cr-2tb-3cr-1R. BaerwaldK. GroosG. PatzigL. CohnW. T. Marvindow     
 
FRANZ von KUTSCHERA
Die falsche Objektivität
[2/4]

"Akte sprachlicher Kommunikation sind also mehrfach intentional: Der Sprecher produziert nicht nur die Laute absichtlich, sondern produziert sie auch in der Absicht, beim Hörer gewisse Reaktionen hervorzurufen, und da sich die nur einstellen werden, wenn der Hörer ihn versteht, hat der Sprecher auch das Ziel, verstanden zu werden. Einem Automaten, der keiner freien Handlung fähig ist, können wir keine Absichten und damit auch kein sprachliches Verhalten zuschreiben. Ohne intentionsgeleitetes, freies Verhalten kann es also keine Sprache im normalen Sinn des Wortes geben. Dieses Beispiel zeigt besonders deutlich, wie tief die Annahme von Freiheit in unserem Verständnis menschlicher Aktivitäten verankert ist."

"Für  Kant  ist es letztlich unerklärlich, warum jemand so handelt, wie er das tut. Man kann dafür zwar Gründe angeben und sagen, er habe es aus diesem und jenem Interesse heraus getan. Aber warum hat er dieses Interesse? Einzelne Interessen lassen sich aus fundamentaleren Interessen und Erwartungen erklären. Aber warum hat er gerade diese fundamentalen Interessen?"

"Sokrates  wollte lieber den Tod auf sich nehmen, als die Gesetze Athens zu brechen. Die Erklärung der  Physiker  aber lautet:  Sokrates  sitzt im Gefängnis, weil seine Beine aus Knochen und Sehnen bestehen und die Sehnen gelockert sind, so daß die Knochen in den Knien gebeugt sind. - Aber, sagt  Sokrates  darauf, derartiges Gründe zu nennen, ist doch gar zu unsinnig."


2 Kausale Erklärung des Verhaltens

2.1 Ursachen

In diesem und dem folgenden Kapitel geht es nicht speziell um den Materialismus, sondern allgemein um objektivistische Konzeptionen von menschlichem Verhalten und Denken, um die Möglichkeit, es theoretisch vollständig zu beschreiben und kausal zu erklären. Der Materialismus ist zwar die einzige Version des Objektivismus, die heute vertreten wird, und daher haben die im folgenden kritisierten Ideen vor allem materialistische Varianten, die These einer Reduzierbarkeit der Psychologie auf die Physik - in dem einen oder anderen Sinn - spielt aber im folgenden keine Rolle.

In diesem Kapitel erörtern wir, ob sich menschliches Verhalten kausal erklären läßt, oder ob wir, mit den Worten KANTs, "von uns aus Kausalketten anfangen können". Es gibt nun verschiedene Theorien der Kausalität, so daß sich die Frage nur relativ zu einer solchen Theorie beantworten läßt. Eine kausale Erklärung eines Ereignisses besteht ja in der Angabe einer Ursache, und wann ein Ereignis als Ursache eines anderen anzusehen ist, sagt uns eine Theorie der Kausalität. Wir müssen also zunächst auf die verschiedenen Ursachenbegriffe eingehen, die heute in der Literatur vrewendet werden.

Es gibt drei Kausalitätstheorien, die in ihren Grundgedanken auf HUME zurückgehen. Die bekannteste ist die  Regularitätstheorie.  Traditionell wurde die Ursache-Wirkungs-Beziehung als Relation einer notwendigen Folge verstanden. Demgemäß gegenüber hat HUME betont, daß wir durch Beobachtungen keine Notwendigkeit feststellen können, sondern nur Fakten. Was wir beobachten, ist zunächst nur die zeitliche Aufeinanderfolge zweier Ereignisse, und wenn eine solche Aufeinanderfolge regelmäßig eintritt, bezeichnen wir das erste Ereignis als Ursache des zweiten. Diesen Gedanken kann man so formulieren:
    1. Ein Ereignis  E  ist Ursache eines Ereignisses  E' wenn es eine Menge  G  von Gesetzen gibt und eine Menge  A  von wahren Antezedensbedingungen [Voraussetzungen - wp], so daß gilt:  E'  folgt logisch aus  G, A  und  E aber weder aus  A  und  E  allein, noch aus  A  und  G  allein, und wenn das Ereignis  E'  sich auf einen späteren Zeitpunkt bezieht als  E  und die Antezedensbedingungen aus  A.
Die Antezedensbedingungen sollen Umstände sein, unter denen die Ursache eintrat und unter denen sie nach den Gesetzen eine hinreichende Bedingung für die Wirkung war. In der Physik würde man z. B. von Anfangs- und Randbedingungen sprechen.

Ein zentrales Problem dieser Regularitätstheorie besteht darin, daß sie nicht zwischen einer Ursache und der Wirkung einer gemeinsamen Ursache unterscheiden kann. Darauf hat schon JOHN STUART MILL mit folgendem Beispiel hingewiesen: Wenn es 12 Uhr schlägt, ertönen in einer Fabrik in London und in einer Fabrik in Manchester die Sirenen. In beiden Fabriken gehen daraufhin die Arbeiter zum Mittagessen. Es gilt also, daß die Arbeiter in Manchester immer zum Essen gehen, nachdem die Fabriksirene in London ertönt. Nach der Definition [1] wäre damit das Ertönen der Fabriksirene in London die Ursache dafür, daß die Arbeiter in Manchester zum Essen gehen, was absurd ist. Die angebliche Ursache ist hier nur eine frühere Wirkung der gemeinsamen Ursache, daß es 12 Uhr schlägt. Ein zweites grundsätzliches Problem der Regularitätstheorie besteht darin, daß die weitaus überwiegende Anzahl kausaler Erklärungen, die wir im Alltag wie in den Wissenschaften angeben, nicht die von dieser Theorie verlangte Form hat. Wir sagen z. B.,  Fritz  habe sich das Bein gebrochen, weil er auf einer Bananenschale ausgerutscht sei. Wir akzeptieren diese Erklärung, obwohl wir keine Gesetze und Antezensbedingungen kennen, mit denen die Wirkung aus der Ursache ableitbar wäre. Die meisten kausalen Erklärungen sind also im Sinn der Regularitätstheorie nicht korrekt, und das spricht dagegen, diese Theorie als eine adäquate Explikation des Ursachenbegriffs anzusehen.

Eine  kontrafaktische Analyse  von Kausalsätzen ist - in unterschiedlichen Formen - vor allem von DAVID LEWIS in "Philosophical Papers", Bd. 2(1986) und JOHN L. MACKIE in "The Cement of the Universe" (1974) vertreten worden. Der Grundgedanke ist: das Ereignis  E  ist Ursache des Ereignisses  E',  falls gilt: Wäre  E  nicht eingetreten, so auch nicht  E'.  Dabei setzt man meist voraus, daß  E  früher stattfindet als  E'.  Das erste Problem ist, daß damit Ursachen nur als notwendige, nicht aber wie üblich als hinreichende Bedingungen der Wirkung charakterisiert werden. Wird z. B.  Fritz  beim Überqueren einer Kreuzung von  Max  angefahren, der das Rotlicht übersehen hat, so wäre eine Ursache des Unfalls von  Fritz  auch, daß er außer Haus gegangen ist - wäre er daheim geblieben, wäre der Unfall nicht passiert. Es gibt ferner Fälle  kausaler Überdeterminiertheit , in denen dasselbe Ereignis zwei voneinander unabhängige  hinreichende Ursachen  hat. Jemand kann z. B. gleichzeitig von zwei Schüssen getroffen werden, von denen jeder tödlich ist. Nach der kontrafaktischen Analyse wäre dann keiner der beiden Schüsse die Ursache für den Tod. Man könnte daher die angegebene Bedingung für das Bestehen der Kausalrelation ersetzen durch: Wäre  E'  nicht eingetreten, so auch nicht  E.  Im ersten Beispiel würde man aber nicht behaupten wollen: Wäre  Fritz  nicht angefahren worden, so hätte  Max  das Rotlicht nicht übersehen.  Max  hätte ja  Fritz  auch dann verfehlen können, wenn er bei Rot in die Kreuzung eingefahren wäre.

LEWIS definiert die Kausalrelation so:
    2. a)  E  ist  direkte Ursache  von  E'  genau dann, wenn gilt: Tritt  E  ein, so auch  E',  und tritt  E  nicht ein, so auch  E'  nicht.

    b)  E  ist  Ursache  von  E'  genau dann, wenn  E  direkte Ursache von  E'  ist oder wenn es Ereignisse  E1, ..., En  gibt, so daß  E  direkte Ursache von  E1, E1  direkte Ursache von  E2, ...  und  En  direkte Ursache von  E'  ist, d. h. wenn es eine Kette direkter Ursachen gibt, die von  E zu E'  führt.
Die im Definiens verwendeten Konditionalsätze werden dabei im Sinne der von LEWIS in "Counterfactuals"(1973) angegebenen Konditionallogik gedeutet. Diese Deutung setzt eine komparative Relation der Ähnlichkeit zwischen möglichen Welten voraus. Nach ihr ist ein Satz "Wenn  A,  dann  B"  wahr, wenn die unserer Welt ähnlichsten A-Welten - A-Welten sind Welten, in denen  A  gilt - B-Welten sind. Aus der Annahme, daß jede Welt sich selbst am ähnlichsten ist, folgt dann, daß für eine wahre Bedingung  A  der Satz "Wenn  A,  dann  B"  genau dann gilt, wenn  "A  und  B"  gilt. Wir beschränken uns bei der Diskussion der Einfachheit halber auf direkte Ursachen. LEWIS spricht in diesem Fall zwar nur von einer "kausalen Abhängigkeit von  E'  von  E",  die Definition [2b] zeigt aber, daß die kausale Abhängigkeit im Sinn einer direkten Ursache zu verstehen ist. Nun sind erstens nur reale Ereignisse Ursachen, aus [2a] folgt jedoch nicht, daß  E  tatsächlich eingetreten ist oder eintritt. Setzen wir das voraus, so ergibt sich aus [2a] zweitens nicht, daß nicht auch  E'  direkte Ursache von  E  ist, obwohl man normalerweise die Kausalrelation als asymmetrisch ansieht, so daß also gilt: Ist  E  Ursache von 'E',  so ist  E'  nicht Ursache von  E.  Drittens ergibt sich aus [2a] nicht, daß die Ursache  E  früher eintritt als die Wirkung. Die beiden letzten Punkte der Kritik erkennt LEWIS freilich nicht an, denn er will durch die Logik der Kausalsätze keine empirischen Fragen präjudizieren, und dazu zählt er die zeitliche Reihenfolge von Ursache und Wirkung und die Rückwirkung eines Ereignisses auf seine Ursache. Ohne Voraussetzung einer zeitlichen Aufeinanderfolge von Ursache und Wirkung ist es jedoch kaum mehr möglich, Ursachen und Wirkungen zu unterscheiden. Da mein Barometer genau dann steigt, wenn der Luftdruck steigt, wäre das Steigen des Barometers nach [2a] die Ursache des Steigens des Luftdrucks. Dieses Problem wie das der gemeinsamen Ursache will LEWIS auf dem Weg über spezielle Annahmen über die Ähnlichkeiten von Welten lösen, aber dabei muß er dann doch auf zeitliche Relationen Bezug nehmen. Im übrigen ist der Begriff der Ähnlichkeit von Welten so vage, daß solche Annahmen fast beliebig sind. Letztlich kommt LEWIS zu dem Schluß, daß solche Ähnlichkeiten anzunehmen sind, mit denen sich die gewünschten Wahrheitswerte der Konditionale ergeben. Das heißt aber im Klartext: Die Konzeption einer Ähnlichkeit von Welten liefert keine brauchbaren Kriterien für die Wahrheit von Konditionalen und damit auch keine für die Wahrheit von Kausalsätzen. KIT FINE hat die Problematik der Analyse von Konditionalen mit Ähnlichkeiten in "Review of David Lewis, Mind 84, Seite 451-458 (1975) durch folgendes Beispiel verdeutlicht: Wir sehen den Satz als wahr an: "Hätte  Nixon  den Knopf gedrückt, mit dem der Präsident den atomaren Gegenschlag auslösen kann, so hätte es einen nuklearen Holocaust gegeben." Da die Welten, in denen ein solcher Holocaust passiert, unserer Welt sicher weit weniger ähnlich sind als die Welten, in denen ein Kurzschluß in NIXONs Apparatur bestand und nicht passierte, müßte man statt dessen nach LEWIS behaupten: "Hätte  Nixon  den Knopf gedrückt, so wäre nichts passiert". Solchen Einwänden entkommt man nur durch ad-hoc Annahmen über das, was im jeweiligen Fall unter "Ähnlichkeit" zu verstehen ist. Endlich ergibt sich aus dem Stattfinden von  E,  daß die erste Bedingung von [2a] trivialerweise erfüllt ist. Ursachen werden also nur als notwendige Bedingungen charakterisiert. Insgesamt muß man daher sagen: Es gibt bisher keine brauchbare kontrafaktische Analyse von Kausalsätzen.

Die dritte von HUME ausgehende Kausalitätstheorie ist die  Wahrscheinlichkeitstheorie der Kausalität,  wie sie vor allem von PATRICK SUPPES in "A probabilistic Theory of Causality" (1970) entwickelt worden ist. HUME unterschied zwischen der Kausalität als objektiver ("philosophischer") und als psychologischer ("natürlicher") Relation. Die erstere ist die nach der Regularitätstheorie. Mit der letzteren wollte HUME den Anschein einer notwendigen Folge der Wirkung auf die Ursache erklären, von der die traditionelle Konzeption ausging. Wenn ich häufig beobachtet habe, daß auf ein Ereignis der Art  A  ein Ereignis der Art  B  folgte, und nie ein A-Ereignis beobachtet habe, auf das kein B-Ereignis folgte, werde ich erwarten, daß auch auf das nächste A-Ereignis ein B-Ereignis folgen wird. Je größer die Zahl der beobachteten A-B-Folgen, desto stärker wird meine Erwartung sein. Für große Zahlen bin ich mir also praktisch sicher, daß auf das nächste A-Ereignis ein B-Ereignis folgen wird. Diese subjektive Sicherheit ist HUMEs psychologische Entsprechung zu einer - für ihn nicht existenten - objektiven Notwendigkeit. Diesen Gedanken kann man in der Theorie der subjektiven Wahrscheinlichkeit rekonstruieren, in der die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses den Grad der Sicherheit ausdrückt, mit der eine Person (zu einem Zeitpunkt) das Eintreten dieses Ereignisses erwartet. Ein Ereignis  E  wäre danach für die Person  X  Ursache des Ereignisses  E',  wenn die subjektive Wahrscheinlichkeit, die  X  dem Ereignis  E'  aufgrund von  E  zuordnet, nahe bei eins liegt. Es handelt sich dabei um eine bedingte Wahrscheinlichkeit. Ist die Wahrscheinlichkeit von  E  größer als Null, so ist die bedingte Wahrscheinlichkeit von  E'  aufgrund von  E  die Wahrscheinlichkeit dafür, daß  E  und  E'  zusammen auftreten, dividiert durch die Wahrscheinlichkeit von  E. 

Dieser Gedanken wird nun in der Wahrscheinlichkeitstheorie der Kausalität so verallgemeinert:
    3.  E  ist die Ursache von  E',  wenn die Wahrscheinlichkeit von  E'  aufgrund von  E  höher ist als die nichtbedingte Wahrscheinlichkeit von  E', E  und tatsächlich stattfinden und  E  früher ist als  E'. 
Eine Ursache ist also ein Ereignis, daß die Wahrscheinlichkeit des Eintretens der Wirkung erhöht. Bei SUPPES wird durch [3] freilich nur der Begriff einer  prima-facie-Ursache  [auf den ersten Blick-Ursache - wp] erfaßt. Er unterscheidet echte von scheinbaren Ursachen. Auf die Details seiner Theorie brauchen wir hier aber nicht einzugehen, denn ihre Problematik läßt sich schon anhand der Definition [3] verdeutlichen.

SUPPES legt sich erstens nicht fest, ob die Wahrscheinlichkeiten, von denen in [3] die Rede ist, subjektiver oder objektiver Natur sein sollen. Im ersten Fall würde man nicht einen Begriff  E ist Ursache von E'  definieren, sondern nur einen Begriff  Für die Person X ist im Zeitpunkt t E Ursache von E'.  Die Kausalrelation würde so zu einer subjektiven, epistemischen Relation, und so verstehen wir sie normalerweise nicht. Im zweiten Fall wäre aber eine Wahrscheinlichkeit von Einzelereignissen nicht definiert. Objektive Wahrscheinlichkeiten sind, grob gesagt, ein Maß für die relative Häufigkeit des Eintretens von Ereignissen des Typs  A  in einer Bezugsklasse von Ereignissen der Art  B.  Sie besagen also, welcher Prozentsatz der B-Ereignisse A-Ereignisse sind. Die objektive Wahrscheinlichkeit von A-Ereignissen hängt danach von der gewählten Bezugsklasse ab, so daß man nicht ohne weiteres von der Wahrscheinlichkeit eines bestimmten A-Ereignisses reden kann. Zweitens ist - im normalen Sinn des Wortes - nicht jedes Ereignis eine Ursache von  E',  das die Wahrscheinlichkeit von  E'  erhöht. Ist  Z  ein Atom eines radioaktiven Stoffes, so erhöht die Information, daß dieser Stoff die relativ kurze Halbwertszeit von einem halben Jahr hat, die Wahrscheinlichkeit dafür, daß  Z  im nächsten Jahr zerfallen wird. Man wird aber die Halbwertszeit nicht als Ursache für den Zerfall eines einzelnen Atoms ansehen. Man würde sogar sagen, daß es sich dabei um eine Zufallsereignis handelt, das als solches keine Ursache hat. Verläßt  Fritz  sein Bett, so erhöht das die Wahrscheinlichkeit, daß er sich ein Bein bricht, ohne eine Ursache dafür zu sein. Drittens können Ursachen sogar die Wahrscheinlichkeit ihrer Wirkung vermindern: Es sei bekannt, daß  Fritz  an einer der beiden Krankheiten  K1  oder  K2  leidet; die Wahrscheinlichkeiten für  K1  und  K2  seien gleich. Bei  K1  sei die Wahrhscheinlichkeit hoch, daß  Fritz  Fieber bekommt, bei  K2  niedrig. Leidet  Fritz  tatsächlich an  K2 so würden wir das als Ursache seines Fiebers ansehen, obwohl die Erkrankung an  K2  die Wahrscheinlichkeit des Fiebers vermindert. Viertens beantwortet die Angabe einer "Ursache" des Ereignisses  E'  im Sinn von [3] nicht die Frage, warum  E'  eintreten mußte, sondern selbst dann, wenn die Wahrscheinlichkeit von  E'  aufgrund von  E  sehr groß ist, nur die Frage, warum zu erwarten war, daß  E'  eintreten würde. Sterben 80 % der Leute, die von einer Kobra gebissen wurden, so macht es die Auskunft, daß  Max  von einer Kobra gebissen wurde, verständlicher, warum er, der gestern noch gesund und munter war, heute gestorben ist. In diesem Sinn liefert die Auskunft eine Erklärung für seinen Tod. Da aber 20 % der Leute, die von einer Kobra gebissen werden, nicht sterben, läßt sich der Tod aufgrund eines Bisses nicht mit Sicherheit vorhersagen. Wir sehen Ursachen jedoch als hinreichende Seinsgründe an, so daß man die Wirkung aufgrund der Ursache mit Sicherheit vorhersagen kann. Daher ist es grundsätzlich problematisch, die Kausalrelation als probabilistische Relation darzustellen.

Eine vierte Bestimmung der Kausalrelation orientiert sich nicht an HUME, sondern eher an der von ihm kritisierten traditionellen Konzeption. Wir wollen sie als  modallogische Theorie der Kausalität  bezeichnen. Sie ist nur im Fall indeterministischer Weltverläufe anwendbar, aber die Physik nimmt ja heute irreduzibel statistische Phänomene an - Zufallsereignisse, die sich mit den Gesetzen der Physik nicht erklären lassen. Stellen wir unsere Welt in ihrem zeitlichen Verlauf als Stamm eines Baumes vor, wobei die Zeitachse nach oben zeigt. Ist sie indeterministisch, so zweigen in einigen Zeitpunkten - der Einfachheit halber denken wir an eine diskrete Zeit - von diesem Stamm Äste ab, die alternative mögliche Weltverläufe darstellen. In jedem Verzweigungspunkt unserer Welt kann sie sich also nach diesem Punkt in unterschiedlicher Weise weiter entwickeln. Ihre Zukunft ist dann durch ihren gegenwärtigen Zustand und ihre bisherige Geschichte nicht eindeutig bestimmt. Wir wollen zunächst davon ausgehen, daß in jedem Verzweigungspunkt zufällige Ereignisse den weiteren Verlauf der Dinge bestimmen. Unsere Welt ist der tatsächliche unter den möglichen Verläufen. Man kann nun einen zeitabhängigen Begriff der Notwendigkeit so charakterisieren, daß in der Welt  w  im Zeitpunkt  t  der Sachverhalt  A  notwendigerweise besteht, wenn er in allen Welten besteht, die mit  w  bis hin zu  t  übereinstimmen. Was nicht notwendig ist, kann also notwendig werden, und was möglich war, braucht nicht möglich zu bleiben. Kontingent ist in unserem Baummodell der Welten nur, was noch nicht festliegt, sondern sich noch so oder so ergeben kann, künftige Ereignisse also, aber nicht vergangene. Was in der Welt  w  im Zeitpunkt  t  notwendig ist, hängt damit vom Zustand der Welt  w  in  t  ab und von dem, was in jenen Welten passiert, die mit  w  bis hin zu  t  übereinstimmen.

Nach der modallogischen Kausalitätstheorie ist eine Ursache des Ereignisses  E'  ein Ereignis, mit dessen Eintreten das von  E'  erst notwendig wurde. (1) Das läßt sich so präzisieren:
    4. Ein Ereignis  E  ist Ursache des Ereignisses  E',  wenn es einen Zeitpunkt  t  gibt, in dem  E  beginnt, und wenn es in  t  notwendig ist, daß  E'  eintritt, falls  E  eintritt, während das Eintreten von  E'  in  t  noch nicht notwendig ist,  E'  aber vom Beginn seines Eintretens an notwendig ist.
Die Ursache  E  ist also ein Ereignis, das tatsächlich stattfindet und dessen Stattfinden im Zeitpunkt  t  seines Beginns noch nicht festlag. Es handelt sich z. B. um ein zufälliges Ereignis. Im Zeitpunkt  t  seines Beginns war es notwendig, daß die Wirkung  E'  eintritt, falls  E  eintritt. In  t  war es jedoch noch nicht notwendig, daß  E'  eintreten würde - sonst hätte das Stattfinden von  E  keinen Einfluß auf jenes von  E'. E'  soll ferner von Beginn an festliegen. Es soll also unabhängig von evtl. Zufallsereignissen eintreten, die in seinem Verlauf noch stattfinden mögen.

Diese modallogische Kausalrelation hat ungewöhnliche Eigenschaften: Danach ist keine Wirkung eine Ursache, so daß es auch keine Kausalketten gibt - Ursachen sind immer Erstursachen. Eine Wirkung ist ja immer ein Ereignis, daß von seinem Beginn an notwendigerweise eintritt - das  von Beginn an determiniert  ist, wie wir auch sagen wollen -, während Ursachen nicht von Beginn an determiniert sind. In deterministischen Welten gibt es ferner überhaupt keine Ursachen, da dort alle Ereignisse, die eintreten, mit Notwendigkeit eintreten. (2) Der modallogische Begriff erfaßt zwar eine wichtige Klasse von Fällen, in denen wir von Ursachen reden, aber man kann nicht behaupten, daß er alle Fälle erfaßt. Man muß wohl auch die Vorstellung aufgeben, daß sich der komplexe Gebrauch kausaler Ausdrücke im Alltag durch einen einzigen präzisen Begriff erfassen läßt. Die normalen Ursachenkonzepte weisen vermutlich nur eine gewisse Familienähnlichkeit auf. Ist es z. B. eine Sache des Zufalls, ob jemand stirbt, der von einer Kobra gebissen wurde, so ist der Biß einer Kobra auch dann keine Ursache im Sinn der Definition [4] für den Tod eines Menschen, wenn 95 % der Leute sterben, die von einer Kobra gebissen werden. Der Begriff ist also dezidiert unprobabilistisch. Da wir oben schon betont hatten, daß die Rede von einer "Ursache" in solchen Fällen problematisch ist, ist das noch kein gravierender Einwand. Schwerer wiegt da schon, daß wir das Absinken der Temperatur nach [4] nicht als Ursache in Frage kommt, weil es selbst eine Wirkung anderer meteorologischer Ereignisse ist. Wir bezeichnen eben nicht ausschließlich Erstursachen, wenn wir freilich andererseits auch nicht im Sinne der Regularitätstheorie jede mittelbare Ursache als "Ursache" ansehen. Es wäre z. B. eine unbefriedigend Antwort auf die Frage, warum jemand gegen einen Baum gefahren ist, wenn man sagen würde, sein Auto sei eine Sekunde vorher mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h auf den Baum zugerast. In der Regel fragen wir schon nach der Erstursache, nach dem Ereignis, das zuerst jenen Verlauf der Dinge ausgelöst hat, in dem dann die Wirkung notwendigerweise eintreten mußte. Als Ursachen benennen wir jedoch oft ein unerwartetes oder bislang unbekanntes Ereignis, selbst wenn es keine Erstursache ist. Das spricht dafür, daß im alltäglichen Gebrauch des Wortes "Ursache" auch epistemische Faktoren eine Rolle spielen. Wollen wir aber einen objektiven Begriff der Kausalität angeben, nach dem Kausalaussagen die Welt charakterisieren, so müssen wir von solchen Faktoren absehen und uns damit auch ein Stück weit vom normalen Sprachgebrauch entfernen. Da er unter vielen Aspekten für die folgenden Überlegungen am brauchbarsten ist, werden wir dabei trotz solcher Bedenken vom modallogischen Kausalitätsbegriff ausgehen.


2.2 Handeln und Bewirken

Wir wollen unter einer  Handlung  einer Person ein Verhalten verstehen, das sie auch hätte unterlassen können. Eine Handlung der Person  X  geht also immer aus einer Situation hervor, in der  X  mindestens zwei Alternativen hat:  X  kann etwas tun oder es unterlassen, oder  X  hat die Wahl zwischen mehreren Verhaltensweisen. Wenn wir ein Verhalten eines Agenten als "Handlung" bezeichnen, bedeutet das also, daß wir davon ausgehen, daß er sich auch anders verhalten konnte. Das ist etwas anderes als: Es war möglich, daß er sich anders verhielt. Wenn jemand zufällig die Treppe herunterfällt, es also möglich war, daß er nicht fallen würde, besagt das nicht, daß sein Fallen eine Handlung ist. Bei einer Handlung muß es  dem Agenten  möglich gewesen sein, sich so oder anders zu verhalten, und das müssen Alternativen sein, über die er verfügte.

Reden wir von "Handlungen", so meinen wir in der Regel  absichtliche  Handlungen, solche also, mit denen der Agent ein Ziel verfolgt. Eine absichtliche Handlung ist nicht immer bloß Mittel zum Zweck. Gehe ich spazieren, weil ich das gern tue, so tue ich es absichtlich, obwohl ich damit keine weiteren Ziele verfolge. Wer etwas absichtlich tut, hat dafür Gründe. Eine Situation, in der wir mehrere Alternativen haben, ist eine Entscheidungssituation, und im Sinn der Entscheidungstheorie sind die Gründe, uns so oder so zu entscheiden, unsere Präferenzen und unsere Erwartungen bezüglich der Folgen der einzelnen Alternativen. Eine Handlung ist  rational wenn der bei ihr zu erwartende Nutzen relativ zu dem der anderen Alternativen maximal ist. Eine absichtliche Handlung ist nicht immer rational; man kann mit ihr ein Ziel verfolgen, ohne zu beachten, daß sie im Blick auf andere Ziele nachteilig ist. Rationale Handlungen sind aber normalerweise absichtlich, obwohl sich ihnen nicht immer ein konkretes Ziel zuschreiben läßt, sondern oft nur die Absicht, die eigenen Interessen insgesamt möglichst effektiv zu fördern. Absichtliche Handlungen gehen auch nicht immer in dem Sinn aus einer Entscheidung hervor, daß wir zunächst einen Entschluß fassen und den dann anschließend in die Tat umsetzen; sie sind nicht immer reflektiert, sondern oft spontan. Die Fähigkeit zu einem absichtlichen planvollen Tun setzt voraus, daß wir nicht nur Alternativen haben, sondern auch die Fähigkeit, uns bei ihrer Wahl nach Gründen zu richten, daß wir also unser Verhalten vernünftig steuern können.

Es stellt sich nun natürlich die Frage, ob es Handlungen, insbesondere auch: ob es absichtliche Handlungen gibt. Die Erörterung dieser Frage wollen wir aber zunächst verschieben und uns erst einmal überlegen, wie sich Handlungen in einem Modell indeterministischer Welten darstellen lassen, das wir im letzten Abschnitt zur Explikation des modallogischen Kausalbegriffes verwendet haben.

Wir erweitern dieses Modell dadurch, daß wir eine Menge von Agenten einführen, und jedem Agenten  X  in jeder Welt  w  zu jedem Zeitpunkt  t  eine Menge  A(X, w (t))  von momentanen Alternativen zuordnen. Wir stellen diese Alternativen durch Mengen der möglichen Nachfolgezustände des Zustands  w(t)  von  w  in  t  dar. Die Alternativen aus  A (X, w (t))  sollen eine Einteilung aller möglichen Nachfolgezustände von  w (t)  bilden, und die anderen Agenten sollen für keine Alternative von  X  verhindern können, daß  X  sie realisiert. Wir rechnen auch Mutter Natur zu den Agenten. Sie ist für zufällige Ereignisse verantwortlich. Da nicht jeder Agent immer echte Alternativen hat, lassen wir auch zu, daß die Menge  A (X, w (t))  nur eine einzige Alternative enthält: die Menge sämtlicher Nachfolgezustände von  w (t).  Beschränken wir uns auf momentane Handlungen, als Ereignisse, die durch den Übergang von einem Weltzustand zu einem seiner Nachfolger realisiert werden, so sind die Alternativen von  X  in  w (t)  die Handlungen, die  X  in  w (t)  vollziehen kann. Ein momentanes Ereignis  E  ist also genau dann eine Handlung von  X,  wenn es eine echte Alternative von  X  ist. Ist  E  der Durchschnitt von echten Alternativen mehrerer Agenten, so ist  E  eine gemeinsame Handlung dieser Agenten.  E  ist ein Zufallsereignis, falls es eine echte Alternative der Natur ist. Wir sagen, der Agent  X bewirke  ein Ereignis  E',  wenn  X  eine Handlung vollzieht, die - im Sinne des modallogischen Kausalitätsbegriffs - bewirkt, daß  E'  eintritt. Eine Person bewirkt keine Handlungen, sondern sie bewirkt mit ihren Handlungen etwas. Der Begriff  Der Agent bewirkt das Ereignis E'  ist von dem Begriff  Das Ereignis E bewirkt E'  zu unterscheiden.

Personen können also als Agenten etwas bewirken; sie können in unserem Modell "von sich aus Kausalketten anfangen". Es ist oft betont worden, daß sich unsere Konzeption von Ursache und Wirkung historisch aus dem Bewirken durch Agenten herleitet. Das kommt in unserer Darstellung dadurch zum Ausdruck, daß jede Ursache eines Ereignisses  E'  eine Handlung von Agenten enthält, mit der sie  E'  bewirken. Man kann daher die modallogische Konzeption der Kausalität auch als "aktionistisch" bezeichnen - freilich nur in einem sehr weiten Sinn dieser von GEORG HENRIK von WRIGHT stammenden Bezeichnung, da die Natur kein Agent im normalen Sinn des Wortes ist, kein  echter Agent,  wie wir auch sagen. Im angebenen Modell kann man Personen als echten Agenten auch Präferenzen und Erwartungen zuschreiben und damit absichtliche Handlungen auszeichnen, aber darauf wollen wir hier nicht eingehen.

Kommen wir nun auf die Frage zurück, ob es Handlungen, insbesondere absichtliche Handlungen gibt. Gibt es also echte Agenten, die gelegentlich echte Alternativen haben? Das ist das Problem der  Handlungsfreiheit Eine freie Handlung ist in unserem Sinn des Wortes einfach eine Handlung. Von der Handlungsfreiheit unterscheidet man die  Willensfreiheit  als Möglichkeit, seine eigenen Präferenzen, seine Interessen und Ziele zu bestimmen. Da es uns hier nur um Handlungsfreiheit geht, reden wir stattdessen auch kurz von Freiheit.

Freiheit ist mit einer kausalen Determination menschlichen Verhaltens unvereinbar. Denn Handlungen sind nicht von ihrem Beginn an determiniert - werden sie vollzogen, so ist das im Sinn der zeitabhängigen Notwendigkeit, von der in 2.1 die Rede war, nicht notwendig -, Wirkungen sind aber von ihrem Beginn an determiniert. Freiheit ist darüber hinaus auch mit der Annahme unverträglich, alle nicht determinierten Ereignisse seien zufällig, nur die Natur habe also echte Alternativen. Daher läßt auch nicht jeder Indeterminismus Raum für Freiheit. Die Annahme von Freiheit impliziert, daß es indeterminierte Ereignisse gibt, aber die Umkehrung gilt nicht.

Es gibt auch andere Freiheitsbegriffe, nach denen Freiheit und Determinismus verträglich sind - sie sind gerade zu dem Zweck entwickelt worden, die Unterscheidung von freiem und unfreiem Verhalten im Rahmen eines deterministischen Weltbildes rekonstruieren zu können. Im Sinne von HOBBES und SPINOZA z. B. ist ein Verhalten frei, wenn es nicht unter äußerem Zwang erfolgt, sondern aus eigenem Antrieb. Die inneren Antriebskräfte, unsere Interessen, sind aber für HOBBES und SPINOZA determiniert. KANT spricht von dieser Freiheit als der Freiheit eines Bratenwenders: Auch ein Grill, der sich dreht, wenn sein Werk aufgezogen wird, bewegt sich ohne äußeren Zwang - die Feder sitzt ja in seinem Inneren -, verhält sich also in diesem Sinn "frei". Dem normalen Sinn von "Freiheit" entspricht diese Konzeption nicht, da nach ihr nicht nur viele Vorgänge als "frei" zu bezeichnen wären, die wir nicht so nennen, sondern umgekehrt auch viele Verhaltensweisen unfrei wären, die wir als frei ansehen. Gebe ich der Forderung eines Erpressers nach und begehe eine Straftat, so handle ich zwar unter äußerem Zwang, aber doch insofern frei, als ich durchaus auch anders handeln könnte. Der äußere Zwang schützt mich nicht davor, daß ich für die Straftat verantwortlich gemacht werde. Wo keine Freiheit bestand, gibt es aber auch keine Verantwortung.

Ob es nun Freiheit in unserem Sinn gibt, ist unentscheidbar, wie schon KANT in der "Kritik der reinen Vernunft" betont hat. (3) Können wir das Verhalten eines Menschen nicht kausal erklären, so heißt das nicht, daß es sich kausal überhaupt nicht erklären läßt - es ist ja durchaus möglich, daß wir in Zukunft einmal Gesetze oder Antezedensbedingungen entdecken, mit denen es sich im Sinn der Regularitätstheorie kausal erklären läßt. Und unsere Vorstellungen über die alternativen Möglichkeiten bei der Entwicklung unserer Welt könnten sich so ändern, daß das Verhalten, das vorher als bloß möglich erschien, nun als notwendige Folge eines früheren Ereignisses anzusehen ist, also als Wirkung dieses Ereignisses im Sinn der modallogischen Theorie der Kausalität. Umgekehrt ist die Determination allen Verhaltens eine Behauptung, die sich nicht verifizieren läßt. Gelingt es uns z. B., das, was jemand tut, kausal zu erklären, so müßten wir auch dieses unser Erklären kausal erklären können, usw. Wir kämen also nie an ein Ende. Erklären wir ein Verhalten mit einer Theorie, so gilt die ferner immer nur hypothetisch. Wir können auch nicht beweisen, daß alle Vorgänge, die sich nicht kausal erklären lassen, zufällig sind. Rationales Verhalten sehen wir nicht als zufällig an, und daher ließe es sich allenfalls kausal erklären. Für eine kausale Erklärbarkeit allen Verhaltens spräche freilich, wenn es gelänge, in hinreichend vielen Fällen aus allen Bereichen des Verhaltens kausale Erklärungen anzugeben, aber davon sind wir weit entfernt. In den allermeisten Fällen erklären wir das Verhalten eines Menschen mit Gründen, aber solche rationalen Erklärungen sind, wir wir im folgenden sehen werden, keine kausalen. Kausale Erklärungen gibt es bisher nur in ganz speziellen Fällen, wie z. B. beim instinktgeleiteten Verhalten.

Das einfachste Argument gegen die Annahme von Freiheit ist dies: Jedes physikalische Ereignis hat eine Ursache. Vorgänge des Verhaltens sind physikalische Ereignisse, also haben sie Ursachen und sind damit keine Handlungen. Die erste Prämisse dieses Arguments ist jedoch schon angesichts der statistischen Natur physikalischer Grundgesetze nicht haltbar. Da Freiheit mit der durchgängigen Geltung des Kausalprinzips unverträglich ist, läßt sich die Prämisse zudem nur dann aufrechterhalten, wenn es keine Freiheit gibt. Das Argument setzt also voraus, was zu zeigen wäre.

Für Freiheit spräche die folgende Überlegung: Was kausal erklärbar ist, ließe sich beim Eintreten der Ursache auch mit Sicherheit vorhersagen. Das gilt sowohl im Sinne der Regularitätstheorie wie der modallogischen Theorie der Kausalität. Ich kann aber nicht mit Sicherheit voraussagen, was ich als nächstes tun werde. Diese Voraussage müßte von meiner gegenwärtigen inneren und äußeren Situation ausgehen. Die kann ich jedoch nicht vollständig beschreiben, denn die Beschreibung selbst kann kein Gegenstand von ihr sein, wird also unter den Antezedensbedingungen nicht berücksichtigt. Es ist aber möglich, daß die Aktivität des Beschreibens bzw. Voraussagens ein Vorgang ist, der mein künftiges Verhalten beeinflußt. Ich kann also nicht immer mit Sicherheit voraussagen, was ich tun werde. Also gibt es ein Verhalten, das nicht vorhersagbar und damit auch nicht kausal erklärbar ist.

Gegen dieses Argument wendet man zurecht ein, daß die Beschränkung der Vorhersagbarkeit des Verhaltens, auf die darin hingewiesen wird, nur unwesentlich ist. Das Problem stellt sich weder bezüglich des Verhaltens anderer Personen, noch bezüglich der Erklärung meines eigenen, vergangenen Verhaltens. Deterministen setzen diesen Einwand dann so fort: Daß ich mein eigenes Verhalten nicht vorhersagen kann, erzeugt den Eindruck, daß es nicht determiniert ist, daß ich frei bin in dem, was ich tun werde. Aber dieser Eindruck ist nur eine Jllusion, die sich durch meine gewissermaßen perspektivische Unfähigkeit erklärt, meinen eigenen gegenwärtigen Zustand vollständig zu erfassen.

Es wäre in der Tat für das Freiheitsproblem wenig relevant, wenn wir nur unser eigenes künftiges Verhalten nicht mit Sicherheit voraussagen könnten. Mehr zeigt aber der Einwand nicht, insbesondere nicht, daß Freiheit tatsächlich bloß eine Jllusion ist. Dagegen spricht nun, daß wir uns im praktischen Leben als freie Agenten verstehen - natürlich nicht in allen Fällen, aber wir setzen doch meist bis zum Erweis des Gegenteils voraus, daß wir in unserem Verhalten frei sind. Diese Vorstellung ist zutiefst in unserem Selbstverständnis wie in unserem Verständnis anderer Personen verankert und drückt sich in unserem ganzen Verhalten aus. Wir überlegen, was wir tun sollen, und das wäre sinnlos, wenn wir keine echten Alternativen hätten. Wir behandeln andere Leute als freie Agenten, nicht als Automaten, und versuchen daher, sie mit Gründen zu Handlungen zu bewegen. Wir sehen uns selbst wie andere als für unser Tun verantwortlich an. Trotz der Versuche vieler Autoren, Verantwortung wie Freiheit als vereinbar mit dem Determinismus zu erklären, verfehlt man damit den normalen Sinn dieser Wörter. Jemand, der nichts anderes tun konnte, der z. B. unter hypnotischem Einfluß eine Erbtante getötet hat, kann man auch dann nicht verantwortlich machen, wenn sein Tun in seinem Interesse lag, er also im Sinne HOBBES' frei handelte. Moralische, rechtliche und gesellschaftliche Normen des Verhaltens wären sinnlos, wenn wir sie entweder ohnehin befolgen müßten oder aber nicht befolgen könnten. Normen richten sich immer an freie Agenten.

Ohne die Annahme von Freiheit wäre selbst eine sprachliche Verständigung nicht mehr begreiflich. PAUL GRICE hat die Bedeutung von Sprechakten auf ihre Intentionen zurückgeführt und die plausible These vertreten, wir verstünden nur das, was jemand mit einer Äußerung meint, nur dann, wenn wir die Absicht erkennen, die er damit verfolgt. Bei einer sprachlichen Äußerung will der Sprechr nach GRICE immer, daß der Hörer die Absicht erkennt, in der die Äußerung erfolgt, weil er nur so den gewünschten Effekt beim Hörer erzielt. Eine Aufforderung z. B. ist nicht als Produktion von Lauten wirksam, sondern nur, wenn der Adressat  versteht,  was der Sprecher von ihm  will Akte sprachlicher Kommunikation sind also mehrfach intentional: Der Sprecher produziert nicht nur die Laute absichtlich, sondern produziert sie auch in der Absicht, beim Hörer gewisse Reaktionen hervorzurufen, und da sich die nur einstellen werden, wenn der Hörer ihn versteht, hat der Sprecher auch das Ziel, verstanden zu werden. Für den Hörer ist die Produktion der Laute nur dann ein Kommunikationsakt, wenn er sie als einen solchen mehrfach intentionalen Akt begreift. Einem Automaten, der keiner freien Handlung fähig ist, können wir keine Absichten und damit auch kein sprachliches Verhalten zuschreiben. Ohne intentionsgeleitetes, freies Verhalten kann es also keine Sprache im normalen Sinn des Wortes geben. Dieses Beispiel zeigt besonders deutlich, wie tief die Annahme von Freiheit in unserem Verständnis menschlicher Aktivitäten verankert ist.

Nun kann man natürlich sagen, unsere normalen Ansichten seien nicht das Maß aller Dinge. Es kann sich ja zeigen, daß sie falsch sind, ebenso wie sich gezeigt hat, daß die Erde nicht der ruhende Pol des Universums ist. Das ist zweifellos richtig, im vorliegenden Fall müßten wir aber unsere Vorstellungen vom Menschen und seinem Verhalten radikal ändern. Und da diese Konzeptionen unserer Sprache zugrundeliegen, haben wir zunächst nicht einmal die Mittel, die Konsequenzen der deterministischen Auffassung sinnvoll zu artikulieren. Man müßte sich also, ähnlich wie im eliminativen Materialismus, auf die These zurückziehen, einst werde der Tag kommen, an dem unsere heutigen Vorstellungen von Freiheit und Verantwortung obsolet geworden sind, an dem sich unser Sprechen und Leben so gewandelt hat, daß sie dabei keine Rolle mehr spielen. Eine solche Prophetie wäre aber wiederum sachlich irrelevant, denn es geht um die Möglichkeit einer kohärenten deterministischen Weltsicht, die allen Phänomenen gerecht wird, und die wäre nachzuweisen.

Die Frage war: Gibt es Freiheit? Diese Frage läßt sich wie gesagt nicht in dem Sinn positiv entscheiden, daß wir ansich frei sind, daß auch für einen göttlichen Betrachter der alle Naturgesetze und Fakten kennt, unser Verhalten nicht kausal determiniert wäre. Man kann aber sagen, daß für uns selbst jedenfalls die Annahme von Freiheit insofern unverzichtbar ist, als wir ihr Gegenteil, die Annahme einer kausalen Determiniertheit - oder auch: Zufälligkeit - all unseres Verhaltens praktisch nicht durchhalten können. HUME vertrat eine Skepsis bezüglich der Existenz der Außenwelt; er hielt sie für unbeweisbar. Dennoch hat er betont, es handle sich dabei um eine bloß akademische Skepsis - praktisch könne man damit nicht leben. In der indischen Philosophie wird erzählt, wie ein Lehrer mit seinem Schüler spazieren ging und ihm begreiflich zu machen suchte, daß die Welt bloßer Schein sei. Als ein wilder Elefant auftauchte, floh der Meister auf einen Baum. Der Schüler wunderte sich über diese Flucht vor einem bloßen Schein. Der Lehrer, der auf dem Baum seine Fassung wiedergewonnen hatte, antwortete ihm, es scheine ja nur so, als sei er geflohen. Ähnlich wie die Annahme der Nichtexistenz der Außenwelt ist auch die des Determinismus praktisch nicht aufrechtzuerhalten, und die Ausflüchte der Deterministen sind nicht überzeugender als die des indischen Maya-Philosophen. Auch der Determinist überlegt, ob er einen Aufsatz schreiben soll, und geht nicht davon aus, es sei determiniert oder Ergebnis bloßer Zufälle, ob er ihn schreiben wird. Er benimmt sich also nicht so, als sei er überzeugter Determinist. Er wird freilich sagen, auch seine Überlegung sei determiniert. Wäre das aber der Fall, so würde es sich nur um eine Überlegung in einem Pickwick'schen Sinn [wunderlich, sonderbar - wp] handeln, denn bei einer normalen Überlegung läßt man sich von Gründen leiten. Tut er das nicht und ist auch seine deterministische Überzeugung durch Erbanlagen und Umwelteinflüsse determiniert, so hat sie für andere kaum mehr kognitive Relevanz als irgendwelche Wahnvorstellungen.

Diese Argumentation mag zunächst genügen, die Annahme von Freiheit und Handlungen zu rechtfertigen. Später, im Abschnitt 3.4 werden wir sie noch ergänzen.


2.3 Rationale Erklärungen

Eine rationale Erklärung ist eine Erklärung einer Handlung mit Gründen des Agenten, also mit seinen Präferenzen und Erwartungen. Ebenso wie eine kausale ist sie eine Antwort auf eine Warum-Frage. Frage ich, warum  Fritz  zur Party kam, so ist die Antwort: "Er kam, weil er  Eva  treffen wollte und glaubte, sie käme dort hin" eine zureichende Erklärung des Kommens von  Fritz.

Eine einfache Form des Grundschemas rationaler Erklärungen, des  praktischen Syllogismus,  findet sich schon bei ARISTOTELES. Dort lautet es etwa so:
    1. Mein Ziel ist es, zu erreichen, daß  A. 
    F-Tun ist ein Mittel zu erreichen, daß  A.
    Ich sollte  F tun.
Das ist das Schema einer Überlegung, was man im Blick auf ein Ziel tun soll. Daher ist die zweite Prämisse auch so zu verstehen, daß sie nach meiner Überzeugung gilt. Der Mangel des Schemas ist aber offensichtlich, denn erstens braucht F-Tun (nach meiner Überzeugung) nicht das beste Mittel zu sein, um  A  zu erreichen, und zweitens kann ich noch andere, mir wichtigere Ziele haben, deren Realisierung durch mein F-Tun ausgeschlossen wird. In beiden Fällen sollte ich offenbar nicht  F  tun. (4)

Die naheliegende Verallgemeinerung des Schemas ist jenes der Entscheidungstheorie:
    2. Die Person  X  hat diese und jene Präferenzen und Erwartungen bezüglich der Folgen der Handlungsalternativen, die ihr in der Situation  S  (nach ihrer Überzeugung) offenstehen.
        - Der zu erwartende Nutzen der Alternative  F  für  X  ist danach in  S  mindestens so groß wie jener der anderen Alternativen.
        In der Situation  S  ist es für  X  rational,  F  zu tun.
In der Entscheidungstheorie unterscheidet man drei Fälle: Handeln unter  Sicherheit - wenn sicher ist, welche Resultate die einzelnen Handlungsalternativen haben werden -, Handeln unter  Risiko - wenn man ihren Resultaten nur Wahrscheinlichkeiten zuordnen kann -, und Handeln unter  Unsicherheit - wenn man nicht in der Lage ist, den möglichen Resultaten der Alternativen Wahrscheinlichkeiten zuzuordnen. Der erste Fall ist ein Spezialfall des zweiten. Im zweiten Fall gibt es nur einen Begriff der Rationalität, nämlich den, der im Schema [2] zum Ausdruck kommt. Im dritten Fall gibt es hingegen mehrere Rationalitätskonzepte - z. B. das pessimistische, den möglichen Schaden möglichst klein zu halten -, aber diesen Fall wollen wir hier der Einfachheit halber ignorieren. In der Regel wird man den möglichen Resultaten der Handlungsalternativen ja auch jedenfalls grobe Wahrscheinlichkeiten zuordnen können.

Ein spezieller Fall des Schemas [2], das [1] entspricht, ist:
    3. Die Person  X  hat in der Situation  S  nur das Ziel zu erreichen, daß  A. 
        -  X  ist überzeugt, daß er in  S  dieses Ziel dann, aber auch nur dann erreichen kann, wenn er  F  tut.
        In der Situation  S  ist es für  X  rational,  F  zu tun.
Der entscheidende Punkt dieser Argumentationsfiguren ist nun, daß es dabei zunächst darum geht, was man tun soll. [2] und [3] sind freilich zugleich auch Schemata für den Nachweis, daß die Handlung eines anderen rational ist, auch in [2] und [3] folgt aus den Prämissen aber nicht, daß  X  in der Situation  S  tatsächlich  F  tut. Nun läßt sich an ein und demselben Ereignis verschiedenes erklären. Es läßt sich z. B. erklären, warum es eingetreten ist, oder welche Konsequenzen es hat. In beiden Fällen reden wir von einer "Erklärung des Ereignisses", weil diese Informationen uns das Ereignis besser verstehen lassen. Die Sachverhalte, deren Bestehen begründet wird, sind freilich verschieden: Im ersten Fall ist es der Sachverhalt, daß das Ereignis eingetreten ist, im zweiten Fall ist es hingegen der Sachverhalt, daß das Ereignis dies und jenes bewirkt. Bezüglich eines Verhaltens läßt sich ebenfalls verschiedenes erklären, insbesondere, daß es stattfand, daß es im Sinn der Ziele und Überzeugungen des Agenten rational war oder daß der Agent damit eine bestimmte Absicht verfolgt hat. Die Konklusion einer kausalen Erklärung ist das Stattfinden des Verhaltens, jene einer rationalen Erklärung seine Rationalität. Diesen Unterschied hat schon ARISTOTELES betont. Für ihn vermittelt der praktische Syllogismus nicht die Einsicht, daß eine Handlung vollzogen wird, sondern die Einsicht, daß man etwas tun sollte. Aus ihr geht allerdings nach ARISTOTELES die Handlung dann unmittelbar hervor, sofern keine äußeren Umstände vorliegen, die sie verhindern. Dieses Rationalitätspostulat ist nun fragwürdig, denn wir tun eben nicht immer das, was im Blick auf unsere Ziele und Annahmen das Beste wäre. In der modernen Diskussion wird der Hinweis von ARISTOTELES ignoriert, denn man faßt den praktischen Syllogismus als ein Argument mit der Konklusion auf: "In der Situation  S  tut  X F."  Damit ist aber klar, daß solche Argumente - bei gleichen Prämissen - unschlüssig sind. Schlüssig werden sie erst dann, wenn man das Rationalitätspostulat hinzufügt. (5) Aus den Zielen und Überzeugungen einer Person läßt sich eben nicht ableiten, was sie tun wird; die Präferenzen und Erwartungen eines Agenten erlauben keine sichere Prognose über sein Verhalten. Bläst ein Windstoß jemandem auf der Straße den Hut vom Kopf, so läßt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen, daß er ihm nachlaufen wird, selbst wenn man weiß, daß ihm viel an diesem Hut liegt. Es könnte ja auch sein, daß er sich vor den Passanten geniert. Selbst wenn man alle seine Präferenzen und Erwartungen kennt, und es in deren Sinn für ihn eindeutig das Beste wäre, dem Hut nachzulaufen, kann es doch sein, daß seine Scheu momentan den Ausschlag dafür gibt, es nicht zu tun. Die Kenntnis der Präferenzen und Annahmen einer Person erlauben allenfalls Wahrscheinlichkeitsaussagen über das, was er tun wird, z. B. wenn man weiß, daß er sich in bestimmten Situationen meist mehr oder weniger rational verhält. Angesichts der Tatsache, daß wir unsere inhaltlich höchst unterschiedlichen Neigungen kaum je in eine totale Präferenzordnung integrieren können, und unsere Erwartungen in eine totale Wahrscheinlichkeitsbewertung, ist Rationalität im Sinn der Entscheidungstheorie ohnehin ein kaum realisierbares Ideal.

Rationale Erklärungen sind also keine Argumente dafür, daß jemand so handelt. Trotzdem sind sie ebenso wie kausale Erklärungen Antworten auf die Frage, warum er so gehandelt hat, und beide geben  Real-  oder  Seinsgründe  an, nicht bloß epistemisch oder Erkenntnisgründe als  epistemischen Grund  bezeichnet man zunächst eine Antwort auf die Frage "Warum glaubst du (woher weißt du), daß der Sachverhalt  A  besteht?". Er wird also durch einen Satz der Form angegeben "Weil ich glaube (weiß), daß der Sachverhalt  B  besteht." Man nennt aber auch den Sachverhalt  B  selbst einen epistemischen Grund für  A.  Danach ist eine Tatsache  B  ein epistemischer Grund für  A,  wenn gilt: Ist  B  der Fall, so auch  A.  In diesem Sinn sind Wirkungen oft epistemische Gründe für die Ursache, das Steigen des Barometers also z. B. für das Steigen des Luftdrucks. Umgekehrt sind Ursachen auch Erkenntnisgründe für ihre Wirkungen. Wir haben nun gesehen, daß Beweggründe allein keine Erkenntnisgründe für Handlungen sind, denn aus der Tatsache, daß jemand bestimmte Interessen und Erwartungen hat, ergibt sich noch nicht, daß er tun wird, was in ihrem Sinn rational ist. Ausschlaggebend dafür, daß wir sie als Realgründe bezeichnen, ist aber vor allem, daß sie unser Handeln leiten.

Gelegentlich werden rationale Erklärungen auch als determinative angesehen. Eine determinative Erklärung antwortet auf die Frage, von welcher Art etwas ist. Sage ich also z. B. "Dieses Insekt ist ein Pfauenauge", so ist das eine determinative Erklärung. Eine determinative Erklärung einer Handlung liegt also z. B. vor, wenn ich sie als Mord oder als Totschlag charakterisiere. Wir klassifizieren Handlungen oft nach den Absichten, die sich damit verbinden, und daher kann die Angabe der leitenden Absicht oft eine wichtige Information über eine Handlung sein. Rationale Erklärungen - auch solche der Form [3] - lassen sich aber nicht als determinative Erklärungen rekonstruieren, mit denen die Absicht einer Handlung spezifiziert wird, also z. B. ein Heben des Arms als eine Wortmeldung. Eine rationale Erklärung charakterisiert zwar vielfach auch die Absicht der Handlung, sie soll aber nicht bloß Auskunft darüber geben, was das ist, was der Betreffende da tut, sondern warum er es tut, und Warum-Fragen lassen sich nicht durch determinative Erklärungen beantworten. Als Antwort auf die Frage, warum sich  Hans  zu Wort meldet, wäre die Auskunft, sein Armheben sei eine sich-zu-Wort-melden-um-dem-Vorredner-zu-widersprechen-Handlung, zumindest merkwürdig.

Man hat oft gesagt, rationale Erklärungen seien problematisch. Gründe ließen sich immer angeben, egal wie jemand handelt. In unserem früheren Beispiel kann man es sowohl erklären, wenn der Mann seinem Hut nachläuft - er tut das dann eben, weil er ihn nicht verlieren will -, als auch, wenn er dem Hut nicht nachläuft - er tut das dann, weil er sich vor den Passanten nicht lächerlich machen will. Diese Problematik besteht jedoch nur bei vereinfachten Schemata rationaler Erklärungen wie
    3. Die Person  X  will erreichen, daß  A. 
        -  X  glaubt, daß er  A  erreichen kann, wenn er  F  tut.
        Es ist für  X  rational,  F  zu tun.
Dieses Schema ergibt aber im Gegensatz zu [2] oder [3] keine gültigen Schlüsse. Hat der Agent einen Grund,  F  zu tun, so rechtfertigt das noch nicht die Behauptung, es sei für ihn rational, also insgesamt am besten,  F  zu tun.


2.4 Sind kausale Erklärungen mit
rationalen verträglich?

Als  Kompatibilitätsthese  bezeichnet man die Behauptung, die rationale Erklärbarkeit einer Handlung sei mit ihrer kausalen Erklärbarkeit verträglich. Ihre Vertreter begründen sie oft etwa so: Sie gehen aus von einer kausalen Geschlossenheit des physischen Bereichs, also davon, daß jedes physikalische Ereignis eine hinreichende physikalische Ursache hat. Da äußere Handlungen auch physikalische Ereignisse sind, müssen sie dann physikalische Ursachen haben. Will man nun Erklärungen von Handlungen mit Beweggründen nicht von vornherein als unwissenschaftlich verwerfen, so müssen sie daher mit kausalen Erklärungen verträglich sein.

Ein zweites Argument besteht darin, daß Gründe selbst als Ursachen angesehen werden. Gibt es eine rationale Erklärung für eine Handlung, so gibt es Gründe, damit aber auch Ursachen für sie. Eine kausale Erklärung mit Beweggründen müßte dabei freilich anders aussehen als eine rationale Erklärung. Neben die Prämissen des Arguments [3] aus dem letzten Abschnitt hätte z. B. eine dritte Prämisse zu treten, nach der ein Agent mit den und den psychologischen Eigenschaften, wie sie  X  tatsächlich hat, in einer Situation der Art  S,  auf den die ersten beiden Prämissen zutreffen, immer  F  tut.

Gegen das erste Argument ist einzuwenden, daß es voraussetzt, was zu zeigen wäre. Hat jedes physikalische Ereignis eine physikalische Ursache, so gibt es keine Handlungen. Es wäre also zu zeigen, daß man auch ein kausal determiniertes Verhalten rational erklären kann. Auf diesen Punkt kommen wir gleich noch zurück.

Gegen das zweite Argument spricht, daß Gründe keine Ursachen sind, und daß die Zusatzprämisse, die statt der Konklusion "Für  X  ist es in der Situation  S  rational,  F  zu tun" den Satz liefern soll  "X  tut in der Situation  S F"  ähnlich unplausibel ist wie das Rationalitätspostulat. Gründe sind keine Ursachen, insbesondere nicht für einen Deterministen, für den sie selbst Wirkungen von Anlagen oder Umwelteinflüssen sind. Davon abgesehen sind Erwartungen und Präferenzen psychologische Zustände, die schon vor der Handlung bestehen, aber nicht immer zu ihr führen, sondern erst dann, wenn eine bestimmte Situation eintritt. Danach wäre das Eintreten dieser Situation die Ursache des Verhaltens, nicht aber die Gründe, bzw. das Zustandekommen der Erwartungen und Präferenzen. (6) Es gibt ferner keine plausiblen Prinzipien von der Art der erforderlichen Zusatzprämisse. Es wird zwar im allgemeinen gelten, daß jemand, der Durst hat, Bier liebt und dem ein Glas Bier kredenzt wird, es trinken wird, aber in manchen Fällen wird das eben nicht gelten - der Betreffende könnte sich z. B. in Begleitung seiner Angebeteten befinden, die Biertrinker verabscheut.

Im Sinn unserer Explikationen kausaler und rationaler Erklärungen ist die Kompatibilitätsthese falsch. Handlungen in unserem Sinn sind als nicht von Beginn an determinierte Ereignisse, keine Wirkungen; sie haben also keine Ursachen und lassen sich daher auch nicht kausal erklären. Rationale Erklärungen sind hingegen nur im Fall von Handlungen möglich. Diese Behauptung ist nun noch zu begründen. Wir wollen nicht bestreiten, daß jemand, der sich in einer kausal determinierten Weise verhält, zugleich auch bestimmte Erwartungen und Präferenzen hat. Wir wollen auch nicht ausschließen, daß er selbst sein Verhalten rational erklären würde. Ein Beispiel wäre das posthypnotische Verhalten: Hat jemand in Hypnose den Befehl erhalten, nach dem Erwachen auf dem Teppich herumzukriechen, so wissen die anderen, daß sein Verhalten nicht frei ist, wenn er dem Befehl folgt. Er selbst wird aber z. B. behaupten, er wolle den Teppich untersuchen, weil er den Kauf eines ähnlichen erwäge. Das ist nicht nur eine Entschuldigung gegenüber anderen, sondern der Versuch, sein Verhalten sich selbst gegenüber zu rechtfertigen, es zu rationalisieren, denn er wird es als frei empfinden. In einem solchen Fall würden wir aber eine Erklärung seines Verahltens mit diesen oder ähnlichen Gründen verwerfen, und würden die Ursache im hypnotischen Befehl sehen. Ebenso wird es auch der Betroffene selbst auffassen: Beweggründe sind ineffektiv, wo ein Verhalten kausal bestimmt ist. Mit ihnen erklären wir, warum ein Agent diese und nicht eine andere Alternative wählt. Daher sind Erwartungen und Präferenzen irrelevant und für eine Erklärung untauglich, wenn das Verhalten nicht frei ist.  Wenn ich an einen Stuhl gefesselt bin , also nicht aufstehen kann, so liefert die Tatsache, daß ich ohnehin sitzen bleiben will, keine korrekte Erklärung für mein Sitzenbleiben. Ursachen schließen Beweggründe nicht deshalb aus, weil sie die besseren Realgründe wären, sondern weil ein verursachtes Verhalten nicht frei ist und Beweggründe nur freie Agenten zu Handlungen bestimmen können.

Rationale Erklärungen sind also nur für Handlungen möglich. Nicht jede Handlung ist aber rational erklärbar. Wir handeln eben nicht immer rational, und nichtrationale Handlungen lassen sich nicht als rational erklären. Zudem gibt es grundlose Handlungen, von denen der Agent selbst sagen würde, er habe es ohne Gründe getan, spontan, einfach deshalb, weil er es tun wollte.

Für KANT ist es letztlich unerklärlich, warum jemand so handelt, wie er das tut. Man kann dafür zwar Gründe angeben und sagen, er habe es aus diesem und jenem Interesse heraus getan. Aber warum hat er dieses Interesse? Einzelne Interessen lassen sich aus fundamentaleren Interessen und Erwartungen erklären. Aber warum hat er gerade diese fundamentalen Interessen? Hier liegt für KANT, der Willensfreiheit annimmt, eine Entscheidung vor. Da diese sich aber, wenn sie nicht willkürlich sein soll, wieder an Präferenzen orientieren muß, geraten wir in einen infiniten Regreß. Diese Überlegung ist jedoch kein Einwand gegen rationale Erklärungen. Es gibt keine Letztbegründungen, die keine weiteren Fragen mehr offen lassen. Jede Erklärung geht von gewissen Prämissen aus, die in ihr nicht begründet werden, sondern die Grundlage der Erklärung bilden. Man kann natürlich auch fragen, warum jemand die Präferenzen oder Erwartungen hat, auf die eine rationale Begründung Bezug nimmt, aber dafür wäre dann eine andere Erklärung zuständig. Alles auf einmal läßt sich nicht erklären. Das eigentliche Problem KANTs betrifft auch nicht die rationale Erklärbarkeit von Handlungen, sondern die Willensfreiheit. Aber die ist hier nicht unser Problem. (7)

Man sieht heute weithin nur kausale Erklärungen als respektabel an, alle anderen Formen der Erklärung gelten bestenfalls als unvollständig und vorläufig. In einer geistesgeschichtlich vergleichbaren Situation hat sich SOKRATES in PLATONs  Phaidon  gegen das Programm der "Physiker", d. h. der Naturphilosophen, gewandt, alles kausal zu erklären. Der Dialog berichtet vom letzten Gespräch des SOKRATES mit seinen Schülern und Freunden, das er vor seinem Tod im Gefängnis führte. Obwohl man ihm - offenbar mit offizieller Duldung - die Flucht ermöglichen wollte, schlug er diese Chance aus. Den Grund erfahren wir aus PLATONs  Kriton:  Er wollte lieber den Tod auf sich nehmen, als die Gesetze Athens zu brechen. Die Erklärung der "Physiker" aber lautet:  "Sokrates  sitzt im Gefängnis, weil seine Beine aus Knochen und Sehnen bestehen und die Sehnen gelockert sind, so daß die Knochen in den Knien gebeugt sind." - "Aber," sagt SOKRATES darauf, "derartiges Gründe zu nennen, ist doch gar zu unsinnig."

Auf dieses klassische Beispiel eines verfehlten kausalen Erklärungsversuchs hat sich LEIBNIZ bei seiner Unterscheidung von Gründen und Ursachen bezogen. Er selbst gibt dort ein weiteres an:
    "Dies ist ebenso, als wollte ein Historiker bei der Darstellung einer Eroberung, die ein großer Fürst durch die Einnahme einer wichtigen Stadt gemacht hat, sagen, das sei deshalb geschehen, weil die kleinen Teilchen des Kanonenpulvers der Berührung mit einem Funken ausgesetzt waren und mit einer Geschwindigkeit entwichen seien, daß sie in der Lage waren, einen harten und schweren Körper gegen die Mauern der Stadt zu schleudern, während die Haken der kleinen Teilchen, aus denen das Kupfer der Kanone besteht, fest genug miteinander verbunden waren, um sich durch diese Geschwindigkeit nicht voneinander zu lösen -, statt zu zeigen, wie die Voraussicht des Eroberers ihn die richtige Zeit und die geeigneten Mittel wählen ließ und wie sein Können alle Hindernisse überwunden hat." (8)
Zum Abschluß noch eine Bemerkung zur statistischen Erklärung von Handlungen. Eine statistische Erklärung dafür, daß ein Objekt  X  die Eigenschaft  F  hat, wird im einfachsten Fall durch die Information geliefert, daß  X  eine Eigenschaft  G  hat und daß eine statistische Hypothese gilt, nach der die objektive Wahrscheinlichkeit, daß G-Objekte die Eigenschaft  F  haben, nahe bei  1  liegt. Erhält man diese Information, so ist die dadurch bedingte subjektive Wahrscheinlichkeit dafür, daß  X  die Eigenschaft  F  hat, ebenfalls fast  1.  Voraussetzung dabei ist erstens, daß die subjektive Wahrscheinlichkeitsbewertung gewissen Bedingungen erfüllt. Dazu gehört insbesondere die  Vertauschbarkeit  der Ereignisse, daß die G-Objekte die Eigenschaft  F  haben, d. h. es muß für alle Zahlen  n  ebenso wahrscheinlich sein, daß irgendwelche  n  G-Objekte die Eigenschaft  F  haben, wie daß irgendwelche  n  anderen G-Objekte diese Eigenschaft haben. Zweitens - und das ergibt sich schon aus dem ersten Punkt - darf noch nicht bekannt sein, daß  X  die Eigenschaft  F  hat, sonst wäre die subjektive Wahrscheinlichkeit dieses Sachverhalts  1,  und darauf wäre die Information ohne Einfluß. Wir suchen nun in der Regel nach Erklärungen von Ereignissen, von denen uns bekannt ist, daß sie eingetreten sind. Dazu ist eine statistische Erklärung nicht brauchbar. Was sie erklärt, ist nicht, warum das Ereignis eingetreten ist, sondern, warum zu erwarten war, daß es eintrat, bzw. warum zu erwarten ist, daß es eintreten wird. Daher stehen statistische Erklärungen nicht in Konkurrenz zu kausalen oder rationalen Erklärungen, die Antworten auf die Frage geben, warum ein Ereignis eingetreten ist. Im Sinn der in einer statistischen Erklärung verwendeten subjektiven Wahrscheinlichkeitsbewertung ist es zwar zufällig, daß das G-Objekt  X  die Eigenschaft  F  hat, während z. B. das G-Objekt  Y  diese Eigenschaft nicht hat - nach dieser Bewertung ist ja beides gleich wahrscheinlich und mehr Informationen hat man nicht. Das schließt aber nicht aus, daß man unter anderen Aspekten die Ereignisse als kausal determiniert ansieht. In der statistischen Mechanik geht man z. B. davon aus, daß alle Bewegungen der einzelnen Moleküle eines Gases nach den Gesetzen der Mechanik verlaufen, man beschreibt aber nicht die einzelnen Molekülzustände, sondern nur ihre statistische Verteilung.

Im Fall der statistischen Erklärung einer Handlung ist  X  eine Person und statt  "X  hat die Eigenschaft  F"  ist zu setzen  "X  tut  F".  Das F-Tun von  X  kann sich dann sowohl statistisch wie rational erklären lassen. Eine korrekte statistische Erklärung dieses Tuns impliziert nicht, daß es zufällig ist, also keine Handlung darstellt. Auch wenn wir davon ausgehen, daß die Personen mit der Eigenschaft  G - Personen, die bestimmte physikalische oder psychologische Eigenschaften haben und sich in Situationen einer bestimmten Art befinden -, immer Gründe dafür haben, daß sie  F  tun oder nicht  F  tun, können statistische Hypothesen über ihr Verhalten möglich sein, mit denen sich dann ihr Verhalten mit Wahrscheinlichkeit prognostizieren läßt. Eine solche statistische Hypothese kann z. B. beinhalten, daß die Personen mit der Eigenschaft  G  sich meistens rational verhalten. Dann kann man vorhersagen, daß sich  X,  der zu diesem Personenkreis gehört, wahrscheinlich rational verhalten wird. Das heißt nicht, sein Verhalten sei zufällig rational. Zufällig rational wäre es nur dann, wenn sich das Verhalten der einzelnen G-Personen grundsätzlich nicht genauer bestimmen ließe als mit Wahrscheinlichkeiten. Wir haben aber vorausgesetzt, daß jede der Personen Gründe hat, sich so oder so zu verhalten. Wenn 90 % der Leute essen, die Hunger und etwas zu essen haben, so heißt das nicht, es sei eine Sache des Zufalls, daß er eine ißt, der andere hingegen nicht. Der zweite wird vielmehr meist gute Gründe für sein Verhalten haben - er macht z. B. gerade eine Schlankheitskur.
LITERATUR - Franz von Kutschera, Die falsche Objektivität, Berlin - New York 1993
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    Anmerkungen
    1) Eine ähnliche Konzeption hat schon ROMAN INGARDEN in "Über die kausale Struktur der realen Welt" in der "Der Streit um die Existenz der Welt, Bd. 3,1974) vertreten. Dort sagt er: "Und diese Ursache ist nichts anderes als ein Ereignis (insbesondere der Abschluß eines Vorgangs), der einen bereits vorhandenen Bestand an zwar unentbehrlichen, aber nicht hinreichenden Bedingungen eines zu bedingenden Ereignisses zu dessen aktiver, hinreichender Bedingung ergänzt." (Seite 74) Am nächsten steht meine Theorie aber jener von G. H. von WRIGHT in "Causality and Determinism, 1974).
    2) Von den beiden üblichen Formulierungen des Determinismus: "Jedes Ereignis hat eine Ursache" - das ist das Kausalprinzip - und "Alles, was geschieht, geschieht mit Notwendigkeit", ist im Rahmen von Baumuniversen nur die zweite brauchbar. Das Kausalprinzip ist hingegen falsch, denn danach wäre jede Ursache wiederum die Wirkung einer anderen Ursache; es setzt den Ursachenbegriffe der Regularitätstheorie voraus.
    3) Praktisch ist für ihn die Frage freilich entscheidbar, aber wir beschränken uns hier auf theoretische Überlegungen.
    4) Dem letzten Bedenken könnte man entgehen, wenn man die Rede vom "Ziel" in der ersten Prämisse im Sinn eines Gesamtziels versteht, aber die Rede von Gesamtzielen ist problematisch.
    5) CHARLES TAYLOR stützt sich in "The Explanation of Behaviour", 1964), Seite 33 stattdessen auf eine Deutung des Ausdrucks "das Ziel haben" (er verwendet das Wort  intend),  nach der jemand nur dann ein Ziel hat, wenn er tatsächlich tut, was er für notwendig hält, um es zu erreichen, es sei denn, es kommt etwas dazwischen - äußere Hindernisse oder andere Überlegungen. Damit wird der Schluß zwar gültig, falls man die Prämisse hinzufügt, daß keine Hindernisse vorlagen, aber er eignet sich nicht mehr für Erklärungszwecke, denn die erste Prämisse läßt sich im Blick auf die anderen beiden nur mehr über die Konklusion verifizieren.
    6) Daß Gründe keine Ursachen sind, hat man zwar oft betont, oft aber so begründet, daß damit ihr Status als Realgründe verloren geht.
    7) THOMAS NAGEL sagt in "A view from Nowhere, 1986) VII. 2, Freiheit im vollen Sinn gebe es nur dann, wenn sie "absolut" sei, wenn sich also Handlungs- mit Willensfreiheit verbindet. Das ist zwar richtig, aber er folgt KANT einen Schritt zu weit, wenn er meint, damit werde freies Handeln zur Einwirkung eines Noumenons, eines rein geistigen Subjekts auf die physische Welt. Dieser Schritt führt zwar, wie NAGEL, betont, dazu, daß die Annahme von Freiheit absurd wird, aber es ist nicht einzusehen, wieso es Willensfreiheit nur für Noumena geben soll.
    8) LEIBNIZ, Discours de Metaphysique (1686), hg. von H. HERRING, Hamburg 1958, Seite 51.