tb-1cr-4ReinholdAenesidemusWeck    
 
CARL LEONHARD REINHOLD
(1758 - 1828)

Das menschliche Erkenntnisvermögen

"Gleichwie die Sinnlichkeit an dem, was unser Denkvermögen der Sprache zu verdanken hat, wesentlichen Anteil hat; so hat auch wieder das Denkvermögen an allem, was die Sprache der Sinnlichkeit zu verdanken hat, wesentlichen Anteil. Schon die Artikulation der Stimmlaute, ohne welche dieselben nicht einmal materielle Wörter wären, und welche der menschlichen Sprache nur sehr unvollkommen durch einige Vogelgattungen nachgeahmt wird, würde sich das uns zuteil gewordene Denkvermögen, auch bei uns nicht eingefunden haben. Auch würden die durch die Einbildungskraft erworbenen  Bilder  mit den ihnen beigesellten materiellen  Wörter  zusammengenommen, ohne die besondere Mitwirkung des Denkvermögens in uns, ebensowenig  Begriffe  sein, als sie es in den, von uns auf Wörter  abgerichteten,  Tieren sind."


Einleitung

Von den Untersuchungen des menschlichen Erkenntnisvermögens, durch welche sich die Philosophie des vorigen Jahrhunderts am auffallendsten ausgezeichnet hat, sind bekanntlich  vier, und zwar LOCKEs  empirisch-dogmatische, LEIBNIZ' rational-dogmatische, HUMEs  skeptische, und KANTs  kritische, sowohl durch ihren Einfluß auf den gegenwärtigen Zustand der Philosophie in Deutschland, die Merkwürdigsten. Aber die an denselben vielleicht am wenigsten bisher bemerkte und erwogene Merkwürdigkeit ist die Tatsache, daß nur allein die beiden ersteren eine besondere Berücksichtigung, und Erörterung des  Verhältnisses der Sprache  zum Erkenntnisvermögen nötig gefunden haben; und daß dieses Verhältnis in den beiden letzteren mit tiefem Stillschweigen übergangen ist. Ungeachtet freilich die  kritische, nach KANTs eigener Versicherung, zunächst durch die skeptische veranlaßt ist, muß nichtsdestoweniger das besagte Stillschweigen an derselben umso mehr befremden, da ihre besonderste Eigentümlichkeit in der, durch sie unternommenen, Ausgleichung des Widerstreits zwischen der skeptischen und der dogmatischen, und der empirischen und der rationalistischen Ansicht vom menschlichen Erkenntnisvermögen besteht; - und da einerseits durch LOCKEs und LEIBNIZ' einanander entgegengesetzte Begriffe und Behauptungen von  der Sprache, und andererseits durch HUMEs gänzliches Stillschweigen von derselben, dieses noch ganz unerledigte Hauptmoment des zu erforschenden Erkenntnisvermögens doch wohl der Erledigung durch die kantisch-kritische Untersuchung anheimgefallen war.

Das sondernbare, von HUME auf KANT vererbte, Stillschweigen von der Sprache hat sich auch wieder von KANT auf jeden anderen philosophierenden Deutschen vererbt, welcher seitdem eine neuere Ansicht vom menschlichen Erkenntnisvermögen aufgestellt hat. Es hat dasselbe bei allen, durch den Kritizismus mittelbar und unmittelbar herbeigeführten, Verhandlungen über die Möglichkeit der Philosophie als Wissenschaft, und bei der Begründung, und Darstellung der mannigfaltigen neuen Ansichten vom Wesen dieser Wissenschafft, - wenn man einen Wink ausnimmt, den HERDER, in seiner  Metakritik  zur  Kritik der reinen Vernunft,  hierüber gegeben hat, selber aber nur sehr wenig benutzt hat (1), - ununterbrochen und ungerügt, bis auf den heutigen Tag fortgedauert. Wenn gleichwohl einige unserer philosophischen Schriftsteller, welche an jenen Verhandlungen unmittelbaren Anteil genommen und eigene neue Lehrgebäude der Philosophie aufgestellt haben, auch ihre Meinungen von der  Sprache  öffentlich äußerten: so geschah dies weder zum Zweck jener Verhandlungen, noch bei der Begründung und Darstellung ihrer Lehrgebäude, sondern bei anderen Veranlassungen. Auch geschah es immer nur durch  solche  Begriffe von der Sprache, in welchen dieselbe lediglich als Mittel um die, auch schon  ohne sie  vorhandenen, Gedanken entweder im Bewußtsein festzuhalten und im Gedächtnis aufzubewahren, oder nur um die Gedanken leichter aufzufassen und miteinander zu vergleichen, oder gar nur um sie anderen mitzuteilen, - oder, aufs höchste, als in all diesen Rücksichten zusammen erforderlich, angesehen, - keineswegs aber als unentbehrlich zur  ursprünglichen Erzeugung,  und Entwicklung  aller  Begriffe, keineswegs als  grundwesentliche  Bedingung alles denkenden Vorstellens, und als  innerlicher  Bestandteil des menschlichen Erkenntnisvermögens selber, anerkannt und dargestellt wird.

Und dennoch ist es unleugbar die Sprache, und nur  sie,  wodurch der, dem menschlichen Erkenntnisvermögen eigene, und wesentliche,  Zusammenhang  zwischen der  Sinnlichkeit  und dem  Denkvermögen  im Menschen  zunächst vermittelt  wird. Die Sprache gehört diesen  beiden  Vermögen an, indem sie dem einen das an ihr Sinnenfällige, das Hörbare der artikulierten Laute und das Sichtbare der Schriftzeichen, dem andern aber was durch ihr Sinnenfälliges nur bezeichnet wird, die Begriffe welche die einzelnen  Wörter,  die Urteile welche durch einzelne  Sätze,  und die Schlüsse welche durch  verbundene Sätze  ausgesprochen werden, verdankt. Aber sie verdankt der Sinnlichkeit nicht etwa nur die materiellen  Wörter,  durch welche alle unsere Gedanken, alle unsere Begriffe, Urteile und Schlüsse ohne Ausnahme begleitet sind, sondern auch insbesondere bei  denjenigen Wörter,  durch welche die der  äußeren  Erfahrung eigentümlich angehörigen Begriffe bezeichnet werden, alle die mannigfaltigen und unentbehrlichen  Bilder,  welche  diesen  Wörter unzertrennlich beigesellt sind, sämtlich aus den Wahrnehmungen der fünf Sinne durch die Einbildungskraft geschöpft sind, und zwar lediglich aus  diesen  Wahrnehmungen geschöpft sein müssen; wenn sie nicht etwa leere Einbildungen (Phantome) sein sollen. - Und sind denn auch wohl die  uneigentlichen,  die nur  entlehnten  Bilder, die  Metaphern mit denen sich die Sprache beim Ausdruck derjenigen Begriffe, welche der  inneren  Erfahrung eigentümlich angehören, (der Begriffe von den Zuständen und Vermögen des  Gemüts)  behilft und behelfen muß, - ja! sogar auch  die  Metaphern, von denen sich selbst die Kunst- und Schulsprachen der  reinen  Logik, und der Metaphysik, beim Ausdruck des angeblich  reinen  Denkens, und des  übersinnlichen  Denkbaren, oder angeblich Anschaubaren, nichts weniger als  rein  zu halten vermögen, - ursprünglich, und zuletzt, anderswoher  entlehnt,  als eben von den eigentümlichen und ursprünglichen Bildern, welche die Einbildungskraft den  sinnenfälligen  Gegenständen der äußeren Erfahrung abgewonnen hat? - Gleichwie aber die Sinnlichkeit an dem, was unser Denkvermögen der Sprache zu verdanken hat, wesentlichen Anteil hat; so hat auch wieder das Denkvermögen an allem, was die Sprache der Sinnlichkeit zu verdanken hat, wesentlichen Anteil. Schon die Artikulation der Stimmlaute, ohne welche dieselben nicht einmal materielle Wörter wären, und welche der menschlichen Sprache nur sehr unvollkommen durch einige Vogelgattungen nachgeahmt wird, würde das uns zuteil gewordene Denkvermögen, sich auch bei uns nicht eingefunden haben. Auch würden die durch die Einbildungskraft erworbenen  Bilder  mit den ihnen beigesellten materiellen  Wörter  zusammengenommen, ohne die besondere Mitwirkung des Denkvermögens in uns, ebensowenig  Begriffe  sein, als sie es in den, von uns auf Wörter  abgerichteten,  Tieren sind. Wie käme vollends die Sprache zu ihren Metaphern? wie zum Besitz der uneigentlichen, von den eigentlichen der äußeren Erfahrung, abgeborgten Bilder? Wie käme die Phantasie selber zu diesem Abborgen, ohne die besondere, und unmittelbare Leitung durch das Denkvermögen?

Offenbar ist also das Denkvermögen, die Sprache und die Sinnlichkeit in uns nicht nur  überhaupt unzertrennlich,  sondern auch das Denkvermögen hängt mit der Sinnlichkeit, und diese mit jenem, zunächst  durch die Sprache  zusammen; und beiden machen nur in ihrem durch die Sprache  vermittelten  Zusammenhang, und durch denselben, das dem Menschen  eigentümliche  Erkenntnisvermögen aus. Wir würden eben darum weder von einer Sinnlichkeit, die  ohne  Sprache und Denkvermögen stattfinden  kann,  und  wirklich  stattfindet; noch auch von einem Denkvermögen, das  ohne  Sprache und Sinnlichkeit stattfinden  muß, Begriffe  haben können: wenn sich uns nicht eine  solche  Sinnlichkeit an den Tieren, und selbst am Menschen in siner ersten Kindheit, durch unwidersprechliche  Erfahrung  zu erkennen gäbe; und wenn uns nicht die, durch das  Gewissen  beglaubigte, nur der verwilderten Rohheit fremde, und nur in der streitigen Metaphysik  streitige, Idee von Gott  nötigte, am Urwesen,  unter  welchem, und  durch  welches die  Natur,  als das Wesen der Dinge  besteht,  und der Wandel ihrer Erscheinungen  wechselt,  ein Denkvermögen vorauszusetzen, das keines Dienstes durch Sprache und Sinnlichkeit fähig und bedürftig ist.

Durch dasselbe Zeugnis der Erfahrung, wodurch sich eine in der beschriebenen Bedeutung  reine  Sinnlichkeit ankündigt, weiß man aber auch, daß  diese  Sinnlichkeit im Menschen mit dem Unvermögen der ersten Kindheit aufhört, und daß, mit dem Eintreten der Sprache, und des sich derselben bedienenden Denkvermögens, auch die Sinnlichkeit im Menschen als die zum Dienst der Sprache, und durch diese des Denkvermögens, besonders eingerichtete, und insofern  menschliche  Sinnlichkeit hervortritt. Auch wird durch dasselbe Zeugnis des Gewissens, wodurch das, in der beschriebenen Bedeutung,  reine  Denkvermögen dem Urwesen zuerkannt wird,  dieses  Denkvermögen de Menschen abgesprochen. - Denn, indem der  Gewissenhafte  mit der Stimme seines Gewissens zugleich auch die  Gottes  vernimmt, indem er das  Pflichtgebot  für die Forderung des denkenden Urwesens an das Tun und Lassen des denkenden Einzelwesens erkennt: ist es ihm dabei unmöglich, sein  menschliches Denken,  - wodurch er sich in der  äußeren  Erfahrung  nur  auf das Sinnenfällige versteht, sein Denken, das er in der  inneren  Erfahrung nur  durch sein inneres Sprechen mit sich selber,  und  als  dieses Sprechen gewahr wird, und das er  im  Gewissen, zugleich mit seinem Wollen, dem  Göttlichen  unterordnet, - mit dem Göttlichen zu vermengen und zu verwechseln. Indem er aber auch ebensowenig die  wesentliche Verwandtschaft,  die zwischen seinem menschlichen Denken, insofern dieses kein eingebildetes und nur scheinbares, sondern ein  wahres  Denken sein soll, und im Göttlichen stattfinden muß, bezweifeln kann: ist es ihm gleich unmöglich, sowohl beide in ihrem Unterschied von einander  zu trennen,  als auch beide in ihrem Zusammenhang mit einander zur  vereinigen. 

Aber  ohnedie ausdrückliche  Anerkennung der Sprache, als der  wesentlichen  Eigentümlichkeit des menschlichen Denkvermögens, und  vor  dieser Anerkennung, vermag die  philosophierende  Vernunft üner die beschriebene, dem  Glauben  des Gewissens wesentliche Ansicht keineswegs mit sich selber einig zu werden; muß  Ihr  der Unterschid und Zusammenhang zwischen dem göttlichen und dem menschlichen Denken ein  Rätsel  sein, welches sie entweder als ein unerforschliches  Geheimnis  von der Hand weist, oder nach langwierigen und vergeblichen Versuchen es aufzulösen, den Knoten zerhauend, durch die Behauptung einer sogenannten  Einheit  des Göttlichen und des Menschlichen abfertigt, welche mit dem Unterschied notwendig auch den Zusammenhang von beiden aufhebt. - Die philosophierende Vernunft muß sich selber, zugleich mit dem Wesen des menschlichen Erkenntnisvermögens, unvermeidlich durch jede Untersuchung desselben verkennen, welche mit absichtlichen, oder unabsichtlichen  Wegsehen  von der, den Zusammenhang der Sinnlichkeit und des Denkvermögens  vermittelnden, Sprache,  mit ignorierendem Stillschweigen von dieser  Vermittlung,  mit Nichtkennen und Verkennen dieses  Hauptmoments  behaftet und befangen ist. Denn bei jeder solchen Untersuchung muß sich unabwendbar der  Schein  eines  unmittelbaren  Unterschiedes und Zusammenhanges zwischen der Sinnlichkeit, und dem Denkvermögen, einfinden, und der  Wahn  einer,  ohne  die Dazwischenkunft der Sprache möglichen und wirklichen,  wortlosen,  und daher auch  begrifflosen,  innerlichen Wahrnehmung von beiden, und die  Einbildung unmittelbarer  Vorstellungen, Anschauungen und Beobachtungen der Gemütszustände, welche gleichwohl ohne durch die Sprache vermittelt zu sein, nicht einmal vorhanden sein, und ohne  benannt  zu sein auf keine Weise  bekannt  sein könnten. Nur auf dem Weg  dieser,  der Erkenntnis der  Vermittlung  durch die Sprache  zuvorkommenden,  und insofern nicht nur vorläufigen, sondern auch wohl voreiligen, Erforschung des menschlichen Erkenntnisvermögens ist, nach so mancherlei dogmatischen, skeptischen, empirischen, rationalistischen, und eklektischen, jenes Hauptmoment entweder nicht als Hauptmoment erkennenden und behandelnden, oder auch gar nicht berührenden  Versuchen über den menschnlichen Verstand endlich KANTs  Kritik  aufgetreten; und hat die  Erfindung  einer Sinnlichkeit und eines Denkvermögens geltend gemacht, welche in ganz anderen, und den oben beschriebenen entgegengesetzten Bedeutungen,  die Reinen  genannt werden, eben nur allein dem Menschen eigentümlich zukommen, unter dem Rang und Charakter der, der Möglichkeit der Erfahrung im Erkenntnisvermögen,  a priori  zugrunde liegenden  (transzendentalen)  Vermögen vorausgesetzt werden, und in ihrem Unterschied und Zusammenhang sowohl miteinander, als auch mit dem Empfindungsvermögen, (als der  empirischen  Sinnlichkeit), die ergründete Eigentümlichkeit des menschlichen Erkenntnisvermögens ausmachen sollen.

Während die Anhänger und Verteidiger der  kantisch-kritischen  Lehre vom Erkenntnisvermögen nie aufgehört haben, sich untereinander selber das Verstehen dieser Lehre streitig zu machen, sind auf Veranlassung derselben, und mit demselben Grundfehler behaftet, zwei sehr verschiedene  Hauptklassen neuerer  Ansichten hervorgetreten, von denen die  eine  von  unmittelbar  wahrgenommenen, als wahr und gewiß  angenommenen, Tatsachen des Bewußtseins  ausgeht, und über dieser, sich sehr verschiedentlich aussprechenden, Grundlage auch sehr verschiedene Lehrgebäude vom Erkenntnisvermögen aufstellt, - die andere aber die einschränkenden Bestimmungen, durch welche im Kritizismus die menschliche  Selbsttätigkeit,  teils als die  Spontaneität  des Denkvermögens, teils als die  praktische  Vernunft sich zu behaupten begnügte, aufhebend, - vom  Gefühl  der Selbstheit zum  Anschauen  der Absolutheit, und vom Voraussetzen zum Schlechthin-Setzen übergehend, das  Erforschen  des, auf dem bisher eingeschlagenen Weg allerdings unerforschlichen, Erkenntnisvermögens aufgegeben hat, um dasselbe aus der  Anschauung  der absoluten Selbstätigkeit zu  deduzieren,  und durch diese Anschauung zu  konstruieren. 

Da aber die Deduktionen und Konstruktionen der  Seher des Absoluten  nicht weniger voneinander im Wesentlich abweichen, als die Expositionen und Explikationen der  Beobachter des Bewußtseins,  und da bei dem, nichts weniger dann wortlosen,  Aufstellen  und  Darstellen  der angeblich unmittelbaren, durch Wörter und Begriffe unvermittelten  Tatsachen des Bewußtseins,  und  Tathandlungen der Selbsttätigkeit,  - der Anteil der Sprache an der  menschlichen,  und daher auch an der  philosophischen  Erkenntnis mit Stillschweigen übergangen, gleichwohl aber auch die  Unwesentlichkeit  dieses Anteils noch keineswegs erwiesen, sondern vielmehr, aufs wenigste, unwahrscheinlich ist; so dürfte es nicht so ganz unmöglich, oder auch nur unwahrscheinlich sein: daß bei den gesagten  Tatsachen  und  Tathandlungen  die menschliche  Phantasie  und  Willkür  ungleich mehr  tätig  gewesen ist, als das menschliche, aber in seiner wesentlichen Abhängigkeit von der Sprache verkannte,  Denkvermögen;  - und eine  neue,  diese Abhängigkeit ausdrücklich berücksichtigende, und genauer erwägende Untersuchung des menschlichen Erkenntnisvermögens dürfte gegenwärtig weder zu früh noch zu spät kommen.

In der Absicht eine  solche  Untersuchung des Erkenntnisvermögens, die, wenn das Bedürfnis derselben durch die Zeit reif geworden ist, zwar durch einen einzelnen Forscher veranlaßt, aber keineswegs zustande gebracht werden kann, zu veranlassen, und zugleich etwas dazu beizutragen, ist der gegenwärtige Versuch unternommen, der, weil er vom Standpunkt des erst noch zu erforschenden Zusammenhangs der Sinnlichkeit und des Denkvermögens  durch die Sprache  auszugehen hat, - das Erkenntnisvermögen ebensowenig  definieren,  und  demonstrieren,  als  deduzieren  und  konstruieren,  sondern nur nach der, auf dem besagten Standpunkt gewonnenen, Ansicht des Verfassens  beschreiben  kann. Der Versuch beginnt mit der Beschreibung der wort- und begrifflosen  Sinnlichkeit,  welche freilich im Menschen nicht wort- und begrifflos bleibt, aber nichtsdestoweniger auch, in ihrem Zusammenhang mit der Sprache und dem Denkvermögen, nicht aufhören kann  Sinnlichkeit  zu sein, und als solche weder sprechen noch denken kann; aber, eben in ihrer  Ungetrenntheit,  und  Untrennbarkeit  von der Sprache und dem Denkvermögen, nur zu leicht und zu gewöhnlich bei den Untersuchungen des Erkenntnisvermögens durch ein unbemerktes und bewußtloses  Vermengen  ihrer Eigentümlichkeiten mit Eigentümlichkeiten der Sprache und des Denkvermögens verkannt werden kann und muß; wenn nicht die ausdrückliche, und als solche deutliche,  Unterscheidung  des Eigentümlichen der  Sinnlichkeit  der Untersuchung des Erkenntnisvermögens vorhergeht, und dieselbe begleitet.

Die Beschreibung der Eigentümlichkeit des  Denkvermögens,  im  neunten Hauptstück,  unterscheidet hierauf das  denkende Vorstellen  sowohl vom  sinnlichen  Vorstellen, als auch von demjenigen  Denken,  welches durchaus  kein  Vorstellen sein und heißen kann, weder eines  Bedingtseins,  noch eines  Bedientwerdens  durch die Sprache und durch die Sinnlichkeit fähig und bedürftig ist, und welches hier nur insofern beschrieben wird, als es zum Zweck der Unterscheidung vom denkenden  Vorstellen  erforderlich ist.

Im  zehnten Hauptstück  wird hierauf das  denkenden Vorstellen,  als das  menschliche  Denken, nach den besonderen Eigentümlichkeiten desselben in der  Erfahrung,  im  Gewissen,  und im  Streben nach philosophischem Wissen  beschrieben; und die bei  diesem  Streben auffallende  Mißhelligkeit  der Wahrheitsforscher über den  Grund  und die  Beschaffenheit  der Überzeugung des Gewissens und der Erfahrung, und über das  Wesen  des philosophischen Wissens, in Erwägung gezogen; insofern diese Mißhelligkeit auf ein geheimes, und wahrscheinlich allgemeines, Mißverständnis über die wahre Eigentümlichkeit des menschlichen Erkenntnisvermögens, und insbesondere auf das noch unbefriedigte Bedürfnis der Erforschung des Verhältnisses der Sprache zum Denkvermögen hinweist.

Das  elfte Hauptstück  beschreibt die Eigentümlichkeit der  Sprache,  als  wesentlicher Bedingung  des denkenden Vorstellens; und zeigt,  daß  und  warum  und  inwiefern  die  Wortsprache  nicht etwa zur Auffassung, Festhaltung und Mitteilung, sondern auch zur  ursprünglichen Erzeugung,  und Entwicklung der  Begriffe diese mögen dem Verstand, oder der Vernunft angehören, und in der Erfahrung, im Gewissen, oder im Philosophieren stattfinden, durchaus unentbehrlich ist.

Die  drei  folgenden Hauptstücke handeln von den  besonderen  Eigentümlichkeiten des durch die Sprache  bedingten  Denkens, und des  Sprachgebrauchs;  - und zwar das  Zwölfte  von den Begriffen, welche der  äußeren  Erfahrung angehören, und vom Sprachgebrauch in den sogenannten  exakten  Wissenschaften, - das  dreizehnte  von den Begriffen, welche der  inneren  Erfahrung angehören, und vom Sprachgebrauch in der  Erfahrungsseelenlehre,  das  vierzehnte  von den, von aller Erfahrung wirklich oder angeblich unabhängigen, - sogenannten  reinen  Begriffe, und dem Sprachgebrauch in der  Logik  und  Metaphysik. 

Das  fünfzehnte  beschreibt die Eigentümlichkeit der, durch die  Gleichnamigkeit  der Begriffe, und durch die  Vieldeutigkeit  der Wörter entstehenden und bestehenden,  dialektischen  Blendwerke, welche in jeder, der Erkenntnis des Verhältnisses der Sprache zum Denkvermögen  vorhergehenden Philosophie  unvermeidlich sind, in derselben teils nur einen sich durch bloße Herkömmlichkeit und Gemeinüblichkeit, unverändert erhaltenden, teils einen sich unaufhörlich verändernden, streitenden und streitigen Sprachgebrauch aufkommen lassen, und durch den Einen das  Allgemeingelten  der bisherigen Logik, durch den Andern den  Wechsel  und die  Spaltungen  der bisherigen Metaphysik begründen.

Einige der hauptsächlichsten, in der Sprache und Denkart der Logik und der Metaphysik einheimischen, und herrschenden Blendwerke werden im  sechzehnten Hauptstück  aufgewiesen und aufgelöst; und dadurch der Grund zu einer  Dialektik  gelegt, welche das, von der bisherigen Doppelsinnigkeit seines Ausdrucks befreite,  reindenkende Vorstellen,  welches, als solches, der  wirklich reinen  Logik, und der  unstreitigen  Metaphysik gemeinschaftlich sein muß, aufzustellen hat. Das Wichtigste und Verderblichste aller dialektischen Blendwerke ist die  unbestimmte, doppelsinnige  und  täuschende Bedeutung  der Wörter:  Wahrheit  und  Gewißheit,  welche durch die herkömmlichen Unterscheidungen und Prädikate der  logischen  und  metaphysischen, formalen  und  materialen, idealen und  realen subjektiven  und  objektiven, empirischen  und  reinen, relativen  und  absoluten  Wahrheit und Gewißheit, keineswegs aufgehoben, wohl aber stillschweigend  vorausgesetzt,  und im Verborgenen wohlbehalten  aufbewahrt  wird, und  vor  deren Entdeckung und Berichtigung die  ausdrückliche  Unterscheidung und wörtliche Darstellung der  gewissen Wahrheit,  und  wahren  Gewißheit, in ihrem Unterschied von der  Wahrscheinlichkeit,  sowohl als auch vom  täuschenden Schein,  welche allein die erste Aufgabe der Philosophie,  als  Wissenschaft, sein muß, unmöglich ist und bleibt.


Beilage zur Einleitung

Die erwähnten Winke der  Metakritik  sind dem Verfasser des gegenwärtigen Versuches erst bei der Ausarbeitung desselben, und durch diese, eigentlich deutlich geworden, und sie werden hier auch selbst denjenigen Lesern, denen sie nicht unbekannt sind, nicht unwillkommen sein.

"Die menschliche Seele" (heißt es:  Metakritik,  Teil 1, Seite 8f) "denkt  mit Worten;  sie äußert nicht nur, sondern sie bezeichnet sich selbst auch, und ordnet ihre Gedanken  mittels der Sprache.  Sprache, sagt LEIBNIZ ist der Spiegel des menschlichen Verstandes, und, wie man kühn hinzusetzen darf, ein  Fundbuch  seiner Begriffe; ein nicht nur  gewohntes,  sondern  unentbehrliches  Werkzeug seiner Vernunft. Mittels der Sprache lernten wir denken; durch sie sondern wir Begriffe ab; und knüpfen sie haufenweise ineinander. In Sachen der reinen oder unreinen, Vernunft also muß dieser alte, allgemeingültige und notwendige Zeuge  abgehört  werden; und nie dürfen wir uns,wenn von einem Begriff die Rede ist, seines Herolds und Stellvertreters, des ihn bezeichnenden  Wortes  schämen. Oft zeigt uns dieses: wie wir zum Begriff gelangt sind, was er bedeutet, woran es ihm fehlt. Konstruiert der Mathematiker seine Begriffe durch Linien, Zahlen, Buchstaben und andere Zeichen; obgleich er weiß, daß er keinen mathematischen Punkt  machen,  keine mathematische Linie  ziehen  könnte, und eine Reihe anderer Charaktere von ihm gar  willkürlich  angenommen sind; - wie sollte der  Vernunftrichter  das Mittel übersehen, durch welches die Vernunft eben ihr Werk  hervorbringt, festhält, vollendet?  Ein großer Teil der Mißverständnisse, Widersprüche, und Ungereimtheiten also, die man  der Vernunft  zuschreibt, wird wahrscheinlich  nicht  an ihr, sondern am mangelhaften, und schlechtgebrauchten  Werkzeug der Sprache  liegen; wie das Wort  Widersprüche  selbst sagt." -

"Dem großen Sprachkenner, Sprachenforscher, Sprachenvergleicher (LEIBNIZ) war, wie hundert seiner Bemühungen zeigen, die Bezeichnung unserer Begriffe in ihren  Ableitungen  sowohl, als  Komplikationen,  die letzte und höchste  Philosophie.  Auch dem weisen LOCKE, wie seine Nation ihn ehrenhaft nennt, war das  Organon  unserer Vernunft, die Sprache, nicht gleichgültig. Nicht nur das dritte Buch seines, bescheiden sogenannten  Versuches den menschlichen Verstand betreffend  handelt von der Natur, dem Gebrauch, der Bedeutsamkeit der Worte; sondern er bekennt selsbt das  Mangelhafte  seines Versuchs auch deshalb, daß er  zu  spät an dieses  unentbehrliche Mittel  der menschlichen Erkenntnisse gedacht habe. "Als ich diesen Diskurs über den menschlichen Verstand begann, und eine gute Weile nachher, kam mir nicht der mindeste Gedanke, daß Worte in Betracht zu ziehen dabei irgendwie nötig wäre. Sobald ich aber die einfachen und zusammengesetzten Ideen unseres Verstandes durchwandelt hatte, und den Umfang sowohl, als die Gewißheit unserer Erkenntnisse zu untersuchen anfing; fand ich eine  so nahe Verbindung  zwischen Erkenntnissen und Worten, daß, falls man  nicht zuvor  die Kraft und Bedeutungsart der Worte wohl bemerkte, über menschliche Erkenntnis äußerst Weniges klar, und gehörig gesagt werden kann. Zwar geht dies auf  Dinge  hinaus; größtenteils aber geschieht es so sehr durch  Worte,  daß von unserem  allgemeinen  Begriff Worte  kaum trennbar  scheinen." So LOCKE; und ein scharfsehender Sprachforsch seiner Nation (HORNE TOOKE, A grammatical Essay or a Treatis on Words or Language) hat sogar den Gedanken geäußert: daß der Philosoph seinen Versuch über den menschlichen Verstand, lieber einen  grammatischen Versuch, einen Traktat über Worte,  hätte nennen mögen. - Im Schreiben an die Leser der fünften Ausgabe sagt LOCKE: "Schwankende und bedeutungslose  Formeln des Ausdrucks"  (doppelsinnige und leere Wörter und Redensarten) "und  Mißbrauch  der Sprache haben so lange für  Geheimnisse der Wissenschaften  gegolten; und schwere, und übelangewendete Wörter, mit so wenig, oder gemeiner (low meaning) Bedeutung, haben so sehr das Vorurteil tiefer Gelehrsamkeit und erhabener Spekulation für sich, daß man Mühe hat, sie für das anzuerkennen, was sie sind: Hüllen der Unwissenheit, und Hindernisse der wahren Erkenntnis. Die Bestürmung dieses Heiligtums der Eitelkeit und der Unwissenheit dürfte wohl dem menschlichen Verstand zu einigem Vorteil gereichen." -

"Nach dem Urteil des ARISTOTELES, sagt SKALIGER, war die  Grammatik  nicht nur, was kein Gesunder leugnen wird, ein Teil der Philosophie, sondern sie selbst (die Philosophie) hielt er von der Grammatik untrennbar. Er, ARISTOTELES, bessert oft, oft untersucht und erklärt er  Ausdrücke,  oft schafft er solche. In einem fortgehenden Kommentar war er beflissen, die mancherlei  Arten  der Bedeutung der Wörter uns wissen zu machen. - Von PLATO ist bekannt, welch hohen Wert er der Sprache beilegte; so daß er um Begriffe zu erforschen, mehrmals, auch unglücklich, etymologisierte. Die  Stoiker  desgleichen. Überhaupt drückten die Griechen  Vernunft  und  Rede  mit  einem  Wort aus:  logos. 


*         *
*

Die von HERDER obenerwähnte Äußerung LEIBNIZens steht: Nouveaux Essays, L. III, Ch. VII, und lautet folgendermaßen: "Ich glaube wahrhaftig die Sprache ist der beste Spiegel des menschlichen Geistes, und daß eine genaue Entwicklung oder Zergliederung (Analyse) der Bedeutung der Worte besser als irgendetwas anderes die Wirkungsart des Verstandes zu erkennen geben würde." Im neunten Kapitel desselben Abschnitts III versichert LEIBNIZ: "Wenn man die Unvollkommenheiten der Sprache genauer untersuchen wollte: so würde der größte Teil der Streitigkeiten von selbst wegfallen, und der  Weg  zur  Erkenntnis,  und vielleicht auch zum  Frieden  den Menschen zugänglicher werden." - In der Abhandlung  De stylo philosophico,  im 2. Band der von KORTHOLT gesammelten  Briefe  LEIBNIZ' (Seite 99) ist LEIBNIZ "sehr geneigt zu glauben:" daß gleichwie die Rhetorik zwei Teil enthält, deren einer von der Schönheit und der Kraft des Ausdrucks, der andere von der Erregung der Affekt handelt: so muß auch die  Logik zwei  Teile, einen  wörtlichen  und einen  sachlichen,  aufzuweisen haben, der eine vom klaren, deutlichen und eigentümlichen Gebrauch der Wörter, oder vom  philosophischen Stil,  der andere von den Gesetzen des Denkens handeln." - "Jeder Akt des Denkens und des Wollens ist so sehr mit der Sprache verwickelt, daß kaum je einer" (Er hätte sagen können und müssen:  Keiner)  "ohne einen  stillschweigenden  und  innerlichen  Gebrauch von Wörtern vor sich geht. Die Wörter sind das nächste Werkzeug des Denkens, und fast das Einzige - das Gedachte zu lehren."


*         *
*

Hierher gehören auch folgende Stellen aus JOHANN GEORG HAMANNs Briefen an FRIEDRICH HEINRICH JACOBI, im ersten Band der Werke des Letzteren (Seite 371). "Ich halte mich jetzt an das sichtbare Element, an das  Organum,  oder  Kriterium,  - ich meine die  Sprache.  Ohne Wort keine Vernunft, keine Welt! Hier ist die Quelle der Schöpfung und Regierung. Was man in morgenländischen Zisternen sucht, liegt im  sensu communi  des Sprachgebrauchs; und dieser Schlüssel verwandelt unsere besten und wüsten (?) Weltweisen in sinnlose Mystiker, die einfältigsten Galiläer und Fischer in die tiefsinnigsten Forscher und Herolde einer Weisheit, die nicht irdisch, menschlich und teuflisch ist, sondern einer heimlichen verborgenen Weisheit Gottes, welche Gott verordnet hat vor der Welt zu unserer Herrlichkeit, welcher keiner vom Obersten dieser Welt zu erkennen ist - I. Kor. 2, - und diese Philosophie läßt keinen Rechtschaffenen, der an öde Stellen und Wüsten geängstigt wird, ohne Hilfe und Trost."

Seite 385: "Bei mir ist nicht sowohl die Frage: Was ist Vernunft? sondern vielmehr: Was ist  Sprache?  und hier vermute ich den Grund aller  Paralogismen  und  Antinomien,  die man jener zur Last legt. Daher kommt es, daß man Wörter für Begriffe, und Begriffe für Dinge selbst hält. - In  Wörtern  und  Begriffen  ist keine  Existenz  möglich, welche bloß den  Dingen  und  Sachen  zukommt." -

Seite 392: "Die Metaphysik hat ihre Schul- und Hofsprache, beide sind mir verdächtig; und ich bin weder imstande sie zu verstehen, noch selbst mich ihrer zu bedienen. Daher vermute ich beinahe, daß unsere ganze Philosophie mehr  aus Sprache,  als aus Vernunft besteht; und die  Mißverständnisse  unzähliger Wörter, die Prosopodien [Gesichte - wp] der willkürlichsten Abstraktionen, die  Antithesen  der  tes pseudonymon gnoseos  [geheimen Wissenschaft - wp], ja! selbst die gemeinsten  Redefiguren  des  Sensus communis  haben eine ganze Welt von  Fragen  hervorgebracht, die mit ebensowenig Grund aufgeworfen, wie beantwortet worden sind. Es fehlt uns noch immer an einer  Grammatik der Vernunft,  wie  der Schrift  und ihrer gemeinschaftlichen Elemente, die durcheinander gehen, wie die Saiten auf dem Psalter durcheinander klingen, und doch zusammenlauten."

Am sinnreichsten und treffendsten hat vielleicht FRIEDRICH HEINRICH JACOBI, in der Zugabe an Erhard O. zu  Allwills Briefsammlung  (Bd. 1 seiner Werke) den  Einfluß  der  Sprache  auf die Philosophie, und das  Bedürfnis  der Erforschung dieses Einflusses angedeutet; indem er sagte: "daß sich ihm die Geschichte der Philosophie je länger je mehr als ein  Drama  entwickelt; worin Vernunft und Sprache die  Menachmen  spielen," - und wo er eine  Kritik der Sprache vermißte, "die eine  Metakritik  der Vernunft sein würde."

In der Überzeugung, daß das  Spiel,  welches die  Sprache  mit der  philosophierenden  Vernunft getrieben hat und treibt, und welches in der  Metaphysik  nur in seinen, vor den Augen der Zuschauer,  sichtbaren Folgen  hervortritt, -  im Grunde  insgeheim, und gleichsam hinter den Kulissen, durch die bisherige  Logik  geleitet und unterhalten wird, und daß dasselbe, im bisherigen Sprachgebrauch dieser beiden Wissenschaften,  zunächst  durch die unbeachtete  Gleichnamigkeit  (Homonymität) verschiedener Begriffe, und  Sinnverwandtschaft  (Synonymität) verschiedener Wörter,  erweislich  getrieben wird, - hat der Verfasser des gegenwärtigen Versuches  in seiner Grundlegung einer Synonymik usw.  einen Beitrag zu einer Kritik der Sprache in ihrem  Verhältnis zur philosophischen Erkenntnis  zu liefern versucht. Aber nicht nur der äußere Erfolg dieses Versuches, und die dem Verfasser bekannt gewordenen öffentlichen Beurteilungen desselben, sondern auch eine fortgesetzte, oder vielmehr völlig erneuerte Untersuchung haben ihn sehr bald überzeugt, daß sich über das Verhältnis der Sprache zur  philosophischen Erkenntnis  kaum etwas  Verständliches  und  Eingreifendes  sagen läßt, bevor das Verhältnis der Sprache  zum menschlichen Erkenntnisvermögen,  in dem durch dieselbe  vermittelten Zusammenhang  zwischen der Sinnlichkeit und dem Denkvermögen, noch nicht ausführlich untersucht, und ausdrücklich ausgesprochen ist. So ist dann der gegenwärtige Versuch entstanden.
LITERATUR - Carl Leonhard Reinhold, Das menschliche Erkenntnisvermögen aus dem Gesichtspunkt des durch die Wortsprache vermittelten Zusammenhangs zwischen der Sinnlichkeit und dem Denkvermögen, Kiel 1816