen Lebens der Menschheit ist zu verschiedenen Zeiten freilich ebenso verschieden gewesen, wie es die Umstände waren, unter welchen er sich zeitweilig zu einer umfassenden und den Bedingungen seiner Entstehung gegenüber relativ selbständigen Lehrmeinung oder doch zu einem wesentlichen Bestandstück philosophischer Systeme entwickelt. - Mannigfach ist auch das Ausmaß und die Intensität, in welchem er als Gegenstand der wissenschaftlichen Betrachtung das philosophische Interesse fesselt. Bald wird es bestimmt durch die Zahl der Objekte, auf welche sich der Zweifel richtet; bald durch deren Dignität; bald wieder durch die positie oder negative Bewertung der psychologischen Motive, die dem Zweifel zugrunde liegen. - Allein, keiner dieser imm doch nur subjektiven Gesichtspunkte vermag die grundsätzliche Stellung der wissenschaftlichen Philosophie zum  Problem der Skepsis überhaupt zu bestimmen. Dazu bedarf es einer Besinnung auf deren erkenntnistheoretische Grundlagen, einer Analyse der  Argumente, auf die sie sich stützt. Nur einer  solchen enthüllt sich die den Wechsel der zeitliche Gestaltungen beherrschende Einheit ihres Wesens. - Eine erschöpfende Darstellung dieses letzteren nun kann freilich nicht die Aufgabe der vorliegenden Untersuchung bilden. Vielmehr bescheidet sich diese, einige fundamentale Gesichtspunkte geltend zu machen, welche die Stellung der wissenschaftlichen Philosophie zum Problem der philosophischen Skepsis unter allen Umständen beherrschen müssen.

Zunächst scheint dieses Problem von selbst hinzuweisen auf das Problem der  Wissenschaft;  auf das Problem vom Begriff und von den Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis; kurz auf das Problem der  kritischen  Philosophie. Schon die allbekannten historischen Umstände der Entwicklung dieser letzteren bezeugen dies: die zentrale Stellung der Fragen und Ergebnisse der HUMEschen Erkenntnislehre im Gedankenreis KANTs.

Das Verhältnis der Vernunftkritik zu HUME erscheint den einen als eine Überwindung HUMEs durch KANT, den anderen als ein vergeblicher Kampf des Rationalismus gegen die Skepsis überhaupt, wenigstens soweit diese als grundsätzlich berechtigte Lehrmeinung in Betracht kommt. - Allein, beide Sätze treffen augenscheinlich nur in einem  bedingten  Sinn, nämlich unter der Voraussetzung zu, daß man in HUME den typischen Repräsentanten des theoretischen Skeptizismus zu erblicken hat. Darf er als solcher betrachtet werden? - Seit langem schon gehört diese Frage zu den Grundproblemen der Geschichte der Philosophie. Ist doch geradezu das Verständnis der Absichten und der Leistungen des philosophischen Kritizismus an die Antwort auf sie geknüpft. Im Hinblick darauf aber wird sie selbst eine Grundfrage auch der  systematischen  Philosophie. - HUME ist Skeptiker nur vom Standpunkt einer erkenntnismäßigen Beweisbarkeit der kausalen oder, was für ihn dasselbe bedeutet, der erfahrungsmäßigen Notwendigkeit. Er ist Skeptiker, sofern er an der erkenntnismäßigen Erweisbarkeit des Kausalprinzips als der Grundlage aller Erfahrung zweifelt. Aber er ist nicht Skeptiker, sofern er - und dies tut er mit aller Entschiedenheit - das Kausalprinzip für die unentbehrliche Voraussetzung aller Erfahrung hält, sofern er die Notwendigkeit der Beziehung zwischen den Gliedern der Kausalrelation  biologisch,  d. h. in einer Weise begründen will, welche sie auch der entferntesten Möglichkeit eines Zweifels von vornherein entrückt, kurz sofern er sie auf ein Prinzip gründet, das ebenso  vor  jedem Zweifel wie  vor  jeder Erkenntnis feststeht. HUME ist andererseits Skeptiker, sofern er die Annahme der realen Existenz beharrender Außendinge vom Standpunkt der Erkenntnis als "Fiktion" bezeichnet; aber er ist nicht Skeptiker, sofern er den Glauben an jene Existenz dem Gesichtspunkt der Erkenntnis entrückt, indem er ihn, gleich der Notwendigkeit der Kausalrelation, auf ein  physiologisches  Prinzip gründet (1). - Der Philosoph ist durchaus konsequent, wenn er vor der "phantastischen Sekte der Zweifler" warnt. Er selbst  fühlt  sich eben nicht als Skeptiker. Erst in den Augen und unter den spezifischen Gesichtspunkten der Ergebnisse KANTs konnte er als solcher erscheinen. Denn KANT  bejaht  die Fragen, die HUME  verneint  hatte.

Die Lehre HUMEs von den biologischen Grundlagen der Erfahrung im weitesten Sinne - das ist es, was man unter den Gesichtspunkten der Ergebnisse KANTs als seinen Skeptizismus bezeichnen muß, das ist es aber auch, worauf sich sein Skeptizismus beschränkt. Es gibt keinen  Beweis  für die Gültigkeit des Kausalprinzips und des Grundsatzes der Substanz in aller Erfahrung - das ist der Standpunkt HUMEs. Es gibt nur einen uns durch biologische Faktoren aufgenötigten und schlechthin unüberwindlichen  Glauben  an jene Gültigkeit. - Die Grundsätze der Kausalität und Substanz sind in aller Erfahrung gültig, weil Kausalität und Substanz die Bedingungen der Gegenstände aller Erfahrung darstellen, d. h. den  Begriff  dieser Gegenstände definieren; die objektive Geltung von Kausalität und Substanz ist mithin im strengen Sinne beweisbar - dies ist der Standpunkt KANTs. Nicht Glauben und gewohnheitsmäßige Erwartung ist die Grundlage der Geltung jener Prinzipien, sondern Beweise, d. h. Wissen und Erkenntnis. Wer wie HUME das letztere leugnet, der ist - mag er im übrigen die Geltung von Kausalität und Substanz auf ein Prinzip gründen, das als ein biologisches fester steht als jeglicher Beweis - Skeptiker. So lautet die Entscheidung KANTs über HUME.

Nun ist ersichtlich, daß trotz dieser Entscheidung, ja wegen der sie bestimmenden speziellen Motive, die Stellung HUMEs zur Skepsis im  typischen  Sinne des Wortes noch der Klärung harrt. Und in dieser Hinsicht wird der von den besonderen methodischen Gesichtspunkten der Vernunftkritik freien historischen Betrachtung das  eine  sicher stehen: KANT ist von der angeblichen Skepsis HUMEs nicht weiter entfernt als HUME von der antiken Skepsis der Hellenen. - Gewiß, an manchen Punkten hat ja die griechische Skepsis den Standpunkt HUMEs geradezu vorweggenommen, so z. B. wenn sie erklärt, die ursächliche Beziehung zwischen den aufeinanderfolgenden Erscheinungen könnte durch keinerlei Augenschein bezeugt werden, oder wenn sie etwa in ihrer späteren, der positiven Forschung zugewandten Periode von einer Beglaubigung gewisser Instanzen "durch das Leben selbst" spricht. (2) Aber dem Ganzen ihrer Absicht nach betrachtet, befindet sich HUME in einem entschiedenen Gegensatz zu jenen antiken Zweiflern. Wenn nämlich die klassische Skepsis von der  Unerkennbarkeit  der Dinge - ihr zentrales Problem auf theoretischem Gebiet - sprach, dann meinte sie in der Regel auch  Ungewißheit.  Gerade dies aber ist bei HUME das Neue und Bedeutende, wenn auch durch den Kritizismus KANTs endgültig Überholte: daß für ihn Unerkennbarkeit noch lange  nicht  Ungewißheit bedeutet. HUME hatte auf ein Prinzip verwiesen - es ist der auf unserer Organisation gleich der Verdauung und anderen vegetativen Funktionen gegründete Glaube, der  belief -, der sicherstellt, was der vernünftigen Überlegung sicherzustellen nicht möglich ist. Ja, das Wesen der HUMEschen Skepsis liegt geradezu in der Erweiterung des Begriffs der Gewißheit über den der Erkenntnis hinaus. Es gibt eine Gewißheit, so lehrt HUME, die auf Erkenntnis beruth; sie liegt vor in analytischen Sätzen und in der Mathematik. Es gibt aber daneben auch eine Gewißheit, die  nicht  auf Erkenntnis beruth; und diese Art der Gewißheit liegt vor in der  Erfahrung

Es ist nicht schwer, die Bestrebungen KANTs, HUMEs und der antiken Skeptiker unter dem umfassenden Gesichtspunkt des Verhältnisses zwischen Erkenntnis und Gewißheit zu überblicken. - Die  antike Skepsis  war - welches auch immer ihre Ergebnisse gewesen sein mochten - im Großen und Ganzen beherrscht von der Tendenz, den Begrif der Gewißheit dem der Erkenntnis unterzuordnen; - zugleich freilich vom Bewußtsein der Unmöglichkeit diese Tendenz zu verwirklichen. Das eine ist für die antike Skepsis ebenso bezeichnend wie das andere. Beides zusammen erzeugt ihr merkwürdiges Schwanken zwischen Rationalismus und Relativismus. Jener entspricht der Absicht überhaupt, dieser der Einsicht der Skeptiker in die Unmöglichkeit ihr Ziel zu erreichen. Denn die Gewißheit selbst ist für sie auf jeden Fall ein unerreichbarer, weil nur ein durch  Erkenntnis  möglicher Idealzustand. -

Für HUME hingegen ist der Begriff der Gewißheit - wie oben schon angedeutet - dem der Erkenntnis übergeordnet, d. h. neben einer objektiven und erkenntnismäßigen Gewißheit gibt es für ihn noch eine subjektive und erfahrungsmäßige. - Mit der Verwirklichung der Tendenzen der antiken Skepsis auf der ganzen Linie der theoretischen Philosophie durch die "transzendentale Methode" hat schließlich KANT HUME  und  die antike Skepsis überwunden. KANT ist - die Bemerkung entbehrt angesichts des sich gelegentlich immer noch regenden Versuchs, in ihm den Agnostiker zu feiern oder zu verurteilen, auch heute nicht einer gewissen Aktualität - so gewiß er nicht Skeptiker, so gewiß er - man gestatte die paradoxe Wendung - die Tendenzen der antiken Skepsis realisierte. Er hat die Frage nach der Erkennbarkeit der Dinge, an welche die antike Skepsis anknüpft, im positiven Sinn beantwortet, nicht freilich ohne vorher die Voraussetzungen der skeptischen Fragestellung durch die Einführung des methodischen Begriffs der  Erscheinung  zu revidieren. - Weil nun diese Fragestellung der Skepsis mit besonderer Schärfe naturgemäß  dort  hervortritt, wo die Untauglichkeit unserer  Sinneswahrnehmungen  zur Vermittlung von Erkenntnis erwiesen werden soll, rücken für die erkenntnistheoretische Betrachtung vor allem die Probleme der sogenannten  sensualen Skepsis  in den Vordergrund des Interesses.


II.

Allein, näher als die Argumente der sensualen Skepsis gegen den Begriff der Wissenschaft berührt eine unbefangene Betrachtung des skeptischen Gedankenkreises der Kampf der sogenannten  rationalen  Skepsis gegen die faktische Möglichkeit eines wissenschaftlichen Betriebes. Hier wird das  Verfahren  der Wissenschaft zum Problem und weiterhin zum Gegenstand des Angriffs. Die griechische Skepsis will mit anderen Worten nicht bloß beweisen, daß wir durch unsere Erkenntnismittel zur "Wahrheit" über die "Dinge" wegen deren Transzendenz niemals vorzudringen vermögen, sie will auch dartun, daß der Gebrauch unserer Erkenntnismittel in sich selbst widerspruchsvoll ist. Es ist dies diejenige Seite der antiken Skepsis, die vor allem den  Logiker  fesselt. Sie ist gleichsam das  proteron pros hemas  [was zuerst bewußt wird - wp]; sie soll hier noch vor den im engeren Sinne erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten der  sensualen  Skepsis ins Auge gefaßt werden.

Es handelt sich dabei im wesentlichen um die skeptischen Einwände gegen die aristotelische Theorie der Induktion und der Deduktion. - Welche methodologische Bedeutung nun haben diese Einwände, wie verhalten sie sich zu jenen methodischen Prinzipien der Forschung, welche auf dem Boden des tatsächlichen Betriebs der modernen Wissenschaft erstanden sind?

1. Das Ziel der aristotelischen  Induktion  ist die Gewinnung eines allgemeinen Satzes aus vielen einzelnen; ihre Methode ist die vergleichende Beobachtung vieler Fälle einer Erscheinung. Nur durch die vergleichende Beobachtung der Blutwärme  vieler  Pferde gelangt man zu allgemeinen Satz: Das Pferd ist ein Warmblütler. (3)

Gegen diese Art des Beweises richtet sich die Skepsis mit einem Argument von beispielloser Schärfe. Die aristotelische Induktion - so erklären die alten Skeptiker - ist entweder unvollständig, oder sie ist vollständig, d. h. entweder sind  alle  Einzelfälle, auf die sie sich überhaupt stützen kann, untersucht worden oder nicht. Ist das letztere der Fall, so fehlt die Grundlage für den allgemeinen Satz:  "Jedes  Pferd ist ein Warmblütler." Also ist eine Erkenntnis allgemeiner Sätze aus Erfahrung nur durch eine  vollständige  Induktion möglich. Eine solche aber - im angeführten Beispiel die Untersuchung eines jeden Pferdes - ist schlechterdings unmöglich. Also ist auch die aristotelische Induktion, die  epagoge  kein brauchbares Instrument der wissenschaftlichen Erkenntnis (4).

Im Rahmen des griechischen Denkens mochte diese Argumentation nur durch ihre formale Schärfe gewirkt haben; ihre Bedeutung für die moderne Logik aber gewinnt sie vor allen Dingen durch ihre nahe Verwandtschaft mit dem Ausgangspunkt der Wissenschaftslehre GALILEIs. Das Aufzählen von Einzelfällen zum Zweck der Erforschung ihres Gesetzes - so widerlegt GALILEI die Einwände eines Aristotelikers seiner eigenen Zeit - ist entweder unmöglich, oder es ist unnütz; unmöglich, wenn die Zahl der Einzelfälle unendlich ist; unnütz, wenn sie begrenzt wäre. Denn ist sie unendlich, so könnte ja das Verfahren niemals abgeschlossen werden; und ist die Zahl der Einzelfälle begrenzt, so hätten wir, da sie ja alle schon aufgezählt worden waren, im Schlußsatz nur wiederholt, was in den Prämissen schon enthalten gewesen ist. - Unverkennbar ist die Gemeinsamkeit des kritischen Standortes bei GALILEI und den Skeptikern gegenüber der peripatetischen Theorie der Induktion. Diese wie jener suchen die aristotelische Lehre von der Induktion durch eine erschöpfende Bestimmung der formalen Umstände, unter welchen sie erfolgen muß, ad absurdum zu führen. GALILEI wie die Skeptiker leitet die Absicht, die inneren Widersprüche der aristotelischen Induktion durch eine Analyse der Quantitätsbestimmung des Schlußsatzes aufzudecken. Ja selbst die äußere Gestalt der GALILEIschen Argumentation gleicht jener der skeptischen: da wir dort ein auf vollständiger Disjunktion [Unterscheidung - wp] ruhendes, scharf gegliedertes Dilemma.

Dennoch ist der grundsätzliche Unterschied zwischen GALILEI und der Skepsis nicht kleiner als der zwischen GALILEI und ARISTOTELES.  Denn im Gegensatz zu Galilei bekämpft die Skepsis die aristotelische Induktion auf der logischen Grundlage und unter den Voraussetzungen dieser selbst.  Für die antiken Skeptiker ist das ideale Verfahren zur Erlangung eines auf Erfahrungsschlüssen ruhenden Wissens die vollständige Induktion im Sinne des ARISTOTELES. Das Bewußtsein der Unerreichbarkeit einer solchen  begründet  an diesem Punkt geradezu ihre Skepsis. GALILEI hingegen befreit sich im Kampf gegen die Aristoteliker, auch vom induktiven Wissenschaftsideal der antiken Skepsis. Er entdeckt den  Begriff  des Naturgesetzes, das dem Ergebnis einer numerisch vollständigen Induktion als die allgemeine logische Bedingung einer Erscheinung gegenübersteht,  wenn  sich diese ereignet: die Wissenschaft gilt GALILEI als "ein System reiner Bedingungssätze" (5). -

Naturgesetze haben also für GALILEI eine andere logische Valenz wie für Skeptiker und Aristoteliker. Sie sind für ihn mehr als Sätze von empirischer und numerischer Allgemeinheit. Sie beruhen nicht auf einer Kenntnis und Zusammenfassung aller möglichen Fälle einer Erscheinung, vielmehr lehren sie uns jeden einzelnen möglichen Fall aus dessen Bedingungen zu begreifen (6). Daher kennzeichnet auch die logische Analyse das Wesen des GALILEIschen Verfahrens. - Das Naturgesetz GALILEIs entbehrt dann auch jener logischen Quantitätsbestimmung, die jedem auf vergleichender Beobachtung beruhenden Satz eigen ist (7). Daß sich  "alle"  im luftleeren Raum frei herabfallenden Körper mit einer der Zeit proportionalen Geschwindigkeit bewegen, ist ebenso richtig wie der Satz, daß die Winkelsumme  "aller"  ebenen Dreiecke 180° beträgt. Beide Sätze aber sind ein nur durchaus inadäquater Ausdruck für die durch sie darzustellende logische Situation. Jeder von ihnen enthält seiner logischen Valenz nach betrachtet mehr als die Quantitätsbestimmung des Subjektbegriffs vermuten läßt.  "Alle"  Körper fallen mit einer der Zeit proportionalen Geschwindigkeit zu Boden, und  "alle"  ebenen Dreiecke haben eine Winkelsumme von 180°, weil diese Merkmale und Beziehungen von den  Begriffen  des freien Falls der Körper und des ebenen Dreiecks bewiesen worden sind, weil sie jene Begriffe definieren.

Der aristotelischen Theorie der Induktion gegenüber hat die antike Skepsis geleistet, was auf der Grundlage der peripatetischen Logik, also auf der Grundlage jener Theorie selbst, zu leisten möglich war. Sie hat die im Begriff der aristotelischen Induktion gelegenen Widersprüche aufgezeigt. Aber so gewiß sie selbst sich von den Voraussetzungen der aristotelischen Induktion nicht zu befreien vermocht hatte, so gewiß mußte sie bei der Negation verharren, so wenig konnte ihre immanente Kritik zum Ausgangspunkt für eine fruchtbare Reform des wissenschaftlichen Verfahrens werden. Dazu bedurfte es einer neuen Orientierung an einem neuen Begriff der Wissenschaft.

Nicht die Passivität also, zu welcher die Skepsis durch ihr Verneinen verurteilt gewesen war, benahm ihr die Kraft der methodischen Initiative, sondern die  Grundlage  ihres Verneinens. Und wie zum Beweis ihrer Gebundenheit an die Formen der peripatetischen Logik entfaltet sie auch die spärlichen aktiven Seiten ihres Wesens an einem Forschungsgebiet, das sich aus tiefliegenden methodischen, hier jedoch nicht näher zu erörternden, Gründen dem GALILEIschen Verfahren bis auf den heutigen Tag entziehen mußte: an der Medizin. Hier entwickelt die Skepsis gegen die Interessen ihres zu Negation und Passivität neigenden Geistes die Überzeugung, daß Wissenschaft nur dort gedeihen kann, wo anstelle der zufälligen und natürlichen, also anstelle einer gleichsam zwangsweisen und passiven die beabsichtigte und planmäßige Beobachtung, kurz die aktive und ihrer Aktivität bewußte  Forschung  tritt. In der Schule der sogenannten "methodischen Ärzte", welche einerseits von der Skepsis beherrscht ist, um andererseits auf deren weitere Gestaltung mächtig zurückzuwirken, spielt nicht nur der Analogieschluß, sondern zur Entscheidung der Richtigkeit des Analogieschlusses, auch das  Experiment  eine hervorragende Rolle. Ja, die Skepsis erhebt sich hier zu einer grundsätzlichen Unterscheidung von bestechender Schärfe, sie trennt die rohe und unmethodische Erfahrung - irrationalem eruditionem [unvernünftiges Lernen - wp] - von der methodischen und denkend erlangten. - Und doch ist die Logik der skeptischen Ärzte vom GALILEIschen Grundsatz des "senso accompagnato col discorso" [Sinn in Begleitung der Sprache - wp] weit entfernt. Denn nirgends erreicht sie jenes die Grenzen der aristotelischen Logik so weit überschreitende und deren Scharnken sprengende Maß der "denkenden Erfahrung" (8): stets ist die Abstraktion und niemals die Analyse das Prinzip ihres Verfahrens (9).

Die "denkende Erfahrung" bedeutet für die Skeptiker die unmittelbare oder mittelbare Bestätigung eines aus vielen Fällen abstrahierten Tatbestandes durch das Experiment; für GALILEI bedeutet sie die experimentelle Verifikation des Ergebnisses einer logischen Analyse des  Einzelfalles.  Der aristotelische Skeptiker sucht etwa durch das Experiment seine Vermutung zu bestätigen, daß eine Eigenschaft, welche einem von vielen sonst übereinstimmenden Fällen einer Erscheinung zukommen wird. Das heißt er bringt jene Fälle durch die Ausschaltung störender Umstände in Verhältnisse, unter welchen auch die Gemeinsamkeit jener  einen  Eigenschaft der Beobachtung zugänglich wird. Bei GALILEI bestätigt das Experiment eine Hypothese, welche den in jedem einzelnen Fall verwirklichten  Begriff  einer Erscheinung definieren soll. Ist dieser Begriff - für GALILEI handelt es sich bekanntlich um den des freien Falls der Körper - einmal definiert, so ist in ihm das apodiktisch [logisch zwingend, demonstrierbar - wp] gültige  Gesetz  der betreffenden Erscheinung gefunden. Und definiert  ist  er, nachdem das Experiment die hypothetische Annahme, daß der freie Fall des Körpers das Phänomen der gleichförmig beschleunigten Bewegung darstellt, bestätigt hat. Nun gilt nicht bloß der Satz: "Alle im luftleeren Raum frei herabfallenden Körper bewegen sich mit einer der Zeit proportionalen Geschwindigkeit," - nun gilt - und zwar als Ausdruck des Fehlens jeder logischen Quantitätsbestimmung - der Satz: "Ein Körper, dessen Geschwindigkeit nicht der Zeit proportional wächst, fällt nicht frei." -

Die einfache Induktion durch Vergleichung konstatiert demgegenüber - auch wo sie sich des Experiments bedient - bloß eine  Regel,  unter welcher der einzelne Fall, sofern er die Bedingungen dieser Regel erfüllt, höchstens subsumiert werden  kann,  unter die er aber niemals subsumiert werden  muß,  eben  weil  ihn jene Regel nicht definiert; oder weil doch eine solche - auch wenn sie es ihrem  Inhalt  nach sollte tun können - den formalen Rechtsanspruch, eine Definition des Einzelfalls zu enthalten, niemals begründen könnte.

Im Rahmen des GALILEIschen Verfahrens erschöpft die Bedeutung des Experiments sich darin, daß dieses ein den Bedingungen der Hypothese genau entsprechendes Glied der Definition des Einzelfalls, bzw. der ihm gleichen Fälle, darstellt. - Das Experiment im Rahmen der aristotelisch-skeptischen Logik hat eine hiervon ganz verschiedene methodische Valenz. Es könnte ansich schon - d. h. ganz und gar unabhängig von seiner Funktion im aristotelisch-skeptischen Verfahren, das Resultat eines Analogieschlusses zu bestätigen - den Ausgangspunkt einer Feststellung bilden, welche in Bezug auf ihren Gewißheitswert von jenem Resultat des Analogischlusses nicht abweicht. Würde man mit anderen Worten das der Bestätigung eines Analogischlusses dienende Experiment, anstatt es unter dem Gesichtspunkt jenes Analogieschlusses gleichsam zu suchen, durch einen glücklichen Zufall  gefunden  haben, so könnte es ohne weiteres als Instanz für einen Satz dienen, der den gleichen Grad bloß empirischer Allgemeinheit besäße wie das Ergebnis des Analogieschlusses selbst. Es ist eben einem Erfahrungssatz von empirischer Allgemeinheit nicht anzusehen, ob er sich auf Experimente  allein  stützt oder, ob ihm die Verifikation einer Annahme von empirischer Allgemeinheit durch ein Experiment zugrunde liegt. -  Kein  Experiment aber kann für sich als Instanz für die Auffindung eines Gesetzes im galileischen Sinne betrachtet werden,' weil kein Experiment unabhängig von einer auf der logischen Analyse des Einzelfalles beruhenden Hypothese den  Begriff  eines Phänomens zu definieren vermag.

Nur auf der Grundlage des GALILEIschen Wissenschaftsbegriffs konnten die von der Skepsis geltend gemachten Mängel der aristotelischen Induktion beseitigt werden. Die Skepsis selbst war wegen der aristotelischen Fundamente ihrer eigenen Logik hierzu unvermögend und ihre Argumente gegen die aristotelische Induktion mußten sich überall dort unfehlbar gegen ihre eigenen Position kehren, wo sie mit größerer oder geringerer Inkonsequenz aus der Passivität der Negation heraustrat.

Haben nun die skeptischen Einwände gegen die aristotelische Induktion nicht auch heute noch ihre relative Berechtigung für Forschungsgebiete, die, egal aus welchem Grund, auf die einfache Induktion durch die vergleichende Beobachtung vieler Fälle angewiesen bleiben? Vermögen jenen Einwänden die empirischen Wissenschaften im engsten Sinn standzuhalten? Fast scheint diese Frage verneint werden zu müssen. Fast scheinen die Vertreter streng empirischer Disziplinen vor die Alternative gestellt zu sein, entweder den erfolgreichen Betrieb ihrer Forschungsarbeit einzustellen oder vor einem schwerwiegenden und unwiderlegten grundsätzlichen Einwand die Augen zu verschließen. Allein, die Besinnung auf ihre erkenntnistheoretische Eigenart bewahrt die empirischen Wissenschaften vor dieser verhängnisvollen Situation. Wenn nämlich die Männer der rein empirischen Forschung der bloß bedingten und komparativen Allgemeinheit ihrer Ergebnisse, oder was dasselbe bedeutet, der subjektiven Natur des Prinzips ihrer Wissenschaft, eingedenk bleiben, dann entgehen sie von selbst den Einwänden ihrer skeptischen Kritiker. Wenn sie den Anspruch auf jene Art der Allgemeinheit, deren Möglichkeit der Skeptiker grundsätzlich bezweifelt, gar nicht erheben, dann sind sie auch gegen die Angriffe der Skepsis gefeit. Verbindet mit anderen Worten der "empirische" Naturforscher im engsten Sinn mit dem Begriff "aller" Fälle, über welche seine Aussage als das Ergebnis seiner Untersuchung ergeht, weder die Vorstellung einer vollständigen Induktion, und auch nicht die jener Allgemeingültigkeit, wie sie nur dem Resultat einer Demonstration durch eine Analyse des Einzelfalls zukommen kann, sondern beschränkt er ihn auf die Vorstellung  "aller  bisher beobachteten Fälle",' dann trifft ihn keiner der skeptischen Einwände gegen die Induktion. Die Argumente der Skepsis gründen sich eben nur auf den strengen Wortsinn, einer milderen Interpretation des Ausdrucks "alle" steht sie absolut fern. Gerade das Bewußtsein von der Unerläßlichkeit einer solchen aber bezeichnet die erkenntnistheoretische Haltung des besonnenen Empirikers, der sich über die grundsätzlichen Mängel und die Grenzen der Leistungsfähigkeit seines Verfahrens Rechenschaft gibt. -

Die "Erkenntnis" des Empirikers im engsten Sinne wurzelt mit anderen Worten im Prinzip der HUMEschen Erfahrung, d. h. sie besteht in einem  "Glauben",  in einer  "Erwartung",  daß die bisher beobachteten die Repräsentation  aller  Fälle einer Erscheinung sind. Die Skepsis aber subintelligiert [stillschweigend mitverstanden - wp] ihm, anstatt etwa erkenntnistheoretisch die Legitimation seines Glaubens zu prüfen, ein  Wissen um dann die Möglichkeit eines solchen bestreiten zu können.

So ungerecht es wäre zu verkennen, daß eigentlich erst die skeptischen Einwände die aristotelische Theorie der Induktion zur Diskussion gestellt haben, so gering müssen wir doch nach allem dem die logische Bedeutung der Kritik, welche die rationale Skepsis an jener Theorie geübt hatte, veranschlagen. Die skeptische Kritik der Induktion hat nur historische Bedeutung; denn an keinem Punkt vermag ein Zurückgreifen auf ihre Argumente die aktuellen Probleme der Methodenlehre zu fördern. Weder zeigt sie sich der neuen mit GALILEI einsetzenden Logik der Erfahrungswissenschaft gewachsen, noch aber vermag sie - und dies ist von ihrem eigenen Standpunkt aus betrachtet vielleich noch bedeutsamer - der erkenntnistheoretischen Eigenart jener empirischen Wissenschaften gerecht zu werden, deren Möglichkeit und Berechtigung ihre Kritik auf den ersten Blick in Frage zu stellen scheint.

2. Wir wenden uns nun zu den skeptischen Einwänden gegen die  Deduktion.  Drei Argumente vor allem hält die Skepsis zum Beweis der Unbrauchbarkeit der Deduktion als Mittel der Erkenntnis bereit. - Die Wahrheit eines Schlußsatzes ist - so lautet das erste - unbeweisbar, weil sie sich niemals aus einer begrenzten Anzahl von Schlüssen ergibt. Denn jeder Schlußsatz setzt die Geltung eines Obersatzes voraus. Die begründete Geltung eines Obersatzes aber weist auf einen neuen Schluß und auf einen weiteren Obersatz zurück, dessen Geltung wieder nur ein  Schluß  zu begründen vermag. So werden wir ruhelos von Schluß zu Schluß ins Unbegrenzte zurückgetrieben. Was wir überblicken  können,  der  einzelne  Schluß - bzw. eine begrenzte Zahl von Schlüssen - ist nur ein verschwindend kleiner Teil einer schlechthin unübersehbaren, weil unendlichen Reihe; was wir überblicken  müßten,  um zu einer wirklichen Erkenntnis zu gelangen, ist jene unendliche Reihe selbst. Niemand aber ist dessen fähig, daher auch niemand imstande, sich von der Wahrheit eines Schlußsatzes zu überzeugen. Man müßte die "ins Unendliche hinaustreibende Art" des Schlusses beseitigen, sollte er uns als brauchbares Erkenntnismittel dienen können.

Freilich reihen wir in Wirklichkeit nicht Schluß an Schluß, Prämisse an Prämisse. Vielmehr halten wir an irgendeinem Punkt unseres Weges, bei einer der Begründung nicht mehr bedürftig erscheinenden Prämisse inne; wir setzen diese kurzweg als wahr voraus. - Allein - und dies bildet den zweiten Einwand des Skeptikers - mit eben dem Recht, mit welchem ich bei irgendeiner Prämisse Halt mache, um sie als wahr allen übrigen zugrunde zu legen, könnte ich ja gleich - nur mit geringerer Mühe - das zu Beweisende selbst für wahr erklären. Es sei grundsätzlich durchaus gleichgültig, an welchem Punkt meines Beweisganges ich meine Zuflucht zur "Selbstverständlichkeit" einer Prämisse nehme.
    "Wenn das Voraussetzen etwas zur Beglaubigung hilft, so soll er das Gesuchte selbst voraussetzen und nicht etwas anderes, wodurch er eben das Ding begründen will, von dem die Rede ist; wenn es aber widersinnig ist, das Gesuchte vorauszusetzen, so wird es auch widersinnig sein, das Allgemeinere vorauszusetzen." (10)
Der  logos hypothetikos  ist der zweite Beweisgrund der Skepsis für die Untauglichkeit der Deduktion zur Erkenntnis. Er ergänzt gleichsam den ersten. Stellte uns dieser vor die unmöglich zu lösende Aufgabe zur Begründung des einfachsten Satzes schon eine unbegrenzte Anzahl von Schlüssen zu vollziehen, so zeigt uns jener, daß es unmöglich ist, an einem bestimmten Punkt unseres Weges innezuhalten. Wir können der Notwendigkeit eines  regressus in infinitum  [Teufelskreis - wp] schlechterdings nicht entgehen, und weil wir ihn auszuführen unfähig sind, gibt es keine Erkenntnis durch Deduktion. Das immanente Gesetz des Schlusses und die Beschränktheit unserer Fähigkeiten ihm zu genügen treiben uns zu Skepsi. - Und, wie um unseren Glauben an die Leistungsfähigkeit der Deduktion vollends zu brechen, sucht der Skeptiker in einem dritten Argument zu zeigen, daß wir mit allen unseren deduktiven Beweisen in einen verhängnisvollen Zirkel geraten müssen. Wenn ich sage: "Alle Menschen sind sterblich", und nun daraus, daß auch CAJUS ein Mensch ist, schließe: "Also ist auch CAJUS sterblich", so hätte ich mich nach der Meinung des Skeptikers recht eigentlich im Kreis herumgedreht; denn so gewiß CAJUS ein Mensch ist, so gewiß wäre seine Sterblickeit in dem Satz: "Alle Menschen sind sterblich" implizit schon mitbehauptet. Ich hätte also schon vorausgesetzt, was ich erst beweisen sollte, ich hätte Beweisstück und Beweisergebnis, Prämisse und Schlußsatz vermengt und verwechselt. Der  tropos diallelos  [Zirkelschluß - wp] gilt dem Skepitker als der dritte Beweisgrund für die völlige Wertlosigkeit des Syllogismus.

Ist diese nun durch die skeptischen Einwände erwiesen, hat die Deduktion wirklich keinen Anteil mehr an der wissenschaftlichen Erkenntnis? Wie verhalten sich die kritischen Einwände der Pyrrhoniker zu den lebendigen Bedürfnissen der forschenden Wissenschaft? Sind vor allem die ersten beiden, auf die Unerläßlichkeit eines regressus in infinitum gegründeten, stichhaltig?

Gewiß, das an den  logos hypothetikos  anknüpfende Argument verrät das tiefe Verständnis der Skeptiker für einen der gewöhnlichsten Denkfehler. Es erinnert uns daran, daß die meisten unserer Begründungen im täglichen Leben "nur  provisorisch  sind und auf strenge Beweiskraft keinen Anspruch erheben können". Es warnt uns davor unsere "Alltagsbehauptungen als naive Dogmatiker für streng erwiesene Wahrheiten zu halten" (11). Allein, so wohltätig die Skepsis hier auch wirkt, der Gedanke von der unendlichen Zahl der Prämissen jedes Schlusses, welcher die  positive  Seite der beiden ersten Argumente ausmacht, widerspricht in seiner von den Skeptikern geforderten Allgemeinheit fundamentalen Ergebnissen der Erkenntniswissenschaft.  Denn es gibt Sätze, die einer weiteren Begründung durch Schlüsse weder fähig sind noch bedürfen.  Es sind dies vor allem diejenigen, deren Geltung aus dem Begriff ihres Subjekts folgt, die analytischen Aussagen. Der analytische Obersatz eines Schlusses ist niemals die Konklusion eines zweiten Schluses, so gewiß er den Grund seiner Geltung in sich selbst trägt. -

Eine Reihe wichtiger Sätze, die, wie wir seit KANT sagen, auf "reiner Anschauung" beruhen, sind durch Deduktion ebenfalls nicht zu begründen. Es gibt schlechterdings keinen Obersatz, aus welchem die geometrischen und chronometrischen Axiome hergeleitet werden könnten. Der Satz etwa von der Einzigkeit, der Kontinuität und der Unendlichkeit des Raumes und der Zeit, ist aus keiner Prämisse einzusehen. Daher unterliegen auch Schlüsse, deren Obersätze geometrische oder chronometrische Axiome enthalten, den skeptischen Einwänden ebensowenig wie die, welche sich auf analytische Sätze gründen. - Es gibt also Sätze, bei denen wir - wenigstens soweit das Verfahren der einfachen Deduktion in Frage kommt - nicht bloß Halt machen dürfen und können, sondern bei denen wir Halt machen  müssen.  Die skeptische These von der Unmöglichkeit solcher Sätze ist daher falsch, d. h. weder der erste, noch der zweite Einwand der Skeptiker gegen die Deduktion gilt in der von ihnen geforderten Allgemeinheit.

Bilden mit anderen Worten Sätze der genannten Art die Obersätze von Schlüssen, welchen methodologischen Zwecken auch immer diese dienen mögen, so sind solche Schlüsse den Einwänden der Skeptiker gegenüber als brauchbare Instrumente der Erkenntnis legitimiert. - Allein, die wenigsten unserer Schlüsse sind solcher Art und, sofern sie es nicht sind, scheinen ja die Skeptiker immerhin recht zu behalten. Eine genauere, von der Besinnung auf die Bedürfnisse der forschenden Wissenschaft geleitete Überlegung belehrt darüber, daß dem dennoch nicht so ist. Im Zusammenhang des wirklichen Denkens ist es in den wenigsten Fällen unsere Absicht, einen Satz deduktiv zu  begründen.  Vielmehr hat der Schluß in den wichtigsten Fällen seiner wissenschaftlichen Verwendung den Zweck, die Konsequenzen eines für wahr angenommenen Satzes zu  entwickeln,  um auf diesem Umweg die Wahrheit jenes Satzes selbst zu prüfen und zu erweisen. Das heißt wir schließen: Angenommen der Satz "Alle  A  sind  B"  sei wahr, was folgt aus ihm? Und nun prüfen wir, egal wie und unter welchen Gesichtspunkten, den Wahrheitswert der Konsequenz, um implizit die Wahrheit des Obersatzes festzustellen. Hier ist keine Spur jenes  regressus in infinitum  zu entdecken, in den uns der Skeptiker hineintreiben will, ebensowenig wie eine Spur jenes willkürlichen Innehaltens bei einer beliebigen Prämisse, vor der er uns warnt.  Denn hier begründen wir im Schluß nicht sowohl die Konklusion als vielmehr den Obersatz.  Gerade die bedeutsamste Form also, in welcher die forschende Wissenschaft sich der Deduktion bedient, das sogenannte  analytische  Verfahren, entzieht sich den skeptischen Einwänden, deren methodologische Bedeutung damit auf ein Minimum herabsinkt. Das Aufsuchen der Bedingungen von Aufgaben unter der Voraussetzung ihrer bereits erfolgten Lösung und die tatsächliche Lösung der betreffenden Aufgaben durch das Auffinden ihrer Bedingungen - das ist die moderne, Mathematik, Naturforschung und mittels der transzendentalen Methode selbst den Betrieb der  Erkenntnislehre  beherrschende Form der Deduktion. Ihr gegenüber sind die Einwände der antiken Skeptiker machtlos.

Der methodologischen Bedeutungslosigkeit der ersten beiden Argumente entspricht auch das dritte. - Bewegung wir uns denn in unseren wissenschaftlichen Deduktionen wirklich in jenem verhängnisvollen Zirkel, den der Skeptiker in seinem  tropos diallelos  kennzeichnet? - Eines ist hier zunächst festzuhalten. Die Skeptiker sowohl wie ihr großer Gegner ARISTOTELES kennen oder berücksichtigen doch nur  eine  Art der Deduktion, nämlich den sogenannten Subsumtionsschluß, den Schluß also, dessen  Obersatz  eine allgemeine These bildet, dessen  Untersatz  die Subsumtion eines speziellen Falls unter diese These ausspricht und dessen  Schlußsatz  die Konsequenzen dieser Subsumtion entwickelt. Nun richtet sich ein sehr beträchtlicher und bedeutsamer Teil unserer wissenschaftlichen Schlüsse gar nicht nach diesem aristotelischem Schema. Mit großer Schärfe verweist hierauf RIEHL. Zum Beispiel in dem zweifellos richtigen Schluß:  "r > s, r < p,  folglich  p > s"  suchen wir vergeblich Subsumtion und Diallele [Zirkelschluß - wp]; und ebensowenig finden wir sie etwa in der Folgerung auf die Ähnlichkeit zweier Dreiecke aus deren Ähnlichkeit mit einem Dritten, wobei natürlich der Grundsatz,  gemäß  welchem geschlossen worden war, mit dem Obersatz des Schlusses nicht verwechselt werden dar.

Aber selbst wenn dem Subsumtionsschluß auch weit geringere Bedeutung zuzugestehen wäre, als es die peripatetische bzw. die skeptische Logik zu fordern scheint, so bilden doch immerhin Subsumtionsschlüsse einen beträchtlichen Teil unserer wissenschaftlichen Folgerungen. Die Frage kann daher nicht umgangen werden: Treffen die skeptischen Einwände wenigstens ausnahmslos alle  Subsumtionsschlüsse?  Auch diese Frage aber ist nicht rückhaltlos zu bejahen. Der Vorwurf, daß wir uns mit jedem Schluß im Kreis bewegen, daß das zu Erschließende im Grunde genommen stets schon als Prämisse fungierte, kann nämlich nur dort erhoben werden, wo der allgemeine Obersatz auf einer vergleichenden Beobachtung vieler Fälle beruth, genauer wo der Schlußsatz einen derjenigen Fälle darstellt, welche zur Begründung des Obersatzes tauglich sind. Die Sterblichkeit des des CAJUS könnte den allgemeinen Satz von der Sterblichkeit der Menschen immerhin begründen helfen. - Anders ist es, wenn der Obersatz der eben genannten Bedingung  nicht  genügt. Ist der Obersatz z. B. ein analytisches Urteil, so gilt der skeptische Einwand nicht mehr. Er gilt also nicht für einen methodologisch äußerst wichtigen Fall, nämlich den, in welchem das Ergebnis einer wissenschaftlichen Überlegung durch die Besinnung auf den Begriff eines Faktors - denn eben hierin liegt die methodologische Bedeutung von Schlüssen mit analytischen Obersätzen - kontrolliert und korrigiert werden soll. Allgemein gesprochen gilt er für all jene Schlüsse nicht, deren Obersätze eine weitere Begründung durch Deduktion nicht mehr gestatten - sofern nämlich diese letzteren sich nicht auch auf  Erfahrung  gründen können. An der Eigenart dieser Schlüsse scheiterten schon, wie wir zeigen konnten, die ersten beiden Argumente der Skeptiker. Nun erweist sie sich auch als dem dritten überlegen.

Aber selbst dort, wo die Obersätze unserer Subsumtionsschlüsse auf  Erfahrung  beruhen, unterliegen wir nicht ausnahmslos den Fährlichkeiten des  tropos diallelos;  - dann nämlich nicht, wenn jene Obersätze allgemeingültige Erfahrungssätze sind, d. h. Erfahrungssätze, die nicht durch die vergleichende Beobachtung vieler Fälle, sondern durch die Analyse eines einzigen Falles gewonnen worden waren. Der Subsumtionsschluß z. B. von der Geltung des GALILEIschen Fallgesetzes auf die Geschwindigkeit eines bestimmten im luftleeren Raum herabfallenden Körpers unterliegt dem skeptischen Einwand nicht,  obgleich  sein Obersatz auf Erfahrung beruth. Denn diese Erfahrung besteht nicht in einer vergleichenden Beobachtung vieler Fälle. Eine Begründung des Obersatzes durch die Konklusion und damit die Möglichkeit einer Diallele ist daher hier ausgeschlossen.

So bleiben dann also wirklich nur diejenigen Fälle dem dritten Einwand der Skeptiker ausgesetzt, in welchen es sich um  empirische  Subsumtionsschlüsse im engsten Sinn handelt, wo also der Obersatz wirklich nichts als eine Zusammenfassung aller Fälle einer Erscheinung darstellt (12). Hier ist der Skeptiker mit seinem Einwand, daß wir uns im Zirkel bewegen, formell sicherlich im Recht. Zu  allen  Menschen, von welchen im Obersatz  Sterblichkeit  behauptet wird, gehört auch CAJUS, folglich ist die scheinbar erschlossene Sterblichkeit des CAJUS im Grunde genommen schon vorausgesetzt worden. -

Allein, auch hier versagt, sobald man nur etwas tiefer eindringt, der Scharfsinn des Skeptikers. Die Wissenschaft als solche bleibt vom Formalismus des skeptisch-peripatetischen Schulbeispiels unberührt. Nur in der formalen Logik wird die Sterblichkeit des CAJUS durch dessen Subsumtion unter die Gruppe "aller Menschen"  begründet.  In der forschenden  Wissenschaft  hingegen werden empirische Subsumtionsschlüsse gar nicht zu dem Zweck und in der Absicht gezogen, um zu beweisen, daß nun auch  ein  Fall, der unter dem Subjektsbegriff des Obersatzes subsumierbar ist, die Merkmale dieses letzteren besiten wird. Die Wissenschaft vollzieht empirische Subsumtionsschlüsse vielmehr in ganz anderer Absicht. Wenn der Naturforscher einen Subsumtionsschluß mit einem empirisch allgemeinen Obersatz macht, so ist er sich zugleich der relativen Ungenauigkeit seines Verhaltens bewußt. Wenn er sagt: "Alle" Körper einer bestimmten Art verhalten sich in bestimmter Weise, so weiß er, daß er hierzu, genau genommen, kein Recht hat, daß er also immer nur von "allen bisher beobachteten" Fällen sprechen darf. Er weiß mit anderen Worten, daß ihn jede neue Erfahrung widerlegen kann. Und gerade um zu erfahren, ob sie es wirklich tut,  macht  er seinen empirischen Subsumtionsschluß. Wenn etwa der Physiker erklärt: "Jeder elektrisch geladene Körper verliert unter dem Einfluß von Röntgenstrahlen seine elektrischen Eigenschaften", und nun hinzufügt: "Also wird auch dieser elektrisch geladene Körper  A  seine Elektrizität unter dem Einfluß von Röntgenstrahlen verlieren," - so vollzieht er diesen Schluß, um den elektrisch geladenen Körper, dessen Begriff dem Subjekt des Obersatzes subsumiert worden war, zu  untersuchen,  d. h. um festzustellen,  ob  dessen Verhalten den Bedingungen der These des Obersatzes bzw. der dieser entsprechenden "Erwartung" des Forschers  wirklich  genügt (13). Weil und sofern also der Naturforscher die bloß bedingte Allgemeinheit seines Obersatzes von vornherein zugesteht, d. h. weil er weiß, daß das Verhalten des Einzelfalles, von dem im Schlußsatz die Rede ist, weder aus der Subsumtion des Untersatzes unter den Obersatz eingesehen werden, noch aber diesen letzteren selbst begründen kann, so unterliegt sein Verfahren auch nicht dem Vorwurf des Skeptikers, es bestehe in einer Diallele.

Zweierlei also ist festzuhalten. Die skeptische Kritik der Deduktion hat bloß empirische Subsumtionsschlüsse im Auge, während doch die Gruppe der letzteren nur einen  Teil  der deduktiven Schlüsse überhaupt umfaßt. Dann aber sind selbst empirische Subsumtionsschlüsse, auch sofern sie den skeptischen Einwänden formell unterliegen, weit eher ein wertvolles Instrument der wissenschaftlichen Erkenntnis als ein Beweis  gegen  die Möglichkeit einer solchen.

3. An allen Punkten entzieht ich also die moderne an den konkreten Aufgaben der forschenden Wissenschaft orientierte Logik den bestechenden Einwänden der antiken Skeptiker. - Genau in dem Maße, in welchem die Wissenschaftslehre sich von den aristotelischen Idealen der "vollständigen Induktion" und der Begründung singulärer Aussagen im empirischen Subsumtionsschluß befreit, emanzipiert sie sich auch von den Einwänden der rationalen Skepsis. Der GALILEIsche Wissenschaftsbegriff sowohl, wie jene bloß empirisch-allgemeinen Sätze, deren erkenntnistheoretische Eigenart der Begriff der HUMEschen Erfahrung definiert, halten den skeptischen Argumenten in gleicher Weise stand. Die  Induktion  im wissenschaftlichen Sinn des Wortes erreichen die Angriffe der rationalen Skepsis überhaupt nicht. Die  Deduktion  aber erweist sich den skeptischen Einwänden als unzugänglich, schon deshalb, weil diese der methologischen Bedeutung der Deduktion im allgemeinen, vor allem aber ihrer Rolle im Rahmen des analytischen wie des empirischen Verfahrens nicht gerecht wird.

Die rationale Skepsis der Pyrrhoniker entspricht bloß der antiken Logik, genauer jener streng formalistischen Auslegung der antiken Logik, die man lange Zeit für das Wesen dieser philosophischen Disziplin überhaupt hielt. Nur den Formalismus der antiken Logik bezwingt daher der Scharfsinn der Skeptiker. Den neuen Formen des Verfahrens, das die neue Wissenschaft sich schuf und auch den alten Formen, sofern sie durch einen neuen Inhalt neue Bedeutung erlangen, ist die antike Skepsis - wir wiederholen es - nicht gewachsen.

Die methodologische Berechtigung des Zweifels überhaupt bleibt durch solche Erwägungen freilich unangetastet. Gerade eine an der Wissenschaft orientierte Logik muß am Zweifel, als an einem Lebenselement aller wisenschaftlichen Forschung festhalten. Wenn JOHN STUART MILL in einem seiner politischen Essays den bekannten Ausspruch tut, "der wahre Forscher zeigt sich in nichts so deutlich wie in den Fragen, die er stellt", so dürfen wir erklären: In nichts zeigt sich der wahre Forscher so deutlich wie in der Auffindung des Punktes, an welchem er mit seinem begründeten Zweifel als der sichersten Gewähr des Fortschrittes einsetzen kann. Denn Fragen stellen heißt in der Wissenschaft aus Gründen zweifeln, aus den Gründen des Zweifels die Bedingungen einer Lösung von Aufgaben entwickeln. Aus Gründen zweifeln aber heißt die Methoden und den Begriff der Wissenschaft prinzipiell voraussetzen. So gewiß also die Wissenschaft nur im grellen Licht des Zweifels gedeiht, so gewiß muß sie sich auch der Grenzen des möglichen Zweifels bewußt werden. - Daß die methodischen Grundsätze, auf welchen unsere Wissenschaft beruth, jenseits dieser Grenze liegen, ist hier - wenn auch nur mittelbar - zu zeigen versucht worden: es kann gezweifelt werden, ob in einem bestimmten Fall die Bedingungen ihrer Verwendung erfüllt sind, aber es kann nicht gezweifelt werden am Erkenntniswert jener Grundsätze selbst.


III.

Wir wenden uns nun zu den im engeren Sinne  erkenntnistheoretischen  Problemen, die vor allem in der "sensualen Skepsis" der Pyrrhoniker diskutiert worden sind. Diese umfaßt jenes berühmte System von Argumenten, welches der Pyrrhonismus unter dem Namen der skeptischen Tropen [Argumentationen - wp] des AENESIDEMUS zur Widerlegung des Erkenntniswertes der Wahrnehmungen, genauer zum Beweis der Unerkennbarkeit von Dingen-ansich  durch  Wahrnehmungen, bereit hielt. Das logische Symbol für die absolute Unzulänglichkeit unserer sinnlichen Mittel zur Erkenntnis der Dinge ansich ist für die sensuale Skepsis das sogenannte Prinzip der  Isosthenie:  Weil wir die Beschaffenheit von Dingen, unabhängig von deren Wahrgenommenwerden niemals zu erkennen vermögen, sind selbst einander  entgegengesetzte  Aussagen über Dinge ansich möglich und von gleichem, daher gleich negativem, Erkenntniswert. Einen Turm ansich nenne ich z. B. mit eben demselben Recht eckig, mit dem ich ihn als rund bezeichnen kann, denn er erscheint mir das eine Mal (aus der Nähe besehen) eckig, das andere Mal (aus der Ferne betrachtet) rund. Die Unmöglichkeit einer Erkenntnis  des Turmes ansich  zeitigt den unmöglichen Erkenntniszustand, ihn durch einander entgegengesetzte und widersprechende Merkmale mit dem gleichen Anspruch auf Anerkennung zu kennzeichnen. Das Isosthenieprinzip, also der Grundsatz von der Gleichkräftigkeit entgegengesetzter Aussagen über Dinge ansich ist der Ausdruck der Einsicht, daß die sinnliche Wahrnehmung immer nur ein vermeintliches Mittel der Erkenntnis ist, daß sie also niemals wahre Erkenntnis liefern kann, d. h. eine solche, deren Geltung von den Zuständen des Erkennenden bzw. den Umständen der Erkenntnis, so wie das Dasein und die Beschaffenheit von Dingen ansich, unabhängig ist.

Zwei erkenntnistheoretisch bedeutsame Voraussetzungen macht hier implizit der Skeptiker: die Einzigkeit der Wahrheit und die reale Existenz unerkennbarer Dinge. Als dritte kommt zu diesen beiden die Voraussetzung hinzu, daß die einzige Wahrheit an die real existierenden, ihrer Beschaffenheit nach jedoch unerkennbaren Dinge, egal wie, gebunden und deshalb unerreichbar ist. Diese drei Gesichtspunkte bestimmen die erkenntnistheoretische Eigenart der antiken Skepsis: ihre Tropen entwickeln die Gründe für die Unerreichbarkeit der ihrer Natur nach einzigen Wahrheit von den real existierenden Dingen. - Es ist wichtig, diesen Gesichtspunkt mit allem Nachdruck zu betonen. Denn nichts ist häufiger als die Verwechslung der Skepsis mit einer Lehre von einem bloß  relativen  Wert aller Wahrheit. Eine solche Lehre widerspricht aber geradezu den Anschauungen der Skeptiker. Was das skeptische Isosthenieprinzip meint, ist nämlich dies: eine jede der entgegengesetzten Aussagen ist gleich wahr. Das Isosthenieprinzip behauptet vielmehr nur: Wir wissen nicht,  welche  der Aussagen, ja ob überhaupt  eine  von ihnen wahr ist. - Niemals also ist dieses Prinzip ein Ausdruck des Zweifels daran, daß es nur  eine  Wahrheit gibt. Vielmehr enthält es eine entschiedene Abweisung selbst der Möglichkeit eines solchen Zweifels. Ein Turm erscheint uns - um auf das Beispiel noch einmal zurückzukommen - je nach seiner Entfernung von uns rund oder eckig. Ist er nun ansich, also unabhängig von den Umständen seiner Beobachtung, rund  oder  ist er eckig  oder  ist er weder rund noch eckig - so fragt der Skeptiker. In diesem  "oder"  verkörpert sich sein Bewußtsein von der Einzigkeit der Wahrheit. Ja, dieses Bewußtsein führt ihn ja überhaupt erst zu seinem Problem! Und wenn man sagen darf: die sensuale Skepsis findet ihren markanten Ausdruck im Isosthenieprinzip, so darf man mit dem gleichen Recht behaupten, sie findet ihren Ausdruck in einem Bewußtsein der Unzulänglichkeit der Sinne für die Erkenntnis der in ihrer Art immer nur einzigen und absoluten Wahrheit über die Dinge. Gerade weil die Relation der Dinge-ansich zum Erkennenden nicht ausgeschaltet werden kann, gilt den Skeptikern die ihnen von den Dingen ansich untrennbar erscheinende Wahrheit als schlechthin unerreichbar. Die Begriffe von Wahrheit und Relativität vertragen sich also auch für den Skeptiker nicht, und nur weil die Skepsis in ihren Tropen immer bloß die Bedingungen der Relativität aller sensualen, d. h. die Voraussetzungen für die Unerreichbarkeit aller  wahren  Erkenntnis entwickelt, ist sie in den Verruf gekommen, die Einzigkeit und den absoluten Charakter der Wahrheit geleugnet zu haben; - während sie doch nur die Zugänglichkeit der Wahrheit geleugnet, ja deren Unerreichbarkeit vielfach resigniert beklagt hatte.

Man kann dem Begriff der Wahrheit den Relationen des Daseins kaum mehr entrücken, als es die Skeptiker getan haben. Sie verwechseln sie nicht mit der Meinung der Majorität und die Übereinstimmung aller gilt ihnen niemals als das  Kriterium  der Wahrheit, schon deshalb nicht, weil jene Übereinstimmung für sie in der Organisation unserer perzipierenden Organe wurzelt, welchen die Wahrheit von den Dingen-ansich schlechterdings verschlossen bleibt. Majoritäten und Minoritäten, die Begriffe der Norm, des Durchschnitts und der Abnormität, die Begriffe der Gesundheit und der Krankheit haben für die antiken Skeptiker keine Beziehung zur Wahrheit. "Denn" - so sagen sie wörtlich - "wie sich die Gesunden einerseits gemäß der Natur verhalten, nämlich der der Gesunden, andererseits gegen die Natur, nämlich die der Kranken, ebenso verhalten sich auch die Kranken einerseits wider die Natur der Gesunden, andererseits gemäß der Natur der Kranken." (14) Ist also die Meinung der Gesunden "Wahrheit", so ist es auch die der Kranken, d. h. wir erreichen auf allen Gebieten nur isosthenische Sätze, und nirgends erheben wir uns zu der alle Isosthenie ihrer Natur nach ausschließenden absolut eindeutigen Erkenntnis, denn niemals erlangen wir - das ist ja das spezifische Motiv der sensualen Skepsis - eine Erkenntnis von den Dingen ansich. -

Nun galt den antiken Zweiflern diese Unerkennbarkeit - wenn man den Ausdruck gestatten will - als eine Funktion unserer psycho-physiologischen Organisation. Sie galt ihnen als Funktion insbesondere desjenigen Verhaltens unserer Sinnesorgane, das wir seit JOHANNES MÜLLER als die Spezifität ihrer Energien zu bezeichnen pflegen. - Damit aber ist ein enger Zusammenhang zwischen der antiken Skepsis und den von der MÜLLERschen Lehre beeinflußten Formen der Erkenntnistheorie gegeben. In der Tat ist SCHOPENHAUER, der diese Lehre in seinem groß angelegten philosophischen System verarbeitet hatte, ein Vertreter der sensualen Skepsis. Weil die Welt "meine Vorstellung" ist, ist sie ansich unerkennbar. Nicht um eine Auffindung der formalen Bedingungen der  Erkenntnis  von Dingen war es SCHOPENHAUER und seinen antiken Vorläufern also zu tun, sondern stets darum, Anhaltspunkt für die Behauptung der  Unerkennbarkeit  der Dinge ansich zu gewinnen. Die Wissenschaft gilt der Skepsis - und ganz besonders der SCHOPENHAUERs - nicht als das vornehmlichste Objekt und Problem der philosophischen Forschung; vielmehr bereitet sie ihr, durch ihr Dasein allein schon, eine Art von Verlegenheit. Man mußte die Wissenschaft ignorieren, um einer von der Philosophie der Wissenschaft unabhängigen Erkenntnislehre habhaft zu werden. An die Stelle des NEWTONschen Gravitationsgesetzes trat dann auch für SCHOPENHAUER eine romantische "Sehnsucht der Körper nach Vereinigung".

Der Gegensatz zwischen der Skepsis und der kritischen Erkenntnistheorie als Wissenschaftslehre kann nicht groß genug gedacht werden. - Gewiß, wir sind unweigerlich in den Kreis unserer sinnlichen Vorstellungen gebannt. Aber wir beziehen diese, Bedingungen gemäß, die in den sinnlichen Vorstellungen selbst liegen, auf einen außerhalb ihrer stehenden und sie in allgemeingültiger Weise bestimmenden Faktor. Wir verknüpfen die sinnlichen Vorstellungen nach formalen Regeln, deren Geltung vom Dafürhalten des Einzelnen unabhängig ist, im Begriff des Gegenstandes der Erfahrung, und wir definieren zugleich den Begriff einer  Erkenntnis  von Dingen durch jene Regel. - Erkenntnis ist also nicht unmöglich, weil uns die Dinge nur in Vorstellungen gegeben sind, sondern sie ist nur möglich,  weil  wir von Dingen gemäß unserer Organisation Vorstellungen empfangen. Denn Vorstellungen allein sind nach jener Regel, die zugleich das Gesetz aller besonderen Gesetze der Natur darstellt, verknüpfbar. -  Wir  erkennen die Dinge in den Gesetzen ihrer Erscheinungen."

Unter erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten betrachtet liegt die Schwäche der Skepsis, der antiken pyrrhonischen wie der modernen SCHOPENHAUERschen, schon in den Voraussetzungen ihrer Fragestellung, in der Beschränkung ihres Erkenntnisziels - auch wenn sie dessen  tatsächliche  Unerreichbarkeit in den Mittelpunkt ihres Räsonnement rückt. Nur, weil für sie die Dinge, als Gegenstände der Erkenntnis, nicht durch die Formalgesetze ihrer Erscheinungen definiert waren, konnte sie auf den sich selbst widersprechenden Gedanken verfallen, die Dinge, wie sie unabhängig von jenen Gesetzen sein mögen, erkennen, d. h. bestimmen zu wollen, wie sich ein Faktor unabhängig von den Bedingungen seiner Möglichkeit wohl ausnehmen möchte; ja in dieser unmöglichen Beziehung geradezu das Ideal aller Erkenntnis zu erblicken. Die Skepsis hat den Schritt vom Phänomenalismus zum Kritizismus nicht getan. Sie ist bei der These stehen geblieben, daß uns die Dinge nur in ihren sinnlichen Erscheinungen gegeben sind. Sie hat aber aus dieser ansich richtigen Einsicht, weil ihre Blicke stets auf das Erforschen der Dinge ansich und nicht auf die Bestimmung ihres Anteils an der objektiven Erkenntnis gerichtet blieben - eine negative Philosophie, eine theoretische Entsagungsphilosophie gemacht. Der Skepsis fehlt es - und zwar in allen ihren Formen - an den Voraussetzungen für das Verständnis der grundsätzlichen Frage des Kritizismus nach dem  Begriff  oder, was dasselbe ist, nach den  Grenzen  der Erkenntnis. Sie sieht immer nur deren Schranken, um in sehnsüchtiger Resignation in das jenseits dieser Scharnken gelegene Gebiet der Dinge-ansich, das sie für das Gebiet der wahren Erkenntnis hält, hinüberzublicken.

Im Gegensatz zur Skepsis nun definiert die kritische Philosophie den Begriff und die formalen  Grenzen  einer möglichen Erkenntnis von Dingen, genauer: sie begreift die formalen Grenzen der Erkenntnis aus deren Begriff. Daher begreift sie auch das Utopische eines Erkenntnisstrebens, das diesem  Begriff  nicht entspricht. Der philosophische Kritizismus ist nicht wie die Skepsis Entsagungsphilosophie im theoretischen Sinne so wenig wie im praktischen. Denn er ist die Wissenschaft von den formalen Voraussetzungen, unter welchen eine Erkenntnis von Erscheinungen der Dinge stehen muß, die Wissenschaft von den Voraussetzungen der Wahrheit über die Erscheinungen der Dinge. - Damit aber ist ein weiterer Punkt bezeichnet, den die Erkenntnislehre der Skepsis übersieht: sie verkannte, daß die beiden Grundsätze aller gegenständlichen Erkenntnis, die Einzigkeit und Absolutheit der Wahrheit und das Beschränktsein unserer Kenntnis von den Dingen auf deren Erscheinungen eineinander nicht widersprechen, kurz sie ermangelt des kritischen Begriffs vom Naturgesetz.

Dabei blieb die antike Skepsis in ihrem Agnostizismus wenigstens konsequent; SCHOPENHAUER glaubte in seiner Willenslehre auch diesen überwunden zu haben. In Wahrheit freilich ist die Vernunftwidrigkeit jenes "Willens", der das Wesen der Welt sein soll, nur der metaphysich hypostasierte [einem Gedanken gegenständliche Realität unterschieben - wp] Agnostizismus des Skeptikers, das Seitenstück für sein Verzweifeln an der Erkennbarkeit der Dinge-ansich. - SCHOPENHAUER ist eben nicht, wofür er immer noch gehalten zu werden pflegt, weil er sich selbst dafür erklärt, ein Weiterbilder der kantischen Philosophie und der Vollender des Kritizismus. Er ist ein Weiterbildner der  skeptischen  Philosophie in Richtung Romantik, d. h. er steht an theoretischer Konsequenz genauso weit selbst hinter der Skepsis zurück, wie er in seiner Willenslehre über sie hinausging.

Skepsis und philosophischer Kritizismus kommen also überein in der These von der Unerkennbarkeit real existierender Dinge ansich. Sie kommen überein in der These, daß uns die Dinge nur in ihren Erscheinungen gegeben sind. Sie kommen schließlich überein auch in der These von der Einzigkeit und Absolutheit der Wahrheit. Aber ihre Wege trennen sich bei der Bestimmung des Begriffs der Erkenntnis. Erkenntnis bedeutet für den Skeptiker einen unerreichbaren Idealzustand, weil sie für ihn an die schlechthin unerreichbaren Dinge ansich gebunden ist. Die aber ist sie, weil der Skeptiker die asolute Natur der Wahrheit nur in deren Beziehung auf eine den Relationen des Erkennens entrückte Existenz, eben das Ding ansich, verbürgt sieht. Für den  kritischen  Philosophen ist der Begriff der Erkenntnis, gerade im Hinblick auf die positiven Beziehungen des letzteren zur absoluten Wahrheit von dem der Erfahrung nicht zu trennen, so gewiß das Wesen seiner Position die Bejahung der Frage bildet, ob Erfahrung Erkenntnis ist. Erfahrung  ist  Erkenntnis, weil die Voraussetzungen, unter welchen der Betrieb der Erfahrung und die Begriffe ihrer Gegenstände stehen müssen, die Formen der erkenntnismäßigen Verknüpfung von Vorstellungen im Urteil, d. h. Kategorien, sind. In der kritischen Philosophie sind also die Begriffe einer strengen, unter der Voraussetzung der absoluten Wahrheit stehenden Erkenntnis von Dingen und des Dings-ansich selbst getrennt und damit die eigenartige agnostische Erkenntnismetaphysik der Skeptiker überwunden. "Nur in der Erfahrung ist Wahrheit", weil Erfahrung bis in ihre letzten Elemente eine Verknüpfung von Erscheinungen der Dinge durch Formen der Erkenntnis ist. -

Die Gegenüberstellung von Skepsis und Kritizismus enthält zugleich eine Kritik der Fragestellung jener. Nicht wie der Turm, der je nach seiner Entfernung vom Beschauer einmal als eckig und einmal als rund erscheint,  ansich  beschaffen ist- ob rund oder eckig oder keines von beiden, ist der Skepsis gegenüber das Problem der positiven und der Erkenntniswissenschaft; sondern dieses: welche empirischen Gesetze bestimmen unsere auf die Gestalt von Gegenständen bezüglichen Urteile und welchen formalen Bedingungen müssen die uns gegebenen Elemente der Erfahrung genügen, um überhaupt als Bestimmungen von Gegenständen betrachtet zu werden. Nur scheinbar ist die Skepsis bei der Betonung der subjektiven Bedingtheit aller tatsächlichen Erkenntnis der Vorläufer des philosophischen Kritizismus. In Wahrheit ist sie gerade hier sein entschiedenster Gegner. Denn gerade das Ergebnis der Skepsis war im Kritizismus zu überwinden: wie Erkenntnis von Dingen ungeachtet der subjektiven Bedingtheit ihrer Entstehung eine  objektive  Geltung haben kann, ist sein Problem. Und er löst es, indem er den Begriff des Subjekts über den des psychologischen und empirischen hinaus erweitert. Er entdeckt im "transzendentalen" Subjekt die formale Bedingung für die objektive Geltung derjenigen Erfahrungselemente, deren Entstehungsbedingungen der Skepsis fälschlich als die Kriterien der Relativität  aller  Erkenntnis von Dingen gedient hatten. Der Skeptiker kennt nur das Verhältnis der Dinge zum  empirischen  Subjekt, d. h. er besitzt kein Mittel zur Trennung der Begriffe des Scheins und der Erscheinung, wie wir im Gegensatz zum Schein das Verhältnis zwischen den Dingen und jenem System formaler Einheitsbedingungen zu nennen haben, die man seit KANT als das transzendentale Subjekt bezeichnet. -

Die Skepsis ist ein Vorläufer des philosophischen Kritizismus nur dort, wo sie, egal aus welchen Motiven, den Begriff eienr unverbrüchlichen Gesetzmäßigkeit, einer objektiven Ordnung der Natur konzipiert. - Solche Gedanken - ich erinnere an die der subjektivistischen Auffassung gegenüber geltend gemachte Vorstellung eines naturgemäßen Verhaltens der Dinge  (pros ten physin)  - regen sich, vielleich als Reminiszenz an die berühmte sophistische Unterscheidung  physei - thesei  schon frühzeitig. - Mit voller Deutlichkeit jedoch melden sie sich erst zur Zeit des Wiederauflebens der Skepsis in der Renaissance unter dem Einfluß jener merkwürdigen Kombination von Glauben und Zweifel, welche die Ablehnung jeder plumpen Zweckmäßigkeitslehre nach sich zog. Auf dem Umweg über seine "gläubige Skepsis" bestimmt z. B. MONTAIGNE die Natur als das von aller menschlichen Zweckmäßigkeit freie Dasein der Dinge. Das tiefe Gefühl der Beschränktheit des menschlichen Geistes läßt es ihm als den Gipfel der Vermessenheit erscheinen, daß der Mensch, "dieses elende und ärmliche Geschöpf", der Mittelpunkt der Welt zu sein glaubt. In skeptischer Selbstbeschränkung hinsichtlich der Frage des im Universum sich verwirklichenden Zwecks lehrt der Philosoph das Dasein der Dinge nach Gesetzen, den Begriff einer allgemeinen, vom Wohl und Wehe des Menschen unabhängigen  Gesetzlichkeit  der Natur. - Diesen dann durch den methodischen Begriff der Erscheinung  definiert  zu haben, war die theoretische Leistung des philosophischen Kritizismus.

Der philosophische Kritizismus überwindet die erkenntnistheoretische Skepsis, weil er deren Probleme beseitigt; er überwindet sie, weil das Problem der Skepsis kein anderes ist als das Problem einer Erkenntnis des Dings-ansich.

Wir fassen zusammen. Der Zweifel ist ein Objekt der wissenschaftlichen Philosophie nur als ein methodisch und zielbewußt zu handhabendes Instrument der positiven Forschung. Das heißt: es gibt einen Zweifel nur im Rahmen, nicht aber am Begriff der Wissenschaft, so gewiß dieser zu den Voraussetzungen jedes methodisch bestätigten Zweifels gehört. Es gibt ein methodologisches Problem des Zweifels, aber unabhängig von den Gesichtspunkten der "rationalen" Skepsis. Die Skepsis als erkenntnistheoretische Lehrmeinung im engeren Sinne aber ist orientiert am metaphysischen Problem einer Erkenntnis des Dings ansich. Wie jeder Dogmatismus, so steht daher auch sie außerhalb der Grenzen einer Philosophie als Wissenschaft.
LITERATUR - Richard Hönigswald, Zum Problem der philosophischen Skepsis, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie, Bd. 32, Neue Folge VI, Leipzig 1908
    Anmerkungen
    1) Vgl. hierzu auch meine Schrift "Über die Lehre Humes von der Realität der Außendinge", Berlin 1904
    2) SEXTUS, P, II, 102. - Vgl. auch RICHTER, Der Skeptizismus in der Philosophie, Bd. 1, Leipzig 1904, Seite 105.
    3) Vgl. RICHTER, a. a. O., Seite 70
    4) SEXTUS, P. II, 204
    5) Vgl. CASSIRER, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, Bd. 1, Berlin 1906, Seite 295.
    6) Vgl. RIEHL, Über den Begriff der Wissenschaft bei Galilei, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 17, 1893, Seite 1. Derselbe: Logik und Erkenntnistheorie in HINNEBERGs "Kultur der Gegenwart", Teil I, Abt. VI. Berlin und Leipzig 1907, Seite 85; Ferner: NATORP, Galilei als Philosoph, Philosophische Monatshefte, 1882. - Vgl. auch meine Schrift, Beiträge zur Erkenntnistheorie und Methodenlehre, Leipzig 1906, 1. und 2. Abschnitt.
    7) Vgl. RIEHL, Beiträge zur Logik, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, 1892, Seite 142
    8) Vgl. hierzu auch GOEDECKEMEYER, Die Geschichte des griechischen Skeptizismus, Leipzig 1905, Seite 161
    9) Vgl. auch RIEHLs Beitrag, a. a. O. "Kultur der Gegenwart".
    10) SEXTUS, P. I,174
    11) Vgl. RICHTER, a. a. O. Seite 236
    12) Vgl. LOTZE, Logik, Leipzig 1874, Seite 122f und BENNO ERDMANN, Logik, Bd. 1, 1907, Seite 729.
    13) Im Zusammenhang mit dem Problem der Begründung von Sätzen durch den Syllogismus spreche ich hier ausdrücklich von der Rolle des Subsumtionsschlusses in der  forschenden  Wissenschaft. Es versteht sich von selbst, daß Subsumtionsschlüsse auch die wissenschaftliche Grundlage des Handelns bilden können, so z. B. in der Medizin oder etwa in der praktischen Pädagogik. - Auch ist natürlich auf die Bedeutung des Subsumtionsschlusses für die klassifizierende Definition zu achten.
    14) Vgl. RICHTER, a. a. O.