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Die Struktur des französischen Geistes
Was die verschiedene Stellung der einzelnen Kulturgebiete zum nationalen Moment betrifft, so tritt das Volkstum und seine Ideale in reinster Gestalt natürlich in der künstlerischen Schöpfung zutage, wo die Phantasie am meisten den von innen her kommenden Impulsen und Anregungen folgt und in freier Produktion die äußeren Eindrücke verarbeitet. Macht man aber Ernst mit dem Begriff der einheitlichen Kultur, so muß derselbe Geist, der sich in Sprache, Dichtung und bildender Kunst auslebt, auch in den außerästhetischen und mehr peripheren Gebieten des Lebens sich offenbaren. Auf den ersten Blick scheint die Heranziehung von Dokumenten der politischen und sozialen Geschichte zum Zweck einer Nationalcharakteristik schweren methodischen Bedenken ausgesetzt zu sein. Um hier Klarheit zu schaffen, muß die Aufmerksamkeit auf einen Punkt von prinzipieller Bedeutung gelenkt werden, von wo aus ein solches Verfahren Sinn und methodische Berechtigung erhält. Keinem Zweifel unterliegt, daß zahllose äußere Ursachen ökonomischer, gesellschaftlicher, politischer und sonstiger Herkunft beständig auf die Ideen, Gefühle und Stimmungen eines Volkes einwirken. Diese Kräfte bilden ein stetiges Agens des Fortschritts, sie treiben vorwärts und reizen an, sie mögen die historischen Phänomene von sich aus zu einem guten Teil in ihrer Eigentümlichkeit bestimmen. Wie weit man indessen mit der Zurechnung an äußere Ursachen gehen mag, die historischen Reihen verlaufen niemals als frei schwebende Prozesse, gewissermaßen im leeren Raum, sondern sie spielen sich an einem Träger ab, der seinerseits spontane Rückwirkungen ausübt. Dieser Träger der Kultur muß mit seinen von vornherein bereitliegenden Anlagen, Dispositionen, Auffassungsweisen alle Äußerungen mehr oder weniger beeinflussen und färben. Ja, es gibt prinzipiell eigentlich keinen historischen Inhalt, der nicht aufgefaßt werden könnte als selbständige Reaktion, angeregt durch innere Energien und vorhandene Dispositionen. Ein Ereignis wie die französische Revolution ist sicher durch die verschiedensten Bedingungen und Umstände herbeigeführt worden. Als derartige Faktoren wären etwa zu nennen die Rechtlosigkeit, Ausbeutung und politische Isoliertheit des Bauernstandes, die Privilegierung einer kleinen Kaste, die alle Lasten auf die schwächeren Schultern abzuwälzen verstand, die zerrüttete Finanzwirtschaft des Staates, die zentralistische Organisation der Verwaltung und endlich die Aufklärungsphilosophie, deren kritische Arbeit alle politischen und religiösen Werte unterhöhlt hat. Ohne alle diese Komponenten wäre die Revolution schwerlich zustande gekommen; wie aber TOCQUEVILLE, dieser eminente Kenner der staatlichen und gesellschaftlichen Verfassung des Ancien Régimme mit Recht betont, sie ist nie daraus vollkommen abzuleiten, solange man nicht als ausschlaggebendes Moment noch Geist und Naturell des Volkes, die eigentümlich französische Intellektualität heranzieht. Ein anderes Volk würde unter gleichen Bedingungen doch total verschieden reagieren. - Die äußeren Faktoren regen also an und lösen gewisse Rückwirkungen aus. Sie sind so wenig die allein bestimmenden Momente wie jene von außen kommenden Reize und Eindrücke, die den Charakter des Individuums zu Gegenaktionen, Äußerungen und Handlungen aller Art veranlassen, aus denen sich dieser aber nicht aufbauen läßt, ohne bereits gewisse elementare Richtungen, ursprüngliche, nicht weiter ableitbare Seinsqualitäten vorauszusetzen. Hier wie dort erschließen wir aus vereinzelten, fragmentarischen Instanzen, die von Gelegenheitsursachen aller Art hervorgerufen werden, einen einheitlichen geistigen Zusammenhang, dem wir einen dauernden Träger unterlegen und den wir Charakter zu nennen pflegen. Die historischen Formen und Gestalten, in denen der Geist eines Volkes seinen Ausdruck findet, sind mit dem Wechsel der Umstände und Bedingungen unendlicher Abwandlungen und Modifikationen fähig; niemals aber kristallisiert das Leben zu absolut reinen und typischen Gestaltungen aus. Die Grundrichtungen einer Kultur können deshalb nur als Tendenzen zutage treten, die durch mannigfache Gegenkräfte vielfach durchkreuzt, abgelenkt und geschwächt werden, die nur in mehr oder weniger großer Annäherung, bald stärker, bald schwächer durchdringend, ihrem Ziel zuzustreben vermögen. 1. Im Gegensatz zu den Engländern mit ihrer individualisierenden, sich den Dingen und Situationen anschmiegenden Behandlung, ihrer Vorliebe für Dezentralisation, irreguläre Anordnung und freie Rhythmik suchen die Franzosen der Wirklichkeit rationale Maßstäbe und symmetrische Formen aufzuprägen, die auf deren besonderes, individuelles Sein keine Rücksicht nehmen. Das Leben wird einheitlichen, von einem Zentralpunkt ausstrahlenden Direktiven unterstellt. Uniform ist die politische Struktur des modernen Frankreich: ohne der wirtschaftlichen, sozialen oder ethnischen Verschiedenheit der Provinzen auch nur die geringsten Zugeständnisse zu machen, hat man in Verfassung und Verwaltung den Gemeinden überall das gleiche Schema auferlegt. Es gibt keine radikalen Abweichungen, keine eigentümlichen, individuellen Züge, so daß Organisation und Tätigkeit der Verwaltung, das Unterrichtswesen, die Teilung in Départements und Arrondissements oder das Präfektensystem in stereotyper Form stets wiederkehren. Das Ganze des Staates ist ein durchsichtiger, uniformer Aufbau, in dem die französische Tendenz zu Klassifikation, Einfachheit, Klarheit und Logik eine überaus bezeichnende Verkörperung gefunden hat. Das Auftreten dieser alle Verhältnisse in denselben Rahmen spannenden Politik ist ganz unabhängig von der nominellen, staatlichen Verfassung und erscheint gleicherweise für Republik und Monarchie typisch. Ein bezeichnendes Beispiel dafür bildet schon das königliche Edikt von 1706, das die Stellung des Maire [Bürgermeister - wp] eingehend regelt und die bisher nur von einigen Städten besessenen Befugnisse auf alle ausdehnt. Wiewohl faktisch völlige Gleichheit selbst durch die Edikte von 1764-65 noch nicht erreicht ist, wird bereits 1764, seitens der Stadt Troyes der Regierung erklärt, man wundere sich, in allen Städten die absolut gleiche Verwaltung zu erblicken. Die Provinzen werden einander immer mehr angeähnelt, um das ganze Königreich planmäßig und methodisch nach einer vorgefaßten Idee in 83 geometrische Bestandteile zu zerlegen. Diese Tendenz zu einer uniformen Behandlung der DInge ist keinesfalls etwa als Begleiterscheinung des Absolutismus aufzufassen, sondern in erster Linie als ein Ausfluß des französischen Volksgeistes. Der monarchischen folgt die demokratische Nivellerierung seitens der Revolution, deren theoretische Rechtfertigung ROUSSEAU geliefert hat. Wie wir sehen, schmiegt sich die französische Gesetzgebung nicht den Umständen und Situationen an, sondern sie versucht, das Leben unter allgemeine Schemata und abstrakte Normen zu bringen. Zu diesem Typus gehört z. B. auch jenes Gesetz von 1848, das die Verkürzung der Arbeitszeit für Frankreich regelt. Während die englische Praxis sich in dieser Materie den Verhältnissen der einzelnen Gewerbe anpaßt, ist das französische Gesetz bestrebt, allen Industrien und Betrieben mit einem Mal die gleiche Reduktion der Arbeitszeit zu diktieren. Nach dem Urteil HILLEBRANDs hoffte NAPOLEON III. nach einem Schema die Weltgeschichte zu leiten, wogegen WILHELM III. von England seine Absichten von der Lage der Dinge abhängig gemacht hat. Das Bedürfnis nach allgemeinen politischen Prinzipien findet einen charakteristischen Ausdruck in den abstrakten Formeln, die jeder neue Staatsmann gerade in Frankreich als Schlagwort bei seinem ersten Auftreten mitzubringen pflegt. Bei aller inhaltlichen Verschiedenheit ist das Bezeichnende daran die Neigung, Reformen durch allgemeine Ideen zu rechtfertigen, die sich anscheinend logisch deduzieren lassen, gleichviel ob die neuen Rezepte nun Freiheit, Gleichheit, Fortschritt, Gerechtigkeit, Republik, Monarchie, allgemeines Stimmrecht, Trennung von Kirche und Staat oder Dezentralisation versprechen. Anders der Engländer, der es vorzieht, eine Veränderung "nicht durch Berufung auf allgemeine Prinzipien zu rechtfertigen, sondern durch den Nachweis, daß sie in Übereinstimmung mit dem Herkommen steht und eine natürliche und notwendige Folge des Vorangegangenen ist" (1). Von den gleichen Tendenzen wird nun auch der Träger dieser Politik, die Exekutive beherrscht. Spezifisch französisch ist die extreme Zentralisation der gesamten Verwaltung, deren einfaches, leicht übersehbares Gefüge von einem Punkt aus reguliert wird. In dieser Bewegung zur Einheit triumphiert der Verstand, der sich zum absoluten Herrn seines Gegenstandes gemacht hat und von einem Zentrum aus die Dinge formiert und ihnen ihre Orte anweist. Den besten Gegensatz zu diesem durchsichtigen, aber starren Mechanismus bildet der dezentralistisch organisierte, elastische Apparat des englischen Selfgovernment mit seinen zahlreichen selbständigen Kreisen von Kommunalverbänden, die einander regellos kreuzen und je nach den besonderen Zwecken wie nach der individuellen Lage zusammengelegt werden. Die Grundidee ist hier ein frei schwebendes System wechselseitiger Beziehungen gegenüber den straff nach einem Mittelpunkt ausgerichteten Organismus der französischen Verwaltung, wo alle Kreise präzise und scharf einander übergeordnet und gegeneinander abgegrenzt sind. Der Gegensatz englischer und französischer Staatsform wird vom Wechsel der Konstitutionen und Dynastien überhaupt nicht berührt (2). Die französische Zentalisation bildet den ruhenden Pol in der Flucht der französischen Verfassungsgeschichte. Sie bleibt sich gleich, ob nun Bourbonen, Revolution, Empire, Restauration, die Orléans, das zweite Kaiserreich und die dritte Republick einander bei der Führung der Spitze ablösen mögen. Die Revolution und NAPOLEON vollenden nur die Vernichtung aller lokalen Eigengeltung, die RICHILIEU und LUDWIG XIV. bereits durchgeführt haben. Dieses System beharrt ungestört von allem sonstigen Wechsel bis zum heutigen Tag; es ist womöglich noch ausgebaut und verstärkt worden und gibt nach der Meinung mancher Politiker das einigende Band ab, das die Republik zusammenhält. Im Übrigen ist die administrative und sonstige Zentralisation nach dem Urteil der besten Kenner (BODLEY, HILLEBRAND) diejenige Form, die im Ganzen dem französischen Bewußtsein am Besten entspricht. 2. Von Politik und Verfassung wenden wir uns zu einer anderen Reihe von Erscheinungen, in denen das gleiche Lebensgefühl zum Ausdruck kommt. Wir sahen, daß die französische Methode sich nicht individualisierend den Verhältnissen anpaßt, sondern daß der Geist den Dingen selbstherrlich seine Normen und Begriffe einbildet. Der Intellekt versucht, allen Gegebenheiten seine Systemnetze überzuwerfen; an alle Inhalte wird jene Raison herangebracht, die keine Unklarheiten duldet, keine Konzessionen an das Leben macht. Von hier erklärt sich der französische Hang zur Analyse, die das Verwickelte in einfachere Elemente zerlegen soll, das Bedürfnis nach einfachen Erklärungen und Theorien, nach sauberen und abgeschlossenen Bildern, die die Komplexität des Daseins überwinden helfen. In gewissen Fällen führt eine solche Anlage notwendig zu einer Ideologie, für welche die irrationalen Elemente der Wirklichkeit nicht mehr existieren. Spezifisch französisch ist dann auch eine besondere ideologische Phantasie, die von der Realität durch keine geringere Distanz getrennt zu sein braucht, als die Gebilde mystischer Träumereien oder romantischer Stimmungen. Ohne auf die nationalen und historischen Besonderheiten Rücksicht zu nehmen, denkt man in Frankreich an eine Realisierung der "Idee" und zieht der Evolution die Revolution vor. Man folgt allen Konsequenzen bis ans Ende und schreckt auch vor der Utopie nicht zurück. "Nach bloßen Grundsätzen der Vernunft" unternimmt es die Nationalversammlung von 1791, das neue Staatsgebäude zu errichten. Die Revolution bildet den krönenden Abschluß des 18. Jahrhunderts, das die Franzosen selbst als ihr nationaltypisches anerkennen, sie steigert alle Tendenzen des französischen Geistes ins Extreme. Das Denken löst sich vom Erfahrungsstoff los und kreist gewissermaßen in sich selbst; es wird ein Schweben zwischen allgemeinen Ideen, ein Deduzieren aus reinen Verstandesbegriffen. Logik, Symmetrie, Planmäßigkeit sind die herrschenden Qualitäten (3). Die Erhebung der Raison zur Göttin bringt deren triumphierende Stellung zu einem passenden symbolischen Ausdruck. Warum sollte die Vernunft nicht nach ihrem Ideal und ohne die bisherige Kräftevergeudung den Wirtschaftsprozeß leiten? Kein Zufall, daß der neuere utopische Sozialismus, der Produktion und Verteilung rationalisieren will, gerade in Frankreich seine Entstehung und Ausbildung erfährt. Der ideologische Zug ist bei aller Verschiedenheit des Inhalts der gleiche und kehrt bei BABEUF, SAINT-SIMON, BLANC, FOURIER, CABET und PROUDHON wieder, um nur die bekanntesten Namen zu nennen. Übrigens finden sich schon in MORELLYs "Code de la Nature" aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts jene Theorien, die der neuere utopische Sozialismus über die absolute Gleichheit aller, das Recht auf Arbeit, die Gleichheit der Güter, die Uniformierung aller Lebensverhältnisse und die Omnipotenz des Staates entwickelt hat. Die Tatsache dürfte für sich sprechen, daß von den 20 Utopien, die GRÜNBERG vom 16. bis 18. Jahrhundert zählt, auf Frankreich allein 14 kommen, wogegen England nur 4 und Italien 2 derartige Konstruktionen aufzuweisen hat. In einigen Fällen wird sogar versucht, die "Idee" in die Wirklichkeit überzuführen. BABEUFs Verschwörung zur Einführung der absoluten Gleichheit aller, FOURIERs Phalangen, wo alle menschlichen Verhältnisse von der Liebe bis zur Küche auf ein rationales Verfahren gebracht werden sollen, CABETs kommunistische Kolonie Ikarien und PROUDHONs Tauschbanken sind für sich sprechende Dokumente dieser Richtung. "Impossible n'est pas un mot francais" ["unmöglich" ist kein französisches Wort - wp] - diese Wendung ist die treffende Devise für den französischen Geist, der vor keiner Schwierigkeit zurückschreckt, um seinem Ziel näher zu kommen. Dieselbe Geistigkeit verkleidet sich nun in den verschiedensten Gestalten und Erscheinungen; sie ergreift das Leben in seiner ganzen Breite. In dem Trieb, alles organische Werden auf einfache, rationale Regeln zu bringen, haben die Franzosen seit langem eine besondere Vorliebe für alle Homunkulusexperimente an den Tag gelegt, die ein Naturgewordenes durch einen künstlichen Mechanismus ersetzen möchten. Selbst der Staat wird gern als eine Maschine dargestellt. Die berühmten VAUCANSONschen Automaten rechnen bereits mit derartigen Interessen, deren theoretischer Niederschlage in DESCARTES' mechanistischer Theorie des tierischen Lebens vorliegt. - In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts löste die Frage der generatio aequivoca im Anschluß an die Diskussion zwischen POUCHET und PASTEUR in breiten Schichten des französischen Publikums eine erregte Parteinahme und ein Interesse aus, wie sie aus solchen Anlässen bisher bei keinem anderen Volk zu beobachten waren. Desgleichen erfreut sich die Schöpfung einer künstlichen Sprache bei den heutigen Franzosen ungewöhnlich weitgehender Beachtung. Zur Zeit wird das Esperanto wohl am meisten in Frankreich getrieben. Dies liegt nur zu einem ganz geringen Teil daran, daß das neue Idiom stark mit französischen Einschlägen durchsetzt ist: vor allem ist eine allgemeine, internationale Sprache als ein altes Erbstück der Aufklärungszeit das angemessene Postulat ideologischen Denkens. In der Philosophie kommt dieser geistigen Struktur der Rationalismus entgegen, der seit DESCARTES und MALEBRANCHE ein beständiges Motiv der französischen Geistesgeschichte geblieben ist und in den Theorien der Aufklärungszeit einen Höhepunkt erreicht. "Je méprise un fait" [Ich verachte die Tatsachen. - wp] sagt ROYER-COLLARD, während ein empiristisch gerichteter Engländer wie BURKE alle Abstraktionen bis auf den Klang ihrer Wortzeichen verabscheut. Diese beiden Ansichten spiegeln, wie der Franzose BOUTMY betont, typische Gegensätze der Nationalitäten wieder. Die Reaktionen gegen das rationalistische Denken sind dann auch stets von anderer Seite ausgegangen. Dem mechanisch-konstruierenden Naturbegriff DESCARTES' setzt LEIBNIZ die Idee eines von Innen her bestimmten Lebens entgegen; gegenüber dem l'homme machine entwickelt KANT die Idee des Organismus als eines Grenzbegriffs, an dem jede rein mechanische Erklärung Halt macht. WILHELM von HUMBOLDT schränkt in einem bewußten Gegensatz zur Doktrin der französischen Revolution die Macht der Vernunft durch den Hinweis ein, daß diese nur vorhandene Stoffe und Kräfte lenken, aber keine neuen zu erzeugen imstande ist. Wie LESSING sich gegen RACINE und VOLTAIRE wendet, so bekämpft FICHTE mit höchster Energie jene spezifisch französische Auffassung, die den Staat als Mechanismus, als eine Art Maschine betrachtet und die noch mit größter Schärfe von dem bekannten Abbé SIEYES vertreten wird. Und wenn LESSING den Weg zur SHAKESPEARE weist, so findet das unvergleichlich organische Gefüge des englischen Staates seinen ersten modernen Darsteller auf dem Kontinent in einem Zeitgenossen FICHTEs und Schüler HARDENBERGs, dem Freiherrn von VINKE. Der französische Geist nimmt den Dingen gegenüber den Standpunkt der Transzendenz ein; er steht zu ihnen in scharfer Gegensätzlichkeit und nimmt auf ihr eigenes Sein keine Rücksichten. Dasselbe Grundverhältnis kehrt nun in einer Denkbewegung wieder, die seit langem die Geschichte der französischen Kultur durchzieht. Der Intellektualismus tritt dabei mehr von der funktionellen Seite zutage. Die Dinge werden nicht in symmetrische Ordnungen gebracht, sondern der Verstand löst alle Gegebenheiten, alle Begriffe in ihre Elemente auf und treibt mit ihnen sein Spiel. Der Skeptizismus, dessen zersetzende Analyse alle nationalen, wissenschaftlichen, sittlichen und religiösen Begriffe ins Schwanken bringt, begleitet seit MONTAIGNE die Entwicklung des französischen Volkes und beherrscht die Aufklärung (VOLTAIRE). Selbst die starke Religiosität eines PASCAL ist nicht zu trennen von der Umsetzung des Erlebnisses ins Intellektuelle, der begrifflichen Zerlegung der religiösen Inhalte, wobei wir als Beleg nur an das berüchtigte Würfelargument erinnern brauchen. Unter den Neueren vertritt ANATOLE FRANCE am feinsten den französischen Skeptizismus. Als triumphale Leistung des Intellektualismus sei noch FLAUBERTs "Tentation de St. Antoine" angeführt, ein Werk, das von HILLEBRAND mit dem besonderen Hinweis auf seine französischen Qualitäten die göttliche Tragödie, in der alle Regionen der Kritik, der Analyse, dem Rationalismus unterliegen, genannt wird. Schon das 18. Jahrhundert bringt, wie ausgeführt wurde, alle Lebensinhalte von Staat und Gesellschaft bis zur Wissenschaft an den Prüfstein der raison heran, zerlegt sie in ihre Elemente und hält sie kritisch gegen die abstrakten Ideale der überhistorischen Vernunft. Im modernen artistisch gestimmten Frankreich spielt die intellektuelle Analyse des Kunstwerks, die Kritik eine ungewöhnliche Rolle. Sie bildet auffälligerweise einen besonderen Zweig der Literatur, si hat ihre eigenen Künstler (SAINTE-BEUVE, MONTÈGUT, RENAN, TAINE, SCHERER, BRUNETIÈRE, LEMAÎTRE); sie ist zu einer Höhe entwickelt wie bei keinem anderen Kulturvolk. Überhaupt tritt in der modernen Wissenschaft der Franzosen die kritische Tendenz zweifellos stark auf Kosten der empirischen Forschung hervor. Es ist stets die gleiche Geistigkeit, die ihre Gegenstände in einfachere Bestandteile zerlegt und alle Inhalte in das Netzwerk ihrer Begriffe zu verweben sucht. An zahlreichen Punkten der französischen Kultur tritt endlich unter den verschiedenartigsten Gestalten ein rationalistisch berechnendes Element zutage. Die moderne Kunst Frankreichs unterscheidet sich mit spezifischer Note vom Impressionismus der anderen Länder. Die geistreich pointierte Zeichnung und Formbehandlung, eine überaus pikante Anordnung der Flächen und raffinierte Verteilung der Töne, der prickelnd effektvolle Vortrag, der in einem bewußten Spiel mit Form- und Farbwerten gipfelt - in all diesen Momenten kommen zweifellos gewisse nationale Qualitäten zum Ausdruck. Selbst das Rokoko mit seiner scheinbaren Asymmetrie und Lockerung des Aufbaus ist typisch durch die Bewußtheit des Arrangements; man merkt überall die feine Absichtlichkeit der Konzeption (4). Beim Rokoko bemerkt MUTHER gelegentlich, "ist jede Linie durch den Verstand berechnet, wie beim Menuett jede Bewegung des Körpers". Sogar bis in das Stilleben, zu dem dieser Stil eigentlich gar kein Verhältnis hat, läßt sich die gleiche Neigung verfolgen. In dieser Hinsicht steht die gewissermaßen kokette Anordnung und zugespitzte Faktur CHARDINscher Werke, denen ein Kalkül mit malerlischen Werten eigen ist, in charakteristischem Gegensatz zu der bescheidenen stillen Naturhaftigkeit holländischer Stilleben. Auch Ethik und Lebensstil des neueren Frankreich sind vielfach rationalistisch-berechnend gefärbt. Die französische Heirat ist ungeachtet des sehr glücklichen Familienlebens in höherem Grad als bei anderen Völkern eine Verstandesheirat unter kühler Abwägung aller Chancen (HILLEBRAND). Mit aus diesem Grund kommt trotz der herrschenden demokratischen Ideale das Konnubium [Verbindung zwischen abgegrenzten gesellschaftlichen Gruppen durch Heirat - wp] zwischen höheren und niederen Klassen relativ sehr selten vor. "Berechnend" ist auch die spezifisch französische Einschränkung der Kinderzahl, deren Rückgang nichts mit rassenphysiologischen Prozessen zu tun hat, sondern nach der herrschenden Ansicht auf bestimmte Anschauungen, Meinungen, sittliche Vorstellungen zurückzuführen ist. Ein gewisser kalkulierender und klug disponierender Verstand begünstigt ferner das Sparen und Zurücklegen seitens des Mannes, der dem Ideal des kleinen Rentners zustrebt; die Französin gilt ihrerseits im allgemeinen als hervorragend tüchtige und wirtschaftliche Hausfrau, die mit ihren Mitteln zu rechnen und aus wenigem viel zu machen weiß, indem sie alle zur Verfügung stehenden Objekte mit dem Maximum ihres Nutzens zu verwenden versteht. In diesen Zusammenhang gehört endlich auch die Koketterie, die man gern besonders als nationales Spezifikum der Französin ausgibt. Koketterie ist ja gerade das berechnende, seiner Absicht bewußte Spiel, das man mit den andern treibt. So offenbart sich dasselbe Grundgefühl in zahlreichen Äußerungen und Anwendungen, die bei aller inhaltlichen Verschiedenheit von einer ursprünglichen, in die tiefsten Lebenskräfte hinabreichenden Daseinsauffassung getragen wird. 3. Die Franzosen sind sprachiche Menschen; das Wort, die Idee bedeutet ihnen eine Reiz und Wert für sich. Die Sprache und ihr bleibender Niederschlag, die Literatur stehen im Mittelpunkt der französischen Kultur, sie spiegeln deren Grundtendenzen wie in Brennpunkten wieder. Bevor wir uns zur Literatur wenden, ist hier der geeignete Ort, in aller Kürze der französischen Sprache und ihrer Bedeutung für die in Frage stehenden kulturphilosophischen Zusammenhänge zu gedenken. Der Zug zum Logischen und Abstrakten kommt in der französischen Sprache mit nicht zu übertreffender Prägnanz zum Ausdruck. Ihr allgemeiner Charakter ist Klarheit und Bestimmtheit; sie liebt besonders die kurze, scharfumrissene Phrase, ein durchsichtiges Gefüge der Sätze, konzisen [knapp und präzise - wp] Stil. Im Vergleich zu anderen Sprachen sind die einzelnen Worte eindeutiger und abstrakter. Dem Englischen gegenüber ist etwa die Zahl der Zeichen für konkrete Sinneswahrnehmungen, für die verschiedenen Arten und Nuancen des Sehens und Hörens sehr gering. (5) Mit großer Leichtigkeit werden dagegen alle Begriffe in die Sphäre des Abstrakten emporgehoben (le beau, le vrai, le bien etc.). Bezeichnend wie die Bausteine ist auch die Art und Weise, wie das Wortmaterial zusammengefügt und verbunden wird. Die französische Satzbildung unterliegt einer straffen Regel, die keine Durchbrechung erlaubt. Die Wortstellung folgt nicht dem lebendigen Fluß der Vorstellungen, so daß am Anfang steht, was zuerst im Bewußtsein gegenwärtig ist, sondern der logisch-grammatischen Bedeutung der Worte. Die Freiheit, mit dem Subjekt oder Prädikat anzufangen, ist durch Gebundenheit, durch Norm und Regel ersetzt worden (6). Die Tatsache, daß eine logisch-begriffliche Anordnung der Bewußtseinsinhalte an die Stelle einer mehr der seelisch-naturhaften Rhythmik des Inneren folgenden getreten ist, wird durch die Sprachform angedeutet, die die Fähigkeit zu gewissen Akten ausdrücken soll. Während die deutsche und die englische Sprache sich des willensmäßig gefärbten Wortes "Können" bedienen, das mit "Künstler" zusammenhängt, sagt der intellektuell gerichtete Franzose: "je sais lire, je sais me taire [Ich weiß zu lesen, ich weiß zu schweigen - wp]. Charakteristisch für die französische Anschauung sind auch gewisse Straßenbezeichnungen, die an allgemeine Ideen, an Abstraktionen und nicht wie regelmäßig bei uns an lokale und konkrete Beziehungen anknüpfen. So finden wir in Paris eine Rue de la Bienfaisance, eine Rue du Commerce, einen Place de la Concorde; dem deutschen Sprachgefühl sind dagegen Bildungen wie Handelsstraße oder Einigkeitsplatz unmöglich (7). In keinem Land wird ein so reichlicher Gebrauch von kouranten [üblichen - wp] Allgemeinbegriffen und Schlagworten wie Gerechtigkeit, Brüderlichkeit, Freiheit, Republik, Demokratie usw. gemacht, um Gesetz und Verfassungen zu rechtfertigen oder Reformen zu propagieren. In den englischen Parlamentsdebatten über die Abschaffung der Zensur vermißt ein so vorurteilsfreier französischer Beobachter wie BOUTMY völlig die großen Phrasen und schönen Allgemeinideen über die Bedeutung der Presse, den Fortschritt und die natürliche Auslese der Meinungen und dgl. Dieser Zug kehrt auch in den Verfassungsgesetze wieder. Für England charakteristisch ist das Hängen an traditionellen, alten Formen, die nach und nach durch eine Reihe selbständiger Verträge erweitert wurden, so daß Altes und Neues unvermittelt und asymmetrisch nebeneinanderstehen. Die Formlosigkeit wird zum Prinzip proklamiert, indem Punkte von ganz vitaler Bedeutung für das Staatsleben überhaupt niemals schriftlich fixiert, sondern auf dem Weg freier Konvention geregelt werden. Anders die zahlreichen französischen Verfassungen, - besonders deutlich etwa die von 1848 -, die sich durch den Zug zu abstrakten Gedankengängen, prinzipiellen Erklärungen und präzisen Formeln sowie durch Symmetrie und feine Klassifikation auszeichnen (8). NAPOLEON wußte auf diese Momente auch in Fällen Rücksicht zu nehmen, die sachlich in unvereinbaren Widerspruch dazu geraten sind. Er schrieb einmal an FOUCHÉ: "Supprimez tous les journeaux, mais mettez en tête du décret six pages des considerations liberales sur les principes." [Unterdrücken Sie alle Zeitungen, aber stellen Sie an die Spitze des Dekrets sechs Seiten mit Überlegungen zu „liberalen Prinzipien". - wp] Die Franzosen sind im Grund sprachlich angelegte Intellektuelle, denen Worte und Ideen vielfach der Realität und den Tatsachen vorangehen, was führende Geister ihrer Nation oft genug vorgehalten haben. "Dieses arme Land wird sich immer von Worten leiten lassen", ein Urteil THIERS, das von BALZAC in folgender Form variiert wird: "Ein Wort kommt einer Idee gleich in einem Land, wo man sich leichter von der Aufschrift eines Sackes, als von seinem Inhalt verführen läßt." Eine Sprache wie die französische kommt wissenschaftlichen Bedürfnissen entgegen, eine Kunstprosa höchsten Ranges ist möglich. Weniger geeignet ist ihr helles, bewußtes Wesen, um das innere Erleben unmittelbar und lebendig an seinen Wurzelnn zu fassen, um verdämmernde Landschaften der Seele wiederzuerwecken oder um uns in irrationale Hintergründe und romantische Helldunkelstimmungen zu führen, mit einem Wort, um lyrisch zu dichten. VERLAINE, der in dieser Richtung unter den Neueren noch am weitesten geht, ist übrigens ein Landsmann MAETERLINKs, ein Flame. Es ist merkwürdig und doch tief verständlich, daß ein Dichter selbst die seiner Sprache gesetzten Grenzen tief empfunden hat. LAMARTINE schreibt einmal: "Bei uns gibt es keine Sprache für Philosophie, Liebe, Religion, Poesie; die Mathematik ist die Sprache dieses Volkes; seine Worte sind trocken scharf, farblos wie Zahlen". "Was nicht klar ist, ist nicht französisch", sagt RIVAROL in der unter FRIEDRICH dem Großen von der preußischen Akademie herausgegebenen Preisschrift "Über die Ursachen der Weltherrschaft der französischen Sprache". Die Klarheit ist ein Grundbegriff der französischen Geistesgeschichte: sie wird bereits von MONTAIGNE gepriesen und vom 17. Jahrhundert zum Ideal erhoben. Während MONTAIGNE den ARISTOTELES getadelt hat, der sich bisweilen seiner Schwerverständlichkeit rühmt, erhalten CAMOENS und DANTE in der Zeit der klassischen Tragödie Rügen wegen ihrer Dunkelheit (9). Das Jahrhundert der Aufklärung hat dieses Ideal schon seinem Namen einzuflechten gewußt. Seine Kunst ist "Wortkunst und Beredtsamkeit, angewendet auf die schwersten Gegenstände, die Gabe alles aufzuklären" (de MAISTRE). VOLTAIRE, der größte Vertreter dieser Richtung, bringt alle Ergebnisse der Wissenschaft, alle Resultate des bisherigen Denkens, den gesamten Bestand der Kultur in durchsichtige, leicht von jedermann zu fassende Formeln. - "Je ne vois qu'une régle: être clair. Si je ne suis pas clair, tout mon monde est anéanti." [Ich sehe nur eine Regel: Seien Sie klar! Wenn ich nicht klar bin, ist meine ganze Welt zerstört. - wp], so lautet schließlich das künstlerische Bekenntnis STENDHALs. Am reinsten verkörpert das klassische Dram die Tendenzen zur clareté und sobrieté [Klarheit und Nüchternheit - wp]. RACINE ist, wie einer der berufensten Kenner betont, im eigentlichen Sinn ein Nationaldichter; es gibt nichts Französischeres als sein Theater (TAINE). Der Stil CORNEILLEs und RACINEs bedeutet den Triumph des ordnenden, vereinfachenden Geistes, das Ideal des clare et distincte percipere [klar und deutlich wahrzunehmen - wp] ins Künstlerische transponiert. Nicht die Ausgestaltung der Charaktere, sondern der Plan ist nach seinem eigenen Bekenntnis für RACINE das Wesentliche. Das Bedürfnis nach einem ganz einfachen Rahmen, einer durchsichtigen, leichtfaßlichen Anordnung führt zu dem Prinzip der drei Einheiten, in dem sich wieder eine Forderung der raison verbirgt (10). Diese Kunst stellt keine lebendig durchlebten Willenskonflikte dar, nur theoretische. Ihre Menschen analysieren die eigenen Motive und diskutieren das Für und Wider ihrer Entschlüsse mit sich oder den Gegenspielern wie zwei Parteien vor Gericht. Sie sind Meister in der Technik des argute loqui [eloquenten Sprechens - wp]; ihr Dialog ist durchsetzt von einer reflektierenden, antithetisch zugespitzten Dialektik, in der Abstraktionen wie Tugend, Ehre, Liebe eine wichtige Rolle spielen. Niemals finden wir das warme, zitternde Leben der Seele oder die Geschichte einer Leidenschaft, vom ersten Aufkeimen sich entwickelnd bis zum unwiderstehlichen, eruptiv-elementaren Ausbruch. Dieser Stil hüllt alles in den weiten, faltenreichen Prachtmantel seiner Rhetorik, aber er geht jeder inneren Handlung, die das Ich in seinen Evolutionen vorführt, aus dem Weg. Auch in der klassischen Tragödie herrscht der Substanzbegriff der rationalistischen Philosophie, die das Ich als festes, keinen Veränderungen unterliegendes Atom auffaßt.
Qu'en tout avec soi-même il se montre d'accord, Et qu'il soit jusqu'au bout teil qu'on l'a vu d'abord. (Boileau L'art poétique Ch. III)
Ne peut plaire á l'esprit quand l'oreille est blessée (11). Im Einklang mit diesen Richtungen bleiben durchgehend bei aller sonstigen Wandlung der Stile die tadellose äußere Form, die Reinheit der Diktion und Kultiviertheit der Sprache, die Politur und Sauberkeit des Ausdrucks Ideale des französischen Volkes, denen PASCAL und La ROCHEFOUCAULD, aber auch FLAUBERT, RENAN und ANATOLE FRANCE nachgegangen sind. Formale Akkuratesse, durchgearbeitete, ziselierte Faktur sind ebenso für die Dichtung selbstverständliche Forderung. Die Frage nach dem Wesen und der Aufgabe der Poesie beantwortet sich der größte französische Lyriker folgendermaßen:
Sur un bel axe d'or la tenir balancée ... D'un sourir, d'un mot, d'un soupir, d'un regard Faire un travail exquis. (Alfred de Musset, Qu'est-ce que la poésie). 4. Das symmetrisch-streng gegliederte Gefüge des Alexandriners gab das passende Gefäß ab, um künstlerische Inhalte in zeitlich rhythmische Reihen zu bringen. Der klassische französische Garten ist der Träger des gleichen Ideals in räumlicher Form. Seine geraden Linien, genau der übersichtlichen Systematik des klassischen Verses. Gegenüber der freien Rhythmik und lockeren Struktur des englischen Parks sind Ordnung, Maß, Gestalt spezifisch französische Qualitäten, die auch den Gartenbau durchdringen. In diesem Sinn wird alles naturhaft-frei Gewachsene, ungebunden Rankende, scheinbar von selbst Gewordene umgebildet. Die Flächen und Anlagen erhalten symmetisch korrespondierende Verhältnisse; das Einzelmotiv wird geometrisiert. Alle individuellen Bildungen verlieren vollkommen an Bedeutung vor der Form, dem Bedürfnis nach dem System, der Rationalisierung aller Elemente. Die clarté ist iner der immer wiederkehrenden Grundbegriffe der französischn Kultur. Die Gärten des Lenôtrestils bilden die äußerste Steigerung dieses Formprinzips. Hier werden alle Falten, Hügel und Wellen des Bodens gleichmäßig geebnet, die Bäume sind beschnitten, die Gebüsche gestutzt und zu schnurgeraden Gängen zusammengenommen, der Rasen wird geschoren. Die Senkungen des Terrains faßt man in Treppen; die freie Quelle wird eingemauert und ihre Wasser rinnen in künstlichen Leitungen, die in den Fontänen regelmäßige Figuren bilden. Der Gartenbau stellt nur den charakteristischen Sonderfall allgemeinerer Auffassungsweisen dar. Die gleichen Tendenzen kommen in der Regelmäßigkeit und Geradlinigkeit der französischen Städtepläne zum Ausdruck. Seit dem 17. und noch stärker im 18. Jahrhundert ist hier eine große Umgestaltung zu beobachten. Vorher hatten die französischen Städte besonders im Norden noch größtenteils ihr mittelalterliches Ansehen bewahrt: malerisch gekrümmte Straßen, enge Gassen, die Häuser aneinandergedrängt und unregelmäßig bald vor, bald hinter die allgemeine Fluchtlinie geschoben. Die Fassaden waren durch asymmetrisch ungleich weit vorgekragte Erker und Balkons belebt und mit verschieden hoch gestuften Giebeln verziert. Bereits DESCARTES hat indessen eine höchst ausgesprochene Abneigung gegen alles Unregelmäßige, Verwickelte, Verworrene. Im "Discours de la Méthode" findet sich ein recht merkwürdiger Ausfall gegen die Bauart der mittelalterlichen Städte.
5. Wir sehen, daß auf den verschiedensten Gebieten der Kultur dieselben von einem einheitlichen Lebensgefühl her ausstrahlenden Tendenzen wiederkehren. Symmetrie und Klarheit, durchsichtige Systematik und vor keiner Konsequenz zurückschreckende Logik: das sind spezifisch französische Qualitäten. Das hier sich offenbarende Grundverhältnis zu den Dingen soll zum Abschluß noch von einer anderen Tatsachenreihe her in eine charakteristische Beleuchtung gerückt werden. Zusammenfassend lassen sich die vorgeführten Tatsachen in die typische Formel fassen: die Daseinsinhalte werden in Ordnungen gebracht, mit denen ihre Eigenstruktur von vornherein keineswegs harmoniert. Mit den bisher besprochenen Fällen hat diese Technik noch keineswegs den Kreis ihrer Anwendungen und Möglichkeiten erschöpft. Das neue Schema, das den Dingen auferlegt wird, braucht auch zu den vorhergehenden Stadien in keinen historisch-organischen Zusammenhang zu treten. Das Spätere negiert das frühere; das Alte wird nicht in allmählichen, kontinuierlichen Änderungen in das Neue überführt, sondern die Entwicklung vollzieht sich in jähen Sprüngen. "Les extrêmes se touchent" [Die Extreme berühren sich - wp]: unter dieser Signatur laufen die Reihen ab und es ist kein Zufall, daß die Franzosen hieraus eine stehende Redensart gemacht haben. Die gesamte neuere Geschichte Frankreichs ist typisch durch den extremen Grad, den radikalen Charakter, unter dem alle Entwicklungen sich abspielen. Gleichwie ob es sich um Feudalismus, Religionskriege, Despotismus, Revolution oder Demokratie handelt: der einmal eingeschlagene Weg wird, ungeachtet aller Traditionen, sogleich bis ins Extrem betreten. Aus diesen Gründen macht das französische Volk alle Phasen der neueren Geschichte unter den Symptomen des Explosiven, Jähen, wie unter den heftigsten Krisen und Erschütterungen durch. Durchaus charakteristisch ist ein Ereignis wie die Bartholomäusnacht. Die Hugenottenmorde wurden in Frankreich viel rücksichtsloser, radikaler, systematischer vorgenommen, als alle Ketzerverfolgungen selbst in Spanien oder den Niederlanden, wo man allmählich und unter dem Schein gesetzlichen Vorgehens bewerkstelligte, was in Paris mit einem Schlag versucht worden ist (14). Andererseits ist auch der Calvinismus, dessen Schöpfer aus Nordfrankreich stammte, viel mehr durch Logik, Konsequenz und Systematik ausgezeichnet als etwas das Luthertum. Seine Haltung der Kirche gegenüber ist viel schroffer, anti-katholischer, als die der deutschen Protestanten. - Nirgendwo springt man so rücksichtslos mit den Zünften der alten Zeit um wie in Frankreich; TURGOT beseitigt sie mit einem Federstrich. Von der Bauernbefreiung, die von der Revolution so plötzlich und extrem durchgeführt wird wie in keinem Land der Welt bis zur radikalen Kirchenpolitik der jüngsten Vergangenheit: immer kehrt die typische Haltung den Dingen gegenüber wieder, das rauhe Zufassen, das von vornherein auch nur scheinbare Kompromisse verschmäht, das Vorwärtsschreiten aufgrund einer allgemeinen Idee unter Verzicht auf alle Konzessionen an historische Werte. MOLIERE hat einmal einen glücklichen Ausdruck für diesen Zug gefunden:
Dans la juste nature on ne les voit jamais: La raison a pour eux des bornes trop petites En chaque caractére ils passent ses limites; Et la plus noble chose ils la gâtent souvent, Pour la vouloir outrer et pousser trop avant. [Die meisten Männer sind seltsam gebaut; In der wahren Natur sehen wir sie nie: Die Vernunft hat für sie zu kleine Grenzen In jedem Charakter überschreiten sie ihre Grenzen; Und das Edelste verderben sie oft, weil sie es übertreiben und keine Grenze kennen.]
Die große Revolution von 1789 hat stets als ein besonders charakteristisches Zeugnis der französischen Nationalität gegolten (15). Das Bezeichnende daran ist der extreme Radikalismus, mit dem prinzipiell alle Lebensgebiete einer totalen Neuordnung unterworfen werden, auch solche, die mit der politischen Revolution in gar keinem oder nur ganz entferntem Zusammenhang stehen. Nicht allein Staat und Verfassung, auch Münze, Maße, Gewichte, Kleidung und Gebräuche, Feste und Zeremonien, die Zeitrechnung und die Namen der Tage, Wochen, Monate werden reformiert. Die Formen von Rede, Schrift und Gruß werden verändert, Eigen- und Familiennamen wechseln, Städte und Denkmäler werden umgetauft; schließlich tauch sogar die Idee auf, die Sprache zu revolutionieren (16). Es hat einen guten historischen Grund, daß das Wort "organiser" zur Zeit der Revolution und Empire in Umlauf gekommen ist. Heute erfreut sich, wie BOUTMY meint, der Gedanke einer einzigen Kammer in Frankreich zahlreicher Anhänger, weil bei einer derartigen Einrichtung Reformen und Änderungen viel mehr beschleunigt und radikaler durchgeführt werden können. Derartige Tendenzen bestätigt eine Beobachtung BODLEYs, wonach in einem Zeitraum von 21 Jahren nicht weniger als 20 Ministerien einander bei der Leitung der Geschäfte abgelöst haben. Dieser häufige Wechsel der Spitze, während der übrige Aufbau beharrt, ist nur der Spezialfall eines allgemeineren, für die Franzosen charakteristischen Typus: es kommt besonders darauf an, daß die Dinge sich in neue Formen einkleiden. So übersteht das Staatsgebäude die sechs bis acht Revolutionen von 1789-1870 in allem Wesentlichen ziemlich unverändert. Nur die Fassaden werden ausgetauscht; der Geist des Ganzen bleibt sich gleich. Wir sehen ein Spiel wechselnder Staatsformen, während die öffentliche Verwaltung, die LORENZ von STEIN die tätig werdende Verfassung genannt hat, mit ihrer zentralistischen Anordnung und dem Fehlen aller lokalen Autonomie sich fast unverändert behauptet. Im diametralen Gegensatz hierzu steht das englische Lebensgefühl, das alten Formen beharren läßt, während sich die Inhalte längst in ganz neuen Bahnen bewegen (17). So hat etwa der englische Konservatismus die schriftlich fixierte Form der Sprache zu einem ehrwürdigen Petrefakt [versteinertes Fossil - wp] erstarren lassen, wogegen in Frankreich beinahe jeder Minister Gelüste zu einer Veränderung der Orthographie verspürt. Der revolutionären Methode der Franzsoen gegenüber liegt ein in sehr tiefe Schichten hinabreichendes germanisches Element in jener Anschauung GOETHEs, der alles Gewaltsame, Sprunghafte in der Seele zuwider ist, weil es nicht naturgemäß erscheint. Der Reiz des Neuen, das Bedürfnis nach formeller Abwechslung gipfelt in einem rein funktionellen Verhalten, dem die Inhalte gleichgültig geworden sind. Man hat von den Franzosen behauptet, daß die Revolution ihnen nicht Mittel zum Zweck, sondern Selbstzweck ist, daß sie in Analogie zum l'art-pour-l'art-Prinzip la révolution pour-la-révolution herbeigeführt haben (18). Zum gleichen Typus von Erscheinungen gehört die Tendenz zur Mode. Das antithetische Wesen der Mode besteht ja gerade im Wechsel um jeden Preis; sie negiert das Gestrige umd des Gegenwärtigen willen und das "Heute" ist gewissermaßen nur dazu da, um dem "Morgen" Platz zu machen. Solange es in der Neuzeit eine Mode gibt, ist dieselbe in Frankreich zu finden, das bereits im Mittelalter als arbiter elegantiarum [Sachverständiger in Fragen des guten Geschmacks - wp] für das gebildete Europa den Ton angibt. KANT nennt die Franzosen geradezu das Modevolk. Auch herrscht in keiner Sprache so sehr die Mode wie in der französischen, da keine "so ganz das Bild der Veränderlichkeit, eines wechselnden Farbenspiels in Sitten, Meinungen und Beziehungen ist wie sie" (HERDER). Spezifisch französisch ist dann überhaupt die Gabe, bekannte und gewohnte Inhalte und Motive in einer neuen geschmackvollen Form vorzuführen. Das gilt nicht nur von den Schriftstellern, die es durch die Grazie und Kunst ihres Stils fertig bringen, hundertmal gesagte Dinge unbefangen noch einmal zu sagen, sondern, um ein ganz anderes Gebiet heranzuziehen, nicht minder von den französischen Köchen und Hausfrauen, die in dem Ruf stehen, längst bekannte Speisen oder Gänge auf eine neue Weise herrichten zu können. In ihrer ganzen Breite wird die französische Kultur von gewissen charakteristischen Linien durchzogen, die bei aller Zersplitterung der einzelnen Gebiete doch eine Einheitlichkeit des Ganzen gewährleisten. Diese Einheit ist nicht etwa durch einen einzelnen starren, wenn auch noch so allgemeinen Begriff zu bestimmen, der die ganze Fülle des historischen Lebens zu decken imstande wäre, sondern wir haben von gewissen, historisch verfolgbaren Tendenzen auszugehen, die in gewissen Höhepunkten gipfeln oder sich bald mehr, bald weniger Geltung verschaffen, die von anderen Reihen gekreuzt werden oder mit ihnen in Einklang stehen. Diese Tendenzen schließen sich in ihrer Gesamtheit zu einem einheitlichen formalen Verhalten zusammen, das als ganz allgemeine Auffassungsweise und Stellung gegenüber den Daseinsinhalten zu verstehen ist. Es handelt sich hier um ein bestimmtes Grundgefühl, das sich in den verschiedensten Anwendungen offenbart und zahllosen individuellen Variationen offenen Raum läßt, das sich nicht durch einen einzigen Begriff bestimmen läßt, sondern wie durch ein Koordinatensystem von verschiedenen Richtungen und durch eine Reihe von Begriffen festgelegt werden muß. ![]() ![]()
1) Sidney Low, Die Regierung Englands, 1908, Seite 6. 2) Historisch verlaufen die Entwicklungsreihen, in denen sich der oben gekennzeichnete Staatstypus aufringt, in England und Frankreich vom 14. bis zum 19. Jahrhundert gerade umgekehrt. In Frankreich wird die zentralistische Bindung, in England das Selfgovernment und sein Gipfel, die Parlamentsverfassung, immer mehr ausgebildet. 3) Man kann die Revolution nicht besser charakterisieren als Tocqueville, indem er die Übereinstimmung von Aufklärungsliteratur und Revolutionsgeschichte betont. "Même attrait pour les théories génerales, les systémes complets de législation et l'exacte symmetrié dans les lois; même mépris des faits existants; même envie de refaire á la fois la constitution tout entiére suivant les régles de la logique et d'aprés un plan unique, au lieu de chercher á l'amender dans ses parties." [Anziehungskraft für allgemeine Theorien, vollständige Gesetzgebungssysteme und exakte Symmetrie in den Gesetzen; Mißachtung bestehender Tatsachen; Wunsch, die gesamte Verfassung nach den Regeln der Logik und nach einem einzigen Plan zu erneuern, anstatt zu versuchen, ihre Teile zu ändern. - wp] (de Tocqueville, L'Ancien Régime et la Revolution, 1859, Seite 247) 4) Übrigens bewegt sich die figürliche Auffassung des Rokoko in der gleichen Richtung. Der Mensch gibt sich nicht naturhaft-unbefangen, sondern nimmt gerade bei einer scheinbar legeren Haltung bewußt Rücksicht auf den Betrachter. Doch berühren wir hier bereits ein anderes Gebiet, das besondere Verhalten der Franzosen in gesellschaftlicher Hinsicht. 5) Eine genaue Gegenüberstellung der französischen und englischen Farbenbezeichnungen wird in diesem Sinn z. B. vorgenommen von Wilhelm Wätzold, "Das Problem der Farbenbezeichnung", Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft, 1909, Seite 367. 6) "Jede Sprache hat ihr Genie; Das Genie unserer Sprache ist Klarheit und Eleganz. Wir erlauben unserer Poesie nicht wie unsere Prosa in der genauen Reihenfolge unserer Ideen zu funktionieren." (Voltaire, Dictionaire philosophique art. langue). - Für Rousseaus ungestüme Sehnsucht nach Natur und Freiheit ist die französische Sprache kein geeignetes Vehikel. Er schreibt selten Verse und verachtet die französische Dichtung wegen ihrer Künstelei und Unnatur. Das Gegenstück bildet Byron, dem bei aller Leidenschaftlichkeit seine Sprache so viel Spielraum und Beweglichkeit läßt, daß er fast wie Prosa schreibt. 7) Vgl. Richard Moritz Meyer, Deutsche Charaktere, Seite 29 8) John Edward Courtenay Bodley, "France", 1898, Bd. 1, Seite 254. 9) René Rapin, "Réflexions sur la Poétique de ce temps", 1675, Seite 43-44. "La poesie demande un air plus uni et moins incompréhensible." [Poesie erfordert eine einheitlichere und weniger unverständliche Atmosphäre. - wp] 10) Mais nous que la raison á ses régles engage, Nous voulons qu'avec art l'action se ménage: Qu'en un Lieu, qu'en un Jour, un seul Fait accompli Tienne jusqu' á la fin e Théatre rempli. (Boileau L'art poétique Ch. III) Boileaus Ästhetik bildet das Gegenstück zum klassischen Drame; sie ist nach Brunetiéres Urteil (Grande Encyclopédie art. Boileau) eine der dem französischen Geist am meist entsprechenden Schöpfungen, ein literarischer Kodex, dessen Artikel länger als hundertfünfzig Jahre Geltung besessen haben und noch gegenwärtig keineswegs sämtlich verfallen, vielmehr alltäglich, banal geworden sind. - Boileau ist toto coelo [völlig - wp] von jener Sphäre entfernt, wo des Dichters Auge in schönem Wahnsinn blitzt. Die Raison wird der Eckstein aller Dichtung; ihr wird hier schon über hundert Jahre vor der Revolution ein Altar errichtet: Quelque sujet qu'on traite, ou plaisant, ou sublime ... Que toujours le Bon sens s'accorde avec la Rime ... Aimez donc la Raison. Que toujours vos ècrits Empruntment d'elle seule et leur lustre et leur prix. (L'art poétique Ch. I). 11) Die deutsche Auffassung sei an dieser Stelle durch einen Spruch Goethes vertreten, der im Hinblick auf die Verse von Boileau entstanden sein könnte: Ein reiner Reim wird wohl begehrt, Doch den Gedanken rein zu haben, Die edelste von allen Gaben, Das ist mir alle Reime wert. 12) fair un livre á l'allemande [ein Buch im deutschen Stil machen - wp] heißt bei den Franzosen ein sehr gelehrtes, aber Material überladenes Buch schreiben. 13) In Troyes läuft die Zahl z. B. bis 2766; meist beginnt man mit dem Rathaus und hört mit dem letzten Haus des Orts auf. Andererseits ist bezeichnend, daß Braunschweig eine ungefähr ebenso große Stadt wie Troyes, 1856 mit 40 000 Einwohnern noch nicht einmal Hausnummern hat. 14) vgl. Leopold von Ranke, Sämtliche Werke, Bd. 38, Seite 45. 15) Man kann, sagt z. B. Friedrich Schlegel, die französische Revolution betrachten "als den Mittelpunkt und den Gipfel des französischen Nationalcharakters, wo alle Paradoxien desselben zusammengedrängt sind". 16) Nous avons revolutionné le gouvernement, les lois, les usages, les moeurs, les costumes, le commerce, et la pensée même; revolutionnons aussi la langue, qui en est l'instrument journalier. [Wir haben Regierung, Gesetze, Bräuche, Bräuche, Kostüme, Handel und sogar das Denken revolutioniert; lasst uns auch die Sprache revolutionieren, die unser tägliches Instrument ist. - wp] (Barrére) 17) Vgl. meine Studie über England, "Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft", Bd. 34, Seite 348-351. 18) Trefflich herausgestellt ist dieser Zug in Daudets Skizze "Les trois sommations" (enthalten in den "Contes du Lundi"). Gleich am Anfang findet sich folgender Passus: "Voyez vous Monsieur, ils auront beau nous fusiller en grand, nous déporter, nous exporter ... le Parisien aime l'emeute, et rien ne pourra lui enlever ce goût-lá! On a ca dans le sang. Qu'est-ce-que voulez-vous. Ce n'est pas tant la politique qui nous amuse, c'est le train qu'elle fait." [Sehen Sie, Sir, egal wie sehr sie uns erschießen, deportieren, exportieren ... der Pariser liebt Unruhen, und nichts kann ihm diesen Geschmack nehmen! Wir haben es im Blut. Was willst du. Es ist nicht so sehr die Politik, die uns amüsiert, sondern die Art und Weise, wie sie läuft. - wp] In dieser Hinsicht trifft noch heute Cäsars Charakteristik der subita et repentina consilia gallorum [die sofortigen und plötzlichen Pläne der Gallier - wp] zu, und zwar speziell nach der politischenn Seite, denn: mobilitate et levitate animi novis imperiis student [Mit Beweglichkeit und Leichtigkeit studieren sie neue Regierungen - wp]. |