ra-2L. PohorillesG. MehlisWindelbandE. H. Schmitt G. LandauerM. Weber    
 
EVELYN UNDERHILL
Die Erleuchtung des Selbst

"Die einfachste und allgemeinste Form der Erleuchtung ist die, Gott in der Natur zu sehen, ein flammendes Bewußtsein von der Andersartigkeit natürlicher Dinge zu erlangen. Die meisten Menschen haben unter dem Zauber der Gefühlserregung oder der Schönheit solche jähen visionären Erkenntnisse gehabt. Wo ein solches Bewußtsein dauernd ist, wie bei vielen Dichtern, da hat es zur Folge die teilweise, doch oft überwältigende Wahrnehmung des allen Lebewesen immanenten unendlichen Lebens, die manche modernen Schriftsteller des Namens Naturmystik gewürdigt haben."

"Wir sehen, wie Madame Guyon sich wie eine fromme Katze in den Strahlen des unerschaffenen Lichts sonnt und schon hinneigt zu den Überspanntheiten des Quietismus mit seinem gefährlichen Doppelwesen von Passivität und Glückseligkeit. Die heroische Seite des mystischen Berufes ist vollkommen außen vor. Das triumphierende Geistesleben, das aufzunehmen ihr eine ihr eigentümliche seelische Veranlagung erlaubte, wurde als Quelle persönlicher und sanfter Freuden behandelt, nicht als ein Brunnen, aus dem sich neue Lebenskraft für eine große und aufopfernde Tätigkeit schöpfen ließ."

"Es scheint in der Tat, als ob das Erreichen neuer Bewußtseinsebenen den Mystikern die Fähigkeit gibt, einen Glanz wahrzunehmen, der immer da ist, allein unserem beschränkten Blick nicht zugänglich, für den er höchstens ein leuchtendes Dunkel ist. In der ewigen Natur oder im Reich des Himmels, sagt Law, besteht die Körperlichkeit in Leben und Licht."

"Das Licht, dessen Lächeln das Weltall entzündet, ist immer dasselbe, aber das Selbst, durch das es hindurchgeht und auf dessen Bericht wir angewiesen sind, hat schon die modelnden Einflüsse von Umgebung und Herkunft, Kirche und Staat erfahren. Selbst die Sprache, der sich das Selbst in seinem Bemühen, dem Erlebten Ausdruck zu geben, bedient, verkettet es mit zahllosen Philosophien und Glaubensformeln."

In diesem Kapitel kommen wir zum erstenmal zu einer Betrachtung des Bewußtseinszustandes, den die landläufige Vorstellung als dem Mystiker eigentümlich ansieht: eine Form geistigen Lebens, eine Art der Wahrnehmung, die von der den "normalen" Menschen grundverschieden ist. Von den Erlebnissen und Erfahrungen, die seiner Erleuchtung vorausliegen, kann man dies nicht sagen. Sein Erwachen zum Bewußtsein des Absoluten - obwohl es oft von so wunderbaren Umständen begleitet und von einer Intensität des Erlebens ist, die es von anderen seelischen Umwälzungen dieser Art abzuheben scheint - stellt doch nur auf höherer Ebene jene eigentümlichen Bekehrungsvorgänge dar, die dem religiösen Gefühlsleben Tiefe und Wirklichkeit geben. Die Reinigung, die er sich danach zur Aufgabe macht, ist - obwohl sie in der Regel gewisse Züge zeigt, die ausschließlich der asketischen, nicht notwendig mystischen Frömmigkeit sehr ähnlich ist. Es ist die höchste uns bekannte Form jenes Auwahl- und Zuchtverfahrens, jenes Beschneidens und Ziehens der Menschenpflanze, das das Wesen aller Erziehung ausmacht und eine notwendige Stufe jeder Entwicklung zu höherem Leben ist. Hier übernimmt der Mystiker nur in drastischerer Form die Grundsätze, die alle diejenigen, welche nach einem intensiveren Leben streben, alle Freiheitssucher, alle wahren Liebenden, annehmen müssen, obwohl er mit  Ophelia  sagen darf, daß diese "wear their rue with a difference". (1)

Allein bei dem mächtigen Rückschwung in den Sonnenschein, der der Lohn ist für den mühsamen Abstieg in die "Höhle der Selbsterkenntnis", scheidet er sich von diesen anderen Pilgern. Die, die noch eine kleine Strecke mit ihm gehen, - gewisse Propheten, Dichter, Künstler, Träumer - tun es kraft jenes mystischen Geistes, jenes Instinktes für die übersinnliche Wirklichkeit, den Seher und schöpferische Geister so oft besitzen. Diese Menschen haben ein gewisses Maß - bisweilen ein großes - von Erleuchtung; sie sind die Eingeweihten der Schönheit oder der Weisheit, wie der große Mystiker der Eingeweihte der Liebe ist. Er hat nunmehr in der übersinnlichen Welt, in die auch sie ab und zu eindringen können, wirklich Fuß gefaßt, hat die Kunst der Gemeinschaft - wenn auch noch nicht der Einswerdung - mit dem "großen Leben des Alls" gelernt, und zieht daraus Kraft und Freude. Er hat wirklich und tatsächlich wie einer, dessen Noviziat beendet ist, den "inneren Chor betreten, wo die Seele der  Sophia,  der göttlichen Weisheit, die Hand zum Tanz reicht", und indem er sich in den großen Rhythmen der Geisteswelt bewegt, fühlt er, daß er seinen Platz gefunden hat.

Wie plötzlich und erstaunlich diese Wandlung des Bewußtseins dem Selbst, das sie erfährt, auch scheinen mag, dem Psychologen erscheint sie als ein normaler Teil der organischen Entwicklung, die mit dem Erwachen des transzendentalen Sinnes begann. Indem das Selbst auf die Weisungen, die es bei diesem Erwachen erhält, eingeht, sich zu ihrer Ausführung tauglich macht, seine zerstreuten Kräfte auf das Eine konzentriert, findet es sich nach langen und mannigfachen Läuterungsprozessen zu einer neuen Ordnung der Wirklichkeit durchgedrungen. Es ist zum lebendigen Bewußtsein einer Welt emporgestiegen, die immer da war, und in der sein eigentliches Wesen - der Grund, der von Gott ist - immer wurzelte. Ein solches Bewußtsein ist ein "transzendentes Gefühl"  in excelsis [in der Höhe - wp], eine tiefe, unmittelbare Erkenntnis des "geheimen Plans".

Wie der Chor sich um den Chorführer bewegt, sagt PLOTIN in einer Stelle, die BÖHMEs Bild eigenartig vorwegnimmt, so bewegen wir alle uns um das Prinzip aller Dinge. Aber weil unsere Aufmerksamkeit abgelenkt wird, indem wir unsere Augen auf Dinge außerhalb des Chors richten, auf alle die törichten Verworrenheiten der Welt des Scheins, auf die täglichen kleinen Begebenheiten des Daseins, das wir Leben nennen, bemerken wir es nicht. Anstatt daher frei und bewußt am großen Leben des Alls mitzuwirken, wodurch allein unser persönliches Leben seinen Wert erhalten kann, bewegen wir uns wie Sklaven oder Marionetten; und des Ganzen nicht achtend, zu dem unsere kleinen Schritte beitragen, bemerken wir nichts vom Rhythmus der Welten. Da unser Geist vom Chorführer in der Mitte, dem "zeugenden Wort", das den Rhythmus angibt, abgelenkt ist, sehen wir Ihn nicht. Wir sind von den Täuschungen der Sinne ganz in Anspruch genommen, das "Auge, das auf die Ewigkeit blickt", ist müßig, "aber wenn wir auf Ihn blicken", sagt PLOTIN, "dann winkt uns das Zielt und die Ruhe, und wir disharmonieren nicht mit Ihm, indem wir in Wahrheit einen gottbegeisterten Reigen um Ihn herum aufführen. In diesem Reigen schaut der Geist die Quelle des Lebens, die Quelle der Vernunft, das Prinzip des Seienden, die Ursache des Guten, die Wurzel der Seele." (2) Ein solches Anschauen, ein solches Erheben des Bewußtseins von einer selbstzentrischen zu einer gottzentrischen Welt, ist das eigentliche Wesen der Erleuchtung.

Man wird bemerkt haben, daß in diesen angeführten Stellen das Streben der Mystiker noch nicht auf die höchste Vereinigung gerichtet ist, auf "die Flucht des einzig Einen zum einzig Einen", wie PLOTIN die höchste Seligkeit der befreiten Seele bildlich ausdrückt. Das erstrebte Ideal ist eine Vision und eine Erkenntnis, die das Resultat bewußter Harmonie mit der göttlichen Welt des Werdens ist, nicht ein Eintauchen in das Prinzip des Lebens, sondern ein freiwilliges und harmonisches Sichbewegen um dieses Prinzip, auf daß wir "tanzend das erkennen, was geschieht". Dies trifft auf fast jede Erleuchtung zu, von der wir eine authentische Schilderung besitzen, und dies unterscheidet sie von der mystischen Einswerdung in jeder Form. Alle freudigen und erhöhten mystischen Bewußtseinszustände, in denen das Gefühl der Ichheit noch besteht, in denen das Verhältnis des Sellbst zum Absoluten noch das des Subjekts zum Objekt seiner Liebe und Freude ist, gehören zur Erleuchtung, die in der Tat eine ungeheure Entwicklung des intutiven Lebens zu höheren Ebenen bedeutet. Alle wahrhaften und ursprünglichen Wahrnehmungen des Göttlichen in Symbolen wie im religiösen Leben, alle Phasen dichterischer Inspiration, "Wahrheitsblitze", sind Tätigkeiten des erleuchteten Geistes.

Die einfachste und allgemeinste Form der Erleuchtung ist die, "Gott in der Natur zu sehen", ein flammendes Bewußtsein von der "Andersartigkeit" natürlicher Dinge zu erlangen. Die meisten Menschen haben unter dem Zauber der Gefühlserregung oder der Schönheit solche jähen visionären Erkenntnisse gehabt. Wo ein solches Bewußtsein dauernd ist, wie bei vielen Dichtern (3), da hat es zur Folge die teilweise, doch oft überwältigende Wahrnehmung des allen Lebewesen immanenten unendlichen Lebens, die manche modernen Schriftsteller des Namens "Naturmystik" gewürdigt haben. Auf der höchsten Stufe dieser Wahrnehmung wird der Schleier vom Licht, das dahinter ist, ganz vertilgt, und der Glaube geht in ein Schauen über, wie bei BLAKE, in dem der Mystiker den Dichter verschlungen hat.

"Mein Freund", sagt dieser große Geist in einem seiner charakteristischen Briefe, der unmittelbar nach einer visionären Erleuchtung, wie sie ihm viele Jahre nicht zuteil geworden war, geschrieben wurde, "entschuldigen Sie meine Begeisterung oder vielmehr Tollheit, denn ich bin wirklich trunken von geistigem Schauen, jedesmal wenn ich einen Bleistift oder Stichel zu Hand nehmen." (4) Mancher große Maler, Philosoph oder Dichter, jeder inspirierte Musiker vielleicht, hat diesen unbeschreiblichen Wirklichkeitsrausch erfahren in den Augenblicken der Erhebung, wo er sein Meisterstück konzipierte. Dies ist der "rettende Wahnsinn", von dem PLATO in seinem  Phaidros  spricht, die Ekstase des "Gottberauschten Menschen", die Liebenden, des Propheten und des "von Leben trunkenen" Dichters. Wenn der christliche Mystiker, sein Erstgeburtsrecht fordernd, ruft: "Sanguis Christi, inebria me!" [Blut Christi, tränke mich! - wp] so fordert er eben diese Gabe himmlischer Lebenskraft, einen Trunk vom Wein des absoluten Lebens, der in den Adern der Welt fließt. Die, denen dieser Becher gereicht wird, erlangen einen höheren Grad an Lebenskraft und infolgedessen ein schärferes Wahrnehmungsvermögen und lebhafteres Bewußtsein als andere Menschen. Es ist der Preis der Reinigung, der Übergang, "vom Tod zum Leben".

BLAKE erkannte, daß es sein Beruf war, diese mystische Erleuchtung, diese Vision der Wirklichkeit den anderen Menschen zugänglich zu machen, "die Tore der Wahrnehmung freizumachen". Sie hielten ihn darum für einen Wahnwitzigen.
    "Ich ruhe nicht von meinem großen Werk,
    Die ewigen Welten zu erschließen und des Menschen
    Unsterblich Auge innenwärts zu öffnen auf die Welt des Denkens,
    Die Ewigkeit, die sich in seinem Geist, dem Schoß Gottes, breitet.
    O Heiland, deinen Geist der Demut und der Liebe gieß auf mich,
    Lösch' alle Selbstheit aus in mir, sie du mein ganzes Leben!" (5)
Die Mysterien des Altertums waren allesamt Versuche - oft auf dem falschen Weg einer rein magischen Einweihung -, "die unsterblichen Augen des Menschen nach innen zu öffnen", seine Wahrnehmungskräfte so zu steigern, daß sie die Botschaften einer höheren Wirklichkeitsebene vernehmen konnten. Trotz allen eifrigen Theoretisierens ist es uns unmöglich, zu sagen, wie weit sie es in diesem Unternehmen brachten. Bei denen, die ein natürliches Organ für das Unendliche hatten, haben Symbole und Riten, die ohne Zweifel mit ekstatischen Suggestionen geladen waren, und die oft den tatsächlichen Verlauf des mystischen Weges dramatisch darstellten, sehr wahrscheinlich irgendeine Wandlung des Bewußtseins (6) hervorgebracht, obwohl schwerlich eine so vollständige Umordnung der Persönlichkeit, wie sie beim Mystiker eintritt, wenn er den Zustand der Erleuchtung endgültig erreicht hat. So behauptet PLATON auch nur, daß der, der eben erst die Weihe empfangen, die unsterbliche Schönheit unter sterblichen Hüllen sieht.
    "O Seligkeit,
    in Frieden mit Gott,
    teilhaftig der Weihen,
    in Reinheit des Wandels
    im Thiasos ziehn,
    im Bergwald schweifen,
    zu sühnen die Seele
    mit läuternden Bräuchen." (7)
So sangen die Eingeweihten der dionysischen Mysterien, des Kultes, in dem die Griechen all das ausgedrückt haben, was sie von der Möglichkeit einer Erhöhung des Bewußtseins durch Reinigungsriten zu den Ekstasen der Erleuchtung wußten. Der bloße primitive Rausch dieser Ekstasen ist selten lebendiger ausgedrückt worden als hier. Man vergleich mit ihrer halb orientalischen Glut, ihrem selbstbefangenen Stolz auf die erlangte Reinigung und auf die geistige Überlegenheit, die das Adeptentum mit sich brachte, die tiefere und lieblichere Erfahrung des katholischen Dichters und Heiligen, der den Geist westlicher Mystik am schönsten darstellt. Auch seine Sünden wurden "wie ein Leichentuch von ihm genommen" (8), wie eine Wolke im Sonnenschein göttlicher Liebe schmilzt; allein hier ist nicht das kleine Selbst, das erhöht werden muß, der Mittelpunkt des Interesses, sondern das größere Selbst, das es dieser Erhöhung gewürdigt hat.
    O Flammenmal voll Wonnen!
    O Wunde, die begnadet!
    O holde Hand! Berührung, die berauschet,
    Wie Trunk vom Lebensbronnen,
    Und aller Schuld entladet:
    Hast tötend Tod in Leben umgetauschet! (9)
Hier ist die Freude ebenso leidenschaftlich, das Bewußtsein eines erhöhten Lebens ebenso intensiv, aber es wird beherrscht von den ausgesprochen christlichen Begriffen der Demut, Hingabe und innigen Liebe.

Wir haben gesehen, daß allen wahren Künstlern, ebenso wie allen reinen Mystikern, bis zu einem gewissen Maß das Leben der Erleuchtung teil wird, daß sie, wenn nicht wahre Bürger, so doch zeitweilige Gäste des Landes der Sehnsucht sind. Sie haben mit BLAKE aus dem Becher geistiger Schau getrunken, der der Kelch des Lebensgeistes ist; sie haben den göttlichen Rausch gespürt, immer wenn die Schönheit sie zum Schaffen inspirierte. Einige haben nur daran genippt. Einige, wie JOHANN von Parma, haben einen tiefen Zug getan und damit das mystische Erbe mit allen seinen Verpflichtungen angetreten. Aber alle, die die Schönheit von Angesicht zu Angesicht geschaut haben, sind vom Gral gespeist worden, und durch dieses sakramentale Mahl sind sie zu Teilhabern am Weltmysterium geworden.

In einem der schönsten Kapitel der "Fioretti" wird erzählt, wie Bruder JAKOB von la Massa, "dem Gott die Tür Seiner Geheimnisse öffnete", in einer Vision sah, wie  Christus  dem hl. Franziskus diesen Kelch des Lebensgeistes in die Hände gab, damit er seinen Brüdern daraus zu trinken gäbe.
    "Dann kam der hl. Franziskus, um seinen Brüdern den Kelch des Lebens darzubieten. Und er bot ihn zuerst dem Bruder  Johann von Parma,  der ihn hastig nahm und ihn mit Andacht leerte. Und alsbald ging ein Glanz von ihm aus wie von der Sonne. Und darauf gab  Franziskus  ihn all den andern Brüdern der Reihe nach, und es waren nur wenige unter ihnen, die ihn mit der gebührenden Ehrfurcht und Andacht nahmen und ihn ganz leerten. Die wenigen, welche ihn mit Andacht tranken und ganz leerten, wurden alsbald leuchtend wie die Sonne; aber die, alles verschütteten, wurden schwarz und dunkel und ungestalt und schrecklich anzusehen; aber die, die ihn teils tranken, teils verschütteten, wurden teils leuchtend und teils dunkel, je nach dem Verhältnis, wie sie davon getrunken oder verschüttet hatten. Allein der erwähnte Bruder  Johannes  überstrahlte alle, da er den Kelch des Lebens am vollständigsten geleert hatte,  wobei er am tiefsten in den Abgrund des ewigen göttlichen Lichtes geschaut hatte. (10)
Kein anderes Gleichnis könnte wohl das Zustandekommen vollkommener Erleuchtung so anschaulich machen wie dieses wundervolle Bild: dieses tiefe, inbrünstige, hastige Trinken - d. h. ohne vorsichtiges und selbstbedachtes Zögern - vom himmlischen Wein des Lebens, jenem Wein, von dem ROLLE sagt, daß er die Seele "durch liebliche Kontemplation mit einer großen Fröhlichkeit erfüllt." (11) JOHANN von Parma, der Held der geistlichen Franziskaner, auf den diese herrliche Allegorie gedichtet ist, vertritt all die Mystiker, die, "da sie den Kelch vollständig geleert", die Gabe erlangt haben, in den Abgrund des ewigen göttlichen Lichtes zu schauen. In den Brüdern, die ihn teils tranken, teils verschütteten, so daß sie teils leuchtend, teils dunkel wurden, "nach dem Verhältnis, wie sie davon getrunken oder verschüttet hatten", können wir ein passendes Gleichnis sehen für den Künstler, Musiker, Propheten, Dichter oder Träumer, der mehr oder weniger erleuchtet ist, je nach dem Maß an Selbsthingabe, mit dem er den Becher der Begeisterung getrunken hat. "Laßt mich ungehindert sein", sagt die Seele zu den Sinnen in MECHTHILD von Magdeburgs Vision, "ich will ein wenig trinken von dem unvermischten Weins." (12) Beim Künstler verhindern die Sinne etwas den vollkommenen Rausch der Seele.

Wir haben gesehen, daß das Entwicklungsstadium, das die Mystiker als den Weg der Erleuchtung bezeichnen, ein weites Erfahrungsgebiet umfaßt, ja, die ganze Erfahrung, die sich aus der Berührung eines geläuterten und erhöhten Bewußtseins mit der Welt des Werdens, von der es eingeschlossen wird, ergibt, und dazu einen großen Teil derjenigen Erfahrung, die aus der Berührung eines solchen Bewußtseins mit dem Absoluten erfolgt. Das ist die ausgedehnteste und am dichtesten bevölkerte Provinz des Reiches der Mystik. Die verschiedenartigsten Seher, wie SEUSE und BLAKE, BÖHME und Madame GUYON, MECHTHILD von Magdeburg, FOX, ROLLE, die hl. TERESA und zahllose andere, haben uns Berichte über ihren dortigen Aufenthalt gegeben. Auch bei solchen, die wir nicht mit Recht zu den eigentlichen Mystikern zählen können, wie bei PLATON und HERAKLIT, WORDSWORTH, TENNYSON und WALT WHITMAN, bemerken wir gewisse Anzeichen, daß auch sie, mehr als die meisten Dichter und Seher, mit den Erscheinungen des erleuchteten Lebens vertraut waren. Wir werden es daher bei unserer Betrachtung dieser Stufe mystischer Entwicklung mit einer großen Masse von anscheinend unvereinbarem Material zu tun haben: da jeder Grad von Hellsichtigkeit, jede Art von Naturanlage uns Zeugnisse ihrer Beziehung zur übersinnlichen Welt hinterlassen hat.

Daß Gott unendlich ist, bedeutet, daß Er auf unendlich mannigfache Weise begriffen und vorgestellt werden kann. Der Kreis, dessen Mittelpunkt überall und dessen Peripherie nirgends ist, läßt sich von jedem Winkel aus mit Sicherheit finden. Die Geschichte der Mystik, besonders der Teil, der es mit dem Weg der Erleuchtung zu tun hat, ist ein Beweis für diese Tatsache. Hier, wo "das erste mystische Leben", der bewußte Verkehr mit der Wirklichkeit erreicht ist, kommt das Selbst, das zwischen zwei Bewußtseinsformen geschwankt und sich seinen zunehmenden intuitiven Erkenntnissen des Absoluten abwechselnd widersetzt und leidenschaftlich hingegeben hat, eine Zeitlang Ruhe. Die widerstrebenden Elemente seines Charakters sind zum großen Teil auf dem Weg der Reinigung hinweggewaschen. Die "dunkle Nacht der Sinne" ist vorüber, obwohl die furchtbare "Nacht des Geistes" noch bevorsteht. Zeitweise wenigstens hat der Geist auf höherer Ebene "seine Einheit gefunden" und, wie er glaubt, ein dauerndes Bewußtsein der göttlichen und wirklichen Welt erlangt. Die Tiefe und der Reichtum seiner Natur werden entscheiden, wie intensiv dieses Bewußtsein sein wird.

Doch wie weit sich diese neue Wahrnehmung der Wirklichkeit nun auch erstrecken mag, zuerst erscheint sie dem erleuchteten Selbst als endgültig und vollkommen. Wie der wahre Liebende immer überzeugt ist, daß er in seiner Braut die  eine  Rose der Welt gefunden hat, so ist der Mystiker sicher, daß seine Aufgabe nun erfüllt ist. In der ersten Begeisterung seiner Aufnahme in das "vollkommene Land" kann er sich kein höheres Entzücken als dieses, kein innigeres Erleben der Seele vorstellen. Noch nichts ahnend vom letzten Akt der Vereinigung, bis an den das innere Auge und Ohr nicht reicht, ruft er mit vollkommener Sicherheit aus: "Beati oculi qui exterioribus clausi, interioribus autem sunt intenti" [Selig sind die Augen, die geschlossen sind, die sehen, was ihr seht. - wp], (13) und ganz versunken in diesen neue selige Schau, vergißt er, daß sie denen zuteil wird, die noch "auf dem Weg" sind. Mehr Erfahrung ist nötig, damit er lernt, wieviel himmlische Geheimnisse noch auf seine Entdeckung warten; wie machtlos die himmlische Speise, die er hier erhält, ist, seinen "Hunger nach dem Absoluten" zu stillen; wie weit entfernt vom wahren Ziel des Seins noch dieses Sichsonnen in den Strahlen des unerschaffenen Lichts, dieses Sichbewegen um das Prinzip der Dinge ist. Nur die allergrößten Seelen, die  Galahads  der mystischen Suche, erfahren dies und durchmessen die ganze Länge der "königlichen Heerstraße", die den Menschen zu seinem Ursprung zurückführt. "Von den vielen, die nach Bethlehem kommen, werden nur wenige bis Golgatha gelangen." Die übrigen bleiben hier, in diesem irdischen Paradies, auf diesen blumigen Wiesen, wo das befreite Selbst ganz nach Lust und Laune umherwandelt und uns, so gut es kann, bald diesen bald jenen Winkel des Landes der Seele beschreibt.

In diesen Schilderungen der Freude der Erleuchtung, in den Ergüssen der Liebe und Wonne, die zu diesem Zustand gehört, finden wir die lyrischen Stellen der mystischen Literatur. Hier stehen Dichter, Mystiker und Musiker auf einem gemeinsamen Boden, den nur durch die Vermittlung der Kunst, nur durch künstlerische Suggestion und musikalischen Rhythmus läßt sich das Wunder jener Vision ausdrücken. Wenn das Gute, Wahre und Schöne, - Licht, Leben und Liebe - vom Herzen wahrgenommen wird, so kann, ob nun das Herz einem Liebenden, einem Maler oder einem Heiligen gehört, diese Wahrnehmung nur in einer lebendigen, d. h. künstlerischen Form angemessen wiedergegeben werden.

Hier also küssen sich Genie und Heiligkeit, und jedes sieht bei dieser hehren Begegnung einen Augenblick mit den Augen des andern. Und so ist es natürlich und unvermeidlich, daß der Mystiker hier alle künstlerischen Ausdrucksmittel spielen läßt: die wundervolle Bildersprache JULIANEs und MECHTHILDs von Magdeburg, SEUSEs dichterische Visionen, St. AUGUSTINs Glut und Glanz, die himmlischen Harmonien des hl. FRANZISKUS und RICHARD ROLLEs. Auch Symbole spielen eine große Rolle, nicht nur in der Schilderung der Erleuchtung, sondern auch in diesem Vorgang selbst: die Intuitionen vieler Mystiker stellen sich dem Oberflächenbewußtsein unmittelbar in symbolischer Form dar. Wir müssen uns daher gefaßt machen auf eine große Verschiedenheit und Flüssigkeit des Ausdrucks bei den Schriftstellern, die versucht haben, uns das Geheimnis dieses Bewußtseinszustandes mitzuteilen. Wir haben ein sehr mannigfaltiges Erlebnismaterial zu prüfen und auch, soweit dies möglich ist, zu klassifizieren, einiges, das von Freund und Feind in gleicher Weise als rein "mystisch" anerkannt wird, einiges, in dem sich das Wirken der dichterischen Phantasie deutlich zeit, einiges, das "seelische Phänomene" und andere abnorme Tätigkeiten des Geistes umfaßt. Man darf sich durch das seltsame und scheinbar widerspruchsvolle Aussehen dieser Dinge nicht von ihrer Erforschung abschrecken lassen.

Nun gibt es drei Haupttypen des mystischen Erlebens, die immer wiederkehren und vorwiegend auf der Stufe der Erleuchtung. Ich glaube, daß diese drei Typen als die Haupteigentümlichkeiten dieser Stufe angesehen werden können, obwohl es mit ihrer Erörterung noch nicht getan ist. Bei wenigen Lebensformen zeigt sich die Spontaneität des Individuums so sichtbar wie hier, und bei wenigen ist das allemal tödliche Verfahren der Klassifizierung so gewagt.

Die drei charakteristischen Erlebnisse, die ich meine, sind:
    1. Ein freudiges Wahrnehmen des Absoluten, das, was viele asketische Schriftsteller "die Vergegenwärtigung Gottes (the practice of the Presence of God)" nennen. Dies ist jedoch nicht mit jenem einzigartigen Gefühl der Einswerdung mit dem Göttlichen zu vergleichen, das einer späteren Stufe der mystischen Entwicklung eigentümlich ist. Das Selbst, obwohl geläutert, empfindet sich immer noch als ein getrenntes Wesen. Es ist nicht in seinem Ursprung untergetaucht, sondern steht ihm anschauend gegenüber. Dies ist eher das "Verlöbnis" als die "Hochzeit" der Seele.

    2. Diese Klarheit des Schauens kann auch in Bezug auf die Erscheinungswelt genossen werden. Die eigentlichen physischen Wahrnehmungskräfte sind wunderbar gesteigert, so daß das Selbst eine tiefere Bedeutung und größere Wirklichkeit in allen natürlichen Dingen sieht, oft überzeugt ist, daß es endlich "das Geheimnis der Welt" weiß. Um mit BLAKE zu sprechen: "Die Tore der Wahrnehmung sind freigemacht", so daß "alles dem Menschen erscheint, wie es ist, unendlich." (14)

    Diese beiden Formen der Wahrnehmung stellen offenbar jene zweifache Intuition einer transzendent-immanenten Wirklichkeit dar, jenes Sichausdehnen des Bewußtseins nach zwei Richtungen, bis es sowohl die Welt des reinen Seins wie die Welt des Werdens umfaßt, worin wir eines der unterscheidenden Kennzeichen des mystischen Typs erkannten.

    3. Zugleich mit dieser zweifachen Ausdehnung des Bewußtseins ist die Energie des intuitiven oder übersinnlichen Selbst ungeheuer gesteigert. Die seelischen Umwälzungen des Läuterungsweges haben dazu gedient, es zum Mittelpunkt des Lebens zu machen und alle die Elemente, die seine Tätigkeit hemmten, aus dem Charakter auszumerzen.
Nun bemächtigt es sich der gewöhnlichen Ausdrucksmittel und zeigt sich häufig in Gestalt von
    a) Stimmen,

    b) Gesprächen zwischen dem Oberflächenbewußtsein und einer anderen Intelligenz, die sich göttlich nennt,

    c) Visionen, und bisweilen

    d) automatischer Schrift.
Diese automatische Tätigkeit jener wachsenden, aber noch unterbewußten Kräfte, die den "neuen Menschen" bilden, nimmt im Verlauf des mystischen Lebens stetig zu.

Die Erleuchtung erscheint nun gewöhnlich in der Hauptsache unter einer von diesen drei Formen oder auch unter allen dreien. Oft treten alle auf, doch scheint in der Regel eine von ihnen vorzuherrschen. Das wird in jedem einzelnen Fall bedingt durch die seelische Beschaffenheit des Selbst, je nachdem es seiner Anlage nach zur "reinen Kontemplation", zur "Hellsichtigkeit" oder zum automatischen Ausdruck, zu Emanation oder Immanenz, zu einer metaphysischen, künstlerischen oder gefühlsmäßigen Auffassung der Wahrheit hinneigt. Die Verbindungsmöglichkeiten zwischen diesen verschiedenen Faktoren sind so unzählig wie die Möglichkeiten des Lebens selbst.

In Bruder LAURENTIUS' "VergegenwärtigungGottes", in St. BERNHARDs Gespräch mit dem Wort, in RICHARD ROLLEs "state of song", wo er "die lieblichste himmlische Melodie vernahm, die in seiner Seele wohnte", haben wir wundervolle Ausdrücke der ersten Form des erleuchteten Bewußtseins. JAKOB BÖHME wird mit Recht als ein typisches Beispiel der zweiten angesehen, die sich auch in einer ihrer anziehendsten Gestalten bei FRANZ von Assisi findet. SEUSE und die hl. TERESA können vielleicht als Beispiele der dritten Form gelten, da bei ihnen die Gesichts- und Gehörerscheinungen besonders hervortraten. Das vorbereitende Studium dieser Eigentümlichkeiten nacheinander wird uns helfen, die vielen Fäden zu entwirren, die die seelischen Gewebe dieser großen komplizierten mystischen Typen ausmachen. Der übrige Teil dieses Kapitels wird sodann der Analyse der beiden Hauptformen des erleuchteten Bewußtseins gewidmet werden: seiner Wahrnehmung der Wirklichkeit in der ewigen und in der zeitlichen Welt. Das wichtige Thema der Stimmen und Visionen erfordert ein Kapitel für sich.


1. Das Bewußtsein des Absoluten oder "Gefühl
der Gegenwart Gottes"

Dieses Bewußtsein ist in seinen mannigfachen Formen vielleicht das konstanteste von allen charakteristischen Merkmalen der Erleuchtung, und es ist das, was diesen Zustand für die mystische Seele zur intensivsten Freude macht. Damit meine ich nicht, daß der Mensch Monate oder Jahre in einer beständigen Ekstase der Vereinigng mit dem Göttlichen verbringt. Zwischenperioden seelischer Ermüdung oder "Trockenheit", die letzten Spuren der Reinigung, die herannahende Finsternis der "dunklen Nacht" - all das kann, wie es häufig der Fall ist, jenen Zustand unterbrechen; ebenso wie plötzliche Erkenntnisblitze, die von der Erleuchtung nicht zu unterscheiden sind, beständig die Eintönigkeit des Läuterungsweges unterbrechen. Allein die Seele hat die Berührung dieses persönlichen Lebens, das im Weltall allgegenwärtig ist, gespürt und kann sie nie vergessen, wenn sie ihr auch entzogen wird. Der "Geist, der seine Arme nach Gott ausstreckt", versichert, daß er Ihn berührt hat, und sein Normalzustand ist hinfort ein tiefes und freudiges Bewußtsein Seiner Gegenwart mit "vielen heimlichen Berührungen lieblicher geistlicher Gesichte und Gefühle, die uns in dem Maß zuteil werden, wie unsere Einfalt sie ertragen kann." (15) Wo der Mystiker eine weniger bestimmte oder mehr pantheistische Sprache vorzieht, können seine Wahrnehmungen die Form der "Harmonie mit dem Unendlichen" annehmen, - dieselbe göttliche Musik, in eine tiefere Tonart transponiert.

Dieses "Gefühl der Gegenwart Gottes" ist keine bloße Metapher. Unzählige Aussagen beweisen, daß es ein ebenso deutliches Bewußtsein ist wie das, welches andere Menschen von der Farbe, der Wärme oder dem Licht haben oder zu haben glauben. Es ist eine wohlbekannte, obwohl meistens vorübergehende Erfahrung im religiösen Leben, wie der Heimkehrinstinkt der Vögel, eine Tatsache, die sich weder leugnen noch erklären läßt.
    "Wie man jene Gegenwart fühlt, läßt sich besser durch eigene Erfahrung als durch Beschreibung erkennen," sagt  Hilton,  "denn sie ist das Leben und die Liebe; die Macht und das Licht, die Freude und der Friede einer auserwählten Seele. Und daher kann der, der sie einmal wahrhaft empfunden hat, sie nicht ohne Schmerz missen, noch aufhören, sich danach zu sehnen, sie ist so gut ansich und so wohltuend. ... Er kommt bisweilen heimlich, wenn du Ihn am wenigsten gewahrst, aber du erkennst Ihn sehr wohl, bevor Er wieder geht, denn Er bewegt und wendet dein Herz mächtig, so daß du Seine Güte schaust, und dann schmilzt dein Herz wonnesam in die Milde Seiner Liebe, wie Wachs am Feuer." (16)
Moderne Psychologen haben sich viel Mühe gegeben, den pathologischen Charakter dieses Bewußtseinszustandes festzustellen, ihn in einem gastlichen Bereich der "psychischen Halluzinationen" unterzubringen (17). Die Mystiker jedoch, die soviel feiner zwischen wahrer und falscher übersinnlicher Erfahrung zu unterscheiden wissen, zweifeln nie an der Gültigkeit dieses "Gefühls der Gegenwart Gottes". Selbst wenn ihre Theologie dem widerspricht, so lassen sie sich dadurch nicht stören.

So schreibt die hl. TERESA mit der ihr eigenen Einfachheit und Unmittelbarkeit über ihre Erfahrung:
    "Am Anfang geschah es mir, daß ich Eines nicht wußte: ich wußte nicht, daß Gott in allen Dingen ist, und als Er mir so nahe zu sein schien, hielt ich es für unmöglich. Und doch war es mir ebenso unmöglich, nicht zu glauben, daß Er gegenwärtig war, denn es war mir sozusagen augenscheinlich, daß ich Seine lebendige Gegenwart da fühlte. Einige ungelehrte Leute pflegten zu mir zu sagen, daß Er nur durch Seine Gnade gegenwärtig wäre. Das konnte ich nicht glauben, da Er, wie gesagt, selbst gegenwärtig zu sein schien; so war ich in großer Bedrängnis. Ein sehr gelehrter Mann aus dem Orden des hl. DOMINIKUS befreite mich von diesem Zweifel: er sagte mir, daß Er gegenwärtig sei, und wie Er Zwiesprache mit uns hält. Dies war ein großer Trost für mich." (18)
Und weiter:
    "Ein innerer Friede und die geringe Kraft, die Freude oder Schmerz hat, diese Gegenwart der drei Personen (solange sie dauert) zu verscheuchen, und zwar ohne daß man daran zweifeln kann, dauern in solcher Weise, daß ich deutlich an mir das erfahre, wovon St. JOHANNES (14, 23) sagt:  Er wohnt in der Seele und nicht nur dies durch Gnade, sondern Er läßt sie auch diese Gegenwart wahrnehmen." (19)
Hier zeigt sich TERESAs starke Hinneigung zur Immanenz.

Ein solches Gefühl der göttlichen Gegenwart verträgt sich durchaus mit dem täglichen Leben und den normalen geistigen Tätigkeiten seines Besitzers, der nicht notwendig ein Ekstatierk oder ein dem Wirken in der Welt fernstehender, entrückter Visionär ist. Allerdings ist das übersinnliche Bewußtsein jetzt ein für allemal zum Mittelpunkt seines Interesses geworden, und seine Wahrnehmungen und Weisungen beherrschen und erleuchten sein tägliches Leben. Das Ziel der Erziehung im platonischen Sinne ist erreicht: seine Seele hat sich "von der werdenden Welt abgewandt zur Betrachtung des Seienden und des Glänzendsten unter dem Seienden." (20)

Bei vielen labilen oder Künstlertemperamenten wird dieses intuitive Bewußtsein des Absoluten so unbändig, daß es beständig durchbricht, sich gewaltsam des Bewußtseinsfeldes bemächtigt und als Ekstase und Verzücktheit in Erscheinung tritt. Bei andern weniger beweglichen Temperamenten wallt es auf in einem leidenschaftlichen Erfassen, in einer "Liebesflamme", in der das Selbst "Gott im Seelengrund begegnet". Dies ist "reine Kontemplation", jener Zustand tiefer Versenkung, in dem das Subjekt zugleich "zu sehen, zu fühlen und zu denken" scheint. Durch diese spontane Übung all seiner Kräfte unter der Herrschaft der Liebe erlangt der Mystiker jene Vision des Herzens, die "noch innerlicher vielleicht als die Visionen des Traumes oder der Ekstase" (21) jene Fähigkeiten, die sie außer Tätigkeit zu setzen scheint, auf das Höchste ausgedehnt, wie ein Kreisel "schläft", wenn er sich aufs Geschwindeste dreht.  "Ich schlafe aber mein Herz wacht." (Hohelied 5, 2) Dieser Akt der Kontemplation, diese frohe Hingabe an ein überwältigendes Bewußtsein der Gegenwart Gottes, hinterläßt im Geist kein scharf umrissenes Bild, sondern nur die Gewißheit, daß wir emporgehoben wurden zu einem wirklichen Schauen dessen, was kein Auge gesehen hat.

Der hl. BERNHARD hat uns in einer seiner Predigten einen einfachen, freimütigen und offenbar persönlichen Bericht über solche "heimliche Berührungen", solche unzweifelhaften, doch nicht faßbaren Kontakte der Seele mit dem Absoluten hinterlassen.
    "Habt ein wenig Geduld mit meiner Torheit", sagt er, "denn ich möchte euch, wie ich versprochen habe, erzählen, wie solche Dinge bei mir geschehen. Es ist zwar ohne Bedeutung. Aber ich biete mich dar, um euch zu dienen; und wenn ihr Nutzen davon habt, so werde ich mich über meine Torheit trösten. Ich bekenne also und sage in meiner Torheit, daß das Wort auch mich heimgesucht hat, und sogar öfter. Aber obwohl Er häufig in meine Seele eingegangen ist, habe ich niemals gefühlt, wann Er eingegangen ist. Ich habe gefühlt, daß Er da war; ich erinnere mich, daß Er dagewesen ist; bisweilen habe ich auch Seine Ankunft vorausfühlen können, aber fühlen niemals. Auch Sein Fortgehen nicht. Denn von wannen Er kam, als Er in meine Seele einging, noch wohin Er sich wandte, als Er sie wieder verließ, auf welchem Weg Er ein und ausging, das weiß ich noch heute nicht; wie dann auch gesagt ist: du weißt nicht, von wannen Er kommt und wohin Er fährt (Joh. 3, 8). Auch das ist nicht zu verwundern, denn Er ist es, zu dem gesagt ist: man spüret deinen Fuß nicht (Psalm 77, 20). Gewiß ist  Er  nicht durch die Augen eingetreten, denn Er ist ohne Gestalt und Farbe. Aber auch nicht durch die Ohren, denn Er gab keinen Laut. Auch nicht durch die Nase, denn Er mischt sich nicht mit der Luft, sondern mit dem Geist ... Auf welchem Weg ist es dann eingetreten? Oder vielleicht ist es überhaupt nicht eingetreten, weil es nicht von außen gekommen ist? Denn es ist ja nicht eins von den Dingen, die außen sind. Doch ist es auch nicht von innen gekommen, denn es ist gut, und ich weiß, daß in mir nichts Gutes ist. Ich bin auch über mich emporgestiegen, und siehe da! das Wort ragte noch darüber hinaus. Meine Neugier trieb mich auch, unter mich hinabzusteigen, und doch fand ich es in noch größerer Tiefe. Wenn ich nach außen blickte, so fand ich, daß es außerhalb meiner war; und wenn nach innen, so war auch es im Innern. Und ich erkannte, daß wahr ist, was ich gelesen hatte: in Ihm leben, weben und sind wir (Apostelgeschichte 17, 28)." (22)
Ein solches Emporgehobenwerden, ein solcher Bewußtseinszustand wie der, den der hl. BERNHARD hier zu schildern versucht, scheint den Geist einen Augenblick in einen Zustand hineinzureißen, der von dem einer wirklichen "Einigung" schwer zu unterscheiden ist. Dies ist es, was die Kontemplativen passive oder eingegossene Kontemplation oder auch "das Gebet der Einigung" nennen, ein kurzer Vorgeschmack des Zustandes der Einigung, den die Mystiker oft eine kurze Zeitlang auf dem Weg der Erleuchtung genießen und der sie in der Überzeugung bestärkt, daß sie nun wirklich das Absolute erreicht haben. Es ist jedoch nur ein Vorgeschmack jenes Erreichens, die verfrühte Anspannung einer Seele, die noch im Zustand der Erleuchtung ist, von dem die "Theologia Deutsch" sagt, daß er "dem zunehmenden Menschen geziemt." (23)

Diese ziemlich feine Unterscheidung zwischen zeitweiliger Vereinigung und dem Leben der Einigung kommt vielleicht am besten heraus in einem Gespräch zwischen der Seele und dem Selbst in HUGO von St. Victors mystischem Traktak "De Arrha Animae". Die Seele sagt:
    "Sag' mir, was ist jenes Süße, dessen bloße Erinnerung mich so heftig und lieblich rührt und bewegt, daß ich sogleich, ich weiß nicht wie, ganz mir selbst entfremdet und aus mir fortgezogen werden? Ich werde plötzlich erneuert und ganz verwandelt und mir ist wohl zumute, mehr als Worte sagen können. Mein Bewußtsein wird erheitert, all mein vergangenes Elend und all mein Schmerz ist vergessen. Meine Seele jubiliert, mein Geist wird hell, mein Herz entbrennt, meine Begierden haben ihr Genügen, ihre Lust; ich bin weit fort und weiß nicht, wo ich bin, und mir ist, als hielte ich etwas in liebender Umarmung, und ich weiß nicht, was es ist; und doch strebe ich mit allen Kräften, es immer festzuhalten und nie zu verlieren. Meine Seele strebt in Freudigkeit, daß sie nie weiche von dem, was sie für immer umarmt halten möchte, und als ob sie darin das Ziel all ihrer Wünsche gefunden hätte, ist sie voll höchsten, unsagbaren Frohlockens und sucht nichts, begehrt nichts weiter, als immer so zu bleiben. Ist dies denn mein Geliebter? Sage es mir doch, auf daß ich Ihn kennen und, wenn Er wiederkommt, Ihn anflehen möge, mich nicht zu verlassen, sondern immer bei mir zu bleiben."
Der Mensch sagt:
    "Es ist in Wahrheit dein Geliebter, der dich besucht; allein Er kommt in unsichtbarer, verborgener, unbegreiflicher Gestalt. Er kommt, um dich zu berühren, nicht, um von dir gesehen zu werden; um dich wachzurütteln, nicht um von dir verstanden zu werden. Er kommt nicht, um Sich ganz in dich zu ergießen, sondern um Sich zum Kosten darzubieten; nicht, um dein Verlangen zu erfüllen, sondern um deine Liebe auf Sich zu ziehen. Er gibt dir einen Vorgeschmack Seiner Liebe, bringt nicht die Fülle vollkommener Sättigung. Und der Mahlschatz deines Verlöbnisses besteht hauptsächlich darin, daß Er, der in Zukunft Sich dir zum Anschauen und zu dauerndem Besitz geben wird, Sich jetzt bisweilen zum Kosten bietet, auf daß du erkennst, wie süß Er ist. Dies soll dich inzwischen über Seine Abwesenheit trösten, wenn du immer wieder durch Seinen Besuch erquickt wirst, damit du nicht die Kraft verlierst." (24)
Der wirkliche Unterschied zwischen dem Leben der Erleuchtung und dem der Einigung ist der, zwischen dem Leben der Erleuchtung und dem der Einigung ist der, daß bei der Erleuchtung die Individualität des Subjekts - wie tief auch sein religiöses Bewußtsein, wie innig auch seine Gemeinschaft mit dem Unendlichen sein mag - abgesondert und intakt bleibt. Sein erhöhtes Bewußtsein der Wirklichkeit beherrscht vielmehr den übrigen Teil seines Lebens, als daß es ihn auslöscht, und kann seine Geschicklichkeit, mit den Vorfällen des normalen Lebens in der rechten Weise fertig zu werden, erhöhen. So fand Bruder LAURENTIUS, daß sein lebendiges Gefühl für die Wirklichkeit, sein Bewußtsein der Gegenwart Gottes und die daraus sich ergebende Losgelöstheit und Freiheit weltlichen Dingen gegenüber ihn bei den schwierigsten Aufgaben aufrecht hielt und unterstützte, wie z. B. als er nach Burgund geschickt wurde, um Wein für das Kloster zu kaufen, was für ihn ein sehr unwillkommener Auftrag war, da er nichts von Geschäften verstand und lahm war und im Schiff nicht umhergehen konnte, sondern sich über die Fässer wälzen mußte. Er sagte zu Gott,  daß diese Seine Sache wäre, die er da zu tun hätte,  und fand nachher, daß alles gut verrichtet war ... So erging es ihm auch bei seiner Arbeit in der Küche, gegen die er von Natur aus eine große Abneigung hatte. (25)

Der Geist, dessen Interesse auf ein höheres Ziel gerichtet ist, läßt sich durch seine eigenen Neigungen und Abneigungen nicht ablenken und verrichtet die ihm zugewiesene Aufgabe auf eine tüchtige und erfolgreiche Weise. Wo dies nicht der Fall ist, liegt die Schuld eher an der normalen Ausstattung als an der mystischen Veranlagung des Subjekts. Die hl. KATHARINA von Genua fand in dieser göttlichen Gefährtschaft die Kraft, die ihr Hospital zu einem Erfolg machte. die hl. TERESA war eine bewundernswerte Hausfrau und erklärte, daß es ihr sehr leicht würde, ihren Gott zwischen den Töpfen und Pfannen zu finden (26). Allem Anschein zum Trotz würde  Maria  wahrscheinlich die bessere Köchin geworden sein als  Martha,  hätten die Umstände ihr diese Tätigkeit aufgezwungen.

Bei Menschen von schwachem oder unklarem Verstand jedoch kann dieses tiefe Sichversenken in das Gefühl der göttlichen Wirklichkeit leicht in einen Mono-Ideismus ausarten. Dann zeigt sich die "dunkle Seite" der Erleuchtung: eine Sucht nach übersinnlichen Freuden, die "geistliche Völlerei", die St. JOHANNES vom Kreuz verdammt.
    "Ich machte viele Fehler," sagt Madame  Guyon  pathetisch, "indem ich mich zu sehr meinen inneren Freuden hingab ... Ich pflegte mit meiner Arbeit in einer Ecke zu sitzen, aber ich konnte kaum etwas tun, weil der Reiz dieser Freuden mich so packte, daß ich die Arbeit aus der Hand fallen ließ. So brachte ich ganze Stunden zu, ohne imstande zu sein, die Augen zu öffnen, oder zu wissen, was mir geschah ... so still und süß und friedlich war mir zumute, daß ich mich manchmal fragte: Kann der Himmel selbst friedlicher sein als ich?" (27)
Hier sehen wir, wie Madame GUYON sich wie eine fromme Katze in den Strahlen des unerschaffenen Lichts sonnt und schon hinneigt zu den Überspanntheiten des Quietismus mit seinem gefährlichen "Doppelwesen von Passivität und Glückseligkeit". Die heroische Seite des mystischen Berufes ist vollkommen außen vor. Das "triumphierende Geistesleben", das aufzunehmen ihr eine ihr eigentümliche seelische Veranlagung erlaubte, wurde als Quelle persönlicher und sanfter Freuden behandelt, nicht als ein Brunnen, aus dem sich neue Lebenskraft für eine große und aufopfernde Tätigkeit schöpfen ließ.

Die früheren Biographen der hl. KATHARINA von Genua haben behauptet, daß sie in der Krisis ihrer Bekehrung vom Leben der Reinigung unmittelbar zum Leben der Einigung übergegangen ist und niemals die charakteristischen Kennzeichen der Erleuchtung aufgewiesen hat. Dies wurde überzeugend widerlegt von Baron von HÜGEL, (28) obwohl auch er in ihrem Fall geneigt ist, die gewöhnliche Reihenfolge der mystischen Zustände abzulehnen. Doch die Schilderung von KATHARINAs Zustand nach den vier Jahren ihrer großen Kasteiung, wie sie im sechsten Kapitel der "Vita e Dottrina" enthalten ist, gibt uns ein fast vollkommenes Bild gesunder Erleuchtung des nach innen gerichteten oder "immanenten" Typus, und man tut gut, sie mit der oben angeführten Stelle aus Madame GUYONs Leben zu vergleichen.

Ohne Zweifel gab es Stunden, wo das Erleben der hl. KATHARINA gleichsam ihre Erfahrungen vorwegnahm und wo sie sich nicht nur von einem innewohnenden Licht erleuchtet, sondern zeitweise ganz darin eingetaucht fühlte. Diesen Augenblicken verdanken wir solche wundervollen Aussprüche wie den im fünften Kapitel der, für sich genommen, wie eine Schilderung des wahren Zustandes der Einigung erscheint. Einmal sagte sie:
    "Ich sehe und fühle nicht, daß ich eine Seele habe, noch Leib, noch Herz, noch Wille, noch Neigung, noch irgendetwas außer reiner Liebe." (29)
Ihr normaler Bewußtseinszustand war jedoch offenbar nicht der, den JULIANE von Norwich das "Einssein mit der Seligkeit" nennt, sondern vielmehr eine innige, dauernde Gemeinschaft mit einer objektiven Wirklichkeit, die sie jedoch immer als etwas von sich Verschiedenes empfand.
    "Nach den besagten vier Jahren", berichtet das folgende Kapitel der  Vita,  "wurde ihr ein gereinigter, freier und gotterfüllter Sinn gegeben, in den nichts anderes mehr eindringen konnte. Wenn sie eine Predigt oder Messe hörte, war sie dermaßen in ihre inneren Gefühle versenkt, daß sie das, was außerhalb ihrer gesagt oder getan wurde, weder hörte noch sah. Aber in ihrem Innern, im süßen göttlichen Licht, sah und hörte sie andere Dinge, indem sie ganz in den inneren Genuß versunken war; und es stand nicht in ihrer Macht, anders zu handeln."
KATHARINA ist also immer ein Zuschauer des Absoluten, sie fühlt sich nicht eins mit ihm.
    "Und es ist etwas Wunderbares, daß, während sie innerlich so in Anspruch genommen war, der Herr ihr nie erlaubte, die Herrschaft über sich zu verlieren. Sondern, wenn man ihrer bedurfte, kam sie wieder zu sich, so daß sie imstande war, auf das, was man sie fragte, zu antworten, und der Herr führte sie so, daß niemand über sie klagen konnte. Und ihr Sinn war so von göttlicher Liebe erfüllt, daß es ihr schwer wurde, mit andern zu reden; und durch dieses beständige Schmecken und Fühlen Gottes geriet sie mehrmals in eine solche Verzückung, daß sie sich verbergen mußte, um nicht gesehen zu werden."
Es ist jedoch klar, daß KATHARINA selbst sich der Flüchtigkeit und Unvollkommenheit dieses Zustandes intensivster Freude bewußt war. Ihr wachsendes höheres Selbst, unbefriedigt vom Sonnenshein des Weges der Erleuchtung, dem Genuß der Reichtümer Gottes, strebte schon nach der Vereinigung mit dem Göttlichen. Bei ihr, wie bei allen wahrhaft heroischen Seelen, hieß es Liebe um Liebe, nicht Liebe um Freude. Sie rief zu Gott, weil er ihr so viele Tröstungen gab: "Non voglio quello che esce da te, ma sol voglio te, o dolce Amore!" (30)

"Non voglio quello che esce da te."  Wenn die wachsende Seele so weit gelangt ist, hat sie den Weg der Erleuchtung fast beendet. Sie hat das Ziel gesehen, "Das Land, das keine bloße Vision, sondern eine Heimat ist" (31), und ist eifrig bestrebt weiterzukommen. So sagt auch GERTRUDE MORE:
    "Keine Erkenntnis, die wir hier von dir haben können, kann meine Seele befriedigen, die unaufhörlich nach dir sucht und verlangt ... Ach, mein Herr und Gott, was ist alles, das du einer liebenden Seele geben kannst, die nach dir allein seufzt und schmachtet und alle Dinge als Kot achtet, um nur dich zu gewinnen? Was ist alles, sage ich, solange du dich selbst nicht gibst, der du das Eine bist, das allein not ist und das allein unsere Seelen befriedigen kann? War es irgendwie ein Trost für die  hl. Maria Magdalena,  als sie dich suchte und statt deiner zwei Engel fand? Wahrlich ich kann nicht glauben, daß ihr das eine Freude war. Denn die Seele, die ihre ganze Liebe und Sehnsucht auf dich gerichtet hat, kann nirgends wahre Befriedigung finden denn allein in dir." (32)
Wie ist diese geheimnisvolle mystische Erleuchtung beschaffen? Welches ist - abgesehen von der Botschaft, die sie bringt - die Form, in der sie sich am häufigsten dem Bewußtsein zeigt? Die Erleuchteten versichern uns allesamt, daß ihr scheinbar symbolischer Name ganz realistisch zu verstehen ist, daß sie ihnen als eine Art Glanz, ein Überflutetwerden der Persönlichkeit mit neuem Licht erscheint. Eine neue Sonne steigt am Horizont auf und verklärt ihre Dämmerwelt. Immer wieder schildern sie ihr Erleben unter dem Bild irgendeiner Lichterscheinung. Häufig, wie z. B. wenn sie von ihrer ersten Bekehrung sprechen, berichten sie von der tatsächlichen überwältigenden Wahrnehmung eines strahlenden Lichts von wunderbarem Glanz als Begleiterscheinung ihrer inneren Wandlung.
    "Sopr' ogne lengua amore
    bonta senza figura
    lume fuor di mesura
    resplende nel mio core." (33)
sang JACOPONE da TODI. "Unsagbar wundersames Licht!" sagt WHITMAN. "Das fließende Licht der Gottheit", sagt MECHTHILD von Magdeburg, indem sie versucht, das zu beschreiben, was ihre Welt von der normaler Menschen unterscheidet. "Lux vivens dicit" [ein lebendiges Licht spricht - wp], sagte die hl. HILDEGARD von ihren Offenbarungen, die ihr in einem eigentümlichen Licht erschienen, das glänzender war als der Glanz der Sonne (34). Es ist "eine einströmende Helle", sagt die hl. TERESA, "ein Licht, das keine Nacht kennt, sondern das, da es immer hell strahlt, durch nichts getrübt werden kann." (35)
    "Und nun, als ob sich Tag zu Tag geselle,
    Erschien es mir, daß Er, der solches kann,
    Die Welt mit einer zweiten Sonn' erhelle",
ruft DANTE aus, als er in die Sphäre des Himmels eingeführt wird. "Ein Licht ist dort", wiederholt er immer wieder.
    "Und was ich sag', ist nur ein blasser Schein"
ist sein letztes Wort bei seinem Bestreben zu beschreiben, wie die Seele das Wesen wahrnimmt. (36)

Es scheint in der Tat, als ob das Erreichen neuer Bewußtseinsebenen den Mystikern die Fähigkeit gibt, einen Glanz wahrzunehmen, der immer da ist, allein unserem beschränkten Blick nicht zugänglich, für den er höchstens ein "leuchtendes Dunkel" ist. "In der ewigen Natur oder im Reich des Himmels" sagt LAW, "besteht die Körperlichkeit in Leben und Licht (37): Die Zeugnisse über diesen Punkt sind so gehäuft, daß sie auf jedem anderen Wissensgebiet als Beweis gelten würden, daß in der Tat ein wirkliches, wunderbares, unbeschreibliches Licht da ist, "das das Licht selbst erleuchtet" und der Erkennung durch die Menschen harrt. (38)

Man beachte, mit welchem Realismus der hl. AUGUSTINUS sich ausdrückt an der berühmtesten Stelle seiner "Bekenntnisse", wo wir sehen, wie ein geborener Psychologe sich verzweifelt abmüht, einen höchst positiven Zustand mit Hilfe von Negationen zu beschreiben.
    "Ich stieg hinab in meine innerste, tiefste Seele, und du führtest mich. Und ich vermochte es, weil ja du mein Helfer warst. Ich trat ein und sah nun mit dem Auge meiner Seele, so schwach es war, hoch droben über diesem Auge meiner Seele und über meinem Geist das ewig unveränderliche Licht des Herrn. Es war nicht das gemeine Licht, das jedem Fleisch leuchtet. Es war auch nicht vom Wesen dieses Lichtes, nur größer etwa und als leuchte es unendlich vielmal heller und fülle allen Raum mit seiner Strahlengröße. Nein, es war dieses Licht nicht, es war ein anderes, ganz anderes als all das. Es lag auch nicht auf meiner Seele so, wie das Öl auf Wasser liegt, noch wie der Himmel droben über der Erde sich wölbt. Nein, es war über mir, weil es mich erschaffen hat, und ich war unter ihm, weil ich von ihm geschaffen bin. Wer die Wahrheit kennt, der kennt dieses Licht, und wer dieses Licht kennt, kennt die Ewigkeit. Die Liebe kennt es." (39)
Hier haben wir wie bei der hl. TERESA, KATHARINA von Genua und JACOPONE da TODI eine ausgesprochen "immanentale" Schilderung des Zustandes der Erleuchtung. Das Selbst erkennt durch den Akt, den die Myster "Selbsteinkehr" nennen, durch das bewußte Einwärtsrichten seiner Aufmerksamkeit, seiner Willenskräfte die Wirklichkeit in seinem Herzen: "die spielende Flut der Liebe, die von Gott heimlich in die Seele fließt und sie mit aller Kraft wieder zu sich hinzieht." (40) Allein die entgegengesetzte oder transzendentale Neigung - die herrliche kosmische Vision der Unendlichkeit außerhalb des Subjekts - das Streben nach außen über die Grenzen dieser Sinnenwelt hinaus einem göttlichen Licht zu,
    "das zeigt den Schöpfer den Geschöpfen klar,
    die nur in seinem Anschaun Frieden finden" (41),
das wunderbare, gestaltlose Aufgehen in einem göttlichen Dunkel, zu dem die Seele aufzusteigen bestimmt ist - diese Vorstellungsweise sind gleich charakteristisch für den Weg der Erleuchtung. Wie bei der Bekehrung so kann auch hier die Wirklichkeit als transzendent oder immanent, positiv oder negagtiv wahrgenommen werden. Sie ist zugleich nah und fern, und für einige ist das, was fern ist, am leichtesten zu finden. Für einen bestimmten Geistestyp ist die wahre Vergegenwärtigung Gottes kein beglücktes Erfülltsein von einem inneren Licht, sondern ein ehrfurchtsbanges Anschauen des Absoluten, der "nackten Gottheit", der Quelle und des Ursprungs von allem, was da  ist.  Es ist ein Aufstiegt zu einer höheren Wahrnehmungsebene, wo
    "die einfachen, absoluten, unveränderlichen Geheimnisse der Theologie in einem überlichten Dunkel eines Verborgenes offenbarenden Schweigens enthüllt werden, in einem Dunkel, das in einem überhellen Glanz erstrahlt und das unsichtbar und unfaßbar mit seinem Licht die augenlosen Geister überströmt." (42)
Mit einem solchen Erleben der Ewigkeit, einer solchen Vision des dreieinigen, allumfassenden Absoluten, der "das Universum mit Liebe bindet", endet DANTE seine "Göttliche Komödie", und die mystische Freude, mit der die Erinnerung an sie ihn erfüllt, ist ihm Gewähr, daß er in Wahrheit die "Rosa Inviolata", das flammende Herz der Dinge gesehen hat.
    "O Gnadenmeer, daß ich mich unterfing,
    Daß meine Blick' am Lichte haften blieben,
    Eindringend, bis das Schauen dort verging!
    In seiner Tiefe schloß, vereint durch Lieben,
    Wie in ein einzig Buch sich alles ein,
    Was durch das Weltall steht getrennt geschrieben,
    Substanz und Akzidenz nach Art und Sein
    Gleichsam in eins verschmolzen und verwoben,
    Und was ich sag', ist nur ein blasser Schein.
    Die Urform dieses Knotens sah ich droben,
    Das glaub' ich, und dies Wort, es kund zu tun,
    Hat höher noch in mir die Freud' erhoben.

    O gegen mein Anschaun welch' ärmlich Ding
    Mein Wort! und gegen das erblickte Sein
    Ist mein Anschaun - zuviel noch sagt  gering. 
    Ewiges Licht, du ruhst in dir allein;
    Allein dich kennend und von dir verstanden,
    Liebst du verstehend dich und freust dich dein." (43)
In DANTE sehen wir die transzendente und unpersönliche Form der Erleuchtung auf ihrer höchsten Stufe. Es scheint auf den ersten Blick fast unmöglich, daß diese ausgedehnte Vision des Undifferenzierten Lichtes und solche intimen und persönlichen Wahrnehmungen der Gottheit wie Lady JULIANEs Gespräche mit ihrem "freundlichen und liebwerten Herrn" und KATHARINAs vertraulicher Umgang mit der göttlichen Liebe in demselben System Raum finden. Und doch sind dies alles Schilderungen desselben Seelenzustandes, alle beschreiben die Erreichung derselben Wirklichkeitsstufe.

In einer wundervollen, in der mystischen Literatur ganz einzigen Stelle schildert ANGELA da FOLIGNO die Lichtvision, durch die ihr die Wahrheit offenbart wurde: die zweifache Wahrnehmung eines Absoluten, das zugleich demütig und allmächtig, persönlich und transzendent, das die unvorstellbare Synthese von "unaussprechlicher Macht" und "tiefer Demut" ist.
    "Und alsbald wurden die Augen meiner Seele aufgetan, und ich sah die Fülle der Gottheit, in der ich die ganze Welt begriff, diesseits wie jenseits des Meeres, und das Meer und den Abgrund und alle Dinge, und ich sah in ihnen nichts als die göttliche Macht. Und es war so unbeschreiblich wunderbar, daß die Seele in übergroßem Staunen rief:  diese ganze Welt ist von Gott erfüllt!  Und ich begriff, daß die ganze Welt etwas ganz Geringes war. Und ich sah, daß die Macht Gottes alles erfüllte und über alles hinausging. Er sagte zu mir:  Ich habe dir etwas von meiner Macht gezeigt ... nun sieh meine Demut!  Und ich sah eine so tiefe Demut Gottes gegen die Menschen und alle Dinge, daß meine Seele, da sie seine unaussprechliche Macht begriff und dabei so tiefe Demut sah, voll Staunens war uns sich selbst für nichts achtete." (44)
Man darf nie vergessen, daß alle offenbar einseitigen Schilderungen der Erleuchtung, ja, das Erleben dieser Erleuchtung selbst, durch das Temperament bestimmt wurden. "Das Licht, dessen Lächeln das Weltall entzündet", ist immer dasselbe, aber das Selbst, durch das es hindurchgeht und auf dessen Bericht wir angewiesen sind, hat schon die modelnden Einflüsse von Umgebung und Herkunft, Kirche und Staat erfahren. Selbst die Sprache, der sich das Selbst in seinem Bemühen, dem Erlebten Ausdruck zu geben, bedient, verkettet es mit zahllosen Philosophien und Glaubensformeln. Seine Antwort auf die göttliche Liebe wird ihrer Art nach dieselbe sein, in der seine Natur auf irdische Liebe antworten würde, nur zum höchsten Grad erhoben. Wir erhalten, wenn es uns sein Erlebnis übermittelt, mit diesem zugleich all jene Elemente, die das Subjekt unwillkürlich und unbewußt hinzugetan hat. Daher kann die Wahrnehmung der göttlichen Wirklichkeit fast jede Form annehmen, von den metaphyshischen Ekstasen, die wir bei DIONYSIOS und in geringerem Grad beim hl. AUGUSTINUS fnden, bis zu den einfachen, fast verstandesmäßig nüchternen Aussagen des Bruders LAURENTIUS oder der lieblichen Intimität einer JULIANE oder MECHTHILD.

Bisweilen - so reich und mannigfach ist die Natur des großen Mystikers - geht die erhabene und unpersönliche Sprache der dionysianischen Theologie, ohne daß es irgendwie störte, Hand in Hand mit Gleichnissen von rührender Schlichtheit, die den gewöhlichsten Vorfällen des täglichen Lebens entnommen sind. SEUSE, bei dem die Erleuchtung und die Reinigung sechzehn Jahre lang gleichzeitig dauerten und abwechselnd das Feld des Geistes beherrschten und bei dem die Schwankungen zwischen härtester Kasteiung und höchster ekstatischer Freude jäh und heftig waren, ist ein charakteristisches Beispiel einer solchen Geisteshaltung. Seine Erleuchtung gehörte zum großen Teil dem "immanentalen" und intimen Typus an, allein sie war nicht ohne Spuren mystischer Transzendenz, die in jenen zarten und entzückenden Stellen, wo der Diener der ewigen Weisheit von seiner Liebe zu sprechen versucht, mit plötzlichem Glanz hervorbricht.

So schildert er in einem der ersten Kapitel seiner Lebensbeschreibung, wie er,
    "während er nach seiner Gewohnheit an die allerliebste Weisheit dachte, sein liebesuchendes Herz fragte: Ach, mein Herz, sieh, woher fließt alle Liebe und alle Freundlichkeit? Woher kommt alle Zartheit, Schönheit, Herzenslust und Lieblichkeit? Kommt es nicht alles von einem ausströmenden Urquelle der bloßen Gottheit? Wohlauf denn, Herz und Sinn und Gemüt, hinein in den grundlosen Abgrund aller lieblichen Dinge! Wer will mich nun hindern? Ach, ich umfange dich heute nach meines brennenden Herzens Begierde! Und dann drang in seine Seele der urquellhafte Ausfluß alles Guten, in dem er geistlich alles fand, was schön, lieblich und begehrenswert war; das alles war darin in unaussprechlicher Weise. Hierdurch wurde er es gewohnt, wenn er Loblieder hörte singen oder ein süßes Saitenspiel erklingen oder von irdischer Liebe hörte singen und sagen, so wurde ihm sein Herz und Gemüt geschwind mit einem weltentrückten Blick auf sein lieblichstes Lieb gelenkt, daraus alle Liebe strömt. Wie oft das traute Lieb mit liebeverweinten Augen, mit ausgebreitetem unergründlichen Herzen umfangen und in das liebselige Herz lieblich gedrückt wurde, das wäre nicht zu sagen. Ihm war es dabei oft gerade so, als wenn eine Mutter ihr saugendes Kindlein unter den Armen gefaßt auf dem Schoß stehen hat und es reckt sich mit seinem Köpfchen und mit den Bewegungen seines Körperchens zur liebkosenden Mutter auf und zeigt seine Herzensfreude mit lachenden Gebärden - also reckte sich oft sein Herz im Leib hin nach der lustvollen Gegenwart der ewigen Weisheit in tief empfundener Durchströmung."(45)

LITERATUR Evelyn Underhill, Mystik, München 1928
    Anmerkungen
    1) So sagt die wahnsinnige Ophelia zur Königin, indem sie ihr Raute gibt: Hamlet IV, 5. Unübersetzbar wegen des Doppelsinns von rue = Raute und Reue. Also "Ihr müßt eure Raute mit einem Abzeichen tragen" und zugleich "eure Reue mit Unterschied".
    2) PLOTIN, 6. Enneade IX, Seite 8f. Man vergleiche mit diesem Bild des rhythmischen Tanzes der Dinge um einen göttlichen Chorführer in ihrer Mitte die auffallend ähnlichen Stellen im apokryphen [nur in der griechischen, nicht in der hebräischen Bibel enthalten - wp] "Hymnus Jesu", wo der Logos oder Christus, im Kreis seiner Jünger stehend, sagt: "Ich bin das Wort, das alle Dinge spielen und tanzen macht. Nun antwortet auf meinen Tanz!" "Tanzend versteht, was ich tue." Und wiederum: "Wer nicht tanzt, weiß nicht, was geschieht." "Ich will pfeifen, tanzt ihr alle!" Und schließlich: "Auch das Ganze, dem zu tanzen gegeben ist, tanzt." (S. M. R. JAMES, Apocrypha Anecdota II, Seite 12-13; G. R. S. MEAD, Fragmente eines verschollenen Glaubens, Seite 352f; Neutestamentl. Apokryphen, Seite 453)
    3) z. B. KEATS, SHELLEY, WORDSWORTH, TENNYSON, BROWNING, WHITMAN.
    4) Letters of William Blake, Seite 171
    5) WILLIAM BLAKE, Jerusalem, Kap. 1
    6) Vgl. J. E. HARRISON, Prolegomena to the Study of Greek Religion, Kap. XI-XI - ein Werk, das dem Sinn der orphischen Weihen die günstigste Deutung gibt.
    7) EURIPIDES, Bakchen V, 73-77 (übersetzt von ULRICH von WILAMOWITZ-MOELLENDORFF).
    8) Rückverweis auf die oben angeführte Stelle aus EURIPIDES' Bakchen, die in der freieren englischen Übersetzung lautet: Wose sins are lifted pall-wise | As he worships on the Mountain.
    9) Der hl. JOHANNES von Kreuz, Llama de Amor Viva, Strophe 2 (übersetzt von W. STORCK).
    10) FIORETTI, Kap. 48
    11) RICHARD ROLLE of Hampole, ed. HORSTMANN II, Seite 79
    12) MECHTHILD von Magdeburg, Das fließende Licht der Gottheit, Bd. 1, Kap. 44
    13) THOMAS von KEMPEN, De Imitatione Christi III, 1
    14) WILLIAM BLAKE, The marriage of Heaven and Hell
    15) JULIANE von Norwich, Revelations, Kap. 43
    16) WALTER HILTON, The scale of Perfection III, 11
    17) DELACROIX, Etudes sur le Mysticisme, Anhang I. "Hallucinations Psychiques, Sentiment de Présence."
    18) Vita, Kap. XVIII
    19) Brief an den Bischof von Osma von 1581, der zweiten Reihe IV, 8.
    20) PLATON, Staat VII, 4 (518C).
    21) EDOUARD RÉCÉJAC, Fondements de la Connaissance Mystique, Seite 151
    22) St. BERNHARD, Sermones in Cantica Canticorum Sermo LXXIV.
    23) Kapitel XIV.
    24) HUGO von St. Victor, De arrha animae, Schluß (Migne, P. L. CLXXVI, Seite 970).
    25) The Practice of the Presence of God, Second Conversation.
    26) G. CUNNINGHAME GRAHAM, Santa Teresa I, Seite 299.
    27) Vita I, Kap. 17
    28) The Mystical Element of Religion I, Seite 105
    29) Vita, Kapitel V, 3
    30) "Ich will nicht das, was von dir kommt, sondern ich will nur dich allein, o süße Liebe" (Vita Kapitel VI).
    31) AUGUSTINUS, Bekenntnisse VII, 20. Vgl. die hl. Teresa: "Verzücktheit ist eine große Hilfe, um unsere wahre Heimat zu erkennen und zu sehen, daß wir auf Erden Pilger sind; es ist eine große Sache, zu sehen, was dort vorgeht und zu wissen, wo wir leben sollen; denn wenn jemand in ein anderes Land übersiedeln muß, ist es ihm bei den Beschwerden seiner Reise ein großerTrost, zu wissen, daß dies ein Land ist, wo er in vollkommenstem Frieden leben kann." (Vida, Kapitel 37, § 8).
    32) Spiritual Exercises, Seite 26 und 174.
    33) "Unaussprechliche Liebe, unvorstellbare Güte, unermeßliches Licht leuchtet in meinem Herzen" (JACOPONE da TODI, Lauda XCI
    34) Pitra, Analecta S. Hildegardis opera, Seite 332
    35) Vida, Kapitel 27, § 7f.
    36) DANTE, Paradies I, 61; XXX, 100; XXXIII, 90
    37) Ein Appell an alle die zweifeln. (Ich führe die ganze Stelle weiter unten an.)
    38) Es läßt sich natürlich behaupten, daß diese ganze Bildersprache vom Licht letzten Endes auf den Prolog des vierten Evangeliums zurückzuführen ist, wie das Bild von der geistlichen Hochzeit auf das Hohelied Salomons zurückgehen soll. Aber wir müssen bedenken, daß die Mystiker im wesentlichen Realisten sind, die immer nach einer Sprache suchen, die ihrer Vision der Wahrheit angemessen ist. Daher ist die Tatsache, daß sie diese Bildersprache angenommen haben, eine Gewähr, daß sie etwas darstellt, was sie kennen und zu beschreiben versuchen.
    39) AUGUSTINUS, Bekenntnisse VII, 10 (HEFELE, Seite 125f).
    40) MECHTHILD von Magdeburg, Das fließende Licht der Gottheit VII, Seite 45
    41) DANTE, Paradies XXX, 100
    42) DIONYSIUS der Aeropagit, Von mystischer Theologie I, 1
    43) DANTE, Paradies XXXIII, 82-93 und 121-126.
    44) Angelae de Fulginio Visionum et Instructionum Liber Kap. 22 (Seite 78f).
    45) SEUSE, Leben, Kap. VI (Bihlm. 14, 28-15, 15).