ra-2von FerberH. Cohnvon EhrenfelsE. DürrH. Lüdemann    
 
ERNST STERN
Zur Frage der
logischen Wertung


"Setzen wir den Fall, jemand erblickt eine ihm bis dahin unbekannte, von den ihm geläufigen Spielarten ziemlich erheblich abweichende Rose, erblickt sie zum ersten Mal; er kann dann vielleicht die Pflanze nicht sogleich unterbringen, er will wissen, um was für eine Art es sich handelt, er denkt nach, überlegt, bemüht sich, aus seiner Erinnerung und durch Vergleichen zum Ziel zu kommen, und schließlich dämmert in ihm die Erkenntnis auf, daß es sich bei der vorliegenden Pflanze um eine Rosenart handeln muß. Vorhanden und richtunggebend für den Ablauf der seelischen Funktionen ist die Erkenntnistendenz, sie bestimmt die auftauchenden Vorstellungen; einige von diesen werden sogleich als nicht zutreffend, dem Erkenntnisziel nicht konform verworfen, bis endlich die: Das ist eine Rose als richtig, als dem Erkenntnisziel konform erlebt wird."

"Bei allen bisher mitgeteilten Untersuchungen ist also der psychische Vorgang im wesentlichen der gleiche. Immer handelt es sich um eine Subsumtion unter die Erkenntnissphäre. Nur im Zusammenhang mit dieser kann die Versuchsperson überhaupt entscheiden, ob die sich ihr aufdrängende Lösung richtig ist oder falsch."

THEODOR HAERING hatte in einer eingehenden Arbeit (1) die Psychologie der Wertung zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht. Dabei war er zu dem ihm befremdlichen Ergebnis gelangt, daß "jeder Wertungsvorgang uns immer auf einen anderen Wert zurückführt", und daß sich mithin der Wertbegrif psychologisch niemals restlos auflösen läßt, sondern immer bei der Analyse ein Wert als notwendige und nicht weiter analysierbare Voraussetzung zurückbleibt. Jede Wertung stellt danach eine Subsumtion unter eine bereits vorhandene Wertsphäre dar; wie sich diese letztere entwickelt hat, das zu untersuchen ist eine zweite Aufgabe; aber auch sie führt nicht zu einer restlosen Auflösung des Wertbegriffs, sondern ebenfalls auf einen bereits bestehenden Wert zurück. Gegen diese Auffassung hatte MESSER (2) zunächst Stellung genommen, und er hatte die Ansicht geäußert, daß sich ein wert für uns dadurch konstituiert, daß wir etwas begehren, was uns dann befriedigt und aufgrund hiervon erst zum Wert für uns wird. "In diesem Sinne muß sich der Wertbegrif psychologisch auflösen lassen." Demgegenüber betont HAERING, daß alles, was begehrt wird, bereits eine Wertung voraussetzt. Ich selbst hatte in einer früheren Untersuchung (3) bereits gezeigt, daß im Gegensatz hierzu sich tatsächlich nachweisen läßt, auch wenn man anders vorgeht wie HAERING, daß jede Wertung auf einen bereits bestehenden Wert zurückführt, mithin immer bereits ein Wertbewußtsein voraussetzt. Und auch MESSER hat seine ursprüngliche Ansicht dahin modifiziert. Wir können uns also in den folgenden Untersuchungen in Übereinstimmung mit HAERING und MESSER auf den Standpunkt stellen, daß sich der  Wertbegriff  psychologisch nicht auflösen läßt und daß jede Wertung ein Subsumtionserlebnis darstellt.'

HAERING war bei seinen Untersuchungen von der allgemein üblichen Einteilung der Werte ausgegangen, und er hatte hedonische, ethische, logische und ästhetische Werte unterschieden. Diese Einteilung ist auf Widerspruch gestoßen. So hat MESSER (4) gezeigt, daß sie dem vorwissenschaftlichen Bewußtsein durchaus nicht geläufig ist, und daß einige Wertgebiet in dieser Einteilung nicht enthalten sind. Besonders aber hat man eingewandt, daß die von HAERING als "logische" Werte bezeichnete Gruppe keine Werte darstellt; so sagt KRAUS (5) geradezu: "Es ist zu hoffen, daß diese Einordnung, oder richtiger gesagt, Unordnung (der logischen Werte unter die Werte überhaupt) nicht mehr weiter umsich greifen wird." Im wesentlichen handelt es sich, wie mir scheint, um ein Mißverständnis auf Seite von KRAUS; was HAERING mit der Bezeichnung "logische" Wertung ausdrücken will, ist doch nur: "Wenn ich etwas als wahr erkenne oder erlebe, so liegt damit und darin eine Wertung besonderer Art vor: nämlich eben eine  Wahrheitswertung  oder  Wahrwertung";  so erlebe ich es mit anderen Worten als meinem  Erkenntnisideal  oder  Erkennnisziel  konform und als in dieser Beziehung, d. h. für das Erkennen, bzw. das Erreichen des Zieles desselben (z. B. des Aufbaus eines objektiven Weltbildes)  wertvoll,  ganz parallel etwa einer moralischen Wertung, wo ich auch z. B. etwas als meinem ethischen Ideal usw.  konform  erleben bzw. beurteilen kann." Bei der Bezeichnung "logische" Wertung handelt es sich nicht darum, daß die Wahrheit oder die Erkenntnis von Menschen wertgeschätzt wird, sondern darum, um es so auszudrücken, daß das Erleben der Wahrheit, das Erkennen als Wertung erlebt wird, daß also die Prädikate "wahr", "falsch", "richtig", "unrichtigt" Wertprädikate sind, die auf der gleichen stufen stehen wie z. B. die Prädikate "gut" und "schlecht".

Gegen diese eben skiziierte Auffassung von HAERING hatte MESSER eingewandt, daß er in einem Urteil wie "das ist eine Rose" kein Wertungserlebnis erblicken kann, daß sich psychologisch überhaupt keinerlei Erlebnisse beim Fälle dieses Urteils nachweisen lassen. Damit stimmen die Untersuchungen von MARBE (6) überein, der auch experimentell feststellen konnte, daß es  keine psychischen Vorgänge gibt, die ein Urteil als Urteil psychologisch charakterisieren.  Daß das für den Urteilsvorgang seine Berechtigung hat, das habe ich selbst (7) in einer früheren Untersuchung dargelegt. Etwas anderes aber gilt für das Wertungserlebnis. Ein genuines Wertungserlebnis, egal ob es sich um eine logische, eine ethische oder sonst irgendeine Wertung handelt, kann in seiner typischen Art nur da vorliegen, wo, wie HAERING sich ausdrückt, sich für das wertende Bewußtsein ein Wert konstituiert, d. h. wo er erstmalilg für das betreffende Bewußtsein zustande kommt; das gleiche Erlebnis muß auch naturgemäß da vorliegen, wo der Wert nicht zum absolut ersten Mal erlebt wird, sondern auch da, wo er sich ohne Bezug auf ein früheres Erleben des gleichen Wertes neu konstituiert.

Nehmen wir nun an, daß der Satz "dies ist eine Rose"  unter gewissen Bedingungen eine Wertung darstellen kann,  so fragen wir uns, warum dies  in der Regel nicht der Fall  ist. Die Antwort hierauf ergibt sich wohl bereits aus unseren vorausgegangenen Darlegungen. Wenn ich eine Blume vor mir stehen habe, welche diese und jene Form und Farbe hat, welche den charakteristischen Geruch besitzt, und ich spreche dann den Satz aus: "dies ist eine Rose", so konstituiert sich hier für mich keine neue Erkenntnis, vielmehr urteile ich einfach aufgrund meiner mir geläufigen und im Augenblick zur Verfügung stehenden Kenntnisse rein mechanisch. Und doch kann auch dieser Satz eine Wertung darstellen. Setzen wir den Fall, jemand erblickt eine ihm bis dahin unbekannte, von den ihm geläufigen Spielarten ziemlich erheblich abweichende Rose, erblickt sie zum ersten Mal; er kann dann vielleicht die Pflanze nicht sogleich unterbringen, er will wissen, um was für eine Art es sich handelt, er denkt nach, überlegt, bemüht sich, aus seiner Erinnerung und durch Vergleichen zum Ziel zu kommen, und schließlich dämmert in ihm die Erkenntnis auf, daß es sich bei der vorliegenden Pflanze um eine Rosenart handeln muß. Vorhanden und richtunggebend für den Ablauf der seelischen Funktionen ist die "Erkenntnistendenz", sie bestimmt die auftauchenden Vorstellungen; einige von diesen werden sogleich als nicht zutreffend, dem Erkenntnisziel nicht "konform" verworfen, bis endlich die: "Das ist eine Rose" als richtig, als dem Erkenntnisziel "konform" erlebt wird.

Ähnlich spielt sich das Wiedererkennen ganz allgemein ab, sofern es nicht sofort mühelos, gleichsam automatisch gelingt. Ich sehe einen Menschen, dessen Gesicht mir bekannt vorkommt; ich erinnere mich, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben, ohne daß ich im Augenblick anzugeben vermag, wo das war und wer die betreffende Person ist. Ich überlege, und wenn ich nicht sogleich finde, um wen es sich handelt, dann bleibt eine Zeitlang ein unangenehmes, quälendes Gefühl zurück, das mich immer wieder zwingt, mich mit der an und für sich so gleichgültigen Sache zu beschäftigen. BETZ (8) hat sich in einer soeben erschienenen ausführlichen Arbeit auch mit dieser Erscheinung eingehend beschäftigt und er spricht geradezu davon, daß eine bestimmte "Einstellung" (worunter er allerdings nicht das gleiche versteht wie HAERING) vorhanden ist, und daß die auftauchenden Vorstellungen angenommen oder verworfen werden, je nachdem ob sie zu dieser Einstellung "passen" oder nicht. Die Untersuchungen von HAERING finden bei BETZ gar keine Berücksichtigung, sonst hätte ihm unbedingt die nahe Beziehung seines Standpunktes zum Ergebnis der Untersuchungen von HAERING in dieser Frage auffallen müssen.

Auch in einer großen Anzahl von pathologischen Fällen finden sich Bewußtseinsvorgänge, die im Sinne der Auffassung von HAERING sprechen. Das gilt besonders von Fällen mit den verschiedenen Formen von Agnosie [Störung bei der Deutung von Sinneserlebnissen - wp]; man vergleiche unter diesem Gesichtspunkt einmal die sehr interessanten Untersuchungen von GOLDSTEIN und GELB (9). Ich selbst habe mich in meiner schon oben zitierten Arbeit über denkpsychologische Untersuchungen an Hirnverletzten mit dieser Frage eingehender beschäftigt. Bei meinen Versuchspersonen lagen die Dinge so, daß, wie ich hier, meine damaligen Ergebnisse zusammenfassend, bemerken möchte, sie vor ihrer Verwundenung zweifellos in der Lage waren, ein kleines Holzkästchen, eine Lesefibel usw. richtig zu erkennen, oder den Namen dieser oder jener bekannten Persönlichkeit anzugeben, daß der Patient wußte, wohin ein Mörder kommt, kurz, daß er die ihm damals gestellten überaus einfachen Aufgaben ohne weiteres richtig zu lösen vermochte. Allein zur Zeit der Untersuchung war dies infolge der erlittenen Verwundung nicht mehr möglich. Was früher mühelos gelang, das mußte der Patient nun erst mühevoll durchdenken, und die Lösung gelang oft nur dann, wenn man ihm gewisse Hilfen gab. Für den in seinem ganzen psychischen Leben schwer geschädigten Patienten handelte es sich nun darum, all das, was ihm an für das Leben erforderlichem Wissen, d. h. am Bestand seiner Erkenntnissphäre, verloren gegangen war, möglichst rasch und vollkommen wieder zu erwerben, neue Kenntnisse zu sammeln. Es bestand also in der Tat bei ihm sehr ausgesprochen eine Erkenntnistendenz, d. h. eine Tendenz zur Ausbildung (Wiederherstellung) eines Weltbildes (Erkenntnissphäre). So viel glaube ich damit bewiesen zu haben, daß es  berechtigt ist, in diesen Fällen von einer "logischen" Wertung zu sprechen. 

Handelt es sich bei dieser Gruppe von Wertungserlebnissen um  "Richtig-Falsch"-Wertungen,  so handelt es sich in einer anderen Gruppe um  "Objektiv-Subjektiv"-Wertungen,  d. h. um die Entscheidung der Frage: Ist für eine vorhandene Empfindung ein objektiver Reiz gegeben oder nicht. Aber auch hier finden wir in der Regel beim erwachsenen Menschen kein Wertungserlebnis mehr. Ich sitze und träume vor mich hin, vor meinen Augen tauchen die verschiedensten Bilder auf, aber sofort weiß ich, daß es eben nur Bilder sind, denen objektiv nichts entspricht. Anders kann es schon im Zustand des Halbschlafs oder unmittelbar nach dem Erwachen sein. Hier kommt es nicht allzu selten vor, daß man sich im ersten Augenblick nicht ganz klar darüber ist, ob man nur träumt oder bereits wirklich, "objektiv", etwas vor sich hat. Auch in diesem Fall handelt es sich um ein Wertungserlebnis, um eine Objektiv-Subjektiv-Wertung. Ist aber der Mensch erst vollständig erwacht, dann vollzieht er sofort die Einstellung, daß nunmehr alles, was er als objektiv erlebt, auch wirklich objektiv eine entsprechende Grundlage hat.

Das gilt nicht von Patienten mit Halluzinationen. Eine große Anzahl hält ja die Stimmen oder die visionären Erscheinungen für absolut real; aber bei einer anderen Gruppe von Kranken finden sich doch auch solche, die bis zu einem gewissen Grad Krankheitseinsicht besitzen und sich die Frage vorlegen, ob den gehörten Stimmen, den gesehenen Erscheinungen wirklich objektiv etwas entspricht. Es ist äußerst interessant, zu verfolgen, wie die Kranken hier zu einer Entscheidung zu kommen versuchen, nach welchen Kriterien sie dabei urteilen. Wie dieses Material für die Psychologie der Wertung nutzbar zu machen ist, darauf werden HAERING und ich in einer gemeinsamen Arbeit später ausführlich eingehen.

Aber es gibt noch einen anderen, experimentellen Weg, den man zur Klärung der Frage, ob die sogenannten "logischen" Wertungen wirklich als Wertungen aufzufassen sind, einschlagen kann, und über Versuche, die ich in dieser Richtung angestellt habe, will ich in den folgenden Darstellungen kurz berichten. Der normale, vollsinnige Mensch baut sein Weltbild im allgemeinen mit Hilfe der beiden sogenannten höheren Sinne auf, d. h. mit Hilfe des Auges und des Gehörs; die anderen Sinne, die man sich als "niedere" zu bezeichnen gewöhnt hat, spielen dabei in der Regel nur eine sehr untergeordnete Rolle. Die Erfahrungen, die Auge und Ohr dem vollsinnigen Erwachsenen liefern, sind ihm daher so geläufig, daß es sich beim Wahrnehmen und Erkennen mittels dieser Sinne um Wertungserlebnisse in der Regel nicht handeln wird. Der Blinde benutzt zum Aufbau seines Weltbildes den Tastsinn, und dieser ist bei ihm kompensatorisch so fein ausgebildet, daß es ihm gelingt, mit seiner Hilfe alle möglichen Gegenstände zu erkennen. Man vergegenwärtige sich das Beispiel HELEN KELLERs, deren Tastsinn so fein ausgebildet war, daß sie mit seiner Hilfe sogar (dadurch, daß sie die Finger auf das Klavier legte) Melodien zu erkennen in der Lage war. Aber nicht nur die Empfindlichkeit der Hand, auch die der ganzen übrigen Körperoberfläche, besonders der nicht bedeckten Teile, ist ganz besonders fein ausgebildet; so erkennt der Blinde z. B. mit Hilfe der in der Stirn endenden Nervenfasern, ob er sich einer Wand nähert oder nicht. Derartiges gelingt dem Vollsinnigen in der Regel nicht, ja es ist ihm meist schon gar nicht möglich, Gegenstände, die ihm nicht sehr geläufig sind, die er aber mit dem Auge sofort erkennt, durch Tasten zu bestimmen.

Etwas ähnliches gilt für den Geschmackssinn. Im allgemeinen ist dieser nicht übermäßig fein organisiert, aber es gibt Menschen, bei denen das Geschmacksorgan so ungemein fein entwickelt ist, daß sie, um ein Beispiel heranzuziehen, nicht nur die Weinsorte, sondern auch den Jahrgang am Geschmack erkennen. Viele Menschen besitzen einen fein entwickelten Geruchssinn, mittels dessen sie schon kleine in der Luft vorhandene Verunreinigungen zu erkennen vermögen. Aber in der Norm, bei der Mehrzahl der Menschen sind diese Sinnesgebiete so schwach entwickelt, daß es ihnen Schwierigkeiten bereitet, wenn sie mit ihrer Hilfe irgendwelche nicht sehr geläufige Gegenstände erkennen sollen.

Diese Tatsache habe ich mir nun in den folgenden Untersuchungen zunutze gemacht, und ich habe einer Reihe von Versuchspersonen (im nächsten Abschnitt) die Aufgabe gestellt,
    1) mittels des Tastsinns,
    2) mittels des Geruchssinns und
    3) mittels des Geschmackssinns
irgendwelche Gegenstände (Stoffe, Substanzen) zu erkennen. Dabei zerfallen die Untersuchungen in zwei Teile: einmal nämlich handelt es sich darum, festzustellen, welcher Natur ein bestimmter Gegenstand ist, d. h. die Versuchsperson weiß, daß ihr irgendetwas vorgelegt wird, und sie hat anzugeben, was ihr vorgelegt wird, es handelt sich also um eine Richtig-Falsch-Wertung. Im zweiten Fall soll die Versuchsperson angeben, ob überhaupt ein objektiver Reiz vorhanden ist oder nicht, es handelt sich mithin um eine Objektiv-Subjektiv-Wertung. Das Nähere über das Vorgehen und die Instruktion gebe ich in den entsprechenden Abschnitten.


II.

Wir gehen nunmehr zunächst auf die erste der beiden Fragen ein: Was erlebt die Versuchsperson, wenn sie mit Hilfe eines der drei Sinnesorgane, Geruch, Geschmack, Tastsinn einen ihr dargebotenen Gegenstand erkennen und eine Aussage darüber machen soll, um was für einen Gegenstand es sich handelt, was dem Reiz objektiv entspricht. Die Versuchsperson wurde mit zugebundenen Augen in den für die Untersuchungen bestimmten, außerdem noch stark verdunkelten Raum gebracht, so daß sie sich vor Beginn der Versuche nicht darüber orientieren konnte, was für Gegenstände vorhanden waren und für die Versuche bereitlagen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl, dem Versuchsleiter gegenüber. Sämtliche Aussagen der Versuchsperson wurden sofort protokolliert; wo Hilfen gegeben, Zwischenfragen gestellt wurden, findet sich dies in den Protokollen besonders vermerkt. Ich gebe hier nicht alle erhaltenen Protokolle wieder, sondern beschränke mich auf die Mitteilung einiger Beispiele, da diese schon genügen, um unsere Frage zur Entscheidung zu bringen.

Zunächst eine Übersicht über die Versuchspersonen. Ich werde dieselben in den folgenden Ausführungen nur mit den entsprechenden Buchstaben bezeichnen.
    A: männlich, 29 Jahre, Dr. med.
    B: weiblich, 26 Jahre, z. Zt. Laborantin
    C: männlich, 27 Jahre, Dr. med.
    D: weiblich, 28 Jahre, studiert Musik
    E: männlich, 34 Jahre, Schriftsteller
    F: männlich, 40 Jahre, Mechaniker
    G: männlich, 29 Jahre, Dr. phil.
    H: männlich, 27 Jahre, Buchdrucker


a.

Zunächst wurden Versuche angestellt, bei denen die Versuchsperson mittels des Tastsinns Gegenstände, die ihr vorgelegt wurden, zu erkennen hatte. Dabei wurde ihr die folgende Instruktion gegeben:
    "Ich werde Ihnen der Reihe nach einzelne Gegenstände in die Hand geben. Betasten sie dieselben allseitig und ausgiebig; sobald Sie gefunden haben, um was für einen Gegenstand es sich handelt, geben Sie die Bezeichnung an; dann geben Sie Ihre Erlebnisse möglichst ausführlich zu Protokoll."
Wie zu erwarten war, zeigt sich, daß einfache Gegenstände sofort und ohne Schwierigkeiten erkannt werden, so ein Bleistift, eine Feder, ein Taschenmesser usw. Derarte Gegenstände wurden aber doch regelmäßig geboten, teils vor anderen, teils zwischen solchen, die die Versuchsperson nicht erkennen konnte. Auch muß hervorgehoben werden, daß bei den einzelnen Versuchspersonen verschiedene Gegenstände genommen wurden, da, was dem einen fremd und ungeläufig ist, dem anderen bekannt ist, von ihm also leicht und ohne Besinnen erkannt wird, während es dem ersten schwer war, die geforderte Bezeichnung anzugeben.

Ich gehe nun zur Mitteilung der Protokolle über:

VpA: Die Versuchsperson erkennt einfache, ihr geläufige Gegenstände durch Betasten sofort und ohne Schwierigkeiten. Es wird ihr dann ein kleiner rundovaler Taschenspiegel vorgelegt; sie betastet ihn allseitig und sagt nach etwa 1 Minut: Ich wußte zunächst nicht, worum es sich handelt; merkte nur etwas Rundes, Glattes; zunächst dachte ich an eine Erkennungsmarke, wie sie die Soldaten haben, sah dann aber, daß die Gravierung fehlte. Ich überlegte, was es sonst sein könnte, dann fiel mir der ungeschlagene Rand und die große Glätte auf; daran erkannte ich, daß es wohl ein Taschenspiegel sein müßte. Wie VpA auf befragen angibt, sei sie nicht ganz sicher gewesen.

VpB. erhält den Stiel eines Hörrohrs, dem die Ohrmuschel abgenommen ist. VpB betastet ihn längere Zeit und weiß dann nicht, um was für einen Gegenstand es sich handelt. Sie gibt an: "Ich bekam den Gegenstand mit der breiten Seite in die Hand. Zunächst hatte ich das Gefühl, es müsse ein Trichter sein. Dann fühlte ich aber, daß es dafür zu dick ist und der Stiel zu lang. Ich dachte dann an eine Trompete, aber es fehlte ein Mundstück; ich konnte aber auch nichts anderes finden. Auf Befragen erklärte VpB, daß sie sich ernsthaft bemüht hat, das Richtige zu finden; sie sei ein unangenehmes Gefühl dabei nicht losgeworden.

VpC: Es wird der Vp ein Garnknäuel vorgelegt. Vp nimmt es in die Hand und betastet es allseitig, ohne scheinbar zu einem Ergebnis kommen zu können. Dann findet sie das Ende des Fadens, zieht daran und sagt sofort, daß es sich um ein Garnknäuel handelt. Sie gibt dazu an: "Ich hatte anfangs nur den Eindruck des Rundlichen und Rauhen, konnte aber damit meine Aufgabe nicht für erledigt halten, denn damit war aüber den Gegenstand als solchen doch nichts Näheres ausgesagt; ich konnte aber im ersten Augenblick nichts anderes finden, bis ich zufällig den Faden fand; da wußte ich sofort, daß es nur ein Garnknäuel sein kann." Auf meine Frage, ob sie irgendein unangenehmes Gefühl erlebt hätte, als sie nicht eine passende Lösung fand, verneint die Vp dies; sie habe nur weiter nachgedacht und sich mit der Frage beschäftigt, weil  die Aufgabe es verlangte. 

VpF: Es wird der Vp ein scharfer Löffel, wie er in der kleinen Chirurgie Verwendung findet, vorgelegt. Vp fährt mit den Fingern der rechten Hand zunächst den Konturen nach, überlegt dabei sichtlich, kann zu keinem Ergebnis kommen, fragt, ob er den Gegenstand überhaupt kennen muß. Das wird ihm versichert. Darauf sucht er sich durch nochmaliges Nachfahren Klarheit zu verschaffen. Kann scheinbar immer noch nicht die richtige Bezeichnung finden. Dann fühlt er die scharfen Ränder des Löffelteils und sagt, es sei sicher "ein Ding zum Schaben". Vp gibt dazu an: "Ich konnte mir kein Bild machen, was das für ein Ding sein könnte. Ich hatte den Eindruck, daß ich sowas noch nie in der Hand gehabt hatte. Deshalb fragte ich, ob ich es kennen könnte. Als der Herr Doktor gesagt hatte, daß ich es kennen müßte, sagte ich mir, dann muß ich es auch erkennen. Ich kam aber nicht darauf, erst als ich die scharfen Kanten merkte, dachte ich, daß es ein Werkzeug sein muß, zum Schaben, mehr wußte ich beim besten Willen nicht anzugeben." Auch bei dieser Vp spielen gefühlsmäßige Erlebnisse keine Rolle, sie gibt hingegen an, daß sie sich wiederholt leise die Frage vorgesprochen hat, was das wohl für ein Gegenstand sein kann.

VpG: Es wird der Vp, die sehr musikalisch ist, ein Notenheft vorgelegt. Vp nimmt das Buch in die Hand und blättert, sagt dann sogleich lächelnd: "ein Buch"; und auf meine weitere Frage, was für ein Buch es wohl sei, weiß sie zunächst keine Antwort, blättert durch, überlegt sichtlich. Der Versuchsleiter fragt weiter, was für Bücher, die der Vp sich gut bekannt sind, da sie sich sehr viel mit ihnen beschäftigt, in dieser Größe erscheinen. Es dauert dann eine Weile, bis Vp lächelnd sagt, es seien Noten. Dazu gibt die Vp an: "Ich war sehr gespannt auf den Versuch, nachdem ich die ersten Gegenstände mühelos erkannt hatte. Ich hatte es mir nicht so leicht vorgestellt, Gegenstände durch Tasten zu erkennen, denn ich hatte es noch nie versucht. Ich nahm den Gegenstand in die Hand, in der Erwartung, was es wohl diesmal sein würde. Sofort fühlte ich eine gewisse Erleichterung, als ich merkte, daß es ein Buch sei. Auf die weitere Frage, was für ein Buch, hatte ich zunächst die Empfindung, wie kann man das nach dem Tasteindruck entscheiden, welchen Inhalt ein Buch hat, als ich die Größe hörte, wurde mir die Aufgabe klarer und dann kam ich sofort dahinter."

Beschränken wir uns auf diese Beispiele. Was geht nun aus ihnen hervor? Zunächst möchte ich hervorheben, daß nicht alle Aussagen bei diesen Versuchen so klar sind wie bei den von HAERING mitgeteilten Protokollen. Das hat aber seine Ursache darin, daß die Mehrzahl meiner Versuchspersonen keine psychologische Schulung besitzt und noch gar nich oder nur höchst selten an derartigen Versuchen teilgenommen hat. Daher finden wir in ihren Aussagen Angaben, wie sie sich bei HAERINGs Versuchspersonen finden: "Ich war darauf eingestellt" oder "Ich vergegenwärtigte mir die Instruktion" usw. in meinen Protokollen nicht. Wir müssen also bisweilen durch Zwischenfragen aus der Vp herauszuholen versuchen, was sie von allein nicht gibt und müssen vor allen Dingen ihre Aussagen richtig ausdeuten.

Zunächst geht aus allen Aussagen hervor, daß die Versuchspersonen der Aufgabe, die ihnen gestellt wurde, nachzukommen bestrebt waren, mit anderen Worten, sie hatten sich darauf eingestellt, die Instruktion zu erfüllen, es besteht also bei ihnen eine "Erkenntnistendenz". In einer großen Anzahl der Fälle kann die Vp sofort angeben, um was für Gegenstände es sich handelt. Gelnagt das aber nicht, so besteht eine Diskrpanz zwischen dem Streben (der Erkenntnissphäre) und dem Können. Daraus resultiert in einigen Fällen (so bei VpB) ein unangenehmes Gefühl. Über die Einstellung selbst hören wir nur von VpG etwas Näheres, sie spricht hier von einer Spannung, Erwartung, ob sie die Aufgabe (die ihr also während der ganzen Dauer des Versuchs gegenwärtig sein mußte) würde erfüllen können.

VpF gibt an, daß er sich die Aufgabe (was kann das wohl sein?) mehrmals wiederholt hat.

Gelingt die Lösung nicht unmittelbar, so tauchen eine Reihe von Vorstellungen auf, die in ihrem Inhalt durch eine determinierende Tendenz bestimmt werden. Scheint die auftauchende Lösung nicht richtig, d. h. erscheint sie der "Erkenntnistendenz" (dem Erkenntnisideal) nicht "konform", so wird sie verworfen, d. h. es findet hier eine negative Wertung, eine Falsch-Wertung statt. Diese kann eine gefühlsmäßige sein, wird aber in der Mehrzahl der Fälle eine intellektuelle sein. Taucht dann die richtige Lösung auf (oder die vermeintlich richtige Lösung), so erlebt die Vp die Übereinstimmung derselben mit ihrem Erkenntnisziel, es findet eine positive Wertung, eine Richtig-Wertung statt. Auch diese kann gefühlsmäßig sein, so bei der VpG, sie kann aber auch, und wird es in der Mehrzahl der Fälle zweifellos sein, intellektuell sein.

Als sehr geeignet für unsere Zwecke hat sich die folgende Versuchsanordnung erwiesen. Auf einen Karton waren Buchstaben und Ziffern aufgeklebt, so daß sie über den Karton erhaben waren und beim Herüberfahren deutlich zu fühlen waren. Der Vp wurde nun ein solches Kärtchen in die Hand gegeben, und sie hatte dann dasselbe zu betasten und anzugeben, was für ein Zeichen sich auf der Karte befand. Ich habe den Versuch mehrmals mit mir selbst angestellt; es ist durchaus nicht so leicht, wie es zuerst scheint, die richtige Deutung zu geben, man gerät, wenigstens bei meinen Buchstaben und Ziffern, überaus leicht von einer Konturlinie auf die andere und verliert damit die Orientierung. Auch fast allen Versuchspersonen wurde die Lösung ziemlich schwer, wenigstens am Anfang; es muß aber hervorgehoben werden, daß sich bei mehrmaliger Wiederholung der Versuche eine deutliche Übbarkeit geltend macht und sich dann das Erlebnis nicht mehr in seiner typischen Form nachweisen läßt.

VpC erhält eine "8" vorgelegt und meint, es sei eine  2.  Er gibt dazu an: "Ich hielt diese Aufgabe entschieden für leichter als die vorhergehenden, denn als Kind hatte ich schon mit Lottosteinen ähnliches versucht. Daran dachte ich sofort. Ich war höchst erstaunt, als ich die Karte in die Hand bekam und nicht sofort wußte, was für eine Zahl darauf stand. Ich dachte aber, ich müsse es doch finden; als ich nachfuhr, kam ich immer von einer Linie in die andere, selbst als ich mich sehr bemühte. Ich habe die obere Schleife auch richtig erkannt, merkte aber nicht, daß auch die untere geschlossen ist, und hielt es daher für eine  2.  Ich muß zugeben, daß ich viel dabei geraten habe."

VpD erhält ein kleines lateinisches "a" vorgelegt; gibt es richtig an und sagt darüber aus: "Ich dachte mir, das kann doch nicht so schwer sein, denn die Blinden lernen es doch sehr rasch und tasten doch alles nur mit den Fingern ab. Als ich dann die Karte bekam, meinte ich zuerst, es sei ein  o,  fuhr aber der Sicherheit halber noch einmal nach und bemerkte dann einen quer verlaufenden Strich. Dann tastete ich noch einmal darüber und sagte mir das Alphabet her. Einmal war ich ganz durch, dann erst kam ich darauf, daß es ein  a  sein müsse, weil kein anderer Buchstabe sich so anfühlen kann."

Auch diese Versuche zeigen, daß es sich beim Erlebnis des Erkennens um eine Wertung handelt. Gegeben ist auch hier wieder die "Erkenntnistendenz", die den Vorstellungsablauf bestimmt. Taucht eine Vorstellung auf, die dem Reiz entspricht, so wird sie als dieser Erkenntnistendenz konform erlebt, d. h. es findet eine positive Wertung statt.


b.

In einer folgenden Reihe von Versuchen habe ich der Vp die Aufgabe gestellt, mittels des Geruchssinns festzustellen, was für ein Gegenstand exponiert wurde. Auch hier bieten die schon oben erwähnten Ausführungen von BETZ ein Beispiel, das in unserem Sinne Verwertung finden kann. BETZ führt aus, daß, wenn er am Geruch festellen will, was für eine Pflanze er vor sich hat, der Eindruck zu seiner Einstellung (siehe oben) "passen" muß, damit er ein richtiges Urteil abzugeben in der Lage ist. Ich stellte die Versuche sehr einfach an. In einem kleinen Schälchen befand sich eine nicht abgemessene Menge der betreffenden Substanz (denn auf psychometrische Messungen kommt es mir nicht an), oder der betreffende Gegenstand wurd der Vp sonst irgendwie dargeboten. Die Zeit der Darbietung war nicht bestimmt, wechselte auch in den einzelnen Fällen; ich legte darauf keinen Wert, weil ich das für die besonderen Untersuchungen für belanglos hielt. Die Instruktion lautete entsprechend der unter  a  mitgeteilten.

Auch hier kann ich mich auf die Mitteilung einiger weniger Protokolle beschränken. Manche Stoffe wurden sofort erkannt, so z. B. Salmiakgeist, Benzin usw. Bei anderen war es schwieriger, nicht immer möglich. Einzelne Angaben sind recht interessant, so z. B. VpC: Es wird auf einem Schälchen ein wenig Bohnenkaffe dargeboten. Vp lacht, macht aber zunächst gar keine Aussage, erst nach einigem Überlegen sagt sie: "Wahrscheinlich Kaffee." Sie gibt dann an: "Als ich an dem Zeug zuerst roch, mußte ich lachen, denn es schien mir ganz klar, daß es sich um Kaffee handeln muß. dann aber kam mir sofort der Gedanke, woher kann der jetzt Bohnenkaffee haben. Dann überlegte ich, was es sonst wohl sein könnte, und ich dachte, irgend so ein Ersatzstoff. Dazu roch es zu ähnlich, und ich wußte nicht, was es sein könnte. Also sagte ich Kaffee, machte aber ein kleines Fragezeichen dahinter." Auf die Frage, ob er sich die Sache leichter vorgestellt hätte, meint er, er habe sich gedacht: das kann doch nicht so schwer sein, das mußt du doch finden. Er sei nur stutzig geworden, weil er keine Vorstellung hatte, wie der Versuchsleiter an Kaffee kommen konnte.

VpD: Der Vp werden zwei Rosen gezeigt, sie soll dieselben ansehen und an ihnen riechen. Es wird ihr gesagt, daß sie nachher mit verbundenen Augen an den Blumen riechen soll und dann zu entscheiden haben, welche der beiden Rosen ihr dargeboten worden ist. Die Vp kann bei der Ausführung des Versuchs zu keiner Entscheidung kommen. Sie sagt aus: "Zunächst beim Betrachten und Riechen hatte ich den Eindruck, daß das doch leicht sein muß, denn ich hatte ganz deutlich das Gefühl, daß die beiden Rosen anders riechen würden. Als ich dann aber mit verbundenen Augen ine in die Hand bekam, wurde ich plötlich ganz unsicher. Ich hatte keine rechte Vorstellung mehr und versuchte es auf alle mögliche Art. Erst fragte ich mich, ist es die hellere oder die dunklere, da wurde ich noch unsicherer, dann dachte ich gar nichts, sondern roch einfach, und da konnte ich auch nicht dahinter kommen. Dann sagte ich mir, es muß die hellere sein, aber auch diese Art der lösung befriedigte mich nicht. Es ist mir unmöglich, mich zu entscheiden."

VpE. Der gleich Versuch. "Ich dachte vor Beginn de Versuches, daß das doch sehr leicht sein muß für jemanden wie mich, der viel mit Blumen umgeht und seine eigenen Rosen im Garten hat. Ich war auch zuerst ganz sicher, es war die dunkelrote. Doch dann meinte ich so etwas wie eine Unsicherheit zu versprüren. Kannst du dich nicht irren? Und das gab den Ausschlag, daß ich zu keinem Ergebnis kam. Ich hatte dabei ein so unangenehmes Gefühl."

VpG: Die Vp erhält ein Schälchen mit Alkohol dargeboten. Riecht längere Zeit daran. Kommt zu keiner sicheren Entscheidung, überlegt weiter, sagt dann: "eine Droge". "Ich roch sehr intensiv, dachte dabei, es müsse doch eine bekannte Flüssigkeit sein, sonst würden Sie einem das nicht hier geben. Zuerst war ich auch nahe daran, mich für Alkohol zu entscheiden, aber sicher war ich nicht. Ich mochte aber nicht raten. Auf etwas anderes kam ich nicht, der Geruch schien mir dann ziemlich indifferent. Ich glaube, ich war nicht genügend konzentriert, sonst hätte ich wohl das Richtige gefunden."

Ich kam mich hier auf diese paar Beispiele beschränken, sie zeigen alle deutlich das, worauf es mir bei meinen Versuchen ankommt. Auch hier spielt sich das Erkennen nicht in der einfachen Weise ab,, wie wir das gewohnt sind, wenn wir einen Gegenstand mit den Augen betrachten und hinterher sagen, das ist Kaffee oder das ist eine dunkelrote Rose, sondern auch hier ist das Erlebnis auseinandergezogen. Maßgebend für den Ablauf der Vorstellungen ist auch hier wieder das Aufgabebewußtsein, die "Erkenntnistendenz", die der Instruktion entsprechende Einstellung. Interessant ist die Aussage der VpG, der selbst den Eindruck hatte, er habe zu keiner Lösung kommen können, weil er sich nicht konzentriert genug mit der Sache befaßt hätte. Auch hier können gefühlsmäßige Wertungen vorkommen, wie z. B. VpE zeigt.


c.

Ich beschreibe noch ganz kurz einige Beispiele über das Erkennen mit Hilfe des Geschmackssinns. Hier habe ich ganz einfache Substanzen benutzt, die in der in der Psychologie zur Untersuchung des Geschmackssinns üblichen Weise mit einem kleinen Glasstäbchen auf die Zunge gebracht wurden, und die Vp hatte dann anzugeben, um was für einen Stoff es sich handelt. Hier war es sehr schwer, andere Aussagen als süß, bitter usw. zu erhalten, doch mag das an den von mir verwandten Stoffen gelegen haben. Ich beschränke mich daher auf einige wenige anders lautende Ergebnisse.

VpE erhält eine schwache Zuckerlösung vorgelegt; er sagt nach einigem Überlegen: "Ich kann nur sagen, daß es etwas Süßes war." Dazu gibt er an: "Als ich schmeckte, hatte ich zuerst den Eindruck des Süßen, dachte aber, daß das nicht genügen könnte, und ich legte mir die Frage vor, was es wohl sein könne. Ich dachte uerst an Sacharin, dann an Zucker, weil man keinen Nachgeschmack hatte, war aber nicht sicher und sagte deshalb nur Süßes."

VpF: Die Vp erhält eine schwach saure Lösung gereicht; sagt "Essig". Vp gibt dazu an, sie habe zuerst nicht gewußt, was es sein könne, denn es gäbe viele saure Sachen, dann habe sie gemeint, es werde wohl Essig, eil man den im Haus am meisten brauche.

VpH erhält eine schwache Chininlösung dargeboten, er schmeckt eine Weile und meint dann, es müsse wohl Galle sein. Er gibt dann an: "Ich merkte nur etwas ganz bitter Schmeckendes und dachte, was das wohl am ehesten sein könnte, konnte aber nichts finden, dann fiel mir auf einmal plötzlich ein, daß Galle am bittersten sei, und daß es wohl Galle gewesen wäre."

Auch diese Beispiele, mit denen ich diese Ausführungen abschließen möchte, zeigen bereits, daß es sich auch bei diesen Erkenntnisvorgängen um ganz das gleiche Erlebnis handelt. Gegeben ist auch hier wieder eine Aufgabe, der nachzukommen die Vp sich bemüht. Sie sucht den Stoff, der ihr gereicht wird, mittels des Geschmackssinnes zu erkennen. Sobald sie geschmeckt hat, auchen in ihre die verschiedensten Vorstellungen auf, und sie verwirft oder billigt sie, je nachdem sie ihr zu der Erkenntnistendenz, d. h. zu der Aufgabe, "was ist das für ein Stoff" zu passen scheinen oder nicht.

Bei allen bisher mitgeteilten Untersuchungen ist also der psychische Vorgang im wesentlichen der gleiche. Immer handelt es sich um eine Subsumtion unter die Erkenntnissphäre. Nur im Zusammenhang mit dieser kann die Versuchsperson überhaupt entscheiden, ob die sich ihr aufdrängende Lösung richtig ist oder falsch. Dabei kann die Wertung eine intellektuelle oder eine gefühlsmäßige sein. In der Mehrzahl der Fälle wird es sich um eine intellektuelle Wertung handeln, ein Umstand, der durch die Besonderheit der "logischen" oder "Erkenntnissphäre" bedingt ist.


III.

Wesentlich kürzer kann ich mich bei den nun folgenden Untersuchungen fassen. Handelte es sich in den soeben mitgeteilten Versuchen darum, daß die Vp festzustellen hatte, was für ein Gegenstand ihr geboten wurde, so soll sie nunmehr entscheiden, ob überhaupt ein Reiz vorhanden ist oder nicht, es handelt sich also um eine "Objektiv-Subjektiv-Wertung". Ich untersuchte hierbei nur das Erkennen mit Hilfe des Tastsinns. Die Versuchsanordnung war höchst einfach. Ich ließ zunächst die Vp über eine bedruckte Seite Papier fahren, und sie hatte den Auftrag, anzugeben, an welcher Stelle der Druck beginnt. Dann hatte ich kleine Kärtchen, die teilweise leer, teilweise bedruckt waren, und die Vp hatte, wenn sie ein Kärtchen in die Hand bekam, anzugeben, ob dasselbe leer oder bedruckt war. Und endlich hatte ich einige kleine Metallplättchen, auf denen sich teilweise geringe Rauhigkeiten befanden, und die Vp hatte anzugeben, ob auf einer vorgelegten Platte Unebenheiten waren oder nicht.

Wenn man die Versuche selbst anstellt und selbst zu ermitteln versucht, wo z. B. auf einer Seite der Druckk anfängt, dann sieht man, daß das in vielen Fällen sehr leicht, in anderen ganz unmöglich anzugeben ist. Für meine Versuche hatte ich eine Buchseite gewählt, wo das Erkennen sehr schwierig war.

VpA: Vp tastet vorsichtig und langsam über die Seite hin, beginnt mehrmals von neuem und zeigt endlich eine Stelle, die schon ein ganzes Stück innerhalb der bedruckten Zone liegt. Vp gibt an: "Es ging mir ganz eigenartig; als ich über das Papier mit dem Finger strich, hatte ich wiederholt die Empfindung, hier ist noch nichts, aber hier fängt es an, und ich finde, daß der Unterschied nicht sehr groß ist. Ich fing dann wieder an, jedesmal, wenn ich meinte, jetzt fängt der Druck an, und weiterfuhr, wußte ich nicht, ob ich mir das bloß eingebildet oder wirklich den Druck gefühlt hatte. Zu einer sicheren Angabe konnte ich nicht kommen."

VpC tastet über die gleiche Seite sehr vorsichtig, kann anfangs zu keinem Resultat kommen. Dann probiert er es, indem er mit dem Fingernagel darüberstreicht und gibt die richtige Stelle an. Er sagt aus: "Als ich über das Papier tastete, konnte ich zu keiner Feststellung gelangen, dann dachte ich, so geht es eben nicht, bald glaubt man, man hat die Stelle, und dann wieder hat man sie nicht. Ich probierte es daher mit dem Nagel, wenn man darüberkratzt, merkt man ganz wenig, aber doch ziemlich deutlich einen Unterschied."

Ich gebe nun auch für den zweiten Versuch einige Beispiele.

VpA: Vp erhält ein leeres Kärtchen, betastet es wiederholt und meint dann: "Ich kann zu keinem sicheren Urteil gelangen. Ich habe mir immer gesagt, daß man an der Rauhigkeiten erkennen müsse, ob etwas auf der Karte gedruckt sei oder nicht. Wenn ich aber mit dem Finger über die Karte fahre, fühle ich Rauhigkeiten fast überall. Ich suchte nach besonderen, für die Schrift charakteristischen, konnte aber keinen Anhaltspunkt dafür gewinnen. Ich weiß aber nicht, ob nicht doch etwas auf der Karte steht."

VpB erhält ebenfalls ein leeres Kärtchen und sagt dann richtig: "Leer"; sie gibt dazu an: "Ich fuhr mit dem Finger über die Karte und glaubte zunächst ein paar Erhabenheiten zu bemerken; wenn ich aber wieder darüberfuhr, fühlte ich sie nicht mehr, also muß ich mir das bloß eingebildet haben."

VpD findet bei einem bnedruckten Kärtchen das Richtige und sagt darüber aus: "Ich hatte zuerst keine richtige Vorstellung, ob die Karte beschrieben ist oder nicht. Ich fragte mich dann, woran man das wohl erkennen muß, ob an Erhabenheiten, an Eindrücken, an Rauhigkeiten oder woran sonst. Ich glaubte auch an verschiedenen Stellen Rauhigkeiten und Eindrücke zu fühlen, aber nicht sicher, dann aber fühlte ich auf einmal ganz genau den Druck."

Und nun schließlich noch einige Beispiele für den letzten Versuch.

VpE erhält ein glattes Täfelchen vorgelegt und tastet langsam und vorsichtig über dasselbe: "Ich hatte ein eigenartiges Gefühl beim Herübertasten; bald meinte ich etwas zu fühlen, bald wieder fühlte ich nichts. Ich war, glaube ich, voreingenommen, es müsse irgendetwas zu fühlen sein, und ich suchte danach. Sicher bin ich nicht."

VpG erhält ein Täfelchen mit kleinen Unebenheiten: "Ich fuhr langsam über die Platte und bemühte mich, so wenig wie möglich aufzudrücken, weil ich meinte, dann besser zu fühlen. Erst glaubte ich etwas gefühlt zu haben, dann aber fühlte ich eine wirkliche Unebenheit und hatte sofort das Gefühl, mich das vorigemal geiirt zu haben. Nachdem ich eine Stelle richtig gefunden hatte, hatte ich nicht mehr den Eindruck der Rauhigkeit, wo keine war. Es kommt viel auf die Übung dabei an."

Ich begnüge mich mit diesen Beispielen. Auch hier zeigt sich wieder ganz deutlich, daß es sich um ein Erlebnis vom Typ der Wertungserlebnisse handelt. Auch hier erhält die Vp eine Aufgabe, der nachzukommen sie sich bemüht, auch hier besteht bei ihr wieder eine "Erkenntnistendenz". Sie soll entscheiden, ob sie mit dem Tastorgan etwas wahrnimmt oder nicht. Das wird ihr durchaus nicht leicht, und sie ist in einer großen Anzahl von Fällen im Zweifel, ob es sich tatsächlich um einen vorhandenen Reiz handelt, oder ob sie "sich nur etwas einbildet", d. h. sie will entscheiden, ob der Empfindung ein Reiz objektiv entspricht oder ob sie nur subjektiv vorhanden ist. Gegeben ist auch wieder eine Erkenntnissphäre, und das Erkennen besteht in der Subsumtion unter diese, im Erlebnis der Zugehörigkeit zu dieser. Was wir darunter zu verstehen haben, darüber werden wir sofort ausführlicher sprechen.


IV.

Ich hatte eingangs darauf hingewiesen, daß sich beim Erwachsenen Vorgänge des Erkennens wie "das ist eine Rose" nicht mehr als Wertungserlebnisse nachweisen lassen. Daß es sich aber hier um ein Erkennen handelt, darüber kann uns schon der allgemein übliche Sprachgebrauch (von dem wir doch auch in der wissenschaftlichen Sprache nicht ohne zwingende Gründe abgehen dürfen) belehren; sprechen wir doch auch hier davon, daß wir diese Blume sofort als eine Rose erkannt haben. Eine Wertung können wir hier aber nicht mehr nachweisen, weil es sich hier um ein "genuines" Erkennen, das erstmalig für das betreffende Bewußtsein zustande kommt, nicht handelt. Der Erwachsene hat so viel positive Kenntnisse erworben, daß er aufgrund dieser sofort zu der Erkenntnis gelangt: "Das ist eine Rose". Fast alle psychischen Vorgänge erfahren im Laufe des individuellen Lebens eine Mechanisierung, immer mehr Zwischenglieder fallen aus und nur Anfangs- und Endglied bleiben zum Schluß erhalten. Nur unter erschwerten Umständen stellen sich alle oder einige dieser Zwischenglieder wieder her und zeigen den ursprünglichen Vorgang. Das Erkennen von Gegenständen mit Hilfe der sogenannten niederen Sinne, des Geruchs-, Geschmacks- und des Tastsinns ist dem vollsinnigen Menschen etwas durchaus Ungewöhnliches und stellt eine für ihn fast stets neuartige Leistung dar, und so war von vornherein zu erwarten, daß sich hier einige Zwischenglieder, die bei dem der Regel entsprechenden Erkennen mit Hilfe des Auges und Ohres verschwunden waren, wiederfinden werden. Daß man auch hier vom Aufbau eines objektiven Weltbildes sprechen kann, das unterliegt für mich keinem Zweifel. Der Blinde ist gezwungen, sein Weltbild auch mit Hilfe dieser Sinne, besonders des Tastsinnes aufzubauen, und wenn der Normale es nicht tut, so geschieht dies nicht, weil Auge und Ohr ihm genügen und Besseres leisten.

Wie spielt sich nun der Vorgang des Erkennens ab? Gegeben ist der Versuchsperson eine Aufgabe, die Instruktioni, und sie stellt sich in die Richtung derselben ein, sie bemüht sich, der Instruktion nachzukommen, sie zu erfüllen, d. h. es besteht eine Erkenntnistendenz, die ebenso auf den Vorstellungsablauf einwirkt wie der äußere Reiz. Beide zusammen lassen nur ganz bestimmte zu Reiz und Einstellung irgendwie in Beziehung stehende Vorstellungen wach werden. Dann werden die Vorstellungen verworfen, die nicht zur Einstellung passen, während diejenigen, welche zu ihr passen, angenommen werden. Im ersten Fall finden eine negative, im letzteren eine positive Wertung statt.

Zwischen dem objektiv wirksamen Reiz und der Erkenntnissphäre muß irgendeine Beziehung bestehen, sonst ist ein Erkennen unmöglich. Ein Gegenstand, den ich noch nie gesehen habe, der mir völlig neu und unbekannt ist, den ich auch mit keinem andern vergleichen kann, der seiner Beschaffenheit nach gar keinen Anhaltspunkt dafür bietet, wozu ich ihn verwenden kann, ein Gegenstand, mit dem ich, wie wir uns auszudrücken pflegen, "gar nichts anzufangen weiß", wird auch von mir nicht erkannt. Der Chemiker, der einen ihm neuen Stoff findet, wird mit Hilfe der ihm bekannten - oder falls diese nicht genügen, mit Hilfe verwandter Methoden - versuchen, den Stoff in seine Bestandteile zu zerlegen, und er wird sich erst dann begnügen, wenn er die elementare Beschaffenheit der Substanz ermittelt hat. Stößt er auf ein neues Element, so wird er dessen Atom- und Molekulargewicht zu ermitteln versuchen, wird sein Verhalten gegen Sauerstoff und gegen Wasserstoff usw. feststellen und ihm danach seinen Platz im periodischen System anzuweisen trachten; erst wenn ihm das gelungen ist, wird er sich bescheiden; immer wird er versuchen, das Neue irgendwie auf Bekanntes zurückzuführen, das Neue muß irgendwie in das Bekannte "hineinpassen" Nun wird er nicht in jedem einzelnen Fall das Verhalten eines neuen Elementes zu sämtlichen bisher bekannten und ihren Verbindungen untersuchen, sondern, wenn er eine Reihe von Eigenschaften ermittelt hat, dann wird er sich sagen, das Element paßt an die und die Stelle. Ohne alle Elemente im Augenblick gegenwärtig zu haben, ohne im Augenblick über alle ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen Auskunft geben zu können, hat er doch ein irgendwie beschaffenes Wissen von ihnen, aufgrund dessen er über einen Einzelfall entscheidet. Wir können hier mit HAERING von einem  "Umfangsbewußtsein"  sprechen.

Und ganz ähnlich verhält es sich mit dem Erkennen ganz allgemein. Jeder Mensch verfügt über eine Summe von Kenntnissen, die er nicht in jedem Augenblick in seinem Bewußtsein hat, die aber doch irgendwie vorhanden sind. Sieht der Mensch irgendeinen ihm neuen Gegenstand, oder nimmt er ihn in irgendeiner Form sonst wahr, durch Tasten, Riechen, Schmecken, so ist ihm ein Erkennen - nicht Sehen - nur möglich, wenn er irgendeine Beziehung zu diesen wenigstens dispositionell vorhandenen Kenntnissen herstellen kann. Im allgemeinen wird sich diese Beziehung rein automatisch herstellen, ohne daß noch besondere psychische Prozesse ins Spiel treten. Man wird sofort angeben können, dieser Empfindung (Wahrnehmung) kann kein Realitätscharakter zukommen, oder dieser mir soeben gezeigte Gegenstand stellt das und das dar. Aber in Fällen, wo sich Erschwerungen irgendwelcher Art finden, treten doch wieder besondere Bewußtseinsvorgänge in Erscheinung.

Diese spielen sich nun in der Weise ab, daß sich die Versuchsperson in die Richtung des Erkennens einstellt, daß eine Erkenntnistendenz in ihr bestimmend wird. Der von außen einwirkende Reiz läßt nun eine Reihe von Vorstellungen auftauchen, die zu dieser Tendenz in Beziehung gesetzt werden. wenn sie zu ihr passen, dann erlebt die Vp diese  Zugehörigkeit  als die richtige Erkenntnis, 
mit anderen Worten,  es findet eine Wertung statt. 

Wie sich diese Erkenntnissphäre entwickelt hat, das zu untersuchen ist eine zweite Aufgabe. Sie ist zum Teil ein Niederschlag aus der Summe der früheren Erkenntnisse, und so führt jedes Erkennen oder, wie wir auch dafür sagen können, jede  "logische Wertung",  auf ein früheres Erkennen, auf eine frühere logische Wertung zurück. Psychologisch restlos aufzulösen ist auch hier die Wertung nicht. Abhängig ist jedes Erkennen von der bestehenden Erkenntnissphäre ist nicht nur von psychologischen Momenten abhängig; sie ist nicht nur der Niederschlag früherer Kenntnisse, früher stattgehabter logischer Wertungen, sondern eine ganze Reihe außerpsychologischer Faktoren, gehen in sie ein; so vor allem die Konstitution unseres Organismus, die Beschaffenheit unserer Sinnesorgane. Für Wesen mit anderen Sinnesorganen muß auch das objektive Weltbild anders aussehen; SIMMEL hat immer hervorgehoben, daß die Wahrheit etwas durchaus Relatives ist, was mitbestimmt wird durch die Organisation der Lebewesen, und daß die Wahrheit und das Weltbild für den Menschen ein anderes sein muß wie für das Tier und daß sich die Wahrheit der Taube von der des Adlers unterscheidet. Aber all das sind Momente, die jenseits der psychologischen Forschung liegen; diese kann hier nur zeigen, daß es sich beim Erkennen um  Wertungsvorgänge  handelt und daß jede Wertung, auch jede logische oder  Erkenntniswertung  auf eine andere Wertung zurückführt, sich also auch der Begriff der logischen Wertung psychologisch nicht auflösen läßt.
LITERATUR - Ernst Stern, Zur Frage der logischen Wertung, Archiv für die gesamte Psychologie, Bd. 39, Leizpig 1920
    Anmerkungen
    1) THEODOR HAERING, Untersuchungen zur Psychologie der Wertung, Archiv für die gesamte Psychologie, Bd. 26 und 27, Leipzi 1912; ferner: Zur Wertpsychologie, insbesondere zum Begriff der logischen oder Erkenntniswertung, Archiv f. d. ges. Psychologie, Bd. 37, Leipzig 1918
    2) August Messer, Psychologie, Stuttgart 1914, Seite 310f
    3) ERNST STERN, Beiträge zur Psychologie der Wertung, mit besonderer Berücksichtigung der Zeitstufe der Realisierung und des Problems der Rangstufe der Werte, Gießen 1917
    4) AUGUST MESSER, Zur Wertpsychologie, Archiv für die gesamte Psychologie, Bd. 34, Leipzig 1915, Seite 272f.
    5) OSKAR KRAUS, Philosophie der Werte, in Frischeisen-Köhler / Moog (Hg), "Jahrbuch für Philosophie, Bd. 2, 1913
    6) KARL MARBE, Experimentell-psychologische Untersuchungen über das Urteil, Leipzig 1901
    7) Denkpsychologische Untersuchungen an Hirnverletzten, Journal für Psychologie und Neurologie, Bd. 23, 1917, Seite 77f
    8) WILHELM BETZ, Psychologie des Denkens, Leipzi 1918
    9) GOLDSTEIN und GELB, Psychologische Analysen hirnpathologischer Fälle auf Grund von Untersuchungen Hirnverletzter, I. Abhandlung: Zur Psychologie des gestörten Wahrnehmungs- und Erkennungsvorgangs, Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, Bd. 41, 1918, Seite 1 - 142.