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OTTO CASPARI
Das Erkenntnisproblem
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"Lotze hält fest an der Autonomie der Einheitsapperzeption des Intellekts bzw. der Seele, gegenüber dem Sensorium, Nervenprozeß und Gehirn."

"Ist die Logik keine unfehlbare Autorität, die in ihren Sätzen absolute Zwangsformen vorschreibt, die ausnahmslos  ontologisch  und objektiv herrschen, sondern selbst Problem, so nähert sie sich mit der Abstreifung ihrer metaphysisch - logischen - ontologischen Zwangs- und Notwendigkeitsformen, den Formen der Ästhetik, deren Prinzip es ist, den Wert einleuchtend zu machen, der im Sieg der  logischen Verträglichkeitsformen  (das schöne Füreinander der Glieder) über die der unschönen Zerrissenheit und der Verworrenheit der Mißformen gefunden wird."

"Eine korrekte Lösung des Freiheitsproblems wird sich niemals auf dem Grund einer Subordinationsanordnung der Faktoren ergeben; denn hier herrscht stets der  Zwang  von  oben  und das Kommando der notwendigen Vorsehung, folglich auch der Fatalismus."


3. Der kritische Empirismus

Die Widersprüche, in welche sich die erkenntnistheoretische Grundlage des sogenannten formalen Empirismus verwickelt, sind nicht weniger zahlreich und verhängnisvoll, wie die des formalen und reinen Rationalismus. Nur zwei erkenntnistheoretische Schulen führen zu noch tieferen Ungereimtheiten den Tatsachen der inneren Erfahrung gegenüber, nämlich die des absoluten Prästabilismus und des sensualistischen Materialismus. Diese Schulen indessen finden unter aufmerksamen und geübten Erkenntniskritiker heute keine Vertreter mehr, da der Mystizismus der einen und die Kurzsichtigkeit der anderen Auffassung zu sehr offenbar ist. Wollen wir einer Lösung des Erkenntnisproblems näher komen, so müssen wir an die Erfahrungen und Daten anknüpfen, welche der Empirismus klarlegte, um im Fortgang seiner Entwicklungen die von ihm übersehenen Fehler zu vermeiden. Die Fehler aber waren die: daß die individuellen selbständigen Erkenntnisfaktoren  A  und  B  umklammert wurden von der Parenthese mit der Aufschrift: Liegen in  einer  Ebene. Damit aber wurden sie beide zu mathematischen Identifikationsfaktoren, ihre von Grund auf gesetzte  Individualität verschwand,  und so erstarrten sie zu den  formalen,  d. h. real  differenzlosen Gebilden von A' und A''.  Unser Verbündeter im Kampf gegen den seichten formalen Empirismus bleibt beständig KANT. In wahrer Anerkennung der Tiefe der hier vorliegenden  Differenz  begründete derselbe bekanntlich seinen  kritischen Apriorismus.  So nah wir nun aber unseren Standpunkt bei KANT nehmen gegenüber dem oberflächlichen Empirismus, völlig kann man sich ihm dennoch nicht in die Arme werfen. Versucht man das, so wird man ungerecht gegen die Errungenschaften der Empiristen, die man KANT gegenüber wiederum nun umgekehrt gar zu gern völlig unterschätzt und zu ignorieren versucht.

Die Aufgabe der Erkenntniskritik wird die sein, den rechten Weg zwischen dem reinen Apriorismus und jenem vorher geschilderten formalen Empirismus zu suchen. Verwirft man auch den  reinen  Apriorismus, so muß doch, wir wiederholen, die oben betonte  reale  Differenz festgehalten werden, zwischen der relativen Selbständigkeit der Einheitsapperzeption und dem schematischen Material, welches die Außenwelt darbietet, um den Ausdruck des im Gehirn zustande kommenden Schemas darzustellen. An dieses so gebildete Schema tritt die Apperzeption erst heran, und nun erst mit ihrer igenen selbständigen Zutat wird das Schema in die klare Erkenntnisform übergeleitet. Der fundamentale Erkenntnisakt besteht nun in der vor sich gehenden Wechselwirkung und Annäherung von Schema und Einheitsapperzeption. Alles wird darauf ankommen sich die Art dieser Wechselwirkung anschaulich zu machen. WSie schon im vorigen Kapitel erwähnt, hatte sich der Kantianismus gewöhnlichen Schlags die Sache sehr leicht gemacht; er suchte im Sinnlichkeitsmaterial (als Schema) nichts  als den völlig zufälligen wirren Wechsel,  in der Einheitsapperzeption dem gegenüber aber das  Urbild streng geordneter Beharrlichkeit,  indem sich so beide Faktoren vereinigten, sollte das Produkt eines beharrlichen und logischen Wechsels zutage treten. Dieser beharrliche Wechsel stellt alsdann im Grund das Schema der Zeit dar, mit deren Apperzeption, wie KANT lehrt, sich alle Erkenntnismöglichkeit begründet und aufbaut. So ungefähr argumentieren in der Erkenntnislehre die kantischen Aprioristen. Man erkennt leicht, wen man erkenntniskritisch als apriorisierenden Kantianer aufzufassen haben wird. Es sind das allemal jene Kritiker, welche ganz nach Art und Beispiel vom Kaleidoskop, auf die eine Seite das schlechthin wirre und zufällige Sinnlichkeitsmaterial der Außenwelt  = X  stellen, um von der anderen Seite die Apperzeption rein aus sich selbst alle Mittel der Logik und Ordnung  A hergeben und fertig hinzubringen zu lassen.  Die Einheitsapperzeption ist hier also genaugenommen der  nous,  der als Ordner die wirre Sinnlichkeitsmasse in die Kategorien und Anschauungen gießt, und damit restlos logisch formt. Indessen übersieht der reine Apriorismus  die Tatsachen  und vergißt die empirischen Momente richtig zu deuten. Schon im vorigen Kapitel führten wir aus, daß die Apperzeption des Ich  kein schlechthin Beharrliches  in sich ist, ebensowenig wie das Auge, das in ein Kaleidsokop blickt, um von seinen Muskeln bewegt, die wechselnden Bilder desselben zu erfassen. Zwischen der Einheitsapperzeption und das Perzeptionsmaterial der Sinne schiebt sich erkenntniskritisch, wie wir sehen, das Schema des Sensoriums. Am Beispiel des Kaleidoskops wird es dargestellt durch die Spiegel, welche, da sie zueinander eine bestimmte Stellung haben, und beim Drehen des Bildes somit unter sich einem geordneten Rhythmus folgen, die wirre Masse des Materials an bunten Steinchen zu einer bestimmten Ordnung zusammennehmen, welche mit Leichtigkeit die Einheitsapperzeption des Auges zu erfassen vermag. Das, was wir dem gegenüber die Außenwelt nennen, ist kantisch betrachtet, wie das Beispiel deutlich erkennbar macht, nichts, als die Interpretation aller Affektionen und Reizmaterialien durch unser zerebrales Sensorium. Ihm gegenüber aber verbleibt äußerlich der wirre Knäuel der Schwingungen und uns unbekannten sich durchkreuzenden Bewegungen der weiteren und über die Endapparate der Sinne hinausliegenden Reizwelt  = X.  Hier bleibt die erkenntniskritische Kluft mit ihr das Problem.

Der Materialismus und der naive Sensualismus kennen dasselbe nicht, der seichte Formalempirismus verdeckt es durch seine Annahmen, und der Apriorismus nicht minder überstürzt dasselbe durch eine voreilige nicht mit den empirischen Tatsachen übereinstimmende Lösung. Dem Sensualismus und formalen Empirismus gegenüber muß an dieser Stelle die Kluft wieder vor Augen geführt werden. Es handelt sich darum, ob ein tieferer kausaler Zusammenhang konstatiert werden kann zwischen der wirren zufälligen und chaotischen Masse und Irregulation des äußeren sich durchkreuzenden Reizmaterials  = X  und dem Schema des Sensoriums im Gehirn, an welches die Apperzeption erkenntnistheoretisch unmittelbar anknüpft, während die übrige Reizwelt nur mittelbar mit ihr in Verbindung steht. Der strenge Apriorismus vermag in der Tat diese Kluft zwischen Schema und Sinnlichkeitsmerkmal nicht zu vermitteln, während der oberflächliche Empirismus rasch bereit ist, die strengen aprioristischen Formen von Raum und Zeit so zu dehnen, daß in das Prokrustesbett derselben neben der Einheitsapperzeption das Schema des Sensoriums wie auch die ganze übrige Außenwelt schlechthin hineingereckt werden. Bei genauem Hinschauen auf die Tatsachen verbergen sich in beiden Ansichten Irrtümer, auf die man wiederholt hinzuweisen hat. Der formale Empirist muß, wie schon im vorigen Kapitel geschah, darauf aufmerksam gemacht werden, daß die reinen Formen von Raum und Zeit, welche der aprioristischen Apperzeptionsform angehören,  in eben dieser reinen Form identisch im Schema des Sensoriums nicht wieder gefunden werden können;  denn erkenntniskritisch muß betont werden, daß der rhythmische Wechsel der Vorstellungen, der getragen wird von der rhythmischen Blutzirkulation, und was sich im sensoriellen Nervenprozeß daran anschließt,  noch nicht die Vorstellung des Rhythmus ist, welcher als Apperzeptionsform der Zeit  von uns wahrgenommen und erlebt wird. Wäre hier in der Tat ein allgemeiner überindividueller Zusammenhang, so müßte es  schlechthin eine objektive Zeit geben, während wir nichts subjektiveres und individuelleres kennen als den Wechsel der Zeiterlebnisse.  Wäre selber der physiologische Blut- und Nervenrhythmus im Schema des Sensoriums für die physischen Ganglienzellen auch eine Art von Zeiterlebnis, so ist es sicherlich doch ein  ganz anderes, wie das der Einheitsapperzeption unseres Bewußtseins, und daher ist es nicht mit ihm zu identifizieren.  Wie aber, wenn wir über unser Sensorium und über die Endapparate der Sinne hinausblicken? Ist es möglich auch die dort angetroffenen relativen Diskontinuitäten und sich häufenden und durchkreuzenden Irregulationen als irgendein Zeitschema an den Substraten vorauszusetzen? So ohne weiteres, wie das in naiver Weise der formale Empirismus versucht, wird sich das  ganz gewiß unmöglich machen lassen.  Die Tatsachen scheinen daher zugunsten eines strengen Apriorismus zu sprechen, der hier zwischen Außen- und Innenwelt jene Kluft als bestehend konstatiert wissen will, die er ansetzt wie  A : X.  Damit ist aber freilich, wiie man der kantischen Theorie schon mit Recht so oft eingeworfen hat,  keine  Lösung gegeben; denn die Erkenntnismöglichkeit der als völlig  transzendent gesetzten Außenwelt wäre hiermit aufgehoben.  -

Bringt uns nun der Empirismus, wie wir sahen, keine Lösung, weil er die  inneren  Tatsachen übersah, nämlich den tiefen Unterschied der Nichtidentität und der Differenz zwischen dem starken Wechsel der äußeren Perzeptionen, ferner dem rhythmischen Wechsel der Vorstellungen im Schema des Sensoriums und schließlich jener Vorstellung des Wechsels, welche wir als subjektives Erlebnis des Zeitrhythmus auffassen, so übersieht der Apriorismus wieder das Gewicht der  äußeren  Tatsachen, wobei man letztere hier mit Akribie zu deuten hat, um wenigstens die  Erkenntnismöglichkeit  auch der Außenwelt kritisch ins rechte Licht zu setzen. Die Differenzen und Nicht-Identitäten zwischen Einheitsapperzeption, und Schema im Sensorium und Wechsel des Perzeptionsmaterials zugegeben, - sind dieselben den Tatsachen gegenüber derart, daß sie angesetzt werden können wie  A : Y : X,  oder liegt nicht in der empirisch hervorgehobenen rhythmischen Blutzirkulation und der mit ihr zusammenhängenden Nervenfunktion im Schema des Sensoriums mindestens eine Adaption und Ähnlichkeit vor, die den Rhythmus des Zeitwechsels in unserer Apperzeption doch schon wenigstens  anklingen läßt.  Offenbar bietet empirisch betrachtet eben jener betonte Rhythmus des sensoriellen Schemas ganz gewiß die  ersten entgegenkommenden äußeren Stützpunkte,  welche von objektiver Seite die subjektive Apperzeption zu erfassen und erkenntnistheoretisch zu bearbeiten imstande ist. Es wird daher recht wohl angehen, wenn wir den oben gegebenen Ansatz der Aprioristen in die Form bringen von  Ar : Xr.  Mit dem Index  r  soll die erkenntniskritische Beziehung von Apperzeption und Schema hinsichtlich des empirischen Rhythmus, den beide besitzen, angedeutet werden. Dies anerkannt, bliebe den empirischen Tatsachen gegenüber aber noch übrig, die freilich ungleich tiefere Kluft zwischen dem äußeren Perzeptionsmaterial und dem sensoriellen Schema zu erklären.

Der Apriorismus, der mit der Ähnlichkeit nicht einmal bis zum sensoriellen Schema vordringt, übergeht die sich hieran anlehnende Frage selbstverständlich; denn da ihm schon das Schema im Sensorium ein reines  X Y  war, so ist und bleibt ihm alles was dahinter liegt ein noch problematischeres  X.  Dennoch braucht man im Hinblick auf die empirischen Tatsachen an der Lösung auch dieses Problems nicht gänzlich zu verzweifeln. Waren schon verhältnismäßig sehr deutliche Berührungspunkte zwischen dem sensoriellen Schema und der Apperzeption in Bezug auf den Zeitrhythmus ausgeprägt, so werden wir, wenn auch in viel verblaßterer Form, diese erkenntniskritischen Berührungspunkte auch zwischen den Funktionen des sensoriellen Schemas und dem wirren und scheinbar zufälligen und chaotischen Wechsel des Perzeptionsmaterials der weiteren objektiven Außenwelt bei genauerer Betrachtung aufzufinden imstande sein. Wie man sich nämlich auch das wirr durcheinander fließende Chaos in der äußeren Reizwelt vorstellen mag, und so sehr die von allen Seiten ausgestrahlten Schwingungen sich wie entgegenstrebende Wellen teils verstärken teils aufheben und durchkreuzen werden, eines müssen wir anerkennen,  sie alle werden getragen von jenem empirisch nachweisbaren Rhythus, der unserem Planeten eigen ist bei seiner Selbstumdrehung und seinem Umlauf um die Sonne.  Die Nachwirkungen dieses Rhythmus werden sicherlich anklingen und mitklingen auch im Wechsel, der als Rhythmus von uns im sensoriellen Schema aufgefunden wurde. Auch dieser Rhythmus wird daher ein empirisch nicht ganz außer Acht zu lassender erkenntniskritischer Faktor sein. Was uns in der Außenwelt das Reizmaterial darstellt, stellen im Kaleidoskop die Steinchen dar, untersuchen wir an diesem Beispiel daher experimentell, ob dem wirren Perzeptionsmaterial, das ist an diesem physikalischen Instrument also die chaotisch und diskontinuierlich durcheinander gewürfelte Menge von bunten Steinchen (welche vor einer matten Scheibe liegen),  im Wechsel der Figuren ein bestimmter Rhythmus von Geschwindigkeit zukommen muß,  wenn eine apperzeptive Auffassung vom Auge aus stattfinden soll.

Ein solches Experiment läßt sich aber unschwierig anstellen, man hat nur nötig, die matte Scheibe des Kaleidoskops mechanisch so einrichten zu lassen, daß sie für eine sehr große Beschleunigung der Drehung brauchbar wird. Alsdann setzt man die rotierbar gemachte Scheibe mit einem größeren Drehwerk, wie es im Besitz von Schleifereien angetroffen wir, in Verbindung. Die mit einem solchen Drehrad erzeugte Rotation der Scheibe am Kaleidoskop läßt sich unschwierig steigern bis auf eine sechzehn- bis achtzehnfache Umdrehung derselben in der Zeitsekunde. Geschieht das, so wird man gewahren, daß bei einer solchen starken und maßlosen Geschwindigkeit der Blick des Auges in die leeren Spiegel fällt, weil weder die Spiegel noch das Auge bei einer solchen Schnelligkeit des Wechsels der Scheibe mit den Steinchen ein Bild zu perzipieren imstande sind. Läßt man die Scheibe langsamer rotieren, so erscheinen zunächst graue und bräunliche Figuren, die schließlich bei einer sechs- bis achtfachen Drehung in der Sekunde sich zu den gewöhnlichen buntfarbigen Figuren des Kaleidoskops gestaltet haben. Dieses einfache sinnesphysiologische Experiment soll uns erkenntniskritisch lehren, daß auch dem Fluß und Wechsel des ansich wirren sinnlichen Perzeptionsmaterials (d. h. der kantische Sinnlichkeitsstoff)  ein bestimmtes Maß und ein Rhythmus des Wechsels und der Fortbewegung vorgeschrieben ist, wenn es in das Sensorium bzw. in das Schema, das sich der Einheitsapperzeption unseres Verstandesbewußtseins zur weiteren Verarbeitung darbietet, überhaupt eingehen will.  Wie man sich daher auch die Summe der in der relativ selbständigen Außenwelt vollziehenden Bewegungen und Schwingungen in ihren gegenseitigen wirren Durcheinanderwirkungen vorstellen will, man muß sie alle im Hinblick auf die empirischen Tatsachen umwoben und getragen denken von einem allgemeinen und gemeinsamen Maß des Wechsels und des Rhythmus,, denn eben dasselbe bildet empirisch die erkenntistheoretische Beziehung zwischen dem sensoriellen Schema und der Außenwelt. Mit dieser allgemeinen empirischen Betrachtung aber wäre das Problem etwas geklärt; denn nachdem wir auch zwischen dem Schema des Sensorium und der Außenwelt empirisch den Bestand einer ähnlichen Beziehung nachgewiesen haben wie zwischen dem sensoriellen Schema und der Einheitsapperzeption (als subjektive Innenwelt), gestaltet sich die Außenwelt als dritter erkenntnistheoretischer Faktor dem  A  und  B  gegenüber nicht wie vorher zu einem völlig unzugänglichen  X,  sondern zu einem  C.  Die jetzt zu vervollständigende erkenntnistheoretische Formel der drei Faktoren von Apperzeption, von sensoriellem Schema und sinnlich äußerem Reizmaterial, ist daher ausdrückbar in dem Ansatz:  Ar : Sr : Gr,  in welchem  r  der durchgängige normale Rhythus,  A  die Apperzeption des Ichbewußtseins,  S  das sensorielle Schema und  G  die von der Gravitation beherrschten Wirbel und Strudel des äußeren Sinnlichkeitsmaterials darstellen. Sind alle Faktoren untereinander  korrelativ,  so sehen wir an dieser Formel wie ihre Beziehungen untereinander zusammentreten, um das erkenntnistheoretische Gesamtresultat zu ergeben,  mit dem sich die Möglichkeit  einer relativen Erkenntnis ausbilden kann. Es ist leicht zu übersehen, was den Nerv bildet, um die Vermittlung der korrelativ selbständigen drei Faktoren nach der rezeptiven Seite der Seele erkenntniskritisch zu bewirken. Wir erkannten aus der obigen Darlegung, daß dies der durchgängig empirisch  angetroffene Rhythmus war,  der sich darstellt als ein maßvoller Fluß von Beharrlichkeit und Wechsel, hier der Vorstellungen in der Zeit, dort der sensoriell schematischen Funktionsformen und schließlich des von der Gravitation beherrschten allgemeinen Sinnlichkeitsmaterials. In der algebraischen Formel haben wir diesen Rhythmus mit  r  bezeichnet, welcher, wenn auch unter verschiedenem Ausdruck, durch die ganze Formel hindurch reicht.  r  ist in uns (subjektiv) die Zeit, in  B  der Blutrhythmus und der des Nervenprozesses als bloßes Zeitschema, und in  C  jener vage Rhythmus der Planetenbewegung und Gravitation, der im sensoriellen Schema des Gehirns nachklingt.

Es mag nun der Philosoph, gestützt auf solche Tatsachen, versuchen, durch die empirische Ähnlichkeit der Anklänge, in welchen sich die korrelativen Faktoren, sobald sie normal arbeiten, hiernach berühren und in eine gegenseitige Übereinstimmung (Regulation) setzen, die Phänomene des Universums zu deuten; aber vergessen darf man hierbei nicht, wie die formalen Empiristen, daß unter dieser relativ freien Form die einzelnen Erkenntnisfaktoren doch  so selbständig  (relativ autonom) sind, daß sie ihre empirische  Verschiedenheit gegeneinander und untereinander erweitern können,  um sich unter solchen Umständen beziehungs- und somit erkenntnislos voneinander unnormal und unrhythmisch  zu trennen und relativ stärker zu lösen.  Die pathologischen Formen, die hierüber zu Rate zu ziehen sind, sind freilich bei weitem noch nicht tief genug erforscht, aber in bestimmten Einzelfällen geben sie doch deutlichen Aufschluß darüber, daß durch den gestörten Rhythmus im sensoriellen Schema, der Einheitsapperzeption des bewußten Verstandes, die Deutung des im Schema gelieferten Materials schwierig wird.  Jllusionen  und Halluzinationen sind dann die falsch erzeugten Produkte. Was in uns und in unserem Gehirn aber für sonderbare Phänomene stattfinden würden, wenn sich der Rhythmus der planetarischen Bewegung und Umdrehung unserer Erde plötzlich veränderte, läßt sich nicht erdenken. Nicht nur das Sensorium, sondern auch die Apperzeption würden sich unter solchen Umständen wohl korrelative in  X Y  verwandeln. Auch nach einer anderen, als nach der rezeptiven Gefühls- und Empfindungsseite unserer Einheitsapperzeption (als Intellekt und Ichbewußtsein) ergibt sich die oben ausgeführte Lösung des erkenntniskritischen Problems.

Deutlich läßt sich dieselbe auch hier nach der  spontanen Seite hin verfolgen,  auf welcher in uns die Begehrungen, das Streben und die Willensimpulse zum Vollzug kommen. Trat auf der rezeptiven Gefühlsseite der Einheitsapperzeption (Intellekt) das Sensorium mit der Formm des Schemas gegenüber, so tritt der intellektuellen Tätigkeit nach der Seite der Spontaneität, durch welche sich die Gefühle und Vorstellungen in  Begehrungen und Handlungen umsetzen,  in körperlicher Beziehung (also in den Zentralteilen) das Motorium gegenüber. Wir verstehen darunter in physiologischer Beziehung all jene Partien der Zentralorgane, in denen, wie hauptsächlich im verlängerten Mark und im Kleinhirnn die größeren Innervationsherde [Nervenimpulse - wp] für die kombinierten Muskel- und Bewegungsapparate geschaffen sind. Ebenso wie man bei Halluzinationsformen das Sensorium zu stark autonom und deshalb unnormal arbeiten sieht, kann auch das Motorium, als relativ selbständiges Organ, vom Intellekt (als Einheitsapperzeption des bewußten Verstandes) losgelöst werden. Es arbeitet dann ebenso stark  autonom,  und gerät, wie die interessanten hypnotischen Zustände beweisen, unter Umständen sogar unter ganz fremde Willenseinflüsse. Auch im Motorium muß sich, ähnlich wie im Sensorium, ein funktionelles Schema kristallisiert haben, das sich aus den reflektorischen Einflüssen von Seiten des wollenden und handelnden Intellekts herleitet. Wie das Sensorium und alle übrigen Organe nimmt es zugleich Teil an jenen rhythmischen Phänomenen, welche sich gemeinsam durch Körper und Außenwelt hindurchziehen. Zugleich müssen wir voraussetzen, daß das genannte Motorium physiologisch in einer innigen  Verbindung steht mit dem Sensorium,  da sich alle Muskelbewegungen wiederum mit Muskelgefühlenn verknüpfen, die ein inneres Perzeptionsmaterial für das Sensorium bilden. Diese Verbindung ist aber für den apperzipierenden und erkennenden Intellekt von höchster Wichtigkeit, da er seine spontanen eigenen Willensanstöße hiermit wiederum in charakteristischer Weise, innerlich auf der rezeptiven Seite des Sensoriums reflektorisch  widergespiegelt  sieht. Ist  A  wiederum der Intellekt (als Einheitsapperzeption) etc.,  M  das Motorium,  S  wie oben das sensorielle Schema, so erhalten wir durch diese somatische Vermittlung  A : M S.  Im Hinblick auf die rhythmische Wechselwirkung von  A  mit  S  (sensorielles Schema) trafen wir aber in  S  schon den Exponenten  r  an, so daß sich im sensoriellen Schema, der Einheitsapperzeption gegenüber, unter normalen Verhältnissen die Formen von  Sr  und  Mr  ausbilden.  Da nun aber Motorium und Sensorium im Gehirn demselben Blutrhythmus usw. in somatischer Beziehung unterworfen sind,  treten  S  und  M  in dieser Hinsicht  inniger zusammen  und die beiden  r  verbinden sich zu  (r' + r'').  Sie werden hierdurch miteinander  stärker vergleichbar,  und es ist einleuchtend, daß durch die hiermit  vorstellbare Vergleichbarkeit  aufeinanderfolgender rhythmischer Vorgänge im Motorium und Sensorium des Gehirns, die Apperzeptions- und Bewußtseinsfähigkeit des Intellekts  vice versa  bedeutend steigt, womit die erkenntniskritische Einsicht über eine übereinstimmende Verwandtschaft der somatischen Substrate und Funktionen des Nicht-Ich mit dem Intellekt als Ich seine wahrscheinlichste Form gewinnt. Die erkenntnistheoretischen Folgerungen lassen sich hiernach leicht übersehen, sie beruhen darauf, daß zwischen Innenwelt (Ich) und Außenwelt (Nicht-Ich) bei immerhin anerkannter Differenz und korrelativer Autonomie derselben eine erkenntnistheoretische Brücke geschlagen werden kann, sobald sich die festgestellten autonomen und relativ freien Erkenntnisfaktoren  normal und rhythmisch untereinander in Regulation setzen.  Dieses Ergebnis der Erkenntnislehre aber ist sehr erheblich und hat nicht unbedeutende Rückwirkungen auf die Lehre von Freiheit und Notwendigkeit, ebenso wie auf den von hier aus sich ergebenden und vorgezeichneten Gesamtaufbau einer Ethik und Ästhetik, welche sich nicht kritisch begründen lassen werden, ohne jenen festgestellten Begriff der gegenseitigen praktischen Regulation, in welcher sich die relative Freiheitslehre eine wichtige Geltung erobert. (siehe auch die Ausführungen hierüber von ERNST LAAS, "Über die Kausalität des Ich", Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 4)

Die hier gebotene Erkenntniskritik unterscheidet sich scharf von allen Theorien der Skeptiker und Rationalisten und Empiristen, ebenso wie von der der reinen kantischen Aprioristen. Sie fußt vor allem auf der richtigen Deutung der inneren und äußeren (physiologischen)  Tatsachen,  und insofern ist sie Positivismus. Zum Beweis bedient sie sich der wahren Natur des Intellekts, dessen Schema aus den erkenntniskritischen Tatsachen der unmittelbaren und mittelbaren Erfahrungen festzustellen ist. Durch die korrelative Regulation des sensoriellen Schemas  S  und der Einheitsapperzeption  A,  in welcher bei Anerkennung des real differenten  S  gegenüber von  A  die Exponenten  (r' und r'')  zum Ausdruck kommen, erkennt man die wahre Natur des Intellekts. Sie zeigt uns ebensosehr die scharfe Unterscheidung (in der realen  Differenz  von  A  und  S  und somit die Koordination) der Faktoren, also deren relative Autonomie, sowie deren Zusammenhang in der gegenseitigen regulatorischen Vergleichung  Ar : S (r' r'').  Dieses letztere Verhältnis aber von  (r' : r'') wird nur stattfinden unter normalen und regulativen Verhältnissen des Gehirns = S,  es kann, wie pathologische Tatsachen lehren, schwinden und latent werden. Mit diesem Resultat der Tatsachenlehre und unumgänglicher Empirie überwinden wir allein den noch immer auf dem philosophischen Katheder herrschenden reinen Rationalismus in der Erkenntnislehre, der  die Tatsachen  ignoriert oder überfliegt. FICHTE, der moderne Begründer derselben, erkannte erstens nicht tief genug den realen Einschnitt und die tiefe Differenz von  A  und  B  (Nicht-Ich und Ich) als Apperzeption und Gehirnschema (Sensorium, Motorium = Körper und Außenwelt etc.) und zweitens übersah er, daß die Vergleichbarkeit dieser beiden autonomen Faktoren durch die gegenseitige Erweiterung ihrer Verschiedenheit ebenso völlig schwinden, wie bei normaler Regulation und Verähnlichung auftauchen und wachsen kann. Dem reinen Rationalismus und Apriorismus einerseits, sowie dem von uns kritisierten sogenannten formalen Empirismus gegenüber, ist die hier dargelegte Theorie  ein kritischer Empirismus;  denn sie sucht die Ergebnisse des kantischen Kritizismus mit den empirischen Tatsachen in Einklang zu bringen.

Es sei mir nun an dieser Stelle gestattet, einige Worte zu sagen über die Stellung, welche mein hochverdienter Lehrer HERMANN LOTZE dem hier behandelten Problem gegenüber einnimmt. - Wer die physiologischen Ausführungen LOTZEs nachliest, welche derselbe in seiner medizinischen Psychologie über den Empfindungsakt gegeben hat, wird rasch erkennen, wie sehr sich dieser scharfe Denker unterscheidet von der Flachheit der formalen Empiristen, deren Lösung nicht im Einklang ist mit den von KANT vorgezeichneten kritischen Grundlinien und auch dem empirischen Tatbestand nicht vollkommen gerecht wird. -

So sehr wir auch manches anerkennen müssen, was von formalen Empiristen in erkenntnistheoretischer Hinsicht, wie beispielsweise von FECHNER, WUNDT und anderen geleistet wurde, ein genaues Eindringen in das gestellte erkenntnistheoretische Problem, wie das bei LOTZE der Fall ist, vermißt man. LOTZE ist in seinen Ausführungen ebensosehr empirischer Physiologe, wie kritisch scharfer Erkenntnistheoretiker. Er erhebt sich in seinen umsichtig geführten Untersuchungen über den formalen Empirismus zu einem kantischen Apriorismus. LOTZE hält fest an der Autonomie der Einheitsapperzeption des Intellekts bzw. der Seele, gegenüber dem Sensorium, Nervenprozeß und Gehirn. Sein Apriorismus kommt erkenntniskritisch deutlich zum Ausdruck in seiner bekannten Lokalzeichenlehre, in welcher er streng darauf hinweist, daß die Psyche selbst und allein es ist, welche diese Zeichen als bloß extensive Symbole nur benutzt, um sie in ihrer Art neu durch die ihr eigenen und angeborenen Formen zu Intensitäten (d. h. zu eigenen und ihr selbst angehörigen) Erlebnissen zu gestalten. Durch die Existenz der Lokalzeichen gibt Lotze hier, wie es scheint, ein raumzeitliches Verbindungsglied der Seele und Apperzeption mit dem Sensorium und der Außenwelt zu; aber diese Vermittlungsglieder verhalten sich doch nur, um ein Bild zu gebrauchen, wie die dünnen auf den Grund des Meeres gesenkten Kabel von Telegraphenleitungen, die zwei verschiedene einander unbekannte und fremde Weltteile verbinden. -

Die hier gegebene Vermittlung von  A  und  X  ist daher nur  rein symbolisch,  ja genau genommen nicht einmal dies; denn worauf soll sich die so angedeutete Symbolik hinsichtlich ihres raumzeitlichen Vermittlungswerkes der Lokalzeichen beziehen? Etwa auf einen genauen Parallelismus der inneren Erlebnisse des Ich und Nicht-Ich? Dies ganz gewiß nicht; denn ein solcher wird wegen ihrer beiderseitigen Autonomie empirisch nicht angenommen werden dürfen, und wäre sicherlich auch durch diese Art von Lokalzeichenlehre nicht zu konstatieren. Denn, um an das oben erwähnte Bild anzuknüpfen: Wer garantiert uns, ob die von den Nicht-Ichs abgesandten Kabeltelegramme unterwegs von Sturm und Wellen bearbeitet und verstümmelt wirklich genau und richtig ankommen im Bereich des Ich, wie man doch zur Lösung der Frage wünschen müßte. LOTZE geht daher, wie man seine Lehren auch deuten mag, auf einen völligen Apriorismus zurück, der das Rätsel und den Widerspruch von  A : X  bestehen läßt. Soll die Idee seiner Lokalzeichenlehre aber gerettet werden, so muß man die LOTZE'schen Lokalzeichen als direkte, wenn auch schwankende Korrelationen von Ich und Nicht-Ich (Apperzeption und Sensorium etc.) fassen. Das heißt, wie sehr auch den gegebenen Verhältnissen gemäß diese Wechselbeziehungen zwischen  A  und  S  gehemmt und unterbrochen sein mögen, irgendeine, wenn auch noch so geringe  empirische Kontrolle beider Glieder müssen sie doch zulassen.  Geschieht das nicht, so wird jede Lokalzeichenlehre bedeutungslos, denn eine Erzeugung der raumzeitlichen Anschauungen rein aus dem inneren Ich, dem hierzu die Form apriorisch angeboren ist, ist ganz ebenso überempirisch, wie eine völlige Wiedererzeugung dieser Grundverhältnisse bei unsicheren und  völlig unkontrollierbaren Anhaltepunkten.  Mit anderen Worten: so verstümmelt die Lokalzeichen auch über die Außenwelt  X  berichten mögen, einiges, was sich sicher kontrollieren läßt an diesem äußeren  X, als empirische Beziehung  zu  A,  müssen sie zweifelsohne berichten. Diese korrelative und direkte Kontrolle übersieht aber der reine Apriorismus ebenso, wie der physiologisch gefärbte Apriorismus LOTZEs. Da sich LOTZE bekanntlich mehrerer Bilder bedient hat, um seine Lokalzeichenlehre einleuchtend zu machen, möge uns ebenfalls in dieser Beziehung ein solches gestattet sein. Die Zeichen, die uns vom Nicht-Ich zugehen, gleichen anfänglich den Feuern von Leuchttürmen, welche trotz Sturm, Finsternis und Wogen von verschlagenen Schiffern immer deutlich aufgefunden und zur Orientierung benutzt werden, je mehr es ihnen der Grad des Sturmes gestattet den Kompaß genügend zu gebrauchen. Die wachsende Erkenntnis gleicht dann dem ruhigen Hafen bei ebener See, wo sich Leuchtfeuer und Lotsen begegnen, um trotz Nacht und Dunkelheit das Schiff in einem sicheren Kurs zu leiten. Man ersieht wohl aus diesem Bild, wie sich diese Auffassung von LEIBNIZ' Parallelismus, vom reinen Apriorismus und Skeptizismus, schließlich auch von jenem Spinozismus unterscheidet, der in einem gewissen Sinn vom formalen Empirismus zur Anlehnung benutzt wird. -

Sieht man nun zu, worin diese Kontrolle besteht, so stoßen wir empirisch auf den oben betonten ebenmäßigen maßvollen Wechsel der Außenweltfaktoren und des Sinnlichkeitsmaterials, das ist der äußeren Reizwelt.  Es ist jener oben deutlich hervorgehobene Rhythmus r.  Schwände derselbe in einer solchen Weise, wie sinnesphysiologisch bei einer 18 - 20-fachen Drehung einer Figurenscheibe am Kaleidoskop von circa 6 Zentimeter Durchmesser in einer Sekunde vor dem ruhigen Auge die klar gespiegelten Sinnesbilder, so müßte diese empirisch nachweisbare Kontrolle aufhören zwischen  A  und  S,  das Verhältnis stellte sich alsdann wie  A  zu  X.  Lassen wir aber die regelmäßige Schwingung der Kaleidoskopscheibe sinken bis auf 8 - 12 Mal in der Zeitsekunde, so beginnen sich in den Spiegeln bereits graue Konturen der farbigen Figuren merklich abzubilden, um so die Korrelativität und den empirischen Bestand jener Kontrolle zwischen  A  und  X  erkennen zu lassen. Bei einer noch geringeren Sekundendrehung treten dann die farbigen Figuren in deutlicher, vollkommener und farbiger Zeichnung auf, der reguläre Rhythmus, wie er zur erkenntnistheoretischen Apperzeption oberhalb der Schwelle nötig ist, ist dann in Kraft getreten,  X  hat sich  A  gegenüber in  B  umgewandelt. Das Experiment führt uns, wie nachweislich, zugleich  auf die Reihe der empirischen Zwischenstufen, die man im Verhältnis A : X tatsächlich zu setzen hat, um den Gesamtprozeß zu begreifen.  Nennen wir das Verhältnis von  A : X,  um einen HERBART'schen Terminus zu gebrauchen, ein  Auseinander  der Faktoren, so geht dasselbe allmählich, durch ein Entgegenkommen beider unter  r  (als regulären wechselseitigen Rhythmus) über in ein deutlich korrelatives Füreinander derselben. Wir sehen, daß die Erkenntnis, nenne man sie zunächst Wahrnehmung, Affektion oder Apperzeption in ihrer Evidenz abhängt von jenem  r,  das wir empirisch als Bindeglied und Kontrolle zwischen den Bewegungen und Formen von  A : B  antreffen. Diesen wichtigen Dienst der Kontrollierbarkeit beider Faktoren leisten in somatischer Hinsicht der Seele jedenfalls ihre nächsten Gehirnnachbaren, das sind die zerebralen Teilchen des Sensoriums und Motoriums, sie liefern empirisches Zeugnis über eine positive Vermittlung und Verständigung von Ich (als Innenwelt, Seele etc.) und Nicht-Ich (als Außenwelt). Sie bauen tatsächlich eine Brücke; die für den Erkenntnisakt von fundamentaler Wichtigkeit ist. Indem sich die ursprünglichen Faktoren gegenseitig immer inniger und regulativer durchdringen, ohne ihre gegenseitige Selbsterhaltung (Autonomie) aufzuheben, treten sie endlich in ein verwandtschaftliches Verhältnis und erzeugen so ein kausal-normales inniges Füreinander, auf dessen Unterlage neben der gegebenen Unterscheidung das Phänomen der Erinnerung zustande kommt, mit dem sich die einzelnen Momente der sich normal regulierenden Glieder strenger assoziieren, adaptieren und kontinuierlich aneinanderketten, um so das sogenannte Selbstbewußtsein zu erzeugen, als das kausale Produkt voller menschlicher intellektueller Erkenntnis. Es begründet sich unter einer solchen Norm zugleich  das Erlebnis der Zeitreihe,  wobei letztere zum weiteren Ausbau der räumlichen Anschauung, sowie zur Erzeugung des sogenannten Selbstbewußtseins zugleich mit den Grund legt. Mit Rücksicht auf die empirisch durchlaufenen Zwischenstufen nenne ich die Produktion dieser Zeitreihe im Intellekt:  den erkenntniskritischen Vorgang der Schematisierung.  Das sogenannte Schema ist daher nichts, als jenes empirisch gefundene  r,  durch dessen Vermittlung Sinnliches (Außenwelt) und Übersinnliches (Verstand, Denken usw.) sich gegenseitig untereinander verständigen und die Stufen des positiven oder negativen Auf- und Abschwankens ihrer Erkenntnisgrade deutlich machen. Die praktische Aufgabe jeder Erkenntnislehre wird es daher stets bleiben,  den Intellekt (als Übersinnliches) sinnlich zu schematisieren,  wie umgekehrt das sogenannte Sinnlichkeitsmaterial schematisch zu intellektuieren. Je mehr beides sachlich gelingt, je höher erhebt sich das wissenschaftliche Selbstbewußtsein als objektive Grundlage aller echten Wissenschaftslehre überhaupt.


4. Die Resultate

Überblicken wir noch einmal das gewonnene Resultat der vorstehenden Untersuchungen. Wie stark die Differenz der einzelnen Erkenntnisfaktoren auch sein mochte, wie inkommensurabel sie auch anzusetzen waren, einige empirisch nachweisliche und tatsächliche Berührungspunkte das im äußeren Sinnlichkeitsmaterial stattfindende Ebenmaß von Bewegung, oder richtiger das maß von Beharrlichkeit und Wechsel (Rhythmus), das notwendig war, wenn Perzeption und Apperzeption derselben überhaupt stattfinden sollten. Dieses Maß unterliegt empirisch größeren und kleineren Schwankungen, und die sich daran anlehnende Abfolge der Perzeptionen bildet keine streng gesetzliche Reihenfolge. Dieselbe bildet in keinem Fall ein absolut fixierbares dogmatisches Gesetz, sondern eine vielfachen Schwankungen unterworfene Regel, die nicht zum alleinigen Ausgangspunkt einer geordneten und richtig begründeten Erkenntnistheorie gemacht werden kann. Es ist unschwierig am Kaleidoskop experimentell zu zeigen, wie durch Einschiebung von Irregularitäten, wie beispielsweise der Stellung der Spiegelgläser oder des maßes von Bewegung der Scheibe, die Wahrnehmung bzw. die Erkenntnis sinkt. Was uns empirisch geboten wird, ist schematisch daher nichts als ein loser Zusammenhang von Assoziationen und Dissoziationen verschiedener Vorstellungsgebilde. Die englischen Empiristen errichten auf dieser Basis ihre sogenannte Assoziationspsychologie. Zu einer wirklichen Erkenntnislehre aber wird sich dieselbe niemals erweitern lassen. Zu diesem Zweck versuchen die englischen Empiristen und Positivisten die  Assoziationsfolge  als etwas naturalistisch und physiologisch an sich Begründetes anzusehen. Sie betrachten die Assoziation daher wie den Zusammenhang einer  kontinuierlichen  Reihe, welche ansich die Festigkeit einer Zahlenreihe besitzen soll. Eine solche Festigkeit der Assoziationsfolge aber existiert, wie wir nach empirischer Seite hin erkannten, nicht, dieselbe ist daher empirisch erschlichen. Diese Festigkeit der Folge ist aber auch der  Einheitsapperzeption  als rein inneren Erkenntnisfaktor nicht  angeboren,  wie die den Empiristen gegenüberstehenden Aprioristen annehmen, und diejenigen formalen Empiristen anzunehmen geneigt sind, welche dogmatisch eine strenge Konformität und Parallelität des physiologischen und psychologischen Erkenntnisfaktors voraussetzen.

Gesetzt aber auch es existierte eine aprioristische Angeborenheit der strengen Folge, oder des sogenannten logischen Zusammenhangs, obwohl wir keinen Grund zu dieser Annahme haben, so käme durch dieses  rein formale  Angeborensein jener Bedingung die feste gesetzliche  inhaltliche  Erkenntnis doch noch nicht zustande. Denn ob auch dem Auge die Sehkraft angeboren sein mag, es sieht im Spiegel des Kaleidoskops, wie wir oben sahen, dennoch gar kein korrektes Bild, wenn etwa äußerlich die Spiegel verstellt sind, oder die Scheibe zu schnell bewegt wird. Wo kommt nun jene Festigkeit und logische Regelgerechtheit her, wenn sie empirisch von außen nicht sogleich fertig gegeben ist und innerlich ebenfalls erst  mit Hilfe  der äußeren empirischen Erkenntnisfaktoren hier erzeugt und geschaffen werden muß? Das Resultat unserer Untersuchungen führt uns dahin, diese logisch geordnete Erkenntnis im engeren Sinne als  eine kritische Aufgabe  (Postulat) hinzustellen, das gewonnen wir,  wenn die relativ autonomen inneren und äußeren Erkenntnisfaktoren so zusammentreten, daß durch ihr Verhalten  aus ihrem gegebenen koordinierten Auseinander, oder wenn man will, aus ihrem unvollkomenen Zusammen ein regulatorisches geordnetes Füreinander entsteht. In Formeln ausgedrückt: die objektive Erkenntnis und das Erzeugte, Universale und  Gemeinsame  unter den Faktoren ist nicht purer universaler Schein  post rem  [danach - wp] (als rein Mentales), aber auch nichts fest Reales  ante rem  [davor - wp], oder unter beiden fest  in re  [in der Sache - wp] (wobei die Faktoren konform gesetzt wären), das will sagen, das  objektiv Gemeinsame  von Erkennendem und Erkannten ist weder empirisch noch aprioristisch und rein rational irgendwiei fest gegeben,  sondern es ist als ein kritisches Postulat aufgegeben  und wird unter den relativ selbständigen Faktoren (wie wir sie oben kennen lernten) erzeugt und gewonnen  durch ihr Verhalten, d. h. per res  [durch die Sache - wp]. Mit dieser Formel ist die einzig richtige Konsequenz erzeugt, wie sie durch die KANT-Revolution geboten war. Erst hiermit wird erkenntnistheoretisch das Mittelalter, wie es heute noch fast überall auf den philosophischen Kathedern herrschend erscheint, theoretisch überwunden. Leicht wird man sich überzeugen, wie fast alle erkenntnistheoretischen Lehren, die heute herrschend sind, nur Variationen der oben angeführten mittelalterlichen Formeln sind, welche keine Lösung des kritischen Erkenntnisproblems bringen. Die Umwälzung, welche die oben gegebene Lösung mit der Formel  per res  herbeiführt, wird deutlich, wenn man die bisherige übergeordnete Stellung der Logik (4) gegenüber der Ethik und Ästhetik betrachtet.

Die Überordnung der Logik wird gestürzt durch die Resultate der Erkenntnislehre. Die Logik tritt in ein koordiniertes Verhältnis zu beiden genannten Disziplinen. Wie die Ethik das erstrebte (postulierte) Füreinander der Faktoren und sozialen Glieder als regulatorische sittliche Ordnung zur Geltung zu bringen sucht, wie ebenso die Ästhetik den Sieg des verträglichen Füreinander der Glieder, an ihren Objekten als Aufgabe hinstellt, so in der nämlichen und in keiner anderen Art die erkenntnistheoretische Logik. Sie bietet keine unfehlbaren Rezepte; denn der logische Kausalsatz bleibt nach wie vor Problem, Postulat und erkenntniskritische Aufgabe. Der Identitätssatz aber ansich ohne den Kausalitätssatz ist rein abstrakt und formal, und ohne Zuhilfenahme des Satzes vom Widerspruch gänzlich unfruchtbar, im letzteren aber ist, wie anderswo vom Verfasser nachgewiesen wurde, das Kausalitätsproblem schon gestellt und gegeben. Die erkenntnistheoretische Logik hat daher gar kein andere Aufgabe, wie Ethik und Ästhetik, auch ihr Ideal ist es den Wert auseinanderzusetzen, den das logisch geordnete Füreinander der verschiedenen Faktoren als  Erkenntnisglieder  herbeigeführt hat, gegenüber dem Unwert der hiervon abführenden Wege zu einem ungeordneten Nebeneinander, Auseinander oder Durcheinander derselben. Logik, Ethik und Ästhetik müssen sich daher untereinander erleuchten und in ihren tiefsten Grundregeln ergänzen. Ich war bemüht, in meinen Arbeiten über die Grundprobleme der Erkenntnistätigkeit die wechselseitige Ergänzung und Erleuchtung der drei Wissenschaften und ihrer Prinzipien darzutun. War die Stellung der Logik gegenüber der Ästhetik bisher  unerkannt,  so auch nicht minder die Stellung der Ethik zur Ästhetik. Es gibt noch heute eine Reihe von Richtungen, welche in der Ethik die unfehlbaren Rezepte ihrer sogenannten Logik aufzufinden meinen, ohne dabei diese Ästhetik sonderlich zu berücksichtigen. Die groben Fehler dieser Richtung müssen sogleich zutage treten bei der Lösung des Freiheitsproblems (5), das keine Disziplin mehr wie die Ästhetik interessiert. Ist die Logik, (weder als sogenannte Dialektik, noch als formale Logik) wie an der Lösung des Erkenntnisproblems dargetan wurde, keine unfehlbare Autorität, die in ihren Sätzen (siehe oben) absolute Zwangsformen vorschreibt, die ausnahmslos  ontologisch  und objektiv herrschen, sondern selbst Problem, so nähert sie sich mit der Abstreifung ihrer metaphysisch - logischen - ontologischen Zwangs- und Notwendigkeitsformen, den Formen der Ästhetik, deren Prinzip es ist,  mit unmittelbarer Evidenz den Wert einleuchtend zu machen, der im Sieg der logischen Verträglichkeitsformen  (das schöne Füreinander der Glieder) über die der unschönen Zerrissenheit und der Verworrenheit der Mißformen gefunden wird. - Indem sich somit Ästhetik, Logik und Ethik vermählen, wird das Freiheitsproblem von neuem in den Vordergrund der philosophischen Probleme gestellt. Wer ohne weiteres im Verlauf der Weltgeschichte und der darin wirkenden ethischen Kräfte das ontologische Wirken und Walten streng logischer und dialektischer Gewalten erblickt, die dem Fortschritt des Weltgebtriebes eine strenge Notwendigkeit in teleologischer Richtung vorschreiben, der sinkt in seiner historischen Weltanschauung in den ödesten Fatalismus. Dieser logische und ontologische Fatalismus, der alles tiefere ethische Leben im Ganzen wie im Einzelnen tötet, wird nur überwunden durch den Hinblick auf die Wirklichkeit, welche kritisch und empirisch lehrt, daß sich das reale Spiel der Faktoren und Kräfte gleichzeitig verbunden und durchwirkt findet von Gefühlen, die in ihrer Wertschätzung hinleiten zu den Prinzipien der Ästhetik. Wie wir auch die Welt betrachten mögen, sie ist tatsächlich ein realer Kampf und Konflikt durcheinanderwirkender, d. h. in Assoziationen und Dissoziationen tretender Faktoren und Kräfte.  Dieser Konflikt der fühlenden und sich selbst erhaltenden Kräfte ist das urewige Problem.  Gelöst wird dasselbe im Einzelnen, wie im Ganzen, beständig durch die tiefere Einsicht der relativ freien, weil relativ autonomen Faktoren: daß der Sieg der Harmonie (das ästhetisch-ethische Füreinander der Glieder) von einem  höheren Wert  ist für das Wohlergehen aller Glieder, als das beständige Verharren oder der Rückfall in den problematischen Kampf und in die gegenseitige Zerstörung, des Außereinander und des Durcheinander der gegebenen Kräfte und Gewalten. -

Man beachte übrigens, wie sich die hier gefundene Lösung über die Stellung von Logik, Ethik und Ästhetik zum psychologischen Problem der Seelenvermögen verhält. Es ist einleuchtend, daß die Ethik die innigste Beziehung hat zum Wollen und Handeln der Seele, während die Ästhetik vor allem zur Lehre von den Gefühlen die deutlichste Verwandtschaft aufweist, und kaum hervorgehoben zu werden braucht, daß die Logik ihre Basis in der Vorstellungs- und Bewußtseinsseite der Seele findet. Soll die volle Seele zur Geltung kommen, so müssen alle ihre verschiedenen Kraftäußerungen einander durchdringen und erleuchten; denn sie gehören zusammen, und nur, weil bald die Äußerung nach der einen Seite mehr überwiegt, wie nach der anderen, kommen wir zur Abstraktion der sogenannten  einzelnen Vermögen.  Dabei ist empirisch von Bedeutung, daß unter diesen drei abstrahierten sogenannten  Vermögen  im Auf- und Abschwanken keines stärker hervortritt, als das sogenannte  Bewußtsein  mit seinen Vorstellungen und Wahrnehmungen. Die  Vorstellungsseite  der Seele kann nachweislich  sinken  bis zur tiefsten Bewußtlosigkeit und sich steigern bis zu einem hohen Grad von Klarheit und Übersicht. Betrachten wir das Bewußtsein hinsichtlich seiner Funktionen näher, so nimmt es den sich einander oft bekämpfenden Gefühlen und Begierden (Strebungen und Wollungen) gegenüber die Rolle eines autoritären Führers ein.

Und dieses Amt wird Bewußtsein und Erkenntnis umso besser verwalten, je mehr ihnen die Gefühle und Begierden entgegenkommen, um ihnen diese Aufgabe zu erleichtern. Freilich, geraten die Gefühle und Strebungen zum Affekt, so lassen sie den Führer nicht aufkommen, sie entheben sich alsdann jeder vorausschauenden Leitung und machen sich beiderseitig gegeneinander blind, woraus für die so zerrissene Seele selbstverständlich die schlimmsten Folgen fließen müssen. Anders, wenn sie untereinander aus diesem Kampf und Durcheinander übertreten in ein harmonisches Füreinander, mit dem sie von selbst alsdann dem vorausschauenden Bewußtsein und seiner einheitlichen Führung den Boden ebnen. Nur unter einem solchen Einklang kann das Leben der Seele gedeihen. Wir sehen, auch die Erhebung des Bewußtseins ist den übrigen Seelenkräften gegenüber an eine Aufgabe gebunden, die als ein Problem von diesen beständig gelöst werden muß. Wie im Kleinen, so im Großen; denn die Seele als Mikrokosmos ist der Spiegel des Weltganzen.

Ich habe diesen Hinweis zur Psychologie nur hinzugefügt, um dem Leser zu zeigen, wie weitgreifend die hier gewonnenen Resultate nach den verschiedensten Seiten hin erscheinen. Es wird Zeit, daß wir noch vor Ablauf des Jahrhunderts die Fehler überwinden, welche so deutlich die großen historischen Richtungen in dieser Hinsicht beherrscht haben. Von beinahe allen nachkantischen Richtungen wurde die Bewußtseins- und Erkenntnisseite in hohem Maße  einseitig überschätzt,  gegen der Wertschätzung der Gefühle und Strebungen. In diesem Fehler sank die Schule FICHTEs und seiner Nachfolger, ebenso wie HERBART und die Seinigen. In nicht minder  einseitiger  Weise aber überschätzten SCHOPENHAUER und Konsorten den Willen mit all seinen Erscheinungen von Trieb, Strebung und Begierde. Die sogenannten Gefühlsphilosophen wie JACOBI, SCHLEIERMACHER und die Hierhergehörigen, überschätzen hingegen wiederum die Unmittelbarkeit des unklaren erkenntnisblinden Fühlens, an das sie in ihrer Weise die Religion und das fromme Seelenleben knüpften. So sehen wir alle diese Schulen gemeinsam am erkenntnistheoretischen, ebensowohl wie am psychologischen Problem scheitern. Alle weisen hin auf  einen Teil  der großen Wahrheit; aber die  volle,  die ganze Wahrheit wird nur gefunden, wenn wir die Einseitigkeiten dieser Schulen überwinden, um mit verschärftem Blick eine neue und höhere Lösung des großen Problems zu erstreben. Diese Lösung aber kann nur die kritische sein, die in ihren Grundzügen anzudeuten ich hier versucht habe.
LITERATUR - Otto Caspari, Das Erkenntnisproblem [mit Rücksicht auf die gegenwärtig herrschenden Schulen], Breslau 1881
    Anmerkungen
    4) Die Überordnung der Logik sowohl als metaphysische Logik und Dialektik, ebenso wie die Eigenartigkeit der sogenannten formalen Logik, welche höhere Regeln und Rezepte zu besitzen glaubte, nach denen Ethik und Ästhetik sich zu richten hätten, wird hinfällig.
    5) Der große Wert einer richtigen Lösung des Freiheitsproblems wird hiermit erkennbar. Eine korrekte Lösung desselben wird sich niemals ergeben auf dem Grund einer Subordinationsanordnung der Faktoren; denn hier herrscht stets der  Zwang  von  oben  und das Kommando der notwendigen Vorsehung, folglich auch der Fatalismus. Zu einer Lösung des Problems gelangen wir nur durch das, was wir im Eingang dieser Schrift die Koordinationsanordnung der Faktoren nannten. Erst hier werden die Faktoren hinsichtlich ihres Verhaltens frei und selbständig, und sie erzeugen hier in der Kette ihrer Handlungen einen "Konfatalismus" [Schicksalsnotwendigkeit, welche des Menschen freien Vernunftschluß berücksichtigt - wp], der sich dadurch so wesentlich vom hohlen Fatalismus unterscheidet, daß alle einzelnen Faktoren hierbei fühlen, wie sie durch ihr freies Verhalten das sogenannte Schicksal mitschmieden und gestalten helfen. Vgl. dazu auch die ganz richtige Ausführung hierüber bei ERNST LAAS, Die Kausalität des Ich, a. a. O.