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"Einheit" Enzyklopädisches Wörterbuch der kritischen Philosophie [oder Versuch einer faßlich und vollständigen Erklärung der in Kants kritischen und dogmatischen Schriften enthaltenen Begriffe und Sätze]
1.unitas, unité. Diejenige Vorstellung im menschlichen Verstand, durch welche das Mannigfaltige als verknüpft gedacht wird (siehe Synthesis). KANT nennt die Einheit, durch welche mehrere Begriffe unter einen im Bewußtsein verknüpft werden, die analytische Einheit der Apperzeption oder des Bewußtseins, weil sie allen gemeinsamen Begriffen, wenn wir uns derselben bewußt werden, anhängt. Zum Beispiel wenn ich mir rot überhaupt denke, so stelle ich mir eine Beschaffenheit vor, die verschiedenen Vorstellungen gemein ist, welche alle als rot gedacht werden. Die analytische Einheit des Bewußtseins ist also diejenige, welche ein Vorstellung zum conceptus communis [Allgemeinbegriff - wp] oder gemeinsamen Begriff macht. Man stelle sich rot vor, so ist das nicht anders möglich als so, daß ich mir diese Farbe als woran, z. B. an einer Erde, an etwas, womit man färben kann, oder an etwas, was schon (rot) gefärbt ist, vorstelle. Dieses geschieht nun durch die synthetische Einheit des Bewußtseins; aber daß ich mir nun auch vorstelle, daß dieses rot an mehreren Gegenständen zu finden ist, oder als verschiedenen gemein gedacht wird, das geschieht durch die analytische Einheit des Bewußtseins. Die analytische Einheit ist folglich diejenige, durch welche die Verknüpfung im Denken möglich wird, oder durch welche das Mannigfaltige im Gedachten als verknüpft gedacht wird. Sie könnte auch die logische Einheit genannt werden, weil sie das ist, was die logische Verknüpfung, die Verknüpfung im Denken möglich macht, oder wodurch das Mannigfaltige im Denken als verknüpft vorgestellt wird. Dieses geschieht nach dem Gesetz der Identität, welches heißt: das Mannigfaltige, was übereinstimmt, läßt sich in eine Einheit des Bewußtseins vereinigen, welche Einheit eben die analytische ist. Zum Beispiel der Körper ist undurchdringlich ist ein Urteil, in welchem folglich die beiden Begriffe Körper und undurchdringlich notwendig miteinander verknüpft sind, weil im Begriff Körper die Bestimmung liegt, daß er undurchdringlich ist. Die Verknüpfung des Begriffs "Körper" mit dem des Undurchdringlichen muß also so verstanden werden, daß im Begriff Körper eine Teilvorstellung ist, welche ganz identisch ist mit dem gemeinsamen Begriff undurchdringlich, so daß also darum der Körper unter diesen Begriff gehört, und als etwas Undurchdringliches gedacht werden kann. Diese Einheit ist aber auch diejenige, wodurch die Verknüpfung zwischen Grund und Folge (welche von der zwischen Ursache und Wirkung sehr unterschieden ist) gedacht wird. Der Grund nämlich, warum ich mir den Körper als undurchdringlich denke, liegt darin, daß die Undurchdringlichkeit zum Begriff des Körpers gehört. Die Begriffe "Körper" und "undurchdringlich" sind als Grund und Folge miteinander verknüpft; ich kann sagen, "dieses Ding ist ein Körper", folglich ist es undurchdringlich, folglich ist es ein Körper. Dieses Verhältnis zwischen Grund und Folge beruth lediglich auf Identität oder Einerleiheit des Begriffs undurchdringlich mit einem Begriff in dem des Körpers (siehe Analogie. 'KANT nennt diese Einheit analytisch, weil sie das analytische Denken, oder die Entwicklung der Begriffe voraussetzt; denn was ich durch diese Einheit als verknüpft denken soll, das muß ich mir vorher als unter einem gemeinsamen Begriff enthalten, folglich den gemeinsamen Begriff, durch Entwicklung eines anderen Begriffs, als ein Merkmal desselben vorstellen. Sie ist der synthetischen entgegengesetzt, durch die ich mir die Teilvorstellung (nicht als unter einem Begriff, sondern) als in einem Gegenstand verknüpft vorstelle, welches stets Anschauung voraussetzt. Die analytische Einheit setzt daher die synthetische voraus; denn wenn ich mir Begriffe als unter einem gemeinsamen enthalten vorstellen soll, so muß ich erst den Gegenstand dieses Begriffs als enthalten in den Gegenständen, deren Begriffe unter jenem gemeinsamen Begriff stehen, angeschaut und gedacht haben. 3. kollektive; diejenige Einheit, durch welche das Mannigfaltige in ein Ganzes (Totum) verknüpft gedacht wird. Sie hat ihren Namen vom lateinischen Wort collectivus = sammelnd, weil diese Einheit dadurch die Verknüpfung möglich macht, daß durch sie alles Mannigfaltige als in ein Ganzes vereinigt (gesammelt) vorgestellt wird. Sie ist der distributiven Einheit entgegengesetzt, durch welche die Verknüpfung dadurch gedacht wird, daß in jeder einzelnen Vorstellung einer Anzahl von verschiedenen Vorstellungen eine einzelne identische sie alle verknüpfende Vorstellung gedacht wird. So denken wir uns alles, was den Stoff zu den bejahenden Bestimmungen der Dinge gibt, unter dem Begriff der Realität. Die Realität ist also eine distributive Einheit, durch die unser Verstand Erfahrungserkenntnis zuwege bringt. Denn es wird ihm dadurch möglich, sich jeden Gegenstand als etwas zu denken, wovon sich etwas bejahen läßt. Stellen wir uns aber alle diese Realitäten, sowohl diejenigen, die wir kennen, als auch diejenigen, die wir nicht kennen, zusammengenommen in ein Ganzes vor, so ist die Einheit, die diese Verknüpfung möglich macht, nicht distributiv, sie verteilt nicht den Begriff der Realität auf mehrere Begriffe (welches das lateinische Wort distributivus = verteilend, sagen will); sondern sie ist kollektiv, oder sammelt sämtliche Realitäten in ein Ganzes der Erfahrung, das wir uns durch die Einbildungskraft als ein einzelnes Ding ebenso vorstellen, wie wir uns durch diese kollektive Einheit jedes Objekt der Anschauung als ein Ding vorstellen. Dieses einzelne Ding wäre nämlich der Gegenstand, der alle empirische Realität in sich vereinigt, woraus die Vernunft die Einheit der höchsten Realität, die Idee der Gottheit, bildet. Die Handlungen des Verstandes sollen Erkenntnisse hervorbringen, sie sind daher jederzeit mit der distributiven Einheit beschäftigt, entweder logisch, um den gemeinsamen Begriff in den Begriffen der Gegenstände zu finden, und so unter Begriffe zu bringen, dann ist die distributive Einheit zugleich analytisch; oder um durch die Kategorien auf Begriffe zu bringen, in welchem Fall das Mannigfaltige in den Gegenständen durch die Kategorie gedacht, aber doch diese Kategorie in mehreren Gegenständen als Bestimmung ihrer Begriffe, also distributive, gedacht wird, dann ist diese Einheit zugleich synthetisch. Die Handlungen der Vernunft hingegen sollen ein System der Verstandeserkenntnisse hervorbringen, und das Mannigfaltige aller Begriffe des Verstandes durch eine Einheit zusammenverknüpfen, welche daher immer eine Idee ist. Diese Einheit, welche die Vernunft den Verstandeshandlungen gleichsam zu einem Ziel setzt, welches diese nie vollkommen erreichen, ist nicht, wie der gemeinsame Begriff, oder auch wie die Kategorie, eine distributive, sondern eine kollektive Einheit. Denn nicht so wie etwa rot als in mehreren Gegenständen vorhanden, die darum unter den Begriff der roten Gegenstände gehören, oder wie die Realität als etwas, durch welches der Stoff zum erkennen in allen einzelnen Gegenständen gedacht wird, ist die Vernunfteinheit distributiv; sondern die Einheit, die z. B. in der Idee der Welt gedacht wird, ist kollektiv, indem dadurch alle Erfahrungsgegenstände als in ein Ganzes zusammen gesammelt vorgestellt werden. 4. distributive; (siehe "kollektive"). 5. dynamische; ist diejenige synthetische Einheit, durch welche das Mannigfaltige als in einem bestimmten Dasein verknüpft vorgestellt wird. Sie ist der mathematischen (Verstandes-)Einheit entgegengesetzt, durch welche das Mannigfaltige als in einer bestimmten Anschauung verknüpft vorgestellt wird. So ist z. B. die Einheit der Zeitbestimmung durch die Analogien der Erfahrung durch und durch dynamisch, indem ich hier nicht etwa anschaue, in welcher Zeit sich eine Wirkung ereignet, weil die absolute Zeit (als reine Anschauung) kein Gegenstand der Wahrnehmung ist, und ich folglich auch nicht die Zeit mit den Erscheinungen vergleichen und jene durch diese bestimmen kann. Sondern die Erscheinungen bestimmen einander ihre Stelle in der Zeit dadurch, daß die eine Erscheinung als Wirkung auf die andere folgt und später ist als sie, oder beide als wechselseitige Wirkungen voneinander gleichzeitig sind. Dieses Vorsein und Nachsein, oder diese Gleichzeitigkeit sind synthetische aber dynamische Einheiten des Verstandes, durch welche das Mannigfaltige der Erscheinungen allein nach Zeitverhältnissen als in einem bestimmten Dasein verknüpft, vorgestellt werden kann. Dahingegen ist die Einheit der Größenbestimmung durch Axiome der Anschauung durch und durch mathematisch, indem ich hier anschaue, wie groß etwas ist, und die Größe durch die Begriffe der Kategorien der Quantität, Einheit, Vielheit und Allheit bestimme, und folglich das Mannigfaltige der Erscheinungen, der Größe nach, als in einer bestimmten Anschauung verknüpft vorstelle. 6. Kategorie der Einheit; ist derjenige reine Verstandesbegriff der Größe, durch den das Mannigfaltige so verknüpft gedacht wird, daß die daraus entspringende Vorstellung numerisch-identisch, oder selbst der Zahl nach einerlei oder immer dieselbe ist. So wird die Seele, den verschiedenen Zeiten nach, in welchen sie da ist, numerisch-identisch, d. h. als Einheit, nicht als Vielheit, als ein Ding, nicht als viele Dinge gedacht. So muß die wahre Kirche eine allgemeine Kirche, folglich eine numerische Einheit sein, eine solche Kirche, die der Zahl nach nicht mehrere Kirchen ausmacht, sondern nur eine ist (siehe Zahl). Diese Einheit heißt auch die quantitative, weil sie zu den Kategorien der Quantität gehört, und ist diejenige, welche alles Zählen möglich macht und das Maß aller Größe ist. 7. mathematische; (siehe "dynamische"). 8. numerische; (siehe "Kategorie der Einheit"). 9. objektive Einheit des Selbstbewußtseins; diejenige Einheit, durch welche alles in einer Anschauung gegebene Mannigfaltige in einem Begriff vom Objekt vereinigt ist. Wenn nämlich unsere Sinne durch Eindrücke eines (nachher als Gegenstand vorgestellten) Gegenstandes affiziert werden, so ist darum dieser Gegenstand nicht gleich so für uns vorhanden, als wir ihn nachher, wenn unsere Einbildungskraft und unser Verstand gewirkt haben, anschauen und denken. Erst muß all das geschehen sein, was im Artikel Anschauung gezeigt worden ist. Dadurch entsteht nach und nach das Bild, das ich in der Anschauung vor mir habe, dessen ich mir teilweise in den einzelnen Empfindungen bewußt wurde, und mir nun als eines einzigen Ganzen bewußt bin, das ich Gegenstand nenne. Der Gegenstand ist also nichts anderes, als der Begriff von der Einheit, oder dem einen Bewußtsein, zu der alles durch die Anschauung gegebene Mannigfaltige durch den Verstand zusammengefaßt wird. Dies ist die objektive Einheit der Apperzeption; sie heißt objektiv, weil sie die einfache Vorstellung des Objekts ist, und ist transzendental, weil auch jedes Objekt, welches a priori vorgestellt wird, durch sie als Objekt gedacht wird. Sie ist der subjektiven Einheit des Bewußtseins entgegen gesetzt, welche die Einheit des Bewußtseins aller Vorstellungen ist, die ich wirklich habe. Jene objektive Einheit ist die Vorstellung des Begriffs vom Objekt, in dem ich alles Mannigfaltige der Anschauung verknüpft denke; diese subjektive Einheit ist die Bestimmung des inneren Sinnes, daß ich jetzt gewisse Anschauungen habe und denke. Ob ich jetzt ein Mannigfaltiges der Anschauung vor mir habe, dessen ich mir als zugleich, oder als nach einander bewußt bin, das hängt von meiner inneren Erfahrung ab, das kommt auf Umstände an, die ebenfalls empirisch sind. Es ist nicht einerlei, ob jetzt ein Palast in seiner ganzen Größe, also in allen seinen Teilen zugleich, vor mir da steht, oder ob eine Armee vor mir vorbei marschiert, von der ich also den Feldherrn an der Spitze zuerst, und den Mann, welcher den Schluß macht, zuletzt wahrnehme. Das hängt von empirischen Bedingungen d. h. davon ab, wo ich mich befinde, wie ich aufmerke, welchen Standpunkt ich habe usw. Die subjektive Einheit des Bewußtseins ist also empirisch, setzt eine Assoziation der Vorstellungen, d. h. eine Verbindung derselben im Gemüt voraus, welche zufällig ist, darum ist sie selbst zufällig und betrifft eine Erscheinung. Diese empirische Einheit des Bewußtseins, das ich z. B. jetzt eine Armee vorbei defilieren sehe, steht aber selbst unter jener objektiven Einheit des Bewußtseins. Den die Form des Gedankens, das ist Etwas, das ist ein Gegenstand, ist die oberste Verstandeseinheit, unter die jede empirische Verknüpfung gedacht werden muß, weil z. B., ehe ich den Begriff Armee denke, ich sie vorher schon als Etwas, als einen Gegenstand denken muß. Unter dieser Verstandeseinheit steht nun, als unter einer Vorstellung a priori, auch die reine Form der Anschauung in der Zeit. Alles Mannigfaltige, was in der Zeit angeschaut wird, muß in dem einen Bewußtsein, dieser ursprünglichen Einheit, zusammengefaßt werden, daß es ein Gegenstand ist. Dieses geschieht also bloß durch die Verknüpfung des zum Denken gegebenen Stoffs mit dem einfachen Gedanken: Ich. Eine solche Verknüpfung heißt die reine Synthesis oder reine Verknüpfung des Verstandes, und liegt a priori aller empirischen zugrunde, indem es diejenige Wirkung des Verstandes ist, ohne welche er weder denken noch erkennen kann. Dieses ist also keine psychologische Erfahrung, die etwa aus dem inneren subjektiven Mechanismus des Gemüts abstrahiert worden ist. Sondern es ist gänzlich a priori gezeigt worden. Wenn ich denken soll, so muß mit meinem Selbstbewußtsein etwas zum Denken Gegebenes verknüpft werden, dies muß aber vor allen Dingen als Etwas, als ein Gegenstand, den ich jetzt denke, gedacht werden. Die Einheit dieses Gedankens (Gegenstand) ist die objektive Einheit des Selbstbewußtseins oder der Apperzeption. Die empirische Einheit, daß ich jetzt gerade dies oder das zusammenstelle und denke, ist nur subjektiv, gilt nur für mich; jene transzendentale Einheit aber gilt für Jedermann, weil Jedermann so denken, aber nicht gerade dies oder das denken muß. Zum Beispiel verbindet der Eine mit dem Wort Himmel die Vorstellung des Raums, in welchem die Himmelskörper laufen; ein Anderer den Ort der Seligen. Beide verstehen einander nicht, weil die Einheit des Bewußtseins in ihren Verknüpfungen empirisch und daher nicht notwendig und allgemeingeltend ist. Aber beide denken sich gewiß den Himmel als Etwas, als einen Gegenstand, denn sonst könnten sie gar nicht denken, hätten keinen Gedanken ohne diesen Urgrund aller Gedanken; also ist die Einheit ihres Bewußtseins in dieser Verknüpfung ihrer Vorstellungen a priori, objektiv, transzendental, denn sie ist notwendig und allgemeingeltend für jedes Objekt überhaupt, wenn es von einem Verstand gedacht werden soll siehe übrigens Urteil. 10. qualitative; die Einheit der Zusammenfassung des Mannigfaltigen der Erkenntnisse. Sie ist entweder analytisch oder synthetisch. Wenn mehrere Vorstellungen unter einem Begrif zusammengefaßt werden, so ist dieser Begriff die qualitative analytische Einheit, durch welche das Mannigfaltige der Erkenntnisse, oder jene Vorstellungen zusammengefaßt werden. So ist die Einheit des Themas in einem Schauspiel eine solche qualitative analytische Einheit; z. B. der Geizige sei das Thema oder der Gegenstand, von dem das Schauspiel handelt, so muß alles in dem Schauspiel darauf abzwecken, uns den Geizigen recht lebendig darzustellen; alles Mannigfaltige in diesem Schauspiel wird also durch den einzigen Hauptgedanken, daß der Geizige dadurch geschildert wird, oder daß es sich doch darauf bezieht, zusammengefaßt. Ebenso ist die Einheit des Themas einer Rede, einer Fabel, eine solche qualitative Einheit. Die Einheit eines jeden Begriffs, die Einheit einer jeden Hypothese, oder die Verständlichkeit des angenommenen Erklärungsgrundes ohne Hilfshypothese, ist eine solche qualitative analytische Einheit. Diese Einheit ist eine logische Erfordernis und Kriterium aller Erkenntnis der Dinge überhaupt. Es ist die Kategorie der Einheit in formaler Bedeutung genommen, um eine logische Forderung in Anbetracht jeder Erkenntnis zu befriedigen. Diese Einheit ist nicht diejenige (quantitative), welche in der Erzeugung eines Quantum durchgängig als gleichartig angenommen werden muß; sondern hat die Qualität eines logischen Erkenntnisprinzips in Absicht auf die Verknüpfung ungleichartiger Erkenntnisstücke in einem Bewußtsein. Die qualitative Einheit ist also der quantitativen Einheit entgegengesetzt, d. h. der Kategorie der Einheit als einem Prinzip der Zusammenfassung des Gleichartigen (siehe "Kategorie der Einheit". Sie heißt qualitativ, weil sie diejenige Einheit ist, welche das Mannigfaltige so verknüpft, daß sie dadurch die Qualität (Beschaffenheit) eines Erkenntnisprinzips bekommt. Diese qualitative Einheit kommt nämlich bei jeder Verbindung vor und macht sie erst möglich. Denn der Begriff der Verbindung faßt drei Begriffe in sich:
b. den Begriff der Verbindung jenes Mannigfaltigen; c. den Begriff der Einheit, oder des Begriffs, zu welchem das Mannigfaltige verbunden wird. 11. quantitative; (siehe "Kategorie der Einheit"). 12. regulative; diejenige Einheit, durch welche die Verknüpfungen des Mannigfaltigen der Erscheinungen untereinander zu einem idealen Ganzen der Erfahrung verknüpft werden. Eine solche ist z. B. die Vorstellung einer höchsten Realität, welche nichts anderes ist, als die Einheit, durch welche alle möglichen Realitäten in den Erscheinungen als in einem Inbegriff derselben verbunden gedacht werden. Eine solche regulative Einheit ist eine Idee oder ein Vernunftbegriff. Sie heißt regulativ, weil sie dem Verstand zugleich die Regel gibt, nach welcher er seine Forschungen fortsetzen soll, um zu dieser Einheit eines Systems zu gelangen. So gibt ihm der Begriff der höchsten Realität auf, immer mehr Realitäten aufzusuchen, um durch diese Erweiterung seiner Erkenntnis der Realitäten dem Begriff einer höchsten Realität immer näher zu kommen. 13. subjektive; (siehe objektive) 14. synthetische; diejenige Einheit, durch welche das Mannigfaltige der Anschauungen als verknüpft angeschaut oder gedacht wird. So ist z. B. der reine Verstandesbegriff oder die Kategorie eine solche synthetische Einheit, denn durch ihn werden verschiedene Vorstellungen in einer Anschauung zusammen in einem Begriff, es sei nun der der Größe, oder der Beschaffenheit, der Realität, der Substanz usw. verbunden. Jede Kategorie ist eine synthetische Einheit a priori, die selbst der reinen Synthesis oder Verknüpfung des durch unsere eigene Sinnlichkeit gegebenen Stoffs zu den Formen der Sinnlichkeit, Raum und Zeit vorhergeht. Das Zählen ist z. B. nichts anderes als das Hinzusetzen des einen Zeitteils zum anderen, so wie das Messen das Hinzutun des einen Raumteils zum anderen. Dieses Zählen ist also eine Synthesis oder Verknüpfung, die aber nur durch eine bestimmte synthetische Einheit möglich ist, z. B. nach der Dekadik oder dem Begriff, daß wenn zehn numerische oder Zahleinheiten zusammengezählt sind, diese zehn Einheiten eine neue Einheit höherer Art ausmachen sollen, die also nun zehn Einheiten der nächst niedrigeren Art in sich begreift; zehn Einheiten der nächst niedrigeren Art in sich begreift; zehn Einheiten dieser höheren Art sollen wieder eine neue Einheit von noch höherer Art ausmachen usw.k Dieser Begriff vom Zusammenfassen zehn solcher Einheiten der nächst niedrigeren Art in eine einzige Einheit der nächst höheren Art ist die synthetische Einheit, auf der unser ganzes Zählen beruth. Ohne diese Einheit in der Synthesis des Mannigfaltigen ist eine solche Verknüpfung gar nicht möglich, folglich ist sie in der Synthesis des Mannigfaltgen notwendig, nach dem Begriff der Synthesis, daß sie nämlich eine Verknüpfung ist, der eine synthetische Einheit a priori zugrunde liegt (siehe "Einheit, qualitative"). Der reinen Synthesis liegt also jedesmal ein Begriff zugrunde, der ihr die synthetische Einheit gibt, oder in der Vorstellung der synthetischen Einheit besteht, ohne welche man das Verbundene nicht verstehen würde, nicht wissen würde, was es nach der Verknüpfung ist. Es gehört nämlich dreierlei zur Erkenntnis eines vollkommenen Gegenstandes:
b. die Synthesis oder Verknüpfung dieses Mannigfaltigen, z. B. daß eine numerische oder Zahleinheit zu der anderen hinzugetan wird; c. die synthetische Einheit, durch welche ich nur weiß, was das Zusammengefaßte ist, z. B. die Dekadik, durch welche ich die zusammengefaßten Zahleinheiten als eine einzige Zahl denken und aussprechen kann. Wenn KANT sagt: Verbindung ist Vorstellung der synthetischen Einheit des Mannigfaltigen, so meint er offenbar synthetische Verbindung, oder das, was er Synthesis nennt; denn die logische Verbindung ist die Vorstellung der analytischen Einheit des Mannigfaltigen nach dem Gesetz der Identität. (siehe "Einheit, analytische") Die synthetische Einheit ist aber sowohl als die analytische qualitativ, d. h. sie geht nicht, wie die numerische oder quantitative darauf, zum Prinzip der Synthesis des Gleichartigen unter den Begriff der Größe zu dienen; sondern zum Prinzip der Synthesis des Ungleichartigen unter den Begriff der Beschaffenheit oder Qualität. 15. Ursprünglich - synthetische Einheit der Apperzeption (siehe "Apperzeption" 2, b. f. und "Bewußtsein" 2 a. f.) 16. transzendentale des Selbstbewußtseins (siehe "objektive"). |