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JOHANNES ORTH
Gefühl und Bewußtseinslage
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"Alles, was wir erleben, ist Gegenstand unserer unmittelbaren Erfahrung, es wäre ja sonst nicht unser Erlebnis. Die Vorgänge und Zustände aber, die unsere Erlebnisse ausmachen, sind uns in unserem Bewußtsein gegeben, und dieses selbst ist nichts anderes als die Gesamtheit der jeweils unmittelbar gegenwärtigen Erscheinungen."

"Stimmund und Affekt unterscheiden sich dem Gefühl gegenüber dadurch, daß es sich bei ihnen immer um ein einheitliches Ergriffenseins der ganzen Persönlichkeit, nicht nur um Empfindungen und Gefühle handelt, die sich um bestimmte Anlässe gruppieren."


Abschnitt II
Kritik der modernen Gefühlslehre

Kapitel 1: Kriterien des Gefühls

Abgesehen von den Schwierigkeiten der Gefühlsuntersuchungen und der Analyse unseres Gefühlslebens, scheint mir ein Hauptgrund für die Verwirrung auf dem Gebiet der Gefühlspsychologie und für die sich feindselig gegenüberstehenden Anschauungen in diesem Bereich die ungenaue Begriffsbestimmung zu sein. Darauf weisen ja die Erscheinungen hin, daß von einem Gefühl genannt wird, was dem andern bereits Affekt ist, daß mancher den Gefühlen Dinge zurechnet, die von anderen den Empfindungen eingereiht werden und daß schließlich wieder andere aufgrund der engen Verbindung von Empfindung und Gefühl bei der Klassifikation der Gefühle beide Gruppen nicht auseinander zu halten wissen. Ich er achte deshalb für zweckmäßig, erst die hergebrachte Auffassung vom Gefühl und seine Kriterien auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen, ehe ich auf die Frage nach ihrer Qualitätszahl eingehe.


§ 1. Das Subjektive
als Kriterium des Gefühls

Mit dem Vorsatz, das Gefühl von der rein psychologischen Seite zu betrachten, erledigt sich mir ein Eingehen auf die teleologischen und metaphysischen Bestimmungen desselben ganz von selbst. Es bleiben also nur die in psychologischen Beschreibungen gegebenen Kriterien des Gefühls für meine Untersuchung übrig. Natürlich kommt hier WUNDT als genialer Bahnbrecher auf dem Gebiet der psychologischen Forschungsmethoden und als Nestor einer weitverzweigten, wenn auch häufig sich widersprechenden Psychologenschule in erster Linie in Betracht. Er schreibt neuerdings:
    "Der Tatsache, daß die unmittelbare Erfahrung zwei Faktoren enthält, einen objektiven Erfahrungsinhalt und das erfahrende Subjekt, entsprechen zwei Arten psychischer Elemente ... Die Elemente des objektiven Erfahrungsinhaltes oder schlechthin als Empfindungen ... Die subjektiven Elemente bezeichnen wir als Gefühlselemente oder einfache Gefühle." (66)
Dieser Auffassung der Gefühle als der subjektiven Inhalte unserer Erfahrung gegenüber den Empfindungen als den objektiven begegnen wir bei WUNDT, dessen Gefühlslehre einen bedeutenden Wandlungsprozeß bereits hinter sich hat und anscheinend noch weiter durchläuft, schon der ersten Auflage seiner "Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele", wo als Kriterium des Gefühls die Beziehung der darunter fallenden Bewußtseinsvorgänge auf das Subjektive bezeichnet wird (67). Diese Ansicht findet ihre Erklärung darin, daß ihm damals "Empfindung" und "Gefühl" nur ein Einziges waren, das sich nur nach seiner subjektiven oder objektiven Beziehung gliedern oder benennen läßt. In der zweiten Auflage dieses Buches heißt es Seite 225:
    "In der Tat ist ein Punkt, in welchem alle Gefühle, so verschieden sonst ihre Natur sein mag, übereinstimmen: sie alle beziehen sich auf einen Zustand des fühlenden Wesens selber, auf ein Leiden oder Tätigkeit des Ich."
Im Vergleich mit der Empfindung "bleiben die Gefühle subjektiv". Dieselbe Auffassung treffen wir in der dritten Auflage (68) und auch in der "Physiologischen Psychologie" (69), wo vom Gefühl gesagt wird, daß es durch seine subjektive Bedeutung ausgezeichnet ist.

Kann die Beziehung des Erlebnisses auf das Subjekt als Kriterium des Gefühls vor dem Forum der wissenschaftlichen Kritik standhalten? Diese Frage muß entschieden verneint werden, wie nachfolgende Überlegungen darlegen sollen.

Alles, was wir erleben, ist Gegenstand unserer unmittelbaren Erfahrung, es wäre ja sonst nicht unser Erlebnis. Die Vorgänge und Zustände aber, die unsere Erlebnisse ausmachen, sind uns in unserem Bewußtsein gegeben, und dieses selbst ist nichts anderes als die Gesamtheit der jeweils unmittelbar gegenwärtigen Erscheinungen. Freilich versteht man unter Bewußtsein häufig etwas anderes. Doch mit den verschiedenen Bedeutungen des Wortes "Bewußtsein" wollen wir uns hier nicht beschäftigen. Alles Psychische ist also nach unserer Bestimmung des Bewußtseins, wissenschaftlich genau genommen, gleich subjektiv, die Empfindungen wie die Vorstellungen, wie auch unser Gefühl. Oder gibt es Empfindungen außerhalb des Subjekts? Freilich lasen sich für viele Empfindungen, nämlich für die peripherisch erregten, Ursachen nachweisen, die jedem Individuum gleicherweise zugänglich sind, und so im Gegensatz zu den psychischen Vorgängen, die jedes Individuum ausschließlich für sich hat, als objekte Ursachen bezeichnen. Sind aber damit die Empfindungen selbst objektiv geworden? Nur die Gesetzmäßigkeit, mit welcher unsere Empfindungen kommen und gehen, geben uns nach einer da und dort vertretenen Ansicht einen Fingerzeig für die objektiv bestehende Welt. Aber auch für das Gefühl gilt Ähnliches; denn jedermann erfährt, daß gewisse Empfindungen fast ausnahmslos mit Gefühlen auftreten, z. B. die Schmerzempfindung mit Unlust und insofern ist auch das Gefühl vom Reiz abhängig. Man wird mir einwenden, daß subjektiv und subjektiv zweierlei ist, daß das Gefühl keiner Objektivierung in dem Sinne fähig ist wie die Empfindungen, deren Folge uns eine objektive Welt verrät. Das zugegeben muß ich aber erinnern, daß es auch intellektuelle Vorgänge gibt, die mit dem Gefühl die gleiche Subjektivität teilen: ich meine den Prozeß des Denkens. Man kann völlig unabhängig von der objektiven Welt mit selbstgeschaffenen Begriffen in rein subjektiver Weise operieren, ohne daß es jemandem einfallen wird, derartige psychische Vorgänge mit dem Ausdruck "Gefühl" belegen zu wollen. In dieser Unabhängigkeit des Denkens, das ihm immanenten Gesetzen folgt, besteht seine von den positivistischen Strömungen in der Philosophie verkannte oder übersehene selbständige Bedeutung. Gehen wir nun, um jeden Zweifel zu beheben, noch einen Schritt weiter. Zugegebenermaßen kann man ja auch über das Gefühl, also über unser Subjektivstes, reflektieren. Sollte dieses oder das mathematische Denken, welches unbekümmert umd die Welt des Realen seine Bahnen wandelt, nicht auch auf die dem Gefühl zugesprochene Subjektivität Anspruch machen können? Nun wird man mir entgegenhalten, daß beim Denken über das Gefühl dieses gewissermaßen objektiviert, eben zum Gegenstand des Denkens gemacht wird. Aber, frage ich, bekommt in diesem Fall das Gefühl tatsächlich eine objektive Bedeutung, d. h. wird das Denken auf Dinge der Außenwelt bezogen? Kein Mensch wird das behaupten wollen. Das Denken ist subjektiv und in unserem Beispiel ist es auch sein Gegenstand.

Nach LIPPS (70) freilich ist die Sache anders. Er bestimmt das Subjekt oder die Subjektivität als Beziehung auf dieses Ich als das unmittelbar erlebte Ich, als das Ich, das bei "den Bewußtseinsinhalten, Empfindungen, Vorstellungen etc., jederzeit vorausgesetzt ist, ohne welches alle diese Worte für mich ihren Sinn verlieren." Dieses Ich soll gegeben sein im Gefühl und mir nie fehlen (Seite 13). "Ich fühle mich immer irgendwie". Gefühl aber "nennen wir eben dasjenige, worin ich unmittelbar und ursprünglich "mich" finde oder mich habe, erlebe, kurz, worin ich mich "fühle". Die Gefühle sind "Ichinhalte oder Ichqualitäten (Seite 14). Mit mehreren dieser Ichqualitäten werden wir bekannt gemacht, so mit dem Gefühl des Bedingens, mit dem der Herrschaft oder Macht über die Bewußtseinsinhalte, mit dem Gefühl des "Mein" (Seite 13), mit dem Gefühl des Strebens, der Gewißheit (Seite 15) usw. Die Gefühle selbst werden definiert als "Bewußtseinsinhalte, die sich unmittelbar als Qualitäten des Ichgefühls darstellen." In jedem Gefühl als solchem steckt das Ich, ... und erlebe ich gleichzeitig unterscheidbare Gefühle, so machen diese eben das jetzt erlebte Ich aus" (Seite 15).

Alle diese Auslassungen beweisen, daß das Ich in den Gefühlen zur Erscheinung kommt. Über das eigentliche Wesen des Ich oder des Subjekts aber erfahren wir dadurch nichts. Offenbar ist es dasselbe Ich, das im vorhin erwähnten Beispiel vom Denken zur Geltung kommt und zwar auch unmittelbar zur Geltung kommt, - man sagt doch auch, ich denke - und doch wird jedermann Bedenken haben, das Denken als Gefühl zu bezeichnen. Die Gefühlsbestimmung von LIPPS ist viel zu weit, und aufgrund derselben kann man die allerverschiedensten psychischen Phänomene als Gefühle ansprechen (71). Er stützt sich in seinen Darlegungen vielfach auf den Sprachgebrauch (vgl. Seite 22!), übersieht aber im vorliegenden Fall ebenso wie WUNDT, daß der Sprachgebrauch bei der Verwendung des Wortes Gefühl sich weniger von der subjektiven Eigenart des damit bezeichneten Tatsachenbestandes als vielmehr von dessen Charakter des Dunklen, Ungewissen, Unklaren leiten ließ.

Wenn LIPPS das Gefühl als unmittelbar erlebtes Ich bezeichnet, so drängt sich uns die Frage auf, was eigentlich mit diesem Begriff des unmittelbar erlebten Ich gemeint ist. Ist dieses Ich wechselnd von Moment zu Moment mit dem Gefühl, das zu seinem Ausdruck dienen soll, ist es also immer nur ein jeweiliges Ich? Das scheint die Meinung von LIPPS zu sein, zumindest weisen seine Ausführungen über das "reale Ich" (Seite 39f) darauf hin. Dann ist das Ich als Ganzes oder das Ich schlechthin kein unmittelbar erlebtes, sondern nur ein erschlossenes, nur ein vorausgesetztes Ich, also ein Ich, das nur durch die Reflexion festgestellt werden kann. Freilich ist man dann, wie ich weiter unten zeigen werde, immer noch nicht gezwungen, dieses reale Ich als Psyche (Seite 39) zu bezeichnen. Daß man auch das sogenannte Gefühls-Ich nicht immer hat, daß es nicht jederzeit neben den sonstigen psychischen Akten einherläuft, weiß jeder, der sich schon einmal mit voller Aufmerksamkeit einem Gegenstand oder einem Problem zugewandt hat. Schon der Sprachgebrauch, der, wie LIPPS treffend bemerkt, immer lehrreich ist, weist auf diese Tatsache hin, kann man ja in einer Beschäftigung "ganz aufgehen".

Versteht man dagegen unter dem unmittelbar erlebten Ich allgemein die verschiedenen Arten und Weisen, wie ich mich fühle oder erlebe, und die Beispiele von LIPPS weisen auch darauf hin, so ist nicht einzusehen, warum unter einem "Ich" nicht auch der Körper mitgemeint sein sollte, wie es im Beispiel "Ich gehe spazieren" zum Ausdruck kommt.

Auf das Ich beziehen wir, und das muß ich besonders bemerken, nicht bloß das Fühlen, sondern auch das Wahrnehmen, das Denken, das Wollen, kurz alle Bewußtseinszustände. Nun dünkt mich die Frage von Wichtigkeit, ob das Ich für die anderen Zustände ein anderes ist als für das Gefühl. Wenn dem so wäre, so hätten wir ja ein doppeltes Ich, und das wäre eine Tatsache, welcher die Einheit unseres Bewußtseins widerspricht. Zudem sagt uns unser unmittelbares Bewußtsein nichts für diese Anschauung, sie wäre also auch nur erschlossen, nicht unmittelbar. Ist aber das Ich für alle Bewußtseinserscheinungen dasselbe, so ist nicht einzusehen, inwiefern das Gefühl eine engere Beziehung zum Ich darstellen sollte. Es hat dann in dieser Hinsicht keinerlei Vorzug oder Sonderstellung gegenüber dem Ich.

Schließlich muß ich noch darauf hinweisen, daß sich bei LIPPS Widersprüche in der Bestimmung des Ich und des Gefühls finden. Einmal nennt er das Gefühl Ichqualitäten (Seite 15), in denen das Ich zum Ausdruck kommt. Das andere Mal bestimmt er sie als "Bewußtseinssymptome von der Weise, wie sich die Psyche, die Persönlichkeit, das psychische Individuum zu dem, was es erlebt, was ihm zuteil wird, was in ihm vorgeht, verhält." (Seite 24) (72) Der Widerspruch scheint mir darin zu liegen, daß im letzten Fall die Gefühle Beziehungen der Bewußtseinsinhalte auf das Ich bedeuten, da zuerst einmal aber gar keine Rede von Beziehungen sein kann, sind die Gefühle ja selbst das Ich in jedem Augenblick. Freilich sucht LIPPS diesen Widerspruch zu heben durch eine spätere Konstatierung des realen Ich, als welches die Psyche erscheint. Abgesehen davon, daß diese Konstatierung in das von LIPPS in der Psychologie stets bekämpfte metaphysische Gebiet übergreift, ist das Ich dann ja nur ein erschlossenes.

Nach dieser Richtung weisen auch folgende Überlegungen: Das Ich scheint mir nichts anderes zu bedeuten, als die Beziehung aller psychischen Erscheinungen auf ein und dieselbe Person. Von einer solchen Beziehung kann jedoch nur die Rede sein, wenn das ganze Bewußtsein dem sogenannten monarchischen Prinzip gehorcht, d. h. gewisse Bewußtseinsphänomene vor anderen gewissermaßen die Vorhand haben. Die jeweils herrschende oberste der monarchisch gegliederten Gedankenreihen, ist uns das Selbstbewußtsein oder das Ich. Diese Gliederung setzt natürlich einen durchgängigen Zusammenhang zwischen den einzelnen Vorstellungen, Gedanken, Stimmungen und Handlungen voraus. Das Ich ist also nach KÜLPE erst denkbar unter der Voraussetzung dieses Zusammenhangs und des darauf sich erhebenden monarchischen Prinzips oder dieser Rangordnung. Dafür bietet uns die kindliche Entwicklung einen Belege. Erst allmählich lernt das Kind sich von der Außenwelt zu unterscheiden und als Ich kennen, obwohl es schon in der allerfrühesten Kindheit Gefühle, und zwar sehr intensive, hat. Erst allmählich bildet sich im kindlichen Vorstellungskreis die zu einem Ichbewußtsein führende Rangordnung. Für diese kommen in Betracht (73): der Unterschied zwischen Aufmerksamkeit und Unaufmerksamkeit, der einheitliche Charakter der Gemütsvorgänge, die Häufigkeit und Konstanz gewisser Vorstellungen, wodurch ihnen der Vorrang vor anderen, seltener erscheinenden gesichert ist (z. B. die Vorstellung unseres eigenen Körpers), und schließlich die Einheit des Wollens und des Charakters. Eine wertvolle Stütze findet diese Anschauung über das Wesen des Ich in der Tatsache, daß auch die Einheit der lebenden Organismen auf den angegebenen Verhältnissen, nämlich auf einem durchgängigen Zusammenhang und auf einer Rangordnung beruth. Selbst die Einheit eines Kunstwerkes steht und fällt mit dem Vorhandensein oder Nichtvorhandensein dieser beiden Faktoren.

Mit der Bestimmung des Ich oder des Subjekts in der vorstehend vollzogenen Weise wird von selbst die Bevorzugung des Gefühls als subjektives Bewußtseinsphänomen aufgehoben und meinen Ausführungen über die Subjektivität des Denkens Recht gegeben. Alle psychischen Vorgänge sind gleich subjektiv, und deshalb ist ja auch die Psychologie zu definieren als die Lehre vom Subjektiven.

Auf Einiges glaube ich in diesem Zusammenhang noch hinweisen zu müssen. Die Empfindungsinhalte der meisten Sinnesgebiete legen wir den Dingen der Außenwelt als Eigenschaften bei; sie haben Farben, tönen, riechen etc. Dagegen versäumt man das bei den Gefühlen und Organempfindungen und es muß sich uns die Frage aufdrängen, warum man von den Organempfindungen nicht als von Eigenschaften oder Gegenständen spricht. Den Grund dafür sehe ich zunächst in der Lage der Reizursachen für letztere im eigenen Körper. Alle übrigen peripherisch-erregten Empfindungen werden uns durch Reizung der an der Körperperipherie liegenden Sinnesorgane vermittelt und die Reizquellen der anderen Sinnesgebiete sind zumeist dem Gesicht zugängig. Dazu kommt noch, daß uns die Beziehung zwischen den Empfindungen und den sichtbaren Gegenständen außerhalb meines Körpers gegeben ist in Form einer großen Konstanz, einer festen Assoziation. Für die Organempfindungen kommen diese Umstände in Wegfall. Sie haben ihre Reizursachen im Körperinnern, das in eine enge Beziehung zum Bewußtseinsleben gebracht werden muß. Gegeben ist uns nur die Beziehung dieser Empfindungen zu Teilen des Körpers selbst.

Ein weiterer Grund besteht darin, daß sie im Gegensatz zu den anderen Empfindungen eine äußerst enge Verbindung mit den Gefühlen haben und zumeist unserer Willkür entrückt sind.
    "Das Organ der Hungerempfindung kann ich weder schließen, noch kann ich zwischen dasselbe und den Hunger die Hand halten." (74)
Einen letzten Grund, mit dem vorangehenden eng zusammenhängend, sehe ich darin, daß gewisse Organempfindungen, nämlich die vasomotorischen [die Gefäßnerven betreffend - wp], uns immer gegeben sein können, z. B. die Empfindungen des Atmens, der Herztätigkeit, des Blutumlaufs. Von einem regelmäßigen Kommen und Gehen und dadurch bedingten Übertragen auf die Außenwelt kann dabei natürlich nicht die Rede sein.

Die Bedeutung des Subjektiven als Gefühlskriterium untergräbt WUNDT übrigens selbst, wenn er die ästhetischen Gefühle "mehr objektive Gefühle" genannt hat ("Physiologische Psychologie", erste Auflage, 1874, Bd. 1, Seite 458). Diese Auffassung finden wir sogar noch im "Grundriß", vierte Auflage, 1901, Seite 196:
    "... lassen sich auf die ästhetischen Elementargefühle meist die in die nämlichen Gefühlsrichtungen (Lust und Unlust) fallenden, aber ihrer Bedeutung nach objektiveren, nicht das eigene Wohl- oder Übelbefinden, sondern das Verhältnis der Gegenstände zum vorstellenden Subjekt zum Ausdruck bringenden Gegensätze des Gefallens und Mißfallens anwenden."
Auch in der Lehre von den Affekten, deren "von der Sprache geschaffenen Bezeichnungen" vorzugsweise die qualitative Gefühlsseite zugrunde liegt, werden objektive Affekte unterschieden, die sich auf einen äußeren Gegenstand beziehen (75). Noch mehr aber spricht gegen dieses Gefühlskriterium folgende Stelle aus der vierten Auflage der "Physiologischen Psychologie":
    "Rechnen wir, der oben aufgestellten Begriffsbestimmung gemäß, zur Klasse der Gemeinempfindungen alle Empfindungen, die einen ausschließlich subjektiven Charakter bewahren und dadurch wesentliche Bestandteile des Gemeingefühls bilden ..." (76)
Hier wird also auch gewissen Empfindungen die subjektive Bedeutung zugesprochen, die sonst für das Gefühl als etwas Besonderes in Anspruch genommen wird.

Also mit der Subjektivität als Kriterium des Gefühls ist es nichts, und es ist uns nicht möglich, aufgrund dieses Kennzeichens einen psychischen Vorgang als Gefühl zu reklamieren. Dieser Einsicht hat man sich im allgemeinen auch nicht verschlossen. So sagt LEHMANN, eine gewisse Einschränkung daran knüpfend:
    "Obgleich Vorstellung und Gefühl, wissenschaftlich besehen, alle beide rein subjektive Zustände sind, wird das Gefühl doch in gewissem Sinne in höherer Potenz subjektiv; dasselbe ist kein Zeichen für irgendetwas in den Dingen außerhalb unseres Ich." (77)
Dem letzten Satz, der gegen meine Anschauung spricht, bin ich schon im Vorangegangenen begegnet.


§ 2. Der Antagonismus des Gefühls
als sein Kriterium

Alle Psychologen sind darin einig, daß das Gefühlsleben sich in Gegensätzen bewegt. Während die Empfindungen eines Systems größte Unterschiede zeigen, weisen die Gefühle maximale Gegensätze auf, von der höchsten Lust durch eine Indifferenzzone bis zur unerträglichen Unlust, "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!" Kann nun dieser Antagonismus als untrügliches Kennzeichen des Gefühls gelten? Auch hier muß die Antwort "nein" lauten. Die Erfahrung lehrt, daß auch Nichtgefühle diesen Gegensatz aufweisen und ebenso durch einen Indifferenzpunkt laufen. Die Empfindungen des Temperatursinnes bewegen sich in derselben Gegensätzlichkeit. Die maximale Wärmeempfindung läßt sich abstufen bis zum physiologischen Null- oder Indifferenzpunkt. Wird Wärme weiter verringert, so entsteht die Kälteempfindung, die sich wieder ins Maximale steigern läßt. Ähnliche Gegensätze bilden weiter die komplexen Organempfindungen Hunger und Sättigung und diese körperlichen Zustände der Ermüdung und Frische. Diese Dinge sind so bekannt, daß ihre Auffassung als Gefühlskriterium nur einen bedeutenden Vertreter hat, nämlich WUNDT. Nachstehende Stellen aus seinen Schriften sollen das beweisen:
    "Allgemein also werden die Empfindungsqualitäten durch größte Unterschiede, die Gefühlsqualitäten durch größte Gegensätze begrenzt." (78)

    "... Doch sind innerhalb dieser Mannigfaltigkeit verschiedene Hauptrichtungen zu unterscheiden, die sich zwischen Gefühlsgegensätzen von dominierendem Charakter erstrecken. Solche Hauptrichtungen können daher immer durch je zwei Bezeichnungen ausgedrückt werden, die jene Gegensätze andeuten." (79)

    "... Gefühlston der Empfindung oder das sinnliche Gefühl, ausgezeichnet durch die subjektive Bedeutung, sowie durch die Eigenschaft, daß es sich zwischen entgegengesetzten Zuständen bewegt." (80)

    "Mit dieser Beziehung zum Wollen steht zugleich die den Gefühlen und allen verwandten Zuständen gemeinsame Eigenschaft, daß sie sich zwischen Gegensätzen bewegen, in unmittelbarstem Zusammenhang." (81)
Ähnlich spricht sich WUNDT auch in den verschiedenen Auflagen seiner "Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele" aus. Ganz klipp und klar aber geht die Auffassung WUNDTs aus folgendem Satz hervor:
    "Daß sie (Erregung und Beruhigung, Spannung und Lösung) das (Vorstellungen) nicht sind, das beweist übrigens ihr gesamtes psychologisches Verhalten und in erster Linie die ihnen durchaus mit den Lust- und Unlustgefühlen gemeinsame Eigenschaft, sich durch einen Indifferenzpunkt hindurch, in welchem der entsprechende Gefühlswert zu Null wird, zwischen Gegensätzen zu bewegen." (82)
Die oben dargelegte Gegensätzlichkeit auch von gewissen Empfindungen und Empfindungskomplexen, wozu man auch die des Ein- und Ausatmens rechnen muß, beweist zur Genüge, daß WUNDT Unrecht hat, dieses Kriterium zur Diagnose des Gefühls als bestimmend aufzufassen.

Selbst wenn man die Gegensätzlichkeit derart versteht, daß schon in der zeitlichen Dauer des Gefühls die Tendenz liegt zum Unschlagen in sein Gegenteil, so hat man damit immer noch nichts dem Gefühl Spezifisches festgestellt. Es läßt sich nämlich für manche Organempfindungen dasselbe behaupten. Von absolut zuverlässiger Seite wurde mir versichert, daß eine Dame bei einer ihr ausgesprochenen Kondolation [Beileidsbekundung - wp] zu ihrer größten Verlegenheit zu lachen begann, lediglich weil die schon lange andauernden Empfindungen, die mit Weinen und traurigen Gesichtszügen verbunden sind, die immermehr sich steigernde Tendenz zum Umschlagen in ihr Gegenteil hatten.


§ 3. Die Nichtlokalisierbarkeit
der Gefühle als ihr Kriterium

Von anderer Seite ist als untrügliches Kennzeichen des Gefühls seine Nichtlokalisierbarkeit empfohlen worden. LIPPS vertritt mit aller Energie diesen Standpunkt. Er führt an einer Stelle aus:
    "Vielleicht bezweifelt man die Ortlosigkeit der Gefühle. Dann kann ich den Zweifler nur bitten, mit die ungefähre Stelle seines Körpers oder des Raumes außerhalb von ihm anzugeben, an welcher er die Freude an einem schönen Gemälde zu fühlen glaubt oder mir mitzuteilen, über einen wie großen, sei es linearen, sei es flächenhaften, sei es endlich stereometrischen Raum etwa sich bei ihm der Ärger über eine enttäuschte Hoffnung innerhalb seiner Raumanschauung auszubreiten pflegt oder mir Auskunft zu geben, in welchen ungefähren Abständen voneinander er die Stimmung der Lustigkeit, in der er sich jetzt befindet, von der Trauer, die er hernach erlebt, zu lokalisieren meint." (83)
Wie mir scheint, hängt die Auffassung von der Nichtlokalisierbarkeit des Gefühls mit seiner "subjektiven" Beschaffenheit auf das Innigste zusammen. Weiter oben habe ich nachgewiesen, daß alles Psychische gleich subjektiv ist, und daß man den Empfindungen nur insofern objektive Bedeutung beimessen kann, als die peripherisch erregten ihre Entstehung der Einwirkung der Außenwelt auf das empfindende Subjekt danken. Eine Empfindung kommt aber nur dann zustande, wenn die durch Reiz veranlaßte Nervenerregung ins Rindenzentrum geleitet, wenn sie bewußt wird. Das Zentralnervensystem spielt also die entscheidende Rolle. Allerdings verbindet sich mit der Empfindung das Bewußtsein von der lokalen Lage der Reizstelle, und wir stehen nicht an, diese ungenau als Sitz der Empfindung zu bezeichnen.

Nun ist es aber wohl eine unbestreitbare Tatsache, daß es in jedem Augenblick eine Menge zentralerregter Reizungen in unserem Körper gibt, von denen jede für sich genommen, zu schwach ist, um als Organempfindung bewußt zu werden. Wenn die Reize aber zusammen wirken und sich dadurch gegenseitig verstärken, so können sie als Gesamteindruck bewußt werden. Dieser ist nun natürlich nicht an gewisse und bestimmte Organe gebunden, als von ihnen direkt abhängig. Der Gesamteindruck solcher Organempfindungen kann demnach auch nicht lokalisiert werden, besitzt mithin denselben Vorzug, der nach LIPPS nur den Gefühlen eigen sein soll. Damit fällt also auch die vermeintliche Nichtlokalisierbarkeit der Gefühle als spezifisches Kriterium derselben.

Ich sage absichtlich "vermeintliche Lokalisierbarkeit"; denn in gewissem Sinne sind auch die Gefühle zu lokalisieren, ähnlich manchen Empfindungen. Gefühle treten kaum rein auf, sondern wohl immer im Zusammenhang mit peripher- oder zentralerregten Empfindungen. So fern nun diese zu lokalisieren sind, sind es auch die damit verbundenen Gefühle. Dafür spricht schon die Theorie von JAMES und LANGE über die Theorie der Gefühle. Wenn das Gefühl diesen Forschern nicht im Körper zu lokalisieren gewesen wäre, so hätten sie dasselbe nicht als eine Summe von Organempfindungen auffassen können. Hierzu stimmt auch eine Äußerung WUNDTs:
    "Mir ist kein einziges Lust- oder Unlustgefühl bekannt, das nicht mit irgendwelchen Empfindungen, die in irgendwelchen körperlichen Organen lokalisiert sind, verbunden wäre." (84)
Aber auch in einem anderen Sinn kann man von einer Lokalisierbarkeit des Gefühls sprechen. Räumliche Eigenschaften haben wir nur im Haut- und Gesichtssinn. Die Beziehungen der Entfernung und Richtung vermittelt uns auch das Ohr. Ein Schall kann mir in diesem Sinn nur lokalisiert werden durch eine Assoziation mit dem Gesichtssinn. Seine räumliche Lokalisation läßt sich zurückführen auf die Intensität, Qualität und Klangfarbe. Diese sind zwar unräumlich, wirken aber dadurch, daß sie Bewegungen, Gesichts- und Tastvorstellungen, sowie Raumurteile reproduzieren. In ähnlich mittelbarer Weise haben wir uns die Lokalisation der Gefühle zu denken, obwohl sie ebensogut unräumlich sind, wie die Gehörempfindungen. Der Aufforderung von LIPPS dürfte demnach nicht allzuschwer zu genügen sein, sofern man unter Lokalisation des Gefühls, wie im oben erörterten Beispiel vom Schall, nur die Bestimmung des Raumteils versteht, "in dem seine sichtbare Quelle oder Bedingung ihren Sitz hat." Übrigens muß die Aufforderung, die ungefähre Stelle des Raumes außerhalb von uns anzugeben, an welcher wir die Freude an einem schönen Gemälde zu empfinden glauben, schon deswegen höchst sonderbar erscheinen, weil ja auch Licht und Schall nur in unserem Körper von uns empfunden werden können.

Ganz auf dem Standpunkt von LIPPS steht in dieser Frage OSKAR VOGT (85). Deshalb gelten die obigen Einwände auch ihm.


§ 4. Zusammenfassung und Abgrenzung
des Begriffs "Gefühl".

Meine vorstehenden Erörterungen haben zu zeigen versucht, daß die bislang da und dort aufgestellten Kriterien des Gefühls nicht einwandfrei sid und sich nicht eignen, einen psychischen Tatbestand aufgrund ihres Vorhandenseins mit Fug und Recht als Gefühl zu bestimmen. Die Tatsache, daß alle zur Zeit angegebenen Kennzeichen, für sich allein und auch zusammengenommen, zur Abgrenzung der Gefühlssphäre versagen, erscheint mir von allergrößter Wichtigkeit für die Beurteilung der Versuche, die althergebrachte Gefühlslehre, die sich in den Qualitäten Lust-Unlust erschöpft, zu überwinden und dem Gefühl noch mehr Qualitäten zuzusprechen. Es gibt also zur Zeit kein stichhaltiges Kriterium der Gefühle; deshalb verstehe ich nach wie vor unter dem Begriff Gefühl nichts anderes als Lust-Unlust. Diese einander entgegengesetzten psychischen Vorgänge sind jedem Menschen in seiner unmittelbaren Erfahrung gegeben, und darum ist jedem das Eigenartige gerade in seiner Eigenheit bekannt, sodaß ein Mißverständnis über den Begriff "Gefühl" ausgeschlossen erscheint. Daß man eine Definition des Gefühls überhaupt nicht gegeben kann, ist auch WUNDTs Ansicht; denn er schreibt: "Gefühl ist das einfache, nicht weiter aufzulösende, eben darum aber auch nicht zu definierende Element aller Gemütszustände" (86) und da nur Komplexes definiert werden kann, so sind ihm die Gefühle weder zu definieren noch zu deduzieren (87). Ähnlich ist LEHMANNs Bestimmung:
    "Unter Gefühl verstehen wir vorläufig Zustände der Lust oder der Unlust im Gegensatz zu Empfindungen und Vorstellungen als den gleichgültigen Wahrnehmungen eines gegebenen Inhalts. Anders als durch dieses gegensätzliche Verhältnis läßt sich das Gefühl schwer definieren; jeder Versuch einer näheren Bestimmung wird zu vagen und unklaren Umschreibungen des nämlichen Satzes führen." (88)
Also Lust-Unlust ist uns wie den alten und den meisten modernen Psychologen das Gefühl. Irreleitend wirkt bei dieser Auffassung jedoch der Umstand, daß uns in der unmittelbaren Erfahrung ein Gefühl nie isoliert gegeben ist, sondern stets in einem mehr oder weniger komplizierten psychischen Zusammenhang. So kommt es, daß man nur zu häufig alle psychischen Zustände, in denen ein Gefühl dominiert, selbst als Gefühl bezeichnet und so dem Mißverständnis Tür und Tor öffnet. WUNDT besonders hat das Verdienst, wie auch die oben zitierten Stelle zeigt, neuerdings, nachdem er das Gefühl als selbständiges seelisches Element auffaßt, immer und immer wieder darauf hinzuweisen, daß das Gefühl als psychisches Element Produkt einer doppelten Abstraktion ist.
    "Jedes Gefühl ist nämlich nicht nur mit Vorstellungselementen verbunden, sondern es bildet auch einen Bestandteil eines in der Zeit verlaufenden psychischen Prozesses, währenddessen es sich von einem Zeitpunkt zum anderen verändert." (89)
Dagegen bezeichnen z. B. EBBINGHAUS, BRAHN, VOGT, LEHMANN die zusammengesetzten Gemütszustände als Gefühle schlechthin. Zu den Gefühlen sollen hier gerechnet werden "die Erlebnisse von Lust und Unlust im weitesten Sinne, all das, was wir je nach seinen Stärkegraden oder je nach seiner Verknüpfung mit Empfindungen oder mit Gedanken als Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit, Wohlgefallen oder Mißfallen, Vergnügen oder Mißvergnügen, Freude oder Schmerz bezeichnen." (90)

Und BRAHN erklärt:
    "Wir verstehen unter Gefühlen sämtliche Bewußtseinszustände, deren hervortretendes Moment die Bestimmung des Bewußtseins durch Lust oder Unlust ist, also auch Affekte Leidenschaften, die ja nur zusammengesetzte Gefühlsformen sind." (91)
Die hierher gehörige Auffassung von OSKAR VOGT ist im folgenden Satz angedeutet: "Auch den Gefühlen liegen elementare Bewußtseinserscheinungen zugrunde." (92)

Diese Abgrenzung des Begriffs "Gefühl" scheint mir unzweckmäßig und in ihr glaube ich eine der stärksten Wurzeln zu sehen für den Streit, ob Lust- Unlust Individual- oder Kollektivbegriffe sind, für die Bestimmung der Affekte gegenüber den Gefühlen und für das Verhältnis von Empfindung und Gefühl. Doch davon sollen ein paar weitere Abschnitte handeln. Zunächst aber bleibt mir nur noch, meine Auffassung über Lust und Unlust etwas näher zu präzisieren.

Dieselben muß ich als elementare Qualitäten unseres Seelenlebens betrachten, die im psychischen Geschehen blitzartig aufzucken und rasch wieder verschwinden können. Natürlich treten sie im Zusammenhang des psychischen Verlaufes auf und damit in diesen ein. Ihr längeres, relativ konstantes Weilen in Verbindung mit Empfindungs- und Vorstellungselementen oder einem anderen seelischen Inhalt, der weiter unten seine Erörterung finden soll, nenne ich Stimmung. Einen rasch wechselnden Gemütszustand bezeichne ich, wie üblich, im allgemeinen als Affekt. Meine Untersuchungen werden jedoch zeigen, daß es auch Affekte ohne Gefühle als konstitutive Elemente gibt. Stimmung und Affekt unterscheiden sich dem Gefühl gegenüber dadurch, daß es sich bei ihnen immer um ein einheitliches Ergriffenseins der ganzen Persönlichkeit, nicht nur um Empfindungen und Gefühle handelt, die sich um bestimmte Anlässe gruppieren. (93)

Ein subjektives Kriterium des Gefühls zu geben, ist mir ebenso unmöglich wie zur Zeit den Psychologen vom Fach. Nach der objektiven Seite jedoch läßt sich vielleicht sagen, daß die Gefühle von keinem bestimmten, ausschließlich ihnen dienenden zentralen oder peripheren Organ abhängig sind, sondern von jedem einzelnen aus erregt werden können (94). Außerdem kann noch immer die schon von KANT hervorgehobene Tatsache, daß unsere Erkenntnis keine direkte Bereicherung durch das Gefühl erfährt, als Gefühlskriterium betrachtet werden. Freilich nähern sich in dieser Beziehung auch die Organempfindungen dem Gefühl, und deshalb ist das eben gegebene Kriterium auch nur von untergeordneter Bedeutung. Daß für das Auftreten einer Gefühlsqualität auch die gesamte psychische Konstellationi von ganz hervorragender Bedeutung ist, muß ohne weiteres zugegeben werden. Doch scheint mir diese Tatsache ebenso wenig zum Kriterium des Gefühls geeignet wie die vorhin geprüften Merkmale. Wenn sich nämlich aufgrund der psychischen Konstellation das Gefühl ändert, so geschieht das eben nur, weil an die Stelle der diese Konstellation bedingenden und konstituierenden Empfindungen andere getreten sind, weil also die Konstellationi selbst sich geändert hat. Im Übrigen besteht auch eine Abhängigkeit der neu auftretenden Empfindungen vom jeweiligen psychischen Gesamtzustand, sodaß das Gefühl vor jenen durchaus nichts voraus hat.

Es bedarf auch nicht der Annahme eines besonderen, das Gefühl erzeugenden Nervenapparates, sondern die nervösen Organe haben eine doppelte Funktion, eine empfindungs- und gefühlserzeugende, nur dürften die Reizschwellen für beide verschieden hoch liegen.


Kapitel II
Empfindungs- und Gefühlsqualität

Das Verhältnis von Empfindung und Gefühl hat bis in die jüngste Zeit einen Streitpunkt in der Gefühlslehre gebildet. Deshalb wollen wir dasselbe zunächst ins Auge fassen.


§ 1. Verhältnis von
Empfindung und Gefühl

In seinen früheren psychologischen Schriften hat WUNDT das Gefühl nur als eine Seite der ein Ganzes bildenden Empfindung angesehen. So schreibt er: "Hunger, Durst, körperlicher Schmerz, vollends Tasteindrücke sind physische Nervenprozesse, also Empfindungen", können aber als Gefühle bezeichnet werden, wenn sie auf das Subjekt bezogen werden.
    "Man fand, wie es scheint, darin eine Schwierigkeit, daß ein und dieselbe Erregung zugleich als Empfindung und als Gefühl oder bald als das eine, bald als das andere sollte gelten können. Man bedachte nicht, daß auch Lust und Unlust, Hoffnung und Sorge und alle sonstigen Gefühle Zustände sind, die bloß in ihrer Beziehung auf das Subjekt als Gefühle bezeichnet werden können, während sie sonst auf der Verknüpfung und dem Verlauf von Vorstellungen beruhen, die objektiv betrachtet vollkommen leer von Gefühlen sind." (95)
Einige Seiten weiter wird die Folgerung aus dieser Hypothese gezogen; wir können auch "niemals gleichzeitig fühlen und empfinden". (96) Diese Auffassung des Verhältnisses von Empfindung und Gefühl ändert sich allmählich bei WUNDT, wie die verschiedenen Auflagen der "Vorlesungen etc." und der "Physiologischen Psychologie" zeigen, dahin, daß das sogenannte sinnliche Gefühl (über dieses gehen die ästhetischen Elementargefühle hinaus - Physiologische Psychologie, vierte Auflage, Bd. 2, Seite 4) als Eigenschaft der Empfindung erscheint und als solche ein "Gefühlston" der Empfindung genannt wird. Noch in der vierten Auflage der Physiologischen Psychologie finden wir diese Ansicht vertreten.
    "Zweifelhafter (als mit Qualität und Intensität) verhält es sich mit einer dritten Eigenschaft der Empfindung, die man als den Gefühlston bezeichnen kann." (97) -

    "Neben Intensität und Qualität begegnet uns mehr oder weniger ausgeprägt in jeder Empfindung ein drittes Element, welches teils durch die subjektive Bedeutung, die ihm das entwickelte Bewußtsein unmittelbar beimißt, teils durch die Eigenschaft ausgezeichnet ist, daß es sich zwischen entgegengesetzten Zuständen bewegt. Wir nennen diesen dritten Bestandteil der Empfindung den Gefühlston oder das sinnliche Gefühl." (98)
Diese Stelle zeigt recht klar, wie mißlich die Terminologie WUNDTs zuweilen ist. Er versteht nämlich so gut wie andere Psychologen unter Empfindung etwas Letztes im psychischen Leben, ein Element. Seine Bezeichnung des Gefühls aber als eines dritten "Elements" oder "Bestandteils" der Empfindung - er meint damit natürlich Eigenschaft der Empfindung, wie die vorher angegebene Stelle beweist - legt die widersinnige Auffassung nahe, die Empfindung sei ein Komplexes, das man in seine Elemente auflösen kann. Wie aber könnte man sich, die Empfindung wirklich als elementar genommen, eine Qualität ohne Intensität oder umgekehrt denken! Einmal läßt in der eben zitierten Auflage die ungenaue Terminologie gar wieder einen Rückfall in die anfängliche Auffassung vermuten; es erscheinen Empfindung und Gefühl geradezu identifiziert.
    "Diesen Empfindungen der objektiven Sinne stehen nun jene gegenüber, die, weil sie von inneren, in den Organen des Körpers durch physiologische oder pathologische Prozesse entstehenden Reizen herrühren, stets auf einen subjektiven Zustand hindeuten. Sie sind es, die das sogenannte Gemeingefühl zusammensetzen." (99)
Diese Stelle kann zugleich auch als Argument gegen die subjektive Bedeutung als Gefühlskriterium dienen.

Gegen diese Auffassung des Gefühls als Empfindungseigenschaft kämpft LIPPS, allerdings von einem anderen Standpunkt aus als die folgenden, schon in seinen "Grundtatsachen des Seelenlebens", wo er die Ansicht abweist, daß Lustempfindungen und Wollungen mit Vorstellungsverhältnissen unmittelbar identisch sind (Seite 19f). "Die Lust, die wir fühlen, ist ein ganz eigenartiges Einfaches, mit nichts sonst in der Welt Vergleichbares." (Seite 20) Weiter verlangt er, daß genau unterschieden wird zwischen dem, was zur objektiven Empfindung gehört, und dem reinen Unlust- oder Lustgefühl (100). Gegen den "Gefühlston", nach welchem Ausdruck das Gefühl als Akzidenz [Merkmal - wp] der Empfindung erscheint, wendet er sich an verschiedenen Stellen (101). Daß das Gefühl nicht als Eigenschaft der Empfindungen aufzufassen ist, wird bewiesen durch die Tatsache, daß die Gefühle dauern können, nachdem die Empfindungen, an die sie sich hefteten, vorüber sind, und daß bei andauernden Empfindungen das Gefühl aufgehoben oder in sein Gegenteil verkehrt werden kann (102).

In ähnlicher Weise tritt KÜLPE schon 1887 der Auffassung WUNDTs mit drei Gründen entgegen (103). Noch eingehender aber behandelt er denselben Gegenstand in seiner Psychologie (104). In meisterhafter Weise werden dort die verschiedenen Möglichkeiten des Verhältnisses zwischen Empfindung und Gefühl erörtert und schließlich als Resultat gewonnen, daß das Gefühl als selbständiger Bewußtseinsvorgang aufzufassen ist. Da diesen Ausführungen im Wesentlichen nichts Neues zuzufügen ist, so beschränke ich mich darauf, auf sie hinzuweisen mit der Modifikation, daß meine Erfahrung mir nichts von "empfindungsfreien" Gefühlen sagt. Meine Überzeugung geht vielmehr dahin, daß das Gefühl immer und stets "intellektuelle Momente" irgendeiner Art zur Voraussetzung hat oder, besser gesagt, mit ihnen verknüpft ist (105). Diese Auffassung paßt auch ganz gut zu der weiter oben ausgedrückten Vermutung, daß Empfindung und Gefühl Funktionen ein und desselben nervösen Organs sind; nur daß für das Gefühl die Reizschwelle höher liegt als für die Empfindungen. Einigermaßen stimmt damit die Ansicht von EBBINGHAUS überein. Er bezeichnet die Gefühle erst als "Folgeerscheinungen der Empfindungen und Vorstellungen", meint aber fortfahrend:
    "Oder besser vielleicht als Nebenwirkungen derselben Ursachen, die den begleitenden Empfindungen und Vorstellungen zugrunde liegen."
Dagegen nimmt er die Wirkung derselben Ursachen auf voneinander verschiedene "Gebilde des Organismus" an zur Hervorbringung des intellektuellen und Gefühlseffekts (106).

Seine innere Entwicklung hat allmählich auch WUNDT zur Anerkennung der Selbständigkeit des Gefühls geführt. Während noch in der zweiten Auflage der "Vorlesungen etc." (1892) steht:
    "Wenn die Unterscheidung des Subjekts von den Objekten eingetreten ist, zerfällt der elementare Vorgang der Empfindung in ein subjektives Moment, das Gefühl, und in ein objektives, die Empfindung" (Seite 226), hat die dritte Auflage Seite 224

    "Die Gefühle sind also ebensogut psychische Vorgänge, die ihr physische Seite haben, wie die Empfindungen."
Diese Anschauung begegnet uns auch in den vier Auflagen des Grundrisses von 1896-1901, (107) doch wird der mißdeutige Ausdruck "Gefühlston der Empfindung" beibehalten.
    "Das mit einer einfachen Empfindung verbundene Gefühl pflegt man als sinnliches Gefühl oder auch als Gefühlston der Empfindung zu bezeichnen." (108)
Die Mehrheit der Psychologen hat, soweit mein Wissen reicht, heute die Selbständigkeit des Gefühls neben der der Empfindung und höheren intellektuellen Vorgänge anerkannt.


§ 2. Lust und Unlust.
Individual- oder Kollektivbegriffe.

Von der einen Seite wird behauptet, Lust-Unlust seien einfache Qualitäten, von der anderen dagegen, sie seien nur Kollektivbegriffe für eine unabsehbare, unter sie fallende Mannigfaltigkeit von Einzelqualitäten, und die Vertreter beider Anschauungen berufen sich auf die Selbstbeobachtung. Wer hat nun Recht? Vor allem ist WUNDT der Ansicht, daß die Mannigfaltigkeit unserer Gefühle eine unvergleichlich größere sei als die unserer Empfindungen, obwohl wir ungefähr 13000 Einzelqualitäten bei den Empfindungen unterscheiden können ohne die Menge von Verbindungen und Kombinationen.
    "Einfache Gefühle können in ungleich mannigfaltigerer Weise entstehen als einfache Empfindungen, da auch solche Gefühle, die wir nur in Verbindung mit mehr oder weniger zusammengesetzten Vorstellungsprozessen beobachten, subjektiv unzerlegbar sind." (109)
Wie mir scheint, ist die Ansicht WUNDTs von der Vielzahl der Lust-, Unlustqualitäten seiner ursprünglichen Auffassung des Verhältnisses zwischen Empfindung und Gefühl entwachsen. Wenn die Empfindung das Ganze ist, das durch eine Beziehung aufs Subjekt zum Gefühl werden kann, ist WUNDTs Ansicht, daß jede Empfindung "gefühlsbetont" ist, etwas ganz Selbstverständliches. Im Ganzen finden wir diese Meinung noch in der vierten Auflage des "Grundriß":
    "Die Mannigfaltigkeit der einfachen sinnlichen Gefühle ist eine überaus große. Hierbei bilden die Gefühle, die einem bestimmten Empfindungssystem entsprechen, ebenfalls ein System, indem jeder qualitativen oder intensiven Änderung der Empfindung im allgemeinen eine qualitative oder intensive Änderung des Gefühlstons paralle geht." (110)
Wir sehen daraus: WUNDT baut analog den Empfindungssystemen Qualitätssystem von Lust- und Unlustgefühlen auf. Hierbei wird jedoch übersehen, was er sonst eindringlich betont, daß die Gefühle nicht rein, sondern immer in einem psychischen Zusammenhang auftreten. Der Selbstbeobachtung mag also tatsächlich ein Gefühl in einem bestimmten psychischen Zusammenhang, eben wegen desselben, anders erscheinen als in einem anderen. Das sind aber, wie mich dünkt, nur Selbsttäuschungen, die auf Rechnung der qualitativ verschiedenartigen begleitenden psychischen Momente zu setzen sind. Es kommt also hier ausschließlich auf den Begriff des Gefühls an. Versteht man mit mir unter Lust-Unlust ein absolut Einfaches und Elementares, das freilich in Wirklichkeit niemals isoliert auftritt, so ist die einfachere Ansicht, daß Lust und Unlust nur je eine einzelne Qualität ist. Versteht man unter Gefühl dagegen den ganzen, der Selbstbeobachtung sich darbietenden komplexen psychischen Tatbestand, so gibt es natürlich unzählige qualitativ voneinander unterschiedene Lust- und Unlustgefühle. Eine derartige Terminologie wäre freilich wissenschaftlich unbrauchbar; allein für die Unterscheidung einer Vielzahl von Gefühlsqualitäten scheint sie doch, mehr oder weniger unbewußterweise, eine bedeutende Rolle zu spielen. So schreibt WUNDT:
    "So zeigen sich z. B. das angenehme Gefühl bei einer mäßigen Wärmeempfindung, das Gefühl der Tonharmonie, das Gefühl befriedigter Erwartung u. a., so groß ihre qualitative Verschiedenheit auch sein mag, doch darin verwandt, daß wir auf sie alle die allgemeine Bezeichnung "Lustgefühle" anwendbar finden." (111)
Was aber, frage ich, ist das all den eben aufgeführten Zuständen Gemeinsame? Es ist das von mir als immer qualitativ gleich behauptete elementare Lustgefühl, und die vermeintliche Verschiedenheit beruth lediglich auf dem begleitenden psychischen Milieu.

Eine qualitative Verschiedenheit der Lust- und der Unlustgefühle nimmt auch LIPPS an. Der ästhetischen Lust
    "haftet ein bestimmtes Merkmal an, nämlich die Tiefe. Diese Tiefe ist kein Wort, sondern eine eigene Beschaffenheit des Lustgefühls. Tiefe aber oder das, was ich so nenne, eignet dem Gefühl nur unter der Voraussetzung, daß nicht ein Sinn, sondern die Persönlichkeit als Ganzes sich bestätigt und in einer bestimmten Richtung auswirkt. Um es kurz zu sagen: das Gefühl der Tiefe der Lust oder das Gefühl der Lust, die Tiefe hat, ist allemal das Gefühl eines Persönlichkeitswertes, also eines ethischen Wertes. Freilich, viele Psychologen weigern sich noch, Arten des Lustgefühls zu unterscheiden. Aber das ist eben Psychologie, die Vorurteile über Tatsachen setzt." (112)
Neuerdings hat wieder HERMANN SCHWARZ (113) die qualitative Mannigfaltigkeit der Gefühle vertreten, aber darunter auch Affekte und ähnliche komplizierte psychische Vorgänge verstanden.

Da die von mir vertretene Auffassung die einfachere, dabei allen Verhältnissen Rechnung tragende und deshalb vorzuziehen ist, muß sie solange zu Recht bestehen, bis die Vertreter der entgegengesetzten Meinung unwiderlegliche Beweise für dieselbe beigebracht haben. Das wird jedoch, fürchte ich, gute Wege haben.

Für die einfachere Auffassung sind ganz entschieden HÖFFDING (114), KÜLPE (115), JODL (116), EBBINGHAUS (117), LEHMANN (118) und REHMKE (119)in die Bahn getreten. Letzterer sieht in seiner interessanten Untersuchung die von vielen behauptete qualitativ verschiedene Färbung von Lust und Unlust in den immer damit verbundenen "Körperempfindungen", worunter er das Gegenständlich des Bewußtseins versteht, "welches uns irgendwie als "in unserem Körper" Gegebenes ein "Gegenstädliches des Bewußtseins ist." Er führt aus:
    "Diese in immer eigentümlicher Unbestimmtheit und Verschwommenheit sich darbietenden und im Zusammen mit dem maßgebenden Gegenständlichen und der zuständlichen Bestimmtheit immer gegebenen Körperempfindungen machen nach unserer Meinung das Tatsächliche aus, das zur Behauptung von der Färbung unserer Gefühle, d. h. der Lust und der Unlust selber, verleitet hat." (Seite 52f)
In einer Analyse des Unlustzustandes bei Zahnschmerz und bei Reue sucht er den Nachweis für seine Behauptung zu führen. (Seite 49f) Alles in allem genommen, mehren sich die Stimmen und Argumente zugunsten der Auffassung der Lust und Unlust als Einzelqualitäten.

Erst in der letzten Zeit hat OSKAR VOGT (120), der sonst WUNDTs Mehrdimensionalität zuneigt, sich auf unseren Boden gestellt. Er hat Gefühlsuntersuchungen an Hypnotisierten, also im Zustand eines eingeengten Bewußtseins befindlichen Personen vorgenommen und hat als Ergebnis Lust und Unlust als Einzelqualitäten gefunden. Freilich kommen bei diesen Versuchen auch WUNDTs Gefühlsrichtungen zu ihrem Recht, womit sich ein späterer Abschnitt befassen wird; doch zunächst interessiert uns folgende Auslassung:
    "Der Unterschied der Auffassung, zu der die Angaben meiner Versuchsperson führen, ist der, daß die Lust und Unlust, sowie die Erregung und Hemmung sich meiner Versuchsperson nicht als Kollektivbegriffe darstellen, sondern als stets gleichbleibende Qualitäten. ... Indem nun ... bei den einzelnen Empfindungsqualitäten die beiden emotionalen Qualitätenpaare in ganz verschiedene Mischungen beteiligt sind, verstehen wir, warum das Angenehme eines Tones und einer Berührung und das Unangenehme von Bitter und Salz bei einem Bewußtseinszustand, der nicht den Gefühlston in seine Bestandteile zu zerlegen vermag, der Selbstbeobachtung als qualitativ verschieden erscheint." (121)
Gewiß hat die Hypnose als Zustand und Voraussetzung psychologischer Analysen den Nachteil, daß die Versuchsperson leicht unter dem Einfluß der Suggestion ihren psychischen Tatbestand analysiert; aber für die vorwürfige Frage dürfte das belanglos sein, da ja die verschiedenen Lustgefühle unter sich und ebenso die Unlustgefühle miteinander vom Hypnotiker verglichen werden können, ohne daß er vom Hypnotiseur in der Richtung des Ausfalls dieses Vergleichs irgendwie bestimmt wird.


Kapitel III
Richtung der Gefühle bei Lipps und Wundt

Nach meinen vorigen Ausführungen über LIPPS und WUNDT ist es ganz selbstverständlich, daß diesen Lust und Unlust nur als Gefühlsrichtungen erscheinen, innerhalb welcher die größte qualitative Mannigfaltigkeit besteht. Es erübrigt mir nun noch, Stellung zu nehmen zu deren Auffassung, daß Lust und Unlust nicht die einzigen Gefühlsrichtungen sind, sondern sich ihnen nach LIPPS noch die Strebungs- und Widerstrebungsgefühle und die Gefühle des Ernstes und der Heiterkeit, nach WUNDT aber die Erregungs- und Beruhigungs-, sowie schließlich die Spannungs- und Lösungsgefühle zugesellten.


§ 1. Der Standpunkt von Lipps

Was führt LIPPS zur Konstatierung der Willensgefühle, wie er die Strebungsgefühle auch nennt? Zur Beantwortung dieser Frage halte ich es für nötig, die Ansichten von LIPPS, die sich da und dort mehr oder weniger eingehend formuliert finden, darzustellen.
    "Das Willensgefühl ist der Gegenstand der unmittelbaren Erfahrung, der allein dem Willensbegriff seinen ursprünglichen Sinn und Inhalt gibt." (122)
Weiter wird das Verhältnnis zu Lust und Unlust gekennzeichnet.
    "Das Willensgefühl bewegt sich in bestimmter Art zwischen den beiden Polen der Unlust und Lust. Sein natürliches Ende, wenn das Streben sich "befriedigt", ist das Gefühl der Befriedigung oder die Lust. Je weiter das Streben von dieser Befriedigung noch entfernt ist, umso mehr ist Grund zum Gefühl der Unbefriedigung oder zur Unlust. ... Die Gründe der Lust und Unlust sind in bestimmter Art als Momente oder Seiten im Vorgang des Strebens enthalten. Das Streben, d. h. die Wirksamkeit der psychischen Faktoren, die ihr durch den assoziativen Vorstellungszusammenhang vorgeschriebenes Ziel nicht oder nicht sofort erreichen können, enthält zugleich die Bedingung für das Gefühl der Lust und der Unlust in bestimmter Weise in sich. Eben darum können in entsprechender Weise auch Lust und Unlust als Momente oder Seiten des Strebungsgefühls erscheinen; das Strebungsgefühl kann mehr oder weniger einen Lust- oder Unlustcharakter annehmen und schließlich ganz in Lustgefühl, bzw. Unlustgefühl übergehen. In diesem Strebungsgefühl von beiden unterschieden, und doch zugleich nebeneinander stehende Bewußtseinsinalte betrachten dürfen." (123) -

    "Das aufgezeigte Verhältnis der Strebungsgefühle und der Lust- und Unlustgefühle, die Art wie beide, obgleich unterscheidbar, doch in ihrem Zusammenhang nur verschiedene Seiten ein und desselben Gefühls ausmachen, wie sie andererseits stetig ineinander übergehen, diese nötigt uns auch, den Strebungsgefühlen dieselbe Stellung in unserem Gesamtbewußtsein anzuweisen, die wir den Lust- und Unlustgefühlen zuweisen müssen, d. h. sie als etwas von den objektiven Empfindungen, aus denen sich, sei es die Außenwelt, sei es der Körper, aufbaut, verschiedenes zu betrachten und dem letzten Subjektiven zuzurechnen, dem Subjekt oder Selbst, das der Außenwelt wie dem Körper als etwas völlig anderes gegenübersteht. In beiden Gefühlsinhalten zuammen haben wir uns, d. h. den letzten, absolut einheitlichen und unteilbaren, obgleich qualitativ veränderlichen Kern des Ich, den Punkt, an dem schließlich alles hängt, was sonst Ich, Mein oder irgendwie auf mich bezogen heißen mag." (124) -

    "Im Strebungsgefühl, das sich befriedigt, besteht unser Aktivitäts- und Freiheitsgefühl, im Strebungsgefühl, das bleibt oder zum Gefühl des unbefriedigten Gegensatzes sich verschärft, unser Passivitäts- oder Zwangsgefühl." (125)
Ähnliche Erörterungen finden wir in LIPPS' Besprechung von LEHMANNs Buch "Die Hauptgesetze etc." (126)

Zunächst zeigt uns der zuletzt zitierte Satz, daß LIPPs unter seinem Strebungsgefühl auch verschiedene Gefühlsqualitäten zusammenfaßt. Dazu wird er schon durch die qualitative Mannigfaltigkeit von Lust und Unlust gedrängt. Zur Sache selbst ist zu bemerken, daß das Streben gewiß ein häufig zu erlebender Vorgang ist. Nach unserer Überzeugung und Terminologie fällt er aber nichts ins Gebiet des Gefühls, da dieses sich in Lust und Unlust erschöpft. Da die von LIPPS hervorgehobene subjektive Beschaffenheit kein entscheidendes Kriterium des Gefühls ist, so ist auch der aus jener gezogene Schluß auf die Natur des Strebens nicht berechtigt. Da sonst von LIPPS vertretene Kriterium der Nichtlokalisierbarkeit wird hier gar nicht als stützend ins Feld geführt. Dann frage ich, wie soll man sich die Bewegung zwischen den beiden Polen Lust und Unlust denken? Die Lust kann sich von einem höheren Grad intensiv abstufen bis zur Unbemerkbarkeit. Mein Seelenleben ist dann gefühlsfrei. Daran kann sich ganz leise Unlust anschließen, die sich ihrerseits wieder steiget. Wo bietet sich zwischen Lust und Unlust, die vielleicht mein Wollen begleiten, meiner Selbstbeobachtung das sogenannte Willensgefühl? Weiter müßte das Strebungsgefühl der Anlaß oder die Ursache von Lust oder Unlust sein. Das aber widerspricht dem psychologischen Verhalten der Gefühle; denn Lust als solche ist doch auch nie die Ursache von Unlust und umgekehrt. Wenn alles Gefühl nur eines ist mit den jeweils hervortretenden Seiten von Lust, Streben oder Unlust, so wäre rätselhaft, daß auch nicht die genaueste Selbstbeobachtung uns diese Trinität kennen lehrt. Wo bliebe denn das Strebungsgefühl, wenn ein gefühlserzeugender Reiz in mir Lust erweckt, ohne daß ich ihn begehre, oder wenn der den Reiz veranlassende Gegenstand mir dauernd gegeben ist, so daß ein Streben nach ihm durchaus überflüssig ist? Man denke doch an angenehme Geschmacks-, Geruchs- oder ästhetisch wirkende Gesichtsempfindungen! Gewiß erscheint uns Lust erstrebenswert. Um sie wirklich zu bekommen, muß ich den lusterregenden Gegenstand kennen und meine Überlegungen und Tätigkeiten darauf richten. Dabei habe ich vielleicht Lust und Unlust, je nachdem Aussicht auf die Erreichung meines Zwecks besteht oder nicht, aber gewiß kein Willensgefühl. Sicher ist das Streben eine "Wirksamkeit psychischer Faktoren", aber auch physischer; gewiß gibt das Streben dem Willensbegriff erst seinen Sinn und Inhalt; aber der Wille ist weder etwas Ursprüngliches, Letztes, noch das Streben ein Gefühl. Dieses erscheint mir vielmehr, wie KÜLPE ausführt,
    "als ein Komplex von mehr oder weniger lebhaften Organempfindungen, die mir teils peripherisch, teils zentral erregte Spannungs- (Sehnen-) und Gelenkempfindungen zu sein scheinen ... So reduziert sich dann die elementare Willensqualität allem Anschein nach auf bestimmte Empfindungsqualitäten." (127) (Man vergleiche hierzu die ergänzende Bemerkung auf Seite 86!)
Auch die Meinung von LIPPS, daß die Gründe "der Lust und Unlust in bestimmter Art als Momente oder Seiten im Vorgang des Strebens" enthalten sind, erschüttert seine Position. Der Ausdruck "Grund" verweist die in Frage stehende Behauptung auf das logische Gebiet. Das hat aber mit der Psychologie als solcher durchaus nichts zu tun, und wenn uns die Bedingungen für das Hervorrufen von Gefühlen bekannt sind, so werden sie im Bewußtsein doch nur in intellektuellen Momenten repräsentiert, nie in Gefühlen. Endlich gibt mir die Verquickung von Lust und Unlust und des "Strebungsgefühls" zu einem einzigen Gefühl zu schweren Bedenken Anlaß. Es gäbe danach ja gar kein einfaches Gefühl (die Abstraktion vom psychischen Zusammenhang vorausgesetzt), und dadurch würde das allgemein postuliert, was zur Zeit noch eine strittige Frage ist. Übrigens bekämpft LIPPS auf das Heftigste die Existenz von gemischten Gefühlen, wie er anderen Orts zeigt (128). Doch zum Streit über das Vorkommen gemischter Gefühle will ich hier nicht Stellung nehmen, da diese Frage nicht durch Disputation, sondern nur durch geeignete Versuche ihrer Lösung entgegengeführt werden kann. Solche zu unternehmen, bildet eine Arbeit für sich, die ich mir für die nächste Zeit vorbehalte. Und nun glaube ich die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, was ihn zur Annahme von Strebungsgefühlen führte, mit den eigenen Worten von LIPPS geben zu können: "Das ist eben Psychologie, die Vorurteile über Tatsachen setzt."

Neuerdings hat LIPPS auch noch die Gefühle der Heiterkeit des Ernstes als dritte Gefühlsdimension aufgestellt (129), dabei die Frage offen lassend, ob nicht noch mehr zu entdecken sind (130). Daß er mit letzteren Namen eine ganze Mannigfaltigkeit von Gefühlsqualitäten zusammenfaßt, zeigt folgende Stelle über das Gefühl der Komik, welches ihm mit den Gefühlen des Ernstes und der Heiterkeit identisch ist:
    "Das Gefühl der Komik ist ein zusammenfassender Name für viele eigenartige Gefühle, die aber ein Gemeinsames haben, um dessen Willen wir sie als Gefühle der Komik bezeichnen." (131)
Diese Gefühle machen aber, und das will ich hier wiederholen, nur den Eindruck eigenartiger Gefühle, weil ihre einzelnen "intellektuellen Momente" jeweils verschieden sind, müssen aber als qualitativ gleiche Gefühle aufgefaßt werden, weil das Verhältnis der einzelnen Momente zueinander oder ihre Beziehung zum jeweiligen Bewußtsein dasselbe oder auch weil beides der Fall ist.

Über die Gefühle der Heiterkeit und des Ernstes erhalten wir an der vorhin angeführten Stellen näheren Aufschluß.
    "Dabei ist, wie sich von selbst versteht, unter Heiterkeit ebenso wie unter Ernst etwas von Lust verschiedenes verstanden; nicht, wie wohl üblich, heitere Lust oder lustige Heiterkeit, sondern die Färbung der Lust, durch welche diese zur heiteren, also zum Gegenteil der ernsten Lust wird. Fassen wir die Heiterkeit in diesem gegen Lust und Unlust neutralen Sinn, dann dürfen wir eine solche Heiterkeit als das gemeinsame Moment aller Gefühle der Komik bezeichnen. Es gibt dann, wie eine heitere Lust, so auch eine heitere Unlust, ja einen heiteren Schmerz. Es gibt dergleichen, so gewiß es komisch unlustvolle Erlebnisse und komisch anmutende Schmerzen gibt." (vgl. Seite 116f)
Zwar wird die neue Gefühlsdimension Heiterkeit-Ernst, wie schon angedeutet, bald wieder aufgegeben, weshalb ich mich hier kurz fassen kann; aber stillschweigend darf ich daran doch nicht vorübergehen. Wie ist zu verstehen, daß Heiterkeit eine Färbung der Lust ist, durch welche diese zur heiteren Lust wird? Heiterkeit scheint danach Lust mit etwas Neuem, wodurch die Lust aufhören soll, reine Lust zu sein. Muß dieses Neue aber eine Gefühl sein? Ich denke nein, wie ich schon weiter oben erörtert habe. Wenn es aber ein Gefühl wäre, so hätte damit LIPPS die Existenz von gemischten Gefühlen behauptet, also etwas, das sonst von ihm heiß bekämpft wird. Die Konstatierung von ernster Lust, heiterer Unlust und heiteren oder komisch anmutenden Schmerzen scheint mir auf einer Verquickung von Gefühl und "Intellektuellen Momenten" zu beruhen.

Schmerzen sind Empfindungen, denen immer Unlust anhaftet. Darin müssen wir ja auch den Grund sehen, daß man sie bis in die jüngste Zeit dem Unlustgefühl zuzählte. Fehlt dieses beim Schmerz aber tatsächlich einmal, so spielt die psychische Konstellation eine Rolle. Die Aufmerksamkeit ist auf etwas Anderes gerichtet, so daß die Schmerzempfindungen mit noch geringerer Intensität auftreten als dies hierbei ohnehin schon der Fall ist. Die Bedingungen der Unlust werden dabei durch die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehenden lustauslösenden Momente an ihrem Wirksamwerden verhindert. Richtet sich aber die Aufmerksamkeit auf die Schmerzempfindung, so haben wir mit einem Schlag Unlust.

Heitere Schmerzen aber sind ein Unding; denn wo wären beim Schmerz die dem "psychischen Geschehen in uns günstigen, also unterstützenden, fördernden, erleichternden Bedingungen seines Vollzuges"? (Seite 131). Nach Seite 130 hat das Gefühl der Komik "zunächst eine Lustfärbung, oder was dasselbe besagt, es ist zunächst eine Färbung des Lustgefühls". Einmal ist hier die Lust nur das Begleitende eines anderen Gefühls, das andere Mal aber Grundlage, zu welcher noch eine gewisse Färbung hinzukommt. Und doch soll in beiden Fällen dasselbe Gefühl bestehen.

Wenn LIPPS Recht hätte (Seite 137), daß mich nichts innerlich ganz in Anspruch nehmen kann, "ohne mein Wesen in Eines zusammenzufassen, und daß eine solche innere Vereinheitlichung ansich betrachtet wiederum ein lusterzeugendes Moment ist", dann wäre an den im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehenden (konzentrierten) Schmerz nur Lust geknüpft, eine Folgerung, die den Tatsachen widerspricht. Aus dem Zusammenwirken von Bedingungen der Lust und Unlust soll ein Neues entstehen, nämlich das Gefühl des Heiteren (Seite 138). Es ist aber nicht einzusehen, inwiefern das nicht ein gemischtes Gefühl sein sollte, oder, was näher liegt, Lust oder Unlust, die jeweils hinter ihren Bedingungen zurückbleiben oder gar kein Gefühl infolge einer völligen Neutralisierung gewissermaßen zwischen Lust und Unlust stehendes und sich nur durch eine Beziehung auf diese zu charakterisierendes Gefühl ergeben? - Aus all den langen Ausführungen von LIPPS kann nicht ersehen werden, was eigentlich das Gefühl der Heiterkeit im Gegensatz zur Lust sein soll, und deshalb besteht kein Grund, die Heiterkeit als ein qualitativ eigenartiges Gefühl, geschweige gar mit dem Ernst zusammen als eine besondere Gefühlsdimension zu betrachten.
LITERATUR - Johannes Orth, Gefühl und Bewußtseinslage, Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiet der Pädagogischen Psychologie und Physiologie, Bd. VI, viertes Heft, Berlin 1903
    Anmerkungen
    66) WUNDT, Grundriß der Psychologie, vierte Auflage, 1901, Seite 35f
    67) WUNDT, Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele, 1863, Bd. 2, Seite 2f.
    68) WUNDT, Vorlesungen etc., dritte Auflage, 1897, Seite 222f. Hier finden wir auch noch die schon in der ersten Auflage niedergelegte falsche Auffassung, daß den von der Sprache als Gefühl bezeichneten Tatsachen die Beziehung auf das Subjekt gemein ist, während nach meinen Darlegungen (siehe oben) das tertium comparationis [das für einen Vergleich erforderliche Dritte - wp] im Unklaren, Dunklen jener psychischen Erscheinungen zu suchen ist.
    69) WUNDT, Grundzüge der Physiologischen Psychologie, erste Auflage 1874, Seite 274; zweite Auflage 1880, Bd. 1, Seite 465; dritte Auflage, 1887, Bd. 1, Seite 508. Hier fehlt bereits der Satz der zweiten Auflage: "Die ersteren - Empfindungen, deren Gefühlston sehr schwach ist" - pflegt man im engeren Sinne Empfindungen ... zu nennen." (vierte Auflage 1893, Bd. 1, Seite 555)
    70) THEODOR LIPPS, Das Selbstbewußtsein - Empfindung und Gefühl, Wiesbaden 1901.
    71) Erst nach Vollendung vorstehender Arbeit lernte ich LIPPS' Schrift "Vom Fühlen, Denken und Wollen", 1902, kennen. Darin tritt uns eine überreiche Mannigfaltigkeit von Gefühlen entgegen. Mit den dort niedergelegten Anschauungen werde ich mich andernorts beschäftigen.
    72) vgl. auch LIPPS: Vom Fühlen, Denken und Wollen, Seite 5.
    73) Nach einer Vorlesung von Professor KÜLPE zu Würzburg im Wintersemester 1901/02.
    74) LIPPS, Selbstbewußtsein etc., Seite 22
    75) WUNDT, Grundriß der Psychologie, vierte Auflage, 1901, Seite 215.
    76) WUNDT, Grundzüge der physiologischen Psychologie, vierte Auflage, 1893, Bd. 1, Seite 434
    77) ALFRED LEHMANN, Die Hauptgesetze des menschlichen Gefühlslebens, 1892, Seite 14.
    78) WUNDT, Grundriß der Psychologie, vierte Auflage, 1901, Seite 41.
    79) WUNDT, Grundriß, Seite 100f.
    80) WUNDT, Grundzüge der physiologischen Psychologie, vierte Auflage, 1893, Bd. 1, Seite 155 (vgl. auch dritte Auflage, Bd. 1, Seite 508 und zweite Auflage, Bd. 1, Seite 465, sowie erste Auflage, Seite 426.
    81) WUNDT, Grundzüge etc. Seite 589
    82) WUNDT, Vorlesungen etc., dritte Auflage, Seite 240.
    83) THEODOR LIPPS, Bemerkungen zur Theorie der Gefühle, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 13, Seite 162f. - Ähnliche Auslassungen finden sich in seinem "Das Selbstbewußtsein", Wiesbaden 1901, Seite 16.
    84) WUNDT, Bemerkungen zur Theorie der Gefühle, Philosophische Studien, Bd. 15, Seite 181.
    85) OSKAR VOGT, Zur Kenntnis des Wesens und der psychologischen Bedeutung des Hypnotismus, Zeitschrift für Hypnotismus etc., Jahrgang IV, Seite 124.
    86) WUNDT, Zur Lehre von den Gemütsbewegungen, Philosophische Studien VI, 1891, Seite 359.
    87) WUNDT, a. a. O., Seite 344
    88) ALFRED LEHMANN, a. a. O., Seite 12.
    89) WUNDT, Grundriß der Psychologie, vierte Auflage, 1901, Seite 36.
    90) EBBINGHAUS, Grundzüge der Psychologie, zweiter Halbband, 1902, Seite 540.
    91) MAX BRAHN, Theorie der Gefühle, Zeitschrift für Hypnotismus, Bd. 5, 1897, Seite 56 Anm.
    92) OSKAR VOGT, a. a. O., Seite 125.
    93) Nach einer Vorlesung von KÜLPE zu Würzburg im Wintersemester 1901/1902.
    94) Nach derselben Vorlesung. (vgl. auch KÜLPE, Grundriß der Psychologie, 1893, Seite 21.
    95) WUNDT, Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele, erste Auflage 1863, Bd. 2, Seite 3f.
    96) WUNDT, a. a. O., Seite 6f.
    97) WUNDT, Grundzüge der physiologischen Psychologie, vierte Auflage, Bd. 1, Seite 282.
    98) WUNDT, a. a. O., Bd. 1, Seite 555. Weitere Belege: vierte Auflage, Bd. 1, Seite 576, 580 etc.
    99) WUNDT, a. a. O., Seite 580.
    100) THEODOR LIPPS, Grundtatsachen des Seelenlebens, 1883, Seite 203
    101) LIPPS, Göttingische Gelehrte Anzeigen, 1894, wo er im zweiten Heft LEHMANNs "Hauptgesetze etc." bespricht. Seite 90. Ferner: Bemerkungen zur Theorie der Gefühle, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 13, Seite 161.
    102) LIPPS, Bemerkungen etc. Seite 165
    103) KÜLPE, Zur Theorie der sinnlichen Gefühle, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 11, drittes Heft, als Leipziger Dissertation 1887 erschienen, Seite 23f
    104) KÜLPE, Grundriß der Psychologie, 1883, Seite 233f.
    105) Diese Anschauung finde ich nachträglich bestätigt von OSKAR VOGT, Normalpsychologische Einleitung in die Psychopathologie der Hysterie, Zeitschrift für Hypnotismus, Bd. 8, 1899, Seite 217.
    106) EBBINGHAUS, a. a. O., Seite 542.
    107) Inzwischen ist bereits eine fünfte Auflage erschienen.
    108) WUNDT, Grundriß der Psychologie, vierte Auflage, Seite 93.
    109) WUNDT, a. a. O., Seite 92
    110) WUNDT, a. a. O., Seite 95
    111) WUNDT, a. a. O., Seite 43
    112) THEODOR LIPPS, Ästhetische Einfühlung, Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, Bd. 22, Seite 433f. Ferner "Göttingische gelehrte Anzeigen", 1894, Heft 2, Seite 97. "In Wahrheit sind nach dem Gesagten unsere Gefühle nicht bloß an Stärke verschieden. Sehnende Lust, freudiges Streben, das ist nicht einfach ein bestimmter Lustgrad; es ist keine reine Befriedigung von bestimmter Stärke, auch keine Befriedigung an einem als zukünftig vorgestellten Objekt. Es ist ebensowenig Lust mit einem Tropen Unlust etc."
    113) HERMANN SCHWARZ, Glück und Sittlichkeit, 1902, Seite 21f.
    114) HARALD HÖFFDING, Psychologie in Umrissen, 1893, Seite 305.
    115) OSWALD KÜLPE, Grundriß etc. Seite 246f.
    116) FRIEDRICH JODL, Lehrbuch der Psychologie, 1896, Seite 378f.
    117) EBBINGHAUS, a. a. O., Seite 553.
    118) ALFRED LEHMANN, a. a. O., Seite 32f
    119) JOHANNES REHMKE, Zur Lehre vom Gemüt, 1898, Seite 47f.
    120) Oskar Vogt, Zur Kenntnis des Wesens und der psychologischen Bedeutung des Hypnotismus, Zeitschrift für Hypnotismus etc., Jahrgang IV, Seite 122-167 und Seite 229-244.
    121) OSKAR VOGT, a. a. O., Seite 127.
    122) THEODOR LIPPS, Bemerkungen zur Theorie der Gefühle, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. 13, 1899, Seite 180.
    123) LIPPS, a. a. O., Seite 183f. Ähnlich: Göttingische gelehrte Anzeigen, 1894, Heft 2, Seite 96f.
    124) LIPPS, a. a. O., Seite 186 (Bemerkungen etc.)
    125) LIPPS, a. a. O., Seite 188
    126) vgl. Göttingische gelehrte Anzeigen, 1894, Heft 2, Seite 96f.
    127) KÜLPE, a. a. O., Seite 275.
    128) LIPPS, Komik und Humor, 1898, Seite 114f.
    129) vgl. LIPPS, a. a. O., Seite 116f.
    130) Wie ich aus seiner Schrift "Vom Fühlen, Denken und Wollen", 1902, ersehe, hat er dort Heiterkeit und Ernst als Gefühlsdimension fallen lassen und eine viel eingehendere Einteilung der Gefühle gegeben.
    131) LIPPS, Komik und Humor, 1898, Seite 116.