H. CohnA. SchäffleC. MengerH. Moeller | ||||
Die Lehre vom Wert
§ 1. Über das Wesen und den Ursprung des Güterwertes Ist nämlich der Bedarf an einem Gut größer, als die verfügbare Quantität desselben, so steht zugleich fest, daß, nachdem ein Teil der bezüglichen Bedürfnisse ohnehin wird unbefriedigt bleiben müssen, die verfügbare Quantität des in Rede stehenden Gutes um keine irgendwie praktisch beachtenswerte Teilquantität verringert werden kann, ohne daß hierdurch irgendein Bedürfnis, für welches bis dahin vorgesorgt war, nicht, oder doch nur minder vollständig befriedigt werden könnte, als dies ohne den Eintritt der obigen Eventualität der Fall sein würde. Bei allen Gütern, welche in dem obigen Quantitäten-Verhältnis stehen, ist demnach von der Verfügung über jedes konkrete, praktisch noch beachtenswerter Quantität derselben die Befriedigung irgendeines menschlichen Bedürfnisses abhängig. Werden sich nun die wirtschaftenden Menschen dieses Umstandes bewußt, erkennen sie nämlich, daß von der Verfügung über jede Teilquantität der in Rede stehenden Güter, beziehungsweise von jedem konkreten, im obigen Quantitäten-Verhältnis stehenden Gut, die Befriedigung eines ihrer Bedürfnisse, oder doch die größere oder geringere Vollständigkeit derselben abhängig ist, so gewinnen diese Güter für sie jene Bedeutung, die wir den Wert nennen, und es ist somit der Wert die Bedeutung, welche konkrete Güter oder Güterquantität für uns dadurch erlangen, daß wir in der Befriedigung unserer Bedürfnisse von der Verfügung über dieselben abhängig zu sein uns bewußt sind. (1) Es entspringt demnach jene Lebenserscheinung, die wir den Güterwert nennen, aus derselben Quelle, wie der ökonomische Charakter der Güter, das ist aus dem oben dargelegten Verhältnis zwischen Bedarf und verfügbarer Gütermenge (2). Der Unterschied zwischen beiden Erscheinungen liegt aber darin, daß die Erkenntnis jenes Quantitäten-Verhältnisses einerseits unsere vorsorgliche Tätigkeit anregt und somit die Güter, welche in diesem letzten stehen, Gegenständ unserer Wirtschaft, das ist ökonomische Güter werden, andererseits aber die Erkenntnis desselben Verhältnisses uns auch die Bedeutung zu Bewußtsein führt, welche die Verfügung über jede konkrete (3) Teilquantität der uns verfügbaren Gütermenge für unser Leben, bzw. für unsere Wohlfahrt hat und die im obigen Verhältnis stehenden Güter demnach für uns Wert erlangen. (4) Es ist deshalb aber auch klar, warum nur die ökonomischen Güter für uns Wert haben, während diejenigen Güter, welche in einem den nicht ökonomischen Charakter der Güter begründenden Quantitätenverhältnisse stehen, gar keinen Wert für uns erlangen können. Das Verhältnis, welches den nicht ökonomischen Charakter der Güter begründet, besteht darin, daß der Bedarf an den betreffenden Gütern geringer ist, als die verfügbare Quantität. Es gibt somit immer Teilquantitäten der nicht ökonomischen Güter, welchen kein zu befriedigendes menschliches Bedürfnis gegenübersteht und welche demnach ihre Güterqualität einbüssen können, ohne daß dadurch die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse irgendwie gefährdet würde. Es hängt somit von unserer Verfügung über konkrete Güter, die keinen ökonomischen Charakter haben, keine Bedürfnisbefriedigung ab und so kommt es, daß konkrete Quantitäten der im obigen Verhältnis stehenden, das ist der nicht ökonomischen Güter, auch keinen Wert für uns haben. Wenn der Bewohner eines Urwaldes über einige hunderttausend Baumstämme verfügt, während er doch nur etwa zwanzig Baumstämme jährlich zur vollen Deckung seines Holzbedarfs benötigt, so wird er sich in der Befriedigung seiner Bedürfnisse keineswegs geschädigt erachten, wenn durch einen Waldbrand etwa tausend dieser Baumstämme zugrunde gehen würden, solange er eben mit dem Rest derselben seine Bedürfnisse so vollständig, wie früher, zu befriedigen in der Lage ist. Von der Verfügung über einen einzelnen Baumstamm hängt demnach unter solchen Verhältnissen die Befriedigung keines seiner Bedürfnisse ab und hat ein solcher für ihn deshalb auch keinen Wert. Würden sich dagegen im Urwald auch zehn wilde Obstbäume befinden, deren Früchte das obige Subjekt genießt und wäre das Verhältnis ein solches, daß die ihm verfügbare Menge von Baumfrüchten nicht größer wäre, als sein Bedarf an diesem Gut, so könnte allerdings kein einzelner dieser letzteren Bäume zugrunde gehen, ohne daß er infolge dieses Umstandes Hunger leiden oder sein Bedürfnis nach Baumfrüchten doch nur minder vollständig, als bis dahin, befriedigen könnte, und jeder einzelne dieser Obstbäume hätte deshalb für ihn Wert. Wenn die Bewohner eines Dorfes täglich tausend Eimer Wasser benötigen, um ihren Bedarf an diesem Gut vollständig zu decken und über einen Bach verfügen, der täglich hunderttausend Wasser führt, so hat für dieselben eine konkrete Teilquantität dieses Wassers, z. B. ein Eimer, keinen Wert, weil sie ihr Bedürfnis nach Wasser auch dann noch ebenso vollständig befriedigen können, wenn diese Teilquantität ihrer Verfügung entzogen oder dieselbe überhaupt ihre Güterqualität einbüßenn würde. Ja, sie werden täglich viele tausend Eimer dieses Gutes dem Meer zufließen lassen, ohne deswegen in der Befriedigung ihres Bedürfnisses nach Wasser irgendwie geschädigt zu werden. Es wird demnach, solange das den nicht ökonomischen Charakter des Wassers begründende Verhältnis erhalten bleibt, die Befriedigung keines ihrer Bedürfnisse von der Verfügung über einen Eimer Wasser in der Weise abhängig sein, daß diese Bedürfnisbefriedigung nicht erfolgen würde, sofern sie über jenes Gut nicht verfügen könnten und das ist der Grund, warum eine solche Quantität Wasser für dieselben keinen Wert hat. Würde dagegen die Quantität Wasser, welche jener Bach führt, infolge einer außergewöhnlichen Dürre oder eines anderen Naturereignisses bis auf fünfhundert Eimer täglich sinken, und wäre den Bewohnern des Dorfes, von dem wir hier sprechen, keine andere Bezugsquelle von Wasser zugänglich, so zwar, daß die gesamte denselben verfügbare Quantität nicht ausreichen würde, um ihr Bedürfnis nach Wasser vollständig zu befriedigen, so würden dieselben keinen irgendwie praktisch bedeutenden Teil der ihnen dann noch verfügbaren Quantität, z. B. einen Eimer, sich entgehen lassen dürfen, ohne in der Befriedigung ihrer Bedürfnisse geschädigt zu sein und jeder konkrete Teil dieser ihnen verfügbaren Quantität würde dann allerdings für sie Wert haben. Die nicht ökonomischen Güter haben demnach nicht nur, wie das bisher angenommen wurde, keinen Tauschwert, sondern überhaupt keinen Wert und somit auch keinen Gebrauchswert. Wir werden weiter unten, sobald wir noch einige wissenschaftliche Voraussetzungen gewonnen haben werden, das Verhältnis zwischen Gebrauchswert und Tauschwert eines weiteren darzulegen versuchen. Hier sei vorläufig nur bemerkt, daß der Tauschwert wie auch der Gebrauchswert zwei dem allgemeinen Begriff des Wertes subordinierte, also in ihrem Verhältnis zueinander koordinierte Begriffe sind und demnach alles das, was wir oben vom Wert im Allgemeinen sagten, eben sowohl vom Gebrauchswert als auch vom Tauschwert gilt. Wenn nun eine große Anzahl von Volkswirtschaftslehrern den nicht ökonomischen Gütern zwar keinen Tauschwert, wohl aber Gebrauchswert zuschreibt, ja einige neuere englische und französische Nationalökonomen den Begriff des Gebrauchswertes überhaupt aus unserer Wissenschaft verbannt und an dessen Stellen den Begriff der Nützlichkeit gesetzt sehen wollen; so beruth das auf einer Verkettung des wichtigen Unterschiedes zwischen den beiden obigen Begriffen und den ihnen zugrunde liegenen Lebenserscheinungen. Nützlichkeit ist die Tauglichkeit eines Dings, der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse zu dienen und demnach (und zwar die erkannte Nützlichkeit) eine allgemeine Voraussetzung der Güterqualität. Auch nicht ökonomische Güter sind nützlich, indem dieselben zur Befriedigung unserer Bedürfnisse ebenso wohl tauglich sind, als die ökonomischen und diese Tauglichkeit muß auch bei ihnen eine von den Menschen erkannte sein, sonst könnten sie überhaupt nicht die Güterqualität erlangen. Was aber ein nicht ökonomisches Gut von einem solchen unterscheidet, welches im ökonomischen Charakter begründenden Quantitätenverhältnis steht, das ist der Umstand, daß nicht von der Verfügung über konkrete Quantitäten des ersteren, wohl aber von einer solchen über konkrete Quantitäten des letzteren die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse abhängig ist und somit die ersteren wohl Nützlichkeit, nur die letzteren aber neben ihrer Nützlichkeit auch jene Bedeutung für uns haben, die wir Wert nennen. Allerdings hat der Irrtum, welcher der Verwechslung von Nützlichkeit und Gebrauchswert zugrunde liegt, auf die praktische Tätigkeit der Menschen keinen Einfluß gehabt. Nach wie vor hat kein wirtschaftendes Subjekt unter gewöhnlichen Verhältnissen einen Kubikfuß Luft oder in quellenreichen Gegenden einem Schoppen Wasser Wert beigelegt und der Praktiker unterscheidet die Tauglichkeit einer Sache, zur Befriedigung eines seiner Bedürfnisse zu dienen, gar sehr von ihrem Wert; wohl aber ist der obige Irrtum ein arges Hemmnis für die Ausbildung der allgemeineren Lehren unserer Wissenschaft geworden. (5) Der Umstand, daß ein Gut für uns Wert hat, liegt, wie wir sahen, darin, daß die Verfügung darüber für uns die Bedeutung einer Bedürfnisbefriedigung hat, da für dieselbe ohne unsere Verfügung über das Gut nicht vorgesorgt wäre. Nun mögen unsere Bedürfnisse immerhin zum Teil, wenigstens so weit es sich um ihre Entstehung handelt, auch von unserem Willen oder von unserer Gewöhnung abhängen, sind sie aber einmal vorhanden, so ist der Wert, den die Güter für uns haben, dann nichts willkürliches mehr, sondern die zwingende Folge der Erkenntnis ihrer Bedeutung für unser Leben oder unsere Wohlfahrt. Vergeblich würden wir uns demnach bemühen, ein Gut für wertlos zu halten, von dem uns bewußt ist, daß von der Verfügung über dasselbe die Befriedigung eines unserer Bedürfnisse abhängt, vergeblich würden wir uns aber auch bemühen, Gütern, von denen in unserer Bedürfnisbefriedigung nicht abhängig zu sein wir uns bewußt sind, Wert zuzuschreiben. Der Güterwert ist demnach nichts willkürliches, sondern überall die notwendige Folge der Erkenntnis des Menschen, daß von der Verfügung über ein Gut oder einer Güterquantität die Aufrechterhaltung seines Lebens, seiner Wohlfahrt oder doch eines, wenn auch noch so geringfügigen Teils derselben abhängig ist. Was aber diese Erkenntnis anbelangt, so können die Menschen in Bezug auf den Wert der Güter ebensowohl irren, wie bei allen übrigen Objekten menschlicher Erkenntnis und sie können demnach Dingen Wert zuschreiben, welche einen solchen der ökonomischen Sachlage nach in Wahrheit nicht haben, sofern sie nämlich irrtümlicherweise annehmen, daß von einem Gut oder einer Güterquantität die mehr oder minder vollständige Befriedigung ihrer Bedürfnisse abhängt, während dieses Verhältnis in Wirklichkeit nicht vorhanden ist und es tritt uns dann die Erscheinungen des eingebildeten Wertes entgegen. Der Güterwert ist in Bezug der Güter zu unseren Bedürfnissen begründet, nicht in den Gütern selbst. Mit dem Wechsel dieses Verhältnisses mußt auch der Wert entstehen oder vergehen. Für die Bewohner einer Oase, welchen eine Quelle zu Gebote steht, die ihren Bedarf an Wasser vollauf deckt, wird eine bestimmte Quantität davon an der Quelle selbst keinen Wert haben. Wenn jedoch die Quelle plötzlich durch ein Erdbeben ihren Wasserreichtum so weit einbüßen würde, daß für die Befriedigung der Bedürfnisse der Bewohner jener Oase nicht mehr vollständig vorgesorgt wäre, so zwar, daß die Befriedigung eines jeden konkreten Bedürfnisses von der Verfügung über eine bestimmte Quantität abhängig würde, so würde eine solche auch sofort für jeden Bewohner Wert erlangen. Dieser Wert würde aber sogleich schwinden, sobald das alte Verhältnis wieder platzgreifen und die Quelle wieder ihren alten Wasserreichtum zurückerlangen würde. Ein Ähnliches würde stattfinden, wenn die Bewohnerzahl der Oase sich derart vermehren würde, daß das Wasser der Quelle nicht mehr zur Befriedigung aller Bedürfnisse ausreichen würde. Ein solcher Wechsel, herbeigeführt durch die vermehrte Zahl der Konsumenten, könnte sogar mit einer gewissen Regelmäßigkeit und zwar zu solchen Zeiten stattfinden, wo die Oase von zahlreichen Karawanen besucht wäre. Der Wert ist demnach nichts den Gütern Anhaftendes, keine Eigenschaft derselben, ebensowenig aber auch ein selbständiges, für sich bestehendes Ding. Derselbe ist ein Urteil, welches die wirtschaftenden Menschen über die Bedeutung der in ihrer Verfügung befindlichen Güter für die Aufrechthaltung ihres Lebens und ihrer Wohlfahrt fällen und demnach außerhalb des Bewußtseins derselben nicht vorhanden. Der Wert ist demnach nichts den Gütern Anhaftendes, keine Eigenschaft derselben, ebensowenig aber auch ein selbständiges, für sich bestehendes Ding. Derselbe ist ein Urteil, welches die wirtschaftenden Menschen über die Bedeutung der in ihrer Verfügung befindlichen Güter für die Aufrechterhaltung ihres Lebens und ihrer Wohlfahrt fällen und demnach außerhalb des Bewußtseins derselben nicht vorhanden. Es ist demnach auch durchaus irrig, wenn ein Gut, welches für die wirtschaftenden Subjekte Wert hat, ein "Wert" genannt wird, oder aber die Volkswirte gar von "Werten", gleichwie von selbständigen realen Dingen sprechen und der Wert solcherart objektiviert wird. Denn das, was objektiv besteht, sind doch immer nur die Dinge, bzw. die Quantitäten derselben und ihr Wert ist etwas von denselben wesentlich verschiedenes, ein Urteil nämlich, welches sich die wirtschaftenden Individuen über die Bedeutung bilden, welche die Verfügung über dieselben für die Aufrechterhaltung ihres Lebens, beziehungsweise ihrer Wohlfahrt hat. Es hat aber die Objektivierung des seiner Natur nach durchaus subjektiven Güterwertes gleichfalls sehr viel zur Verwirrung der Grundlagen unserer Wissenschaft beigetragen.
1) Das Bestreben, die allen Erscheinungsformen des Güterwertes gemeinsamen Elemente festzustellen, d. i. den allgemeinen Begriff des "Wertes" zu gewinnen, findet sich bei allen neueren Deutschen, welche die Lehre vom Wert in selbständiger Weise bearbeitet haben. Ebenso das Bestreben, den Gebrauchswert der Güter von der bloßen Nützlichkeit zu unterscheiden. FRIEDLÄNDER (Theorie des Wertes, Dorpater Universität, Programm 1852, Seite 48) definiert den Wert als "das im menschlichen Urteil erkannte Verhältnis, wonach ein Ding Mittel für die Erfüllung eines erstrebenswerten Zweckes sein kann" (vgl. auch STORCH , Cours d'économ. polit. Teil 1, Seite 36) Da nun das obige Verhältnis, (wofern der erstrebenswerte Zweck die Befriedigung eines menschlichen Bedürfnisses ist oder doch mit einer solchen im Zusammenhang steht,) eben die Nützlichkeit eines Dinges begründet, so ist die obige Definition gleichbedeutend mit jener, wonach der Güterwert als die anerkannte Zweck-Tauglichkeit, beziehungsweise als die anerkannte Nützlichkeit eines Dinges aufgefaßt wird. Es ist diese letztere aber eine allgemeine Voraussetzung der Güterqualität und demnach die Definition FRIEDLÄNDERs, abgesehen davon, daß sie das Wesen des Wertes nicht berührt, auch zu weit. In der Tat kommt derselbe (Seite 50) zum Schluß, daß die nicht ökonomischen Güter ebensowohl Objekte der Wertschätzung der Menschen sind, als die ökonomischen. KNIES (Lehre vom Wert, Tübing. Zeitschrift 1855, Seite 423) erkennt im Wert, gleich wie viele seiner Vorgänger, den Grad der Brauchbarkeit eines Gutes für menschliche Zwecke, (vgl. noch die älteren Auflagen von ROSCHERs System I, § 4), eine Ansicht, welcher ich jedoch um dessentwillen nicht folgen kann, weil der Wert wohl eine Größe ist, welche gemessen werden kann, das Maß desselben aber ebensowenig zu seinem Wesen gehört, als zu jenem des Raumes oder der Zeit. In der Tat fühlt KNIES auch die Schwierigkeiten, zu welchen diese Auffassung vom Wert in ihren weiteren Konsequenzen führt, denn er erkennt auch die Begriffsbestimmung des Wertes als Brauchbarkeit, Nützlichkeit, Güterqualität selbst an und bemerkt "die Werttheorie sei an einzelnen Stellen tatsächlich im Ganzen auf die Kombination beider Bedeutungen des Wortes Wert aufgebaut," gelangt demnach zu keinem einheitlichen Prinzip. - SCHÄFFLE geht (Tübing. Universitätsschrift, 1862, Abt. 5, Seite 10) von der Ansicht aus, "eine potentielle oder aktuelle vom Menschen mit bewußtem Wollen gestaltete Beziehung zwischen Perons und unpersönlichen Außendingen sei stets erforderlich, wenn von Wirtschaften und von wirtschaftlichen Gütern die Rede soll sein können. Diese Beziehung lasse sich nun sowohl von seiten des wirtschaftlichen Objekts, als von seiten des wirtschaftlichen Subjekts auffassen. Objektiv sei sie die Brauchbarkeit, subjektiv der Wert des Gutes. Brauchbarkeit (Nützlichkeit) sie die Tauglichkeit der Sache, einem menschlichen Zweck zu dienen. Wert aber sie die Bedeutung, welche das Gut vermöge seiner Brauchbarkeit für das ökonomische Zweckbewußtsein der wirtschaftlichen Persönlichkeit habe." Auch diese Begriffsbestimmung des Wertes inst indessen, wie SCHÄFFLE dadurch, daß er in seinen späteren Schriften, (Das gesellschaftliche System, 1867, Seite 6) den Wert als "die Bedeutung eines Gutes, um der dafür zu bringen Opfer" definiert, selbst andeutet, entschieden zu weit, denn auch die nichtökonomischen Güter haben Brauchbarkeit und stehen im obigen Verhältnis zum Zweckbewußtsein der Menschen, ohne doch Wert aufzuweisen. Durch SCHÄFFLEs ältere Begriffsbestimmung wird demnach der Wert nicht auf die ökonomischen Güter beschränkt, obzwar der scharfsinnige Forscher (Tübing. Universitätsschrift 1862, a. a. O. Seite 11) sich sehr genau des Umstandes bewußt ist, daß bei den nicht ökonomischen Gütern die Werterscheinung nicht zutage treten könne. Die neuere Definition SCHÄFFLEs ist dagegen entschieden zu eng, denn nichts ist sicherer, als daß es zahlreiche ökonomische Güter gibt, welche ohne die geringsten dafür zu bringenden Opfer in die Verfügung der Menschen gelangen (z. B. Angeschwemmtes Land etc.), andere, welche durch ökonomische Opfer nicht erlangt werden können (z. B. Naturanlagen). Ein wichtiges Moment der tieferen Einsicht in das Wesen des Wertes wird aber hier bereits in das vollste Licht gestellt: Nicht die objektive Tauglichkeit ansich (Tübing. Universitätsschrift, Seite 11), auch nicht der Grad der Brauchbarkeit (a. a. O. Seite 31), sondern die Bedeutung des Gutes für das wirtschaftende Subjekt macht nach SCHÄFFLE das Wesen des Güterwertes aus. - Einen interessanten Beitrag zur richtigen Auffassung des Wertes fördert auch RÖSLER (Theorie des Wertes, Hildeb. Jahrbücher 1868, IX., Seite 272f und 406f) zutage. Derselbe kommt zu dem Schluß, "daß die herkömmliche Unterscheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert unrichtig sei und mit dem Moment des nützlichen Gebrauchs der Dinge der Begriff des Wertes absolut nicht verbunden werden könne; daß vielmehr der Begriff des Wertes nur ein einheitlicher sei, die Vermögensqualität der Dinge bezeichne und durch Realisierung der Vermögensrechtsordnung zur konkreten Erscheinung gelange." Der eigentliche Standpunkt RÖSLERs ist aus dem obigen ersichtlich und zugleich der Fortschritt, welcher in seiner Auffassung liegt, indem er den Kreis der Wertobjekte richtig begrenzt und die Nützlichkeit vom Wert der Güter streng scheidet. Nich einverstanden kann ich mich dagegen damit erklären, daß RÖSLER die Vermögensqualität eines Gutes, welche ebensowohl die Folge des oben dargelegten Quantitätenverhältnisses, als der Wert ist, zum Prinzip des letzteren macht; auch scheint mir bedenklich, daß RÖSLER den Begriff der Vermögensqualität der +Jurisprudenz entlehnt Der Wert der Güter ist, gleichwie der ökonomische Charakter derselben, unabhängig von der menschlichen Wirtschaft in ihrer sozialen Erscheinung, unabhängig auch von der Rechtsordnung, ja vom Bestand der Gesellschaft. Er ist auch in der isolierten Wirtschaft zu beobachten und kann demnach nicht in der Rechtssprechung wurzeln. Von älteren Versuchen, den allgemeinen Begriff des Wertes festzustellen, seien hier jene MONTANARIs, gest. 1687, (della Moneta III, Seite 43), TURGOTs (Valeurs et le gouvernement 1776, Seite 151f), GARNIERs (Seite 5 der Vorrede zu seiner Übersetzung ADAM SMITHs), STORCHs (Cours d'économ. polit. I, 1815, Seite 56f) erwähnt. Zumal ist es CONDILLAC, dessen Begriffsbestimmung des Wertes keine geringe Ähnlichkeit mit einzelnen neueren Entwicklungen dieser Lehre in Deutschland hat. 2) Mit den Versuchen, den Unterschied zwischen den ökonomischen und den nicht ökonomischen Gütern darauf zurückzuführen, daß die ersteren Arbeitsprodukte seien, die letzteren aber "freiwillige Gaben der Natur", die ersteren sich uns als Objekte des Tauschverkehrs darstellen, die letzteren aber nicht, sind wir zum Resultat gelangt, daß der ökonomische Charakter der Güter von den beiden obigen Momenten unabhängig ist. Ein Gleiches gilt vom Wert. Derselbe ist, gleich wie der ökonomische Charakter der Güter, die Folge des mehrerwähnten Verhältnisses zwischen Bedarf und verfügbarer Quantität der Güter und die gleichen Gründe, welche dagegen sprechen, daß die ökonomischen Güter als "Arbeitsprodukte", bzw. als "Verkehrsgüter" definiert werden, schließen die diesbezüglichen Kriterien auch überall dort aus, wo es sich um die Unterscheidung der Güter handelt, welche für uns Wert haben, und jener, die keinen solchen aufweisen. 3) Der Verwechslung von "Gebrauchswert" und "Nützlichkeit", bzw. des ersteren mit dem "Grad der Nützlichkeit" oder mit der "erkannten Nützlichkeit", entspringt der Lehre vom abstrakten Wert der Güter (siehe RAU, "Volkswirtschaftslehre, § 58f, 1863). Eine Gattung kann nützliche Eigenschaften haben, welche die konkreten Güter zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse tauglich machen, der Grad der Nützlichkeit kann bei den verschiedenen Gattungen mit Rücksicht auf bestimmte Gebrauchszwecke ein ungleicher sein (Buchenholz und Weidenholz für Heizzwecke und dgl. mehr); weder die Nützlichkeit der Gattung, noch aber auch der verschiedene Grad derselben bei den verschiedenen Gattungen oder Spezies kann unterdessen "Wert" genannt werden. Nicht die Gattungen, sondern stets nur die konkreten Güter sind den wirtschaftenden Individuen verfügbar, nur diese letzteren demnach Güter und nur solche: Objekte unserer Wirtschaft und unserer Wertschätzung. 4) Wie eine tiefer gehende Untersuchung der seelischen Vorgänge uns die Erkenntnisse der Außendinge lediglich als die zu unserem Bewußtsein gelangte Einwirkung der Dinge auf uns selbst, das ist in letzter Reihe als die Erkenntnis eines Zustandes unserer eigenen Person erscheinen läßt, so ist auch alle Bedeutung, welche wir den Dingen der Außenwelt beimessen, in letzter Linie nur ein Ausfluß jener Bedeutung, welche die Aufrechterhaltung unserer Natur in ihrem Wesen und ihrer Entwicklung, das ist unser Leben und unsere Wohlfahrt für uns haben. Der Wert ist demnach nichts den Gütern Anhaftendes, keine Eigenschaft derselben, sondern vielmehr lediglich jene Bedeutung, welche wir zunächst der Befriedigung unserer Bedürfnisse, bzw. unserem Leben und unserer Wohlfahrt beilegen und in weiterer Folge auf die ökonomischen Güter, als die ausschließenden Ursachen derselben, übertragen. 5) PROUDHON (Systéme des contradictions économiques, Kap. II, § 1) wird durch den obigen Irrtum verleitet, einen unlösbaren Widerspruch zwischen Gebrauchswert und Tauschwert zu konstatieren. |