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BORIS JAWENKO
Was ist die
transzendentale Methode?


"Trotz dieser durch die Analyse konstatierten Unmöglichkeit des Zusammenhangs, d. h. der Intention, des Gerichtetseins usw., leben wir immer so, als ob ein solcher Zusammenhang möglich wäre. Wir können einem solchen Gerichtetsein nicht entgehen, auch in dem Augenblick, wo wir erkennen. Hier gehen das Leben und die Wissenschaft, das unmittelbare Selbstgefühl und die Erkenntniswirklichkeit auseinander. Und da wir in der Erkenntnis das ganze Gewicht auf die letztere legen, so müssen wir notwendigerweise das erstere, das Leben, als einen Schein, als eine Jllusion bezeichnen. Und da die Intentionalitätslehre sich gerade auf das Leben gründen will, so müssen wir diese Theorie als eine scheinbare und illusorische anerkennen. Sie glaubt ein Gerichtetsein des Psychischen aufzustellen; sie begehrt hier einen Fehler der Jllusion,  einen Fehler der illusorisch-empirischen Präpostulierung des Psychischen.  Von diesem Standpunkt aus müssen wir in Bezug auf unsere erstere Frage sagen: Die Logik als Forschungstätigkeit ist nicht auf die Wissenschaft gerichtet, weil das bloß Jllusorische erkenntnisgemäß unmöglich ist. Damit ist auch die ganze  Phänomenologie  abzuweisen. Sie ist eine Scheinwissenschaft. Sie ist ein Streben der Erkenntnis, sich selbst zu überspringen, sich selbst zu erkennen, ohne wirklich zu erkennen, ohne eine wirkliche Erkenntnisprojektion. Sie ist eine Scheinwissenschaft in dem Sinne wie die Fechnersche Psychophysik, sie ist empirisch und logisch unmöglich. Und wenn man sie als eine Basis der Logik bezeichnet, so haben wir vor unseren Augen eine Abart des empirischen Psychologismus, den  phänomenologistischen Psychologismus.  Die Logik ist nicht eine auf die Wissenschaft gerichtete Forschungstätigkeit."

"Veritas enim non capit nec majus nec minus.
Si enim posset major aut minor veritas: non esset veritas."
- Nicolaus Cusanus -
[Denn die Wahrheit kann nicht größer und nicht kleiner sein.
Denn wenn sie größer oder kleiner sein könnte,
wäre es nicht die Wahrheit.]

"Die Einheit des Seins aber
bedeutet die Einheit der Wissenschaft."
- Hermann Cohen -


"Der Materialismus ist die Naturwissenschaft ohne Einsicht in die erkenntnistheoretischen Probleme" (1), sagt treffend HEYMANS. Und nicht minder treffend wäre es, zu sagen: Der Psychologismus ist die Psychologie ohne jede erkenntnistheoretische oder überhaupt philosopische Orientierung. Allein der Materialismus ist durch Kantische Kritik für immer zertrümmert und tot. Den Materialismus heute noch predigen heißt nichts anderes, als diese unsterbliche Kritik KANTs nicht lesen wollen; der Psychologismus dagegen ist nicht nur nicht gestorben, sondern umgekehrt - er befindet sich in der Blüteperiode seiner Entwicklung. Dabei kommt für uns nicht der sogenannte empirische wie auch nicht der sogenannte metaphysische oder transzendente Psychologismus in Betracht. Diese beiden sind schon durch Kantische Kritik überwunden, und die COHENsche "Logik der reinen Erkenntnis" (2), das glänzendste Werk unserer Zeit, formuliert uns endgültig die logische Unmöglichkeit dieser Psychologismusarten. Daß "die Logik eine Sonderdisziplin der Psychologie ist (3); daß "die Erkenntnistheorie nichts weiter als eine Psychologie des Denkens ist" (4); daß die Erkenntnistheorie "das empirische Bewußtsein durchforscht, um festzustellen, an welchen Punkten desselben die Evidenz des Objektiven hervorspringt" (5), daß "die klare, diskursive vermittelnde Tätigkeit des Denkens schließlich auf einem  mystischen  Glaubensgrund ruht" (6); daß "unter einer Kategorie eine unbewußte Intellektualfunktion von bestimmter Art und Weise, oder eine unbewußte logische Determination" (7) verstanden werden soll; daß "die Psychologie zwar nicht "die" einzige, aber doch  eine  unentbehrliche Basis für alle philosophischen Wissenschaften ist" (8); daß "ohne eine Psychologie des logischen Denkens eine Logik nicht möglich ist" (9); - alles das ist für uns allein ein Zeichen des Unwillens, in das eigentliche Wesen der Philosophie einzudringen.

Ebenso wie die Einzelwissenschaften ihre eigenen Gegenstände und ihre eigene Methode haben, ist die Philosophie ihrerseits auf besondere Gegenstände und auf eine eigentümliche Methode angewiesen. Ob diese Gegenstände Werte (RICKERT) oder Richtungen des Kulturbewußtseins (COHEN) oder Geistesrichtungen (LIPPS) oder rein-spezifische Formen (HUSSERL) genannt werden - das ist für uns zur Zeit vollständig gleichgültig; diese Gegenstände bezeichnen wir als  transzendentale Gegenstände(10) überhaupt und die eigentümliche philosophische Methode, d. h. die Frage nach den Prinzipien der Transzendentalität, nach den Möglichkeitsbedingungen dieser - als  transzendentale Methode.(11) Allein wenn auch ein solcher Tatbestand beide obengenannten Psychologismusarten einfach zum Tode verurteilt, gibt er doch keine endgültige Entscheidung über jede mögliche Psychologismusart. Der Psychologismus lebt noch, und, wie gesagt, er befindet sich in der Periode seiner Kulmination. Eine solche Entfaltung hat er dadurch erhalten, daß er sich unmerklich in eine transzendentale Erkenntnistheorie verwandelt hat. Zu beweisen, daß der sogenannte transzendentale Idealismus ein verborgener Psychologismus ist, den wir als den  transzendentalen Psychologismus  bezeichnen, wird eine von unseren heutigen Aufgaben sein. Dabei werden wir nicht mit der Philosophie überhaupt, sondern nur mit der Logik oder Erkenntnistheorie zu tun haben.

§ 1.  Die Logik ist die Wissenschaft von der Wissenschaft,  so lautet die Grunddefinition des transzendentalen Idealismus (12) Dadurch scheint die Logik von jedem Psychologismus befreit zu sein. Aber was heißt diese Definition! Man kann sie auch in folgender Weise ausdrücken:  die Logik erforscht die Wissenschaft und ihre Prinzipien.  Die Logik ist dann ein besonderes Forschungsgebiet, ein Bereich der besonderen Erkenntnistätigkeit eines bestimmten Kreises von Menschen. Die Logik ist in diesem Sinne die Forschungstätigkeit, die auf die Wissenschaft gerichtet ist. Was ist aber die Wissenschaft selbst, auf welche die sich die Logik richtet? Ansich ist die Wissenschaft ebenso wie die Logik eine Forschungstätigkeit; als Gegenstand der Logik aber nicht. Hier verliert sie ihre ursprüngliche Aktualität und ist als ein transzendental gewordener, obgleich sich nach dem Schema der Forschungstätigkeit bildender Bestand der logischen Begründungen zu betrachten. Dann ist das Wort Wissenschaft in der oben gegebenen Definition der Logik nicht eindeutig zu verstehen. Was rechtfertig eine solche Sinnverdopplung? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir die zwei folgenden Fragen lösen:
    1. Was bedeutet das Gerichtetsein der Logik als Forschungstätigkeit auf die Wissenschaft?

    2. Wie kann das transzendentale Gebilde die Forschungstätigkeit in dem Augenblick ersetzen, wo die Logik nicht mehr die Forschungstätigkeit, sondern selbst ein transzendentaler Gegenstand geworden ist?
§ 2. Das Gerichtetsein der Forschungstätigkeit auf einen Gegenstand draußen ist für MEINONG (13) eine allgemeine Eigenschaft der psychischen Erscheinungen. Es ist für COHEN (14) der Ursprünglichkeitswert der Erkenntnis; es ist für HUSSERL (15) die phänomenologische Natur des Vorstellens, als des psychischen Grundaktes; es ist für RICKERT (16) das Wesen des Anerkennens, des Evidenzgefühls. Diese ursprüngliche Eigentümlichkeit des Psychischen kann man nicht erklären; sie ist bloß zu konstatieren, herauszuanalysieren als ein deskriptives Datum. Die  Intentionalität  - das ist der passendste Name für diese Eigentümlichkeit (17) - ist eine primitive Tatsache, die jeder Theorie des Psychischen vorhergeht. So glauben die meisten heutigen Philosophen. Wir sagen dagegen:
    1. Die Intentionalität als Tatsache studieren heißt eine  bestimmte psychologische Theorie  anerkennen; die angeblich "vortheoretische" Phänomenologie HUSSERLs (18) und DILTHEYs (19), ebenso die COHENsche Ursprünglichkeitslehre, sie beide sind schon bestimmte Materialbearbeitungen, also Theorien. Die Tatsache, als ein theoriefreies Etwas, ist nur in der MACHschen Empfindungsmetaphysik (20) oder im LAASschen "metaphysischen" Positivismus (21) möglich; die Erkenntnistheorie (COHEN (22), NATORP (23), RICKERT (24) hat vollständig bewiesen, daß die Tatsache das Voraussetzungsvollste ist.

    2. Eine solche  Intentionalitätstheorie  widerspricht am schroffsten der unmittelbaren Erfahrung.' Wo finden wir in unserer Erfahrung die gleichzeitige Präsenz (sozusagen die "innere Koexistenz") des Gegenstandes der psychischen Intention, ihres Inhaltes und des intentionalen Aktes selbst?
Auf den ersten Blick scheint eine solche Frage mindestens sonderbar zu klingen. Aber die eingehende Analyse wird diese Sonderbarkeit zerstören. Bei der Frage nach dem, was ist oder existiert, sind wir auf die Erkenntnisanalyse angewiesen; selbst bei der Frage nach der Wirklichkeit der Erkenntnis selbst. Die Wirklichkeit ist für uns immer die herausprojizierte Wirklichkeit, auch die Wirklichkeit der Psyche und der Erkenntnis. Wir kennen die Erkenntnis als Gegenstand der Erkenntnis selbst; wir kennen sie nicht vor dem; wir kennen sie nicht in ihrer noch nicht erkannten Aktualität. - Wenn ich einen Baum wahrnehme, so nehme ich nicht meine Wahrnehmung des Baumes wahr, und umgekehrt. Wenn ich den Sinn des Satzes: ich nehme den Baum wahr, verstehe, so nehme ich weder den Baum, noch meine Wahrnehmung des Baumes wahr. (25) In der Wirklichkeitsprojektion sind diese drei "Wirklichkeiten": der Baum, die Wahrnehmung des Baumes und der Sinn des Satzes: ich nehme den Baum wahr, in keinem Zusammenhang. Und, wie gesagt, ist in der Erkenntnis eine solche Projektion unentfliehbar. Also ist der Zusammenhang, die gleichzeitige Präsenz aller dieser Momente unwirklich; also ist das Gerichtetsein eine Erdichtung! Aber Sie haben noch ein wichtiges Moment vergessen - so wird man uns darauf erwidern, und zwar: das Erlebnis. (26) Hier, im Erlebnis, liegen alle drei Momente zusammen; das Erlebnis ist das Selbstbewußtsein. Allein das ist keine Antwort, da wir auch in Bezug auf das Erlebnis wieder auf die Erkenntnisprojektion angewiesen sind. Dann müssen wir die Frage nach dem Zusammenhang dieser Momente von neuem wiederholen. Die Erlebnistheorie gibt keine Lösung dieser Frage; sie ist nur ihre Verschiebung. Auch in diesem Fall läuft alles auf dieselbe Unwirklichkeit und darum Unmöglichkeit des Zusammenhangs heraus. Auch das Erlebnis müssen wir erkennen; und wir können das nur dann, wenn es uns schon in der Projektionsform gegeben ist.

Dann ist es verselbständigt, dann zeigt es keinen Zusammenhangsgrund. Aber trotz dieser durch die Analyse konstatierten Unmöglichkeit des Zusammenhangs, d. h. der Intention, des Gerichtetseins usw., leben wir immer so, als ob ein solcher Zusammenhang möglich wäre. Wir können einem solchen Gerichtetsein nicht entgehen, auch in dem Augenblick, wo wir erkennen. Hier gehen das Leben und die Wissenschaft, das unmittelbare Selbstgefühl und die Erkenntniswirklichkeit auseinander. Und da wir in der Erkenntnis das ganze Gewicht auf die letztere legen, so müssen wir notwendigerweise das erstere, das Leben, als einen Schein, als eine Jllusion bezeichnen. Und da die Intentionalitätslehre sich gerade auf das Leben gründen will, so müssen wir diese Theorie als eine scheinbare und illusorische anerkennen. Sie glaubt ein Gerichtetsein des Psychischen aufzustellen; sie begehrt hier einen Fehler der Jllusion,  einen Fehler der illusorisch-empirischen Präpostulierung des Psychischen.  Von diesem Standpunkt aus müssen wir in Bezug auf unsere erstere Frage sagen: Die Logik als Forschungstätigkeit ist nicht auf die Wissenschaft gerichtet, weil das bloß Jllusorische erkenntnisgemäß unmöglich ist. Damit ist auch die ganze "Phänomenologie" abzuweisen. Sie ist eine Scheinwissenschaft. Sie ist ein Streben der Erkenntnis, sich selbst zu überspringen, sich selbst zu erkennen, ohne wirklich zu erkennen, ohne eine wirkliche Erkenntnisprojektion. Sie ist eine Scheinwissenschaft in dem Sinne wie die FECHNERsche Psychophysik, (27) sie ist empirisch und logisch unmöglich. Und wenn man sie als eine Basis der Logik bezeichnet, so haben wir vor unseren Augen eine Abart des empirischen Psychologismus, den  phänomenologistischen Psychologismus.  (28) Die Logik ist nicht eine auf die Wissenschaft gerichtete Forschungstätigkeit.

§ 3. Jedoch scheint der transzendentale Idealismus nicht auf diesem Standpunkt zu stehen. Er legt das ganze Gewicht nicht darauf, daß die Logik eine auf die Wissenschaft gerichtete Erkenntnisfähigkeit ist, sondern darauf, daß es die Wissenschaft ist, die ihren Gegenstand bildet, und daß auch die Logik selbst lediglich als ein Gegenstand ihrer selbst zu verstehen ist. Dabei ist für ihn, wie gesagt, die Wissenschaft, als Forschungstätigkeit, durch die Wissenschaft als ein transzendentales Gebilde ersetzt. (29) Leider ist das nicht eine fundamentale Veränderung. Die Wissenschaft, als ein transzendentales Gebilde (mit der Logik selbst inklusive), bleibt auch hier eine Forschungstätigkeit; nur ist diese sozusagen transzendentalisiert. Auch hier ist die Wissenschaft auf ihre Gegenstände gerichtet, aber nicht empirisch, sondern transzendental. Das Schema bleibt dasselbe; es ist nur eigentümlich gefärbt. Das urteilende Bewußtsein überhaupt (RICKERT (30)), das normale Bewußtsein (WINDELBAND (31)), das fordernde Denken (VOLKELT (32), das wissenschaftliche Bewußtsein (COHEN (33)), der überindividuelle Geist (LIPPS (34)), das reine Wollen (MÜNSTERBERG (35)) usw., - das alles sind nur Abbildungen der empirisch-psychischen Sachlage. Nehmen wir z. B. die COHENsche "Logik der reinen Erkenntnis". Sie scheint vollständig transzendental aufgebaut zu sein. Und trotzdem, wenn wir sie mit den psychologischen Jugendschriften COHENs (36) und dann mit seinen bewunderungswürdigen Kantschriften (37) vergleichen, so sehen wir mit einer unzweifelhaften Klarheit, daß alles das, was in den erstern im Geand einer psychologischen Theorie, im zweiten aber - in der Form einer transzendental-psychologischen Analyse, einer tranzendentalen Phänomenologie der Erkenntnis dargestellt ist, in der Logik in rein transzendentaler Terminologie ausgedrückt ist. Der Sinn bleibt derselbe; nur die Bekleidung ist ein andere. "Das a priori bleibt der Leitstern. Aber das Transzendentale wird die Lösung." (38) Leider, eine daran angepaßte Lösung! Das reine Denken oder die reine Erkenntnis lebt bei COHEN in einer ewigen Bewegung; es schafft, es knüpft, es löst usw. (39) Ist das nicht ein transzendentales Leben?! Ist das nicht eine transzendentalisierte Intentionalitätstheorie, eine Gerichtetseinslehre? Ich glaube ja! Der transzendentale Idealismus setzt immer eine empirische Phänomenologie des Psychischen voraus; mag das die Ursprünglichkeitslehre COHENs oder die Urteilslehre RICKERTs oder die Intentionalitätslehre HUSSERLs oder die Erlebnislehre LIPPS' und MÜNSTERBERGs usw. sein - das ist gleichgültig. Er bildet nur die empirische Phänomenologie in eine transzendentale um und gibt das Resultat für ein rein transzendentales Gebilde aus. Dadurch ist das Leben, also die Jllusion, in das Gebiet des Transzendentalen selbst hineingeführt, und zur Frage nach der erkenntnisgemäßen Möglichkeit der empirischen Jllusioin tritt noch die Frage nach der Möglichkeit der Transzendentalisierung des Psychisch-Empirische hinzu. (40)  Der transzendentale Idealismus ist darum ein transzendentaler Psychologismus.  So beantworten wir unsere zweite Frage. Die Wissenschaft, als Gegenstand der Logik, ist ihm ein scheinbar-transzendentales Gebilde. Sie ist die Forschungstätigkeit, die ins Transzendentale hypostasiert [einem Gedanken gegenständliche Realität unterschieben - wp] ist. Und da dieser Forschungstätigkeit als solcher eine empirische Jllusion zugrunde liegt, so liegt dem transzendentalen Idealismus eine  transzendentalisierte Jllusion  zugrunde. Seine transzendentale Methode ist eine  scheinbar transzendentale Methode,  da sie eine  transzendentale  Präpostulierung (41) voraussetzt.

§ 4. Um jedem möglichen Psychologismus zu entgehen, müssen wir die empirische Intentionalitätsillusion nicht bloß verdecken, wie das der transzendentale Idealismus macht; wir müssen sie aus dem Gebiet des Transzendentalen vollständig ausweisen. Es ist zu wenig, eine transzendentale Übersetzung der empirisch unmöglichen Verhältnisse zu geben, im Glauben damit sich von jedem Psychologismus zu befreien. Wir müssen die Jllusion nicht transzendental bekleiden, sondern sozusagen  paralysieren,  ihre Bedeutung und ihren Einfluß abschneiden. Wir müssen uns auf einen solchen Standpunkt stellen, wo das Ichbewußtsein ausgeschaltet wird, wo die scheinbaren Lebensverhältnisse außerhalb der wirklichen Wissenschaftsverhältnisse liegen, sozusagen auf immer weggedacht sind. Wir müssen die durch die Erkenntnis projizierten Gegenstände so behandeln, als ob ihnen keine Erkenntnisprojektion vorausginge, als ob die von uns betrachteten Gegenstände  von uns nicht betrachtete  wären. Und das gilt hinsichtlich der Logik ebenso wie hinsichtlich der Wissenschaft überhaupt. Wir können in der Wirklichkeit nicht Wissenschaft treiben oder schaffen, oder konstruieren oder bearbeiten und analysieren. Das scheint uns nur so im Leben. Von alledem müssen wir abstrahieren.  Auch davon, daß wir es sind, die davon abstrahieren wollen.  Die Wissenschaft (mit der Logik inklusive) kann nur als ein Ganzes gegeben sein. Nur als ein Ganzes ist sie von jedem Psychologismus, von jeder Psychologisierung ihres Wesens frei. Dieses Gegebensein, dieses  Faktum der Wissenschaft  ist selbstverständlich auch eine Jllusion, aber eine vollständig unschädliche, weil in das Wesen der Wissenschaft nicht eindringende. Dieses Faktum ist ein  Minimum  an Jllusion. es bedeutet eine vollständige Ausweisung ihrer aus dem Gebiet der Wissenschaft. Das Faktum oder Gegebensein ist sozusagen ein  passives Schauen der Wissenschaft,  ein passiver amor intellectualis (42). Und das ist ohne Zweifel eine vollständig zulässige Konzession an uns selbst, die wir ohne Gefahr, die Jllusion und den Psychologismus zu begehen, uns gestatten können. Den Standpunkt eines solchen Schauens nennen wir  die uneigentlich transzendentale Methode,  das Geschaute aber  den uneigentlich transzendentalen Gegenstand.  Sind wir einmal zu diesem Standpunkt gekommen, so sehen wir vor unseren schauenden Augen einen Ozean der Transzendentalität der Wissenschaft. Wir sehen dann das, was wir als System der Erkenntnis- oder Wissenschaftsgrundprinzipien oder als die Logik bezeichnen wollen. Um sich aber auch in anderen Fällen vor jeder gefährlichen Jllusion zu hüten, müssen wir uns auch in anderen Wissenschaften auf den Standpunkt des passiven Schauens stellen; dann bekommen wir eine  uneigentlich mathematische, psychologische, biologische usw. Methode.  Dieser letzten seinerseits korrespondiert ein  uneigentlich mathematischer, psychologischer, biologischer usw. Gegenstand,  ein Ozean der Mathemazität, Psychologizität, Biologizität usw., ein System der mathematischen, psychologischen, biologischen usw. Prinzipien.

§ 5. Aber indem der Standpunkt des Schauens eine uneigentliche Methode bedeutet, ist das Geschaute, die Wissenschaft, als Ganzes, als ein System aller möglichen Prinzipien, innnerlich von einer eigentlichen Methode durchdrungen. Diese eigentliche Methode ist in der Logik die  eigentlich transzendentale,  die in der Mathematik oder Psychologie sich in eine  eigentlich mathematische  oder  psychologische konkretisiert.  Und dadurch ist der uneigentliche Gegenstand in eine solche Beleuchtung gestellt, daß er uns seine eigentliche Natur bezeugt: in der Logik die eigentlich transzendentale, in der Mathematik und Psychologie die eigentlich mathematische und psychologische. Die Wissenschaft ist keine Forschung und keine Forschungstätigkeit; die Wissenschaft ist ein System der Kategorien, der Erkenntnisprinzipien, und darum ist sie ein System der Seinsprinzipien oder besser  das Sein selbst.  "Die Einheit des Seins aber bedeutet die Einheit der Wissenschaft." Dabei ist dieses Sein kein empirisch gegebenes Sein, denn diesem liegt eine empirische Intentionalitätsillusion zugrunde; es ist auch kein ideal gegebenes Sein, da auch dieses durch dieselbe Jllusion verdorben ist, es ist auch nicht das Sein des transzendentalen Idealismus, d. h. kein Gebilde der transzendentalen Intentionalität. Es ist davon vollständig befreit. Sein Gegebensein im Schauen bezeichnet nicht ein intentional bestimmtes Sein; sein Gegebensein bezeichnet dagegen ein wahrhaftes Nichtgebensein, da wir dieses Gegebensein nur als eine äußerliche Konzession zugelassen haben, da diese Konzession nichts anderes besagt als:  daß es uns so zu sein scheint.  "To gar auto noein estin te kai einai" [Denn daß man es erkennt heißt zugleich: daß es ist. - wp]. "La vérité étant une m´me chose avec l'être." [Die Wahrheit wäre eins sein mit der Sache. - wp] - Die Wissenschaft ist das Sein, ein absolutes, astrales Sein. Darum ist die Wissenschaft abgeschlossen und unveränderlich. Aber dadurch bleibt sie nicht in der Ruhe. Sie ist weder bewegungslos noch ruhelos, weder Form noch Inhalt, weder Geist noch Materie; sie ist ein System der Kategorien von der reinsten bis zur konkretesten. Und als solche liegt sie außerhalb des Lebens, außerhalb der Jllusion.

§ 6. Wir sind am Ende unseres Vortrags. Und zum Schluß wollen wir einen naheliegenden Einwand zurückweisen. Mna wird uns sagen: Sie widersprechen sich selber. Wenn Sie uns ihre Ansichten mitteilen, so machen Sie einen Anspruch auf Wahrheit; Sie behaupten, Sie beziehen sich auf ihre Theorie, auf die Wissenschaft, auf den Gegenstand; Sie "intentionieren", Sie richten sich, Sie bearbeiten und schaffen. Durch diese Tatsache vernichten Sie ihre Theorie, wie jeder mögliche Skeptizismus; Sie verurteilen sich zu einem vollständigen Schweigen. Denn es hat keinen Sinn, einen wissenschlich illusorischen Satz zu behaupten! - Wir antworten darauf: Dieser Einwand setzt schon die Jllusion, die Präpostulierung voraus. Das ist eine petitio principii [es wird vorausgesetzt, was erst zu beweisen ist - wp], die dadurch noch gar nicht bewiesen wird. Dieser Einwand setzt eine phänomenologische Intentionalitätstheorie schon voraus. Wir wollen diese Theorie aber prüfen, und wir finden auf dem rein empirischen Boden, daß sie vollständig unhaltbar ist. Nur so können wir auf den Einwand antworten. Auf einem anderen als dem empirischen Boden können wir die Intentionalitätstheorie nicht prüfen, da sie sich als eine empirische, unmittelbare Wiedergabe des Tatsächlichen verkündigt. Allein auf dem empirischen Boden haben wir immer mit den objektiv projizierten Gegenständen zu tun. In das Mysterium der Vor-objektiv-projiziertseins sind wir nicht imstande, einzudringen. Das Mystische liegt jenseits der Erkenntnis, das Mystische ist das Leben. "Bewußtheit ist Mythos." (43) Nur im Leben ist das Wunder (44) der Intentionalitätspostulierung verständlich, nicht in der Wissenschaft, in der Erkenntnis, nicht in der Wirklichkeit.  Das Leben ist die scheinbare Wirklichkeit. Die wirkliche Wirklichkeit ist die Wissenschaft, ist das Sein.  - Aber jener Einwand begeht auch einen zweiten Fehler, und zwar eine Quaternio terminorum [Fehlschluß durch zwei verschiedene Mittelbegriffe - wp]. Denn er bringt zwei verschiede Dinge unter einen und denselben Namen: die Bejahung der Wahrheit und die Wahrheit selbst. Denn daraus, daß wir uns als den Wahrheitsbejahenden betrachten, folgt gar nicht unsere Beziehung auf die Wahrheit. Die Wahrheitsbejahung ist eine psychische Tatsache, eine psychische Erscheinung; die Wahrheit aber liegt dort keineswegs vor. Daß sie dort liege, das müssen wir zunächst beweisen, nicht uns stattdessen bloß auf die Tatsächlichkeit berufen. Das Haften der Werte am Psychischen ist eine Theorie auch im Gewand der Tatsächlichkeit. Und wenn wir keinen Beweis dieser Theorie, sondern bloß eine Resignation darauf, bloß eine Appellation an Wunder hören, so haben wir recht, eine solche Theorie aus dem Gebiet der Wissenschaft auszuweisen und als eine mystische Theorie der prästabilierten [vorgefertigten - wp] Harmonie zwischen der Psyche und den Werten bezeichnen.  Denn wir sollen in der Wissenschaft uns nicht wundern, sondern erkennen.  Es gibt in der Wissenschaft und mithin in der Philosophie für das Wunder keinen Platz. Die unschädlichste Ausweisung des Wunders gibt uns unsere uneigentliche Methode, d. h. der Standpunkt des Schauens oder des Faktums. Es führt zur Wissenschaft im Leben kein Weg, denn im Leben kann uns keine Wissenschaft als ein Ziel vorschweben, da es kein nach dem Ziel sich richtendes Bewußtsein gibt. All das ist  eine mystische Phänomenologie.  Der Standpunkt der minimalen Jllusion und Mystik ist der Standpunkt des größtmöglichen Selbstvergessens; und das ist gerade die uneigentliche Methode. Diese Methode bezeichnet eine Resignation in Bezug auf das Wunder, auf die "vortheoretische" Tatsache, auf das Leben und Erlebnis; darum ist sie skeptisch. Sie bereitet der Transzendententalität eine vollständige Befreiung vom Psychologismus; darum ist sie auf den  Transzendentalismus  angewiesen. Darum haben wir, glaube ich, das Recht, unseren Standpunkt als den  transzendenten Skeptizismus  zu bezeichnen. Dieser Standpunkt ist nicht die Lehre KANTs von der "kopernikanischen Tat"; weil die kopernikanische Tat für uns auf einem halben Weg steht, und zwar: sie ermöglicht die transzendentale Bewußtseinsphänomenologie, d. h. den transzendentalen Psychologismus.  Der transzendentale Skeptizismus nimmt vom transzendenten Idealismus das Wertvollste - die Transzendentalität, - und zugleich verzichtet er auf das Schlechteste: auf ihre Ausführung.  (45)


D i s k u s s i o n :

Hessenberg: Die mathematische Denktätigkeit selbst ist ein Gegenstand der Psychologie, der Gegenstand der mathematischen Denktätigkeit ist Gegenstand der Mathematik. Ein mathematischer Seinszusammenhang, der Gegenstand einer Transzendentalphilosophie wäre, existiert nicht.
LITERATUR - Boris Jakowenko, Was ist die transzendentale Methode?, III. Internationaler Kongreß für Philosophie, Heidelberg 1909
    Anmerkungen
    1) GERARD HEYMANs, Die Gesetze und Elemente des wissenschaftlichen Denkens, 1905, Seite 37
    2) HERMANN COHEN, Logik der reinen Erkenntnis, 1902. Erster Teil des "Systems der Philosophie". Das Werk ist bisher in seiner Bedeutung noch nicht erkannt.
    3) THEODOR LIPPS, Grundzüge der Logik, 1893, Seite 2
    4) HEYMANS, a. a. O. Seite 9
    5) JOHANNES VOLKELT, Erfahrung und Denken, 1886, Seite 39
    6) VOLKELT, a. a. O. Seite 184
    7) EDUARD von HARTMANN, Kategorienlehre, 1896, Seite VII
    8) ALOIS HÖFLER, Sind wir Psychologisten? in "Atti del V Congresso internationale di Psychologia", 1906, Seite 323
    9) HEINRICH MAIER, Psychologie des emotionalen Denkens, 1908, Seite 50
    10) Siehe SALOMON MAIMON, Versuch über die Transzendentalphilosophie, 1790, Seite 337
    11) HERMANN COHEN, Kants Theorie der Erfahrung, 1. Auflage (1871), Seite 87f. Zweite Auflage 1885, Seite 66 - 79 und 200f.
    12) Wir berufen uns hier auf einen bestimmten Autor. Wir glauben aber wohl, daß die in der Tat gegebene Definition ihrer Allgemeinheit wegen jedem beliebigen Vertreter des transzendentalen Idealismus zugeschrieben sein kann.
    13) ALEXIUS MEINONG, Untersuchungen zur Gegenstandstheorie und Psychologie (1904), Seite 2, 19 - 20, 23 - 24; AMESEDER, ebd. Seite 53; MEINONG: Über die Erfahrungsgrundlagen unseres Wissens, 1906, Seite 108 - 109; Über Annahmen, 1902, Seite 93; Über die Stellung der Gegenstandstheorie im System der Wissenschaften (1907), Seite 116f; BRENTANO, Psychologie vom empirischen Standpunkt I (1874), Seite 116; TWARDOWSKY, Zur Lehre vom Inhalt und Gegenstand der Vorstellungen (1894), Seite 3; HÖFLER: Zur gegenwärtigen Naturphilosophie (1904), Seite 92; CANTONI: Immanuel Kant filosofia teoretica I (1907, Seite 222; L'apriorité de l'espace. Revue d. Metaph. et d. Mor. XII (1904), Seite 315; COHN: Voraussetzungen und Ziele der Erkenntnis (1908), Seite 79f.
    14) COHEN, Kants Theorie der Erfahrung (1885), Seite 69f, 134f, 200f; Kants Begründung der Ästhetik (1889), Seite 147f, 241f, 404.
    15) EDMUND HUSSERL, Logische Untersuchungen II (1901), Seite 322 - 599
    16) HEINRICH RICKERT, Gegenstand der Erkenntnis (1904), Seite 87f, 112f
    17) HUSSERL, a. a. O. Seite 38, 351f, 480 - 535
    18) HUSSERL, Logische Untersuchungen II (1906), Seite 3 - 22, 336f
    19) WILHELM DILTHEY, Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie, Sitzungsbereicht der Berliner Akademie (1894), Seite 1345f; Einleitung in die Geisteswissenschaften I (18883), Seite XVII, 25f, 32f, 78, 80f, 145; Das Wesen der Philosophie (Systematische Philosophie in der Kultur der Gegenwart I), Seite 31
    20) ERNST MACH, Die Analyse der Empfindungen, (1903), Seite 1 - 31, 277f
    21) ERNST LAAS, Über teleologischen Kritizismus, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 8, (1884), Seite 14f
    22) COHEN, Kants Theorie der Erfahrung (1885), Seite 422f, 433f, 500f; Kants Begründung der Ästhetik (1889), Seite 113f.
    23) PAUL NATORP, Über objektive und subjektive Begründung der Erkenntnis, Philosophische Monatshefte XXIII (1887), Seite 277 - 281. Zur Streitfrage zwischen Empirismus und Kritizismus, Archiv für systematische Philosophie V (1898), Seite 196 - 200; Sozialpädagogik (1904), § 5.
    24) RICKERT, Gegenstand der Erkenntnis (1904), Seite 166f
    25) HUSSERL, Logische Untersuchungen II (1901), Seite 707 - 711.
    26) HUGO MÜNSTERBERG, Grundzüge der Psychologie I (1900). Seite 44 - 103, 138 - 179; Philosophie der Werte (1908), Seite 60 - 118; DILTHEY, Das Wesen der Philosophie (Systematische Philosophie; LIPPS: Naturphilosophie (Festschrift für Kuno Fischer, 2. Auflage 1907); Bewußtsein und Gegenstände (Psychologische Studien I), Seite 2f, 138f.
    27) Die Scheinbarkeit der Psychophysik, als selbständiger Wissenschaft, ist schon längst bewiesen. Sie F. MÜLLER: Das Axiom der Psychophysik (1882), Seite 30 - 56; H. COHEN: Das Prinzip der Infinitesimalmethode (1883), Seite 152 - 162; A. ELSAS: Über die Psychophysik (1886), Seite 49 - 71.
    28) Das beste Beispiel eines solchen Psychologismus geben uns HUSSERLs "Logische Untersuchungen II" (1901); die MEINONGsche Schrift: Über Annahmen (1902), das Buch von MAIER: Psychologie des emotionalen Denkens (1908) u. a.
    29) Das nennt COHEN mit Vorliebe: "Objektivierung"
    30) RICKERT, Gegenstand der Erkenntnis (1904), Seite 142f; Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung (1902), Seite 669f
    31) WILHELM WINDELBAND, Präludien (1903), Seite 312
    32) VOLKELT, Erfahrung und Denken (1886), Seite 181 - 193
    33) COHEN, Kants Theorie der Erfahrung (1885), Seite 583; Kants Begründung der Ästhetik (1889), Seite 114; Das Prinzip der Infinitesimalmethode (1883), Seite 123
    34) LIPPS, Naturphilosophe; Leitfaden der Psychologie (1906), Seite 30f, 220 - 225; Inhalt und Gegenstand; Psychologie und Logik, Sitzungsbericht der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Münster, 1905, Seite 624f, 642f, 665f
    35) MÜNSTERBERG, Philosophie der Werte (1908), Seite 60f
    36) COHEN, Die platonische Ideenlehre, psychologisch entwickelt. Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft IV (1866), Seite 402 - 404; Mythologische Vorstellungen von Gott und Seele; ebd. V (1868), Seite 396 - 434; VI (1896), Seite 113 - 131; Die dichterische Phantasie und der Mechanismus des Bewußtseins (1869) insb. Seite 47f; Kants Theorie der Erfahrung, 1. Auflage (1871), Seite 164 - 165.
    37) Es wundert mich sehr, daß diese Schriften so wenig behandelt sind. In der 2. Auflage des RIEHLschen "Philosophischen Kritizismus" ist der Name COHENs sogar nicht erwähnt. Das ist die philosophische Unparteilichkeit! - Diese Schriften COHENs muß jeder Mensch studieren, der KANTsche Philosophie hochschätzt, da in systematischer Hinsicht sie die besten sind, die über KANT bisher geschrieben waren.
    38) COHEN, Logik der reinen Erkenntnis (1902), Seite 508
    39) Diese Transzendentalisierung nennt COHEN  Objektivierung.  Wie diese Objektivierung möglich ist - das scheint ihm eine unerlaubte Frage zu sein. Siehe "Kants Theorie der Erfahrung" (1885), Seite 607 - 608. unserer Meinung nach, dagegen, ist nicht diese Frage unerlaubt, sondern die Resignation in Bezug auf diese Frage.
    40) Diese Transzendentalisierung nennt COHEN  Objektivierung.  Wie diese Objektivierung möglich ist - das scheint ihm eine unerlaubte Frage zu sein. Siehe "Kants Theorie der Erfahrung" (1885), Seite 607 - 608. unserer Meinung nach, dagegen, ist nicht diese Frage unerlaubt, sondern die Resignation in Bezug auf diese Frage.
    41) "C'est une prévention qu'il ne faut pas confondre avec une notion ou connaissance distincte." [Eine Prävention sollte nicht mit einem Konzept oder deutlicher Erkenntnis verwechselt werden - wp] Siehe LEIBNIZ: Philosophische Schriften II, hg. von GERHARD, Seite 45
    42) "Tertium enim cognitionis est aeternum; adeoque Amor, qui ex eodem oritur, est etiam necessario aeternus." [Zum Dritten ist das Wissen ewig, so ewig wie die Liebe notwendig und ewig ist. - wp] Siehe SPINOZA: Ethica. Hg. von VAN VLOTEN (1905), Seite 178
    43) COHEN, Logik der reinen Erkenntnis (1902), Seite 366
    44) Diese Intentionalitätspostulierung bezeichnet auch HÖFLER als ein Wunder; siehe "Zur gegenwärtigen Naturphilosophie, Seite 92; siehe auch RUSSEL: Essais sur les fondements de la Geometri (1901), Seite 236: "heureux realisation" [glückliche Realisierung - wp]; WINDELBAND, Präludien (1903), Seite 292: "glückliche Tatsache".
    45) Der Skeptizismus ist darum keine Selbstvernichtung. Nur auf dem Boden der empirisch-psychologistischen Ansichten HUMEs scheint er sich selbst zum Tod zu verurteilen. Auf dem kritischen Boden aber ist er und er allein möglich. Denn es ist auf diesem Boden größte Unwahrheit zu sagen: "que philosopher c'est apprendre á mourir" [Philosophieren heißt sterben lernen. - wp]. (MONTAIGNE).