ra-2ra-1 E. Dubois-ReymondMainländerM. VerwornLeonard Nelson    
 
ROBERT HAMERLING
Die Atomistik des Willens
[ 1 / 3 ]

"Der Ton kann sich nur in unserem Ohr, der Geruch nur in unserem Riechorgan, das Gesichtsbildu nur in unserem Sehorgan bilden, folglich auch nur da, nicht zugleich außer uns vorhanden sein. Warum sollte die Gesichtswahrnehmung vor den übrigen Sinneswahrnehmungen etwas voraushaben? Das vermeinte, zugleich  außer  uns real existierende Gesichtsbild ist ebenso ein Unding, wie der außerhalb unseres Ohrs, unserer Nase, unserem Gaumen in der Luft schwebende Ton, Geruch, Geschmack. Die  Vorstellung des Objekts,  oder das  vorgestellte Objekt  beruth ganz allein auf der Sinneswahrnehmung, ist also  nur in uns. Außer  uns ist nur das Objekt selbst, aber nicht das  vorgestellte,  sondern das für uns ganz  unvorstellbare,  daher  nicht  vorgestellte Objekt, das unbekannte Reale, welches auf unsere Sinnesorgane wirkt."

"Wenn ich das Pferd  in mir  habe, so brauche ich es glücklicherweise nicht zu  kaufen!,  scherzt vielleicht jemand. - Das Pferd brauchst du allerdings nicht zu kaufen, aber jenes vorläufig  unbekannte Reale  mußt du in deinem Stall haben, welches dir dazu verhilft, das  Pferd  immer von Neuem in dir zu produzieren. Nur wenn das  Ansich  des Pferdes in deiner Gewalt ist, kannst du auf dem Pferd reiten."

Zu glauben, die  Gestalt so  wie wir sie  sehen,  steht da draußen vor uns, und wird in ihrer Leibhaftigkeit auf den Nervensträngen durchs Auge zum Gehirn und zur vorstellenden Seele weiterbefördert, erinnert ein wenig an die Vorstellung naiver Bauersleute, daß man auf einem Telegraphendraht auch Hühner, Gänse und Eierkörbe rasch weiterbefördern könnte."

"Was wir  Pferd, Baum usw. nennen,  entsteht nur durch unser Auge und  in  ihm, ist also  nicht  ohne dieses da! Es ist aber deshalb nicht  nichts  - es existiert, aber sein  Ansich  ist nicht das, was unsere Sinne uns zeigen, nicht als das, was  wir  Pferd, Baum etc. zu nennen pflegen, das bloße  Sinnen scheinbild des wirklichen, außer uns befindlichen, uns affizierendes  Wesens." 


Vorwort

Es wird, nach manchen Anzeichen zu schließen, bei Freunden und Feinden viel Verwunderung, viel Achselzucken und Naserümpfen verursachen, daß ich, nachdem ich bisher als Dichter tätig gewesen war, mit einem Werk von fachwissenschaftlichem Inhalt hervortrete, und Vielen wird es sogar erscheinen, als ob ich mich damit selbst als Dichter aufgegeben hätte. Und doch geschieht Ähnliches gar nicht selten in allen Rangordnungen der literarischen Hierarchie. Abgesehen von berühmten und unberühmten Schriftstellern, deren Tätigkeit eine von Haus aus zwischen Poesie und wissenschaftlicher Prosa geteilte war, sind Dichter jeder Rangstufe aufzuzählen, deren Produktion zunächst und hauptsächlich eine poetische war, und die doch auch mit wissenschaftlichen Arbeiten hervortraten, mit Arbeiten, welche nach Form und Inhalt mit der dichterischen Tätigkeit des Verfassers nichts gemein hatten. So z. B. BOCCACIO, PETRARCA, MILTON, VOLTAIRE, ROUSSEAU. Und ebenso haben in neuerer Zeit, um gebührenderweise die größten zuerst zu nennen, selbst GOETHE und SCHILLER es nicht verschmäht, sich mit Eifer wissenschaftlichen Studien hinzugeben. GOETHE veröffentlichte u. a. ein großes Werk über die Farbenlehre, SCHILLER umfangreiche historische Arbeiten, LESSING antiquarische, KLOPSTOCK und JEAN PAUL sprachwissenschaftliche Werke, UHLAND ein gelehres Buch über deutsche Mythologie, PLATEN eine Geschichte Neapels, FELIX DAHN außer rechtswissenschaftlichen und historischen Werken einen Band philosophischer Abhandlungen, der Erzähler aus dem Ries, MELCHIOR MAYER, ein philosophisches Werk: "Gott und sein Reich" usw. Der gefeierte Liebesdichter PETRARCA galt als der gelehrteste Mann seiner Zeit; der Dichter des "Verlorenen Paradieses" schrieb politische Streitschriften, EDGAR ALLEN POE hinterliße ein Buch voll tiefsinniger physikalisch-philosophische Spekulation, "Eureka" betitelt, der bedeutendste lebende italienische Lyriker, CARDUCCI, veröffentlicht, wie viele seiner Sanggenossen im Süden, neben feurigen Gedichten Werke voll gründlicher, literargeschichtlicher und antiquarischer Gelehrsamkeit. Was nun von so vielen Poeten der verschiedensten Rangstufen ohne sonderliches Erstaunen und ohne Schaden für den großen oder kleinen dichterischen Ruf derselben hingenommen wird, sollte das nicht auch mir gestattet sein? sollte nicht auch ich wissenschaftliche Gegenstände in einer Form behandeln dürfen, welche die bei wissenschaftlichen Erörterungen gebräuchliche ist?

Der Leser gehe also an die Lesung dieses Werkes nicht mit der Erwartung, poetisch und schönrednerisch ausgeschmückte Betrachtungen populär-philosophischen Inhalts darin zu finden, sondern ein Stück ernster Gedankenarbeit, einen Versuch zur Verständigung über die wichtigsten Fragen der Erkenntnistheorie.

Von der gewöhnlichen philosophischen Sprache wird sich die Ausdrucksweise dieses Buches nur durch ein reineres Deutsch, durch Einfachheit, Klarheit und Gemeinverständlichkeit unterscheiden.

Ich habe mich nicht plötzlich auf die Philosophie geworfen vor längerer oder kürzerer Zeit, etwa weil ich zufällig Lust dazu bekam, oder weil ich mich einmal auf einem andern Gebiet versuchen wollte. Ich habe mich mit den großen Problemen der menschlichen Erkenntnis beschäftigt von meiner frühen Jugend an, infolge des natürlichen, unabweisbaren Drangs, welcher den Menschen überhaupt zur Erforschung der Wahrheit und zur Lösung der Rätsel des Daseins treibt. Ich habe in der Philosophie niemals eine spezielle Fachwissenschaft erblicken können, deren Studium man betreiben oder beiseite lassen kann, wie das der Statistik oder der Forstwissenschaft, sondern sie stets als die Erforschung desjenigen betrachtet, was jedem das Nächste, Wichtigste und Interessanteste ist. Die Erfahrung lehrt, daß nicht jedem auch die Gabe verliehen ist, sich mit  Verständnis  in das philosophische Studium zu vertiefen; und wem diese Gabe fehlt, der muß freilich in der Philosophie nur ein unverständliches Kauderwelsch, ein Gewirr von unfruchtbaren Abstraktionen erblicken. Ich für meine Person konnte es mir schlechterdings nicht versagen, dem ursprünglichsten, natürlichsten und allgemeinsten aller geistigen Antrieb zu folgen und mir im Laufe der Jahre ein Urteil über die Grundfragen des Daseins und Lebens zu bilden. Hat man aber einmal auf irgendeinem Erkenntnisgebiet feste Überzeugungen gewonnen, dann kann man sichs auch nicht auf die Dauer versagen, sie auszusprechen, Partei zu ergreifen im Streit der Tagesmeinungen und das Seinige zur Entscheidung desselben beizutragen.

Daß ich, indem ich ein Buch philosophischen Inhalts schrieb, statt, meinem Metier entsprechend, neue Verse zu machen, als Dichter etwas versäumt, oder die Welt etwas verloren, davon kann doch wohl nicht die Rede sein. Es besteht kein Bedürfnis im Publikum, immer neue Verse von mir zu lesen. Als Poet kann selbst der Begabtere bei dem ungeheuren Reichtum des schon Vorhandenen der Welt keinen sonderlichen Dienst mehr leisten; auf dem Gebiet der Wissenschaft aber kann jeder nur ernstlich und ehrlich Strebende etwas Reelles erzwecken, den Schatz des Wissens mehren oder sichern helfen, neue Tatsachen beibringen, oder kritisch etwas zur Klärung der Ansichten beitragen.

Wenn aber Freunde meiner Muse, die nun einmal meine Individualität nur von der dichterischen Seite ins Auge fassen wollen, das Bedenken aussprechen, ich hätte als Dichter Besseres leisten können, wenn ich den philosophischen Sinn in mir unterdrückt hätte, so lasse ich dies dahingestellt sein, und habe zu meiner Rechtfertigung nur anzuführen, daß, wenn bei den Blinden, wie man behauptet, die übrigen Sinne sich umso schärfer auszubilden pflegen, je tiefer ihr Auge umnachtet ist, deshalb doch niemand sich freiwillig die Augen aussticht, um besser zu hören oder zu riechen.

Ich habe mich nie als "spezifischen", ausschließlichen Poeten gefühlt. Ich habe mich vor allem als  Mensch  gefühlt, als ganzer, voller Mensch, und da lagen mir von allen geistigen Interessen die großen Probleme des Daseins und Lebens am nächsten. Als Mensch war ich Denker und als Mensch hatte ich Gemüt: und kraft des Gemüts war ich Dichter.

Zweck der vorliegenden Erörterungen ist: die  einfachen Tatsachen  festzustellen, auf welche die mannigfaltigen hochtrabenden  Formeln  der bisherigen philosophischen Spekulation zurückzuführen sind. Dieses Bemühen wird freilich dem Werk den Stempel einer gewissen Nüchternheit aufdrücken in den Augen derjenigen, deren  innerer Fond von Gemütswärme und Begeisterung nicht groß genug  ist, um sichs an den "einfachen Tatsachen genügen" zu lassen. Der sehr "nüchterne" SPINOZA ist ein "gotttrunkener" Mensch genannt worden, und mit Recht.

Über den Titel dieses Werkes ("Atomistik des Willens") habe ich noch ein Wort zu sagen. Mir gilt der Ausdruck  Wille  eben nur als einer der möglichen Ausdrücke für das, um was es sich in der Philosophie handelt. Ich hätte das Werk auch etwa als Atomistik des  Lebens  bezeichnen können. Aber bei der Weite und der Vieldeutigkeit des Wortes  Leben  schien mir der Terminus "Wille" vorzuziehen, der nach SCHOPENHAUER in der philosophischen Welt eine bestimmte Bedeutung erlangt hat als Seins- und Lebenstrieb, als das sich "bejahende" Sein und Leben selbst. Vielleicht hätte ich übrigens einen anderen Titel für das Werk gewählt, wenn ich erst nach Vollendung desselben an die Titelwahl gegangen wäre. Aber ich habe dem Werk den Titel gelassen, den ich den ersten Anfängen desselben, den ersten Aufzeichnungen vor zwanzig Jahren gegeben, und er mag ihm bleiben, wie dem erwachsenen Menschen der Name bleibt, auf welchen er als Kind getauft worden ist.

Als "Beiträge zur Kritik der modernen Erkenntnis" bezeichne ich weiterhin mein Werk auf dem Titelblatt. Es schien mir an der Zeit, zu fragen: Wie weit sind wir nun auf unserem Weg zur Lösung des Welt- und Daseinsrätsels? Es schien mir an der Zeit, einen Blick zu werfen auf das Errungene und zu untersuchen: Was hält stand von diesen Errungenschaften und was nicht, wenn man daran geht mit der Sonde  tendenzloser Unparteilichkeit?  Da es nun in der Natur der Sache liegt, daß ich mich weit mehr mit den Punkten befasse, in welchenn meine Meinung von der gewöhnlichen abweicht, als mit denjenigen, in welchen ich mir Anerkanntes zu wiederholen hätte, so erhält dadurch meine Arbeit vielleicht ein vorwiegend kritisches und polemisches Ansehen. Man wird es anmaßend finden, daß jemand, den man nicht als Fachgelehrten wird gelten lassen wollen, weil er nicht vom Katheder herab spricht, sich zum Kritiker moderner Erkenntnis aufwerfen und die ehrwürdigen Leuchten der Wissenschaft meistern wolle. Aber wie der geringste Rezensent sich nicht scheut, an einem Werk SHAKESPEAREs oder GOETHEs dies oder jenes unverhohlen zu tadeln, so pflegt sich meines Wissens auch kein Neuling zu scheuen, der die Feder zu einem philosophischen oder naturwissenschaftlichen Werk ansetzt, in diesem oder jenem Punkt gegen einen NEWTON oder KANT oder HELMHOLTZ, oder alle zusammen anzukämpfen. Ich nehme dasselbe Recht freier Meinungsäußerung in Anspruch und verlange nicht, daß jemand auf meine Behauptungen auch nur den geringsten Wert legen soll, wenn ihn meine Gründe nicht überzeugen.

Man wundere sich nicht über die Einfachheit, die Prunklosigkeit und Anspruchslosigkeit meines Gedankensystems, da es ja eben nichts anderes sein will, als ein kritischer Versuch, die wirklichen Ergebnisse menschlichen Denkens von allem Prunk abstrakter Spekulation und Begriffsbildung zu reinigen und sie auf  ihren einfachsten Ausdruck zu bringen.  Man glaube nicht, ein Buch, dessen Inhalt sich so schlicht und prunklos gibt und dessen Ausdruck in seiner Klarheit gemeinverständlich ist, müsse deshalb auch seicht und gehaltlos sein. Bringt man das wirklich Erkannte und Erreichte auf seinen einfachsten Ausdruck, so stellt sich freilich heraus, daß dieses Erkannte und Erreichte nicht allzuviel ist; aber es ist besser, dies bescheiden zuzugeben, als mit glänzenden Phantasien zu flunkern, die einfachen Wahrheiten und Tatsachen in tiefsinnig klingende Formeln, in geheimnisvolle Orakelworte zu kleiden.

Sollte ich vor der Vollendung des Werkes aus dem Leben abberufen werden, so nehme der Leser nicht Anstoß an der Dürftigkeit der zerstreuten Bemerkungen, die namentlich im naturwissenschaftlichen Teil unter der Überschrift "Physis" nur so nebenbei und gelegentlich zu Papier gebracht wurden. Eine ausgeführte, abgerundete Darlegung meiner  naturwissenschaftlichen  Weltansicht hatte ich mir vorbehalten bis ich meine bezüglichen Studien zu einem vorläufigen Abschluß gebracht haben würde. hat man auf diesem Gebiet doch am unablässigsten und am längsten zu lernen!

Keine durchgeführten, abgerundeten und vollständigen Abhandlungen über die einzelnen Themen erwarte man; denn ich habe nur Bemerkungen aufgezeichnet, mit welchen ich entweder  Neues  zu sagen, oder bestehende Meinungen anzugreifen, oder Wahrheiten und Tatsachen hervorzuheben und zu bekräftigen hatte, die mir besonders am Herzen lagen. Daher stammt auch die aphoristische Form des Werkes.

Es ist möglich, daß es mir versagt bleibt, dieses philosophische Werk vor meinem Ableben völlig auszuarbeiten. Aber auch in diesem Fall möchte ich wünschen, daß die vorliegenden Dokumente meiner Anschauung der Dinge und meiner Überzeugungen betreffs der größten Fragen, welche den Menschengeist beschäftigen, nicht einer gänzlichen Vernichtung anheimfallen. Ich empfehle sich auch in der Form von Bruchstücken, deren Reihenfolge, obwohl geordnet, den Zusammenhang des Ganzen erst notdürftig hervortreten läßt, der freundlichen Nachsicht philosophischer Leser.

Mögen sie trotz der Unzulänglichkeit, die ihnen anklebt, Beachtung und eine unparteiische Beherzigung finden.



Einleitung
[Bemerkungen zu einer Theorie der "Erklärung"]

"Das Leben ist zu kurz, die Kunst ist lang, die Gelegenheit flüchtig, die Erfahrung trügerisch, das Urteil schwierig."

Diese Worte des HIPPOKRATES sind ein klassischer Ausdruck dessen, was sie besagen, und über dessen Wahrheit wir uns dennoch oft leichtfertig hinwegsetzen.

Wir sind immer zu schnellfertige  Erklärer  gewesen.

Die erste und fast einzige Erfordernis, welche man an eine "Erklärung" zu stellen pflegt, ist, daß sie zuvörderst mit unseren persönlichen Neigungen und dann mit den eben herrschenden wissenschaftlichen Ansichten und Tendenzen in Einklang sei, deren Strömung uns fortreißt. Zufällig kann aber eine Erklärung mit all diesem in Einklang und doch falsch, oder im Widerstreit damit und doch richtig sein. Unsere moderne Wissenschaft schadet sich vielleicht mehr als sie sich nützt durch Unduldsamkeit und durch einen Terrorismus der Partei, der sonst nur auf politischem Gebiet zu Hause war. Wehe demjenigen, der eine Erklärung zu bezweifeln wagt, welche z. B. in der Strömung der darwinistischen Ideen liegt, sie mag im übrigen noch so oberflächlich und haltlos sein! Aber eine gute Flagge soll keine schlechte Ware decken. Keiner soll darum, weil er ein im Ganzen gutes Prinzip für sich hat, behaupten dürfen, was ihm beliebt, sondern auch er soll verpflichtet sein, seine Behauptungen gründlich zu  beweisen,  und es soll erlaubt sein, die Stichhaltigkeit speziell dieser Beweise zu prüfen, ohne sofort als wissenschaftlicher Reaktionär in Acht und Bann getan zu werden. Nicht die Tendenz, sondern die Wahrheit soll in der Forschung den Ausschlag geben, und die Devise soll nach wie vor lauten:  Amicus Plato, sed magis amica veritas  [Ich liebe den Platon, aber noch mehr liebe ich die Wahrheit. - wp].

Es "reitet" so mancher, wie der volkstümliche Ausdruck lautet, keck auf einem Modeprinzip des Tages umher, ohne zu merken, daß es längst zu Tode geritten ist - daß der Gaul sich nicht mehr vorwärts bewegt, und der Reiter nur mehr ein Steckenpferd zwischen den Beinen hat.

Was man Tendenz nennt, tritt uns auf wissenschaftlichem Gebiet überall entgegen. Weil z. B. ein Philosoph, ein Buch vom "Unbewußten" in einem Sinne geschrieben hat, welchen viele nicht gelten lassen mögen, so soll nun auf einmal der Begriff des Unbewußten selbst verpönt sein, und dieses Wort soll nicht genannt werden, obgleich Ausdruck und Begriff gar nicht zu umgehen ist, sowohl in der Philosophie, als auch namentlich in der Naturwissenschaft, deren Reich sich ja gerade so unendlich weit ins Unbewußte und doch Lebendige hineinerstreckt. Wir sind überall umgeben von Tatsachen und Beweisen einer unbewußten Tätigkeit, die wir nichtsdestoweniger eine geistige oder seelische nennen. Kein Mensch bezweifelt diese unbewußte geistige Tätigkeit auf dem Gebiet der Sprach- oder Mythenbildung. Seit der "Philosophie des Unbewußten" aber soll das Unbewußte nichts weiter als eine persönliche Schrulle des Herrn von HARTMANN sein.

Und weil, um noch ein Beispiel anzuführen, unsere Naturgelehrten sich unglücklicherweise kein der Natur eingeborenes, die Materie durchwaltendes Formprinzip denken können, ohne einen Gott Vater als Schöpfer und Erhalter der Welt, so soll der Zweckbegriff in der Natur zusammengeworfen werden mit den Objekten des Köhlerglaubens. Es soll mit der darwinistischen Erklärung von ein paar Einzelheiten Staat gemacht, und das Unzählige, was sich so nicht erklären läßt, vertuscht, totgeschwiegen, ignoriert werden. Aber daß diese Gelehrten sich immer vor die Alternative gestellt glauben, entweder den Zweck in der Natur überhaupt zu leugnen oder den Katechismus anzuerkennen, beweist, daß eben sie es sind, welche die kaum gesprengte Eierschale des Köhlerglaubens noch auf dem Rücken mit sich herumtragen. Wären sie wirklich reife, vollkommen emanzipierte Geister, so würden sie über jene Alternative sich längst emporgeschwungen haben.

Eine neue Weltanschauung wird Platz greifen, eine ganz andere, tiefere Art von Einsicht in die Natur wird möglich werden, wenn die Menschheit einmal hinaus ist über dieses unglückselige Stadium des Übergangs von religiöser Dogmatik zur Philosophie, wenn  keinerlei  Tendenz die Forschung mehr beherrscht, und sie angelangt ist auf dem Standpunkt des freien, aber auch unbefangenen Denkens.

Wenn man dem heutigen Naturforscher nachzuweisen versucht, diese oder jene Erklärung eines natürlichen Vorgangs sei nicht genügend, so schlägt er den Einwurf kurzweg mit der Bemerkung nieder, sie  müsse  genügen, eine andere Erklärung könne es nicht geben, weil jede andere Erklärung nur eine  übernatürliche  sein könnte!

Wirklich? Eine andere Erklärung  kann  es nicht geben? und jede andere Erklärung müßte eine übernatürliche sein? Haben wir in der Tat das Gebiet der natürlichen Kräfte so gänzlich ausgemessen, daß wir sagen können, es gebe nun schlechterdings keine mehr, die uns unbekannt wäre? Haben wir in der Tat alle Faktoren des Naturgeschehens derart in der Hand, daß wir zu behaupten in der Lage sind: nur  diese  Faktoren können und müssen das bekannte Fazit der Rechnung geben? Ich glaube nicht; ich glaube vielmehr, daß wir, was die Kenntnis der natürlichen Kräfte nach Zahl und Art betrifft, noch in den Anfängen der Erkenntnis stecken, noch weit vom Ziel sind; schon deshalb, weil wir selbst in der Beobachtung und Feststellung der Tatsachen das Gebiet des uns Zugänglichen noch lange nicht vollständig beherrschen. Mit jeder Erweiterung in Kenntnis der Tatsachen müssen und werden sich der Naturerklärung neue Hilfsquellen eröffnen - Hilfsquellen, von welchen wir im Augenblick vielleicht nicht einmal eine Ahnung haben. So werden wir denn gut tun, vorsichtig zu sein mit der Versicherung, daß die auf unsere gegenwärtige Naturerkenntnis gegründeten Erklärungen die einzig natürlichen und die einzig möglichen seien.

Genau genommen ist unsere Naturerklärung ein Rechnen mit unbekannten Größen, mit unbekannten Faktoren; und neben denjenigen Faktoren, welche wir oberflächlicherweise zu kennen  glauben,  weil wir ein  Wort  dafür erfunden, gibt es ohne Zweifel auch welche, für welche wir nicht einmal ein Wort haben, weil wir keine Ahnung von ihnen haben. Wir glauben Kräfte, wie Elektrizität, Magnetismus usw. zu kennen, weil ihre Wirksamkeit sich unseren Sinnen oft und leicht bemerkbar macht; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß in der tiefen, reichen Natur mehr Kräfte wirksam sind, als in unsere wenigen, armen, beschränkten Sinne fallen. Ein mit neuen oder auch nur ungleich stärkeren Sinnen ausgestatteter Mensch würde neue Kräfte entdecken. Und doch wollen wir aus den wenigen  uns  bekannten Kräften oder Modalitäten der Kraft die ganze Natur erklären!

Was wir erklären nennen, ist ein Tappen im Finstern, im besten Fall ein Aufstellen von scharfsinnigen und doch menschlich-kurzsichtigen, von einem höheren Standpunkt aus vielleicht kindischen Hypothesen, der ein Spiel mit  Worten,  oder eine Spiegelfechterei mit  Bildern,  Gleichnissen, Analogien.

Bevor wir ans Erklären gehen, würde es sich darum handeln, die Tatsachen selbst rein aufzufassen, die Darlegung derselben auf den einfachsten Ausdruck zu bringen, ohne vorgefaßte Meinung, ohne "Tendenz" für oder gegen herrschende Richtungen.

Es kommt auch vor, daß ein Erklärer das, was ein anderer Erklärer als  Grund  aufstellt, als  Folge  betrachtet, und das, was jener als  Folge  ansieht, für den Grund nimmt. So gibt es Naturforscher, welche die Bewegung in der Natur durch Anziehung und Abstoßung erklären, und andere, welche die Anziehung und Abstoßung aus einer allgemeinen Bewegung der Materie erklären. Dergleichen ist möglich, solange wir eben nur einzelne Kettenglieder und nicht die ganze Kette der Ursachen überblicken, welche jedem einzelnen Glied sein bestimmtes Vorher und Nachher anweist.

Viele glauben, eine Sache erklärt zu haben, wenn sie eine  Möglichkeit  aufgezeigt haben, wie die Sache entstanden sein  konnte.  Man darf aber nicht vergessen, daß eine Sache auf mehr als eine Art möglich sein kann. Eine Erklärung kann sehr plausibel und doch nicht die richtige sein. Ja es ist sogar möglich, daß von zwei Erklärungsweisen die unwahrscheinlichere richtig ist.

Oft vergißt man auch, daß die Widerlegung eines  Beweises,  der für eine Sache angeführt wird, noch immer keine Widerlegung der  Sache selbst  ist! Die Sache kann sehr richtig sein und der Beweis doch völlig falsch.

Zu den halb unehrlichen, halb unlogischen Aannahmen, deren man sich doch endlich einmal entschlagen sollte, gehört auch die, daß etwas, das auf einem Gebiet der menschlichen Erkenntnis, z. B. auf dem der theoretischen Philosophie, nicht bloß als problematisch, sondern geradezu als  falsch  empfunden wird, auf einem andern, etwa dem der  praktischen  Philosophie, sich als  wahr  herausstellen könne. Zwei Wahrheiten können sich niemals widersprechen, auch wenn sie getrennten Gebieten des menschlichen Wissens angehören. Sehr gut besagt dies ein altes philosophisches Axiom der Scholastiker:  Omne verum omni vero consonat  [Alle Wahrheiten stimmen miteinander überein. - wp] Widerspricht eine Wahrheit der anderen, so ist eine davon eben nicht Wahrheit, sondern Fiktion: Fiktionen aber sollten auf  gar keinem  Gebiet des Wissens und Erkennens geduldet, sondern, sobald man sie als solche erkannt hat, unnachsichtig außer Kurs gesetzt werden. Manche z. B. greifen nach einer Fiktion, um ein reales Moralprinzip daraus zu gewinnen. Das ist so, als ob ich mir einen Krösus malen und meißeln wollte, um mir hernach eine Million von ihm schenken zu lassen.

Es hat Philosophen genug gegeben, welche Glauben und Ahnung über das Wissen stellten. Diese Männer  glaubten  an die vermeintlichen Wahrheiten, welche ihr Gemüt ihnen offenbarte, so fest, ja noch fester, als an die, welche uns der Verstand erschließt. Dem Verfasser der "Geschichte des Materialismus", LANGE, war es vorbehalten, nicht etwa scheinheiligerweise oder ironisch, sondern allen Ernstes und ausführlich die Lehre zu predigen, daß der Mensch jene vermeintlichen Wahrheiten auch dann noch als bewußte "Begriffsdichtung" festhalten soll, wenn er  nicht mehr an sie glaubt,  wenn er sie als  unwahr  erkannt hat. Wenn VAIHINGER ("Hartmann, Dühring und Lange", Seite 193) zur Verteidigung dieser, in der Geschichte menschlicher Weisheit und menschlicher Torheit einzig dastehenden Behauptung darauf hinweist, daß wir "vermöge der Einrichtung unseres  Erkenntnisapparates  gezwungen sind, manches, ja vieles anzunehmen, dessen Unrichtigkeit wir doch einsehen", so weiß ich nicht, was er meint, falls er nicht etwa statt "Erkenntnisapparat" eigentlich "sinnlicher Wahrnehmungsapparat" sagen wollte und Tatsachen im Auge hatte, wie die, daß wir die Sonne noch immer auf- und untergehen  sehen,  auch wenn wir erkannt haben, daß dieses Sehen Täuschung ist. Nun, wir  sehen  allerdings die Sonne auch dann noch auf- und untergehen; aber daß wir daran noch  glauben  müssen, wird doch niemand behaupten?

Davon abgesehen, sind die Ideale jener Begriffsdichtung schlechterdings  nicht  denknotwendig. Der Denknotwendigkeit, daß  2 x 2 = 4,  kann sich keiner entziehen behauptet; aber der "Denknotwendigkeit" jener Begriffsdichtung entziehen sich unzählige von den ungebildetsten bis hinauf zu den gebildetsten und scharfsinnigsten Geistern.

Gesetzt aber, es gäbe Fälle, in welchen wir durch die Einrichtung unseres Erkenntnisapparates gezwungen würden, an etwas zu  glauben,  auch nachdem wir es als  falsch  erkannt haben, so würde dies nur besagen, daß wir das als unwahr Erkannte als wahr annehmen  müssen,  nicht aber, daß wir es als wahr annehmen  sollen,  wie LANGE durchweg behauptet. Wie ließe sich eine so absurde Verpflichtung beweisen?

Weiter sagt VAIHINGER zu LANGEs Verteidigung: Das Kind spielt ja auch mit der Puppe, obgleich es weiß, daß dieselbe nicht lebendig ist; ebenso kann und soll der Mensch an den Idealen festhalten, auch nachdem er sie als wesenlos erkannt hat. - Also wir sollen mit den Idealen spielen wie das Kind mit der Puppe? So sprechen ernste Männer und Philosophen? Man traut seinen Ohren kaum! - Übrigens wirft das Kind die Puppe  weg,  wenn sein Verstand gereift ist, und würde dem ins Gesicht lachen, der ihm zumuten wollte, das Spiel mit derselben noch weiter fortzusetzen.

Allen Respekt vor denen, welche sagen: ich  glaube  an dies und das, bin von diesem und jenem in meinem  Gemüt  überzeugt, obgleich der Verstand es mir nicht beweisen  kann  oder mir gar das Gegenteil beweisen  will.  In diesem Fall stellt man das Zeugnis des Gemüts über das des Verstandes und glaubt, daß das, woran man glaubt, keine  Dichtung,  sondern  Wahrheit  ist. Aber LANGE sagt: Wir haben die Einsicht gewonnen, daß das, woran unser Gemüt glaubt,  keine  Wahrheit, sondern eine bloße Dichtung ist, eine  "Begriffsdichtung"  - aber wir wollen sie trotzdem festhalten! - Wir können dem Verstand glauben - wir können dem Gemüt glauben - aber daß wir der  Dichtung  glauben sollen, der als solche erkannten, durchschauten  Begriffsdichtung,  das ist eine unsinnige Forderung.



Erstes Buch
Theorie der Erkenntnis

Der Sinnenschein

Gewisse Reizungen erzeugen den Geruch in unserem Riechorgan. Der Geruch existiert also nicht ohne das Riechorgan. Die Rose duftet also nicht, wenn sie niemand riecht.

Gewisse Luftschwingungen erzeugen in unserem Ohr den Klang. Der Klang existiert also nicht ohne ein Ohr. Der Flintenschuß würde also nicht knallen, wenn ihn niemand hört.

"Wie?" ruft hier der eine oder andere, "der Klang wäre nicht da, wenn ihn niemand hört? Wie lächerlich! wie unsinnig!"

Und doch, Bester, ist es so. Die Kugel fliegt zwar ab und erschüttert die Luft, aber nur wenn diese Lufterschütterung sich einem  Ohr  mitteilt, wird sie zum  Klang.  Der Klang ist also wirklich und wahrhaftig nicht vorhanden, wenn kein Ohr vorhanden ist.

Leuchtet dir, lieber Leser, das nicht ein und bäumt dein "Verstand" sich vor dieser Tatsache wie ein scheues Pferd, so lies keine Zeile weiter: laß dies und alle anderen Bücher, die von philosophischen und naturwissenschaftlichen Dingen handeln, ungelesen, denn es fehlt dir die hierzu nötige Fähigkeit, eine Tatsache unbefangen aufzufassen und in Gedanken festzuhalten.

Doch gehen wir weiter.

Gewisse Ätherschwungen erzeugen in unserem Auge das Licht und die Farbe. Licht und Farbe sind also nicht ohne ein Auge. Die Sonne würde also nicht leuchten, wenn niemand sie sähe.

Gewisse Einwirkungen der sogenannten Außenwelt erzeugen in unserem Gesichtssinn (den hierbei der Tastsinn unterstützt), räumliche d. h. ausgedehnte Anschauungsbilder (Körper). Diese räumlichen Anschauungsbilder werden nach Maßgabe der äußeren Anregung vom Auge selbst nach physikalischen und physiologischen Gesetzen seines Baus konstruiert, existieren also nicht ohne das Auge. Die ausgedehnte, räumliche Körperwelt existiert also  als solche  (wohlgemerkt:  als solche!)  nur, insofern wir sie wahrnehmen. -

Hier wird der naive Leser neuerdings kopfschüttelnd innehalten und sich erinnern, daß er Ähnliches schon gehört oder gelesen, ja daß man gar zu behaupten gewagt, der Baum oder die Rose existiert nicht, wenn sie niemand sieht, und daß diese Ansicht selbst von Philosophen als verdammungswürdiger Unsinn gebrandmarkt wird.

Nun - das  Tatsächliche,  das jenen Sätzen zugrunde liegt, ist längst nicht mehr bloß eine Sache der philosophischen Spekulation, sondern Gemeingut aller wissenschaftlichen Erforschung der Natur. Daß zwischen dem Geruch in unserer Nase und dem, was ihn erregt, zwischen dem Klang in unserem Ohr und dem, was ihn bewirkt, zwischen der Licht-, Farben- und Raumerscheinung in unserem Gesichtssinn und dem, wodurch sie entsteht, ein himmelweiter Unterschied sei, das wissen heutzutage nicht bloß die Philosophen, das wissen auch nicht etwa bloß die Naturforscher, das weiß und begreift nun wohl bald jeder Schulknabe. er weiß und begreift, wenn er einigen Scharfsinn und eine klare Anschauung besitzt, daß die Luftschwingungen, welche den Klang erzeugen, erst ihm Ohr, und nicht früher, zum Klang werden; daß die Ätherschwingungen nicht früher zu Licht und Farbe werden, bis sie sich dem Sehnerv eines Auges mitgeteilt haben; daß Gesichtsbilder nicht früher existieren, ,als der Gesichtssinn selbst. Er weiß und begreift, daß die sogenannten Eigenschaften, die wir den Dingen beilegen, nicht objektive Wesenheiten der Dinge sind, sondern  Wirkungen  derselben auf unsere Sinne. Aus der Summe dieser  Wirkungen  aber, und einzig aus dieser, setzt sich die Vorstellung, die wir den Dingen beilegen, nicht objektive Wesenheiten der Dinge sind, sondern  Wirkungen  derselben auf unsere Sinne. Aus der Summe dieser  Wirkungen  aber, und einzig aus dieser, setzt sich die Vorstellung, die wir von einem Gegenstand haben, das Bild, das wir uns von ihm machen, zusammen. Was wir die Rose, den Baum nennen, das ist nicht die objektive Wesenheit des Gegenstandes, sondern die Synthese der durch ihn wachgerufenen Tätigkeiten unserer Sinne. Wenn also gefragt wird: Existiert der Baum, die Rose ohne mich und außer mir? so kann die Antwort nur lauten:  Was du den Baum, die Rose nennst,  das existiert  nicht  ohne dich und außer dir: ohne dich und außer dir existieren nur die Bedingungen, durch welche das, was du den Baum, die Rose nennst, in deiner Anschauung zustande kommt. Was wir den Baum, die Rose nennen, ist nicht der Gegenstand, wie er  an und für sich  ist, sondern wie er  für uns  ist.

Nun tritt vielleicht jemand auf und entgegnet: "Nun ja, ich unterscheide zwischen der Vorstellung, der Anschauung des Gegenstandes in uns und dem Gegenstand außer uns. Aber der Gegenstand und meine Anschauung sind einander gleich: die Einwirkung des Gegenstandes auf mich besteht eben darin, daß er in mir die Anschauung seiner Wesenheit erweckt. Es ist eben der Gegenstand ansich, den ich in mir gleichsam wiederhole, indem ich ihn anschaue und vorstelle."

Wer so sprechen könnte, der hätte eben vom oben Gesagten nicht das Mindeste verstanden. Ihm gegenüber müßte man die Demonstration von vorn beginnen und ihn neuerdings fragen: "Du denkst also, daß es neben dem Geruch in der Nase des Riechenden auch noch einen Geruch  außerhalb  der Nase, neben dem Klang im Ohr auch noch einen Klang  außerhalb  des Ohrs, neben Licht und Farbe im Auge auch noch Licht und Farbe  außerhalb  des Auges gibt, neben dem Anschauungsbild in deinem Gesichtssinn auch noch ein ganz gleiches Bild  außerhalb  desselben vorhanden ist? Halte doch nur fünf Minuten lang fest, daß das, was den Klang in deinem Ohr bewirkt, außer dir nicht wieder ein Klang, sondern Luftschwingungen sind - daß das, was Licht und Farbe in deinem Auge bewirkt, außer dir nicht wieder Licht und Farbe, sondern Ätherschwingungen sind - daß das, was ein bestimmtes räumliches Anschauungsbild in deinem Gesichtssinn bewirkt, außer dir nicht wieder eben dasselbe Gesichtsbild, sondern das Resultat von Einwirkungen ist, welche deine Sinne veranlassen, ihre formgebende Tätigkeit nach den ihnen eingeborenen physikalischen und physiologischen Gesetzen zu entfalten! -

Und so hätte jenes schreckliche, jenes unglaubliche Wort: "Der Baum, die Rose existiert nicht, wenn sie niemand sieht", doch einen Sinn -  das  nämlich existiert wirklich nicht,  was wir den Baum, die Rose nennen:  das nur in unseren Sinnen erzeugte, nur in unseren Sinnen mögliche Anschauungsbild. Oder wie es KANT ausdrückte: "Es ist klar, daß wenn ich das denkende Subjekt wegnehme, die ganze Körperwelt wegfallen muß, die nichts ist, als die Erscheinung in der Sinnlichkeit unseres Subjekts, und eine Art Vorstellung desselben." (Kr. d. r. V. Ausgabe KEHRBACH, Seite 323)

Wer dies festhält, wird begreifen, welch ein naiver Irrtum es ist, zu glauben, daß neben der von uns "Pferd" genannten Anschauung oder Vorstellung noch ein anderes, und zwar erst das rechte, wirkliche "Pferd" existiert, von welchem unsere Anschauung eine Art von Abbild ist. Außer mir ist - wiederholt sei es gesagt - nur die Summe jener Bedingungen, welche bewirken, daß sich in meinen Sinnen eine Anschauung erzeugt, die ich Pferd nennne. Von welcher Art und Wesenheit dieses uns anregende Reale an und für sich ist, wie weit es für uns erkennbar oder nicht erkennbar ist, lassen wir vorläufig unerörtert. Wir wollen es mit dem nächstbesten Namen des "Ansich" des Pferdes nennen. Nun achte jeder einen Augenblick auf sich, was er "das Pferd" nennt: "ob jenes vorläufig unerörterte "Ansich", das auf ihn wirkt,  oder  das in ihm dadurch gewirkte, in seinen "Qualitäten" ganz und gar von der spezifischen Organisation der menschlichen Sinne abhängige Anschauungsbild, das in ihm  und sonst  nirgends ist! - Offenbar und ohne allen Zweifel das  letztere! 

Aber warum, so fragt man, soll das Bild in uns nicht ein  Abbild  vom "Ansich" des Pferdes sein? Wunderliche Möglichkeit, die bei näherer Betrachtung  gar keinen Sinn hat!  Wie käme eine  Wirkung  dazu, ein Abbild des Wirkenden zu sein?  Gestalt - Bild - Abbild -  das alles hat nur  Sinn  in Bezug auf unsere  Sinne! 

Manche stellen den guten BERKELEY als einen Verrückten oder einen Schwindler hin, weil derselbe gesagt hat, daß das vorgestellte Objekt  nur in uns  vorhanden ist  "währenddoch nichts hindert, daß es zwar in uns, aber nebenbei auch außer uns vorhanden sei".  Ebensogut könnte man sagen, es hindere nichts, daß der  Schmerz,  den mir ein Schlag verursacht, auch noch  außer  mir vorhanden ist. Nein! der Ton kann sich nur in unserem Ohr, der Geruch nur in unserem Riechorgan, das Gesichtsbildu nur in unserem Sehorgan bilden, folglich auch nur da, nicht zugleich außer uns vorhanden sein. Warum sollte die Gesichtswahrnehmung vor den übrigen Sinneswahrnehmungen etwas voraushaben? Das vermeinte, zugleich  außer  uns real existierende Gesichtsbild ist ebenso ein Unding, wie der außerhalb unseres Ohrs, unserer Nase, unserem Gaumen in der Luft schwebende Ton, Geruch, Geschmack. Die  Vorstellung des Objekts,  oder das  "vorgestellte Objekt"  beruth ganz allein auf der Sinneswahrnehmung, ist also  nur in uns. Außer  uns ist nur das Objekt selbst, aber nicht das  vorgestellte,  sondern das für uns ganz  unvorstellbare,  daher  nicht  vorgestellte Objekt, das unbekannte Reale, welches auf unsere Sinnesorgane wirkt.

Ich wiederhole also: Das, was ich in meiner Vorstellung habe, kann  nicht  ganz ebenso auch noch  außer  meiner Vorstellung vorhanden sein, weil die Eigenschaften, die ich an ihm wahrnehme,  außerhalb meiner Sinne ein Unding sind!  -

Die Anschauung ist zwar bis ins Kleinste mitbestimmt durch jenes unbekannte Ansicht des Gegenstandes, und  entspricht  ihm wie der Ton der berührten Saite, wie das Schmerz- oder Lustgefühl der Berührung, wie die Wirkung der Ursache, niemals aber wie eine Kopie dem Original.

Für anders organisierte Wesen würde das,  was wir Pferd nennen,  schlechterdings nicht existieren.

"Wenn ich das Pferd  in mir  habe, so brauche ich es glücklicherweise nicht zu  kaufen!"  scherzt vielleicht jemand. - Das Pferd brauchst du allerdings nicht zu kaufen, aber jenes vorläufig  unbekannte Reale  mußt du in deinem Stall haben, welches dir dazu verhilft, das "Pferd" immer von Neuem in dir zu produzieren. Nur wenn das "Ansich" des Pferdes in deiner Gewalt ist, kannst du auf dem Pferd reiten.

Wir können auf ein Ding nur wirken, indem unser Ansich auf das Ansich des Dings wirkt, und so auch umgekehrt.

- Jedenfalls beginnt mit dieser richtigen Einsicht alle Philosophie, und wer sich nicht zu ihr aufschwingt, der ist für die Philosophie verdorben. -

- Der Ausdruck "Bild" für das in unserem Auge Gewirkte ist ungefähr so vernünftig, als ob man den Klang im Ohr für den "Abklang" oder "Widerhall" eines  außer uns  befindlichen, "wirklichen" Klanges nehmen wollte! - Zu glauben, die "Gestalt"  so  wie wir sie  sehen,  steht da draußen vor uns, und wird in ihrer Leibhaftigkeit auf den Nervensträngen durchs Auge zum Gehirn und zur vorstellenden Seele weiterbefördert, erinnert ein wenig an die Vorstellung naiver Bauersleute, daß man auf einem Telegraphendraht auch Hühner, Gänse und Eierkörbe rasch weiterbefördern könnte.

Wir schließen, nicht mit Unrecht, aus der Verschiedenheit der Sinneseindrücke auf eine ebenso große Verschiedenheit der "Eigenschaften" des "Dings". Und wir glauben diese Eigenschaften aus den Wirkungen geradezu erkannt zu haben. Wir glauben nichts Geringes zu sagen, wenn wir erklären: Das Gold ist glänzend, ist gelb, ist hart, ist schwer. Was heißt das aber? Es heißt: das Gold bringt in mir eine Wirkung hervor, welche ich Glanz nenne - eine andere, welche ich als gelbe Farbe bezeichne usw. Wir meinten von den Wirkungen auf die Eigenschaften des "Dings" zurückgegangen zu sein - in der Tat aber sind wir aus der Aufzählung der Wirkungen nicht hinausgekommen. Es bleibt immer die Frage: Was ist jenes "Ding"  ohne  mein Auge und  außerhalb  desselben? Ist denn das Brennen einer Maulschelle auf der geschlagenen Wange eine "Eigenschaft" der schlagenden  Hand?  -

- Nichts ist komischer, als die Angst mancher Leute, man wolle ihnen mit diesen Erklärungen die Wirklichkeit dessen rauben, was sie die "Dinge" nennen. Ist die brennende Maulschelle darum weniger existent, weil sie nicht in der schlagenden Hand, sondern in der geschlagenen Wange existiert? Vermindere ich die Realität eines Musikstücks, wenn ich zeige, daß es nicht in den Seiten des Instruments, sondern nur im Ohr des Hörers vorhanden ist? Weder die Realität des wirkenden Dinges außer uns, noch die Realität des durch sie in unserer Vorstellung Gewirkten wird angefochten: es wird nur gesagt, daß jene Dinge ansich nicht erkennbar, daß jene Dinge und diese Wirkungen nicht ein und dasselbe sind. Unsere Sinnenwelt ist die Welt der  Wirkungen.  Das Wirkende in jedem Wesen wirkt in anderen Wesen die Vorstellung, wie ein Griff in die Saiten der Ton wirkt. Jedes Wesen ist Harfner auf fremden Saiten und Harfe zugleich für fremde Finger.

- Manche sagen, das Auge  spiegelt  den äußeren Gegenstand, und berufen sich auf das bekannte Retina-Bild. Aber der Weitertransport des Retina-Bildes auf dem Nervenstrang bis zur Seele bleibt ebenso unerklärlich wie der Transport des "Bildes" vom Gegenstand aus - und daß das vorstellende Vermögen, hinter der Netzhaut sitzen, sich (wahrscheinlich wieder mit einem anderen Auge) dieses Bildchen beguckt, ist ein drollige Vorstellung.

Es ist possierlich anzusehen und anzuhören, wie einer, der die Sache nun einmal nicht begreift, sich erbost und ereifert, wenn man ihm sagt, daß der Ton, den er hört, nicht existieren würde, wenn es kein Ohr gäbe, und daß ebenso  das,  was er den Baum oder das Haus  nennt, als solches  nur vorhanden ist, so lange ein  Auge da  ist, das es  sieht,  d. h.  gestaltet,  und zu dem macht, was es ist. Was wird aber der Mann erst für Augen machen, wenn man ihm sagt, daß die versteinerten Pflanzen und Tiere  als solche  - wohl gemerkt  als solche,  nicht in ihrem Ansich, - auch erst seit dem Moment existieren, wo das Menschenaufge darauf gefallen ist, und daß so das menschliche Anschauungsvermögen nicht bloß Gegenwärtiges, sondern auch  Vergangenheiten  produziert, welche  Jahrmillionen  umfassen! - Der Philister wird es nun und niemals glauben, und doch verhält es sich wirklich und leibhaftig so: diese "Pflanzen" und "Tiere" waren da, aber  nicht  als das, was  wir  in ihnen sehen - nicht als das, was sie für  unsere Sinne  sind!

- Es ist verwunderlich, wie selbst Philosophen manchmal in diesem Punkt noch schwanken, wie z. B. der "scharfsinnige" LANGE auf Seite 457 seiner "Geschichte des Materialismus" (4. Auflage) die Behauptung verficht, der  "Gegenstand"  z. B. der "Baum", sei ein  gemeinsames Produkt des "Subjekts" und des "Objekts",  und sich trotzdem sofort denjenigen anreiht, welche nicht begreifen können, daß z. B. der "Baum" wirklich nicht  "da  ist", wen das anschauende Subjekt fehlt! - Ist  C = A x B, so gibt es kein Produkt C, wenn einer der Faktoren, A oder B, fehlt!  Also kann auch unmöglich das Produkt "Baum" vorhanden sein, wenn einer seiner Faktoren, das anschauende Subjekt,  fehlt!  - Immer das alte Mißverständnis! immer die alte Verwechslung der  Wirkung  mit dem  Wirkenden,  des Produktes  C  (der Vorstellung) mit dem Faktor  B  (dem Objekt)!

Aber LANGE ist nicht der Einzige dieser Art. Wir stoßen selbst innerhalb der Philosophenschule, welche jede transsubjektive Existenz entschieden leugnet, auf solche, welche, gefragt, ob der Baum da ist oder nicht, wenn ihn niemand sieht, in Verlegenheit geraten, erblassen, zittern und wunderliches Zeug zu schwatzen anfangen, statt herzhaft zu antworten: "Nein!  Was wir Pferd, Baum usw. nennen,  entsteht nur durch unser Auge und  in  ihm, ist also  nicht  ohne dieses da! Es ist aber deshalb nicht  nichts  - es existiert, aber sein  Ansich  ist nicht das, was unsere Sinne uns zeigen, nicht als das, was  wir  Pferd, Baum etc. zu nennen pflegen, das bloße  Sinnen scheinbild des wirklichen, außer uns befindlichen, uns affizierendes  Wesens. 

Es wird zuweilen geltend gemacht, unsere durch den Gesichtssinn vermittelte Wahrnehmung bezüglich der äußeren Form der Dinge müsse uns doch etwas nicht bloß in unserer Anschauungsweise Begründetes, sondern den Dingen ansich Innewohnendes enthüllen, weil ja die Wahrnehmung des Gesichtssinns durch den Tastsinn bestätigt wird, und das, was uns beim Sehen z. B. rund erscheint, uns auch beim Betasten rund erscheint. Im Grunde ist das eine Naivität; will man aber Diejenigen, die so etwas behaupten, von ihrem eigenen Standpunkt aus widerlegen, so kann man es zunächst durch die Belehrung, daß, wie BENEKE in seiner "Metaphysik" Seite 242 nachweist, die "Übereinstimmung" der Gesichtswahrnehmung mit der Tastwahrnehmung keineswegs eine ursprüngliche, sondern eine  erlernte  ist. Blindgeborene, welche durch eine Operation sehend geworden sind, sind nicht imstande, sofort die Gestalt eines Objekts, die sie bisher durch den Tastsinn gekannt, in der Gesichtswahrnehmung  wiederzuerkennen;  es fällt ihnen nicht ein, das, was sie tastend, z. B. als rund zu bezeichnen gelernt haben, hernach auch beim bloßen Ansehen als rund zu bezeichnen.

Einem, der bloß einen Geruchssinn besäße, wären Gerüche die einzigen "Dinge" in der Welt, einer, der keinen anderen Sinn hätte als den Gehörsinn, würde ausschließlich in einer Welt von Klängen leben, usw. Keine Ahnung würde ein solcher haben, daß außer dem, was  er  einzig wahrnimmt, außer Gerüchen oder Klängen, es auch noch etwas anderes gibt, daß Gestalten, Formen, Farben usw. existieren. Aber auch von sich selbst, von seinem leiblichen Ich, würde der so mit einem einzigen Sinn Begabte nichts weiter wahrnehmen, als was diesem einzigen Sinn entspricht: er würde von sich nur wissen, insofern er Gegenstand des Riechens oder Hörens werden kann, würde sich selbst nur als ein Geruch, oder als ein Klang erscheinen.

Das Objekt ist zunächst jene Summe oder Gruppe von Sinneseindrücken, welche wir das  Ding  oder die  Erscheinung  nennen.

Aber die wissenschaftliche Untersuchung belehrt uns, daß die Sinneseindrücke, die sich zu "Dingen" gruppieren, auf  Bewegungen,  inbesondere auf Schwingungen beruhen, die sich von außen her unseren Nerven mitteilen und als  Wirkungen  empfunden werden.

Nun entsteht aber die Frage: was ist denn  das  sich Bewegende? Was ist das  Wirkende,  dessen  Wirkungen  auf uns wir als  Eigenschaften  des Gegenstandes bezeichnen?

Sind schon die Bewegungen (Schwingungen)  als solche  für uns nicht mehr einzeln sinnlich wahrnehmbar, so sind auch die letzten Träger der Bewegung, die  kleinsten Teile,  nicht mehr einzelne, sondern nur in Masse ("Materie) wahrnehmbar. Als chemische Elemente erscheinen sie indessen qualitativ bestimmt.

Da ber nun die qualitativen Bestimmtheiten der Atome, wie alles Qualitative, nur für unsere menschliche Anschauung Gültigkeit haben, so müssen wir von denselben absehen, und es bleiben primäre Wesenheiten übrig, die sich unserer Erkenntnis entziehen, die wir aber deshalb nicht dem Nichts gleichsetzen dürfen, denn daß das Unerkennbare gleich sei dem Nichts, ist ein weit verbreitetes, aber  durchaus falsches  Axiom.

Das "Objekt" entschleiert sich uns also in vier Gestalten, von welchen eine mit logischer und erfahrungsmäßiger Notwendigkeit auf die andere und bis an die Grenze menschlicher Erkenntnis führt.

Atome  also, in der Philosophie auch  Monaden,  nennt die Naturwissenschaft jene unleugbaren, aber unbekannten Wesenheiten, auf welche wir stoßen, wenn wir die Erscheinungen bis auf ihren letzten uns erreichbaren, tiefinnersten Grund verfolgen. Nehmen wir Sache und Namen vorläufig an, fassen wir diese ersten und letzten Wesenheiten, da sie offenbar nicht ausgedehnt gedacht werden können, weil Ausdehnung ben auch nur eine der "Eigenschaften" ist, welche sie in unserer  Anschauung,  in unserer Sinneswahrnehmung annehmen, und durch welche sie nicht in ihrem  Ansich  qualifiziert werden können, als  Punkte  auf, als Seins-, Lebens- und Kraftpunkte - denn mit dem Ausdruck  Punkt  pflegt man eben das  nicht Ausgedehnte  und doch im Raum, an einem bestimmten Ort, vorhandene zu bezeichnen.

Es gibt also Seins punkte,  Lebenspunkte, im allgemeinen Sein und Leben, wie es Zeitpunkte im Kontinuum der Zeit, Raumpunkte im Kontinuum des Raumes gibt.

Ich bitte den Leser wohl zu beachten: daß ich nicht die Existenz absonderlicher Dinge, Atome geheißen, als Hypothese aufstelle, sondern nur einen  Namen  wähle für das Unbekannte, worauf wir zuletzt gekommen sind, und was wir unabweisbar annehmen müssen, wenn wir glauben wollen, daß  überhaupt etwas existiert,  denn die naturwissenschaftliche Forschung hat unzweifelhaft ergeben, daß das wahre Sein nicht in der  Erscheinung  steckt; Torheit aber wäre es, deshalb sofort anzunehmen, daß  überhaupt nichts  existiert. Nehmen wir aber ein wirklich Seiendes an, so müssen wir auch einen Namen dafür haben, sollte er zunächst auch bloß den Wert des  X  in der Mathematik haben.

Ich finde mich in meinem innersten Wesen als ein sich Setzendes, sich Bejahendes, sich Wollendes. Mir gegenüber finde ich andere sich Setzende, sich Bejahende, sich Wollende, die mich affziieren, auf mich wirken. Wenn ich in der Betrachtung meines Ichs von allem Besonderen abstrahiere, so bleibt doch immer ein sich selbst Setzendes, Bejahendes, Wollendes, und wenn ich in der Betrachtung dessen, was mich affiziert, von allem Besonderen abstrahiere, so bleibt ebenfalls ein sich Setzendes, Bejahendes, Wollendes, dessen Setzen, Bejahen und Wollen sich gegen das meine zu behaupten sucht. Zergliedere ich ein Zusammengesetztes, so stoße ich auf immer kleinere Einheiten und muß zuletzt bei kleinsten Kraft-, Lebens- und Willenseinheiten dieser Art stehen bleiben.

Bei diesem festen Punkt macht nun auch unsere Untersuchung vorläufig Halt.
LITERATUR - Robert Hamerling, Die Atomistik des Willens - Beiträge zur Kritik der modernen Erkenntnis - Hamburg 1891