F. GottlR. Liefmann | ||||||
(1823-1900) Die wirtschaftliche Dimension [8/8]
III. Vom Werden der Wirtschaftlichen Dimension 15. Die Rolle als Zahlgeld deckt sich keineswegs mit dem theorienläufigen Zahlungsmitteldienst des Geldes. Zahlgeld münzt es auf den Geldgebrauch beim Tausch, ausdrücklich in der Auswirkung der Wirtschaftlichen Dimension. Dort hingegen meint man Geldgebrauch bei "einseitigen" Leistungen, z. B. bei Abtrag von Steuern, Strafen, Schadenersatz usw., vielleicht auch bei Heimfall [Rückübertragung von Vermögen - wp] oder gar bei Zins und Rente. Wie es dabei und anderswo in einem ganz anderen Geist zu Geldgebrauch kommt, wird bald zu streifen sein. So viel gleich hier, daß von einer Zahlung nicht schon deshalb die Rede sein kann, weil eine "einseitige" Leistung vorliegt. Wie immer es mit der "Einseitigkeit" stünde, die ja bei Zins und Rente sicherlich ausschaltet, niemals entscheidet sie für das Zutreffen einer Zahlung. Das Wort mag ja ohne Scheu auch dort gebraucht werden, wo z. B. ganz naturale Tribute geleistet werden; an den Sachverhalt aber hat der Zusammenhang herangeführt, in klarer Eindeutigkeit: Geld als Tat! Zählen und Rechnen in Geldeinheiten muß vorausgehen; dort, wo dann Geldeinheiten handgreiflich zugezählt werden, wird gezahlt. Eine Zahlung kann wohl durch eine "naturale" Leistung vertreten werden, wie z. B. beim Abtrag von Geldsteuern in Getreidemengen. Ob das zulässig ist, besagt eine Rechtsfrage; und eine Frage wieder des Geschmacks, darüber so auszusagen, man habe seine Steuern in Getreide "gezahlt". Die Grenze aber gegenüber jenem Sachverhalt verwischt dies keinesfalls. Hier vollzieht sich doch gerade das Umgekehrt: statt daß Geld als Rechnung umschlägt in Geld als Tat, schlägt hier der rechtlich geforderte Geldgebrauch nach Geldrechnung zurück und die Leistung erfolgt nun, gemäß der Richtschnur der Wirtschaftlichen Dimension von Getreide, eben in diesem Objekt. Der Sache nach also vollzieht sich keineswegs eine Zahlung. Aber selbst bei aufgelegt richtigen Zahlungen, bei Abtrag von Steuern, Strafen usw. in Geld, hängt die "Zahlung" zwar dem Wort nach an der Rolle des Zahlgeldes; und nur von daher der Anschein, daß Zahlgeld und "Zahlungsmittel" in die gleiche Kerbe schlagen. Seinem Sinn nach aber bleibt der Ausdruck "Zahlgeld", gleich allen anderen nur rein ad hoc [zu diesem Zweck gemacht - wp] dieser Kritik gebildet, dem Geldgebrauch beim Tausch vorbehalten. Gerade auch in den Tausch Zahlung hineinzutragen, besagt die Rolle des Zahlgeldes und sie ist bedeutsam genug, ihr diesen besonderen Namen vorzubehalten. Das Eingreifen von Zahlgeld wandelt nicht nur Tausch in Kauf um, es wandelt den ganzen Tauschverkehr um! Wenn dieser Wandelt auch noch so langsam um sich greift, über noch so viele Stufen sich hinschleppt, noch so schwere Hemmungen erst zu überwinden hat, was ist der Ausgang! Der so gewandelte Tausch ist Sieger über die ganze Wirtschaft, im Zeichen des Erwerbs, die traditional in sich ruhende Wirschaft verwandelt zur rationalen "Erwerbswirtschaft"! Es ist notwendig, die Arbeitshypothese noch dorthin weiterzutreiben, weil nun erst der Wirtschaftlichen Dimension der Januskopf aufgesetzt wird. Selber bloß für den "Erwerb als Rechnung" geschaffen, gestaltet die Wirtschaftliche Dimension im Zuge des Geldgebrauchs die "Wirtschaft als Rechnung" aus. Hier klären sich Zusammenhänge, die später hinüberleiten sollen nach der letzten Deutung der Wirtschaftlichen Dimension. Es ist richtig, von einem Kauf sprechen wir nicht bloß des Geldes wegen, sondern überall dort, wo die strenge Wechselseitigkeit des Tausches nicht mehr zutrifft, diesem Vorgang vielmehr schon eine Richtung innewohnt. Darum "Frauenkauf", selbst wenn es ein "naturaler" Tausch wäre vor aller Geldrechnung, weil auf den Besitz der Frau der ganze Vorgang dauernd ausgerichtet bleibt. Nichts aber führt klarer zu einem "gerichteten" Tausch, als der Eingriff des Zahlgeldes! Da sich von einer Seite her nun die Zahlung einschiebt, wird der Tausch zum Kauf. Der Zahlende wird zum Käufer, der Bezahlte zum Verkäufer, vom Zahlgut, als Geld, sondert sich das Kaufgut. Ob man hier schon mit dem Juristen von "Ware" spricht oder diesen Ausdruck zum Händler in Beziehung setzt, sonach "Ware" also das Tauschgut meint, das spezifisch zwischen zwei Vorgängen pendelt, die in der Absicht des Erwerbs verkettet sind, "Ware" soviel wie das in der Absicht des Wiederverkaufs Gekaufte - das tut hier wenig zur Sache. Eher noch läßt sich vorweg der Kauf selber je nach den beteiligten Gebilden scheiden: Vollhandelskauf, wenn er sich zwischen Händlern, also zwischen zwei Erwerbsgebilden abspielt; Halbhandelskauf, sobald das Tauschgut vom Erwerbsgebilde an ein Wirtschaftsgebilde übergeht; Verkaufskauf, wo als Käufer wie als Verkäufer das Wirtschaftsgebilde auftritt, wie etwa beim Besitzwechsel eines Landgutes. An den Vollhandelskauf schließen die "Großhandelspreise" an, irgendwie noch in sich abgestuft; an den Halbhandelskauf die "Ladenpreise"; während der Verkaufskauf, eben in seinem wichtigsten Fall, beim Besitzwechsel von Land, Haus, Unternehmen usw., in der Regel Anlehnung sucht an die errechnete Wirtschaftliche Dimension, die "wirtschaftsokkasionelle", nach Maßgabe einer einschlägigeng "Taxationslehre." Dem Kauf geht stets der Sinn eines Tausches auf dem kürzesten Weg nebenher; gleich beim zweiten Schlag führt er zum Erwünschten! Denn ebenso willig, wie der Verkäufer sich sozusagen den "Wert" seines Tauschgutes tätig bescheinigen ließ, indem er es vorläufig gegen die entsprechende Summe von Geldeinheiten hingab, ebenso willig findet er wieder die anderen, der gleichen Spur zu folgen und so gelangt er gleich beim zweiten Tausch zum ursprünglich Erwünschten. Gerade aber der Händler, wie gesagt, ist unter einfachen Verhältnissen des Verkehrs regelmäßig in der Lage dessen, der Eines "hat", ein Anderes "will"; umso häufiger ist er auf den "indirekten" Tausch angewiesen. Aber der Geldgebrauch erleichtert nicht bloß dieses notgedrungene Gebaren des Händlers, der Sinn des Geldgebrauchs geht viel weiter! Ist es doch ein Grundsatz der technischen Vernunft, lieber in zwei leichteren Schritten zu vollziehen, was bei einem einzigen Schritt seine Beschwerden hat. Dieser Grundatz des "vereinfachend abgestuften Vollzuges" lebt aber offensichtlich im Kauf, als Mittel zum Tausch auf dem kürzesten Umweg. Das leuchtet nun dem rationalistisch denkenden Händler sicherlich ein. Bald würdigt er den Kauf überhaupt als die rationellere Form des Tausches, er wird immer mehr auf ihn erpicht sein, statt ihn bloß als Retter in der Not aufzufassen. Noch dazu, wo er selbst den "direkten" Tausch schon nach der Richtschnur der Wirtschaftlichen Dimension vollzieht, in Geldgrößen über ihn denkt. So braucht es wirklich nicht viel, daß der Händler den "direkten" Tausch nun umgekehrt im Bilde eines "Wechselkaufs" sieht; es scheint ihm, wo er "direkt" tauscht, nützt er bloß den günstigsten Zufall aus und schiebt Verkauf und Kauf sozusagen zusammen. Damit kippt aber erst recht seine Auffassung vom Tausch überhaupt um. Denn nun gilt ihm eher der "direkte" Tausch als ein "abschneidender Weg", um über einen Verkauf hinweg gleich zu einem Kauf zu gelangen. Der  Kauf selber dagegen verliert seinen Sinn eines "kürzesten Umweges", immer ausgesprochener erscheint er schlecht und recht als der gerade Weg des Tauschens. Hier, bevor eine letzte Deutung der Wirtschaftlichen Dimension auch diesen Dingen gerecht wird, kann es nochmals bloß anklingen, wieso den Händler noch etwas anderes dem Geldgebrauch und daher dem Kauf geneigt macht, so daß ihm dieser Vorgang durchaus zur regelrechten Form des Tausches wird. Je mehr das Geld in den Tauschverkehr eindringt, und das führt jener Wandel ja herbei, desto besser stimmt dies mit der Art zusammen, wie der Händler den Erwerb führt, seit er in Wirtschaftlicher Dimension denkt, also in Geldgrößen rechnet. Dies ermöglicht ihm ja die Summenbildung des Gewinns, unter Abzug des Verlustes, Vergleich mit der werbenden Habe, überhaupt Ertragsrechnung. Der Geldgebrauch beim Tausch, wo dieser in Kauf umschlägt, antwortet also wieder als Tat jenem abgeklärten Denken über die Führung des Erwerbs. Allein schon der Umstand ist hier von durchschlagendem Belang, daß der Verkauf eines Objektes, der seinem Kauf folgt, ganz unmittelbar und regelmäßig den Gewin des Händlers sinnfällig macht, einfach als Mehrbesitz an Geldeinheiten! Die Formel des handelsmäßigen Erwerbs, "im Wege sinnvoller Verkettung von Tausch Mehrbesitz zu erlangen", vereinfacht sich mit dem Blick auf den Kauf außerordentlich. Dann erst nimmt sie die gemeinplätzliche Gestalt an: "Kaufen und mit Gewinn wieder verkaufen". Oder in pragmatischer Wendung: "Möglichst billig einkaufen, möglichst teuer verkaufen!" Darüber hinaus aber geht noch der hier gemeinte Sachverhalt. Wo immer der Händler beim Verkauf Geld einnimmt oder beim Kauf Geld ausgibt, versinnlicht ihm dies die Bewegung überhaupt der werbenden Habe! Im Vollzug des Erwerbes, der kaufen und verkaufen läßt, verwandelt sich unablässig die werbende Habe, aber durch den Geldgebrauch führt dies zweimal zu einem Halt: in Gestalt des Geldbesitzes. Einmal beim Beginn, indem Geldbesitz die Grundlage darbietet, von der aus der Händler zur Tauschverkettung im Wege von eitel Kauf und Verkauf schreitet. Das andere Mal durch den Erfolg des Ganzen, bei der Aufsummung der Gewinne, indem sich schließlich der Ertrag in Geldbesitz einstellt und dem Händler es erleichtert, in seiner eigenen Wirtschaft ebenso ausgesprochen "im Wege des Tausches" zu leben, wie er als Händler "vom Tausch" lebt. So hat der Eingriff des Geldes, indem Tausch zu Kauf umschlägt, nicht bloß den Vollzug der Tauschverkettung rationalisiert, sondern überhapt die ganze Führung des Erwerbs. Gerade im Interesse seiner rationellen Erwerbsführung, die nach Kauf und Geldbewegung hindrängt, wird der Händler auch die Allgemeinheit langsam zu all dem bringen, dessen er im Verkehr mit seinesgleichen schon längst fähig ist und dem er für seinen Teil schon längst die letzten Konsequenzen abgewonnen hat. Für die Allgemeinheit selber stehen ja eigentlich immer noch die "sittegemäßen Preisverhältnisse" in Kraft; und nur ins Ganze gesehen, kann man von einer "Oberstufe des Naturaltausches" reden, etwa vom prämonetären Tauschverkehr. Allein, was sich nun abspielt, die Erziehung der Allgemeinheit zum Denken in Wirtschaftlicher Dimension, zum Rechnen in Geldgrößen, zu Geldgebrauch beim Tausch, also zu Kauf und Verkauf, kurz, die Einbeziehung auch der Allgemeinheit in das eigentliche Markttreiben - dies alles liegt schon über die Arbeitshypothese hinaus, darin hat sie ausgespielt! Denn was da urtümlich einmal vor sich gehen mußte, es hebt sich kaum wesentlich mehr davon ab, was hundermal im vollen oder doch im halben Licht der Geschichte vorging, wo immer der "fremde Händler" auf eine Allgemeinheit ohne Händler gestoßen war. Nicht mehr so schroff, wie einst, scheiden sich Händler und Allgemeinheit dann, sobald auch diese allmählich gelernt hat, in Geld zu rechnen und Geld zu gebrauchen. Statt in starren Proportionen, denkt nun auch sie schon in den charakteristischen Zahlen der Objekte und gewinnt damit Anteil an der öffentlichen Meinung über das Größenspiel des Tausches; auch sie kauf und verkauft nun, statt zu tauschen. Bekanntlich aber nimmt es lange Wege und hängt an mancherlei, ehe der Verkehr von Gebilde zu Gebilde ganz allgemein die Oberhand gewinnt; bis schließlich jedermann nach der Formel "im Wege des Tausches" lebt, so daß alle Wirtschaft gleichsam aus der Geldbörse heraus geführt wird. Nochmals erfließt dies vornehmlich aus der Tat des Händlers, die geschichtlich bedingt ist. Während nämlich der Händler bisher nur die wechselseitige Versorgung von Gebilde zu Gebilde vermittelt hat, soweit das überhaupt in Frage kam, nimmt er nun selber die Versorgung aller mit allem in die Hand, wirft sich zum Herrn auch des technischen Vollzugs in der Deckung des Bedarfs auf. Es vollzieht sich die "Kommerzialisierung" aller Art Produktion, die nun fast erschöpfend dem handelsmäßig erwerbenden Gebilde, der Unternehmung anheimfällt. Dann erst herrscht die Lage vor, daß alles den Weg des Verkehrs nehmen muß, ehe es zum Verzehr kommt - die Allkäuflichkeit, gemeint ist die Verfassung, bei der von allen alles an Bedarf gekauft werden muß, aber auch allen alles davon käuflich ist. Dann steht dem handelsmäßigen Erwerb, vertreten durch die Unternehmung, überall Erwerb im Sinne der Einkommenserzielung gegenüber, der für das Wirtschaftsgebilde des Händlers stets zutraf, wozu nun aber jegliches Wirtschaftsgebilde verhalten bleibt, ob nun in der oder jener Form. Dort also, beim Unternehmen, die eigentliche Aktivität der Wirtschaft, hier nur das ergänzende Gegenspiel dazu, indem die Erzielung von "Einkommen" zur zwingenden Form der Selbstbehauptung für alle wird. Im Ganzen ergibt dies die Erwerbswirtschaft. Aber nichts wäre irriger als die Annahme, über diesem gewaltigen Wandel sei überhaupt die Scheidewand zwischen Erwerb und Wirtschaft bereits gefallen, nichts mißverständlicher als der Glaube, daß nun, kraft Geldgebrauch und Denken in Geld und Wirtschaftlicher Dimension, die Führung der Wirtschaft innerhalb ihrer Gebilde so gut wie der Führung des Erwerbs gleichkäme. Darin sündigt ha an der Erkenntnis des Lebens jenes Denkverfahren, das verzeihlich ist in seiner Naivität, weniger verzeihlich, soweit es sich bewußt als "methodologischer Individualismus" spreizt. Der Hampelmann des Erwerbs tritt dann auf, der gleich dem Urhändler stets ein Bestimmtes "hat" und ein Bestimmtes "will", dem alle Wirtschaft überhaupt in Tausch aufgeht und aller Tausch in Wahl, die gemäß einer "Wertschätzung" vor sich ginge; oder doch im Wege eines Kalküls von "Nutzen und Kosten", wobei der Hampelmann gleichsam in die eigene Wirtschaft hinein den Unternehmer spielt, buchstäblich auf "Ertrag" wirtschaftet, mag dieser nun als Aufsummung von "Wertgewinn" gemeint sein oder von "Lustgewinn". Wie ist doch in diesem Hampelmann des Erwerbs, der ja anstelle des repräsentativen Subjekts des Wirtschaftsgebildes gedacht wird, des Wirtschafters, jener ganze Wandel, wie er sich wirklich vollzieht, heillos parodiert - der Wirtschafter als der Affe des Händlers! In Wahrheit vereint sich Geldrechnung und Geldgebrauch, Denken in Wirtschaftlicher Dimension und Allkäuflichkeit, dies alles vereint sich gerade darin, die ganz besondere Eigenheit, wie Wirtschaft zu führen ist, erst recht zu bekräftigen. Gerade durch diesen Sieg der Wirtschaftlichen Dimension, als "Normalisierung" der bestimmenden Norm, durch die Fortbildung des Tausches zum Kauf und des Tauschverkehrs zur Allkäuflichkeit, schmiegt sich dieser "soziale" Weg der Eindeckung, der Tausch, so innig dem inneren Leben der Wirtschaft ein, wie nie zuvor. Das bleibt schließlich noch zu zeigen. In der Sache liegt es zunächst so, daß nun aller Bedarf zu Einkäufen und aller Einkauf zu Zahlungen nötigt; am weiteren Tatbestand des sprachnotwendigen Namens "Kredit" sei hier noch vorbeigesehen und an den Zwang zu Zahlungen abseits vom Tausch, an Zahlungsverkehr aus rechtlichen, namentlich öffentlich-rechtlichen Anlässn, sei bloß nebenher gedacht. Um zahlen zu können, muß dauernd Zahlgeld verfügbar sein. Bevor dies aber aus der letzten Deutung der Wirtschaftlichen Dimension seinen schärferen Ausdruck findet, sei wieder ein hilfreiches Bild eingeschoben. Im Innersten des Wirtschaftsgebildes denkt man sich einfach ein großes Becken, das allen Abfluß an Zahlgeld speist, der den Einkäufen entlang vor sich geht. Weil es dauernd ausfließt, will dieses Becken auch dauernd nachgefüllt sein. Dies zu erzielen, heißt Einkommen zu erzielen, als die Form der wirtschaftlichen Selbstbehauptung des Gebildes im Zeichen der "Erwerbswirtschaft". Gerade hier aber drängen sich Gleichnisse dafür auf, wie sich überhaupt das Verfügbare im Wirtschaftsgebilde, wie sich dessen Habe gebärdet. Dem Wirtschaftsgebilde ist alles Verfügbare dienende Habe im Gegensatz zur werbenden Habe, in der sich das Erwerbsgebilde auslebt. An die Zwecke des Lebens tritt eben nur die Habe des Wirtschaftsgebildes dienend heran, Erwerb steht schon einen Schritt weiter, dient selber dem Wirtschaftsgebilde, um letzteren jenen Dienst am Leben zu ermöglichen, der sich in der Wirtschaft als Leben erfüllt. Da wie dort geht aber eine Riß durch die Habe, je nachdem sie ruht oder sich bewegt; und eben an dieser Bewegung aller Habe ist im Erwerbsgebilde von Urbeginn an der Tausch geschäftig, im Wirtschaftsgebilde dagegen erst bei der Verfassung der Allkäuflichkeit. Im Wirtschaftsgebilde "ruht" die Habe in Gestalt aller Anlagen und Einrichtungen zur Bedarfsdeckung nicht anders dienend, wie sie in den Anlagen und Einrichtungen des Erwerbsgebildes wieder im Ruhen wirbt. Aber die Habe bewegt sich ganz anders im Wirtschaftsgebilde als im Erwerbsgebilde. Hier als werbend bewegte, als kreisende Habe. In ewigem Umsatz dahin und dorthin begriffen und in ewiger Rückverwandlung in Geld, reicht für ihre heftige Bewegung kaum noch das Bild des Wirbels aus und was dieser Wirbel an Möglichkeiten des Gewinnes aufrührt, wird dann gleich einem Schaum als Ertrag abgeschöpft. Im Wirtschaftsgebilde dagegen ist die Bewegung der Habe klar gerichtet: ewiger Zustrom nach dem Becken, von dort aus aber verteilt sich die Habe unablässig nach allen Richtungen der Deckung des Bedarfs, gemäß der Aufteilung des Verfügbaren auf den Bedarf. Hierher alos das Bild von der Strömenden Habe, wie sie unablässig durch jenes Becken flutet. Sie entspringt am Erwerb, im Sinne der "Erzielung des Einkommens". Das kann selber handelsmäßiger Erwerb sein oder es ist in ewiger Wiederkehr ein entgeltlicher Vorgang, gleich dem Arbeiten für Lohn oder ist Erwerb wie auch immer. Gerichtet aber bleibt die strömende Habe schließlich auf eitel Einkauf, kraft der Allkäuflichkeit. An ihrer Quelle also, wie an der Mündung, steht Geldgebrauch beim Tausch, irgendwelcher Form, also zwischenwirtschaftlicher Umgang mit Geld; und das Strömen der Habe selber ist hier nichts als die Art, wie auch innerhalb der Wirtschaft mit Geld verfahren, binnenwirtschaftlicher Umgang mit Geld gepflogen wird. Aber diese ganze Geldbewegung vollzieht sich im Zeichen der Wirtschaftlichen Dimension; nach außen liefert diese die Richtschnur für den Verkehr von Gebilde zu Gebilde, gebietet also den Ansätzen zu Angebot und Nachfrage, während sie nach innen hinein zur Richtschnur wird für alles Veranschlagen, hier wieder den Ansätzen gebietend für alle Rechnung. In der Tat, strömende Habe ist immer da, aber erst mit dem geschilderten Wandel ersteht Wirtschaft als Rechnung! Die Wirtschaft hat dann den Traditionalismus überwunden, bei dem sie nie anders geführt wurde, als so, daß sie sich einfach in ihrer vorfindlichen Gestalt zu bejahen sucht. Gewirtschaftet wurde da nur in dem Sinne, daß man sich in der überkommenen Lebenshaltung gedeihlich zu behaupten strebte; gedeihlich, das will natürlich sagen, daß der Pfeil des Strebens ewiglich nach oben weist. Aber dieses Wirtschaften ist unfrei, ist überallhin gebunden an das Überkommene der "Wirtschaft als Gestaltung". Wo die strömende Habe herkommt und wo sie hingeht, ihre Quellen, die ganze Verzweigung im Delta ihrer Mündung, also die ganze Beteiligung des Bedarfs, das ganze Um und Auf der Versorgung überhaupt, alles ist vorweg geregelt. Um einen früheren Ausdruck aufzufrischen, für alles, was in solcher Wirtschaft der Wirtschafter tut, steht die alte Gouvernante hinter ihm, die Sitte. Es sei nicht gesagt, daß es heute im Wirtschaftsgebilde viel anders wäre, die "rechnende" Wirtschaftsführung der Gemeinwesen kaum ausgenommen! Aber darin spiegelt sich jener große Wandel, daß es jederzeit anders sein kann. Im Grundsatz, wenigsten, kann geradeaus Vernunft walten, im Grundsatz könnte schon die Rechnung alles entscheiden. Und wenn auch nur von lauter Ansätzen her gerechnet wird, über die hinsichtlich des Bedarfs und seiner Deckung immer noch Sitte und Brauch bestimmen, die Möglichkeit dieses Rechnens liegt vor, das gibt den Ausschlag. Das Wirtschaften ist zur Freiheit vernunftmäßiger Tat erwacht. Wie sehr oder wie wenig es tatsächlich so gehalten würde, jedenfalls wäre nun der Rechenstift imstande, die strömende Habe genau so überlegen zu steuern, wie der Rechenstift des Händlers von jeher die werbende Habe gelenkt hat. Nur der Sinn der Steuerung bleibt da und dort grundwesentlich verschiedener! Zwar muß auch im Erwerbsgebilde über alles und jedes aus dem Zusammenhang zum Ganzen heraus entschieden werden, was immer in Frage stünde, Ein- oder Verkauf, Neuerung oder Beharren. Aber dieser Zusammenhang spitzt sich hier zur Sicherung des Ertrages zu, der ewiglich etwas Größenhaftes bleibt, auch wenn sich alles Mögliche an Streben sonst noch damit vermischt, das Ertragsstreben verklärend oder im schlimmen Fall auch vergiftend. Im Wirtschaftsgebilde dagegen gilt allemal Einklang zwischen Bedarf und Deckung! Das herbeizuführen, mag selber noch im Vorhof von Lebensbejahung im tiefsten Sinne stehen, jedenfalls hält es als Ziel schon jenseits aller Größe, aller Rechnung! Nie also vom letzten Ziel her, bloß in der Art der Führung auf dem Weg zu ihrem Ziel, wandelt sich die Wirtschaft zur rationalen; nur ihrer möglichen Durchführung nach, als Wirtschaftsführung, kann sie selber zur Wirtschaft als Rechnung werden. Den Erwerb, der nach Weg und Ziel eitel Größe, eitel rechenhaft gerartet ist, holt die Wirtschaft in Sachen Rationalismus niemals ein. Das Wirtschaftsleben als Ganzes aber fällt immwe mwhe rationaler Artung anheim, je mehr es sich im Verkehr von Gebilde zu Gebilde durchsetzt zeigt vom Erwerb und beherrscht von ihm. Kein Zweifel, daß sich die Wirtschaft umso entschiedener von aller Tradition abwendet, sich auch innerlich von diesen Bindungen löst, je mehr der Tausch über sie Herr wird, eben als Kauf. Von jener fernen Stelle her, wo der erste Einbruch des Rationalen in die Wirtschaft erfolgt, hat der gewerbsmäßige Tausch den Traditionalismus der Wirtschaft unterwühlt, bis sich endlich der volle Durchbruch des Rationalen vollzieht, in der Verfassung der geldrechnenden Erwerbswirtschaft. Aber wenn sich die Wirtschaft auch gleichsam verliert an den Tausch, so der Tausch auch an sie! Denn welchen tieferen Sinn birgt jener Wandel in sich, der allen Tausch zu eitel Kauf werden läßt, den Tauschverkehr zur Allkäuflichkeit und so die strömende Habe des Gebildes zu rollendem Geld? Das Gebilde büßt seine Eigenständigkeit ein, gleichwie schon Jahrtausende vorher die Wirtschaft des Händlers es teilweise so erfuhr. Das Gebilde ruht nicht mehr in sich. Sein Leben, im Sinne gestaltungsmäßig verbürgter Dauer, quillt nicht mehr aus dem Wechselspiel der Teile seines eigenen Gefüges allein, wie sie, zu Kreisschluß angeordnet, den lebenserhaltenden Umtrieb des Geschehens speisen, bei vorläufig kärglichster Einpassung in die Umwelt; soweit nämlich nicht die "Natur", sondern andere Gebilde an dieser Umwelt bauen. Jener lebensbedeutende Kreisschluß greift jetzt mächtig aus, in weit ausholenden Schleifen und damit verflicht sich das Gebilde über Tausch und Geldbewegung hinweg großzügig umfassenderen Gestaltungen. In steigendem Ausmaß lebt es dann als Ingebilde das Leben seiner Umgebilde, immer entschiedener wird von ihm von dorther Schicksal und Gedeihen, im Zuge seine Eingebundenheit in ein höheres Zusammenspiel. Belangvoller aber für hier, was auf der anderen Seite dem Tausch widerfährt! Als Urtausch hat er von Gebilde zu Gebilde je ganz Bestimmtes ausgeglichen, Überfluß hier und Mangel dort, Überfluß dort und Mangel hier. Das war Flickartbeit am Rande der Wirtschaft. Die Verflechtung selber nimmt schon beim Händler zu, noch mehr im Verkehr von Händler zu Händler. Wesentlich anders aber gestaltet sie sich erst beim geldrechnenden Erwerb. Da wird unaufhörlich gekauft und verkauft. Jedem Tauschgut steht das gleichgültige Geld gegenüber, das schlechthin gilt, in der einen Hand wie in der anderen. Als das Gekaufte taucht das Tauschgut aus dem gleichgültigen Geld auf, als das Verkaufte taucht es darin unter. Die Tauschgüter sammeln sich beim Händler, irgendwoher, und wandern wieder hinaus, irgendwohin. Während aber der zu Kauf gewandelte Tausch alle die Einzelbeziehungen abstreift, die ihm als Urtausch von Gebilde zu Gebilde eigen waren, gerät er gleichzeitig in eine gemeinschaftliche Beziehung zur Führung des Erwerbs: Zum Händler hin im Sinne der "Eindeckung", vom Händler weg im Sinne des "Absatzes". Der Einbezug darin blieb dem prävaloren Tausch fremd, auch wo er über den Händler hinweg den "Haken" schlug. Hängt doch dieser Einbezug schon an der Summenbildung bei der Führung des Erwerbs, und diese am Geldgebrauch und am Denken in Wirtschaftlicher Dimension. Nur als Größe taucht das Tauschgut aus dem Geld auf, nur als Größe in das Geld unter und aus diesen bloßen Größen fügen sich die bloßen Summen, die ihren Sinn aus der Führung des Erwerbes heraus schöpfen. Aller Kauf oder Verkauf wird einer Größenbewegung in Geld gleich, die dem Umtrieb im Erwerbsgebilde anheimfällt. So wird der Tausch hier erstmals so recht einem Allzusammenhang verflochten, dem des handeslmäßigen Erwerbs, mit seiner Ausrichtung auf Ertrag. Aber dem geldrechnenden Händler der traditionalen Wirtschaft fehlt sozusagen noch der Gegenspieler. Darum stellt diese Händlerschaft nur ein Oase tauschmäßiger Verflochtenheit der Wirtschaft dar; ringsum Wüste eigenständiger Gestaltung! Immer noch ist der Tausch nicht als Kauf, in seiner geldbewegenden Form, förmlich zur Kette geworden im Gewebe des wirtschaftlichen Allzusammenhangs, jener Kette, der als Einschlag stets die reine Geldbewegung überquer läuft. Den Gegenspieler aber stellt erst die wahrhaft geldrechnende Allgemeinheit bei und von jedem Gebilde her die "Wirtschaft als Rechnung". Besser als am handelsmäßigen Erwerb, der ohne Geldrechnung doch nur erst vegetiert, spiegelt sich an der Führung der Wirtschaft der Wandel, wie er vom Tausch zum Kauf und zur Allkäuflichkeit führt. Denn die Wirtschaft steht vorher schon und breitspurig im Dasein, auch ohne Kauf und Geld! Nochmals muß man sich vorhalten, wie der Urtausch bloß die Nestel [das Schnürchen - wp] spielt, von einem zum anderen Gebilde und in jedem dieser Gebilde bloß von einem bestimmten Objekt zu wieder einem bestimmten Objekt, entsprechend der Beziehung zur Wirschaftsführung im Gebilde. Man darf sich durch die theorienläufige Vorstellung jenes Pseudo-Wirtschafters, des "wertenden" Hampelmannes, nicht darin beirren lassen, wie es wirklich nur in diesem Urfall auch für den Wirtschafter annähernd so liegt, daß er eines "hat" und ein anderes "will". Als Mangel und Überfluß stößt hier unmittelbar ein chronischer Anlaß zum Zutausch mit einem chronischen Anlaß zum Abtausch zusammen. Ergäbe sich ein Mehrerlei oder gar ein Vielerlei an Mangel und Überfluß zugleich, wäre der Urfall eigentlich schon überschritten! Dies würde ja den Wirtschafter sofort zu jenem Überblick über das Ganze der Wirtschaft zwingen, vor den die schrittweise Entwirrung dieser Zusammenhänge erst hingelangen soll. Bei dieser Sachlage, die übrigens den Hampelmann seiner einzigen "Analogie" in der Wirklichkeit beraubt, ohnehin bloß einer halben, käme die ganze Entwicklung viel rascher in Schuß. Es liegt ja auf der Hand, daß eine Wirtschaft, ist sie von Haus aus in der Deckung ihres Bedarfs stark aufgelockert durch Mangel, der rationalistischen Wendung, mehr zuneigen wird, als "paradiesische" Wirtschaft, die im festesten Schlummer der Tradition ruht. Die Not ist mindestens die Stiefmutter des Rationalismus. Der Sinn jenes Urfalles aber beruth darin, daß hier der Wirtschafter förmlich in den Tausch hineingestoßen wird, durch die brutale Lage der Dinge. Denkt er nun viel oder wenig bei der Führung der Wirtschaft, der Entschluß zum Tausch bleibt da noch ohne innere Fühlung mit diesem Denken. Die Wirtschaftsführung läuft ruhig weiter, der Tausch wickelt sich ihr gegenüber als ein ganz peripherisches Geschehen ab. So war auch die "Flickarbeit am Rande der Wirtschaft" gemeint. Dies entspricht auch der Art, wie sich der traditional gebundene Wirtschafter innerlich zum Tausch stellt; er, der nur zu einem kleinen Bruchstück im Wege des Tausches lebt, geschweige daß er vom Tausch lebt, er natürlich stellt sich zum Tausch ganz anders als der Händler. Vielleicht freut er sich dieser Zähmung des Raubes, durch die er über den Mangel in allem Frieden hinwegkommt und bei eigenem Überfluß auch nicht gleich Beutelust erregt. In der Tat, mit jener verdächtigen Abstammung des Tausches hat der Wirtschafter innerlich ungleich mehr gebrochen als der Händler. Nicht umsonst hält Handel und Seeräubertum, aber im Sinne des Rauches "von See aus", gute Nachbarschaft: so oder so, wie es gerade paßt! Erst der höher entwickelte Handel sieht sich genötigt, nun des Seeräubertums "auf See" Herr zu werden. Dem naiven Wirtschafter aber bleibt der Tausch der bloße Notbehelf, der ihm genehm ist, ohne daß er je das Mißtrauen gegen dieses bloße Hin und Her des Vorganges verlieren würde - eben weil er als Wirtschafter so ganz anders denkt! Denn stets ist seines ein Denken aus dem Zusammenhang des Ganzen heraus; vorläufig freilich mehr gefühlsmäßig, mehr nur ein geistiges Mitschwingen mit jenem Walten von eitel Gestaltung, kraft dessen das Gebilde in der Hut von Brauch und Sitte lebt. Von dieser Denkweise aber, die in jedem Einzelnen wieder das Ganze und aus dem Ganzen wieder nach jedem Einzelnen sucht, sticht natürlich der grobe Doppelschlag "do ut des" [Ich gebe, damit du gibst! - wp] jenes peripherischen Vorgangs grell ab. Es hilft auch nichts, wenn der Händler den Wirtschafter langsam erzogen hat zu einem Denken in Wirtschaftlicher Dimension. Solange nur der Tausch selber, auch schon als Kauf, peripherisch der Wirtschaftsführung verharrt, übt dieses rationalisierte Denken über den Tauschverkehr immer noch keinen fühlbaren Rückstoß aus auf die Führung der Wirtschaft. Eher noch, daß hier dem Wirtschafter gleichzeitig Zahlgeld in die Hand gespielt wird! Dann gestaltet sich nicht bloß so etwas wie ein Barvorrat aus, von hier aus weben auch jene Zusammenhänge vom Geld zurück nach Schatz und prunkender Habe; aber das interessiert hier nicht. Jener Rückstoß wird erst fühlbar, sobald die Wirtschaft in erheblich steigendem Ausmaß im Wege des Tausches zu führen ist, sobald also die Selbstversorgung abnimmt. Man könnte es beinahe sagen, der Händler treibt dem Wirtschaftsgebilde die Tradition erst zugleich mit der Produktion aus! Wenn einmal für das Wirtschaftsgebilde alle Eindeckung durch die produzierende Unternehmung ganz abgedrängt wird, wenn sich dem Innenbezirk der Wirtschaft, dem Haushalt, schon die Allkäuflichkeit als die eigentliche Grundlage unterschoben hat, dann allerdings tritt der Wandel draußen endlich auch die Führung der Wirtschaft drinnen an. Erst also, sobald sich der Wirtschafter völlig als der Hörige der Umwelt zu fühlen beginnt, sobald er aus der öffentlichen Meinung über das Größenspiel beim Tausch immer deutlicher das eigene wirtschaftliche Schicksal heraushört, dann erst wird er in eigenster Sache, ausdrücklich als Wirtschafter, für ein Denken in wirtschaftlicher Dimension gewonnen und für ein Rechnen in Geldgrößen. wie er sich von diesem Standpunkt aus zu den wirtschaftlich charakteristischen Zahlen stellt, die jetzt aufgehört haben, ihm bloß beim Tausch den größenhaften Anhaltspunkt zu gewähren, das führt dann geradeaus weiter zu der Frage, welcher tiefere Sinn diesen Zahlen überhaupt innewohnt, wie man die Wirtschaftliche Dimension letzten Endes deuten soll. Aber das Verhältnis des Tausches selber zum Wirtschaftsgebilde läßt sich vorher noch abrunden. Den Tausch, diesen Sprößling des Raubes, hat noch als halben Wildfang schon der Erwerb als Haustier zu "domestizieren" verstanden und ihn buchstäblichst zur melkenden Kuh gemacht. Dem Wirtschaftsgebilde diente er nur als gelegentlicher Vorspann, um die ärgsten Anstiege in der Deckung des Bedarfs zu überwinden. So blieb es, wer weiß wie viel Jahrtausende lang. Bis wieder einmal eine rationalistische Episode angebrochen ist, die im Zeichen der Allkäuflichkeit steht, wie in der heutigen "Erwerbswirtschaft". Dann erst erfährt der Wirschafter, da ihn nun das zahlensprühende Erwerbstreiben ganz umgarnt und auch im eigensten Bezirk zu rechnen zwingt, wie förderlich der zum geldbewegenden Kauf gewandelte Tausch auch für die Fortführung der Wirtschaft ist! Die "normalisiert" bestimmende Norm des Verkehrs liefert ihm nicht bloß die Wirtschaftliche Dimension, sondern überall auch die zahlenmäßigen Ansätze, womit er nun alles größenmäßig veranschlagen kann. Das ist bloß die technische Seite des dargebotenen Vorteils. Aber die Tauschbewegung selbst, wie sie das Wirtschaftsgebilde durchflutet, steht nun in hellstem Einklang zum Geist der Wirtschaftsführung! Der Wirtschafter möge den Erwerb, zu dem er jetzt im Sinne der Einkommenserzielung verhalten ist, wie immer betreiben, entweder selber handelsmäßig oder in der ewigen Wiederholung entgeltlicher Vorgänge, als Rentner, als Lohnarbeiter, alles verwandelt sich beim Eintrittin das Gebilde in Geld. Das veranschaulicht ja das Gleichnis vom Becken. Und Geld bleibt alles, seiner beliebigen Verfügung gegenwärtig, bis es, abermals auf dem Weg entgeltlicher Vorgänge, nach allen Richtungen der Deckung des Bedarfs hin sich zerschlägt. Für die ganze innere Wirtschaftsführung, für die hier alles entscheidende Aufteilung des Verfügbaren auf den Bedarf, steht damit ein wunderbarer Apparat bereit. Das Aufteilbare hat alles an Gestaltung abgestreift, ist eitel Größe geworden, geistig beherrschbar durch die Zahl. Kann denn jener Zusammenhang zum Ganzen, der in der Wirtschaft ewiglich die Richtschnur für alle Entscheidung bleibt, jegliche Einzelverfügung aus sich entläßt, kann er sinnfälliger werden, als in diesem Zusammenfluß unterschiedsloser Einheiten? Ihre Summe bildet unmittelbar die Grundlage jener "Gesellschaftsrechnung", zu der die Aufteilung des Verfügbaren nun ganz buchstäblich wird. Bloß in den entfernteren Ansätzen zu dieser Rechnung, dargeboten vom vielgestalteten Bedarf, bleibt immerzu gefühlsmäßige Entscheidung in Kraft und hier beugt sich natürlich auch selbst die "Wirtschaft als Rechnung" nach wie vor dem Herkommen, der Nachahmung, der Laune, kurz allem möglichen Irrationalen. Aber soweit der Wirtschafter nur überhaupt im klaren ist, was er alles ausrichten will mit dem ihm Verfügbaren, hört von da ab das gefühlsmäßige Entscheiden auf. Aller Entschluß erblüht aus klarer, eindeutiger Rechnung. In diesem Sinne hat der Tausch, zum geldbewegenden Kauf gewandelt, im Zeichen der Allkäuflichkeit auch die Wirtschaftsführung ganz und gar rationalisiert. Dem Äußeren nach geschah es durch das Hineintragen der Zahl in den Hergang dieser Führung, im tieferen Sachverhalt aber dadurch, daß der Tausch bei seinem eigenen Hergang den engsten Anschluß fand an die ureigene Weise der Wirtschaftsführung. Aus dem mißtönigen Doppelschlage des Urtausches ist reinster Zusammenklang allen Tausches geworden, mitten im Herzen der Wirtschaft, das selber nun förmlich in Tausch pulsiert! So ungefähr hat sich der Tausch an die nämliche Wirtschaft verloren, die er sich gleichzeitig untertänig macht. Nun, wo er jedem Gebilde im Kern sitzt, ist dieser Vorgang, der sich einst nur am Rande der Wirtschaft umher trieb, auch fürs Allgemeine mit voller Wucht in den Mittelpunkt gerückt und so zum tragenden Vorgang des ganzen Wirtschaftslebens geworden. Wie er alle Gebilde verflicht, liefert er das klare Außenbild des wirtschaftlichen Allzusammenhangs. Vornehmlich er ist es auch, was die Gebilde der Wirtschaft und des Erwerbs, die er so ganz und gar durchsetzt, umfassenderen Gebilden in die Arme treibt, zu einer großzügigen Gestaltung des Wirtschaftslebens. Und großen Zuges geht nun auch auf dem Weg der Tauschverflechtung und für In- und Umgebilde zugleich, der wirtschaftende Ausgleich vor sich, zwischen Bedarf und Deckung. Was aber für diesen Ausgleich, gleich über alle Weiten dieses großzügigen Wirtschaftslebens hin, mit seiner eigenen Größe immerzu haftet, das ist nichts anderes, als die Wirtschaftliche Dimension! So nämlich müssen sich von Objekt zu Objekt diese Größen gestalten, daß bei solcher Normierung des Tauschverkehrs dieser in allen beteiligten Wirtschaftsgebilden den Einklang zwischen Bedarf und Deckung zu sichern weiß, in allen beteiligten Erwerbsgebilden zugleich den ihnen erforderlichen Ertrag, womit überall Dauer und Bestand verbürgt erscheint. Aber die Wirtschaftliche Dimension dahin zu verfolgen, daß man ihren hohen Beruf darlegt für Dasein und Gedeihen heutiger Wirtschaft, fällt schon außerhalb dessen, was hier über diesen Tatbestand zu sagen ist. An sich hängt es innig mit der Kritik an der [einer ganz bestimmten - wp] Wertlehre zusammen. Wer den Sinn des ganzen Größenspiels beim Tausch darin sucht, daß sich in der größenhaften Gestaltung der Wirtschaftlichen Dimension von Objekt zu Objekt immerfort zum Ausdruck bringt, wie Bedarf und Deckung unaufhörlich untereinander nach Ausgleich ringen, der folgt damit schon der rechten Spur. Er weiß es, in welchem Geist man überhaupt die Wirtschaftliche Dimension umfassen muß, um diesen Tatbestand richtig als Problem zu sehen! Nur eine Auffassung solchen Geistes bewahrt davor, daß man das theoretische Denken ganz schief auf diesen Tatbestand einstellt, in der Art des durchschnittlichen "Wertproblems", indem man nämlich unter der Marke des "wahren Wertes" nach jenem fabelhaften "Allpreisgrund" sucht, als ließe sich die Erklärung des ganzen Größenspiels der Wirtschaft gleich auf einen einzigen Posten bringen. Es ist nun gleichgültig, ob man diesem Wertwahn vom Boden der Erkenntniskritik aus grundsätzlich abschwört, auf jenem, alldings etwas mühseligen Weg etwa, den meine ersten Schriften gegangen sind. Soviel ist klar, unvermeidlich füllt sich dann die Lücke, die infolge der Ablehnung jens wahnhaften Theorems aufklafft, durch jene Auffassung aus. In ihr müssen sich wie von selber alle zusammenfinden, die diese Läuterung der Problematik so oder so an sich erlebten. |