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FRANZ STAUDINGER
Noch einmal Kants synthetische
Einheit der Apperzeption


"Auf welchem Grund beruth die Beziehung dessen, was wir Vorstellung nennen, auf einen Gegenstand? Wie ist eine Vorstellung, die sich auf einen Gegenstand bezieht ohne von ihm affiziert zu sein, möglich? Im Verhältnis der zweiten Frage zur ersten ist die Grundvoraussetzung des kantischen Denkens verborgen. Diese ist: Die Sinne geben uns nur zerstreute unzusammenhängende Eindrücke, in der Erfahrung aber liegt ein Verknüpfung derselben nach Regeln. Diese ist also nicht auch gegeben. Faßt man sie als übernatürliche Übereinstimmung mit transzendenten Dingen, so ist das nur ein Eingeständnis der Unmöglichkeit eine Erklärung zu finden. Wenn dagegen nachzuweisen ist, daß diese Verbindung zu den Erfordernissen eines Bewußtseins notwendig gehört, so ist sie von uns selbst gemacht. Der Satz, daß wir apriorische Elemente in unserer Erkenntnis haben, steht also für Kant von vornherein fest."

Im 18. Heft des vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift befand sich ein dankenswerter Aufsatz von Dr. EMIL WILLE, der auf die Mängel der bisherigen Auffassungen von KANTs Apperzeptionseinheit hingewiesen hat und neue Gesichtspunkte zum Verständnis derselben eröffnete. Dadurch habe ich mich zu einer sorgfältigen Revision meiner bisherigen Auffassung dieser Lehre veranlaßt gefunden und erlaube mir nun mein Ergebnis hier mitzuteilen, weil ich glaube, in einiger Beziehung zu genaueren Resultaten gelangt zu sein. Der strittige Begriff, nach F. A. LANGE einer der dunkelsten Punkte der Vernunftkritik, zugleich aber ein Kardinalpunkt derselben, dürfte ja wohl mehrfacher eingehender Untersuchung wert sein.

Zunächst handelt es sich darum, den Inhalt jenes Begriffs aus dem Standpunkt KANTs heraus einleuchtend zu machen. Ich will mich darum auf diesen Standpunkt begeben und von der Grundabsicht aus, die KANT bei der Abfassung der beiden Deduktionen der Verstandesbegriffe gehabt hat, die Folgerungen die auf unseren Begriff führen, zu ziehen, und sodann nachzuweisen, daß die einschlägigen Einzelbehauptungen KANTs, richtig ausgelegt, dieser meiner Folgerung entsprechen.

KANTs Absicht ist schon durch die in dem bekannten Brief an HERZ (1772) ausgesprochenen Fragen dargelegt. Auf welchem Grund, heißt es hier, beruth die Beziehung dessen, was wir Vorstellung nennen, auf einen Gegenstand? Wie ist eine Vorstellung, die sich auf einen Gegenstand bezieht ohne von ihm affiziert zu sein, möglich? Im Verhältnis der zweiten Frage zur ersten ist die Grundvoraussetzung des kantischen Denkens verborgen. Diese ist: Die Sinne geben uns nur zerstreute unzusammenhängende Eindrücke, in der Erfahrung aber liegt ein Verknüpfung derselben nach Regeln. Diese ist also nicht auch gegeben. Faßt man sie als übernatürliche Übereinstimmung mit transzendenten Dingen, so ist das nur ein Eingeständnis der Unmöglichkeit eine Erklärung zu finden. Wenn dagegen nachzuweisen ist, daß diese Verbindung zu den Erfordernissen eines Bewußtseins notwendig gehört, so ist sie von uns selbst gemacht. Der Satz, daß wir apriorische Elemente in unserer Erkenntnis haben, steht also für KANT von vornherein fest. Die schwierige Frage ist nur: wie ist es denkbar, daß subjektive Bedingungen des Denkens eine objektive Bedeutung erhalten? (Kr. d. r. V. Ausgabe Kehrbach = KB, Seite 107) (1) Die Antwort darauf lautet: Es ist möglich, weil diese Objektivität nicht in den Dingen ansich, sondern in Erscheinungen vorhanden ist, in denen sie durch die Kategorien von uns gemacht werden.

Die Frage nach der objektiven Geltung der Kategorien ist also aus der unlöslichen Beziehung Ich-Gegenstand heraus zu beantworten, und das geschieht in der zweiten Auflage der Kritik in folgenden Stufen:
    a) wir können nur erkennen, wenn wir das uns gegebene Mannigfaltige in einem Selbstbewußtsein vereinigen können.

    b) Eine solche Vereinigung uns zur Erkenntnis zu machen haben wir nur die Kategorien.

    c) Durch die Kategorien aber können wir nur sinnlich Gegebenes zur Erkenntnis von Dingen verarbeiten.

    d) Alles sinnlich Gegebene aber kann nur so für uns Erkenntnis werden.
Vom Ich als Kern und Quellpunkt der Untersuchung müssen wir also ausgehen. Was weiß ich vom Ich? Daß ich bei jeder Vorstellung, die ich habe, auch zugleich vorstellen kann, es sei meine Vorstellung; daß ich, auch ohne daß ich mir dies ausdrücklich vorstelle, weiß, daß Ich diese Vorstellung habe. Das Ich, dessen ich mir bei meinen Vorstelungen bewußt bin, ist nun freilich bei jeder Vorstellung anders gefärbt; das Ich, welches eben einem Freund die Hand drückt, ist anders innerlich bestimmt, als das Ich, welches einen groben Brief liest. Dennoch aber weiß sich das Ich, das dieses tut, als dasselbe mit dem, das jenes getan hat. Sofern es such nun in beiden als dasselbe weiß, weiß es auch, daß es sich als dieses Selbe auf beide Vorstellungen bezogen hat. Und zwar hat sich das Ich selbst, nicht bloß meine Vorstelung vom Ich auf beide bezogen. Meine nachträgliche Vorstellung vom Ich unterscheidet nur zwischen dem in jeder einzelnen Vorstellung empirisch bestimmten Ich und dem Ich, das beide Vorstellungen in gleicher Weise in sich enthält. Diese gleiche Weise besteht freilich nur darin, daß es die beiden Vorstellungen in seiner Einheit zusammenfaßt. Aber diese Einheit, obwohl ich sie abstrahierend herauslöse, stelle ich mir notwendig doch als eine solche vor, die das tätige Ich selbst betrifft. Nicht meine Vorstellung vom Ich, sondern das zusammenfassende Ich selbst enthält die Einheit, vermöge deren es sich auf beide Vorstellungen beziehen kann. Einen anderen Zusammenhang dieser Vorstellungen untereinander als den, daß sie in einem Bewußtsein stehen, haben wir freilich damit noch nicht kennengelernt. Wie kommt eine weitere zustande?

Die Dinge sind, wie gesagt, nicht fertig dem Bewußtsein gegeben, sondern nur die einzelnen Eindrücke zu denselben. Diese Empfindungsinhalt sind also gleichsam die Elementardinge. Wenn es dabei sein Bewenden hätte, so würde mein einheitliches Bewußtsein sich jetzt mit einer Hart, - jetzt mit einer Weiß-, jetzt mit einer Süßvorstellung behaftet wissen. Wäre das möglich?

Es ist zunächst klar, daß ich diese verschiedenen Vorstellungen nicht in einem einheitlichen Bewußtsein haben könnte, weil ich sie eben damit nicht als verschieden von einander wüßte. Das Bewußtsein mehrerer Vorstellungen kann ich nur haben, wenn ich mir eines Unterschieds dieser Vorstellungen bewußt bin. Dieses sehr selbstverständliche Postulat setzt aber ihre Vergleichbarkeit in gewissen Beziehungen, und also verbindende Beziehungen, durch die sie vergleichbar sind, voraus. Man stelle sich ein Bewußtsein vor, das selbst einheitlich in allen Vorstellungen sein sollte, und doch lauter unzusammenhängende Momente enthalten würde, ohne irgendeine Beziehung - irgend eine sage ich, denn auch von einer Verbindung durch Raum und Zeit ist bislang nicht die Rede gewesen. Man wird zugeben, daß bei strengem Festhalten dieser Bedingung das Bewußtsein nicht zwei Momente in sich vereinigen könnte und damit selbst auseinanderfallen würde.

Es muß also in diesem Bewußtsein, das in verschiedenen Vorstellungen sich als eines weiß, zugleich etwas sein, das die Vorstellungen unter sich bindet. Dies ist vorhanden und zwar zunächst als Zeit. Ohne daß ich verschiedene Vorstellungen als zeitlich im Bewußtsein folgend auffasse, wäre die Einheit des Bewußtseins in ihnen unmöglich. Diese Vorstellungen aber sind selber in der Zeit vereinigt, indem das Bewußtsein sie darin vereinigt um sich selber in ihnen als eines zu wissen.

Diese elementaren Vorstellungen könnten aber nunmehr bloß wechselnde Zustände im Ich sein, deren ich mir als meiner Produkte in der Zeit bewußt bin. Das sind viele derselben aber tatsächlich nicht, sondern sie stellen sich als ein Fremdes, Gegebenes dar. Damit sind sie für das Bewußtsein auch insofern verbunden, als sie etwas Fremdes darstellen, und die Art, wie das Bewußtsein des Fremden sich dokumentiert und wie sie hier verbunden sind, ist der Raum. Nun läßt sich freilich kein Grund angeben, warum Raum und Zeit so beschaffen sind, wie sie sich darstellen; aber einleuchtend ist doch aus Obigem, daß ohne den Zusammenhang in Raum und Zeit nicht bloß der Zusammenhang der Vorstellungen untereinander, sondern auch der Zusammenhang des Ich in Bezug auf die Vorstellungen unmöglich wäre. Wenn nun das einheitliche Ich die Voraussetzung dafür ist, daß ich verschiedene Vorstelluhngen in ihm verbinden kann, so ist diese durch das Ich nowendig gemachte Verbindung derselben auch die Bedingung dafür, daß sie untereinander verbunden sind; und diese Verbindung erst ermöglicht das einheitliche Bewußtsein in ihnen.

Aber die Einheit des Bewußtseins setzt noch mehrere Bestimmungen der Vorstellungen voraus. Unter sich verbinden kann das Bewußtsein die Vorstellungen nur dann, wenn die beiden Vorstellungen nicht bloß durch den zeitlichen Fortgang von einer zur anderen verbunden sind, sondern wenn ich mir auch der vorigen Vorstellung im Fortschreiten zu einer folgenden bewußt bleibe. Wenn das Bewußtsein zwar zeitlich verlaufen würde, aber beim Aufhören der Vorstellung und beim Beginn einer neuen die vorige abbricht, so wäre eine Einheit des Bewußtseins in ihnen unmöglich, ja es wäre überhaupt nicht möglich, sich verschiedener Vorstellungen in der Zeit, und da auch das Durchlaufen des Raumes in ihr geschieht, auch dessen bewußt zu sein. Die Vorstellung von Raum und Zeit wäre ebenso vernichtet wie das Bewußtsein, das als solches verschiedene Vorstellungen enthält. Es gäbe dann ein so vielfaches Bewußtsein, als wir Einzelvorstellungen haben.

Noch eine und die wichtigste Bedingung der Einheit des Bewußtseins in unseren Vorstellungen steht noch aus. Wie wäre es, wenn wir zwar die vorausgehende Vorstellung mit der folgenden als solche verknüpfen, nun aber zur vorhergehenden zurückkehrend sie auch nur mit der vorangegangenen verknüpfen, sie aber nicht als dieselbe anzusehen vermöchten, die sie im ersten Augenblick war. Tatsächlich ist sie doch nach unserer Annahme von der ersten Vorstellung durch eine andere getrennt, ist also als eine neue Vorstellung im Bewußtsein. Wie wäre es, wenn das identische Bewußtsein nicht auch sie als eine mit der vorigen identische zu erkennen vermöchte? Und wenn ich ebenso beim Durchlaufen des Raumes zur alten Stelle zurückkehrend, die hier vorgefundene Vorstellung stets als eine neue ansehen müßte? Wäre da nicht alles Vorige umsonst, ja selbst nur denkbar? Denn wie kann ich von Einem aufs Andere gehen mit dem Bewußtsein dies zu tun, ohne mich nicht nur des Vorangegangenen zu erinnern, sondern auch mit der Erinnung zu wissen, daß es noch das Gleiche ist. Ja, wie könnte ich mich auf mein voriges Ich beziehen als auf eine Vorstellung, wenn ich es nicht als identisch mit dem jetzigen zu fassen vermöchte? Das Bewußtsein unserer Identität in den Vorstellungen ginge mit dem Bewußtsein der Identität des Vorgestellten verloren.

Ein solches Bewußtsein aber erfordert nichts anderes, als daß ich die erste Vorstellung auf dasselbe beziehe, wie die, welche ich mit ihr identisch setzen will. Sie sind doch tatsächlich verschieden, nämlich zeitlich verschieden. Ich habe z. B. ein Rot im Bewußtsein, und soll nachdem ich zu anderen Vorstellungen abgeschweift bin, beim Wiederkehren dieses Rot als dasselbe ansehen, das es vorher war, da es doch zeitlich nicht dasselbe ist. Wenn ich die beiden Vorstellungen auch aufeinander beziehe, sie werden doch nie dieselben; sondern bleiben immer zwei zeitlich getrennte Vorstellungen. Wenn ich sie also dennoch als dieselben ansehen, so kann dies nicht dadurch geschehen, daß ich bloß eine auf die andere beziehe, sondern nur dadurch, daß ich beide auf etwas von ihnen Unterschiedenes beziehe, in Bezug auf welches sie dasselbe bedeuten.

Damit tritt eine ganz neue Beziehungsart auf, die ebenso notwendig wie die bisherigen sich aus der Tatsache der Bewußtseinseinheit begründet. Während sich im Bisherigen die Vorstellungen als solche als meine Gegenstände dargestellt haben, sehe ich nun, daß ich gezwungen bin, sie auf ein von ihnen Verschiedenes zu beziehen. Ich weiß, sie sind nicht dasselbe, sollen aber dasselbe für mein Erkennen bedeuten, somit sind sie nur eine Bezeichnung für Identisches, haben also selber einen Gegenstand (vgl. Kb. 122).

Damit ist in KANTs Sinn die Frage gelöst, wie wir zu einem von den Vorstellungen unterschiedenen Gegenstand kommen. Dieser Gegenstand setzt also die Einheit des Bewußtsein ebenso voraus, wie diese ihn wiederum bedingt, ja er ist selbst nichts anderes als eine formale Einheit des Bewußtseins im Mannigfaltigen der Vorstellungen, die Selbsterhaltungstat dieses Bewußtseins gegenüber der Flut von Vorstellungen, durch die es sonst auseinanderfallen würde. Wie nun aber die Vorstellungen im Einzelnen zu empirischen Gegenständen vereinigt werden, das hängt von empirischen Umständen ab. Jeder solchen empirischen Gegenstandsbildung liegt obige transzendentale Handlung zugrunde.

Der "Gegenstand" ist also rein erkenntnistheoretisch zu fassen und es ist nicht die Frage zu stellen, ob dieser Gegenstand auf etwas außer uns weist oder nicht (2). Bei der Zusammenfügung der Elementarvorstellungen zu Gegenständen ist bloß von einer Beziehung der Erscheinungen innerhalb unseres Bewußtseins die Rede. Ich betone das, weil einer unserer besten Kanterklärer, ALOIS RIEHL (Der philosophische Kritizismus, Bd. 1, Seite 383) die Auseinandersetzung KANTs über die Rekognition im Begriff seltsam mißverstanden hat. Er meint, KANT habe mit dem Satz (Kb 119) "die Einheit, welche der Gegenstand notwendig macht", sei "die formale Einheit des Bewußtseins", den Idealismus abgewehrt; sonst hätte er gesagt: Die Einheit welche den Gegenstand notwendig macht. Er hätte aber ohne im Mindesten idealistisch zu sein auch letzteres sagen können; er sagt ja KB 663:
    "Die Einheit des Bewußtseins ist eine Bedingung, unter der alles stehen muß, um für mich Objekt zu werden;

    und Kb 137: "In dieser Einheit des Bewußtseins besteht die Form der Erkenntnis der Gegenstände (wodurch das Mannigfaltige als zu einem Objekt gehörig gedacht wird)."
Warum aber sagt KANT im obigen Satz: der Gegenstand? Weil sich dieser Satz auf eine Auseinandersetzung im vorausgehenden Absatz bezieht, die besagt, daß die Erkenntnisse,
    "indem sie sich auf einen Gegenstand beziehen sollen, auch notwendigerweise in Beziehung auf diesen übereinstimmen, d. h. diejenige Einheit haben müssen, welche den Begriff von einem Gegenstand ausmacht."
Diese Einheit, welche also der Gegenstand notwendig macht ist aber (beiläufig bemerkt) nicht wie RIEHL will, = "formale Einheit des Bewußtseins" sondern = formale Einheit des Bewußtseins in der Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen: d. h. wie wir gleich sehen werden = synthetische Einheit der Apperzeption.

Das Ich macht also, wie wir oben gesehen haben, den Gegenstand notwendig, der Gegenstand seinerseits wiederum eine Einheit, die formale Einheit (des Bewußtseins) in der Synthesis des Mannigfaltigen. Es ist somit nicht genug, daß wir im Bewußtsein genötigt sind, Vorstellungen auf einen von ihnen unterschiedenen Gegenstand zu beziehen; dieser Gegenstand erhält dadurch selber Bestimmungen, die für die Beziehung des Bewußtseins auf ihn notwendig sind. Mit Raum und Zeit war eine notwendige Beziehung des Mannigfaltigen in Bezug auf das Bewußtsein gegeben, nun muß aber dieses Mannigfaltige nicht bloß in Beziehung auf Raum und Zeit mit der Erfordernis des Bewußtseins stimmen, sondern es muß samt Raum und Zeit mit der Erfordernis des Gegenstandes in unserem Bewußtsein übereinstimmen; denn Erkenntnis ist gegenständliche Erkenntnis.

Ich muß also das Mannigfaltige im Bewußtsein mit dem Begriff des Gegenstandes in Einklang bringen können. Dies kann ich aber nur durch dieselbe Beziehung, durch die mir der Gegenstand selber notwendig wurde. Dieser wurde aber, wie wir gesehen haben, nicht angeschaut, sondern hinzugedacht. Es können also nur Gedankenbeziehungen sein, durch die ich das Mannigfaltige in Beziehung zum Gegenstand bringe. Solche Gedankenbeziehungen sind aber vorhanden in den Kategorien. Erst wenn ich durch diese das Mannigfaltige auf den Gegenstand beziehe, wird er mir ein konkretes Ding im Erfahrungszusammenhang.

Indem ich aber die Vorstellungen auf den Gegenstand beziehe, beziehe ich sie durch den Gegenstand auf einander. Sie müssen demnach derart beschaffen sein, daß sie eine solche Beziehung gestatten. Eine solche Verbindung haben sie von sich aus nicht, da sie zerstreut gegeben werden. Mit Zeit und Raum aber war schon eine Verbindung gegeben, die das in ihnen Enthaltene befähigt, in der Einheit des Bewußtseins zu bestehen. Denn wenn Raum und Zeit die Arten sind, wie ich das Erscheinende anschauen muß, so muß ihnen die Verbindung der Erscheinungen unter sich gemäß sein. Diese Verbindung wird also in Raum und Zeit angeschaut, diese selber werden damit zu etwas Angeschautem. Nun setze ich das im Raum Angeschaute durch das Denken in Beziehung auf einen Gegenstand. Wie kann ich das? Doch nur dann, wenn die Verbindung der Erscheinungen im Raum bereits zu der Verbindung stimmt, die im Denken durch die Kategorie in Bezug auf einen Gegenstand ausgeführt wird. Da nun diese Verbindung nicht ursprünglich gegeben ist, so muß sie bereits mit den dem Denken des Gegenstandes zugrunde liegenden Bewußtseins-Synthesen geschaffen sein.

Diese nach KANT notwendig vorauszusetzende den Kategorien gemäße Synthesis des Mannigfaltigen nennt dieser Synthesis der Einbildungskraft. Sie schafft das Mannigfaltige zum Bild um, ist folglich, wie HÖLDER richtig bemerkt, bereits ein unbewußt arbeitender Verstand. Sie ist nun aber, wenn wir sie bloß ihrer der Kategorie entsprechenden Form nach betrachten, eine transzendentale Synthesis, und die Einheit, die in Bezug auf den Gegenstand (der Form nach) notwendig macht, heißt transzendentale Einheit der Synthesis.

Warum transzendental? Wenn ich das Verhältnis Ich-Objekt ins Auge fasse, so kann dies auf zweierlei Weise geschehen. Ich kann mich einfach als Objekt neben anderen Objekten betrachten und das gegenseitige Verhältnis statuieren wollen. So geschah es im Wesentlichen vor KANT. Wenn ich bei dieser Betrachtungsart auch von den zufälligen Bestimmungen des Ich und den zufälligen Bestimmungen der Objekte abstrahiere, so bleibt doch die ganze Betrachtungsweise eine empirische. Nun kann ich aber auch das bloße Verhältnis Ich-Gegenstand zum Ausgangspunkt nehmen, so daß ich nicht etwa frage: wie kommt ein Gegenstand zum Ich, sondern: Was ist in der Beziehung Ich-Gegenstand realiter allgemein und notwendig enthalten? Ich stehe dann gewissermaßen senkrecht zu einer Linie Ich-Objekt. Nur diese ist Gegenstand der transzendentalen Betrachtung, und diese Betrachtung muß von der ersteren, wie KANT mit Recht betont, scharf geschieden werden, wenn nicht Antinomien und Paralogismen zum Vorschein kommen sollen. Wenn man diesen Unterschied gefaßt hat, so ist die obige Frage leicht zu beantworten. Transzendental ist die Synthesis, weil sie, obwohl sie im Grund die Beziehungen des Mannigfaltigen auf den Gegenstand notwendig macht, doch eben damit die Beziehung auf das einheitliche Bewußtsein ermöglicht. Diese Beziehung führe ich nun aus durch ein Verstandesurteil mittels der Kategorie, und wenn das geschehen ist, so ist die Erkenntnis formal vollendet.

Nun sind freilich in jedem konkreten Erkenntnisakt eine Menge empirischer Momente, ja diese sind selbst notwendig, wenn ich etwas als Ding erkennen will. Aber aus dem Verhältnis des Ich in Bezug auf irgendein Objekt kann ich doch das herauslösen, was bloß das Verhältnis zum Objekt selber erfordert, ohne welches ich ein solches gar nicht erkennen könnte. Damit mache ich nicht eine solche Abstraktion wie sie stattfindet, wenn ich ähnliche Merkmale von Dingen in einen Allgemeinbegriff verbinde. Das Objekt letzterer Abstraktion ist als solches in keinem Gegenstand realiter vorhanden. Der Begriff "Tier" bezieht sich auf viele Dinge, aber in keinem einzigen ist eine allgemeine Begriffsform des Tieres realiter als plationische Idee vorhanden. Die stellvertretende Vorstellung eines einzelnen konkreten Tieres und später bloße Worte und Schriftzeichen vertreten hier eine Fülle verschiedener Gebilde (3). Dagegen ist der Gegenstand der transzendentalen Betrachtung, der lebendige Bewußtseinsvorgang in jedem empirischen Erkenntnisakt ebenso real wie die Kristallisationsachse bei Kristall.

Diese transzendentale einheitliche Beziehung Ich-Gegenstand, sofern sie als in jedem Erkenntnisakt lebendig vorhandene durch das Denken geschaffene Beziehung gedacht wird, bezeichnet nun mit KANT mit transzendentaler Einheit der Apperzeption. Sie ist keine (vgl. dagegen 453) bloß durch die Kategorien gedachte Einheit im Objekt als solchem, ebensowenig freilich eine bloße Einheit des Bewußtseins, sondern die Einheit des Bewußtseins in Beziehung auf den in Beziehung auf es einheitlichen Gegenstand.

In der zweiten Auflage trennt KANT die transzendentale Einheit der Apperzeption in die zwei Begriffe "ursprüngliche" und "objektive" Einheit der Apperzeption. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden aber findet nicht statt. Die transzendentale Einheit der Apperzeption heißt darum objektiv, weil durch sie alles in der Anschauung gegebene Mannigfaltige in einen Begriff vom Objekt vereinigt wird. Sie ist ursprünglich, sofern ich bloß die Einheit des Ich in seiner lebendigen Beziehung auf jede mögliche Vorstellung ins Auge fasse und die (freilich notwendig mitdazugehörige) Einheit des Objekts nicht ausdrücklich begrifflich mitdenke.

Diese nämliche Einheit aber verlangt, wie wir eben gesehen haben, die Synthesis des Mannigfaltigen, transzendentale Synthesis, sofern darin bloß die Verbindungen gedacht sind, die für alle Vorstellungen bzw. für jede beliebige Vorstellung notwendig sind, wenn ich mir ihrer denkend bewußt werden soll. Sobald ich nun diese transzendentale Synthesis und deren Einheit in Beziehung auf den Gegenstand als notwendige Erfordernis zur ursprünglichen Beziehung Ich-Gegenstand hinzudenke, so erhalte ich den Begriff der ursprünglichen synthetischen Einheit der Apperzeption. -

Die Grundbedingung zum Verständnis unseres Satzes ist also, daß man das Verhältnis Ich-Gegenstand nicht zerreißt, sondern alle zu diesem Verhältnis notwendig gehörigen Begriffe: Subjekt und dessen Einheit, Beziehung auf das Objekt, Objekt selbst und dessen Einheit, endlich Synthesis des Mannigfaltigen und deren Einheit in Bezug auf das Objekt und damit in Bezug auf das ganze Verhältnis Ich-Objekt in einen gemeinsamen Begriff zusammenfaßt. Herr WILLE denkt dagegen als Einheit der Apperzeption das, was KANT mit "synthetische Einheit des Mannigfaltigen", wie sie das Verhältnis Ich-Gegenstand erforder, bezeichnet. Darum deckt sich ihm synthetische Einheit und synthetische Einheit der Apperzeption, die noch schärfer begrifflich geschieden sind, als Apperzeption und synthetische Einheit derselben. Gewiß ist es ein Verdienst des Kommentators, daß er zwischen Apperzeption und deren Einheit scheidet; aber er dürfte in der Trennung doch zu weit gehen, denn die Einheit ist ein notwendiges Erfordernis der transzendentalen Apperzeption, wenn sie auch in letzterem Begriff nicht ausdrücklich mitgedacht ist.

Diese meine Auffassung soll nunmehr anhand einzelner kantischer Stellen bewiesen werden.

Zunächst scheint Herr WILLE zu verkennen, daß KANT nicht genau zwischen Vorstellung als aktivem Element des Bewußtseins und Gegenstand desselben, also zwischen Vorstellen und Vorgestelltem unterscheidet. Ein Beispiel dafür soll genügen: Kb 659 sagt KANT, "diese Vorstellung" (die Beziehung des Mannigfaltigen auf das "Ich denke", sei ein Aktus; somit ist es ein Vorstellen. Ein paar Zeilen weiter unten spricht er von den Vorstellungen, die "gegeben", also etwas Vorgestelltes sind. Nun wird (Seite 451) erklärt, der Satz: Nun ist die bloße Apperzeption (Ich) "Substanz im Begriff" etc. bedeutet: Nun ist der Gegenstand der bloßen Apperzeption, der Gegenstand "Ich" Substanz im Begriff. Diese Auslegung dürfte auf folgender Verwechslung beruhen: wenn ich vom Ich rede, so ist es in dem Augenblick, wo ich davon rede, in jedem Fall für mich Objekt. Es fragt sich aber, was dieses Objekt bedeuten soll; es kann Objekt sein gleich allen anderen sinnlichen Objekten, d. h. mein leibliches lebendiges Dasein umfassen; es kann ferner das Subjekt der Gedanken etc., wie es ansich sein möchte (den Gegenstand der rationalen Psychologie) anzeigen; es kann endlich das Subjekt der Gedanken selber, bloß als Subjekt ohne weitere Bestimmung bedeuten. Nur in letzterer Bedeutung ist es ein Gegenstand der transzendentalen Betrachtung; in dieser ist es aber, wenn auch nicht mit der Apperzeption identisch, doch in ihr eingeschlossen. Es liegt Kb 302, in dem die Tatsache der Apperzeption dem Ich bewußt machenden Gedanken "Ich denke" selber (4). KANT sagt (Kb 687) geradezu, daß das Ich im Denken immer als Subjekt und niemals als etwas, was bloße wie ein Prädikat dem Denken anhängt, betrachtet werden muß. Ebenda heißt es, das Ich der Apperzeption, folglich in jedem Denken, bezeichnet ein logisch einfaches Subjekt. Somit kann es nicht (Seite 451) das vorgestellte (als Objekt vorgestellte) Ich bedeuten. Freilich ist in dem Satz: "Das Ich ist das erste Subjekt, d. h. Substanz" dieses Ich, wenn ich diesen Satz ausspreche, vorgestellt. Aber dieses eben jetzt vorgestellte Ich soll doch nicht das Ich, welches vielleicht ein Ding wie andere sein möchte, sondern das Ich bedeuten, das Subjekt der Gedanken ist. KANT bekämpft ja gerade den im obigen Satz enthaltenen Trugschluß, wonach aus der Tatsache, daß ich das einfache Subjekt meiner Gedanken auch als Objekt vorstellen kann, ein substantielles Objekt erschlossen wird.

Kurz: dieses Ich und die transzendentale (ursprüngliche) (reine) Apperzeption, das transzendentale Bewußtsein bezeichnen jenes das Subjekt, das stehende und bleibende Ich, welches Korrelat aller Vorstellungen (alles Vorstellens wie alles Vorgestellten) ist und dieses dessen reine Erkenntnistätigkeit (Kb 133). Dieses also ist in der Tat das denkende, d. h. tätige Ich, das Ich, insofern es nicht bloß als transzendentaler Ichpunkt als Bewußtseinsspektrum betrachtet wird, sondern sofern wir seine auf das Objekt gerichtete Tätigkeit mitdenken, ohne das Objekt selbst (bereits als Einheit gefaßt) mitzudenken. So sagt auch KANT (Kb 128, Anm.), die bloße Vorstellung Ich in Beziehung auf alle anderen ist transzendentales Bewußtsein.

Dieselbe Verwechslung begeht unser Erklärer, wenn er behauptet, die Vorstellung unserer empirischen Zustände ist das empirische, die des gleichbleibenden Subjekts das reine Ich. Nun stelle ich mir freilich das empirische wie das reine Ich auch vor, aber das damit Vorgestellte soll nicht wieder eine Vorstellung bezeichnen, sondern bedeutet in beiden Fällen das im bewußten Erkenntnisakt enthaltene Ich. Bezeichnend für KANTs Auffassung dürfte die an die oben angezogene Stelle (Kb 128, Anm.) sich anschließende Bemerkung sein, daß die bloße Vorstellung Ich (nicht des Ich) in Bezug auf alle anderen, wenn sie klar ist, empirisches Bewußtsein ist. Die im jeweiligen Erkenntnisakt vorhandene Beziehung des Ich ist nämlich stets (vermöge des inneren Sinnes) eigentümlich gefärbt, und sofern es in dieser bestimmten Färbung sich auf Etwas bezieht, ist es ein empirisches Ich, seine jeweilige Beziehung empirische Apperzeption. Dies ist freilich auch, wenn man dessen bewußt ist, innere Wahrnehmung (Kb 120f) aber es ist doch ein Unterschied, ob ich in einem jeweiligen Erkenntnisakt, meiner selbst in meiner augenblicklichen jeweiligen Bestimmtheit mitbewußt bin, oder ob ich mich als einen Gegenstand ansehe, auf den ich meine "empirischen Zustände" beziehe, den ich durch die Summe derselben bestimme. Wenn ich aber aus einem jeweiligen Denkakt "die empirischen Data", de "Bestimmungen unseres Zustandes" bei jener "inneren Wahrnehmung" wegdenke und nur das Ich zurückbehalte, das den Denkakt als solchen bestimmt, also in jedem vorhanden ist, dann habe ich das reine Ich. Das ist insofern freilich auch eine Vorstellung, d. h. ein Vorgestelltes, bedeutet aber Etwas im Vorstellen bzw. Denken Enthaltenes. Mit dieser reinen Tätigkeit zusammen ist es nun durch die Vorstellung "Ich denke", die alle anderen Vorstellungen muß begleiten können, bestimmt.

Wir kommen hiermit zu der Hauptstelle, aus der das Wesen der synthetischen Einheit der Apperzeption zu erschließen ist (Kb 659, womit zu vergleichen besonders Kb 121). Aus der Tatsache, daß Ich mir eines Mannigfaltigen der Vorstellungen bewußt bin, wird gefolgert,
    a) daß dieses Ich-Bewußtsein jede Vorstellung begleiten können muß,

    b) daß aber auch, wo eine solche bewußte Beziehung nicht stattfindet, doch das Mannigfaltige der Anschauung eine notwendige Beziehung auf das "Ich denke" in demselben Subjekt hat.
Diese Vorstellung nun ist ein Aktus? Welche Vorstellung? Das "Ich denke"? So scheint Herr WILLE nach Seite 452 und 458 diese Stelle zu fassen. Doch dieser Aktus bringt ja erst die Vorstellung "Ich denke" hervor. Sicherlich sind also die Worte "diese Vorstellung" auf den gesamten Ausdruck: "notwendige Beziehung auf das "Ich denke" zu beziehen. Vorstellung aber ist hier die Tätigkeit, nicht das Vorgestellte. Mit dieser meiner Auffassung stimmt die Bezeichnung dieses Aktus als reine (ursprüngliche, transzendentale) Apperzeption, die durch die Vorstellung "Ich denke" selbst, die sie begleiten kann, auch objektiv zum Bewußtsein gebracht werden kann. So ist nach Kb 128, Anm. die bloße Vorstellung Ich in Bezug auf alle anderen transzendentales Bewußtsein; nach Kb 125 gehören alle möglichen Erscheinungen zu dem ganzen möglichen Selbstbewußtsein, das eine transzendentale Vorstellung genannt wird. (Letztgenannter Satz ist ein freilich weniger präziser Ausdruck für den oben erwähnten: "Das Ich denke muß alle meine Vorstellungen begleiten können, sonst ...") Dieses "mögliche Selbstbewußtsein", die Beziehung auf das mögliche "Ich denke" ist das Radikalvermögen all unserer Erkenntnis, "durchgängige Identität unseres Selbst in Anbetracht aller möglichen Vorstellungen" (Kb 127 und weiter oben heißt es: "bei allen möglichen Vorstellungen"). Also nicht das "Ich denke" selbst; sondern die Beziehung auf es als Ausdruck der subjektiven Tätigkeit des Ich in Bezug auf alle anderen Vorstellungen ist transzendentale Apperzeption.

Diese ist also, was gegen Seite 458 bemerkt werden muß, sehr wohl notwendig, obgleich es nicht notwendig ist, daß ich bei allem Denken zugleich denke, daß "Ich denke". Herrn WILLEs Irrtum beruth eben auf der Gleichstellung der Apperzeption mit letzterem "Ich denke". Ist die ursprüngliche Apperzeption aber die reine Denk-Beziehung Ich-Gegenstand (ohne daß dieser Gegenstand als solcher mitgedacht ist) so ist unseres Kommentators Befürchtung, KANT widerspreche sich, ebenso grundlos wie SCHOPENHAUERs problematisch-apodiktische Enuntiation [Erklärung -wp].

Seltsam erscheint beim ersten Anblick nur der Ausdruck "Selbstbewußtsein" für diese Beziehung. Die Erklärung dafür liegt in den Ausdrücken "mögliches Selbstbewußtsein", dasjenige Selbstbewußtsein, welches die Vorstellung "Ich denke" hervorbringt, verborgen. Ich bin mir ja der durchgängigen Identität meines Selbst in Anbetracht all meiner Vorstellungen (Kb 127) doch stets insofern bewußt, als ich alle Vorstellungen auch dann als meine weiß, wenn ich das "Ich denke" nicht ausdrücklich hinzubringe. Wüßte ich sie nicht als die meinigen, wie könnte ich sie dann verbinden? Dieses bei aller Erkenntnis wenigstens latente Selbstbewußtsein, das sich als solches nur im Verbinden der Vorstellungen in seiner Einheit offenbart, und in nichts als der aktiven Denkbeziehung auf sie besteht, nennt KANT ursprüngliche (transzendentale) Apperzeption. Tritt nun das bewußte "Ich denke" hinzu, so wird jenes mögliche Selbstbewußtsein der ursprüngliche Apperzeption wirklich, indem ich objektiv weiß, daß Ich denke (Kb 676).

Apperzeption und transzendentale Apperzeption sind somit nicht einerlei, also auch nicht ohne Weiteres Apperzeption und Einheit der Apperzeption. Die empirische Apperzeption ist ja wandelbar, und, sofern sie bloß Empirisches enthält, ohne Beziehung auf ein stehendes und bleibendes Selbst. Die transzendentale Apperzeption freilich enthält eo ipso [schlechthin - wp] "eine durchgängige Identität seiner selbst" bei allen möglichen Vorstellungen (Kb 127) und damit eine "numerische Einheit" (Kb 121), das ursprüngliche und notwendige Bewußtsein der Identität seiner selbst (ebd.) Die Einheit der Apperzeption ist also durchaus nicht = "Einheit des Mannigfaliten der Anschauung, vermöge deren dasselbe in einer gemeinsamen Apperzeption verbunden werden kann" (Seite 455). Selbst in der ersten Auflage, welche den Gesamtbegriff der ursprünglichen synthetischen Einheit der Apperzeption nicht enthält, wird zwischen der Einheit der Apperzeption als Bedingung der Synthesis der Vorstellungen, und der Einheit der Synthesis durch diese Apperzeption unterschieden. "Die transzendentale Einheit der Apperzeption macht ja einen Zusammenhang nach Gesetzen" (Kb 121), ist also nicht dieser Zusammenhang. Sie ist nur Einheit (Identität) jenes ursprünglichen Selbstbewußtseins in Beziehung auf alle Vorstellungen. Deren Einheit ist freilich durch jene Einheit bedingt, und bedingt sie wiederum, ist aber im Begriff der Einheit der Apperzeption nicht mitzudenken. Die Einheit der Apperzeption ist dagegen nicht zur transzendentalen Apperzeption als etwas bloß durch sie Bedingtes, sondern als etwas in ihr Enthaltenes hinzuzudenken.

Diese Identität der Apperzeption offenbart sich aber gerade darin, daß sie ein Mannigfaltiges in der Beziehung auf das Ich zusammenfaßt, ja sie kann als Einheit nur vermöge dieser ihrer Funktion gedacht werden. Will sie aber diese Zusammenfassung ausführen, so genügt es, wie wir (weiter oben) sahen, nicht, daß sie bloß die Vorstellung enthält; diese selber erhalten durch dieses Enthaltensein im Ich ganz bestimmte Beziehungen. Wir müssen dies nochmals kurz betrachten:

Zunächst muß z. B. eine Vorstellung "weiß" nicht bloß als Vorstellung gefaßt werden. Sobald ich mich in Bezug auf sie identisch weiß, weiß ich auch sie, so oft sie wiederkehrt, als identisch. Die Funktion, vermöge deren ich das tue, ist das Urteil. Ich urteile also: Jenes weiß ist ein Weißes, d. h. ein weißer Gegenstand (bedeutet einen weißen Gegenstand). Nur dadurch, daß ich dies tue, kann ich eine Reihe nacheinander vorkommender "Weißvorstellungen" identisch wissen und zugleich mich in ihnen identisch wissen. In dieser Hinsicht ist die transzendentale Einheit der Apperzeption
    "diejenige, durch welche alles in einer Anschauung gegebene Mannigfaltige in einem Begriff vom Objekt vereinigt wird und heißt darum objektive Einheit des Selbstbewußtseins; und das Urteil ist somit die Art, gegebene Erkenntnisse zur objektiven Einheit der Apperzeption zu bringen". (Kb 666)
Diese Selbsterhaltungstat des Bewußtseins im Bilden des Gegenstands erfordert aber nicht nur, daß´ich die verschiedenen Vorstellungen "weiß" auf einen Gegenstand beziehe, indem ich sie im Gegenstand als identisch setze. Das macht sich deutlicher, wenn ich verschiedenartige Vorstellungen in Betracht ziehe. Ich sage jenes Weiß ist ein Weisses, jenes Hart ist ein Hartes, jenes Süß ist ein Süßes. Nun setze ich aber weiß und süß im Begriff Zucker zusammen und sage, jener Zucker ist hart. Es wird also eine Synthese der Vorstellungen zueinander erfordert, und zwar eine solche Synthese, die mir ermöglicht, die verschiedenen Vorstellungen in Beziehung zu einem Gegenstand zu bringen, also eine Einheit der Synthesis in den Vorstellungen selbst. Sehe ich nun von den empirischen Umständen ab, die mich nötigen, bestimmte, zeitlich verschiedene Weißvorstellungen oder gerade weiß, süß und hart auf denselben Gegenstand zu beziehen, so bleibt doch noch die "transzendentale (zur reinen Beziehung Ich-Gegenstand erforderliche) Bedingung zurück, daß jene Verbindung so sein muß, daß ich das Urteil fällen kann. Da ich aber das Urteil, wenn ich wiederum von den empirischen Bedingungen absehe, nur durch die Kategorien fällen kann, so muß jene Verbindung der Vorstellungen untereinander den Kategorien gemäß sein. Mit der Verbindung der Vorstellungen in Raum und Zeit muß also eine Verbindung derselben hergestellt werden, die den Denkakt, der sie zum einheitlichen Bewußtsein bringt, möglich macht, oder mit anderen Worten: die Vorstellungen müssen so in Raum und Zeit verbunden und bestimmt sein, daß das Urteil durch die Kategorie stattfinden kann (vgl. Kb 678). Stelle ich mir vor, es erscheint plötzlich in dem mir gegenüberstehenden Gesichtsfeld ein unerklärlicher heller Punkt, so habe ich vielleicht nicht gleich das Urteil durch die Kategorie bereit, welches ihn einer bestimmten empirischen Ursache, einem bestimmten Gegenstand zuschreibt. Ich suche vielleicht lange danach; aber zu diesem Suchen bestimmt und befähigt mich doch die apriorische Gewißheit, daß die betreffende Vorstellung in Raum und Zeit so bestimmt ist, daß eine solche Beziehung durch die Kategorie möglich ist. In dieser Tatsache, daß ich weiß: da diese Vorstellung in meinem Bewußtsein ist, muß sie durch die Kategorie bestimmbar sein; liegt die transzendentale Einheit der Synthesis verborgen.

Diese beziehe ich nun im Moment, wo jene Vorstellung mir zur Erkenntnis wird, auf einen bestimmten Gegenstand, eine Ursache etc. Diese Beziehung findet durch den Verstand statt, der (nach der ersten Auflage) die Einheit jener Synthesis in Beziehung zur Einheit der Apperzeption setzt, (Kb 129), (nach der zweiten Auflage) gegebene Erkenntnisse im Urteil zur objektiven Einheit der Apperzeption bringt (Kb 666). Sobald ich nun diesen Aktus als ein Ganzes in einen Begriff vereinige, also die transzendentale synthetische Einheit der Vorstellungen untereinander und die transzendentale Einheit der Apperzeption als eine Gesamtbeziehung denke, so habe ich den Begriff der "ursprünglichen (transzendentalen) synthetischen Einheit der Apperzeption.

Diesen Begriff hat Herr WILLE fälschlicherweise (Seite 454) der notwendigen Synthesis der Vorstellungen und deren Einheit, die ja in der Tat auch in ihm enthalten sind, gleichgestellt. Er stützt sich dabei auf folgenden, in seiner Isolierung freilich leicht mißzuverstehenden Satz:
    "Das ist aber soviel, als daß ich mir einer notwendigen Synthesis derselben" (der Vorstellungen, die weil sie mein sind, eine ausmachen) "a priori bewußt bin, welche die ursprüngliche synthetische Einheit der Apperzeption heißt."
Wenn man diesen Satz außerhalb des Zusammenhangs liest, so mag es freilich scheinen, als ob Synthesis oder "genauer die in der Synthesis gedachte, also synthetische Einheit" für sich = synthetische Einheit der Apperzeption sein sollte. Dies ist aber nicht möglich, wenn man den letzten Satz im Zusammenhang mit dem vorausgehenden Betrachtet, und noch weniger, wenn man den Zusammenhang des ganzen § 16 ins Auge faßt.

Zunächst ist der Wortzusammenhang mit dem vorigen Satz: "Das ist aber soviel"! - Was? daß ich mir in Anbetracht des Mannigfaltigen der Vorstellungen, die, insofern sie meine Vorstellungen sind, eine ausmachen, meines identischen Selbst bewußt bin. Das ist dasselbe, als ob ich sage: Die durchgängie "Identität des Bewußtseins" stelle ich mir "in diesen Vorstellungen selbst vor"; oder als ob ich denke, durch die Einheit meiner Vorstellungen im Ich sei auch zugleich die Einheit der Vorstellungen in Bezug aufeinander bestimmt. Dieser Gedanke der gegenseitigen Bestimmtheit der Einheit des Ich und der Einheit der Vorstellungen in Beziehung auf das Objekt und dadurch auf das Ich "ist also soviel", als daß ich mir einer notwendigen Synthesis derselben bewußt bin, welche die synthetische Einheit der Apperzeption heißt. Nun ist aber Kb 678 "Einheit der Synthesis" den Kategorien gemäß, schon Bedingung der Synthesis der Apperzeption; diese findet aber den Kategorien gemäß durch die figürliche Synthesis statt; also kann diese Synthesis, die "auf die ursprüngliche synthetische Einheit der Apperzeption geht" (Kb 672) nicht selbst eine synthetische Einheit der Apperzeption sein. Der obige Satz muß also wohl anders verstanden werden, und das wird er ohne Zwang, wenn ich das "welche" nicht erklärend, sondern beschränkend fasse. Der Sinn beider Sätze ist dann: daß ich mir meines identischen Selbst in Anbetracht der Einheit der Vorstellungen bewußt bin, ist soviel, als daß ich mir einer (solchen) Synthesis bewußt bin, welche synthetische Einheit der Apperzeption heißt. Das wäre nur dann auffallend, wenn diese synthetische Einheit nicht bereits Kb 660 erwähnt wäre, wenn es sich also hier darum handeln würde, zu definieren, nicht einen schon definierten Begriff zu benennen.

Eine solche Synthesis? Was für eine? Eine solche, durch die ich mir "die Identität des Bewußtseins in diesen Vorstellungen selbst vorstelle" (Kb 660), d. h., daß ich deren Einheit im Objekt durch eine Synthesis des Mannigfaltigen zusammenfasse. Das Selbstvorstellen der Bewußtseins-Identität in den Vorstellungen bezeichnet nämlich weiter nichts als die durch Bilden des zu den Vorstellungen erforderlichen Gegenstandes oben geschilderte Selbsterhaltungstat des Ich. Diese in Bezug auf die Vorstellungen ausgeübte Tätigkeit des Ich im Bilden des Objektivbegriffs und der Synthesis nicht nur in Bezug auf das Bewußtsein, sondern auch auf das Objekt ist also = synthetische Einheit der Apperzeption, der die ursprüngliche Einheit (d. h. die Tatsache, daß ich das "mögliche" Ich denke aus allen meinen Vorstellungen als Identität des Vorgangs heraus analysieren kann), (Kb 660 unten) als analytische Einheit entgegengestellt wird.

Die ganze Erörterung dieses Paragraphen gibt dasselbe Resultat. Die Identität der Apperzeption (die analytische, ursprüngliche) ist nur durch das Bewußtsein einer Synthesis möglich, oder wenigstens durch die Möglichkeit einer solchen Synthesis. Diese "synthetische Einheit des Mannigfaltigen der Anschauungen als a priori gegeben ist"; so wiederholt die folgende Seite, "Grund der Identität der Apperzeption". Fasse ich also diese und ihren Grund in einen Begriff zusammen, so habe ich die synthetische Einheit der Apperzeption. Nochmals wiederholt KANT: "Dieser Grundsatz der notwendigen Einheit der Apperzeption" erklärt eine Synthesis des Mannigfaltigen als notwendig; und die mit diesem Satz beginnende Erörterung führt dann zu dem oben erwähnten Schlußsatz, ich sei mir einer (solchen) Synthesis des Mannigfaltigen bewußt, welche synthetische Einheit der Apperzeption heißt, nämlich einer Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen in Bezug auf die ursprüngliche Einheit der Apperzeption. Auch der Satz:
    "Ich bin mir meiner Selbst in der transzendentalen Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen überhaupt, folglich in der synthetischen ursprünglichen Einheit der Apperzeption bewußt" (Kb 676),
sagt nichts gegen meine Auffassung, wenn man "folglich" richtig als Folgerung auffaßt. Schlagend aber ist eine Stelle (Kb 663), wo KANT statt synthetischer Einheit der Apperzeption "synthetische Einheit des Bewußtseins" sagt, unter der jede Anschauung stehen muß, um für mich Objekt zu werden, und dann fortfährt, daß dieser Satz besagt, daß ich alle meine Vorstellungen als in einer Apperzeption synthetisch verbunden durch den allgemeinen Ausdruck "Ich denke" zusammenfassen kann. Wer noch zweifeln wollte, ob hierunter die synthetische Einheit der Apperzeption verstanden wird, den müßte der folgende Absatz belehren. Dieser beginnt: "Dieser Grundsatz ist" etc. das "dieser" kann sich aber nur dann auf das unmittelbar Vorhergehende beziehen, wenn dieses den Grundsatz bezeichnen soll, der im zweitvorhergehenden Absatz als der der ursprünglichen synthetischen Einheit der Apperzeption charakterisiert ist.

Dieser Begriff enthält also dasselbe, was in der ersten Auflage ohne Bezeichnung durch den gleichen Terminus durch Ausdrücke folgender Art dargestellt ist: Die Einheit des Mannigfaltigen in einem Subjekt ist synthetisch, folglich "gibt die reine Apperzeption ein Principium der synthetischen Einheit des Mannigfaltigen an die Hand" (Kb 128);
    "also ist das ursprüngliche und notwendige Bewußtsein der Identität seines Selbst zugleich ein Bewußtsein einer ebenso notwendigen Einheit der Synthesis aller Erscheinungen nach Begriffen." (Kb 121, vgl. auch Kb 119)
In der ersten Auflage tritt der Begriff "synthetische Einheit des Mannigfaltigen", "Einheit der Synthesis", also die Zusammenfassung in Bezug auf den Gegenstand mehr gesondert hervor, während die zweite Auflage die Beziehung Ich-Gegenstand als eine einheitliche straffer zusammenfaßt, und durch die figürliche Synthesis sofort auf diesen Gesamtbegriff, statt auf den getrennt gefaßten Begriff der Einheit des Objekts beziehen läßt. Dafür tritt aber in der begrifflich verbundenen Beziehung des Ich zum Gegenstand und dessen synthetischer Einheit der Unterschied der objektiven und ursprünglichen Einheit der Apperzeption hervor. Die zweite Auflage bringt also die Ableitung des Gegenstandes aus dem Ich strenger zum Ausdruck. Ein Unterschied in der Sache ist aber nicht vorhanden.

Fassen wir unser Resultat nochmals kurz zusammen: "Transzendental" ist alles, was die Beziehung Ich-Gegenstand als notwendig erfordert. Diese Beziehung selbst ist, sofern sie nur die allgemeine Beziehungsform bedeutet = "transzendentale Apperzeption". Das Ich in dieser Beziehung, wenn ich diese Beziehung selbst nicht mitdenke, ist das "reine Ich", "das reine Subjekt". Das Objekt in derselben Beziehung, ohne daß ich diese mithinzudenke, ist das "transzendentale Objekt". Wenn ich nun die Tatsache, daß das Ich in jener Beziehung in allen Vorstellungen sich identisch, einheitlich weiß, besonders zu der Beziehung hinzudenke, dann habe ich den Begriff der "ursprünglichen Einheit der Apperzeption", und wenn ich dieselbe Einheit denke, sofern sie sich im Objektbegriff offenbart, so erhalte ich den Begriff der "objektiven Einheit der Apperzeption". Transzendental sind beide; im strengen Sinn ist es die Zusammenfassung beider in eine begriffliche Einheit.

Die Verbindung der Vorstellungen untereinander ist "Synthesis", ihre Verbindung gemäß den Kategorien bzw. den Erfordernissen jener transzendentalen Einheit der Apperzeption ist "transzendentale (figürliche) Synthesis der Einbildungskraft", ihre dadurch in Beziehung auf diese Einheit hervorgebrachte Einheit, sofern ich diese Beziehung selbst nicht mitdenke, ist "Einheit der Synthesis", "synthetische Einheit des Mannigfaltigen". Denke ich nun diese Einheit in und mit jener Beziehung (der transzendentalen Einheit der Apperzeption) so habe ich den Gesamtbegriff der ursprünglichen synthetischen Einheit der Apperzeption, gewissermaßen das intellektuelle Zentralnervensystem, dessen einzelne Hauptstränge die Kategorien sind.
LITERATUR - Franz Staudinger, Noch einmal Kants synthetische Einheit der Apperzeption, Philosophische Monatshefte, Bd. 19, Heidelberg 1883
    Anmerkungen
    1) Kb = Kr. d. r. V., Ausgabe Kehrbach. Den Aufsatz von Wille, Kants Lehre von der ursprünglich-synthetischen Einheit der Apperzeption, Philosophie, Bd. 18, Seite 449-460 zitiere ich einfach durch die Angabe der Seitenzahl.
    2) Die Empfindung ist dem Bewußtsein als "wirklich und unabhängig von aller Erdichtung gegeben" (Kb 317), als etwas außer dem Ich, nicht außerhalb des Ich Vorhandenen diesem entgegenstehend. Der Raum drückt dieses Bewußtsein aus, zeigt an, daß und wie ich mir jene Inhalte als fremd vorstelle. Der Gegenstand aber, den die Vorstellung selbst hat, wird vermöge der transzendentalen Nötigung aus mir hinzugedacht und bezeichnet nicht als solcher einen Gegenstand außer mir. Diese Sätze bilden meines Erachtens den Schlüssel zum kritischen Idealismus. Es wird nie eine richtige Erklärung Kants zustande kommen, wenn man sich nicht auf diesen Standpunkt zu versetzen vermag; wenn man die wesentliche Eigenschaft des Raumes, wonach sie die einzige subjektive Vorstellung ist, die "a priori objektiv" (Kb 56) d. h. die Art ist, wie wir etwas außer uns wissen können, wie wir uns "affiziert" wissen, verkennt; und, um die Beziehung auf etwas "wahrhaft" außer uns befindliches zu finden, fortwährend am Gegenstand herumarbeitet und untersucht, ob dieser sich auf Etwas außer uns beziehen möchte. In Kants System ist eine solche Frage ganz sinnlos; denn ihre Beantwortung hängt ja gerade davon ab, ob der Gegenstand sich auf Anschauungen im Raum bezieht, nicht von seiner Natur als Gegenstand. - Ob freilich Kant mit dieser Ansicht Recht hat, ob er nicht in der Tat durch Identifizierung dieses transzendentalen Gegenstandes, der ihm aus bloßer Bewußtseinsnötigung hervorgeht, und des Gegenstandes, der in der Synthese empirischer Empfindungen liegt, dem von ihm bekämpften "höheren" Idealismus Anknüpfungspunkte gibt, ist eine wohl aufzuwerfende Frage. Es könnte ja sein: daß beide, die Nötigung einen Gegenstand zu denken und der durch die Synthese verschiedener Empfindungen geschaffene empirische Gegenstand sich von einer noch ursprünglicheren Bewußtseinstatsache ableiten; daß nämlich nicht erst in der Synthese der Empfindungen, sondern schon in der einzelnen (auch zeitlich einzelnen) Empfindung, in der einfachen Tatsache, daß ich sie als Gegebenes weiß, der Keim zum Objektbewußtsein verborgen liegt, das dann, auf eine Synthesis mehrerer Vorstellungen übertragen, hier einen von ihnen unterschiedenen Gegenstand ergäbe. (Vgl. Riehl, Der philosophische Kritizismus, Bd. 2, Seite 32, sowie meinen in der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. VI, Seite 413f und Bd. VII, Seite 17f erschienenen Aufsatz: "Zur Grundlegung des Erfahrungsbegriffs".)
    3) Vgl. Wilhelm Wundt, Erkenntnistheoretische Logik, Seite 37f.
    4) Und dieses "Ich denke" als subjektive Tatsache in jedem Gedanken.