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FERDINAND CANNING SCOTT SCHILLER
Humanismus
[Beiträge zu einer pragmatischen Philosophie]
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"Der Mensch allein trifft die nötige Auswahl unter den logischen Möglichkeiten, und diese Auswahl ruft eine Behauptung ins Leben. Er hebt hervor, was für seine Zwecke paßt, was seine Aufmerksamkeit erregt, was seine Interessen beschäftigt, kurz, dasjenige, wozu ihn seine ganze psychische Beschaffenheit treibt und befähigt. Er ist also der Vermittler zwischen einem leblosen unverwirklichten System der logischen Möglichkeiten und den wirklich behaupteten Wahrheiten, die tatsächlich unsere Gedanken und Handlungen beeinflussen und bestimmen. Wie soll es also ohne diese psychologische Vermittlung je zu wirklichen und wirksamen Wahrheiten kommen? Selbst das logische Ideal kann nur in darauf angelegten menschlichen Köpfen gebildet werden und nur als wirklich von Menschen erstrebtes wirksam sein. Die sogenannte Unabhängigkeit der Logik wäre damit endgültig beseitigt."


Vorwort des Übersetzers

Das vorliegende Buch enthält außer F. C. S. SCHILLERs Abhandlung "Axioms as Postulates", die der von HENRY STURT herausgegebenen Sammlung "Personal Idealism" (1902) entnommen ist, vom Übersetzer ausgewählte Kapitel aus zwei Werken SCHILLERs: aus "Humanism" (1903) und "Studies in Humanism" (1907); dazu kommt noch die Einleitung, die der Verfasser eigens für diese deutsche Ausgabe geschrieben hat. Aus "Humanism" stammen: The Ethical Basis of Metaphysics", "Truth", "Activity and Substance", "The Ethical Significance of Immortality". Aus "Studies in Humanism": "The Definition of Pragmatism and Humanism", "The Relation of Logic and Psychology", "The Ambiguity of Truth", "The Nature of Truth", "The Making of Truth", "Absolute Truth and Absolute Reality", "Freedom", "The Making of Reality", "Faith, Reason and Religion". Es sind das alles Abhandlungen, welche für das Verständnis der "humanistischen" Denkweise und deren Anwendung grundlegend sind und deren Inbegriff ein gutes Bild von der Art der "humanistischen" Weltanschauung SCHILLERs gibt. Verschiedene Anmerkungen, die für den deutschen Leser weniger wichtig sind, fielen in der Übersetzung weg, die dafür einige Zusätze des Autors enthält.

Der "Humanismus" ist, wie der Pragmatismus, den er einschließt, eine besondere Form des Psychologismus und Relativismus. Er betont energisch den Zusammenhang aller Erkenntnis, aller Wahrheit, aller Wirklichkeit, die wir kennen, mit menschlichem Erleben, menschlicher Verarbeitung des Erlebens, menschlichen Bedürfnissen, Interessen, Zwecken, Willenszielen. Er ist voluntaristisch und aktivistisch, für ihn ist der Intellekt nicht ein reines Denken, sondern eine zielstrebige Funktion des Menschen, dessen Wollen und Wünschen schon für die Theorie zur Triebfeder wird. Das Wollen und Zwecksetzen des Menschen gibt allem Erkennen die Direktive, ja es ist an der Herstellung der "Tatsachen" der Wirklichkeit selbst beteiligt. Zwecke und Werte bedingen unsere Wahrheiten und Wirklichkeiten, welche beide nicht absolut, nicht fertig existieren, sondern in einem immer weiter gehenden Prozeß der Setzung und Verarbeitung aktiv erstellt werden, durch das gemeinsame Operieren der Menschen, so daß hier also von einem Subjektivismus in einem rein individualistischen Sinn nicht die Rede ist. Der Mensch als Gattung ist das Maß der Wahrheit und Wirklichkeit, nicht der Einzelne als solcher. In Bezug auf den Ursprung der Erkenntnis lehnt der "Humanismus" sowohl den passivistischen Empirismus als den herkömmlichen Apriorismus ab, indem er als die Grundlegungen der Erkenntnis Postulate, die sich durch ihre Leistung zu bewähren haben, einstellt.

Dieser "Humanismus" hat manche Verwandtschaft mit Elementen von KANTs und FICHTEs Idealismus, von dem er sich freilich oft weit entfernt. Er bildet eine Brücke zwischen dem Empirismus und einem gewissen zu starren Apriorismus und vermeidet sicherlich manche Härten und Einseitigkeiten beider Richtungen. Durch seine voluntaristisch-teleologische Seite kommt er in manchem jener Form des Idealismus nahe, die der Übersetzer "voluntaristischen Kritizismus" nennt. (1) Freilich ist hier der Voluntarismus ein logisch bestimmter, da als das oberste Apriori des Erkennens ein besonderes Willensziel, etwa der "reine Denk- und Erkenntniswille", als ein "Wille zum einheitlichen Zusammenhang der Denk- und Erfahrungsinhalte", fungiert, während der "humanistische" Voluntarismus mehr biologisch-psychologisch und pragmatisch orientiert ist und die Bedeutung des "Logismus" geringer schätzt. Jedenfalls sind aber die Ausführungen SCHILLERs vielfach geeignet, zur Revision überkommener Denkrichtungen und Anschauungen auf das lebhafteste anzuregen, und ihr Inhalt ist durch die unmittelbare Stellungnahme zum Kampf zwischen Psychologismus und Logismus, Empirismus und Apriorismus, Relativismus und Absolutismus, der wie in England auch in Deutschland ausgefochten wird, höchst aktuell. Daß die frische, energische, klare Denk- und Schreibweise F. C. S. SCHILLERs ihm auch in Deutschland, wo er bereits einen guten Namen hat (2), viele Freunde erwerben wird, dessen ist der Übersetzer sicher. Möge der "Humanismus", wie der "Pragmatismus", zu einer lebhaften und fruchtbaren Diskussion führen, von welcher der aktivistische Idealismus, der in verschiedenen Formen heute immer mehr zur Geltung kommt (3), profitieren wird.

Für die verbessernde genaue Durchsicht seiner Arbeit ist der Übersetzer dem Verfasser zu Dank verpflichtet.

Rudolf Eisler



Aus dem Vorwort zu "Humanism"

Der Pragmatismus kann offenbar eine ganze Reihe von Problemen angeben, die mittels seiner Methode zu bearbeiten sind. Aber auch der Pragmatismus ist noch nicht der Abschluß der philosophischen Neuerungen. Es gibt noch ein größeres und höheres Prinzip, als dessen Vorläufer und Vertreter er nur gedient hat. Dieses Prinzip hat ebenfalls lange dumpf, namenlos, unbewußt in den Köpfen der Menschen gewirkt. Nun aber scheint es an der Zeit zu sein, es ausdrücklich zu formulieren und es entwischen zu lassen, damit es seine Feuertaufe empfängt.

Ich schlage demgemäß vor, einen in der Geschichte und Literatur schon lange berühmten Namen für philosophische Zwecke umzuprägen und mit dem Wort Humanismus jene Denkweise zu bezeichnen, die, wie ich glaube, bestimmt ist, die größte Popularität zu erringen. Es wäre dies eigentlich selbstverständlich, wäre nicht das fachgemäße Studium der Philosophie so sehr in die Hände von Gelehrten geraten, welche alles Interesse an den praktischen Betätigungen der Menschheit eingebüßt und die Philosophie abstrus, trocken, abstrakt und abschreckend gemacht haben. Ansich aber besteht kein Grund, warum dies der Charakter der Philosophie sein müßte. Die abschließende Lebensanschauung sollte jeden interessieren, und wenn wir die Ansicht beseitigen könnten, daß die ermüdenden Technik der Philosophie zu nichts praktisch Bedeutsamen führt, so kann das noch so kommen. Es ist daher die Hoffnung nicht unbegründet, das Studium einer humaneren Philosophie werde sich wenigstens als ebenso nützlich und erfreulich erweisen wie das der "humaneren" Literatur.

Schon lange fehlte dem "Humanismus" nur noch der Name. Vor Jahren (4) schilderte ich eine seiner kostbarsten Dokumente, WILLIAM JAMES' "Will to believe" als "eine Unabhängigkeitserklärung des ganzen konkreten Menschen mit all seinen Leidenschaften und Affekten unausgemerzt, gegen die einengnenden Regeln und Vorschriften gerichtet, mittels derer die Brahmanen der akademischen Kaste die freie Entfaltung des menschlichen Lebens zu hemmen suchen", und als "eine höchst heilsame Lehre, einem durch allerhand "-logien" bedrängten Zweifüßler, wie es heutzutage der Mensch ist, zu predigen und geeignet, dessen wachsenden Zweifel zu beheben, ob er eine verantwortliche Persönlichkeit, eine Seele und ein eigenes Gewissen besitzt und nicht bloß ein Spuk von Abstraktionen, ein vergänglicher Komplex schattenhafter Formeln ist, welche die Wissenschaft "die Naturgesetze" nennt. Ich betonte die große Lehre, "daß es in Wirklichkeit keine ewigen und nichtmenschlichen Wahrheiten gibt, die uns hindern könnten, die Überzeugungen, deren wir zum Leben bedürfen, zu erfassen, noch auch unfehlbare apriorische Wahrheitskriterien, welche uns vor den Folgen unserer Wahl bewahren könnten". Ähnlich betonte JAMES in seinem Referat "Personal Idealism" (Mind, Januar 1903, N. S. Nr. 45, Seite 94), ein "wieder-anthropomorphisiertes Universum sei das allgemeine Ergebnis seiner Philosophie". Nur ersetzenn wir "anthropomorphisiert" fortan durch "vermenschlicht". "Anthropomorphismus" ist ein Schimpfname, dessen unschmeichelhafter Gebrauch schwer zu beseitigen wäre. Er ist überdies zu plump und kann kaum weit genug gefaßt werden, um das, was ich unter Humanismus verstehe, zu begreifen. Wir brauchen darum die Wahrheit, die er andeutet, nicht zu leugnen, denn ein nicht-anthropomorphes Denken ist barer Unsinn; aber wir brauchen doch einen umfassenden und lebendigen Ausdruck.

Ebenso möchte ich nicht die Verwandtschaft des Humanismus mit dem Ausspruch des PROTAGORAS: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge verleugnen." Richtig aufgefaßt, ist er das Wahrste und Bedeutendste, was jemals ein Denker gelehrt hat. Nur in den Mißdeutungen, die es der platonischen Dialektik zu verbreiten paßte, läßt sich behaupten, daß er zu einem Skeptizismus führt (5). Denn das Messen war ja eben das, was die Wissenschaft des Altertums verfehlt hatte: indem also PROTAGORAS darauf hinwies, trieb er eigentlich die Wissenschaft an, zu untersuchen, wie denn der Mensch zu messen vermag und mittels welcher Kunstgriffe er seine Messungen mit jenen seiner Mitmenschen in Übereinstimmung bringt. Der Humanismus braucht sich daher nicht nach einem besseren oder passenderen Ausgangspunkt umzusehen.

In jeder Philosophie müssen wir nämlich von etwas ausgehen. Wie der gesunde Menschenverstand, für dessen philosophische Verbreitung der Humanismus wohl zu halten ist, geht er vom Menschen aus, wie er nun einmal ist, und von der menschlichen Erfahrungswelt, wie sie sich ihm nun einmal darstellt. Dies ist der einzige natürliche Ausgangspunkt, von dem wir von all den Wanderungen der Wissenschaft zurückkehren müssen, bereichert und mit gesteigerter Mach über unsere Erfahrung. Freilich wird dieses offene, wenn auch deshalb noch nicht "unkritische" Hinnehmen unserer unmittelbaren Erfahrung und unseres empirischen Ichs den Anhängern abstrusester Methoden ein großes Zugeständnis scheinen. Sie haben so lange von aprioristischen Philosophien "ohne Voraussetzungen und Annahmen" geträumt, wodurch das Sein aus dem Nichts hervorgezaubert und der Weise in das Geheimnis der Schöpferkraft eingeweiht werden sollte. Aber keine Dunkelheit des Ausdrucks konnte am Ende das völlige Mißlingen solcher widersinniger Versuche verhüllen. Die aprioristischen Philosophien sind alle entlarvt worden.

Und was das Schlimmste ist: sind sie nicht alle bei dem ertappt worden, was sie abstreiten wollten? Gehen sie nicht insgesamt von einer Erschleichung von der menschlichen Natur aus, deren Verwerfung sie sich rühmten? Suchen sie nicht menschliche Probleme mit menschlichen Fähigkeiten zu lösen? Freilich geben sie vor, unsere Natur zu transzendieren oder sie zum Übermenschlichen zu erheben. Aber während sie die menschliche Natur zu erhöhen behaupten, verstümmeln sie sie - und alles der Abstraktion zuliebe! Denn was sind ihre vorgeblichen Ausgangspunkt - das reine Sein, die Idee, das Absolute, das allgemeine Ich - anderes als klägliche Abstraktionen von der Erfahrung, verstümmelte Schnitzel der menschlichen Natur, deren wahrer Wert für das Verständnis des Lebens durch die lebende Erfahrung eines ehrlichen Menschen leicht aufgewogen wird?

Alle diese Theorien ugehen somit in Wahrheit von den unmittelbaren Tatsachen unserer Erfahrung aus. Nur schämen sie sich dieser und erklären kritiklos, sie eigne sich nicht zu einem Erklärungsprinzip und kein namhafter Denker könne es ertragen, ausdrücklich von so etwas Gemeinem ausgehen. So müssen diese Spekulationen, weit entfernt, weniger als der Humanist anzunehmen, tatsächlich viel mehr voraussetzen. Nebst der gewöhnlichen menschlichen Natur müssen sie ihre eigenen metempirischen Ausgangspunkte und die (stets mehr als zweifelhafte) Richtigkeit der Deduktionen voraussetzen, mittels deren sie jene tatsächlich erreicht haben.

"Du willst also die groben unanalysierten Begriffe des rohen "gesunden Menschenverstandes" als unantastbar hinnehmen und sie aller Kritik entziehen? Durchaus nicht; ich will nur von ihnen ausgehen und einmal probieren, ob wir mit ihnen nicht ebenso weit kommen als mit anderen, ja, so weit, als wir kommen wollen. Ich hege nämlich die Zuversicht, daß der Erfahrungsprozeß, der uns zu unserem gegenwärtigen Standpunkt gebracht hat, nicht völlig Irrtum und Trug war und im Ganzen unser Vertrauen verdient. Und ich bin völlig überzeugt, daß wir, ob nun unser Standpunkt der richtige ist oder nicht, keinen anderen besitzen, und daß es z. B. eine groteske Überspanntheit ist, uns einzubilden, wir könnten uns auf den Standpunkt eines Absoluten versetzen. Ich würde daher gegen jede Form einer "metaphysischen Kritik a priori" protestieren, welche die Ergebnisse unserer gegenwärtigen Erfahrung unerprobt als illusorischen "Schein" verurteilt. Denn ich behaupte, die einzig gültige Kritik, die sie treffen kann, muß in ihrem und durch ihren wirklichen Gebrauch zustandekommen. Eben wo und wiefern die Annahmen des gesunden Menschenverstandes versagen, sind wir zu deren Modifizierung theoretisch berechtigt und praktisch genötigt. In allen diesen Fällen aber müssen zureichende Gründe vorgebracht werden; es genügt nicht der Nachweis, daß andere Annahmen möglich und kunstgerecht formuliert werden können und daß, abstrakt genommen, unsere Daten sich anders ordnen lassen. Ich weiß, es gibt unzählige Möglichkeiten der begrifflichen Ordnung; aber ihre Entdeckung und Zusammenstellung ist nur eine Art intellektuelles Spiel und daher ohne wahre Bedeutung.

In methodischer Hinsicht vermag sich daher der Humanismus völlig zu rechtfertigen, und so können wir ihn nunmehr als jenen philosophischen Standpunkt definieren, welcher, ohne Denkenergie mit Versuchen aprioristischen Erfahrungskonstruktion zu vergeuden, sich begnügt, die menschliche Erfahren als den Schlüssel zur menschlichen Erfahrungswelt zu gebrauchen (6) und den Menschen, so ganz wie er gegenwärtig ist, zum Ausgangspunkt zu nehmen, ohne darauf zu dringen, daß er, bevor er einer wissenschaftlichen Beachtung würdig befunden werden kann, sich erst seiner Interessen entledigen und daß er seine Individualität verflüchtigen und in eine unverständliche Kunstsprache übertragen lassen muß. Die Erinnerung, daß der Mensch das Maß aller Dinge, d. h. seiner ganzen Erfahrungswelt ist und daß, wenn unser Normalmaß sich als falsch erweist, alle unsere Messungen verfälscht werden; die Erinnerung, daß der Mensch der Erzeuger all der Wissenschaften ist, welche menschlichen Zwecken dienen; die Erinnerung, daß eine Philosophie, welche uns weg analysiert, dadurch nur zeigt, daß die ihren Zweck verfehlt - dies und ähnliches ist die wahre Wurzel des Humanismus, woraus alle seine Nebenlehren entspringen.

So z. B. ist es eine natürliche Folgerung, daß, wenn die Tatsachen es erfordern,
    "wirkliche Möglichkeiten, wirkliche Indeterminiertheiten, wirkliche Anfänge, wirkliche Ziele, wirkliche Übel, wirkliche Krisen, Katastrophen, Rettungen, ein wirklicher Gott und ein wirkliches sittliches Leben, genau so wie der gesunde Menschenverstand diese Dinge auffaßt, im System des Humanismus als Begriffe bestehen bleiben können, auf deren Überwindung oder Umdeutung die Philosophie verzichtet".
Ob nun der Humanismus die endgültige Realität all der trüberen Möglichkeiten der JAMESschen Aufzählung wird anerkennen müssen oder nicht, sicher kann vorausgesagt werden, daß sein "radikaler Empirismus" den Möglichkeiten des "Pluralismus" eine sorgfältigere und vorurteilslosere Prüfung sichern wird als monistische Vorurteile bis jetzt ihnen zugestehen wollten. Denn es ist natürlich, daß dem Humanismus, welcher sieht, daß der Mensch ein soziales Wesen ist, die Anschauung sympathisch sein muß, daß die ganze Welt letzten Endes ein gemeinsames Unternehmen ist. Und er wird alle Versuche, die menschliche Persönlichkeit hinweg zu erklären, welche die formale, bewirkende und Zweckursache aller Erklärung ist, mit gehörigem Mißtrauen aufnehmen und sie vielmehr in ihrer unverstümmelten, unentstellten Unmittelbarkeit (freilich in nicht ganz zutreffender Ausdrucksweise) als die "apriorische Bedingung aller Erkenntnis" bewillkommnen. Und so wir er jenen "Persönlichkeits-Idealismus" gutheißen, welcher die geistigen Werte wiederherzustellen sucht, die ein idealistischer Absolutismus so verräterisch dem Naturalismus verknechtet hat.

Mit dem "gesunden Menschenverstand" wird er stets dadurch in Fühlung bleiben, daß er es ablehnt, die Produkte bloßer spekulativer Analysen ohne Zweck und Nutzen, welche nur ein Spiel mit Worten bedeuten, zu schätzen oder für gültig zu erklären. So wird der Humanismus alle Lehren ableiten, kombinieren und einschließen, welche als Antizipationen seiner Denkweise gelten lassen können.

Denn mit dem Pragmatismus selbst steht es so wie mit dem personalen Idealismus, radikalen Empirismus und Pluralismus. Er ist in Wahrheit nur die Anwendung des Humanismus auf die Theorie der Erkenntnis. Ist der ganze Mensch, die menschliche Natur als Ganzes der Schlüssel zur Theorie aller Erfahrung, dann muß die menschliche Zielstrebigkeit auch den dürren Boden der Logik bewässern. Die Tatsachen unseres Denkens werden, befreit von intellektualistischen Verdrehungen, deutlich zeigen, daß wir es nicht mit abstrakten Verkettungen rein intellektueller Prozesse, sondern mit den vernünftigen Zwecken von Denkern zu tun haben. Wie groß daher auch der Wert ist, den der Pragmatismus als Methoe beanspruchen darf, so müssen wir doch zugestehen, daß der Mensch größer ist als jedwede Methode, die er geschaffen hat, und daß unser Humanismus sie interpretieren muß.



Einleitung (7)

Es ist erstaunlich, wie rasch heutzutage die Ergebnisse jeder Wissenschaft international werden und sich über die ganze Welt verbreiten. Die Anschauungen der einzelnen Denker können sich dasurch wirklich zu "Welt"anschauungen erheben. Auch für die Lebensanschauung, die man Pragmatismus, oder (besser) Humanismus nennt, trifft diese Bemerkung zu. Nachdem vor ein paar Jahren das Buch von WILLIAM JAMES über den Pragmatismus durch WILHELM JERUSALEM eine glänzende Verdeutschung erhalten hat, soll nun durch Dr. RUDOLF EISLER auch eine Auswahl aus meinen Schriften dem deutschen Publikum zugänglich gemacht werden, und es bereitet mir natürlich große Freude, daß die Ideen, an deren Entwicklung ich mich lebhaft beteiligt habe, jetzt auch zur eigentlichen Heimat der neueren Philosophie und zu meinem eigenen Geburtsland direkten Zutritt haben sollen.

Umso mehr aber muß ich bedauern, daß diese Ideen nicht in einer systematisch abgerundeteren Form auftreten können. Dieser Mangel läßt sich nur durch die historischen Bedingungen entschuldigen, unter denen die ganze Entwicklung des philosophischen Humanismus stattgefunden hat. Denn obgleich ich betonen muß, daß hier wie überall die Keime uralt sind, und im Einzelnen vieles, was wir jetzt wiederholen, schon verschiedentlich gesagt worden und schon oft unbeachtet verklungen ist, so ist doch der humanistische Ideenkreise als Ganzes etwas Neues. Die hierher gehörigen Ideen sind, wie aus den Mißverständnissen der Gegner unverkennbar hervorgeht, weit verbreiteten Denkgewohnheiten so radikal entgegengesetzt, daß es fast unmöglich schien, all die Berührungspunkte des Neuen mit dem Alten einmal aufzuzeigen und ihre volle Tragweite endgültig festzustellen. Es werden noch manche Jehre und mancher Forscher vergehen, ehe die Entwicklung der Philosophie, zu der der Humanismus führen muß, vollendet werden kann. Auch sind diese Ideen selbst noch zu gewaltig nach allen Richtungen hin im Wachsen begriffen, als daß man nicht befürchten müßte, durch eine verfrühte Systematisierung ihnen einen guten Teil ihrer ganzen Wahrheit zu rauben.

Ein zweiter Grund für die Form, die ich meinen Schriften geben mußte, sowie die Entschuldigung für ihre oft leider stark polemische Fassung, ergibt sich aus dem (soeben erwähnten) Gegensatz zu den in Oxford herrschenden Lehren. Es galt, sich so rasch wie möglich etwas Luft zu schaffen. Eben deshalb mußte an die jüngere Generation appelliert werden. Ich darf jetzt wohl bekennen, daß das Publikum, an das ich in erster Linie dachte, aus dem Kreis meiner eigenen Studenten bestand, denen es unmöglich schien, für die damals übliche Philosophie Verständnis und Interesse beizubringen. Wer die Oxforder Verhältnisse vor zehn Jahren gekannt hat, wird diese Andeutungen genugsam verstehen und mir manches verzeihen.

Andererseits bringt die zerstückelte Form auch einige nicht zu unterschätzende Vorteile mit sich. Es ist vorteilhaft, andeuten zu können, von wie vielen Standpunkten aus sich der Humanismus erreichen läßt und zur Lösung der hartnäckigsten Probleme schreiten kann. Die dadurch erforderlich gewordene orientierende Einleitung kann aber auch dazu benutzt werden, wenigstens die Hauptpunkte noch einmal zu beleuchten.

1. Die erste Anregung zu den Anschauungen, die ich seitdem verfechte, verdanke ich dem (kürzlich verstorbenen) großen amerikanischen Denker WILLIAM JAMES, obwohl bei mir die allgemein menschliche Neigung, humanistisch zu denken, von jeher stark entwickelt war (8). Doch waren es speziell die heftigen Angriffe auf JAMES' Lehre vom Willen oder vielmehr vom Recht zum Glauben, die mich veranlaßten, nachzuweisen, daß in dieser Lehre eine ganze Erkenntnistheorie enthalten ist. JAMES hat zwar seitdem geleugnet, daß er selber schon an diese Erweiterung gedacht hat; doch ändert dies nichts am logischen Zusammenhang, der so einleuchtend war, daß ich mich immer wunderte, weshalb mir keiner von JAMES' unmittelbaren Schülern zuvorgekommen war.

Ich merkte bald, daß bei dieser Gelegenheit auch eine Auseinandersetzung mit dem kantischen Apriorismus unumgänglich war. Denn KANT ist nun einmal ein Knotenpunkt für alle Philosophenwege. Genau genommen gibt es nur einen KANT und einen Kantianer, nämlich KANT selbst; aber es sind alle, die sich überhaupt mit der neueren Philosophie beschäftigt haben, mehr oder weniger berechtigt, sich Kantianer zu nennen. Denn ohne KANT zu deuten und fortzubilden, kommt keiner weiter. So hat dann auch der Humanismus in mancher Beziehung das Recht, sich als eine konsequente Fortbildung kantischer Lehren zu betrachten. Man denke in erster Linie an die große kritische Grundidee, daß alles, was sich als Erkenntnis ausgibt, geprüft werden muß; sodann an die "kopernikanische" Umwertung, wodurch das "Subjektive" an die Stelle des "Objektiven" tritt als die wahre Quelle der wissenschaftlichen Wirklichkeit - ein großer Gedanke, den wiederum der Humanismus systematisch ausbiliden oder (wenn man will) noch zuspitzen will (9). Im Vergleich mit solchen tiefgehenden Übereinstimmungen mit der kantischen Methode tritt die offenkundige Verwandtschaft des Humanismus mit den Postulaten der praktischen Vernunft entschieden in den Hintergrund; und der Primat derselben darf sogar insofern als eine verfehlte Übertreibung bezeichnet werden, als im Humanismus überhaupt kein Zwiespalt zwischen praktischer und theoretischer Vernunft bestehen kann, sondern unsere ganze Vernunfttätigkeit als etwas den Lebenszwecken Angepaßtes einheitlich gedeutet werden muß. Andererseits sollte man den aktivistischen Empirismus des Humanismus und die voluntaristische Zurückführung aller Denknotwendigkeit auf durch Erfahrung befestigte Postulate als eine Art von Vermittlung ansehen zwischen dem passivistischen Empirismus von HUME und dem noch halb intellektualistischen Apriorismus von KANT. Eben weil also der Humanismus so viel von KANT gelernt zu haben meint, mußten KANTs Mängel und Unklarheiten scharf beleuchtet werden, vor allem die Vieldeutigkeit und Willkürlichkeit des sogenannten Apriori selber. Wem dieses Verfahren nicht zusagt, wird sich aber damit beruhigen können, daß meine Kritik es mehr auf gewisse englische KANT-Auslegungen als auf den wahren KANT abgesehen hat.

2. Bevor jedoch meine Stellungnahme zu KANT aus meinem Aufsatz über "Axiome als Postulate" in dem 1902 erschienenen Sammelwerk "Personal Idealism" hervorgehen konnte, hatte WILLIAM JAMES im fernen Kalifornien eine revolutionäre Tat vollbracht. Er hatte seine bisher "radikal-empiristisch" genannte Anschauungsweise umgetauft, mit dem im persönlichen Verkehr von C. S. PEIRCE entlehnten Namen Pragmatismus bezeichnet und als die wahre wissenschaftliche Methode hervorgehoben. Auch ich nahm den neuen Namen zuerst willig an, als ich aber 1903 eine Sammlung meiner zerstreuten Artikel veranstaltete, erschien dieselbe unter dem Titel "Humanism" (1903). Weshalb nun diese Änderung? Es war mir sehr bald klar geworden, daß die schwer verständliche Bezeichnung "Pragmatismus" unfähig war, von der ungeheuren Tragweite der neuen Methode einen genügenden Begriff zu geben. Sodann war mir daran gelegen, eine Bezeichnung für das Grundprinzip zu finden, um das es sich schließlich handelte, nämlich daß wir berechtigt sind, die Philosophie als eine Betätigung des ganzen Menschen aufzufassen, sowie anzuspielen auf den lange verkannten Satz des PROTAGORAS. Der Mensch ist nun einmal tatsächlich das Maß aller Dinge, die er erkennt; und daß ein jeder für seine Erkenntnisse Anspruch auf Wahrheit erhebt, ist gleichfalls eine Tatsache, und führt nicht zum Skeptizismus, sondern zu der tatsächlich bestehenden Vielfältigkeit und unaufhörlichen Fortbildung der wissenschaftlichen Anschauungen. Warum also nicht das schöne alte Wort Humanismus endlich auch einmal zu philosophischen Zwecken verwerten? Aus dem Gebrauch des Wortes in der Literaturgeschichte konnte kein lästiger Doppelsinn erwachen, da ja die literarische Verwendung des Wortes sich mit dem philosophischen Gebrauch kaum berührte; denn bekanntlich führt Vieldeutigkeit nur dann zur Verwirrung, wenn die verschiedenen Bedeutungen sich so nahe stehen, daß sie zu Verwechslungen Anlaß geben können.

3. Pragmatismus dagegen ist ein häßliches ungelenkes Wort, bei dem sich niemand etwas Anschauliches zu denken vermag; es hat deshalb auch zu vielen Mißverständnissen geführt. Selbst nachdem man es definiert hat, ist man nicht viel weiter gekommen. Die Wahrheit jeder Behauptung soll durch ihre Folgen geprüft werden. Was soll das aber heißen? Was für Folgen? Und wie geprüft? Das Ganze lautet unschuldig, aber unverständlich. Es kommt so leicht keiner der Sache auf den Grund und entdeckt, daß damit die ganze formale Auffassung der Wahrheit endgültig verworfen worden ist, und daß damit alle formalen Auffassungen der Logik verurteilt sind, weil sie sich vergeblich mit einem Wahrheitsbegriff abgequält haben, der vom Unterschied zwischen "wahr" und "falsch" völlig abstrahieren muß.

Da wir nun aber in "Pragmatismus" ein Kunstwort besitzen, welches die fachmännischen Instinkte zu befriedigen scheint, können wir damit die erkenntniskritische Methode eines allgemeineren Humanismus bezeichnen. Nennen wir den Einfluß, den der Erfolg auf all unsere Behauptungen ausübt, und die Belehrung über deren Wert, die wir aus der Erfahrung schöpfen, "pragmatisch" (10). Die pragmatische Methode oder Prüfung wird noch immer von der größten Wichtigkeit sein.

Erstens fordert sie prinzipiell eine Logik, welche den Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum wirklich und nicht nur mit Worten anerkennt, und demselben nicht dadurch ausweicht, daß sie den bloß formalen Anspruch auf Wahrheit mit wirklich bewährter und erprobter Wahrheit verwechselt. Zweitens fordert sie eine wirklich kritische Logik, die nicht jeder baren Behauptung sofort Selbstgewißheit zugesteht, und den Wert auch der logischen Intuitionen und Denknotwendigkeiten prüft und regelt.

Dabei stellt es sich aber bald heraus, daß die vom Pragmatismus aufgeworfenen Fragen unvermeidlich zum Humanismus hinüberführen. Denn an welchem Maßstab soll der "Erfolg" gemessen werden, der über die Wahrheit einer Behauptung entscheidet? Sin nur logische Folgerungen zulässig, oder entscheiden auf psychologische, biologische, ethische und ästhetische über den Wahrheitswert einer Behauptung? Gibt es denn schließlich besondere logische Werte, und wie werden sie von den andern unterschieden? Ist nur das "wahr", was logische Allgemeinheit besitzt und existiert derartiges überhaupt? Und sollte es existieren, würde es "wahr" bleiben, auch wenn es niemand einfiel, es zu behaupten und zu glauben? Würde es "wahr" bleiben, auch wenn es biologisch verderblich oder tödlich wäre?

Andererseits, soll alles wahr heißen was irgendeinem wahr erscheint, alles was erfolgreich wirkt und zu "guten" Ergebnissen führt? Offenbar müßte man den Wert der lüge, der wissenschaftlichen Fiktion und der methodologischen Annahme untersuchen. Müßte man nicht ferner unter den Erkenntniswerten noch Artunterschiede konstatieren? Ist ferner der Wahrheitswert ein individueller oder ein sozialer oder beides, und wie verhalten sich diese Werte zueinander? Das sind alles schwierige, wichtige und unererörterte Fragen, die alle Wissenschaften in ihren Bereich ziehen, und an denen jeder Mensch ein Interesse hat.

Die Hauptfrage aber bleibt natürlich immer das Verhältnis der Logik zur Psychologie, des abstrakten Ideals des Denkens zu den Menschen, wie sie tatsächlich leben und denken. Eben weil die pragmatische Methode sich mit den letzteren beschäftigt, muß sie die Abstraktion an der Logik untersuchen und den psychischen Zusammenhang aller menschlichen Funktionen aufweisen. Es denken die Menschen als Lebewesen mit unendlich vielen und innigen Beziehungen zur ihrer Umgebung; es gibt kein "reines" Denken, und ob man sich nicht durch die Bildung eines solchen "logischen" Ideals das Verständnis des wirklichen Denkens erschwert oder unmöglich macht, ist eben die Frage.

4. Es ist also klar, daß der konsequent zu Ende gedachte Pragmatismus in den Humanismus mündet. Docht ist es noch leichter und einfacher, sich von Anfang an auf den humanistischen Standpunkt zu versetzen. Denn der Humanismus geht von Fragen aus, die das tägliche Leben aufwirft und die von keiner Philosophie umgangen werden sollten.

I. Wir können bei jeder beliebigen Aussage die Frage stellen, wie dieselbe überhaupt ins Dasein getreten ist. Da ergibt es sich sofort, daß sie eine Vergangenheit hat, wie es auch mit ihrer Zukunft bestellt sein mag. Sie hat mit einem menschlichen Geist in einem psychologischen Zusammenhang gestanden, und steht mit unendlich vielen anderen Behauptungen in einem logischen Zusammenhang. Beleuchten wir zuerst den zweiten Punkt. Jede Aussage kann als eine Antwort auf eine Frage betrachtet werden, ob nun die Frage ausgesprochen wurde, oder auch nur bewußt gedacht wurde, oder nicht. Denn jede Aussage, auch wenn sie nicht fraglich oder strittig war, kann es werden. Nun gibt es aber unendlich viele Fragen; es kann dieselbe Aussage viele Fragen beantworten. (Ob dabei sie oder nur ihre Wortform immer dieselben bleibt, ist allerdings fraglich.) Andererseits kann jede Frage verschieden beantwortet werden. Es gibt also eine unendliche Anzahl von Fragen und Antworten. Wie sind wir also gerade zu dieser Antwort gekommen. Es muß offenbar eine Auswahl stattgefunden haben. Was hat nun diese Auswahl bedingt? Die "logische" Verknüpfung des Systems der Wahrheiten kann dies unmöglich bewirkt haben. Denn die ideale Wahrheit schwebt uns immer nur als Ganzes vor; wir aber haben es mit besonderen Einzelwahrheiten zu tun, welche dem Ganzen entnommen sind und tatsächlich behauptet werden. Um also dem System die Einzelwahrheiten zu entnehmen und zu wirklichen Behauptungen zu gelangen, muß es noch eine andere Gewalt geben, welche unter den logischen Möglichkeiten eine Auswahl trifft; und schließlich muß das die Logik selber eingestehen.

Über diese Gewalt schweigt dies die bisherige Logik. Laut dem Humanismus ist sie aber ganz einfach der Mensch, der die Behauptung aufstellt. Er allein trifft die nötige Auswahl unter den logischen Möglichkeiten, und diese Auswahl ruft die Behauptung ins Leben. Er hebt hervor, was für seine Zwecke paßt, was seine Aufmerksamkeit erregt, was seine Interessen beschäftigt, kurz, dasjenige, wozu ihn seine ganze psychische Beschaffenheit treibt und befähigt. Er ist also der Vermittler zwischen einem leblosen unverwirklichten System der logischen Möglichkeiten und den wirklich behaupteten Wahrheiten, die tatsächlich unsere Gedanken und Handlungen beeinflussen und bestimmen. Wie soll es also ohne diese psychologische Vermittlung je zu wirklichen und wirksamen Wahrheiten kommen? Selbst das logische Ideal kann nur in darauf angelegten menschlichen Köpfen gebildet werden und nur als wirklich von Menschen erstrebtes wirksam sein. Die sogenannte Unabhängigkeit der Logik wäre damit endgültig beseitigt.

Alle Wahrheiten sind daher menschlich bedingt. Alle sind erwählt, sind anderen vorgezogen, ob dies nun nach bewußter Überlegung oder durch das "unbewußte" Wirken psychologischer Triebe geschehen ist. Kann also jeder wählen, was er will, kann er wahr machen, was ihm paßt? Mitnichten, oder doch nur in demselben Sinn, wie jeder essen kann, was er will. Er muß wählen, aber seine Wahl wird geleitet und beschränkt durch die Auswahl der ihm gebotenen Behauptungen. Die erwählten erhalten den Vorzug, weil sie vorzüglicher sind (oder scheinen), d. h. besser zu unseren Zwecken, Interessen und Naturell passen als diejenigen, die nicht erwählt oder gar verworfen werden. In diesem Sinne also ist jede Behauptung eine Siegerin im Kampf ums Dasein. Sie hat sich das Dasein errungen. Sie hat erfolgreichen Anspruch auf Wahrheit erhoben. Sie hat eine unendliche Anzahl von anderen Behauptungen überwunden, die mit ihrer Existenz unvereinbar waren, als man sie bevorzugte und ins Leben rief. Liegt nicht die Verknüpfung von Wahrheit und Werk schon in den Bedingungen der Aussprache jeder Behauptung? Heißt behaupten nicht soviel wie bewerten, gutheißen?

Ist aber damit gesagt, daß jede Behauptung, deren vermeintlicher Wert ihr zum Dasein verholfen hat, deshalb auch schon "wirklich wahr" ist? Ist ihre Wahrheit auf alle Zeiten festgestellt? Durchaus nicht. Im Kampf ums Dasein gibt es, soviel wir wissen, keine endgültigen Sieger. Der Kampf dauert an; es muß der Sieger seine bevorzugte Stellung mit den Waffen in der Hand bewahren. Es besteht also eine fortwährende Möglichkeit, daß sich eine Behauptung nicht weiterhin behaupten kann, sondern ersetzt werden muß. Wodurch? Natürlich durch eine bessere, zweckmäßigere, ansprechendere. Sobald man eine wertvollere hat, wird die alte minderwertig; sie wird abgesetzt, für "falsch" erklärt, und die neue "Wahrheit" erhebt sich auf (und aus) den Trümmern der alten "Irrtümer". Das ist das Wesentliche an der "pragmatischen" Prüfung der Behauptungen durch den Wert der Folgen, die sie nach sich ziehen. Das ist der Wahrheitsbegriff, mit dem die Naturwissenschaften immer bewußter und immer zuversichtlicher arbeiten. Diese ganze Entwicklung kann aber jeder auch beständig an seinen eigenen Überzeugungen beobachten. Die Wahrheiten, die er anerkennt, sind in fortwährender Umbildung und Fortbildung begriffen, und er hält die bestehenden stets für wertvoller als ihre Vorgänger. Sie passen besser zu seinen Zwecken, sie befriedigen ihn mehr. Deshalb eben hält er sie für "wahr". Doch es genügt ihm keine vollkommen, keine von allen ist ein Universalmittel zu allen Zwecken. Deshalb eben erstrebt er die Verbesserung der Wahrheit. Deshalb eben gibt es keine endgültige, "absolute" Wahrheit. Absolute Wahrheit heißt das unerreichte Ideal; wäre es erreicht, so wäre die Zeit für uns vorbei, so hätte die Erfahrung aufgehört, Neues zu bringen.

Ferner aber ist es eine Tatsache, daß der Mensch ein gesellig lebendes Wesen ist. Wenn er also Wahrheiten behauptet, beanspruchen dieselben nicht nur eine Gültigkeit für ihn, sondern auch für andere. Jeder hat anfangs dasselbe Recht, Ansprüche auf Wahrheit zu erheben. Daher wird es oft vorkommen, daß, was dem einen wahr und wertvoll erscheint (und es vielleicht auch ist) vom anderen als "falsch" und wertlos verworfen wird. Deshalb sind so viele "Wahrheiten" strittig, deshalb ist die Wahrheit gewissermaßen eine Vielheit. In der menschlichen Gesellschaft kursieren immer tatsächlich viele miteinander unvereinbare "Wahrheiten" (Behauptungen), und es wird keinem das Recht zugestanden, die seinen als die einzigen zu behandeln. Versucht er das, so gibt es allemal Streit, und der Schwächere wird totgeschlagen oder kommt ins Irrenhaus. Ein jeder muß daher tatsächlich die Ansichten des andern berücksichtigen und sich mit ihren Verfechtern friedlich vertragen. Die Gesellschaft kann nur dann bestehen, wenn in der Praxis die Vielheit der Wahrheit anerkannt wird. Wiederum also wird die eine allgemein gültige Wahrheit zu einem Ideal verflüchtigt, welches wir noch nicht erreicht haben und durch Intoleranz und Leugnung der Rechte der andern wohl schwerlich je erreichen werden.

Dieser unverträgliche Wahrheitsbegriff hat daher unsägliches Unheil gestiftet. Indem er jedem der Streitenden unablässig zuflüsterte, daß es doch schließlich nur eine wirkliche und absolute Wahrheit geben kann, und ihn sodann in dem Wahn bestärkte, da er sie schon besitzt, hat er den gegenseitigen Austausch von "Wahrheiten" (Wahrheitswerten) und den praktisch unvermeidlichen Ausgleich der unvereinbaren Ansprüche ungemein erschwert. Was Wunder, daß die Geschichte der menschlichen Meinungen so durchsetzt ist mit vergeblichem Wortstreit, kindischer Rechthaberei und barbarischer Intoleranz? Das Wunder ist nur, daß bei einem so brutalen Wahrheitsbegriff die Gesellschaft überhaupt hat bestehen können.

Jetzt aber liegt die Sache anders, besser. Hält man daran fest, daß die systematische Nichtberücksichtigung des Verhältnisses der Wahrheit zum Menschen sowohl logisch wie auch psychologisch unhaltbar ist, daß es einfach unmöglich ist, vom Schöpfer jeder Behauptung zu abstrahieren, so muß man die logische Berechtigung der Persönlichkeit im vollsten Maß zugeben. Es folgt daraus, daß jeder das allgemeine Wahlrecht erhält. Jeder, der etwas für wahr erklärt, hat dadurch eine Wahl getroffen; er hat Möglichkeiten ausgeschlossen oder verwirklicht; er hat bevorzugt, was ihm persönlich wertvoller und vorzüglicher vorkam. Aber er darf nicht aus der Tatsache, daß er eine endgültige Wahrheit erstrebte, schließen, daß er sie auch erreicht hat. Daß er sich geirrt, daß er besser getan hätte, anders zu wählen, ist nicht ausgeschlossen. Er muß daher von vornherein mit der Möglichkeit rechnen, daß andere eine andere Auslese vorziehen und in ihrer Wahl durch andere Umstände bedingt werden, daß also ihre ganze Erforschung der Wahrheit anders verläuft und doch mehr leistet und zu ebenso guten oder gar besseren Ergebnissen führt als die seinige. Denn da die Lebensbedingungen für verschiedene Menschen verschieden sind, so können auch die dazu passenden Wahrheiten verschieden sein, und das nicht nur psychologisch und tatsächlich, sondern auch von Rechts wegen. Und doch braucht diese Vielheit von Wahrheiten die soziale Eintracht nicht zu stören. Denn die Menschen sind vernünftiger als die Philosophien. Sie vertragen sich gern miteinander. Sie lernen gerne voneinander. Sie berichtigen ihre vorgefaßten Meinungen an der Erfahrung. Und sie können es schließlich auch zu einem Wahrheitsbegriff bringen, der mit ihren tatsächlichen Erfahrungen und Lebensbedingungen übereinstimmt.

5. II. Es ist aber nicht nur die Nötigung, sich einen menschlich brauchbaren Wahrheitsbegriff zu schaffen, was den Humanismus mit dem täglichen Leben verbindet. Wir haben alle das größte Interesse daran, den Irrtum zu vermeiden und Wahres vom Falschen zu unterscheiden. Wir sind also berechtigt, eine Erkenntnistheorie zu fordern, die nicht nur versucht, diese Unterscheidungen zu begründen, sondern es auch versteht, sie tatsächlich durchzuführen. Wir sind berechtigt, jede Theorie grundsätzlich abzuweisen, die sich über diese Gegensätze hochmütig hinwegsetzt, oder sie gar überhaupt nicht beachtet.

Nun ist aber leider bei der üblichen Logik beides der Fall. Dieselbe ist durchaus formal und will und muß es auch bleiben. Sie muß es sein, weil sie auf sehr gewagten Abstraktionen beruth. Man gelangt zum Logischen nur, nachdem man von Zeit, Persönlichkeit und Anwendung auf das Werden abstrahiert hat. Die Logik unternahm diese Abstraktionen, weil sie sich über das Gewoge der menschlichen Meinungen, über das Verfließen des irdischen Geschehens erheben wollte und aus festen Begriffen eine unwandelbare Wahrheit zu bilden hoffte. Sie wollte dadurch allgemeingültig werden; sie wird aber nur ungültig und auf wirkliche Erkenntnisse unanwendbar. Am leichtesten erkennt man dies an zwei Tatsachen: erstens, daß es die Logik zu keiner Erklärung des Irrtums bringen kann, zweitens, daß sie den Gegensatz von wahr und falsch überhaupt nicht zu begreifen vermag.

1.- Es kann keine formale Logik, die von menschlichen Erkenntniszwecken abstrahiert hat, jemals die Existenz des Irrtums begreifen. Denn es kann Irrtum nur ausgesagt werden in Bezug auf einen Zweck, der verfehlt wird. Abstrahiert man von einem beabsichtigten Zweck der Aussage und von der Anwendung auf eine bestimmte Sachlage, wodurch sie geprüft wird, so kann die abstrakte Aussage unmöglich ein Irrtum sein. An und für sich ist jede Aussage wahr; denn sie behauptet ja, wahr zu sein, und es kann niemand die Behauptung widerlegen, ohne sie irgendwie anzuwenden und zu prüfen. Auch eine sich selbst widersprechende Behauptung kann nicht unwahr sein; denn sie ist ja sinnlos und sagt nichts aus.

Ferner ist zu beachten, daß mindestens zwei Aussagen im Spiel sein müssen, damit ein Irrtum als solcher erkannt wird. Wenn z. B. A eine irrtümliche Behauptung aufstellt, so ist sie für ihn wahr. Berichtigt er sie später, so hört sie auf, seine Behauptung zu sein und deshalb Wahrheit zu beanspruchen. Berichtigt er dagegen die irrtümliche Behauptung eines anderen, so ist dieselbe für A zwar "falsch", für B aber noch "wahr". Genau genommen handelt es sich hier also um eine Meinungsverschiedenheit, und nicht um einen anerkannten Irrtum. Damit der Irrtum wirklich als solcher beiderseitig zustande kommt, muß auch B seine frühere Behauptung widerrufen. Ohne eine nachträgliche Prüfung kann daher eine Behauptung so wenig falsch, wie wirklich wahr werden. Die Logik kann sie als formal wahr betrachten, aber mit wirklicher Wahrheit hat diese Formel nichts zu tun. Die Entscheidung über Wahrheit und Irrtum wird erst durch die Folgen der Behauptung gefällt, und an der bloßen Form ist der Unterschied gar nicht zu erkennen.

Wie aber verhält sich die Sache, wenn man der Logik gestattet, die Abstraktion von den beiden am Streit beteiligten Personen zu vollziehen? Es wird sofort gleichgültig, wer die Aussage für wahr und wer sie für falsch erklärt, und der Irrtum besteht dann darin, daß die Aussage ansich zugleich als "wahr" (nämlich von B), und als "falsch" (nämlich von A) erkannt wird, daß so ihre Wahrheit gleichzeitig gewußt und nicht gewußt wird. Auf diesen Widerspruch läuft, wie schon PLATON im Theaetet sehr schön ausgeführt hat, das Wesen jedes rationalistischen Erklärungsversuchs des Irrtums hinaus, und man wird zugeben müssen, daß auf diese Weise nicht nur die Erklärung unverständlich, sondern auch der Irrtum unmöglich scheint.

Die ganze Schwierigkeit aber ist lediglich dadurch entstanden, daß man eben einen logischen Standpunkt eingenommen hat, für den der tatsächliche Unterschied von Wahrheit und Irrtum unwesentlich wird. Denn man hat abstrahiert von der Verschiedenheit des Verhaltens von A und B zu derselben Aussage. Und dazu war die Berechtigung nicht erwiesen. Der richtige Schluß aber aus diesem Ergebnis ist, daß eine Logik, die sich durch willkürliche und zweckwidrige Voraussetzungen entmenschlicht hat, dadurch zu einer Erklärung der Möglichkeit des Irrtums unfähig geworden ist, und daß richtige Logik Wahrheit und Irrtum zusammen begreifen müßte.

2.- Ferner liegt die formale Logik schließlich mit sich selbst im Widerspruch. Denn einerseits will sie doch zumindest den formalen Unterschied zwischen wahr und falsch anerkennen und liebt es sogar, durch diesen Gegensatz das Wesen des Urteils zu definieren, als das Gebilde, von dem wahr und falsch ausgesagt werden kann. Andererseits aber ist das Wesen der Falschheit auf formalen Weg überhaupt nicht zu ermitteln. Denn jedes Urteil beansprucht doch, wahr zu sein, und in der Form besteht der Unterschied zwischen einem wahren und einem falschen Urteil gewiß nicht. Um also über die Wahrheit des Urteils zu entscheiden, müssen wir aufhören, es abstrakt ansich zu betrachten. Wir müssen es in den Zusammenhang zurück versetzen, dem es entsproß. Wir müssen es prüfen, d. h. es anwenden, und an den Folgen oder Leistungen seinen Wert anerkennen. Damit aber kommen wir sofort wieder in das Gebiet der menschlichen Wertungen und Selektionen.

Kurz, die Entmenschlichung [Entsubjektivierung - wp] der Logik muß rückgängig gemacht werden. Auch aus der Logik ist der Mensch nicht als Störer der Wissenschaft auszumerzen. Der Mensch ist unentbehrlich als Schöpfer der Wissenschaft. Deshalb "expellas hominem Logica, tamen usque recurret" [Auch wenn man den Menschen aus der Logik vertreibt, wird er schließlich zurückkehren. - wp]. Der Versuch aber, die humanistische Bedingtheit der Logik systematisch zu verkennen, hat nur dazu gedient, die Logik nicht nur zur abschreckendsten, langweiligsten und nichtssagendsten aller Wissenschaften zu machen, sondern auch zur widerspruchsvollsten und unausdenklichsten.

Doch trage ich mich natürlich nicht mit der Hoffnung, daß man mir auf so kurze Andeutungen hin dies alles glauben wird, und leider muß ich vorläufig diese ausführlicheren Belege schuldig bleiben. Es mögen also diese Bemerkungen nur dazu dienen, erstens das logische Programm des Humanismus zu bezeichnen, und zweitens den Nachweis zu liefern, daß auch dieses in der Tat ein ziemlich weit- und tiefgehendes ist.

4. Bei all dem haben wir nur die Anknüpfungspunkte und Vorfragen der humanistischen Methode gestreift und müssen uns glücklich schätzen, wenn es gelungen ist, von ihren Zielen und von ihrer Bedeutung eine Ahnung zu geben. Es wird aber hoffentlich verständlich geworden sein, weshalb ein so großes Programm bei dem erbitterten Widerstand, der uns bei jedem Schritt begegnete, noch nicht vollständig ausgearbeitet worden ist. Auch von den neuen Beiträgen zu dieser Gedankenarbeit liegt in diesem Buch durchaus nicht das Ganze, sondern nur eine Auswahl vor. Nimmt aber das deutsche Publikum genügend Interesse an meinen Ausführungen, so kann vielleicht eine weitere Auswahl die jetzige ergänzen.

Zum Schluß möchte ich mich erkühnen, dem Leser noch zwei Ratschläge zu erteilen, die vielleicht manchem das Verständnis erleichtern werden.

Erstens: wem es zuerst nicht einleuchten will, daß die hier vorgetragenen Lehren von der Wahrheit gelten, und deren ganzen Inhalt erschöpfen, dem sei angeraten, daß er sie so liest, als ob überall nur von der menschlichen Erkenntnis der Wahrheit die Rede wäre. Nur sollte er sich dann noch am Schluß die nachträgliche Frage stellen, wie denn diese Unterscheidung überhaupt werden kann, d. h. wie man zu einer Wahrheit ansich gelangt und sie erkennt, und auf welche Weise die Wahrheit sich von dem einzigen Prozeß unabhängig erklären läßt, der zu ihrer Erkenntnis führt. Gelingt es ihm, einen Weg zu entdecken, um eine solche Unabhängigkeit der Wahrheit aufrecht zu halten, so hat er jedenfalls eine große philosophische Entdeckung gemacht, wofür man ihm in rationalistischen Kreisen gewiß sehr dankbar sein wird; gelingt es ihm nicht, so wird es ihm viel leichter werden, auf eine unfaßlich und unhaltbare Unterscheidung zu verzichten, seinen Wahrheitsbegriff entsprechend umzuändern, und sich von der Richtigkeit der humanistischen Lehre zu überzeugen.

Zweitens: ich würde denen, die diese Einleitung nicht recht verstanden haben, raten, erst das Übrige zu lesen, und dann darauf zurückzukommen. Denn die Hauptschwierigkeiten beim Verständnis des Neuen sind immer psychologischer Natur. Das Neue und Ungewohnte kann sich nur allmählich dem alten Gedankenschatz anreihen und anpassen und bedarf deshalb der Wiederholung und der Auffindung mannigfaltiger Anknüpfungspunkte. Eben deshalb sind die Mißdeutungen und die Entrüstung, welche der Humanismus so vielfach hervorgerufen hat und voraussichtlich auch in Deutschland in reichlichem Maß hervorrufen wird, am besten psychologisch aufzufassen.
LITERATUR: F. C. S. Schiller Humanismus [Beiträge zu einer pragmatischen Philosophie] deutsch von Rudolf Eisler, Leipzig 1911
    Anmerkungen
    1) Vgl. EISLER, Kritische Einführung in die Philosophie, Berlin 1905. Einführung in die Erkenntnistheorie, Leipzig 1907. Grundlagen der Philosophie des Geisteslebens, Leipzig 1908. Wörterbuch der philosophischen Begriffe, 3. Auflage, Berlin 1910.
    2) Es sei hier auch auf sein interessantes, geistvolles Werk "The Riddles of the Sphinx" verwiesen (vierte Auflage, 1910).
    3) Vgl. die "Philosophie des Als-ob" von HANS VAIHINGER.
    4) Mind, Oktober 1897, N. S. Nr. 24, Seite 548.
    5) Die Belege für diese Auffassung des Protagoras befinden sich in meiner Schrift Plato or Protagoras, Oxford 1907 (vgl. auch Mind, Nr. 68, und 78.
    6) JAMES, Will to Believe, Seite IX. Ich habe "Humanismus" für "Empirismus" eingesetzt.
    7) Vom Verfasser eigens für die deutsche Ausgabe geschrieben.
    8) Wie das aus der ganzen Auffassung der Philosophie in meinem Erstlingswerk "Riddles of the Sphinx" (zweite Auflage 1910) hervorgeht.
    9) Unsere Kritiker aber schreiben meistens, als ob diese Gedanken bei KANT gar nicht enthalten wären, sondern etwas ganz Neues und von uns freventlich Ausgehecktes sind.
    10) Für Deutschland hat dies allerdings den Nachteil, daß das Wort in einer anderen Bedeutung noch in Gebrauch ist. Im Englischen war es so gut wie ausgestorben.