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WILHELM UEBELE
Johann Nicolaus Tetens
nach seiner Gesamtentwicklung


"Er hat die Materialien in abgesonderte Versuche eingeteilt, um vom Zwang der systematischen Ordnung frei zu sein und desto füglicher das übergehen oder nur kurz berühren zu dürfen, was von andern schon genug ins Licht gesetzt ist, dagegen desto weniger da eingeschränkt zu sein, wo er auf Sachen kam, die ihm noch einige Aufhellung nötig zu haben schienen."


Einleitung

Die Erinnerung an JOHANN NICOLAUS TETENS, den "deutschen Locke", wie ihn die Zeitgenossen genannt hatten, (1) wurde wieder ausgegraben durch die psychologische Richtung. BENEKE in seinen "Psychologischen Skizzen" von 1825 (2) sprach von dem "über die kantische Reform leider zu früh vergessenen, an Schärfe des Denkens KANT gewiß nicht nachstehenden, und in Betreff der Fortführung der HUMEschen Untersuchungen ... auf einem weit richtigeren Weg wandelnden TETENS." Es sei sehr zu bedauern, daß die - freilich in einem sehr gedehnten und unbeholfenen Stil geschriebenen - Werk dieses scharfsinnigen Philosophen beinahe gänzlich unbeachtet geblieben sind. Da er in der Geschichte der Philosophie kaum flüchtig erwähnt zu werden pflegt, hat er ihn erst spät kennengelernt und ist zuweilen durch die genaue Übereinstimmung seiner Sätze mit den von ihm selbst aufgefundenen überrascht worden.

J. E. ERDMANN behauptete, für die empirische Psychologie möchte TETENS mehr geleistet haben als irgendeiner vor oder nach ihm (3); dabei versucht er den Nachweis, daß KANT hinsichtlich seiner Psychologie ganz an TETENS gebunden gewesen ist, besonders im Punkt der Seelenvermögen, mit Bezug auf die bekannte HAMANNsche Notiz (4), TETENS liege KANT immer vor Augen.

Den ersten Teil der ERDMANNschen Behauptung hat MAX DESSOIR wieder aufgenommen, der im Jahr 1777, hauptsächlich deshalb, weil es das Erscheinungsjahr von TETENS' Hauptwerk ist, den Höhepunkt der psychologischen Entwicklung jenes Zeitalters erblickt (5). Er charakterisiert TETENS als "objektiven Analytiker", d. h. als einen Forscher, der außer der Selbstbeobachtung auch das von anderen gefundene Material benützt. Der zweite Teil der ERDMANNschen Behauptung, betreffs einer Abhängigkeit KANTs von TETENS in der Psychologie, ist limitiert worden; doch hält noch BENNO ERDMANN sie beim inneren Sinn aufrecht (6), während JÜRGEN BONA-MEYER bei den Seelenvermögen diesen Einfluß bedeutend zurückgestellt (7).

Aber auch BENEKEs Urteil über die allgemeine philosophische Tätigkeit von TETENS, die Gleichstellung mit, womöglich noch Bevorzugung vor KANT, hat Nachfolger gehabt. Selbstverständlich findet sich auch der entgegengesetzte Standpunkt, namentlich im kantischen Lager, das über TETENS die verwerfenden Wortes des Meisters in verstärkter Tonart wiederholt.

Neuerdings ist man maßvoller geworden, sucht TETENS in seiner geschichtlichen Bedingtheit, ebenso wie KANT zu begreifen und beide dann vergleichend gegeneinander zu stellen. Dabei wurde TETENS gern geschildert als  Vorläufer  des Kritizismus. Er war
    "eine der Persönlichkeiten, wie sie in Zeiten, in denen sich geistige Umwälzungen vorbereiten, häufig aufzutauchen pflegen: ein MOSES im Reich der Wissenschaft, als Führer durch Irrtum und Mühsal, der aus dem Dunkel metaphysischer Befangenheit den Weg zum Licht kritischer Freihei wies und doch an den Toren eines neuen wissenschaftlichen Lebens sein Führeramt einem anderen überlassen mußte, der Größte, aber auch der Bescheidenste und vielleicht deshalb bis in unsere Zeit der Verkannteste unter den Psychologen der vorkritischen Periode." (8)
RIEHL spricht von den "den kritischen verwandten Bestrebungen bei LAMBERT und TETENS" und sagt, wenn man die "Kritik der reinen Vernunft" unter einem psychologistischen Gesichtswinkel liest, dazu veranlaßt etwa durch die Überschriften in derselben, so wäre TETENS "der eigentliche und wahre Vorgänger, ja zum Teil selbst ein Doppelgänger KANTs auf deutschem Boden." (9) Freilich vom richtigen Verständnis KANTs aus erscheint der Weg von TETENS als ein  Irrweg;  man kann an TETENS Werk sehen,
    "wie weit man durch rein psychologische Untersuchungen in der Lösung erkenntnistheoretischer Fragen gelangen kann, und wo die Grenzen sind, an denen jede nur psychologische Forschung mit ihrer Lösung jener Probleme anstoßen muß." (10)
CARL STUMPF (11) kommt zu einer gewissen Einschränkung des Lobes, das dem Psychologen TETENS besonders von Nichtpsychologen, Erkenntnistheoretikern gespendet zu werden pflegt; TETENS habe öfters die psychologische Analyse zu weit treiben wollen. Dem Erkenntnistheoretiker TETENS, speziell dessen Verhältnislehre, zollt er Anerkennung; nur in der Notwendigkeit bekunde er eine Neigung zum Psychologismus, zur Verwechslung von Notwendigkeit und Nötigung. Er rechnet ihn aber als "Vorläufer" KANTs nicht nur zusammen mit LAMBERT im Formbegriff, sondern darin, daß er zu den apriorischen Erkenntnissen auch synthetische Sätze zieht.

Hatte der Versuch von OTTO ZIEGLER, TETENS und KANT in Beziehung zu setzen, gelitten unter einem Hineintragen der kantischen Begriffe in TETENS, so kamen zwei neuere Arbeiten dem Bedürfnis einer "genauen Feststellung der erkenntnistheoretischen Position" (12) wieder besser entgegen, die von M. BRENKE (13) und von GUSTAV STÖRRING (14). Aber auch ersterer hält sich nicht ganz frei von allzu unmittelbarer Parallelisierung mit KANT, während STÖRRINGs verdienstvolle Arbeit den Einfluß HUMEs überschätzen dürfte, wenn sie TETENS' Eigenart charakterisiert als Synthese von HUME und LEIBNIZ. Vorher (z. B. von EDUARD ZELLER), war diese Eigenart, soweit nicht einseitige Schlagworte, wie "Sensualist", "Empiriker" und dgl. zur Verwendung kamen, als "Mittelstellung zwischen LOCKE und LEIBNIZ" gefaßt worden.

Alle die genannten und die noch zu nennenden Arbeiten über TETENS verwenden bloß dessen Hauptwerk. Soll aber die Doppelaufgabe, die ich mir gesetzt habe, richtig gelöst werden, einmal die historische Stellung von TETENS im allgemeinen, sodann besonders sein Verhältnis zu KANT objektiv getreu zu fixieren, so ist auf Grund des  gesamten  von TETENS hinterlassenen schriftlichen Materials ein Bild der philosophischen Entwicklung des Mannes zu gewinnen, wie es in diesem Heft versucht wird. Infolgedessen ist das schon viel behandelte Hauptwerk nicht in der Ausführlichkeit, die ihm zukäme, sondern nur in einem über Inhalt und strittige Punkte orientierenden Überblick behandelt, anderes, weil zum erstenmal beigezogen und oft schwer erhältlich, breiter berücksichtigt.


I. Kapitel
Übersicht über Leben und Wirken

TETENS Leben scheint in eine Mannigfaltigkeit zusammenhangloser Betätigungen zu zerflattern. Bei näherem Zusehen heben sich doch etliche Grundlinien deutlich hervor und zwar nicht als Parallelen, sondern mit einer Neigung zu einem gemeinsamen Schnittpunkt.

In den Personaldaten herrscht Verwirrung. Nach Mitteilung des Pfarramts Tetenbüll in Schleswig verzeichnet das dortige Taufregister für September 1736 die Geburt eines Sohnes JAN KLAASEN von einem Vater JAKOB TETENS. Ähnlich berichtet KORDES (15) und die Unterschrift unter dem auch von uns reproduzierten Bildnis von TETENS in NICOLAIs "Neuer allgemeiner deutscher Bibliothek", (16) TETENS sei am 16. September 1736 geboren, nach KORDES in Tetenbüll. Hingegen nach der beim Tod seiner Hausfrau aufgenommenen Teilungsurkunde (17) wäre TETENS am 5. November 1738 geboren und zwar in Tönning, also etwas südlicher, als Sohn eines Gastwirts JAKOB TETENS daselbst (18). Als Studienjahre nennt KORDES 1755-1758 und als Universitäten, die TETENS besuchte, Rostock und Kopenhagen.
    "Die exakten Wissenschaften und vorzüglich die Mathematik, Physik und Philosophie waren es, die seine Wißbegierde in erster Linie beschäftigten,"
sagt die Gedächtnisrede der  Kopenhagener Gesellschaft der Wissenschaften  über TETENS (19). Die Universität Kopenhagen war damals gut in Mathematik und Physik. In Rostock war wohl der bedeutendste Dozent JOHANN CHRISTIAN ESCHENBACH (1719-1759), Philosoph und Jurist, für die Weltweisheit begeistert durch die Vorlesungen und den Umgang des als Lehrer packenden Eklektikers DARJES in Jena, in dessen Bahnen er wesentlich verblieb; er schrieb gegen Mechanismus und gegen Idealismus (BERKELEY und COLLIER). AEPINUS vertrat die WOLFF-BAUMGARTNER'sche Richtung. KARSTEN kommt als hervorragender Mathematiker für TETENS in Betracht; er las auch Logik und Sittenlehre, hier nach ESCHENBACHs Voranschreiten philosophische und christliche Moral nicht übel harmonisierend. TETENS war ein selbständiger Schüler, erhielt aber doch von diesen Lehrern einen gewissen Grundstock von Anregungen. 1759 wurde er Magister und fing an zu lesen. 1760 den 26. Juli leitete er eine Disputation über die von ihm verfaßte Abhandlung  De causa caerulei coeli coloris,  sowie über 16 hauptsächlich philosophische Leitsätze. Der siebenjährige Krieg, in welchem Mecklenburg mit Frankreich verbündet war, zog preußische Okkupationstruppen nach Rostock, was die Studierenden "zur geschwinden Verreisung" bewog. Herzog FRIEDRICH, verärgert, gründete eine neue Akademie in dem Warnow-aufwärts gelegenen Landstädtchen Bützkow, während die Preußen die Universität Rostock aufrecht hielten. Unter den Lehrern, welche die Übersiedlung von Rostock nach Bützkow mitmachten, befanden sich AEPINUS, KARSTEN und als mit Besoldung angestellter Privatdozent auch TETENS. Die Eröffnung fand statt am 20. Oktober 1760. Auch in Bützkow lag preußisches Militär unter Herzog FRIEDRICH EUGEN von Württemberg, der aber dem Betrieb der Wissenschaften Schutz und Sicherheit Gewähr leistete. 1763 wurde eine große akademische Friedensfeier veranstaltet, anläßlich welcher AEPINUS "einige Bewegungsgründe, warum die Menschen die kriegerische Lebensart erwählen, beurteilte." TETENS zeigte seine Vorlesungen für das erste Bützkower Semester an mit der Einladungsschrift "Gedanken von einigen Ursachen, warum in der Metaphysik so wenig ausgemachte Wahrheiten sind", ein Jahr später mit dem Programm "De vi cohaesionis". Winter 1760 las er Logik nach CORVINs Lehrbuch, künftig nach der vortrefflichen Vernunftlehre des REIMARUS, Metaphysik nach BAUMGARTEN, Naturrecht und philosophische Moral nach DARJES, Naturlehre nach SEGNER; 1761 wesentlich dasselbe. Es waren das die hergebrachten Vorlesungen. Für seinen Physikunterricht war geschickt, daß der Herzog die Akademit "mit einem vortrefflichen Vorrat physikalischer Instrumente gnädigst zu beschenken geruht" hatte. 1763 disputierte unter TETENS' Leitung über einige Experimente WOLFFs mit dem Heber (Sipho bicruralis) JOHANN JAKOB ENGEL (1741-1802), Rostocker Professorensohn, später in Berlin Vertreter der Aufklärung und WILHELM von HUMBOLDTs Lehrer, der "den Philosophen für die Welt" herausgab. TETENS rühmte damals dessen  cognitio scientiarum et elegantiorum et profundiorum.  Im selben Jahr 1763 wurde TETENS ordentlicher Professor der Physik.

[...]

Das mathematisch-physikalische Interesse hat von Anfang an einen starken Prozentsatz von TETENS' Talent verbraucht, aber nicht im Gegensatz zum philosophischen. Als Vernunftwissenschaft gehört die Mathematik in die Nachbarschaft der Philosophie, die Physik aber als empirische Kosmologie zur Metaphysik in einem weiteren Sinn, den TETENS ihr offenhält. Freilich die Erfahrungsseelenlehre gehört noch näher dahin als die Physik; das immaterielle Gebiet ist sicher, auch die physikalischen Schriften zeigen immer wieder große, umfassende Gesichtspunkte; TETENS fühlt sich als "philosophischen Naturforscher". (20) Er hat auch ein Bewußtsein vom unvollkommenen Stand der damaligen Physik und sagt,
    "daß der menschliche Verstand, der in der Mathematik fast uneingeschränkt zu sein scheint, ein Kind ist, wenn er in die Natur der wirklichen Dinge zu dringen sich bemüht." (21)
Eine Parallele zu der Ansicht über die Erkennbarkeit der psychischen Grundkräfte (22) ist die Äußerung bei der Besprechung einer Theorie von Elektrizität und Magnetismus:
    "Der Mensch wird schwerlich so weit in die Geheimnisse der Natur eindringen, daß ihm ihre ersten Grundkräfte, davon alle übrigen abhängen, werden vollkommen bekannt werden." (23)
TETENS hat eine Vorliebe für  Meteorologie,  "diesen noch so unvollständigen Teil der Naturlehre". Seit 1759 macht er sich "die Nebenarbeit, täglich die Veränderungen der Luft und der Wettergläser zu bemerken und aufzuzeichnen", anfangs freilich nicht exakt genug. Er geht aus auf "eine philosophische Metereologie oder allgemeine Veränderungsregeln" (24). Auch hier berührt er sich in Bezugnahme auf die damaligen Theorien der Winde mit KANT (25).

Schließlich widmet er dem noch nicht betretenen Weg der  heimatlichen Naturkunde  Beachtung, wie seine Beschreibung des heiligen Damms bei Doberan zeigt. (26)

Eine neue Berufsaufgabe stellt ihm 1765 die Übertragung der Direktion des neben der Universität und als Vorbereitung auf sie vom Herzog gestifteten Pädagogiums (Gymnasium und Internat). In seinen "Schulschriften", die aus dieser Tätigkeit enstanden sind, handelt er z. B. von der Methode des Sprachenlernens, von dem Ziel, mit dem Klassenbetrieb den Vorzug des privatunterrichtlichen Individualisierens zu verbinden etc.

Das Zeitprogramm der  Aufklärung,  nützliche Kenntnisse unters Volk zu bringen, war ihm wichtig. Ein Beispiel ist die Empfehlung der Einpfropfung der Pocken, bei der SÜSSMILCH, ein Vorläufer der modernen Soziologie, vorangegangen war. Es gilt hier, sagt TETENS, die Idee des unbedingten Schicksals oder das mit Recht sogenannte faule Vertrauen auf Gott zu bekämpfen, aber mit Vorsicht, weil es zugleich bei vielen die einzige Stütze ihres Mutes in gefährlichen Unternehmungen ist. Am Zipfel sei die Sache zu fassen, daß man den gemeinen Mann auf eine andere praktische Maxime hinweist, die er hat: Man muß tun, was man kann. Wie der Wut des Meeres durch Dämme und der Pest durch Flucht zuvorzukommen Pflicht ist, so der Niederlage, die diese Seuche anrichtet, durch Impfung.

Seine  Rezensions arbeit, wie auch sein Verhalten bei wissenschaftlichen Kontroversen hebt sich durch wohlwollende Gerechtigkeit erfreulich ab von der sonstigen Praxis. Ziemlich sicher ist TETENS der Rezensent, der den Handel mit dem von der Berliner Akademie unverdienterweise durch den Preis für die Arbeit über den Optimismus (Prüfung des Systems von POPE) ausgezeichneten Crusianer REINHARD bekam, als dieser sich gekränkt fühlte durch den Vorwurf "verschiedener harter Ausdrücke, die jederzeit eine wahre Unzierde eines philosophischen Vortrags sind". (27) Der Rezensent belegt auf empfindlichen Vorhalt seine Behauptung mit einzelnen Stellen. Als BEATTIE seine heftige Schreibweise gegen HUME verteidigt, sagt TETENS (28):
    "Warum sollte einem so redlichen und warmen Verteidiger nicht eine menschliche Schwachheit zugute gehalten werden; aber gerechtfertigt wird sie dadurch nicht. Sein Gegner HUME hat in diesem Punkt der Mäßigkeit im Ausdruck vieles von ihm voraus. Hat man die Wahrheit hell und deutlich vor Augen, so lasse man lieber ihre Bestreiter in die Verlegenheit kommen, zu Deklamationen greifen zu müssen, weil die Gründe nicht Stich halten, als daß man sich selbst dieses Notbehelfs zu bedienen suche."
Eine weitere Mahnung von ihm ist: man soll die Meinungen der Philosophen nicht aus dem Zusammenhang reißen, sonst sehen sie freilich oft so schwach aus wie ein halbvertrockneter Zweig, den man aus seinem Stamm herausgerissen hat. Der Satz von LEIBNIZ, daß wir eher zu allgemeinen Ideen kommen als zu individuellen, würde vom Verfasser (29) vielleicht nicht getadelt noch so widerlegt worden sein, wie es hier geschieht, wenn er seinem Sinn gemäß erklärt worden wäre. (30) - KANT war entschieden weniger imstande, sich in die Motive von Gegnern hineinzuempfinden als TETENS.

Die  philosophischen Schriften  der Bützower Periode ihrem Inhalt nach wiederzugeben, verschiebe ich auf das nächste Kapitel. Hier möge nur die Art der Entstehung derselben ihren Ort finden. Die Philosophie teilt mit allen anderen Disziplinen das Schicksal eines bloß allmählichen Fortschritts. Darum ist Mitarbeit an den vom jetzigen Stand gestellten Aufgaben das Ziele unseres Philosophen. Das innere Interesse, häufig aber dazu noch äußere Anregungen durch neue Bücher, Umgang mit Freunden, öffentliche Diskussionen, wie sie damals besonders durch Preisaufgaben in Gang kamen, locken diese Mitarbeit heraus. Schon die Leitsätze der Disputation 1760 beziehen sich auf  dubia doctissimorum dissentientium speciosissima  [gelehrten Zweifel am bloßen Anblick - wp]. Die Einladungsschrifft desselben Jahres "Gedanken von einigen Ursachen, warum in der  Metaphysik  so wenige ausgemachte Wahrheiten sind" (31), ist hervorgewachsen aus der damaligen Lage der Metaphysik. Der Streit der WOLFF-Gegner teils gegen die WOLFF-Anhänger, teils unter sich selbst lassen ganz abgesehen von prinzipiellen Feinden der Metaphysik so ziemlich alle Resultate als unsicher erscheinen. Speziell in seiner Umgebung hat er das Schauspiel, daß der schon genannte REINHART die 1757 erschienene Metapyhsik ESCHENBACHs im allgemeinen als ein Buch preist, "welches von jedem Liebhaber der Wahrheit verdient gelesen und erwogen zu werden", besonders da, wo es gegen WOLFF geht, wie bei der Freiheitslehre, im einzelnen aber doch an ihm wie an vielen anderen Zeiterscheinungen ziemlich starke Ausstellungen macht, besonders da, wo gegen CRUSIUS polemisiert wird. - Der  Gottes begriff kam in das Licht allgemeinerer Diskussion durch die von den Kuratoren des STOLPE'schen Vermächtnisses zu Leiden gestellte Preisaufgabe:  ex eo, quod aliquid est, solidis rationibus efficere, dari ens necessarium, aeternum, immutabile et ab hoc universo distinctum.  Die preisgekrönte Arbeit von MAAS wurde mit 3 anderen 1760 gedruckt (32). Die sich anschließenden Verhandlungen sind vermutlich als Anlaß sowohl von TETENS' "Abhandlung von den vorzüglichsten Beweisen des Daseins Gottes", 1761, als auch von KANTs "Einzig möglichem Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes" 1763 zu betrachten.

Die am meisten von innen heraus angeregte Arbeit liegt bei TETENS auf dem Gebiet der  empirischen Psychologie  vor. Eine Reihe von gedruckten Aufsätzen, aber auch offenbar viel gesammeltes Material und immer wieder ansetzendes Nachdenken dreht sich um die Frage der "Hauptneigungen", "Grundtriebe" der Menschen, deren Lösung dann zugleich über eine den Einteilungen auf botanischem und zoologischem Gebiet analoge "Klassifikation der menschlichen Gemüter" entscheiden würde. Eine "weitläufigere Schrift" mit dem Titel "Über die Grundtriebe der Menschen" war geplant. (33) Am meisten Verwandtschaft mit dem Ziel seiner Untersuchungen empfindet TETENS gegenüber SULZERs "unvergleichlicher Abhandlung über die Empfindungen" (1762). Sozusagen Vorarbeiten sind etliche Gelegenheitsaufsätze. Die "Gedanken vom Einfluß des Klimas auf die Denkungsart der Menschen" (34) waren veranlaßt durch einen Artikel des Konsistorialrats SCHÜTZE in derselben Zeitschrift. Dieser mußte sich gegen französische Invektiven [Schmähungen - wp] verteidigen, welche, von einer Art "Patridomanie" [Heimatwahn - wp] besessen, die Inferiorität [Untergeordnetheit - wp] des deutschen Nationalcharakters als eine naturnotwendige und zwar aus Gründen des deutschen und nordischen Klimas abzuleitende hinstellten; er ging aber TETENS in der Polemik gegen Klima-Einflüsse zu weit. Das Schreiben an den Pastor VOLQUARTS zu Lunden, einen Freund, über die Frage: "Ob die Verschiedenheit der Erkenntnisfähigkeiten und Neigungen der Menschen in einer angeborenen Verschiedenheit oder in den äußerlichen Umständen seinen Grund hat" (35) setzt sich mit HELVETIUS auseinander. Die Untersuchung über die "Ehrliebe" (36) war inhaltlich als Teil des genannten größeren Werks in Aussicht genommen, aber die Schriften, die erschienen waren anläßlich der Preisfrage der Akademie zu Besancon von 1761: "Ob die Begierde, sich zu verewigen, der Natur und der Vernunft gemäßt ist", bildeten für TETENS den Grund, "diesen Teil aus den übrigen herauszunehmen und einem periodischen Blatt entsprechend einzurichten". Diese Versicherung soll ihn als Deutschen von dem Vorwurf reinigen, die Franzosen nachgeahmt zu haben. Eine Arbeit, bei KORDES genannt "Über die Rangordnung der Wissenschaften, in den Glückstädtern Intelligenzblättern 1764", trägt in Wirklichkeit die Überschrift "Über den verschiedenen Nutzen der menschlichen Erkenntnisse" und steht in den Schleswig-Host. Anzeigen 1765. (37) Sie ist ebenfalls psychologisch orientiert. Sie entstand als Verbesserung des Versuchs eines schweizerischen Philosophen (38), der d'ALEMBERTs Abhandlung von der Verbindung der Künste und Wissenschaften ins Deutsche übertrug und mit scharfsinnigen Anmerkungen bereicherte, eine Art Rangordnung unter den Wissenschaften festzusetzen.

Die Diskussionen über die Preisaufgaben der  Berliner Akademie  verfolgte TETENS mit lebhafter Beteiligung. Diese Aufgaben schnitten deshalb so ein, weil sie mit glücklicher Wahl dem Zeitbedürfnis der Auseinandersetzung zwischen empiristischer und rationalistischer, englischer und deutscher Richtung entgegenkamen (39), so die über die Monadenlehre, über Optimismus, besonders aber die auf im Jahr 1763 aufgegebene, in der MENDELSSOHN den ersten Preis und KANT das  Accessit  [ehrende Erwähnung - wp] erhielt (40). SULZER hatte die Frage gestellt; die WOLFF abgewandten, auf NEWTONs Methode sich beziehenden Ausführungen KANTs hatten ihm, dem Wolffianer, nicht recht gefallen wollen. Beide Arbeiten wurden 1764 gedruckt und gaben die Grundlage ausgedehnter Debatten. (41) KANT selbst beabsichtigte eine weitere Ausführung seiner Arbeit, kam aber nicht dazu. TETENS will offensichtlich zur Debatte seine Ansicht sagen am Schluß der Schrift von 1775 "Über die allgemeine spekulativische Philosophie". Das Verhältnis von Mathematik und Philosophie beschäftigte ihn dauernd, schon in den "Ursachen" 1760 bis zu den letzten philosophischen Äußerungen (1787).

Ein glücklicher Griff der Akademie war auch das  sprachphilosophische  Problem. Am bekanntesten wurde die Preisaufgabe für 1770:  en supposant les hommes abandonnés à leurs facultés naturelles, sont-ils en etat d'inventer le langage? et par quels moyens parviendront-ils d'eux-mêmes a cette invention?  (42) Nach einer Seite war auch diese Frage eine Auseinandersetzung zwischen LEIBNIZ und dem Empirismus, nach der anderen standen diese beiden vereinigt gegen den Supranaturalismus. Der Präsident der Akademie MAUPERTIUS, gestützt auf CONDILLAC, hatte 1756 in der Akademie eine empiristisch gehaltene Erklärung des Sprachursprungs gegeben; gegen ihn hatte sich das Akademiemitglied SÜSSMILCH erhoben, indem er noch im selben Jahr einen gründlich geführten Beweis für einen übernatürlichen Sprachursprung verlas. Aus der Debatte ergab sich die Preisfrage für 1759:  à l'influence mutuelle des opinions sur le langage et du langage sur les opinions,  deren preisgekrönte Bearbeitung durch den Orientalisten MICHAELIS die besondere Zufriedenheit des Protektor der Akademie, FRIEDRICHs des Großen, errang. Auch TETENS ließ sich durch dieselbe zur Aufmerksamkeit auf die Etymologie anregen (43). Als ein Freund von ihm diese Wissenschaft als einen "Spaziergang, wo man bloß tändeln kann", bezeichnete, also von ihr verächtlicher dachte, als man von irgendeiner Zunft der gelehrten Republik denken muß, äußerte sich TETENS in zwei Aufsätzen "Über die Grundsätze und den Nutzen der Etymologie" und "Über den Nutzen der Etymologie" (44). Neue Nahrung bekam die öffentiche Sprachdebatte durch den Druck von SÜSSMILCHs 1756 verlesener Abhandlung im Jahr 1766; die Verhandlungen über sie haben die Akademie zur Stellung der erstgenannten Preisaufgabe für 1770 bestimmt. Daß diese des Reizes nicht entbehrte, zeigen die 31 eingegangenen Bewerbungen, unter denen die HERDERs die 29. war und den Preis erhielt. HERDER, der von sich selbst sagt: "Kein Mensch hat mehr Anlage zur Philosophie der Sprache als ich", fühlte schon lange den Wunsch, gegen SÜSSMILCH und den früheren ROUSSEAU und für MENDELSSOHN, der in einem Schreiben an LESSING anläßlich der Übersetzung von ROUSSEAUs Schrift "Ursprung und Gründe der Ungleichheit der Menschen" sich gegen ROUSSEAU ausgesprochen hatte, Partei zu nehmen. Im wesentlichen auf einen LEIBNIZ-Grund gestützt, tat er das in der schließlich rasch entstandenen Preisbewerbung, deren einzelne Bogen GOETHE im Straßburger Krankenzimmer HERDERs zu lesen bekam. Im selben Jahr 1772, in dem HERDERs Arbeit gedruckt wurde, nach auch TETENS das Wort in der anonymen Schrift: "Über den Ursprung der Sprachen und Schrift". Die Beziehung zur Preisfrage geht, auch wenn TETENS sie später nicht selbst bezeugt hätte, (45) schon daraus hervor, daß die Schrift mit der Fragestellung der Preisaufgabe beginnt und in der Anlage von ihr beherrscht ist. Die Frage der Akademie wird von ihm übergeführt in das Problem SÜSSMILCHs, der einen Zirkel zwischen Vernunft und Sprache konstatiert hatte: erstere setzt letztere und letztere erstere voraus. TETENS finden Ausweg aus ihm darin, daß er zu den beiden ein drittes Moment hinzufügt, das die Vorstufe zur Vernunft sowohl als zur Sprache bildet, die sinnliche Natur des Menschen. Auch seinem Standpunkt, wei dem von MENDELSSOHN und HERDER liegt LEIBNIZ zu Grund. Es ist die Frage, ob TETENS unter den Bewerbern um den Preis war, etwa unter den 6  honorablement mentionnés,  oder ob er erst nachträglich das Wort ergriff. Wahrscheinlicher ist das letztere: er selbst unterscheidet sich von den "Philosophen, die sich mit der Auflösung der Aufgabe beschäftigt". (46)

Die philosophisch fruchtbarsten Jahre sind die nach 1772 bis 1776. Wohl lief noch anderes, wie die Übersetzung von KRAFTs  Mechanik  ins Lateinische nebenher, aber auf der Philosophie lag der Hauptnachdruck. Philosophisch gedacht und gelesen hat TETENS immer. Mehr zufällig hingegen war die schriftliche Fixierung, die hing oft von enier äußeren Anregung ab. Nun wollte er wirklich sein Wort gegenüber dem damaligen Stand der psychologischen Fragen und was damit zusammenhing, in die Waagschale werfen. Der Verfasser machte hier Untersuchungen bekannt, sagt der Rezensent der "Philosophischen Versuche" in der "Kieler Gelehrten Zeitung" von 1777, (47) vielleicht sein Kollege EHLERS, die er seit verschiedenen Jahren über den menschlichen Verstand, über die tätige Grundkraft, über die Freiheit, über die Natur der Seele und über ihre Entwicklung angestellt hatte. Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir sagen: das Werk "Über die Grundtriebe", das er früher projektierte, aber nicht zustande brachte, hat er jetzt in den "Philosophischen Versuchen etc." fertig gestellt. Natürlich hat sich vieles im Lauf der Jahre verschoben oder wurde jetzt noch umgegossen. Manches fügte sich neu ein: die theoretische Seite des Geistes war in der jetzigen Darstellung Selbstzweck, nicht mehr leibnizisch Unterlage, Ableitungsprinzip für die praktische Seite. Dafür mußte anderes wegbleiben, so auf der praktischen Seite spezielle Themata wie die  Ehrliebe Wenn wir die philosophische Arbeit dieser Jahre überblicken, dürfen wir aber nicht bloß die  Versuche  von 1777 ansehen, sondern dazu noch den Versuch "Über die allgemeine spekulativische Philosophie" 1775.
    "Anfangs war dieser Versuch", heißt es in der Vorerinnerung dieser Schrift, "bestimmte, der erste in einer Sammlung von mehreren zu sein, die zur beobachtenden Philosophie gehören und sich mit einigen der erheblichsten Grundzüge der Menschennatur, mit dem Prinzip des Empfindens und des Denkens, mit der Selbständigkeit und Freiheit, mit der Seelennatur der Menschen und ihrer Perfektibilität und Entwicklung beschäftigen. Als die Betrachtung einer Seite des Verstandes konnte der vorliegende Aufsatz unter jenen einen Platz haben und auf einige von ihnen aufmerksam machen. Aber nachher riet seine innere Beziehung auf den größeren Teil desselben (des Verstandes) ihn abzusondern und voranzuschicken."
Die Erwägung des Autors, daß der jetzige Versuch nicht bloß  primus inter pares  [Erster unter Gleichen - wp] ist, sondern eine allgemeinere, die meisten Einzeluntersuchungen über den menschlichen Verstand erst ins rechte Licht setzende und insofern selbständige Bedeutung beansprucht, ist ohne Zweifel richtig. Aber die äußerliche Abtrennung dieses Versuchs hat Hand in Hand mit der Anonymität ein bis heute währendes Ignorieren desselben verursacht, das für die Gesamtauffassung von TETENS Philosophie von Übel war. Über das Hauptwerk ergibt sich aus jenen beiden Stellen, daß es zum größten Teil jedenfalls in der Bützower Zeit schon ausgearbeitet vorlag und als Manuskript mit nach Kiel wanderte. Sonst könnte TETENS nicht die Schrift von 1775 mit dem Inhalt der einzelnen Versuche des Hauptwerks vergleichen. (48) Merkwürdig ist, daß beide  Äußerungen  auf den Inhalt des zweiten Bandes viel ausführlicher verweisen, als auf den des ersten, wohl nur, weil es dafür keine so geschickten Sammelnamen gab wie beim ersten ("Prinzip des Empfindens und Denkens" oder "Über den menschlichen Verstand und die tätige Grundkraft"). Das Werk hat den psychologischen Gesichtswinkel, behandelt aber auch allgemeinere logisch-metaphysische Fragen. Ausgeschlossen ist Theologie und Kosmologie, ebenso eine ausgeführte Ontologie. Gerade die letztere ist aber, zumindest was die prinzipielle Frage der Methode betrifft, in der Schrift von 1775 enthalten. Die Anregung zu dieser Arbeit ist, wie sich zeigen wird, vor allem von KANTs  Inauguraldissertation  1770 und von LAMBERTs  Architektonik  1771 ausgegangen. Auch im Hauptwerk bilden die deutschen Philosophen, WOLFF, REIMARUS, SULZER, die eigentlichen Vorgänger in der psychologischen Arbeit, obgleich fast keine bedeuendere einschlägige Erscheinung ist, die zitiert oder unzitiert nicht darin Berücksichtigung fände. Als Ziel schwebt TETENS dabei nicht ein Lehrbuch oder Sammelwerk vor, sondern ein Forscherwerk.
    "Er hat die Materialien in abgesonderte Versuche eingeteilt, um vom Zwang der systematischen Ordnung frei zu sein und desto füglicher das übergehen oder nur kurz berühren zu dürfen, was von andern schon genug ins Licht gesetzt ist, dagegen desto weniger da eingeschränkt zu sein, wo er auf Sachen kam, die ihm noch einige Aufhellung nötig zu haben schienen",
sagt jener Kollege (49). Was das Publikum betrifft, das sich TETENS wünscht, so wollte er "seinen Vortrag von der philosophischen Kunstsprache unabhängig und so faßlich machen für nachdenkende Leser, wie die Beschaffenheit der Materialien es erlaubte". (50) Diese Tendenz ist nicht in Beziehung zu setzen zu der teilweisen Popularisierungssucht der damaligen Philosophen, sondern zu seinem Streben nach Unabhängigkeit von den einzelnen Systemen (51). Nach einer Äußerung BUHLEs (52) ist das Hauptwerk nicht abgeschlossen. Geht dieselbe auf Willenskundgebungen von TETENS selber zurück, so könnte man sich als Inhalt der Fortsetzung Themata der speziellen Psychologie denken, wie er z. B. früher die Ehrliebe behandelt hatte, auch Themata der Geschichtsphilosophie. Andere Gegenstände hätten noch Platz, wenn man als Titel des Werks bloß "Philosophische Versuche" behielte.

Die "Kieler Gelehrte Zeitung" von 1776 berichtet (53):
    "Herr Professor Tetens in Bützow, der als Philosoph, Mathematiker und Naturkundiger den Gelehrten durch mehr als eine gründliche und liebenswürdige Schrift bekannt ist, hat einen Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie auf unsere Universität erhalten." Sodann (54): "Herr Professor Tetens ist am 7. Oktober hierselbst eingetroffen und wird seine schon im Lektionskatalog angekündigten Vorlesungen zu gehöriger Zeit anfangen."
Diese Vorlesungen in Philosophie waren: Geschichte der Philosophie, erzählt nach BÜSCHINGs  Grundriß,  dann Logik nach REIMARUS. Im selben Wintersemester 1776 zeigt er aber schon 4 mathematische Vorlesungen an. Im Sommersemester 1777 erläutert er GESSNERs  Isagoge in eruditem universalem,  liest Logik und Metaphysik nach ULRICHs Lehrbuch und wieder 3 mathematische Kollegien. Bei den mathematischen legt er KARSTEN, WOLFF, KÄSTNER, SCHÖNMARK zugrunde; außer den gewöhnlichen Disziplinen kommen hie und da vor Optik, Astronomie, Geographie, Mathesis Forensis, ein mathematischer Kurs über BELIDOR für die, welche sich dem Kriegsstand widmen, vor allem aber jedes Jahr aus der angewandten Mathematik Deichbaukunst. Hingegen werden die philosophischen Vorlesungen bald einförmig: im Winter liest er Metaphysik und zwar nach eigenen Diktaten, (55) SOMMERs Logik nach REIMARUS. Eine jüngere Kraft, VALENTINER, trat ihm bald mit der Übernahme ähnlicher, besonders mathematischer Vorlesungen an die Seite.

TETENS hat sich nach seinem Eintritt in Kiel bei seinen Kollegen rasch ein Ansehen erworben. "Umfang an Kenntnissen", "geruhig und scharf forschender Blick und redliche Wahrheitsliebe" wird an ihm von seinem Amtsgenossen EHLERS gerühmt. Er gilt als eine Art philosophische Zentralinstanz, Gegeninstanz gegen "kühne Prahler unter den Modedenkern" (56). Vor allem trat ihm CRAMER nahe. Dieser, früher Hofprediger in Kopenhagen, jetzt Theologieprofessor in Kiel, Prokanzler und später Kanzler daselbst, war ein naher Freund KLOPSTOCKs (57), Mitarbeiter an den bekannten "Bremer Beiträgen", Dichter geistlicher Lieder, wissenschaftlich ein genauer Kenner der Kirchengeschichte und der scholastischen Philosophie, alles in allem eine vornehme, geistig regsame und bedeutsame Persönlichkeit. Er fing eben damals an, eine Zeitschrift herauszugeben "Beiträge zur Beförderung theologischer und anderer wichtiger Kenntnisse von Kieler und auswärtigen Gelehrten". Zu dieser zog er TETENS stark als Mitarbeiter heran. Fragen der natürlichen Theologie, durch HUMEs Angriffe angeregt, wurden in Kiel viel diskutiert (58). So gab auch TETENS in die CRAMER'sche Zeitschrift eine Abhandlung "Über die Realität unseres Begriffs von der Gottheit". Der erste Teil, "Über die Realität unseres Begriffs vom Unendlichen" erschien 1778; der zweite, verzögert durch gleich zu nennende Anlässe, 1783 mit der Überschrift "Über den Verstand in der Gottheit, gegen Hume". Auch der in Gesprächsform gefaßte Artikel "Von der Abhängigkeit des Endlichen vom Unendlichen" 1783 stammt von TETENS und bekommt seine Wichtigkeit weniger durch seinen allgemeinen Inhalt als durch eine Bezugnahme auf die inzwischen herausgekommene "Kritik der reinen Vernunft". Das frühe Eingehen der Zeitschrift hat uns wohl mit um weitere philosophische Arbeiten von TETENS gebracht, speziell um eine angekündigte Auseinandersetzung mit der kantischen Philosophie, die eine Parallele zu der Auseinandersetzung mit HUME geworden wäre. Sogar zur Äußerung über speziellere theologische Probleme wußte CRAMER TETENS zu veranlassen. Der Artikel "Über die göttliche Gerechtigkeit, den Zweck der göttlichen Strafen" (59) entstand infolge einer "Aufforderung" des Herausgebers, welcher seinerseits etliche durch TETENS' Untersuchung erweckte Gedanken zum Besten gab. TETENS behandelt auch diesen Stoff "philosophiernderweise" (60), nach Gründen der "Vernunft" (61) oder der "Aufklärung" (62). Eine prinzipielle und systematisch durchgeführte Darlegung des Vernunftstandpunkts gegenüber der Offenbarung, wie sie KANT in seiner "Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" gibt, haben wir bei TETENS nicht.

Über das Verhältnis von mathematischer und philosophischer Arbeit sagt TETENS selber, (63) er habe immer viel Zeit auf die Mathematik verwandt und diese nun seit verschiedenen Jahren schon zur Hauptbeschäftigung gemacht; daneben behalte er freilich die Neigung zur Metaphysik bei, an der er noch immer weiter arbeitet, obgleich er weit über 30 Jahre als ist, das Alter, über welches kein Mensch von gesundem Verstand, wie jemand sagte, sich mehr damit beschäftigen sollte. Der Löwenanteil seiner Zeit gehörte also je länger je mehr Mathematik und zwar der angewandten. Zwei Gebiete sind hier zu nennen, Deichbauwissenschaft und Rentenberechnung. Mit dem Lehrauftrag war nämlich auch noch zeitweise eine praktische Verwendung verbunden, welche TETENS auswärts rief. In den Jahren 1778, 1779 und 1780 bereiste er (64) auf höhere Veranlassung die Marschländer an der Nordsee, von Hoyer nach Jütland, woe die Schleswigischen Seedeiche in Norden enden, an der Elbe, Weser und den holländischen Provinzen herum bis nach Flandern in der Absicht, die Praxis in Deich- und Uferbau kennenzulernen. Er unterbreitete sodann der dänischen Regierung Vorschläge zur Hebung dieses Zweigs der Hydrotechnik, Ausbildung von akademisch geschulten Sachverständigen mit einem höheren Gehalt. Ein Nebenerfolg seiner Reisen waren Briefe über dieselben, die auch allgemein Wissenswertes enthielten.

TETENS hatte auf das so zukunftsreiche, aber damals noch leicht etwas ins Unreelle fallende Versicherungsprinzip immer ein Auge gehabt, war an der Umänderung des Calenbergischen Witweninstitutes in Hannover beteiligt gewesen und gab nun eine Schrift heraus: Einleitung zur Berechnung der Leibrenten und Überlebensrenten 1783, von welcher er selbst sagt: "In Deutschland sind wir in diesem Teil der Arithmetik bisher, und man kann hinzusetzen leider, zurückgewesen". Sie wurde von Fachleuten sehr günstig aufgenommen und war auch ein Grund seiner späteren Berufung nach Kopenhagen. Er sprach schon in damaliger Zeit den Gedanken aus: "Was der Einzelne nicht kann, das kann die gesellschaftliche Verbindung von mehreren". Der einzelne mittlere Mann kann seine Zukunft und die seiner Familie nicht sicherstellen und fällt im ungünstigsten Fall der Armenfürsorge zur Last. Wie HALLEY, EULER, EMERSON, PRICE etc. ist TETENS ein Vorkämpfer des modernen Versicherungswesens.

Seine physikalische Tätigkeit war weniger bedeutend als in Bützow. In den Rezensionen nahm er Notiz von den Zeiterscheinungen, von den auf der Seine probierten Feuermaschinen als den vollkommensten hydraulischen Maschinen, (65) von den Fortschritten auf elektrischem Gebiet, wobei er sich für eine einzige elektrische Materie ausspricht, während LICHTENBERG die Frage, ob eine oder mehrere, offen läßt, und wobei er die Notiz verzeichnet, daß vor FRANKLIN schon WINKLER in Leipzig den Blitz für eine elektrische Wirkung gehalten hat. (66)

Für alle Zeitfragen hatte er Interesse, für die "Geschichte der Toleranz in Mecklenburg", für einen Versuch der Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern auf einem adeligen Gut u. a. Seine Pflichten als  Lehrer  der Jugend hat TETENS immer ernst genommen. (67) In einer Prorektoratsrede von 1785,  Oratio de studiis academicis ad culturam rationis dirigendis,  (68) entwirft er ein Programm für das Universitätsstudium. Dessen Zweck soll nicht bloß Vorbereitung auf ein Amt, sondern die Aufklärung als Mensch sein. Die Wissenschaften, die wegen jenes allgemeineren Zwecks neben dem Brotstudium Raum haben müssen, sind Geschichte, Philosophie, Physik und Mathematik, also etwa eben die von TETENS selbst zu jener Zeit bevorzugten. Dieser Raum ist dadurch zu gewinnen, daß man überall nur die "Fundamentalien" treibt, das den ersten und allgemeinsten Grund Legende, und die Fortsetzung und Ausbreitung der Studien in jedem Fach dem späteren Selbststudium überläßt. (69)

Der seitherigen Hauptbeschäftigung entzogen wurde TETENS im  zweiten Hauptteil  seiner Laufbahn. Was für GOETHE der Ministerposten in Weimar, ist für TETENS das Kopenhagener Staatsamt.
    "Seine Majestät der König haben den Herrn Professor Tetens zum wirklichen Justizrat und zugleich zum 2. Assessor im Königlichen Finanzkollegium und zum 2. Direktor der Finanzkassendirektion in Kopenhagen zu ernennen geruht. Mit wieviel Teilnehmung am Glück eines Freundes und wie großer und gerechter Hoffnung und Erwartung von dem Bestreben, welches ein Mann von seiner Einsicht und Tätigkeit in dem neuen, wichtigen Fach seiner Geschäfte anwenden wird, unsere Universität diese Veränderung ansehen mag, so kann sie dennoch den Verlust eines so berühmten und verdienten Weltweisen und Mathematikers und eines mit so vielem Eifer zum Besten der studierenden Jugend arbeitenden Lehrers unmöglich gleichgültig ansehen. Möchte doch einige noch übrige Hoffnung, ihn einst wieder den Unsrigen beizuzählen, in Erfüllung gehen",
schreiben die "Kieler Gel. Zeit." am 11. März 1789 (70). Die nach Vorgängen nicht unbegründete Hoffnung, es möchte die Berufung in die Beamtenlaufbahn eine vorübergehende sein, hat sich nicht erfüllt. TETENS stieg im Staatsdienst höher, 1791 ist er Etatsrat und Deputierter im Finanzkollegium, Mitdirektor in der Königlichen Bank, in der Depositokasse und dem sinkenden Fond, in der allgemeinen Witwenkasse und der Versorgungsanstalt; 1803 erhält er den Titel  Konferenzrat.  Hatte TETENS früher nicht alle Kräfte der reinen Wissenschaft gewidmet (Deichbau, Kassenwesen, humane Bestrebungen, Pädagogik), so war jetzt eine gewisse Fortsetzung des Zusammenhangs mit der Wissenschaft gegeben durch die schon 1788 erfolgte Aufnahme als ordentliches Mitglied in die "Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen". Er hat sich um diese verdient gemacht teils durch Verlesen eigener Abhandlungen, teils durch die Aussetzung und Beurteilung von Preisaufgaben und wurde Präses der mathematischen und philosophischen Klasse. Verlesene Abhandlungen waren z. B. die über die  Integration der logarithmischen Differentialen,  über die  formula Polynomiorum.  Ja eine Arbeit für die Akademie war sein "Schwanengesang". Schon von der Krankheit ergriffen, welche ihn ins Grab legte, bezeugt BUGGE, konnte er nicht mehr persönlich in der Sitzung erscheinen, in welcher die Entscheidung betreffsder 13 eingegangenen Arbeiten für 1806 über eine verbesserte Theorie des Parallelogramms der Kräfte stattfinden sollte. Da teilte TETENS, den die Sache fast sieben Monate beschäftigt hatte, schriftlich der Klasse sein Gutachten über die Arbeiten unter Anstrengung seiner letzten Kräfte mit. - Auch privatim hat sich TETENS als Staatsbeamter mit der Wissenschaft auf dem Laufenden gehalten. BUGGE schreibt, daß man in seinem späteren Lebensalter oft über der Lektüre von  Senator de la Place's  des "Newton unseres Zeitalters",  Mechanique céleste  fand. Die Kosmogonie, in welcher der junge KANT sich produktiv betätigt hatte, hat TETENS also in seiner späteren Periode reproduktiv interessiert. Nur eine der späteren Abhandlungen von TETENS kann der Philosophie im weitesten Sinn zugerechnet werden, "Anmerkungen zu Rousseaus  contrat social  und über das neue französische Staatsrecht" in der dänischen  Minerva  1793. Auch seine letzte Schrift gehört diesem rechtlich-politischen Gebiet an, "über das Verfahren der Briten gegen die neutralen Handelsschiffe", französisch geschrieben. Es handelt sich um die Frage, wie weit die Engländer, die in Abwehr der Folgen des napoleonischen Kontinentalsystems auch neutrale Handelsschiffe aufbrachten, ein Recht auf ihrer Seite haben. TETENS sucht in seiner sachlichen Art auch den englischen Gründen möglichst gerecht zu werden.

Seinen  Charakter  schildert BUGGE als "gutmütig, fromm und sanft" (71). "Fromm" haben wir zu verstehen, wie schon berührt, im Sinn einer aufgeklärten Frömmigkeit. In den Briefen von seinen Reisen in die Marschländer sagt er z. B. über die Gegend von Tondern: Wahre Aufklärung findet sich in diesen Gegenden selten; man liest nur asketische und mystische Schriften infolge der Verbreitung der Herrnhuter Frömmigkeit, so daß das Scherzwort entstehen konnte, es sei dort mehr Versandung der Vernunft als des Bodens zu fürchten. In der Kieler Universität erblickte TETENS einen Damm gegen diese Flut. Über die Bescheidenheit von TETENS sagt BUGGE, seine Bedeutung und seine Kenntnisse machten ihn nicht aufgeblasen oder rechthaberisch. Er achtete jedes Talent, wo und wie er es fand, wußte, daß die NEWTONs, EULER, d'ALEMBERT, de la GRANGER, de la PLACE etc. sehr selten geboren werden, hielt auch kleine Beiträge zur Förderung der Wissenschaft für nützlich und achtenswert. Ein Zeichen seines menschenfreundlichen Herzens war das Eingreifen bei Brand Kopenhagens 1795, der ein Drittel der Stadt in Asche legte. Er setzte aus eigenen Mitteln einen Preis von 500 Reichstaler aus für die Beantwortung der Frage über die beste und vollkommenste Einrichtung des Brandwesens in großen Städten; zu seiner Freude bekam sein früherer Kolegge VALENTINER den Preis. "Die Milde, welche ihn sein ganzes Leben lang beseelt hatte, verließ ihn auch nicht in der Todesstunde". Wie er, obwohl noch bei vollem Bewußtsein, schon nicht mehr sprechen konnte, druckte er durch ein freundliches Lächeln seine Teilnahme an den Zärtlichkeitsbezeugungen der Umstehendn aus. Er starb 1807 am 15. (dänische Angabe) (72) oder 19. (deutsche Angabe) (73) August. Seine Gattin, MARIE MARGARETE BUCHAUER, mit der er eine kinderlose Ehe geführt hatte, überlebte ihn um beinahe 11 Jahre. Gleich etliche Tage nach seinem Tod brach jenes furchtbare Unglück über Kopenhagen herein, das Bombardement durch die englische Flotte (2. bis 5. September). Der ganze Nachruf BUGGEs ist durchzittert von der tiefsten Erregung über dieses Ereignis und der Entschlafene wird glücklich gepriesen, daß sein patriotisches Herz diesen Schmerz nicht mehr erleben mußte. Hätte er diesen schändlichen Räuberzug, die grausame Manier des Bombardements, den Raub der Flotte, die Vernichtung des Handels, die Wegnahme der Kolonien erlebt, er hätte keinen Tüttel geschrieben mit dem minuziösesten Schein der Verteidigung einer Nation,
    "deren Regierung jetzt offenbar den ganzen Handel der Welt sich schatzpflichtig machen will und so die Souveränität oder richtiger die Tyrannei des Meeres zum Grundgesetz und Bollwerk ihres Staates erhebt."
Wir werfen einen zusammenfassenden Blick auf sein Wirken, so ist TETENS mit LAMBERT einer der letzten Universalgelehrten - ein Typus, wie ihn LEIBNIZ am vollkommensten darstellt. LAMBERT hat höchstens eine 4. Hauptwissenschaft voraus, die übrigens auch TETENS nicht unbekannte Astronomie. Zusammenhang kommt in TETENS' Betätigungen durch einen philosophischen Grundzug, ein Streben, alles empirische Detail, für das er stets einen offenen Sinn behält, auf Einheit und Allgemeinheit zurückzuführen. Sehen wir auf KANT, so treibt dieser auch, was TETENS treibt, ja, wenn wir an Theologie, Ästhetik, Geschichtsphilosophie denken, noch mehr, aber alles mit größerer Konzentriertheit. Seine naturwissenschaftliche Arbeit zeitigt eine geschlossene Theorie der Weltentstehung. Denselben Unterschied beider werden wir in der Philosophie finden. TETENS arbeitet mit an den wissenschaftlichen Aufgaben seiner Zeit, im Besitz umfassendster Kenntnisse des seither Geleisteten greift er an, um da und dort, nicht an untergeordneten, sondern an entscheidenden Punkten die Wissenschaft weiter zu rücken. Aber wir behalten das Gefühl, er geht nicht mit seiner ganzen Persönlichkeit in sein Werk ein, er steht darüber, wie andererseits das Ziel über jedem individuellen Verwirklichungsbeitrag schwebt. KANT will überall ein Ganzes, zeitloses Wertvolles, er hat in sich den Impetus des Reformators, Person und Werk decken sich.

Als Menschen sind beide, KANT und TETENS edel, gewissenhaft, Männer von ausgeprägtem Wahrheitssinn, Köpfe von überragender Klarheit, welche sie mit den höchsten Geistern als mit ihresgleichen verkehren läßt. Beide stellen das Handeln über das Wissen, die sittlich-religiöse Seite über die theoretische, TETENS nicht bloß im wissenschaftlichen, sondern auch im praktischen Beruf. Dabei ist KANT mehr der Mann des Willens und der Grundsätze, TETENS hat mehr Gemütswärme und Aufgeschlossenheit für fremde Eigenart. Beide sind gute Lehrer, beide, TETENS als Talent, KANT als Genie, echte Repräsentanten des deutschen Geistes.

LITERATUR: Wilhelm Uebele, Johann Nicolaus Tetens nach seiner Gesamtentwicklung betrachtet, mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zu Kant, Berlin 1911
    Anmerkungen
    1) ROSENKRANZ, Kants Werke XII, Seite 65
    2) ROSENKRANZ, Kants Werke II, Seite 601f
    3) JOHANN EDUARD ERDMANN, Geschichte der neueren Philosophie, Bd. II, 1842, Seite 495
    4) HAMANN, Brief an HERDER vom 17. Mai 1779
    5) MAX DESSOIR, Geschichte der neueren deutschen Psychologie, Bd. 1, 1902, Seite 114 und 355
    6) BENNO ERDMANN, Kants Kritizismus, 1878, Seite 51f, 214f; auch VAIHINGER, Kommentar zu Kants Kr. d. r. V., Bd. II, Seite 128
    7) JÜRGEN BONA-MEYER, Kants Psychologie, Seite 58f
    8) FELIX GÜNTHER, Die Wissenschaft vom Menschen, in Lamprechts geschichtlichen Untersuchungen, Bd. 5, Heft 1, Seite 82.
    9) RIEHL, Kritizismus I, Seite 233
    10) RIEHL, a. a. O., Seite 235
    11) CARL STUMPF, Psychologie und Erkenntnistheorie, Abhandlungen der Philosophisch-Philologischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 19. Bd., München 1892. Von ihm war wohl SCHLEGTENDAL zu seiner Dissertation über Tetens' Erkenntnistheorie, Halle 1885, angeregt.
    12) ELSENHANS bei der Besprechung der beiden Schriften in Bd. 21 des "Archivs für Philosophie", 1907, Seite 115
    13) MAX BRENKE, J. N. T. Erkenntnistheorie vom Standpunkt des Kritizismus, Rostock 1901
    14) OTTO ZIEGLER, Die Erkenntnistheorie von Tetens, Leipzig 1901
    15) Lexikon Schleswig-Holsteinischer Schriftsteller, 1797, Seite 325
    16) Bd. 83, 1803
    17) Nach TH. HAUCH Fausböll, Personalhistoriske Samlinger 1900, Seite 21f
    18) Für KORDES und NICOLAI scheint zu sprechen, daß TETENS doch wohl die Personalangaben, die sie machten, eingesehen hat, falls sie nicht, wie das Schriftenverzeichnis bei KORDES, direkt von ihm stammen. Mit TÖNNING als Geburtsort würde stimmen, daß TETENS anläßlich einer Disputation in Rostock 1760 einen Theologie-Kandidaten BREDING aus Tönning zum Respondenten hat, von dem er sagt: nostra familiaritas jam illis viguit temporibus, quibus uterque puerorum aetatem vix attigerat. - TETENS ist Patronymikon vom Vornamen Tete = Titus, ein jetzt noch in Schleswig und Dänemark häufiger Familienname. Tetenbüll heißt so (= Tetens Wohnung) von einem Besitzer es dortigen Hofguts, dessen Familie aber mit dem Philosophen nicht verwandt zu sein scheint (Mitteilung des Pfarramts Tetenbüll).
    19) Vom Astronomen THOMAS BUGGE, enthalten in  Videnskabernes-Selskabs Skrivter  1807/1808, Bd. 5, Seite 1-13; eine Übersetzung davon in den "Schleswig-Holst.-Lauenb. Provinzialberichten", 1834, Seite 598. BUGGE ist in Einzelheiten unrichtig; der folgenden Darstellung liegen außer MEUSEL und KORDES die Rostocker, Bützkower, Hamburger Gelehrten Nachrichten und dgl. zugrunde.
    20) Gelehrte Beiträge zu den Mecklenburg-Schweriner Nachrichten, 1763, Seite 183
    21) Schluß von "De vi cohaesionis".
    22) Philos. Vers. I, Seite 296
    23) Rostocker Nachrichten, 1760, Seite 432
    24) Gelehrte Beiträge z. d. Meckl. Schwer. Nachr. 1767, Seite 129
    25) TETENS 1766 "Sammlung einiger Erfahrungen über die Beschaffenheit der Winde" u. a.; KANT 1756 "Neue Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde", 1757 "Entwurf und Ankündigung eines Kollegii über die physikalische Geographie".
    26) Gelehrte Beiträge z. d. Meckl. Schwer. Nachr. 1763, Seite 183
    27) Bützow. Gel. Nachr. 1762, Seite 11f und 148f
    28) Kieler Gel. Zeit. 1780, Seite 458
    29) TIEDEMANN
    30) Kieler Zeitung 1777, Seite 441. - Die Rezensionen sind durchgängig anonym, aber die von TETENS meist unschwer kenntlich.
    31) Künftig zitiert als "Ursachen", 1760
    32) Rostock. Gel. Nachr. 1760, Seite 102; Bützkow. Gel. Nachr. 1762, Seite 8
    33) "Über den Ursprung der Ehrbegierde", Schleswig-Holst. Anzeigen 1766, Seite 689 Anm.; "Von der Verschiedenheit der Menschen" etc., Mecklenb. Nachr. 1762, Seite 308.
    34) Schleswig-Holst. Anzeigen 1759, Seite 454; KORDES hat fälschlich 1757.
    35) Nachträglich veröffentlich in den "Hamburg. Nachr. aus d. Reich der Gelehrsamkeit" 1761, Seite 276. Ein weiterer Artikel, dieselben Gedanken näher ausführend, mit der Überschrift: "Von der Verschiedenheit der Menschen anch ihren Hauptneigungen" steht "Mecklenburg. Nachrichten" 1762, Seite 305.
    36) "Schleswig-Holst. Anzeigen" 1766, Seite 689f
    37) Seite 605. Die Unterschrift N. S. S. nach Bibliothekar Dr. LÜDTKE Kiel zu deuten N(icolau)S. (Teten)S.
    38) Vielleicht einer der Mitarbeit an der späteren "Schweizer. Enzyklopädie" (ÜBERWEG-HEINZE, Grundriß etc. Bd. 2, Seite 258.
    39) HARNACK, Geschichte der Berliner Akademie, Bd. 1, Seite 396f.
    40) MENDELSSOHN, "Über die Evidenz der metaphysischen Wissenschaften"; KANT, "Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral".
    41) HARNACK, a. a. O., Bd. 1, Seite 411
    42) BARTHOLOMESS, Hist. phil. de l'Acad. de Prusse II, Seite 260 und 268; HARNACK, Geschichte derselben, Bd. 1, Seite 413
    43) Gelehrte Beiträge zu den Mecklenburg-Schwerin. Nachrichten 1766, Seite 142
    44) Gelehrte Beiträge zu den Mecklenburg-Schwerin. Nachrichten 1765, Seite 53; 1766, Seite 139
    45) Philos. Vers. I, Seite 768f, 772
    46) Philos. Vers. I, Seite 768
    47) Kieler Gelehrte Zeitung 1777, Seite 193
    48) Ebenso zitiert er Philos. Vers. II, Seite 372 nur die 6 ersten, bis 1775 erschienenen Bände von VERDIER.
    49) Kieler Gelehrte Zeitung, 1777, Seite 193
    50) Kieler Gelehrte Zeitung, 1777, Seite 193
    51) KÜTTNER bei JÖRDENS, Lexikon deutsch. Dichter und Prosaisten 1880, 5. Band, Seite 33: "Er schreibt für die Fassungskraft erleuchteter Leser, nicht für die Belustigung des großen Haufens."
    52) BUHLE, Geschichte der neueren Philosophie, 1805, 6. Band, 2. Abt., Seite 531: "Das Werk ist noch nicht vollendet; es ist aber seit der Versetzung des Verfassers nach Kopenhagen nichts mehr davon erschienen."
    53) Kieler Gelehrte Zeitung, 1777, Seite 192
    54) Kieler Gelehrte Zeitung, 1777, Seite 352
    55) Dieselben waren nicht mehr zu bekommen.
    56) CRAMERs "Beiträge" 1778,Seite 248f
    57) Kieler Gelehrten Zeitung 1780, Seite 585
    58) CRAMERs "Beiträge" 1778, Seite 65
    59) CRAMERs "Beiträge" 1783, Seite 249f
    60) CRAMERs "Beiträge" 1783, Seite 250
    61) CRAMERs "Beiträge" 1783, Seite 287
    62) CRAMERs "Beiträge" 1778, Seite 139: Die aufgeklärte Vernunft; 1783, Seite 29: Der unaufgeklärte Haufen.
    63) CRAMERs "Beiträge" 1783, Seite 102f
    64) Kieler Gel. Zeit. 1789, Seite 154
    65) Kieler Gel. Zeit. 1779, Seite 124
    66) Kieler Gel. Zeit. 1779, Seite 287, 246
    67) Ein dänischer Nekrolog schreibt (Allgemeine Litteraturzeitung, Halle 1808, Bd. 1, Seite 407): "Als Lehrer wirkte Tetens auf viele Jünglinge so, daß sie jetzt als Männer mit vieler Deutlichkeit erkennen, wie vieles sie von ihrer Bildung durch seinen gründlichen Unterricht erhielten."
    68) Neues Kiel. Litteraturjournal 1785, Seite 180f
    69) Dasselbe schon in einer Rezension "Kiel. Gel. Zeit." 1781, I, Seite 145f: Die Geburtshilfe der Begriffe sei bei Anfängern am nötigsten, das meiste aber sei dem späteren Privatfleiß zu überlassen.
    70) Den 25. März melden sie aus Jena die Ernennung dies Rats FRIEDRICH SCHILLER zum außerordentlichen Professor der Philosophie.
    71) Ein anderer dänischer Nekrolog (in der Allg. Litt.-Zeit., Halle 1808, 1. Band, Seite 407) rühmt am Menschen TETENS seine "seltene Rechtschaffenheit, sein unverdrossenes Wohlwollen".
    72) Außer BUGGE z. B. wieder "Allg. Litt.-Zeit.", offenbar nach dänischer Angabe.
    73) z. B. JÖRDENS, Lexik. deutsch. Dichter und Prosaisten, 1810, Bd. 5, Seite 33