p-4 H. SteinthalH. Paulvon RozwandoA. StöhrE. Martinak    
 
HERMANN SCHMITT
Psychologie und Logik in
ihrem Verhältnis zur Sprache


"Denn in der Sprache ist die Verbindung des Lautes mit seiner Bedeutung etwas Unerforschliches. Man kann Begriffe spalten, Wörter zergliedern, soweit man es vermag und man tritt darum dem Geheimnis nicht näher, wie eigentlich der Gedanke sich mit dem Wort verbindet."

"So gewiß die Sinnes- und die Gedankenwelt im Großen und Ganzen sich gleich, oder doch analog bleibt, und so ohne Widerstreit die Logik an jegliche Sprache die unerläßliche Forderung stellen muß, daß sie den Höchstbegriffen oder Kategorien irgendwie in sprachlicher Darstellung gerecht zu werden vermag: über die Ausdrucksweise des wie und die etwaigen Formen worin das geschehen und ermöglicht werden soll, hatte den Sprachen jede Denklehre keine Vorschriften zu machen."

"Absolut betrachtet, kann es innerhalb der Sprache keinen ungeformten Stoff geben, da alles in ihr auf einen bestimmten Zweck, den Gedankenausdruck gerichtet ist und diese Arbeit schon bei ihrem ersten Element, dem artikulierten Laut, beginnt, der ja eben durch Formung zum artikulierten wird. Ohne diese Rücksicht hätte man ja das sprachliche Untersuchungsobjekt getötet und hätte es schlechterdings nicht mehr."

"Die Wortbedeutung ist beim Gebrauch der Sprache nicht schlechthin gegeben, sondern muß erst zum Zweck des Verständnisses, des Ergebnisses, als Aufgabe erarbeitet werden."

"Der wahre Vorzug einer Sprache ist nur der, sich aus einem Prinzip und in einer Freiheit zu entwickeln, die es ihr möglich machen, alle intellektuellen Vermögen des Menschen in reger Tätigkeit zu erhalten, ihnen zum genügenden Organ zu dienen und durch die sinnliche Fülle und geistige Gesetzmäßigkeit, welche sie bewahrt, ewig anregend auf sie einzuwirken."
- Wilhelm von Humboldt


Jeder sprachlichen Äußerung liegt ein Erlebnis zugrunde und kommt in ihr irgendwie zum Ausdruck. Das "Wie" ist die fundamentale Frage, zu deren Beantwortung alle Sprachuntersuchung beizutragen hat.

Das Erlebnis konstituiert sich in Beziehungen logischer, ethischer, ästhetischer Art. Ob, wie weit, mit welchen Mitteln sich derartige Beziehungsmöglichkeiten in der Sprache bieten, sind Fragen, die in allgemeiner Erörterung die Sprachphilosophie beschäftigen Un daß eine solche allgemeine Betrachtung der Mittel sprachlicher Äußerung - im Sinne einer allgemeinen Grammatik - überhaupt möglich ist, hat seinen Grun im allgemeinen Charakter des Spracherlebnisses als Tatsache des menschlichen Bewußtseins.
    "Denn so wundervoll ist in der Sprache die Individualisierung innerhalb der allgemeinen Übereinstimmung, daß man ebenso richtig sagen kann, daß das ganze Menschengeschlecht nur eine Sprache, als daß jeder Mensch eine besondere besitzt." (1)
Auch die Erwägung stellen wir hierher, ob etwa unter den drei erwähnten Beziehungen, die sich psychologisch als drei verschiedene Seiten an einem in sich einheitlichen Erlebnis darstellen, im Element der Sprache einer grundlegenden Bedeutung für die Veräußerlichung zukommt.

Wir gehen von dem Faktum aus, daß alle sprachliche Äußerung ein Erlebnis zur Quelle hat und daß das Ziel, auf das sie ihrer ganzen Intention als Mitteilung und künstlerische Schöpfung entsprechend hinweist, gleichfalls ein Erlebnis, ein Inneres, ist. Die sprachliche Schöpfung aber ist nicht mehr das Innere, vielmehr eben seine Veräußerlichung. Un diese Darstellung vollzieht sich aufgrund einer Konzession [Zugeständnis - wp] des konkreten flüssigen Inneren an die konstruktiven Mittel des abstrakten stationären Äußeren. Diese konstruktiven Mittel aber sind Denkakte, nicht im Sinne eines erkenntniskritischen, sondern eines mythologischen Denkens. Wenn danach alles, was in der Sprache zum Ausdruck gebracht wird, ein Gedachtes ist, so heißt das, daß es nur als Gegenstand unseres Denkens, nur aufgrund eines Denkaktes ausgedrückt werden kann.

Es ist nicht richtig, die Sprache als Quelle aller Begriffsbilung anzusehen. Vielmehr hat sie die Begriffsbildung zur Voraussetzung.
    "Das Bedürfnis eines Begriffs und seine daraus entstehende Verdeutlichung muß immer dem Wort, das bloß der Ausdruck seiner vollendeten Klarheit ist, vorausgehen." (2)
An und für sich kann die Sprache den Vollzug des Begriffs nicht erzeugen, sie will ihn nur bezeugen.
    "Die Sprache ist gleichsam die äußerliche Erscheinung des Geistes der Völker; ihre Sprache ist ihr Geist, ihr Geist ihre Sprache; man kann sich beide nie identisch genug denken. Wie sie in Wahrheit miteinander in ein und ebenderselben, unserem Begreifen unzugänglichen Quelle zusammenkommen, bleibt uns unerklärlich verborgen." (3)
Der "Übergang" nun vom sprachlosen Erlebnis zum sprachlichen Ausdruck - wenn diese bildliche Ausdrucksweise gestattet ist - weist einen Akt logischen Denkens als "Durchgangspunkt" auf, der für die Sprache konstitutive Bedeutung hat. In ihm gründet jedes Nacherleben.
    "Denn indem die Sprache den Menschen bis auf den ihm erreichbaren Punkt intellektualisiert, wird immer mehr den dunklen Regien der unentwickelten Empfindung entzogen." (4)
Auch den Willenssätzen glauben wir einen Akt logischen Denkens der oben charakterisierten Art als Voraussetzung zuschreiben zu sollen. Wir sehen darin die logische Beschreibung des Prozesses, den die herrschende Psychologie bei der Erörterung des Willensproblems bezeichnet als
    "die geistige Vorwegnahme eines Endgliedes der empfundenen Tätigkeiten, das zugleich als lustvolle Beendigung der gegenwärtigen Unlust oder als lustvolle Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Lust vorgestellt wird." (5)
Während das Erlebnis im Konkreten unserer Vorstellungen verläuft, stellt sich die sprachliche Äußerung im Abstrakten einer begrifflichen Fixierung dar. Das Fixierungsprodukt mag mit einer perspektivischen Zeichnung verglichen werden, so daß das Erlebnis, entsprechend der Nachschaffung des Gegenstandes in seiner dimensionalen Entwicklung, als die Aktualisierung psychischer Wertigkeiten zu betrachten ist. Wir wollen - so wenig passen der Vergleich auch sein mag - noch hinzufügen: Wie hier das Kind auch in verhältnismäßig einfachen Fällen nicht ausmahmslos imstande ist, zum wirklichen Gegenstand zu kommen, so gelingt auch dem in Sachen der Sprache Unentwickelten und Unerfahrenen nicht stets gleich glücklich die Aktualisierung möglicher Wertigkeiten und damit das vollständige Erlebnis. Der Schritt von der sprachlichen Äußerung zu dem in ihr intendierten und durch sie ermöglichten Erlebnis erweist sich als eine Funktion der Einbildungskraft, als wirkliche "Einbildung" und als eine, wenn auch primitive, künstlerische Tat, die zugleich eine momentane Befreiung von der Krücke des Gedankens, von einem sprachlichen Ausdruck darstellt.
    "Der Begriff vermag sich aber ebensowenig von einem Wort abzulösen, wie er Mensch seine Gesichtszüge ablegen kann. Das Wort ist seine individuelle Gestaltung, und er kann, wenn er diese verlassen will, sich selbst nur in anderen Worten wiederfinden. Dennoch muß die Seele immerfort versuchen, sich vom Gebiet der Sprache unabhängig zu machen, da das Wort allerdings eine Schranke ihres inneren, immer mehr enthaltenden Empfindens ist, und oft gerade sehr eigentümliche Nuancen desselben durch seine im Laut mehr materielle, in der Bedeutung zu allgemeine Natur zu ersticken droht. Sie muß das Wort mehr wie einen Anhaltspunkt ihrer inneren Tätigkeit behandeln, als sich in seinen Grenzen gefangen halten zu lassen. Was sie aber auf diesem Weg schützt und erringt, fügt sie wieer dem Wort hinzu; und so geht aus diesem ihrem fortwährenden Streben und Gegenstreben, bei gehöriger Lebendigkeit der geistigen Kräfte, eine immer größere Verfeinerung der Sprache, eine wachsende Bereicherung derselben an seelenvollem Gehalt hervor, die ihre Forderungen in eben dem Grad höher steigert, in dem sie besser befriedigt werden. Die Wörter erhalten, wie man an allen hochgebildeten Sprachen sehen kann, in dem Grad, in welchem Gedanke und Empfindung einen höheren Schwung nehmen, eine mehr umfassende, oder tiefer eingreifende Bedeutung." (6)
Mitgegeben sind die ethischen und ästhetischen Beziehungen, die das allseitige Erlebnis ermöglichen, in der Welt der Sprache ebensowenig wie in der natürlichen Welt. Garantiert wird das Erlebnis in weitem Umfang erst durch die Wirkung der sprachlichen Äußerung auf einen Resonanzboden, auf ein "Milieu", die Weltanschauung eines Individuums, wie sehr bescheiden sie auch sein oder gewesen sein mag.

Es gehört zum Wesen des sprachlichen Ausdrucks, daß er Lautung und Bedeutung zugleich ist.
    "Der Laut würde an und für sich der passiven, Form empfangenden Materie gleichen. Allein, vermöge der Durchdringung durch den Sprachsinn, in einen artikulierten umgewandelt und dadurch in einer untrennbaren Einheit und immer gegenseitiger Wechselwirkung, zugleich eine intellektuelle und sinnliche Kraft in sich fassend, wird er zu einem in beständig symbolisierender Tätigkeit wahrhaft und scheinbar sogar selbständig, schaffenden Prinzip in der Sprache." (7)
Im normalen Sprachgebrauch zeichnet sich das Wort dadurch aus, daß in ihm nie das Lautbild das sprachliche Interesse in Anspruch nimmt. Vielmehr tritt die Lautung als sinnerfülltes oder sinnerfüllbares Zeichen im Bewußtsein auf. Nur in Fällen überraschender Unsicherheit oder irgendwelcher Störung (8) richtet sich vielleicht die Aufmerksamkeit zum Zweck der Kontrolle usw. vorübergehend auf das Lautbild. Soll eine bedeutungsvolle Sprache vorliegen, so ist ein - vorbereitender - Akt der Synthesis unerläßlich, in dem die Lautung zugleich mit dem Index der Sinnerfüllbarkeit existiert, oder anders ausgedrückt: in dem sich eine Bedeutungstendenz konstituiert.
    "Denn die Absicht und die Fähigkeit zur Bedeutsamkeit [rich1] und zwar nicht zu dieser überhaupt, sondern zur bestimmten durch Darstellung eines Gedachten, macht allein den artikulierten Laut aus, und es läßt sich nichts anderes angeben, um seinen Unterschied auf der einen Seite vom tierischen Geschrei, auf der anderen vom musikalischen Ton zu bezeichnen." (9)
Ihrem Wesen nach ist die Bedeutungstendenz generell, nicht individuell. Ihr allgemeiner Charakter dokumentiert sich gewissermaßen im Umfassen einer Spezies, im Hindeuten auf Verschiedenes.
    "Das Verfahren der Sprache ist aber nicht bloß ein solches, wodurch eine einzelne Erscheinung zustande kommt; es muß derselben zugleich die Möglichkeit eröffnen, eine unbestimmbare Menge solcher Erscheinungen, und unter allen ihr vom Gedanen gestellten Bedingungen hervorzubringen." (10)
Die Bedeutung also ist nicht allgemein und deutet nicht auf ein Allgemeines hin. Nur ihr Hindeuten ist seinem Auftreten und seiner Funktion nach allgemein, nicht an ein bestimmtes Einzelnes gebunden.
    "Das Wort ... enthält auch nicht einen schon geschlossenen Begriff, sondern regt bloß an, diesen mit selbständiger Kraft, nur auf bestimmte Weise zu bilden. Die Menschen verstehen einander nicht dadurch, daß sie sich Zeichen der Dinge wirklich hingeben, auch nicht dadurch, daß sie sich gegenseitig bestimmen, genau und vollständig denselben Begriff hervorzubringen, sondern dadurch, daß sie gegenseitig ineinander dasselbe Glied der Kette ihrer sinnlichen Vorstellungen und inneren Begriffserzeugungen berühren, dieselbe Taste ihres geistigen Instruments anschlagen, worauf sodann in jedem entsprechende, nicht aber dieselben Begriffe hervorspringen." (11)
Der generelle Charakter der Bedeutungstendenz ist in der okkasionellen [gelegentlichen - wp] Bedeutung wie im Bedeutungswandel wirksam und erweist sich als grundlegend für den Reichtum eines Ausdrucks an Bedeutungen und damit an Funktionsmöglichen. POTT (12) redet in einem treffenden Bild von einer
    "elastischen Dehnbarkeit von Sprachzeichen", "indem deren eins, auch ohne irgendeine äußere Veränderung, jedoch nicht schlechthin nach Willkür, sondern infolge von Ideenverknüpfung und Begriffsverwandtschaft, eine Mannigfaltigkeit der Anwendbarkeit zuläßt, je nach dem verschiedenen Redezusammenhang und somit je nach Verschiedenheit der Bezogenheit auf anderes und anderes."
Es ist der Bedeutungstendenz eigentümlich, daß sie auf ein Ziel gerichtet ist. Und seine Erfüllung findet das sprachliche Erlebnis beim jeweiligen Gebrauch (13) der Sprache in einem abschließenden Akt der Bedeutungsbestimmung. In ihm wird die Beziehung des sprachlichen Ausdrucks auf das "Bedeutete" aktualisiert, sei es wahrgenommen oder vorgestellt, wirklich oder phantasiert. Das Bedeutete nun ist ein Gegenstand oder Sachverhalt, aber nicht in seiner konkreten Existenz, sondern als Abbreviatur [Abkürzung - wp] der Wirklichkeit erfaßt und in die Sprache eingekleidet.
    "Die Sprache stellt niemals die Gegenstände, sondern immer die durch den Geist in der Spracherzeugung selbsttägig von ihnen gebildeten Begriffe dar; und von dieser Bildung, insofern sie als innerlich, gleichsam dem Artikulationssinn vorausgehende angesehen werden muß, ist hier (bei der inneren Form der Sprache) die Rede." (14)
In dieser Abstraktion gilt es, den spezifischen Weg zu erkennen, "welchen die Sprache und mit ihr die Nation, der sie angehört, zum Gedankenausdruck einschlägt." (15) Die eigentümliche Auffassung, Gliederung und Abbreviierung der Wirklichkeit durch die sprachbildende Geistestätigkeit bedingt zugleich eine besondere Art, die Daten der Abstraktion durch denkendes Beziehen zu verbinden.
    "Die grammatische Formung entspringt aus den Gesetzen des Denkens durch Sprache, und beruth auf der Kongruenz [Deckungsgleichheit - wp] der Lautformen mit denselben. Eine solche Kongruenz muß auf irgendeine Weise in jeder Sprache vorhanden sein; der Unterschied liegt nur in den Graden, und die Schuld mangelnder Vollendung kann das nicht gehörig deutliche Hervorspringen jener Gesetze in der Seele oder die nicht ausreichende Geschmeidigkeit des Lautsystems treffen." (16)
Beim Lesen und Reden kann man introspektiv beobachten, daß im Akt der Bedeutungsbestimmung das Bedeutete, mit dem die sprachliche Äußerung zur Einheit verschmilzt, gar nicht der Gegenstand oder Sachverhalt selbst, auch nicht die Vorstellung davon, ist. Der regelmäßige und phänomenologisch wichtigste Fall im Gebrauch der Sprache gründet sich vielmehr auf die Tatsache, daß jedes Erlebnis als Bewußtseinsfaktum in irgendeiner Art den Stempel der Wertung trägt, eines Gefühlswertes, sei es des Begehrens oder des Widerstrebens in irgendeinem Grad. Und was im sprachlichen Erlebnis bewußt wird und das Verständnis vermittelt, ist gerade dieses gefühlsmäßige Adäquat des Gegenstandes, vermehrt und bereichert durch den lautlich-akzentuellen Gehalt der Veräußerlichung selbst, doch so, daß beide - aus Gründen, die sich später bei Akzent und Rhythmus zeigen werden - zur Einheit der Wirkung in der entwickelten Sprache verschmelzen (17). In ihr gibt das Wortgefühl oder im Bild gesprochen: das bloße Anklingen der Unter- und Obertöne, die Klangfarbe, den Ausschlag; der Grundton selbst bleibt latent. So sicher es ist, daß die Sprache aus der Anschauung heraus geboren ist, so gewiß ist, daß der Weg ihrer Vervollkommnung ins Unanschauliche, Abstrahierende der Darstellung und zum gefühlsmäßigen Erfassen und Verstehen führt.
    "Sie (die Sprache) ist erst fertiges Mittel des Geistes, seit sie die Anschauung hinter sich gelassen hat." (18)
Die Intensität eines gegenwärtigen Spracherlebnisses hängt demnach vom Reichtum und der Reproduktionsmöglichkeit früherer Erlebnisgefühle ab und der "außergegenständliche" Sprachgebrauch geht mit der Entwicklung der individuellen Weltanschauung Hand in hand.
    "Wenn eine Sprache bloß und ausschließlich zu den Alltagsbedürfnisse des Lebens gebraucht würde, so gälten die Worte bloß als Repräsentanten es auszudrückenden Entschlusses oder Begehrens, und es wäre von einer inneren, die Möglichkeit einer Verschiedenheit zulassenden, Auffassung gar nicht die Rede. Die materielle Sache oder Handlung träte in der Vorstellung des Sprechenden und Erwidernden sogleich und unmittelbar an die Stelle des Wortes. Eine solche wirkliche Sprache kann es nun glücklicherweise unter den immer doch denkenden und empfindenden Menschen nicht geben." (19)
Nach all diesen Erörterungen haben wir einen Überblick über die Möglichkeiten sprachlicher Untersuchung gewonnen. Die Tatsache, daß überhaupt ein Erlebnis in einer sprachlichen Veräußerung gemeint ist und gemeint sein kann, ist das phänomenologisch Eigentümliche der Sprache überhaupt. Davor macht jede Untersuchung für immer Halt.
    "Denn in ihr (der Sprache) ist die Verbindung des Lautes mit seiner Bedeutung etwas mit jener Anlage (20) gleich Unerforschliches. Man kann Begriffe spalten, Wörter zergliedern, soweit man es vermag und man tritt darum dem Geheimnis nicht näher, wie eigentlich der Gedanke sich mit dem Wort verbindet." (21)
Wie aber steht es mit der etwaigen Erörterung der Synthese aus der bestimmten Lautung l1 und der bestimmten Bedeutung b1?
    "Daß ein Zusammenhang zwischen dem Laut und dessen BEeutung vorhanden ist, scheint gewiß; die Beschaffenheit dieses Zusammenhangs aber läßt sich selten vollständig angeben, oft nur ahnen und noch viel öfter gar nicht erraten." (22)
Das fruchtbare Gebiet sprachlicher Untersuchung betreten wir, wenn wir
    "die Sprache nicht sowohl wie ein totes Erzeugtes, sondern weit mehr wie eine Erzeugung ansehen, mehr von demjenigen abstrahieren, was die Bezeichnung der Gegenstände und Vermittlung des Verständnisses wirkt und dagegen sorgfältiger auf ihren mit der inneren Geistestätigkeit eng verwebten Ursprung und ihren gegenseitigen Einfluß darauf zurückzugehen." (23)
Zur Voraussetzung hat die Sprache denkende Wesen als Glieder einer Gemeinschaft. Das ergibt sich einmal aus dem Wesen der Sprache als Objektivierung, Verstandesarbeit, die eben Sache und Leistung des Begriffs ist; zum anderen aus der Sprache als Mitteilung. Wir können uns nicht dazu entschließen, von einem doppelten Zweck der Sprache zu reden: von der Affektentladung und der Verständigung. Vielmehr ist die Mitteilung der Zweck, der sich in der Sprache geltend mach und der Gesichtspunkt, unter dem sie zu betrachten ist. (24) Dagegen hat die Affektentladung für sich in der Sprache keine maß- und zielgebende Bedeutung. Sie führt wohl zu reflexartigen Lautbildungen. Diese haben aber,
    "da sie bei allen möglichen Gelegenheiten und ohne jede Absicht der Mitteilung hervorgebracht werden, noch durchaus nicht die Bedeutung von Sprachlauten." (25)
Also obwohl Ausdrucksbewegungen, sind diese affektartigen Gebilde noch nicht sprachliche Phänomene. Sprache ist eben mehr als Ausdrucksbewegung. Dasselbe aber ist von der Interjektion [wortähnliche Lautäußerungen oh, pfui, pst - wp] zu sagen - wenn es überhaupt einen Sinn hat, sie neben den eben erwähnten Reflexlauten als eine besondere Art der Affektentladung zu untersuchen. Erst wenn wir die Interjektion als Mitteilung, d. h. in ihrem Dasein für und in ihrer Wirkung auf einen Hörenden betrachten, stellt sie sich als embryonale sprachliche Äußerung dar. Für sich betrachtet liegt natürlich der Interjektion ein Erlebnis zugrunde. Der Veräußerlichung aber fehlt das Fundement der begrifflichen Läuterung und Klärung. Das Erlebnis wird nicht durch Isolierung charakterisiert und hervorgehoben, eben nicht begrifflich fixiert. Der Lautreflex ist berhaupt nur "bedeutend" nach seiner akzentuellen Seite hin, nach dem durch eine Melodie gleichsam vermittelten Gefühlsgehalt, während der Träger des Akzents überhaupt nicht in Betracht kommt. Die ganze Verstandesleistung also, die für jede sprachliche Äußerung conditio sine qua non [Grundvoraussetzung - wp] ist, findet sich hier auf seiten des Hörenden, des Verstehenden.

Schließlich soll auch die einfache Darstellung unter dem Gesichtspunkt der Mitteilung zu erörtern sein. Sinn bekommt sie eben dadurch, daß sie sich jemandem darstellt, also durch einen Gemeinschaftsbezug. Und daß der Monolog nicht zur Mitteilung als dem Zweck sprachlicher Äußerung im Widerspruch steht, liegt an seiner Verknüpfung an ein aktuelles Doppel-Ich.

Das Verhältnis zwischen Erlebnis und Sprachäußerung, die wir beide in der Synthese des Spracherlebnisses irgendwie fassen, läßt naturgemäß zwei einander entgegengesetzte, aber zugleich, wegen der gemeinsamen Grenzpunkte, einander ergänzende Richtung der Betrachtung zu: vom Erlebnis zur sprachlichen Äußerung un umgekehrt von ihr zum Erlebnis. Die zwei Disziplinen, die dieser doppelten Aufgabe gerecht werden, sind die Syntax und die Stilistik. Ihre beiderseitigen Funktionen treten dann in folgender Weise einander gegenüber. Für den sprachlichen Vorgang sind drei Momente bestimmend: das Erlebnis, die Mittel, in denen sich die Veräußerung darstellt, und, wie wir aus früheren Überlegungen wissen, das Milieu. Für beide, Syntax und Stilistik, ist das Milieu jeweils gegeben. Die Syntax nun hat, vom Erlebnis ausgehend, die Mittel seiner Veräußerlichung zur Erkenntnis zu bringen. Die Stilistik dagegen entwickelt ihre Untersuchungen in umgekehrter Richtung. Mit Hilfe der von der Syntax bereitgestellten Mittel sucht sie aus einem so un so gearteten Milieu heraus ein Erlebnis seiner Entstehung und Gestaltung nach wissenschaftlich zu diskutieren. So tritt durch die und in der Stilistik die Syntax gleichsam unter einen höheren Gesichtspunkt. Sie stellt die Mittel für einen künstlerischen Akt zur Verfügung, der im Erlebnis seinen - subjektiv variablen - Abschluß findet.
    "Es soll nur darauf aufmerksam gemacht werden, daß jenes Reich der Formen nicht das einzige Gebiet ist, welches der Sprachforscher zu bearbeiten hat, und daß er zumindest nicht verkennen darf, daß es noch etwas Höheres und Ursprünglicheres in der Sprache gibt, von dem er, wo das Erkennen nicht mehr ausreicht, doch eine Ahnung in sich tragen muß." (26)
Die Syntax faßt die Aufgabe der Objektivierung ins Auge, die Stilistik die der Subjektivierung. Diese interessiert die Äußerung als Erlebnis, jene das Erlebnis als Äußerung. Die Syntax führt zur äußeren Gestalt, die Stilistik zum inneren Gehalt. Die Methode der Syntax ist analytisch, die der Stilistik synthetisch. Die Syntax sucht die formale Gestaltung einer Äußerung zur Erkenntnis zu bringen - mit Rücksicht auf den konstruktiven Faktor, der sich in ihr auswirkt (worüber später Genaueres). Die Stilistik entscheidet darüber, ob und wie weit der Aufwand an Darstellungsmitteln der Erreichung des beabsichtigten Ziels (Erlebnis) angemessen ist. Beide müssen zusammenwirken, wenn ein sprachlicher Ausdruck interpretiert werden soll. Es wird im einzelnen den syntaktischen Erwägungen eine stilistische Deutung zur Seite treten.

Wenn wir nach diesen allgemeinen Bemerkungen der Sprache nähertreten, so ist es notwendig, daß wir den Satz ins Auge fassen, denn er ist die relativ (27) - das bedeutet für die Syntax: im Zusammenhang der Rede; für die Stilistik: im Milieu - selbständigste sprachliche Einheit (28). Es gilt zunächst zu bestimmen, was der Satz ist.

Am einflußreichsten unter den in neuerer Zeit vorgelegten Satzdefinitionen sind wohl die von WUNDT und PAUL gewesen. Wir wollen zusehen, was wir ihnen entnehmen können.

WUNDT definiert den Satz als den "sprachlichen Ausdruck für die willkürliche Gliederung einer Gesamtvorstellung in ihre in logische Beziehungen zueinander gesetzten Bestandteil" ("Völkerpsychologie, Teil 1: Die Sprache, II, Seite 245). Da erst kürzlich wieder ELSTER (29) die Definition ganz kritiklos übernommen hat, wollen wir sie noch einmal näher betrachten. Die Hauptmomente, auf die es uns ankommt, sind: die Gliederung einer primären Gesamtvorstellung und die logischen Beziehungen der Elemente des Ganzen. Um die erste Forderung stellen zu können, mußte WUNDT mit Rücksicht auf die Tatsachen der sogenannten "offenen Verbindungen", bei denen nicht selten dem Sprechenden selbst "eine hinzutretende Vorstellung als etwas Neues, Unerwartetes erscheint, das von der unmittelbar vorangegangenen erst angeregt worden ist" (WUNDT, a. a. O., II, Seite 320), den sogenannten "geschlossenen Verbindungen" gegenüberstellen, die sich dadurch auszeichnen, "daß ihre Teile Elemente der ursprünglichen Gesamtvorstellung sind, die der Bildung des Satzes zugrunde liegt" (II, 320). Soll nun die Satzdefinition Sinn und Berechtigung haben, so muß sich die geschlossene Verbindung als die ursprüngliche erweisen, die selbst der offenen Verbindung als Fundament dient. Beim einfachen Satz charakterisiert sich dann auch nach WUNDT (II, 322) der Schritt von der geschlossenen zur offenen Verbindung als das "Werk einer sukzessiven Assoziation", wobei die geschlossene Verbindung gleichsam "der Kristallisationskern für die weiteren Glieder ist". Hieraus entnehmen wir also, daß die geschlossene Verbindung, die wir der "apperzeptiven" Denktätigkeit verdanken, grundlegend ist für die offene Verbindung, die der "assoziativen" Verstandestätigkeit entspringt. Dem aber widerspricht, was WUNDT an einer anderen Stelle ("Sprachgeschichte und Sprachpsychologie", Seite 78) sagt:
    "Nicht minder wurde die Annahme, daß die attributive die ursprünglichere, die prädikative die später entwickelte Satzform ist, ebensowohl durch die genannten Eigentümlichkeiten der Sprachen, in denen die erstere vorwaltet, wie besonders durch die Tatsache gefordert, daß die attributive Form zu den offenen, die prädikative zu den geschlossenen Wortverbindungen tendiert oder psychologisch ausgedrückt, daß jene noch unter der Vorherrschaft der Assoziation steht, diese dagegen durchaus von der apperzeptiven Gliederung der Gesamtvorstellung beherrscht ist."
In demselben Sinn heißt es auch bei der Charakteristik der zusammengesetzten Sätze (II, 335):
    "Gerade die Entstehung des zusammengesetzten Satzes in seinen verschiedenen Formen weist aber bereits darauf hin, daß die rein apperzeptive Form des Denkens nicht die ausschließlich, und daß sie namentlich nicht die ursprüngliche ist, vielmehr selbst auf jenen offenen, auf Assoziationen beruhenden Verknüpfungen erwächst, wie uns solche vor allem auch in den parataktischen Satzverbindungen begegnen."
Demgegenüber wird wieder der fundamentale Charakter der "primären geschlossenen Verbindung" betont, wenn es heißt (II, 312):
    "Die Grundgestalt des Satzes, die in einem prädikativen Verhältnis zum Ausdruck kommt, beruth durchaus auf einer geschlossenen Verbindung."
Ist demnach die geschlossene Verbindung Grundlage und Ausgangspunkt, dann wird man von WUNDTs Standpunkt aus die Gliederung der Gesamtvorstellung mit Fug als eine "willkürliche" bezeichnen. Ist aber nach den vorhergehenden Bemerkungen die in der assoziativen Denktätigkeit wurzelnde offene Verbindung das Ursprüngliche, dann hat dieses Datum in der Definition keinen Sinn. Denn wir wissen, "daß die passive Apperzeption (30) ihrem wesentlichen Charakter nach einer Triebhandlung, die aktive einer Willkürhandlung entspricht." (31) Widerspruchsfrei ist danach die erste Forderung nicht.

Bleibt noch die zweite Hauptbestimmung in der Definition des Satzes: die "in logische Beziehungen zueinander gesetzten Bestandteil". Die aus der ihrem Wesen nach binären Gliederung des Satzes hervorgehenden Teile treten zueinander in logische Beziehungen im Sinn attributiver und prädikativer Verbindungen. Denn sie sind es, "die einerseits als die charakteristischen Ausdrucksformen logischer Beziehungen erscheinen, und in denen sich andererseits die analytische Funktion der Gesamtvorstellung betätigt" (II, 243). Und wenn es heißt ("Grundriß", Seite 309): "Die elementarste aller Funktionen der Apperzeption ist die Beziehung zweier psychischer Inhalte aufeinander", und weiter "die Grundlagen solcher Beziehungen sind überall in den einzelnen psychischen Gebilden und ihren Assoziationen gegeben", so kann das allenfalls einen Ausdruck für das analytische Urteil KANTs liefern. Die Urteilstätigkeit aber dahin zu charakterisieren, "daß dieselbe nicht als eine synthetische, sondern als eine analytische Funktion aufzufassen ist" ("Grundriß", Seite 327; vgl. "Essais", Seite 313), schließt die Unzulänglichkeit der sprachpsychologischen Konsequenzen ein. Dem eingliedrigen Satz kann man so nicht gerecht werden. Lautliche Gliederung ist dann Bedingung für alles, was Satz sein will. Und die Annahme von unvollständigen Sätzen, Satzfragmenten, Satzäquivalenten wird unumgänglich. All dem gegenüber muß die Beachtung eines Doppelten betont werden: einmal, daß am Aufbau unserer Vorstellungen logische Funktionen, Urteilsakte beteiligt sind, so daß sprachliche Äußerungen wie "- es blitzt!" oder " - ein Baum!" den adäquaten Ausdruck unserer elementarsten Urteilsfunktionen darstellen (32); zum zweiten bleibt zu bedenken, daß die Situation dem einzelnen Satz seine Bedeutung eigentlich erst gibt (33), daß wir fast immer auf Ergänzungen angewiesen sind, als in allen solchen Fällen von Satzäquivalenten zu reden hätten.

WUNDTs Auffassung vom Satz hat noch weitere Unstimmigkeiten zur Folge. Zunächst ist es irreführend zu sagen, "daß eines der häufigsten Satzäquivalente das einzelne Wort ist" (II, 239). Flexions- und Akzentverhältnisse sorgen dafür, daß das einzelne Wort in der Rede überhaupt nicht existiert, daß "es niemals als ein einzelnes gedacht werden darf. Es ist, wenn es allein steht, doch immer nur die Abbreviatur des Satzes."
(34) Wie steht es überhaupt mit der Grenze zwischen Wort und Satz? Sie ist nach WUNDT fließend; das will sagen,
    "daß das Wort zwar stets aus dem Prozeß dieser Gliederung (35) entsteht, daß es aber in Anbetracht der verschiedenen Ausbildung, welche die Wortsonderung in der Sprache zeigt, noch mehrere in logische Beziehungen gesetzte Bestandteile in sich enthalten kann (36). In diesem Fall, der in den meisten Sprachen die Regel bildet, setzt sich demnach der Prozeß vom Ganzen des Satzes in dessen einzelne Wortbestandteile hinein fort: auch das Wort ist dann noch einmal ein dem Satz untergeordnetes Ganzes. Hieraus ergibt sich zugleich, daß in gewissen Grenzfällen Wort und Satz zusammenfallen können." (II, 245)
Und Formen wie "amant", von denen auch WUNDT sagt, daß sie Wort und Satz zugleich sind, zeigen, daß "die Scheidung von Wort und Satz vielfach erst auf der Willkür des Sprachforscher" beruth (I, 600). Nur ganz allgemein ließe sich also das eine sagen, daß der Satz gegenüber dem Wort die ursprünglichere Vorstellungseinheit bildet, insofern,
    "als der in einem Satz ausgedrückte Inhalt auf jeder Stufe des Denkens gegenüber anderen, ähnlichen Inhalten ein scharf (!) abgegrenztes Ganzes (37) ist, während das einzelne Wort mehr oder weniger innig mit den anderen Bestandteilen verbunden sein kann, so daß es, je nach den in der überlieferten Sprachform gegebenen Verhältnissen, bald sich deutlich von jenen sondert, bald mit einzelnen unter ihnen oder selbst mit dem Ganzen zu einer untrennbaren Einheit zusammenfließt." (I, 602)
Dazu aber stimmt nicht die Mitteilung, es gäbe keine Sprachen, "in denen Satz und Wort in dem Sinne zusammenfallen, daß nicht die einzelnen Teile des ersteren gesonderte Bedeutungen besäßen" ("Sprachgeschichte und Sprachpsychologie", Seite 85). Werden nämlich notwendig stets gesonderte Bedeutungen einzelner Teile erlebt, dann ist es mit der untrennbaren Einheit schlechterdings vorbei.

HUMBOLDTs (38) weise Anschauungen und sein tiefes Verständnis für die Sache mögen hier WUNDTs Erörterungen gegenübergestellt werden.
    "Wenn man es wagt, in die Uranfänge der Sprache hinabzusteigen, so verbindet zwar der Mensch gewiß immer mit jedem, als Sprache ausgestoßenen Laut innerlich einen vollständigen Sinn, also einen geschlossenen Satz, stellt nicht bloß, seiner Ansicht nach, ein vereinzeltes Wort hin, wenn auch seine Aussage, nach unserer Ansicht, nur ein solches enthält. Darum aber kann man sich das ursprüngliche Verhältnis des Satzes zum Wort nicht so denken, als würde ein schon in sich vollständiger und ausführlicher nur nachher durch Abstraktion in Wörter zerlegt. Denkt man sich, wie es doch das Natürlichste ist, die Sprachbildung sukzessiv, so muß man ihr, wie allem Entstehen in der Natur, ein Evolutionssystem unterlegen. Das sich im Laut äußernde Gefühl enthält alles im Keim, im Laut selbst aber ist nicht zugleich alles sichtbar. Nur wie das Gefühl sich klarer entwickelt, die Artikulation Freiheit und Bestimmtheit gewinnt, und das mit Glück versuchte gegenwärtige Verständnis den Mut erhöht, werden die erst dunkel eingeschlossenen Teile nach und nach heller und treten in einzelnen Lauten hervor."
An WUNDT knüpft in seinen Darstellungen OTTMAR DITTRICH an. WEGENER (39) hat die Forderung einer Syntax des Redenden und des Hörenden gestellt. Auch DITTRICH (40) weist darauf hin,
    "daß einzelne Gebilde (z. B. das au! des Schmerzes) ihren Satzcharakter nur aus der Bedeutungssyntax des Hörenden, nicht des Sprechenden erhalten",
und betont im Anschluß an diese Überlegungen, daß die Definition des Satzes neben der Lautungs- und Bedeutungssyntax des Redenden auch die psychischen Prozesse beim Hörenden zu berücksichtigen hat. Diesen Einwand hat meines Erachtens WUNDT nicht entkräftet, denn es spricht durchaus für DITTRICHs Ansicht, wenn WUNDT (II, 246 Anm.) fordert,
    "eine allgemeine Satzdefinition muß auf den im einsamen Denken gebildeten Satz ebenso wie auf den in der Unterredung entstehenden (sic!) anwendbar sein".
Es liegt im Wesen seiner Bestimmung der Aufgabe und Methode der psychologischen Disziplin, daß WUNDT den eigentümlichen Charakter des Satzes nicht getroffen hat. Aber selbst unter der Voraussetzung seines Standpunktes in der Formulierung der Aufgaben der Psychologie können wir uns eines Bedenkens nicht erwehren. Wenn die Psychologie "den Anteil des Subjekts an der Erfahrung berücksichtigt" (Grundriß 5), wenn sie "den Inhalt der Erfahrung in seiner vollen Wirklichkeit, die auf Objekte bezogenen Vorstellungen (sic!) samt allen ihnen anhaftenden subjektiven Regungen untersucht" (Grundriß 6), so entspricht die Ausführung nicht diesem Programm, wenn und solange sie nicht in dieser im Bewußtsein sich darstellenden Beziehungseinheit zwischen Erscheinung (Vorstellung) und erscheinendem Gegenstand (Objekt) einen synthetischen Urteilsakt des Denkens anerkennt und diese Einsicht für die Definition des Urteils und - mutatis mutandis [unter vergleichbaren Umständen - wp] - des Satzes verwertet.

Daß wir uns zu PAULs Definition des Satzes gleichfalls nicht bekennen können, so auch erwähnt werden. Die Definition ist unzureichend, weil PAUL überhaupt eine Ausführung schuldig geblieben ist über "das logische Verhältnis der Teile des Satzes" (41), das doch nicht nur die Grundlage für die Ermittlung der Satzarten, sondern auch für die Bestimmung des Wesens des Satzphänomens bildet.

Die Anforderungen, die wir an den Satz glauben stellen zu müssen, sind in allem Wesentlichen schon in den seitherigen Erörterungen enthalten. Der Satz ist ein Stück menschlicher Sprache. Daher muß er die allgemeinen Bedingungen erfüllen, denen auch die Sprache unterliegt. Das heißt aber, er muß Ausdruck dafür sein, daß aus dem Komplex einer Bewußtseinslage ein Erlebnis, das selbst primitiv oder differenziert sein kann, durch begriffliche Fixierung hervorgehoben wird. Er muß vermöge der (objektivierenden) Leistung des Begriffs einem (in diesem Sinne objektivierbaren) Sachverhalt (mittelbar) Ausdruck verleihen. Mit anderen Worten: Der Sprechakt stellt eine Verschmelzung des einen objektivierbaren Bewußtseinsinhalt objektivierenden Begriff mit der ihn bedeutenden, signalisierenden Lautung dar.
    "Wir haben ... von der Zusammenfügung der inneren Gedankenform mit dem Laut gesprochen, und in ihr eine Synthesis erkannt, die, was nur durch einen wahrhaft schöpferischen Akt des Geistes möglich ist, aus den beiden zu verbindenden Elementen ein drittes hervorbringt, in welchem das einzelnes Wesen beider verschwindet." (42)
Und der Satz ist ein Sprechakt, der einen solchen Vorgang zur Grundlage hat (Funktion des Redenden) und ihn auszulösen geeignet ist (Funktion des Hörenden). Danach können wir das Wesen des Satzes etwa in die folgende Definition fassen.
    Unter einem Satz verstehen wir eine lautlich dargestellte oder lautlich vorgestellte, begrifflich geklärte, d. h. objektivierte Tatsache des Bewußtseins, sofern der im Begriff vollzogene Objektivierungsakt in der wahrnehmbaren oder vorgestellten Lautung als tatsächlich vollzogen erkennbar ist, ohne daß der Gesamtsprechakt von Ergänzungen durch die Situation und Bereicherung aus dem Milieu unabhängig wäre.
Zur Erläuterung ist nur noch ein Wenig nachzutragen. Die Berücksichtigung des lautlich Dargestellten und lautlich Vorgestellten soll nur die Wesensgleichheit hörbaren und nicht hörbaren Sprechens andeuten. Zur Bedingung, daß "der im Begriff vollzogene Objektivierungsakt" in der Lautung auch tatsächlich erkennbar sein muß, wollen wir uns wieder auf die lehrreichen und für alle Sprachphilosophie geradezu klassischen Ausführungen HUMBOLDTs erläuternd beziehen.
    "Aus dem Erkennen jener doppelten Beziehung der Gegenstände nun, dem Gefühl ihres richtigen Verhältnisses und der Lebendigkeit des von jeder einzelnen hervorgebrachten Eindrucks, entspringt, wie von selbst, die Flexion, als der sprachliche Ausdruck des Angeschauten und Gefühlten." (43)
Und weiter über ihre Funktion im Satz:
    "Jenes dreifache Verfahren nun, das sorgfältige grammatische Zurichten des Wortes zur Satzverknüpfung, die ganz indirekte und größtenteils lautlose Andeutung derselben, und das enge Zusammenhalten des ganzen Staates, soviel es immer möglich ist, in einer zusammen ausgesprochenen Form, erschöpft die Art, wie die Sprachen den Satz aus Wörtern zusammenfügen." (44)
Auch über die wichtige Tatsache der Verlebendigung des sprachlichen Ausdrucks durch die Situation und seiner Vertiefung durch das Milieu wollen wir HUMBOLDT hören:
    "Wenn in der Seele wahrhaft das Gefühl erwacht, daß die Sprache nicht bloß ein Austauschmittel zu gegenseitigem Verständnis, sondern eine wahre Welt ist, welche der Geist zwischen sich und die Gegenstände durch die innere Arbeit seiner Kraft setzen muß, so ist sie auf dem wahren Weg, immer mehr in ihr zu finden und in sie zu legen." (45)
Und zusammenfassend können wir über die Auffassung der Sprache als Ausdruck einer Weltanschauung sagen:
    "Jeder Vorzug, den eine Sprache in diesen wahrhaft vitalen Teilen ihres Organismus (im weitesten Sinne: Flexion usw.) besitzt, geht ursprünglich aus der lebendigen sinnlichen Weltanschauung hervor. Weil aber die höchste und von der Wahrheit am wenigsten abirrende Kraft aus der reinsten Zusammenstimmung aller Geistesvermögen, deren idealistischste Blüte die Sprache selbst ist, entspringt, so wirkt das aus der Weltanschauung Geschöpfte von selbst auf die Sprache zurück." (46)
Mit diesen Betrachtungen sind wir den Beziehungen zwischen Psychologie und Logik einerseits und Sprache andererseits schon weit nachgegangen. Das Interesse der Psychologie gilt der Subjektivität, dem unmittelbaren Erlebnis. Der in sich einzige und einheitliche Sachverhalt, der in der objektiven Wissenschaft in konstruktiver progressiver Vergegenständlichung verläuft und sich darstellt, wird in der Psychologie rekonstruktiv, in seiner subjektiven Existenz als Inhalt des Bewußtseins, also bezogen auf das Ich, betrachtet. Und zwar so, daß auf jeder Stufe der konstruktiven Objektivierung die rekonstruktive Subjektivierung der Erscheinung die eigentümliche Methode der Psychologie ausmacht.

Auf die Sprache angewendet bedeutet der hier entwickelte Weg die Richtung, in der, wie wir aus früheren Erwägungen wissen, die Stilistik den Tatsachen der Rede gerecht zu werden sich bemüht. Wir sahen, daß ihr methodisch die Syntax vorauszugehen hat.

Neben der Betrachtung des Verhältnisses der Psychologie zur Sprache haben wir auch die Frage nach dem logischen Faktor der sprachlichen Äußerung aufgeworfen. Während die wichtige Untersuchung des Denkens in seiner Gestaltung im individuellen Bewußtsein und in seinem Ablauf als zeitliches Geschehen nach allgemein herrschender Ansicht der Psychologie zu überweisen ist, hat es die Logik mit den Denken zu tun, sofern es nicht von zeitlichen Bedingungen abhängig ist. Sie handelt von dem auf die Erkenntnis gerichteten, Erkenntnis erzeugenden Denken. Nun ist aber klar, daß in der Sprache das Denken nicht "rein", d. h. Erkenntnis ermöglichend, zum Ausdruck kommt, vielmehr in seiner mythologischen Verfassung analog seiner Darstellung und Funktion im naiven, nicht-wissenschaftlichen Aufbau der "wirklichen" Welt. Denn Satz und Sprache entstehen dadurch, daß man "dem scharf und vollständig aufgenomenen Eindruck des Gegenstandes eine Gestaltung im Laut erteilt." (47)

Sofern aber die Sprache Objektivierung ist, also der Leistung des Begriffs bedarf, liegt notwendig allem Sprachdenken die Grundrelation des Einen und des Mannigfaltigen zugrunde, auf der ja alle gesetzlichen Relationen des Denkens beruhen. Wenn das auch nicht der erste Schritt dazu sein soll, das Kategoriensystem der aristotelischen (48) Logik in dogmatischer oder teleologischer Weise auf die Sprache zu übertragen, so müssen wir doch mit POTT (49) das eine bedenken:
    "So gewiß nämlich die Sinnes- und die Gedankenwelt im Großen und Ganzen sich, oder doch analog bleibt, und so ohne Widerstreit die Logik an jegliche Sprache die unerläßliche Forderung stellen muß, daß sie z. B. den Anschauungen von Raum und Zeit und den daraus hervorgehenden Verhältnissen, sowie ferner den Höchstbegriffen oder Kategorien (bei Kant) und vielen anderen mehr untergeordneter Art irgendwie in sprachlicher Darstellung gerecht zu werden vermag: über die Ausdrucksweise des wie und die etwaigen Formen worin das geschehen und ermöglicht werden soll, hatte den Sprachen jede Denklehre keine Vorschriften zu machen."
Wohl aber kommt es darauf an, eine ganz allgemeine, verbindliche Form auszumachen, in der sich das für alles naive, also auch für das sprachliche Denken grundlegende Verhältnis der synthetischen Einheit darstellt. Und diese Form finden wir in einem Substantialitätsverhältnis. In ihm haben wir die Grundlage für die Objektivierungen sprachlichen Denkens und damit zugleich, zufolge voraufgehender Erörterungen, das Prinzip der syntaktischen Analyse zu erblicken.

Natürlich handelt es sich hier um die naive, kritisch nicht belehrte Auffassung des Grundsatzes der Substantialität. Denn in der Sprache als einem Geschehen in der Zeit bestimmt sich dieses Verhältnis in jedem konkreten Fall neu. Dem mythologischen Sprachdenken fehlt jegliches Interesse an der Erkenntnis der Gesetzlichkeit der wandelbaren Bestimmungen (der Akzidentien), die doch selbst erst den Charakter der Substanz ausmacht. Vielmehr stellt sich in der Sprache der Prozeß so dar, daß ein Akzidenz, ein "Prädiziertes", für ein Nächstfolgendes zur Substanz, zum Subjekt (50) wird, sich mit diesem Folgenden zu einem komplexeren Subjekt für ein abermals neues Prädikat zusammenschließt, und so fot. Diese progressive Kompleion des Zielpunktes für folgende Akzidentien ist weder an die Grenzen des einfachen noch an die des zusammengesetzten Satzes gebunden. Zu beachten ist noch in der Sprache, daß das Grundverhältnis der Substantialität nicht etwa nur für die formale Struktur des Ausdrucks Bedeutung hat. Vielmehr sind in Sachen der Sprache ebenso wie etwa mit Beziehung auf ein Kunstwerk Form und Inhalt Korrelatbegriffe, die eben wegen ihres impliziten Verhältnisses als organische Einheit auch eines gemeinsamen Grundsatzes im Denken - für uns ist es das Substanzverhältnis - bedürfen. Und ein anderer Ausdruck für die Korrelation ist es, daß wegen dieser eigentümlichen objektiv-subjektiv orientierten Doppelseitigkeit des sprachlichen Erlebnisses die Syntax den Sprachausdruck nicht in der reinen Objektivität, die Stilistik ihn nicht als vollkommene Subjektivierung erfassen kann.

Auf der so gewonnenen logischen Grundlage bauen die wertvollen Überlegungen HUMBOLDTs weiter:
    "Der Mensch nötigt den artikulierten Laut, die Grundlage und das Wesen allen Sprechens, seinen körperlichen Werkzeugen durch den Drang seiner Seele ab." (51)
Durch dieses Mittel kommt er, wie wir gesehen haben, zur Sprache: "Sie hat zum Zweck das Verständnis." (52) Dies wird in der Sprachbildung garantiert durch die mehr oder weniger weit entwickelte (53) formale Ausprägung der kategorialen Verstandestätigkeit, in der ja zugleich die obersten Gesetze des natürlichen Seins liegen.
    "Der Mensch in seiner ganzen Eigentümlichkeit muß sich mit dem Gedanken (dem Denken) nach der äußeren und inneren Welt hinbewegen, und, indem er Einzelnes erfaßt, auch dem Einzelnen die Form lassen, die es an das Ganze knüpft." (54)
Unter dem Gesichtspunkt der (sprachlichen Grund-) Relation der Substantialität nun stellt sich der Satz dar als der Ausdruck für eine logische Beziehung, die hervorgehoben wird an einem in dieser Beziehung erst zu voller Bedeutung gelangendem Datum und die sich erstreckt auf eine gegebenen oder gesuchten, lautsprachlichen oder außerlautsprachlichen Zielpunkt. Die allgemeine Charakteristik dieser Beziehungseinheit ist der einfachste Ausdruck für die Aufgaben der Sprachbetrachtung philosophischer Art. Von der syntaktischen Seite der Untersuchung sagt HUMBOLDT (55):
    "Wenn es mir gelungen ist, die Flexionsmethode in ihrer ganzen Vollständigkeit zu schildern, wie sie allein dem Wort vor dem Geist und dem Ohr die wahre innere Festigkeit verleiht, und zugleich mit Sicherheit die Teile des Satzes, der notwendigen Gedankenverschlingung gemäß, auseinanderwirft, so bleibt es unzweifelhaft, daß sie ausschließlich das reine Prinzip des Sprachbaus in sich bewahrt. Da sie jedes Element der Rede in seiner zweifachen Geltung, seiner objektiven Bedeutung und seiner subjektiven Beziehung auf den Gedanken und die Sprache, nimmt, und dieses Doppelte in seinem verhältnismäßigen Gewicht durch danach zugerichtete Lautformen bezeichnet, so steigert sie das ursprünglichste Wesen der Sprache, die Artikulation und die Symbolisierung, zu ihren höchsten Graden."
Die Syntax also lehrt, daß die Sprache allerhand Mittel geschaffen hat, um diese Beziehungen objektivierend zum Ausdruck zu bringen und gibt damit - so müssen wir ergänzen - der Stilistik die Möglichkeit auszumachen, ob, oder zu erweisen, daß bei geeigneter Auswahl der überhaupt vorhandenen Mittel die Rekonstruktion des zugrunde liegenden Erlebnisses in seiner ganzen Unmittelbarkeit sich abspielen kann. Die hierzu verfügbaren Mittel können etwa sein:
    1) Analytische und synthetische Prä- und Postposition besonderer Sprachelemente, die nicht selbständig, sondern nur mitbedeutend sind und zur Geltung kommen, nur sofern sie die Variation einer Selbstbedeutung ausmachen.

    2) Syntaktisch wirksam, wenn auch natürlich in erster Linie stilistisch wertvoll, ist die Wortbedeutung.

    3) Wie die Bedeutung der Wörter so enthält auch die ihr nahe stehende Wortfolge - die einfache Position - eigenartige Anweisungen für Deutungen syntaktischer und stilistischer Art.

    4) Hierher gehören auch die Verhältnisse des Redetempos und der Verwendung der Skala der Akzentuierung. Sie bilden den am wenigsten gepflegten und subtilsten Teil sprachlicher Untersuchung.
Soviel über die konstruktiven Züge der Syntaxierung im Zusammenhang mit dem Wesen des Satzes rein abstrakt gefaßt. Wo sie erkennbar werden, handelt es sich immer um konkret gegebene Sätze, und die Sprachwissenschaft hat die Aufgabe, zum Zwecke ihrer Einteilung nach Arten ein Schema zu liefern. Dies ist dann auch schon häufig geschehen. So lehrt WUNDT über die Klassifizierung der Sätze:
    "Ausrufungs-, Aussage- und Fragesätze sind in der Tat die drei Satzarten, die keiner Sprache ermangeln." (II, 256)
Die Ausrufungssätze zerfallen dann noch weiter in Wunsch- und Gefühlssätze. In den Gefühlssätzen, die ohne den Einfluß einer Willensregung zustande kommen und einer Gemütsstimmung Ausdruck geben sollen, sieht er die ursprünglichste Art des Satzes. Doch hierzu bemerkt schon PAUL gelegentlich (56):
    "Der Anteil des Gefühls kann keinen Einteilungsgrund für die Satzarten abgeben. Er kann bei jeder Art von Sätzen stark oder schwächer oder gar nicht vorhanden sind."
PAUL selbst teilt die Sätze ein in Aussage-, Aufforderungs- und Fragesätze.
    "In der Aufforderung ist natürlich Bitte, Gebot und Verbot, Rat und Warnung, Aufmunterung, auch Konzession und Ablehnung oder Verbieten enthalten." (a. a. O., Seite 134)
Bei der Ermittlung der Satzarten müssen wir, was die traditionelle Einteilung nicht erkennen läßt, zunächst einen Einteilungsgrund ausmachen. Dabei scheidet das akustische Phänomen von vornherein aus. Für sich betrachtet, d. h. rein abstrakt aufgefaßt, ist es als sinnloses Geräusch für die Erkenntnis des Wesens der Sprache überhaupt wertlos. Soll es in den Bereich sprachlicher Untersuchung hereingehören, dann müssen Akzentverhältnisse, Wortbedeutung und andere Faktoren in ihm geltend gemacht werden, die der Lautung gerade den Charakter der bedeutenden Lautung, also Sprachcharakter, geben.
    "Absolut betrachtet, kann es innerhalb der Sprache keinen ungeformten Stoff geben, da alles in ihr auf einen bestimmten Zweck, den Gedankenausdruck gerichtet ist und diese Arbeit schon bei ihrem ersten Element, dem artikulierten Laut, beginnt, der ja eben durch Formung zum artikulierten wird." (57)
Ohne diese Rücksicht hätte man ja das sprachliche Untersuchungsobjekt getötet und hätte es schlechterdings nicht mehr.

Der Gehalt der Sprache ist zu bestimmen nach Inhalt und Form, oder genauer, da ja nicht die lautliche Gliederung, sondern in erster Linie die die Bedeutung mitbestimmende Form gemeint sein soll: nach Inhalt und Verkehrsform.

Inhaltlich kann sich der Sachverhalt des sprachlichen Ausdrucks präsentieren als seiend oder als seiend gewollt, dabei der Außenwirklichkeit oder der Innenwirklichkeit geltend. Handelt es sich beim Satzinhalt um ein subjektiv oder objektiv Seiendes, dann gibt die einfache Setzung den Ausschlag. Die Sätze, mit denen wir es hierbei zu tun haben, sollen mit dem Namen Tatsachensätze (und ihre Negation natürlich) bezeichnet sein. Die zweite Satzgruppe wird durch das Moment des Strebens charakterisiert. Wir nennen alle hierher gehörigen Sätze Begehrenssätze (und ihre Negation). Bei ihnen ist zu bemerken, daß trotz der vorherrschenden Stellung des geäußerten Begehrens im Satz das Begehrte durch geistige Vorwegnahme bereits zum subjektiven Faktor geworden sein kann. So ist der Satz: "Morgen um vier Uhr stellst du dich hier ein" zweifellos als Begehrenssatz anzusprechen, obwohl der Gegenstand des Begehrens als fertige Tatsache vorgestellt, die Affinität zum Tatsachensatz also unverkennbar ist. Wir sagen dann: die subjektive Meinung des Redenden gibt in der Sprache den Ausschlag. Sie bedeutet nicht etwa Willkür, sondern sie ist zulässig, soweit sie innerhalb einer gegebenen Sprachgemeinschaft üblich ist und daher verstanden wird, soweit sie sich aus Situation und Milieu ungesucht ergibt. Einer besonderen Art von Satztypen ist hier beim Satzinhalt noch zu gedenken, in denen weder von einem Vorherrschen des Vorstellens noch von einer entscheidenden Wirkung des Strebens zu sprechen ist, für die vielmehr gewissermaßen der Quotient beider, das Gefühl, bestimmend ist. Unter den Fällen nämlich, in denen der Akzent in erster Linie Träger des Gefühlsausdrucks ist, haben wir die sogenannten Ausrufesätze zu suchen. Sie sind den Tatsachen- und Begehrenssätzen nicht nebengeordnet, sondern sie sind eine gelegentliche besondere Auffassungsweise beider. Bei ihnen erfolgt die Auslösung des Gefühls explosionsartig, also ganz anders als dort, wo sie sich wesentlich im Material der Worte äußert.

Den zweiten Gesichtspunkt für die Einteilung sollte die Verkehrsform bilden. Danach lassen sich zwei besondere Gruppen ermitteln. Einmal der Mitteilungssatz, der einfach Ausdruck einer Mitteilung sein will, und ferner der Fragesatz, der zugleich oder eben nur eine Anregung zur Mitteilung enthält. Auch in diesen Fällen kann wieder die subjektive Meinung des Redenden es bedingen, daß ein Mitteilungssatz als Fragesatz gemeint ist und umgekehrt.

Danach soll die Art eines Satzes zu bestimmen sein, und zwar, weil jeder Satz Inhalt und Form einheitlich darstellt, in der eben besprochenen zweifachen Weise. Diese Untersuchung läßt deutlich die Richtung der Subjektivierung, also die stilistische Betrachtungsweise des sprachlichen Phänomens, erkennen. Wir haben der Syntax im Rahmen der Sprachforschung das methodische Prius zugestanden und zwar insofern, als sie von dem je nach der Beschaffenheit des Milieus mehr oder weniger tiefgründig und allseitig Entwickelten ein objektives Korrelat zu geben oder durch die Analyse zur Erkenntnis zu bringen sucht, mit anderen Worten: also selbst erst den Sprechakt vollzieht und überhaupt bezeugt. Diese analytische Funktion aber macht sie wenig geeignet für die Charakteristik des Satzganzen. Sie könnte nur reden von der Unterscheidung von ein- und zweigliedrigen, Subjekt- und Objekt-, Verbal- und Nominalsätzen usw. Ihr eigentliches Gebiet bleibt also vielmehr die Betrachtung der Satzglieder, sofern und in dem Maße wie sie die Erkenntnis des konstruktiven Faktors in der Sprache fördert.

Dieser konstruktive Faktor, die Relation der Substantialität, wie sie im naiven Verstandesgebrauch funktioniert, drückt gewissermaßen eine Bewegung aus von einem Ausgangspunkt nach einem Ziel hin. Man kann sie einer Spannung vergleichen, deren Pole sich schrittweise neu bestimmen. Der schrittweise Vollzug der Lösung dieser Spannung, die Funktion des Strebens auf ein vorläufiges Ziel hin, erhält im Rhythmus einen sprachlichen Ausdruck. Die Leistung des Rhythmus ist, in strenger Analogie zu dem über den logischen Faktor in der Satzstruktur Gesagten, progressiv-konstruktiver Art. Aber den soliden Einheitsbezug vermag er nicht auszudrücken, in seiner analytischen Funktionsweise erschöpft er also gar nicht das Verhältnis der Substantialtität, dem doch gerade die Einheit eignet. Wie diese Relation sich erst in der progressiven Komplexion eines Zielpunktes sprachlich erschöpft, so muß auch der Rhythmos der Darstellung der Einheit dienstbar gemacht werden.

Das sprachliche Ereignis ist ja zugleich seinem Erlebnischarakter nach simultaner Art. Diese Tatsache hat der Akzent gerecht zu werden. Seine Funktion ist eine Synthese. Er beruth auf der geistigen Vorwegnahme des Gesamtresultates (58), des Tatbestandes der Äußerung, in einer eigentümlichen Konzentration. Damit ist zugleich die Möglichkeit der Wertung des Tatbestandes gegeben.
    "Der Ton aber (unter welchem ich hier immer den Sprachton, nicht die metrische Arsis [Anhebung - wp] verstehe) hängt von der Freiheit des Redenden ab, ist eine ihr von ihm mitgeteilte Kraft und gleicht einem ihr eingehauchten fremden Geist. Er schwebt, wie ein noch seelenvolleres Prinzip, als die materielle Sprache selbst ist, über der Rede, und ist der unsichtbare Ausdruck der Geltung, welche der Sprachende ihr und jedem ihrer Teile aufprägen will." (59)
Und je nach dem Charakter der Wertung bekundet sich der Akzent in jedem Glied des Ganzen als mehr oder weniger deutliche Gefühlsqualität.
    "Das empfindungsgetränkte Wort stelle die höchste Blüte der Sprache dar; im Empfindungston wird dem Wort die Seele eingesetzt, es wird auf das Wunderbarste verinnerlicht, vertieft und bekommt eine geheimnisvolle Unergründlichkeit; denn alles Empfundene hat einen irrationalen Rest, der dem eindringenden Verstand unauflöslich bleibt. Was an der Sprache der großen Meister so bezaubert, ihre lebensprühende Fülle und ihre weiche Unmittelbarkeit, kommt durch den Empfindungston oder zumindest unter seiner Beihilfe zustande. In ihm erscheint die Sprache ganz von innen heraus, ganz aus dem Zentrum der redenden Persönlichkeit geboren, in ihm erscheint sie zurückgeführt zu ihrer ursprünglichen Frische und Jugendlichkeit. Der Empfindungston füllt, wie weiches Fleisch, das harte Gerippe des intellektuellen Vorstellungsinhaltes aus. Worte mit eigenem Empfindungston sind daher die eigentlichen poetischen Worte und tragen mit ihrer Gehobenheit alles empor in eine der Wirklichkeit entrückte idealistische Sphäre." (60)
Auf einer Stufe der Verlautung, wo Singen und Sagen noch ungeschieden ineinander verschmelzen, wo das Gebilde rein interjektionalen Charakter hat und die naive Konstruktion der wirklichen Welt ohne ausdrückliche Beziehung zu einem einheitlichen Gesichtspunkt ungeordnet und in engster Abhängigkeit von der Situation ersetzt, sind in den lautlichen Daten seele- und lebengebende Faktoren akzentueller Art bereits mitenthalten. Ihre Existenz liegt also der eigentlichen Sprache, zu der wir den interjektionalen Lautsang noch nicht rechnen, sicherlich voraus. Und auch in ihm selbst sind sie das ursprüngliche und wesentliche Element, da auf den abstrakten Laut verhältnismäßig wenig ankommt. Uns interessiert hier am Akzentuellen seine methodische Grundbedeutung, seine überragende Wichtigkeit für das Verständnis und seine Unmittelbarkeit, d. h. seine Unabhängigkeit von der objektivierenden Leistung des Begriffs. Dies lehrt uns das "interjektionale Lautspiel". Bei ihm steckt das Phänomen noch ganz im Okkasionellen [Gelegentlichen - wp] Infolgedessen ist dann auch das Erlebnis, das subjektive Korrelat, notwendig gleich bescheiden. Wo die Syntax wenig Material liefert, ist auch der Stilistik nur ein mäßiger Erfolg beschieden.

Soll die Veräußerlichung eines Erlebnisses als Veräußerlichung und als Erlebnis an Deutlichkeit weiterhin zunehmen, so kann das nur auf dem festen Boden sprachlicher Schöpfung geschehen. Natürlich wird dabei der Einheitscharakter des Sprachereignisses in keiner Weise verletzt. Vielmehr wird das Hineinwachsen des akzentuellen Moments in die und sein Verschmelzen mit der weiterhin differenzierten Veräußerlichung garantiert in der beiden zutrunde liegenden Relation der Substantialität. Zugleich ist hierbei das Verhältnis des Rhythmus zu dem sich über ihm erhebenden Akzent zu beachten. Beide müssen als unentbehrliche Vehikel des Lebens und des Gehaltes der Sprache stets in Einklang gebracht werden. Der Ausgleich zwischen ihnen stellt an den die Sprache Gebrauchenden künstlerische Anforderungen, wie primitiver Art sie bisweilen auch sein mögen.
    "Die Betonung unterliegt mehr, als irgendein anderer Teil der Sprache, dem doppelten Einfluß der Bedeutsamkeit der Rede und der metrischen Beschaffenheit der Laute. Ursprünglich und in ihrer wahren Gestalt, geht sie unstreitig aus der ersteren hervor. Je mehr aber der Sinn einer Nation auf auf rhythmische und musikalische Schönheit gerichtet ist, umso mehr Einfluß wird auch dieser Erfordernis auf die Betonung verstattet. Es liegt aber im Betonungstrieb, wenn der Ausdruck erlaubt ist, weit mehr als die auf das bloße Verständnis gehende Bedeutsamkeit. Es drückt sich darin ganz vorzugsweise auch der Drang aus, die intellektuelle Stärke des Gedankens und seiner Teile weit über das Maß des bloßen Bedürfnisses hinaus zu bezeichnen. Dies ist in keiner anderen Sprache so sichtbar wie in der englischen, wo der Akzent sehr häufig das Zeitmaß und sogar die eigentümliche Geltung der Silben verändernd, mit sich fortreißt." (61)
Mit der Betrachtung des Rhythmus und der Akzentverhältnisse hängt die der Wortfolge auf das Engste zusammen. Wenn von vornherein klar ist, daß eine Sprache umso glücklicher organisiert ist, je vollkommener und sicherer sie als Suggestionsmittel eines Redenden auf einen Hörenden funktioniert, so bestimmt sich diese allgemeine Betrachtung für die Wortfolge dahin, daß es ein Vorzug der Sprache ist, wenn der Hörende ohne Um- und Irrwege dem Ablauf einer Veräußerlichung folgen und so das von einem Redenden Gemeinte erleben kann. Daraus aber folgt nicht notwendig, daß z. B. die Schlußstellung des Prädikats unter allen Umständen ein Nachteil ist. Allerdings ist es richtig, daß das Spannungsverhältnis vom Subjekt zum Prädikat durch eine "Überspannung" wirkungslos gemacht werden kann. Ebenso sicher aber wie es bei einer zu leichten Probe an Kraft einbüßen und eher eine destruktive Wirkung zeitigen wird, nimmt es durch Anspannung an Intensität und konstruktiver Leistungsfähigkeit zu.

Wir sehen, wie sehr die Wortfolge mit der Akzentkurve innerlich zusammenhängt. Bei beiden kommt es auf relativ Wichtiges und Unwichtiges an. In der Wortfolge haben wir dann die zwei Hauptmöglichkeiten zu unterscheiden: die steigende und die fallende Folge. Die steigende Wortfolge bringt durch die Begünstigung des substantiellen Spannungsverhältnisses, durch die Anspannung der Aufmerksamkeit, die Synthese, die Einheit der sprachlichen Äußerung und die straffere Konstruktion zum Ausdruck. Man kann beim bereits Gesagten nicht stehen bleiben, ohne das Ende, das Wichtigste (Prädizierte) sogleich auch zu vernehmen. Ins Extrem ausgebildet führt sie zur Überspannung. Das sprachliche Gebilde wird undeutlich, dunkel, unübersichtlich und büßt die Einheit ein.

Auf der anderen Seite haben wir die fallende Wortfolge: Ihrem analytischen Charakter entspricht es, daß sie die Teile aufweist, die Einheit weit weniger stark betont und die Beziehungen lockert. Die Spannung der Aufmerksamkeit ist geringer und möglicherweise von kürzerer Dauer, da man mit einem Teil des Ganzen, mit dem Wichtigsten der Äußerung schon sogleich bekannt wird. In konsequenter Durchführung würde die fallende Wortfolge die Energie des Ausdrucks, seine Einheit und damit seine Schönheit zerstören; und die Stoßkraft ginge verloren.

Mit jedem Schritt unserer Betrachtung haben wir uns des sprachlichen Ereignisses mehr bemächtigt. Und letztlich mündet alles, was irgendwie auf seine Konkretisierung gerichtet ist, in die Erörterung der jedesmaligen Wortbedeutung ein. Das Ziel der Sprachforschung besteht also darin, die jedesmalige Individualisierung der Wortbedeutung ihrem ganzen Inhalt nach aufzuhellen Und zwar ist dabei ein Doppeltes zu erwägen: die sprachliche Äußerung als momentane Schöpfung und als Entwicklungsprodukt. Dabei entspricht der eigenartige Charakter des Wortes (okkasionell-) individuell und (logisch-)generel zu funktionieren, ganz seiner besonderen Aufgabe, den Begriff zu signalisieren und die Erinnerung an seinen Vollzug neu zu beleben.

Die Disziplin also, die wir als Zentralaufgabe glauben pflegen zu sollen, kann auch in der gegenwärtigen Sprachforschung nicht ausdrücklich genug hervorgehoben werden die Ermittlung der Wortbedeutungen nämlich, und zwar
    1) im Momentanfall, d. h. als Bedeutungsbestimmung aufgrund jeweiiger Affinitäten der Teile einer sprachlichen Äußerung zueinander und unter dem Gesichtspunkt des Erlebnisses als Regulativ;

    2) in der historischen Entwicklung der sprachlichen Phänomene, d. h. als Bedeutungswandel. Hierbei aber muß beachtet werden, daß es sich beim Wandel der Bedeutung, d. h. beim Wandel in der Hindeutung auf Begriffe und in ihrer Signalisierung durch das Wort, nicht um einen Wandel der Begriffe selbst handelt. Die Zeichen und die Arten des Zeigens entwickeln sich auseinander, nicht aber die Inhalte, die bezeichnet und angezeigt werden.
Dem Zweck der Ermittlung der Wortbedeutungen in der besprochenen doppelten Hinsicht ordnet sich unter, was zu einer wissenschaftlichen Erörterung sprachlicher Phänomene gehören will, auch Lautlehre, Phonetik, Lehre von der Etymologie usw. Um ihrer selbst willen geführt, fielen diese Untersuchungen überhaupt aus dem Gebiet der Sprache heraus, da sie nur der Lautung gelten würden. Nur weil Bedeutungsbestimmung und - wandel aus ihnen Nutzen ziehen, haben sie sprachlich Interesse.

Die Grammatik erhält durch die Syntax ihre Systematik, die Syntax tritt in der Stilistik in den Dienst eines höheren Zwecks. Und der Gegenstand, dem diese Methoden der Untersuchung gelten, ist die Wortbedeutung. Sie ist beim Gebrauch der Sprache nicht schlechthin gegeben, sondern muß erst zum Zweck des Verständnisses, des Ergebnisses, als Aufgabe erarbeitet werden.
LITERATUR: Hermann Schmitt, Psychologie und Logik in ihrem Verhältnis zur Sprache und zur Methode sprachlicher Untersuchung, Archiv für die gesamte Psychologie, Leipzig 1913, Bd. 27
    Anmerkungen
    1) WILHELM von HUMBOLDT, Über die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlecht, Bd. II, Berlin 1880, Seite 62 (hg. von AUGUST FRIEDRICH POTT)
    2) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 34
    3) HUMBOLDT, ebd. Seite 52
    4) HUMBOLDT, ebd. Seite 211
    5) HERMANN EBBINGHAUS, Abriß der Psychologie, Seite 79 (wo das ganze Zitat im Sperrdruck gegeben ist).
    6) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 120f.
    7) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 307
    8) und beim Schulübersetzen in die fremde Sprache, wenn im Anschluß an ein Paradigma eine Wortform mühsam konstruiert wird!
    9) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 79f.
    10) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 119.
    11) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 209
    12) POTT, Einleitung zu HUMBOLDT, a. a. O.
    13) "Sie ist selbst kein Werk (Ergon), sondern eine Tätigkeit (Energeia). Ihre wahre Definition kann daher nur eine genetische sein. Sie ist nämlich die sich ewig wiederholenden Arbeit des Geistes, den artikulierten Laut zum Ausdruck des Gedankens fähig zu machen." (HUMBOLT, a. a. O., Seite 56)
    14) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 109
    15) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 61
    16) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 193
    17) "Die Verschiedenheit der auffassenden Stimmung gibt denselben Lauten eine auf verschiedene Weise gesteigerte Geltung, und es ist, wie wenn bei jedem Ausdruck etwas durch ihn nicht absolut bestimmtes gleichsam überschwankt." (HUMBOLDT, a. a. O., Seite 216)
    18) THEODOR ALEXANDER MEYER, Das Stilgesetz der Poesie, Leipzig 1901, Seite 43.
    19) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 215f.
    20) Nämlich mit der "Verknüpfung des Körpers mit der geistigen Kraft, welche das Wesen jeder menschlichen Individualität ausmacht".
    21) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 210: "Die unzertrennliche Verbindung des Gedankens, der Stimmwerkzeuge und des Gehörs zur Sprache liegt unabänderlich in der ursprünglichen, nicht weiter zu erklärenden Einrichtung der menschlichen Natur."
    22) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 92
    23) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 54
    24) "Die Sprache verlangt, an ein äußeres, sie verstehendes Wesen gerichtet zu werden." (HUMBOLDT, a. a. O., Seite 45)
    25) WILHELM WUNDT, Grundriß der Psychologie, 1907, Seite 358 (Der Sperrdruck ist nicht aus dem Original.)
    26) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 205
    27) "Die verbundene Rede ... muß man sich überhaupt in allen Untersuchungen, welche in die lebendige Wesenheit der Sprache eindringen sollen, immer als das Wahre und Erste denken." (HUMBOLDT, a. a. O., Seite 56)
    28) "Denn die Rede enthält auch in Absicht der Geltung ihrer einzelnen Elemente und in den Nuancen ihrer Fügungen, welche sich nicht gerade auf grammatische Regeln zurückführen lassen, unendlich viel, was, wenn sie in diese Elemente zerschlagen ist, man nicht mehr an denselben erkennbar zu fassen vermag. Ein Wort hat meistenteils seine vollständige Geltung erst durch die Verbindung, in der es erscheint." (HUMBOLDT, a. a. O., Seite 213.
    29) ERNST ELSTER, Stilistik, 1911
    30) = Assoziation ("Grundriß", Seite 271)
    31) WUNDT, Grundriß der Psychologie, 1907, Seite 266.
    32) Nach WUNDT (Grundriß, Seite 311) folgt das Urteilen den Empfindungen erst nach und ist von diesen durchaus zu trennen.
    33) WUNDTs Ausführungen erwecken bisweilen Bedenken, daß hierauf nicht gebührend Rücksicht genommen wird; so wenn er (II, 232f) sagt: "Hat z. B. jemand auf einer Tafel das Wort Karl gelesen, ohne sich irgendetwas Weiteres hinzuzudenken, so ist nicht einzusehen, warum man sich nicht damit begnügen sollte, ein so gelesenes Wort eben ein Wort zu nennen, ihm aber den Charakter eines Satzes abzusprechen." Dagegen ist zu sagen, daß es sich für uns nicht um ein Wort auf der Tafel handelt, daß vielmehr nur seine Stellung in der Situation, in der lebendigen Rede gemeint sein kann. STEINTHAL hat nicht ohne Grund bei der Erörterung der Entstehungs- und Entwicklungsverhältnisse der Sprache an Frage und Antwort zugleich demonstriert.
    34) HERMANN COHEN, Ethik, Seite 182
    35) Der Gesamtvorstellung bei der Entstehung des Satzes nämlich.
    36) Solange dies der Fall ist, haben wir es laut Definition mit einem regelrechten Satz zu tun!
    37) Die dritte Auflage sagt weit zutreffender: "... ein relativ abgeschlossenes Ganzes ist" (I, 611). Ferner ist hier die ganze Fortsetzung des Zitats zum Vorteil der Darstellung gestrichen.
    38) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 183
    39) PHILIPP WEGENER, Untersuchungen über die Grundfragen des Sprachlebens
    40) Zeitschrift für romanische Philologie, Bd. 27, Seite 204
    41) PAUL, Prinzipien der Sprachgeschichte, Seite 133, Anmerkung 1
    42) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 259
    43) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 194
    44) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 176
    45) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 217
    46) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 193
    47) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 194
    48) Wir haben oben gesehen, daß das kantische Kategoriensystem überhaupt nicht in Frage kommt wegen des Wesens des Sprachdenkens als gerade nicht "reinen" Denkens.
    49) POTT, a. a. O., Seite 531.
    50) Das erste Feste ist das Ich.
    51) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 79
    52) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 57
    53) Der "unvollkommene Organismus" einer Sprache liegt darin, "daß der innere Sprachsinn sich nicht überall im Laut hat sinnlichen Ausdruck schaffen können und daher die formbildende Kraft dieses letzteren vor Erreichung vollendeter Formalität ermattet ist". (HUMBOLDT, a. a. O., Seite 315
    54) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 239
    55) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 200
    56) PAUL, a. a. O., Seite 133, Anmerkung
    57) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 60
    58) Die pädagogische Praxis berücksichtigt dieses eine Mal bei den Anforderungen, die etwa an das erstmalige Lesen eines unbekannten Stoffes zu stellen sind, sodann bei der Beurteilung der Bedeutung, die der Einübung eines bekannten Textes zukommt.
    59) HUMBOLDT, a. a. O., Seite 170
    60) MEYER, a. a. O., Seite 162. Hier wird im Empfindungston die höchste Wirkung des Akzentes am und im Wortgefühl, dem Kolorit, bedeutet.
    61) HUMBOLDT, a. a. O., Seite