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WILLY FREYTAG
[mit NS-Vergangenheit]
Der Realismus und das
Transzendenzproblem

[Versuch einer Grundlegung der Logik]
[2/8]

"In einem verderblichen Zirkel bewegt sich das Denken des Naturforschers. Der schlecht bekannten, schlecht zu erforschenden Innenwelt glaubt er entgehen und sich unmittelbar der so greifbar vor ihm liegenden Außenwelt bemächtigen zu können; meint er aber, diese erfaßt zu haben, so zerfließt sie ihm in der Hand wie ein Phantom, und was er als einziges Besitztum zurückbehält, ist ein Stück eben der Innenwelt, von der er nichts wissen wollte."

"Die Analyse aller Gegenstände, die uns gegeben werden können, führt zuletzt auf solche zurück, die uns in der Sinnes- oder in der Selbstwahrnehmung als wirklich gegeben sind. Soll die Wirklichkeit und Beschaffenheit dieser Gegenstände objektiv gewiß, d. h. für alle die gleiche sein, so muß allem Anschein nach ein vom vorstellenden Subjekt unabhängiges Seiendes angenommen werden, dessen Bedingungen bei wiederholter innerlicher oder Selbstwahrnehmung die gleichen sein können. Wir müssen demnach ein gesetzmäßig Wirkendes als Seiendes voraussetzen, das vom vorstellenden Subjekt als solchem unabhängig besteht, ein Transzendentes."

II. Abschnitt
Der Realismus in der
anti-realistischen Philosophie

§ 1. Der Standpunkt des naiven Realismus ist der verbreitetste philosophische Standpunkt überhaupt, wenn man nämlich auch den Standpunkt des naiven Menschen als einen philosophischen anerkennen will; als Standpunkt von Philosophennnn im engeren Sinn aber ist er in einer sehr merkwürdigen Weise beschränkt. Seine philosophischen Anhänger, die Empiriokritizisten, behaupten zwar, kein Mensch, auch der Philosophe nicht, kann ihn tatsächlich verlassen, außer in Gedanken, aber es muß zugegeben werden, daß er tatsächlich oft genug - und wie wir noch sehen werden, nicht zum Wenigsten von AVENARIUS und seiner Schule selbst - verlassen worden ist. In gewissem Sinne jedoch liegt der Behauptung der Empiriokritizisten doch etwas Wahres zugrunde. Der Standpunkt des Realismus kann wohl einmal tatsächlich verlassen werden, aber niemals auf die Dauer. Nicht nur, daß der Mann, der in der Theorie Anti-Realist zu sein behauptet, in der Praxis durchaus der gewohnten Weise des realistischen Denkens folgt, - dieser Widerspruch ist zum Teil nur scheinbar; - und nicht nur, daß der erkenntnistheoretisch sich unbezwinglich dünkende Solipsist offen erklärt, eben der theoretisch unwiderlegliche Solipsismus sei praktisch einfach Unsinn, - ein Widerspruch, bei dem man sich unmöglich beruhigen kann; - sondern in den theoretischen Auseinandersetzungen selbst scheint es das unentrinnbare Schicksal aller prinzipiellen Anti-Realisten, nicht nur hier und da infolge gelegentlicher Unachtsamkeit, sondern mit absoluter Regelmäßigkeit an bestimmten Punkten in das Fahrwasser des Realismus hinein zu steuern, meist freilich ebenfalls, ohne ein klares Bewußtsein davon zu haben.

Gerade hierin zeigt sich die eigentümliche Kraft des realistischen Gedankens, daß er unbezwinglich in der Tiefe des menschlichen Denkens weiterwirkt, dessen Gesamtrichtung bestimmend, auch wenn an der Oberfläche entgegengesetzte Strömungen den Sieg davon getragen haben.

Es ist merkwürdige, der logische Zusammenhang des Kausalgedankens und der realistischen Weltauffassung ist so einfach und doch hat man erst in den letzten Jahrzehnten ernsthafter daran gedacht, von der weniger bestrittenen Voraussetzung eines lückenlosen oder zumindest ausgedehnteren Kausalzusammenhangs aus die heißer umstrittene Frage des Realismus zu entscheiden. EDUARD von HARTMANN scheint der erste gewesen zu sein, der einen ausgiebigen Versuch in dieser Richtung gemacht hat; und weiter merkwürdig, man sollte meinen, der Gedanke, kaum ausgesprochen, hätte zünden müssen, und die veralteten anti-realistischen Gedanken auf immer beseitigen - weit gefehlt: einige wenige Nachfolger hat HARTMANN wohl gefunden; im Übrigen aber gedeiht der Anti-Realismus üppiger als zuvor. Er dringt jetzt ein in Wissenschaften, denen man das Wort vom strengen Kausalzusammenhang geradezu zum Sinnspruch geben könnte; er wird verfochten von Logikern in demselben Buch, in dem sie ernsthafte und langwierige Untersuchungen über die Regeln der induktion anstellen, in dem sie keinen Anstand nehmen, der strengen Allgemeingültigkeit des Kausalsatzes bedingungslos zuzustimmen.

Unter der Oberfläche aber dieser widerspruchsvollen Aufstellungen und Meinungen arbeitet der realistische Gedanke ruhig weiter, und eben da, wo nicht in mehr oder weniger traditionellen Wendungen über das Kausalproblem gestritten, sondern der Kausalgedanke selber einmal gedacht wird, da stellt sich zugleich auch der unlösbar mit ihm verbundene realistische Gedanke ein, und indem er an die Oberfläche des bewußten Denkens dringt, macht er den innerlich schon vorhandenen Widerspruch auch äußerlich sichtbar.

Wie erklärt sich nun dieser tiefe Zwiespalt im Denken? Das ernsthafte Ausdenken des Kausalgedankens geschieht in einem realistischen Sinn, in der allgemeinen Reflexion aber über den Kausalgedanken ist das realistishe an demselben schon wieder der Aufmerksamkeit entfallen, - so folgt, die Wurzeln des Anti-Realismus müssen in Gedanken liegen, die keine unmittelbare Beziehung zum Kausalproblem haben.

Eine Übersicht über die wichtigeren diese Frage betreffenden Ausführungen insbesondere der Logiker wird uns in der Tat zeigen, wie friedlich die anti-realistischen Gedanken neben der ausgesponnensten Theorie der Induktion des Kausalsatzes einherlaufen können, wie wenig bisher ein ernsthaftes Zusammendenken jener sogenannten erkenntnistheoretischen und dieser logischen Aufstellungen stattgefunden hat. Es wird so auf der einen Seite deutlicher werden, worin eigentlich die natürliche Kraft des Realismus besteht, auf der anderen, wie wenig dieselbe ausreicht, die prinzipiellen erkenntnistheoretischen Zweifel zu vernichten.

Wie wenig die erkenntnistheoretische Vorentscheidung von den Überlegungen der induktiven Logik aufgefochten zu werden pflegt, zeigen sogleich diejenigen Philosophen, denen wir die entscheidenden Leistungen für das Induktionsproblem selbst verdanken.

Sowohl HUME, der den Grundgedanken der neuen Wissenschaft zutage förderte, wie JOHN STUART MILL, der sie systematisch ausbildete, waren erkenntnistheoretisch Anti-Realisten, Konszientialisten in unserem Sinne. Besonders bei HUME ist die Inkonsequenz auffallend: er denkt gar nicht daran, daß der entscheidende Beweisgrund gegen die Allgemeingültigkeit des Kausalsatzes nicht in der Unmöglichkeit, ihn deduktiv oder induktiv zu beweisen, sondern vielmehr in dem Standpunkt liegt, den er selbst einnimmt. Denn wenn wir den Satz auch nicht beweisen können, so kann er doch richtig sein - und HUME selbst gibt ja die Gründe an, die uns veranlassen müssen, ihn für richtig, wenn auch nicht für bewiesen zu halten; - er könnte aber unmöglich richtig sein, wenn HUME Recht hätte und die Wirklichkeit aus nichts als einer Folge von Empfindungen bestehen würde, wenn alles, was wir zur Erkenntnis haben, sich auf impressions und ideas beschränkt. Dann würden wir nicht einmal behaupten können, daß unsere Erfahrung den Satz wenigstens bestätigt.

Bei MILL liegt es etwas anders: er steht im Grunde auf dem Standpunkt HUMEs, daß Empfindungen den alleinigen Inhalt der Wirklichkeit ausmachen; die genauere Beschäftigung mit Psychologie und Physik aber hat ihm gezeigt, daß die Gesetze der physischen Welt nicht zusammenfallen mit denen des Geistes, d. h. den Assoziationsgesetzen (vgl. "Examination of Sir William Hamiltons philosophy", sechste Ausgabe, Seite 264), daß eine Sensation selten durch eine andere Sensation verursacht wird (a. a. O. Seite 237). So sucht er beide Standpunkte zu vereinigen, indem er neben den Sensationen noch Möglichkeiten von solchen (possibilities of sensation) als Bestandteile der Wirklichkeit anerkennt. Schon die Worte zeigen, daß hier eine Unklarheit oder besser eine Unentschiedenheit des Gedankens vorliegt: der Begriff der Möglichkeit läßt sich nicht mit dem der Wirklichkeit vereinigen. Es muß etwas außer den Sensationen existieren - das zeigen die Naturgesetze -, ein unbekannter Träger von Sensationen aber soll nicht angenommen werden - wohl nach dem Gesetz der Sparsamkeit -, so entsteht der Begriff einer "Möglichkeit" von Wahrnehmungen, die zur Wirklichkeit gehört, aber doch eigentlich nichts wirklich Existierendes bezeichnnet. MILL ist daher mit Recht wegen dieses Begriffes angegriffen worden, und seine Verteidigung scheint uns die Unklarheit nicht gehoben zu haben. Einem Kritiker, der ihm vorwirft, daß er nicht beweisen kann, ob es Dinge unabhängig von unserem Bewußtsein gibt, gesteht er zu:
    "Ich glaube nicht, daß die Existenz außerhalb unseres Geistes von irgendetwas, ausgenommen von anderen Geistern, bewiesen werden kann. Aber die permanenten Möglichkeiten sind außen von uns in dem einzigen Sinn, um den wir uns zu kümmern brauchen; sie werden nicht durch den Geist selbst geschaffen, sondern nur von ihm erkannt." (a. a. O. Seite 239)
Und Seite 260 spricht er von den "Erscheinungen meines eigenen Bewußtseins, welche ich als Körper von anderen Menschen bezeichne". So sind die dauernden Möglichkeiten von Wahrnehmungen stets in Beziehung zu einem Geist zu denken, sie existieren in ihm (Seite 261).

Demgegenüber genügt die Frage, was die Möglichkeiten der Wahrnehmung waren, als noch kein Geist existierte, um deutlich zu machen, daß hier ein großer Widerspruch vorliegt: entweder gibt es einen lückenlosen Kausalzusammenhang in der Natur, dann existieren Dinge oder Inhalte auch außerhalb jedweden Bewußtseins, sowohl in der Gegenwart, wie in Vergangenheit und Zukunft, oder es gibt Inhalte nur sofern es Geister gibt, dann ist auch keine vollständige Kausalreihe anzuerkennen.

§ 2. Fast noch schlechter als der Konszientialismus kommt der Phänomenalismus mit dem Induktionsproblem aus. Er leidet ja von vornherein an dem Widerspruch, die Existenz eines Etwas anzunehmen, von dem er doch zugleich behauptet, daß man nichts von ihm wissen kann. Je nach der besonderen Färbung des Standpunktes nun wird mit Anerkennung der Induktion dieser Widerspruch verstärkt oder der oben beim Konszientialismus gerügte hinzugefügt.

Nimmt der Phänomenalist an, daß in der Welt eine Kausalität besteht, so muß er entweder zugestehen, daß wir von der Außenwelt mehr wissen, als das eine, daß es so etwas gibt; wir müssen wissen, daß sie zusammen mit der Welt des Bewußtseins eine lückenlose Folge von Ursachen und Wirkungen bildet; - soviel jedoch kann man als Phänomenalist nicht von der Außenwelt wissen. Oder aber, er hält sich strenger an sein Programm, bleibt dabei, daß wir von der Außenwelt nichts wissen - abgesehen von dem, daß sie existiert -, dann gerät er auf dieselben Klippen, an denen der Konszientialismus scheitert. Denn ob ich annehme, es gibt keine Welt außerhalb des Bewußtseins, oder ob ich nur sage, es gibt wohl eine solche Außenwelt, aber wir wissen nicht von ihr, unsere Erkenntnis ist auf die Welt des Bewußtseins, die Innenwelt beschränkt, - in beiden Fällen muß ich gleicherweise die Gültigkeit des Kausalsatzes verneinen. Denn da der Kausalsatz nicht a priori gilt, sondern eine auf Erfahrungen begründete Hypothese ist, der Phänomenalismus aber die Möglichkeit einer über die Welt des Bewußtseins hinausgehende Erkenntnis, Erfahrung verwirft, so muß von diesem Punkt aus, weil das Ganze seiner Erfahrungen gegen einen lückenlosen Kausalzusammenhang spricht, auch der Kausalsatz als unbegründet zurückgewiesen und sein Gegenteil als durch die Erfahrung bewiesen angenommen werden.

Der strenge Phänomenalismus widerspricht also der Voraussetzung aller Induktion ebenso schroff wie der Konszientialismus. Der Phänomenalismus überhaupt aber ist ein Versuch, zwischen den Extremen des Konszientialismus und des Realismus zu vermitteln; und wie alle vermittelnden Standpunkte hat er zu Zeiten die Majorität für sich: die Mehrzahl der Philosophen nicht nur, sondern aller für erkenntnistheoretische Fragen interessierten Menschen sind Phänomenalisten gewesen und auch heute noch kann der Phänomenalismus über die größte Zahl von Anhängern verfügen. Er ist eben vor allem ein praktischer Standpunkt, der die erkenntnistheoretischen und psychologischen Grundlagen des Konszientialismus scheinbar harmonisch mit dem, was der sogenannte gesunde Menschenverstand lehrt, zu vereinigen weiß, und zum Letzten nicht zum Wenigsten auch noch das Verdienst hat, den Bedürfnissen des Gemütes Rechnung zu tragen, indem er den theologischen oder metaphysischen Spekulationen reichlichen Spielraum gewährt. Dem Charakter eines Vermittlungsstandpunktes ist der Phänomenalismus aber auch darin getreu, daß die Vermittlung, die er erstrebt, an der Oberfläche bleibt: er ist ein äußerliches Konglomerat von Sätzen, die logisch unvereinbar bleiben. Je nach der besonderen Natur des Philosophen oder der Frage, die er behandelt, tritt daher das eine der beiden gegensätzlichen Elemente, das konszientialistische oder das realistische wieder aus der Vereinigung stärker hervor, das letztere aber, mag der Philosoph sonst noch so idealistisch gesinnt sein, stets dann, wenn es sich um eine kausale Erklärung, wenn es sich um die Gültigkeit des Kausalsatzes handelt.

Für LOCKE sind die Dinge der Außenwelt bloße Träger von Ideen, von denen wir nicht wissen, ob sie außerhalb unseres Geistes überhaupt existieren; wenn aber die Frage nach der kausalen Erklärung der Ideen, der Bewußtseinsinhalte, zur Erörterung steht, dann wird das naturwissenschaftlich-atomistische Weltbild anstandslos anerkannt.

Für die merkwürdige Gestaltung, die KANT dem Phänomenalismus gegeben hat, ist vielleicht nichts so entscheidend gewesen wie die beständige Rücksicht, die dieser Denker seit seiner Bekanntschaft mit NEWTONs Werk den allgemeinen Sätzen der Naturwissenschaft und insbesondere dem Kausalsatz [meyerson2] widmete. Er war einer der ersten,, der es unumwunden aussprach, daß die Gesamtheit der Bewußtseinsinhalte keinen lückenlosen Kausalzusammenhang darstellt, der aus ähnlichen Erwägungen geradezu die Notwendigkeit ableiten würde, eine Welt außerhalb des Bewußtseins, eine Welt der Materie, anzunehmen, und wenn er trotzdem diese Welt außerhalb des Bewußtseins, die physische Welt, wieder in eine Scheinwelt, einen mundus phaenomenon, verwandelt, so macht er sich damit eines Widerspruchs schuldig, der ihm schon von seinen ersten Kritikern mit Recht vorgeworfen wurde. Es findet sich eben gerade in seinem philosophischen System jener Gegensatz von konszientialistischen und realistischen Elementen, der für allen Phänomenalismus charakteristisch ist, in einer fast extremen Formulierung; aber bezeichnenderweise tritt die realistische Auffassung gerade da hervor, wo die Allgemeingültigkeit derjenigen Sätze in Frage steht, die wir heute als Teilsätze des allgemeinen Induktionsobersatzes bezeichnen würden, der von KANT so genannten Analogien der Erfahrung.

Der Phänomenalismus LOCKEs und der KANTs sind nun die beiden Hauptmuster, nach denen sich die neueren Ausgestaltungen des Phänomenalismus im Wesentlichen gerichtet haben. Nur in einzelnen Dingen sind Veränderungen eingetreten. Wie die heutige Zeit allgemein unter dem Zeichen einer Reaktion gegen den Materialismus steht, der noch vor wenigen Jahrzehnten Miene machte, die Welt des Gedankens sich gänzlich zu unterwerfen, so gibt auch der Phänomenalist seiner Abneigung gegen diese Weltauffassung einen unzweideutigen Ausdruck: obgleich er eigentlich nicht weiß, wie die Welt, oder die Außenwelt beschaffen ist, soviel scheint ihm doch sicher zu sein, daß sie nicht atomistisch, nicht materialistisch aufgefaßt werden darf.

Überhaupt läßt sich eine stärkere Hinneigung zu einem schroffen Anti-Realismus, also zum Konszientialismus, nicht verkennen: offenbar ist der kräftigere, viel konsequentere Konszientialismus - er nennt sich meist Idealismus - im Begriff, den schwächlichen, vermittelnden Phänomenalismus aus dem Feld zu schlagen; und es würde ihm zweifellos gelingen, wenn nicht immer wieder das Leben und die Naturwissenschaft ihr Recht verlangen würden.

Alle Theorien färben sich konszientialistisch, die Erkenntnismöglichkeit der Außenwelt tritt immer weiter zurück, die Wissenschaften, die sich mit der Außenwelt befassen, gehen ihres Anspruches verlustig, diese überhaupt nur zum Gegenstand ihrer Urteile machen zu können - trotz alledem, ein instinktives Gefühl, scheint es, verhindert die letzte Konsequenz zu ziehen: man läßt die Naturwissenschaften neben der Psychologie doch weiter bestehen; man wagt sich sogar mit der Hoffnung zu schmeicheln, daß der Versuch, zu einer wissenschaftlichen Auffassung der Welt, auch der Außenwelt, zu gelangen, vielleicht doch noch einmal zu positiven Ergebnissen führen wird; und vor allem, man fährt fort, der Induktion trotz ihrer für den Phänomenalisten unannehmbaren Forderung, ohne jede Widerspruch einen Platz im wissenschaftlichen Denken zuzugestehen.

Bei der prinzipiellen Wichtigkeit des Standpunktes, von dem aus wie die Abscheidung der Außenwelt aus dem Reich des Erkennbaren, so auch die Trennung einer erkenntnistheoretischen Behandlung des Induktionsproblems und der Erkenntnistheorie überhaupt von der Logik noch am plausibelsten erscheinen möchte - denn vom konszientalistischen Standpunkt aus ist die ganze Frage einfach absurd - möge es gestattet sein, auf zwei neuere Ausführungen dieser Gedanken hier kurz einzugehen.

Unter den SIGWART letzthin gewidmeten philosophischen Abhandlungen befindet sich eine Arbeit von HEINRICH MAIER: "Logik und Erkenntnistheorie". Hier heißt es Seite 230:
    "Wenn es eine transsubjektive Wirklichkeit gibt, der empirischen Untersuchung ist sie jedenfalls verschlossen. "
Weiter Seite 231:
    "Sie (die Logik) hat den immanenten Wahrheitsbegriff, der im subjektiven Wahrheitsbewußtsein seinen Ausdruck findet und den Begriff der Erscheinungswirklichkeit, der dem immanenten Wahrheitsbegriff entspricht, festzuglegen."
Wir haben also hier zunächst einen Anti-Realismus, zugespitzt auf die Behauptung, daß keine empirische Wissenschaft, daher auch die Logik nicht mit einer transzendenten Welt, einer Welt jenseits des Bewußtseins etwas zu tun hat; dann aber werden die engen Schranken der Bewußtseinswelt plötzlich durchbrochen mit dem Begriff der "Erscheinungswirklichkeit": es wird von den Forschern in allen Gebieten "der Natur" also nicht bloß von Psychologen gesprochen, und MAIER fährt fort:
    "Damit ist sie (die Logik) nicht mehr auf die Sphäre der analytischen Denkakte beschränkt" ... "Sie zieht vor allem auch die synthetischen Funktionen in den Kreis ihrer Betrachtung, und Begriffe, wie Sein und Existieren, Ding und EIgenschaft, Stoff und Kraft, Ursache und Wirkung, Mittel und Zweck, Raum und Zeit, Geschehen und Veränderung usw., sind in ganz anderer Weise Objekte logischer Bearbeitung."
Nach dem oben Bemerkten brauche ich nicht zu wiederholen, daß derartige Untersuchungen für einen Standpunkt, von dem alles Transsubjektive als unerkennbar gilt, einfach unsinnig sind. Nimmt man einen Kausalzusammenhang an - und das muß MAIER tun, da er die Naturwissenschaften anerkennt, - hält man den Begriff des Dings aufrecht usw., dann muß man über die subjektive Welt hinausgehen.

Es ist ein Beweis für die Kraft des Überlieferten, daß MAIER trotzdem daran festhält, die Erscheinungswirklichkeit sei subjektiv; um noch eine Stelle anzuführen (Seite 236):
    "Die Meinung ist von vornherein abzuwehren, als ob es irgendwie gelingen könnte, das Absolute in seiner reinen vom Denken völlig losgelösten Eigenart unmittelbar zu fassen. Ist das Absolute überhaupt erreichbar, so erschließt es sich nur dem reflektierenden Denken. Und das Kriterium, an dem die Richtigkeit der transzendenten Erkenntnis gemessen werden kann, ist doch zuletzt wieder ein immanenter Zustand dieses Denkens ..."
Wenn wir den Merkwürdigen Begriff des Absoluten, dessen Eigenart losgelöst vom Denken nicht erfaßbar und doch vielleicht dem reflektierenden Denken zugänglich sein soll, hier unerörtert lassen, die Meinung würde doch wohl sein, daß den Einzelwissenschaften, wie wir sie alle kennen, der Naturwissenschaft usw. lediglich die subjektive Welt des Bewußtseins erreichbar ist; daß aber darüber hinaus eine andere, etwas hypothetische Wissenschaft besteht, die Erkenntnistheorie, welche "zur Wissenschaft vom absoluten Geltungswert der Erscheinungswirklichkeit wird" (Seite 235f).

Es ist ein moderner Phänomenalismus, der hier auszugestalten versucht wird, ausgezeichnet durch ein deutlicheres Bewußtsein seiner das Wesen der Wissenschaft treffenden Folgen; die Begriffe aber, mit denen er arbeitet, tragen gar zu deutlich den Stempel der Unfertigkeit, des Widerspruchs an sich. Lassen wir daher noch einen anderen Vertreter dieses Standpunktes zu Wort kommen! Nach BENNO ERDMANN steht den Einzelwissenschaften eine allgemeinere gegenüber, deren Gegenstand die allen Wissenschaften gemeinsamen Voraussetzungen bilden; er bezeichnet dieselbe als Wissenschaftslehre und teilt sie in zwei verschiedene Disziplinen: die Erkenntnistheorie oder Metaphysik und die Logik. Für jede von beiden besteht ein besonderes für sich zu behandelndes Problem, das ERDMANN folgendermaßen bestimmt (Logik, Seite 9):
    "Wir müssen ein gesetzmäßig Wirkendes als Seiendes voraussetzen, das vom vorstellenden Subjekt als solchem unabhängig besteht, ein Transzendentes, und weiter behaupten, daß das Vorgestellte sich auf das Transzendente, das es vorgestellterweise setzt, bezieht, ihm irgendwie entspricht. Den einzelwissenschaftlichen Urteilen also, deren Gegenstände zuletzt auf solche gegebene Sinnes- oder Selbstwahrnehmung zurückzuführen sind, liegen Urteile zugrunde, deren Gegenstand das Transzendente ist ..."

    "Diese Beziehung des Vorgestellten überhaupt auf das Transzendente, die demnach von der Beziehung der einzelwissenschaftlichen Urteile auf das Vorgestellte wohl zu unterscheiden ist. ... "

    "Das erste Problem der Wissenschaftslehre ist demnach: Mit welchem Recht nehmen wir an, daß sich das Vorgestellte überhaupt auf ein Transzendentes bezieht?"
Die Untersuchung dieser Annahme also ist Aufgabe der Erkenntnistheorie oder Metaphysik. ERDMANN fährt fort (Seite 11):
    "Sie (die Metaphysik) scheidet dem entsprechend die theoretische Weltauffassung in zwei Stufen, die einzelwissenschaftliche, auf der jene Annahmen im Wesentlichen so unbesehen, wie die praktische Weltanschauung sie liefert, als selbstverständliche erhalten bleiben, und die metaphysische, auf der das gedankliche Gegenstück des Transzendenten allein vollendet werden kann, deren einsame Höhe allerdings für alle absehbare Zeit nur unsichere Standpunkte gewähren wird."
Das Problem der Logik leitet er dann folgendermaßen ab (Seite 12):
    "Wenn alle unsere Urteile zuletzt dem Transzendenten nach der Weise des Denkens entsprechen sollen, so müssen sie vorerst von ihren einzelnen Gegenständen gelten. Diese Gegenstände aber sind nicht das Transzendente als solches, sondern die Gegenstände, die uns ihren Elementen nach in sinnlicher oder Selbstwahrnehmung gegeben werden, d. h. das Vorgestellte, daß sie prädikativ zerlegen."

    "Mit welchem Recht nehmen wir an, daß es möglich ist, gültige Urteile über das Vorgestellte zu fällen?"
Dies also ist das Programm eines neueren phänomenalistischen Systems!

Der Konszientialismus selbst scheint nicht extremer formuliert werden zu können: über das in einer Sinnes- und Selbstwahrnehmung gegebene, über die Welt der Bewußtseinsinhalte hinaus dringt keine Erkenntnis der Wissenschaften, und gerade derjenigen am wenigsten, die als Naturwissenschaften im gewöhnlichen Sinne des Wortes, d. h. als Wissenschaften von der Außenwelt, schon in ihrem Begriff den Anspruch auf Erkenntnis derselben zu tragen scheinen.

Wohl wird von ihnen ständig der Versuch gemacht, Urteile über die Außenwelt zu gewinnen, ja sie selbst glauben, daß sie mit der Welt des Bewußtseins überhaupt nichts zu tun haben, halten diese vielleicht gar für eine Chimäre: eine ungeheure Selbsttäuschung! - nach der Meinung des Phänomenalisten! Das, was der Naturwissenschaftler für ein Ding der Außenwelt ansieht, löst sich in letzter Linie auf in Inhalte, die in Sinnes- und Selbstwahrnehmung, d. h. als Bewußtseinsinhalte gegeben sind. Nichts läßt sich ersinnen, kein Gegenstand läßt sich denken, der etwas anderes wäre, aus anderen Teilen bestände, als solchen Bewußtseinsinhalten.

In einem verderblichen Zirkel also bewegt sich das Denken des Naturforschers. Der schlecht bekannten, schlecht zu erforschenden Innenwelt glaubt er entgehen und sich unmittelbar der so greifbar vor ihm liegenden Außenwelt bemächtigen zu können; meint er aber, diese erfaßt zu haben, so zerfließt sie ihm in der Hand wie ein Phantom, und was er als einziges Besitztum zurückbehält, ist ein Stück eben der Innenwelt, von der er nichts wissen wollte.

Eine verzweifelte Sachlage fürwahr; doch schon zeigt sich die rettende Hand, freilich eine solche, die es den Naturwissenschaftler schwer ankommen wird zu ergreifen: die der Metaphysik.

Soweit sie in Gedanken konszientialistisch gerichtet, jetzt kommt das realistische Element im Phänomenalismus zum Durchbruch: über die Welt des in Sinnes- und Selbstwahrnehmung Gegebenen hinaus dringt keine Naturwissenschaft überhaupt keine Einzelwissenschaft, aber gänzlich verschlossen ist der menschlichen Erkenntnis die Außenwelt dann doch nicht; wenn auch eine sichere Kunde von derselben in absehbarer Zeit nicht zu erreichen sein wird, prinzipiell kann doch die Möglichkeit derselben nicht geleugnet werden: was die Einzelwissenschaften zu leisten nicht imstande sind, auch das Transzendente in seinem Wesen zu erkennen, das ist Aufgabe der Erkenntnistheorie oder, wie ERDMANN mit Recht vorzieht zu sagen, der Metaphysik.

Der alte Widerspruch des Phänomenalismus ist also auch hier nicht überwunden; eigentlich kommen wir mit unserem Denken nicht über die Welt des Bewußtseins hinaus und was wir für die Außenwelt halten, gehört in Wahrheit zur Innenwelt, trotzdem aber gibt es eine Wissenschaft, der es zumindest prinzipiell möglich sein soll, das Unmögliche zu vollführen.

Und wenn wir nun fragen, woher dieser widerspruchsvolle realistische Zug kommt, so ist wieder die Antwort: der Kausalgedanke ist unvereinbar mit einem streng konszientialistischen Standpunkt.

Schon im Zusammenhang des oben angeführten phänomenalistischen Programms stehen einige diesbezügliche Äußerungen. So lesen wir "Logik" Seite 9:
    "Die Analyse aller Gegenstände, die uns gegeben werden können, führt zuletzt, wie später im Einzelnen deutlich werden wird, auf solche zurück, die uns in der Sinnes- oder in der Selbstwahrnehmung als wirklich gegeben sind. Soll die Wirklichkeit und Beschaffenheit dieser Gegenstände objektiv gewiß, d. h. für alle die gleiche sein, so muß allem Anschein nach ein vom vorstellenden Subjekt unabhängiges Seiendes angenommen werden, dessen Bedingungen bei wiederholter innerlicher oder Selbstwahrnehmung die gleichen sein können. Wir müssen demnach ein gesetzmäßig Wirkendes als Seiendes voraussetzen, das vom vorstellenden Subjekt als solchem unabhängig besteht, ein Transzendentes ..." usw.
Ist der Sinn dieser Sätze nicht der, daß die Welt der Bewußtseinsinhalte eine feste Ordnung, eine Gesetzmäßigkeit erst erhält durch die Beziehung auf eine transzendente Welt, der sie irgendwie entspricht, daß der Bewußtseinsinhalt selbst also in gewisser Weise der Charakter eines Ungewissen und Unregelmäßigen anhaftet? Nur einen Schritt weiter, so würde sich das klare Zugeständnis ergeben: bei der Unregemäßigkeit des Auftretens der Bewußtseinsinhalte ist eine Induktion, die sich lediglich auf die Welt dieser Inhalte beschränken wollte, prinzipiell unmöglich; dann aber würde folgen, daß die induktiven Wissenschaften, also vor allem die Naturwissenschaften, notwendigerweise über die Welt des Bewußtseins hinausgehen und damit wäre das ganze phänomenalistische Programm aufgehoben.

Es wird aber auch tatsächlich aufgehoben: nicht in dieser programmatischen Erklärung selbst, aber wenige Seiten weiter in einer Ausführung, die ERDMANN selbst als ein "Fragment metaphysischer Erwägung" bezeichnet (Seite 84) und die (Seite 83) folgendes Zugeständnis enthält:
    "Wo von einem Gegenstand die Wirklichkeit ausgesagt wird, ist das sachliche Subjekt dieses Urteils nicht der Gegenstand oder das Vorgestellte als solches, sondern vielmehr das Transzendente, das als die Seinsgrundlage dieses Vorgestellten vorausgesetzt wird, in dem sich das Vorgestellte darstellt. Das Transzendente soll dabei nicht als das Unerkennbare, nur in einer Grenzvorstellung ohne Wesensbestimmung Erreichbare angenommen werden, sondern seine Transzendenz soll nur in der Unabhängigkeit vom Vorgestelltwerden bestehen. ... Derjenige Gegenstand wird daher, metaphysisch genommen, Wirklichkeit haben, dem im Transzendenten ein Substrat oder einfacher, wenngleich unsicherer, ein transzendentes Substrat entspricht. Das Kriterium dafür, welchen Gegenständen ein transzendentes Substrat zuzuerkennen ist, besteht darin, daß sie uns unabhängig von unserem Willen gegeben werden, daß sich also in ihnen ein Transzendentes als von uns unabhängig wirksam offenbart ..."
Daß diese "metaphysische Erwägung" in die Logik aufgenommen ist zur Klärung eines offenbar logischen Problems - der einzelwissenschaftlichen Scheidung der Gegenstände in reale und ideale (a. a. O. Seite 81) - müßte ansich als Widerspruch angerechnet werden; weit deutlicher aber tritt der Widerspruch im Inhalt der Erwägung selbst zutage.

Kein einzelwissenschaftliches Urteil, hieß es im Programm, richtet sich auf das Transzendente; hier aber erfahren wir, jedes Urteil, in dem Wirklichkeit ausgesagt wird, sagt diese Wirklichkeit vom Transzendenten aus. Da nun eine unendliche Menge von einzelwissenschaftlichen Urteilen Wirklichkeit aussagen, so folgt, daß die Einzelwissenschaften zum Gegenstand bestimmter Urteile doch das Transzendente haben, und, da das Wirkliche überhaupt Gegenstand der naturwissenschaftlichen, der einzelwissenschaftlichen Untersuchung ist, daß die Einzelwissenschaften das Transzendente überhaupt zum Gegenstand ihrer Erkenntnis haben.

Denn dieses Zugeständnis, daß das Subjekt der Wirklichkeitsurteile das Transzendente ist, führt weit über das übliche phänomenalistische hinaus, daß eine Außenwelt, eine transzendente Welt als wirklich anzunehmen ist: Subjekt der Wirklichkeitsurteile ist ja nicht die ganze Außenwelt auf einmal, nicht das Transzendente im allgemeinen, sondern ein durch den Begriff des Subjekts inhaltlich oder sonst wie bestimmtes Stück der transzendenten Welt. Wenn ich dem Mondberg in Afrika Wirklichkeit zu- oder abspreche, so spreche ich nicht der Außenwelt im allgemeinen Wirklichkeit zu oder ab, sondern dem durch den Begriff "Mondberg in Afrika" bestimmten Stück derselben.

Es ist die Behauptung aufgestellt worden, daß in allen Urteilen nichts anderes als Wirklichkeit ausgesagt wird; wie es sich damit nun auch immer verhalten mag, so viel ist sicher, daß ein wesentlicher Teil aller naturwissenschaftlichen Erkenntnisse eben diese Aufgabe hat, bestimmten Inhalten Wirklichkeit zu- oder abzuerkennen, d. h. dann aber, daß durch diese Erkenntnisse die transzendente Wirklichkeit auch inhaltlich bestimmt wird.

In der metaphysischen Erwägung gesteht also ERDMANN zu, nicht bloß, daß eine transzendente Welt angenommen werden muß, sondern auch, daß dieselbe durch einzelwissenschaftliche Urteile im Einzelnen inhaltlich bestimmt werden kann; sein Phänomenalismus ist zum vollen Realismus geworden.

Und worauf beruth diese realistische Wendung? Die im Zusammenhang mit dem eben Besprochenen stehenden weiteren Ausführungen, von denen oben einige Sätze angeführt wurden, geben uns Antwort: Das Transzendente ist das, was unabhängig ist vom Vorgestelltwerden, das Transzendente offenbart sich als das von uns, von unserem Willen unabhängig wirksame. Die Gegenstände, denen ein transzendentes Substrat zukommt, "treten unabhängig von unserem Willen in unser Bewußtsein ein" ... "und zeigen sich dann unter Umständen ohne unser Zutun verändert" (a. a. O. Seite 83)

Als solche Elemente, die ihre Ursache nicht in uns haben, deren Ursache im Transzendenten liegt, erkennt ERDMANN zunächst die Wahrnehmungen, dann aber auch andere Vorstellungen, Gefühle, neue Willensregungen (Seite 84).

Es ist also auch hier der Kausalgedanke, der den Phänomenalisten zwingt, realistisch zu denken und eine Welt außerhalb des Bewußtseins, eine transzendente Welt nicht nur als existierend, sondern auch, wie gezeigt wurde, als erkennbar anzunehmen.

Es erübrigt sich, noch mehr Beispiele anzuführen. Weit verbreitet sind ja die konszientialistischen und phänomenalistischen Gedanken; nicht überall aber ist der Widerspruch der allgemeinen anti-realistischen Grundauffassung und der realistischen Behandlung einzelner Probleme gleich deutlich; denn nicht immer bekennt man sich so offen und bewußt zum Konszientialismus oder Phänomenalismus, ohne damit eine völlige Umwälzung aller bisherigen Wissenschaft zu beabsichtigen. Auf solche Versuche, die Wissenschaft überhaupt in einem anti-realistischen Sinn neu zu gestalten, werden wir erst im nächsten Abschnitt näher eingehen. Hier kam es darauf an, zu zeigen, daß selbst bei starker, im Grund unbezwinglicher Neigung, die wissenschaftlichen Probleme realistisch zu behandeln, doch ein prinzipiell anti-realistischer Standpunkt möglich ist. Dieses Prinzipielle am Anti-Realismus, wird es nunmehr gelten vom weniger Wesentlichen und Zufälligen zu scheiden.

LITERATUR - Willy Freytag, Der Realismus und das Transzendenzproblem, Halle a. d. Saale 1902