ra-2Paul TillichDer Gottesbegriff bei Jakob BöhmeReinhold Niebuhr    
 
THEODOR ROHMER
Kritik des Gottesbegriffes
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"Der europäische Pantheismus ist einer hohen Religiösität fähig, wenn er, gegen die Konsequenz seiner eigenen Logik, entweder, nach Art des Buddhismus, das Wesen der Weltentwicklung in den endlichen Sieg des Geistes über die Materie setzt oder aber durch unwillkürliche Vertiefung des Gemüts den nichtseienden Grund der Welt zum lebendigen biblischen Gott umgestaltet. Alle edleren Naturen haben das eine oder andere getan und sich damit jener durch ihre Resignation so erhabenen, freilich dem Volk unzugänglichen Moral angenähert. Alle anderen Naturen aber, d. h. neun Zehntel, werden der logischen Konsequenz des Systems mit dem vollen Zug des natürlichen Egoismus nachgehen. Die niedrigere Klasse wird schließen: Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot. Die höhere wird sagen: Wir sind da als die Spitze und die Herren der Welt, eine intelligente Macht außer uns, die uns kontrollieren könnte, ist nicht vorhanden, also laßt uns tun, was uns gelüstet."


I. Die Grundanschauungen innerhalb
der verschiedenen Weltansichten

Die Zahl und Mannigfaltigkeit der gegenwärtig verbreiteten Weltansichten ist so groß, daß es dem prüfenden Blick anfangs kaum möglich scheint, dieselben übersichtlich zu ordnen.

Doch findet man unter ihnen gewisse Irrtümer, welche dem Bedürfnis, aus dem die Spekulation überhaupt, d. h. das Nachdenken des Menschen über den Zusammenhang der Dinge entspringt, so sehr widersprechen, daß sie trotz vorübergehenden Aufsehens niemals in der Menschheit Wurzel fassen können.

Wenn ein Mensch sich vorstellen will, daß alles, was existiert, nur eine zufällige Zusammenwürfelung und Mischung einer zahllosen Menge materieller Existenzen sei, so kann man ihm das nicht verwehren, aber ein solcher Mensch spekuliert nicht, denn spekulieren heißt: einen inneren Zusammenhang suchen.

Ebenso wenn ein Mensch der Ansicht ist, daß die ganze Außenwelt, sein Körper inbegriffen, den er sieht und betastet, bloß eine subjektive Vorspiegelung seiner Denkkraft sei, ohne jede Realität, so kann man ihm auch das nicht verwehren, aber auch ein solcher Mensch spekuliert nicht wirklich, denn das innere Bedürfnis des spekulierenden Menschen ist, sich mit der außer ihm liegenden Wirklichkeit zurechtzusetzen.

Diese beiden Ansichten, welche man als die  extremsten Äußerungen  des Materialismus und Spiritualismus bezeichnen kann, sind auch so offenbar unpraktisch, daß niemand, auch nicht die Verteidiger derselben, danach sein Leben einrichten und seine Handlungen bestimmen kann.

Beide sind folglich von einer ernsten Untersuchung auszuschließen.

Wer dagegen wirklich spekuliert, der sucht für die verschiedenen Existenzen, die er wahrnimmt, nach einem gemeinsamen Grund und nach einer sie alle zusammenhaltenden Verbindung. Diesem gemeinsamen Grund und Band haben die Menschen zu allen Zeiten den Namen  Gott  oder  das Göttliche  gegeben.

So lange nun die Menschen die Einheit Gottes oder des Göttlichen nur in gebrochener Form zu finden vermochten, d. h. so lange sie nur auf eine Anzahl von Grundkräften kamen, die in der Natur wirken und diese Kräfte als Götter personifizierten, so lange standen sie auf der Stufe des  Polytheismus,  der  Vielgötterei.  Diese Ansicht ist aber schon seit vielen Jahrhunderten der gesamten zivilisierten Welt fremd geworden und hat gegenwärtig nur eine historische Bedeutung. Der Polytheismus als solcher nimmt daher in der heutigen Spekulation keine besondere Stellung mehr ein.

Innerhalb der Einheit  des Göttlichen aber gibt es  nur zwei Grundanschauungen,  auf welche sich alle die verschiedenen noch übrigen Weltansichten zurückführen lassen.

Die Einheit wird nämlich entweder

 in der Welt selbst als die Summe aller Existenzen
oder
außer der Welt als Schöpfer der Welt, 

mit einem Wort entweder als  Pantheismus  (Gott-All-Lehre) oder als  Theismus  gedacht.

Die weltliche Philosophie hat fast immer, verhüllt oder offen, dunkel oder klar, zum Pantheismus, zur  Vergöttlichung der Welt  geführt.

Ihr entgegen und vorzüglich auf das Bedürfnis des menschlichen Herzens gestützt und an religiöse Offenbarungen angelehnt, tritt der Glaube an  einen persönlichen Gott,  als den Schöpfer und Regierer der Welt, d. h. der Theismus.

Der Pantheismus betrachtet die Welt als das Eine unendliche von Ewigkeit her vorhandene Wesen, außer welchen Nichts existieren kann. Dieses Wesen hat seinen Grund in sich selbst und bestimmt sich selbst. Sämtliche Teile der Welt sind nur Lebenserscheinungen dieses Wesens; die Welt selbst, sofern sie durch den Wandel der Erscheinungen hindurch als  ein  Wesen beharrt, ist also Gott.

Der Theismus, so weit er seinen Glauben wissenschaftlich ausgesprochen hat, stellt dieser Ansicht die Annahme eines vor und außer der Welt und unabhängig von ihr existierenden Gottes entgegen, welcher vermöge seiner Allmacht aus freiem Willen die Welt geschaffen habe und erhalte.

Der Pantheismus hat bis zur Stunde niemals das menschliche Herz, - der Theismus niemals die menschliche Vernunft zu befriedigen vermocht.

Wir erläutern diesen Satz, indem wir zuerst das pantheistische System einer moralischen, dann das theistische System einer geistigen Prüfung unterwerfen.


II. Moralische Mängel des Pantheismus

1. Orientalischer Pantheismus - Krankhafte Religiosität

Der Pantheismus ist in der Menschheit in zwei Formen verbreitet, in der orientalischen und in der okzidentalen.

Der orientalische Pantheismus, dessen vollkommenster Ausdruck das in Indien entsprungene buddhistische Philosophem ist, hält die Welt, wie sie vorliegt, für den bloß momentanen Durchgang Gottes zum Sein. Die Materie mit der Vielheit ihrer Erscheinungen, der Einzelexistenzen, ist ihm Nichts als die vorübergehende Form, unter welcher der Geist, der die Wesenheit aller Dinge ausmacht, seiner Vollendung zugeht. Nicht bloß die Einzelexistenzen, in welchen das Werden wechselnd zutage tritt, sondern die gesamte Entwicklung des Werdens, die Welt selbst, ist endlich, d. h. sie wird ihr Ende erreichen, indem sie sich mittels steigender Verflüchtigung der Materie auflöst in  ein  rein geistiges, allgemeines, unendliches Sein. Erst wenn diese Auflösung vollzogen sein wird, hat der Geist das Ziel seiner Entwicklung erreicht oder, mit anderen Worten, ist Gott er selbst geworden. Dann sind die Einzelexistenzen für immer in ihm aufgegangen, dann gibt es nur mehr den  einen,  von unserem täuschenden Gesichtspunkt aus nichtseienden, in der Tat aber allein wahrhaft seienden Geist.

Der Einzelne hat in dieser Philosophie nichts zu tun, als seine Existenz in ihrer Nichtigkeit zu erkennen und sich während dieses Lebens durch Abziehung von der Außenwelt in die Ruhe des Geistes zu versenken, welche die ewige Ruhe in Gott, die Auflösung ins allgemeine Sein, vorbereitet. Da das endliche Werden von seinem Beginn bis zu seinem Ende als eine Stufenreihe verschiedener Entwicklungen gedacht wird, in welchen der Verflüchtigungsprozeß der Materie sich steigend vollzieht, so ist auch in dieser Anschauung eine persönliche Unsterblichkeit gegeben, aber nur eine temporäre. Die Persönlichkeit des Einzelnen wird in den verschiedenen Entwicklungsphasen der Welt auf verschiedene Weise verkörpert und zwar umso geistiger, je mehr sie während ihres vorhergehenden Lebens dem Geiste, umso materieller, je mehr sie der Materie gelebt hat, bis sie sich in der letzten Phase der Welt vollständig und bleibend in Gott auflöst.

Dieses System ist, wie man sieht, Pantheismus (Gott-All-Glaube) im strengsten Sinn - die einzige Art von Pantheismus, welche diesen Namen wirklich verdient. Wir leben jetzt im Werden, aber dieses ganze Leben ist nur Schein; das einzige wirkliche Sein ist Gott allein und Gott alles in allem.

Die Welt ist nur die täuschende Gestalt, worin sich der werdende Gott während seiner Selbstentwicklung kleidet, um das Ziel derselben - seine Vollendung - zu erreichen. Dieses System kennt keinen Gott, der vor dem Anfang der Welt als ihr Schöpfer steht, aber es kennt auch keine Welt als solche, sondern  nur Gott  - als das Ende der Welt.

Obwohl dieses System in Europa niemals systematisch durchgeführt worden ist, so verdient es doch unsere besondere Beachtung, weil es in seinem Grundcharakter - in der unbedingen bis zur Vernichtung der Persönlichkeit gesteigerten Hingabe des endlichen Seins ans unendlich - den schärfsten Ausdruck einer gemütlichen Anschauung bildet, welche unbewußt auch bei den  europäischen  Pantheisten vorwaltet, wenn ihnen der Pantheismus wirklich Herzenssache ist, mögen sie in bloß logischer Beziehung mit der buddhistischen Endlichkeit des Werdens noch so wenig einverstanden sein.

Wenn der Pantheismus der Irreligiosität beschuldigt wird, so ist es ihm von diesem Standpunkt aus nicht schwer, die Beschuldigung abzuweisen. Der Einzelne leistet hier unbedingen Verzicht auf sich selbst. Er kennt nur Gott, dem er sich während des Lebens durch Überwindung der Materie ("des Fleisches") hingibt und in den er sich durch eine Reihe von Inkarnationen hindurch endlich bleibend auflöst, ohne an die Erhaltung seiner Persönlichkeit zu denken. Weit entfernt, sich irreligiös zu fühlen, findet der Pantheist dieser Klasse eine gewisse Irreligiosität vielmehr im System des Theismus, welcher dem allgemeinen Sein nur deshalb eine Existenz außerhalb des besonderen Seins zuschreibt, um das Besondere als solches zu retten und dadurch den Kern aller Moral, die Aufopferung des Besonderen an das Allgemeine, preisgebe.

Wer SCHLEIERMACHERs "Reden über die Religion" mit Aufmerksamkeit gelesen hat, wird darin diese Vorwürfe gegen den Theismus ausgesprochen finden. Nur der Pantheist, meint SCHLEIERMACHER, handle nach dem Spruch CHRISTI: "Wer sein Leben verlieren will, wird es erhalten," während der Theist, indem er die Tugend zum Werkzeug künftigen Lohnes und Gott zum Bürgen seiner schlechten sinnlichen Persönlichkeit mach, "sein Leben erhalten wolle," um es nach eben jenen Worten "zu verlieren". Der Karthäuser, welcher eine Spanne Zeit mit Selbstquälereien zubringt, in der Aussicht, für diese Spanne ein ewiges persönliches Vergnügen einzutauschen, ist für SCHLEIERMACHER ein Egoist; SPINOZA ist ihm ein Heiliger, er in der Geschichte der Religion kaum seines Gleichen gehabt hat. Und in der Tat, vergleichen wir den hohen Seelenadel und die tiefe Uneigennützigkeit des Gottglaubens bei SPINOZA mit den sinnlichen Vorstellungen von persönlicher Fortdauer, welche sich manche der berühmten Heiligen des Christentums gemacht haben, so können wir SCHLEIERMACHER in der letzten Beziehung nur Recht, in der ersteren nicht unbedingt Unrecht geben.

Wenn wir dem Pantheismus weiter vorwerfen, daß eine solche Weltanschauung wohl für einzelne große Gemüter, aber nicht für die Massen möglich sei, so kann er uns entgegnen, daß der Buddhismus, welcher auf dieser Anschauung beruth, unter allen Religionen der Erde vielleicht die größte Zahl von Bekennern zählt. Er kann auch entgegnen, die christliche Mystik selbst habe von jeher ähnliche Anschauungen ausgesprochen und es ist nicht zu leugnen, daß jenes letzte Ziel, welches der Apostel PAULUS in einer berühmten Stelle aufsteckt: "Gott einst alles in allem," Tausenden von frommen Christen als das höchste Ziel ihres Glaubens vorgeschwebt ist.

Gleichwohl liegt die Unvereinbarkeit dieser Anschauung mit den Bedürfnissen des reifer gewordenen menschlichen Gemüts, und namentlich mit dem modernen menschlichen Selbstgefühl, so sehr auf der Hand, daß es kaum einen Europäer von reiferem Alter geben wird, der sie nicht selbst peinlich empfände. "Wir existieren nicht, - wir und Alles, was uns umgibt, ist Schein und Täuschung; das Leben ist in Wahrheit nur Tod, der Tod allein das wirkliche Leben." Eine solche Anschauung kann der Mensch in der Jugend hegen, wo der höchste Aufopferungstrieb ihm den Verzicht auf sich selbst mit einem Reiz umkleidet, der umso lockender ist, als die Überfülle des Lebens ihm den wirklichen Begriff des Todes verdeckt und statt seiner das Gefühl unterschiebt, daß er, selbst in Nichts aufgelöst, dennoch unvertiglich bleibe. Der Mensch wehrt sich nicht für seine Unsterblichkeit, so lange er sich den Untergang selbst nicht denken kann, ohne ihn unwillkürlich in Leben umzuwandeln; er wehrt sich aber mit Macht, wenn er, älter geworden, die Todesmöglichkeit praktisch empfindet. Der erwachsene Mann wird daher jener Anschauung stets das einfache Bewußtsein entgegenhalten:  "ich bin"  - ein Bewußtsein, dessen innere Gewißheit ihm kein spekulativer Zweifel erschüttern kann.

Eine solche Anschauung konnte auch von der Menschheit nur in ihrer Jugendzeit und kann heute noch nur unter Völkern gehegt werden, welche, im Wachstum erstarrt, auf unsere Zeit als alte Kinder herübergekommen sind. Aber sie kann, trotz einzelner durch ihre besondere Organisation dazu geneigter Individuen, nicht mehr Platz greifen in der europäischen Menschheit.

Wir heutigen Menschen können allerdings jene Worte JESU: "Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren; wer es verlieren will, wird es erhalten," sehr wohl als das Wahrzeichen der echten Religiosität begreifen. Wir sehen ein, daß eine Moral, welche Gott  nur  als Garanten der persönlichen Fortdauer und die Unsterblichkeit  nur  als Reizmittel der Sittlichkeit gebrauchen würde, das Gegenteil von Moral wäre. Aber wir sehen nicht ein, wie jemand "sein Leben verlieren" soll,  ohne  "es wieder zu gewinnen". Wir begreifen die Aufopferung des endlichen Selbstes an's unendliche, wenn das unendliche seinerseits wieder in's endliche übergeht; wir begreifen sie  nicht,  wenn das endliche einfach verschwindet. Die Hingabe an ein Weltwesen, dessen Umarmung, statt Leben auf uns zurückzuströmen, uns in ihren Gluten verzehrt, weil es nur aus unserem Tod sein Leben schöpft, ist die  indische  Form des nämlichen längst überwundenen kindlich-jugendlichen Standpunktes in der Religion, der sich in ganz anderer, mehr egoistischer Weise als rein sinnliche Erwartung von Lohn und Straafe im Judentum ausgeprägt hat. Und wir erkennen, was wir auch sonst vom Christentum halten mögen, gerade darin das Große des Christentums, daß es trotz seiner Prostestation gegen die egoistische Fassung der Unsterblichkeit den Selbsterhaltungstrieb des Menschen und sein Selbständigkeitsgefühl im Verhältnis zu Gott vollständig anerkennt.

Die pantheistische Anschauung, welche wir bisher zergliedert haben, ist also, obwohl keineswegs irreligiös, doch ebensowenig gesund religiös. Sie ist übertrieben religiös und hebt sich, wie alle Übertreibung, durch ihr Unmaß selbst auf. Der oberste Grundzug der Natur, von dem sämtliche theistische Religionen ausgehen - die natürliche Selbstliebe jedes lebendigen Wesens - wird von ihr ausgestrichen; die Natur wird nicht geläutert, sondern ertötet. Der christliche Karthäuser, wenn er nur seine Regel nicht als bloß äußeres Unterpfand der künftigen Seligkeit, sondern als inneres Mittel einer moralischen Vervollkommnung erfaßt, welche schon diesseits den Keim der Seligkeit enthält, ist trotz der Strenge seiner Regel doch ein Mann von erhabener Bestimmung und Selbständigkeit im Vergleich mit dem buddhistischen Büßer, der auf alles verzichtet, ohne in irgendetwas Ersatz zu finden; ein Mann, der mit seinem Gott bei aller Demut von Angesicht zu Angesicht rechten kann, wogegen der Buddhist sich wehr- und willenlos dem seinigen ergibt.

Stumpfe Resignation des Gemüts, träges Brüten des Geistes, sozialer Stillstand, politische Knechtschaft und selbst körperliche Entnervung sind die Früchte, welche dieser Pantheismus in den buddhistischen Völkern Asiens hervorgebracht hat. Da die Ausübung eines der Natur widersprechenden Systems der Masse der Menschen schlechthin unmöglich ist, so ist seine wirkliche Praxiss einem besonderen Stand, dem Stand der Geistlichen, vorbehalten, der sich für den Verzicht auf's Irdische durch den Genuß einer unbegrenzten geistigen Herrschaft entschädigt, während das laiische Volk um den Preis unbedingten Gehorsams der Unwissenheit und Sinnlichkeit überlassen wird. Und gleichwohl wird der  wirkliche  Bestand dieser Religion erst dadurch ermöglicht, daß die pantheistische Grundanschauung im Leben  verdeckt  und  ermäßigt  wird durch einen  polytheistischen Kultus  von Dämonen und Heiligen. Dieser Kultus ersetzt dem Volk einigermaßen die moralischen und religiösen Wohltaten, welche das theistische System seinen Bekennern bietet; ohne einen solchen könnte der Pantheismus  niemals  und nirgends als Volksreligion bestehen.'


2. Europäischer Pantheismus. Atheismus.
Gefahren für die Praxis.

Ganz anders der europäische Pantheismus, von der griechischen Philosophie an bis zur heutigen. Nach ihm geht die Welt als Vielheit der Erscheinungen  ohne Ende  aus sich selbst hervor. Die einzelnen Erscheinungen wechseln, die Vielheit der Erscheinungen bleibt. Die Welt ist also nicht Schein, sondern sie ist die im Einzelnen vergängliche, im Ganzen  ewige  Erscheinung des Absoluten. (1) Das Absolute, welches in der Welt als Grund derselben enthalten ist, setzt sich beständig steigend in immer neuen Entwicklungen (Einzelexistenzen). Die Welt ist Gott, aber Gott in einem endlos fortschreitenden Wachstum begriffen. Diese in sich selbst gegründete Welt entwickelt sich nach ihrem eigenen Vermögen, ordnet sich nach ihren eigenen Gesetzen und regelt, um uns der Worte des Klarsten der neueren Pantheisten zu bedienen, "ihre einzelnen Teil, die Individuen, wie der Organismus des Menschen seine Glieder regelt."

Es ist ansich nicht richtig, wenn man von diesem Pantheismus sagt, er mache den Einzelnen zu Gott. Nur das  Ganze  als  ein  großer Organismus ist nach ihm Gott und die Teile als solche sind so wenig etwas für sich, als meine Glieder etwas sind ohne micht. Da indessen das Ganze nur in seinen Teilen und somit Gott nur in den Einzelexistenzen besteht, in welchen er sich stückweise in allmählicher Abstufung vom Stein bis zum Menschen setzt, so ist der Mensch immerhin die  höchste Verkörperung  Gottes. Sobald aber der Mensch sich als die  Spitze  des göttlichen Daseins fühlt, wird er sich ungescheut sagen: "Wenn Gott ohne mich und meinesgleichen nicht wahrhaft Gott ist, bin ich nach dem maß, in dem ich mich über meinesgleichen erhebe, selbst Gott." Die besseren Pantheisten mögen gegen diese dem menschlichen Hochmut so bequeme Folgerung noch so sehr protestieren, ihre Protestation wird praktisch immer erfolglos bleiben. Wenn der einzelne Teil nichts ist ohne das Ganze, so ist auch das Ganze nichts ohne die Teile. Von diesen beiden nach dem pantheistischen System gleich wahren Sätzen wird die Menge sich immer nur den letzten aneignen, weil er ihrer Eitelkeit schmeichelt.

Es ist ebenso an sich zu viel gesagt, wenn man dieses System beschuldigt, die Moral und die Unsterblichkeit unbedingt auszuschließen. Was die Moral betrifft, so kann auch der moderne Pantheist die Verbindlichkeit des Einzelnen, für das Ganze zu leben und die Pflicht des Geistes, die Materie zu überwinden, anerkennen, da nach ihm der Fortschritt des Weltwesens in der steigenden Auswirkung des Geistes besteht; seine Moral kann mit einem Wort ganz die nämliche sein, welche schon die berühmteste pantheistische Schule des Altertums, die stoische, aufgestellt hat.

Auch eine gewisse Unsterblichkeit, das heißt eine wiederholte materielle Verkörperung der Individuen, ist nicht ausgeschlossen, da das ewige Werden des Weltwesens, wenn es verschiedene Stadien der Entwicklung durchläuft, sehr wohl die Teile, aus welchen es in einem früheren Stadium zusammengesetzt war, im nächsten wieder aufnehmen und in neuer Form reproduzieren kann.

Aber gleichwohl ist es wahr, daß alle Moral in diesem System im Grunde nur  trotz  des Systems existiert, weil es den Quell aller Moral, die freie Persönlichkeit, aufhebt. Wir existieren nach ihm allerdings  wirklich,  aber  nicht als wir selbst,  sondern nur als Teile eines  fremden  Organismus. Wir glauben etwas für sich selbst Bestehendes zu sein, sind aber in Wahrheit nur Stücke des Makrokosmos; wir scheinen uns selbst zu bewegen, selbst zu bestimmen, bestimmen uns aber in der Tat so wenig selbst, als meine Hand und mein Fuß sich selbst bestimmt. Was in mir denkt und spricht, ist das Welt-Ich; ich selbst bin bloß die Maske, unter der es agiert und die sich durch eine seltsame Jllusion für ein eigenes Wesen hält.

Jede Freiheit und Verantwortlichkeit hört damit auf. Die Liebe, womit wir Gott und den Nächsten lieben, ist die Liebe, womit Gott sich selbst liebt; unser Selbstbewußtsein das Bewußtsein, worin er sich seiner selbst bewußt wird. Der Mensch, der seinen Mitmenschen ermordet, folgt wie das Raubtier dem Trieb der Natur, die sich in ihm gerade in dieser Modifikation verkörpert hat und ihr gemäß aus ihm heraus handelt. Die Gesellschaft ist ihrer Sicherheit wegen genötigt, ihn zu beseitigen, obwohl er an seinem Verbrechen im Grund so wenig schuld ist, als andere an ihren Tugenden; er wird, wie SPINOZA sagt, "gleich einem tollen Hund, zwar unschuldig, jedoch mit Recht verurteilt". -

Wenn der moderne Pantheist trotzdem die Moral ausübt, so tut er es, weil die menschliche Natur trotz aller Theorie unwillkürlich an ihrer Selbstbestimmung festhält, aber nicht  in Folge  seiner Theorie.

Es ist endlich ungenau, wenn man dieses System schlechthin und ohne weitere Unterscheidung, des Atheismus (der Leugnung Gottes) beschuldigt.

Versteht man unter Gott die letzte Ursache alles Seienden (das "Absolute"), gleichviel, ob diese letzte Ursache  für sich selbst  existiert oder nur als  an sich Nichtseiendes  dem Seienden zugrunde liegt, so ist der Begriff "Gott" auch im pantheistischen System enthalten. Unter dieser Voraussetzung liegt das "Dasein Gottes" dem Pantheisten klarer und lebendiger vor Augen, als jedem andern, denn die Welt als die Erscheinung des Absoluten ist ja der daseiende Gott.

Versteht man unter Gott dagegen eine letzte Ursache als  besondere  Existenz, ein Absolutes, welches nicht bloß den Einzelwesen zugrunde liegt, sondern  außerhalb derselben für sich besteht,  so fällt der Begriff "Gott" für den Pantheisten vollständig weg. Da seine Welt sich selbst verursacht oder, mit anderen Worten, sich aus dem Nichtsein selbst zum Sein erhebt, so kann der letzte Grund, aus dem sie sich gestaltet, an sich nicht existieren. Er ist vielmehr ein Nichtseiendes, welches erst in den Einzelwesen zum Sein gelangt; zwar unendlich und unbegrenzt, aber auch schlechthin gestalt- und bewußtlos. Der Pantheist kann diesen unendlichen Grund "das Nichts" nennen und er kann ihn den "Geist" nennen, sofern "das Nichts" aus unbewußte Mutter des Seins notwendig die Keime allen Seins in sich enthält. Er handelt aber unwahr und unwürdig, wenn er diesen an sich bewußtlosen, erst in den endlichen Geistern zum Gedanken gelangenden Geist als besondere Existenz den endlichen Geistern gegenüberstellt und ihn unter dem Namen "der unendliche und absolute Geist" zu Gott im  gewöhnlichen  Sinne des Wortes des Wortes stempelt.

Unter einem absoluten Geist versteht die unverhältnismäßige Mehrzahl der Gebildeten, im Gegensatz zu unserem relativen, endlichen Geist, ein  für sich  bestehendes, seiner selbst  bewußtes vollkommenstes  Wesen, das nämliche, was CHRISTUS darunter verstand, wenn er sagte: "Gott ist Geist und muß im Geiste angebetet werden" Wenn der Pantheist also seinen Gott den "absoluten Geist" nennt, ohne zugleich unumwunden auszusprechen, daß die Bezeichnung "absolut" in seinem Sinne keineswegs mit "vollkommen", sondern vielmehr mit "nichtseiend" identisch ist, so ist dies ein bewußter Betrug oder eine unbewußte Täuschung, die umso nachdrücklicher zurückgewiesen werden muß, je öfter sie, namentlich in der Theologie, die traurigsten Irrtümer veranlaßt hat.

Der moderne Pantheismus ist daher im Unrecht, wenn er den Vorwurf, das Dasein Gottes in der populären Bedeutung des Wortes zu leugnen, von sich abwälzt, statt ihn ehrlich auf sich zu nehmen. Der pantheistische Gott, der nur in mir und meinen Mitwesen existiert, hat nichts gemein mit dem Gott der Religion. Um ihn zu finden, muß ich mich an mich selbst, an meinesgleichen oder an die bewußtlose Natur halten; ihn als ein besonderes Wesen anzurufen, wäre Verrücktheit. Ich kann dieses gewaltige Wesen, das Weltganze, fürchten, weil es mich jeden Augenblick vernichten kann; ich kann es auch lieben, wenn ich von Natur geneigt bin, meine Mitwesen und in ihnen das Allgemeine zu lieben, aber ich kann micht  nicht an es wenden.  Es vermag mich nicht zu hören, mir nicht zu helfen. Wenn es mir einfiele, von der Welt, weil sie mich (als lebendige Mitwelt oder als Natur) bedrückt, an Gott zu appellieren, so müßte ich über meinen eigenen Einfall hohnlachen, denn die Welt, die mich bedrückt, ist Gott selbst. Ebensowenig darf ich hoffen, nach dem Tod  in Gott  fortzuleben, denn Gott selbst lebt nur, sofern ich und meinesgleichen leben. Es ist möglich, daß ich auf diesem oder einem anderen Weltkörper wieder einmal geboren werde; in der Zwischenzeit aber bin ich dem Nichts verfallen. Wenn der theistische Gott eine gewisse Fortdauer der Geschöpfe in ihm von selbst bedingt, weil der Geist des Geschöpfs zum selbständigen Urgeist, von dem er ausgegangen ist, zurückgehen und an seinem Leben teilnehmen muß, so ist der pantheistische Gott umgekehrt in seiner eigenen Unsterblichkeit von der Vernichtung des Einzelnen bedingt, weil er, als an sich nicht seiender Geist, nur seiend wird, indem er sich in den einzelnen Geistern setzt,  die Einzelnen als solche aber fallen läßt. 

Der europäische Pantheismus steht, wie man sieht, moralisch selbst hinter dem orientalischen weit zurück. Der letztere eröffnet dem menschlichen Blick wenigstens als letztes Ende der Welt dasjenige, was immer das höchste Ideal des menschlichen Gemüts sein wird: das Eine unendlich vollkommene selige Sein, welches Gott ist. Unser Pantheismus weiß davon nichts, Gott ist jetzt und wird künftig sein in unendlichem, ununterbrochenem Fortschritt, aber an diesem Gott habe ich nichts. Will ich ihn sehen, wie er ist, so darf ich nur in die vorhande Welt hineinschauen - in diese Welt voll Unglück, Ungerechtigkeit, Zwiespalt und Lüge -: diese Welt ist Gott. Freilich nur Gott in seiner gegenwärtigen Phase, aber doch Gott, wie er im Wesentlichen bleibt, da sein Wesen aus den Einzelexistenzen besteht; - ein Gott, der mich wie ein ununterbrochen wirbelndes Rad aus einem mir unbekannten Grund zu einem mir unbekannten Fortschritt mit sich reißt, an dessen zielloser Monotonie sich mein Gemüt nicht erquicken, sondern nur entsetzen kann.

Auch der europäische Pantheismus ist, wir wiederholen es, einer hohen Religiösität fähig, wenn er, gegen die Konsequenz seiner eigenen Logik, entweder, nach Art des Buddhismus, das Wesen der Weltentwicklung in den endlichen Sieg des Geistes über die Materie setzt oder aber durch unwillkürliche Vertiefung des Gemüts den nichtseienden Grund der Welt zum lebendigen (biblischen) Gott umgestaltet. Alle edleren Naturen haben das eine oder andere getan und sich damit jener durch ihre Resignation so erhabenen, freilich dem Volk unzugänglichen Moral angenähert, welche uns in SPINOZAs Schriften leuchtend entgegentritt. Alle anderen Naturen aber, d. h. neun Zehntel, werden der logischen Konsequenz des Systems mit dem vollen Zug des natürlichen Egoismus nachgehen. Die niedrigere Klasse wird schließen: "laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot; " die höhere wird sagen: "wir sind da als die Spitze und die Herren der Welt, eine intelligente Macht außer uns, die uns kontrollieren könnte, ist nicht vorhanden, also laßt uns tun, was uns gelüstet."

Jedem von unseren Zeitgenossen ist noch der Prozeß in Erinnerung, welchen der Pantheismus in Deutschland von STRAUSS bis auf STIRNER durchlaufen hat. STRAUSS, der aus dem HEGELschen Wortschwall zuerst eine klare pantheistische Anschauung hervorzog, ließt Gott noch auf gewisse Weise neben den Menschen stehen. "Der unendlich Geist", sagte er, "ist wirklicher nur, wenn er sich zu endlichen Geistern erschließt, der endliche Geist ist wahrer nur dann, wenn er sich in den unendlichen vertieft. Das wahre und wirkliche Dasein des Geistes ist also weder Gott für sich, noch der Mensch für sich, sondern der Gottmensch;" wobei er dann freilich selbst erklärte, daß "der Gottmensch" nichts sei als die ideal gedachte  menschliche Gattung.  FEUERBACH kam und spottete über diesen Gott, zu dem der Mensch ein Verhältnis eingehen solle, da er doch nur in der Menschheit selbst existiere. "Der Pantheismus", sagte FEUERBACH, "dogmatisierte noch über die Macht, die Weisheit, die Güte Gottes, während alle diese Eigenschaften nur die Eigenschaften des Menschen selbst sind. Er fürchtet sich als Atheismus zu erscheinen und hält deshalb seinen Gott als ein Subjekt außerhalb der Menschheit fest, obwohl die Prädikate dieses Gottes nur die Menschen selbst sind. Ein Subjekt aber ohne seine Prädikate ist nichts und der wahre Atheismus besteht nicht darin, die Existenz des göttlichen Subjekts als solchem, sondern darin, die  Prädikate  desselben zu leugnen, d. h. die Realität des Wahren, Guten und Schönen in der Menschheit." An die Stelle des irreführenden Begriffs "Gott" setzte FEUERBACH daher moralisch den Begriff der  Humanität,  welcher den einzelnen Menschen im Verhältnis zu seinen Mitmenschen und die menschliche Gattung im Verhältnis zu anderen Gattungen leiten soll. Aber bald wurde diese Humanität den jüngeren Nachfolgern FEUERBACHs ebenso lächerlich, als der STRAUSSsche Gott für FEUERBACH gewesen war. Gerade so, wie das Ganze, welches der Pantheist Gott nennt, ein wirkliches Dasein nur in den einzelnen Organisationen hat, so hat auch das Ganze, welches FEUERBACH die Menschheit nennt, ein wirkliches Dasein nur in den menschlichen Individuen; so wenig die Weltseele außer den Organisationen, so wenig lebt der menschliche Gattungsgeist außer den einzelnen Menschen. Demgemäß trat STIRNER auf und zog den Schluß: es bleibt nur der Einzelne und seine Kraft, oder: wie er es nennt, "der Einzige und sein Eigentum". Es gibt kein Wahres und Gutes, dem der Einzelne sich als außer und über ihm stehender Norm zu unterwerfen hätte; wahr und gut ist, was der Einzelne selbst zu setzen und durchzuführen Kraft hat. Jene Leugnung der göttlichen Prädikate, welche FEUERBACH als den eigentlichen Atheismus bezeichnet und als unmoralisch abgewiesen hatte, war nun in die Konsequenz seiner eigenen Logik eingetreten. Hatte er noch gesagt: "Lebe menschlich", so sagten seine Nachfolger nur mehr: "Lebe wie du willst und kannst"; die nackte  moralische  und  politische Anarchie  wurde offen als die einzig wahre Ordnung der Dinge proklamiert. Der primitive "Krieg aller gegen alle", aus dem sich die Menschheit durch religiöse und staatliche Ordnung emporgearbeitet hat oder vielmehr der Rückgang zur Tierheit war also das letzte Resultat einer Weltansicht, welche, um es nochmals zu sagen, nichts ist, als der europäische Pantheismus selbst, formuliert nach der Neigung der Mehrzahl.

Der praktische Einfluß, welchen diese Ansicht schon in der französischen Revolution von 1789, noch mehr aber in der europäischen Revolution von 1848 auf die Entwicklung Europas ausgeübt hat und teils literarisch innerhalb des dritten Standes, teils durch geheime Gesellschaften innerhalb des vierten Standes noch ausübt, ist jedem unserer Leser bekannt. Der moderne Sozialismus, welcher ursprünglich bloß den Schutz der Arbeiter gegenüber dem Kapital und die gesellschaftliche Sicherung jeder Individualität nach Maßgabe ihrer Fähigkeit bezweckt und selbst in seinen kommunistischen Ausartungen für sich allein die Gesellschaft niemals ernstlich gefährden kann, weil der Kommunismus der menschlichen Natur schlechthin zuwiderläuft, - dieser gefürchtete Sozialismus erhält seinen wirklichen furchtbaren Charakter bloß durch die Verbindung mit dem Pantheismus, welcher jede außerhalb der Menschheit existierende Norm der Menschheit vernichtet und eben damit auch das  Gesamtgewissen  der Menschheit, die einzige in diesem Fall noch übrige Norm, in die subjektive  Willkür der Individuen  auflöst. Daß der Pantheismus innerhalb der europäischen Menschheit, gerade weil sie der Vielgötterei, welche den asiatischen Völkern den lebendigen Gottesbegriff vermittelt, entwachsen ist, nur als Atheismus erfaßt werden kann und daher, populär verwirklicht, alle religiösen Bande vernichten, alle schlechten Neigungen entfesseln und die Gesellschaft einer vollständigen inneren und äußeren Auflösung überliefern würde, bedarf nach den blutigen Proben der Geschichte keines Beweises mehr. Der Pantheist selbst - sobald er nur einsehen gelernt hat, daß die Moral im Volk nicht ohne Religion, die Religion nicht ohne Kultus bestehen kann - muß es bei der Unfähigkeit des Pantheismus, für die bestehende Religion irgendwelchen Ersatz zu schaffen, von vornherein zugestehen. Jeder Pantheist von Verstand und Erfahrung ist daher, wenn er offentlichen Einfluß hat, im Widerspruch mit sich selbst genötigt, der Verbreitung seiner Ansicht im Volk  entgegen  zu wirken: -  eine Tatsache,  in welcher sich klar genug die  moralische Selbstverurteilung  des Pantheismus ausspricht.

LITERATUR Theodor Rohmer - Kritik des Gottesbegriffes in den gegenwärtigen Weltansichten, Nördlingen 1857
    Anmerkungen
    1) Das Absolute, wörtlich das Losgelöste, heißt in der philosophischen Sprache das, was uns übrig bleibt, wenn wir, von allem Seienden, welches seinen Grund nicht in sich selbst hat, absehend, den Grund allen Seins zu erkennen streben. Von einer bedingten Erscheinung zur andern, von einer Mittelursache zur andern fortschreitend, gelangen wir zu einer letzten, von allen Wirkungen losgelösten, in sich unbedingten Ursache. Da der Pantheist die Welt aus sich selbst entstehen, d. h.  Grund ihrer selbst  sein läßt, so enthält nach ihm die Welt diesen letzten Grund, "das Absolute", notwendig in sich selbst.