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PAUL BARTH
Die Geschichte der Erziehung
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I - II - III - IV - V - VI

"Aristoteles und Plato behaupteten im Einklang mit der öffentlichen Meinung ihrer Zeit, daß gewisse Menschenrassen von Natur zur Sklaverei bestimmt sind, die Stoa aber erklärte, daß alle Menschen von Natur gleich, also auch frei sind."

IV.

Ein großer Gegensatz der asiatischen und der europäischen Gesellschaften zeigt sich darin, daß in Asien die ständischen Verfassungen erstarrt sind, mit der einzigen Ausnahme etwa der japanischen Gesellschaft der letzten 50 Jahre, während in Europa fast alle ständischen Verfassungen eine Fortbildung erfuhren.

Was den festen Bau der ständischen Gesellschaft allmählich lockert und umwandelt, ist der wachsende Individualismus, d. h. das Streben des Individuums, in Weltanschauung und Lebensführung seinen eigenen Ideen zu folgen, nicht die allgemeine Weltanschauung anzunehmen noch den von der Gesellschaft gegebenen Geboten zu gehorchen. In der Zeit der Gentilverfassung ist eine solche Differenzierung ausgeschlossen. Da ist die Herrschaft der Sitte und der Religion allgemein, der einzelne noch zu wenig selbstbewußt, um sich innerlich von der Gemeinschaft zu trennen. Wie in den Volksversammlungen der Gentilverfassung zu allen Beschlüssen Einstimmigkeit notwendig und die Majorisierung einer Minderheit unbekannt ist (1), so herrscht auch Einstimmigkeit in der Welt- und Lebensanschauung. Eine Gestalt wie die ANTIGONE des SOPHOKLES, die, ohne bösen Willen, infolge einer abweichenden Überzeugung mit ihrer Umgebung in einen tödlichen Konflikt gerät, wäre weder im Leben noch in der Dichtung der homerischen Welt möglich. Diese glückliche Einheit und Einigkeit hört in der ständischen Gesellschaft insofern auf, als die Verschiedenheit der Stände notwendig zu einer Verschiedenheit der Lebensanschauung, der sittlichen Begriffe führt. Die höheren Stände waren sich dieser Verschiedenheit wohl bewußt. PLATO schließt ja in seinem Idealstaat und nicht minder im Staat der "Gesetze" alle Handarbeiter von der Regierung und Verteidigung des Landes aus, selbst der Ackerbau wird in den "Gesetzen" den Sklaven überlassen. (2) Handarbeit und schlechter Charakter sind nach PLATO immer notwendig verbunden. (3) ARISTOTELES sagt: "Es ist nicht möglich, die Werke der Tugend zu üben, wenn man das Leben eines Handwerkes oder Tagelöhners führt." (4) An anderen Stellen fügt er in seiner Geringschätzung den Handwerkern und den Tagelöhnern noch die Händler hinzu. (5) Die Ackerbauern achtet er sonst höher, (6) aber, weil Handarbeiter, sind auch sie für seinen Idealstaat doch nicht gut genug. Sie sind in diesem von der Staatsverwaltung ausgeschlossen, nur diejenigen, die als Schwerbewaffnete dienen können und die Ratsherren, also die Wohlhabenden und Reichen, sind ihm "Teile des Staates". Und diese sind "für immer von den andern getrennt" (7) In der homerischen Zeit wurden, wie wir früher gesehen haben, schon Vornehme und Gemeinfreie voneinander unterschieden und beide von den Sklaven, aber es bestanden noch keine öffentlich-rechtlichen Privilegien und zwischen allen fand geselliger Verkehr statt. Insbesondere sahen wir, daß oft das Kind des Sklaven mit dem des Vornehmen zusammen erzogen wird, die Sklaven vielfach die Freunde der Herrenfamilie sind. ARISTOTELES hingegen schreibt für die Erziehung der Kinder seines Idealstaates vor, daß sie in den ersten sieben Jahren, während deren sie ganz der Familie angehören, "möglichst wenig in Gesellschaft von Sklaven seien", um "selbst in diesem zarten Alter ihre Ohren und Augen vor Unanständigkeiten zu bewahren." (8)

Aber wie sehr auch in einer ständischen Gesellschaft die Stände voneinander geschieden sind, innerhalb eines und desselben Standes kann Einheit der Ansichten und darum strenger "Korpsgeist" herrschen. Selbst diese Einheit jedoch wird zerstört, sobald der geistige Fortschritt den einzelnen gegen die überlieferte Religion und die allgemein anerkannte Sittlichkeit selbständiger macht. Es beginnt dann der Individualismus des Denkens. Bei den Hellenen fängt er an durch das Aufkommen der Sophistik, die alles Überlieferte, jeden Glauben und jede Sitte, anzweifelt. PROTAGORAS leugnet die Gewißheit des Götterglaubens, er zweifelt, ob es objektive Wahrheit gebe, GORGIAS zweifelt nicht bloß an der Wahrheit, sondern auch, wenn sie vorhanden wäre, an ihrer Mitteilbarkeit, KRITIAS hält die Religion für die Erfindung eines weisen Staatsmannes, THRASYMACHOS leugnet die Gerechtigkeit und findet, daß nur "der Nutzen des Mächtigen" das Ziel allen Handelns ist, ALKIDAMAS bestreitet, daß es von Natur aus Sklaven gebe. (9) DEMOKRITs, PLATOs und ARISTOTELES' positive Ethik stellte sich zwar diesen auflösenden Tendenzen entgegen, aber gegen das Ende des 4. Jahrhunderts trat EPIKUR auf und lehrte die Moral des reinen Individualismus: Das einzige Gut ist die Lust, jeder hat mit Vernunft danach zu streben und unter ihren verschiedenen Arten zu wählen. Gerechtigkeit ist durch Übereinkommen entstanden, wie die Gesellschaft. Die Ehe und das Staatsleben sind von Übel, vom Weisen zu meiden, nur die Freundschaft ist von Wert. Besonders dieser letzte Lehrsatz mußte dem Staat verderblich werden. Zwar trat der Schule EPIKURs als ihr voller Gegensatz die Stoa entgegen, die als einziges Gut die Tugend, Ehe und Staatsleben als Pflichten betrachtet. Aber auch sie hat eine starke Tendenz zum Individualismus, da der stoische Weise ganz selbstgenügsam und unabhängig sein, auch nicht jedem Staat, in dem er geboren ist, sondern nur dem sittlich fortschreitenden Staat seine Dienste widmen will (10) und diese Tendenz bewirkte, daß viele Stoiker im Widerspruch zu ihrer Lehre weder eine Ehe eingingen, noch staatliche Ämter übernahmen. (11)

Zum Individualismus des Denkens kommt bald der des Wollens. Es ist ja notwendig, wenn die heimischen Götter nicht mehr als wirkliche Mächte gelten, wenn die Gesellschaft und die sittlichen Gebote nicht mehr göttlichen, sondern menschlichen Ursprungs sind, daß dann die unbedingte Ehrfurcht und die unbedingte Hingebung aufhören müssen. Die herrschenden Stände suchen sich demgemäß ihren Pflichten zu entziehen. Der peloponnesische Bund gestattete um 380 v. Chr. bei Feldzügen außerhalb des eigentlichen Hellas Loskauf vom Dienst. (12) Selbst die Spartaner führen im 4. Jahrhundert ihre Kriege wesentlich mit Söldnern und zum Kriegsdienst gepressßten Untertanen (13) und den korinthischen Krieg der Athener haben IPHIKRATES und seine Kollegen im wesentlichen mit Söldnern geführt. (14) Aber auch die Friedensleistungen für den Staat wurden nicht mehr mit dem alten Opfermut übernommen. Obgleich in Athen durch Industrie, Großhandel und Bankgeschäft große Vermögen entstanden waren, die athenische Bürgerschaft überhaupt im 4. Jahrhundert noch keinen Rückgang des Gesamtvermögens zeigt, (15) so wurden doch in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts die Liturgien, soweit sie in persönlichen Leistungen bestanden, abgeschafft oder in Steuern umgewandelt (16), die anderen aber, die von vornherein in Geldopfern bestanden, sehr gemildert. Die Trierarchie wurde zunächst auf je zwei Bürger, nicht wie früher, auf einen übertragen, später auf einen ganzen Verband mehrerer Bürger, eine sogenannte "Symmorie", innerhalb deren nach einem Gesetz des DEMOSTHENES jeder nach der Höhe seines Vermögens beitrug. (17) Die Choregie [Ausstattung und Unterhaltung eines Chores - wp] wurde zunächst auch je zwei Bürgern übertragen, später aber, gegen Ende des 4. Jahrhunderts, überhaupt abgeschafft und die Ausstattung der Chöre vom Staat übernommen. (18)

Die Abnahme der Energie des Staates zeigt sich ferner darin, daß die Versorgung der armen Bürger durch Kolonien nun unterbleibt. Vom peloponnesischen Krieg bis zur Zeit ALEXANDERs sind fast gar keine Kolonien gegründet worden, (19) später hörte das ganz auf. Auch Erlass der Schulden und Aufteilung konfiszierten Landes, wie sie früher öfter vorkamen, z. B. Schuldenerlass auch von SOLON durchgesetzt worden war, sind nur noch, wie wir sehen werden, durch Revolution versucht worden. (20)

Es setzte sich also allmählich - um in der modernen Terminologie zu reden - der ökonomische Liberalismus durch. Während früher der Staat immer ein gewisses Obereigentumsrecht über den Besitz der Bürger hatte und, wo es geboten schien, auch ausübte (21), gelangt nun das Prinzip des "laisser faire, laisser aller" [Laßt sie machen, laßt sie gehen. - wp] zur Herrschaft. Für den Grundbesitz wirkt besonders zusammenlegend die Einführung der Testierfreiheit, die der ständischen Gesellschaft unbekannt ist. (22) Bald zeigen sich auch dieselben Folgen wie in der Neuzeit. In Attika konzentriert sich der Grundbesitz im 3. Jahrhundert in immer wenigeren Händen, (23) in Sparta war schon zur Zeit der Schlacht von Leuktra (371 v. Chr.) die Zahl der besitzenden Bürger auf 1500 gesunken (24) und ARISTOTELES (25) berichtet in seiner "Politik", also etwa 30 Jahre nach der Schlacht bei Leuktra, daß Sparta (gegen den Einfall der Thebaner) infolge der Ungleichheit des Besitzes der Bürger) kaum 1000 Kämpfer stellte, obgleich das Land 1500 Reiter und 30 000 Hopliten ernähren könnte. Wie hier, so ist auch sonst die Verminderung der Besitzenden gleichbedeutend mit der Verminderung der Bevölkerung überhaupt. Man schätzt für die Zeit des PERIKLES die freie Bevölkerung Attikas auf 30.000 Bürger, im Jahr 312 aber wurden nur 21.000 Bürger gezählt. (26) Denn, wer im Altertum besitzlos wird, zieht keine Kinder auf, sondern setzt sie aus, zumal die Aussicht auf Lohnarbeit durch eine wachsende Menge der Sklaven (27) sehr zweifelhaft wurde. Und diese Entvölkerung setzte sich nach der römischen Eroberung fort. POLYBIUS klagt um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. über "Kinderlosigkeit und Menschenmangel, durch die die Städte verödeten und die Erträge zurückgingen, obwohl weder längere Kriege, noch Epidemien herrschten." (28) Zu PLUTARCHs Zeit, im 1. Jahrhundert nach Chr., war es noch schlimmer. Er meint, im ganzen römischen Reich sei die Bevölkerung zurückgegangen, am meisten aber in Griechenland, das jetzt nicht mehr imstande ist, aus den besseren Kreisen der Bürgerschaften die 3000 Hopliten zu stellen, mit denen einst die kleinste der griechischen Landschaften, Megara, bei Platää gestritten hat. (29) Viel besser stand es im asiatischen Kolonialgebiet, besonders in Kleinasien, das bis etwa zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. sich vieler und volkreicher Städte und allseitiger Blüte des Lebens erfreute. (30)

Den einsichtigen Staatsmännern waren diese Übel, Verarmung und Entvölkerung und ihr Zusammenhang nicht verborgen. Wo sie am größten waren, in Sparta, wurden auch die größten Versuche zu ihrer Abwehr gemacht. Im 3. Jahrhundert gab es nach der Tradition nur noch 100 besitzende Spartaner, dagegen 600 Besitzlose. (31) König AGIS III wollte den Erlaß aller Schulden und eine neue Landverteilung, durch die 4500 gleiche Lose für Spartaner und 15.000 für Periöken (Halbbürger) hergestellt würden. Durch Aufnahme von Neubürgern sollten die Spartaner vermehrt werden. Der andere König, LEONIDAS, war gegen ihn. Von der Bürgerschaft waren die Alten für LEONIDAS, die Jüngeren vür AGIS. Die Gerusie (der Rat der Alten) entschied mit  einer  Stimme, der des LEONIDAS, gegen AGIS. Dieser verklagte LEONIDAS vor den Ephoren, die LEONIDAS absetzten und KLEOMBROTOS an seiner Stelle zum König machten. Als die neu gewählten Ephoren sich gegen AGIS erklärten, verjagte er sie, auch LEONIDAS ging in die Verbannung. In der Gerusie und in der Volksversammlung wurden nur die Chreokopie (Schuldenerlass) angenommen, alle Schuldurkunden auf dem Markt verbrannt. Die Neuaufteilung des Ackers aber vermochte AGIS nicht durchzusetzen, seine eigenen Anhänger, z. B. AGESILAOS, wandten sich gegen ihn und riefen LEONIDAS zurück. Die Ephoren machten AGIS den Prozeß. Wegen seiner Gewalttat gegen sie wurde er zum Tod verurteil und gehängt. Einer seiner Nachfolger, KLEOMENES, der Sohn des LEONIDAS, des Feindes des AGIS, nahm seine Pläne auf. Er schaffte sich ein Söldnerheer und überfiel im Jahr 227 die Ephoren, die er mit Ausnahme eines derselben töten ließ. Achtzig Bürger trieb er in die Verbannung. Die Zahl der Spartaner brachte er nun durch Aufnahme von Periöken und Neuverteilung des Landes auf 4000, auch stellte er die kriegerischen Übungen und die gemeinsamen Mahlzeiten wieder her. ARATUS, der Feldherr des achäischen Bundes, der schon vor der Revolution Sparta angegriffen hatte und zweimal besiegt worden war, griff nun, von der konservativen Partei des Bundes getrieben, von neuem an und erlitt wieder durch KLEOMENES im Jahr 224 eine schwere Niederlage. Darauf rief er die Mazedonier herbei, die KLEOMENES im Jahre 222 bei Sellasia besiegten. KLEOMENES wurde verbannt, die bisherige Verfassung Spartas samt den bisherigen Besitzverhältnissen wieder hergestellt.

Wie in Sparta, so ereigneten sich solche Umwälzungen auch in anderen Staaten, fast immer mit derselben Erfolglosigkeit, so in Messenien bei den Aetolern, in Thessalien. (32) Und zuletzt erreichte das Gleichheitsstreben selbst die niedrigste Klasse, die außerhalb des Staatslebens stand, die Sklaven. In den dreißiger Jahren des 2. Jahrhunderts v. Chr. um dieselbe Zeit, als in der römischen Provinz Sizilien die Sklaven sich erhoben, gab es kurz nach einander Aufstände der Sklaven in Delos, dem großen internationalen Menschenmarkt, in den attischen Silbergruben, in den Bergwerken Mazedoniens, in Pergamon unter Führung der ARISTONIKUS, der arme Freie und Sklaven in seinen Scharen vereinigte. (33) Eine neue Ordnung vermochten die Sklaven natürlich noch weniger als die Freien begründen.

Alles in allem genommen, erscheinen die hellenischen Staaten etwa seit Mitte des 4. Jahrhunderts nicht mehr als ständische, sondern als Klassenstaaten. Der Stand ist eine staatsrechtliche, die Klasse nur eine faktische Abteilung. Die Stände unterscheiden sich nach Rechten und Pflichten, die Klassen nur nach dem Vermögen. Die Vorrechte, besonders wohl die auf gewisse Ämter, werden im allgemeinen festgehalten, die Pflichten aber keineswegs mehr erzwungen. Bezeichnend für den Unterschied sind die Lebensläufe des SOKRATES und des PLATO. SOKRATES mußte noch viel Heeresdienst leisten und die auf ihn fallenden Ämter verwalten. Er belagerte Potidäa, kämpfte tapfer an diesem unglücklichen Tag von Delion und noch im Alter von 48 Jahren nahm er ander Schlacht von Amphipolis teil. Etwa 64 Jahre alt, war er Richter im Prozeß gegen die zehn Feldherrn, die bei den Arginusen gesiegt hatten. (34) PLATO hingegen hat nur in seiner ersten Jugend, noch während des peloponnesischen Krieges, Kreigsdienste geleistet, später nie mehr, obgleich während seines Mannesalters Athen sehr viele Kämpfe zu bestehen hatte, ein Amt hat er überhaupt nie verwaltet. (35) Er durfte ein reines Privatleben führen, das früher unmöglich gewesen wäre. SOLON hatte ein solches durch seine Gesetze zu hindern gesucht, ja er ging sogar so weit, daß er verbot, bei einem Bürgerzwist neutral zu bleiben. (36) Das geringere Interesse am Staat spiegelt sich in der gleichzeitigen Literatur. Die attische Komödie des 5. Jahrhunderts ist politisch, bringt fast nur Fragen der inneren und der äußeren Politik auf die Bühne, diejenig des 4. Jahrhunderts nimmt ihre Stoffe aus dem Privatleben, bewegt ich nur in Liebeshändeln und in Dienerstreichen.

Ein solcher individualistisch gelockerter Klassenstaat wird politisch immer schwächer sein als ein festgefügter Ständestaat. Und in der Tat haben die hellenischen Staaten ihre politische Selbständigkeit im 4. Jahrhundert an das mazedonische Königtum, später an die Römer verloren. Doch ein Rückgang der politischen Macht kann mit einem Wachstum der Kultur und der Zivilisation verbunden sein. Und dies, scheint es, war in der Tat der Fall im damaligen Hellas. Wenn man - nach dem immer mehr durchdringenden Sprachgebrauch unter "Kultur" die Herrschaft des Menschen über die Natur durch Wissenschaft und die Vervollkommnung des Natürlichen durch Kunst, unter "Zivilisation" dagegen die Herrschaft des Menschen über sich selbst, über den tierischen, rohen Teil seiner eigenen Natur versteht, so muß die erste, die Kultur, wenn einmal der Weg betreten ist, schon durch den einfachen Fortgang der Arbeit gewinnen. Der Weg war in Hellas für die Wissenschaft durch die Philosophen im 5. Jahrhundert gewiesen worden, durch die Pythagoräer, durch DEMOKRIT, durch SOKRATES. Das 4. Jahrhundert brachte durch PLATO und ARISTOTELES und ihre Schulen reichen Ertrag. Wenn PLATOs Schule später einseitig wurde, so blieben doch die Aristoteliker und die um 300 v. Chr. auftretende Stoa vielseitig und setzten die Arbeit an den philosophischen Problemen wie an den Einzelwissenschaften bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. fort. Und was die Kunst betrifft, so finden wir, daß mancher Zweig welkte, mancher aber erst seit dem 4. Jahrhundert emporblühte. Die Redekunst reifte in ISOKRATES und in DEMOSTHENES, in der attischen Beredsamkeit überhaupt zu ihren höchsten Leistungen, sie blieb auch in der Folge eine sehr populäre Kunst bis in das 2. und 3. Jahrhundert nach Christo. Die Tragödie freilich hat nie wieder die Höhe der drei großen attischen Tragiker erreicht, die Komödie aber wies neben anderen Meistern einen MENANDER auf. Die Lyrik brachte eine ganz neue Gattung, das Hirtengedicht und eine neue Blüte der Elegei, ihre anderen Arten wurden durch reichere Ausbildung der begleitenden Musik selbst vielfach inhaltsreicher. (37) Die bildende Kunst erreichte in PRAXITELES und SCOPAS eine reichere Ausdrucksfähigkeit für Gemütsbewegungen, in LYSIPPOS eine schärfere Wiedergabe des Individuellen als je zuvor und wuchs an Lebensfülle stetig bis in die römische Zeit. Die Malerei erwacht erst jetzt, bildet in der "Enkaustik" eine neue Technik aus, gewinnt in APELLES' Porträt große Schärfe der persönlichen Charakteristik und erobert in PAUSIAS das Gebiet der Genre-Malerei. Die hellenische Architektur aber hat erst jetzt, wenn nicht ihre erhabensten, so doch ihre gewaltigsten Werke geschaffen, z. B. den Tempel der DIANA zu Ephesus, den Tempel des ZEUS in Akragas in Sizilienund hat neue Formen, wie den Rundtempel, erfunden. (38)

Wenn man also die Zeit vom Untergang der hellenischen Freiheit (etwa von 338, der Schlacht von Chäronea an) bis zur Eroberung Ägyptens, des letzten hellenischen Koloniallandes durch die Römer (bis 30 v. Chr.) den Herbst des hellenischen Lebens nennen kann, so trifft dieser Vergleich auch insofern zu, als diese Zeit so viel reicher an Früchten der Kultur ist, als der Sommer, das Zeitalter der Perserkriege. Was aber die Zivilisation betrifft, so finden sich ebenfalls deutliche Zeichen des Fortschritts. Furchtbar war im peloponnesischen Krieg die Behandlung besiegter Feinde. Die Bewohner einer belagerten Stadt wurden nach der Übergabe oft getötet (39), so 427 v. Chr. die Bürger von Platää von den Spartanern, im Jahr 416 die Melier von den Athenern. (40) Dies geschieht im 4. Jahrhundert viel seltener, in den späteren gar nicht mehr. Betrachtete doch PLATO den Krieg zwischen Hellenen als Bürgerkrieg und erklärte er es als unerlaubt, einen Hellenen als Sklaven zu besitzen. (41)

Wie nach außen, so zeigen sich auch nach innen die Wirkungen der Zivilisation; wie auswärtigen Feinden gegenüber, so auch im Verhalten gegen die Unterdrückten, besonders die Sklaven. ARISTOTELES und PLATO behaupteten im Einklang mit der öffentlichen Meinung ihrer Zeit, daß gewisse Menschenrassen von Natur zur Sklaverei bestimmt sind, die Stoa aber erklärte, daß alle Menschen von Natur gleich, also auch frei sind. (42) Es ist hier nicht zu untersuchen, wie weit sich Kultur und Zivilisation gegenseitig bedingen, wie weit der Fortschritt der Kunst und der Wissenschaft die Sitte verbessert und wie weit das Umgekehrte der Fall ist. Im Altertum galt die erstgenannte Wirkung als zweifellos. So meinte ARISTOTELES, die einseitige gymnastische Bildung habe die Spartaner wild gemacht (43).

Jedenfalls ist, wenn wir den Stand der Kultur in Betracht ziehen, in der Zeit des Hellenismus für geistige Genüsse der Tisch des Lebens gedeckt und reichlich besetzt. Neue Einrichtungen, gewissermaßen geistige Schatzhäuser entstanden, die Bibliotheken. KLEARCHOS von Herakleia, ein Schüler PLATOs, hat die erste (44) geschaffen. Die beiden Bibliotheken in Alexandria und die Bibliothek in Perganum sind die größten solcher Anstalten. Der herrschende Individualismus aber gab den Bürgern Zeit, sich an jenen Tisch des geistigen Lebens zu setzen und zu genießen. In den herrschenden Klassen wurde dieser Lebensgenuß neben dem materiellen der wesentliche Lebensinhalt. Vorbedingung aber für des geistigen Genuß ist geistige Bildung. Und diese wird nun fortschreitendem Maße vom Staat organisiert, während wir die gymnastische Bildung, die in er ständischen Gesellschaft die herrschende war, allmählich verfallen sehen.

Wir erkennen diesen Verfall an allerlei Symptomen. Schon darin, daß die Ephebenzeit in Athen im 2. Jahrhundert auf 1 Jahr, also die Hälfte herabgesetzt wird. (45) Dieses eine Jahr aber sollte nicht bloß auf die kriegerische, sondern auch auf geistige Ausbildung verwendet werden. (46) Es fanden nicht bloß in der Gymnastik, sondern auch in der Dichtkunst Wettkämpfe der Epheben statt, von uns Inschriften künden. (47) Daß die Ephebie nicht mehr erzwungen wurde, davon zeugt die geringe Zahl der Epheben; im ersten Jahrhundert v. Chr. betrug nach den Inschriften ihre Zahl in Athen kaum 150, unter ihnen waren aber gewiß, nach damaliger Sitte, die meisten Fremde, die seit dem 3. Jahrhundert aus allen Gegenden der hellenischen Welt nach Attika zu kommen pflegten, um der Ehre der Ephebie teilhaft zu werden. Waren doch im Jahre 155 v. Chr. unter den attischen Epheben 114 Fremde (48). Schon dieses Überhandnehmen der Fremden, die gar nicht attische Bürger waren, beweist, wie die ganze Ephebie allmählich zu einem leeren Prunk geworden war. Damit stimmt CICEROs Urteil überein: "Wie nichtig ist jener Dienst der Epheben!" (49)

Die Gymnastik der Knaben, die der Ephebie, der Gymnastik der Jünglinge, vorausging, wurde ebenfalls immer lässiger betrieben. Sie hörte überhaupt auf, allgemeine Volkssache zu sein, sie wurde ein besonderer Beruf einzelner und artete dadurch zur Kraftprahlerei, zur Athletik aus. Solche Athlethen , nicht mehr jeder beliebige Bürger, pflegten nun in den großen nationalen Wettkämpfen aufzutreten. Das war wohl der Grund, aus dem EPAMEINONDAS den Fünfkampf verworfen hatte und PHILOPOEMEN, "der letzte Grieche", die Athletik mißbilligte, freilich ohne die Rückkehr zur alten Gymnastik zu fordern. (50) Auch im Sprachgebrauch spiegelt sich die Änderung der Sitten. "Je mehr man bei Beobachtung der Ausdrücke von der Blütezeit sich entfernt und dem Hellenistischen des beginnenden oder eingetretenen Verfalles nähert, desto auffälliger treten auch im Sprachtypus die gymnastischen Elemente (d. h. Bilder) zurück". (51)

Es gibt nun freilich aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. eine Schrift, die uns begeistert die hellenische Gymnastik schildert, nämlich den "Anacharsis" LUKIANs. Aber er beweist nichts für seine Zeit, er ist nur eine Verherrlichung der Vergangenheit, der Zeit SOLONs, dem der Preis der Gymnastik in den Mund gelegt ist, wenngleich LUKIAN sie durch allerlei ungewollte Anachronismen entstellt. So läßt er die athenischen Knaben nicht bloß den Fünfkampf üben, sondern auch den rohen Faustkampf, (52) der nie zum Fünfkampf gehörte, der sogar in Sparta und erst recht wohl in Athen verboten war (53). SOLON rühmt bei ihm den wohltätigen Einfluß der das Edle darstellenden Tragödie sowohl als der das Schlechte geißelnden Komödie, (54) obwohl zu seiner Zeit der erste dramatische Dichter Attikas, THESPIS, wohl noch nicht geboren war. Auch den Unterricht der "Sophisten und Philosophen" verlegt er in SOLONs Zeit (55), für die Sophisten jedenfalls 150 Jahre zu früh.

Viel mehr als Krieg und Staatsgeschäfte ist nun der Lebensgenuß das Ziel der Vornehmen. Zu diesem sehen wir, wie oben bemerkt, auch bald eine Vorbildung öffentlich organisiert.

Den wesentlichen Inhalt derselben bilden zwei neue Wissenschaften, die erst jetzt nach der oben erwähnten Anhäufung der Kulturgüter entstehen konnten und die literarischen Erzeugnisse der Vergangenheit gewissermaßen in Verwaltung und Benutzung nehmen: Die Grammatik und die Rhetorik. Die Grammatik bedeutet dabei mehr als die Wissenschaft der Sprache, sie schließt die der Literatur ein. Der  grammatikos  (56) - ein Name, der erst nach ALEXANDER dem Großen aufkommt, - ist der Philologe, der die richtige Sprache lehrt und die hellenische Literatur in seiner Schule kritisch und erklärend behandelt, (57) eine Klasse, deren höchste Vertreter KRATES von Mallos und ARISTARCH von Alexandria sind.
LITERATUR - Paul Barth, Die Geschichte der Erziehung in soziologischer Beleuchtung, Zeitschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie, Bd. 28, Leipzig 1904
    Anmerkungen
    1) So in den homerischen und den altgermanischen Volksversammlungen. Vgl. FREEMAN, Comparative Politics, London 1873, Seite 206 und Seite 462. Ebenso war Einstimmigkeit Voraussetzung eines Beschlusses bei der deutschen Markgenossenschaft (nach K. LAMPRECHT, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter I, Leipzig 1886, Seite 130). Was nicht aller Markgenossen Beifall fand, unterblieb. Dasselbe war Sitte bei den Indianern Nordamerikas, z. B. in der Ratsversammlung des Irokesenbundes (MORGAN, Ancient Society, Seite 410, deutsche Übersetzung Stuttgart 1891, Seite 119)
    2) Vgl. PLATON, Gesetze VII, 806D - 807D. VIII 846D. Und E. ZELLER, Die Philosophie der Griechen II, Leipzig 1889, Seite 971
    3) Vgl. PLATON, Staat III, 14 (405a). "Die Schlechten und Handarbeitenden".
    4) ARISTOTELES, Politik III, 3. (Edition TAUCHNITZ)
    5) ARISTOTELES, Politik VI, 2: "Keine Arbeit ist mit der Tugend und Tapferkeit verträglich, die die Handwerker und Händler und Tagelöhner verrichten." Politik VII, 8: Offenbar also ist es, daß in einem aufs trefflichste verwalteten Staat, der unbedingt gerechte Bürger hat, die Bürger weder als Handwerker noch als Händler leben dürfen. Denn unedel ist ein solches Leben und der Tugend und der Tapferkeit zuwider."
    6) ARISTOTELES, Politik VI, 2: "Das beste Volk ist dasjenige, das Ackerbau treibt."
    7) ARISTOTELES, Politik VII, 8: "Ackerbauern und Handwerker und den ganzen Lohnarbeiterstand muß der Staat haben, Teile des Staates aber sind nur die Hopliten (Schwerbewaffneten) und die Ratsherren. Und alle diese sind voneinander getrennt, die unteren von den oberen für immer, die Hopliten von den Ratsherren der Reihe nach."
    8) ARISTOTELES, Politik VII, 15
    9) Vgl. THEODOR GOMPERZ, Griechische Denker I, Leipzig 1896, Seite 324, 331f
    10) Vgl. PAUL BARTH, "Die Stoa", Stuttgart 1903, Seite 121 - 127
    11) PLUTARCH (De Stoicorum repugnantis, K 2) wirft dies besonders ZENON, KLEANTHES, CHRYSIPP, DIOGENES dem Babylonier und ANTIPATER aus Tarsus vor.
    12) Vgl. J. BELOCH, Griechische Geschichte II, Straßburg 1897, Seite 440
    13) Vgl. E. MEYER, Geschichte des Altertums V, Stuttgart und Berlin 1902, Seite 279
    14) E. MEYER a. a. O. Seite 284
    15) BELOCH a. a. O. Seite 361f
    16) BELOCH, a. a. O. Seite 440
    17) BELOCH, a. a. O. Seite 453f
    18) BELOCH, a. a. O. Seite 454
    19) BELOCH, Seite 364, MEYER Seite 283
    20) Vgl. K. PÖHLMANN, Geschichte des antiken Sozialismus und Kommunismus II, München 1901, Seite 336, der folgende Stelle aus PLATO (Gesetze 684D) anführt. "Es war für jene Gesetzgeber nicht ein unerhörter Vorwurf, eine gewisse Gleichheit des Vermögens einzurichten, wie er in anderen Städten oft erhoben wird, wenn der Gesetzgeber eine Änderung des Grundbesitzes und eine Aufhebung der Schulden anstrebt, da sonst die genügende Gleichheit nicht hergestellt wird. Dann tritt jeder an den Gesetzgeber, der solche Änderungen anstrebt, mit der Warnung heran, er solle nicht das Unbewegbare bewegen und verwünscht ihn, da er Ackeraufteilung und Schuldenerlass einführt, so daß ein jeder in Mangel geraten muß." PLATO spricht also von Ackeraufteilung und Schuldenerlass als von etwas nicht Seltenem und von einer Maßregel, die nicht durch Revolution, sondern durch den schon eingesetzten Gesetzgeber vollzogen wird.
    21) Vgl. R. PÖHLMANN, a.a. O, Seite 89f
    22) Vgl. BELOCH, Seite 263; PÖHLMANN a. a. O. II, Seite 419
    23) Nach MEYER, Seite 281, schon im 4. Jahrhundert, das BELOCH noch für wirtschaftlich gesund hält.
    24) BELOCH, a. a. O., Seite 363
    25) ARISTOTELES, Politica II, Seite 6
    26) Vgl. E. MEYER im Artikel "Bevölkerungswesen" des  Handwörterbuchs  der Staatswissenschaften", 2. Auflage, 2. Band, Jena, 1899, Seite 681f
    27) BELOCH, a. a. O., Seite 347
    28) Zitiert bei E. MEYER, a. a. O., Seite 682
    29) Vgl. THEODOR MOMMSEN, Römische Geschichte V, 2. Auflage, Berlin 1885, Seite 245f. Unter den 3000 Hopliten sind wohl die Allerreichsten gemeint, die eine besonders kostspielige und schwere Rüstung kaufen und tragen können, nicht Waffenfähige schlechthin.
    30) MOMMSEN, a. a. O., Seite 327 - 333
    31) PÖHLMANN II, Seite 370. Die Darstellung der Revolution des AGIS und der KLEOMENES schließt sich an PÖHLMANN an, a. a. O. 370 - 414 und an J. G. DROYSEN, Geschichte des Hellenismus III, 2. Auflage, Gotha 1878, Seite 76 - 154
    32) PÖHLMANN II, Seite 420f
    33) PÖHLMANN II, Seite 422f
    34) Vgl. E. ZELLER, Die Philosophie der Griechen II, Leipzig 1882, Seite 59, Anm. 3 und Seite 60, Anm. 1
    35) Vgl. ZELLER, a. a. O., Seite 394, Anm. 2 und Seite 431
    36) Vgl. PLUTARCH, Leben des Solon, K 20
    37) Vgl. BELOCH II, Seite 384 - 387
    38) Vgl. BELOCH II, Seite 388 - 404
    39) Vgl. BELOCH I, Seite 594f und II, 441f
    40) BELOCH I, 568f
    41) PLATON, Staat V, 15, 469 Bff
    42) In Athen war jeher der Sklave durch Sitte und Gesetz geschützt. Vgl. H. WALLON, Histoire de l'esclavage dans l'antiqué I, Paris 1879, Seiten 295, 306, 313, 321, 330f. Doch scheint es, daß im 4. Jahrhundert v. Chr. seine Freiheit noch zugenommen hat, da sein Auftreten in der neueren, attischen Komödie noch kecker uns selbstbewußter ist, als bei ARISTOPHANES. Vgl. WALLON a. a. O. Seite 302. Über die Stoa, PAUL BARTH, Die Stoa, Seite 164
    43) ARISTOTELES, Politica VIII, 3
    44) BELOCH II, Seite 438
    45) LORENZ GRASBERGER, Erziehung und Unterricht im klassischen Altertum III, Würzburg 1881, Seite 497
    46) GRASBERGER III, Seite 488
    47) GRASBERGER III, Seite 338
    48) GRASBERGER III, Seite 494, 497
    49) ARISTOTELES, de Republica IV, angeführt von J. H. USSING, Erziehung und Jugendunterricht bei den Griechen und Römern, Berlin 1885, Seite 149
    50) GRASBERGER III, Seite 345
    51) GRASBERGER III, Seite 177 und I, Seite 331f
    52) LUKIAN, Anacharsis, Kap. 3 (885) und 7 (887)
    53) GRASBERGER III, 205, 209
    54) LUKIAN, a. a. O. Kap. 22 (904)
    55) LUKIAN, a. a. O. Kap. 22 (903)
    56) USSING, a. a. O. Seite 118) sagt: "Als technische Benennung für den höheren Lehrer gehört der Name der alexandrinischen Zeit an, als die Grammatik sich zu einer eigenen Wissenschaft erhob. Aber Schulen dieser Art müssen schon früher existiert haben." Der letzte Satz ist ganz falsch. Schulen dieser Art haben nicht existiert, weil vor der Zeit ALEXANDERs und Alexandrias die wissenschaftliche Beschäftigung mit der hellenischen Literatur nicht existierte, sondern die Kinder einfach, wie NIKERATOS bei XENOPHON die wichtigsten Werke der populären Dichter auswendig lernten. Das konnte der Vater oder der grammatikos ohne besondere wissenschaftliche Bildung beaufsichtigen.
    57) SEXTUS EMPIRICUS, adversus Grammaticos I, 91f, angeführt bei E. HATCH, Griechentum und Christentum, deutsch Übersetzung, Freiburg i. B. 1892, Seite 21, teilt sie in einen technischen, einen historischen und einen exegetischen Teil. Der erste bezieht sich auf die Sprachrichtigkeit, der zweite auf das geschichtliche Wissen, das zum Verständnis eines Schriftstellers nötig ist, der dritte auf die ästhetische und sonstige Erklärung eines Werkes.