von SchmalzBuonarottiSchleiermacherB. G. Niebuhr | ||||
Letztes Wort über politische Vereine
In meinem vieljährigen Richteramt habe ich immer erfahren, daß sich der Advokat, welcher die schlechte Sache verteidigt, in seinen Satzschriften gar nicht auf die Hauptfrage einläßt, sondern seinen Gegner über einzelne Ausdrücke in bloßen Nebensachen schikaniert. So jetzt meine Gegner. Was aber vor der Leipziger Schlacht geschehen, muß denen ungerügt bleiben, welche in momentanen Ekstasen Pläne machten unter Voraussetzungen, die eingetreten sind, nicht eintreten konnten; muß vorzüglich denen ungerügt bleiben, welche sonst redlichgesinnte Männer, entweder durch Kampf für unsere heilige Sache, oder Unterstützung der Kämpfenden ihre Irrtümer gut gemacht haben, und von Plänen, die ja auch nicht einmal in Tatsachen übergegangen, jetzt zurückgekommen sind. Ich rüge einzig, was nach der Leipziger Schlacht im Finstern getrieben wird, oder vielmehr jetzt nicht mehr im Finstern. Denn muß nicht gerade die unerhörte Wut, mit welcher man gegen mich spricht und schreibt und handelt, als der klarste Beweis einleuchten, daß die gerügten Verbindungen wirklich da sind, gleichviel ob Bund, ob handelnde Partei? Also nach der Leipziger Schlacht, nach dem Frieden von 1814, wo die anarchischen Maßregeln doch nicht mehr auswärtige Zwecke haben können! - Wenn ein Mensch behauptet, daß es Gespenster gäbe; so mag man ihn doch belachen, widerlegen und was was auch immer: wie kann man aber in Wut gegen ihn geraten, und ihn als einen, der mutwillig Unheil stiftet, verschreien? Sind sie nicht mehr, diese Verbindungen, habe ich vormals nur mit jetzt bloß verwechselt - so wird ja loyales Reden, Schreiben und Handeln aller Menschen mich bald widerlegen. Und wenn ich nach der Meinung des Herrn KOPPE mit Windmühlen kämpfte: so mag alle Welt darüber, beschweren kann sich doch niemand darüber - als die Müller. Von meinen Gegnern, sehe ich aber wohl, möchte gern jeder seinen Teil politischer Weisheit bei dieser Gelegenheit vorbringen. Dazu sind immer die am geneigtesten, welchen einzig die Zeitung Lehrer, das Kaffeehaus Hörsaal für Politik gewesen sind; und die uns nun (Männer von Geist, wie sich versteht um Akten und Fakten unbekümmert ihre Betrachtungen als unfehlbar darlegen. Daß es im Staat wohl steht,
2. um die Polizei, 3. um Finanzen, 4. um die Landesverteidigung, Sind wir Deutsche oder Franzosen? Das ist ja eben das echt französische Unwesen seit 26 Jhren, dieses unselige Konstitutionen-Brüten. BONAPARTE machte sie zu Dutzenden, wie Dekrete; unsere politischen Schreiber machen sie zu Dutzenden, wie Zeitungsartikel. Wer will, kann darüber lachen. Aber wenn sie das Volk für ihre Possen aufwiegeln wollen, - freilich man könnte darüber lachen; nur wen überliefe nicht der Unwillen? Und wenn sie sich gar in Parteien zusammenrotten, wenn die Parteien schon so ausgebreitet sind, wie jetzt eben durch ihre Wut gegen mich zutage liegt: so war es doch wohl für einen Mann Pflicht, sie ans Licht zu bringen, welches sie zerstreut, für einen Mann in meiner Lage, welcher weder höheren Rang, noch höheres Einkommen vom Staat zu suchen hat, dem also nicht nachgeredet werden kann, er suche durch seine Rügen etwas zu erlangen. Herr KOPPE, was will man mehr? spricht von Plänen, welche momentan-anarchistischen Gebrauch von der Volkskraft hätten machen wollen; von Bünden, welche frevelnd ins Leben gegriffen hätten (1). Genug für uns in der Hauptsache. Es ist geschehen, was der Rezensent Nr. 2 der NIEBUHRschen Schrift in der Hallischen allgemeinen Literaturzeitung als Wunsch aussprache, ich aber wirklich wünschte, nämlich die Sache sehr ernst zur Sprache zu bringen. Doch von der Hauptsache reden die Herren nur im Vorbeigehen. Aber in Nebensachen drücken sie meine Worte, um irgendeinen gehässigen Schein auf mich zu werfen; und auch das mit handgreiflicher Unwahrheit. 1. Ich soll bestritten haben, daß unser preußisches Volk mit edler Begeisterung aufgestanden ist. Haben sie über ihrem französischem Spiel mit Konstitutionen die deutsche Sprache, die sie ohnehin mißhandeln, schließlich ganz verlernt? Ich habe gesagt: das tiefe Gefühl der Unterdrückung des Vaterlandes und der Aufruf des Königs an sein Volk, an sein Heer, habe das kräftige Pflichtgefühl für König und Vaterland mächtig erweckt. Sie dagegen sind es eben, welche unsere braven Landsleute beleidigen, indem sie wollen, ihre Deklamationen hätten es getan, ihre Flugblätter. Nicht Pflichtgefühl gegen das Heiligste, was es im Irdischen gibt, nicht ein wahrhaft kräftiges Gefühl, sondern ihr Geschrei, ihr anarchisches Geschwätz, soll das Volk begeistert haben; nicht des Königs Aufruf, sondern Privatschreiber sollen es ausgerichtet haben - rüstige Burschen, welche klüglich weder selbst zu den Waffen griffen, noch für die Waffen etwas taten, als eben schreiben, was das Volk nicht lesen würde. Ich frage unsere braven Landsleute, welche die Waffen ergriffen, oder das Ergreifen derselben so hochherzig beförderten und die Bewaffneten so herrlich unterstützten, ich frage: trieben sie denn die Schriften jener Herren, oder trieb sie, wie ich bezeuge, ein tiefes Gefühl der Unterdrückung des Vaterlandes, kräftiges Pflichtgefühlt für den König und das Vaterland? Am 4. März 1813 gingen die Franzosen von hier. Vorher schrieb wahrlich keiner; da war Gefahr dabei. Deklamieren konnten sie nur hinter dem sie schützenden Heer. Aber wieviel hatten unsere jungen Männer schon getan, unsere Bürger schon getan seit dem 9. Februar, an dem des Königs Aufruf erschien! Gingen auch unsere Krieger berauscht von Deklamationen bei Großbeeren, bei Katzbach, bei Nollendorf und Culm, bei Dennewitz, Wartenburg, Leipzig, Laon und Paris in die Schlacht, wie jene sagen, oder stürmten sie in den Feind, in dem Gefühl, daß er solange uns gedrückt hat und schließlich König und Vaterland uns ganz rauben wollte, wie ich sage? Ich die edelste Begeisterung leugnen? Begeisterung durch jene leugne ich ihnen; anarchischen Rausch leugne ich, welchen jene zur Kränkung des hohen Ruhms unseres Volkes und Heeres fälschlich vorschieben. Der Rezensent Nr. 2 in der Hallischen Literaturzeitung will nicht wissen, wo die Glocken 1813 wirklich hingen, will sie aber 1806 läuten gehört haben. Ich kenne damals keinen Aufruf. Aber das weiß ich (um doch eine von Herrn KOPPEs Fragen zu beantworten, da die andern sich von selbst beantworten), daß die Kreise um Halle sich beim Ausbruch des Krieges 1806 erboten, als Schützen aufzustehen, mehrere Tausend Hausväter, und daß dies abgelehnt wurde, weil die Familien all dieser braven Leute, selbst im Fall eines auch nur momentanen Rückzugs verloren gewesen wären; das weiß ich, daß die jungen Männer in Berlin aufstehen wollten, daß Bürger ihre Pferde anboten, daß sich in Schlesien so viele brave Leute zum Heer schlugen, daß die Pommern, daß die Preußen das Heer so herrlich unterstützten, daß die Kolberger unter GNEISENAU ihren alten Rum erhöhten. So lag das Gefühl von jeher im Volk, und ist ihm nicht jetzt erst eindekamiert. 2. Ich soll Haß gegen die Franzosen getadelt haben. Meine Mitbürger wissen, wie meine Zuhörer vornehmlich, wie ich gegen die Franzosen gesinnt war. Was ich gegen sie und für das Vaterland tat, das geziemte mir nicht zu sagen; kann aber zum Teil bei den Herren Gebrüder SCHICKLER erfragt werden (2); und wissen auch viele vom Frühjahr 1813 her. - Aber, wenn es edel ist und groß den Feind zu schlagen, so ist doch der Haß des Menschen nicht edel. Nicht süßlich fade Aufklärung des 18. Jahrhunderts hat die Tugend des Hasses, welche Herr KOPPE preist, verdrängt; sondern 18 Jahrhunderte vorher gebot unser Herr, den Feind zu lieben und er wußte nichts von einer Tugend des Hasses. Aber nicht einmal den Haß gegen Frankreich habe ich in meiner ersten Schrift getadelt, sondern die Schmähungen deutscher Regierungen in Deklamationen gegen Frankreich. 3. Soll ich den Despotismus begünstigen, als Feind liberaler Konstitutionen und der Volks-Repräsentationen und aufgereizt durch eine despotische Partei, welche hier sein soll, geschrieben haben. Habe ich in meinem Leben vorher nichts geschrieben? Sind mein deutsches Staatsrecht, meine Staatsverfassung von Großbritannien, meine Rechtsphilosophie, meine Staatswirtschaft, Begünstigungen des Despotismus? Fange ich im fünfundfünfzigsten Jahr meines Lebens an, meine Grundsätze zu verkaufen für Gunsterschleichungen? Ich, der nichts suchte, als mein nächster Verwandter, mein vertrautester Freund, ein Ministerium verwaltete, ich nun etwas erschleichen wollen? Und das durch einen einzigen Bogen Papier, den doch vornehmlich meiner Gegner Geschrei erst ausbreitete? An drei regierende auswärtige Fürsten habe ich jene Schrift gesandt, weil ich Bünde in ihren Ländern tätig wußte. Konnte ich aber dafür irgendetwas erwarten, als höchstens ein einfaches Dankschreiben? - Und eine Partei vollends, ja einzelne Männer, denen ich mich durch despotische Grundsätze gefällig machen könnte - kenne ich gar nicht. Wohl müßte ich aber hier fürchten dadurch gerade das höchste Mißfallen meiner Vorgesetzten auf mich zu ziehen; und wenn ich bis jetzt ihres Beifalls mich zu rühmen habe, so ist das gerade durch stets offene Freimütigkeit. Despotismus heißt der Mißbrauch der höchsten Gewalt zur Ungerechtigkeit. Ist nun überall ein Mensch wahnsinnig genug, Ungerechtigkeit zu verteidigen? Ich finde aber meines Orts in der Geschichte beschrieben, wie stets auch in Republiken der Despotismus wütete. Der Ostrazismus [Scherbengericht - wp] in Athen war sogar gesetzlicher Despotismus; und CAMMILLUS und CICERO waren die nicht Opfer des Despotismus? Hat NERO ärger gewütet, als die Jakobiner? Auch in England hat keine Volksrepräsentation den Despotismus HEINRICH VIII. verhütet. Ich habe in meiner Schrift nicht ein Wort gesagt, welches als gegen Volksrepräsentation geschrieben, angesehen werden könnte. Nur gegen das, was unkundige und verworrene Köpfe so nennen - nur dagegen, daß Konstitutionen gegen den Willen der Souveräne durchgesetzt werden sollen, habe ich geredet. Das letzt ist doch wohl allenthalben Hochverrat? Ich halte aber jede Konstitution für gut, (und auch die ganz allein) welche sich aus der Eigentümlichkeit einer Nation von selbst allmählich und in der Stille gebildet hat, und halte jede für absolut schlecht, welche ein Mann so niederschreibt, sei es SOLON oder KOPPE. Nicht was dahingeschrieben, nicht was publiziert wird, ist die wirkliche Konstitution des Staates. Sie ist das All aller öffentlichen Einrichtungen. Und wer ist der Mann, welcher diese, welcher ihr Eingreifen ineinander, und ihr Eingreifen in die zahllosen Privatverhältnisse so vollständig übersieht, daß er ohne Ungerechtigkeit da mit einem Schlag fortschaffen und ändern wollte? Oder soll so recht echt französisch jährlich eine Konstitutioin, wie ein Kalender, erscheinen? Eben die Konstitutionsmacher a priori sind die ärgsten aller Despoten, weil sie durch das, was sie wollen, notwendig zahllose Verhältnisse zerreißen, also notwendig zahllose Ungerechtigkeiten üben müßten. Aber das bekenne ich, das habe ich immer bekannt, daß ich die kraftvolle Erbmonarchie für die beste aller möglichen Verfassungen halte; weil in ihr die Freiheit am sichersten, fast allein sicher, ist. In allen anderen Verfassungen haben nämlich die Machthaber ein Privatinteresse für ihre Familien, welches vom öffentlichen Interesse des Volkes verschieden ist. Aber ein Erbmonarch hat für sich und sein Haus keinerlei Interesse, als das allgemeine Beste des Volkes allein. Denn er selbst ist gerade nur so reich und so mächtig, als sein Volk reich und kultiviert ist. Arme untertanen, ungebildetes Volk, und er kann weniger Steuern erheben, weniger ausrichten. Nun muß aber der allerbeschränkteste Kopf einsehen, daß Wohlstand und Kultur eines Volkes nur in Freiheit gedeihen, vom Despotismus aber notwendig beide vernichtet werden. Es ist also gerade des Erbmonarchen Privatinteresse, die Freiheit seiner Bürger zu schützen. Auch Fürsten sind freilich Menschen und können irren, aber das können Repräsentanten auch; und wir sind zumindest des guten Willens eines Fürsten sicherer, als von Machthabern, die auch Privatperson sind. Aber von den wahren Vorteilen der Volksrepräsentatioinen haben Leute, wie unsere politischen Flugblätterschreiber, gerade desto verkehrtere Ideen, je lauter sie schreien, und ich setze hinzu, je frecher sie dabei die Sprache der Religion entweihen. Christen und momentan-anarchistische Maßregeln? Welche Lästerung! Unter der Regierung NEROs schrieb der Apostel PAULUS, daß wer der Obrigkeit widerstrebt, Gottes Ordnung widerstrebt. Es ist aber die alte Larve wieder, zu welcher sie greifen. Die Larve der Aufklärung, welche die Jakobiner Frankreichs nahmen, ist nun abgenutzt; sie langen die des THOMAS MÜNZER, des JOHANN BOCKHOLT, des CROMWELL wieder hervor, um heuchlerisch unter dem Deckmantel religiöser Floskeln Teufelei zu wirken. Sie möchten aber gern die Vorstellung verbreiten, als ob ein Fürst nur darauf lauert, sein Volk despotisch zu bedrücken und als ob Repräsentanten es dann dagegen hochherzig zu verteidigen streben. Der, welchem das öffentliche Interesse allein eigenes Privatinteresse ist, der soll es zerstören wollen; die, bei welchen eben das Privatinteresse gar ein anderes sein mag, als das öffentliche, die sollen es aufrecht halten! So albern waren unsere Väter nicht, als sie Landstände ordneten. Diese Stände sollten keine Opposition bilden gegen den Fürsten, sondern er sollte mit ihnen beraten, um desto gründlicher unterrichtet zu werden von der Lage der Sachen in allen Teilen seines Gebietes, sie sollten Irrtümer der Minister und Räte berichtigen und widerlegen, die Wünsche des Volkes und dessen Bedürfnisse, sowie Klagen über untreue Räte vor den Thron bringen. Aber wahrlich, wenn man kein Inselvolk ist, wie die Engländer, wenn man nicht so viel reicher als alle anderen ist, wie sie jetzt, um keine Bestechung von außen fürchten zu dürfen: so soll man sich wohl hüten, die Macht der Regierung auch nur in so scheinbar enge Grenzen zu bringen, wie sie. Lügenhaft vorgespiegeltes Ansehen der Stände, wie in Frankreich oder Westfalen unter BONAPARTE, wird doch niemand wollen. Und wie wollten wir es wohl einrichten, daß auf so offene ehrliche Art, wie in England, doch am Ende die Krone allein durch ihren Minister der Demagoge wäre? Eines Inselvolkes Sicherheit beruth auf der Flotte - die kann keine Macht im Innern geben. Eines Volkes auf dem festen Land Sicherheit beruth auf dem Heer. Das Heer aber muß absolut gehorchen; kein bewaffneter Mann darf irgendeiner politischen Partei oder Sekte, sondern soll unbedingt nur mit unbedingtem Gehorsam seinem Eid angehören - oder eine zügellose Anarchie würde bald im schrecklichen Despotismus eines Abenteurers enden, wie CROMWELL, wie BONAPARTE, wie die meisten der römischen Imperatoren. Das begreift jedermann. Nun aber, wenn die Krone das Heer befehligt: so ist sie eben Herr vom Lande; und das Heer kann man ihr nicht nehmen, ohne das Land dem feindlich lauernden Nachbarn preiszugeben, über kurz oder über lang. - Und will man einer Volksrepräsentation, statt der herrlichen Bestimmung einer gemeinschaftlichen Beratung in gegenseitigem Zutrauen und Liebe, die Bestimmung der Opposition geben: so lese man doch in der Geschichte, wie französisches Geld es allein war, was Englands Unruhen und KARL I. und Englands Elend unter KARL II. erkaufte. Die Opposition im Parlament ist gut, Opposition des Parlaments allemal ein öffentliches Unglück. Und ob sie stets gerecht gewesen ist, lehrt die Geschichte KARLs I. am besten. Bemühe man sich doch nicht so töricht auf seinem Zimmer Konstitutionen zu entwerfen. Aber, wer etwas wirken möchte durch politische Wissenschaft für den Staat, der forsche nach, wie Justiz, Polizei und Finanzen am besten einzurichten sind, wie der Krieg am besten zu führen ist und mache bekannt, was er Fruchtbares gefunden hat. Rede er auch freimütig, nur wie der gebildete Mann bescheiden, auch gegen Anordnungen des Staates. Regierung und Bürger werden ihm Dank wissen. Breite er seine Kenntnisse aus, auf daß im allgemeinen eine Anerkennung des Wahren jede Regierung ebensowenig einen Mißgriff in anderen Justizordnungen oder Polizei- und Finanzeinrichtungen wieder machen könne, als sie heutzutage den Hexenprozeß wieder einführen könnte. Kultur vor allem der genannten Wissenschaften wirkt mehr, als irgendeine Art von Repräsentationen, und diese allein nur durch sie. Am undankbarsten ist Herrn KOPPEs Bemühen, für den deutschen Bund (denn Einheit der Regierung Deutschlands hält auch Herr KOPPE mit mir für Unsinn) und besonders für die Preußische Monarchie Konstitutionen zu entwerfen. Was die Einzelheiten der deutschen Verfassung betrifft: so überlassen wir das lieber den Beratungen des Bundestages. Denn schwerlich übersehen wir Privatleute jetzt alle Rücksichten, die zu nehmen sind. Da wird dann ja auch beraten werden, ob der Unterschied des Herrn KOPPE Grund hat, nach welchem der König von England und der König von Dänemark ihre deutschen Länder abtreten, der König von Ungarn und Italien aber die seinigen behalten soll, - etwa weil das deutsche Reich wegen Hannovers und Holsteins öfterer in englische und dänische, als wegen Österreichs in ungarische und italienische Kriege verwickelt worden? Was Preußen anbetrifft: so hat der König die Volksrepräsentation gerade auf den Gründen angekündigt, auf welchen allein eine Konstitution ruhen kann und soll, nämlich auf den nationalen Eigentümlichkeiten. Unsere nie aufgehobenen Landstände sollen in Tätigkeit gesetzt und zu einer allgemeinen Repräsentation vereinigt werden, wie unsere Provinzen zu einer Monarchie es sind. Jede Beschränkung des Throns aber würde unser Volk verabscheuen. Der Gutsbesitzer und der Kaufmann, der erwerbende Bürger und der Landmann, (wobei nicht ein Dutzend Schriftsteller die Nation ausmachen; - Beamtete gehören ohnehin nur zum Thron) würden sich sehr weislich sträuben, einen König, dessen Interesse genau nur das ihnen allgemeine Interesse ist, durch das Privatinteresse anderer Machthaber zu sehen. Doch nicht bloß über die Finanzgesetze, wie Herr KOPPE will, sondern über alle Gesetze, welche Freiheit und Eigentum betreffen, wie der König es will, möchten wir Beratungen der Stände wohl haben. Was ich gehofft, was ich gewünscht habe, ist geschehen. Die Publizität löst die Bünde, die ich anklage; hat sie vielleicht schon gelöst. Die eigene Unbesonnenheit eifernder Gegner ist mir am besten zu Hilfe gekommen. Zweifelt nach ihrem Geschrei noch jemand am Dasein solcher Verbindungen? Andere Beweise gehören für die Staatsbehörden, nicht für das Publikum. Aber des Herrn NIEBUHRs Aufruf, daß sich melden möge, wem Anträge geschehen wären, ist befolgt worden. Auch an micht sind solche Meldungen gemacht und an den gehörigen Ort gesandt worden. Die Rede ist, wohl verstanden, von dem, was im Jahr 1814 und 1815 geschehen ist. Die Furcht aber in der Minerva (October 1815), daß Jakobiner-Riecherei erregt wurde, ist grundlos, weil selbst dies doch niemandem schadet, welcher kein aufrührerisches Geschwätz aus Mund oder Feder gehen läßt. Und das soll niemand irgendwo, oder irgendwann. Freiheit der Presse laßt uns wahren und benutzen. Ich meines Orts meine, sie früherhin gewiß benutzt zu haben (3), und denke das in der Folge, so Gott will! noch zu tun. Aber der Mißbrauch dieser Freiheit ist gerade die Zerstörung derselben. Den redlichen Mann wird keine Jakobiner-Riecherei abschrecken von Freimütigkeit - sondern nur den unredlichen oder unverständigen von Frechheit. Und nun von mir über diesen Gegenstand kein Wort wieder, was auch die Herren drucken lassen mögen.
1) Vom Tugendbund glaube ich das eben nicht, wenn auch von einzelnen Mitgliedern es geschehen sein möchte. Aber davon, von all dem vor der Leipziger Schlacht, ist nur gar nicht die Rede. 2) Dies zur Antwort auf eine ungebührliche Frage. 3) Man sehe meine Abhandlungen über die Kornsperre, über Zinsen, über Indult u. a. m. |