tb-1Kant und MarxJ. A. W. HicksonJ. BaumannJ. Baumann     
 
BENNO ERDMANN
Kant und Hume um 1762

"Es ist von Herder falsch geraten, daß Kant durch Hume zu einer Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen geführt worden sei, wie dies abgesehen von allen inneren Gründen, Kants Auslassungen über die Genesis dieser Unterscheidung in § 3 der Prolegomenen beweisen. Es ist ebenso falsch geraten, daß die  Grundfragen  der (späteren) Philosophie Kants: wie komme Ich zur Vorstellung irgendeines Objekts ... den Geist der Spaltung zeigen, in welchem Hume Ursache und Wirkung trennte."

I.

Über KANTs Abhängigkeit von HUME herrscht Streit. Die naheliegendste Hypothese findet die ersten Spuren des Anstoßes, der KANT nach seinen eigenen Worten (1783) "vor vielen Jahren zuerst den dogmatischen Schlummer unterbracht", in der Schrift über die negativen Größen vom Jahre 1763. Mit steigender Bestimmtheit ist dieselbe von MIRBT, KUNO FISCHER, COHEN, RIEHL, VAIHINGER, L. DUCROS u. a. vertreten worden. PAULSEN dagegen hat jene Einwirkung in das für KANTs Entwicklung bedeutungsvolle Jahr 1769 verlegt, eine Vermutung, die auch den unbestimmten Andeutungen von ROSENKRANZ zugrunde zu liegen scheint. Ich selbst habe wahrscheinlich zu machen versucht, daß dieselbe erst nach 1772 stattgefunden hat. (1)

Die ersten lassen den Anstoß durch HUMEs Erkenntnis, daß die Wirkung nicht aus der Ursache ableitbar sei, gegeben sein; der zweite durch HUMEs metaphysischen Skeptizismus, der prinzipiell auch Mathematik und Naturwissenschaft betroffen habe, der dritte durch HUMEs Einschränkung der Gültigkeit des Kausalbegriffs auf das Gebiet möglicher Erfahrung. Nach jenen trifft der Anstoß bei KANT gegen das Kausalitätsproblem, nach diesem gegen die Überzeugung von der apriorischen Gültigkeit jener drei von HUME bedrohten Wissenschaften, nach dem letzten die Lösungsversuche des Problems, wie sich reine Verstandesbegriff auf ihre Gegenstände beziehen können. Dort wird KANT, der Einwirkung nachgebend, zum Empirismus und Skeptizismus der Periode von 1762 - 1769 geführt; hier reagiert er gegen die drohende Gefahr durch den rationalistischen Rettungsversuch jener Wissenschaften in der Dissertation von 1770; an dritter Stelle gibt der Anstoß die kritische Erkenntnis, daß alle reinen Verstandesbegriffe sich deshalb auf Gegenstände beziehen können, weil sie lediglich innerhalb der Grenzen möglicher Erfahrung gelten. Nach jener Ansicht haben die Folgen des Anstoßes für die Problemgestaltung der Kritik der reinen Vernunft nur noch untergeordnete Bedeutung: nach dieser ist das Kantische Hauptwerk eine Erweiterung und Vertiefung der rationalistischen Reaktion gegen HUME von 1770: nach der letzten ist dasselbe eine Kritik der rationalistischen Lehren von der reinen Vernunft aufgrund der durch HUMEs Anregung gewonnenen Grenzbestimmung derselben.

Die Argumente, die bisher zur Entscheidung über die früheste Datierung des Einflusses herbeigezogen wurden, sind spärlich geblieben. Es kann jedoch eine reichere Grundlage geschaffen werden. Die Durcharbeitung derselben wird zeigen, daß jene Datierung nicht zu Recht besteht.

Die nirgends geprüfte traditionelle Annahme, daß KANT wahrscheinlich des Englischen nicht mächtig gewesen ist, läßt sich zunächst zur Gewißheit erheben.

KANTs Schriften bekunden schon seit 1755 eine nicht geringe Kenntnis der englischen Literatur. (2) Er zitiert jedoch, von lateinisch Geschriebenem abgesehen, nur solche Werke, die in einer Übersetzung vorlagen, (3) die letzteren direkt, wo er seine Quelle ausdrücklich angibt. (4) Eine Bestätigung liefert der Umstand, daß HAMANN seine Übersetzung von HUMEs Dialogen zwar KANT (und HIPPEL) "zur Durchsicht", jedoch einem anderen (Prof. KREUZFELD) "zuletzt" gibt, "um sie mit dem Englischen zu vergleichen. (5) Nicht minder beredt endlich ist JACHMANNs Schweigen in der Notiz: "Von den neueren Sprachen verstand KANT französisch. (6)

KANT hat demnach HUMEs Erstlingswerk, den  Treatise on Human Nature,  der erst 1790 von JAKOB (verstümmelt) übersetzt worden ist, in der Zeit um 1762 nicht genauer gekannt. Höchst wahrscheinlich lag dasselbe damals sogar ganz außerhalb seines Gesichtskreises. (7) HUMEs Urteil über den literarischen Erfolg seines Buches: "Es ist totgeboren aus der Druckerpresse gefallen, ohne seine Bestimmung zu erfüllen hat es nicht einmal ein Gemurmel unter den üblichen Nacheiferern erregt" (8), trifft für Deutschland auf das vollständigste zu. Selbst HAMANN, der schon damals HUME hochschätzte, scheint den  Treatise  nicht vor 1781 kennen gelernt zu haben. (9) KANT hat demselben auch später keine Beachtung geschenkt. (10), obschon KRAUS, sein Schüler (seit 1770), Freund und Kollege, der HUME nach HAMANNs Urteil "beinahe auswendig" wußte, durch den letzteren auf das Studium des  Treatise  geführt worden war, und den Wert dieses Studiums zu schätzen wußte. (11)

Unzweifelhaft dagegen ist, daß KANT HUMEs "Vermischte Schriften", unter welchem Titel SULZER die  Essays  des schottischen Philosophen (1748, 1751, 1754) in den Jahren 1754 - 1756 übersetzt hatte (12), um 1762 kannte. Er zitiert in den Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen eine Anmerkung aus den moralischen und politischen Versuchen über die Begabung der Schwarzafrikaner (13). Er erwähnt ferner bei der Ankündigung seiner ethischen Vorlesungen für den Winter 1765/66 die Versuche HUMEs neben denen von SHAFTESBURY und HUTCHESON als solche, "welche, obschon unvollendet und mangelhaft, gleichwohl noch am weitesten in der Aufsuchung der ersten Gründe aller Sittlichkeit gelangt sind". (14)

HERDER endlich, der KANT in den Jahren 1762 - 1764 täglich und wiederholt "über alle philosophischen Wissenschaften" (15) gehört hat, nennt HUME in seinen Erklärungen über die Autoren, deren Lehren KANT in seinen Vorlesungen erörterte, regelmäßig neben LEIBNIZ, WOLFF, BAUMGARTEN, CRUSIUS und ROUSSEAU. (16)

Es ist sogar höchst wahrscheinlich, daß KANT die  Essays  schon früher kennengelernt hat.

HAMANN hat dieselben, und zwar speziell die "Philosophischen Versuche über die menschliche Erkenntnis" schon 1756 zu lesen begonnen. Er war, wie er später JACOBI gesteht, "von HUME voll, wie er die Sokratischen Denkwürdigkeiten schrieb" (1759), deren zweite Zuschrift, "An die Zween", für J. C. BERENs und KANT bestimmt war. Auf die deutlichen Spuren des Einflusses von HUME in dieser Schrift hat HAMANN selbst hingewiesen (17). Nun hat HAMANN KANT vielleicht schon vor 1759 kennengelernt (18), jedenfalls ist er ihm seit jenem Jahr näher getreten. (19) Es ist wenig wahrscheinlich, daß HAMANN im persönlichen Verkehr HUME damals nicht gegen den philosophischen Freund erwähnt haben sollte, der ihn mit BERENS "feierlich besucht" hatte, um ihn "zur Autorschaft zu verführen" (20). Und schwerlich hat KANT, dem damals, nach einem Wort HERDERs, "nichts Wissenswürdiges gleichgültig war", solche Anregungen unbeachtet gelassen. Endlich gedenkt HAMANN "des attischen Philosophen, HUME" ausführlich in dem Brief, den er 1759 an KANT gerichtet hat. (21)

Für eine solche frühe Datierung der Kenntnis HUMEs spricht auch eine Erinnerung BOROWSKIs. Derselbe schreibt: "In den Jahren, da ich zu KANTs Schülern gehörte, waren ihm HUTCHESON und HUME, jener im Fach der Moral, dieser in seinen tiefen philosophischen Untersuchungen ausnehmend wert ... Er empfahl uns diese beiden Schriftsteller zum sorgfältigsten Studium" (22). BOROWSKI nämlich war KANTs Schüler seit der ersten Vorlesung des Philosophen im Juni 1755 (23), und zwar ein von seinem Lehrer geschätzter Schüler. (24) Diese Notiz ist allerdings nicht unbedenklich. Sie gehört nicht dem ursprünglichen, von KANT revidierten Kontext des BOROWSKIschen Vortrages an, sondern den Zusätzen vom Jahr 1804. Ihre Niederschrift ist also von den Kolleg-Erinnerungen, die sie enthält, durch nahezu fünf Jahrzehnte getrennt. Es könnte deshalb sein, daß die Einzelheiten des Berichts, die Verteilung der Rollen an HUTCHESON und HUME, durch später Erlebtes gefärbt wären. Diese Möglichkeit fordert Beachtung, da die oben ausgelassenen Worte lauten: "Durch HUME besonders bekam seine Denkkraft einen ganz neuen Schwung." Denn dieser Zusatz erinnert ganz offenbar an KANTs Bemerkungen über HUME in den Prolegomenen (25). Das hierdurch gegebene Bedenken ist umso stärker, als es aus inneren Gründen geradezu ausgeschlossen ist, daß jener "neue Schwung" KANT bereits in den Jahren 1755 - 1758 zuteil geworden wäre. Die Schriften des Philosophen bis 1762 beweisen, und darüber herrscht Einstimmigkeit, das volle Gegenteil. Wir müssen daher den Wahrheitsgehalt der Behauptung BOROWSKIs darauf reduzieren, daß KANT damals, um 1757, bereits HUME wie HUTCHESON (26) in den Vorlesungen erwähnte. (27) Im Zusammenhang mit den beiden vorhergehenden Gründen ist es endlich nicht irrelevant, daß SULZERs Übersetzung der  Essays  gerade in diesen Jahren (1754 - 1756) erschienen war. Derselbe gibt die naheliegende Annahme, auf die nach dieser Zeitbestimmung allein natürlich kein Gewicht zu legen wäre, daß KANT die  Essays  bald nach der Veröffentlichung jener Übersetzung gelesen habe.

Über Umfang und Energie der Beschäftigung KANTs mit HUME läßt sich aus dem Bisherigen allerdings nur wenig sicher erschließen: KANT hat um 1762 den Essay über Nationalcharaktere, 1765 wahrscheinlich auch die "Sittenlehre der Gesellschaft" gekannt (28), er hat höchst wahrscheinlich schon um 1757 HUME neben HUTCHESON (29), sicher 1765 denselben neben HUTCHESON und SHAFTESBURY als Moralphilosophen hochgeschätzt.

Mehr jedoch lehren die Beziehungen HERDERs zu KANT und HUME in jenen Jahren. HERDER findet in einem Aufsatz aus der Zeit um 1764 (30): "England ist voll tiefsinniger Beobachter der Natur, voll Naturphilosophen, Staatskünstler, Mathematiker; ... Deutschland ... hat die einzige Nationalvollkommenheit,  Weltweise  zu sein." Er erwähnt HUME neben PLATO, zwischen ROUSSEAU und SHAFTESBURY, als einen der Philosophen, die über die Frage nach der Versöhnung der Philosophie mit der Menschheit und Politik "sehr tief nachdachten und in Zweifel ausbrachen". Im gleichen Zusammenhang mit seiner Moral nannte ihn KANT, als er dem jungen Freund "das Feld hinter einem MONTAIGNE, HUME und POPE anwies." Und HERDER antwortet:
    "HUME konnte ich, da ich noch mit ROUSSEAU schwärmte, weniger leiden, allein von der Zeit an, da ich es allmählich mehr inne ward, daß, es sei, weswegen auch immer, der Mensch nun einmal ein geselliges Tier ist und sein muß -  von da aus  habe ich auch den Mann schätzen gelernt, der im eigentlichsten Verstand  ein Philosoph menschlicher Gesellschaft  genannt werden kann." (31)
Nur diesen Zusammenhang kann daher HERDER, wie überdies aus der Nebeneinanderstellung mit ROUSSEAU hervorgeht, vor Augen gehabt haben, als er um die gleiche Zeit an SCHEFFNER schrieb: "Ich, der von KANT in die Rousseauiana und Humiana gleichsam eingeweiht bin, der beide Männer täglich lese ..." (32). Ähnliches Zeugnis bietet ein Studienheft HERDERs, in dem von KANT als einem Philosophen die Rede ist, "dessen Humischer Ton zu philosophieren" HERDER "vorzugsweise gefalle". Denn diese Bemerkung trifft nicht nur, wie HAYM erklärt (33), eine Stelle aus KANTs Essay über das Schöne und Erhabene, die von der Schamhaftigkeit handelt: sie findet überdies eine Erläuterung in HERDERs Aufsatz über BAUMGARTEN. In diesem heißt es:
    "In der gemeinen Sprache ... liegen die Goldadern, aus denen die Philosophie das Gold gräbt, um es zu läutern ... Es ist also der Vortrag, den der Engländer HUME, ROUSSEAU unter den Franzosen, SULZER und LAMBERT unter den Deutschen erwählen, und ... durch einen freien akademischen Spaziergang, durch einen freien Vortrag zu den Gebieten der Wahrheit zu kommen suchen, in seiner Art gut und vortrefflich."
Denn offenbar ist es KANT, den er hier nicht erwähnt, um im gleichen Fragment vorahnend zu erklären: "Die deutsche Sprache, die ihren inneren Nerv nach unendlich mehr Stärke, als jene hat, ist dem ungeachtet noch keine klassische philosophische Sprache von Grund aus geworden, und wird es vielleicht spät werden durch einen Mann, der das für die Weltweisheit sei, was SHAKESPEARE für die Dichtkunst seines Landes war, in Absicht auf seine Fehler und großen Verdienste." (34) Dazu kommt, daß HERDER gelegentlich von KANT rühmt, was er diesem gegenüber, wie oben zitiert, bei HUME anerkennt. Er erklärt im vierten kritischen Wäldchen (35):
    "KANT, ganz ein gesellschaftlicher Beobachter, ganz der gebildete Philosoph ... Das Große und Schöne an Menschen und menschlichen Charakteren, und Temperamenten und Geschlechtertrieben und Tugenden und endlich Nationalcharakteren: das ist seine Welt, wo er bis auf die feinsten Nuancen fein bemerkt, bis auf die verborgensten Triebfedern fein zergliedert, und bis zu manchem kleinen Eigensinn, fein bestimmt - ganz ein Philosoph des Erhabenen und Schönen der Humanität! und in dieser menschlichen Philosophie ein SHAFTESBURY Deutschlands."
HERDERs Schätzung des Philosophen HUME gilt also in jener Zeit nicht nur, wie bei KANT, dem Moralisten: er hat sogar HUME erst zu schätzen begonnen, nachdem er ihn als Philosophen der menschlichen Gesellschaft kennengelernt hat.

HERDERs Schätzung gilt ferner  nicht  dem Skeptiker. Das bekunden fürs erste zwei Aufsätze HERDERs aus seiner Königsberger Zeit.

Der eine ist "ein metaphysisches Exercitium", das nach der Zuschrift HERDERs dem Lehrer überreicht werden sollte, ein "Versuch über das Sein", der nur "einige Gedanken" entwickeln will, "von denen die Prämissen in KANTs Worten liegen". Nach HAYMs Erklärung entstammt dasselbe dem Anfang der Königsberger Lehrzeit. Die kleine, "nicht zu lehren, sondern zu lernen" geschriebene Abhandlung hat folgenden Inhalt: In der Einleitung wird
    "die LOCKEsche Ansicht bekämpft, daß alle unsere Begriffe uns von außen kämen, indem auf das vom gewöhnlichen Vorstellungsvermögen noch zu unterscheidende Bewußtsein hingewiesen wird, welches den eigentümlichen Vorzug des menschlichen vor dem tierischen Denken ausmacht. Sofort wird darauf der Begriff des Seins, und zwar einmal als isolierter, sodann als bezogener, als Glied eines Satzes, untersucht, und so das Resultat gewonnen, daß das Sein der oberste, schlechthin unzergliederliche Begriff sei. Derselbe teile sich in das Ideal- und das Existentialsein. Keiner von beiden sie aus dem anderen erklärlich, und eben deshalb habe ebensowohl CARTESIUS mit seinem: Ich denke, darum bin ich, wie CRUSIUS mit seinem: Ich bin mir bewußt, darum bin ich, Unrecht, sei jeder Schluß vom Ideal- aufs Existentialsein falsch." (36)
Es ist nicht zweifelhaft, daß der Student HERDER die Beziehungen auf LOCKE, DESCARTES, CRUSIUS den Vorlesungen des Lehrers verdankt. Umso charakteristischer ist, daß in dem Aufsatz, dessen Thema im Begriff des Existentialseins das Kausalitätsproblem trifft. HUMEs  Namen gar nicht erwähnt wird.  (37) Wäre KANT damals durch HUME aus dem dogmatischen Schlummer geweckt worden, welche Begeisterung für den schottischen Philosophen hätte er in HERDER entzünden müssen, dessen Zuschrift seiner Abhandlung an KANT vom Ausdruck solcher Gefühle überfüllt ist! Schrieb HERDER doch noch später über KANT, "den Lebenden, der am Belt den Rand maß aller Gedanken":
    "Sein öffentlicher Vortrag war wie ein unterhaltender Umgang; er sprach über seinen Autor, dachte aus sich selbst oft über ihn hinaus: nie aber habe ich in den drei Jahren, da ich ihn täglich hörte, den kleinsten Zug der Arroganz an ihm bemerkt. Er hatte einen Gegner, der ihn widerlegt haben wollte, und an den Er nie dachte (38); eine seiner Schriften, die um den Preis gestritten, und ihn sehr verdient hatte, bekam nur das  accesit,  welche Nachricht er mit der heiteren Erklärung empfing, daß ihm nur um die Bekanntmachung seiner Sätze durch eine Akademie, mitnichten aber am Preis gelegen wäre. Ich habe seine Urteile über LEIBNIZ, NEWTON, WOLFF, CRUSIUS, BAUMGARTEN, HELVETIUS, HUME, ROUSSEAU, deren einige damals neuere Schriftsteller waren, von ihm gehört, den Gebrauch den er von ihnen machte, bemerkt, und nichts anderes als einen edlen Eifer für die Wahrheit, den schönsten Enthusiasmus für wichtige Entdeckungen zum Besten der Menschheit, die neidloseste, nur aus sich wirkende Nacheiferung alles Großen und Guten in ihm gefunden. Er wußte von keiner Kabale; der Partei- und Sektengeist war ihm ganz fremd; sich Jünger zu erwerben, oder gar seinen Namen einer Jüngerschaft zu geben, war nicht der Kranz, wonach er strebte." (39)
Auch die Polemik gegen Locke verdient Beachtung. Sie beweist, wie unrichtig es ist, KANT in jener Zeit zu einem Empiristen nach dem Vorbild LOCKEs oder gar HUMEs zu stempeln. (40)

In gleichen Sinn entscheidet eine zweite Arbeit des Dichters, mit Epikrise begleitete Auszüge aus SULZERs Übersetzung von HUMEs Essays, die HAYM für jünger als den Versuch über das Sein hält. (41) Sie stellen die Ansichten HUMEs und SULZERs, der seiner Übertragung Anmerkungen, übrigens von sehr geringem Wert, beigefügt hat, "einander gegenüber, um dann zwischen abzuurteilen." Wie HERDER zum Studium HUMEs gekommen ist, ob selbständig oder durch die Äußerungen KANTs über die Lehre HUMEs oder, was vielleicht am meisten für sich hat, durch HAMANNs Hochschätzung des schottischen Philosophen (42), muß unentschieden bleiben. Als sicher aber darf gelten, daß auch dieses Manuskript, in dem HERDER Beweisgründe aus der früheren Abhandlung benutzt (43), nirgends verrät, daß HUME von KANT in Zusammenhang mit seiner eigenen theoretischen Lehre gegen HERDER erwähnt worden sei. (44)

Diesen Schlüssen aus den Studien des Lehrlings reiht sich an, was die ersten literarischen Versuche HERDERs bekunden. In dem Aufsatz über BAUMGARTEN wird die Definition der  ratio  als  id, ex quo cognoscibile est, cur aliqod est  im Sinne der Kantischen Lehre vom Realgrund besprochen (45). Es fehlt jede Beziehung auf HUME. Dieselbe fehlt ebenfalls in den Fragmenten, wo HERDER wiederum als Schüler KANTs über die "unzerleglichen Begriffe" vom Sein, ferner von Raum, Zeit und Kraft handelt, bis auf den Wortlaut an KANTs Fragestellung von 1762 über das Problem vom Realgrund sich anschließend. (46)

Es fehlt jedoch nicht bloß eine Beziehung auf HUME, wo wir erwarten müßten, eine solche zu finden, falls KANT seine damalige Kausalitätstheorie HUME verdankte, HERDER zeigt sich sogar, wo er nicht des Moralphilosophen, sondern des Skeptikers gedenkt, als Gegner des Mannes, dessen "skeptische Zweifel" und "skeptische Lösung diesre Zweifel" KANT zu seinem Standpunkt um 1762 geführt haben sollen. So erklärt HERDER in der Denkschrift über BAUMGARTEN: "Ein Lehrgebäude von meinem Riß erfordert einen Kenner der Natur, wie ROUSSEAU, doch ohne seinen Eigensinn; einen Bemerker wie MONTAIGNE, doch ohne seine Schwachheiten; hierauf einen feinen Kopf, wie HUME,  doch ohne sein erstrebtes Zweifeln:  und nun kommt BAUMGARTEN, der das, was sie gesammelt und menschlich vorgetragen, künstlich in seine Zellen ordne." (47) Ungleich schärfer äußert er sich in einer fünf Jahre späteren Rezension über J. BEATTIE, die allerdings durch seine religiöse Wandlung in jenen Jahren gefärbt ist. Dort spricht er davon, daß der "philosphische Geist, den die VOLTAIRE, HUME, HELVETIUS, BAYLE und Konsorten eingeführt haben, trotz seiner hageren Gestalt, seiner wankenden Schritte und klappernden Zähne, das Modegespenst des Jahrhunderts sei, das nicht bloß im Finstern daherschleicht, sondern selbst wie eine Pest am Mittag verderbt." Er erkennt ferner zwar an, daß "der Sophist HUME" für BEATTIE "im ganzen Raisonnement ein zu feiner Sophist sei"; aber er behauptet andererseits geradezu:  "Hume ist allerdings ein schlechter Raisonneur in metaphysischen Sachen."  (48)

Auch später, als der begeisterte Schüler ein erbitterter Gegner des Lehrers geworden war, gewinnen wir keinen anderen Eindruck. HERDER handelt in seiner "Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft" von der Veranlassung des Kantischen Werks, und zitiert dafür die Auslassungen KANTs in den Prolegomenen über HUME. Ausführlich geht er dabei auf den "feinen Akademiker" ein, dem es "mehr um Zweifel, als um Auflösung der Zweifel zu tun war." Er findet diese Zweifel jetzt "wenig unauflöslich, sobald man den Begriff Kraft nicht vor Augen gemalt haben will." "Dem kritischen Philosophen" aber, so fährt er fort, "dünkte es anders", und nun folgen Variationen der Worte KANTs in den Prolegomenen von der Verallgemeinerung des Problems und der Verknüpfung a priori überhaupt, deren Unanwendbarkeit auf die Zeit um 1762 nicht noch einmal dargetan zu werden braucht. Von einer Erinnerung an eine bedeutsame Stellung KANTs zu HUME in jener Zeit, die ihm die Prämissen zu seiner gegnerischen Stellung gab, findet sich keine Spur. (49) Es ist von HERDER falsch geraten, daß KANT durch HUME zu einer Disjunktion [Unterscheidung - wp] zwischen analytischen und synthetischen Urteilen geführt worden sei, wie dies abgesehen von allen inneren Gründen (50), KANTs Auslassungen über die Genesis dieser Unterscheidung in § 3 der Prolegomenen beweisen. Es ist ebenso falsch geraten, daß die "Grundfragen der (späteren) Philosophie KANTs: wie komme Ich zur Vorstellung irgendeines Objekts ... den Geist der Spaltung zeigen, in welchem HUME Ursache und Wirkung trennte." (51) Hatte doch HERDER damals im Gegensatz zu KANTs Schätzung HUMEs sogar geschrieben: "DAVID HUME z. B., ein schätzbarer Erzähler und Beurteiler der Geschichte, ein angenehmer Denker über politische und menschliche Gegenstände, ist als selbständiger Philosoph, Muster  szientifisch-skeptischer  Methode so wenig, daß er hinter LOCKE, SHAFTESBURY, BERKELEY, HUTCHESON u. a. schwerlich für mehr als einen lehrreichen  Essay-writer  gelten möchte." (52) !

Und doch hatte der zum Gegner gewordene Schüler KANTs, wie erst durch SUPHANs treffliche Ausgabe bekannt wurde, noch wenige Jahre vorher schreiben dürfen: "Ich weiß, in welchem Geist und zu welchem Zweck KANT seine ersten kleineren Schriften schrieb: dieser Geist hat ihn bei seinen letzten größeren Werken nicht verlassen; davon sind diese Werke selbst Zeugen. Falsch ist es, ganz und gar falsch, daß seine Philosophie von der Erfahrung abziehe, da sie viel mehr auf Erfahrung, wo diese nur irgendwie stattfinden kann, endlich und strecklich hinweist. ... Um von KANT eine gerechte Idee zu erwecken, hätte es, wie mich dünkt, die Billigkeit erfordert, daß man aus seinen Schriften die Hauptsätze gezogen ... und mit den Bemühungen voriger und jetziger Philosophen verglichen hätte: denn auch sein anmaßendster Verehrer wird doch nicht behaupten, daß Alles in ihm  neu  sei ... Offenbar aber wird durch diese Zusammenstellung werden, daß vieles mit anderen Worten längst gesagt, Anderes Stückweise, auch von den neuesten Denkern HUME, ROUSSEAU, LAMBERT vorbereitet wurde, bis KANT mit philosophischer Präzision ihre Grenze und Maß bestimmte. Eben deshalb greift KANTs Kritik so tief in den Geist der Zeiten ein, weil sie genug vorbereitet erschien und tausend schon vorhandene dunkle Vorideen zum Licht bringen konnte." (53)

Daß HERDER endlich dem Religionsphilosphen und Historiker HUME wenig geneigt ist, und dieser Abneigung besonders in der Zeit der geistigen Rückkehr zu seinem alten Freund HAMANN scharfen Ausdruck gibt, bedarf keiner speziellen Belege. KANT steht HUME in diesen Fragen unbefangener gegenüber; der Freigeisterei HUMEs aber ist auch er stets, am meisten vielleicht gerade in dieser Zeit, in der das Gottesproblem im Brennpunkt seiner metaphysischen Interessen stand, abhold gewesen. Gibt doch HERDER aus der ersten Vorlesung, die er von KANT hörte, als Meinung des Lehrers wieder: "die  theologia revelata  nehme zwar den Satz vom Dasein Gottes ohne Demonstration an; allein die Erörterung der Vernunftbeweise idene dem Interesse der Religion selbst, indem sie würdige Begriffe von Gott herbeiführe, der  Freigeisterei  entgegenwirke' und mit der Ausbildung der intellektuellen Kräfte auch der moralischen Bildung Vorschub leiste." (54)

Es ergibt sich demnach: KANT hat höchstwahrscheinlich schon Ende der fünfziger Jahre HUMEs  Essays  zwar gekannt, seine Schätzung des Philosophen trifft jedoch noch in den sechziger Jahren den  moralistischen  Essayisten, nicht den metaphysischen Skeptiker' und nicht den Religionsphilosophen. (55)

Zur Entscheidung der Frage, inwiefern der metaphysische Standpunkt KANTs um 1762 durch eine Einwirkung von HUMEs Kausalitätstheorie bedingt sei, liefert die bisherige Untersuchung nur negative Argumente. Die naheliegenden und anscheinend schwerwiegenden Beweisgründe für eine solche Abhängigkeit, die dem Parallelismus zwischen KANTs Metaphysik in dieser Zeit und HUMEs metaphysischer Skepsis zu entnehmen sind, haben jedoch in diesem Zusammenhang keine Berücksichtigung gefunden. Sie bedürfen einer besonderen Prüfung, für welche im Vorstehenden der Grund gelegt ist. Dieselbe wird im nächsten Heft folgen. (56)
LITERATUR - Benno Erdmann, Kant und Hume um 1762, Archiv für Geschichte der Philosophie, Bd. 1, Berlin 1888
    Anmerkungen
    1) MIRBT, Kant und seine Nachfolger, 1841, Seite 60f. KUNO FISCHER, Geschichte der neueren Philosophie, Bd. III, 1869, Seite 178, 191, 254; Bd. III 1882, Seite 194f. - HERMANN COHEN, Die systematischen Begriffe in Kants vorkritischen Schriften, 1873, Seite 27; Kants Theorie der Erfahrung, 1885, Seite 55. - ALOIS RIEHL, Philosophischer Kritizismus, Bd. 1, 1876, Seite 115, 227, 242f. - HANS VAIHINGER, Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft, Bd. 1, 1881, Seite 48, 342 und in der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. XI, Seite 216f. - L. DUCROS, "Quando et quomodo Kantium Humius ... excitarerit, 1883, Seite 12f. - SUPHAN und HAYM sind in ihren später zu erwähnenden Arbeiten über HERDER und KANT ebenfalls von der traditionellen Annahme ausgegangen, deren selbständige Prüfung ganz außerhalb ihres Gegenstandes lag. - ROSENKRANZ, Kurze Geschichte der Kantschen Philosophie, 1840, Seite 123, 150, 189; Neue Preuss. Prov. Blätter 1847, Seite 11 und 18. - FRIEDRICH PAULSEN, Entwicklungsgeschichte der Kantschen Erkenntnistheorie, 1875, Seite 44f, 126f. - Kants Prolegomena, herausgegeben und erklärt von BENNO ERDMANN, 1878, Seite LXXIXf; Reflexionen Kants zur kritischen Philosophie Bd. II, 1884, Seite XLIXf. - R. ADAMSON, Über Kants Philosophie, Seite 139.
    2) Anregungen zu einer solchen Kenntnisnahme nicht nur, sondern auch zum Studium der englischen Sprache waren KANT früh und lebendig dargeboten. BOROWSKI berichtet: "Von den Werken der Engländer nahm man bis auf GRABEs und QUANDTs Zeiten ... beinahe gar keine Notiz ... QUANDT, der berühmte Kanzelredner, bewirkte durch seine Achtung, die er für die Schriften der Engländer und Franzosen bewies, daß viele auch die lebenden Sprache sich mehr bekannt zu machen anfingen" (Preuss. Archiv 1793, Seite 130 und 148). Dieser Bericht trifft KANTs Jugendzeit. Der Stundenplan des Fridericianum wies allerdings kein Englisch auf. Die Universität jedoch bot Vorlesungen über englische Sprache und Literatur. C. H. RAPPOLT las (nach Ausweis der Vorlesungsverzeichnisse jener Zeit) seit dem Anfang der dreissiger Jahre  Anglicana.  Während KANTs Studienzeit las er mehrfach  Elementa linguae Anglicanae  sowie über POPE. Möglichenfalls ferner ist KANT schon seit dem Ende der fünfziger Jarhe (siehe die widersprechenden Nachrichten bei JACHMANN, Seite 79, BOROWSKI, Seite 33, RINK, Seite 77, GILDEMEISTER, Hamann V, Seite 329, SCHUBERT Seite 53) ein Freund von GREEN gewesen, jenes "Mannes nach der Uhr", der die englische Literatur ebenso einsichtig zu schätzen wußte, als er bestrebt war, dieselbe in Deutschland zu verbreiten (siehe GILDEMEISTER a. a. O II, Seite 36, 208, 322; Fragmente aus Kants Leben, Seite 89 und den ANONYMUS, in Neue Preuss. Provinzblätter VI, 1848, Seite 8f)
    3) KANT zitiert zwischen 1756 und 1769 außer HUME: MILTON, SAMUEL BUTLER, SWIFT, ADDISON, SHAFTESBURY, YOUNG, POPE, RICHARDSON, HUTCHESON, WARBURTON, den Spectator sowie den Reisenden HANWAY.
    4) Zum Beispiel Werke (Ausgabe HARTENSTEIN, 1869f) Bd. 1, Seite 220, 222, 301, 305
    5) Hamanns Werke VI, Seite 154. Man vgl. GILDEMEISTER a. a. O. Bd. II, Seite 36
    6) JACHMANN, Kant geschildert in Briefen, Seite 41
    7) Die Notiz HUMEs über das Verhältnis der  Essays  zum  Treatise  ist nicht, wie die leider ebenso klägliche als verbreitete Übersetzung von KIRCHMANNs ihre Leser glauben macht, ein "Vorwort", das "Hume bei der Aufnahme seines Werkes in die  Essays  geschrieben", sondern ein  Advertisement,  also eine "Erklärung" oder, wie man damals bei uns wohl gesagt hätte, eine "Nachricht" an den Leser, die sich erst in der zweibändigen postumen Ausgabe von 1777 vor der Untersuchung über den menschlichen Verstand findet. Man vgl. die  History of the Editions  bei GREEN und GROSE in HUMEs  Philosophical Works,  Bd. III, Seite 37.
    8) HUME, Philosophical Works, ed. by GREEN and GROSE, Bd. 3, Seite 2; vgl. Bd. 1, Seite 25f
    9) HAMANN schreibt 1781 (Werke, hg. von F. ROTH, Bd. VI, Seite 183): "Bin im Begriff den LOCKE und HUMEs  Treatise on Human Nature  zu studieren, weil mir selbige als ein paar Quellen und die besten Urkunden in diesem Feld vorkommen." Vorher erwähnt er den  Treatise  nicht, so oft er sich auch über die  Essays  ausläßt. GILDEMEISTERs Behauptung (Hamanns Leben und Schriften, Bd. 1, Seite 172), daß HAMANN den  Treatise  schon 1759 gekannt habe, beruth auf einem offenbaren Mißverständnis. Er bezieht ohne jeden Grund die Bemerkung HAMANNs, Bd. V, Seite 491 auf das Geständnis, Bd. V, Seite 492.
    10) Wie schon BAUMANN (Raum, Zeit und Mathematik, Bd. 2, Seite 483) angedeutet und PAULSEN (a. a. O. Seite 48 Anm.) in einem Punkt ausgeführt hat, wird dies durch KANTs ganze Auffassung und Beurteilung der Lehre HUMEs sicher gestellt. Es fehlt bei KANT jede Rücksicht auf die Lehren, die allein im  Treatise  vorgetragen werden, so eng sie mit den von ihm besprochenen zusammengehören. Die entgegengesetzte Annahme von GREEN und GROSE (a. a. O. Bd. 1, Seite 3), die lediglich auf eine vermeintliche "close correspondence" zwischen dem  Treatise  und der "Kritik der reinen Vernunft" gestützt ist, bedarf keiner Widerlegung.
    11) GILDEMEISTER, a. a. O. Bd. V, Seite 491 und 506
    12) RESEWITZ' Übersetzung von vier Abhandlungen HUMEs, 1759, wird von KANT nirgends erwähnt.
    13) KANTs erste, bisher unbeachtet gebliebene Erwähnung HUMEs, Werke II, Seite 276 entspricht einer Anmerkung im Essay, Seite 21 des vierten Bandes: "Of National Characters", der Ausgabe von GREEN und GROSE, Bd. III, Seite 253
    14) Werke II, Seite 319. Man vgl. auch die Zusammenstellung beider in der Logik, Werke VIII, Seite 48.
    15) SUPHAN, a. a. O. Seite 231; HERDER Werke XVIII, Seite 325; HAYM, a. a. O. Bd. 1, Seite 30. KANT las in jenen Jahren, nach Ausweis der Fakultätsakten, über Logik, Metaphysik, Ethik und Moral, Mathematik, Physik, Physische Geographie, vielleicht auch (BOROWSKI bei REICKE, Seite 32) einmal "Kritik der Beweise für das Dasein Gottes."
    16) HERDER, Werke XVII (Ausgabe SUPHAN), Seite 401 anders XVIII, Seite 325.
    17) Die Belegen bei HAMANN, Werke Bd. 1, Seite 274, 405, 407 und bei GILDEMEISTER, a. a. O., Bd. V, Seite 506, 492; Bd. I, Seite 227; Bd. V, Seite 506.
    18) HAMANN erwähnt KANT als einen "fürtrefflichen Kopf" schon 1756, GILDEMEISTER Bd. 1, Seite 82
    19) GILDEMEISTER, Bd. 1, Seite 179, 180, 182, 186, 220
    20) a. a. O. Bd. 1, Seite 227
    21) HAMANN, Werke Bd. 1, Seite 442. Nichts folgt über die vorliegende Frage aus HAMANNs späteren Urteilen über KANT als den "preussischen Hume". Dieselben beziehen sich ausschließlich auf KANTs Standpunkt seit 1781 (HAMANN, Werke Bd. VI, Seite 186f, 202, 213).
    22) BOROWSKI, a. a. O. Seite 170
    23) Wöchentliche Königsbergische Frag- und Anzeigungs-Nachrichten vom 14. 6. 1755, Nr. 24 und BOROWSKI, a. a. O. Seite 185, 175, 19. Man vgl. allerdings GOTTHOLD, Andenken an J. Cunde, Neue preussische Provinzblätter, 1853, Seite 257
    24) BOROWSKI, a. a. O., Seite 19, 190 und KANT, Werke Bd. 1, Seite 457
    25) Ungleich vorsichtiger urteilte BOROWSKI gegen WALD (bei REICKE, Kantiana, Seite 34): "Hume, der Engländer, war sonst unstrittig sein sehr geliebter Autor."
    26) LESSINGs Übersetzung von HUTCHENSONs "Sittenlehre der Vernunft" war 1756 erschienen.
    27) PAULSENs sonst zutreffende Verwerfung der BOROWSKIschen Notiz, die MIRBT zuerst (a. a. O. Seite 60) benutzt hat, geht daher zu weit. Er hat die oben entwickelten Beziehungen HAMANNs nicht herbeigezogen. KUNO FISCHER hat sich demgegenüber nicht mit Recht mit der Bemerkung begnügt: "Es ist nicht möglich, daß BOROWSKI sich über diesen letzten Punkt getäuscht hat."
    28) Ersterer in Bd. IV, letztere Bd. III der SULZERschen Übersetzung.
    29) KANT las Ethik seit 1757 (Reflexionen Kants I, 1878, Seite 3).
    30) "Herders Lebensbild", herausgegeben von E. G. von HERDER (1846), Bd. 1, Seite 3 und 212f. Man vgl. HAYM, Herder, Bd. 1, Seite 49 und 94
    31) RINK, Mancherlei zur Geschichte der metakritischen Invasion, 1800, Seite 159
    32) HERDER, Lebensbild, Bd. 1, Seite 193
    33) HAYM, Herder, Bd. 1, Seite 26; die von HAYM herangezogene Stelle in den "Kritischen Wäldern", Bd. 2, Seite 136 (Herder, Werke III, Seite 280f) gibt ein Zitat aus jener Schrift (Kritische Wälder, Bd. 2, Seite 252) als "Worte eines Weltweisen (dergleichen wir jetzt nicht so gar viele haben)", die HERDER "so neugesagt und doch so altmenschlich empfunden dünken"; daß seine Leser KANT "gerne statt seiner hören werden."
    34) HERDER, Lebensbild, Bd. 1 3, 1. Seite 310, 319
    35) HERDER, Lebensbild, Bd. 1- 3, 2. Seite 186 = Werke IV, Seite 175
    36) Das Material nach HAYM a. a. O. Seite 32, 39, 44, sowie nach brieflichen Auskünften, die mir der feinsinnige Biograph HERDERs auf meine Anfrage bereitwilligst gegeben hat.
    37) HAYM verdanke ich auf meine Frage, ob jener Aufsatz HERDERs irgendeine Beziehung auf HUME enthalte, die Erklärung: "Nach meinen Auszügen, und soweit ich das Manuskript zu entziffern imstande war - nein! Ich darf hinzufügen, daß wenn mir der Name HUME irgendwo begegnet wäre, ich mir das ganz gewiß notiert hätte."
    38) WEYMANN, vgl. Reflexionen Kants II, Seite XVIII
    39) HERDER, Werke XVIII, Seite 324f
    40) HAYM zitiert als Parallelstelle zu HERDERs Polemik das kritische Wäldchen II, Seite 67 Anm. Noch schlagender zeigen diesen Gegensatz die Ausführung II, Seite 101 und die Reflexionen Kants II, Nr. XXII.
    41) Nach einer brieflichen Auskunft.
    42) HERDER bezieht sich im Versuch über das Sein bereits auf HAMANNs "Sokratische Denkwürdigkeiten", wie HAYM mir mitgeteilt hat. Frühestens im Frühjahr 1764 ist HERDER der Schüler HAMANNs im Englischen geworden (HAYM, Herder I, Seite 56); sehr bald darauf verband beide eine innige Freundschaft. HAYMs Vermutung, daß HERDERs Auszüge und Vergleiche "vielleicht im Zusammenhang mit der Abhandlung über das Sein niedergeschrieben sind" (a. a. O. Seite 37), hat keine Unterlage.
    43) HAYM a. a. O. Seite 44
    44) HAYM schreibt mir auf meine Frage: "Wenn der Bogen SULZER-HUME Hinweise enthalten hätte, daß KANT bei seinen Erörterungen HUME erwähnt, so würde ich mir das gewiß notiert und es geltend gemacht haben. Ein solches Zitat finde ich nicht." Die Anmerkung HAYMs (a. a. O. Seite 45 Anm.): "Die ... volle Bekanntschaft KANTs mit HUME ist ... schon durch die HERDERschen Papiere zweifellos beglaubigt" hat kein anderes Material, als das von ihm ausdrücklich erwähnte zur Grundlage. HAYM hat auf meine Fragen nach etwaigem weiteren Material unumwunden erklärt, jener Schluß, der unter der Voraussetzung der traditionellen Annahme gesichert scheinen konnte, erscheine ihm jetzt selbst unzulänglich.
    45) HERDER, Lebensbild, Bd. 1-3, 1. Seite 322f. Der Aufsatz stammt aus dem Jahre 1767, HAYM a. a. O. Bd. 1, Seite 172
    46) Fragmente, dritte Sammlung 1767, I u. II, Werke I, Seite 419
    47) HERDER, Lebensbild, Bd. 1 3, 1. Seite 316
    48) HERDERs Werke XXIII (Ausgabe DÜNTZER), Seite 243, 245, 246
    49) Aus der Notiz vom Jahre 1799: "Dem Ganzen liegt das BAUMGARTEN-CRUSIUS'sche System mit HUMEs Zweifeln untermengt zugrunde" (Werke XXII, Seite 340) folgt natürlich nichts.
    50) Man vgl. Reflexionen Kants II, Nr. 289f und später Anzuführendes.
    51) HERDER (1799) Werke XXII, Seite 302, 307, 308, 304, 315
    52) HERDER Werke XXII, Seite 339
    53) Werke XVIII, Seite 325, 327f. Auch in der unerfreulichen Darstellung seines früheren Verhältnisses zu KANT in der Vorrede zur "Kalligone" erwähnt HERDER HUME nicht.
    54) Nach dem Bericht HAYMs a. a. O. Seite 30f. Man vgl. Lebensbild I 3, 1. Seite 367; in den "Provinzialblättern" Werke VII, Seite 282, 286, 288, 304; im Vulgattext (Werke VII, Seit XVII) siehe die Ausführungen in der Ausgabe von 1830, Seite XV, 181, 185, 200, 255; SUPHAN in der Zeitschrift für deutsche Philosophie, Seite 232
    55) Auf eine Äußerung JACHMANNs (a. a. O. Seite 12) über den Dogmatismus der vorkritischen Schriften KANTs, die im gleichen Sinne zu deuten ist, wird es richtiger sein, kein Gewicht zu legen. - Gar nichts folgt für die vorliegende Frage aus der Äußerung RUHNKENs in dem Brief an KANT vom Jahre 1771 (RINK, Ansichten aus Kants Leben, Seite 268), die KUNO FISCHER herangezogen hat: "Audio Te multum tribuere philosopho Anglorum populo. eique placere malle quam ceteris gentibus ad humanitatem exultis."
    56) Nach Beendigung dieses Aufsatzes ist mir die zweite Abteilung von THIELE, Die Philosophie Kants, Bd. 1, zugegangen. THIELE hat sich ebenfalls (Seite 201f) im Anschluß an PAULSENs und meine früheren Argumente gegen eine Abhängigkeit KANTs von HUME um 1762 erklärt.