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WILLY FREYTAG
[mit NS-Vergangenheit]
Der Realismus und das
Transzendenzproblem

[Versuch einer Grundlegung der Logik]
[8/8]

"Kirchhoff hatte behauptet, aus der strengen Naturwissenschaft müsse der Begriff der Erklärung als ein metaphysischer gänzlich beseitigt werden, ihre Aufgabe sei lediglich, zu beschreiben. Hertz ging noch einen Schritt weiter: auch der Gedanke, exakte Beschreibungen von Naturvorgängen liefern zu können, ist metaphysisch; alles, was der Mensch erreichen kann, sind Bilder von diesen Vorgängen, Bilder, die ihnen in einigen Punkten entsprechen, in anderen aber nicht."

"Man weiß längst, daß jede Wahrnehmung andere Erkenntnisse, Residuen voraussetzt, an die sie anknüpfen kann, die sie zur Bestimmung des wahrgenommenen verarbeitet. Wieviel komplizierter sind nun aber die eigentlichen Gedanken des gewöhnlichen Sprachgebrauchs, die Urteile und Schlüsse, die sich nicht auf unmittelbar Wahrgenommenes richten!"

"Nicht als Ursache denkt der naive Mensch die Außenwelt, sondern als das beharrende in der Erscheinungen Flucht: die Welt wird einfacher, regelmäßiger, wenn man sich denkt, daß die wahrgenommenen Dinge auch dann noch existieren, wenn man sie etwa infolge einer Abwendung des Auges nicht mehr wahrnimmt, daß die Dinge in ihrem Sein überhaupt von dem krausen und wirren Fluß der auf sie gerichteten Gedanken unabhängig sind."

"Alle Sicherheit ist auf das Gegebene beschränkt, alle Erkenntnis aber geht über das Gegebene hinaus. Es gibt also keine Erkenntnis des Wirklichen, die als evidenter, beweislos gesicherter Ausgangspunkt des Denkens genommen werden könnte; gesichert sind nur die Zusammenhänge der Erkenntnisse, nicht diese selbst."


VIII. Abschnitt
Die besonderen Probleme des Realismus

§ 1. Die prinzipiellen Einwände, welche der Antirealist gegen die Denkbarkeit oder Erkennbarkeit einer Außenwelt richtet, haben sich als hinfällig erwiesen. Damit ist aber noch nicht die Richtigkeit des realistischen Standpunkts dargelegt.

Ich habe im Nachweis der Transzendenz der Erkenntnis nur davon gesprochen, daß in ihr überhaupt ein Überschreiten des Gegebenen stattfindet, daß in allem Urteilen etwas Nichtgegebenes gemeint wird - sei es im Subjekt, sei es im Prädikat oder in beiden -, ob aber das Gemeinte nicht nur als numerisch, sondern auch als inhaltlich vom Gegebenen verschieden gemeint werden kann, ob auch ein seiner Art nach vom Gegebenen Verschiedenes noch Gegenstand der Erkenntnis werden kann, darüber ist noch nichts ausgemacht.

Diese Frage wird von der bloßen Frage der Tranzendenz überhaupt häufig nicht deutlich genug geschieden. Der Konszientialist behauptet wohl, die menschliche Erkenntnis sei auf das Gegebene, etwa das in Sinnes- und Selbstwahrnehmung Gegebene beschränkt, das Transzendente sei unerkennbar, in der Begründung dieser Behauptung aber geht er nur darauf aus, zu zeigen, daß kein Gegenstand anders bestimmt werden kann als durch Inhalte, die aus einem Gegebenen, der Sinnes- und Selbstwahrnehmung, stammen.

Alle Begriffe, erfahren wir, sind abgeleitete Vorstellungen, abgeleitet von den Wahrnehmungen - dem Gegebenen -, folglich gibt es keine Begriffe mit anderen Inhalten als solchen, die sich im Gegebenen finden, folglich sind andere Gegenstände als solche, deren Inhalt zuletzt auf das in Sinnes- und Selbstwahrnehmung Gegebene zurückgeht, unerkennbar.

Es muß also wohl beachtet werden, daß eine solche Überlegung nichts gegen die Transzendenz beweist: dem Gegebenen transzendent, d. h. nicht mitgegeben, sondern nur mitgedacht können auch solche Gegenstände sein, die inhaltlich dem Gegebenen gleichen.

Im Gegenteil, der Gedanke wird oft zur Stütze einer Auffassung verwendet, die den Begriff des Transzendenten, ja den der Außenwelt, ausdrücklich anerkennt. Das Transzendente ist für dieselbe ein Grenzbegriff: man kann ihn nicht entbehren, aber alle Versuche, ihn näher zu bestimmen, scheitern, weil alle Begriffe, über die der Mensch verfügt, immanenter Natur sind. Dieser merkwürdige Standpunkt, den wir als eine phänomenalistischen bezeichnen müssen, erfreut sich besonders in neuerer Zeit einer gewissen Beliebtheit: er ist nicht so radikal wie der streng positivistische, erhebt aber mit diesem, von dem er oft kaum geschieden wird, Anspruch auf strengste Wissenschaftlichkeit, er rühmt sich ebenfalls seiner Übereinstimmung mit den neuesten Ergebnissen der exakten Naturforschung.

KIRCHHOFF hatte behauptet, aus der strengen Naturwissenschaft müsse der Begriff der Erklärung als ein metaphysischer gänzlich beseitigt werden, ihre Aufgabe sei lediglich, zu beschreiben. HERTZ ging noch einen Schritt weiter: auch der Gedanke, exakte Beschreibungen von Naturvorgängen liefern zu können, ist metaphysisch; alles, was der Mensch erreichen kann, sind Bilder von diesen Vorgängen, Bilder, die ihnen in einigen Punkten entsprechen, in anderen aber nicht, und die sofort durch andere Bilder ersetzt werden müssen, wenn sich Unstimmigkeiten bemerkbar machen.

Niemals wird das Bild dem abzubildenden völlig gleich sein, eben weil es ein Bild ist; nie wird der Mensch daher zu einer absoluten Erkenntnis der Dinge gelangen. Er kann aber auch der Bilder nicht entraten, sie sind wie Krücken, an denen sich der lahme Gedanke fortschleppt, sie sind die anschauliche Grundlage des abstrakten Denkens, die diesem stets neue Anregung zum Fortschritt, Sicherheit in der Bewegung verleiht.

Es liegt etwas Imponierendes in diesem ganzen Standpunkt; es ist ein bewußter Verzicht auf das, was der Mensch so gern hätte: Erkenntnis des Absoluten - aber darum kein kindisches Übertreiben dieses Verzichtens, sondern ein umso kräftigeres Erfassen des erkenntnismöglchen. Es gibt keine absolute Wahrheit, aber für unsere menschlichen Verhältnisse ist auch schon die relative Erkenntnis von großer Bedeutung: auch sie vermag den Menschen zu leiten, daß er den Kampf ums Dasein erfolgreich besteht. Der Gedanke der absoluten Wahrheit wird ersetzt durch den der zweckmäßigen oder zweckmäßigsten Auffassung des Wirklichen, und der Grad der Zweckmäßigkeit wird bestimmt etwa nach dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes, das zur Erkenntnis aufgewendet werden muß.

Wichtige und richtige Gedanken sind es wohl zum Teil zumindest, die zur Begründung dieses modernen Agnostizismus verwendet werden. Ich habe selbst schon dargelegt, daß jede Erkenntnis, jedes Urteil seinem Wesen nach hypothetischer Natur ist, daß dem Menschen absolute Sicherheit der Erkenntnis versagt ist. Die Möglichkeit einer absoluten Wahrheit, einer Erkenntnis von Dingen-ansich, ist im Gegenteil, wie gezeigt wurde, Voraussetzung allen Denkens, aller Wissenschaft.

Die Bildertheorie, die, streng genommen, alle objektive Erkenntnis, alle Erkenntnis der Welt ansich, verwirft, kann daher nicht richtig sein. Ich glaube auch zeigen zu können, daß in ihr zwei gänzlich voneinander verschiedene, ansich richtige Gedanken zu einem neuen aber falschen verbunden worden sind. Alle Erkenntnis ist hypothetisch, - aber nicht weil sie mit Bildern arbeitet, - und alle Erkenntnis arbeitet mehr oder weniger mit anschaulichen Bildern, - kann deshalb aber sehr wohl wahr sein.

Die Vertreter der Bildertheorie gestehen ja selbst ein, daß die Bilder in einigen Punkten den abzubildenden Gegenständen entsprechen, daß die einen ihnen mehr entsprechen, die andern weniger. Darin liegt erstens, allgemein gesprochen, eine Erkenntnis, ein Urteil über die Gegenstände, die Dinge-ansich, das nicht bloß bildlich ist: denn von den Dingen selbst wird behauptet, daß sie ihren Bildern mehr oder weniger ähnlich sind - und zweitens, so weit die Bilder den Dingen entsprechen, ist doch eine durch die Bilder vermittelte Erkenntnis auch für die Dinge selbst gültig, daher absolut gültig. So wäre trotz der Bilder eine absolute Erkenntnis möglich.

Im Begriff des Bildes liegt aber noch eine gewisse Unbestimmtheit. Wozu überhaupt Bilder? Der Anschaulichkeit wegen, heißt es; das abstrakte Denken bedarf anschaulicher Vorstellungen, gewissermaßen um einen festen Halt zu bekommen. Gewiss, es gibt Urteile, die uns gar nicht oder kaum zu Bewußtsein kommen, Urteile, die uns so geläufig geworden sind, daß wir, wie man zu sagen pflegt, gar nichts mehr dabei zu denken brauchen; man meint, daß beim Denken solcher Urteile gar nichts so recht Faßbares im Bewußtsein ist: es fehlen die Vorstellungen, die den Gedanken begleiten. Solche Urteile gibt es, aber sie lenken die Aufmerksamkeit wenig auf sich; was man gewöhnlich ein Urteil, eine Erkenntnis nennt, das ist mit irgendwelchen im Bewußtsein gegebenen Vorstellungen verbunden - das sind die anschaulichen Vorstellungen, die Bilder, deren sich das abstrakte Denken zu seinen Zwecken bedient. Sie sind das, was ich im vorigen Abschnitt als das in der Erkenntnis, dem Gedanken überhaupt, anzuerkennende Gegebene bezeichnet habe, die gegenwärtigen psychischen Inhalte, besonders die gegenwärtigen Vorstellungen.

Was haben aber diese Vorstellungen mit den Bildern zu tun, durch welche die Naturwissenschaft das Naturgeschehen darstellen soll?

Sind etwa Atome solche anschaulichen Bilder, an die sich die Bewegung des abstrakten Gedankens halten muß, um nicht abzuirren? So, wie die Atome von der Naturwissenschaft gedacht werden, sind sie doch gar nichts Anschauliches! Oder kann ein räumliches Etwas, von minimaler oder gar keiner Ausdehnung, dem jede Spur von Farbe fehlt, angeschaut werden? Die Vorstellungen, die das Denken des Atoms begleiten, die sind anschaulich, das Atom selbst aber nicht. Und ebenso, wenn anstelle des Atoms ein anderer Begriff gesetzt würde, der gar nichts Räumliches mehr an sich haben sollte, überhaupt in jeder Hinsicht von unseren anschaulichen Vorstellungen verschieden wäre, bei seinem Denken würden sich doch wieder anschauliche Vorstellungen einstellen; er würde unserem Geist etwas ungewohnter vorkommen, aber prinzipielle Schwierigkeiten wegen mangelnder Anschaulichkeit kann er ihm nicht bereiten.

Eine etwaige Anschaulichkeit ist es daher nicht, die den Begriff des Atoms zu einem so brauchbaren macht; sondern es ist im Gegenteil seine Abstraktheit, welche die mathematisch erfaßbaren Eigenschaften rein aus dem anschaulichen Gesamtkomplex herausschält. Es genügt aber nicht, daß diese mathematisch erfaßbaren Eigenschaften dem begrifflichen Inhalt "Atom" zukommen; möchte dieser Begriff mathematisch noch so brauchbar sein, wenn die Wirklichkeit, die abbilden soll, nicht selbst solche mathematisch zu bearbeitenden Eigenschaften zeigt, so ist er für die Erfassung dieser Wirklichkeit, für ihre Abbildung unbrauchbar.

Wenn ich aussage, die physische Welt sei aus Atomen zusammengesetzt, so sage ich damit gar nichts Bildliches aus; ich meine nicht, daß das Bild "Atom" in einigen Punkten auf die Außenwelt paßt, in anderen nicht, sondern ich meine, daß der Außenwelt genau die ganz bestimmten Eigenschaften zukommen, die ich unter dem Begriff Atom, der ja selbst gar kein anschauliches Bild ist, denke. Und in dem Augenblick, wo ich erkenne, daß die Außenwelt diese durch das Wort "Atom" bezeichneten Eigenschaften nicht besitzt, wird mir das Atom nicht zu einem weniger genauen Bild, sondern es hört überhaupt auf, für die Erkenntnis des Außenwelt als Prädikat brauchbar zu sein, genau wie jeder gewöhnliche Begriff in einem solchen Fall nutzlos wird.

Die Behauptungen, die Außenwelt sei atomistisch, oder sie sei energetisch zu denken, sind gewiß hypothetisch; sie sind nicht absolut, etwa mathematisch beweisbar; sie sind hypothetisch, sofern sie überhaupt Behauptungen, Urteile sind. Und die eine ist vielleicht hypothetischer als die andere, vielleicht unzweckmäßiger, weniger den praktischen Zwecken des Menschen dienlich; aber dieses Hypothetische, dieses Unzweckmäßige haftet ihnen an, nicht weil sie nur mittelbare, bildliche Erkenntnis wären, sondern deswegen, weil sie eine Erkenntnis der Dinge selbst, der Außenwelt selbst sein wollen, und sie von diesem ihrem Ziel mehr oder weniger abirren.

Oder heißt auch dies schon ein "Abbilden", wenn überhaupt ein Gegenstand erkannt wird, ein Abbilden eben durch den erkennenden Gedanken? Das wäre nun freilich keine moderne Theorie, keine neueste Errungenschaft exaktester Forschung, sondern eine sehr alte und im selben Grad auch primitive Auffassung des Denkens und Erkennens, der naive Versuch, den schwierigen Begriff des Denkens, des Urteilens durch den bekannteren, verständlicheren des Bildes zu erklären. Dann brauchte man über die ganze Bildertheorie nicht viele Worte zu verlieren, denn daß einen Gegenstand beurteilen und einen Gegenstand abbilden nicht dasselbe ist, dürfte sich kaum ernsthaft bestreiten lassen. Die Bildertheorie sagt aber mehr als dies, daß einen Gegenstand erkennen so viel heißt wie ihn abbilden, so gesteht ja zu, daß die Außenwelt Gegenstand des Denkens werden kann, daß ihre Existenz mit Recht behauptet wird, wo doch mit dem Begriff Existenz nicht bloß ein Bild der Existenz gemeint ist. Sie ist kein primitiver Erklärungsversuch des Denkens, sondern eine komplizierte, auf mühsamen Erwägungen beruhende Theorie, eine besondere Ausgestaltung des phänomenalistischen Standpunktes, mit dem sie auch den schon genugsam gerügten Kardinalfehler gemeinsam hat, etwas als ansich unerkennbar zu bezeichnen, von dem sie selbst einige wichtige Kenntnisse anführt.

§ 2. Wie der Phänemenalismus im allgemeinen von prinzipiellen konszientialistischen Gedanken ausgeht, wenn er sie auch nicht widerspruchslos verwendet, so beruth auch die Bildertheorie auf einer prinzipielleren und in sich auch widerspruchslosen, sehr wohl denkbaren Auffassung, eben der, daß alle Begriffe ihrem Inhalt nach aus einem Gegebenen stammen, und darum zur Bestimmung einer vom Gegebenen dem Inhalt nach verschiedenen Welt nicht verwendet werden können.

Die Bildertheorie benutzt diesen Gedanken, aber sie macht nicht Ernst mit ihm. Sie schließt aus ihm, daß die physische Welt, weil dem Gegebenen heterogen, durch aus dem Gegebenen stammende Begriffe nicht unmittelbar, sondern nur bildlich, symbolisch bestimmt werden kann, aber sie vergißt dabei, daß sie diesem Gedanken schon in ihrer Voraussetzung einer Außenwelt widerspricht. Denn wenn sie die Existenz einer Außenwelt, einer physischen Welt zugesteht, die inhaltlich der gegebenen Welt heterogen ist, durch unsere Begriffe daher nicht gedacht werden kann, so denkt sie in eben dieser Annahme doch die Außenwelt, und gesteht damit ein, entweder, daß der Begriff der Außenwelt im angegebenen Sinn unsinnig ist, oder aber, daß auch etwas inhaltlich vom Gegebenen Verschiedenes durch menschliche Begriffe gedacht werden kann.

Der Phänomenalist kann diesen Widerspruch nicht vermeiden, er ist aber für den Antirealisten nicht überhaupt unvermeidlich. Die Annahme, der Begriff einer Außenwelt als einer physischen von der gegebenen inhaltlich verschiedenen Welt kann einfach beiseite gelassen werden; dann bleibt die Behauptung, daß unsere Begriffe als aus dem Gegebenen stammend nur für inhaltlich dem Gegebenen gleichende Gegenstände als Prädikate verwendet werden können, und diese Behauptung verlangt einer ernsthafte Beachtungf.

Ist sie richtig, so kann der Realismus im gewöhnlichen Sinn nicht aufrecht erhalten werdenf, dann gibt es nur psychische Inhalte, wenn sie auch nicht alle gegenwärtige psychische Inhalte sind, und die äußeren Beziehungen, in denen sie stehen, noch mancherlei Verschiedenheiten zeigen möchten; inhaltlich wäre alles von gleicher Art; Farben, Töne, Düfte etc. wären doch die einzigen wirklich existierenden Dinge, von denen wir wissen können. Ist sie aber falsch, gibt es Begriffe, deren Inhalt dem Gegebenen, den psychischen Inhalten, heterogen ist, dann ist das letzte prinzipielle Bedenken gegen die Annahme einer Außenwelt beseitigt, und der Realismus tritt wieder in sein Recht.

Einer der für unsere Frage klassischen Denker, DAVID HUME, der seine ganze Philosophie darauf zuschneidet, zu den Begriffen, allgemeiner den Ideen, die zugrunde liegende Wahrnehmung, den zugrunde liegenden gegebenen psychischen Inhalt aufzusuchen, hat bekanntlich selbst darauf hingewiesen, daß es dem menschlichen Geist nicht unmöglich sein dürfte, z. B. Ideen von besonderen Farbtönen zu bilden, ohne daß diese Farbtöne jemals wahrgenommen worden wären. Ich möchte auf diese Möglichkeit jedoch kein besonderes Gewicht legen. Einmal wären das, wie HUME es nimmt, nur sehr vereinzelte Fälle, und zweitens: diese Begriffe könnten zwar nicht auf Wahrnehmungen zurückgeführt werden, aber ihr Inhalt würde wohl ebenfalls zum Gegebenen gehören, da er doch jedenfalls anschaulich gegenwärtig sein soll.

Die Bemerkung HUMEs nützt uns also nichts; wir müssen die Begriffe selbst ins Auge fassen, die vom naiven Denken als Prädikate von physischen Dingen aufgefaßt werden.

Wir haben das Gegebene als die einzig sichere Grundlage, den Ausgangspunkt des Denkens bestimmt; darin liegt, daß es auch Ausgangspunkt der Begriffsbildung sein muß. Die Frage ist also, ob es der Begriffsbildung möglich ist, aus dem Gegebenen durch Bearbeitung etwas zu machen, was sich vom Gegebenen inhaltlich unterscheidet.
Die Bearbeitung besteht hauptsächlich im Abstrahieren und, was mitunter weniger beachtet wird, und für unseren Fall hier von besonderer Wichtigkeit ist, im Zusammensetzen. Beides, das Abstrahieren und das Zusammensetzen sind nun sogenannte psychische Tätigkeiten; daraus folgt jedoch nicht, daß auch die Gegenstände dieser Tätigkeiten etwas Psychisches sein müßten. Ich habe ja schon genügend darauf hingewiesen, daß eine gedankliche Tätigkeit doch etwas anderes ist als eine gewöhnliche Tätigkeit, daß sie vor allem ihre Gegenstände nicht bloß auf verwandtem, auf psychischen Gebiet finden muß. So wenig es eine Eigenschaft des Gedankens ist, sich nur auf Gedanken zu richten, so wenig muß es eine Eigenschaft der genannten psychischen Tätigkeiten sein, nur mit Psychischem zu tun zu haben. Aus den Begriffen des Abstrahierens und Zusammensetzens kann nichts über die Art und den Inhalt des Abstrahierten und Zusammengesetzten geschlossen werden.

Nun scheint aber doch ein anderer Schluß sehr nahe zu liegen. In der Abstraktion wird von bestimmten Merkmalen eines Komplexes, sagen wir, eines gegebenen Ganzen, abgesehen, es wird nur ein Teil des Gegebenen gemeint. Wenn aber das Ganze gegeben ist, muß nicht der Teil erst recht etwas Gegebenes sein? Und sind die abstrakten Inhalte so als Gegebenes dargelegt, so wird man geneigt sein, auch die durch eine Zusammendeutung von Gegebenem entstandenen Inhalte als zumindest mittelbar zum Gegebenen gehörig anzusehen. Man drückt sich ja auch wohl nicht immer so aus, als ob alle Begriffe bloße Abbilder von gegebenen Inhalten sein müssen, man spricht nur davon, daß alle Gegenstände der Erkenntnis in letzter Linie, d. h. ihren Elementen nach, auf das Gegebene zurückgeführt werden könnten.

Aber damit wird doch schon zugestanden, daß Begriffe vorhanden sind, die sich ihrem vollen Inhalt nach, und zu diesem gehört doch die Art und Mächtikeit der Zusammensetzung ebenfalls, nicht im Gegebenen finden, von diesem also inhaltlich verschieden sind ! Nehmen wir ein Beispiel!

Ein Körper - im Sinne der naiven Vorstellung genommen - in seiner dreidimensionalen Wirklichkeit, ein Flußspat-Hexaeder etwa mit all seinen Flächen und Kanten zugleich ist nie gegeben; gegeben sind im Wesentlichen nur zweidimensionale, perspektivische Bilder, Teile, und aus diesen gegebenen Teilen erst ist der Gesamtbegriff zusammengesetzt. Kann man nun aber sagen, der Inhalt "Körper" ist der Art nach gar nicht verschieden von den psychischen Inhalten, aus denen er kombiniert wurde?

Das Charakteristische des "Körpers" im Sinne des naiven Denkens ist doch gerade das dreidimensionale, das zugleich von Inhalten, die so zugleich nie gegeben sind. Durch eine Kombination von gegebenen Stücken ist hier ein Ganzes entstanden, das der Natur des Gegebenen durchaus zuwider ist, von dem wir mit unendlich großer Wahrscheinlichkeit sagen können, daß es sich nie innerhalb des Gegebenen antreffen lassen wird, - ist es doch ein Inhalt, dessen Realität überhaupt bezweifelt werden kann.

Es gibt also Kombinationsbegriffe, deren Inhalt nicht mehr adäquat vorstellbar ist, deren Inhalt vom Inhalt der gegebenen Vorstellungen abweicht; man kann daher nicht anstehen, diesen Begriffen eine inhaltliche Transzendenz des Gegebenen zuzuschreiben.

Genau so steht es nun aber auch mit dem durch Abstraktion gebildeten Begriff, sofern nämlich die Abstraktion so weit geht, daß eine genaue Repräsentation des begrifflichen Inhalts durch einen (gegenwärtigen) psychischen Inhalt unmöglich wird. Man hat wohl gemeint, daß abstrakte Begriffe, so abstrakt, wie sie gedacht werden, überhaupt keine psychische Existenz als Vorstellungen haben können, die Vorstellung, das Psychische müsse stets konkret sein wie alles Wirkliche, und das Konkrete kann seinem Begriff nach nicht abstrakt sein. Der Begriff des Konkreten jedoch ist nicht so sehr dem des abstrakten als vielmehr dem des Allgemeinen entgegengesetzt; Vorstellungen können sehr wohl etwas konkret Wirkliches und darum doch abstrakt sein, abstrakt ihren Gegenständen oder Urbildern gegenüber. So wird die Erinnerungsvorstellung eines bestimmten Ereignisses wohl immer weniger Merkmale aufweisen als das Ereignis selbst, sie ist abstrakt und doch eine konkrete, eine individuelle Vorstellung, ein Einzelbegriff. Sind aber die Vorstellungen von einigen Einzelbegriffen abstrakt, so werden es auch die Vorstellungen von einigen Allgemeinbegriffen sein, die ja durch geringe Änderungen aus den Einzelbegriffen gebildet werden können. Die Vorstellung des Allgemeinbegriffs Gold wird selten mehr Merkmale enthalten als die auf die Gesichtswahrnehmung zurückgehenden, sie ist daher abstrakt einem Komplex von Merkmalen gegenüber, die das wirkliche Gold ausmachen.

Es gibt also ein psychische Abstraktion, das kann nicht mehr geleugnet werden, aber andererseits ist doch ebenso sicher, daß diese psychische Abstraktion der logischen, der eigentlich begrifflichen nur selten vollständig und genau nachkommt. Wenn man die Vorstellungen, die den Gedanken eines Begriffes wie Gold, Materie begleiten, einmal genauer betrachtet, so wird man finden, daß sie wohl ebenfalls abstrakt sind, daß sie aber in ganz anderer Weise abstrakt sind als ihre Begriffe: sie abstrahieren nicht immer von denselben Merkmalen wie die Begriffe, und behalten andererseits Merkmale bei, von denen der Begriff absieht. Die Vorstellung, die den Begriff Gold begleitet, wird meist auch dann noch aus den Merkmalen der Gestalt, der gelben Farbe, des Glanzes bestehen, wenn im Begriff des Goldes nur die Merkmale Mineral, spezifisches Gewicht = 19 gedacht werden. Der logische Begriff hat eine Entwicklung, ein Leben für sich, das von dem der Vorstellungen beträchtlich abweicht.

So kann es nicht verwundern, wenn nun gar Begriffe auftreten, die so abstrakt sind, daß die Vorstellung auch nicht mehr die Möglichkeit hat, etwas Entsprechendes in der Abstraktion zu leisten. Dahin gehören vor allem Begriffe von sogenannten einfachen Inhalten, aber auch Begriffe, die unzweifelhaft einen zusammengesetzten Inhalt haben, wie der des Räumlichen etwa. Alles Räumliche, das vorgestellt wird, muß farbig oder jedenfalls irgendwie sonst von sinnlichen Inhalten - etwa Tastvorstellungen - erfüllt vorgestellt werden, der Begriff des Räumlichen aber sieht von dieser der Vorstellung notwendigen Erfüllung ab; und umgekehrt im Begriff der Farbe steckt nichts vom Begriff des Räumlichen, eine Farbe aber, die nicht räumlich wäre, kann nicht vorgestellt werden, findet sich nicht im Gegebenen.

Nun darf man aber nicht einwenden, diese begrifflichen Inhalte seie allerdings nicht als solche, aber als Teile von gegebenen Komplexen gegeben; denn damit würde gerade das für diese Begriffe wesentliche außer Acht gelassen. Denn es ist ja charakteristisch für einen solchen begrifflichen Inhalt, daß er ganz rein, ganz abstrakt gedacht wird, daß in ihm tatsächlich von allem abgesehen wird, mit dem er im Gegebenen verbunden auftritt. Alle Urteile, die ihn verwenden, sind in ihrer Gültigkeit wesentlich durch seine Abstraktheit bedingt, sie würden ungültig, oft sinnlos werden, würde diese Abstraktheit außer Acht gelassen: der Versuch selbst, irgendwelche Komplexe vollständig, bis auf die letzten Elemente, zu analysieren, würde unmöglich. So ist die Abstraktheit eine unentbehrliche Eigenschaft der betreffenden Begriffe, und wenn auch der sogenannte logische Inhalt des Begriffs sich in Verbindung mit anderen im Gegebenen finden kann, so findet er sich eben nicht in seiner Abstraktheit im Gegebenen, und ist somit etwas vom Gegebenen Verschiedenes.

Es gibt also sowohl zusammengesetzte, wie abstrakte Begriffe, die ihrem Inhalt nach vom Gegebenen abweichen, und das, wenn sie auch rein schematisch durch bloßes Wegnehmen oder Hinzufügen von gegebenen Merkmalen gebildet gedacht werden.

Darf man denn nun aber alle Begriffe nach einem solchen einfachen, arithmetischen Schema gebildet denken? In der Psychologie spricht man von einer Chemie der Vorstellungen, sollte für manche Begriffe nicht etwas Ähnliches anzunehmen sein? Der Begriff des Goldes ist aus dem des Minerals oder des Metalls und dem eines bestimmten spezifischen Gewichts zusammengesetzt, und sein Inhalt kann wohl einfach als Summe dieser Merkmale aufgefaßt werden. Aber wenn ich z. B. den Begriff des Nichtseienden nehme, so ist der Inhalt desselben doch nicht einfach gleich der Summe des nicht und des Seienden; diese beiden Inhalte sind nicht einfach zusammengetreten, sondern sie haben sich bei der Verbindung beeinflußt, das nicht steht nicht neben dem Seienden, sondern es bestimmt, in welchem Sinn dieses Merkmal des Seienden genommen werden muß, damit der Inhalt entsteht, der durch den Ausdruck Nicht-Seiendes bezeichnet wird.

Hier ist ein begrifflicher Inhalt aus anderen so gebildet, daß er sich restlos in diese gar nicht mehr auflösen läßt. Wenn daher die Bestandsstücke eines solchen Begriffs dem Gegebenen entnommen sind, so kann er selbst doch etwas meinen, was inhaltlich von der Art des Gegebenen vollständig verschieden ist; er könnte nach all seinen in ihm verwendeten Merkmalen aus dem Gegebenen stammen, und doch den Sinn haben, in allen Stücken vom Gegeben abzuweichen.

Die Erklärung hierfür könnte nur in einer ausführlichen Theorie gegeben werden; die Tatsache, scheint mir, kann nicht bestritten werden.

Es handelt sich dabei um Begriffe, deren ich gelegentlich shcon unter dem Namen von Beziehungsbegriffen gedacht habe, Begriff, die durch (äußere) Beziehungen einen nach seinem (inneren) Inhalt unbestimmt gelassenen Gegenstand so bestimmen, daß er eindeutig festgelegt ist, und jedermann unzweifelhaft erkennen kann, was gemeint ist. So ist auch das "in allen Stücken vom Gegebenen abweichen" eine äußere Beziehung des Gemeinten zum Gegebenen, wobei die äußere Beziehung durch Merkmale bezeichnet wird, die selbst sehr wohl im Gegebenen vorkommen können, während das durch diese Beziehung bestimmte, das durch den Begriff Gemeinte eben durch diese Bestimmung vom Gegebenen inhaltlich abgesondert wird.

Es ist also prinzipiell die Möglichkeit anzuerkennen, Begriffe von einem ganz beliebigen Grad der Abweichung vom Gegebenen zu denken.

Auf einige besonders wichtige Begriffe dieser Art möchte ich noch etwas näher eingehen: den des Allgemeinen, des Unendlichen und den der Ursache.

Einer großen Klasse von für das Denken geradezu unentbehrlichen Begriffen wird Allgemeinheit zugeschrieben; manchen Logikern ist Begriff und Allgemeinbegriff überhaupt dasselbe. Ein Begriff ist allgemein, heißt: die Anzahl der ihm unterstehenden Gegenstände ist unbestimmt groß, nicht ein einzelner, individueller Gegenstand wird durch ihn gemeint, sondern alle, gleichgültig wie viele, die seinen Bedingungen genügen. Dem Begriff der Allgemeinheit sehr verwandt ist der des Unendlichen; in ihm werden ebenfalls Schranken aufgehoben, aber noch radikaler und bestimmter als im Begriff des Allgemeinen: in diesem werden die Schranken der individuellen Existenz, im Wesentlichen also räumlich-zeitliche Bestimmungen, im Begriff des Unendlichen die Schranken überhaupt beseitigt. Beide Begriffe gehen über das Gegebene hinaus. Allgemein und unendlich ist nur etwas Gemeintes; das Gegebene ist stets individuell, nie allgemein; es ist stets endlich, nie unendlich.

Und die Transzendenz des Gegebenen ist in diesen Begriffen eine inhaltliche; es handelt sich nicht bloß um eine Kombination von gegebenen Inhalten, sondern es ist eine ganz bestimmte Art von Kombination, die sich im Gegebenen nicht findet. Von Inhalten, die etwa zusammentretend das Allgemeine, das Unendliche bilden möchten, wird im Begriff des Allgemeinen, des Unendlichen vollständig abgesehen, nur das "über die Schranken des individuellen, des Endlichen hinausgehen" wird gemeint; und so gut wie das "der Zahl nach beschränkt sein" ein inhaltlisches Merkmal - des Gegebenen - ist, so muß auch das "derZahl nach unbeschränkt sein" ein inhaltliches Merkmal - des Nichtgegebenen - sein. Überall also, wo einer dieser Inhalte vorkommt, und der Inhalt "Allgemeinheit" tritt in jedem Allgemeinbegriff auf, bei jedem Allgemeinbegriff also, und darum bei jedem Urteil - wenn anders in jedem Urteil ein Allgemeinbegriff vorhanden sein muß - ist eine inhaltliche Transzendenz des Gegebenen anzuerkennen.

§ 3. Damit dürfte nun unsere realistische These hinlänglich bewiesen sein: der Begriff der Außenwelt als einer physischen von der psychischen inhaltlich verschiedenen Welt ist nichts Undenkbares, es gibt tatsächlich Begriffe in Hülle und Fülle, welche auch inhaltlich das Gegebene transzendieren.

Ich will aber noch ein Weiteres tun, und am schon genannten Begriff der Ursache als an einem wichtigen Beispiel zeigen, daß nicht bloß eine allgemeine Möglichkeit, inhaltlich Transzendentes zu denken, besteht, sondern daß die auf inhaltlich transzendente Begriffe gegründete Erkenntnis nun auch einen wirklichen Wert, eine praktische Bedeutung hat. Denn wenn man einzelne der erwähnten inhaltlich transzendenten Begriffe, etwa den des "Inhalts, der in allen Stücken vom Gegebenen abweicht", näher betrachtet, so könnte man sich wohl zu der Behauptung veranlaßt fühlen, daß ein solcher Begriff wohl auch seinem Inhalt nach über das Gegebene hinausgehen mag, aber die Erkenntnis, die er als Prädikat der Außenwelt vermittelt, ist dann doch von der Nichterkenntnis bedenklich wenig verschieden.

Zu einer gewissen wissenschaftlichen Bedeutung ist diese - wenn ich so sagen darf - letzte Ausflucht des Antirealismus nun eben da gelangt, wo sie ihre Argumentation auf den Begriff der Ursache stützt. Die Außenwelt, die physischen Dinge, sind die Ursache für die Innenwelt, für das Psychische, oder zumindest für einen Teil desselben. Die Innenwelt oder ein Teil derselben ist unmittelbar gegeben, die nichtgegebene Außenwelt aber ist erkennbar als Ursache der gegeben Innenwelt; wir wissen von ihr so viel, als man von einer Ursache wissen kann, die nur in ihrer Wirkung gegeben ist.

So lauten die Prämissen, und darauf folgt der Schluß: also ist die Erkenntnis der Außenwelt etwas gänzlich Unsicheres und Zweifelhaftes. Das ist diejenige Begründung des Antirealismus, genauer des Phänomenalismus, von der ich schon oben in der allgemeinen Übersicht der Begründungen des Konszientialismus sagte, daß sie meistens mit den prinzipielleren Beweisen für diesen Standpunkt verbunden auftritt und von der wir ebenda schon gezeigt haben, daß sie mit einem prinzipiellen Antirealismus oder gar Konszientialismus durchaus im Widerspruch steht.

Aber wenn sie nichts Prinzipielles gegen den Realismus beweist, vielleicht könnte sie ihn doch praktisch zu einem illusorischen Standpunkt machen? Was nützt es mir, wenn ich Begriffe habe, um eine Außenwelt zu denken, diese Außenwelt mir aber nur als Ursache meiner Innenwelt bekannt wird, und aus dieser ursächlichen Beziehung nichts Genaueres zu erschließen ist?

Ich lasse die Frage, ob uns die Außenwelt nur als Ursache der Innenwelt bekannt wird, zunächst ganz bei Seite und untersuche erst die Erkenntnisbedeutung des Begriffs der Ursache.

Es ist bekanntlich eine bedeutsame Wandlung in der Auffassung dieses Begriffs eingetreten. Man war bis in die letzten Jahrhunderte hinein mehr oder weniger entschieden und ausgesprochen für die Meinung, daß Ursache und Wirkung analytisch zusammenhängen, d. h. daß der Begriff der einen in dem der anderen enthalten ist, daher aus dem Begriff der einen auf die andere geschlossen werden kann. Es ist dabei nur merkwürdig, daß von den Vertretern dieser Meinung, z. B. von DESCARTES, von derselben gerade in unserer Frage kein rechter Gebrauch gemacht worden ist. DESCARTES nahm ja die Erkenntnis der Innenwelt zum sicheren Ausgangspunkt, aber obgleich er in der Außenwelt die Ursache für diese sicher erkennbare Innenwelt oder für einen Teil derselben erblickte, wollte er doch von einer sicheren Erkenntnis der Außenwelt nichts wissen; ja, wenn er etwas als sichere Erkenntnis der Außenwelt ausgegeben hat, so war es dies, daß die Außenwelt der Innenwelt gänzlich heterogen ist, was soch seiner Meinung vom analytischen Zusammenhang von Ursache und Wirkung einfach widersprochen hat.

Gerade umgekehrt ist heute, nachdem der bloß synthetische Zusammenhang beider allgemein anerkannt wird, die Neigung vorhanden, aus dem Ursachsein der Außenwelt über ihren Inhalt etwas zu erschließen, sei es, daß man es angemessener findet, das Physische vom Psychischen toto genere [völlig - wp] zu scheiden, sei es, daß man beide lieber monistisch vereinigen will. Es sind im Grunde doch noch Überbleibsel der alten analytischen Auffassung, wenn aus der Möglichkeit einer Einwirkung auf einander auf Ähnlichkeit, oder aus der Erkenntnis, daß die Außenwelt nur eine Teilursache des Psychischen, nur eine äußere Veranlassung der Tätigkeit der Seele selbst ist, geschlossen wird, daß das Psychische jener Teilursache nicht ähnlich sein kann.

Die genauere Betrachtung all dieser Versuche, auf diesem Weg über Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit von Außenwelt und Innenwelt etwas ausmachen zu wollen, hat mehr historisch-psychologisches Interesse; wir können hier rasch darüber hinweggehen: Weiß ich, daß ein Inhalt A Ursache eines Inhaltes B ist, so weiß ich darum noch nicht, ob A dem B gleich oder ungleich ist, ich weiß überhaupt nicht, welcher Art der Inhalt A ist.

Also weiß ich auch nichts über die Art der Inhalte, welche die Außenwelt bilden?

Wir glauben, daß in der Erkenntnis der Außenwelt als Ursache der Innenwelt so viel Erkenntnis der Außenwelt liegt, als wir nur billig verlangen können, als wir nur immer brauchen, sei es für die exaktesten Wissenschaften, sei es für das Leben.

Der Begriff der Ursache ist ja wissenschaftlich noch lange nicht so erforscht und geklärt, daß man auf ihn als etwas Bekanntes nur zu verweisen bräuchte. Es soll daher gestattet sein, auf Folgendes die Aufmerksamkeit zu lenken.

Im Verhältnis von Grund und Folge spricht man häufig von einem zureichenden Grund, im Verhältnis von Ursache und Wirkung aber von einer notwendigen Ursache; diese Begriffsbestimmungen genügen nicht, man muß auch sowohl den Begriff eines notwendigen Grundes wie den einer zureichenden Ursache aufstellen.

Hinsichtlich des Begriffs der zureichenden Ursache ist nun zu schließen:
    Aus dem Dasein der Wirkung auf das Dasein einer zureichenden Ursache, nicht aber einer bestimmten zureichenden Ursache - es kann verschiedene zureichende Ursachen für eine Wirkung geben.

    Aus dem Mangel der Wirkung auf den Mangel einer jeden zureichenden Ursache.
Hinsichtlich des Begriffs der notwendigen Ursache aber ist zu schließen:
    Aus dem Dasein der Wirkung auf das Dasein der notwendigen Ursache, deren es nicht mehrere verschiedene nebeneinander geben kann, weil sie dann als ausschließbar nicht notwendig sein würden.

    Aus dem Mangel der Wirkung aber nicht auf einen Mangel der notwendigen Ursache; weil die notwendige Ursache wohl notwendig aber noch nicht hinreichend sein muß, damit die Ursache eintritt.
Die übrigen möglichen Schlüsse aus diesen Begriffen gehen uns hier nichts an.

Nun wissen wir nicht nur schlechthin, daß die Außenwelt Ursache der Innenwelt ist, sondern wir wissen genauer, daß in der Außenwelt sowohl die notwendige wie die zureichende Ursache für die Inhalte der Innenwelt oder zumindest für einen Teil derselben liegt.

Diesen Satz brauchen wir hier nicht von Grund auf zu beweisen; wir wollen ja nur zeigen, daß von einem bestimmten Standpunkt aus eine bestimmte Art Erkenntnis der Außenwelt zugegeben werden muß. Der Standpunkt nun, von dem aus die Außenwelt als Ursache der Innenwelt bestimmt wird, ist als wissenschaftlicher etwa mit dem allgemein psychologischen identisch. Auch für den naiven Menschen kann ja in einigen Fällen die Außenwelt als Ursache der Innenwelt charakterisiert sein, aber die bekannte Unklarheit hinsichtlich der Stellung der Wahrnehmungsinhalte verhindert meist eine klare und konsequente Ausgestaltung dieser Auffassung. Diese setzt vielmehr gewisse durch wissenschaftliche Beobachtung und Überlegung gewonnene psychologische Erkenntnisse voraus; Psychologen wie LOCKE und seine Nachfolger sind es bis heute vor allem, die mit der konsequent durchgeführten Betrachtung der physischen Dinge als Ursachen der psychischen Inhalte, insbesondere der Wahrnehmungen, die Behauptung verbinden, daß die Erkenntnis jener physischen Dinge auf der Erkenntnis ihrer Ursächlichkeit beruth. Für die Kritik der aus dieser Auffassung gezogenen Folgerungen können wir uns daher einfach auf die in der Auffassung selbst gelegenen Erkenntnisse beruen, also etwa auf den Satz, daß für das Zustandekommen eines jeden als äußere Wahrnehmung bezeichneten psychischen Vorganges oder Inhaltes die Einwirkung eines Stückes der physischen Welt, genauer die Einwirkung des als Umgebung bezeichneten Teils derselben auf den unser Nervensystem genannten Teil notwendig und zureichend ist, oder auf den allgemeineren Satz, wie wir ihn oben angegeben haben, der wie jede Induktion so allgemeiner Natur natürlich nur auf einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit Anspruch erheben, heute aber wohl den bei weitem größeren Teil der in Betracht kommenden Forscher zu seinen Anhängern zählen kann.

Beschränken wir uns nun auf die Betrachtung derjenigen psychischen Inhalte α, β, γ ..., die in den physisch genannten Inhalttten A, B, C ... ihre zureichende Ursache haben, gleichgültig ob alle psychischen Inhalte dazu gehören oder nicht; so können wir uns erstens jeden dieser Inhalte, etwa α experimentell so isoliert denken, daß er allein vorhanden, alle anderen β, γ ... aber, die seine Eigenart stören könnten, ausgeschaltet sind. Dann gilt, den oben aufgeführten Schlüssen entsprechend, daß in diesem Augenblick in der physischen Welt nur die zureichende Ursache von α, also etwa A oder A₁ oder A₂ ..., nicht aber die zureichende Ursache von β, γ ... vorhanden sein kann; ebenso wenn ich β isoliere, daß nur die zureichende Ursache B oder B₁ oder B₂ ..., für γ nur C usw. als existierend angenommen werden darf.

Da nun alle der Art nach verschiedenen psychischen Inhalte in dieser Weise isoliert gedacht werden können, so folgt, daß auch ihre zureichenden Ursachen in der Außenwelt, weil einander ausschließend, ebenfalls der Art nach verschieden sein müssen, daß sie den Unterschieden der psychischen Inhalte entsprechende Unterschiede aufweisen müssen.

Weiter, weil die psychischen Inhalte α, β, γ auch ihre notwendigen Ursachen a, b, c ... in der physischen Welt haben, aus der Existenz von α auf die Existenz seiner notwendigen Ursache a, aus der Existenz von β auf die von B usw. geschlossen werden darf, - wobei aber nicht ausgeschlossen ist, daß mit α nicht nur a sondern auch b, nun nicht notwendig, sondern zufällig verbunden ist - so folgt, daß mit einem seiner Art nach bestimmten psychischen Inhalt stets auch ein seiner Art nach bestimmter physischer Inhalt gegeben ist, sofern überhaupt eine notwendige äußere Ursache für den betreffenden psychischen Inhalt angenommen werden kann, daß insoweit auch den Gleichheiten, den Übereinstimmungen der psychischen Inhalte ebensolche in der Welt der physischen Dinge entsprechen.

Wir die Außenwelt also als Ursache der Innenwelt gedacht, so darf sie nicht als ein unbestimmtes Etwas, als ein aller genaueren Erkenntnis unzugängliches Chaos gedacht werden; wissen wir, daß das Physische Ursache des Psychischen ist, so wissen wir außerordentlich viel von ihm, wir können Gleichheiten und Verschiedenheiten in ihm feststellen, also Arten unterscheiden und dieselben den bekannten Arten der psychischen Inhalte durch eine einfache Beziehung zuordnen. Das ist aber hinreichend, um uns in der physischen Welt zurecht zu finden, um auch eine exakte wissenschaftliche Erforschung derselben zu gewährleisten.

Eine spezielle Theorie des Urteils wäre erforderlich, um diesen Satz eingehend begründen zu können; eine solche ist aber als allgemein anerkannte Theorie, ja vielleicht überhaupt noch nicht vorhanden. So möchte ich nur darauf hinweisen, daß in der prinzipiellen Scheidung der Urteile in bejahende und verneinende offenbar etwas liegt, was unserer eben dargelegten Teilung der Außenwelterkenntnis in gewisser Weise entspricht. Man kann nicht sagen, daß das bejahende Urteil die Aufgabe hat, Gleichheiten festzustellen, und das verneinende die Aufgabe, Verschiedenheit auszusagen, aber die Urteile lassen sich ohne eine hierfür wesentliche Sinnesänderung so umformen, daß im bejahenden gleich sein, im verneinenden verschieden sein Prädikat wird. Selbst solche wenig dazu geeignet scheinenden Urteile wie z. B. "Er geht fort", "Er geht nicht fort" gestatten eine solche Umformung. "Er geht fort" heißt so viel wie "Er ist in einer Tätigkeit begriffen, die gleich ist der durch den Ausdruck fortgehen bezeichneten", oder noch allgemeiner "Das Gemeinte gleicht dem durch den Begriff fortgehender Mann bezeichneten", und entsprechend "Das Gemeinte gleicht dem durch diesen Begriff bezeichneten nicht".

In der Gleichheit und Verschiedenheit der Dinge ist also die wesentliche BEdingung für ihre Erkenntnis, ihre Beurteilung durch Begriffe gelegen: die Begriffe fassen ja das Gleiche zusammen, bestimmen daher jeden Gegenstand, auf den sie angewendet werden, als einen solchen, der den Gegenständen gleicht, von denen sie abgezogen sind. Dieser umständliche Gedanken wird natürlich nicht mehr bei jedem Begriff gedacht, aber er ist seine Grundlage, seine Anwendungsbedingung. Wenn daher die Außenwelt feststellbare Gleichheiten und Verschiedenheiten darbietet, so genügt sie damit der Hauptbedingung aller begrifflichen Erkenntnis.

Das Hauptziel aller menschlichen Erkenntnis ist ja dies: von jedem uns in den Weg tretenden Ding bestimmen zu können, wie es sich verhält, wie es sich weiter verhalten wird. Das Mittel dazu gewähren die Begriffe: Wenn es gelingt, ein solches Ding durch einen zu unserer Verfügung stehenden, d. h. bekannten Begriff zu bestimmen, so ordnen wir das Ding dadurch in die Reihe der uns bekannten Dinge ein, und erwarten nun mit absoluter Sicherheit oder bloßer Wahrscheinlichkeit, je nach der Natur des betreffenden Begriffs, daß das fragliche Ding die an den bekannten Dingen schon erkannten Eigenschaften ebenfalls zeigen wird: von der Gleichheit der einen Eigenschaft schließen wir auf die Gleichheit der anderen, und entsprechend aus der Verschiedenheit in Bezug auf ein Stück auf die Verschiedenheit in allen. Immer ist es die Gleichheit und die Verschiedenheit, die wir festzustellen haben. In der beliebig langen Reihe von auseinander erschließbaren Gleichheiten und Verschiedenheiten kann nun so lange vom Inhalt selbst, der gleich oder verschieden ist, abgesehen werden, als er selbst nicht unmittelbar für uns in Betracht kommt; wenn nur am Schluß der Reihe solche Inhalte stehen, die unser Wohl und Wehe unmittelbar angehen: das ist Lust und Unlust, diese Begriffe im allgemeinsten Sinn genommen. Auf diese Inhalte aber führen die Kausalschlüsse aus den Gleichheiten und Verschiedenheiten der Außenwelt immer, da ja die psychischen Inhalte, sei es mittelbar, sei es unmittelbar kausal mit der Außenwelt zusammenhängen. So wäre auch das praktische Interesse des Menschen an der Erkenntnis der Außenwelt vollkommen befriedigt.

Die Schlüsse, auf denen diese ganze Auffassung von der Erkennbarkeit der Außenwelt beruth, gelten allgemein.

Einzelfälle, die wohl gegen dieselbe angeführt werden möchten, können ihr daher in Wirklichkeit nie widersprechen, sie müssen sich vielmehr mit ihr vereinigen lassen. So wird mitunter der Satz von den spezifischen Sinnesenergien gegen eine genaue Erkenntnis der physischen Ursachen aus den psychischen Wirkungen ins Feld geführt; ein und derselbe psychische Inhalt, z. B. ein Lichtblitz, kann ganz verschiedene physische Ursachen haben, - eine Einwirkung von physischen Lichtstrahlen auf die Netzhaut, oder eine elektrische Erregung derselben, oder einen mechanischen Stoß. Aus dem Dasein des Lichtblitzes kann daher nicht auf das Dasein einer bestimmten Ursache geschlossen werden.

Das ist ganz richtig, stimmt aber durchaus zu den obigen Darlegungen. Der physische Lichtstrahl, die elektrische oder mechanische Erregung sind weder eine notwendige noch zureichende Ursache für die psychische Lichterscheinung; und sie haben andererseits nicht nur die Lichterscheinung, sondern noch weitere psychische Inhalte, und zwar jedes seine besonderen, als Wirkung zugeordnet. Es handelt sich also, wie wohl in allen Fällen der Wirklichkeit, um kompliziertere Verhältnisse, die aber in allen Stücken nach demselben, dem obigen Schema behandelt werden können. So kommt es, daß man ohne über die innere Natur des physischen Lichtstrahls oder des mechanischen Stoßes vollkommen im Klaren zu sein, doch nach der Art der psychischen Erscheinungen auf das Vorhandensein des einen oder des anderen zu schließen imstande ist: man kann sie als der Art nach verschieden auseinander halten, wenn auch die Art selbst unbekannt sein oder bleiben sollte.

Nachgewiesen ist somit, daß in der Bestimmung der Außenwelt durch den Begriff "Ursache der Innenwelt" eine wissenschaftlich und allgemein bedeutsame und weitreichende Erkenntnis enthalten ist, daß eine wertvolle Erkenntnis der Außenwelt (als einer inhaltlich von der Innenwelt abweichenden) auch dann gesichert ist, wenn von derselben nur ihre äußeren Beziehungen zum Gegebenen faßbar sein sollten. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß von der Außenwelt tatsächlich nicht mehr erfaßbar ist, daß Versuche, die inhaltliche Art derselben zu bestimmen, stets aussichtslos bleiben müssen. Ich habe in meinem letzten Beweis von der Bestimmbarkeit der Außenwelt eben den schlimmsten Fall angenommen: auch wenn der Begriff der Ursache die einzige Brücke zu dem der Außenwelt bildet, ist der letztere nicht leer und wertlos.

Hinsichtlich dieser Ausführungen über den Begriff der Ursache möchte ich daher, um Mißverständnisse auszuschließen, noch zweierlei bemerken:

Aus dem Inhalt einer Wirkung kann nichts über den Inhalt selbst ausgemacht werden, den ihre Ursache hat. Das hindert aber nicht, in bestimmten Fällen doch etwas Bestimmtes über den Inhalt einer Ursache auszusagen, es hindert nicht, die Ursache auch in einzelnen Stücken als der Wirkung gleich zu denken, wenn dafür sonst nur ein Grund beigebracht werden kann. Wir sahen, aus dem Begriff der ursächlichen Beziehung selbst folgt ja etwas Bestimmtes über den Inhalt der Außenweltsdinge: sie müssen etwas ihrer Art nach Bestimmtes, nichts Unbestimmtes sein, sie müssen Gleichheiten und Verschiedenheiten zeigen. Darin liegt nun weiter alles, was man braucht, um weitere Begriffe, z. B. den der Zahl, den der Menge usw. anzuwenden: die physische Ursache der psychischen Inhalte ist ebensogut zählbar, wie die psychische Welt selbst. Ja, wir müssen vielleicht gestehen, daß die physische Welt in weit höherem Maße durch Zahlen, überhaupt durch mathematische Begriffe bestimmbar ist, als es die psychischen Inhalte sind: Ich erinnere nur an die Begriffe des Unendlichen, des Drei- und Mehrdimensionalen. Kurz: es lassen sich inhaltliche Bestimmungen der Außenwelt gewinnen, sei es mit, sei es ohne den Begriff der Ursache.

Zum Zweiten aber muß nun betont werden, daß der Gedanke der Außenwelt, obgleiche alle psychischen Inhalte, daher auch alle Gedanken kausal von der physischen, der Außenwelt abhängen, doch logisch nicht bedingt, nicht notwendig vermittelt ist durch den Begriff der Ursache, daß die Erkenntnis der Außenwelt durchschnittlich von der Erkenntnis der Außenwelt als Ursache der Innenwelt ganz unabhängig ist. Der naive Mensch betrachtet ja die Außenwelt nicht als Ursache seiner Wahrnehmungen, da ihm die Wahrnehmungen selbst als Außenwelt charaakterisiert sind; er denkt die Außenwelt nicht nach der Kategorie der Ursache, er denkt sie mehr nach der der Substanz: das Beharrliche, das was bleibt, wenn auch die Wahrnehmungen aufhören, die Vorstellungen sich ändern, das ist es, was seinen Begriff von Außenwelt hauptsächlich ausmacht. Von einem Trieb, die Wahrnehmungen auf ihre Ursache zu beziehen, von bewußten oder unbewußten Schlüssen auf das die Wahrnehmung Bewirkende kann bei ihm durchschnittlich nicht die Rede sein. Ich muß daher gestehen, ein inhaltsreicher und wenn auch vielfach verbesserungsbedürftiger, so doch im Allgemeinen auch von der Wissenschaft angenommener Begriff von der Außenwelt ist nicht vorhanden, der von dem der Ursache vollständig absieht.

Die physiologisch-sensualistische Darstellung des Erkenntnisvorgangs macht häufig den Eindruck, als ob die Meinung wäre, daß alle Erkenntnisvorgänge, die sich auf die Außenwelt richten, unmittelbar kausal abhängig wären von den betreffenden Stücken der Außenwelt, die in ihnen gemeint sind, daß der Gedanke, um zur Außenwelt zu gelangen, denselben Weg nehmen muß, auf dem er kausal entstanden ist. Nicht einmal aber das, was man schlechthin Wahrnehmung nennt, entspricht einem solchen einfachen Schema! Man weiß längst, daß jede Wahrnehmung andere Erkenntnisse, Residuen voraussetzt, an die sie anknüpfen kann, die sie zur Bestimmung des wahrgenommenen verarbeitet. Wieviel komplizierter sind nun aber die eigentlichen Gedanken des gewöhnlichen Sprachgebrauchs, die Urteile und Schlüsse, die sich nicht auf unmittelbar Wahrgenommenes richten!

Der Gedanke der Ursache ist selbst einer von den komplizierteren, der nie in irgendeine Wahrnehmung "gegeben" sein kann; ja er setzt, da er induktiver Natur ist, auf anderem Weg gewonnene Einzelerkenntnisse voraus, aus denen er sich erst durch Verallgemeinerung entwickeln kann.

Er setzt voraus, daß in Einzelfällen ein Zusammen oder Nacheinander der in der ursächlichen Beziehung stehenden Inhalte schon beobachtet worden, daß in unserem Fall also Stücke der Außenwelt schon als Stücken der Innenwelt zeitlich zugeordnet, kurz: daß Stücke der Außenwelt überhaupt schon erkannt worden sind, ehe er noch selbst darauf angewendet war.

§ 4. Einwendungen gegen den Realismus waren es, die wir zu widerlegen suchten, von den allgemeinsten, die sich auf das Wesen des Denkens selbst beziehen, herab bis zu ganz speziellen, die aus Einzelerkenntnissen psychologischer Erkenntnisse hergeleitet wurden. Und um der prinzipiellen Fragen willen habe ich die ganze Untersuchung aufgestellt! Darum will ich aber das letzte spezielle Ergebnis derselben nicht gänzlich als unwichtig beiseite liegen lassen: Sind die Einwände gegen den Realismus beseitigt, so tritt der Realismus wieder in sein natürliches Recht.

Freilich iist er nicht der alte geblieben; vor allem ist er sich seiner selbst bewußt geworden, er kennt die Schwierigkeiten, die ihn umgeben, er kennt auch die Gründe, die ihn stützen. Und wenn ich das, was sich positiv zu seinen Gunsten ergeben, einmal kurz zusammenfassen wollte, so würde ich zu zwei freilich voneinander kaum zu trennenden Gedanken gelangen, die etwa folgendermaßen auszusprechen wären:
    1. Der Realismus bietet gegenüber den anti-realistischen Standpunkten ein widerspruchsfreies und harmonisches Weltbild dar, er allein ermöglicht die Wissenschaft.

    2. Wer einen einigermaßen regelmäßigen oder gar einen lückenlosen Kausalzusammenhang der Welt annimmt, muß auch die Existenz und Erkennbarkeit der Auwelt annehmen.
In den letzten Abschnitten ist gezeigt worden, daß der Begriff der Außenwelt als einer vom Denken unabhängigen, jenseits der Welt der Gedanken, des Gegebenen, der psychischen Inhalte überhaupt gelegenen, ein denkbarer Begriff ist, daß genügend wertvolle Begriffe zu ihrer Bestimmung vorhanden sind, mag sie auch inhaltlich noch so weit von der Art des Psychischen abweichen. Aus den Überlegungen des ersten Abschnitts aber ergab sich, daß die Innenwelt, d. h. das Ganze der psychischen Inhalte, wie sie unmittelbar gegeben sind oder aufgrund der Erinnerung angenommen werden können, keinen lückenlosen Kausalzusammenhang, überhaupt keine hinreichende Regelmäßigkeit aufweist, wie sie die Wissenschaft in dem bei Weitem größeren Teil ihrer Induktionen verlangt.

Diese Beweise des Realismus sind natürlich nicht absolut; sie gehen vielmehr, wie alle Beweise, von bestimmten Voraussetzungen aus, die zugestanden werden müssen, soll der Beweis Gültigkeit haben. Wenn jemand einen strengen Kausalzusammenhang, eine exakte Naturwissenschaft leugnet, so wird er daher auch meine Beweise anfechten können. Nun glaube ich, daß die Überzeugung von der Richtigkeit des allgemeinen Kausalsatzes bei der überwiegenden Anzahl der wissenschaftlich tätigen Menschen durchgedrungen ist, diese werden dem Kausalbeweis als dem einfachsten den Vorzug geben, für die anderen aber wird der allgemeinere Beweis aus dem Gedanken der Regelmäßigkeit mehr in Betracht kommen. Denn dieser Beweis schließt sich unmittelbar an denjenigen Gedanken an, der den naiven Menschen selbst zum Realisten macht, infolgedessen daher auch der später vielleicht anti-realistisch gesinnte Wissenschaftler ursprünglich Realist gewesen ist. Nicht als Ursache denkt der naive Mensch die Außenwelt, sondern als das beharrende in der Erscheinungen Flucht: die Welt wird einfacher, regelmäßiger, wenn man sich denkt, daß die wahrgenommenen Dinge auch dann noch existieren, wenn man sie etwa infolge einer Abwendung des Auges nicht mehr wahrnimmt, daß die Dinge in ihrem Sein überhaupt von dem krausen und wirren Fluß der auf sie gerichteten Gedanken unabhängig sind.

Wird dieser Gedanke wissenschaftlich entwickelt, wird er zu Ende gedacht, so erweist er sich schließlich identisch mit der oben im ersten Abschnitt als allgemeinster Induktionsobersatz bezeichneten Grundvoraussetzung der Wissenschaft, insbesondere der Naturwissenschaft, und schließt dann, wie gezeigt, auch die Annahme eines allgemeinen Kausalzusammenhangs als Teilnahme in sich.

Die Berechtigung dieser als Voraussetzung für den Beweis des Realismus benutzten Annahme kann daher niemand, der ernsthaft denken, Wissenschaft treiben will, in Abrede stellen: sie ist seine eigene Voraussetzung; wohl aber kann die Frage aufgeworfen werden und ist aufgeworfen worden, welcher Natur denn eigentlich der ganze Gedanke ist.

Wir haben ihn oben als eine Hypothese bezeichnet, die aller Induktion zugrunde liegt, und die beständig durch die mit ihrer Hilfe gewonnenen Erkenntnisse bestätigt wird. Wenn ich annehme, ein Sachverhalt, der unter bestimmten Bedingungen beobachtet worden ist, werde sich auch in den nichtbeobachteten Fällen finden, so sind mit diesen natürlich alle wirklichen Fälle gemeint, also auch solche der Außenwelt, aber nie kann Beobachtung diese Annahme bestätigen, da doch in ihr nie unmittelbar die Außenwelt, sondern mit Sicherheit zunächst nur das Gegebene, also etwas Innerweltliches erfaßt wird: daß die Außenwelt erkannt wird in der Beobachtung, ist ja selbst stets etwas Hypothetisches. Die Einzelbeobachtungen mögen also eine Bestätigung der Hypothese im Allgemeinen sein, das spezifisch realistische in ihr können sie nicht bestätigen. Bei einer solchen Überlegung möchte man wohl versucht sein, eine andere Begründung der Hypothese zu suchen. Der apriorische Weg ist nicht mehr gangbar, aber ein anderer steht noch offen: wenn man aus dem Gebiet der strengen logischen Begründung überhaupt hinausgeht, den Begriff der absoluten Wahrheit durch den der Zweckmäßigkeit ersetzt, wie das auch in einem ganz verwandten Fall, bei der oben besprochenen Bildertheorie, versucht worden ist.

In der Tat, warum muß denn die Welt gerade so regelmäßig sein, daß wir sie wissenschaftlich zu erkennen vermögen? Denkbar ist es jedenfalls auch, daß sie unregelmäßig, ungeordnet, ohne durchgehende Gesetzmäßigkeit ihren Gang geht. Oder mit Beziehung auf die Frage des Realismus ausgedrückt: es ist ansich ebenso gut denkbar, daß es nur eine Innenwelt gibt, wie daß außerhalb derselben noch etwas anderes existiert. Wir haben die Wahl zwischen zwei Gesamtauffassungen, die sich gegenseitig ausschließen, von denen aber keine absolut bewiesen werden kann; worauf ist da die Wahl zu gründen? Denken wir an die oben im VIII. Abschnitt gegebenen kurzen Erörterungen der Frage des Begründens zurück. Absolut sicher, mußte ich gestehen, ist keine Erkenntnis, kein Urteil, eben weil es eine Erkenntnis, ein Urteil ist. Aber darum ist nicht alles gleich unsicher. Die sogenannten formalen Grundsätze des Denkens sind selbstgewiß, unmittelbar einzusehen, also praktisch als gesichert zu betrachten; irgendwelche materialen Sätze aber über das Wirkliche, die so eine verhältnismäßige Sicherheit bieten würden, gibt es nicht: alle Sicherheit ist hier auf das Gegebene beschränkt, alle Erkenntnis aber geht über das Gegebene hinaus. Es gibt also keine Erkenntnis des Wirklichen, die als evidenter, beweislos gesicherter Ausgangspunkt des Denkens genommen werden könnte; gesichert sind nur die Zusammenhänge der Erkenntnisse, nicht diese selbst.

Daraus folgt, daß nebeneinander mehrere voneinander gänzlich verschiedene, einander selbst widersprechende Gesamtsysteme von Sätzen bestehen können, die in sich selbst widerspruchslos zusammenhängen, von denen aber keines mehr als die anderen Anspruch auf eine absolute Wahrheit erheben kann: Da kein Ausgangspunkt absolut sicher ist, so sind mit ihm auch alle abgeleiteten Sätze hypothetisch.

Zwei solche nebeneinander mögliche Gedankensysteme wären nun das des Realismus und das des Konszientialismus, das der exakten Wissenschaft und das eines auf eine solche Wissenschaft verzichtenden Skeptizismus, jedes in sich selbst widerspruchslos, und jedes dem anderen widersprechend. Keines von beiden kann vollkommen bewiesen, keines sicher ausgeschlossen werden.

Eine Entscheidung zwischen beiden aus logischen Gründen scheint also unmöglich; und wenn doch das System des Realismus, der exakten Wissenschaft angenommen wird, so geschieht das einfach, weil es das zweckmäßigere, weil es das einzig brauchbare ist für den Menschen. Nicht beweisbar, nicht einmal induktiv beweisbar also wäre der Realismus; er wäre im letzten Grund etwas Subjektives, nur von den praktischen Zwecken des Menschen aus - relativ - berechtigtes.

Wir haben hier wieder einen zwar eigentlich nicht positivistischen aber doch von den Positivisten vertretenen Gedanken, wie er besonders von AVENARIUS und MACH betont worden ist. - Es ist ja das Merkwürdige des positivistischen Standpunktes, daß seine Hauptgedanken mehr oder weniger miteinander in Widerspruch stehen: die Wissenschaft soll auf das Gegebene, die psychischen Inhalte, beschränkt sein, aber die Erkenntnis des Nicht-psychischen wird für ebenso sicher oder eigentlich für viel sicherer gehalten. Tatsächlich ist man Konszientialist, die Tendenz aber ist die des strengsten Realismus. So widerspricht auch der Gedanke, daß in letzter Linie die Zweckmäßigkeit, die Angemessenheit einer Weltauffassung für die Erhaltung des Lebens, für die Aufhebung von Vitaldifferenzen im Gehirn über ihre Wahrheit entscheidet, daß es keine absolute Wahrheit gibt, dem positivistischen Hauptsatz, daß nichts Hypothetisches in der Wissenschaft zugelassen werden soll. Es ist die anti-metaphysische Tendenz im Positivismus, die hier zu Wort kommt: das Wörtchen "absolut" soll vernichtet werden, als wenn die Annahme einer absoluten Wahrheit, das heißt einfach einer Wahrheit, etwas Unwissenschaftliches wäre.

Mag nun die Tendenz des Gedankens sein, welche sie wolle, wir haben hier einfach zu fragen, ob er richtig ist. Der Realismus stellt zweifellos die zweckmäßigere Auffassung der Welt dar, er wird den Bedingungen unseres Lebens, der Wissenschaft ganz anders gerecht als der Konszientialismus; aber ist das wirklich ein möglicher Grund für seine Annahme, und folgt daraus, daß er nur eine relative Wahrheit besitzt, Wahrheit nur für unser nun einmal auf ihn zugeschnittenes subjektives Denken?

Ich meine, im Gedanken der Zweckmäßigkeit des Realismus liegt selbst eine Beobachtung, eine Erkenntnis, die nur vom realistischen Standpunkt aus möglich ist. Wenn es wirklich wahr ist, was der Relativist behauptet, daß das System des Relativismus, der exakten Wissenschaft den Bedingungen unseres Gehirnlebens, unseres Daseins überhaupt am Besten angepaßt ist, was kann mit dieser Angepaßtheit anderes gemeint werden, als dies, daß eine derartige Ordnung in der Welt besteht, daß die realistischen Gedanken die besten Aussichten haben, sich gegenüber den anderen durchzusetzen, daß das Gehirn, das sie hervorbringt, anderen Gehirnen, die sie nicht hervorbringen können, im Kampf ums Dasein überlegen ist? Mit einem Wort: im Gedanken der Angepaßtheit selbst ist die Annahme einer gesetzlichen Ordnung, einer durchgehenden Regelmäßigkeit des Weltlaufs schon enthalten.

Und weiter, die Überzeugung, daß der Realismus eine zweckmäßigere Weltauffassung ist als der Konszientialismus, ist selbst nur induktiv durch Verallgemeinerung der tatsächlichen Beobachtungen, durch ein Überschreiten der Innenwelt zu gewinnen; sie kann daher nicht zusammen bestehen mit einem noch so leisen Zweifel an der Möglichkeit dieser Transzendenz der Innenwelt, an der Möglichkeit allgemeiner Induktionen.

Der Gedanke der Zweckmäßigkeit des Realismus kann also nicht dazu verwendet werden, diesen Standpunkt als einen lediglich relativ gültigen zu charakterisieren; es kann aber andererseits auch nicht als prinzipielle Begründung derselben dienen, eben weil er erst auf dem Boden desselben möglich ist, weil er ihn logisch zur Voraussetzung hat.

Die Zweckmäßigkeit des Realismus ist zweifellos außerordentlich wirksam gewesen für seine Entwicklung und Verbreitung, sie ist eine Ursache für sein Dasein, aber kein logischer Grund für seine Richtigkeit.

Wir werden uns daher wohl begnügen müssen, die realistische Weltauffassung, die Überzeugung vom durchgehenden Kausalzusammenhang, von der strengen Regelmäßigkeit des Weltgeschehens als die höchste Verallgemeinerung der menschlichen Erfahrungen anzusehen, die nie ihren hypothetischen Charakter verlieren, aber genauso logisch berechtigt ist, wie irgendeine Teilverallgemeinerung.

Es ist das Recht, das Wesen der Verallgemeinerung, so weit zu gehen, als sie ohne auf Einsprüche zu stoßen, gelangen kann. Wenn es daher gestattet ist, von beobachteten Fällen auf solche zu schließen, die ich noch sicher beobachten werde - womit ich nach konzientialistischer Auffassung noch in der Innenwelt bleiben würde, - so muß es auch gestattet sein, auf solche Fälle zu schließen, von denen ich annehmen kann, daß ich sie nicht beobachten werden, obgleich ich weiß, daß ich sie beobachten könnte, - und damit gehe ich sicher über die Innenwelt hinaus.

Einspruch gegen diese Verallgemeinerung kann nicht deshalb erhoben werden, weil sie nur weiter ist als die erste, er könnte nur erhoben werden aufgrund von Bedenken hinsichtlich ihrer Andersartigkeit. Diese Bedenken aber - es sind die gegen die Transzendenz gerichteten - haben sich mir als hinfällig erwiesen; der Realismus ist also eine logisch berechtigte Verallgemeinerung - mag er darum auch diesen Titel führen.



Schlußbemerkung

Vor fast allen anderen Wissenschaften hat die Mathematik den unschätzbaren Vorzug, in einem geschlossenen Gang von Satz zu Satz, von Beweis zu Beweis fortschreiten zu können; sie vermag ihre Erkenntnis so anzuordnen, daß eine jede durch die vorhergehenden streng bewiesen ist. Jeder Zirkelschluß, aber auch jeder Anschein eines solchen, ist vermeidbar. Die Ursache davon ist, daß die mathematischen Sätze streng allgemeingültig, daß sie keine Induktionen sind.

Man hat gemeint, auch der Logik und Erkenntnistheorie apriorischen Charakter zusprechen zu können, in dem Sinne, daß diese Wissenschaften, oder besser diese Wissenschaft - beide bilden ja nur eine einzige - ohne Rücksicht auf Einzelfälle rein aus den Begriffen des Denkens, des Urteilens usw. heraus ihre Sätze mit strenger Allgemeingültigkeit ableitet. Wir haben nun gewiß rein aus diesen Begriffen heraus mancherlei wichtige Erkenntnisse zu gewinnen versucht, aber wie oft mußten wir nicht die Erfahrung anrufen, wie oft auf Untersuchungen verweisen, deren Ergebnisse wir zum Beweis unserer Sätze benötigten, ohne daß diese Ergebnisse als allgemein gesichert angesehen werden konnten, oder im Rahmen dieser Arbeit eine ausführliche Begründung derselben möglich war!

Es ist aber das Kennzeichen und Schicksal aller induktiven Forschung, daß sie das Allgemeine aus dem Einzelnen und das Einzelne aus dem Allgemeinen beweisen muß, daß jedes zur Bestätigung des anderen dienen muß. Gegenstand meiner Arbeit waren ganz allgemeine Probleme, die das Denken überhaupt betreffen; aber daß sie so allgemein sind, mußte doch auch bewiesen werden. Daraus, daß einige Urteile transzendent sind, folgt noch nicht, daß es alle sind, und daraus wieder nicht, daß auch alle Begriffe das Gegebene überschreiten. Begriffe und Urteile mußten also im Einzelnen untersucht werden. So scheint es, daß am zweckmäßigsten die ganze Arbeit mit einer Lehre vom Begriff, mit einer Lehre vom Urteil usw. eröffnet worden wäre.

Ich habe den umgekehrten Weg vorgezogen, das Transzendenzproblem zuerst ganz allgemein zu behandeln, weil die Hauptaufgabe war, bestimmte Einwände gegen die Transzendenz zu beseitigen, die selbst nicht nur ihrer Tendenz nach allgemein sind, sondern auch ihrem Wesen nach, wie z. B. der positivistische, gar nicht in speziellen Eigenheiten des Urteils oder des Begriffs wurzeln.

Der Nachweis der Transzendenz mußte insofern allgemein geführt werden, die Bedeutung des Problems für Begriff und Urteil aber war nur anzudeuten, - derselben in eingehender Einzelerörterung gerecht zu werden, bleibt als weitere Aufgabe bestehen.

LITERATUR - Willy Freytag, Der Realismus und das Transzendenzproblem, Halle a. d. Saale 1902