cr-4Baudler- Hamanns LondonerlebnisSimon - Hamann    
 
MARTIN SEILS
Wirklichkeit und Wort
bei Johann Georg Hamann


"Im sprachlichen Vermögen gründet der Mensch mit Leib und Seele."

"Kant hat das Wort vergessen, ein Purismus der Vernunft von der Sprache aber ist unmöglich. Wer nicht in die Gebärmutter der Sprache, welche die Deipara [Gottesgebärerin] unserer Vernunft ist, eingeht, ist nicht geschickt zur Geistestaufe einer Kirchen- und Staatsreformation."

"Man könnte nun befürchten, daß Hamanns Gedanken der Wirklichkeit jene Strukturen rauben, durch die sie allein zum Gegenüber des Menschen werden kann. Denn wenn es hier keine substanzhaften Dinge und keine essentiellen und begrifflich faßbaren Gegenstände mehr gibt, dann droht die Wirklichkeit in einem ungreifbaren Kontinuum zu entschwinden, das dem Menschen überhaupt nicht mehr konkret zu begegnen vermag."

"Das Vermögen zu denken beruth auf Sprache. Das Wort ist immer schon vor dem Denken anwesend. Man kann nur in Worten denken. Das Denken kann die Worte nicht abschütteln. Es steht ihm kein Ort zur Verfügung, von dem her es der Worte völlig Herr werden könnte. Es muß sie vielmehr als faktisch vorgegeben hinnehmen."

"Herder findet, daß mit dem Menschsein des Menschen immer bereits die Anlage zur Sprache gegeben sei, weil der Mensch das speziell auf die Sprachfähigkeit gerichtete Vermögen der "Besonnenheit" besitze."

Einführung

In einer Aprilnacht des Jahres 1781 sitzt in der Dienstwohnung des Packhofinspektors beim Königsberger Zoll ein etwa fünfzigjähriger Mann am Schreibtisch und liest. Um ihn her herrscht die Ruhe, die sich bildet, wo mit äußerster gedanklicher Konzentration gearbeitet wird. Wer unbemerkt in diesen Raum träte, würde, abgesehen vom Rascheln der umgewendeten Seiten, kaum einen Ton hören. Vielleicht wäre hin und wieder von nebenan das Atemgeräusch Schlafender zu vernehmen. Dort liegen Frau und Kinder und wenn der Hinzutretende mit den örtlichen Verhältnissen vertraut wäre, so wüßte er, daß der Mann am Schreibtisch mit dieser Frau nicht getraut ist, sondern in einer Gewissensehe lebt. Der Mann am Schreibtisch sieht alt aus, fast wie ein Greis. Er ist von gedrungener Gestalt, trägt einen Schlafrock und eine Kappe, die den haarlosen Kopf wärmt. Sein Schreibtisch ist überdeckt mit Briefen und Büchern. Könnten wir die Briefe entfalten und nach den Absendern sehen, so würden wir manchen Namen finden, der uns wohlbekannt klingt. MATTHIAS CLAUDIUS stände da etwa, oder JOHANN KASPAR LAVATER oder FRIEDRICH HEINRICH JACOBI oder JOHANN GOTTFRIED HERDER. Könnten wir die Bücher aufschlagen, so träten uns eigenartige Titel entgegen "Sokratische Denkwürdigkeiten", "Aesthetica in nuce", "Neue Apologie des Buchstaben h", "Versuch einer Sibylle über die Ehe" oder "Konxopax". Jede der Schriften trägt einen anderen Verfassernamen, aber alle diese Namen sind unschwer als Pseudonyme zu erkennen. Die kleinen Büchlein liegen nicht nur hier. Wir würden sie in den Arbeitszimmern fast aller geistig bedeutenden Männer des zeitgenössischen Deutschlang entdecken. Bei LESSING, bei WIELAND, bei NICOLAI, bei MENDELSOHN. GOETHE hat ihnen ausdrücklich eine eigene Schublade vorbehalten. Der sie geschrieben hat, ist der Mann, der vor uns sitzt, ganz seiner Lektüre hingegeben. Was er jetzt liest, entstammt nicht seiner eigenen Feder. Um diese Blätter hat er sich lange bemüht. Offenbar sind es Korrekturbogen. Er hat für das hier im Druck befindliche Werk den Verleger besorgt. Er hat diesen dann gebeten, ohne Wissen des Autors die Korrekturfahnen lesen zu dürfen. Er ist an diesem Abend und in dieser Nacht der erste Leser eines Buches, das von nun an für lange Zeit das geistige Schicksal Deutschlands bestimmen wird. Auf dem Titelblatt steht: "Kritik der reinen Vernunft. Von Immanuel Kant." Und ihr erster Leser, den wir vor uns am Schreibtisch sitzen sehen, ist der Packhofverwalter JOHANN GEORG HAMANN, der "Magus in Norden", wie man ihn im literarischen Deutschland zu nennen pflegt. HAMANN fällt es nicht leicht zu verstehen, was der Professor der Philosophie KANT, den er von Jugend auf gut kennt, geschrieben hat. Er sieht wohl, daß das, was hier gedruckt steht, von umwälzender Bedeutung sein wird. Er denkt nach. Da will KANT also die letzten Gründe menschlicher Erkenntnis entdecken. Er sucht die reinen, vor allem Inhalt liegenden Bedingungen, unter denen menschliches Denken möglich ist. HAMANN erfaßt ganz genau, daß KANT nicht nur eine Erkenntnistheorie anstrebt, sondern daß ihn die Frage bewegt, ob und unter welchen Bedingungen der Mensch Gedanken zu denken vermag, die jenseits aller sinnlichen Erfahrung liegen, also metaphysisch sind. Aber HAMANN merkt auch, daß KANTs Unternehmen sehr bald in einen Zwiespalt gerät. Denn offenbar kann man nach den Möglichkeitsbedingungen metaphysischen Denkens nicht fragen, wenn man wie KANT von vornherein festsetzt, daß das Denken seine Inhalte ausschließlich aus der sinnlichen Erfahrung bekomme. HAMANN überlegt weiter. Ist es wirklich möglich, auf dem Weg einer Reinigung des Verstandes von aller Erfahrung zur reinen, inhaltfreien Vernunft vorzudringen? Nein, antwortet er sich selbst. KANTs Voraussetzung ist brüchig. Denn man bekommt keineswegs den reinen Verstand, wenn man ihn von aller Erfahrung absondert und dann doch, sobald er Inhalte erhalten soll, auf die Erfahrung und nur auf sie bezogen sein läßt. Das Denken hat vielmehr auch Inhalte,  nachdem  man das Erfahren von ihm getrennt hat. Diese Inhalte greift es sich nicht aus irgendeiner Transzendenz, die der transzendentalen Kritik unterworfen wäre. Sondern diese Inhalte sind - und jetzt findet HAMANN den gedanklichen Hebel, der seine Kantkritik für immer äußerst beachtenswert gemacht hat - durch die Sprache stets schon anwesend. Das Denken bezieht seinen Stoff nicht nur aus der gegenwärtigen Erfahrung, sondern besitzt ihn immer auch schon in der Sprache. Ja, es ist völlig unmöglich, daß das Denken jemals von der Sprache getrennt und "rein" erfaßt und gefaßt werden könnte. KANTs reine Anschauungsformen Raum und Zeit sind ebenso wie die reinen Verstandesbegriffe lediglich Modifikationen des Tatbestandes, daß das menschliche Denken stets sprachhaft ist. Das Wort ist immer schon vor dem Denken anwesend. Man kann nur in Worten denken. Das Denken kann die Worte nicht abschütteln. Es steht ihm kein Ort zur Verfügung, von dem her es der Worte völlig Herr werden könnte. Es muß sie vielmehr als faktisch vorgegeben hinnehmen. Natürlich kann es den Gebrauch der Worte bis zu einem gewissen Grad regeln. Aber es kann sich von ihrem Gebrauch nicht lösen und bleibt deshalb auf die Sprache angewiesen. Das Wort ist früher als der Gedanke. Als HAMANN so weit gekommen ist, nimmt er ein unbeschriebenes Blatt Papier, spitzt die Feder und entwirft eine Rezension. "Mit unverstellter Achtung kündigt ... Rezensent vorstehendes Werk an, um wenigstens durch seine eingeschränkte Anzeige eine freie und öffentliche Prüfung bei Lesern, die solcher gewachsen und durch Muße sowohl als Geschmack dazu berufen sind, zu befördern. (1) Die Besprechung zeichnet fast ohne jede kritische Bemerkung nur die Gedankenlinien des kantischen Werkes. Jedoch wird man mit Bewunderung vermerken dürfen, daß HAMANN gelingt, was jahrelang fast allen Fachvertretern der Philosophie auf den deutschen Lehrstühlen versagt blieb: ein klares Verständnis des Zieles und des gedanklichen Entwicklungsganges der kantischen Werkes. Und doch setzt HAMANN unter seine Rezension, die er dann in den Schreibtisch verschließt, um sie nie zu veröffentlichen, den Satz aus den Satiren des PERSIUS: "O quantum est in rebus inane": "O all dies Treiben ist eitel." (2) Und dazu schreibt er das Wort aus VIRGILS Aeneis: "Sunt lacrumae rerum": "Dinge zum Weinen sinds." (3) Diese beiden Sätze bilden auch das Motto, als HAMANN wenig später eine kleine Schrift zur Kritik der kantischen Vernunftkritik entwirft, die übrigens auch unvollendet bleibt, jedoch wenigstens HERDER im Manuskript bekannt wird und aus seinem Nachlaß später auftaucht. Der Titel: "Metakritik über den Purismus der Vernunft" deutet sogleich an, daß HAMANN vor allem die Frage nach Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer reinen Darstellung der Möglichkeitsbedingungen des menschlichen Erkennens zum Gegenstand seiner Kritik machen will. Und so finden wir denn hier auch sehr bald die ironische Feststellung, daß KANT eines völlig unterlassen und übersehen habe: die Reinigung der Vernunft von der Sprache, die "das einzige erste und letzte Organon und Kriterion der Vernunft" (4) darstelle und durch keine andere Bedingung ihrer Möglichkeit beglaubigt werde, als durch die Tatsache ihres Gebrauches selber. "Je länger man" darüber "nachdenkt, desto tiefer und inniger man verstummt und alle Lust zu reden verliert", sagt HAMANN. (5) Das klingt genauso - der Exkurs sei gestattet - wie die Feststellung eines der schärfsten Denker der jüngsten Vergangenheit, des RUSSELL-Schülers LUDWIG WITTGENSTEIN, der 1921 in seinem "Tractatus Logico-Philosophicus" schrieb, daß alle Philosophie Sprachanalyse darstelle, über die Sprache aber nicht sinnvoll gesprochen werden könne, da dies immer in ihr geschehen müsse und deshalb sowohl die philosophische Bemühung im allgemeinen, als auch die seines eigenen Werkes im speziellen sinnlos seien: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." (6) So konsequent gebärdet sich HAMANN nicht. Er spricht über die Sprache. Und er wirft KANT vor, daß er eine Frage zu stellen vergessen habe: nämlich die ganz radikale, "wie das Vermögen zu denken möglich sei." (7) Diese Frage aber müsse durch den Satz beantwortet werden: "Das ganze Vermögen zu denken beruth auf Sprache." (8) Wie auf der Leiter, die weiland JAKOB im Traum sah, so steigen auf der Sprache die Anschauungen zum Verstand hinauf und die Begriffe in die Sinnlichkeit hinunter. Die Sprache besitzt als ein "ästhetisches und logisches Vermögen." (9) Sie vermag Anschauungen aufzunehmen und Begriffe zu denken. Ihr ästhetisches Vermögen liegt darin, daß sie Laut und Buchstabe ist. Ihr logisches Vermögen beruth auf der Fähigkeit, Zeichen und Bilder zu verknüpfen. Als Einheit beider Vermögen aber ist sie vor dem Denken da. Deshalb leitet sich die Möglichkeit des menschlichen Denkvermögens von der Tatsache her, daß der Mensch vor alle Denken immer schon ein Wesen ist, das eine Sprache hat, die etwas zu verlauten und etwas zu bezeichnen vermag.


I. Gottessprache und Wirklichkeit

Dieser Satz, der das Ergebnis der Hamannschen Auseinandersetzung mit KANT zusammenfaßt, hat uns bereits tief in unser Thema "Wirklichkeit und Wort bei Johann Georg Hamann" hineingeführt. (10) Wir haben es von einer Stelle her angefaßt, an dem die philosophischen Gehalte der Sprachauffassung HAMANNs besonders deutlich hervortreten. HAMANN entwickelte jedoch sein Sprachdenken keineswegs erst an der Berührung mit KANTs "Kritik der reinen Vernunft". Er hat es hier nicht einmal in seiner vollen Gestalt zur Wirkung gebracht. Dieser vollen Gestalt, besonders auch ihrer theologischen Seite, wollen wir jetzt nachzuspüren versuchen. Dazu müssen wir uns zeitlich um etwas über zwanzig Jahre zurückversetzen und denselben HAMANN, den wir im Jahre 1781 über die Korrekturfahnen von KANTs "Kritik der reinen Vernunft" gebeugt fanden, im Jahre 1758 in einem Mietstübchen in London aufsuchen, wo er auch bei der Lektüre eines Buches anzutreffen ist. Diesmal liegt jedoch vor ihm keine Vernunftkritik, sondern die Bibel.

a) Wirklichkeit als trinitarische Nähe Gottes
HAMANN ist soeben, während einer eindringlichen Bibellektüre, etwas widerfahren, was man nur als Erweckung bezeichnen kann, auch wenn er selbst diese Bezeichnung für seine Lebenswende immer vermieden hat. "Ich fand die Einheit des göttlichen Willens in der Erlösung Jesu Christi, daß alle Geschichte, alle Wunder, alle Gebote und Werke Gottes auf diesen Mittelpunkt zusammenliefen die Seele des Menschen aus der Sklaverei, Knechtschaft, Blindheit, Torheit und dem Tod der Sünden zum größten Glück, zur höchsten Seligkeit und zu einer Annehmung solcher Güter zu bewegen, über deren Größe wir noch mehr als über unsere Unwürdigkeit oder die Möglichkeit uns derselben würdig zu machen, erschrecken müssen, wenn sich uns selbige offenbaren" - so schreibt er wenig später. (11) Noch in London suchte HAMANN sich in zwei langen Niederschriften Rechenschaft über Inhalt und Bedeutung seines Widerfahrnisses zu geben. In ihnen - einer Selbstbiographie und einer fortlaufenden Bibelauslegung - finden wir breit entwickelt, was uns bereits in dem eben vernommenen Zitat entgegentrat: HAMANN denkt Gottes Wirken mit einer fast atemberaubenden Bewegung als eine große, umfassenden Einheit, die sich in einer Mitte, der "Erlösung Jesu Christi", (12) zusammenfaßt. Dabei ist der alles beherrschende Begriff derjenige der Korrespondenz, der Herunterlassung, der Demut Gottes. "Wie hat sich Gott der Vater gedemütigt, da er einen Erdenkloß nicht nur bildete, sondern auch durch seinen Odem beseelte. Wie hat sich Gott der Sohn gedemütigt! Er wurde ein Mensch, er wurde der Geringste unter den Menschen, er nahm Knechtsgestalt an ... Wie hat sich Gott der heilige Geist erniedrigt, da er ein Geschichtsschreiber der kleinsten, verächtlichsten, der nichts bedeutendsten Begebenheiten auf der Erde geworden, um dem Menschen in seiner eigenen Sprache, in seiner eigenen Geschichte, in seinen eigenen Wegen der Ratschlüsse, die Geheimnisse und die Wege der Gottheit zu offenbaren?" (13) Es mag sein, daß solche Sätze uns heute theologisch ganz geläufig klingen. Hier stehen wir, was sich auch historisch exakt nachweisen läßt, am Quellort derartiger theologischer Gedanken. Von hier aus sind sie in einem immer breiteren Strom in die evangelische Theologie eingeflossen, wobei nur eben bemerkt sein soll, daß nachweislich MARTIN KÄHLER für ihre Vermittlung nicht ohne Bedeutung war. (14) Was besagt der Gedanke HAMANNs von der trinitarischen Demut Gottes in dem Zusammenhang, der uns hier beschäftigt? Die Antwort auf diese Frage muß etwas weiter ausgreifen. Zunächst ist hervorzuheben, daß der Korrespondenzgedanke es HAMANN erlaubt, im Durchbruch durch die geltenden Auffassungen der Zeit einen neuen und in sich geschlossenen Wirklichkeitsbegriff zu entwickeln. Die Welt wird einheitlich als  actio,  als Tathandlung Gottes verstanden. HAMANN zerbricht, wie vor allem ERWIN METZKE nachgewiesen hat, den Dingbegriff der zeitgenössischen Philosophie. (15) Mensch und Welt sind nicht mehr Gegenstände vowiegend rationalen Erkennens, die ihren Bestand in einem substituierenden Sein haben. Denn Wirklichkeit ist weder ontische Substanz, noch begreifbar-rationales Wesen, sondern Sinn und Geschehen, das in CHRISTUS seine Mitte und im Menschen seinen Richtpunkt hat. In Dinge und Begebenheiten läßt Gott sich gleicherweise herunter, um ein naher Gott zu sein und in ihnen und durch sie mit den Menschen zu handeln. Neuerdings machte KARLFRIED GRÜNDER darauf aufmerksam, daß bei HAMANN schon vor seinem Entstehen das immerwährende Problem des deutschen Idealismus, der um das Zueinander von Natur und Geist, von Welt und Geschichte rang, gelöst ist. Und zwar gelöst, indem beide Pole dieses Dualismus gegründet werden in einer Geschichte, die den Drang der Natur wie das Handeln des Geistes in schließt. (16) Die ganze Schöpfung wird für HAMANN, von ihren geringsten bis zu ihren gewaltigsten Begebenheiten, eine einzige sinntragende Handlung Gottes, der sich herabläßt, um sich offenbar zu machen. Die Wirklichkeit geschieht. Mit dieser Erkenntnis sind nicht nur philosophische Fragen neu gefaßt. Sie hat Bedeutung etwa auch für die religionsgeschichtliche Problematik, die zu HAMANNs Zeit gerade durch die Werke eines JOHANN DAVID MICHAELIS oder JOHANN AUGUST STARCK heraufbeschworen wurde. HAMANN hat sich mit beiden intensiv auseinandergesetzt. Mit der Weite seines Geschichtsverständnisses hat er sie gleichsam schon überholt. Alle Geschichte, auch die der Religionen, versteht er ganz einheitlich als Handlung Gottes auf Christus hin. Das gilt aber auch und sogar für die Philosophiegeschichte, weshalb HAMANN wenig später in seinem ersten vielbeachteten Werk, den "Sokratischen Denkwürdigkeiten", durchaus das Nichtwissen des SOKRATES und die Christustorheit des PAULUS in Parallele setzen kann. Das alles aber betrifft zunächst lediglich die Auswirkungen, die der Korrespondenzgedanke für das Verstehen von Wirklichkeit in den Bereichen des ersten und des zweiten Artikels und ihrer Beziehungen besitzt, also dort, wo von der Herablassung Gottes des Vaters zur Welt und Gottes seines Sohnes in die Welt zum Menschen die Rede ist. HAMANN denkt die Herablassung Gottes aber auch im dritten Artikel. Hier liegt wahrscheinlich seine zukunftsträchtigste theologiegeschichtliche Leistung. "Es gehört zur Einheit der göttlichen Offenbarung, daß der Geist GOttes sich durch den Menschengriffel der heiligen Männer, die von ihm getrieben worden, sich ebenso erniedrigt und seiner Majestät entäußert, als der Sohn GOttes durch die Knechtsgestalt und wie die ganze Schöpfung ein Werk der höchsten Demut ist." (17) Die Bibel ist in einem radikalen Beieinander und Ineinander Gotteswort und Menschenwort zugleich, Herablassung Gottes zur Sprache der Menschen. Sein ganzes Leben lang verwendet HAMANN zur Verdeutlichung dieser Tatsache in aus Jeremias 38 entlehntes Bild, das später MARTIN KÄHLER unvergeßlich gewesen ist. (18) JEREMIA wird von EBED-MELECH an zerrissenen und vertragenen alten Lumpen aus der Grube gezogen. In diesen alten Lumpen sieht HAMANN ein Bild für die Worte der heiligen Schrift: "Wir liegen alle in einem so sumpfigen Gefängnis, worin sich JEREMIAS befand. Alte Lumpen dienten zu den Seilen, ihn heraus zu ziehen; diesen sollte er seine Rettung zu danken haben. Nicht das Ansehen derselben, sondern die Dienste, die ihm selbige taten und der Gebrauch, den er davon machte, erlösten ihn aus der Gefahr des Lebens." (19) HAMANN hat also sowohl den Verbalinspirationsgedanken als auch die negativen Erscheinungen der historischen Kritik bereits überwunden, als beide gegeneinander zu streiten anfangen. In diesem Zusammenhang zitiert er immer wieder den Ausspruch LUTHERs, daß die Theologie nichts anderes zu sein habe, als eine Grammatik der Heiligen Schrift. (20) Und als HAMANN kurz nach seiner Rückkehr aus London in den Streit hineingerät, der sich um die Frage nach der klassischen oder profanen Schreibart der neutestamentlichen Schriftsteller erhoben hatte, da tritt er sofort für die Koine (profane Umgangssprache) ein. Denn selbstverständlich hat die "göttliche Schreibart auch das alberne - das seichte - das unedle - erwählt." (21)

b) Wirklichkeit als trinitarische Anrede Gottes
Wir haben uns mit HAMANNs Gedanken von der trinitarischen Herablassung Gottes im ganzen und in einigen Einzelzügen deutlich gemacht. Wirklichkeit ist für HAMANN das Vorsichgehen der trinitarischen Nähe Gottes. Sie ist durchgehend geschichtlich. Das heißt, sie ist faktisch und läßt sich weder auf etwas anderes zurückführen, noch aus einem anderen Grund erklären, als aus sich selbst. Dabei geschieht in Natur und Geschichte das Heil, so daß es daneben ein säkulares Geschehen eigenen Sinnes und eigener Richtung nicht geben kann. Gott will in der Wirklichkeit dem Menschen etwas bedeuten. Bedeuten im doppelten Sinn des Wortes: Er will etwas für den Menschen darstellen und er will sich selbst dem Menschen darstellen. Man könnte nun befürchten, daß diese Gedanken HAMANNs der Wirklichkeit jene Strukturen rauben, durch die sie allein zum Gegenüber des Menschen werden kann. Denn wenn es hier keine substanzhaften Dinge und keine essentiellen und begrifflich faßbaren Gegenstände mehr gibt, dann droht die Wirklichkeit in einem ungreifbaren Kontinuum zu entschwinden, das dem Menschen überhaupt nicht mehr konkret zu begegnen vermag. HAMANN führt mindestens ansatzweise aus der von DESCARTES begründeten Metaphysik der Neuzeit und ihrer Wirklichkeitsauffassung, nach der Wirklichkeit nur da vorhanden ist, wo sich ein Subjekt von einem Objekt sondert und ihm gegenübersteht, heraus. Diese Feststellung treffen, heißt keineswegs, HEIDEGGER mit DESCARTES, um nun menschliche Existenz als den vom Sein geschickten Ausstand eben dieses Seins zu verstehen. Er tut das auch nicht wie GOGARTEN in der vergröbernden Nachfolge HEIDEGGERs, der die Subjekt-Objekt-Welt aufhebt, um nun die Wirklichkeit in einer punktuellen und als Geschehen nur noch deklamatorisch faßbaren "Geschichtlichkeit" zu fixieren. HAMANN geht vielmehr über DESCARTES hinaus, indem er den Menschen in das begegnungsschaffende Geschehen von Gott her hineinstellt und damit als erster wirklich wieder zu den Ursprüngen des abendländischen Geschichtsgedankens, die im Glauben der Heilsgeschichte liegen, zurückführt. Die Strukturen der Wirklichkeit werden also abgeschaffen durch den sinnhaften Charakter der von Gott her geschehenden Bewegung. Diese Bewegung ist einheitlich, aber sie vollzieht sich doch konkret in einer unendlichen Mannigfaltigkeit. Die "Einheit des Hauptes sowohl als Spaltung des Leibes in seinen Gliedern und ihrer  differentia specifica  [des besonderen Unterschieds - wp] ist das Geheimnis des Himmelreichs von seiner Genesis bis zur Apokalypse." (22) Die "Einheit des Urhebers spiegelt sich bis in den Dialekt seiner Werke." (23) In diesem Zusammenhang trägt HAMANN immer wieder gerne das Wort des NIKOLAUS von KUES von der "coincidentia oppositorum", dem "Zusammenfall der Gegensätze", vor. (24) Dieses Wort enthält aber für HAMANN mehr als für KUES und BRUNO. Denn die Mannigfaltigkeit des göttlichen Handelns eint sich für HAMANN deshalb zu einer geschlossenen Wirklichkeit, weil - alles, was wir bisher sagten, drängt dahin - diese Wirklichkeit für HAMANN im Grunde Anrede Gottes an den Menschen, weil sie selbst Wort ist. Mit dieser Feststellung sind wir an einen entscheidenden Punkt unserer Bemühung um HAMANNs Wirklichkeitsverständnis gelangt. HAMANN zentriert die Wirklichkeit weder im Sein, noch im Begriff, sondern im Wort. Sie ist Ereignis, sie ist Tat, sie ist Handlung, sie ist Geschichte, kurz: sie ist Sprache Gottes, Anrede an den Menschen. HAMANN betont das immer wieder, am klarsten jedoch vielleicht an der Stelle, an der er sagt: "Nachdem GOtt durch Natur und Schrift, durch Geschöpfe und Seher, durch Gründe und Figuren, durch Poeten und Propheten sich erschöpft und aus dem Odem geredet hatte: so hat er am Abend der Tage zu uns geredet durch seinen Sohn, - gestern und heute ! - bis die Verheißung seiner Zukunft - nicht mehr in Knechtsgestalt - auch erfüllt sein wird - ". (25) Bei diesem Eingehen des Wortes in die Wirklichkeit handelt es sich nicht - hier muß ich mich gegen PETERSON (26) und BLANKE (27) wenden - um eine Versinnlichung Gottes im Sinne des OETINGERschen Grundsatzes, daß das Ende aller Wege Gottes die Leiblichkeit wäre. Die worthafte Wirklichkeit, an die HAMANN denkt, ist geistig und leiblich, denkhar und faßbar zugleich. Man kann sie ebenso denken, wie man sie empfinden kann und wird ihr im Grunde nur begegnen, wenn man alle Kräfte dabei zur Geltung kommen läßt. Sie korrespondiert also stets dem ganzen Menschen, indem sie zu seinem Körper und zu seiner Seele spricht. Gott geht mit seinem Wort nicht, sich verleiblichend, in eine vorgängige Wirklichkeit ein, sondern sein demütiges Nahesein bringt die Wirklichkeit immer erst und immer schon zustande. Damit können wir unsere Bemühungen um Gotteswort und Wirklichkeit in HAMANNs Verständnis nach dieser Seite hin abschließen. Was sich uns ergab, fassen wir mit einem Absatz aus HAMANNs "Aesthetica in nuce" zusammen. HAMANN schreibt: "Das Buch der Schöpfung enthält Exempel allgemeiner Begriffe, die GOtt der Kreatur durch die Kreatur; die Bücher des Bundes enthalten Exempel geheimer Artikel, die GOtt durch Menschen dem Menschen hat offenbaren wollen. Die Einheit des Urhebers spiegelt sich bis in den Dialekt seiner Werke; - in allen  ein  Ton von unermeßlicher Ruhe, die GOtt dem Nichts gleich macht, daß man sein Dasein aus Gewissen leugnen oder ein Vieh sein muß, aber zugleich von solcher unendlicher Kraft, die alles in allem erfüllt, daß man sich vor seiner innigsten Zutätigkeit nicht zu retten weiß!-" (28)


II. Menschensprache und Wirklichkeit

a) Um das Wesen der menschlichen Sprache
Wir haben nun einen Schritt weiter zu tun und HAMANNs Auffassung von der menschlichen Sprache - die wir bei der Erörterung der KANT-Kritik in einigen Punkten ja bereits gestreift haben - näher in den Zusammenhang unserer Erörterungen zu ziehen. Sehr bald nach der Rückkehr aus London wurde HAMANN durch einen von außen an ihn herantretenden Anlaß dazu gezwungen, recht eindringlich über das Wesen der menschlichen Sprache nachzudenken. Für das Jahr 1759 hatte nämlich die Berliner Akademie ihr jährliches Preisausschreiben unter das Thema: "Über den Einfluß der Meinungen in die Sprache und der Sprache in die Meinungen" gestellt. Die Akademie wollte natürlich hören, daß die Sprache bedauerlicherweise immer noch Träger ziemlich unaufgeklärter Volksmeinungen sei, die schnellstens auf dem Weg einer Sprachrationalisierung beseitigt und ihres schädlichen Einflusses beraubt werden müßten. Sie bekam das von JOHANN DAVID MICHAELIS, dem vielseitigen, auch in einer durchaus über dem Durchschnitt stehenden Darlegung zu hören und MICHAELIS erhielt dafür den Preis. Bereits im August 1759 und wahrscheinlich bevor er von der Preisverteilung an MICHAELIS wußte, hat sich HAMANN mit dem Thema der Preisfrage beschäftigt. Natürlich nicht, um etwa eine eigene Lösung vorzuschlagen. Diesem Eingang in das Öffentlich Geltende hatte er bereits entsagt und machte das wenig später auch durch seine Absage an LESSING, Mitherausgeber der "Literaturbriefe" zu werden, aktenkundig. Trotzdem aber bewegt ihn das Problem. Und so lesen wir in einem Brief an GOTTLOB IMMANUEL LINDNER vom 9. August 1759 folgenden Passus: "In der Sprache jedes Volkes finden wir die Geschichte desselben. Da das Geschenk zu reden unter die unterscheidenden Vorzüge des Menschen gehört; so wundert mich, daß man noch nicht die Geschichte unseres Geschlechts und unserer Seele von dieser Seite näher zu untersuchen einen Versuch gemacht." (29) Dieser Satz enthält offenbar ein ganzes Programm.
    Erstens: Die menschliche Fähigkeit zur Rede ist Geschenk.

    Zweitens: Die menschliche Sprachfähigkeit ist konstituierend an seinem Wesen beteiligt, sie gehört zu seinen "unterscheidenden Vorzügen."

    Drittens: Sprache und Geschichte sind als Einheit zu betrachten, beide stehen in Wechselwirkung.

    Viertens: Die Sprachgeschichte ist nicht nur auf die Volksgeschichte, sondern auch auf die Geschichte des menschlichen Geschlechts überhaupt und diejenige der menschlichen Seele zu beziehen.

    Fünftens: Nicht bei der Historie, sondern bei der Sprache sollte man ansetzen, wenn man die "Geschichte" des menschlichen Geschlechts und der Seele erfassen will.
HAMANN hat im gleichen Brief versucht, sein Programm näher auszugestalten. Sein Versuch bleibt aber im Ansatz stecken und zwar in dem Satz: "Zwischen einer Idee unserer Seele und einem Schall, der durch den Mund hervorgebracht wird, ist eben die Entfernung als zwischen Geist und Leib, Himmel und Erde. Was für ein unbegreifliches Band verknüpft gleichwohl diese so von einander entfernte Dinge?" (30) Offenbar hat HAMANN über die Art der menschlichen Sprache selbst noch kaum nachgedacht. Es ist noch kein Gedanke daran, sowohl das sinnlich als auch das begriffliche Aufnahme- und Äußerungsvermögen des Menschen im Sinne der KANT-Kritik in der Sprache zu begründen. Vielmehr wird die Sprache hier noch ganz naiv als leibliches Zeichen für Ideen, Begriffe und Gedanken angesehen. Sprache ist Schall, der Ideen äußert. Das Problem der Verbindung zwischen Idee und Schall gilt als ebenso schwierig, wie dasjenige des psychophysischen Parallelismus. Die Frage der Sprachphilosophie ist also lediglich diejenige nach dem "Band", das Seele und Leib, Idee und Laut verbindet. Kaum anders stehen die Dinge, als HAMANN am 14. und 21. Juni 1760, nun schon unter Kenntnis der Preisschrift von (31) Doch gibt es auch Äußerungen, die vorsichtiger klingen: "Ein Verhältnis und eine Beziehung zwischen dem Erkenntnisvermögen unserer Seele und dem Bezeichnungsvermögens ihres Leibes ist ein ziemlich geläufige Wahrnehmung, über deren Beschaffenheit und Grenzen aber noch wenig versucht worden." (32) Interessant ist gerade an dieser Stelle - worauf KARLFRIED GRÜNDER hinwies (33) -, daß hier die psychophysische Problematik offenbar nach einer ganz bestimmten Richtung hin gelöst erscheint. HAMANN spricht ja vom "Leib der Seele) und faßt also das Verhältnis Seele - Leib vermutlich im Sinn der aristotelischen Lehrmeinung von der "forma corporis". Doch wird man bei HAMANN mit solchen philosophiegeschichtlichen Analogisierungen vorsichtig sein müssen, weil stets zu vermuten ist, daß seine Auffassung, während sie noch in traditionellen Termini ausgedrückt wird, die sachliche Analogie doch bereits gesprengt hat. Auf keinen Fall darf man annehmen, daß HAMANN zu dieser Zeit seiner inneren Entwicklung dem Leib ein gegenüber der Seele vermindertes Sein zugesprochen hätte. Die Rede von einem "Leib der Seele" kann also nur so verstanden werden, daß Seele und Leib jetzt für HAMANN enger zusammenrücken und daß sich die Suche nach einem "Band", das "zwischen" ihnen liegt und sie verbindet, allmählich überflüssig macht. Das kann andeutungsweise auch von einer anderen Richtung her, die zunächst nicht in engerer Beziehung zum Leib-Seele- und zum Sprachproblem zu stehen scheint, erschließen. Im Zeit- und Gedankenbereich der 1762 erschienenen "Kreuzzüge eines Philologen", einer Aufsatzsammlung, sieht man nämlich HAMANNs Einsicht in den Reichtum und die Tiefe der Sprache ständig wachsen. Ich kann das jetzt nur andeuten. Wir finden etwa folgende Aussagen: "Der Reichtum aller menschlichen Erkenntnis beruth auf dem Wortwechsel." (34) Oder: "Die Unwissenheit des Gelehrten in den Tiefen der Sprachen bietet ... unendlichen Mißbräuchen die Hand." (35) Oder: "Die Reinigkeit einer Sprache entzieht ihrem Reichtum; eine gar zu gefesselte Richtigkeit, ihrer Stärke und Mannheit." (36) Hinzu kommt eine ausführliche sprachvergleichende Untersuchung über die Inversionen [Wortvertauschungen, wp ] im Französischen und im Deutschen und das Bekenntnis zur Volkssprache, der Koine, als Sprache des Neuen Testaments, von dem wir ja bereits Kenntnis nahmen. Das alles und vieles andere dazu - die in den "Kreuzzügen" vereinigten Schriftchen umkreisen fast alle das Sprachproblem, auch dann, wenn sie sich thematisch anderen Anlässen zuwenden - bricht nun in der "Aesthetica in nuce" mit elementarer Gewalt an die Oberfläche. HAMANN leitet mit dieser Schrift geistesgeschichtlich die Zeit des Sturm und Drang ein, als deren Hauptinaugurator er ja immer noch gilt. "Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts; wie der Gartenbau, älter als der Acker: Malerei, - als Schrift: Gesang, - als Deklamation: Gleichnisse, - als Schlüsse: Tausch, - als Handel. Ein tieferer Schlaf war die Ruhe unserer Urahnen; und ihre Bewegung, ein taumelnder Tanz. Sieben Tage im Stillschweigen des Nachsinnens oder Erstaunens saßen sie; - - und taten ihren Mund auf - zu geflügelten Sprüchen." (37) Hier ist nun völlig deutlich, daß sich in HAMANNs Auffassung von der menschlichen Sprache ein entscheidender Umschwung ereignet hat. Es ist gleichsam nachgeholt worden, was die seit London feststehende Ineinssetzung von Wirklichkeit und Gottessprache nun auch für die Menschensprache erforderte: daß der Mensch in ihr, der Sprache und zwar gerade auch in ihrem sinnlichen Vermögen, an die ursprüngliche und von Gott gemeinte Wirklichkeit der Welt angrenzt, ja vielleicht in sie hineinversenkt ist und nicht etwa nur im isolierten Bestand seines logisierenden Denkvermögens. "Die erste Erscheinung und der erste Genuß der Natur vereinigen sich in dem Wort: Es werde Licht! hiermit fängt sich die Empfindung von der Gegenwart der Dinge an." (38) Damit ist eine in sich geschlossene und einheitliche Auffassung vom Zusammenhang zwischen Wirklichkeit und Wort hergestellt. Die eine Seite lautet: "Rede, daß ich Dich sehe!" - - Dieser Wunsch wurde durch die Schöpfung erfüllt, die eine Rede an die Kreatur durch die Kreatur ist; denn ein Tag sagts dem anderen und eine Nacht tuts kund der anderen. Ihre Losung läuft über jedes Klima bis an der Welt Ende und in jeder Mundart hört man ihre Stimme." (39) Die andere Seite heißt dann knapp und deutlich: "Reden ist übersetzen - aus einer Engelssprache in eine Menschensprache." (40) Wir werden uns über die "hermeneutische" Problematik, die hier nun auftauchen muß und von HAMANN sogleich auch gesichtet wird, noch zu unterhalten haben. Zunächst müssen wir als wesentliche und wichtige Verdeutlichung der HAMANNschen Auffassung vom Zusammenhang zwischen Wirklichkeit und Wort noch zu erheben suchen, welche Konsequenzen diese Auffassung für das seinerzeit vielbehandelte Problem des Sprachursprungs mit sich bringt, das ja auch heute für die sprachphilosophischen Fragen von nicht unerheblicher Bedeutung ist.


b) Der göttliche und der menschliche Ursprung der Sprache
Auch auf die Frage nach dem Ursprung der Sprache ist HAMANN durch eine Preisaufgabe der Berliner Akademie geführt worden. Im Jahre 1770 hatte nämlich die Akademie ausdrücklich den "Ursprung der Sprache" zum Thema ihrer Aufgabe gewählt. 1771 wurde der Preis verteilt, den diesmal - ein bedeutsames Zeichen für den Umschwung der Zeit - nicht ein MICHAELIS, sondern JOHANN GOTTFRIED HERDER, HAMANNs Schüler und Freund, gewann. HERDER tritt in seiner Preisschrift, die als das erste große sprachwissenschaftliche Werk der Neuzeit gilt und bis zu HUMBOLDT und GRIMM von Einfluß war, gegen den sogenannten "göttlichen", aber auch gegen den sogenannten "tierischen" Ursprung der menschlichen Sprache zugunsten eines eigentümlich begründeten "menschlichen" Ursprungs ein. Er findet, daß mit dem Menschsein des Menschen immer bereits die Anlage zur Sprache gegeben sei, weil der Mensch das speziell auf die Sprachfähigkeit gerichtete Vermögen der "Besonnenheit" besitze. "Diese Besonnenheit ist ihm charakteristisch eigen und seiner Gattung wesentlich: so auch Sprache und eigne Erfindung der Sprache. Erfindung der Sprache ist ihm also so natürlich, als er ein Mensch ist." (41) Diese Lösung des Problems war HAMANN, der sich für HERDERs öffentliche Äußerungen immer noch ein wenig verantwortlich fühlte, keineswegs recht. Er veröffentlichte am 30. März 1772 zunächst anonym eine lediglich referierende Rezension der HERDERschen Preisschrift und schickte - eine echt HAMANNsche "Autorhandlung" - kurze Zeit später ebenso anonym eine "Abfertigung" seiner eigenen Rezension hinterher, die nun bereits in eine Auseinandersetzung mit den von ihm selbst referierten Thesen HERDERs eintritt. Dann kommt gleich danach unter dem vorgetäuschten Erscheinungsjahr 1770 eine eigene Abhandlung: "Des Ritters von Rosenkreuz letzte Willensmeinung über den göttlichen und menschlichen Ursprung der Sprache" hinzu und im gleichen Jahr 1772 wird außerdem eine längere Abhandlung unter dem Titel: "Philologische Einfälle und Zweifel über eine akademische Preisschrift" verfaßt, die aber nicht erscheinen kann, weil HAMANN sie mit einem französisch geschriebenen, an Schärfe unüberbietbaren Angriff auf seinen Landesherrn FRIEDRICH II. verbindet, den kein Buchdrucker zu drucken und kein Verleger herauszugeben wagt. Die Quintessenz der HAMANNschen Kritik an HERDERs Thesen läßt sich diesen Schriften verhältnismäßig leicht entnehmen. HERDERs "besonnener" Mensch ist in HAMANNs Augen ein "apokalyptisches Geschöpf", das "kein Tier und doch ein Tier" darstellt und sein Dasein ausschließlich der These verdankt, der Mensch "könne und müsse der Erfinder der Sprache sein, weil kein Tier Sprache erfinden kann und kein Gott Sprache erfinden darf." (42) HERDERs Mensch also, will HAMANN sagen, ist kein wirklicher Mensch, sondern entstammt der Retorte eines Gedankens. Der Begriff der "Besonnenheit" ersetzt außerdem nur den Ausdruck "Instinkt", so daß im Grunde der ganze Beweis doch auf eine Behauptung des tierischen Ursprungs hinausläuft. Dieser letzte Punkt der Gegenargumentation HAMANNs klingt nicht ganz überzeugend. HERDER hat den Menschen ja gerade mittels der "Besonnenheit", durch die der Mensch eigener Art und Herkunft ist, vom Tier unterscheiden wollen. Sie ist laut ihrer Definition etwas anderes, als der tierische Instinkt. Jedoch wird man zu beachten haben, daß die "Besonnenheit" den Menschen mit der gleichen Bewegung, mit der sie ihn vom Tier abrückt, auch von Gott entfernt. Das Behaupten dieser Ferne aber ist bei HAMANN entscheidend für die Beurteilung des "Besonnenheits"-Begriffs. Befindet sich der Mensch fern von Gott, so steht er neben dem Tier. Das kann auch durch die mitgegebene Definition eines Unterschiedes zwischen Mensch und Tier nicht verhindert werden. HAMANN bringt all das in einer HERDER-Parodie wunderbar heraus: "Also ward aus dem äußeren und inneren Instinkt das erste Wort und aus dem über die Tiere durch den Mangel des Instinkts gestellten Untier ein durch den Instinkt von außen und innen getriebenes Geschöpf, das heißt, ein besonnenes und sprachschaffendes Tier; Heil dem Erfinder der Sprache!" (43) Schwieriger als der Aufweis dieser Tendenz seiner Kritik gestaltet sich der Nachweis der eigenen Meinung HAMANNs. Er wird nämlich in den Sprachschriften fast stets dunkel oder ironisch, sobald es sich um eine Kundgabe der eigenen Meinung handeln müßte. Das liegt gewiß daran, daß er den Freund HERDER, der im ganzen gelehrten Deutschland als der vornehmste Anhänger der "Hamannschen Sekte" galt, nicht durch eine thetische Entgegensetzung verletzen will, zumal HERDER hatte verlauten lassen, daß er gar keinen Unterschied zwischen den Auffassungen seiner Preisschrift und denjenigen HAMANNs sehen könne. Doch läßt sich HAMANNs Äußerungen zunächst bestimmt soviel entnehmen, daß er im Grunde für den sogenannten "göttlichen Unterricht" als Ursprung der Sprache eintreten will, gerade, weil er an einer Stelle seiner "Abfertigung" voller Ironie sagt, daß diese These "zweideutig, unphilosophisch, unästhetisch" sei und "sieben und neunzig Mängel und Gebrechen mehr" habe, "zu deren bloßen Namensregister und notdürftigen Erklärung" er alle Beilagen des laufenden Jahrganges der Zeitung pachten müsse, in der er gerade schreibt. (44) Es handelt sich dabei jedoch nicht um den "göttlichen Sprachunterricht" im naiven Verständnis der damaligen Orthodoxie. Der gedankliche Hintergrund, den HAMANN bereithält, tritt sehr deutlich zutage, als er sich an einer einzigen Stelle seiner Sprachschriften, im "Ritter Rosenkreuz", klar über seine eigene Meinung zum Problem des Sprachursprungs ausspricht. "Wenn man Gott zum Ursprung aller Wirkungen im Großen und Kleinen oder im Himmel und auf Erden, voraussetzt; so ist jedes gezählte Haar auf unserem Haupt ebenso göttlich, wie der Behemoth [Tierungeheuer aus der hebräischen Mythologie - wp], jener Anfang der Wege Gottes ... Folglich ist alles göttlich ... Alles Göttliche ist aber auch menschlich; weil der Mensch weder wirken noch leiden kann, als nach der Analogie seiner Natur ... Diese  communicatio  göttlicher und menschlicher  idiomatum  [Eigenschaften - wp] ist ein Grundgesetz und der Hauptschlüssel aller unserer Erkenntnis und der ganzen sichtbaren Haushaltung." (45) Auf diesem Hintergrund entwickelt HAMANN dann seine durchaus dialektische These vom Sprachursprung: "Weil die Werkzeuge der Sprache wenigstens ein Geschenk der  alma mater  [der Allmutter - wp] Natur sind, ... und weil, der höchsten philosophischen Wahrscheinlichkeit gemäß, der Schöpfer dieser künstlichen Werkzeuge auch ihren Gebrauch hat einsetzen wollen und müssen: so ist allerdings der Ursprung der menschlichen Sprache göttlich. Wenn aber ein höheres Wesen oder ein Engel, wie bei BILEAMs Esel, durch unsere Zunge wirken will, so müssen alle solche Wirkungen, gleich den redenden Tieren in AESOPs Fabeln, sich der menschlichen Natur analogisch äußern und in dieser Beziehung kann der Ursprung der Sprache und noch weniger ihr Fortgang anders als menschlich sein und scheinen." (46) Die Sprachfähigkeit und der Sprachgebrauch des Menschen sind also von Gott geschaffen und gewollt und damit göttlich. Sie sind aber dem Menschen als eigene Fähigkeit und zu eigenem Gebrauch gegeben und damit auch durch und durch menschlich. Das heißt im Grunde: Die Sprache ist ein Faktum, an dem, wie an der ganzen Schöpfung, Gott und Mensch in der Weise teilhaben, daß Gott in ihrer Wirklichkeit dem Menschen begegnen will. In HAMANNs Ausführungen ist aber noch etwas anderes ausgesagt. Von der Funktion der menschlichen Sprache redet HAMANN nämlich so und nur so, daß er sie einführt als diejenige, durch die Gott reden will. Das ist nicht peripher gemeint. Sondern hier liegt das Gewicht seines Sprachverständnisses. Sprache ist Verlängerung der trinitarischen Wirksamkeit Gottes in den Wesensbereich des Menschen hinein. Im menschlichen Sprachvermögen wie im menschlichen Sprachgebrauch geschieht es, daß die Wirklichkeit der Gottessprache und die Gottessprache der Wirklichkeit in den Raum der Menschensprache eingehen. Die worthafte Kondeszendenz [gnädigen Zuwendung - wp] Gottes senkt sich bi in die worthafte Wirklichkeit des Menschen. Die Geschichte Gottes reicht mit der Sprache hinein in die Geschichte der Menschen und des Menschen. Die Sprache ist der Mittelraum zwischen Gott und Mensch. Der Mensch wird erst Mensch, indem er Gott das Du und sich das Ich zuspricht, indem er aber auch gleichzeitig sein Ich Gott redend zurückgibt und das Du Gottes ebenso redend an Mitmenschen und Welt weitergibt. Dieser letzte Satz faßt HAMANN nicht mehr in seiner eigenen Redeweise, sondern in derjenigen FERDINAND EBNERs, der 1921 schrieb, daß "jede tiefere Spracherkenntnis immer wieder  auf Hamann  zurückkommen wird." (47) Man wird sagen dürfen, daß EBNER auf seine Weise HAMANN verstanden und legitim interpretiert hat. HAMANNs Auffassung erlaubt es also im Grunde nicht, nach einem "Ursprung" der Sprache zu fragen. Die Sprache entspringt ja ständig als die Gottessprache in der Menschensprache. Sie  ist  nicht, sie geschieht. Und in ihr und mit ihr geschieht die Geschichte Gottes mit dem Menschen, die nicht durch eine rein akademische Ursprungsfrage aufgehalten werden kann.


c) Die Dreigeschlechtlichkeit der Sprache und die Trinität
Diese Einsenkung der trinitarischen Gottessprache in die der Menschensprache stets zugrunde liegende Sprachvermögen geht bei HAMANN sehr weit, fast zu weit. Ich komme damit an einen recht heiklen Punkt seiner Sprachauffassung, der aber eben doch berührt sein will. Der Gedanke, um den es geht, tritt im Rahmen der Sprachauffassung zum erstenmal zutage, als HAMANN in den anonymen "Zweifeln und Einfällen über eine vermischte Nachricht der allgemeinen deutschen Bibliothek" eine Sammelrezension seiner Schriften, die jenes fast allmächtige Rezensionsorgan der deutschen Aufklärung gebracht hatte, seinerseits angreifen will. Er tut das - echt hamannisch - unter der mystifizierenden Behauptung, wahrscheinlich habe der Königsberger Stürmer und Dränger, dem alles zuzutrauen sei, die Rezension in der "Allgemeinen deutschen Bibliothek" gar selbst verfaßt. In den "Zweifeln und Einfällen" gibt er dann unter einem Wirbel von Ironie vor, diesen Schwindel aufdecken zu müssen. Dabei ist nun immer wieder von der Sprache die Rede. Unter anderem kommt auch folgende Beobachtung zum Vortrag: in den morgenländischen Sprachen bildet die dritte Person die Wurzel der beiden übrigen, während in den abendländischen die erste Person die Bildung der anderen übernimmt. Das ist, so sagt HAMANN, für das Denken beider Kulturkreise bezeichnend. Denn, wenn man das einmal gestatten wolle, so läßt sich "aus diesem grammatikalischen Sonnenstäubchen auf eine ebenso umgekehrte Logik und Moral schließen." (48) Und nun wird es etwas dunkel. HAMANN fährt fort: Diese Beobachtung erkläre es wahrscheinlich auch, warum die meisten "Leser und Kunstrichter" (49) in dem Augenblick, in dem der "höchst einfältige" (50) HAMANN ein - und nun ist wichtig, daß die Anfangsbuchstaben der drei folgenden Worte groß geschrieben sind - "Er, Sie oder Es" niederschreibe, darunter immer gleich ihr "eigenes Ich generis omnis" [als Geschlecht überhaupt - wp] (51) verständen, bei "einem Ich nullius generis" [ohne jedes Geschlecht - wp] (52) aber "in der größten Verlegenheit" seien, das "Er, Sie oder Es" zu treffen. (53) Was ich zur Auslegung dieses Satzes sage, wird wahrscheinlich nicht unmittelbar einleuchtend sein, weil es sich eigentlich erst aus der Kenntnis der größeren Zusammenhänge ergibt, die hier zu Worte kommen. Danach aber ist sicher, daß HAMANN an dieser Stelle etwa folgendes meint: der Leser - und natürlich auch der Hörer - von sprachlich Kundgegebenem tut unrecht, wenn er die Dreigeschlechtlichkeit der Sprache aus männlich, weiblich und sächlich übersieht und alles, was in ihr zum Ausdruck kommt, sogleich auf sein "Ich generis omnis" bezieht. Denn im "Er, Sie, Es" der Sprache bekundet sich die Nähe der trinitarischen Herablassung Gottes. Als der Eine in Gott zwar ein "Ich nullius generis", in der sprachlichen Wirklichkeit jedoch wird er als der dreieinig Wirksame gegenwärtig und dieser Sachverhalt ist faßbar in der dreeinigen Geschlechtlichkeit der Sprache. Wir werden HAMANN dieses anscheinend verwegene Umgehen mit "vestigia trinitaris" (Merkmalen der Trinität, ws) nicht abnehmen können und werden uns durch die Kenntnis solcher Folgerungen auch davor warnen lassen, HAMANNs Sprachdenken ohne Kritik zu verarbeiten. Doch sollte markiert sein, wie weit seine Überzeugung von der Begegnung der Wirklichkeit Gottes und der Wirklichkeit der Menschen in der Sprache HAMANN führen kann. Außerdem liegt an dieser Stelle die Verklammerung zwischen dem für HAMANNs Gedankenwelt nicht unwichtigen Geschlechtsgedanken und seinen Sprachüberzeugungen, die wenigstens andeutungsweise auftauchen mußte. (54) Wir können damit diesen Abschnitt unserer Untersuchung zusammenfassen. Die Sprache ist für HAMANN Konstituens der menschlichen Wirklichkeit. In dem sprachlichen Vermögen gründet der Mensch mit Leib und Seele. Diese seine leibseelische Wirklichkeit entspringt sogar wahrscheinlich selbst immer erst dem vorgängigen Zusammensein Gottes und des Menschen im Wort, genauso, wie die Wirklichkeit der Welt sich immer erst und immer neu aus der Rede Gottes herstellt. Dabei ist das sprachliche, worthafte Beisammensein Gottes und des Menschen nicht eigentlich statisch, nie als ein seiender Bestand zu fassen. Es ist vielmehr wie alle Wirklichkeit Geschichte, die als solche nicht anders als in der Dimension der Heilsgeschichte vor sich geht.


III. Die worthafte Wirklichkeit und die Geschichte

a) Abweis der Sprachmystik
Wenn es sich nun im Beeinander von Wirklichkeit und Wort nach HAMANN um Heilsgeschichte handelt, dann birgt gerade dieses geschichtliche Moment unserer Thema-Konjunktion gedankliche Elemente in sich, die als solche von uns jetzt näher in die Erörterung gezogen sein wollen. Gottessprache und Menschensprache befinden sich wirklichkeitsschaffend in einer Geschichte beeinander. Das heißt zunächst, daß der Schimmer von Mystik, der über dem, was wir bisher als HAMANNs Meinung zu erheben suchten, möglicherweise vermutet werden konnte, getilgt werden muß. Ein Mystiker findet Gott durch Eingang in den eigenen Seelengrund. Es gibt auch Sprachmystik. Sie findet auf dem Grund der Seele das innere göttliche Wort und in diesem Wort allein die Anwesenheit Gottes. Darum aber handelt es sich bei HAMANN, so originell man seine Gedanken auch finden mag, auf gar keinen Fall. Sprache ist nicht nur und nicht eigentlich innen, sondern innen und außen zugleich. Sie ist sinnlich und bedeutsame, sie konfrontiert den ganzen Menschen nach Leib und Seele mit Gott, aber sie ist immer Sprache, die geäußert werden kann und geäußert wird. Für HAMANN redet die Natur der Sterne und der Bäume, der Mitmenschen und der Vögel unter dem Himmel, recht eigentlich redet aber für ihn das Wort Gottes in CHRISTUS und dieses Wort kommt von außen, es wird gelesen und gehört. Daß es in irgendeiner Weise der Bedeutsamkeit oder gar der Ausschließlichkeit im Seelengrunde zu finden wäre, ist für HAMANN ein unvollziehbarer Gedanke.

b) Die heilsgeschichtliche Rede Gottes und die glaubenden Existenzen
Daß die worthafte Wirklichkeit eine geschichtliche Wirklichkeit ist, heißt dann aber auch, daß diese Geschichte in der Spannung zwischen Sünde und Gnade vor sich geht. Daß HAMANN das immer wieder betont, haben die Stürmer und Dränger überlesen. GOETHE hat es wenigstens befürchtet, weshalb er in "Dichtung und Wahrheit" unter recht merkwürdigen Begründungen sagt, vor einer brieflichen oder persönlichen Berührung mit HAMANN habe er immer eine Scheu gehabt. (55) In HAMANNs sogenannter Sturm- und Drang-Programmschrift, der "Aesthetica in nuce", steht ganz deutlich geschrieben, die ganze redende Wirklichkeit sei leider für den Menschen nur in einer eigenartigen Zerstörung gegenwärtig: "Wir haben an der Natur nichts als Turbatverse [durcheinandergeworfene Worte - wp] und disiecti membra poetae [Glieder eines versprengten Dichters - wp] zu unserem Gebrauch übrig. Diese zu sammeln ist des Gelehrten; sie auszulegen, des Philosophen; sie nachzuahmen - oder noch kühner! - - sie in Geschick zu bringen, des Poeten bescheiden Teil." (56) Hier liegt das hermeneutische Problem. Sammeln, auslegen und nachahmen stellen nämlich keine Leistungen dar, die der Mensch sich kraft eigenen Bemühens zumuten und zueignen könnte. Die Übersetzung aus der "Engelssprache" in die "Menschensprache", die den Gedanken, Philosophen und Poeten zur Aufgabe gesetzt ist, kommt, so sagt HAMANN im gleichen Zusammenhang, "mehr, als irgendeine andere, mit der verkehrten Seite von Tapeten überein." (57) Sieht man Tapeten immer nur von der verkehrten Seite her an - und die Sünde ist nun einmal eine Verkehrung unseres Verhältnisses zur Gotteswirklichkeit -, so bekommt man lediglich das Material, aber nie den Niederschlag der Wirksamkeit ihres Verfestigers zu Gesicht. Hier also gibt es - diesen Ausdruck HAMANNs "Golgatha und Scheblimi" hat KIERKEGAARD übernommen, von dem her er dann ein Schlagwort der frühen dialektischen Theologie wurde - ein "unendliches Mißverhältnis des Menschen zu Gott." (58) Um es aufzuheben, muß, wie HAMANN sagt "der Mensch entweder einer göttlichen Natur teilhaftig werden oder auch die Gottheit Fleisch und Blut an sich nehmen." (59) Das geschieht allein in CHRISTUS, in dem die Geschichte zwischen dem Wort Gottes und dem Wort des Menschen ihren Mittelpunkt hat. "Alles das", so sagt HAMANN, "kostete Gott einen Ruf; da ihm die ganze Schöpfung nur ein Wort gekostet hatte." (60) "In diesem Ruf bestand das Leben, das Sterben und die Auferstehung und Himmelfahrt unsers Heilandes." (61) So ist denn, mit einer anderen treffenden Formulierung, "die Offenbarung Gottes ins Fleisch und die Predigt seines Königreichs ... die einzige Neuigkeit, die für die Erde und ihre Einwohner wichtig, allgemein und wirklich neu" ist, "ja niemals aufhören würde neu zu sein." (62) Der Mensch vermag das Wort Gottes in der Schöpfung nur zu vernehmen, wenn er zuvor das Wort Gottes in CHRISTUS vernommen hat. Glaube ist nötig, wenn man - um im vorhin verwendeten Bild zu bleiben - die richtige Seite der Tapeten sehen will. Dabei besitzt der Glaubensbegriff HAMANNs eine eigentümliche Weite. Eine "christologische Engführung" gibt es hier zwar in dem Sinn, daß Glaube zentral Vernehmen des Wortes Gottes in CHRISTUS bleibt, aber nicht in dem Sinn, daß nun Mensch und Welt ausschließlich einer christologischen Auslegung fähig wären. Vielmehr öffnet der Glaube das Gehör für ein trinitarisches Wirken und Reden Gottes in allen Wirklichkeitsbereichen von der leblosen und belebten Natur bis zur menschlichen Liebe. "Unser eigen Dasein und die Existenz aller Dinge außer uns muß geglaubt und kann auf keine andere Art ausgemacht werden." (63) Überall geht im Glauben ein Sprachen Gottes und des Menschen miteinander vor sich, das leiblich und geistig zugleich ist und deshalb den ganzen Menschen, seine Leidenschaften ebenso wie sein Begreifenkönnen, in sich faßt. HAMANNs Sprachgedanke ist also keine Aussage über irgendein Sein. Er ist vielmehr unmittelbar an eine Lebensbewegung gebunden und kann ihr nicht entnommen werden. Er bleibt unzertrennbar auf die heilsgeschichtliche Wendung Gottes zum Menschen bezogen. Er kann - wenn man will, als eine existenzielle Interpretation von Wirklichkeit - nur gedacht werden, indem seine Erkenntnis gleichzeitig bleibt mit dem Vollzug der Glaubensbewegung, der er zugehört. Daß gerade dieses "existenzielle" Moment des HAMANNschen Gedankenkreises intensiv auf SÖREN KIERKEGAARD einwirken mußte, dar hier nur am Rande vermerkt werden.

c) "Autorschaft" als zeugender Vollzug des Wortes
HAMANN hat durchaus gesehen, daß sein Gedanke von der worthaften Wirklichkeit einmündet in eine Lebensaufgabe. Sein ganzes Werk zeugt davon, denn es ist von Anfang bis zum Ende tatsächlich bewußter Vollzug dieses Auftrags. Er hat sich selbst hineingestellt in die Geschichte, in welcher Gott durch das Ergehen des Wortes Wirklichkeiten schafft. Das aber hieß für HAMANN, zumal für seine "Autorschaft", dreierlei. Einmal will diese "Autorschaft" bewußt Zeugnis im Medium des Wortes sein. Wollte man eine Analyse seiner Schriften auf diesen Gesichtspunkt abstellen - und das geschieht gerade jetzt in wissenschaftlich nüchterner und doch der Sache angemessener Weise (64) -, so würde man entdecken, daß der Zeugnischarakter diese Schriften nach Struktur und Tendenz ganz eindeutig bestimmt. Hier hat, so merkwürdig das klingen mag, auch HAMANNs vielberufene "Dunkelheit" ihren eigentlichen Grund. Er wendet ein ganz bestimmtes Stilmittel an: die Metapher. Der Gedankenzug liegt hinter dem, was ausgesprochen wird. Der Leser wird gezwungen mitzumachen. Er soll weder ästhetisch genießen noch philosophierend begreifen, sondern die Lebensbewegung der Geschichte Gottes mitvollziehen. Und dann gilt ja zweitens der Ruf, der hier vor sich geht, einer ganz bestimmten, vorwiegend durch ihre Hingabe an den abstrahierenden Verstand gezeichneten Zeit. Ihr gegenüber wird nun die Bewegung des Autorwortes zum Verweis auf das Wort in einem zweifachen Sinn. Einmal, indem sie zu ihrem Teil das Wort vollzieht. Zum andern aber, indem sie den Verstand zum Wort ruft, dem er entstammt und von dem er sich nur in einem gründlichen Mißverständnis seiner selbst zu lösen vermag. Los wird er es nicht. Wenn die neuere Philosophie bei CARNAP wie bei HEIDEGGER beim Wort endet, die sprachphilosophischen Probleme als immerwährendes Hindernis bei der logischen Verrechnung der Welt empfindet und schließlich kaum etwas anderes zu tun weiß, als logizistische Probleme zu wenden, die nach eigenem Verständnis zweckfrei und das heißt ja auch im wesentlichen zwecklos sind, so ist das in HAMANNs Sinn symptomatisch. KANT hat das Wort vergessen, ein Purismus der Vernunft von der Sprache aber ist unmöglich. "Wer nicht in die Gebärmutter der Sprache, welche die Deipara [Gottesgebärerin, ws] unserer Vernunft ist, eingeht, ist nicht geschickt zur Geistestaufe einer Kirchen- und Staatsreformation." (65) Und drittens schließlich, aber hier werden die Dinge sehr komplex, fordert die Entdeckung der worthaften Wirklichkeit vom "Autorwort" wohl auch, daß im jeweiligen Wort das Ganze der Wirklichkeit offenstehe, indem es in ihm befaßt ist. Jedoch ist es schwer, ja unmöglich, in der Vereinzelung des Menschenwortes jeweils das Ganze zu sagen. Auch darum sind HAMANNs Schriften wohl so schwer zu lesen, weil er das versucht hat. Es bleibt ein Unternehmen von eschatologischen [mit Hoffnung auf Vollendung - wp] Ausmaßen und darum gilt auch von ihm, was HAMANN in der wahrscheinlich deutlichsten Kundgabe seines Gedankens über die Koinzidenz von Wirklichkeit und Wort im "Ritter Rosenkreuz" geschrieben hat. "Jede Erscheinung der Natur war ein Wort, - das Zeichen, Sinnbild und Unterpfand einer neuen, geheimen, unaussprechlichen, aber desto innigeren Vereinigung, Mitteilung und Gemeinschaft göttlicher Energien und Ideen. Alles, was der Mensch am Anfang hörte, mit Augen sah, beschaute und seine Hände betasteten, war ein lebendiges Wort; denn Gott war das Wort. Mit diesem Wort im Mund und im Herzen war der Ursprung der Sprache so natürlich, so nahe und leicht, wie ein Kinderspiel; denn die menschliche Natur bleibt vom Anfang bis zum Ende aller Tage, ebenso gleich dem Himmelreich als einem Sauterteig, mit dessen Wenigkeit jedes Weib drei Scheffel Mehls zu durchgären imstande ist." (66)


Schluß

"Der Nachahmer der erhabenen Gottesprache"

Wir könnten zusammenfassen. Aber das wäre dem Gegenstand gegenüber, mit dem wir uns befaßt haben, unangebracht. Wir hätten unser Thema, wir hätten HAMANN verfehlt, wenn wir das, was er sagen will, in einem Abschluß einfach aufrechnen könnten. Er hat das selbst nicht vermocht. Immer wieder durchziehen seine Äußerungen zu Wirklichkeit und Wort Bekenntnisse der Unfähigkeit, mit dem Problem gedanklich fertig zu werden. Es läßt sich ja nicht ausdenken, sondern nur vollziehen. Darum schreibt er an JACOBI: "Vernunft und Schrift sind im Grunde einerlei: Sprache Gottes. Dieses Thema in eine Nuß zu bringen, ist mein Wunsch und das punctum saliens [der springende Punkt - wp] meiner kleinen Autorschaft." (67) Und an HERDER heißt es etwa zur gleichen Zeit: "Vernunft ist Sprache logos. An diesem Markknochen nag' ich und werde mich zu Tod drüber nagen." (68)

Statt einer Zusammenfassung sei, wie am Beginn unserer Betrachtung, noch einmal HAMANN selbst aufgesucht. Wir müßten jetzt den Raum betreten, in dem HAMANN kurz vor seinem Tod im Mai 1788 weilt. Er befindet sich im Stadthaus der Fürstin GALLITZIN. (69) Neben dem Album liegt die geöffnete Bibel. Unter HAMANNs Händen wird die von ihm erbetene Eintragung zur letzten, gewagtesten und demütigen Bekenntnishandlung. In einem fast nur als lateinischen Bibelsprüchen und Demutformeln zusammengesetzten "Memorial" läßt er ein abschließendes Mal Wort und Sprache von sich gehen. Da steht dann - ich übersetze - unter anderem: "Die Weissagungen werden aufhören, mit den Sprachen wird es vorüber sein, das Wissen wird nichts mehr gelten, da ja gekommen sein wird das Fertige, das Vollendete." Und unter den Selbstbezeichnungen der Unterschrift findet sich die Formel: "Der Nachahmer der erhabenen Gottessprache, ... Johann Georg Hamann.
LITERATUR - Martin Seils, Wirklichkeit und Wort bei Johann Georg Hamann, Berlin 1961
    Anmerkungen
    1) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 277, Zeile 7
    2) PERSIUS, Satiren I, Übersetzung nach NADLER VI, Seite 277
    3) VIRGIL, Aeneis I, 462, Übersetzung nach NADLER VI, Seite 370
    4) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 284, Zeile 24
    5) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 284, Zeile 27
    6) LUDWIG WITTGENSTEIN, Logisch-Philosophische Abhandlung, in: Annalen der Naturphilosophie 14 (1921), Seite 262. Die Abhandlung trägt in der deutsch-englischen Einzelausgabe, London 1922, den Titel: Tractatus Logico-Philosophicus. Selbstverständlich verkennen wir nicht, daß WITTGENSTEIN mit dem angeführten Satz noch weit mehr und anderes sagen will, als HAMANN.
    7) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 285, Zeile 1
    8) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 285, Zeile 6
    9) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 285, Zeile 1
    10) Die vorliegende Veröffentlichung wurde als Vortrag am 15. 10. 1959 anläßlich der Theologischen Woche der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gehalten. Der Vortrag wird hier unverändert mitgeteilt. Die Vortragsgestalt ist bewußt beibehalten worden. Für sein Eindringen in das Thema weiß sich der Verfasser besonders der Arbeit von KARLFRIED GRÜNDER, Figur und Geschichte, Johann Georg Hamanns "Biblische Betrachtungen" als Ansatz einer Geschichtsphilosophie, Freiburg-München 1958 (= Symposion 3) verpflichtet. Weitere Literatur zum Thema: FRITZ BLANKE, Gottessprache und Menschensprache bei J. G. Hamann, in: Theologische Blätter 9 (1930), Seite 201 - 215 (jetzt auch in: Hamann-Studien, Zürich 1956, Seite 83 - 97). ERWIN METZKE, J. G. Hamanns Stellung in der Philosophie des 18. Jahrhunderts, Halle 1934 ( = Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft, Geisteswissenschaftliche Klasse, 10. Jahrgang, Heft 3). HELMUTH SCHREINER, Die Menschwerdung Gottes in der Theologie Johann Georg Hamanns, Tübingen (1946 = Forschungen der Evangelischen Akademie 2) 1950. MARTIN SEILS, Theologische Aspekte zur gegenwärtigen Hamann-Deutung, Berlin und Göttingen 1957. Das Buch von H. A. SALMONY, Johann Georg Hamanns metakritische Philosophie, Bd. I, Zollikon 1958, hatte ich leider noch nicht in Händen, als ich den Vortrag hielt. Es sei aber auch die dem Problem der Sprache bei HAMANN gewidmeten Abschnitte, besonders die Seiten 202 - 214, hingewiesen.
    11) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 40, Zeile 17
    12) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 40, Zeile 18
    13) HAMANN, Werke I, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 91, Zeile 7
    14) Vgl. Anmerkung 18
    15) ERWIN METZKE, a. a. O., Seite 9: "Deshalb hat die  Wort- Offenbarung Gottes für HAMANN eine so fundamentale Bedeutung, denn in ihr handelt es sich um eine Wirklichkeit, die nur zwischen Personen möglich ist, die radikal alle Dingkategorien ausschaltet. ... Die Dingmetaphysik ist an entscheidender Stelle durchbrochen.
    16) KARLFRIED GRÜNDER, a. a. O. Seite 189 - 192
    17) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 171, Zeile 4
    18) MARTIN KÄHLER, Unser Streit um die Bibel (1895), in: Dogmatische Zeitfragen, 1. Bd., Leipzig 1907, Seite 80: "Hamann, der ihre (der Bibel) Wirkungskraft verspürt hatte und einen feinen Sinn für alles ihr Eigne behielt, hat mehr als einmal von ihr unter Hinweis auf Jeremias 38,12 geschrieben: diese alten Lumpen haben mich aus der Grube gerettet. Es würde so scheint es, ihn nicht gestört haben, was er heute von Zusammensetzung und Bearbeitung biblischer Bücher zu lesen bekäme." (Vgl. dazu auch die ausführlichen Stellennachweise KÄHLERs in Anm. 1) Zu KÄHLER vgl. auch die Bemerkung bei HANS EMIL WEBER, Zwei Propheten des Irrationalismus Johann Georg Hamann und Sören Kierkegaard als Bahnbrecher der Theologie des Christusglaubens, in: Neue Kirchliche Zeitschrift 28 (1917), Seite 46, Anmerkung 1: "Der Vergleich hat sich dem Neubegründer der Schriftautorität in der kritischen Lage der Gegenwart, Martin Kähler, tief eingeprägt."
    19) HAMANN, Werke I, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 5, Zeile 21. Vgl auch den Brief an LINDNER am 5. 6. 1759 (Briefe I herausgegeben von W. Ziesemer und A. Henkel, Wiesbaden 1955, Seite 341, Zeile 13); an LAVATER vom 18. 1. 1779 (Hamanns Schriften, von FRIEDRICH ROTH herausgegeben, Bd. V, Seite 281); an JACOBI vom 6./7. 1. 1785, (Herausgeber GILDEMEISTER, Gotha 1868).
    20) "Nil aliud esse Theologicam, nisi Grammaticam in Spiritus Sancti verbis occupatam." Lateinischer Brief an den Bruder vom 12./19. 2. 1760, Briefe II, Ziesemer und Henkel, Seite 90, Zeile 5f) hat HAMANN das Zitat bei J. A. BENGEL, Gnomon Noui Testamenti, Tübingen 1742, Praefatio § XIV, gefunden.
    21) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 171, Zeile 12
    22) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 226, Zeile 20
    23) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 204, Zeile 7
    24) Vgl. dazu ERWIN METZKE, a.a.O., Seite 53f und JOSEF NADLER, Johann Georg Hamann, 1730 - 1788, Der Zeuge des Corpus mysticum, Salzburg 1949, Seite 407 - 409 und 443 - 444. Jetzt auch H. A. SALMONY, a. a. O. vor allem Seite 20 - 22 und 185 - 192.
    25) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 213, Zeile 6
    26) ERIK PETERSON, Das Problem der Bibelauslegung im Pietismus des 18. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für systematische Theologie 1 (1923) Seite 479: " ... das ist gerade das Entscheidende für HAMANN wie für OETINGER, daß sich in der Sprache nicht eine Wesenheit oder eine Idee  ausdrückt,  sondern daß sich Gott in ihr verleiblicht."
    27) F. BLANKE, Hamann-Studien, a.a.O., Seite 90: "Das Wort Gottes ist ihm nicht Abbild einer Idee, sondern Verleibung Gottes."
    28) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 204, Zeile 4
    29) Briefe I, Ziesemer und Henkel, Seite 393, Zeile 23
    30) Briefe I, Ziesemer und Henkel, Seite 393, Zeile 31
    31) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 125, Zeile 12 32) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 121, Zeile 23
    33) KARLFRIED GRÜNDER, a. a. O. Seite 175
    34) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 129, Zeile 5
    35) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 130, Zeile 11
    36) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 36, Zeile 3
    37) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 197, Zeile 15
    38) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 197, Zeile 25
    39) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 198, Zeile 28
    40) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 199, Zeile 4
    41) JOHANN GOTTFRIED HERDER, Abhandlung über den Ursprung der Sprache, Berlin 1789, Seite 52
    42) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 43, Zeile 31
    43) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 46, Zeile 33
    44) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 21, Zeile 34
    45) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 27, Zeile 2
    46) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 27, Zeile 15
    47) FERDINAND EBNER, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 20
    48) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 179, Zeile 11
    49) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 179, Zeile 13
    50) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 179, Zeile 1
    51) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 179, Zeile 14
    52) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 179, Zeile 15
    53) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 179, Zeile 15
    54) Vgl. dazu zunächst den erläuternden Satz im folgenden Absatz der Schrift: "... so würden die Philosophen ... beizeiten darauf bedacht sein müssen, den Unterschied der drei Personen in der Grammatik wie in der Dogmatik durch den gewaltigen Arm ihrer gesunden Vernunft ... aus dem Weg zu räumen." (HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 179, Zeile 28). Zum Geschlechtsgedanken HAMANNs vgl. vor allem J. NADLER, a. a. O. und jetzt H. A. SALMONY, a.a.O. MARTIN SEILS, Johann Georg Hamanns Schrift "Schürze von Feigenblättern", Entstehungsgeschichte, Kommentar und Deutung, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock 3 (1954/55), Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 1, Seite 9 - 47 (demnächst völlig neu bearbeitet in dem Kommentarwerk: Johann Georg Hamann Hauptschriften erklärt, Gütersloh 1957f, Bd. V).
    55) JOHANN WOLFGANG von GOETHE, Werke, Sophien-Ausgabe, Bd. I, 28, Weimar 1890, Seite 110f: "Alle die Briefe, die ich von ihm sah, waren vortrefflich. ... So viel glaubte ich jedoch durchaus zu ersehen, daß er, die Überlegenheit seiner Geistesgaben aufs naivste fühlend, sich jederzeit für etwas weiser und klüger gehalten als seine Korrespondenz, denen er mehr ironisch als herzlich begegnete. Gälte dies auch nur von einzelnen Fällen, so war es für mich doch die Mehrzahl und Ursache, daß ich mich ihm zu nähern niemals Verlangen trug."
    56) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 198, Zeile 33
    57) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 199, Zeile 8
    58) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 312, Zeile 36
    59) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 313, Zeile 5
    60) HAMANN, Werke I, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 94, Zeile 33
    61) HAMANN, Werke I, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 94, Zeile 31
    62) HAMANN, Werke I, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 223, Zeile 23
    63) HAMANN, Werke II, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 73, Zeile 21
    64) Johann Georgs Hauptschriften erklärt, hrsg. von F. BLANKE und K. GRÜNDER, Gütersloh 1957
    65) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 239, Zeile 23
    66) HAMANN, Werke III, NADLER, Wien 1946 - 1957, Seite 32, Zeile 21
    67) Hamanns Briefwechsel mit Jacobi, Herausgeber GILDEMEISTER, Gotha 1869, Seite 247 (Brief vom 1./2./3. 1786)
    68) Hamanns Schriften VII, Herausgeber F. ROTH, Berlin 1821 - 1843, Seite 151 (Brief vom 6. 8. 1784; der Brief wird hier nach dem Original wiedergegeben).
    69) Vgl. dazu MARTIN SEILS, Die Grundlage von J. G. Hamanns "Letztem Blatt" im Stammbuch der Fürstin GALLITZIN, in: Forschungen und Fortschritte 29 (1955), Seite 178 - 184