ra-2William JamesWissen und GlaubenGlauben und Wissen    
 
GUSTAV E. MÜLLER
Jonathan Edwards

"Der Wille ist ein Wertbegriff. Er besteht in Handlungen des Vorziehens und Verwerfens. Zumindest zieht er stets ein Etwas dem Nichts vor. Wille ist Wahl. Vom Wunsch unterscheidet sich der Wille dadurch, daß er zugleich mit dem Zweck auch die Mittel wählt. Der Wille enthält immer eine Erkenntnis oder ein Urteil, er wählt das, was der sich der Verstand als wertvoll vorstellt."

"Alles Wirkliche ist und Wirkende seelisch. Nur die Seele ist der Sitz aller Affekte. Der Leib ist nicht fähiger, wirklich das Subjekt von Liebe und Haß, Freude und Trauer, Furcht und Hoffnung zu sein, als ein Baumkörper."

"Wer in der praktischen Wirklichkeit sichere Zeichen aufrichtet und in ihr wahre Wirklichkeit zu erkennen glaubt, betritt den einzigen Weg, den Satan zur Verführung der Herzen zur Verfügung hat. Absolute Ziele als wirkliche behauptet, sind nichts als glänzende und schreckliche Phantasien. Wirklicher Mensch sein, heißt sich einer unentrinnbaren und fatalen Lage bewußt werden, heißt die Wirklichkeit unter dem Zeichen der Sünde verstehen zu lernen."

Leben und Persönlichkeit

Der Calvinismus Neuenglands sammelt sich, bevor er scheidet, in der dritten Generation zu einem tiefen, logisch durchdachten System. EDWARDs ist der erste und zugleich letzte philosophische Puritaner in Amerika. Er ist einer der stärksten, ursprünglichsten philosophischen Köpfe der neuen Welt. er ist ein "Reaktionär". Bereits umwittert von der revolutionären Stimmung seines Jahrhunderts, lebt er, den Blick unverwandt zurückgerichtet auf das Gottesreich, das seinen Vorfahren praktisch "nahe herbeigekommen" war. Die rechte Verwaltung des Wortes ist ihm unendlich wichtiger als die Affären menschlicher Reiche.

Er wurde in East Windsor, Connecticut, im Jahre 1703 geboren. Mit zwölf Jahren bezieht er das Yale College. Aus den späteren College-Jahren stammen wertvolle Aufzeichnungen über den Geist (Notes on the Mind), und ein moralisches Tagebuch (Diary). Er liest LOCKE und eignet sich dessen Erfahrungsgrundsatz an, daß uns gegebene oder natürliche Inhalte nur als Bewußtseinsinhalte durch die Sinne bekannt sind. Aber er bildet ihn sogleich auf einen religiösen Spiritualismus hin um, etwa in der Richtung BERKELEYs, ohne diesen zu kennen. LOCKEs unbekannte Dinge ansich, die den Bewußtseinsinhalten zugrunde liegen, sind Gott. "Dieses Etwas sind Er, in dem alle Dinge zusammenhängen. Das Universum ist die Idee Gottes und des göttlichen Willens, der sie geschaffenen Geistern mitteilt." Sein als den Sinnen gegeben ist sekundär, ist Erscheinung. Ursprünglich ist allein ein aktives und geistiges Sein, das sich durch jenes mitteilt. Als bloße Bewußtseinsinhalte tragen gegebene Gegenstände nämlich keine Gewähr notwendigen Seins in sich. Sie könnten ebensogut nichts sein, "wovon die schlafenden Felsen träumen". Notwendiges Sein ist eine ursprüngliche Idee, die nicht  nur  unsere Idee sein kann, denn als solche wäre sie eben gerade nicht notwendig seiend. Notwendiges Sein ist Gottes Idee und ist Gott selber. Und aller Wert, alle Wahrheit und Schönheit beruth auf der Übereinstimmung mit dieser in sich selber einstimmigen Idee notwendigen Seins.

Deshalb gibt sich EDWARDs nicht damit zufrieden, daß ihm die Morallehre vorträgt, Tugend bestehe in Vortrefflichkeit (Excellence) und diese in Proportion und Harmonie der Seele. Warum, frägt er, soll Proportion besser sein als Nichtproportion? Harmonie besser als Maßlosigkeit? und antwortet, weil Proportion und Harmonie Hinweise auf Gottes notwendiges, in sich begründetes und mit sich übereinstimmendes Sein sind. "Was in der Harmonie widerspricht, vermindert das Leben und nähert sich der Vernichtung, dem Nichts. Gott ist unbedingtes Sein und als solches Prinzip aller Vortrefflichkeit." Es ist unmöglich, das Gute vom absoluten Sein zu scheiden. "Im Vergleich mit ihm muß alles anderes als nichts betrachtet werden. Was die Körper betrifft, haben wir gezeigt, daß sie kein eigentliches, selbständiges Sein haben. Geister dagegen sind Mitteilungen (communications) des ursprünglichen Geistes. Metaphysisch genau gesprochen ist eigentlich nur Gott. Alle Trefflichkeit und Schönheit ist von ihm abgeleitet in derselben Weise wie alles Sein. Und aller Wert ist wie ein von ihm geworfener Schatten. Das oberste Lebensgesetz ist das Gesetz der Liebe, das heißt Beistimmung (consent) zum unendliche Sein Gottes, Zeuge davon zu sein, daß jede Existenz nur Sein hat in Harmonie mit dem allumfassenden Sein. Die geheime Harmonie zwischen den verschiedenen Teilen des Universums ist nur das Bild gegenseitiger Liebe."

Unter diesen Voraussetzungen kommt es bei EDWARDS nirgendwo zu einer scharf herausgearbeiteten "Natur" im Sinne der Naturwissenschaft, weshalb ihm die Spannung des sonst Geistesverwandten KANT fehlt. An ihrer Stelle finden wir eine Naturpoesie, die auf die Transzendentalisten und manche "moderne Naturreligion" vorausweist.
    "Mein Sinn für göttliche Dinge nahm allmählich zu und wurde immer lebhafter und hatte mehr innere Süße. Die Erscheinung jeglichen Dings veränderte sich. Es trug sozusagen allüberall den stillen, süßen Überwurf oder Erscheinung göttlichen Ruhms; Gottes Vortrefflichkeit, Weisheit, Reinheit und Liebe erschien allgegenwärtig. In Sonne, Mond und Sternen, in Wolken und blauem Himmel, in Gras, Blumen, Wasser, Bäumen und in der ganzen Natur. Ich pflegte oft zu sitzen und den Mond zu betrachten und tagsüber verwandte ich viel Zeit darauf, die Wolken und den Himmel anzuschauen, um darin den süßen Ruhm Gottes zu erblicken, während ich mit leiser Stmme meine Kontemplationen über Gott, den Schöpfer und Erlöser, sang. Und kaum etwas war mir so süß unter all den Naturgebilden wie Donner und Blitz ... Ich hörte im Donner die schrecklich majestätische Stimme Gottes."
BENJAMIN FRANKLIN erfand zur selben Zeit den Blitzableiter. Zu diesen innig-sinnigen Naturstudien gehören auch EDWARDS Beobachtungen und Aufzeichnungen über die Spinnen.

Diese Spannung zwischen logischer Philosophie, welche Gott und seine Offenbarung in ihrer Universalität zu denken unternimmt, und einer mystisch erotischen Neigung, Gott zu erleben und zu kosten, ist das eigentliche Problem von EDWARDS. Es ist ihm auch in seinem Leben zum Schicksal geworden, wie aus seinem Lebenslauf ersichtlich werden wird.

Das "Tagebuch" enthüllt uns seine moralische Verfassung. Der Sechzehnjährige nimmt sich vor:
    "Nichts tun als zu Gottes Ruhm und zum eigenen Vorteil und Vergnügen, was meine Pflicht ist und micht zum Besten der Menschheit verpflichtet. In diesem Bestreben keinen Augenblick meiner Zeit zu verlieren. Mit aller Macht leben. Mäßigkeit im Essen und Trinken. Nichts als die Wahrheit reden. Tägliche, wöchentliche, jährliche Gewissenserforschung. Nicht rasten, den hintersten Beweggrund schlechter Gedanken ausfindig zu machen. Zu diesem Zweck die Träume untersuchen, inwiefern sie versteckte Triebfedern verraten ... Sich Gott geben, auch die Sinne. Kein geistlicher Hochmut, nicht über Schwächen und Torheiten anderer lachen. Stets so leben, als ob wir im nächsten Augenblick stürben. Sich an weltlichen Erfolgen anderer freuen. Nicht dulden, daß über andere sarkastisch gesprochen wird. Nie in fixierten Urteilen verknöchern. Kein Verweilen bei den dunklen Seiten des Lebens, weil das die Dunkelheit nur vermehrt ... Sich wehren gegen Unterdrücktwerden. Friedrlichkeit findet seine Grenze an Gottes Ehre. Wie ein Christ leben, auch wenn es keinen zweiten gäbe."
Auch diese innerliche Schau des Ideals ist von starker Gemütsbewegung begleitet, ihre Größe ergreift ihn so, daß er in Tränen ausbricht und sich deswegen lange im Zimmer einschließen muß.

Die geistlichen Exerzitien steigern sich gegen Ende seiner Schulzeit zu einem Bekehrungsdurchbruch im pietistischen Sinn. Er hat von diesem Erlebnis nie ausführlich Zeugnis abgelegt, aber es war entscheidend. Es hielt ihn davon ab, die ihm gebotene Gelegenheit einer akademischen Laufbahn zu ergreifen. Und es überwand seine Zweifel in Bezug auf die Gerechtigkeit Gottes, Heilige zu erwählen und Sünder zu verdammen. Sein Biograph sagt, daß seine vorher runde leserliche Schrift sich nachher in harte, eckige, schwer lesbare Formen verwandelte.

Mit siebzehn Jahren ging er als Prediger nach New York, das ihm nicht gefiel. Nach einem akademischen Zwischenspiel als Tutor in Yale wurde er 1726 Pfarrhelfer bei seinem Großvater STODDARD in Northampton, das für die nächsten sechsundzwanzig Jahre sein Wirkungsfeld blieb. Der Ort zählte etwa 200 Familien. EDWARDS ist vergnügt, daß er einen Ort gefunden hat, der von Ketzereien, Irrtümern und Sekten sehr frei ist, daß er weitab von Seehäfen und für sich in einem Winkel des Landes liegt. Sein Volk sei nüchtern, arbeitsam, verständig und wohlhabend.

Dieses Zählen nach Familien ist typisch für die alte Gesellschaftsordnung mit der patriarchalischen Familie als Einheit und Zelle. EDWARDS selbst heiratet bald nach Ankunft die siebzehnjährige SARAH PIERREPONT, ebenfalls aus einer angesehenen Predigerfamilie stammend. Sie schenkt ihm zehn Kinder, eine gar nicht ungewöhnliche Zahl. Waren doch Familien mit achtzehn Sprößlingen nicht selten. Daher auch die große Bedeutung des strengen Familienregiments. Die Kinder pflegten sich beim Eintritt der Eltern zu erheben und durften nicht niedersitzen, bevor die Eltern Platz genommen hatten. Neun Uhr blieb unabänderlich Bettstunde, auch Gäste und später Freier hatten sich zu dieser Zeit zu verabschieden. Die Frau scheint außergewöhnlich unterrichtet gewesen zu sein und übte in ihrer stillen, einfachen und innigen Frömmigkeit einen bedeutenden Einfluß auf ihren Gatten aus. Sie hatte er vor Augen, wenn er theologisch die echte Unmittelbarkeit des Herzens verteidigt gegen allerhand "unmittelbare Eingebungen".

Nach seines Großvaters Tod einstimmig zu dessen Nachfolger erkoren, nimmt EDWARDs den Kampf auf gegen "die dumpfe Gewohnheit und Gleichgültigkeit in Religionssachen". Daß seine Leute die Kampfstellung der Pilgerväter verlassen haben, ist ihm nicht nur ein lokales Übel. Er empfindet diese "Schlaffheit" als einen Teil der allgemeinen kirchenfeindlichen oder gleichgültigen Wendung seines Jahrhunderts. Und auch diese Perspektive ist nur Vordergrund. Dahinter steht in unbedingter Ungeschichtlichkeit oder Urgeschichtlichkeit das Ringen Satans mit dem Herrn. Und so setzen seine Predigten mit einer Wucht an, die seinen Namen bald über Neuengland nach Boston tragen.

Der Gegensatz des zweiundzwanzigjährigen Predigers zum Großvater STODDARD muß wie ein betäubender Blitzschlag gewirkt haben. Zwar äußerlich vermeidet er mit echt angelsächsischer Zurückhaltung wilde Gebärden und oratorische Effekte. Aber seine Stime kling wie schneidendes Metall, seine blühende Phantasie wühlt in den furchtbarsten Bildern ewiger Verdammnis, sein psychologischer Scharfsinn seziert unbarhmherzig menschliche Schwäche, jeder fühlt sich umstellt, logisch festgenagelt und gekreuzigt. Es wird berichtet, die ehrbaren, verständigen Bürger Northamptons hätten sich an ihren Kirchenstühlen festgeklammert, um nicht von der zu ihren Füßen aufgähnenden Hölle verschlungen zu werden. Diese Höllengewalt haben die Amerikaner nie vergessen und verziehen. Gott haßt den Sünder, sagt er etwa, wie wir ein garstiges, giftiges Insekt hassen. Wenn wir es auf eine Nadel gespießt haben, um es im nächsten Augenblick ins Feuer zu werfen, darf es nicht auf unsere Nachsicht zählen. Oder: die Lage des Sünders ist wie die eines Menschen, der an einer dünnen Schnur über einem Abgrund oder einem siedenden Ölkessel hängt, gewiß ist, daß ihn die Schnur nicht trägt, ungewiß nur, wieviele Sekunden ihn die Schnur noch trägt.
    "Ihr findet diese Sprache übertrieben? Würdet ihr es übertrieben finden, wenn ein Vater seine Stimme mit aller Macht erhöbe, um seine Kinder aus einem brennenden Haus zu retten? Aber wir alle sind Kinder in einem brennenden Haus, keiner kann sich in Sicherheit wiegen aufgrund weltlicher Tugenden oder eines orthodoxen Bekenntnisses. Gott sieht nicht auf die Worte des Mundes."
Die Wirkung blieb nicht aus. Wie EDWARDS selbst berichtet: Jedes andere Gespräch als über geistliche und ewige Dinge wurde verpönt. "Bekehrungen" erfolgten, "manchmal vier bis fünf die Woche", nachdem diei Leutchen manchmal "jahrelang" in Furcht und Zittern, Bedrängnis und Angst wegen ihres Seelenheils dahingesiecht waren. Den Höhepunkt erreichte "die große Erweckung" in den letzten Dreißigerjaren, als die ganze Stadt sich als "errettet" ansehen durfte und in der Kirche ihre Dankbarkeit jubilierte.

Aber auch die Gegenwirkung dieser Überspannung blieb nicht aus. Satan mischte seine Hände ins Spiel. Er raunte den Menschen zu, sich die Gurgel durchzuschneiden. Andere versenkte er in Trübsinn, verleidete ihnen die Arbeit, die ja doch zu nichts nütze sei. Die große Erweckung wird zur Bekehrungsseuche. Sie ergreift vierjährige Kinder, die ihren Eltern als Höllenbraten verfluchen, im Namen des Heiligen Geistes. Wanderprediger und Schwarmgeister treten auf, die vor geistlichem Hochmut triefen und bloße Pfarrer als satanische Wölfe in Schafspelzen in ihren Gemeinden verdächtigen. Andere sterben in religiösem Wahnsinn, "zu gut für die Welt". Wäre nun EDWARDS nur der Erreger der ersten "revivals", so wäre sein Ruhm zweifelhafter Art. Kein Zweifel, daß er entscheidenden Anteil daran hat. Und er ist mir seiner Wirkung nicht auf Amerika beschränkt geblieben, sondern hat auch nach England zurückgewirkt, die erste geistige Rückwirkung des neuen auf den alten Kontinent, und bezeichnend als Aktivierung und Psychologisierung theologischer Voraussetzungen. WESLEY, der Gründer des Methodismus, las EDWARDS, sah in ihm "Gottes Tun" und wollte "im Pfad der Gnade nicht zurückstehen". Bald danach ereigneten sich die ersten "körperlichen Wirkungen" von WESLEYs Predigten. (1)

Ist EDWARDS einer der Urheber emotionalen Sektenwesens, so ist er auch einer der ersten Bekämpfer. Der Parallele mit den Reformatoren ist er sich dabei ausdrücklich bewußt. Dem schäumenden Schrei des Erlebnisses hält er die Pflicht einer logischen Erkenntnisbemühung vor. Zeichen und Wunder mißt er an der Lauterkeit moralischer Gesinnung. Der Bildersprache und den sinnlichen Visionen von Himmel und Hölle spricht er allen Erkenntniswert ab und bezieht seine Predigten in die Kritik ein. Gegen die Unterwühlung der Kirche errichtet er den Damm eines verantwortlichen Wissens um das objektive "Wort".

Kaltblütig wird die Bewegung analysiert. Das geschieht in den drei Weken über die "Unterscheidenden Merkmale eines Werkes göttlichen Geistes", über die "Religiösen Affekte", und in den "Gedanken über die Erweckung der Religion in Neuengland". Ihr Grundgedanke ist der, daß der heilige Gott zwar die Menschen anspricht und erwählt, daß aber dieses Tun Gottes die natürlichen Kräfte des Menschen derart übersteigt, daß sich die Unmöglichkeit ergibt, irgendwelche seelischen Vorgänge selber als heilig oder als religiös bezeichnen zu können.

Aber während EDWARDS so innerlich theologisch-philosophisch reifte, wandelte sich seine äußerliche Stellung. Die Gemeinde war seiner müde. Er wurde entlassen. Eine Stimmungssache, wie sich aus den reuigen Briefen der Magistraten eindeutig ergibt. Gegen den revolutionären Strom der Zeit schwimmend, brachte er seine und seiner Familie Wohlfahrt bewußt zum Opfer. Eine Missionsgesellschaft in London nahm sich seiner Not an und sandte ihn als Indianermissionar nach Stockbridge an der Westgrenze von Massachussets. Seine Abschiedspredigt von Northampton, gehalten vor leeren Bänken, ist ein Meisterstück theologischer Sachlichkeit.

Auch als Indianermissionar eröffnet EDWARDS neue Wege. Zwar paßt sein neuer Wirkungskreis schlecht in sein enges biblisches Weltbild und muß durch eine gewaltsame Konstruktion damit verbunden werden. Er schreibt, daß der Teufel, erschreckt über die Fortschritte des Evangeliums und über den Fall seiner weltlichen Herrschaft in den heidnischen Reichen zur Zeit KONSTANTINs, Scharen seiner Anhänger in entlegene Orte in Sicherheit gebracht hätte, um sie da, ungestört vom heiligen Licht, zu beherrschen. Dieser Platz war Amerika. Das spekulative "Weltbild" hindert nun aber EDWARDS nicht, gegen die schon damals einsetzende Korruption der weißen Indianerverwaltung lebhaften und wirksamen Einspruch zu erheben.

Für die amerikanische Philosophie war EDWARDS' Exil ein Glück. Praktisch entlastet kehrt er zu den philosophischen Ansätzen seiner Jugend zurück. Es entstehen die großen Schriften über die "Freiheit des Willens", "Die Natur wahrer Tugend", "Der Endzweck göttlicher Schöpfung" und die "Verteidigung des Dogmas von der Erbsünde". Eine Menge von Manuskripten blieb unveröffentlich. 1854 erschien eine kleine Auswahl in einem schottischen Privatdruck. Sein letztes unvollendetes Werk über "Das Werk der Erlösung" erschien in seinen Werken, eine von biblischen "Prophezeiungen" verzerrte, spekulative Weltgeschichte.

Das Buch über die Freiheit des Willens richtet sich gegen den zeitgenössischen Modernismus im allgemeien und gegen den Arminianismus im besonderen, also gegen das von Gott abgelöste, selbständige Interesse am Menschen, gegen einen metaphysischen Humanismus. Es trug EDWARDS' Namen zum zweitenmal nach Europa, das Buch erschien auch in holländischer Übersetzung. Es trug dem Verfasser auch den Ruf nach Princeton ein.

Zuerst lehnte er ab: Er sei kein Gelehrter, weder in alten Sprachen noch in Mathematik, habe auch keine Erfahrung in weltlichen Geschäften. Schließlich stellte er die Entscheidung seiner indianischen Gemeinde anheim, und erst als er von ihr seiner praktischen Amtspflicht entbunden wurde, nahm er an. Er ist nur ein Jahr Präsident geblieben. Er starb an einer Pockenimpfung, ein Märtyrer seines Glaubens an die Macht und Würde wissenschaftlicher Vernunft. Ein Kapellenfenster in Yale, wo er studierte und als junger Lehrer wirkte, hält sein Andenken in diesen großen Zügen fest:  Jonathan Edwards summi in ecclesia ordinis vates fuit, rerum sacrarum philosophus qui saeculorum admirationem movet, Dei cultor mystice amantissimus. 

Aber die Zeit der Theologie in Amerika war vorbei. EDWARDS wird nur als beschränkter, bigotter Sadist erinnert. Ihm fehlte PASCALs Bekanntschaft mit einer skeptisch geschliffenen Weltlichkeit, für ihn bedeutete Weltlichkeit etwa Matrosenkneipe oder Indianerwigwam. Die Weltlichkeit ha sich an seinem Andenken gerächt. Und die Kirche zerfiel in hahnebüchen-realistischen Fundamentalismus einerseits und in private Erlebnis- und praktische Erfahrungsreligion andererseits.


Vom Endzweck der Schöpfung

"Wir leben in einer veränderlichen Welt, worin nichts gewiß und beständig ist, wo eine kurze Zeit, einige Umdrehungen der Sonne seltsame Dinge, überraschende Wechsel zustande bringen in Einzelpersonen, Familien, Städten und Kirchen, Ländern und Völkern. Es geschieht oft, daß die die am meisten vereint schienen, sich in Bälde entzweit finden." In dieser Welt des Wechsels und der Unbeständigkeit gibt es nichts, auf das man sich verlassen könnte, das als endgültiges Ziel einer Lebensorientierung gelten könnte. Wir haben keine "unmittelbare Intuition", wodurch wir der werthaften, wahren Wirklichkeit habhaft werden könnten. "Unmittelbare, gegenwärtige Ideen und Bewußtseinsinhalte" werden vom Fluß der Zeit fortgespült. Diese Zeit ist selber ein Ausdruck unserer Sterblichkeit, sie wird "wahrgenommen und beurteilt durch die kontinuierliche Folge unserer Vorstellungen". Und auch der Raum, worin die Dinge verankert scheinen, ist "nichts als die Möglichkeit gegenseitigen Verkehrs". In dieser ganzen Erfahrungswelt finden wir nichts, von dem wir sagen könnten, daß es notwendig sei und nicht auch nicht sein könnte. Jedes ist nur in Beziehung auf ein anderes und ist mannigfach von ihm abhängig, so wie Betrunkene einander stützen und voneinander abhängig sind. Und aus der Summierung all dieser Zufälle, aus der Aneinanderreihung all dieser Kontingenz ergibt sich kein notwendiges Sein.

Von einem notwendigen Sein aber wissen wir als dem Grund jeder Existenz. Das Gegenteil denken zu wollen ist unmöglich. "Ein ewiges absolutes, universales Nichts" ist undenkbar und deshalb unmöglich. Das Sein enthüllt sich in seiner Notwendigkeit in der versuchten Negation,, es ist "das Ganze", das der sichtbaren und teilhaften Welt immer voraus liegt als ihre unbedingte Voraussetzung.

Dieses ganze, unendliche, in sich ruhende, notwendige, unbedingte Sein ist Gott. Es ist auch alles, was "in sich gut und wertvoll ansich ist". In Gott fallen notwendiges Sein und absoluter Wert zusammen, während für uns "natürliche Notwendigkeit" und "moralische Notwendigkeit" auseinanderklaffen. Gott als absoluter und zureichender Grund der existierenden Welt ist Schöpfer, die Welt Geschöpft. Gott als Urbild alles ansich Guten ist sein eigener Zweck und Endzweck der Schöpfung. Ihr Sinn erfüllt sich in der Verehrung von Gottes Rum und Herrlichkeit.

Da sich Gottes Sein vom kreatürlichen Sein nicht nur quantitativ unterscheidet, gibt es keine unmittelbare Schau Gottes aus den natürlichen Anlagen des Geschöpfes heraus. Die Predigt "Des Menschen Abhängigkeit von Gott" macht klar, daß es sich um eine absolute Beziehung, und nicht um ein subjektives Gefühl handelt. Das subjektive Gefühl ändert an der Wahrheit dieser Beziehung nichts, vor allem begründet es sie nicht. Gott begründet sie. Seine Glückseligkeit wird weder vermehr noch vermindert durch eine subjektive Zustimmung oder Ablehnung. Die Geschöpfe sind geprägt als Gleichnisse und Abbilder Gottes, insofern sie ansich seiende Werte anerkennen und um ihrer selbst willen wollen können. Die außermenschliche Kreatur lebt ihre Existenz als ein fragloses Gut, der Mensch kennt außer der einfachen Existenz Werte, die er unterscheiden von den zu ihrer Verwirklichung dienenden Mitteln. "Was immer gut und wertvoll ansich ist, ist auch ein Endzweck der Schöpfung", alles Gute aber ist zusammengefaßt und beschlossen in der Erkenntnis und Liebe Gottes als des einzigen wahren, notwendigen Seins. In unserer Wirklichkeit aber bleibt alles Gute der Fraglichkeit, der Gewalt der Zeit und der Sterblichkeit unterworfen. Es handelt sich nie um eine Vergottung des Menschen (wie später bei den Romantikern). Gott teilt die Fülle seines Seins mit, aber er bleibt nichtsdestoweniger seiner Schöpfung transzendent. Dies ist sein "Geheimnis".

Vom Menschen aus betrachtet besteht die "Natur wahrer Tugend" im "unbedingten Wohlwollen zum Sein überhaupt". Es ist dieses Wohlwollen eine "Bejahung, Vereinigung und Neigung des Herzens", wodurch es sich "des großen Ganzen würdig macht". Die Tugend mündet in einen "allgemeinen guten Willen". Zu beachten bleibt, daß das "ganze Sein" nicht verwechselt wird mit der Breite der belebten und unbelebten Natur, sondern als "geistiges Wesen überhaupt" gewußt wird und daher imguten Willen seine Entsprechung findet.

Der "gute Wille" ist daher für EDWARDS nicht Grund der Tugend. Daß der Wille gut ist, verdankt er der Wertwirklichkeit seines intentionalen "Gegenstandes". Der gute Wille ist nicht autonom, beruth nicht auf sich selber; das hieße das Gute auf den Willen zum Guten gründen, bevor das Gute da ist, das gewollt werden kann. Das führt zu einem unendlichen  regressus  ohne Anfang und Ende. Gott aber ist immer gegenwärtig und kann immer gewollt, das heißt im Willen bejaht und gemeint werden. Erst sekundär wird das "unbedingte Wohlwollen" oder der gute Wille selber als Endzweck gewollt. Der gute Mensch begehrt danach, das Gute auch in anderen dargestellt zu sehen. "Mehr Seiendes verehrt dann das Sein überhaupt." Dieses "mehr" ist nicht quantitativ gemeint: "Ist ein Wesen ebenso wertvoll wie zwei zusammen, so vertritt es das Sein überhaupt besser."

Die quantitative Größe der empirischen Gemeinschaft, auf die sich der Wille bezieht, ist für seinen Wert nicht ausschlaggebend. Ob Personen, Familien, Völker oder "die Menschheit" zum Gegenbild des guten Willens gewählt werden, macht keinen prinzipiellen, sondern nur einen graduellen, relativen Unterschied. Verglichen mit Gottes Sein ist jede Gemeinschaft "besonders" (partikular) oder "privat". Die größte empirische Gemeinschaft hat keine größere "Proportion" zu Gottes allheitlichem Sein als eine Einzelperson.

Die Liebe zu solchen "besonderen Systemen" hat vielmehr eine Tendenz zum Bösen, die zutage tritt, sobald sie sich von der Liebe Gottes ablöst und selbständig wird. "Privates Wohlwollen" ist Selbsthilfe, die zur Sünde wird, sobald sich das Geschöpf zum Selbstzweck wird und sich dadurch Göttlichkeit anmaßt.

Nun haben wir schon beachtet, daß das Geschöpf nicht aus seinen eigenen Kräften das unsichtbare und unendliche Wesen zu lieben vermag. Die Sünde gehört zur Natur des Menschen, ist ihm wesentlich. Tugend ist daher ein übernatürliches "geistiges Licht", eine Gabe des Heiligen Geistes, wodurch sich Gott erkenntlich zeigt, sichtbar macht. Die Heiligung des Menschen ist ein Abbild der Heiligkeit Gottes, und "außer dieser Heiligung gibt es keine wahre Tugend", sondern nur die natürliche Günstlingswirtschaft besonderer System. "Natürliche Vorzüge sind entweder vortrefflich oder das Gegenteil, je nachdem sie mit jener moralischen Vollendung verbunden sind oder nicht. Kraft und Kenntnis machen kein Wesen liebenswert ohne Heiligung, sondern hassenswert, obschon sie es liebenswerter machen, wenn sie geheiligt sind." Die göttliche Gabe des geistigen Lichts ermöglich das Erkennen und praktische Bejahen der "geistigen Schönheit des göttlichen Seins". Der ganze Menschen wird dadurch in Anspruch genommen.
    "Denn es ist nicht nur Spekulation, die an dieser Erkenntnisart Anteil hat. Noch kann andererseits eine klare Unterscheidung gemacht werden zwischen Wille und Verstand als verschiedene Handlungen in dieser Angelegenheit. Wenn der Geist empfänglich ist für die süße Schönheit der Idee ... so trägt diese Empfänglichkeit schon den Sinn des Herzens in sich. Zwar bleibt der Unterschied zwischen begrifflichem Verstehen und der praktischen Vernunft (sense of heart) in Kraft, wobei die letztere fühlt und bewertet. Es ist dies nicht dieselbe Erkenntnisart, kraft deren man weiß, was ein Viereck ist. Dennoch enthält sie Belehrung, wenn auch nicht in Form von Lehrsätzen, sondern eher so wie man die Süße des Honigs schmecken muß, um zu wissen, wovon die Rede ist."
Mittels des geistigen Lichts gibt sich Gott zu erkennen, vermittelt er den übernatürlichen Sinn für seine alle Natur überragende Güte. Das geistige Licht, wodurch der Mensch geheiligt wird, ist nicht mit dem natürlichen Gewissen zu verwechseln, es ist auch keine seelische Kraft oder Funktion, die mit anderen Kräften konkurriert, wodurch "Enthusiasten" neue Religionen stiften zu dürfen glauben. Es enthält nichts und macht nichts anderes möglich, als den Aufblick oder Hinblick zu Gott, in dem aller Wert und alles Sein von Ewigkeit enthalten ist.

Um die Linie deutlich gegen die Schwarmgeister zu ziehen, vergleicht EDWARDS das geistige Licht mit dem reformierten Schriftprinzip. Gott ist der Gott seines Wortes. Er spricht die Menschen an in seinem lebendigen Wort, er ist offenbar geworden in CHRISTUS. Das geistige Licht, der Heilige Geist, ist die Möglichkeit, diese Offenbarung zu erkennen und anzunehmen, sich in dieser Erkenntnis zur Kirche zu sammeln. Die "Natur wahrer Tugend" kann davon nicht abgetrennt werden. Gott ist nicht nur ein unbedingtes, sondern auch ein geistiges, persönliches, in der Geschichte erscheinendes und die Geschichte durchbrechendes Sein. Wäre es anders, so bliebe die christliche Religion in "allgemeiner Spekulation" stecken, "wäre sie dieselbe Art Glauben wie die mohammedanische". Das geistige Licht ermöglich, das Fleisch gewordene Wort als göttliches Wort zu verstehen und seine Verschiedenheit von allen Graden menschlicher Vortrefflichkeit zu realisieren. "Es ist kein Argument, daß diese Evidenz nicht gesehen werden kann, daß manche sie nicht sehen. Sie ist solcher Art, daß sie nicht erkannt werden kann, abgesehen von der besonderen Erhellung durch Gottes Geist. Es bedarf ja schon einer ungewöhnlichen Anstrengung, die Vortrefflichkeit eines großen menschlichen Autors zu erkennen." Das geistige Licht ist weder Inspiration noch Buchstabenglaube, es macht klar, daß das, was die Natur wahrer Tugend ist, uns erfüllt und konkret entgegentritt im lebendigen Wort des sich so offenbarenden Gottes.

Wenn nun aber der Mensch von der göttlichen Wahrheit ergriffen wird, kann es nicht ausbleiben, daß sein Gemüt von einer starken Gemütsbewegung erschüttert wird. Sie ist zwar kein Zeichen wahrer Tugend oder Religion, aber diese sind auch nie ohne sie. Es gibt kein sicheres Zeichen, wodurch menschliche von religiösen "Affektionen" unterschieden werden könnten. Ein Mensch mag von der Leidensgeschichte CHRISTI bewegt werden, wie von einem Bühnenstück, das heißt aber nicht, daß ihm die Wahrheit aufgegangen ist. Er mag sich erlöst, befreit, beglückt fühlen, aber das sind und bleiben subjektive Zustände ohne "Evidenz". Sicheres läßt sich nur negativ sagen: Falsche Gemütsbewegungen ruhen selbstzufrieden in sich, "Heuchler bewundern ihre eigenen Erfahrungen und fromme Heuchler sind die schlimmsten." Wahre Affekte tragen ihre Früchte im ganzen Lebenswandel und in der Tat, doch genügt auch das in sich selber keineswegs. Um echt zu sein, müßten sie, wie das Gute auf dem sie beruhen, unfehlbar stetig sein, aber als menschliche ermüden sie, flackern auf und sinken wieder in sich zusammen.


Sinnbilder Gottes

Die behutsamen Abgrenzungen des feinen religionspsychologischen Werks von EDWARDS "Über die Gemütsbewegungen" haben uns schon zu dem weiten Reich natürlicher Gleichnisse oder "Analogien" der wahren Tugend geführt. Das ist zunächst das Reich des Willens, des Gewissens, der natürlichen Tugenden.

Der Wille ist ein Wertbegriff. Er besteht in Handlungen des Vorziehens und Verwerfens. Zumindest zieht er stets ein Etwas dem Nichts vor. Wille ist Wahl. Vom Wunsch unterscheidet sich der Wille dadurch, daß er zugleich mit dem Zweck auch die Mittel wählt. Der Wille enthält immer eine Erkenntnis oder ein Urteil, er wählt das, was der sich der Verstand als wertvoll vorstellt. Der Wille ist Vernunftwille, es hat keinen Sinn, von einem unbewußten Willen zu sprechen:
    "Denn was nicht irgendwie wahrgenommen wird oder was gänzlich außerhalb jeder Erkenntnis steht, kann den Willen überhaupt nicht anregen. Nur muß man Verstand in einem weiten Sinn nehmen und nicht nur an logische Urteile denken."
Was dem Willen so als begehrenswert vorgestellt ist, wird zum Motiv. Es ist ungenau, mit LOCKE zu sagen, der Wille werde nur durch ein Unbehagen zur Handlung angespornt. Das Beseitigen des negativen Unbehagens setzt ein positives Ziel voraus. Dieses Ziel ist letztlich immer das unbedingt Gute. Aber tatsächlich verliert sich der Wille durch die Unklarheit der Lebenslagen in bloße Mittel, bleibt gegebenen Vorbildern verhaftet, findet nicht die Kraft, sich von den Einflüssen der Umwelt zu befreien. Er geht seiner Einheit und seiner Stetigkeit verlustig und lebt in Widersprüchen und Konflikten, die tatsächlich unvermeidlich sind. Er ist nicht, als was er angelegt ist und was er sein sollte, der Wille Gottes im Menschen, sondern der Wille des "gefallenen Menschen".

In dieser allgemeinen und unvermeidlichen Sachlage eines schwachen unklaren zerrissenen Willens haben das Gewissen, der "moralische Sinn" und die natürlichen Tugenden ihren Platz und ihre Funktion. Ihr Prinzip ist die vom göttlichen Ursprung abgelöste Selbstliebe. Sie bedeutet den Parteigeist, der anstelle des unbedingten Seins ein privates, partikuläres Lebenssystem zum absoluten macht. Die Handlung ist dann orientiert an einem empirischen Zustand in Bezug auf einen anderen ebenso relativen empirischen Zustand. Der moralische Sinn, die "goldene Regel" ist ihr Ausdruck: Der Mensch ist natürlicherweise in dem Maße ärgerlich, als ihm Übel zugefügt wird, und in dem Maße dankbar, als er Angenehmes erfährt. Die Moral ist auf dieser Basis eine Art von Gleichungsmathematik, sie Du mir so ich Dir.

Dieses natürliche Gewissen läßt sich entwickeln. Es ist eigentlich dasselbe "in einer Räuberbande und im Patriotismus des römischen Volkes" ,aber es gibt doch relative und graduelle Unterschiede, welche sich bis zur Analogie mit der wahren Tugend steigern können. Das natürliche Gewissen bringt auch im besten Fall nicht den selbstverachtenden Mut der Überzeugung auf, sondern sieht sich immer nach stützenden Kumpanen um. Es bringt es bis zu einer "negativen Güte", die den andern wenigstens in Ruhe läßt und toleriert. Die Erscheinung relativer Einheiten im Leben nennt EDWARDS "tugendähnliche Naturinstinkte", wie Geschlechtsliebe, Mitleid, Patriotismus; auch Hunger, Durst, Schlaf und Körperpflege sind "virtuid". Sie können als Tugenden erscheinen, solange sie aus einer engen Perspektive heraus gesehen werden, solange nicht beachtet wird, daß dicht daneben Haß, Grausamkeit, Kälte und Verachtung Platz haben. Böse werden sie selbst, wenn sie absolut gesetzt werden, das ergibt dann einen skeptischen Relativismus, die "Verhärtung des Herzens". Die wahre Tugen, die absolute Perspektive, hebt die relativen und natürlichen Ordnungen der Geschlechter, Altersstufen, Umstände und Gewohnheiten nicht auf, oder hebt sie nur so auf, daß sie sie zugleich heiligt. Es ist kein Einwand, daß wir das Gute immer verschieden verstehen. Wahre Tugend fordert einen absoluten Maßstab, einen einheitlichen, unzweideutigen Zusammenhang des Lebens als Symbol des göttlichen Seins. "Die Menschen sind verpflichtet, mit sich selbst und miteinander übereinzustimmen. Das ist die selbstverständliche Voraussetzung in allen Diskussionen über Recht und Unrecht."

Die zweite Analogie des Guten ist das Reich natürlicher Erkenntnis. Das Reich des Denkens ist das Reich logischer Notwendigkeit. Es gilt die verschiedenen Arten notwendiger Verknüpfungen zu unterscheiden. Das Urbild logischer Notwendigkeit ist im ontologischen Argument vom notwendigen Sein Gottes gegeben, dessen Verneinung die Behauptung eines schlechthin notwendigen Nichts wäre, "die größte Absurdität", "die Summe aller Widersprüche". In Analogie zur absolut notwendigen Verknüpfung von Idee und Sein in Gott gibt es formal notwendige Beziehungen von Subjekt und Prädikat, und von mathematischen Sätzen. Solche mathematischen und logisch formal notwendigen Urteilsbeziehungen gibt es "unzählige". Drittens gibt es die notwendige Beziehung von Existentialurteilen. Was einmal in Erscheinung getreten ist, bleibt für Zeit und Ewigkeit mit anderen Erscheinungen in einer notwendigen Verknüpfung bestehen. Und auch "die bloße Natur" zeigt eine "offensichtliche Regelmäßigkeit"; besonders "in der materiellen Welt" gibt es eine feststellbare Regelmäßigkeit zeitlicher Folgen. "Wo wir nicht Verknüpfung und Regel ausfindig machen können, sprechen wir nicht von Natur, sondern von Zufall, Glück, Kontingenz", doch liegen diese nicht in der göttlich geordneten Natur der Dinge, sondern in der Schwäche des Betrachters.

Die Naturnotwendigkeit ist das Gegenteil der moralischen Notwendigkeit, sie ist "das Gegenteil von Wahl". Die Tatsache, daß der Wille in die natürlichen Verläufe eingreift und Veränderungen verursacht, so daß die Reihe der Veränderungen anders verläuft, als sie ohne dieses Eingreifen verlaufen wäre, zeigt die Überlegenheit der moralischen Notwendigkeit über die natürliche, wenn sie auch diese niemals durchbricht, sondern sie voraussetzt, um sie in ihrer eigenen einzuschließen und sie zu benützen. Die moralische Notwendigkeit ist ein Mehr an Determination.

Wenn wir nicht die durchgängige rationale Bestimmtheit in allen Dingen annähmen und forderten, so verlöre die Erkenntnis allen Wert. Wir müssen annehmen, daß zwar "jedes wirkliche Partikelchen verschieden von jedem anderen ist, aber vom Prinzip des Besten bestimmt bleibt. Wir haben nicht auf der einen Seite einen fixen, unveränderlichen Zustand, unabhängig vom göttlichen Geist, und andererseits einen göttlichen Willen unabhängig von den Dingen." Wo wir auf strikte Gesetzlichkeit nicht stoßen können, müssen wir uns mit der Annäherung, der Wahrscheinlichkeit zufrieden geben, eine Erkenntnisart, die überhaupt unsere gewöhnliche Wirklichkeitsauffassung beherrscht, und wie unser unvollkommener Wille von einer Trübung des Geistes, vom geschöpflichen und unabsoluten Zustand des Menschen Kenntnis gibt. Auch die Schwierigkeiten der Erkenntnis deuten auf den Zustand der Sünde.

Grundprinzip all dieser verschiedenen Erkenntnisarten ist Einheit, als Analogie beruhend auf der Einheit und Einzigkeit Gottes. Die verschiedenen Verknüpfungsarten unserer Urteile sind Einheit stiftend. Das Prinzip der Einheit ist unablässig vom Stoff der Erfahrung und grundlegend für alle logisch-wissenschaftliche Erfahrung. Sie ist keine empirische "Substanz": "Die Identität einer geschaffenen Substanz ist nicht die absolute und ewige Einheit Gottes, sondern sie ist abhängig von anderen Existenzen als ihren sekundären Ursachen ... Es gibt keine Identität oder Einheit, außer insofern sie von der willentlichen Verfassung des Schöpfers abhängt. Er vereinigt die aufeinanderfolgenden neuen Wirkungen, indem er sie als Einheit fügt, ihnen dieselben Eigenheiten, Umstände und Beziehungen verleihend. Und so leitet er uns an, sie als Einheiten zu betrachten und zu behandeln. Die Verfassung der Welt ist willkürlich in dem Sinn, daß sie vom göttlichen Willen abhängt, der eins ist mit der göttlichen Weisheit. Alle abhängige Existenz befindet sich in einem konstanten Fluß, der in jedem Moment erneuert wird, wie die Farben durch das Licht erneuert werden, das auf sie scheint." "In den geschaffenen Dingen finden sich verschiedene Grade von Einheit, wodurch sie vereinheitlicht werden in verschiedenen Perspektiven und zu verschiedenen Zwecken ... der Fluß der Dinge selber ist eine stetige, unmittelbare Neuschöpfung. Der vorhergehende Zustand hat keinen eigentlichen Einfluß, denn das Neue ist nie dem Alten gleich, wenn es auch ähnlich ist."

Die dritte Analogie des Guten ist das Reich der Schönheit. Verglichen mit der Natur wahrer Tugend, mit der Schönheit des Willens, ist die sinnliche und erscheinende Schönheit "sekundär und minderwertig". Sie muß auch unterschieden werden von der "Schönheit des Verstandes und der Spekulation". Die sinnliche Schönheit ist das Sinnbild der wahren, denn auch sie besteht "in einer gegenseitigen Übereinstimmung und Einstimmung unterschiedener Dinge". Sie ist allgegenwärtig und ruht auf allen Naturerscheinungen sowie auf dem Antlitz und dem Leib des Menschen. Sie erscheint in der Anmut der Bewegungen und der Harmonie der Stimme, in der sichtbaren Erfüllung von Plan und Zweckmäßigkeit, in der sichtbaren Regelmäßigkeit, Einheitlichkeit, Ordnung und Symmetrie mathematischer Formen sowie im Reiz von Farben und Stoffen. "Das alles aufzunehmen ist dem wahrnehmenden Geist angenehm, weil er in ihnen das Abbild seiner eigenen Idee erkennt ... Es gefällt Gott, Analogie in seinen Werken zu stiften." Sinnliche Schönheit wird mit unmittelbarem Vergnügen wahrgenommen, man mißt und zählt nicht, wenn auch mathematische Verhältnisse für den Verstand vorhanden sind. Es gibt hier wie im Reich des "Tugendähnlichen" Stufen und Grade der Schönheit. Dinge von "beträchtlicher Bedeutung" beeindrucken das Gemüt stärker als unbedeutende Dinge, weshalb Paläste schöner sind als Spielzeughäuser, menschlich geistiger Ausdruck ästhetisch höher steht als stofflicher.

Aber von sinnlicher Schönheit erfreut zu werden, hat nichts zu tun mit der Natur wahrer Tugend. Den Menschen gefällt Schönheit nicht deswegen, weil sie in ihr die Analogie mit den Guten denken. Dieses Vergnügen entspringt nicht moralischen Triebfedern und hat keine Verbindung mit ihnen, obschon einige Moralisten die beiden Gebiete immer verwechselt haben. Man kann Geschmack an schönen Gebilden der Phantasie gewinnen, ohne in Wirklichkeit von irgendeinem Wohlwollen zu irgendwem bewegt zu sein. Andererseits unterstützt die Schönheit diejenigen, deren Herz dem Guten offen steht.


Die Wirklichkeit und die Erbsünde

Die menschliche Wirklichkeit ist der Ort theoretischer Ungewißheit und Unsicherheit, bloßer Wahrscheinlichkeit, praktischer Verwirrung und Leidens; sie ist der Schnittpunkt widersprechender Prinzipien, der Kreuzweg der Freiheit.

Aller menschliche Verkehr ist durch physische Erscheinungen vermittelt. Von einem direkten Geisterverkehr wissen wir nichts. Trotzdem ist alles Wirkliche und Wirkende seelisch. "Nur die Seele (mind) ist der Sitz aller Affekte. Der Leib ist nicht fähiger, wirklich das Subjekt von Liebe und Haß, Freude und Trauer, Furcht und Hoffnung zu sein, als ein Baumkörper." Der einzige Weg, dieses allein Wirkliche zu erkennen, ist der Umweg über das äußerlich Erscheinende oder Physische. "Es gibt nirgendwo eine Ausübung des Willens oder der Neigung ohne eine Wirkung durch den Leib." Eine eindeutige Zuordnung ist uns aber versagt, sie bleibt immer nur wahrscheinlich und unsicher. Ein wahres Urteil über den Wert der eigenen oder fremden Seele kann von Menschen nie gefällt werden. "Sichtbarkeit ist Kundmachung (manifestation) und Erscheinung für unseren Blick und unsere Auffassung." Unsinnig ist das Abschneiden der Sichtbarkeit von der Wirklichkeit, als ob die Sichtbarkeit in sich schon wirklich wäre. "Dem tierisch körperlichen Auge entspricht die Sichtbarkeit, die nichtssagende physische Erscheinung. Die Sichtbarkeit gedeutet als die Erscheinung des Willens, letztlich des Guten, ist Wahrscheinlichkeit für das Auge der Vernunft, und diese gilt uns für die Wirklichkeit." Wahr und unzweideutig ist diese Wirklichkeit aber nur dem göttlichen Geist gegenwärtig, der allein unser Herz kennt und "es ist besser, daß wir diese unbedingte Erkenntnis nicht besitzen."

Menschliche Erkenntnis ist synthetisch, sie besteht in einer Beziehung von Wesen und Erscheinung. Identische Urteile, in denen die Erscheinung für das Wesen gehalten wird oder wesentliche Erkenntnis ohne die Vermittlung des Körperlichen zu haben vorgeben, sind leer oder lächerlich. Auch die sorgfältigste begriffliche Arbeit kommt nie aus der Ungewißheit sinnlicher Zeichen heraus. Es bleibt bei der Aufstellung von "Typen". So ist die Kirche nie absolut, sondern nur "ein Typ des Himmels".

Der Unsicherheit der Wirklichkeitserkenntnis entspricht die Verworrenheit des Lebens. Das Grundgefühl des Lebens ist die Liebe. "Aus der Liebe entspringt der Haß gegen das, was unserer Liebe Abbruch tut." Und aus dem stets gemischten Gefühl beider entstehen die weiteren Abwandlungen des Lebens, je nachdem die Triebziele anwesend oder abwesend, gewiß oder ungewiß, möglich oder unmöglich sind oder erscheinen. Das Trieblieben ist Neigung, insofern es immer ein Billigen oder Verwerfen ist, und wird zum Willen, insofern es durch den Verstand bestimmt zur Unterscheidung von Zweck und Mittel und zur Verwirklichung seiner Zwecke schreitet.

Wer nun in dieser praktischen Wirklichkeit "sichere Zeichen" aufrichtet und in ihr wahre Wirklichkeit zu erkennen glaubt, betritt "den einzigen Weg, den Satan zur Verführung der Herzen zur Verfügung hat". Absolute Ziele als wirkliche behauptet, sind nichts als "glänzende und schreckliche Phantasien". Wirklicher Mensch sein, heißt sich einer unentrinnbaren und fatalen Lage bewußt werden, heißt die Wirklichkeit unter dem Zeichen der Sünde verstehen zu lernen.

Es handelt sich bei der Sünde nicht um eine quantitative Zählung, ob es mehr "tugendhafte" oder mehr "schlechte" Handlungen in Wirklichkeit gebe, sondern um die Erkenntnis einer unvermeidbaren Verwirrung. Es gibt da keine Ausnahme, in der Sünde sind wir solidarisch. Dieser Erkenntnis soll auch nicht ausgewichen werden durch die erbauliche Phantasie eines Gleichgewichts, in der jede Schwäche nur der Schatten einer Stärke wäre und jedes Schlimme irgendwo wieder durch ein Gutes ausgeglichen würde. Wir schulden Gott die Heiligung unseres Willens und diese Schuld ist verglichen mit dem Gewicht unserer Verdienste unendlich und kann daher nie zu einem "Gleichgewicht" führen. Empirisch deutet das blutige und abergläubische Zeugnis der Weltgeschicht auf das unentrinnbare Unvermögen hinaus, uns selber richtig und in Eintracht zu verstehen. Unsere Sterblichkeit und die Sterblichkeit aller Ideale ist das Symptom unserer Lage, die für Engel und sündlose Wesen nicht gelten würde. Letztlich drehen sich alle Einwände gegen die Erbsünde um die Behauptung des freien Willens und der individuellen Zurechnung.

Von Sünde, sagen die Gegner, kann nur gesprochen werden, wenn ich selbst die Sünde begehen kann. Wenn die Sünde unvermeidbar ist, so kann nicht mehr von Sünde und Verantwortung die Rede sein. EDWARDS verteidigt die Erbsünde, indem er moralische und metaphysische Freiheit unterscheidet. Wir sind frei, das zu wollen, was unserem Verstand als angenehm, wünschbar oder gut erscheint. Aber wir sind nicht frei, unseren Willen zu wollen. Der menschliche Wille setzt sich nicht selber, sondern ist wie alle Wirklichkeit von Gott gesetzt.

Was gut scheint und was wahrhaft gut ist, braucht aber nicht zusammenzufallen und fällt in Wirklichkeit nie zusammen. Eine Handlung bleibt an der absoluten Heiligkeit des Willens gemessen böse, mag der Mensch sich wie auch immer entschließen und mag er ein Bewußtsein von Sünde haben oder nicht. Der Gebrauch des Willens kraft dessen der Mensch stolz sich selber die Verantwortung zuschreibt, das zu sein was er will, ist selber eben gerade der tiefste Ausdruck der Sünde, die darin besteht, daß der Mensch sich selber ein absolutes oder göttliches Urteil anmaßt und deshalb dazu kommt, seine moralischen Unterschiede in absolute, religiöse, metaphysische aufzubauschen. Er soll vielmehr seines Gesetztseins in Gott innewerden, wodurch Gott seine Gnade zeigt und den Menschen von der Sünde erlöst.

Den Einwand, daß dieser Standpunkt Gott selber zum Urheber der Sünde macht, beantwortet EDWARDS damit, daß der Mensch moralisch selber verantwortlich ist, daß aber diese moralische Verantwortlichkeit ihn nicht aus der Verwirrung und Schuld seines selber bereiteten geschichtlichen Lebens zu erlösen vermag. Andererseits bleibt in der Tat diese Verwirrung mit dem menschlichen Willen in Gott gesetzt und unser Los des Streites und der Verwirrung über menschliche Ziele auf uns zu nehmen daher unsere religiöse Pflicht, die Weisheit des Kreuzes. Durch die Sünde unterscheidet sich der Mensch von der Sonne der Natur, die Gutes wirkt, ohne selber moralisches Subjekt zu sein, und von Gott, der nicht anders als gut sein kann.

Diese Behandlung der Freiheit des Willens stützt sich einerseits auf das ontologische Prinzip, daß alle Wirklichkeit im absoluten Sein Gottes gesetzt, bestimmt und in diesem metaphysischen Sinn daher nicht frei ist, und andererseits auf die unerforschliche, aber in der Heiligen Schrift geoffenbarte Freiheit und Gnade Gottes. Vernunft und Offenbarung widersprechen sich nicht, sondern das logische Vernunftprinzip des zureichenden Grundes unterbaut und macht möglich eine philosophische Gewißheit der Existenz Gottes, er wird erschlossen durch die Idee eines notwendigen in sich zusammenhängenden Seins, und andererseits wird diese Idee ergänzt durch die übernatürliche Offenbarung, welche den Sünder der Gnade und der vergebenden Liebe Gottes versichert.
    "Diese Gnade des Glaubens muß unterschieden werden von den Hilfen, die in allen natürlichen Handlungen gegeben sind, in denen die Menschen natürliche Prinzipien ausüben und sich verbessern ... Glaube ist nicht die gradweise Kultivierung und Verbesserung des Geistes, sondern der Glaube enthält den Sinn unseres Unwertes und ist die Versöhnung mit dem Ruhm und der Herrlichkeit dieses sich offenbarenden Gottes."
EDWARDs weiß, daß die christliche Philosophie nicht zeitgemäß ist, er weiß aber auch, daß sie nie zeitgemäß ist. Er sagt seinen aufgeklärten Zeitgenossen:
    "Ich gehöre zu den alten Christen, die ungelehrt und kurzsichtig waren, die in einer Höhle von Frömmelei und Aberglauben hausten, die zu düster war, als daß sie ein freies Lesen der Schrift und den Gebrauch des Verstandes erlaubt hätte. Und ich verstehe, daß nun in diesem glücklichen Zeitalter von Licht und Freiheit eine Reihe von Männern mit generöser und liberaler Mentalität erschienen ist, mit einem Genie für kühnere Fragen und besserem Unterscheidungsvermögen, wodurch die Heilige Schrift zu einem bloßen Nebel verfeinert worden ist."

    "Und es ist in der Tat ein herrliches Zeugnis für die Göttlichkeit der Heiligen Schrift, daß sie solche Lehren vorträgt, welche in jedem Zeitalter durch die menschliche Blindheit als absurd und verrückt zurückgewiesen werden von den weisen und großen Führern der Welt, welche aber nichtsdestoweniger als höchst vereinbar mit den gründlichsten, gewissen und natürlichen Prinzipien der Vernunft erscheinen, wenn sie gewissenhaft und sorgfältig durchdacht werden."
Der englische Kulturhistoriker LESLIE STEPHEN hat EDWARDS "einen in die Wildnisse Nordamerikas verschlagenen deutschen Professor" genannt. Seine Ähnlichkeit mit der Philosophie von LEIBNIZ und KANT ist oft auffallend. Sie ist nicht seltsam, denn in beiden Fällen handelt es sich um die platonisch-christliche Tradition des Idealismus, wie sie sich auf reformiertem Boden entwickeln muß.
LITERATUR Gustav E. Müller - Die amerikanische Philosophie, Stuttgart 1950
    Anmerkungen
    1) ALEXANDER VIETS GRISWOLD ALLEN, Jonathan Edwards, Seite 134