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ERNST LAAS
Kants Analogien der Erfahrung
[4/4]

"In allem Wechsel der Dinge erhält sich Etwas, dies ist ihr eigentliches Wesen! Alles andere, könnte man denken, sind nur auch wechselnden Relationen beruhende Modi, Aktionen und Zustände dieses Wesens. Das ontologische principium identitatis würde hinzufügen, daß diese dem Wesen nicht widersprechen dürfen."

"Die Analgogien betreffen die Verknüpfung des Daseins der Anschauungen in einer Erfahrung; diese kann nichts anderes als die Bestimmung der Existenz in der Zeit nach notwendigen Gesetzen sein, unter denen sie allein objektiv gültig, folglich Erfahrung ist ... Diese allgemeinen Gesetze enthalten also die Notwendigkeit der Bestimmung des Daseins in der Zeit überhaupt ... wenn die empirische Bestimmung in der relativen Zeit objektiv gültig, folglich Erfahrung sein soll."


ERSTER TEIL
Bedeutung und Umfang, Quelle und Wert der
Analogien der Erfahrung. Allgemeine Bedenken.

[Fortsetzung 3]

13. Die ausgeführte und präzise Fassung des Satzes zeigt deutlich seine Beziehung auf Erfahrung, auf unsere Erscheinungswelt; ich meine eine Fassung etwa von folgendem Wortlaut: "Jedem Ding kann in demselben Augenblick und an demselben Teil seines ganzen Wesens, körperlichen Dingen in specie [im Besonderen - wp] an demselben Ort immer nur ein Prädikat A, aber nicht zugleich ein von A conträr verschiedenes zukommen." (57) Hier ist in der Beziehung auf Raum und Zeit und die aus der phänomenalen Wirklichkeit allein bekannte Bedeutung des Konträren, als des innerhalb einer empirischen Gattung oder sagen wir Reihe Verschiedenen (58), so deutlich die ausschließliche Anwendung auf unsere Erfahrungswelt ausgedrückt, daß man allerdings wen irgendwo einen transzendentalen Beweis für angezeigt erachten sollte. Es liegt nahe, KANTs Fußstapfen folgend, etwa anzunehmen, es sei nur darum z. B. unmöglich, daß dasselbe weder örtlich noch zeitlich zugleich ist oder nicht ist, weil Erfahrung überhaupt nur dadurch zustande kommt, daß wir alle nicht disparaten [nicht zueinander passenden - wp] sondern konträren Unterschiede der Empfindung sofort räumlich und zeitlich zur Verteilung bringen. SCHOPENHAUER zumindest definiert die Zeit als "die Möglichkeit entgegengesetzter Bestimmungen an demselben Ding" (Satz vom Grunde, § 18) (59); und ließe sich in Beziehung auf den Raum nicht gänzlich ähnlich reden? (60)

Aber gerade hier ist es, wo KANTs Differenz von unseren Erwartungen am eklatantesten hervorbricht. Es fragt sich nur, ob er zu seiner Position berechtigt war; ob er berechtigt war, sich zu dem principium contradictionis total anders zu stellen, als in Betreff des real gewordenen principium rationis sufficientis.

In der Kritik (a. a. O., Seite 134) tadelt er in der üblichen Formel: Es ist unmöglich, daß etwas zugleich ist und nicht ist, gerade dies, daß der Satz in dem zugleich "durch die Bedingung der Zeit affiziert ist"; hierdurch soll das "Principium aller analytischen Erkenntnis eine Synthesis" erhalten, "welche aus Unvorsichtigkeit und ganz unnötigerweise in ihn gemischt worden" ist. Der Satz des Widerspruchs darf "als ein bloß logischer Grundsatz seine Aussprüche gar nicht auf die Zeitverhältnisse einschränken, daher ist eine solche Formel "der Absicht desselben ganz zuwider". Um die ursprüngliche "Absicht" zu exemplifizieren, bringt er den analytischen Satz bei: Kein ungelehrter Mensch ist gelehrt: "Weil das Merkmal (der Ungelehrtheit) den Begriff des Subjekts mit ausmacht ..., erhellt der verneinende Satz unmittelbar aus dem Satz des Widerspruchs, ohne daß die Bedingung: zugleich, hinzukommen darf." (61)

Indessen es ist doch eben ein Anderes, ob es sich in dem Satz um das logische Verhältnis zwischen Begriff und Merkmal, oder um das reale zwischen Ding und Eigenschaft handelt! Im ersten gilt natürlich der Satz des Widerspruchs als ein bloß logisches Axiom und ohne Affektion durch die Zeit; wie er aber und ob er im zweiten Fall gelten soll oder kan, das kommt auf das Sein an, das man ins Auge faßt. Das jedenfalls ist klar, daß von der Sphäre empirischer Realität, in welche der ungelehrte Mensch als "Ding" fällt, der Satz ontologisch nur eben unter der Restriktion [Beschränkung - wp] auf dieselbe Zeit gilt, welche übrigens in diesem Fall, wenn der Satz realiter verstanden wird, in dem "ist" mit enthalten liegt: denn nichts ist dehnbarer, kann prägnanter werden und mehr durch Homonymie [gleiches Wort, verschiedene Bedeutung - wp] täuschen als die Kopula "ist" (vgl. oben). Wir sehen KANT sich mit diesem Satz durchaus in einem ähnlichen Zirkel drehen, wie der war, aus dem er in Beziehung auf das princ. rat. suff. seinen Antagonisten EBERHARD mit so viel Schärfe und Humor zu verjagen wußte.

Eine strengere, besser: eine konsequentere Unterscheidung - denn im Ganzen ist es ja sogar eine der verdienstlichsten Leistungen KANTs, auf diese Unterscheidung Gewicht gelegt zu haben (62) - aber eine noch konsequentere Unterscheidung zwischen Urteilen, die reale Tatsachen betreffen und auf Existenz gehen, von bloß erklärenden, "in denen von der bestimmten Existenz einzelner durch das Subjektwort benennbarer Dinge nicht die Rede ist (wenn auch eine solche häufig durch die Natur des Vorgestellten vorausgesetzt ist" (63) - wie in KANTs Beispiel vom "ungelehrten Menschen"), hätte zeigen müssen, daß nur die objektive Gültigkeit der letzteren von der Zeit unabhängig ist; daß das Axiom: Keinem Ding usw., aber gerade über die Sphäre der bloßen Erklärung fortgreift, synthetisch ist und von unserer empirisch realen Welt jedenfalls nur unter der Zeitbedingung gilt; dann aber auch allgemein.

Für diese allgemeine Geltung wird ein Nichtkantianer keine andere Beglaubigung anzuführen wissen, als diejenige, welche ihm auch den Satz vom Grunde stützt. Er wird sagen: beide ermöglichen allein ein wissenschaftlich fruchtbares Denken über Sein und Geschehen; sie sind beide unerläßliche Voraussetzungen unserer Denkarbeit am Gegebenen; und sie haben beide bisher keine stichhaltig und ernsthafte Ausnahme erlitten. Müßte einmal konstatiert werden, erstens daß das empirische Sein Widersprüch erträgt, die auf keine Weise zur Befriedigung unseres Verstandes beglichen werden könnten, zweitens daß genau dieselben Bedingungen einmal diese, einmal jene Folge hätten, so würde das Denken jedes Interesse verlieren sich weiter mit einem so absurden und denkspröden Material zu beschäftigen. Absolut unmöglich ist der Eintritt eines solchen Falles nicht; aber bisher war alles was von Menschen erfahren und erlebt wurde, nachweislich der Art, daß der Verdacht, der gesunde Verstand könnte einmal durch das Sein mit einem absoluten Nonsens überrascht werden, zu den aller windigsten und leersten Möglichkeitsräumen gehört, die den Denkenden umso weniger zu beunruhigen brauchen, als bei der Verwirklichung einer solchen Möglichkeit das Reale sofort dem Denken gleichgültig werden oder es ertöten würde.

Je mehr aber der Nichtkantianer die ontologische Gleichwertigkeit des princ. id. et. contrad. und des princ. rat. suff. urgieren [darauf dringen - wp] muß, je mehr er auch in Bezug auf das erstere, wenn man es durchaus will, die müßige Möglichkeit offen zu lassen sich genötigt sieht, die in Bezug auf das zweite KANT durch einen transzendentalen Beweis endgültig zu beschwören gedachte, umso mehr muß jeder der Konsequenz halber wünschen, daß KANT auch für das erste Prinzip einen solchen Beweis in Angriff genommen hätte; daß, wenn einmal Gesetze, die wie "Analogien" logischer Verhältnisse unsere Erfahrung beherrschen, den von KANT eingeführten Titel erhalten sollten, auch die ontologische Anwendung des princ. contrad. unter die "Analogien der Erfahrung" gesetzt worden wäre. Dann wäre freilich die Ableitung der synthetischen Grundsätze aus den von der traditionellen Logik dargebotenen symmetrisch aufgebauten zwölf Urteilsformen noch mehr in die Brüche gegangen.

Anstatt durch einen transzendenten Beweis hat KANT die durchgängige empirische Gültigkeit unseres Prinzips eigentlich durch - das dictum de omni [Beweis von allem und keinem - wp] begründet; etwa so
    - Was von Allem überhaupt gilt, gilt auch vom empirischen Sein;
    - Nun aber gilt der Satz des Widerspruchs von Allem überhaupt;
    - Also ...
Und da sehen wir uns wieder auf die Frage zurückgeworfen: Warum gilt der Satz von Allem überhaupt? Und hierauf erfolgt die irrtümliche Antwort: weil er "logisch", weil er ein "analytisches Prinzip" ist.

Der historische Ursprung, der psychologische Grund der falschen Stellung, die KANT zu dem principium identitatis einnahm, liegt deutlich zutage. Jahrzehnte lang hatte er mit dem Werkzeug der dogmatischen Philosophen, insbesondere des "lieben Baumgarten" hantiert. Hier drehte es sich fortwährend um Begriffsverhältnisse. Durch bloße "Zergliederung der Begriffe" (64) wurden die sublimsten Erkenntnisse gewonnen: Aus dem Begriff der Einfachheit der Substanz wurde die Fortdauer der Seele nach dem Tod, aus dem Begriff eines allerrealsten Wesens das Dasein Gottes geschlossen. Das Fundament des Gedankenbaus war des ARISTOTELES' bebaiotate arche [das solideste Prinzip - wp], das principium identitatis et contradictionis. In dieser seiner "Angel" hing die ganze Metaphysik. Selbst das leibnizsche princ. rat. suff. hatte BAUMGARTEN (Metaphysik, § 20; vgl. "Kant gegen Eberhard", a. a. O., Seite 413f) daran befestigt. Genau betrachtet, waren alle Urteile, die eine innere Berechtigung hatten, "analytisch", bloße Erklärungen (vgl. II, Seite 173); sie liefen am princ. identitatis hin; alle synthetischen Urteil aber waren unkritische Erschleichungen und Selbsttäuschungen (65). Nun kam der aufrüttelnde, skeptische Stoß durch HUME. KANT sah ein, daß der Satz vom Grunde aus Begriffen niemals herausvernünftelt werden kann, daß er synthetisch ist und einer korrespondieren Anschauung bedarf. Da schnitt er - schon in der Preisschrift: Über die Deutlichkeit der Grundsätz der natürlichen Theologie (66) - zwischen dem princ. contradictionis und rationis sufficientis das Tischtuch mitten entzwei. Nun sollte das erstere nur als Prinzip aller analytischen Erkenntnis gelten, keinen neuen Aufschluß gewähren (67); und es wurde in der Kritik, die es "eigentlich nur mit dem synthetischen Teil unserer Erkenntnis zu tun" hat, von vornherein ausgesondert. Dabei aber übersah der Philosoph, daß das principium unter den Händen der Schule wie unter seinen eigenen eine Form angenommen hatte, die über die Sphäere der bloßen Begriffsverhältnisse, der analytischen, der "erklärenden" Urteile hinausgelangte, hinausgelangte in die Welt der Objekte, des Seins, der phänomenalen wie auch der intelligiblen Welt. Und da erübrigte sich dann eben die Frage, woher das so gewandte Prinzip diese seine Befugnis wohl hätte?

14. Es gibt noch einen Satz der WOLFFischen Metaphysik, übrigens einen mit dem princ. ident. sehr verwandten Satz, auch darin verwandt, daß er ein logisches Axiom ontologisch umwendet und sich sehr wohl zu einer "Analogie der Erfahrung" wenn nicht, wie jener, sogar zu mehr qualifizierte, gegen den KANT eine völlig ähnliche Antipathi entwickelt. Er steht bei BAUMGARTEN im § 132 der Metaphysik (ed. VII, 1779) und wird von KANT in einer Anmerkung der Preisschrift gegen EBERHARD (I, 464f) besprochen. Er lautet seinen wichtigsten Bestandteilen nach bei BAUMGARTEN: "Essentiae rerum ... sunt ... immutabiles [Das Wesen der Dinge ist unveränderlich. - wp]; mutatio [Veränderung - wp] aber ist nach § 125: determinationum in ente successio [Aufeinanderfolge im realen Sein - wp], wodurch, wie auch KANT a. a. O., bemerkt, dieser Satz gleichfalls die Zeitaffektion erhält, und worauf hin er leicht in die Form umgesetzt werden kann: In allen Veränderungen bleibt das eigentliche "Wesen" der Dinge konstant und der Wechsel betrifft nur ihre Bestimmungen.

Wenn man nun bedenkt, wie nahe dieser Satz hiermit dem von KANT approbierten [gebilligten - wp] Axiom von der Beharrlichkeit der Substanz rückt - es lautet z. B. in der Kr. d. r. V. Ausgabe B, Seite 156: Alle Erscheinungen enthalten das Beharrliche (Substanz) als den Gegenstand selbst und das Wandelbare als dessen bloße Bestimmung (ähnlich Seite 158) - was bei der gemeinschaftlichen Abstammung von essentia und substantia aus der aristotelischen ousia [Sein + Wesen = Seindheit - wp] auch gar nicht wunderbar ist (68): so begreift man es kaum, wie KANT auch in diesem Satz die ontologische Wendung nur usurpiert [angeeignet - wp] finden und ihn und ihn derselben entkleidet in die Schranken der Logik verweisen konnte. Aber es geschieht ohne Umstände und ohne Rückhalt. Die "Zweideutigkeit" des "Ausdrucks" ist schuld, daß er sich in die Metaphysik "eingeschlichen" hat und so "für synthetisch gehalten wird", "als ob dadurch ein Gesetz der Natur, welches unseren Begriff von den Gegenständen (vornehmlich da von der Existenz in der Zeit die Rede ist) erweiterte, vorgetragen würde." Aber - fragen wir - lag nicht eine ähnliche "Zweideutigkeit" auf dem Satz vom Grunde? machte sie nicht KANT gerade in derselben Abhandlung viel zu schaffen? und doch ist hier von keinem "Einschleichen" in die Metaphysik die Rede! sondern der Satz vom Grunde gilt in seiner ontologischen Haltung wirklich und unbedenklich als ein synthetischer Satz, als ein Gesetz der Natur. "Lehrlinge" sind imstande, sagt KANT mit einem Anflug von Entrüstung, "die Meinung einiger Mineralogen, als ob Kieselerde wohl nach und nach in Tonerde verwandelt werden kann" mit dem § 132 von BAUMGARTEN "kurz und gut abzufertigen". Als ob "Lehrlinge", die so töricht sind, nicht denselben Unfug auch mit dem Satz von der Beharrlichkeit der Substanz treiben könnten! - wenn dies nicht der Fall wäre, hätte z. B. KANT nicht nötig gehabt, seine Paralogismen der reinen Vernunft zu schreiben, - als ob nicht die Fassung, welche unten (§ 17) sich beim Substanzaxiom als die geeignetste empfehlen wird, auch hier dergleichen Unfug beseitigen könnte, indem man sagt: In allem Wechsel der Dinge erhält sich Etwas, dies ist ihr eigentliches Wesen! Alles andere, könnte man denken, sind nur auch wechselnden Relationen beruhende Modi, Aktionen und Zustände dieses Wesens. Das ontologische principium identitatis würde hinzufügen, daß diese dem "Wesen" nicht widersprechen dürfen.

Jedenfalls ist KANTs Dekret: daß "dieser metaphysische Sinnspruch ein armer identischer Satz" ist, "der mit dem Dasein der Dinge und ihren möglichen oder unmöglichen Veränderungen gar nichts zu tun" hat, angsichts des wirklich vorhandenen Versuchs, eine ontologische Behauptung daraus zu machen, eine höchst wunderliche Formulierung des, wie es scheint, beabsichtigten Gedankens, daß jede Wendung, welche den "armen identischen Satz", der "gänzlich zur Logik gehört" und als solcher die große Weisheit "einschärft",
    "daß wenn ich den Begriff von ein und demselben Objekt behalten will, ich nichts an ihm abändern, d. h. das Gegenteil von demjenigen, was ich durch jenen denke, nicht von ihm prädizieren muß", -
ich sage: KANTs Aussage über den "metaphysischen Sinnspruch" ist eine wunderliche Formulierung des Gedankens, daß jede ontologische Wendung des logischen Satzes unberechtigt ist. Welchen Gedanken zu vertreten, denn doch gerade gegenüber der oben versuchten Umformung dem Philosophen, welcher den Begriff der "Analogie der Erfahrung" ersonnen hat, etwas mehr Aufenhalt, Untersuchung und Mühe hätte auferlegen sollen, als er hier hat für nötig halten mögen.

Freilich würde die Einlassung auch auf diese "Analogie der Erfahrung" ihm noch mehr den Glauben an die grundlegende logische Tafe zerrüttet haben. Im Übrigen ist der Satz so "arm" und "identisch" wahrhaftig nicht, als er KANT erscheint. Erhebt er doch den Anspruch zu wissen, daß in allen Veränderungen sich Etwas, das eigentliche "Wesen" erhält, was leicht so gefährlich und verwegen gewandt werden könnte, daß KANT nötig finden würde, seine Paralogismen der reinen Vernunft ins Feld zu führen. Oder was hätte er zu SCHOPENHAUERs Lehre von der Unveränderlichkeit des Charakters gesagt? zu der Lehre, daß der "Charakter" darum unveränderlich ist, weil er das eigentliche "Wesen" des Menschen ausmacht? ist etwa diese Meinung der jener Lehrlinge analog, die den Übergang von Kieselerde in Tonerde leugnen? Wie hätte er sich ferner zu KIRCHMANNs Theorie (vgl. dessen Vortrag "Über das Prinzip des Realismus, 1875) stellen wollen, nach welcher zwar "das Wesen und das Unwesentliche" zu den zwölf "Beziehungformen" gehören, die er, wie KANT seine zwölf Kategorien, zu einem "ursprünglichen Besitz der menschlichen Seele" (Seite 15) macht (auch KANTs Substanz und Akzidenz, sowie Ursache und Wirkung sind darunter), nach welcher andererseits aber (Seite 11) das "Wesentliche ein schwankender Halt ist, der jedem Wunsch dienen kann"? Gibt es wirklich in den Dingen nichts "Wesentliches"? beispielsweise in den Organismen? insbesondere den mit Bewußtsein begabten? keine forma substantialis? keine schopenhauersche "Idee"? Was ist es, was sie nicht zu eigentlichen Begriffen, sondern zu einheitlichen Dingen macht? Die Beharrlichkeit der Substanz doch wohl nicht, da die Stoffe in ihnen unablässig wechseln? also etwa die Form? etwa der Bewegung der in ihnen oszillierenden Moleküle? Und wenn in der Welt als solcher die "Substanz" beharrt: beharrt nicht in ihr auch das "Wesen"? die Form? und Was ist dieses ewige Wesen? diese Form?

Wir hätten es gerne gesehen auf solcherlei Fragen eine Antwort zu erhalten. Anstatt dessen wird der Satz von der Immutabilität [Unveränderlichkeit - wp] des Wesens als ein "armer, identischer" in die Logik verwiesen. Und - "das Wesen" ist keine Kategorie (vgl. § 39).

15. Die Rücksicht auf die Zeit, welche im princ. id. et contrad. so unberechtigterweise von KANT perhorresziert [abgelehnt - wp] wurde, tritt in den drei von ihm wirklich als synthetische Grundsätze behandelten Analogien umso kräftiger hervor; und es ist kein Zweifel, daß die "Beweise" sogar in dieser Beziehung auf die Zeit den Kern der Sache sehen. Das zeigt sich schon gleich im Allgemeinen.
    "Der allgemeine Grundsatz der Analogien ist: Alle Erscheinungen stehen in ihrem Dasein nach a priori unter Regeln der Bestimmung ihres Verhältnisses untereinander in der Zeit." (Kr. d. r. V., erste Auflage, Werke II, Seite 152f).
Da Erfahrung eine Erkenntnis der Objekte durch Wahrnehmungen ist, folglich das Verhältnis im Dasein des Mannigfaltigen, nicht wie es in der Zeit zusammengestellt wird (69), sondern wie es objektiv in der Zeit ist, in ihr vorgestellt werden soll, die Zeit selbst aber nicht wahrgenommen werden kann, so kann die Bestimmung der Existenz der Objekte in der Zeit nur durch ihre Verbindung in der Zeit überhaupt, folglich nur durch a priori verknüpfende Begriffe geschehen (Kr. d. r. V., zweite Auflage, Werke II, Seite 764f). - Die Regel des Verstandes ... bestimmt jeder Erscheinung ihre Stelle in der Zeit ... Die Analogien sind nichts anderes als Grundsätze der Bestimmung des Daseins der Erscheinungen in der Zeit nach allen drei modis derselben, dem Verhältnis zu der Zeit selbst als einer Größe (d. h. einer Dauer), dem Verhältnis in der Zeit als einer Reihe (nacheinander), endlich auch in ihr als einem Inbegriff allen Daseins (zugleich) (a. a. O., Seite 181). - Die Analgogien betreffen die Verknüpfung des Daseins der Anschauungen in einer Erfahrung; diese kann nichts anderes als die Bestimmung der Existenz in der Zeit nach notwendigen Gesetzen sein, unter denen sie allein objektiv gültig, folglich Erfahrung ist ... Diese allgemeinen Gesetze enthalten also die Notwendigkeit der Bestimmung des Daseins in der Zeit überhaupt ... wenn die empirische Bestimmung in der relativen Zeit objektiv gültig, folglich Erfahrung sein soll." (Prolegomena, § 27, Werke III, Seite 72f)

Diese Worte stellen einen klar konzipierten, deutlich und scharf ausgeprägten, begreiflichen und höchst originellen Gedanken dar. In unseren Wahrnehmungen herrscht die Laune des Zufalls; Belieben und Willkür. Die Anschauungen treten so neben und hintereinander auf, wie sie gerade zusammen geraten; aus diesem subjektiven Gewirr und Gewühl entwickelt sich nett und glatt in allen auf gleiche Weise die in der Zeit nach Simultaneität und Sukzession fest angeordnete Welt von objektiven Erscheinungen, die uns allen bekannte und für alle gleich sehr gültige Erfahrungswelt. Trotz des wirbelnden Spiels und Wechsels der singulären und individuellen Perzeptionen beurteilen wir alle, soweit wir "gesund" sind, der Regel nach auf gleiche Weise, was objektiv beharrt, ruht und gleichzeitig nebeneinander ist; und was ein in der Zeit verlaufendes Ereignis, eine wirkliche Begebenheit und nicht ein subjektiver Vorstellungsverlauf ist. In dieser sogenannten objektiven Welt (mundus phaenomenon) manifestieren und bewähren sich jederzeit gewisse allgemeine Verknüpfungsgesetze; wir sind uns bewußt, daß sie niemals zessieren [aufhören, wegfallen - wp]; sie tragen den Charakter der Allgemeinheit und Notwendigkeit. KANT möchte nicht, daß dieses erstaunliche Wunder des empirischen Seins in rohem Stumpfsinn als selbstverständlich hingenommen wird oder der flachen oder sich überhebenden Skepsis zum Opfer fällt. Er bohrt nach einer Erklärung; und findet sie in den kopernikanischen Gedanken, daß jene feste Zeitordnung der objektiven Erscheinungen, die objektive Sukzession und Koexistenz, aus den zufällig zusammengeratenen und bunt wechselnden Wahrnehmungsverläufen herausgearbeitet wird durch eine Gewalt, die hinaus ist über Subjektivität und Affektion, Zufall und Willkür, durch eine Gewalt, die das Urteil aller Menschen zu binden und zu einigen vermag; dies ist ihm - der Verstand in seiner strengen Gesetzmäßigkeit: "Die allgemeinen Gesetze enthalten die Notwendigkeit der Bestimmung des Daseins in der Zeit überhaupt, folglich nach einer Regel des Verstandes a priori." (Prolegomena, § 27, Werke III, Seite 73). "Dem Verstand kommt es allein zu, aus der Erscheinung ein objektives Urteil zu fällen." (a. a. O., § 13, Anm. 3, Seite 48). "Der Verstand ist der Ursprung der allgemeinen Ordnung der Natur, indem er alle Erscheinungen unter seine eigenen Gesetze faßt, und dadurch allererst Erfahrung (ihrer Form nach) a priori zustande bringt" (a. a. O., § 38, Seite 87). Es sind Verstandesgesetze jene allgemeinen Verknüpfungsgesetze, die in allen Erscheinungen mit dem Siegel der Notwendigkeit auftreten. Es sind die Handhaben, mit denen der Verstand ein Jedes unverrückbar fest in seine Zeitstelle eingeordnet hat (70). Kein Wunder nachträglich, wenn die solcher Art gewordene Erfahrungswelt jene Gesetze des Verstandes, denen sie überhaupt ihr Dasein verdankt, allüberall bewährt.

Man kann nicht leugnen, daß diese neue Erkenntnistheorie durch Festigkeit und Bestimmtheit ihrer allgemeinen Züge, sowie durch warmes verständnisvolles Gefühl für die Erstaunlichkeit des empirischen Daseins sich höchst vorteilhaft auszeichnet. Sie hat auch seit nun fast einem Jahrhundert durch ihren markigen, ernsten Charakter auf viele edle und tiefgrabende Forscher einen nachhaltigen und erhebenden Eindruck gemacht. Gleichwohl kann sie natürlich der kritischen Prüfung nicht überhoben sein.

16. Von vornherein machen sich zwei schwerwiegende Bedenken geltend, von denen das erste sich an die von KANT selbst fortwährend betonte Parallelität (71) von Raum und Zeit anlehnt, das zweite aber die relative Angemessenheit jeder Materie für die in ihr auszuprägende Form, die Unmöglichkeit (72) absoluter Indifferenz der Materie gegen die Form zum Anlaß der Erwägung nimmt.

Fassen wir zunächst den ersten Punkt ins Auge! KANT läßt anhand reiner, Notwendigkeit schaffender Verstandesarbeit mit Hilfe des Schemas der absoluten Zeit aus den subjektiven Apprehensionen [Zusammenfassungen - wp] den geordneten Inhalt der objektiven, "relativen", empirischen Zeit hervorwachsen. Entsteht dann, fragen wir prüfend, auf parallele Weise unsere Vorstellung von den objektiven Lagerungen und Bewegungen der Dinge im Raum?

Wir wissen wohl, daß solche psychologisch-genetische Fragen nicht dem Geschmack KANTs entsprechen. Er will erforschen, was in der Erfahrung liegt; nicht wie sie zeitlich wird (vgl. Prolegomena, § 22). Auch ist es ja überhaupt vorläufig höchst schwierig und mißlich, genau bis ins Einzelne sagen zu wollen, welche Stufen ihr Werden durchläuft; die wichtigsten Tatsachen, die zu verwerten wären, liegen hinter der Erinnerung des Psychologen. Überall daher, wo seit LOCKE und CONDILLAC dergleichen Entstehungsgeschichten des Seelenlebens und der Erfahrung unternommen worden sind, findet man wirkliche oder angebliche Beobachtungen mit beliebigen, phantastischen (73), wenn nicht gar tendenziösen, höchstens mehr oder weniger probablen Hypothesen und Einfällen nur allzusehr vermischt. Gleichwohl drängt uns KANT auf diesen Weg und er selbst sieht sich genötigt ihn zu betreten (vgl. Werke II, Seite 157, 163f, 178). Und das reife Bewußtsein hat doch immerhin in einigen Fällen noch eine brauchbare Erinnerung des Weges, auf dem es zu seinen Vorstellungen gekommen ist; und immerhin steht Einiges doch so weit fest, um erkenntnistheoretische Prinzipien, die zu weit vom Wahrscheinlichen und Natürlichen abbiegen, auch durch derartige psycho-genetische Erwägungen an sich irre machen zu können.

Wie ist es dann also? Verdanken wir es "Begriffen, die nicht in der Wahrnehmung liegen" (Kr. d. r. V., Werke II, Seite 769), verdanken wir es "reinen Verstandesbegriffen", daß, so weit wir zurück zu denken vermögen, wir mit jedem Blick, den wir geöffnet haben, die Lichter und Schatten, die verschiedenen Farbtöne und Farbnuancen nach festen Richtungslinien (74) zu einem durch unseren Kopf gehenden Koordinatensystem, einem "imaginären Zyklopenauge" oder "Raumzentrum" (75) in Beziehung gesetzt fanden? daß die optishen Qualitäten jedesmal zu Flächen und Dingen von fester Größe und Gestalt im Raum unseres Bewußtseins zusammengerückt sind? Daß Jegliches in dem Relief, das sich vor unserem Auge in die Tiefe wölbt und gliedert, eine gewisse Entfernung einnimmt?

Nicht einmal für die, während unseres bewußten Lebens unter Umständen eintretende sinnliche Korrektur der zuerst gesehenen Entfernung und Größe sind reine Verstandesbegriffe der Leitfaden (76), sondern bekanntlich mancherlei empirische Assoziationen. Sie sind es auch nicht für die verstandesmäßige Schätzung und Ausdeutung des wirklich Gesehenen. Je nach den Positionen unseres Körpers und unserer beobachtenden Organe haben wir von demselben "Objekt" das sinnliche Bild eines Kreises, einer Ellipse, einer geraden Linie; was uns lehrt, als den "objektiven" Tatbestand einen Ring von bestimmter Größe anzusetzen, sind nicht sowohl reine Verstandesbegriffe, als Erinnerungsvorstellungen, Ideenassoziationen, geometrische Reduktionen. So präparieren wir aus den mancherlei perspektivischen Verjüngungen und Verziehungen, in denen sich hintereinander geschichtet die Wahrnehmungsobjekt unmittelbar darbieten, diejenige Form, Größe und Entfernung heraus, welche jedem im absoluten Raum zukommt, wenn es etwa auf diejenige Größe als die "wahre" reduziert ist, unter der es dem Auge in der Entfernung des deutlichsten Sehens oder der tastenden Hand erscheinen würde (vgl. § 28). "Den Gang der Planeten stellen uns die Sinne bald rechtläufig, bald rückläufig vor" (Prolegomena, a. a. O., Seite 48); aber wie vieler hin und her tastender Versuche und geometrischer Hilfskonstruktionen hat es seit EUDOXUS bedurft, bis uns KOPERNIKUS die einfache Vorstellung eröffnet hat, welche demjenigen sich darbieten würde, der sich im Geist auf die Sonne setzt!

Nicht der "reine" Verstand mit seinen Kategorien, sondern der durch viele Jahrtausende am sinnlich Gegebenen geübte Verstand, der vor Allem die Empfindungen von den spontanen Bewegungen des eigenen Leibes, Kopfes und Augenpaares (die mutationes oculi internae mit eingeschlossen), die zuerst vom Unterschied zwischen bloßer Lagenveränderung zweier Körper gegen einander und wirklicher objektiver Bewegungen des einen oder beider, sowie innerhalb eines abgegrenzten Systems von dem zwischen relativer und absoluter Bewegung einen grundlegenden Begriff gewährten, in Rücksicht zu nehmen und in Rechnung zu stellen wußte (77): ein solcher, von dem Bedürfnis nach Widerspruchslosigkeit und gesetzmäßigem Zusammenhang geleiteter Verstand verfiel auf die empirischen Regeln, nach denen heute die Bestimmung der objektiven Lokationen und Translationen, so weit überhaupt möglich stattzufinden pflegt (78). Bewegt sich das System fort, dem unser Leib angehört, so daß er in eine wirkliche, aber passive Bewegung gerät, so zweifeln wir anfänglich; wir wissen nicht so sicher und unmittelbar, wie wir unsere spontanen Bewegungen erkennen, ob unser Fahrzeug sich bewegt, oder seine Umgebung, falls nämlich auch diese, soweit unsere Erfahrung reicht, sich bewegen könnte. Sobald sich aber in dieser Umgebung ein Gegenstand zeigt, aus dessen oder seiner Gattungsverwandten früheren Beziehungen zu unserem Leib wir erfahrungsmäßig wissen, daß er feststeht oder keine Eigenbewegungen der jetzt einschlägigen Art zu haben pflegt, z. B. ein Haus, ein Baum: so sind wir von Neuem über den objektiven Verhalt orientiert. FOUCAULTs Pendelversuch zeigt sinnfällig, daß sich die Erde bewegt, und nicht der Fixsternhimmel, wenn der Beobachter, wie sonst das Haus und dgl., nun die als unveränderlich bekannte Schwingungsebene des Pendels fixiert.

So finden wir in Beziehung auf die objektiven Determinationen räumlicher Verhältnisse durchweg einen anderen Kristallisationskern als "reine Verstandesbegriffe": Wir finden, so weit unsere Erinnerung reicht, die unmittelbaren Lokalisationen der Tast- und Muskelgefühle und die aus denselben durch eine Sonderung des "objektiven" und "subjektiven" Faktors (wir halten dieselbe für ursprünglich) sich organisierende Vorstellung unseres Leibes und der verschiedenen Gliederstellungen desselben; wir finden gegebene, nicht "gemachte", jedenfalls in dem uns noch erreichbaren Bewußtsein nicht gemachte geometrische Relationen zu diesem Leib; unmittelbare Unterscheidung von spontaner Bewegung und Ruhe des Leibes sowie seiner beweglichen Organe; wir finden Erinnerung, Assoziation, unbewußte Geometrie: immer mit Rücksicht auf den Leib; er ist für jede Lokalisierung der Perzeptionsinhalte unumgängliche Bedingung und ursprüngliches Beziehungszentrum; von ihm muß beim Blinden wie beim Sehenden zumindest ein, wenn auch noch so primitives, stereometrisches Skelett sich fest gemacht haben, ehe irgendetwas unseren bewußten Raum- und Bewegungsbestimmungen Ähnliches gelingen kann. KANT selbst bemerkt:
    "Wir können den Unterschied ähnlicher und gleicher, aber doch inkongruenter Dinge (z. B. widersinnig gewundener Schnecken) nur verständlich machen durch das Verhältnis zur rechten und linken Hand." (Prolemomena, § 13, Werke III, Seite 42f)
Ebenso verdanken wir das vorn und hinten, das oben und unten unmittelbaren Leibesgefühlen (79). Auf dem Boden solcher ursprünglich gegebener Materialien und hinzugebrachten Retentions-, Reproduktions-, Rekognitions- (80), Komparations-, Distinktions- und Assoziationstätigkeiten kommt Jeder bald dazu, sich im Ganzen richtig, jedenfalls für den praktischen Gebrauch befriedigend, vorstellen zu können, wie das, was er in solcher Gestalt, Größe und Entfernung sieht, aussehen würde, wenn er es etwa in den Tastbereich der Hand und in die Richtung des deutlichsten Sehens brächte, und danach jedesmal die perspektivischen Bilder, welche übrigens bei unpassenden Augeneinstellungen und Spiegelungen sich sogar verdoppeln, zu einheitlich bestimmten, gegenseitig exkludierenden, "wirklichen" Objekten, deren Sphäre sich weit über die Grenze des gesehenen Reliefs hinaus dehnt, umdeuten zu können.

Sollte der Prozeß, durch welchen wir es ermöglichen, aus dem wechselnden Rhythmus und der Diskontinuität singulärer Wahrnehmungs- und Vorstellungsreihen eine objektive, perrennierende [verewigende - wp], allgemein gültige, gleichmäßig fließende Zeit, in der Jedes seine feste Stelle hat, heraus zu konstruieren, ein wesentlich verschiedener sein? Sollten wir nicht etwas den perspektivischen Lagerungen und dem von ihnen vorausgesetzten leiblichen Beziehungsskelett Ähnliches auch in Bezug auf die Zeit unmittelbar und ursprünglich, sollen wir sagen: erwerben oder vorfinden, um danach dann anhand empirischer Regeln die absoluten Zeitbestimmungen ähnlich zu vollziehen, wie die Dislokationen im absoluten Phantasieraum? (vgl. § 19) -

Das andere Bedenken, zu welchem KANTs Lehre von den die zeitlichen Ordnungen der "objektiven" Welt regelnden Gewalten Veranlassung gibt, läuft auf Folgendes hinaus: Es soll eine spontane Arbeit unseres "reinen" Verstandes sein, was "Erfahrung", die objektiv notwendigen Verhältnisse der Sukzession und Simultaneität aufbaut. Aber dieser Bau sieht sich an ganz bestimmte Materialien gewiesen, die gegeben werden: an die in den subjektiven Apprehensionen uns zugeführten Empfindungsinhalte. Durch den Eingriff des Verstandes werden diesem Material Gesetze eingebildet; allgemeinste, formale Gesetze; beispielsweise das Kausalitätsgesetz; es sagt aus, daß immer ein Komplex von gewissen Antezedenzien [Vorhergehendes - wp] eine bestimmte Folge hat. Da dürfen wir doch wohl fragen, was uns zu der Voraussetzung berechtigt, daß die solcher Weise zu verknüpfenden Materialien auch immer da sein werden? oder daß sich nicht im Gegebenen für dasselbe eine Konsequenz [Nachfolgende - wp] eine Vielfachheit von antezedierenden Gruppen anfindet: daß nicht einmal für ein gesetzmäßiges Antezedenz, das andere mal für das Konsequenz ein Datum fehlt oder überschüssig ist? daß das Gegebene den Anordnungsarbeiten des Verstandes nicht absolut spröde gegenübersteht?

Und liegt etwa die Ordnung schon implizit im gegebenen Material? (81); ist es selbst nicht schlechthin chaotisch, sondern schon nach allen Seiten für die Ordnungsbeziehungen präformiert, die aus ihm herausgewirkt werden sollen - KANT ist weit davon entfernt, dieser Meinung zu sein (vgl. Kr. d. r. V., zweite Auflage, § 27) - genügt dann die Annahme nicht, daß der Verstand dieser präformierten Gesetzmäßigkeit nur inne wird, anstatt daß er sie nun spontan erzeugen muß, ohne doch, da ihm die Stoffe für seine Tätigkeit "von außen" kommen, ihrer Verfügbarkeit gewiß sein zu dürfen?

Die Aufgabe ist, aus zufälligen Sukzessionen und - wie wir glauben (vgl. § 21) - Simultaneitäten für jede Erscheinung die objektiv notwendige Zeitstelle zu bestimmen. Sollen wir aus der Art, wie wir diese Aufgabe noch jetzt lösen, einen Schluß ziehen für die Zeit, deren wir uns nicht mehr erinnern, so fällt es schwer, an die souverände Disziplinierungskraft und Herrschaft der logischen Funktionen zu glauben. Der perlustierende [genau durchsuchende - wp] Blick und die willkürliche oder passive Bewegung des eigenen Leibes führen uns noch jetzt unzählige Mal objektiv Ruhendes (Simultanes) zunächst als ein psychisches Begebnis vor; und ein und derselbe Blick auf den Fixsternhimmel präsentiert uns, mit ALEXANDER von HUMBOLDT (Kosmos I, Seite 161) zu reden, "Ungleichzeitiges": Denken wir nun das objektive Zeitverhältnis "spontan" in die Wahrnehmungen hinein? Oder benutzen wir die empirischen Regeln, deren wir allmählich inne werden? indem wir von Anfang an Gleichzeitiges teilweise gleichzeitig wahrnehmen (§ 21), und den aus der Dauer der physisch-psychischen Vermittlung und Funktion entstehenden Aufenthalt sowie den in den sukzessiven Apprehensionen von den Bewegungen der eigenen Organe herrührenden Beisatz teils unmittelbar teils mittelbar zu entdecken, auszusondern und zu berechnen lernen; indem wir die objektiven Bewegungen fixieren und, soweit sie für gleichmäßig gehalten werden und periodische Einschnitte zeigen, zu objektiven Zeitbestimmungen von fortschreitender Exaktheit benutzen?

Sind wir nicht so weit davon entfernt, mittels apriorischer "Analogien" jedem Wahrnehmungsinhalt seine objektive Zeitstelle mit Notwendigkeit bestimmen zu können, daß wir in der schon seit Jahrtausenden menschlicher Wahrnehmung und Beurteilung geöffneten Erfahrungswelt in Beziehung auf die "objektive Realität" einiger himmlischer Phänomene noch jetzt damit befaßt sind, in immer noch zu steigernder Approximation [Annäherung - wp] an völlige Genauigkeit die Stelle in der absoluten Zeit herauszurechnen? Und glauben wir uns nicht dabei von einer "Notwendigkeit" abhängig, die außerhalb der Verfügungen unseres Verstandes liegt, die mit psychischem viel mehr als mit logischem Zwang wirkt? -

Aber vielleicht verstehen wir den Autor nicht richtig. Betrachten wir daher, ohne uns weiter in allgemeine Bedenken zu vertiefen, die Analogien im Einzelnen. Selbst die Frage, ob Beharrlichkeit, Folge und Zugleichsein füglich alle drei mit gleichem Recht "Modi der Zeit" (vgl. II, 153, 181) genannt werden können, oder ob auch nur einer dieser Begriffe, beiseite gedrängt ist (82).
LITERATUR: Ernst Laas, Kants Analogien der Erfahrung, Berlin 1876
    Anmerkungen
    57) Ähnlich Lotze in der Logik, Seite 76. [...]
    58) Zu der aristotelischen von Anderen oft wiederholten Beschränkung des Konträren auf ta pleiston allelon diestekota [in der gleichen Gattung - wp] liegt gar kein wissenschaftliches Motiv vor (vgl. Spir, a. a. O., Seite 203.
    59) vgl. Herbart, Einleitung in die Philosophie, Werke I, Seite 208f.
    60) Schopenhauer II, Seite 560: "Sind zwei Dinge zugleich und doch nicht eins, so sind sie durch den Raum verschieden."
    61) nach unserer Sprachweise: "hinzuzukommen braucht".
    62) vgl. Kritik Eberhards, Werke I, Seite 454. Kr. d. r. V. II, Seite 463f. Herbart, Metaphysik, § 32 und erste Anmerkung zum dritten Kapitel der ersten Abteilung, Werke III, Seite 117f, 131, 145f. Sigwart, Logik I, Seite 351. Otto Liebmann, Zur Analysis der Wirklichkeit, Seite 211, Anm.
    63) Sigwart, a. a. O., Seite 87 und 368.
    64) Kant, I, Seite 158.
    65) Vgl. Locke, Essay concerning human understanding, Buch IV, 8 und 9. Das ganze Kapitel ist für Kants "klassischen" Unterschied zwischen analytischen und synthetischen Urteilen viel ergiebiger als die von ihm selbst (Prolegomena, § 3) zitierte Stelle: IV, 3, 9f.
    66) Der frühesten von den drei 1763 erschienenen Arbeiten Kants. Vgl. Cohen, Die systematischen Begriffe, Seite 14f, 23f, 30 Anm.
    67) Vgl. Kant, Die Fortschritte der Metaphysik I, Seite 510f.
    68) vgl. Baumgartens Metaphysica, § 40.
    69) Lotze hat für das, was gemeint ist, den verständlicheren Ausdruck "zusammengerät" (Logik, Seite 3, 5f und sonst).
    70) Schopenhauer bemerkt tadelnd vom bedeutsamsten dieser Verstandesgesetze, dem Kausalgesetz, daß es Kant als allein in der Reflexion, also in abstrakter, deutlicher Begriffserkenntnis vorhanden und möglich annimmt, daher keine Ahnung davon hat, daß die Anwendung desselben aller Reflexion vorhergeht (Vierfache Wurzel I, Seite 81). Träfe diese Bemerkung zu, so wäre im Text für "eingeordnet hat", "einordnet" gesagt worden; mit dem ersteren sollte angedeutet werden, daß wir im Zustand der Reflexion diese Ordnung schon als eine fertige vorfinden. Bei der Dunkelheit, die nach Kants Darstellung auf dem Vorgang im Einzelnen liegen bleibt, kann man nicht schlechthin sagen, daß die Einordnung eine unbewußte bleiben soll; aber folgende, schon oben § 4 zum Teil herangezogene Äußerung Kants streift ganz nah an eine solche Voraussetzung heran und rechtfertig jedenfalls unsere Fassung (Kr. d. r. V. II, Seite 167: "Es geht ... hiermit so, wie mit anderen reinen Vorstellungen a priori (z. B. Raum und Zeit), die wir darum allein aus der Erfahrung als klare Begriffe herausziehen können, weil wir sie in die Erfahrung gelegt hatten und diese daher durch jene allererst zustande brachten. Freilich ist die logische Klarheit dieser Vorstellung ... nur dann möglich, wenn wir davon in der Erfahrung Gebrauch gemacht haben, aber eine Rücksicht auf dieselbe als Bedingung der synthetischen Einheit in der Zeit, war doch der Grund der Erfahrung selbst und ging also a priori vor ihr vorher."
    71) Es wird unsererseits damit nicht gesagt, daß diese Parallele völlig in der Natur der Sache gegründet ist. Vgl. Baumann, a. a. O., Seite 316, 326 und im Text § 20.
    72) Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, daß "empirisch reale Unmöglichkeit" gemeint ist (vgl. § 11f).
    73) Bekannt ist Condillacs Geschichte der marmorbekleideten organischen Statue; er behandelt seine Pflegebefohlene ebenso romanhaft wie Rousseau seinen Emile. Aber auch nüchterne Schriftsteller geraten, wenn sie die Genesis des menschlichen Seelenlebens beschreiben wollen, allzuleicht in willkürliche Träume. Vgl. z. B. Steinthal, Logik, Grammatik und Psychologie, § 36: Stufen des Seelenlebens vor dem Entstehen der Sprache.
    74) Es geht aus den Berichten über die Gesichtseindrücke operierter Blindgeborener zweifellos hervor, daß alle Operierte, selbst die Dame von Dr. Wardrop, bei der eine Verwachsung der Iris zu trennen war, sofort die Eindrücke in räumlicher Ordnung aufgefaßt und in Beziehung auf ihre Richtung unterschieden haben. Selbst die von Schopenhauer beigebrachten Zeugnisse widersprechen seiner Theorie, daß die bloße Sinnesempfindung auch in den edelsten Sinnesorganen nichts mehr ist als ein ansich stets subjektives Gefühl, als "ein Vorgang im Organismus selbst, als solcher auf das Gebiet unterhalb der Haut beschränkt" (Vierfache Wurzel, § 21, I, Seite 52; vgl. Seite 58, 59, 81). Seite 72: Chesseldens Blinder hielt sein Zimmer "für eine glatte, verschieden gefärbte Oberfläche". Seite 73 aus Franz' Buch, The Eye: Caspar Hauser ... whenever he looked through the window upon external objects, such as the street, garden, etc., it appeared to him as if there were a shutter quitte close to his eye ... Seite 74, von operierten Blindgeborenen: Sie stellen sich manchmal vor "that all objects touch their eyes and lie so near to them that thea are afraid of stumbling against them". - Donders teilt mit, er habe wenige Minuten nach der Geburt ein Kind einen vorgehaltenen Gegenstand binokular fixieren und bei Bewegungen verfolgen sehen. Vgl. Wundt, Physiologische Psychologie, Seite 642. Carl Stumpf, Über den psychologischen Ursprung der Raumvorstellung, Seite 217, 276, 294f.
    75) Stumpf, a. a. O., Seite 253, 283, 287, 307. Vgl. Baumann, a. a. O., Seite 313. Hering, Beiträge zur Physiologie, Seite 25f, 254f. Helmholtz, Physiologische Optik, Seite 801. Otto Liebmann, a. a. O., Seite 161-168.
    76) Dieser Punkt ist, wie auch Alexander Bain (the Senses and the Intellect, 3rd Edition, 1868, Seite 388) hervorhebt, schon von Thomas Reid gut beleuchtet; exakter hat den Gegenstand Wheatstone behandelt, indem er durch eine zweckmäßige Modifikation seines reflection stereoscope den Einfluß bestimmte, den die Konvergenz der Augenachsen einerseits und die Größe des Netzhautbildes (bze. die objektive Entfernung) andererseits auf die sinnliche Größenwahrnehmung gesondert ausüben. Einen Auszug aus seinem Bericht in den "Philosophical transactions" (1852) gibt Bain, a. a. O., Seite 385f. Vgl. Wundt, a. a. O., Seite 612. Schopenhauer, a. a. O., I, Seite 67, 69. Stumpf, a. a. O., Seite 276.
    77) So auch die subjektiven Gesichtserscheinungen auszusondern wußte: "Da sie bei Bewegungen des Auges sich mitbewegen, werden sie gleich als subjektive Erscheinungen von den objektiven getrennt; und es wird ihnen keine Realität zugeschrieben." (Helmholtz, Physiologische Optik, Seite 625).
    78) Über die meiner Ansicht unauflösliche Schwierigkeit von "Bewegungen", die, sei es spontan, sei es durch eine geradlinige Einwirkung (bzw. Einwirkungen) von außen, wie wir aufgrund empirisch wohl fundierter Prinzipien glauben, wirklich stattfinden, zu sagen, ob sie auch als solche und in welcher Form sie sich im absoluten Raum darstellen (sie können ja schon in Rücksicht auf das nächst übergeordnete System durch genau gegensinnige Bewegungen des Systems, dem sie selbst angehören, aufgehoben sein, wie die Bewegung des in einem Boot fahrenden Passagiers, der, rückwärts schreitend, dem am Ufer stehenden Freund noch eine Weile die Hand reicht, vgl. Berkeley, Principles, § 113-115): welche Aufgabe voraussetzt, daß es irgendwo einen absolut ruhenden und als solchen erkennbaren Körper gibt, nach dem sich alle Raumlagen bestimmen lassen (aber fieri potest, ut nullum revera quiescat corpus, ad quod loca motusque referantur [Es ist möglich, daß kein Körper, auf den sich Orte und Bewegungen beziehen, wirklich ruht. - wp] sagt Newton; er hätte übrigens mit Rücksicht auf die allgemeine Gravitation und Wechselwirkung aller kosmischen Massen mehr sagen müssen, als "fieri potest"), - hierüber ist seit den "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica" (Schol. Def., VIII) oft gehandelt worden, wenn auch nicht immer mit hinlänglicher Unterscheidung von wirklicher und absoluter Bewegung. (So bilden schon bei Newton veri und relativi motus [echte und relative Bewegungen - wp] einen konträren Gegensatz.) Während wir kein Mittel haben, über die letztere endgültig zu urteilen, halten wir diejenige Bewegung (innerhalb eines relativ selbständigen Systems) für wirklich, von der die empirisch gültige vis impressa [eingeprägte Kraft - wp] (vgl. § 32 und 40) bekannt ist. So ist seit Newtons Gravitationslehre kein Zweifel, daß sich wirklich die Erde um die Sonne dreht, während wir ihre jedesmalige Stellung zu etwaigen Weltachsen nicht anzugeben wissen. Es ist gewiß, daß unser Körper und nicht die Pflastersteine sich bewegen, über die wir schreiten. Vgl. vorzüglich Kant, Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft, Werke V, Seite 427f. Carl Neumann, Über die Prinzipien der Galilei-Newtonschen Theorie, Seite 16f und 31. Neumann, Über die Prinzipien der Galilei-Newtonschen TheorieLiebmann, Über relative und absolute Bewegung, Philosophische Monatshefte, Bd. VIII, Seite 97f. Nunmehr auch in der Schrift "Zur Analysis der Wirklichkeit", Seite 110f.
    79) Vgl. Lotze, Medizinische Psychologie, Seite 365f, 386f. Baumann, a. a. O., Seite 315f. Lotze: "Wer nicht zugibt" daß die Ausdrücke "oben und unten, rechts und links" eine "Beziehung auf die durch Muskeln und Tastgefühl uns zum Bewußtseins kommende Körperlage einschließen", der möge selbst bestimmen, was er "darunter zu verstehen imstande ist". Baumann sieht in der "freien Verfügung, welche der Geist über jene Vorstellungen besitzt", so daß wir "uns in jeden Punkt des Raumes, jeden wirklichen und angenommenen, versetzen und von dort aus den Raum mit Bezug auf diese gewählte Lage bestimmen können" - was ja unzweifelhaft möglich, obwohl nicht jedem gleich leicht ist - den Beleg dafür, daß "diese Bestimmungen reine Vorstellungen des Geistes sind". In Wahrheit sind sie durch und durch vom lebendigen Leib und seinen sinnlich gefärbten Koordinatenachsen abhängig. Unsere Fähigkeit, daß wir sie vom tastbaren Leib und allen überflüssigen sinnlichen Beisätzen trennen und damit hinter uns treten, auf die Sonne und unter den Sternen umher wandern können, ist nur ein Beweis für die Abstraktionsfähigkeit unserer Phantasie. Wenn man uns erzählt, daß alle unsere Gefühle und Theorien in Wahrheit nur Molekularmusik in unserem Gehirn sind, so ertappen wir uns wohl auf dem wunderlichen Traum, ,wie wir selbst einen Kopf über unseren Kopf erheben und unser metamikroskopisches Auge von oben her und von hinten herunter auf die absolut transparente Gehirnschale richten, um den Schwingungen der Moleküle zuzuschauen, welche diese wunderbare Musik zustande bringen.
    80) vgl. Kant, Kr. d. r. V., erste Auflage, Seite 93f.
    81) Wie für diejenigen Theoretiker, welche die räumliche Einkleidung gewisser Qualitäten erst nachträglich entstehen lasen, doch immerhin diese Qualitäten selbst schon "Data" für die räumlichen Distinktionen ("Lokalzeichen") enthalten.
    82) Kant, selbst schwankt. Seite 156: "Alle Erscheinungen sind in der Zeit. Diese kann auf zweifache Weise das Verhältnis im Dasein derselben bestimmen, entweder sofern sie nacheinander oder zugleich sind." Seite 157: "Aller Wechsel und Zugleichsein sind nichts, als so viel Arten (modi der Zeit), wie das Beharrliche existiert ... Simultaneität und Sukzession sind die einzigen Verhältnisse in der Zeit ... Der Wechsel trifft die Zeit selbst nicht, sondern nur die Erscheinungen in der Zeit (sowie das Zugleichsein nicht ein Modus der Zeit selbst ist, als in welcher keine Teile zugleich, sondern alle nacheinander sind). Wollte man der Zeit selbst eine Folge nacheinander beilegen, so müßte man noch eine andere Zeit denken, in welcher diese Folge möglich wäre". Seite 766: "Die Zeit bleibt und wechselt nicht." Seite 157: "Die Beharrlichkeit drückt überhaupt die Zeit, als das beständige Korrelatum allen Daseins der Erscheinungen ... aus." Seite 158: "Aller Wechsel in der Zeit kann nur als ein Modus der Existenz dessen, was bleibt und beharrt, angesehen werden." Vgl. Schopenhauer, Werke I, Satz vom Grunde, Seite 29f; II, 8, 11, 559f; V, 107 und sonst. Liebmann, Über subjektive, objektive und absolute Zeit, Philosophische Monatshefte, Bd. VII, Seite 463f und nunmehr in der Schrift "Zur Analysis der Wirklichkeit", Seite 70f.