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Kants Dinge an sich und sein Erfahrungsbegriff [1/3]
Vorwort Die nachfolgenden Blätter beschäftigen sich zuvörderst mit der Beantwortung der Frage, welche Bedeutung KANT in Bezug auf seine Erkenntnistheorie den Dingen an sich beigelegt hat. Das Ergebnis der Untersuchung ist, daß sie ihm zwar notwendige Voraussetzungen unseres Denkens sind, ihre wirkliche Existenz sich aber weder behaupten noch schlechthin leugnen läßt, mithin problematisch bleibt. Sie sind demnach zwar Grenzbestimmungen, nicht aber Grundsteine von KANTs Erkenntnistheorie. Zur Feststellung dieses Resultats mußten entgegengesetzte Ansichten rühmlichst bekannter Interpreten KANTs bestritten werden. Der zweite hier erörterte Gegenstand ist KANTs Erfahrungsbegriff. Bekanntlich war seine Absicht darauf gerichtet, darzutun, daß aller Verstandesgebrauch nur dann zu wahrer Erkenntnis führen könne, wenn er sich die Begreiflichkeit der Erfahrung zum Ziel setzt. Aber KANT schoß über dieses Ziel hinaus, indem wie die Analyse seines Begriffs von der Erfahrung zeigt, ihm diese unter der Hand zu einem Produkt wurde, das der Verstand mittels der unter seiner Herrschaft stehenden figürlichen Einbildungskraft aus dem ihm gegebenen Material der Empfindungen sich schafft. KANT kam damit einem Idealismus überaus nahe, der noch einen Schritt weiter geht und nicht bloß die Form, sondern auch den Stoff der Gegenstände der Erfahrung auf die schöpferische Selbsttätigkeit des denkenden Subjekts zurückzuführen unternimmt. Daß KANT einen solchen Idealismus für "ein gänzlich unhaltbares System" hielt, unterliegt, nach seiner im Jahre 1799 veröffentlichten Erklärung über FICHTEs Wissenschaftslehre, keinem Zweifel. Aber er vermochte nicht den Widerspruch zu beseitigen, indem seine persönliche realistischere Überzeugung mit den Konsequenzen seines Erfahrungsbegriffs stand. Denn es entging ihm, daß an den Gegenständen der sinnlichen Wahrnehmung nicht bloß die Empfindungen, sondern auch die bestimmten unabänderlichen Formen der empirischen Anschauung, die räumlichen und zeitlichen Konfigurationen der Empfindungen, uns gegeben sind, wir sie diesen letzteren nicht vorschreiben können. Dieser ungelöste Widerspruch war es, der nach KANT einerseits seinen formalen Idealismus in einen materialen umwandelte, andererseits aber auch zu dem Versuch führte, das realistische Element im ersteren fester und im Sinne KANTs zu begründen. Wenn der Name des Verfassers dieser Abhandlung als der eines alten Herbartianers bekannt ist, so möge dies nicht Anlaß zu dem Vorurteil geben, als werde hier KANT doch nur aus einem ihm fremden Standpunkt betrachtet und beurteilt werden. Der Leser wird sich vielmehr bald vom Gegenteil überzeugen. Und wenn einige Stellen allerdings an HERBART erinnern, so darf nicht vergessen werden, daß dieser selbst, wenigstens im weiteren Sinne des Wortes, einen Kantianer nannte. 1. Die transzendentale Ästhetik, dieser Grundstein von KANTs Erkenntnistheorie, nahm als zugestanden an, daß Dinge unabhängig von unserem sinnlichen Wahrnehmen und Vorstellen wirklich existieren und bestritt nur, daß wir durch unsere Sinnlichkeit befähigt seien zu erkennen, wie sie an sich selbst beschaffen sein mögen. Sie unternahm den Nachweis, daß die Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung (der inneren wie der äußeren) nur subjektiv bedingte Erscheinungen sind, daß sie nur das darstellen, was die Dinge für uns, d. h. für unser menschliches Vermögen zu empfinden und anschaulich vorzustellen sind. Es blieb jedoch die Frage übrig, ob der Verstand durch sein Denken befähigt sei, diese Schranke unseres sinnlichen Erkenntnisvermögens zu durchbrechen und die Dinge, wie sie an sich selbst sind, zu erkennen. Die transzendentale Analytik verneinte das und unternahm es zu beweisen, daß die dem Verstand ursprünglich innewohnenden Stammbegriffe (die Kategorien) nicht weiter reichen als, die Gesetzmäßigkeit der Erscheinungen durch Denken über das durch die Sinnlichkeit Gegebene zu erkennen. Nun hatte zwar die transzendentale Ästhetik das Gegebene auf die unsere Sinnlichkeit affizierenden Dinge zurückgeführt. Da sie aber das Gegebene nur in den rohen Stoff der Erscheinungen (die Empfindungen) setzte, dagegen die räumliche und zeitliche Gestaltung dieses Stoffes zu Gegenständen der Wahrnehmung (empirischen Anschauungen) den Formen der Sinnlichkeit und der produktiven Einbildungskraft und die Fassung dieser Gegenstände in Objektbegriffe der Spontaneität des, auch die Einbildungskrat hinsichtlich ihrer Formen bestimmenden Verstandes zuschrieb, so traten die Dinge mehr und mehr in den Hintergrund und wurde ihre Existenz problematisch. Zwar war KANT, wie es scheint, persönlich von ihrer Existenz fest überzeugt; denn er versicherte ja im Anhang zu den Prolegomenen sehr nachdrücklich, daß es ihm nie in den Sinn gekommen sei, an der Existenz der "Sachen" zu zweifeln. Ob aber darunter die Dinge an sich zu verstehen sind, muß weiterer Untersuchung vorbehalten bleiben. Tatsache ist jedenfalls, daß die strenge Konsequenz seiner Erklärung des Ursprungs der Erscheinungen ihn so oft ins Schwanken bringt, daß er nahe dran ist, seinen transzendentalen Idealismus, der doch zwischen extremen Formen des Idealismus und Realismus vermitteln sollte, in einen rein subjektiven umzubilden, in welchem das empfindende, anschauende und denkende Subjekt nicht allein die anschaulichen Formen und Gesetze der Erscheinungen, sondern auch den Stoff derselben produziert. 2. Das Verhältnis des transzendentalen Idealismus zum Realismus und anderen Formen des Idealismus hat KANT bei Gelegenheit seiner Kritik des vierten Paralogismus der reinen Vernunft in der ersten Auflage seines Hauptwerks eingehend auseinandergesetzt. Er bemerkt da zuerst (Seite 368f), daß wir mit Recht behaupteten, nur das, was in uns selbst ist, könne unmittelbar wahrgenommen werden und meine eigene Existenz allein könne der Gegenstand einer bloßen Wahrnehmung sein; daher sei das Dasein eines wirklichen Gegenstandes außer mir (in der intellektuellen Bedeutung des Worts) (1) niemals geradezu in der Wahrnehmung gegeben, sondern könne nur als äußere Ursache derselben hinzugedacht, mithin geschlossen werden. Der Schluß von einer gegebenen Wirkung auf eine bestimmte Ursache sei aber jederzeit unsicher, weil die Wirkung aus mehr als einer Ursache enstprungen sein könne. Demnach bleibe es zweifelhaft, ob hier die Ursache innerlich oder äußerlich sei, ob also alle sogenannten äußeren Wahrnehmungen nicht ein bloßes Spiel des inneren Sinnes seien oder ob sie sich auf äußere wirkliche Gegenstände beziehen. - Dies ist das, was KANT unter empirischem Idealismus versteht, später (Seite 377) den skeptischen nennt und dem dogmatischen gegenüberstellt, der das Dasein der Materie (der Gegenstände im Raum) nicht bloß bezweifelt, sondern leugnet. - Seinen transzendentalen Idealisms charakterisiert er hier als den Lehrbegriff, nach welchem wir alle Erscheinungen insgesamt als bloße Vorstellungen und nicht als Dinge an sich selbst ansehen und demgemäß Zeit und Raum nur sinnliche Formen unserer Anschauung, nicht aber für sich gegebene Bestimmungen oder Bedingungen der Objekte, als Dinge an sich selbst, sind. Diesem Idealismus ist der transzendentale Realismus entgegengesetzt, der Zeit und Raum als etwas an sich (unabhängig von unserer Sinnlichkeit) Gegebenes ansieht. Derselbe stellt sich also äußere Erscheinungen (wenn man ihre Wirklichkeit einräumt) als Dinge an sich vor, die unabhängig von unserer Sinnlichkeit existieren, folglich auch nach reinen Verstandesbegriffen außer uns sind. - Der empirische Realismus dagegen, sagt KANT, oder, wie man ihn auch nenne, der Dualismus räume die Existenz der Materie ein, ohne aus dem bloßen Selbstbewußtsein herauszugehen und etwas mehr als die Gewißheit der Vorstellungen in mir, mithin das cogito ergo sum [Ich denke, also bin ich. - wp] anzunehmen. Denn weil er die Materie und sogar ihre innere Möglichkeit bloß für Erscheinung gelten lasse, die von unserer Sinnlichkeit abgetrennt, nichts seien, so sei die Materie für den empirischen Realismus nur eine Art von Vorstellungen (eine Anschauung), welche äußerlich heißen, nicht als ob sie sich auf an sich selbst äußere Gegenstände bezögen, sondern weil sie Wahrnehmungen auf den Raum beziehen. - Demnach könne der transzendentale Idealist ganz wohl empirischer Realist sein. 3. Andererseits dagegen - so fährt KANT fort - komme der transzendentale Realismus notwendig in Verlegenheit und sehe sich genötigt, dem empirischen Idealismus Platzu einzuräumen, weil er die Gegenstände äußerer Sinne für etwas von den Sinnen selbst Unterschiedenes und bloße Erscheinungen für selbständige Wesen ansehe, die sich außer uns befinden; da dann freilich, bei unserem besten Bewußtsein unserer Vorstellungen von diesen Dingen, noch lange nicht gewiß sei, daß, wenn die Vorstellung existiert, auch der ihr korrespondierende Gegenstand existiere. Dies scheint so verstanden werden zu müssen. Der transzendentale Realist hält zwar die Gegenstände im Raum für Dinge an sich, d. h. für wirklich außer uns (unabhängig von uns) existierende Dinge; aber er gibt zu, daß wir ihre Beschaffenheit doch nur durch ihre Wirkung auf unseren äußeren Sinn, vermöge welcher sie Anschauungen, also Vorstellungen in uns hervorrufen, kennen lernen. Nun ist uns zwar die Existenz in uns von diesen Vorstellungen unmittelbar gewiß; aber daraus folgt nicht ohne weiteres, daß auch ihnen entsprechende Dinge unabhängig von uns existieren. Der transzendentale Realist besinnt sich also, daß, da er zugibt, sein Wissen von den Dingen nur ihrer Einwirkung auf seinen äußeren Sinn zu verdanken, der Schluß von der Wirkung auf die Ursache aber unsicher ist, doch zuletzt die Existenz der Dinge außer uns zweifelhaft bleibt und sieht sich somit, wie KANT sagt, genötigt, dem empirischen Idealismus Platz einzuräumen. Der transzendente Realismus in seiner reinen Form, der die Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung für die Dinge selbst hält, ist die gemeine, naive, aber gedankenlose Weltansicht. Er wurde aber schon von LOCKE, nach dem Vorgang der Naturwissenschaften, modifiziert. Denn dieser unterschied nicht allein zwischen primären (wirklichen) und sekundären (bloß scheinbaren) Eigenschaften der Körper und erklärte, wie schon ANDRE lange vor ihm, die Empfindungen für Affektionen unserer Sinne, die mit den sie verursachenden Vorgängen in den Körpern außer uns nicht die mindeste Ähnlichkeit hätten; sondern er legte auch dem Verstand die Fähigkeit bei, mittels unserer Vorstellungen von räumlichen und zeitlichen Formen und Verhältnissen, denen er allerdings eine nicht bloß subjektive Bedeutung zugestand, sich über Gestalt, Größe, Lage und Bewegung der nicht mehr den Sinnen zugänglichen Teile der Körper und hierdurch über die wahren Beschaffenheiten und veränderlichen Zustände der letzteren, welche den in die Sinne fallenden nur scheinbaren korrespondieren, richtige Begriffe zu bilden. Man wird diesen Realismus den naturwissenschaftlichen nennen können. 4. Bei der innigen Verbindung, in welche KANT seinen transzendentalen Idealismus mit dem empirischen Realismus bringt, ist es von großer Wichtigkeit, sich klar zu machen, was er hier unter dem Realen versteht. Er sagt hierüber (Kr. d. r. V., 1. Auflage, Seite 373f) folgendes:
5. Dies bestätigen weiter auch folgende Stellen. Ebendaselbst Seite 372 heißt es:
6. Diese Notwendigkeit beruth zunächst auf dem Begriff der Rezeptivität, die KANT mit der Sinnlichkeit in Bezug auf die Empfindungen zuerkannt hatte und die ihn nötigte, sich darüber näher zu erklären, woher die Sinnlichkeit die Empfindungen empfange. Zwar hatte er sie schon in der Einleitung zur transzendentalen Ästhetik als "Wirkungen der Gegenstände auf unsere Vorstellungsfähigkeit, indem sie unser Gemüt affizieren" bezeichnet. Aber man wird wohl nicht fehlgreifen (zumal da er auf der ersten Seite der zweiten Auflage der Kritik von Gegenständen spricht, "die unsere Sinne rühren"), wenn man annimmt, daß er seinen Lesern hier nicht zugemutet habe, schon an transzendentale Gegenstände zu denken, sondern darunter die empirischen Verstanden hat, welche die gemeine Meinung für selbständige Dinge hält. Erst nachdem die transendentale Ästhetik diese Meinung wiederlegt hatte, konnte die Frage aufgeworfen werden, welche Gegenstände denn mit recht den Namen von Dingen beanspruchen dürfen. KANT erklärt sich aber hierüber in sehr ungleicher Weise. Wir führen als Beleg zuerst folgende Stelle aus dem sechsten Abschnitt der Antinomie d. r. V. an; wo er sagt (2):
7. Wir finden eine Bestätigung dieses Ergebnisses im Abschnitt der Analytik, der "von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände überhaupt in Phaenomena und Noumena" handelt. KANT sagt da (3):
8. Noch deutlicher tritt dies im "Anhang, von der Amphibolie [Mehrdeutigkeit - wp] der Reflexionsbegriffe" an folgender Stelle (4) hervor. Es heißt da:
In einen unlösbaren Widerspruch schien KANT aber schon seinen Zeitgenossen und unter ihnen wohl zuerst FRIEDRICH HEINRICH JACOBI (5) sich zu verwickeln, indem er an der zuerst angeführten Stelle sagte:
10. Indessen liegt hier, wie mir dünkt, kein wirklicher, sondern nur ein scheinbarer Widerspruch KANTs mit sich selbst vor, der sich durch seine Unterscheidung zwischen Erkennen und Denken löst. Erkenntnis überhaupt bezieht sich entweder unmittelbar oder (wie alle Erkenntnis a priori) mittelbar, auf einen Gegenstand. Dieser kann entweder bloß ein Produkt der Einbildungskraft (eine reine Anschauung) oder ein wirklicher, d. h. durch sinnliche Wahrnehmung (empirische Anschauung) gegebener sein. Die Erkenntnis eines wirklichen Gegenstandes betrifft ferner teils sein Dasein (existentia) teils seine Beschaffenheit (essentia). Nacht KANTs Begriff von Erkenntnis ist aber das eine mit dem anderen untrennbar verbunden. Es gibt für ihne keine Erkenntnis, daß etwas ist, wenn nicht eine Anschauung hinzukommt von dem, was es ist. Die Überzeugung vom bloßen Dasein eines Gegenstandes, ohne ein Wissen, wie er beschaffen ist, gilt ihm nicht für ein Erkennen, sondern nur für ein Denken, dem es ganz an einem Gegenstand fehlt. Hierüber spricht er sich in der Vorrede der zweiten Auflage der Kritik (Seite XXVI) sehr deutlich aus. Nachdem er daselbst auseinandergesetzt hat, daß durch seine Lehren über Zeit und Raum, als Formen unserer Sinnlichkeit und über die allein zulässige Anwendung der Verstandesbegriffe auf empirische Anschauungen bewiesen werde, daß
11. Auf ganz andere Weise hat neuerdings BENNO ERDMANN (7) KANT von der Anklage, an der angeführten Stelle mit sich selbst in Widerspruch geraten zu sein, loszusprechen versucht. Nach ihm soll KANT nämlich, als er sagte, der Verstand denke sich einen Gegenstand, aber bloß als transzendentales Objekt, das die Ursache der Erscheinung sein, jedoch nach keiner der Kategorien gedacht werden könne, unter der Ursache nicht die Kategorie der Kausalität, sondern den erst in der Dialektik eingeführten Begriff der Kausalität durch Freiheit verstanden haben und aus diesem Grund enthalte jene anstößige Stelle gar keinen Widerspruch. (8) - Es ist zuvörderst nicht unbedenklich, daß KANT, wie ERDMANN (Seite LIII) selbst bemerkt, weder in der transzendentalen Ästethik noch in der Analytik (wo doch an der zuvor angeführten Stelle die Möglichkeit eines Mißverständnisses so überaus nahe lag) auch nur mit einem Wort andeutet, daß hier an eine andere Art der Kausalität als die der Kategorie zu denken sei, auf die er aber erst in der Dialektik kommen werden. Er würde dadurch mit einem Schlag den Vorwurf eines so auffälligen Widerspruchs abgewiesen haben. Erst in der dritten Antinomie wird "der Kausalität nach Gesetzen der Natur" die "Kausalität durch Freiheit" gegenübergestellt und die transzendentale Freiheit definiert als "die absolute Spontaneität der Ursachen, eine Reihe von Erscheinungen, die nach Naturgesetzen läuft, von selbst anzufangen." Es wird nun bewiesen, einerseits, daß eine Kausalität durch Freiheit anzunehmen notwendig ist, andererseits aber, daß alles in der Welt lediglich nach Gesetzen der Natur geschicht und es keine Freiheit gibt. Da beiden Beweisen volle Gültigkeit beigelegt wird, so entsteht ein Widerstreit der Vernunft mit sich selbst, den zu schlichten die Aufgabe ist. Dies geschieht durch eine Distinktion. in der Welt der Erscheinungen, der Natur, erfolgt nämlich alles was geschicht einzig und allein nach der Kategorie der Kausalität, welche stets eine Erscheinung mit einer vorangegangenen anderen verknüpft, worauf erstere nach einer Regel folgt. Auf dem Feld der Erscheinungen ist also für eine Kausalität durch Freiheit schlechterdings kein Platz. Da wir aber Dinge an sich, als Ursachen der Erscheinungen wenigstens denken können müssen und dieses Denken sogar ein notwendiges ist, so kann, wenn es eine Kausalität durch Freiheit gibt, sie nur diesen intelligiblen Dingen als Eigenschaft zugewiesen werden.
1) KANT bemerkt (1. Auflage der Kritik, Seite 373), daß der Ausdruck "außer uns" eine nicht zu vermeidende Zweideutigkeit enthalte, indem er "bald etwas bedeute, was als Ding an sich selbst, von uns verschieden existiert, bald bloß zur äußeren Erfahrung gehört." Er will daher die Dinge außer uns in der letzteren Bedeutung, um sie von Gegenständen, "die im transzendentalen Sinne so heißen" zu unterscheiden, "geradezu Dinge nennen, die im Raum anzutreffen sind." LICHTENBERG (Vermischte Schriften, Ausgabe 1844, Seite 84f) schlägt vor, die letzteren als Dinge extra nos [Dinge im Raum - wp], die ersteren als Dinge praeter nos [Dinge an sich - wp] zu bezeichnen. 2) KANT, Kritik der reinen Vernunft, 1. Auflage, Seite 494, 2. Auflage Seite 522 3) KANT, Kritik der reinen Vernunft, 1. Auflage, Seite 254, 2. Auflage Seite 310 4) KANT, Kritik der reinen Vernunft, 1. Auflage, Seite 287, 2. Auflage Seite 343 5) JACOBI in seiner Abhandlung: Über den transzendentalen Idealisms, Werke II, Seite 301f 6) Auch schon in der ersten Auflage der Kritik (im Abschnitt über Phaenomena und Noumena, Seite 251f) besagt folgende Stelle ganz dasselbe. "Es folgt natürlicherweise aus dem Begriff einer Erscheinung überhaupt, daß ihr etwas entsprechen müsse, was an sich nicht Erscheinung ist, weil Erscheinung nicht für sich selbst und außer unserer Vorstellung sein kann, mithin, wo nicht ein beständiger Zirkel herauskommen soll, das Wort Erscheinung schon eine Beziehung auf etwas anzeigt, dessen unmittelbare Vorstellung zwar sinnlich ist, was aber an sich selbst auch ohne diese Beschaffenheit unserer Sinnlichkeit (worauf sich die Form unserer Anschauung gründet) Etwas, d. i. ein von Sinnlichkeit unabhängiger Gegenstand sein muß. - Hieraus entspringt nun der Begriff eines Noumenon, der aber gar nicht positiv und eine bestimmte Erkenntnis von einem Dinge, sondern nur das Denken von Etwas überhaupt bedeutet, bei welchem ich von aller Form der sinnlichen Anschauung abstrahiere." 7) In der Einleitung zu seiner kritischen Ausgabe von KANTs Prolegomenen (Leipzig 1878), Seite LIII und LXIV; vgl. desselben Autors Schrift: Kants Kritizismus in der ersten und zweiten Auflage seiner Kritik der reinen Vernunft (Leipzig 1878). 8) Auch KUNO FISCHER vertritt in seiner Kritik der Kantischen Philosophie (München 1883, Seite 24f) entschieden dieselbe Ansicht. |