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LUDWIG BUSSE
Zu Kants Lehre
vom Ding ansich

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"Auf einmal genügt es  Kant  nicht, daß die Dinge Vorstellungen des transzendentalen Subjekts und deshalb wirklich sind. Jetzt wird behauptet, daß die Vorstellungen des transzendentalen Subjekts  Dinge  sind, die ihre Dinglichkeit durch die Empfindung kundgeben. Nicht daß  die Vorstellung wirklich ist,  sondern daß unsere Vorstellung  sich auf Wirkliches bezieht,  sucht  Kant  jetzt zu beweisen."

"Das von einem empirischen Subjekt unabhängige Reale bestimmt ersteres durch Empfindungen. In den Empfindungen und Wahrnehmungen (die als Empfindungen, die auf einen Gegenstand  überhaupt, ohne ihn zu bestimmen,  angewandt werden, definiert werden) kündigt sich deshalb etwas Wirkliches, nicht bloß etwas Eingebildetes an. Es ist klar, daß der  Beweis  verfehlt ist und nur, wenn der transzendentale Idealismus schon zugestanden ist, sein Ziel erreicht."

"So wenig wie der, der die Farben nicht als Eigenschaften, die dem Objekt an sich selbst, sondern nur dem Sinn des Sehens als Modifikationen anhängen, gelten lassen will, darum ein Idealist heißen kann, so wenig kann auch mein Lehrbegriff idealistisch heißen bloß deshalb, weil ich finde, daß noch mehr,  ja alle  Eigenschaften, die die Anschauung eines Körpers ausmachen, bloß zu seiner Erscheinung gehören; denn die Existenz des Dinges, was erscheint, wird dadurch nicht wie beim wirklichen Idealismus aufgehoben, sondern nur gezeigt, daß wir es,  wie es ansich ist,  durch Sinne nicht erkennen können."


II. (1)

Im vierten Teil seiner Abhandlung behandelt NAKASHIMA die oft erörterte Frage, ob die Ansicht, daß die Dinge-ansich  existieren  und die  Ursachen  der Erscheinungen sind, mit der Beschränkung der Gültigkeit der Kategorien des  Daseins  und der  Kausalität  auf  Phänomene  vereinbar ist. Nach einer übersichtlichen Zusammenstellung seiner Ergebnisse im fünften Teil untersucht er dann im sechsten den wichtigen Punkt: Das Wesen des kantischen Idealismus und sein Verhältnis zum Idealismus BERKELEYs.

Ich gehe aus Gründen, die sich aus der Darstellung selbst ergeben, auf die  letztere  Frage zuerst ein.

Seitdem die bekannte Göttingische Rezension der Kr. d. r. V. die Frage nach der Natur des von KANT gelehrten  transzendentalen Idealismus  zum ersten Mal aufgeworfen hat, herrscht über diese Frage ein nicht endenwollender Streit. Eine fast unübersehbare Literatur ist darüber in Deutschland entstanden. Nicht minder heftig ist der Streit in England geführt worden; die Abhandlungen, Repliken und Dupliken der namhaftesten englischen KANT-Forscher ziehen sich durch mehrere Jahrgänge der Zeitschrift "Mind" hin. NAKASHIMA unterscheidet den kritischen oder transzendentalen Idealismus KANTs, der die empirische Realität der Materie behauptet und sie zugleich zum Phänomen macht, vom dogmatischen Idealismus BERKELEYs, der sie leugnet, und dem skeptischen Idealismus DESCARTES', der sie bezweifelt. KANTs Idealismus hält als Ideal-Realismus die Mitte zwischen (transzendentalem) Realismus und (empirischem) Idealismus (Seite 67, 68). Er will nicht untersuchen, ob KANT BERKELEY auch richtig interpretiert hat (Seite 64), gibt aber doch KANT insofern Recht, als er sagt (Seite 67): "Weil der Versuch KANT als Idealisten im selben Sinn wie BERKELEY zu interpretieren, eine unmögliche Aufgabe ist." Seinen Standpunkt hat KANT in der ersten und zweiten Auflage der Kr. d. r. V. unentwegt festgehalten.

Die Darlegung  meiner  (im Wesentlichen mit NAKASHIMAs übereinstimmenden) Ansicht über diesen Punkt leite ich mit der Hervorhebung dessen ein, worin KANTs Idealismus auf den ersten Blick von demjenigen BERKELEYs abweicht. Das sind einmal die  Dinge-ansich  als uns affizierende Ursachen der Erscheinung und zweitens (wichtiger) die rationalistische Grundlage, die KANT seinem Phänomenalismus gibt und die ihm eine apriorische  Wissenschaft  von der Natur ermöglicht, während der vom Empirismus und Sensualismus ausgehende BERKELEY in der Natur nur erfahrungsmäßiges Wissen annehmen kann. Bei KANT vollendet erst der Intellekt den Aufbau der sinnlichen Erscheinungswelt; bei BERKELEY liefern sie die Sinne. Bei BERKELEY ist, wie CAIRD richtig bemerkt,  esse = percipi,  bei KANT  = intelligi  (CAIRD, Mind IV, Seite 558; vgl. K. FISCHER, Geschichte der Philosophie, Bd. III, Seite 574; Bd. V, Seite 61, 62; MAHAFFY, Kant's critical philosophy for English readers, Bd. 1, 1872, Seite 339; BERGMANN, Geschichte der Philosophie II, 1892, Seite 17). Diesen Unterschied hat auch KANT selbst ausdrücklich hervorgehoben (2). Aber dieser Unterschied geht die  Phänomenalität  der Außenwelt  als solche  gar nichts an. KANT hat ausdrücklich zugestanden, daß der Unterschied zwischen Wahrheit und Traum und Schein nur  innerhalb  der Erscheinungen seine Stelle findet, die Phänomenalität als solche aber gar nicht berührt (Prolegomena § 13, Anm. und § 49; vgl. BERGMANN, Vorlesungen über Metaphysik, 1866, Seite 316). Der empirische Idealismus, der "skeptische" DESCARTES' sowohl wie der "dogmatische" BERKELEYs, sind in Bezug auf die bloß phänomenale Beschaffenheit der sinnlich wahrnehmbaren Dinge, wobei ersterer als möglich, letzterer als tatsächlich hinstellt, von KANTs Standpunkt aus nicht verschieden, und KANT hat dann auch ausdrücklich erklärt, daß er  in diesem Punkt  mit den Idealisten "auf einem Bekenntnis" ist (Prol. Anhang von dem was geschehen kann). Liest man nun, unter dem Eindruck dieser Erklärung stehend,die "Widerlegung des Idealismus" in der zweiten Ausgabe der Kr. d. r. V., so weiß man nicht recht, was KANT eigentlich hier im Punkt Phänomenalität am Idealismus auszusetzen haben kann. Was er fortwährend hervorhebt: Die Wirklichkeit der Raumdinge  als  Erscheinungen, haben weder CARTESIUS noch BERKELEY bezweifelt. Denn daß wir uns nicht nur einbildeten, daß Dinge im Raum sind, sondern uns sogar einbildeten, daß wie sie so sehen (imaginieren), diese absurde Behauptung ist ihnen nich in den Sinn gekommen. So ist dann nicht verwunderlich, daß über Tendenz und Charakter der "Widerlegung" eine Menge der widersprechendsten Ansichten in der KANT-Literatur aufgestellt worden sind.

Ein Teil der Kantforscher nimmt an, daß KANT BERKELEY (und wohl auch sich selbst dazu) ganz mißverstanden hat (SCHOPENHAUER, Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 1, Seite 514, 515; Brief an ROSENKRANZ, darin die drastischen Ausdrücke "grundschlecht", "offenbare Sophisterei", "konfuser Gallimathias"). Ein anderer Teil neigt zu der Annahme, daß KANT die Existenz der Dinge-ansich gegen BERKELEY beweisen wollte (RIEHL, Kritizismus I, Seite 424, 427, 428; MÜNZ, Grundlagen der kantischen Erkenntnistheorie, Seite 71, 72, 75, 76; LIEBMANN, in "Kant und die Epigonen", Seite 26. B. ERDMANN und ihm folgend VAIHINGER lassen nur den Beweis der  Prolegomena  auf Dinge-ansich abzielen. BERGMANN läßt ähnlich wie RIEHL, die Erscheinungen bei KANT durch ihr Dasein das Dasein der Dinge-ansich unmittelbar verbürgen; anders in den "Vorlesungen über Metaphysik). Mit größerer Reserve wird von dritter Seite behauptet, daß KANTs Beweis zwar nicht ausdrücklich nur die Dinge-ansich betrifft, aber die empirischen Dinge mit den Dingen-ansich "vermengt" und verwechselt (VOLKELT, Kants Erkenntnistheorie). (3) Gegen die Beziehung auf Dinge-ansich haben sich aber wieder andere mit großer Schärfe gewandt (COHEN, Kants Theorie der Erfahrung, Seite 332, 343, 491, 603). Daß nun die "Widerlegung des Idealismus"  nicht  auf Dinge-ansich abzielt, ist auch meine im Folgenden zu begründende Ansicht. Daß sie andererseits aber  mehr  bezweckt und leistet, als eine bloße Wiederholung des  bekämpften  idealistischen Standpunktes, ist meines Erachtens auch nicht im Mindesten zweifelhaft. So gewinnt dann die Ansicht, daß KANT die Dinge-ansich mit den Erscheinungsdingen, die transzendenten Dinge "außer mir" mit den empirischen Dingen im Raum "außer mir" verwechselt hat, an innerer Wahrscheinlichkeit, und bei ihr und dem in ihr liegenden Selbstwiderspruch KANTs scheinen wir stehen bleiben zu müssen. Und gewiß hat diese Ansicht durch ihre Tendenz, die beiden anderen sich bekämpfenden extremen Ansichten zu vereinigen, diesen gegenüber ihre großen Vorzüge. Die Lösung aber, die sie bietet, ist keine, und so liegt ihr Wert doch nur darin, daß sie auf die eigentliche Aufgabe hinweist und ihre Lösung vorbereitet.

Diese Lösung habebn VAIHINGER (Zu Kants Widerlegung des Idealismus, Straßburger Abhandlungen zur Philosophie, 1884, Kommentar zu Kants Kr. d. r. V., Bd. II, Seite 6 - 9, 14, 21 und besonders der Exkurs: die affizierenden Dinge, Seite 35 - 55) und ihm folgend FALCKENBERG (Geschichte der Philosophie, 1886, Seite 268 - 272) durch die Unterscheidung einer  doppelten Affektion  bei KANT und die Aufstellung des Begriffs  "Erscheinung ansich"  gegeben. Den genannten beiden Forschern schließe ich mich an, weiche aber zugleich in meiner Auffassung der Bedeutung der beiden Termini von ihnen ab. Es sei mir daher gestattet, die Gründe sowohl für meine Zustimmung als auch für meine Abweichung durch eine Darlegung der Folgerungen, die sich mir aus der Betrachtung der hierhergehörigen Abschnitte der Kritik in erster und zweiter Auflage sowie der Prolegomena ergeben, systematisch und in chronologischer Reihenfolge zu entwickeln. -

1. Die transzendentale Ästhetik lehrt durchweg die empirische Realität und transzendentale Idealität des Raums und der Zeit und des in ihnen befindlichen Wirklichen.

2. In den "Schlüsen aus obigen Begriffen" in der transzendentalen Erörterung der Begründung vom Raum (ERDMANN Anm. 59, 60; KEHRBACH 56, 57) werden die Empfindungen als  bloß  subjektive Zustände des  Subjekts  den Erscheinungsgegenständen gegenübergestellt. Die Empfindungen kommen den Erscheinungsobjekten gar nicht zu; letztere sind im Verhältnis zu ihnen, d. h.  im empirischen Sinne, Dinge ansich.  Der Grund ist, daß die Empfindungen von der besonderen Beschaffenheit des Sinnes des Subjekts abhängig und durch dessen besondere Organisation bestimmt sind. Sie sind deshalb nicht  "notwendige  Bedingungen, unter welchen die  Gegenstände  für uns allein Objekte der Sinne werden können", und somit  nicht objektiv gültig.  Sie sind  subjektiv,  aber nicht  a priori  (Rose, ihre rote Farbe). (4)

3. In der "Erläuterung" der transzendentalen Ästhetik (ERDMANN 66, 67; KEHRBACH 64, 64) wird gegenüber dem Idealismus, der die Wirklichkeit äußerer Gegenstände keines strengen Beweises für fähig hält, geltend gemacht, daß die Gegenstände des äußeren und des inneren Sinnes in gleicher Weise  Vorstellungen als solche aber gleich  wirklich  sind.

Empirische Realität und transzendentale Idealität der Anschauungsobjekte: das sind die beiden Punkte, welche die obigen Abschnitte festlegen, ohne daß der Gegensatz von subjektiver Empfindung und objektiver Anschauung zu weiteren Folgerungen Anlaß gibt.

4. Dies geschieht aber im vierten Paralogismus der Idealität (ERDMANN 625f, KEHRBACH 311f), in welchem KANT auf die verschiedenen Arten des Idealismus näher eingeht. Für unseren gegenwärtigen Zweck sind diese Unterscheidungen von keinem großen Belang. Das für uns Wesentliche ist, daß KANT dem empirische Idealisten, der zwar die Wirklichkeit der  inneren  Erscheinungen als unmittelbar wahrgenommener nicht bezweifelt, wohl aber die der  äußeren,  weil wir sie aufgrund eines unsicheren Schlusses von der Wahrnehmung auf ihre Ursache annehmen, entgegenhält: Die inneren Erscheinungen und die äußeren sind beide in gleicher Weise Erscheinungen (Vorstellungen), daher beide in gleicher Weise wirklich, wenn auch nur phänomenal. Der Unterschied der äußeren und inneren Erscheinungen ist kein absoluter, sondern nur ein relativer: er betrifft nicht das Bewußtsein und die Gegenstände, sondern existiert nur zwischen den Vorstellungen (Gegenständen) im Bewußtsein. Der Gegner begeht die Absurdität, erst die äußeren "Dinge" als unabhängig vom Bewußtsein existierend zu setzen, und dann hinterher zu finden, daß wir ihrer Existenz nicht sicher sind, weil wir mit unseren subjektiven Wahrnehmungen nich an sie herankönnen. (5)

Der hier gegen den empirischen Idealismus ins Feld geführte Standpunkt ist identisch mit dem in 1. und 3. auftretenden; der in 2. betonte Gegensatz wird hier einstweilen mit ihm noch nicht verknüpft. Es muß zugegeben werden, daß, wenn dieser Standpunkt sich strikt durchführen läßt, die Anwendung desselben zur Widerlegung des empirischen Idealismus, dessen Voraussetzung ja durch den transzendentalen Idealismus zunichte gemacht wird, durchaus berechtigt und konsequent ist. Für das Folgende ist es aber wichtig, sich klar zu machen, wohin der transzendentale Idealismus, konsequent entwickelt, führt, und ob KANT ihn konsequent durchgeführt hat.

Der transzendentale Idealismus enthält nun in strikter Durchführung seines Prinzips Folgendes.

a) Im Bewußtsein oder Subjekt (S) sind die "äußeren" und "inneren" Erscheinungen gleichmäßig enthalten und sich als gleich wirklich entgegengesetzt. Warum eigentlich  S  seine Vorstellungen in "äußere" und "innere" sondert, diese Frage ist nach KANT unbeantwortbar. (6)

Das  Einteilungsprinzip  (nicht der  erklärende Grund  der ganzen Unterscheidung), nach dem es verfährt, ist dieses, daß es solche Erscheinungen, die  nur  zeitlich sind (Gefühle und andere "seelische" Zustände), auf die "Seele" (s), solche, die räumlich-zeitlich sind, auf die "Dinge" (o) bezieht. Das hat aber auf dem Standpunkt des strikten Transzendentalismus nur die Bedeutung einer  Klassifikation  der Erscheinungen.  S  sondert nach seinem Prinzip seine Vorstellungen in zwei Klassen, etwas so wie ein Beobachter im Luftballon die Erscheinungen unter ihm in Land und Wasser einteilt, ohne daß ihm dadurch die eine Klasse innerlich näher tritt. Vielmehr steht  S  den "äußeren" und den "inneren" Erscheinungen durchaus in gleicher Weise gegenüber; beide sind in demselben Sinn "seine" Vorstellungen; und wenn es sich etwa "selbst" von seinen  Vorstellungen  unterscheidet, so setzt es sich als Subjekt  S  in gleicher Weise seinen Vorstellungen  o  und  s  entgegen. Die "Seele"  s  ist nichts als eine Vorstellung in  S;  sie ist Objekt, kein Subjekt; sie  hat  keine Vorstellungen, sondern ist nur der Gesamtbegriff der Vorstellungen, die  S  "in ihr" vorstellt, d. h.  auf sie bezieht. 

b) Was aber  S  auf  s  bezieht, was also  "in  ihm" ist, sind nur die seelischen Zustände im engeren Sinn,  nicht  die Vorstellungen äußerer Dinge. Das heißt, vom Transzendentalen ins Empirische übersetzt:  s  hat gar keine Vorstellungen äußerer Dinge, kann auf dem Boden des strikten transzendentalen Idealismus solche nicht haben.' Andernfalls würde  S  die Vorstellungen, die es äußere nennt,  zweimal  haben, einmal als  o,  und dann als in  s  befindlich, einmal als räumliche, das andere Mal als -  bloß zeitliche!  Die naheliegende Ausflucht:  S  sieht in  s  nur die Vorstellungs akte,  nicht aber das durch sie Vorgestellte, ist verfehlt, weil  s  selbst nur eine Vorstellung ist, in ihm also nur das enthalten sein kann, was  S  in ihm vorstellt. Stellt  S  also nur Vorstellungs akte  in ihm vor, so hat  s  auch nur solche, ohne etwas  durch sie  vorzustellen. Tut es letzteres, so ist der Inhalt in ihm, also von  S  in ihm vorgestellt. (7)

c) In Bezug auf die  Empfindung  ergibt sich hieraus, daß, wenn sie als bloß subjektiv den äußeren Erscheinungen nicht zukommt,  S  sie nur in  s  vorstellt. Im eigentlichen Sinn ist sie auf dem Boden der transzendentalen Betrachtung überhaupt nicht möglich.  S  stellt sie sich bloß in  s  vor, ohne selbst zu empfinden,  s  aber hat kein Fürsichsein, ist selbst bloß Vorstellung, kann sie also auch nicht empfinden.

Daß nun KANT diesen Standpunkt in seiner Reinheit durchaus nicht festgehalten hat, braucht kaum bemerkt zu werden. Die Zweideutigkeit des "außer uns", von der er selbst (ERDMANN 629, KEHRBACH 316) spricht, ebenso die des "sein" beeinflußt auch seinen eigenen Standpunkt in verhängnisvoller Weise. Er kann doch nicht hindern, daß das  S  die Zustände des  s  noch in einer anderen, unmittelbareren Weise als "seine" auffaßt, als die Anschauungsobjekte im Raum, daß es mit ihnen sich in  gemeinschaftlichen  Gegensatz zu  o  setzt. (8) Dadurch aber kommt ein Riß in das transzendentale Gebäude. Für das Verständnis des von KANT wirklich eingenommenen Standpunktes ist es wichtig, sich die Konsequenzen, die sich aus der intimeren Beziehung zwischen  S  und  s  ergeben, klar zu machen. Wird die Gleichsetzung von  S  und  s  strikt durchgeführt, so fallen beide zusammen (Σ). Je nachdem nun  Σ = S  oder  v = s  ist, ist  o  eine bloße Vorstellung oder gänzlich unabhängig von ihm; die Gleichsetzung von  S  und  s  ergibt also entweder einen empirischen Idealismus oder einen transzendentalen Realismus. (Freilich würde  o  im ersten Fall ein Phänomen  sein,  vom Subjekt aber nur als Reales  gewußt  werden, im zweiten Fall  real  sein, aber vom Subjekt aus den oben dargelegten Gründen überhaupt nicht gewußt werden.) Wir haben also die Alternative:  Entweder der transzendentale Standpunkt: Er fordert die Verschiedenheit  von  S  und  s  und eine bloße Phänomenalität von  o  und  s  und macht unter dieser Bedingung  o  unabhängig von  s (o  Phänomen  und  wirklich).  Oder  die Identifikation von  S  und  s.  Sie hebt die  bloße  Phänomenalität von  s  auf und damit entweder die Unabhängigkeit des  o  von  Σ  oder seine Phänomenalität  (o  Phänomen  oder  wirklich). KANTs Standpunkt, um diesen schon hier zu bezeichnen, besteht nur darin,  daß er die Identifikation von S und s nicht zu einer konsequenten Vollendung bringt und daher auch zwischen dem durch sie geforderten Entweder-Oder nicht mit Entschiedenheit wählt.  Er läßt  S  und  s  eine Verbingung eingehen, in der doch die sich ausschließenden Eigenschaften beider beibehalten und je nach Bedarf in den Vordergrund gestellt werden. Das  Σ,  das den Indifferenzpunkt von  S  und  s  darstellen soll, kann als  S  auftreten und die Außenwelt und  s  als seine Vorstellung betrachten, und zugleich doch, da es ja auch  s  bleibt, den seelischen Inhalt von  s  als sein eigenes Wesen der Außenwelt entgegensetzen. Es kann andererseits, indem es seine  s-Natur hervorkehrt, die Außenwelt aus seiner Vorstellung in eine selbständige Existenz entlassen und zugleich auch kraft seiner  S-Natur Vorstellungen äußerer Dinge haben. So steht es zwischen der völligen Realität von  S  und der völligen Phänomenalität von  s  in der Mitte, bald in das eine, bald in das andere sich verwandelnd, als ein zwitterhaftes, halb reales, halb phänomenales Ding, als eine  Erscheinung ansich.  Ihm entspricht, wie natürlilch, auf der anderen Seite eine ebenso zwitterhafte Außenwelt als Erscheinung ansich, die, je nachdem in  Σ  die  S- oder die  s-Natur mehr in den Vordergrund tritt, zwischen bloßer Idealität und völliger Realität hin und her oszilliert. (9) Das Unklare dieser Position bietet KANT den Vorteil, den empirischen Idealismus durch Entgegenhaltung des transzendentalen Gesichtspunktes zu bekämpfen, ohne doch die Konsequenzen des letzteren völlig zu ziehen.

Den transzendentalen Idealismus bedingt und fordert die Lehre von der Idealität der Zeit. Im widerstreitet aber die Forderung, daß das empirische Subjekt  s  ein für-sich-seiendes Subjekt und nicht bloß vorgestelltes Objekt ist. Der Versuch, die widerstreitenden Forderungen zu vereinigen, ergibt den geschilderten widerspruchsvollen Standpunkt. Der Konflikt der beiden Forderungen muß aber sofort bemerkbar werden, wenn mit dem transzendentalen Gesichtspunkt die Bestimmungen über die  Empfindung  verknüpft werden. Denn wie oben gezeigt (Punkt 2), kann die Empfindung als nicht  a priori  nicht in  S  begründet sein, sondern nur in  s;  als  subjektiv  aber muß sie doch in einem  bewußten Subjekt  sein. Die Einführung der Empfindung muß daher notwendig zu dem widerspruchsvollen Versuch einer Identifizierung von  S  und  s  unter gleichzeitiger Auseinanderhaltung beider führen. 5. Wie das geschieht, sehen wir im zweiten Teil des 4. Paralogismus, der mit den Worten "Raum und Zeit sind zwar Vorstellungen  a priori"  beginnt (ERDMANN 629, KEHRBACH 316). Dieser Teil schließt sich nicht einfach an den vorhergehenden an, sondern enthält eine völlig neue Betrachtungsweise. Bisher wurde argumentiert, daß vom transzendentalen Gesichtspunkt aus die Dinge Vorstellungen des transzendentalen Subjekts und deshalb wirklich sind. Jetzt genügt dies nicht; es wird behauptet, daß die Vorstellungen des transzendentalen Subjekts  Dinge  sind, die ihre Dinglichkeit durch die Empfindung kundgeben. Nicht daß die Vorstellung wirklich, sondern daß unsere Vorstellung sich auf Wirkliches bezieht, sucht KANT jetzt zu beweisen. (10)

Gleich der erste Satz führt die Empfindung in schwer verständlicher Weise sein.
    "Raum und Zeit sind zwar Vorstellungen  a priori,  welche uns als Formen unserer sinnlichen Anschauung beiwohnen, ehe noch ein wirklicher Gegenstand unseren Sinn durch Empfindung bestimmt hat, um ihn unter jenen sinnlichen Verhältnissen vorzustellen."
Wollten wir diesen Satz vom Standpunkt eines strengen Transzendentalismus aus unter alleiniger Anerkennung des  S  als Subjekts verstehen, so würde er besagen, daß der Gegenstand vom Subjekt vorgestellt wird, als solcher den Sinn des Subjekts bestimmt und dann von ihm vorgestellt wird, also existiert, ehe er existierte (11). Denn den "wirklichen Gegenstand" als  Ding-ansich  zu fassen, hindern uns sowohl die Ausführungen des vorigen Abschnitts (Punkt 4), als auch die grundlegenden Bestimmungen KANTs in der transzendentalen Ästhetik. (12)

Das Subjekt müßte den Gegenstand zweimal vorstellen, einmal als empfindungsleeren und das zweite Mal mit Empfindungsinhalt. Und die erste bedeutete für es einmal seine eigene subjektive Vorstellung, andererseits aber (insofern es die Empfindung hat) etwas Objektiv-Reales. Nun kann aber die Empfindung, abgesehen von obigen Unmöglichkeiten, dem reinen transzendentalen Bewußtsein gar nicht zukommen, weil es eben nur die  notwendigen  Bedingungen der Erkenntnis enthält. Diese sind aber die Formen der Erscheinungen, während der Stoff  a posteriori  ist. Auch zwingt uns der Wortlaut des Satzes, daß die Gegenstände  unserer Sinn  durch Empfindung bestimmen, die Empfindung dem empirischen Subjekt zuzuschreiben. Denn in der oben (Punkt 2) besprochenen Stelle werden die Farbenempfindungen als bloße "Modifikationen des Sinnes des Gesichts, welches vom Licht auf gewisse Weise affiziert wird," bezeichnet, die gar nicht Beschaffenheiten der Körper sind. Nun gehört aber der Sinn des Gesichts dem transzendentalen Ich doch nicht an, sondern der besonderen Organisation des empirischen Ich. - Dann aber kann das empirische Subjekt nicht bloße Erscheinung für das transzendentale Subjekt  S  sein, da es als solches keine Empfindungen haben könnte. (13) Also muß  s  ein Bewußtsein, ein Fürsichsein haben. Dadurch aber verselbständigt sich nun das  s  und tritt dem  S  als ein zweites Subjekt (14), zugleich aber auch der Welt der räumlichen Dinge als ein selbständiges Seelenwesen gegenüber. Ihm steht in den Dingen eine Welt von ihm unabhängiger und daher in Beziehung zu ihm selbständiger Realitäten gegenüber, die auf es einwirken. (15) Und so verwandelt sich der Standpunkt des strengen Transzendentalismus in den des gemischten, wonach einerseits Welt und Seele nur Erscheinungen, andererseits aber Welt und Seele ansichseiende Wirklichkeiten sind oder vielmehr zwischen beiden stehen. So erhält das empirische Subjekt  s,  indem es durch seinen Subjektivitäts-Charakter sich dem  S  nähert, eine ganze Anzahl Fähigkeiten, die es als  s  auf dem Boden des strikten transzendentalen Idealismus jetzt und in alle Ewigkeit nicht haben könnte. Es hat nicht nur Empfindungen, sondern es bezieht sie auch auf Anschauungen. Es hat Vorstellungen von Dingen. Damit kommen aber auch alle  Bedingungen  der Vorstellung von Objekten in dasselbe hinein, die Kategorien, der Schematismus und die reine Apperzeption. Der ganze Apparat des transzendentalen Subjekts geht auf es über, sodaß es überhaupt von ihm nur noch durch den auf dem Boden des Transzendentalismus erwachsenen Vermerk geschieden ist, daß ihm gegenüber die Welt der Dinge eine reale Wirklichkeit ist. (16) Mit diesem Vermerk greift der transzendentale Gesichtspunkt ein, obwohl er mit der Natur des empirischen Subjekts schlechterdings unvereinbar ist. Es ist KANT durchaus Ernst mit der von der Vorstellung des empirischen Subjekts unabhängigen Realität der Außenwelt. "Es korrespondiert unseren äußeren Anschauungen etwas Wirkliches im Raum." (ERDMANN 630, KEHRBACH 317) "Unsere äußeren Sinne haben ihre wirklichen korrespondierenden Gegenstände im Raum." (ERDMANN 631, KEHRBACH 318). Beide Male greift aber auch der transzendentale Gesichtspunkt ein und fügt hinzu, daß die Außenwelt trotzdem nur Vorstellung ist - für  S  (17). Diese Außenwelt affiziert das empirische Subjekt, und diese Affektion ist von der Affektion der Dinge-ansich auf das transzendentale Subjekt wohl zu unterscheiden. Das ist also die  doppelte Affektion,  ist also der Standpunkt, welcher - nicht der transzendentale Idealismus als solcher - der den transzendentalen Standpunkt mit dem empirisch-physiologischen in widerspruchsvoller Weise kombiniert, nötig macht. Eine  Verwechslung  der beiden letzteren und entsprechend eine Verwechslung oder "Vermengung" der empirischen Dinge-ansich mit den transzendenten Dingen-ansich, die BÖHRINGER und andere KANT andichten wollen, findet nicht statt. Das transzendentale Subjekt (und um das allein handelt es sich in meiner Polemik gegen BÖHRINGER) wird  nie  von Erscheinungen affiziert, das empirische  nur  von Erscheinungen. Und diese Affektion bedeutet so wenig ein Vergessen des transzendentalen Standpunktes, daß sie vielmehr aus ihm allererst erklärlich wird. Der transzendentale Gesichtspunkt bleibt letzten Endes im Hintergrund immer bestehen, um im Gebrauchsfall immer bei der Hand zu sein und gegen den empirischen Idealismus verwandt zu werden. Sobald es sich um diesen handelt, schwingt sich KANT auf den Standpunkt des transzendentalen Subjekts hinauf und erblickt von ihm aus Welt und Seele als zwei koordinierte, auf  einander  bezogen  reale,  auf das transzendentale  S  beogen  phänomenale  Dinge.

Ehe wir weiter gehen, noch einige Bemerkungen.

Das von einem empirischen Subjekt unabhängige Reale bestimmt ersteres durch Empfindungen. In den Empfindungen und Wahrnehmungen (die als Empfindungen, die auf einen Gegenstand überhaupt, ohne ihn zu bestimmen, angewandt werden, definiert werden) kündigt sich deshalb etwas Wirkliches, nicht bloß etwas Eingebildetes an. Es ist klar, daß der "Beweis" verfehlt ist und nur, wenn der transzendentale Idealismus schon zugestanden ist, sein Ziel erreicht. Nur  weil  ein Reales ist und  weil  die Wahrnehmung Wirkung eines Realen ist, zeigt sie Realität an.  Daß  aber ein vom empirischen Subjekt unabhängiges Reales ist, zeigt erst der transzendentale Idealismus.  s  kann dies nur als  S  wissen; in seiner Eigenschaft als empirisches Subjekt  s  kann es aber von seiner Wahrnehmung aus nicht mit Sicherheit auf die Realität des äußeren Gegenstandes schließen.

Was aber ist nun eigentlich das Reale, welches das transzendentale Subjekt für das empirische produziert? Die kantischen Äußerungen darüber gehen nach zwei Richtungen auseinander. Bald scheint es bestimmt ausgeprägte individuelle Dinge ("wirkliche Gegenstände"), die dann das empirische Subjekt affizieren, zu bedeuten, bald scheint es, als liefere das transzendentale Subjekt einen allgemeinen Wirklichkeitsstoff, aus dem das empirische sich die empirischen Einzelanschauungen zurechtschneidet. Äußerungen wie:
    "Dieses Materielle oder Reale", "dieses Etwas, was im Raum angeschaut werden soll" (ERDMANN 629, KEHRBACH 316) "In diesem Raum ist ... das Reale, oder der Stoff aller Gegenstände äußerer Anschauung, wirklich ... gegeben" (ERDMANN 630, KEHRBACH 317)
deuten auf letzteres hin. Aber weder ob das eine oder das andere oder beides noch durch irgendwelche apriorischen Elemente des transzendentalen Subjekts das "Reale" etwa gegeben werden möchte, ist gesagt. (18) 6. Im 6. Abschnitt der  Antinomien der reinen Vernunft  (ERDMANN 357, KEHRBACH 401) finden wir wiederum denselben Standpunkt des inkonsequenten transzendentalen Idealismus gegen den empirischen Idealismus verwendet. Es existiert allerdings eine von den Vorstellungen empirischer Subjekte unabhängige Außenwelt, die aber vom transzendentalen Gesichtspunkt aus doch Erscheinung ist. Als diese Welt erscheint aber hier schon näher das Universum oder der räumlich-zeitliche Kosmos. Die in ihm existierenden Dinge besitzen eine von der empirischen Wahrnehmung unabhängige Wirklichkeit; die Einwohner vom Mond sowohl wie die Dinge der vergangenen Zeit sind in diesem Sinn wirklich; sie existieren nicht nur  dann, wenn  sie von  uns  wahrgenommen werden und in der Wahrnehmung, wie es der Fall sein würde, wenn  esse = percipi  wäre, sondern auch wenn sie von uns nicht wahrgenommen werden. Im transzendentalen Sinn sind sie nichtsdestoweniger nur Erscheinungen. Das heißt, sie sind "Erscheinungen ansich".

7. Es ist  derselbe Standpunkt,  der auch in den  Prolegomenen  auftritt. Ich kann nicht finden, daß KANT seinen Standpunkt in den Prolegomenen geändert hat, wie ERDMANN (Einleitung zu Prol. LXX und LXXVIII, Kants Kritizismus, Seite 91f) und VAIHINGER (a. a. O., Seite 124-128) annehmen. Ich finde auch die für die Standpunktsveränderung aus der Göttingische Rezension gezogenen Gründe nicht überzeugend. Daß die Wirklichkeit der Dinge-ansich im Beweis des § 13, Anm. II der Prol (Seite 40 der ERDMANN-Ausgabe)  auch  behauptet wird, leugne ich nicht, wohl aber, daß der Nachweis ihrer Existenz das eigentliche Ziel des Beweises bildet und als das den kantischen vom empirischen Idealismus  unterscheidende Merkmal  besonders betont wird. Ich muß den Leser bitten, die ganze Stelle nachzulesen, die auf Seite 40 der ERDMANN-Ausgabe mit den Worten: "Der Idealismus besteht in der Behauptung, daß es keine anderen als denkende Wesen gibt", anfängt und mit den Worten: "Es ist ja gerade das Gegenteil davon" schließt. KANT behauptet vom empirischen Idealismus BERKELEYs, was er  immer  von ihm behauptet: Er leugne, daß es von  unseren  Wahrnehmungen (die "denkenden Wesen", die BERKELEY als wirklich annimmt, sind ja die in der inneren Erfahrung sich selbst erkennenden, also im kantischen Sinne die  empirischen  Subjekte) unabhängige äußere Dinge gibt, daß unseren Vorstellungen etwas Reales korrespondiert. Er setzt dem entgegen, was er ihm immer entgegensetzt: Daß uns Dinge als außerhalb von uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben sind, daß diese Dinge aber doch letzten Endes, unter einem transzendentalen Gesichtspunkt, wieder unsere (als  S)  Vorstellungen sind. Der dem Beweis zugrunde liegende Gedankengang ist nicht: Es gibt Dinge-ansich, aber wir kennen nur ihre Erscheinungen - worauf die Gegner sofort antworten würden, daß dann eben das Sein der Dinge-asich zumindest ungewiß ist; sondern: Es gibt Dinge im  Raum außerhalb von uns  (nur um die Dinge,  die wir in der Anschauung wahrnehmen,  handelt es sich!), die aber doch nur Erscheinungen sind. Daß die Dinge außerhalb von uns  wirklich  und doch Erscheinungen, nicht Dinge ansich sind, wird betont. Die Existenz der Dinge-ansich wird hier wie überall als selbstverständlich vorausgesetzt, aber auf sie kommt es hier nicht an. Die Erscheinungen und Vorstellungen, von denen KANT hier spricht, sind nicht identisch mit den Vorstellungen, in denen nach BERKELEY das ganze Sein der Dinge besteht. (19)

Auch der folgende Abschnitt von: "Daß man unbeschadet der wirklichen Existenz äußerer Dinge" bis Schluß, enthält nur die Entgegensetzung des transzendentalen gegen den empirischen Idealismus, und nichts anderes. KANT setzt seinen Idealismus in Beziehung zu LOCKE. Dieser machte nur die sekundären Qualitäten zu Erscheinungen, ließ aber das ausedehnte Raumding sam dem Raum als Ding-ansich bestehen. Ich, sagt KANT, geht mit Recht weiter; ich sehe auch letzteres nur als Erscheinung an. Und nun folgt die Stelle:
    "So wenig wie der, der die Farben nicht als Eigenschaften, die dem Objekt an sich selbst, sondern nur dem Sinn des Sehens als Modifikationen anhängen, will gelten lassen, (20) darum ein Idealist heißen kann, so wenig kann auch mein Lehrbegriff idealistisch heißen bloß deshalb, weil ich finde, daß noch mehr,  ja  alle Eigenschaften, die die Anschauung eines Körpers ausmachen, bloß zu seiner Erscheinung gehören;  denn  die Existenz des Dinges, was erscheint, wird dadurch nicht wie beim wirklichen Idealismus aufgehoben, sondern nur gezeigt, daß wir es, wie es ansich ist, durch Sinne nicht erkennen können."
Das heißt nicht: So wie LOCKE, nachdem er die sekundären Qualitäten zu Erscheinungen gemacht hatte, doch das ausgedehnte Ding im Raum als ansich seiendes Ding zu einer Erscheinung gemacht hat, doch das Ding-ansich als real übrig, hebt also die Existenz des Dings nicht wie beim wirklichen Idealismus auf. Sondern es heißt: So gut wie LOCKE das Ding im Raum stehen ließ, so tue auch ich es (wenn auch in anderer Weise), indem ich es zu einer von der Vorstellung des empirischen Subjekts (dem bei mir wie bei LOCKE die sekundären Qualitäten zukommen) unabhängigen Erscheinung mache.
    "Denn die Existenz des  Dings, was erscheint,  wird dadurch nicht wie beim wirklichen Idealismus aufgehoben."
Ich lese mithin: Die Existenz des Dings,  was erscheint,  wird nicht aufgehoben - sondern nur gezeit, daß es  Erscheinung  ist, das ihm zugrunde liegene Ding ansich aber ist unerkennbar. Die Gegner: Die  Existenz  des (der Erscheinung zugrunde liegenden) Dings-ansich wird nicht aufgehoben, - wohl aber seine  Unerkennbarkeit  gelehrt. Das  "Ding, was erscheint"  steht im Gegensatz zum  "Ding, wie es ansich ist,"  bedeutet also die Erscheinung im Gegensatz zum Ansich.  Gemeinsam  ist also KANT und LOCKE die Behauptung der Existenz des Dings im Raum unabhängig von der Vorstellung des empirischen Subjekts, und mit dieser Behauptung treten beide in einen  gemeinsamen Gegensatz  zum empirischen Idealismus, der die Existenz dieses Dings aufhebt und zu einer bloßen Vorstellung des Subjekts macht. Was KANT von LOCKE  scheidet,  ist, daß letzterer das Raumding als ein von  aller  Vorstellung unabhängiges Ding ansich betrachtet, während der transzendentale Idealismus es als Vorstellung des transzendentalen Subjekts faßt und ihm noch ein weiteres Ding-ansich gegenüberstellt.  Hier  aber kam es in der Polemik gegen den empirischen Idealismus hauptsächlich auf die Hervorhebung dessen, was KANT und LOCKE gemeinsam ist, an, um den Gegnern an einem ihnen bekannteren Philosophen klar zu machen, wie grundfalsch es ist, KANT einen Idealisten im gewöhnlichen Sinn zu nennen. "Dann müßt ihr auch LOCKE einen Idealisten nennen. Ist der aber keiner, so bin ich auch keiner." (21) Daß ein räumliches Ding ansich existiert, das genau der Erscheinung entspricht (TRENDELENBURG) ist KANT ebenso undenkbar, wie es dem Lockianer ist, daß der Zinnober als roter der Empfindung  Rot  genau entspricht.

Derselbe Gesichtspunkt beherrschaft auch die Anmerkung III; die in ihr gemachte Unterscheidung zwischen Schein und Erscheinung ist, da sie nach KANTs eigener Erklärung die Qualität der Phänomenalität nicht betrifft, für unseren gegenwärtigen Zweck nicht wichtig. Nur der Schluß erfordert eine Besprechung. Ich leite dieselbe mit dem offenen Bekenntnis ein, daß ich betreffs der Auslegung der Stellen den Gegnern dieselbe Konzession mache, die BENNO ERDMANN, Prol. LXX, Anm. 1  seinen  Gegner macht: Daß sich nicht leugnen läßt, "daß der Buchstabe der kantischen Ausführungen mehrere Interpretationen möglich macht." Ich versuche deshalb nicht, die Auslegungen, die KANT hier die Existenz der Dinge ansich beweisen lassen wollen, als unmöglich nachzuweisen. Meine eigene Interpretation ist durch meine Auffassung der vorher besprochenen und der nachher zu besprechenden Stelle (ERDMANN, Seite 135) bedingt. Wird der Nachweis erbracht, daß meine Auffassung von ihnen falsch ist, daß KANT in ihnen  nicht  gegen  die  Beschuldigung protestiert, daß er die Wirklichkeit der Dinge außerhalb von uns  im Raum  leugnet, dann gebe ich auch diese Stelle preis. Ist dort (es handelt sich um lauter Stellen, die nach B. ERDMANN spätere Zusätze sind!) aber das der Standpunkt KANTs, so kann man auch nicht annehmen, daß er an dieser einen Stelle plötzlich einen ganz anderen Standpunkt einnimmt. Meine Absicht kann daher nur dahin gehen, zu zeigen, daß der Wortlaut der Stelle meine Auffassung möglich macht. Daß, der Zweideutigkeit des Ausdrucks halber, meine Interpretaion nicht ohne einige heroische Deutungsversuche zum Ziel kommt, will ich zugeben, behaupte aber, daß die gegnerische Ansicht deren auch nicht entbehren kann. Die Zweideutigkeit im Ausdruck liegt nun hauptsächlich in der Zweideutigkeit des Wortes  "Sache",  die bald Ding-ansich ist, bald nicht. KANT sagt auf Seite 42, daß, nachdem er gezeigt hat, daß alle unsere Erkenntnis nur Erscheinungen, nicht die Dinge-ansich (die "Sachen selbst") gibt, ihm der "aus unverzeihlicher und beinahe vorsätzlicher Mißdeutung entspringende Einwurf" gemacht wird  "als wenn mein Lehrbegriff alle Dinge der Sinnenwelt in lauter Schein verwandelte."  Gegen diesen Einwurf  wehrt sich Kant im Folgenen,  indem er zeigt, daß im Gegenteil seine Lehre es erst feststellt, daß den Anschauungen von Raum und Zeit wirkliche Gegenstände korrespondieren, die Mathematik also auf  wirklich Gegenstände  (= Erscheinungen) (Seite 43) geht. Es ist also hier wieder der alte Gesichtspunkt: der transzendentale Idealismus garantiert allererst die Wirklichkeit der Dinge im Raum. Dagegen hebt, wie weiter gezeigt wird (Seite 44, Abschnitt 2), gerade der Realist, der die Erscheinungen als Dinge-ansich faßt, ihre Wirklichkeit auf, indem nun allerhand Seifenblasen für die Natur der Dinge-ansich ausgegeben werden. Nach dieser orientierenden Vorbemerkung treten wir an die heiklen Stellen heran. "Da ich also den Sachen" etc., Abschnitt 3. Ich will meine und der Gegner Auffassung durch verschiedenen Druck kurz unterscheiden. Ich lese: Da ich also den  Sachen, die wir durch unsere Sinne vorstellen  (= den durch unsere Sinne vorgestellten Sachen) ihre  Wirklichkeit  lasse, und nur unsere sinnliche Anschauung von diesen Sachen  dahin einschränke,  daß sie in gar keinem Stück, selbst nicht in den reinen Anschauungen von Raum und Zeit, etwas mehr als eine bloße  Erscheinung jener Sachen,  niemals aber die  Beschaffenheit derselben ansich  vorstellt ..." Die  Gegner,  wenn ich sie richtig verstehe, müssen lesen: Da ich also den  Sachen,  die wir durch unsere Sinne  vorstellen,  ihre Wirklichkeit lasse, und nur unsere  sinnliche Anschauung von diesen Sachen  dahin einschränke, daß sie in gar keinem Stück, selbst nicht in den reinen Anschauungen von Raum und Zeit, etwas mehr als  bloße Erscheinung  jener Sachen, niemals aber die Beschaffenheit derselben  ansich  vorstellt."  Meine  Ansicht betrachtet also "Sachen" im Vordersatz beide Male als identisch mit "Erscheinung". Die "sinnliche Anschauung von den Sachen" als "sinnliche Anschauung der Sachen" = die "Sache sofern sie sinnlich angeschaut werden" = "als Erscheinungen", zu fassen dürfte auch kaum als unerlaubt angefochten werden. Mißlicher ist es, die "bloße Erscheinung jener Sachen" in "Sachen als Erscheinungen" zusammenzuziehen, anstatt die  Erscheinung  jener Sachen von den  Sachen selbst  zu trennen. Aber doch ist es, da KANT  nicht  sagt: "bloße Erscheinungen jener Sachen, niemals aber jene Sachen selbst" sondern der "Erscheinung jener Sachen" nur die Beschaffenheit  derselben  ansich entgegengesetzt, gestattet  "derselben"  auf  "die Sachen"  in dem Sinn zu beziehen, als ob stände: "die sachen, wie sie erscheinen" oder "als Erscheinungen", und "dieselben, wie sie ansich beschaffen sind," - was durch die stilistisch verletzende Substantivierung der Bestimmungssätze eben zu "Beschaffenheit der Sachen ansich" und "Erscheinung der Sachen" wird.  Sache  bezeichnet alsdann sowohl die Erscheinung als das Ding-ansich. - Die  Gegner  aber müssen sich mit der mißlichen Deutung abfinden, die "Sachen, die wir durch unsere Sinne vorstellen," als gleichbedeutend mit etwa "die Sachen, die in uns Vorstellungen von ihnen bewirken" zu fassen. - Weiter unten sagt dann KANT, daß nichts berechtigt, seinen Idealismus mit dem empirischen des CARTESIUS, der es zuläßt, die Existenz  der körperlichen Welt  in Zweifel zu ziehen oder dem "schwärmerischen" des BERKELEY zu verwechseln. Auf Ersteres kann KANTs Entgegnung nur sein: Ich leugne das Dasein der  körperlichen Welt  (die doch Erscheinung ist!) nicht; auf Letzteres, wenn wir die Schwärmerei in der Behauptung erblicken wollen, daß es  nur Seelen  gibt, auch nur dies:  Ich  aber behaupte gerade von meinem transzendentalen Standpunkt aus die Wirklichkeit  der im Raum befindlichen Dinge,  auch wenn ich sie von demselben Standpunkt aus zugleich für Erscheinungen erkläre. Ich glaube auch, daß  dies  der eigentliche Sinn der nachfolgenden Stellen ist. Ich stelle wieder meine Auffassung der gegnerischen gegenüber, die Verschiedenheit beider durch den Druck hervorhebend.
    "Denn dieser von mir so (transzendentaler) genannte Idealismus betraf nicht die  Existenz  der Sachen (die Bezweiflung  derselben  aber macht eigentlich den Idealismus in rezipierter Bedeutung aus) denn  die  zu bezweifeln ist mir niemals in den Sinn gekommen, sondern [betraf] bloß die  sinnliche Vorstellung der Sachen,  dazu Raum und Zeit zuoberst gehören; und von diesen, mithin  von allen Erscheinungen,  habe ich  nur gezeigt,  daß sie nicht  Sachen,  sondern bloße  Vorstellungsarten,  auch  nicht den Sachen ansich angehörige Bestimmungen  sind."
Die  Gegner  werden lesen:
    "Denn dieser ... Idealismus betraf nicht  die Existenz der Sachen  [mit dem Hauptton auf  Sachen]  (die Bezweiflung  derselben  aber macht eigentlich den Idealismus in rezipierter Bedeutung aus), denn  die  zu bezweifeln ist mir nie in den Sinn gekommen, sondern bloß die  sinnliche Vorstellung  der Sachen, dazu Raum und Zeit zuoberst gehören; und  von diesen,  mithin überhaupt von allen  Erscheinungen  habe ich nur gezeigt, daß sie nicht  Sachen,  sondern bloße  Vorstellungsarten,  auch nicht den Sachen ansich angehörige Bestimmungen sind."
Meine Auffassung läßt KANT also sagen, daß sein Idealismus die  Existenz  der "Sachen", mit denen er sich beschäftigt [der Erscheinungen], gar nicht antastet, sondern sie nur in  transzendentaler  Hinsicht, in ihrer Eigenschaft als sinnliche Vorstellungen untersuche und in dieser lediglich  transzendentalen  Untersuchung sie für Erscheinungen, nicht für Sachen ansich oder Eigenschaften derselben erkläre. Sie zwingt uns, "die sinnliche Vorstellung der Sachen" als = "die sinnliche Vorstellungs weise  der Sachen" zu interpretieren Dafür spricht aber auch der folgende Satz:
    "Das Wort  transzendental  aber, welches bei mir niemals eine Beziehung unserer Erkenntnis auf  Dinge,  sondern nur auf das  Erkenntnisvermögen  bedeutet",
sollte diese Mißdeutung (nämlich daß die Transzendentalphilosophie die  Existenz  der Sachen statt unsere  Erkenntnisweise  derselben [Sachen] zum Gegenstand hat) verhüten; ein Satz, der meines Erachtens  nur  mit meiner Auffassung vereinbar ist. Die gegnerische Meinung, daß KANT sagt, sein Idealismus betrifft nicht die Existenz von Dingen-ansich, die er nicht in Zweifel zieht, sondern nur die  Vorstellungen  der Dinge-ansich, von denen er nachweist, daß sie nicht existierende Sachen, sondern nur Vorstellungen sind, würde die Existenz der  Sachen  der Existenz der  Erscheinungen  entgegensetzen und müßte eigentlich, um den Gegensatz prägnant herauszubekommen, hinter  bloß "der"  statt  "die"  sinnliche Vorstellung lesen. Der Idealismus würde dann doch auf die  Existenz  gehen, dieser aber mit KANTs Erklärung im folgenden Satz schwer zu vereinigen sein. Auch das Wort  kritisch  deutet auf die  Erkenntnisweise  von Gegenständen hin. - Und nun der letzte heikle Satz:
    "Wenn es aber ein in der Tat verwerflicher Idealismus ist, wirkliche Sachen (nicht Erscheinungen) in bloße Vorstellungen zu verwandeln, mit welchem Namen will man denjenigen benennen, der umgekehrt bloße Vorstellungen zu Sachen macht? Ich denke, man könnte ihn den  träumenden  Idealismus nennen, ... zum Unterschied zum  "schwärmenden". 
Die Erklärung dieses Satzes fange ich von hinten an. Der träumende Idealismus ist nicht so sehr, wie BENNO ERDMANN, Prol. LXX, Anm. sagt, eine Bezeichnung für den Standpunkt des transzendentalen Realismus, sondern mehr eine Bezeichnung für die  eine Seite  des empirischen Idealismus, der aufgrund eines  vorausgesetzten Realismus  die Dinge leugnet oder bezweifelt. Er macht Vorstellungen zu Sachen, um dann die Existenz derselben zu bezweifeln. Derselbe Idealismus verwandelt also, indem er die Existenz der erst als  wirklich  gesetzten Sachen bezweifelt, diese "wirklichen Sachen" wieder in Vorstellungen. Das ist in der Tat ein verwerflicher Idealismus; seine Verwerflichkeit besteht eben darin, daß er vorher als  Dinge-ansich  gesetzte Sachen (daher setzt KANT hinzu:  nicht  Erscheinungen) in  Vorstellungen  verwandelt, und daß er, um das tun zu können, erst bloße Vorstellungen in Dinge-ansich verwandeln muß. Wie wollt ihr, fragt KANT, die ihr mir Idealismus vorwerft, die  realistische  Ansicht nennen, die den empirischen Idealismus notwendig macht? sie muß "träumender Idealismus" heißen, weil seine Bekenner keine Denker sind, sondern  Träumer die gar nicht sehen, daß sie  selbst  gerade dem zusteuern, was sie dem transzendentalen Idealismus vorwerfen: die Verwandlung der Dinge in bloßen Schein. So kommt hier zum Schluß wieder der kantische Standpunkt klar zum Durchbruch, und KANT kann mit Recht sagen, daß der  kritische  Idealismus sowohl die Verwandlung der Erscheinungen in Dinge-ansich, als auch die Verwandlung von Dingen-ansich (wirklicher Sachen) in bloße Vorstellungen durch seinen kritischen Begriff der Erscheinung abwehrt.

8. Daß die Erörterung in § 49 ganz im Sinne der früheren Widerlegungen gehalten ist, bestreiten weder ERDMANN noch VAIHINGER. Es ist der alte Punkt, der geltend gemacht wird: die von meiner eigenen Existenz unabhängige Wirklichkeit der Dinge außer mir im Raum ist gewiß, weil wie hier in besinders klarer Weise entwickelt wird, der Raum mit allem was darin ist so gut meine Vorstellung ist, wie mein Ich; daß die Körper aber als Dinge-ansich unabhängig von der Vorstellung des Ich als Subjekts des Bewußtseins (transzendentalen Subjekts) existieren, muß verneint werden. Die Existenz von Dingen-ansich kommt gar nicht in Betracht.

Wiederum kommt KANT in dem Anhang "Von dem was geschehen kann etc." (ERDMANN 135) auf den Idealismus zu sprechen.

Die Sätze, daß der echte Idealist die Erfahrungserkenntnis für Schein ausgibt und nur in den Ideen des Verstandes und der Vernunft Wahrheit sieht, der kritische Idealismus dagegen umgekehrt Erkenntnis aus bloßem reinen Verstand oder reiner Vernunft zum Schein erklärt und nur in der Erfahrung Wahrheit sieht,, interpretiere ich ähnlich wie PAULSEN (Versuch eines Entwurfs der kantischen Erkenntnistheorie, Seite 193, gegen LANGE, Geschichte des Materialismus, Seite 364) so, daß ich den "Schein" als "bloße subjektive Idee" lese, wozu ja nach KANT BERKELEYs die Dinge zu Perzeptionen machender Idealismus führt, die "Ideen der Vernunft" aber auf BERKELEYs metaphysische Lehre von Gott und den Seelen, die allein existieren und allerdings nicht durch die  Sinne  erkannt werden, beziehe, bei KANTs Erklärung seines eigenen Standpunktes aber Erkenntnis als  bloßem  reinen Verstand (ohne Sinnlichkeit) der apriorischen  Erfahrungserkenntnis  entgegensetze. KANT führt dann weiter aus, daß er hinsichtlich der  Phänomenalität  der Außenwelt mit BERKELEY einverstanden ist, diese ihm aber etwas anderes bedeutet als jenem. BERKELEY ging nicht vom transzendentalen, sondern von einem empirischen Gesichtspunkt aus, und so wurde ihm der Raum statt zu einer apriorischen, die Wirklichkeit der in ihm befindlichen Dinge gewährleistenden Anschauung zu einer bloß empirischen Vorstellung. Daher wurden ihm dann die Dinge im Raum zu bloßen Perzeptionen im zeitlich existierenden Subjekt, die nur als  innere  Erscheinungen in ihm ebenso wie die seelischen Zustände vorhanden sind, und von denen, als bloßen Tatsachen, keine rationale Erkenntnis möglich ist. Das eigentliche Problem des kritischen Idealismus, die Möglichkeit unserer Erkenntnis  a priori  von Gegenständen der Erfahrung zu begreifen (1. Anm. Seite 135), kann er daher nicht lösen.

Hier haben wir nun noch einmal das, was KANT als das Charakteristische seines Standpunktes gegenüber dem BERKELEYschen Idealismus will angesehen wissen, und was der Rezensent verkannt hat: Apriorität der Raum- und Zeitanschauung, wodurch die Wirklichkeit der äußeren Dinge in demselben Maß wie meine eigenen seelischen Erlebnisse wirklich sind, und Möglichkeit der Erkenntnis dieses Wirklichen  a priori.  Hingegen bei BERKELEY: Ausgehen vom Raum und Körper als ansich existierenden Realen, Herabsetzung der äußeren Wirklichkeit zu einem bloßen Zustand des als absolutes Subjekt hingestellten empirischen Subjekts, also eine falsche Auffassung der Phänomenalität und Unmöglichkeit einer  Wissenschaft  der Natur. Hieraus ergibt sich, daß, wenn der Göttingische Rezensent KANT mit BERKELEY zusammengeworfen hatte, ersterer, um sich dagegen zu verwahren, nach  seiner  Auffassung des Berkeleytums nur die obigen charakteristischen Züge  seines  Idealismus energisch in den Vordergrund zu stellen brauchte, ohne auf die Dinge-ansich weiter des Längeren einzugehen. (22) Ich kann daher nicht finden, daß die Göttingische Rezension das Bestreben, die Existenz von Dingen-ansich zu behaupten, notwendig hervorrufen mußte, und ich glaube auch nicht, daß diese Tendenz in einer der besprochenen Stellen die herrschende ist.
LITERATUR - Ludwig Busse, Zu Kants Lehre vom Ding ansich, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Neue Folge, Bd. 102, Leipzig 1893
    Anmerkungen
    1) Auch für diesen zweiten, nach meiner Rückkehr nach Deutschland mehrfach umgearbeiteten Teil meiner Abhandlung muß ich die Entschuldiung, die ich bereits im ersten Teil in Bezug auf die Lückenhaftigkeit der verarbeiteten Literatur aussprach, in Anspruch nehmen. Die Zeit, die seit meiner Ankunft in Deutschland verstrichen ist, war dermaßen mit Orientierungsreisen zwecks Wahl eines Niederlassungsortes und damit in Verbindung stehender geschäftlicher Tätigkeit und Korrespondenz, sowie dem Umzug nach einem hiesigen Platz ausgefüllt, daß mir zur Bearbeitung der mir in Japan zugänglichen Literatur nur kurze Zeit übrig blieb. Vieles konnt ich auch auf den Bibliotheken nicht erhalten, weil es nicht vorhanden oder ausgeliehen war. So bedauere ich namentlich, VAIHINGERs  Kommentar  nicht so habe verwerten können, wie ich es im Interesse meiner Arbeit wohl gewünscht hätte. Auch Werke, die von STAUDINGER, STADLER, LASSWITZ u. a. konnten nicht mehr verwertet werden.
    2)  Prolegomena,  Anhang von dem was geschehen kann; BERKELEY und die Idealisten "sahen den Raum für eine bloß  empirische  Vorstellung an, die ebenso, wie die Erscheinungen in ihm, uns nur mittels der Erfahrung oder Wahrnehmung ... bekannt wird." "Hieraus folgt, daß, da Wahrheit auf allgemeinen und notwendigen Gesetzen als ihren Kriterien beruth, die Erfahrung bei BERKELEY keine Kriterien der Wahrheit haben kann." Daß die vorhergehende Stelle "Der Satz aller echten Idealisten ..."  keinen  Protest gegen die rationale Erkenntnis enthält (PAULSEN, Versuch einer Entwicklungsgeschichte der kantischen Erkenntnistheorie, Seite 193) wird weiter unten dargelegt werden.
    3) EDUARD ERDMANNs Ansicht geht aus seinen Äußerungen (Geschichte der Philosophie, Bd. II, Seite 322, 323) nicht deutlich hervor. Ich weiß nicht, ob er mit "Dingen außer uns" Dinge-ansich meint oder nicht.
    4) Die in der zweiten Ausgabe an die Stelle diser gesetzte Ausführung weicht hierin nicht von der Ausführung der 1. Ausgabe ab. Derselbe Gegensatz ist auch in den Allg. Anm. zur transz. Ästh. (ERDMANN 69-71, KEHRBACH 56-69) ausgesprochen.
    5) Es bedarf kaum des Hinweises, daß der Widerspruch, den KANT hier dem empirischen Idealismus vorwirft,  genau derselbe  ist, der (mit Bezug auf die "Dinge-ansich")  seinem eigenen  Idealismus zum Vorwurf gemacht worden ist. Vgl. besonders VOLKELT, Kants Erkenntnistheorie.
    6) ERDMANN 640, KEHRBACH 330: Die Annahme, daß den äußeren Erscheinungen ein transzendentaler Gegenstand als Ursache zugrunde liegt, erklärt  diesen  Punkt nicht, da ja den inneren Erscheinungen gleichfalls ein solcher zugrunde liegt. Warum wird die Affektion des  x  das eine Mal auf die äußere, das andere Mal auf die innere Erscheinung bezogen? Jene Annahme  bezeichnet  daher (d. h. macht  deutlich)  diese "Lücke unseres Wissens". Vgl. auch ERDMANN 203, KEHRBACH 209, Anm.
    7) Die Hervorhebung dieses Pnktes unterscheidet meine Auffassung von der VAIHINGERs. In dessen lichtvoller Darstellung (Straßburger Abhandlungen, Seite 140f), der ich sehr viel zu verdanken bekenne,  fehlt dieser Punkt.  Hebt man ihn aber hervor, so ist der empirische Standpunkt, nach dem den Vorstellungen des empirische Subjekts eine von ihm unabhängige Außenwelt entspricht,  nicht  die notwendige  Konsequenz  der kantischen Fundamentalpositionen. Die Konsequenz derselben sind vielmehr die obigen Ausführungen. Erst durch eine  Inkonsequenz,  durch die dem  s  ein Fürsichsein beigelegt wird, wird der empirische Standpunkt gewonnen. In welcher Weise, zeigen die folgenden Ausführungen.
    8) Dies zeigt in besonders klarer Weise eine Stelle der "Betrachtungen über die Summe der reinen Seelenlehre". Nachdem kurz zuvor dem Leser eingeprägt wird, daß die Gegenstände des äußeren Sinnes und der Gegenstand des inneren Sinnes = Seele Vorstellungen des denkenden Subjekts (S) sind, sagt KANT, daß die ersteren aber das Täuschende an sich haben, daß sie sich gleichsam von der Seele loslösen, während sie doch samt dem Raum  außer der Seele  gar nicht angetroffen werden können - womit also die "Seele" selbst als das denkende Subjekt auftritt. Vgl. auch "Schriften gegen Eberhard", 2. III, Seite 76 (KIRCHMANN).
    9) FALCKENBERG sagt (a. a. O., Seite 269), die Erscheinung stehe zwischen ihrem objektiven Grund, dem absoluten Ding-ansich und dem Subjekt. Letzteres ist natürlich das transzendentale. Die Erscheinung-ansich scheint FALCKENBERG aber nur auf das  Objekt  zu beziehen. Nur in Bezug auf dieses hat allerdings KANT die transzendentale Betrachtung, die es zu einem Realphänomen macht, einigermaßen erkennbar durchgeführt. Es verdient aber hervorgehoben zu werden, daß konsequenterweise das empirische Einzelsubjekt genauso Erscheinung-ansich ist wie das Objekt, ja allererst letzterem diesen Charakter verleiht.
    10) Was VAIHINGER als das Auszeichnende der "Widerlegung des Idealismus" in der 2. Ausgabe der Kr. d. r. V. bezeichnet, tritt  hier  schon auf (Straßburger Abhandlungen, a. a. O., Seite 134)
    11) VAIHINGER, Kommentar II, Seite 43
    12) ERDMANN 51, 52; KEHRBACH 48, 49: "Die Wirkung eines Gegenstandes auf die Vorstellungstätigkeit, sofern wir von demselben affiziert werden, ist Empfindung."  Gegenstand  bedeutet meines Erachtens hier nicht Ding-ansich, sondern Erscheinung, da es bald darauf heißt:  "In der Erscheinung  nenne ich das, was der Empfindung korrespondiert, die Materie derselben." VAIHINGER nimmt (Kommentar II, Seite 27) den "Gegenstand" als Ding-ansich, gibt aber (Seite 29, Die empirische Anschauung) zu, daß es zweifelhaft ist, was der "Gegenstand" bedeuten soll. Nach dem, was VAIHINGER sodann Seite 34 bemerkt: daß KANT der Erscheinung eine von der empirischen Vorstellung unabhängige Existenz zugesteht, und dem, was er weiter im  Exkurs  über diesen Punkt sagt, bin ich nicht gewiß, ob sein Protest dagegen, den affizierenden Gegenstand in der obigen Stelle als Erscheinung zu fassen, nur seine Unabhängigkeit von der  empirischen  Vorstellung im Auge hat (vgl. Seite 54, 1), also bloß provisorisch oder ob er definitiv gemeint ist.
    13) JULIUS BERGMANN, Vorlesungen über Metaphysik, Seite 311
    14) Auch COHEN gibt (a. a. O. Seite 338) zu, daß die Identität der beiden Ich zweifelhaft werden kann. Die Hauptschwierigkeit besteht aber darin, wie und warum eigentlich das vorstellende Ich das vorgestellte Ich auf  sich  selbst zum Unterschied von dem gleichfalls vorgestellten Nicht-Ich, bezieht.
    15) Vgl. VAIHINGER, Straßburger Abhandlungen, Seite 142f.
    16) Der  ursprünglich produzierende  Intellekt des  S  ist vom  reproduzierenden  Intellekt des  s  zu unterscheiden. Über die beiden Weisen der Verstandestätigkeit vgl. BERGMANN, Geschichte der Philosophie II, Seite 49-51.
    17) VAIHINGER, Kants Widerlegung des Idealismus, Seite 134, 135. Das "korrespondieren" ist hier, wie die transzendentale Betrachtungsweise, von der die Sätze ausgehen, es fordert, wörtlich zu verstehen. Vom transzendentalen Gesichtspunkt aus ist aber der Widerspruch, den VAIHINGER in ihnen findet, nicht - zumindest nicht  direkt  - vorhanden, und BÖHRINGERs Proteste dagegen ("Kants erkenntnistheoretischer Idealismus", Seite 70, 71) wären von diesem Gesichtspunkt aus nicht so unberechtigt. BÖHRINGER hat aber die wichtige Aufklärung, die VAIHINGER in der "doppelten Affektion" gibt, gar nicht beachtet.
    18) Der an diesen Abschnitt sich anschließende Passus über den  dogmatischen  Idealismus (ERDMANN 631, KEHRBACH 319) widerspricht der Erklärung auf ERDMANN 626, KEHRBACH 312. Dort hieß es, daß man unter einem Idealisten  nicht  einen solchen verstehen muß, der das Dasein äußerer Gegenstände der Sinne leugnet; hier wird gesagt, daß der dogmatische  Idealist  das Dasein der Materie leugnet. Da auch schon der oben besprochene, mit den Worten "Raum und Zeit sind zwar" beginnende Abschnitt einen vom vorhergehenden abweichenden ganz neuen Gedanken enthält, so ist man versucht zu glauben, daß der ganze Abschnitt von ERDMANN 629-632, KEHRBACH 316-319 erst nachträglich in das Manuskript eingefügt ist. Der letzte Abschnitt: "Wenn wir äußere Gegenstände für Dinge-ansich gelten lassen," scheint sich wieder an die Erörterungen auf ERDMANN 629, KEHRBACH 316 anzuschließen. - Den Widerspruch, den VAIHINGER, "Kants Widerlegung etc." Seite 121-124 betont, daß KANT die Leugnung der Materie gar nicht bekämpfen kann, weil er sie selbst leugnet, kann ich aber nicht anerkennen. Ich erblicke vielmehr in der Stelle denselben auf den transzendentalen Idealismus rekurrierenden Standpunkt, den KANT BERKELEY gegenüber stets einnimmt. Beide leugnen das Dasein der Materie, aber in verschiedener Weise. BERKELEY mach sie zu einer empirischen Vorstellung des empirischen Subjekts, KANT zu einer Vorstellung des transzendentalen, die demnach außerhalb der Vorstellung des empirischen Subjekts wirklich is. Er kann also von seinem Standpunkt aus gegen BERKELEY bemerken, daß dieser das Dasein der Materie leugnet, er, KANT, aber nicht. Unter Materie ist mithin hier Erscheinung in einem transzendenten Sinn zu verstehen. Vgl. ERDMANN 629, KEHRBACH 317. "Dieses Materielle oder Reale" und ERDMANN 632, KEHRBACH 330: "In dem Zusammenhang der Erfahrung ist wirklich Materie, als Substanz in der Erscheinung, gegeben." Auch der Hinweis auf die  Transzendentale Dialektik  ist nich unberechtigt, da ja die Erscheinungssubstand dort behandelt wird. Antinomien 6. Abschnitt, ERDMANN 357, KEHRBACH 401. "Der empirische Idealist, der, indem er die eigene Wirklichkeit des Raums annimmt, das  Dasein  der ausgedehnten Wesen  (Materie  - L. B.) in demselben leugnet." Vgl. auch ERDMANN 358, KEHRBACH 402. VAIHINGER bemerkt selbst (Seite 154), daß KANT in dem posthumen Werk über den "Übergang von den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft zur Physik" unzählige Male von der Affektion  durch  die  Materie  spricht, - im Gegensatz zu BERKELEY, bei dem die Materie die Affektion ist.
    19) Ebensowenig kann ich aber auch BÖHRINGERs Auffassung beitreten, daß hier unter den affizierenden Dingen die empirischen Dinge-ansich zu verstehen sind. Ich gebe zu, daß die grammatikalisch fehlerhafte Konstruktion BÖHRINGERs Ansicht Vorschub leistet. Die drei Gedanken: 1. Es gibt außerhalb von uns befindliche Dinge. 2. Sie sind aber nur Erscheinungen. 3. Das ihnen zugrunde liegende Dinge-ansich ist uns gänzlich unbekannt, sind in einer Weise miteinander verknüpft, daß die Dinge-ansich mit den Dingen außerhalb von uns zusammenzufallen scheinen. Aber schon der Umstand, daß KANT dann hier behaupten würde, die Erscheinunen, die sich doch nach unseren Erkenntnisformen völlig richten, seien und "gänzlich unbekannt", müßte vor einer solchen Auffassung warnen. KANT sagt 1. "Es sind uns Dinge als außer uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben", 2. "allein von dem, was sie ansich sein mögen, wissen wir nicht". Das heißt:  "Die  Dinge ansich, die ihnen zugrunde liegen, sind unbekannt."' Indem nun dieser  Gedanke  im Folgenden weiter wirkt, fährt KANT fort, 3. "sondern kennen nur  ihre  Erscheinungen, d. h. die Vorstellungen, die  sie  in uns wirken, indem  sie  unsere Sinne affizieren. Das "ihre" und das "sie" beziehen sich auf das  Gedankensubjekt  des 2. Satzes: die Dinge ansich, das aber in der Konstruktion nur in dem "von dem was sie ansich sein mögen" steckt. Ähnlich verhält es sich mit dem folgenden Satz. Der gedankliche Zusammenhang ist hier folgender: 1. Es gibt Körper außerhalb von uns. 2. Ihnen liegen Dinge ansich zugrunde, die aber gänzlich unbekannt sind. 3. Die Körper sind bloß die Erscheinungen der Dinge-ansich, die (die letzteren) durch ihren Einfluß auf unsere Sinnlichkeit (oben  "Sinne";  beide Termini gebraucht KANT wechselseitig) Vorstellungen in uns bewirken. In der grammatischen Konstruktion bekommt aber dieser Gedankengang einen schiefen Ausdruck. Der Gedanke: Die Dinge-ansich sind unbekannt, geht wirder in den Nebensatz: "die uns nach dem was sie ansich sind völlig unbekannt sein mögen", unter, und das  die  und  ihr  (Einfluß), das sich auf das gedankliche Subjekt: Dinge-ansich, bezieht, scheint somit, ebenso wie das "denen wir die Benennung geben", auf die Dinge oder Körper zu gehen. (So auch VAIHINGER, a. a. O., Seite 151, Anm. 1) Das letztere bezieht sich aber auch die  Vorstellungen.  Die außerhalb von uns befindlichen Dinge nennen wir Körper; sie sind aber nur Vorstellungen, welche die Dinge ansich ("sie") in uns bewirken. Wenn wir sie daher Körper nennen, so bedeutet dieses Wort doch nicht das Ding-ansich, sondern nur die Erscheinung des unbekannten Dings ansich. Körper oder Ding ist also Vorstellung = Erscheinung. Sonst wrde sich ja auch der ungereimte Sinn ergeben, daß wir den Dingen (Körpern), welche uns  nicht selbst  bekannt sind, die Benennung "Körper" geben, zugleich aber mit diesem Wort die  Erscheinung  des unbekannten Grundes bezeichnen, daß also Körper das Ding-ansich, zugleich aber auch  nur  seine  Erscheinung  bedeutet! Richtig konstruiert, würde der Satz lauten: Demnach gestehe ich allerdings, daß es außer uns Körper oder Dinge gibt. Die ihnen zugrunde liegenden Dinge ansich kennen wir aber nicht wie sie ansich sind, sondern nur durch die Vorstellungen, welche ihr Einfluß auf unsere Sinnlichkeit uns verschafft. Die Benennung Körper, die wir diesen Vorstellungen geben, bedeutet daher nur die Erscheinung jenes uns unbekannten, aber nichtsdestoweniger wirklichen Gegenstandes.
    20) Man beachte hier wieder die stilistische Härte der Konstruktion!
    21) Damit weiche ich auch von BERGMANNs Ansicht ab (Geschichte der Philosophie II, Seite 46), der diese Stelle auch auf die Dinge-ansich bezieht. Die Ansicht, daß für KANT in den Erscheinungen ein unmittelbarer Hinweis auf die Dinge-ansich gegeben ist, kann ich gelten lassen, ohne doch deshalb meine Auffassung dieser Stelle zu verändern.
    22) Vgl. PAULSENs Besprechung von ERDMANNs Ausgabe der Prolegomena, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 2, Seite 492. VAIHINGER sagt selbst (a. a. O. Seite 155): "Daß sich KANT von diesem Standpunkt aus gegen den Idealismus erklären muß, ist selbstverständlich".