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[mit NS-Vergangenheit] Die Lehre vom Inhalt und Gegenstand der Vorgänge des Gegenstandsbewußtseins in Uphues' Psychologie des Erkennens (1)
UPHUES' Lehre vom Inhalt der Vorgänge des Gegenstandsbewußtseins setzt die Vertrautheit mit dem Sinn eines anderen, bei ihm häufig vorkommenden Terminus voraus; er nennt die Vergegenwärtigungsvorgänge die "Ausdrücke" der in ihnen vergegenwärtigten Gegenstände, ihre "Darstellungen", "Bilder", "Erscheinungen" (4). Die Vergegenwärtigungsvorgänge seien gewisse Abbildngen der durch sie vergegenwärtigten Gegenstände, Beschaffenheiten des Bewußtseins (5), in denen etwas Anderes gleichsam nachgeahmt wird, was jenseits der nachahmenden Bewußtseins-Beschaffenheit selber liegt, sei es, daß dieses Andere ein transzendenter Gegenstand (so in der Wahrnehmung) sei es, daß es ein vom betreffenden Vergegenwärtigungsvorgang verschiedener Bewußtseinsvorgang (so in der Reflexio) ist. - Die Nachahmungen der vergegenwärtigten Gegenstände durch die Vergegenwärtigungsvorgänge dürfen, so ist in UPHUES' Sinn hinzuzusetzen, niemals als gewollte, beabsichtigte bezeichnet werden (außer bei der beabsichtigten Begriffsbildung). Wollten wir die Gegenstände nachahmen, die in unseren Vergegenwärtigungsvorgängen gemeint werden, absichtlich diese Bewußtseinsprozesse ihnen nachbilden, so involvierte das, daß wir bereits vorher ein Wissen von ihnen gehabt haben. Dieser vorangehende Wissensvorgang wäre seinerseits als ein ebensolcher mit Absicht dem Gegenstand nachgebildeter Ausdruck anzusprechen, wir ständen vor einem regressus in infinitum [Teufelskreis - wp]. Um das hier bekämpfte Mißverständnis nicht aufkommen zu lassen, empfiehlt es sich, in Erneuerung eines von den Nominalisten gebildeten Terminus die Vorgänge des Gegenstandsbewußtseins als naturales similitudines [natürliche Ähnlichkeiten - wp] der durch sie vergegenständlichten Gegenstände zu bezeichnen (6) - Als similitudines? Als similitudines auch der transzendenten Gegenstände, die doch ihrem Begriff nach vom Bewußtsein verschieden, Nichtbewußtsein, der Gegensatz des Bewußtseins sind?
Der Verfasser der "Psychologie des Erkennens" betont mit Recht, daß die bisher geschilderte (bald zu vervollständigende) Auffassung des Vergegenwärtigungsvorgangs eine rein psychologische, keine metaphysische ist. Weder der in den Vergegenwärtigungsvorgängen enthaltene Ausdruck ihres Gegenstandes, noch das in ihnen enthaltene Meinen sollen im Geringsten auf die Existenz des Gegenstandes angewiesen sein. Nicht der Ausdruck: denn (Seite 100) "Bild ist Etwas nur dadurch, da es einer Sache entspricht oder mit ihr übereinstimmt, aber die Sache braucht keine wirkliche, sie kann eine bloß gedachte sein." Nicht das Meinen; denn (Seite 174) "Die Wahrnehmung ist allerdings eine Beziehung eigener Art, eine bloß gedankliche, geistige Beziehung, die vorhanden sein kann, auch wenn das zweite Beziehungsglied, der transzendente Gegenstand gar nicht existiert. Die Existenz oder Nichtexistenz eines solchen Gegenstandes ist für sie als gedankliche, geistige Beziehung ohne alle Bedeutung." Die gegnerische Anschauung der Erkenntnismetaphysik, daß die in den Vorgängen des Gegenstandsbewußtseins vergegenwärtigten Gegenstände irgendwie sei es in, sei es außerhalb des Bewußtseins existieren, ist schon deshalb unhaltbar, weil der Begriff des "Nichts" ihr im Weg steht. Seite 50:
Was ist der "Inhalt" der Vergegenwärtigungsvorgänge? Er ist, um es kurz zu sagen, der vom Bewußtsein isolierte Ausdruck des Gegenstandes. Wir gewinnen erkenntnistheoretisch diesen Begriff des Inhalts der Vorgänge des Gegenstandsbewußtseins, wenn wir den Ausdruck des Gegenstandes, der in jedem Vergegenwärtigungsvorgang enthalten ist, für sich allein ins Auge fassen und vom Bewußtsein absehen, "das ihn bildet oder in dem er enthalten ist" (Seite 145).
Seite 221: "Die Empfindungen sind für unser Bewußtsein untrennbar von den Gegenständen, aber auch das Umgekehrte gilt, die Gegenstände sind für unser Bewußtsein unabtrennbar von den Empfindungen. Die Gegenstände der Wahrnehmung sind immer etwas Transzendentes, gleichgültig, ob es solches gibt oder nicht. Aber wir verstehen darunter das Transzendente, insofern wir es uns in Empfindungen vergegenwärtigen, das Transzendente also nicht für sich allein, sondern in Verbindung mit den zu ihm gehörenden Empfindungen, durch die allein es uns faßbar wird. Im Begriff dieser Gegenstände haben wir also immer zwei Bestandteile zu unterscheiden: Der eine wird gebildet von den Empfindungen, in denen wir sie uns vergegenwärtigen, der anderes ist das Transzendente, das wir uns in diesen Empfindungen vergegenwärtigen."
Seite 46: "In erster Linie sind doch alle diese Eigenschaften, die mathematischen und mechanischen ebenso gut wie die sinnlichen, nichts als unsere, den betreffenden Empfindungen entsprechend gebildeten Gedanken insofern etwas durchaus Subjektives." Seite 82: "Die mathematischen und mechanischen Eigenschaften, die ebenso wie die sinnlichen Empfindungen sind. . . . Wenn wir die sinnlichen, mathematischen und mechanischen Eigenschaften Empfindungen nennen, so folgt daraus noch nicht, daß wir sie den Empfindungen, in denen sie uns zu Bewußtsein kommen, als Eigenschaften beilegen müssen, daß wir mit anderen Worten diese Empfindungen als hoch, niedrig, als süß, sauer, als rund, viereckig, als groß, klein, als undurchdringlich, hart, dicht und schwer bezeichnen müssen; obgleich strengenommen, wenn es gar kein Transzendentes gibt, dem diese Eigenschaften zukommen können, und wir andererseits anerkennen müssen, daß wir Empfindungen des Roten, Süßen usw. haben, diese Eigenschaften nirgends anderswo vorhanden sein können, als in diesen Empfindungen. (16) Selbstverständlich bleibt dabei bestehen, daß wir uns in diesen Empfindungen etwas Transzendentes vergegenwärtigen. Darin eben hat es ja seinen Grund, daß es dem gewöhnlichen Bewußtsein so schwierig, ja fast ungereimt erscheint (17), diese Eigenschaften in den Empfindungen, in denen sie uns zu Bewußtsein kommen, beizulegen."
Die Gedanken, in denen wir uns das Transzendente vergegenwärtigen, wurden (Seite 76 und öfter, siehe Anmerkung 16 und 18), als Eigenschaften desselben bezeichnet, insofern das Transzendente für uns von ihnen unabtrennbar und gleichsam nur durch sie verhüllt und verkleidet faßbar ist, und ebenso sind umgekehrt die Eigenschaften, die wir dem Transzendenten beilegen, unsere Gedanken. Es sollte in der Konsequenz dieser Bemerkung liegen, daß unter diesen Umständen das Transzendente niemals von uns so erkannt werden kann, wie es ist, ja, daß wir nicht einmal imstande sind, solche näheren Bestimmungen des Transzendenten, die ihm wirklich zukommen könnten, auch nur zu denken. Denn die Bestimmungen, die dem etwa existierenden Transzendenten wirklich zukommen, bilden natürlich, wie es selber, den Gegensatz unseres Bewußtseins; die Bestimmungen aber, die wir jemals von ihm aussagen können, sind stets und ausnahmslos an das Operieren der natürlichen Abstraktion gebunden, sie sind aus irgendwelchen Empfindungen oder Vorstellungen ausgeschiedene Inhalte, die vom Bewußtsein gewoben, das gemeinte Transzendente wie ein Kleid umgeben. Sie sind zugestandenermaßen nach Seite 82 (siehe den Text vor Anmerkung 16) Bewußtseinsinhalte in dem Fall, daß es kein Transzendentes gibt, so bleiben sie es auch, wenn es ein Transzendentes gibt, sie sind dann stets etwas ihrem Grund und Wesen nach Immanentes und können eben darum niemals Teil von etwas Transzendentem sein. - Das Gleiche läßt sich auch schon aus der Seite 221 (siehe den Text nach Anmerkung 15) gegebenen Definition des Transzendenten für sich allein folgern, ja, streng genommen ist schon das hier definierte Transzendente selbst kein wirklich Transzendentes, da ein Transzendentes, zu dessen Begriff die Empfindungen gehören, in denen wir es vergegenwärtigen (vgl. auch Seite 224), ex definitione einen immanenten Bestandteil in sich aufnimmt und darum nicht das wirklich Transzendente sein kann, das vielmehr den, immanente Bestandteile nicht duldenden, Gegensatz des Bewußtseins bilden müßte. Ein Transzendentes der Seite 221 definierten Art müßte ebenso gut wie die ihm beigelegten Eigenschaften, bloß aus unser Gedanke bezeichnet werden. (18) - Wir sagten, aus der oben reproduzierten Verkleidungstheorie müßte eigentlich die Konsequenz gezogen werden, daß das von uns vergegenwärtigte Transzendente niemals ein wirklich Transzendentes ist, vielmehr wegen der immanenten Bestandteile, die danach von ihm unabtrennbar gelten, dem Begriff des Transzendenten widerspricht. Ich füge hinzu: aus derselben Theorie kann andererseits die Konsequenz nicht gezogen werden, daß das von uns vergegenwärtigte Transzendente in irgendeinem Fall einmal keine Übereinstimmung mit den Empfindungen besitzt, in denen es vergegenwärtigt wird. Alle näheren Bestimmungen, in denen wir es vergegenwärtigen, gewinnt es ja erst aus den Empfindungsinhalten; es beruth auf einer Einrichtung unseres Bewußtseins, daß wir das Transzendente gemäß den Empfindungen, Vorstellungen und Gedanken, gemäß den darin enthaltenen und durch natürliche Abstraktion vom Bewußtsein isolierten Ausdrücken des Transzendenten auffassen (Seite 69/70, 176). Das Transzendente, wie es von uns vergegenwärtigt wird, entspricht genau und in jeder Beziehung jenen Ausdrücken, den Vergegenwärtigungsmitteln, die wir dafür zur Verfügung haben. In der "Psychologie des Erkennens" wird in beider Beziehung dem Gegenteil der hier geäußerten Meinung das Wort geredet. Einmal soll es immerhin möglich sein, "daß der Gegenstand sich uns so darstellt oder so erscheint, wie er ist" (19) (Seite 176). Für die Wahrnehmung (und entsprechende Vorstellung) heißt das, daß der Gegenstand mit dem aus den Empfindungen ausgeschiedenen Inhalt, in dem wir uns ihn vergegenwärtigen, übereinstimmt (ebd.). Natürlich ist dies mit den rein psychologischen Auseinandersetzungen der gegebenen Theorie nicht mitbehauptet.
1) Es würde zu weit führen, auch auf die Arbeiten Twardowskis "Zur Lehre vom Inhalt und Gegenstand der Vorstellungen" (1894) und Thieles "Die Philosophie des Selbstbewußtseins" (1895), die den gleichen Unterschied bringen, an dieser Stelle einzugehen. Dem Leser seien sie zur Beachtung nachdrücklich empfohlen. 2) Bewußtsein steht hier in der zweiten der drei von Uphues auseinandergehaltenen Bedeutungen. Erste Bedeutung: Bewußtheit, das gemeinsame Bedeutungsmerkmal aller Bewußtseinsvorgänge (a. a. O., Seite 112); zweite Bedeutung: die zu einem "Ich" zusammengehörende Gruppe von Bewußtseinsvorgängen (Seite 128); dritte Bedeutung: Wissen oder Gegenstandsbewußsein (Seite 150). 3) Bewußtsein in der dritten Bedeutung des Wortes (vgl. Anmerkung 2). 4) Psychologie des Erkennens, Seite 48. Es ist von der allergrößten Wichtigkeit, das, was bloß Ausdruck, Bild, Nachahmung einer Sache ist, von dem, was einen Bestandteil derselben bildet, zu unterscheiden. Ganz besonders muß diese Unterscheidung bezüglich der Bewußtseinsvorgänge und ihrer Gegenstände beachtet werden; die ersteren sind nur Ausdrücke der letzteren. Die Bewußtseinsvorgänge sind nicht bloß Ausdruck von etwas, das ihnen gleich oder ähnlich ist, wie das der Fall ist bei der Reflexion, deren Gegenstand Bewußtseinsvorgänge sind, sondern oft auch Ausdruck dessen, was nicht mit ihnen ähnlich ist, vielmehr ihren Gegensatz bildet. Auch wenn der Bewußtseinsvorgang zum Ausdruck des Gegensatzes seiner selbst wird, wie das beim Bewußtsein um etwas Transzendentes immer der Fall ist, muß dieser Ausdruck vom Gegensatz selbst sorgfältig unterschieden werden, da dieser Ausdruck mit den Bewußtseinsvorgängen, die ihn bilden, ein und dasselbe ist. Seite 100: "Das Erkennen des Transzendenten stellt sich uns unmittelbar als Bewußtseinsausdruck und insofern als Bild des Transzendenten dar." Seite 123: "Nach der Bildertheorie sind die das Erkennen vermittelnden Vorstellungen Darstellungen der von ihnen verschiedenen Gegenstände, die das Bewußtsein dieser Gegenstände herbeiführen." Seite 6: "Wir verstehen unter Erscheinung die Empfindungen und Vorstellungen, in denen wir uns etwas Transzendentes vergegenwärtigen, unter Wesen das ihnen etwa entsprechende Transzendente." 5) Bewußtsein in der ersten Bedeutung des Wortes; vgl. Anm. 2 und a. a. O., Seite 141 und 150. 6) Vgl. meine Analyse der Lehre des Nominalisten Gabriel Biel in "Die Umwälzung der Wahrnehmungshypothesen durch die mechanische Methode nebst einem Beitrag über die Grenzen der physiologischen Psychologie" (1895), Bd. 1, Seite 87. "Etwas vorstellen" heitß diesen bestimmten Erkenntnisvorgang haben. "Etwas Anderes vorstellen" heißt einen anderen bestimmten Erkenntnisvorgang haben. Dabei ist, wie Biel es ausdrückt, jeder solcher Erkenntnisvorgang die naturalis similitudo von ihm verschiedener, sei es existierender, sei es nicht existierender Entitäten. Von diesen Entitäten, deren naturalis similitudo er ist, sagen wir, daß sie das vom Erkenntnisvorgang Erkannt ist; sie können fortfahren zu sein, wenn der Erkenntnisvorgang längst vorüber ist (die existierenden Gegenstände) und brauchen nicht zu sein, wenn der Erkenntnisvorgang ist (die nicht existierenden Gegenstände). Vgl. Bd. 1, Seite 135, Bd. II, Seite 146. 7) Vgl. Uphues, a. a. O., Seite 67: "Sofern sich ein solcher Ausdruck in den Bewußtvorgängen findet, wird man sagen dürfen, daß sie mit ihrem Gegenstand übereinstimmen." Dagegen Seite 93: "Wir behaupten keineswegs daß zwischen den Empfindungen und dem in ihnen vergegenwärtigten Transzendenten eine Übereinstimmung stattfindet; Seite 176: "Möglich ist, daß der Gegenstand mit dem aus den Empfindungen ausgeschiedenen Inhalt übereinstimmt." 8) Dieses glückliche Wort ist der stehende Terminus bei Thiele, a. a. O. 9) Vgl. Uphues, a. a. O. Seite 87: "Es ist von größter Wichtigkeit zu beachten, daß Vorstellungen und Gedanken, wenn sie anderen Vorstellungen und Gedanken ganz ähnlich, ja ihnen vollkommen gleich sind, noch keineswegs als Ausdruck dieser letzteren betrachtet werden können. Eine Vorstellung, ein Gedanke, den ich gestern hatte, tauchen heute in mir wieder auf, d. h. ein dem gestrigen Bewußtseinsvorgang ganz gleicher Bewußtseinsvorgang tritt heute in mir auf, aber ich vergegenwärtige mir im heutigen nicht den gestrigen: erst wenn dies geschieht, ist der heutige zum Ausdruck des gestrigen geworden. Es ergibt sich daraus, daß die Ähnlichkeit einen Bewußtseinsvorgang noch nicht zum Ausdruck eines Gegenstandes macht. Ähnliche oder gleiche Bewußtseinsvorgänge sind sozusagen ihrer Natur nach Bilder oder Darstellungen voneinander, aber sie funktionieren nicht immer als solche, und erst wenn dies der Fall ist, beziehen sich die einen auf die anderen als auf ihre Gegenstände. 10) Uphues, a. a. O., Seite 174: "Die Wahrnehmung ist eine gedankliche, geistige Beziehung (auf den Gegenstand) . . . Der Gedanke des Gegenstandes ist der Sache nach und einschließlich in allen Bewußtseinsvorgängen vorhanden, die sich als Gegenstandsbewußtsein charakterisieren. - Der Gedanke des Gegenstandes muß sorgfältig vom Gegenstand selbst unterschieden werden, er ist nicht der Gegenstand selbst, sondern nur der Ausdruck desselben im Bewußtsein." (dritter Sprachgebrauch von "Ausdruck") (Ebenso Seite 57: "Gedanke des Transzendenten" = Ausdruck). 11) Seite 48 heißt es: "Der Ausdruck ist mit den Bewußtseinsvorgängen, die ihn bilden, ein und dasselbe" (zweiter Sprachgebrauch) und andererseits: "Bei dieser Vergegenwärtigung ist unsere ganze Aufmerksamkeit auf den in diesen Bewußtseinsvorgängen enthaltenen Ausdruck gerichtet" (Erster Sprachgebrauch). Seite 67. "Der Gegensatz kann nur durch zum Gegenstand der Bewußtseinsvorgänge werden, daß er in ihnen in irgendeiner Weise seinen Ausdruck findet (erster Sprachgebrauch), der Ausdruck ist nicht der Gegensatz selbst, nicht mit ihm identisch, vielmehr ein und dasselbe mit den Bewußtseinsvorgängen, deren Gegenstand der Gegensatz bildet (zweiter Sprachgebrauch): sofern sich aber ein solcher Ausdruck in den Bewußtseinsvorgängen findet (erster Sprachgebrauch), wir man sagen dürfen, daß sie mit ihrem Gegenstand übereinstimmen." Ebenso Seite 145 und öfter. Betreffs eines gelegentlichen dritten Sprachgebrauchs von "Ausdruck" siehe die vorige Anmerkung 10). 12) Es ist das die Beziehung auf den Gegenstand, die nach Seite 221 "immer nachklingt, immer mitschwingt" (im Hintergrund des Bewußtseins; siehe die im Text zitierte Stelle Seite 239), "soweit wir auch die künstliche Abstraktion treiben" (über die künstliche Abstraktion siehe unten Anmerkung 14). Der Gegenstand bildet den Gegensatz zur Form und findet seinen Ausdruck im Inhalt, heißt es einmal Seite 49 (vgl. das Zitat in Anmerkung 14). 13) Das Erfassen des Transzendenten scheint eigentlich ein Erfassen der bezüglichen Inhalte bei begleitendem, mitschwingendem, die Ausscheidung der Inhalte allererst veranlassenden Bewußtsein des Transzendenten, ein Bewußtsein, das nur in der den Inhalt umfassenden inhaltsleeren Form seinen Sitz haben kann. Seite 160: "Die Gesichts- und Tastempfindungen bestehen in einem einfachen Erfassen ihrer Inhalte, was natürlich eine Ausscheidung derselben durch Hinwendung der Aufmerksamkeit auf sie voraussetzt. Mit dieser Ausscheidung eng verbunden tritt auch bei diesen Empfindungen das Bewußtsein eines Transzendenten auf, das die Veranlassung und den Grund der Ausscheidung bildet, sei es daß wir die Inhalte als das Transzendente setzen (dies ist nicht Uphues Meinung), sei es daß wir uns in ihnen irgendwie ein Transzendentes vergegenwärtigen, das von ihnen verschieden ist" (dies ist Uphues' Meinung). 14) Außer der erkenntnistheoretischen Abstraktion, die uns den Begriff des Inhaltes der Vergegenwärtigungsvorgänge verschafft, und außer der natürlichen, in jeder Wahrnehmung sich vollziehenden Abstraktion, die die Ausscheidung eines Inhaltes aus den Empfindungen ganz von selbst zur Folge hat, gibt es nach Uphues eine in der Reflexion schon des allergewöhnlichsten Bewußtseins alltäglich ausgeführte "Unterscheidung des Inhalts von dem ihn bildenden Denken", d. h. wohl von der ihn enthaltenen Form. Seite 49: "Erst aufgrund der natürlichen Abstraktion ist eine Reflexion, natürlich in einem anderen Bewußtseinsvorgang, möglich, welche in dieser Vergegenwärtigung eines Transzendenten sowohl die Form, d. h. den Bewußtseinsvorgang der Empfindung oder Vorstellung, als auch den Inhalt, d. h. den in ihm gegebenen Ausdruck ihres Gegensatzes ins Auge faßt und beide voneinander unterscheidet. Sind so die Bewußtseinsvorgänge der Empfindung und Vorstellung von ihren Inhalten unterschieden, so können nunmehr diese Inhalte auch die Stelle des in ihnen zum Ausdruck gebrachten Transzendenten in unserem Denken oder in unseren Urteilen vertreten, wie denn diese Inhalte auch mit demselben Namen benannt werden, wie die in ihnen vergegenwärtigten transzendenten Gegenstände, obgleich diese Namen in erster Linie immer von den transzendenten Gegenständen gelten und erst von ihnen auf die entsprechenden Empfindungs- oder Vorstellungsinhalte übertragen werden." Ebenso Seite 147, wo es noch heißt: "Diese Reflexion hat also zu ihrem Gegenstand den Ausdruck, für sie ist der Ausdruck der Gegenstand . . . Sie ist auch eine Abstraktion, aber eine künstliche, wie es scheint nie völlig durchführbare: das Bewußtsein um den in der Vorstellung ausgedrückten Gegenstand tritt nur in den Hintergrund, es schwingt sozusagen immer mit." (Vgl. Seite 221 und 241) 15) Seite 152: "Insofern in den Bewußtseinsvorgängen, in denen das Transzendente erkannt wird, das Bewußtsein seiner Nichtzusammengehörigkeit mit oder seiner Nichtabhängigkeit von diesen Bewußtseinsvorgängen, in der Reflexion und Erinnerung, durch die das mit ihnen zu demselben Bewußtsein gehörige Immanente erkannte wird, das Bewußtsein seiner Zusammengehörigkeit mit oder seiner Abhängigkeit von ihnen enthalten ist, bilden jene Bewußtseinsvorgänge, die Reflexion und die Erinnerung nicht bloß ein Wissen um Gegenstände, die von ihnen verschieden sind, sondern auch ein Wissen um sich selbst. Es ist zu beachten wichtig, daß das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit und das Bewußtsein des Gegenteils, auch wenn es in einem Gegenstandsbewußtsein enthalten ist, doch wegen der mit diesem verbundenen natürlichen Abstraktion ganz in den Hintergrund tritt, umsomehr, da die Zusammengehörigkeit wie ihr Gegenteil nächst der Verschiedenheit die allgemeinsten Beziehungen des Gegenstandes zum Bewußtsein darstellen, die schon darum, weil sie regelmäßig bei allen Gegenständen wiederkehren, unbewußt bleiben." (Vgl. Seite 170/1) 16) Seite 95: "Man kann mit einem gewissen Recht die Empfindungen selbst als ausgedehnt bezeichnen und z. B. sagen, daß die Empfindung einer Nadel (sofern sie zu ihrem Zustandekommen weniger Teile der Handfläche oder Netzhaut in Anspruch nimmt) kleiner ist, als die einer Lanze, man kann vielleicht auch von einer länglichen, runden, viereckigen Gestalt der Empfindungen, natürlich nicht einzelner, sondern einer Summe durch die zugehörigen mit den einzelnen assoziierten Muskelempfindungen verbundener reden. Man spricht von einem Aufgenötigtwerden nicht nur der Druckempfindungen, sondern aller Empfindungen . . . Wir können darum diese Empfindungen als schwer, hart, dicht, als undurchdringlich bezeichnen. Wenn wir (wie eben geschehen ist) Den Gesichtsempfindungen die Eigenschaften der Größe und Gestalt beilegen, so werden wir kaum Bedenken tragen, ihnen auch die von diesen Eigenschaften unabtrennbare Eigenschaft der Farbe zuzuschreiben, sie rot, grün usw. zu nennen, wir werden nicht umhin können, die Geruchsempfindungen als wohl oder übel riechend, die Geschmacksempfindungen als süß, sauer usw., die Temperaturempfindungen als warm und kalt, die Tonempfindungen als hoch und niedrig zu charakterisieren. Freilich sind das künstliche, dem gewöhnlichen Bewußtsein widersprechende Auffassungen (man sehe die folgende Anmerkung), die eine Abstraktion von dem in diesen Empfindungen enthaltenen Ausdruck eines Transzendenten voraussetzen, die aber nicht umgangen werden können, wenn die in diesen Empfindungen vergegenwärtigten mathematischen, mechanischen und sinnlichen Eigenschaften den Dingen nicht zukommen". Man vgl. auch noch Seite 158: "Was ist der Ton, der Geruch, der Geschmack, die Wärme anderes als eine Empfindung? Aber wir hören doch den Ton in der Ferne erklingen, fühlen die Wärme und Kälte uns aus einem Zimmer entgegenströmen . . . Das alles wäre nicht möglich, wenn wir nicht in diesen Empfindungen unsere Aufmerksamkeit auf die Inhalte richten würden und sie dadurch in abstracto von ihnen trennen oder aus ihnen ausscheiden . . . Scharf unterschieden, ja fast völlig getrennt von den Gesichts- und Tastempfindungen treten in unserem Bewußtsein die Inhalte derselben, die Farben und Gestalten, die Härte und Undurchdringlichkeit, die wir als Eigenschaften der Dinge betrachten, hervor." 17) Ich glaube, daß das gewöhnliche Bewußtsein sich mit Recht dagegen als gegen eine Ungereimtheit sträubt, den Empfindungen die sinnlich angeschauten Eigenschaften beizulegen, und ich teile hier die Meinung Thieles (a. a. O. Seite 177). Gibt es kein Transzendentes, dem diese Eigenschaften eignen (über diese Frage siehe meinen Artikel in der "Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik", Bd. 109. "Die Zwiespältigkeit der naturwissenschaftlichen Erkenntnislehre"), oder genauer, sind diese Eigenschaften selbst keine realen, transzendenten Etwas, so sind sie eben nirgends, etwas absolut Unwirkliches, Nichtexistierendes (und nicht etwa, wie Thiele meint, ideell Existierendes; gegen die Annahme ideeller Existenzen wendet sich auch Uphues mit Recht, a. a. O., Seite 175). Sie können schon deshalb nicht, gegen den Vorschlag von Uphues, den Empfindungen beigelegt werden, weil, wie aus dem Text des obigen Aufsatzes noch sichtbar werden wird, die Empfindungen im Vergegenwärtigungsvorgang überhaupt keine Rolle spielen, sondern nur vorausgehende Bedingungen des letzteren sind. Unzweifelhaft gibt es Farben-, Ton-, Geruchsempfindungen usw., und diese sind natürlich rein subjektiv; aber dieselben sind allesamt durchaus verschieden, wie von den Gegenständen, auf die die ihnen folgenden Vergegenwärtigungsvorgänge sich beziehen, so auch von jenen Vergegenwärtigungsvorgängen selbst (Empfindungen sind kein Gegenstandsbewußtsein, sie sind nichts als bewußte Etwas). Man berücksichtige auch Folgendes: Die wahrgenommenen Farben, Töne usw. existieren ebensowenig, wie die vergangenen Gegenstände existieren; und ebensowenig, wie man die wiederauflebenden Empfindungen aus dem Grund als vergangene bezeichnen kann, weil wir in den ihnen folgenden Vergegenwärtigungsvorgängen, den Erinnerungen, ein Bewußtsein von Gegenständen haben, die nach allgemeiner Überzeugung nicht transzendent existieren (nicht mehr existieren), so wenig kann man die ursprünglichen Empfindungen blau, laut usw. nennen, bloß deswegen, weil wir in den anschließenden Wahrnehmungen ein Bewußtsein von Farben, Tönen usw. haben, die nach der Überzeugung der Physiker nicht trranszendent existieren. 18) Wirklich heißt es Seite 76: "Wir sagten früher, daß wir die Gedanken, in denen wir uns das Transzendente vergegenwärtigen, als Eigenschaften desselben bezeichnen können, insofern das Transzendente für uns von ihnen unabtrennbar und gleichsam nur durch sie verhüllt und verkleidet faßbar ist. Wir können auch umgekehrt sagen, daß die Eigenschaften, die wir dem Transzendenten beilegen, und ebenso das Transzendente selbst unsere Gedanken sind". 19) Die Behauptung ist richtig, und Uphues stellt sie in Reminiszenz an die gleichfalls richtige Behauptung auf, daß (vgl. den Text nach Anm. 6 und Anm. 11) Etwas Bild oder Darstellung einer Sache sein kann, gleichgültig ob die Sache existiert oder nicht. So kann auch der Gegensatz des Bewußtseins, das Transzendente, das in jenem Bewußtseinsausdruck seine Darstellung findet, der mit dem Meinen gerade dieses Transzendenten sich verbindet, ein existierendes, reales Transzendentes sein. Aber Uphues übersieht, daß mit seiner Lehre von der natürlichen Abstraktion die mit der Ausdruckstheorie so glücklich gewählte Grundlage doch in Etwas verschoben ist. Was nützt es, daß der Ausdruck eines existierenden Transzendenten im Bewußtsein vorhanden ist, wenn das Meinen dieses nicht erreicht, wenn das Transzendente für unser Bewußtsein unausbleiblich in der Umhüllung des Ausdrucks erscheint, immer wieder hinter dem Ausdruck, von dem es trotz aller Übereinstimmung mit ihm grundverschieden, geradezu der Gegensatz ist, sich verbirgt? Wird, wie es zufolge der natürlichen Abstraktion geschieht, der Ausdruck in das Transzendente hineingemeint, als Kleid an dasselbe herangemeint, so kommen an das Transzendente Bestimmungen heran, die nicht es selbst an sich hat, sondern der Ausdruck, in dem es sich darstellt, und die, auf das Transzendente bezogen, notwendig seinen Begriff verfälschen, einen Widerspruch daraus machen. - Ich habe daher in meinen diesbezüglichen Schriften überall einer reinen Ausdruckstheorie, unter Fernhaltung der bedenklichen Lehre von der natürlichen Abstraktion, die uns den Ausdruck im Vergegenwärtigungsvorgang irgendwie zu Gesicht bringt, und der mit ihr verbundenen ebenso bedenklichen Verkleidungstheorie, das Wort gegeben: der Ausdruck, jene besondere, dem Gegenstand entsprechende Beschaffenheit, das, was Gabriel Biel die naturalis similitudo des Erkenntnisvorgangs mit dem gemeinten Gegenstand nennt, darf im Vergegenwärtigungsvorgang selber auf keine Weise zu Gesicht kommen, da sie ja ein (logischer) Teil des auf einen bestimmten Gegenstand gerichteten und dabei sich selbst verborgenen Vergegenwärtigungsvorgang ist. Er kann nur erkenntnistheoretisch postuliert werden, muß aber postuliert werden, weil das Meinen eines Gegenstandes a und das Meinen eines anderen Gegenstandes b als zwei verschiedene Vorgänge des Gegenstandsbewußtseins nur unter der Voraussetzung einer inneren Verschiedenheit der auf a und b gerichteten Vorgänge, d. h. durch ihre den gemeinten Gegenständen entsprechend verschiedene Beschaffenheit, dort des Bewußtseinsausdrucks α, hier des Bewußtseinsausdrucks β, verständlich werden (Vgl. meine "Umwälzung der Wahrnehmungshypothesen", Bd. 1, Seite 87, Bd. II, Seite 157). Der auf den Gegenstand a gerichtete Vorgang der Wahrnehmung, der Vorstellung, eines Urteils, wäre nach dieser Auffassung zwar ohne seine bestimmte innere Beschaffenheit, den Ausdruck α, nicht Gegenstandsbewußtsein gerade von a, aber dem Vorgang selbst bleibt diese seine innere Bestimmtheit vollständig verborgen, er ist sie, kennt sie nicht, am wenigsten übt er daran eine natürliche Abstraktion; eine solche würde ein bedenkliches mit sich selbst Operieren des Vorgangs involvieren und wäre außerdem überflüssig. Vielmehr, ganz einfach: Ist der Ausdruck α eines Gegenstandes a im Bewußtsein vorhanden, dann wirkt er wie ein verborgener Hebel, der das Meinen gerade des Gegenstandes a und keines anderen von selbst herbeiführt. Näheres über diese "Ausdruckstheorie" siehe im Text; darüber, daß dieselbe (die realistische Erkenntnislehre) zwei aus der Scholastik in die neueste Zeit hinübergeschleppte Irrtümer beseitigt, 1) die repräsentative Funktion der Ideen, 2) die ideelle Existenz der Gegenstände, vgl. außer meiner "Umwälzung etc." auch noch "Revue de Metaph. et de Morale", Juillet 1896: Les Recherches de Descartes sur la Connaissance du monde extérieur par Hermann Schwarz. |