ra-2Über die Grundbegriffe in der NationalökonomieR. Liefmann    
 
FRIEDRICH GOTTL-OTTLILIENFELD
(1823-1900)
Die wirtschaftliche Dimension
[3/8]

    Einleitung
I. Anlauf der Kritik
II. Vom Tatbestand der Wirtschaftlichen Dimension
III. Vom Werden der Wirtschaftlichen Dimension

"Die Wertlehre läßt die Ausdrücke  Preis  und  Tauschwert  als eindeutig erscheinen. Aber man täuscht sich darin. Im Wirbel der theoretischen Meinungen sind längst auch diese Ausdrücke zuschanden gedacht."

"Im Bereich der Wirtschaft kommt es in mehrfacher Weise dazu, daß ein Vorgang, indem er sich selber in größenhafter Bestimmtheit vollzieht, zu einer  fallweisen Verkettung führt von bestimmten Mengen artverschie- dener Dinge.  So vollzieht sich insbesondere keinerlei  Produktion,  ohne daß nicht die Mengen des dabei Verwendeten genauso bestimmt ausfallen, wie die Mengen des Ergebnisses; sowohl des mehr oder minder absichtlich Erwirkten, der Produkte und Nebenprodukte, wie auch aller Ergebnisse wider Willen, Abfälle, Störungen, Verunreinigungen usw."

"Immer erst die  rationale  Wirtschaft ist rechenhaft und sie muß es sein. ... Es läuft einfach auf einen Widersinn hinaus, sich vorzumachen, das ganze, reiche Wechselspiel der Beziehungen, durch die jegliches Objekt wieder dem Allzusammenhang im Wirtschaftsgebilde verflochten bleibt, ließe sich auf eine einzige Zahl bringen und in dieser Zahl käme nun der Belang dieses Objekts gegenüber der Wirtschaft erschöpfend zu seinem größenhaften Ausdruck."

"Unterstellung fängt dort an, wo man dem Entfalten des erlebten Zusammenhanges ganz  künstlich  den Weg kürzt; zum Beispiel also, indem man den Tausch zu einer Wahl einschnurren läßt und dann, um auch diese Wahl in der Linie des geringsten logischen Widerstandes zu erläutern, jemand oder eigentlich nur "etwas" dahinter setzt, was immer bloß auf "Wertgewinn" ausgeht und zu diesem Behuf mit der Gabe der unmittelbar größenhaften Schätzung ausgestattet ist, sofort aber zum Tausch zuschnappt, wenn jener Gewinn zutrifft. Nur da ist wahrhaft etwas unterstellt, eben der Hampelmann des Erwerbs."


II. Vom Tatbestand der
Wirtschaftlichen Dimension


1.

Die Aussage von den  "gleichen Werten",  von der  Äquivalenz beim Tausch  liefert anscheinend kein richtiges Gegenstück zu der anderen, der sie dem Wortlaut nach widersprcht. Auch hier liegt ein Theorem vor, eine Aufstellung, die mit dem Inhalt bestimmter Theorien übereinstimt. Aber dieses Theorem stützt sich nicht abermals auf Redewendungen, von denen sich bei der aneren Aussage zeigen ließ, daß es hohle Redensarten seien. Etwas von einer Redensart ist auch hier im Spiel. Das Theorem selber, das soll sich schließlich herausstellen, kommt einer lässigen Redensart gleich. Aber was hinter dieser Redensart steht, mit ihr nur sehr ungenau zum Ausdruck gelangt, ist für seinen eigenen Teil sehr ernst zu nehmen. Es war schon zu erwähnen, daß sich die Aussage von der Äquivalenz beim Tausch an einen wuchtigen  Tatbestand  anlehnt. Das hat die zweite Aussage entschieden vor der ersten voraus. An eine Kritik dieser zweiten Aussage ist daher nicht zu denken, bevor nicht dieser Tatbestand ins Reine gebracht ist. Das führt zu einer außerordentlich weiten Abschweifung. Aber so ermüdend lang dieser Umweg sein wird, er lohnt sich. Was da zu sagen ist, frommt nicht bloß der Kritik an der Streitfrage selber, auch der ganzen Kritik an der Wertlehre überhaupt.

Der fragliche Tatbestand ist von kernigstem Belang für die Wertlehre. Es soll sich erweisen, in der ungezwungendsten Weise  ordnet sich um diesen Tatbestand herum der ganze Wust der Werttheorien!  Denn nur scheinbar haben bloß jene Theorien mit ihm zu tun, die inhaltlich in Einklang stehen mit der Aussage von der Äquivalenz beim Tausch; im Rotwelsch der Lehre nennt man sie die "Tauschwert-Theorien". Ausdrücklich auch jene Theorien, die es mit der anderen Aussage halten, stellen sich in ihrer Art nicht minder auf diesen Tatbestand ein; obwohl es den Anschein gewinnt, daß sie an ihm förmlich vorbeisehen. Es wäre durchaus geläufig, sie als "Gebrauchswert-Theorien" den anderen entgegenzusetzen; oder als "subjektive" den "objektiven" Theorien. Aber nichts wird der Wertlehre schwerer anzukreiden sein, als die notgedrungene Oberflächlichkeit, mit der sie durch solche Ausdrücke ihrer eigenen Wirrnis Herr zu werden sucht. Eine schärfere Klassifikation der Theorien soll sich anders herum ergeben: gerade daraufhin  in wie verschiedener Art und Weise sie alle den fraglichen Tatbestand als Problem sehen, so daß sie in immer anderer Einstellung des theoretischen Denkens an ihn herantreten.  Die einen wollen dies, die andern wieder jenes an ihm erklären. Wenn irgendwo, ist hier der Schlüssel für das tiefere Verständnis der Wertlehre zu finden.

Der Tatbestand ist an sich schlicht und förmlich mit den Händen zu greifen; obwohl bei schärferem Zusehen auch er von Problemen starrt. Aber selbst dem vorwissenschaftlichen Denken konnte es nicht entgehen, daß die Objekte des wirtschaftlichen Handelns, man nenne sie "Güter" oder sonstwie, auch eine besondere  "Wirtschaftliche Dimension"  aufweisen; etwas nämlich, das seinem größenhaften Wesen nach aus der Wirtschaft entspringt, ihr seinen Sinn entleiht und für sie auch von hohem Belang ist. Allen diesen Objekten steht ja irgendwie eine Länge zu oder ein Gewicht oder eine Temperatur oder ein Alter. Nun, gar nicht anders heftet sich an diese Objekte gemäß ihrem Verhältnis zur Wirtschaft eine  charakteristische Zahl,  vom Sinn einer  geltenden Größe.  Die Wirtschaftliche Dimension bezieht sich auf die Objekte bald als Individuen - Rittergut Tegel - bald als Exemplare einer Gattung - vierjähriger kräftiger Ackergaul - bald als Mengeneinheit - Tonne Eisen, Meter Tuch.

Aber weshalb "Wirtschaftliche Dimension", spricht die Wertlehre nicht einfach von "Preis", in etwas anderer Wendung von "Tauschwert"? Sie tut es; und gerade der Anklang an den fraglichen Tatbestand läßt diese Ausdrücke "Preis" und "Tauschwert" so eindeutig erscheinen. Aber man täuscht sich darin; im Wirbel der theoretischen Meinungen sind längst auch diese Ausdrücke zuschanden gedacht. Selbst von einer näheren Bezeichnung, z. B. "objektiver Tauschwert", gilt das gleiche. Für die Kritik aber kommt alles darauf an, den Tatbestand zuerst richtig als solchen zu erfassen, um ihn erst nachher auch richtig als Problem zu sehen. Es wäre der Gipfel des Ungeschicks, diesen Tatbestand mit einem Namen zu belegen, der selber schon der theoretischen Verwirrung zum Opfer gefallen ist. Ganz unversehens würde ein solcher Name alle möglichen Vorurteile in das Bekannte hineintragen und so die letzte Möglichkeit vereiteln, daß man aus dieser Wirrnis der Theorie überhaupt noch herausfindet. Darum das Neuwort.

Dem unbefangenen Sprachgefühl widerstreitet es kaum, wenn man hier von Wirtschaftlicher Dimension spricht. Nur empfindet man wieder von diesem Boden aus das Neuwort als eine schwerfällig Umschreibung. Wovon aber? Wie sollte man es kürzer, unumwundener ausdrücken? Da verrät nun selbst das Sprachgefühl ein eigentümliches Schwanken. Sein erster Vorschlag lautet unbestreitbar  "Wert"!  Dann aber drängt sich sofort die Frage auf, ob man nicht lieber von  "Preis"  reden sollte. Und tatsächlich wird unzähligemale die geltende Größe so genannt. Um darüber ins Reine zu kommen, muß man gleich noch einen  weiteren Tatbestand  ins Auge fassen.

Im Bereich der Wirtschaft kommt es in mehrfacher Weise dazu, daß ein Vorgang, indem er sich selber in größenhafter Bestimmtheit vollzieht, zu einer  fallweisen Verkettung führt von bestimmten Mengen artverschiedener Dinge.  So vollzieht sich insbesondere keinerlei  Produktion,  ohne daß nicht die Mengen des dabei Verwendeten genauso bestimmt ausfallen, wie die Mengen des Ergebnisses; sowohl des mehr oder minder absichtlich Erwirkten, der Produkte und Nebenprodukte, wie auch aller Ergebnisse wider Willen, Abfälle, Störungen, Verunreinigungen usw. Hüben und drüben also je eine ganze Gruppe von in Art und Größe verschiedenen Mengen, die der Vorgang selber miteinander verkettet. Anders, aber besonders schlagend trift dies wieder für die "entgeltlichen" Vorgänge zu; jene Vorgänge, die sich als Leistung und Gegenleistung je auf ein verschiedenes Subjekt zurückführen lassen. Im  Tausch  finden sie ihren vorbildlichen Vertreter. Zwar kennt auch der Tausch eine primitive Form, wo Vieles gegen Vieles, Bündel gegen Bündel von einer Hand zu anderen wechselt; die Bestimmtheit der Mengen bleibt übrigens selbst dann ebensowenig aus als deren Verkettung. Aber dieser Vorgang des Tausches ringt sich erst dort zur Klarheit seines Wesens durch, wo nur ein einzelnes Objekt wieder gegen ein einzelnes Objekt wechselt. Die größenhafte Bestimmtheit ist natürlich untrennbar davon und so wird hier aus der fallweisen Verkettung von Mengen geradeaus eine  fallweise Paarung.  Mit diesen  fallweise tauschgepaarten Mengen,  die je als solche größenhaft und in ihrer Art bestimmt sind, begründet sich der Tatbestand, der als zweiter hier einschlägt.

Führt man nun dem Sprachgefühl diese beiden Tatbestände  gleichzeitig  zu Gehör, jenen der  Wirtschaftlichen Dimension,  das will sagen, der charakteristischen Zahl eines Objekts und jenen der  fallweise tauschgepaarten Mengen,  ohne Zaudern fällt wohl der Name "Preis" dem  Fallweise  der tauschgepaarten Mengen zu, beziehungsweise ihrem Verhältnis, während der Name "Wert" ebenso entschieden dem  anderen  Tatbestand zufällt, der Wirtschaftlichen Dimension. Das hindert freilich nicht, wie gesagt, daß unzähligemal auch diese geltende Größe "Preis" genannt wird. Der unbefangenen Sprache dürfte man es auch nicht zumuten, etwa nur von "Wirtschaftlichem Wert" zu reden. Nein, "Wert" schlechthin; nicht anders, wie es z. B. auch "Bauer" schlechthin lautet, ob nun Landbauer oder Vogelbauer gemeint ist und nur ein Zufall läßt hier infolge des Artikels den Abstand doch nicht ganz verwischen. Es besteht also gar kein Zweifel, für den Tatbestand der Wirtschaftlichen Dimension wäre eigentlich  "Wert"  der sprachrichtige Name. Damit ist beileibe nicht gesagt, nur dies wäre der "wahre Wert". Mit diesem Ehrgeiz der Theorie, den "wahren Wert" zu ermitteln, hat das Sprachgefühl überhaupt nichts zu schaffen. Mag aus gleichem Zwang des Sprachgefühls was auch immer noch "Wert" zu nennen, der Tatbestand der Wirtschaftlichen Dimension jedenfalls muß so genannt werden oder es ist der Sprache eigentlich Gewalt angetan.  Aber dieser Gewaltakt ist gerade für unsere Wissenschaft geboten;  mindestens solange sie nicht herausgefunden hat aus dem gräßlichen Durcheinander, das von der Theorie eines ganzen Jahrhunderts um dieses Wort "Wert" herum angerichtet wurde. Genug also an der Anerkennung, daß jener Tatbestand sprachrichtig "Wert" zu nennen wäre. Ihn wirklich so zu nennen, verbietet sich allermindestens einer Kritik, die gerade auf diesem Tatbestand fußen muß, umg gegen die ganze Wertlehr vorzugehen; das hieße sonst die Klinge, um zum Hieb auszuholen, bei der Schneide angefaßt.

Dagegen soll dem Tatbestand der  fallweise tauschgepaarten Mengen  sein sprachnotwendiger Name "Preis" gewahrt bleiben. Von "Preis" rede ich also immer so, daß ich das Verhältnis der fallweise gepaarten Mengen meine, wie es jeweilig den wirklich vollzogenen Tauschvorgängen zur Seite geht; kurz, was man sonst als  "wirklich gezahlte Preise"  bezeichnet. Auch da bleibt noch ein Häkchen: "Preise" sind die tauschgepaarten Mengen einander auch  wechselseitig.  Das ist aber nicht so schlimm, weil die einzelne tauschgepaarte Menge als deren "Preis" gilt, womit das Verhältnis der Mengen gleichzeitig zu ihrem Recht kommt. Wenn dagegen das gewöhnliche Leben und auch die Theorie vom "üblichen Preis" oder vom "Steigen und Fallen des Preises" spricht, liegt immer schon eine Metapher vor. Denn hier ist bereits der Tatbestand der Wirtschaftlichen Dimension gemeint und so wäre es sprachrichtiger, hier von "Wert" zu reden. Hält man an der strengen Ausdrucksweise fest, dann läßt sich das "Steigen und Fallen der Preise" als ein Zwiespältiges darlegen: einerseits die entsprechende Bewegung der Wirtschaftlichen Dimension, der geltenden Größe, auf der anderen Seite aber das vergleichsweise Auf und Nieder in der Reihe der sich zeitlich folgenden "Preisfälle". Dort das Erlebnis des Marktes, hier ein Registrieren von Tatsachen. Aber damit ist schon vorgegriffen.


2.

Wie hebt sich überhaupt der Tatbestand der Wirtschaftlichen Dimension von jenem des Preises ab?  Der einzelne Preis ist etwas fallweise Verwirklichtes, etwas schlechthin  Gewesenes,  ist eitel Vergangenheit. Irgendwie geworden ist auch die einzelne Wirtschaftliche Dimension; aber dann verharrt sie als charakteristische Zahl eines Objekts, als etwas  Geltendes in eitel Gegenwart. Der Preis geht neben der Tat des Tausches her und aus ihr hervor, er ist etwas Tatbestimmtes, schlechthin eine Tatsache. Dagegen kommt selbst die einzelne Wirtschaftliche Dimension, die sich an eine bestimmte Objektgattung heftet, schon einem Tatbestand gleich, von dem sich erst noch Tatsachen ablösen: der Stand der Wirtschaftlichen Dimension zu verschiedenen Zeiten, ihr Steigen oder Fallen. Sie selber ist ein Tatbestimmtes nur soweit, als sie auf Preise zurückführt. Daneben ist sie mittelbar etwas den Willen Bestimmendes, z. B. in Sachen der späteren Tauschvorgänge. Man könnte aber meinen, der jüngste Preisfall, der "letztgezahlte" Preis sei auch keine schlichte Tatsache, sondern gleichfalls mittelbar bestimmend für den Willen, zum nächstfolgenden Tausch nämlich. Soweit dies zutrifft - z. B. bei einem Börsenpreis, der als "Kurs" festgehalten würde - soweit also der jüngste Preisfall nicht einfach von verstärktem EInfluß auf die Wirtschaftliche Dimension ist, sondern sie geradeaus zu vertreten scheint, bleibt zwar der Preis selber nach wie vor das Gewesene; aber diese Fallweise des Preises kippt dann unmittelbar seiner Höhe nach in das verharrend Willensbestimmende der Wirtschaftlichen Dimension um! Damit liegt also bloß ein Sonderfall im Verhältnis der beiden Tatbestände zueinander vor. Jenes Umkippen tritt noch darin schroffer hervor, daß nun aus etwas Persönlichem ein Unpersönliches, oder besser ein  Überpersönliches  geworden ist. Der Preis ist allemal etwas  Persönliches;  er hängt ja an der Tat und diese an der Person, im Sinne des Entschlußes zum Tausch, der allemal den Entschluß zum Preis notwendig in sich faßt - wie hier immer nur an die repräsentative Person des Gebildes zu denken ist, wird sich noch später ergeben. Die Wirtschaftliche Dimension aber kommt zwar auch vom Persönlichen, soweit sie nämlich auf Preise zurückführt; sie geht auch wieder zum Persönlichen, soweit sie den Willen der Tauschenden bestimmt. Sie selber jedoch löst sich von der Person, hebt sich über die Person hinaus, besagt in diesem Sinne etwas  Überpersönliches.  Das kann nie für den Preis zutreffen, als dem schlechthin  Gewesenen,  sondern imer nur von der Wirtschaftlichen Dimension, als dem Geltenden.

Sobald die Wirtschaftliche Dimension als geltende Größe voll in Kraft steht, trägt sie einen Januskopf. Ihr eines Antlitz kehrt sie dem Wirtschaftsgebilde zu - und für Unternehmung und Erwerb gilt in sinngemäßer Abwandlung stets das Gleiche. Soweithin wirkt die Wirtschaftliche Dimension als  Richtschnur alles Veranschlagens  innerhalb der "Wirtschaft als Rechnung". Sei es, daß man Aufwände zu veranschlagen hat oder man nimmt im Wege des Veranschlagens der Objekte die Aufteilung des Verfügbaren auf den Bedarf rechenhaft vor oder sucht über das Verfügbare als Ganzes Aufschluß und so fort. Für alles Rechnen in der Wirtschaft liefert die Wirtschaftliche Dimension offenbar die  Ansätze.  Wie sie es tut, oder genau, in welcher Mannigfaltigkeit, ist allerdings ein großes Problem für sich; die ganzen "privatwirtschaftlichen" Werttheorien stellen sich darauf ein.

Aber der Januskopf der Wirtschaftlichen Dimension blickt auch nach dem  Markt  hinaus, dieser hier als Inbegriff vollziehbaren Tausches gemeint. Dorthin bewährt sich die Wirtschaftliche Dimension zunächst als  begründete Erwartung der Preise,  gleichsam als die Preishoffnung. Da hat sie mittelbar etwas von einer "Chance", in der Sinnesweise MAX WEBERs. Freilich nur bedingt, könnte man sie die Chance der Höhe des Preises nennen, der sich dem Wirtschafter hinsichtlich seiner tauschbaren Objekte darbietet. Es wird sich zeigen, sie ist noch von einem ganz anderen Belang!

Den Willen zum Tausch bestimmt die Wirtschaftliche Dimension insoweit, als der Entschluß zum Tausch notwendig auch den Entschluß zu einem  Preis  in sich faßt. Sie ist kein Grund zum Tausch, besagt vielmehr nur eine mehr oder minder dehnbare  Bedingung,  unter der getauscht wird. Der Tauschende aber steht entweder einem "angebotenen" Preis gegenüber, sofern er diesen nicht seinerseits zuvorkommt oder er steht vor einem  Schwebenden Preis;  darunter sind, neben "Taxen", besonders die "fixen" Preise unseres Alltags gemeint, die schon den fertigen Tauschentschluß des Verkäufers vorstellen, also eigentlich schon den halben Tausch selber. Diesem, bald spontanen, bald herausgeforderten Angebot gegenüber reift nun der Entschluß zum Tausch bloß dann, sobald das Angebot nicht so hoch über der Wirtschaftlichen Dimension steht, daß darüber schon aller vernunftmäßige Antrieb zum Tausch ins Stocken kommt: worauf man eben "absteht" vom Tausch. Selbst für jenen ausgefallenen Tausch, "bloß um der Wohlfeilheit willen", ist nicht die Wirtschaftliche Dimension selber, sondern nur der günstige Abstand des Preisangebots von ihr das zum Tausch Bestimmende. Daraufhin aber, daß die Wirtschaftliche Dimension die  mehr oder minder dehnbare Bedingung spielt, unter der getauscht wird,  setzt sie sich im entsprechenden Grad in den Preisen auch durch, wird also zu einer "bestimmenden Norm" der eintretenden Preisfälle. Besonders auch in diesem Sinn ist die Wirtschaftliche Dimension etwas Geltendes,  geltende  Größe.

Die Geltung der Wirtschaftlichen Dimension, im Sinne ihrer Rolle als bestimmende Norm des Tauschverkehrs, entspringt als etwas rein Tatsächliches aus dem Markt selber. Wie es bald erläutert wird, hängt das mit jener "Preisstetigkeit" zusammen, die in ihr gegenständlich wird. Will man ihr Gelten als bestimmende Norm auf eine Forderung zurückführen, so deckt sich die Wirtschaftliche Dimension gleichsam mit der Forderung nach dem "marktrichtigen Preis". Diese Forderung trägt offenbar nichts in den Tauschverkehr hinein, was nicht in ihm selber begründet wäre. Daran muß man streng festhalten. Um so strenger, weil es eine Gruppe von Werttheorien gibt, die gerade das rein Tatsächliche jener normativen Natur zu etwas Grundsätzlichem steigern. Was im Besonderen diese Theorien unter "Wert" zu bestimmen suchen, ist schon ein Gegenstück zur Wirtschaftlichen Dimension, eine Art Verklärung von ihr: Etwas nämlich, was dem Tauschverkehr als  ethische  Norm überstellt wäre! Hier tritt dann für die Forderung nach nach dem "marktrichtigen" Preis eine Forderung ein nach etwas rechthaft Richtigem, nämlich dem  "gerechten Preis",  nach dem Preis, "wie er sein soll". Das sei hier schon berührt, um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen, wenn selbst bei der Erläuterung der Wirtschaftlichen Dimension, als bloßen Tatbestand, von einer "bestimmenden Norm" geredet sein muß. Zugleich liefert es aber ein weiteres Beispiel dafür, wie sich das Chaos der Wertlehre von der Wirtschaftlichen Dimension aus klären läßt. Man sieht, hier wird unter "Wert" gleichsam schon jenseits der Wirtschaftlichen Dimension auf die Suche nach etwas Sinnvollem gegangen, eben nach dem "gerechten Preis". Diese, hier zufällig aufgetauchten Theorien der  "Wert-Ethik"  sind zwar heute etwas aus der Mode. Aber nicht nur die ehrwürdigsten Wurzeln der Wertlehre laufen dorthin und bis zu den Kirchenvätern zurück; und nicht nur bleibt eine Wiedergeburt dieser Art Theorien zu keiner Zeit aus, auch heute nicht: man könnte sogar behaupten, daß ein Schuß von "Wert-Ethik" eigentlich in allen Theorien atavistisch [auf Überholtes rekurrierend - wp] steckt! Was immer unter "Wert" gesucht wird, die Forderung des "gerechten Preises" klingt allemal leiser oder vornehmlicher an. Nur wechselt dabei die Auffassung vom rechthaft Richtigen des Preises sehr lebhaft ab.


3.

Die Wirtschaftliche Dimension kommt nicht ohne einen Anhaltspunkt an vergangene Preise zustande; darüber wird noch zu reden sein. Auf der anderen Seite kommen ohne den Anhalt an die Wirtschaftliche Dimension wieder keine künftigen Preise zustande; auch das wird noch besser hervortreten. Vorweg aber erscheint die Wirtschaftliche Dimension im Bild einer  Brücke, die von der Vergangenheit der Preise hinüberführt in die Zukunft der Preise.  Worüber soll sich aber diese Brücke wölben, was klafft zwischen jener Vergangenheit und Zukunft? Offenbar die  Entschlüsse zu Tausch und Preis,  die sich allemal im Bewußtsein der Tauschenden gestalten müssen. Preise entstehen ja nicht aus sich selber, sie begleiten einen Vorgang, der unbedingt aus Entschlüssen der Beteiligten hervorgehen muß oder es handelt sich überhaupt um keinen Tausch, höchstens etwa um einen erzwungenen Umwechsel. Wiederholt war zu betonen, wie der Entschluß zum Tausch immer schon zusammenfällt mit dem Entschluß zu einem Preis von bestimmter Höhe. Das trifft nicht bloß bei jener Art Tausch zu, wo der Preis aus einem Austrag der Beteiligten hervorgeht, aus dem "Preiskampf", als ein "freigebildeter" Preis. Selbst wenn z. B. der Monopolist des Verkaufes die Preishöhe einseitig festsetzt, so geht erstens auch das aus seinem eigenen Entschluß hervor. Außerdem spielt die festgesetzte Preishöhe den Anderen gegenüber wieder die Rolle des Schwebenden Preises, gleich den "fixen" Preisen unseres Alltags. Aber das enthebt die Anderen weder vom Entschluß zum Tausch, noch selbst vom Entschluß zum Preis; zwar nur in abgewandelter Form, in der Abstellung auf eine vorweg bestimmte Preishöhe, bleibt ihnen der Entschluß trotzdem aufgenötigt. Selbst bei einer "Preistaxe", die sämtlichen Beteiligten gegenüber den Schwebenden Preis vorstellt, ist es genauso. Stets versinnlicht der Entschluß zu Tausch und Preis die Kluft zwischen der Vergangenheit und der Zukunft der Preisreihen. Und so ändert es auch grundsätzlich nichts, ob nun jene Brücke, die immer nur die Wirtschaftliche Dimensioin dazwischen schlagen kann, gleich von beiden Parteien beschritten wird, indem sie beide ihren Anhaltspunkt an der Wirtschaftlichen Dimension suchen; oder vorerst bloß vom Monopolisten oder bloß vom Gesetzgeber der Taxe. Denn soviel ist klar, in noch so abgewandelter, noch so abgeschwächter Form bleibt auch für den Monopolpreis und für die Taxe unentwegt die Wirtschaftliche Dimension wirksam, als bestimmende Norm. Und stets geht dieser bestimmende Einfluß, der in Gestalt der Wirtschaftlichen Dimension von der Preisvergangenheit zur Preiszukunft webt, auch noch durch die Köpfe der Gegenpartei durch, die sich selbst zum Schwebenden Preis erst noch "verstehen" muß.

Just hinter dieser Einsicht aber, wonach die Preise ausnahmslos auf den Entschluß der Tauschenden zurückführen, da lauert die Gefahr eines schweren Irrtums. Nur zu leicht verfällt man der Lockung jener hohlen Redensart, wähnt, daß sich der Tausch immer als Wahl entscheide und diese Wahl gemäß dem "höheren Wert". Von da aus stürzt man unvermeidlich in die Selbsttäuschung ab, als wären wir jederzeit einer  unmittelbar größenhaften "Schätzung"  der Objekte fähig. Dahinzu sündigen die frischweg aufgestellten Skalen positiver "Nutzgrößen", von denen sich der Gedankengang gewisser Theorien nährt. Allein, wir erfreuen uns nun einmal nicht jenes - wenn man so sagen darf -  "absoluten wirtschaftlichen Gehörs",  um dahin und dorthin so treffsicher "schätzen" zu können. Es bleibt dem Wirtschafter versagt, gleichsam von der Stelle aus einem Objekt die Größe abzuhorchen, die ihm zur Richtschnur würde für sein ganzes Verhalten gegenüber diesem Objekt. Wäre es möglich, dann allerdings ergäbe das gleiche eine Art vertiefter Wirtschaftlicher Dimension, vertieft in der inhaltlichen Bestimmtheit dieser Größe. Dann hätte das Wirtschaftsgebilde die Wirtschaftliche Dimension aus sich selber herausgetrieben, ganz unabhängig von allem Tausch; sie wäre also binnengebildlich geartet, nicht zwischengebildlich.

Zugunsten dieser "wirtschaftsautonomen" Dimension wird in der bekannten Weise argumentiert: wäre diese "Schätzung" nicht möglich, wie könnte "tauschlose" Wirtschaft überhaupt geführt werden! Nun, vom Boden der schiefen Auffassung aus, die hier dahintersteckt, gäbe es ohnehin keine "tauschlose" Wirtschaft: wird ja die ganze Wirtschaft dann als ein Weichselzopf "inneren Tausches" gesehen und mit Nachdruck verfochten, daß zwischen "innerem" und "äußerem" Tausch gar kein Unterschied hinsichtlich der hier entscheidenden Verhältnisse bestünde. Aber der "tauschlosen" Wirtschaft, auf die man sich hier beruft, gebrach es durchaus nicht an innerer Möglichkeit, auch ohne jenes gefabelte Vermögen einer unmittelbar größenhaften Schätzung. Ob und wie diese "tauschlose" Wirtschaft gelegentlich mit Surrogaten der Wirtschaftlichen Dimension gearbeitet hätte, ist von minderem Belang. Von höchstem Belang aber, daß eine  "tauschlose"  Wirtschaft allemal auch  traditional  geartet war! In der Hauptsache ging die Führung solcher Wirtschaft darin auf, die ihr überkommene Gestaltung zu behaupten, sich gleichsam in dieser wiederzufinden. Daraufhin blieb sie im Geiste der "Wirtschaft als Gestaltung" durchaus möglich; obwohl ihr der gleichzeitige Sinn einer  "Wirtschaft als Rechnung"  verwehrt war. Versagt war ihr das in der Art eines Problems, das in gleichem Grade, als es unlösbar blieb, als Problem auch gar nicht vorhanden war. Dieses Problem hat sich der Wirtschaft ohne Tausch niemals gestellt, eben dank ihrer traditionalen Artung. Immer erst die  rationale  Wirtschaft ist rechenhaft und sie muß es sein. Alle die Probleme, die sich wieder daran knüpfen, fallen hier außer Betracht. Genug, daß jene "binnenwirtschaftliche" Dimension weder möglich ist, noch auch notwendig; was sich hier wechselseitig bedingt. Nicht möglich ist sie, denn es läuft einfach auf einen Widersinn hinaus, sich vorzumachen, das ganze, reiche Wechselspiel der Beziehungen, durch die jegliches Objekt wieder dem Allzusammenhang im Wirtschaftsgebilde verflochten bleibt, ließe sich auf eine einzige Zahl bringen und in dieser Zahl käme nun der Belang dieses Objekts gegenüber der Wirtschaft erschöpfend zu seinem größenhaften Ausdruck. Das ginge ja weit hinaus über die Quadratur des Zirkels! Es liegt aber selbst in der rationalen Wirtschaft gar kein Bedarf danach vor. Ist doch das wirtschaftliche Handeln, eben weil in der Wirtschaft  alles mit allem zusammenhängt,  grundwesentlich etwas anderes denn ein Mosaik von eitel  "Verhalten"  je einem Objekt gegenüber oder einer Gruppe von ihnen. Aber bloß dafür bedürfte es jedesmal wieder eines "Einvisierens" unseres Handelns auf die "Bedeutung", auf den "Nutzen", auf den "Wert" des betreffenden Objekts. An sich sind das ohnehin nur Worte, die für ganz unaufgelöste Gedanken stehen. Hier aber springen sie erst noch als Lösung für Probleme ein, die in ihrer Verfehltheit selber nur dem Glauben an diese Worte entsteigen. Entlang dieser wortgewollten Problematik dreht sich in unserer fachlichen Theorie das Denken hoffnungslos im Kreis. Zuerst glaubt es dem Wort das Problem und dann wieder glaubt es ihm auch die Lösung.


4.

Schon im Wesen der Sache ist das Unvermögen begründet, die wirtschaftlichen Objekte geradeaus als solche größenhaft zu schätzen. Darum nimmt jene Wirtschaftliche Dimension, die wahrhaft als ein Tatbestand vorliegt, ihren Ursprung so entschieden  im  Markt. Der Markt, wie gesagt, ist zunächst bloß als Inbegriff vollziehbaren Tausches gemeint, als Inbegriff der Möglichkeiten von Einkauf und Absatz. Nicht anders ist er gemeint, als etwa eine Ware "ihren Markt" sucht und findet. Nur dadurch aber nimmt die Wirtschaftliche Dimension ihren Ursprung daraus, daß hinter jenem Inbegriff erst noch ein ganz tatsächlicher Zusammenhang sein Wesen treibt. Aller Markt nämlich wird zu dem, was er ist, überhaupt er  als der Schöpfer von Wirtschaftlicher Dimension!  Hinsichtlich aller Objektgattungen, die für ihn wesentlich sind, vollzieht sich ein Wechselspiel zwischen vergangenen und künftigen Preisfällen, ihren Reihen entlang. Als Markt liegt also immer schon eine Verwebung vergangener und künftiger Preisreihen vor; Preisvergangenheit ist da mit Preiszukunft insoweit verwoben, als die erstere von mehr oder minder bestimmendem Einfluß auf die letztere ist. Gerade diese Verwobenheit der Preise, über den Markt hinweg, wird nun in der Wirtschaftlichen Dimension gegenständlich.  Durch Preise bestimmt und zugleich für Preise bestimmend zu sein,  ist der Sinn der Wirtschaftlichen Dimension. Dem entspricht die EIgenheit des  Marktes,  immer erst durch die Schöpfung Wirtschaftlicher Dimension zu sich selber zu kommen. Diese Eigenheit steigt, z. B. in der Börse auf den Gipfel: jener gebildhafte Markt, der ausdrücklich auch dazu als ein handlungsfähiges Gebilde gestaltet erscheint, um Wirtschaftliche Dimension aus sich heraus zu treiben. Plump gesagt, es hat am Wesen der Börse teil, das auch zur Kurse-Festsetzung organisierte Marktgebilde zu sein. Ähnliches aber trifft für jeden, noch so schattenhaften, noch so ungestalten Markt zu; sein eigenes Werden gipfelt darin, Stifter Wirtschaftlicher Dimension zu sein. Zugleich damit zieht der Markt auch Grenzen um sich: Grenzen seiner selbst und seiner Herrschaft über den Tauschverkehr, im Zuge jener  Verwebung von Preisvergangenheit und Preiszukunft.  Es sind nicht bloß räumliche Grenzen; findet doch z. B. das und jenes Objekt bloß in bestimmten Kreisen, Schichten, Berufen usw. "seinen Markt", chirurgische Bestecke nur unter Ärzten. Stets aber fallen auch die räumlichen Grenzen in Betracht hinsichtlich der Geltung der Wirtschaftlichen Dimension, in der jene Verwobenheit gegenständlich wird.

Hier verrät dieser scheinbar so schlichte Tatbestand erstmals seine innere Verwicklung. An sich ist freilich nichts klarer, als daß die Wirtschaftliche Dimension einer Objektgattung so oft mal  nebeneinander  in Kraft steht, gleichgültig unter welcher Abweichung, als Märkte für sie gleichzeitig in Betracht fallen! Selbst für ein und denselben Standort ist hier der Gegensatz einschlägig zwischen "Weltmarktpreis" - selber ein Rohbegriff - und "Lokalpreis"; mittelbar auch jener zwischen "Großhandels-", "Wiederverkäufer-", "Ladenpreis", ja selbst gegenüber dem, was ein Objekt "unter Brüdern wert" ist. Sogar der vielberufene "Liebhaberwert" gehört insoweit hierher, als er auffaßbar ist als die Wirtschaftliche Dimension eines höchst verengten Marktes, gegenüber etwa dem "Tagespreis" von Aufkäufern, Trödlern, usw. Etwas anderes ist es schon mit der Eigentümlichkeit, wie sehr irgendein Objekt sofort in seiner Wirtschaftlichen Dimensioni einschrumpft, sobald es aus dem Laden in die Hand des letzten Käufers wandert - sofern dieser noch einen allerletzten sucht.


5.

Gegenständlich wird in der Wirtschaftlichen Dimensioni, wie sie in den Köpfen der Wirtschaftenden wach und in ihrem Willen lebendig ist, nicht bloß jene  Verwobenheit  der Preise im Bering [Umkreis - wp] des Marktes, sondern auch die  grundsätzliche  Stetigkeit der Preisreihen! Es handelt sich nicht um die Erfahrung, wonach die zeitlich sich folgenden Preisfälle, gleichen Objekts und Marktes, einander ziemlich gleich bleiben, von gelegentlichen "Sprüngen" abgesehen, oder von krisenhafter Zeit - noch lebt die Erinnerung in uns, wie gleichgültig, ja als das ganz Natürliche man es entgegennahm, daß in den Preisreihen des Alltags sich numerisch kaum etwas änderte. Nicht aber diese  numerische  Stetigkeit der Preisreihen ist gemeint, die bald buchstäblich, bald nur sehr vergleichsweise gilt; darin  spiegelt  sich nur das hier gemeinte grundsätzliche Verhältnis, in seiner rein  tatsächlichen  Folge. Um zum Wesen dieses Sachverhaltes vorzudringen, muß man sich den  Werdegang  des einzelnen Preisfalles vorhalten. Jeder einzelne Preisfall im Gefolge vollzogenen Tausches, geht aus einem buntfältigen Kräftespiel hervor. Daran sind allemal zwei Motivationen beteiligt, von denen die eine aber vorauseilt, sofern ein Schwebender Preis in Frage kommt; sei es als Taxe oder als Monopolpreis oder als "fixer" Preis schlechthin. Dieses Kräftespiel verwickelt sich noch, wenn der "fixen" Preise mehrere zu vermuten sind, also eine Suche nach dem günstigsten Angebot möglich wird. Das Kräftespiel verwickelt sich erst recht, wenn die beiden Motivationen zeitlich zusammenfallen, indem es dann beim Fehlen eines Schwebenden Preises zu eine "Preiskampf" auswächst. In diesem Kräftespiel fällt aber der Wirtschaftlichen Dimension allemal eine Hauptrolle zu, denn sie liefert ja die, wenn auch noch so dehnbare Bedingung, unter welcher der Entschluß zu Tausch und Preis alleinig reift. So viel der Komponenten in jenem Kräftespiel sonst noch in Kraft treten und so mannigfaltig sie es tun, das Ganze klingt stets aus zu einer  richtigen Stellungnahme zur Wirtschaftlichen Dimension!  Denn das Unvermögen einer unmittelbar größenhaften Schätzung, gleichsam in den leeren Raum hinein, macht irgendeinen größenhaften  Anhaltspunkt  bei jenem Kräftespiel zur unbedingten Notwendigkeit; den aber bietet die Wirtschaftliche Dimension dar. Was immer an jenem Kräftespiel teilhat, es kann sich in keinem anderen Sinne durchsetzen, als so, daß der neue Preis die Wirtschaftliche Dimension mehr oder minder bejaht, oder mehr oder minder verneint; das letztereim Sinne entweder eines "Druckes" auf die Wirtschaftliche Dimension oder ihres "Auftriebes". Gerade daraufhin setzt sich letzten Endes aber die Wirtschaftliche Dimension selber durch, bald schwächer, bald stärker oder auch völlig. Sie ist aber nichts als das Mittel, durch das hindurch die Vergangenheit der Preise auf die Zukunft der Preise von bestimmendem Einfluß wird. In ihr lebt irgendwie immer die ganze Preisreihe nach, bis zum jüngsten Preisfall, scheinbar besonders dieser. Ihr Werk ist es mithin, daß sie jeden neuen Preisfall an die ganze Reihe der bisherigen Preisfälle bindet, bald fester, bald lockerer. Mit dem Vollzug eines Tausches tritt also der neue Preisfall stets und notwendig so ein, daß sich damit  die  Preisfälle entlang ihrer Reihe  "fortspinnen",  über die Wirtschaftliche Dimension hinweg. Mit diesem unbedingten Zwang, jeden Tausch so aufzufassen, daß der neue Preisfall zugleich mit der Wirtschaftlichen Dimension die früheren Preisfälle bejaht oder verneint, so daß er in diesem grundwesentlichen Sinn stets eine Preisreihe fortsetzt, damit steht der Sachverhalt der  Preisstetigkeit  in Kraft. Gegenständlich aber wird diese Preisstetigkeit offenbar wieder in der Wirtschaftlichen Dimension; denn nur sie bietet den unentbehrlichen Anhaltspunkt dar, um den neuen Preisfall am alten auszurichten und nur in der Notwendigkeit dieses Anhaltspunktes wurzelt jener Zwang, die Preise ihrer Reihe entlang "fortzuspinnen".

Dieser Zwang ist freilich nur ein vernunftmäßiger. Denkbar bleibt jederzeit ein Angebot ins Blaue hinein oder ein blinder Zuschlag oder sogar der Zusammenklang von beidem. Damit büßt aber das Handeln überhaupt seinen Sinn ein, widerstreitet also der Wirtschaft, die selber als ein Sinnvolles im Dasein steht. Wir oft jene Unvernunft zur Tatsache wird und ob diese in irgendeiner Annäherung sogar zur Regel des Lebens würde, ist eine reine Tatfrage. Jedenfalls läßt sich die Wirtschaft einfach nicht durchdenken, ohne daß man in solcher Weise den  Spuren der vernunftmäßig Selbstverständlichen  folgt. Das hat auch mit keinerlei "Unterstellung" etwas zu tun, weder mit der eines "Wirtschaftsmenschen", noch daß  Egoismus",  "Individualismus" oder sonst was dabei unterstellt wäre. Es erfüllt dieses Vorgehen nur die Art, widerspruchslos über die erlebte Wirklichkeit zu denken,  ohne sie ihres ureigenen Zusammenhanges zu berauben.  Unterstellung fängt erst dort an, wo man dem Entfalten des erlebten Zusammenhanges ganz  künstlich  den Weg kürzt; zum Beispiel also, indem man den Tausch zu einer Wahl einschnurren läßt und dann, um auch diese Wahl in der Linie des geringsten logischen Widerstandes zu erläutern, jemand oder eigentlich nur "etwas" dahinter setzt, was immer bloß auf "Wertgewinn" ausgeht und zu diesem Behuf mit der Gabe der unmittelbar größenhaften Schätzung ausgestattet ist, sofort aber zum Tausch zuschnappt, wenn jener Gewinn zutrifft. Nur da ist wahrhaft etwas unterstellt, eben der Hampelmann des Erwerbs. Bei solcher "Marionettisierung" des Entschlusses zu Tausch und Preis kommt man auch eins-zwei-drei über den Tatbestand der Wirtschaftlichen Dimension hinweg; natürlich, das besagt ja dann bloßen "Tauschwert" und muß vor dem "wahren Wert", wie er z. B. als "Grenznutzen" gedeutet wird, die Segel streichen! Vom Standpunkt solcher Erkenntnis aus greift man also am Tatbestand selber vorbei. Man achtet der Fallweise der Preise, nicht aber der geltenden Größe. Trotzdem unterläuft hier wieder nur eine ganz  einseitige  Art, diesen Tatbestand als Problem zu sehen. Denn im Grunde löst man aus der Fülle seiner Problematik rein nur das  Problem des Entschlusses zu Tausch und Preis  heraus, verfolgt dieses aber nach der Richtschnur des eigentlichen "Wert-Problems" der heutigen Theorie, nämlich als Suche nach dem "Allpreisgrund". Das ergibt dann die Theorien der  "Wert-Pragmatik",  die sich auf den Boden des vorgeblichen "methodologischen Individualismus" stellen, im Grunde aber nur jener nichtsnutzigen Redensart nachempfunden sind, vom "höheren Wert"  jenseits  der Wirtschaftlichen Dimension gesucht wird, später noch klarer hervortreten.


6.

Die Preisstetigkeit, die uns in der Wirtschaftlichen Dimension bloß in einer anderen Gestalt vor Augen tritt, besagt etwas  rein Grundsätzliches.  Die Vermutung liegt ja nahe, daß ihr auch der tatsächliche Verlauf der Preisreihen Gehör gibt und wirklich lehrt die Erfahrung, wie die Preisreihen numerisch zum Beharren neigen, Zeiten "krisenhafter" Markt- oder auch Geldverhältnisse natürlich ausgenommen. Aber m Sachverhalt jener Preisstetigkeit selber, da änder selbst der größte Sprung in der Preisreihe ebensowenig, wie ein völliges Gleichbleiben der Preise entlang ihrer Reihe. Der neue Preisfall mag vergleichsweise noch so hoch emporgeschnellt oder noch so tief gestürtzt sein, zur Tatsache ist beides eben nicht anders geworden als bewußt im Geiste einer ebenso großen "Abweichung" von der bestimmenden Norm der Wirtschaftlichen Dimension. Der Alltag drückt das so aus, daß schlechthin "der Preis" gefallen oder gestiegen sei und verleiht in dieser Weise jener Kontinuität Ausdruck, die in der Wirtschaftlichen Dimension gegenständlich wird. Die bestimmende Norm ist dann unter dem Druck übermächtiger Einflüsse gleichsam gebogen worden. Vielleicht büßt sie darüber sogar die Schnellkraft ein, um sich selber auch nur annähernd wieder zur alten Höhe zurück zu biegen,  aber sie bricht nie. Der Faden der Stetigkeit dehnt sich dann gleichsam, aber er reißt nie.  Denn auch im extremsten Fall, bei der heftigsten Bewegung, beim tollsten Auf und Nieder der Preise, ihrer Reihe entlang, verharrt unentwegt die Ausrichtung der Wirtschaftlichen Dimension, mag diese mit ihrer eigenen Höhe noch so heftig in den Wirbel hineingerissen werden. Grundsätzlich bleibt sie aufs Haar so in Kraft wie bei einer absoluten Gleichheit des neuen mit dem jüngsten Preisfall und mit beliebig vielen früheren.

Wenn umgekehrt aber die Bewegung der Preise aussetzt, alle Preise der zeitlichen Reihe entlang die gleiche Höhe einhalten, oder, wie es der Alltag ausdrückt, "im Preis sich nichts ändert", dann darf man nicht wieder in anderer Wendung verkennen, was hier den Ausschlag gibt. Es führt dies keineswegs immer und notwendig auf eine einfache Wiederkehr der gleichen Motivation zurück, beim beiderseitigen Entschluß zu Tausch und Preis. Viel wahrscheinlicher ist es, angesichts der Unruhe des Lebens überhaupt, daß sich zwar im ganzen Kräftespiel, in der beiderseitigen Motivation, bei Angebot und Nachfrage und beim Preiskamp, alles Mögliche verändert hat; aber gleichgeblieben ist der Umstand, daß sich die Wirtschaftliche Dimension  durchzusetzen  wußte. Dieser anhaltende Sieg dessen, was im ganzen Kräftespiel geflissentlichst auf das Gleichbleiben der Preishöhe hinwirkt - denn darauf läuft es bei der Rolle der Wirtschaftlichen Dimension als größenhaftem Anhaltspunkt für den Entschluß zu Tausch und Preis hinaus - dieser Sieg kann sich von einem zum anderen Tausch und Preisfall je in ganz verschiedener Weise einstellen. Bald sind die auf Änderung der Preishöhe ausgerichteten Kräfte überhaupt zu schwach, sie wissen die Wirtschaftliche Dimensioni, an deren Höhe man sich vorweg anklammern muß, nicht zu überwinden. Bald aber lähmen sich diese Kräfte gegenseitig; und auch das kann in buntfältigster Weise so sein und bald schon in der Motivation, bald erst im Preiskampf dahin auslaufen. So oder so behält dann die wirtschaftliche Dimension, als bestimmende Norm, das letzte Wort, sie setzt sich buchstäblich durch, verharrt daraufhin in ihrer Höhe, die Preishöhe bleibt fortgesetzt ihr und damit sich selber gleich.

Dabei ist die Wirtschaftliche Dimension, in deren Walten sich die grundsätzliche Stetigkeit der Preise auswirkt, natürlich selber dem Wandel unterworfen. Soviel ist ohne weiteres klar, je stetiger für ihren eigenen Teil die tatsächliche Veränderung in der Höhe der Preisfälle ausfällt, desto schärfer wirkt dies auf die Wirtschaftliche Dimension zurück; während vereinzelte Schwankungen leicht ohne Rückwirkung auf sie bleiben. Das hängt auch noch an anderen Dingen, aber hier ist das unmöglich ins Einzelnen zu verfolgen. Im allgemeinen gilt für das Verhältnis der Wirtschaftlichen Dimension zu den Preisen das Scherzwort in vollem Ernst: ich bin ihr Führer, also muß ich ihnen folgen! Es taucht da vorübergehend eines der zahllosen Probleme auf, die man aus dem Tatbestand der Wirtschaftlichen Dimension herauszusehen vermag. Genug, daß man sich klar bleibt, in welch grundsätzlichem Sinn die Wirtschaftliche Dimension die Preise gar nicht zu bestimmen vermag,  ohne selber durch die Preise bestimmt zu sein.  Offenbar nur daraufhin wird in ihr die Verwebung von Vergangenheit und Zukunft der Preise gegenständlich. Da sie aber so grundsätzlich selber wieder auf Preise zurückführt,  spielt  sie den Preisen gegenüber niemals den zureichenden Grund! Ihre Rolle als bestimmende Norm stellt nur die Maske vor, in die aller  Zusammenhang der Preise untereinander  schlüpft. Darum läßt sich im bündig durchfahrenden Schlagwort die Wirtschaftliche Dimension als "Allpreisfolge" aussagen. Es leuchtet dann von der Stelle aus ein, was sich, in der gefühlsmäßigen Analogie dazu, dem naiv theoretischen Denken nahelegen konnte: die Hypothese eines ebenso bündig erfaßbaren  "Allpreisgrundes"!  Aber zur vollen Klarheit darüber, wie das vorherrschende "Wertproblem" der heutigen Theorie gerade diese Wendung einschlagen mußte, bedarf es auch noch des vollen Aufgebots der späteren Kritik. Jedenfalls bezieht sich das "Sterben" der Wertlehre in erster Linie auf diese Suche nach dem "Allpreisgrund."


7.

Die sehr verschiedene Art, in der die Wirtschaftliche Dimension, als ein Geltendes, auf die fallweisen Preise zurückführt, als das Preisbestimmte, als "Allpreisfolge", bringt es wieder an den Tag, wie innerlich  zerklüftet  eigentlich dieser Tatbestand ist, der für den ersten Blick so schlicht erscheint. Die einfachste Art der Preisbestimmtheit der Wirtschaftlichen Dimension läge damit vor, daß sich im Bering eines Marktes der  jüngste Preisfall  in der Wirtschaftlichen Dimension auslebt; oder besser, er, der als etwas Fallweises stets das Gewesene bleibt, lebt durch die Erinnerung an ihn als etwas Geltendes nach, als Gegenwärtiges. Es ist nun kein Zweifel, unter sonst gleichen Umständen hätte der jüngste Preisfall immerzu etwas voraus; spinnt sich doch unmittelbar über ihn hinweg der Faden der grundsätzlichen Stetigkeit der Preise, ihrer Reihe entlang. Es muß aber Mehrerlei zutreffen, ehe das Fallweise eines Preises und sie es selbst der jüngste, son bedingungslos umkippt in das Geltenden der Wirtschaftlichen Dimension. Dafür könnte der Preisfall erstens schon der genügenden Öffentlichkeit entbehren, worüber bald noch weiteres zu sagen ist. Zweitens könnte ja der Preisfall stets von einer zeitlichen Nachbarschaft anderer Preisfälle, in der gleichen oder in verwandter Reihe, als ein richtiger "Zufallspreis" nach oben oder unten abweichen. Darum gehören schon besondere Umstände dazu, ehe der jüngste Preisfall selber zur Wirtschaftlichen Dimension umkippt. Sie treffen beispielsweise für die  Börse  zu. Da ist die Öffentlichkeit zum System gemacht und auch die ganze Lage ist ausgesprochen danach, reine Zufälligkeiten im Werden des Preises sicherer auszuschließen, als irgendwo anders. Ist doch die Börse sozusagen die  höchste Verdichtung des Marktes,  gemeint als Inbegriff der Möglichkeitendes Tausches sowohl, wie auch hinsichtlich der Verwobenheit der Preisreihen. Aber selbst da hat eine "Kursfestsetzung" auf vereinzelte Preisfälle hin stets etwas notgedrungen künstliches an sich, ist ein Notbehelf für bestimmte, dringliche Bedarfsfälle; und sicherlich kippt das Fallweise hier zu etwas Geltendem mehr für die "Außenwelt" um, als für die - nächste - Börse selber.

Statt wieder diesem Problem ins Einzelne zu folgen, ein Seitenblick auf etwas anderes. Es braucht die Meinung darüber, welche Wirtschaftliche Dimension denn eigentlich in Geltung stünde, durchaus nicht bei allen Beteiligten eines "Preiskampfes" übereinstimmen; so zwar, daß der Preiskampf mehr oder minder zu einem Streit um die Wirtschaftliche Dimension selber wird. Man streitet sozusagen um den "marktrichtigen Preis", wobei die abweichenden Meinungen darüber bald aufrichtige, bald vorgeschützte sein mögen. Das rückt sofort ins hellste Licht, wie bedeutsam die Frage ihrer  Eindeutigkeit  für die Wirtschaftliche Dimension ist. Daraus geht wieder der sonderliche Belang einer "behördlichen" Feststellung hervor, einer also kraft höherer Gewalt, was übrigens mit der sofort zu berührenden Eigenheit der wirtschaftlichen Dimension in vollem Einklang steht. Zugleich sieht man hier das Problem an, wie die verschiedenen Märkte darin in  Wettbewerb  treten, daß sie je am gleichen Ort jene Wirtschaftliche Dimension zur praktischen Geltung zu bringen suchen, die sie je einzeln stiften. Da besonders kann die amtliche Feststellung einen Vorsprung einräumen. Es mögen aber selbst "amtliche Kurste" noch untereinander kämpfen müssen; nur zu leicht überschneidet sich ihr Geltungsbereich, von den Punkten der höchsten Marktverdichtung her - also von den Börsen, Schrannen [Markthallen - wp], Messen usw. - in die randwärts sich verflachenden Gebiete des Marktes hinaus, in der "Provinz", auf dem "flachen Land". Da mag dann besonders jenes  räumliche  Übergewicht entscheiden, das z. B. dem "Weltmarktpreis" innewohnt oder der "Notiz der Hauptbörse". Hier siegt dann die größere Sprannweite von jenem "Notorischen" der Wirtschaftlichen Dimension, das mit ihrer Eigenheit zusammengeht, der Person überhoben, als das Überpersönliche zu sein; sie rückt damit selber einer "höheren Gewalt" näher. Jedenfalls stellt die Wirtschaftliche Dimension stets  ein Stück Öffentlicher Meinung  dar, nicht das unwichtigste. Damit ist aber der anscheinend so schlichte Tatbestand unversehens auch vom Wirbel jener Problematik ergriffen, die sich von der Öffentlichen Meinung ablöst.

Wenn der jüngste Preisfall überhaupt den Anspruch erhebt, zur Wirtschaftlichen Dimension umzukippen, dann betrifft das eine besondere unter den mancherlei  Spielarten  von ihr. Sie hängen an der ganz verschiedenen Art, wie  Preisvergangenheit von Einfluß wird auf Preiszukunft.  Zum Greifen nahe liegt es, daß sich gleich das  Ganze  an absehbarer Preisvergangenheit in der Wirtschaftlichen Dimension niederschlägt. Dann nat natürlich der jüngste Preisfall gar nichts Wesentliches voraus, es sei denn die besondere Frische, in der man sich seiner, daneben aber auch der sonstigen Preisfälle der jüngsten Zeit erinnert. Die Preiserinnerung läuft imer den Reihen entlang zurück, gebildet von den Preisfällen einer bestimmten Objektgattung oder auch eines individuellen Objekts. Ein Problem für sich ist es, ob dieser bloße Niederschlag der Preiserinnerungen seinerseits vom Sinn eines Durchschnitts ist oder irgendeines "Mittels" oder einer "richtungsmäßig", einer "Tendenz" gemäß erfahrbaren Größe. So oder so gewendet, hier recht eigentlich schlägt die Tradition der Preisgestaltung zu preisbestimmter  ratio  um. Sitte und Brauch übergreifen hier, für den Teil der Wirtschaftlichen Dimension, selbst in das Gebiet des wirtschaftlichen Größenspiels. In dieser Spielart besagt die Wirtschaftliche Dimension schlechthin die gegenständlich gewordene Tradition der Preise, gleichsam den  üblichen Preisstand. 

Ungleich weniger traditional ist der  zweite  Hauptfall gerartet. Dann aber spielt sich die Wirtschaftliche Dimension so recht erst als die begründete  Preiserwartung,  Preishoffnung auf, als "Chance" der Preishöhe. Dann entspringt sie auch nicht mehr dem größenhaft durchfahrenden Analogieschluß von einst auf heute, wonach ein Ding so und soviel giltl, einfach, weil es immer schon soviel gegolten hat. Es führt dann zu einer verwickelteren Auffassung: Die Wirtschaftliche Dimension kommt nun der wahrscheinlichen Gegenwart ihrer eigenen Größenbewegung gleich, wie die letztere aus der jüngsten Vergangenheit heraus in die Zukunft gedeiht. Im mathematischen Gleichnis gesprochen, meint dies einen, dem Jetztpunkt entsprechenden Stand der Preishöhenkurve, wenn man sich diese in die Zukunft verlängert denkt, gemäß der "Tendenz" ihres übersehbaren Verlaufs. Vom Üblichen Preisstand kehrt sich dies offenkundig ab. Doch auch von einem Schwebenden Preis dürfte man nicht sprechen, insoweit dieser Ausdruck seiner früheren Deutung vorbehalten bleibt und jenen "halbverwirklichten" Preis bezeichnet, der dann schon auf einseitigen Entschluß hin, gleichsam auf Abruf der Gegenseite, zu voller Wirklichkeit wird. Diese zweite Spielart der Wirtschaftlichen Dimension hat offenkundig auch MAX WEBER vor Augen, wo er - "um das so vieldeutige Wort  Wert  zu vermeiden" - von derm "Marktlage" eines Gutes spricht; diese bildhafte Wendung trifft die Sache vorzüglich, geht aber leider an ihrer Zweideutigkeit zu Bruch. Man kann sich allerdings die Lage des Marktes auf ein Objekt bezogen und in dessen Wirtschaftlicher Dimension vergegenständlicht denken; eben dahin geht ja die Forderung der "Marktrichtigkeit". Besser wird man von der  Fälligen Preishöhe  reden. Es ist klar, dafür bringt sich der jüngste Preisfall sehr lebhaft zur Geltung, äußersten Falles tritt er selber als Vertreter der Fälligen Preishöhe auf. In jedem anderen Fall gilt von der Fälligen Preishöhe, was auch selbstverständlich für den Üblichen Preisstand zutrifft: da wie dort besagt die Wirtschaftliche Dimension zwar im Grundsatz eine bestimmte Anzahl von Geldeinheiten, eben als die charakteristische Zahl, von Objekt zu Objekt; in aller Regel ist sie jedoch nur als eine  schwankende Zahl  erfaßlich, mit einem gewissen Spielraum der Unbestimmtheit, "von - bis". Das aber, gleichwie auch die besonderen Fälle eines "Geldkurses" neben einem "Briefkurs", sei hier der Einfachheit halber dauernd übergangen.
LITERATUR Friedrich Gottl-Ottlilienfeld, Die wirtschaftliche Dimension - eine Abrechnung mit der sterbenden Wertlehre, Jena 1923