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PAUL STERN
Das Problem der Gegebenheit
- zugleich eine Kritik des Psychologismus in der heutigen Philosophie -
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"Daß es überhaupt Protoplasma gab und gibt und demzufolge den ganzen Stammbaum der Tiere und Menschen, das kann aus keinem wissenschaftlichen Gesetz als notwendig abgeleitet und durch keinen Evolutionismus begründet werden. "

 "Ich fühle mich strebend, hoffend, bejahend, verneinend,  solche Beispiele für Gefühlszustände werden in einem Atem genannt, um damit den  im Grunde gefühlsmäßigen  Charakter der logischen Bejahung und Verneinung zu bekräftigen."


Z w e i t e r   T e i l
Das Problem des Aufbaus
und die mechanistische Psychologie


Kapitel VI
Der Mechanismus der Vorstellungsakte

Indem wir den Gedankengängen folgen, die der Empirismus eingeschlagen hat, um sich den für ihn bedrohlichen Konsequenzen des zuletzt erörterten Problems zu entziehen, geraten wir in einen wahren Irrgarten der zeitgenössischen Spekulation, an dessen Eingang die Ideen der mechanistischen Weltauffassung und der Entwicklung als trügerisch-verführerische Wegweise prangen.

Um trotz jener Auflösung aller Bewußtseinsinhalte in die punktuellen und selber sinnlosen Gegebenheiten der Sinne, die empirische Gegebenheit von Wirklichkeitsvorstellungen und Vorstellungen überhaupt aufrecht erhalten zu können, suchte man den Zusammenhang zwischen jenen Daten der Sinne und ihrer sachlichen Bedeutung als einen mechanischen darzustellen. Dann mußte sich gleichsam von selbst aus den Sinnesdaten die sinnvolle Vorstellung entwickeln und konnte so von neuem mit den Sinnesdaten gegeben erscheinen ; und wo sie sich, wie im Fall der Ohnmacht, nicht entwickelte und die Wahrnehmung bei den bloßen Empfindungen stehen blieb, da konnten mit großer Scheinbarkeit Störungen im mechanischen Ablauf des Wahrnehmungsaktes für den Ausfall verantwortlich gemacht werden. Letzteres umso leichter, als bei der Behandlung des Wahrnehmungsaktes das Interesse wie von selbst ins Physiologische überspringt, wo der Gedanke der mechanische Erklärbarkeit seit langem heimisch ist.

In solcher Wendung hat man es verstanden, unter Anerkennung der oben erörterten Aufgabe, die nach den Prinzipien der höheren psychischen Komplikationen fragte, sich dennoch die empiristische Grundtendenz zu bewahren. Nur ist es eben ein völlig unhaltbares Unterfangen, das geistige Leben als Mechanismus begreifen zu wollen. Schon die Analogie ist verdächtig: man hat längst verlernt in dieser Ausdrucksweise, wie es richtig wäre, ein Bild zu erblicken. Man bezeichnet mit dem Ausdruck der mechanistischen Erklärung nicht etwa nur das Ziel der Mechanik, sondern schlechtweg aller Wissenschaft überhaupt. Daß schon die Chemie auf Prinzipien und Voraussetzungen angewiesen ist, die die Begreifbarkeit ihres Gegenstandes himmelweit abtrennt von der Art der Begreifbarkeit derjenigen Vorgänge, mit denen sich die Mechanik befaßt, wird nicht beachtet; oder es wird nicht für wichtig genug befunden, um daraufhin mit jener beliebten Anschauung von der mechanistischen Begreifbarkeit des Weltgeschehens zu brechen.

Dazu kommt, daß die Auffassung vom Wesen des Mechanismus, die in der Ausführung dieses Gedankens bei unseren Psychologen zutage tritt, unzureichend und antiquiert ist; so gerät man mit der Notwendigkeit auf Abwege. Man glaubte, der Forderung mechanistischer Erklärung genüge zu tun, wenn man die regelmäßige Aufeinanderfolge bestimmter Vorstellungen behaupten konnte. Die herkömmliche psychologische Lehre von der Kausalität demonstriert diese bekanntlich mit der regelmäßigen Folge eines  A  auf ein  B,  wobei  A  wie  B  als fertige Bildungen behandelt werden. In dieser Art der Formulierung verschwinden die für die Kausalität wesentlichen Begriffe der Kontinuität und des Werdens völlig, auf die eine tiefere und in der Mechanik selbst längst heimische Anschauung zurückgreift.

Denn die Mechanik sucht, um eine Folge zu begreifen, die kontinuierliche Änderung zu verstehen und in ihrer Gesetzmäßigkeit aufzuhellen, die vom Früheren zum Späteren hinüberführt. So führt sie das kausale Geschehen statt auf einen Wechsel von  A  und  B,  auf die Änderung eines bestimmten Systems zurück, für das die  A  und  B  höchstens charakteristische Etappen bedeuten; während ihre qualitativen Eigentümlichkeiten in der mathematischen Formel fixiert werden, die eine Formel für den Gesamtakt der Veränderung ist. Der spätere Zustand  entsteht  aus dem früheren nach einem allgemeinen Gesetz; nicht auf das Frühere, sondern auf das Allgemeinere ist deshalb in letzter Linie auf die wissenschaftliche Betrachtung aus und die Verfolgung der Kausalreihe hat es nicht auf immer entlegenere Vergangenheiten, sondern auf immer allgemeinere und umfassendere Gesetze abgesehen.

Wer eingesehen hat, daß sich durch die Mathematik die Gesetzmäßigkeit des Werdens begreifen läßt, dem kann man nicht zumuten, daß er sich wissenschaftlich mit der Regelmäßigkeit der Abfolge irgendwelcher "Vorgänge" oder "Zustände" oder gar nur "Gegenstände" begnüge; wer "erklären" kann, braucht nicht nur zu "beschreiben". Während aber in der Naturwissenschaft das Erklären allzu vorsichtig zu einem Beschreiben umgedeutet wurde, um metaphysische Verirrungen abzuwehren, so glaubt nun umgekehrt eine im Grunde nur beschreibende Psychologie als erklärende gelten zu dürfen.

Denn  die  Mechanik, welcher die Psychologie nacheifert, ist tatsächlich nur auf eine Beschreibung gewohnter Zusammengehörigkeit angelegt und wird von den Begriffen des kontinuierlichen Entstehens oder gar des mathematisch formulierbaren Werdens nicht berührt. Und selbst Psychologen, denen jene Begriffe in ihrer Bedeutung für die Mechanik im engeren Sinne und für die Kausalität des äußeren Geschehens durchaus nicht fremd sind, (1) pflegen sie bei ihrer mechanistischen Deutung des Vorstellungs-Ablaufs zu ignorieren.

Es würde allerdings auch nicht angehen, die Voraussetzungen der Psychologie den Voraussetzungen einer Mechanik anzupassen, die unter den Gesichtspunkten von Erhaltung und Verwandlung nach mathematischen Gesetzen des Werdens forscht; während es leicht möglich ist, die Psychologie einer Mechanik zu assimilieren, die den Wechseln in der gegenseitigen Ablösung bestimmter Zustände durch die Annahme von an sich unerklärbaren Kräften zu begründen sucht. Und in der Tat geht, wie wir noch sehen werden, die mechanistische Psychologie auf derartige Annahmen zurück. Statt auf den schönen Traum von der mechanistischen Erklärbarkeit des Psychischen zu verzichten, tröstet man sich vielmehr mit jener antiquierten, in metaphysischer Befangenheit wurzelnden Vorstellungsweise, wonach auch die Mechanik ein völliges Verständnis ihrer im Kraftbegriff gemachten Voraussetzung verzichten müsse: "Auch vom  Wesen  der anziehenden und abstoßenden Tätigkeit haben wir keine Kenntnis" - mit diesem Satz soll das Daseinsrecht der mechanistischen Psychologie verfochten werden. (2)

Um das genauer dartun zu können, müssen wir unseren Blick zu den Aufgaben und Problemen der Psychologie zurückwenden. Für die Ausführung der mechanistischen Konstruktion lagen dem Psychologen verschiedene Möglichkeiten vor. Man konnte zunächst den Versuch machen, die höheren Inhalte des Vorstellens aus den niederen und schließlich aus den Empfindungen nach mechanistischer Gesetzlichkeit zu entwickeln. Dieser Versuch hätte aber die Annahme erfordert, die vorgestellten Gegenstände seien lediglich feste Gruppen bestimmter Sinnesdaten. Indes diese Meinung kollidiert zu schnell mit der einfachen Erwägung, daß die Identität der Sinnesdaten, die ihn konstituieren sollen: ein Haus bleibt für mich dasselbe, auch bei völligem Wechsel der Beleuchtung, wobei doch die ihm zuzuordnenden Sinneseindrücke zu völlig anderen werden. Wo man diese Selbstverständlichkeit berücksichtigt, da verbietet es sich von selbst, die Empfindung als einzige konstituierende Instanz für die höheren psychischen Komplikationen anzusprechen: damit entfiele aber zugleich die Möglichkeit der mechanischen Entwicklung der letzteren aus der Empfindung.

Weit verwickelter liegt es, wenn die genetische Psychologie auf die Vorstellungs akte  zurückgreift, welche den einzelnen psychischen Inhalten zugrunde liegen - oder zugrunde liegen sollen. Die hiermit inaugurierte [ins Amt gesetzte - wp] Richtung hat ihren striktesten Ausbau in der modernen Assoziationspsychologie gefunden. Wie bekannt läßt diese im mechanischen Spiel der Assoziationen die festen Gruppierungen der Dingvorstellungen aus Empfindungsakten, die häufig gleichzeitig wiederkehren, sich zusammenfinden; und ebenso aus häufig in gleicher Folge wiederkehrenden Dingvorstellungen die kompliziertesten Vorstellungsvorgänge. Die Identität der Dingvorstellungen wird nicht mehr auf die Identität der konstituierende Empfindungen, sondern auf die ähnliche Weise ihrer Verbindung gegründet und diese soll in der Assoziation der Akte und ihrer Gesetzmäßigkeit enthalten sein. Die Vorstellungsakte selbst aber gelten dabei als nicht weiter erklärbare Betätigungen des seelischen Wesens, deren Qualitäten eben hinzuzunehmen seien: nicht diese ihre Qualitäten, sondern die Bedingungen ihrer Mobilisierung, ihres psychischen Wirksamwerdens wünscht man aufzuklären. Nur soviel behauptet man über die qualitativen Eigentümlichkeiten jener Akte, daß sie ein jeglicher darauf angelegt seien, einen bestimmten Vorstellungsinhalt zu erzeugen und zu Bewußtsein zu bringen; daß es ferner, gemäß der Kompliziertheit oder Einfachheit der Inhalte auch komplizierte oder einfachere Vorstellungsakte gebe und daß die Empfindung der einfachste Inhalt und deshalb die auf die Erzeugung von Empfindungsvorstellungen angelegten Akte die einfachsten seien. Ob diese Vorstellungsakte - oder genauer gesprochen Dispositionen - sich aber betätigen, das hängt davon ab, ob und in welcher Stärke sie angeregt werden zu funktionieren.

Neben die Anregung von außen, die zur Empfindung und wohl auch unmittelbar zur Wahrnehmung von Objekten im oben (Kap. II und III) kritisierten Sinne führe, stellt die Assoziationspsychologie die Anregungen, die sich aus den assoziativen Zusammenhängen selber ergeben. Da ferner diese assoziativen Verbindungen ungemein vielfältig und zahlreich sind, so werden mit der Erregung einer Vorstellungsdisposition immer zugleich unzählige andere, die ihrerseits mit dieser einen assoziiert sind, zur Tätigkeit aufgerufen und im Funktionieren unterstützt. (3) Wegen der Enge des Bewußtseins aber erlangen schließlich doch nur wenige von ihnen, d. h. die am besten unterstützten, die zum faktischen Bewußtwerden nötige Energie.

In der genaueren Durchführung benutzt diese Lehre naturgemäß reichlich Analogien aus der Mechanik. Das Verhalten jener Vorstellungsdispositionen in Ruhe und Aktion wird illustriert durch die Analogie mit latenter und potentieller Energie; die Mannigfaltigkeit der einander in jedem Moment durchkreuzenden, bald unterstützenden bald aufhebenden assoziativen Einflüße wird in Vergleich gesetzt mit dem Gegensatz der komponierenden und resultierenden Kräfte; dem mechanischen Gesetz der Trägheit wird ein psychologisches an die Seite gesetzt im Satz, daß jeder Vorstellungsprozeß auf seine eigene Erhaltung hinwirkt oder zumindest ihm selbst ähnliche Prozesse unterstützt. Und es wirkt fast bedauerlich, daß dieser ganze Mechanismus am Ende doch illusorisch wird infolge der beharrlichen Mitwirkung eines Faktors, von dem man nicht meinen sollte, daß eine im Prinzip mechanistische Theorie ihn so leichten Herzens in ihre Konstruktionen aufnimmt; das Spiel jener assoziativen Einflüsse wird nämlich durchkreuzt von einem Moment, das sozusagen nach Voraussetzung unberechenbar ist: dieses Moment ist "die Gunst der Psyche".

Wie sich der mechanistische Grundgedanke der Theorie mit dieser Gunst der Psyche und ihrem überall eingreifenden und regulierenden Einfluß verträgt, ist allerdings schwer ersichtlich. Denn die "Gunst der Psyche" ist leider ein sehr labiles Ding: sie ist nicht nur bei jedem anderen Individuum eine andere, sondern auch für das einzelne Individuum selbst fortwährenden Veränderungen unterworfen. Und der Mechanismus des Vorstellungsablaufes, so gut wie die Gesetzmäßigkeit des seelischen Geschehens wird zur Phrase, wenn sie mit dem Zusatz gepaart wird, daß ihre Träger, die Assoziationen, von etwas so völlig unbestimmbar Veränderlichem abhängig seien, wie der "Gunst der Psyche"!

Unterdessen könnte man vielleicht daran festhalten wollen, daß das Spiel der Assoziationen, von diesem irrationalen Faktor abgesehen und trotz desselben, mechanistisch geregelt sei und die Erhellung dieser Mechanik als ein genügendes Verdienst der Psychologie hinstellen. Andere Konsequenzen der psychologischen Mechanistik verbieten auch diesen Ausweg.


Kapitel VII
Die Gefahren des Evolutionismus

Wir hatten oben bereits die falsche Auffassung vom Wesen des Mechanismus und der Kausalität berührt, die auch historisch mit den Grundprinzipien der mechanistischen Psychologie und der Assoziationstheorie im besonderen verbunden ist. Diese falsche Auffassung mußte notwendig üble Folgen zeitigen für die Ableitung der komplizierteren psychischen Gebilde. Man meinte nämlich, diese höheren Gebilde abgeleitet und damit verständlich gemacht zu haben, sobald man die niederen bestimmt hatte, aus denen sie sich komplizieren.

Wie man in der Mechanik das Gesetz und die in ihm fixierte Eigenart der Folge über der nackten Tatsache des Folgens vernachlässigte - so vernachlässigte man in der genetischen Psychologie über der zeitlichen Verbundenheit bestimmter Vorstellungsakte die inhaltliche Eigenart der dabei resultierende Verbindung. Man vernachlässigte sie, indem man sie als etwas Selbstverständliches behandelte oder als einen notwendigen Nebenerfolg auf die "Weise" der Assoziation zurückzuführen suchte.

Man beging damit einen Fehler, dem jede evolutionistisch interessierte Richtung leicht erliegt und der nicht entschieden genug klargestellt werden kann. Das Interesse für den Gang der Entwicklung übersieht nur zu leicht, daß mit den zugrunde gelegten einfachsten "Gegebenheiten", den Molekülen, Atomen, Zellen, Empfindungen, als deren Komplikationen alle Höher- und Neubildungen angesprochen werden sollen, doch die eigentümliche Natur dieser Höher- und Neubildungen selbst noch nicht gegeben ist. Daß dieselbe vielmehr, wofern es sich nicht wirklich um rein mechanistische Probleme handelt, in ihrer tatsächlichen Eigenart als ein Neues und aus jenen Elementen Unableitbares hinzunehmen bleibt - wie schon in der Chemie hervortritt. Und wie auch in der Biologie kein Mensch imstande ist zu beweisen, daß aus den elementaren Zellen sich schließlich gerade Elefanten, Kängurus, Paviane oder Menschen entwickeln mußten; es sei denn, daß man die Eigentümlichkeit, derlei Formen zu entwickeln, bereits in die Bestimmung des Protoplasmas selbst aufgenommen hätte. Dann würde es sich aber immer noch fragen, welcher Notwendigkeit das Protoplasma diese Eigentümlichkeit verdanke; eine Frage, die schlechterdings ins Bodenlose führt.

Daß es überhaupt Protoplasma gab und gibt und demzufolge den ganzen Stammbaum der Tiere und Menschen, das kann aus keinem wissenschaftlichen Gesetz als notwendig abgeleitet, durch keinen Evolutionismus begründet werden. Für die Veränderungen organischer Formen lassen sich Gesetze aufstellen, nicht für ihr Dasein überhaupt und ihr So-und-nicht-anders-sein. Selbst angenommen, man hätte die Gesetzmäßigkeit erkannt, derzufolge sich aus der unorganisierten Materie bei einer bestimmten Gesamtkonstellation Organismen bilden mußten, so bliebe eben diese Gesamtkonstellation das Rätsel, das sich nicht lösen läßt. Denn die Zurückführung auf eine andere frühere Konstellation wäre keine Lösung, vielmehr geriete man damit nur in das unlösbare und für die Erkenntnis sinnlose Problem der Urkonstellation.

Die geschichtliche Betrachtung, das Interesse für das Frühere und für die Reihe der Vergangenheit hat nur dann wissenschaftlichen Sinn, wenn ihre Daten aufgefaßt werden können als Belege und Jllustrationen allgemeiner Typen und Gesetze des Geschehens; wie ja mit der Ausprägung solcher Typen und Gesetze auch die individuellen Gestaltungen erst wissenschaftlich heranreifen, die der Historiker in der Vergangenheit sucht und "findet".

Beinahe eine jede evolutionistisch interessierte Richtung fehlt nun leider darin, daß sie sich keine Rechenschaft mehr abverlangt über den langen Weg, der von ihren ursprünglichen Annahmen zu immer verfeinerteren Unterschieden und schließlich zu ihren "primären Gegebenheiten" als den Ausgangspunkten ihrer Konstruktionen geführt hat. Das evolutionistische Interesse macht nur zu leicht vergessen, daß jene primären Gegebenheiten so gut wie die Tatsachen selbst bereits stets ausgemünztes Geisteswerk und kein Rohmaterial für die Forschung sind und auch nicht sein können, wenn die evolutionistische Ableitung gelingen soll.

Die genetische Konstruktion, deren die mathematischen Wissenschaften sich allerdings mit Recht bedienen, um die Qualitäten der komplizierteren Gebilde zu ergründen, versagt bereits in der Chemie und vielmehr noch in den biologischen Wissenschaften. Es gilt deshalb einzusehen, daß abgesehen von den mathematischen Wissenschaften aller Evolutionismus im Grunde nur die Probe auf ein Exempel ist, das vorher gelöst sein will und mit dessen Lösung die eigentliche Schwierigkeit der wissenschaftlichen Arbeit bereits bewältigt wäre: ehe man Gebilde genetisch behandeln kann, muß man ihre Unterschiede und Eigentümlichkeiten festgestellt haben; dann aber muß man sich hüten, ihre systematischen Unterschiede zu verwischen um dadurch eine scheinbare Vereinfachung des Entwicklungsganges zu erzielen, der zu ihnen führt. Kurz, man darf über die Frage nach dem  Woher  die Frage nach dem  Wie  nicht vernachlässigen.

Die Verführung solcher Vereinfachung und Verwischung liegt dabei tiefer, als bisher angedeutet wurde. Es ist vielleicht eine dunkle Vorahnung des Rechten, aber doch auch zugleich ein irreführendes Verhängnis menschlichen Forschens gewesen, daß man etwas Besonderes zu leisten glaubte, wenn man die qualitativ-begrifflichen Verhältnisse der Dinge nicht nur räumlich nach Umfang und Inhalt, sondern auch zeitlich-evolutionistisch zu schematisieren suchte: wenn man aus der logisch-begrifflichen Stufenfolge vom Allgemeinen zum Bestimmten eine anschaulich-zeitliche Folge vom Unbestimmten zur individuellen Gestalt, von der Materie zur Form (ARISTOTELES), vom Chaos zum Kosmos, von dem alle Möglichkeiten der Entwicklung in sich bergenden Protoplasma zu allen Typen des Lebens machte.

Wohl ist es eine unbestreitbare Aufgabe der Philosophie, den scheinbaren Gegensatz, den die historische Logik zwischen den Ergebnissen der Abstraktion und den Formen des Geschehens gestiftet hat, zu versöhnen und aufzulösen, aber dazu bedarf es einer anderen und hier noch nicht explizierbaren Ansicht über die Bedeutung des Allgemeinen, "noch Unbestimmten" selbst. Nur soviel sei mit Rücksicht auf das in Rede stehende Problem vorgreifend bemerkt: das Allgemeine - gleichgültig ob auf dem Wege der Abstraktion oder dem der Intuition entstanden - ist stets ein  Ansatz,  das Chaotische stets ein  Gegensatz  zur Bestimmung; und die Gefahr der Vermengung besteht überall da, wo man das Chaotische doch schon mit gewissen Bestimmtheiten ausrüstet, unter dem Vorwand, daß sie implizit mit ihm gegeben seien. Läßt man überhaupt erst irgendwelche Bestimmtheit im Chaotischen "gegeben" sein, so steht nichts im Weg, gleich alles erforderliche implizit mit ihm gegeben sein zu lassen: mit dem Protoplasma alle Formen lebendiger Wesen, mit der Materie alle Möglichkeiten ihrer Formung; und schließlich - um auf unser Grundproblem zurückzukommen - mit dem Chaos der Sinnesdaten gleich alles Objektive, das ein ideal funktionierendes Bewußtsein aufgrund jenes Chaos vorstellen müßte; wobei man, kantisch geredet, das Aufgegebene mit dem Gegebenen vermengt und - was als "Eindeutigkeit der Aufgabe" wohl zu würdigen ist - durch die Behauptung von der Gegebenheit der Lösung entstellt und verdunkelt.

Es ist im Prinzip der gleiche Fehlgriff, wenn die Assoziationspsychologie versucht, aus den Empfindungen und einer ihnen vindizierten eigenen Gesetzmäßigkeit die höheren psychischen Gebilde, Dinge, Urteile, Begriffe, ja neben dem intellektuellen auch das ästhetische und ethische psychische Geschehen abzuleiten. Das bloße Zusammenauftreten bestimmter Inhalte soll hier Unterschiede begründen, die in Wirklichkeit auf eigenen Gesetzen der Verbindung beruhen und die eben wegen dieser eigenen Gesetze unableitbar sind aus dem Verbundenen und etwaigen dieses Verbundene sonst betreffenden Gesetzen. Die Eigentümlichkeiten des Verbundenen sollen die Eigentümlichkeit der Verbindung vertreten. Man verwischt auf solche Weise nicht minder die Unterschiede zwischen Vorstellen und Denken, wie die zwischen logischer, ethischer und ästhetischer Vorstellungsweise.

Es ist nur eine Variante der gleichen Verfehlung, wenn man die höheren Formen und Komplikationen des seelischen Lebens in Eigentümlichkeiten seiner Elemente vorgebildet sein läßt: das ästhetische Empfinden in einem Gefühlston der Empfindung, die ethische Aktivität in einem Empfindungsstreben der Vorstellungen, logische Unterschiede in Eigentümlichkeiten von Gefühlen. Was dabei herauskommt ist durchaus Mythologie und nicht besser, als die Lehre der Materialisten, welche die Kraftwirkung oder das Geistige zu Eigentümlichkeiten der Materie machten.

Und für das Verständnis jener höheren Komplikationen wäre mit solchen Zurückführungen nichts gewonnen; denn Gefühlstöne wären, wenn man sie überhaupt zugibt, als solche noch nicht  ästhetisch  und logische Gefühle wären im günstigsten Fall Begleiterscheinungen, beträfen aber nie und nimmer das Wesentliche der  logischen  Phänomene.


Kapitel VIII
Die Beziehungen zwischen den
Vorstellungs-Inhalten und die Assoziation

Ließe sich leicht nachweisen, daß es ein vergebliches Bemühen ist, die Eigentümlichkeiten der höheren psychischen Komplikationen aus Eigentümlichkeiten des gegebenen elementaren Materials ableiten zu wollen, so wird die Sachlage schwieriger, sobald man jene höheren Komplikationen nicht nur in Eigentümlichkeiten der Elemente selbst, sondern daneben in solchen ihrer Verbindungsweisen zu begründen sucht - wie es in der Assoziationspsychologie tatsächlich geschieht. Indem und insoweit sie die Verbindungsweisen als etwas Selbständiges neben den Elementen anerkennt, scheint sie allen oben geltend gemachten kritischen Einwänden vorzubeugen. Betrachten wir jedoch diese von ihr stabilierten "Verbindungsweise" genauer, so sehen wir bald, daß sie ebensowenig wie die schon berührten Eigentümlichkeiten der Elemente für die Zwecke der ersehnten psychologischen Genetik ausreichen. Denn diese Verbindungsweisen sind für sie nichts anderes, als die Weisen der Assoziation selbst.

Diese Wendung scheitert an folgender Schwierigkeit: für die Vertreter der Assoziationslehre ist die Psychologie - aus Gründen, die wir zum Teil bereits berührten - eine Lehre von der Gesetzmäßigkeit der Vorstellungs akte. Sie dürfen deshalb keine anderen Weisen der Assoziation mehr kennen und anerkennen, als solche zwischen Vorstellungsakten, d. h. solche, die auf der Ähnlichkeit oder der Gleichzeitigkeit von Vorstellungsakten - man könnte auch sagen auf ihren Eigentümlichkeiten oder auf ihren Schicksalen; mit den  vorgestellten  Verbindungsformen zwischen den Vorstellungs- inhalten  aber können die Assoziationen schon nach Voraussetzung nicht identifiziert werden. Denn die Assoziation kommt für den Psychologen niemals als Vorstellungsprodukt, sondern stets nur als Vorstellungsanlaß in Betracht; jene Beziehungen zwischen den Vorstellungsinhalten aber sind Vorstellungsprodukte und dürfen in ihrer Vielfältigkeit mit den typischen Grundformen der Vorstellungsanlässe nicht verwechselt werden.

Die Assoziationspsychologie kennt diesen Unterschied sehr wohl. In LIPPS Logik, so gut wie in seinen "Grundtatsachen des Seelenlebens", wird sachgemäß eine große Anzahl logischer Beziehungen zwischen Vorstellungen unterschieden; daneben und trotzdem aber sollen sämtliche Beziehungen, die sich zwischen den Vorstellungen im Verlauf des seelischen Lebens herausstellen, im obigen Sinne auf die Gesetzmäßigkeit der Assoziationen zurückführbar sein.

Auch für LIPPS gibt es aber nur Assoziationen der Gleichzeitigkeit und der Ähnlichkeit - aufgestellt und geschieden mit Rücksicht auf die gegenseitige assoziative Unterstützung der Vorstellungsakte. Selbst HUME wird bemängelt, weil er statt des richtigen subjektiven Einteilungsprinzips für die Gründe der Assoziationen das objektive (LIPPS, Grundtatsachen des Seelenlebens, Seite 98) bevorzugt habe und sie, statt nach den Beziehungen zwischen Vorstellungsakten, nach solchen zwischen den in ihnen vorgestellten Objekten habe scheiden wollen. Auch mittels der Trennung von Vorstellungs-Beziehungen und - Verhältnissen  wird die Fixierung des gleichen Gegensatzes versucht. (4) Kurz die Beziehungen zwischen den Vorstellungsinhalten sind klipp und klar von den Assoziationen geschieden.

Und nun sollen merkwürdigerweise doch die Assoziationen für alle Besonderheiten der inhaltlichen Verknüpfung, für den ganzen Reichtum der mathematischen und logischen Verknüpfungsformen die Verantwortung tragen können. Alle Inhalte und Inhaltsverknüpfungen sollen rückführbar sein auf jene elementaren, dispositionellen Akte und ihre Verknüpfungen, die doch nichts weiter können, als der Erzeugung irgendwelcher sinnlich-wahrnehmbaren Inhalte zustreben und für deren Verbindung es keine andere Gesetzlichkeit gibt, als die ihre zeitliche Koinzidenz bestimmt.

Dieses Wunder wird möglich durch eine einfache begriffliche Schiebung: jene inhaltlichen Verknüpfungsformen werden hingestellt als Spezialfälle der Gleichzeitigkeits-Assoziation. (LIPPS, Grundtatsachen etc., Seite 100) So werden diese inhaltlichen Beziehungen nur vorübergehend vom Begriff der Assoziation getrennt - um aus der Assoziationstheorie eine Lehre von den Beziehungen der psychischen Akte und von ihrem mechanistisch geregelten Ablauf zu machen - später aber als Spezialfälle der Assoziation einfach wieder zu Gnaden aufgenommen, um die in jenen Akten vorgestellten Objekte aus ihrer wandelbilderhaften Isolation und atomistischen Starrheit zu befreien.

Die empiristische Grundtendenz erleichtert diese Wendung, indem sie die Erfahrung zur Stifterin der Gleichzeitigkeits-Assoziation macht und zugleich mit dieser jene inhaltlichen Verknüpfungs- und Gestaltungsformen, auf denen die Einheiten der Vorstellungen und ihre Beziehungen beruhen - in der "Wahrnehmung" gegeben werden läßt. Die Unhaltbarkeit derartiger Gegebenheitsmaßnahmen haben wir bereits oben (5) an ihren Konsequenzen zu erweisen gesucht. Aber auch im Sinne der Assoziationstheorie selbst - mit Rücksicht auf ihre eigenen Grundannahmen - ist diese posthume Wiedervermischung der inhaltlichen Beziehungen mit den Assoziationen nicht zu halten; und deshalb stets ein Gegenstand weiteren Theoretisierens gewesen.

Wer Ernst mit der Meinung macht, daß die Assoziationen lediglich Beziehungen zwischen Vorstellungsakten sind, für den könnte der Reichtum inhaltlicher Verknüpfungsformen nur auf der wechselnden und niemals in gleicher Folge wiederkehrenden Konstellation jener Vorstellungsakte in Gleichzeitigkeit oder Folge beruhen. Denn die konstituierenden Akte selbst bleiben qualitativ die gleichen. Es würde sich nur fragen, ob die Charakterisierung der aktlich-assoziativen Verknüpfungsformen und des Vorstellungsablaufs zu einer Differenzierung vordingen könnte, reich und verfeinert genug, um die Vielfältigkeit jener inhaltlichen Verknüpfungsformen und alle ihre Unterschiede begreiflich zu machen.

So beruth der Versuch, den inhaltlichen Beziehungen und Einheitsformen der Vorstellungsinhalte doch den Charakter von Assoziationsformen zu wahren, in letzter Linie auf der Möglichkeit: ob sich zwischen den Konstellationen oder Folgen bestimmter Vorstellungsakte und dem Vollzug bestimmter Gedanken eine notwendige Verbindung nachweisen läßt. Solche Möglichkeit besteht aber nicht. Jene Projizierung der anschaulichen Bewußtseinsinhalte und ihrer Ansätze auf die Zeitreihe, wie man den Rekurs auf die zeitliche Anordnung der Vorstellungsakte auch nennen dürfte, vernichtet geradezu jedes Indizium für den inhaltlichen Zusammenhang der zeitlich benachbarten Vorstellungen.

Die zeitliche Folge, in der zwei Vorstellungsakte auftreten, kann der vorgestellten zeitlichen Folge ihrer Inhalte schnurstracks entgegengesetzt sein; das später Vorgestellte kann "als" das frühere vorgestellt werden, das früher Vorgestellte "als" das spätere. Die Eigenart der Assoziation, die die verschiedenen Vorstellungsakte zu gemeinsamer Aktion brachte, läßt uns über den Zusammenhang ihrer Inhalte nichts ergründen; es sind Selbstverständlichkeiten, die wir hier zum Ausdruck bringen müssen: die Ähnlichkeitsassoziation kann wirken, ohne daß das Geringste von der Ähnlichkeit, die Gleichzeitigkeitsassoziation, ohne daß das Geringste von der Gleichzeitigkeit oder überhaupt irgendwelchen sonstigen zeitlichen Verhältnissen der vorgestellten Inhalte zu Bewußtsein käme; und Vorstellungen können sich bei der Verfolgung assoziationeller Beeinflußung hemmen oder fördern, ohne daß damit im geringsten ein Bewußtsein der Hemmung oder Förderung irgendwelcher Inhalte gegeben oder auch nur eingeleitet wäre.

Ja, ob es überhaupt zu einer inhaltlichen Verknüpfung kommt, wo "die Gesetzmäßigkeit der Assoziation" die gleichzeitige Mobilisierung verschiedener Vorstellungsakte bewirkt, kann aus den Assoziationen selbst nie abgeleitet werden - wenigstens nicht ohne Preisgeben der ursprünglichen Konzeption. Die völlig unzusammenhängende Ideenflucht eines Irrsinnigen ist von der Gesetzmäßigkeit der Assoziation in gleicher Weise abhängig, wie die innerlich zusammenhängende Gedankenarbeit des Gelehrten. Daraus, daß ein  A  das Bewußtwerden eines  B  unterstützt, ist in nichts zu ersehen, ob sich zwischen dem A und dem aus Anlaß seiner zu Bewußtsein drängenden  B  überhaupt eine inhaltliche Beziehung entwickeln wird und noch weniger, welche das im gegebenem Fall sein werde.

Man denke etwa auch an den Vergleich:  A > B.  Das bloße Bewußtsein des  A  vor dem  B  hat mit dem Bewußtsein der Größenbeziehung nichts zu tun; so wenig wie beispielsweise der Anblick eines Eichbaums nach dem eines Holunderstrauchs das Bewußtsein des Größenunterschieds zwischen beiden impliziert. Vielleicht wird gar keine Beziehung zwischen den beiden bewußt, indem der Anblick des Eichbaums den des Holunderstrauchs einfach ablöst, so daß er als selbständiges Bild das Bewußtsein erfüllt. Aber auch wenn sich beide dem Bewußtsein in  einem  Bild darstellen, der kleinere neben dem größeren, darf man von einem Bewußtsein des Größen unterschiedes  füglich noch nicht reden; denn sonst müßte man das gleichzeitige bewußte Sein all der unzähligen Unterschiede und Gleichheiten behaupten dürfen, die sich im ganzen Bild isolieren ließen, was doch wohl der Anschauung allein zuviel zumuten hieße.

Wollte man aber doch die Möglichkeit einer solchen umfassenden Anschauung in diesem Sinne zu halten suchen, indem man etwa annimmt, die Anschauung "enthalte" tatsächlich all jene Beziehungen, jedoch träten nur wenige von ihnen für das Bewußtsein deutlich hervor - die anderen dagegen verblieben im Stadium der bloßen Angeschautheit oder etwa in der Tiefe des Unbewußten, - so wären eben hiermit jene inhaltlichen Beziehungen, gleich den Empfindungen, als selbständiges Material der assoziativen Mechanik erkannt; und auf ihre Herleitung aus der assoziativen Gesetzmäßigkeit der Sinnesdaten respektive der diese produzierenden Vorstellungsakte wäre Verzicht geleistet.

Zudem wäre die Meinung auch innerlich haltlos. Wer jene verschiedenen Formen der inhaltlichen Verknüpfung auf das gleichzeitige bewußte Sein von Beziehungsvorstellungen zurückführen wollte, der wäre erstlich zu fragen, ob und wie denn solche Beziehungsvorstellungen - etwa des Größerseins, der Bedingung, der Ähnlichkeit - vom Standpunkt der Theorie aus überhaupt selbständige Vorstellungsinhalte sein und selbständige Vorstellungsinhalte zu Erzeugern haben könnten; zweitens aber, und das ist wichtiger, wie denn jene Beziehungsvorstellungen - des Größerseins, der Bedingung, der Ähnlichkeit - zu den von ihnen zu verknüpfenden in eine inhaltlich-sachliche Beziehung treten könnten, statt wiederum isoliert daneben bestehen zu bleiben.

Und hiermit stünden wir wieder an der Schwelle des gleichen Problems, vor dem gleichen Rätsel. Denn analog jenen primären Beziehungsvorstellungen müßte man nun wieder sekundäre postulieren, durch die der Eichbaum und das Größersein zur Einheit verknüpft würden. Wobei nur leider die Annahme tertiärer Verbindungsvorstellungen zur Verknüpfung des Größerseins und der sekundären erforderlich würde; und so fort ins Unendliche. Man müßte sich also nach anderen Auswegen umsehen - immer vorausgesetzt, daß man nicht mit dem Doppelsinn des Wortes Assoziaton als inhaltlicher und aktlicher Beziehung sein Spiel treibt.

Nun könnte man allerdings für den Vorstellungsakt, der den Eichbaum und den, der den Holunderbaum erzeugt, die Möglichkeit verschiedener Verknüpfungs formen  annehmen, von denen  eine  jenen Größenunterschied ins Bewußtsein drängt, andere irgendwelche andere inhaltliche Beziehungen: Ähnlichkeit, Abstand, Bedingtheit oder dergleichen. Leider würde mit dieser Annahme nur sofort die Möglichkeit hinfällig werden, den Vorstellungsablauf als Mechanismus zu begreifen. Von einem solchen könnte schwerlich noch die Rede sein, wenn die Vorstellungselemente nicht nur mehr auf die Bedingungen ihres gleichzeitigen Auftretens und ihrer Abfolge im Bewußtsein zu untersuchen wären, sondern zugleich auf die Qualität der Verknüpfungsformen, mittels deren je zwei oder mehr von jenen Elementen zu größeren einheitlichen Inhaltskomplexen konkreszierten [zusammenballt - wp].

Eher könnte man dann noch von einer Chemie der Vorstellungsakte reden, in Erinnerung an die Lehre von den verschiedenartigen Strukturformen der Moleküle, durch die es begreiflich wird, wie die gleichen Elementaratome, je nach der Art ihrer Bindung im Molekül, sich zu den verschiedenartigsten Neubildungen vereinigen können. Nur wäre eben auch hiermit das ursprüngliche Programm verlassen, die Unterschiede der Assoziationen wären in der abgelehnten Weise HUMEs auf die Beziehungen der Vorstellungsinhalte zurückgeführt und die Herleitung dieser letzteren aus der Gesetzmäßigkeit der Assoziation unmöglich geworden.

Noch auf eine letzte und geradezu verzweifelte Art hat man sich dieser Konsequenz zu entziehen gesucht, indem man nämlich für die Mannigfaltigkeit der Beziehungen zwischen den Vorstellungsinhalten, den - "Rhythmus des Vorstellungsablaufs" in Verbindung mit der Ähnlichkeits-Assoziation verantwortlich zu machen suchte. Ähnliche Vorstellungen sollten danach ähnliche Rhythmen des Vorstellungsablaufs und also - ähnliche Gedankengänge bedingen.

In der Tat, wenn die Verbindung und Folge der Vorstellungsakte durch die Gesetzmäßigkeit der Assoziation völlig gebunden war, wenn ferner die sonstige Konstellation dieser Akte für die logische Verknüpfung ihrer Inhalte keine Anhaltspunkte darbot, so konnten für solche Modifikationen der Verbindung lediglich die Unterschiede in der relativen Geschwindigkeit, in der Regelmäßigkeit und in der Akzentuierung jener Folge in Betracht kommen. Das aber sind Kennzeichen des Rhythmus. (6)

Die Komplikationen, die sich aus dieser Verbindung des Rhythmus mit den inhaltlichen Vorstellungsbeziehungen ergeben, sind höchst bedenklich. Der Rhythmus des Vorstellungsablaufs wird nämlich zugleich als Fundament der Gefühle angesprochen. Während es aber sehr wohl vorstellbar ist, daß ein jedes Gefühl an einen bestimmten Rhythmus des inneren Erlebens gebunden ist - man denke etwa an die Musik -, so läßt uns jede Vorstellungsmöglichkeit im Stich, wenn wir einen Rhythmus ausdenken sollten, der etwa die gedanklich Verknüpfung eines Substrates mit einem Akzidenz notwendig begleitete oder gar - ausmachte. Trotzdem hat man sich solchen Annahmen hingegeben; und infolge der gleichzeitig logischen wie gefühlsmäßigen Bedeutsamkeit, die dem Rhythmus beigelegt wurde, ist dann auch von den bereits erwähnten logischen Gefühlen gesprochen worden. "Ich fühle mich strebend, hoffend, bejahend, verneinend," solche Beispiele für Gefühlszustände werden in einem Atem genannt, um damit den "im Grunde gefühlsmäßigen" Charakter der logischen Bejahung und Verneinung zu bekräftigen.

Nun wird ja niemand leugnen wollen, daß das "Erlebnis" logischen Denkens stets von irgendwelchen Gefühlen begleitet sei. Nur sollte man nicht übersehen, daß die gleichen logischen Operationen mit den verschiedenartigsten Gefühlserlebnissen Hand in Hand gehen können und daß sich umgekehrt die verschiedenartigsten logischen Verknüpfungsarten auf der Grundlage und während des gleichen Gesamtgefühls vollziehen lassen. Aber selbst wenn sich behaupten ließe, daß bei bestimmten logischen Prozeduren immer ganz bestimmte Gefühlsnuancen in das Gesamtgefühl eingingen - selbst dann wäre für die Reduktion der logischen Verknüpfungsformen auf Gefühle nichts gewonnen. Denn die behauptete Übersetzbarkeit von Gefühlen oder Rhythmen in logische Formen und Formeln - man könnte vielleicht kürzer sagen, die Intellektualisierbarkeit der Gefühle - wäre nur ein neues Rätsel statt einer Erklärung. Gegenstand der Untersuchung blieben jene logischen Formen, als das einzige, woran sie sich wirklich halten kann.

Ihren schärfsten Ausdruck findet die hier bekämpfte Lehre in dem Bestreben, das Notwendigkeitsbewußtsein oder den Satz vom Grunde selber, als Anthropomorphismus aufzuhellen und auf Nötigungsgefühle, respektive Vorstellungsnötigung zurückführen zu wollen (z. B. LIPPS "Logik", Nr. 343). Notwendigkeit kann man nicht fühlen, sondern nur denken - insofern man nicht Lizenzen des Sprachgebrauchs zu Anhaltspunkten wissenschaftlicher Formulierung machen will.

In der Bezeichnung eines Gefühls als Nötigungsgefühl liegt ja immer bereits eine Deutung des unmittelbaren Erlebens, zu der das Denken selber und mit ihm der Notwendigkeitsgedanke die Voraussetzung bildet. Alle Nötigungsgefühle der Welt könnten uns nicht veranlassen, den Gedanken der Notwendigkeit zu denken, wenn wir nicht für ihre Auffassung und Deutung mit diesem Gedanken bereits ausgerüstet wären. Dazu kommt, daß der Notwendigkeitsgedanke als solcher bereits den Gedanken der Gesetzmäßígkeit und der Subsumierbarkeit des Einzelnen unter das Allgemeine impliziert; wohingegen das Nötigungsgefühl, wie jede psychische Gegebenheit zunächst etwas Einzelnes ist und deshalb selbst erst unter dem Gesichtspunkt der Notwendigkeit betrachtet werden muß, um als Spezialfall eines allgemeineren Gesetzes erscheinen zu können. Nur weil wir überhaupt Zusammenhänge und Geschehensfälle als notwendig vorstellen können, nur deshalb können wir von einem notwendigen Geschehen und in speziellen von einem notwendigen Erleben im Sinn eines Fühlens oder Vorstellens reden.

Die Psychologen aber sind bemüht, den Notwendigkeitsgedanken aus Erfahrungen - und noch dazu gefühlsmäßigen, wie wir gesehen haben - abzuleiten, ein Beginnen, das auch darum unmöglich ist, weil sie weder den Gedanken der Notwendigkeit, noch sonst irgendetwas überhaupt ableiten können, ohne ihn bereits vorauszusetzen. (7) Als Anlässe und Gelegenheitsursachen für das Ins-Spiel-treten des Notwendigkeitsbewußtsein mögen gewisse gefühlsmäßige Erlebnisse angesprochen werden - als solche haben sie kein Interesse für Logik und Philosophie - niemals aber wird man seine logische Eigenart aus Gefühlen ableiten können.

So tritt uns auch hier jene evolutionistische Befangenheit entgegen, die über dem  Woher  das  Wie  vergißt; die sich damit begnügt, nach den Bedingungen des Eintritts einer Sache zu fragen, ohne es für erforderlich zu halten, ihre eigentümliche Beschaffenheit zur Diskussion zu stellen und als Problem zu behandeln. Wobei gerade die fundamentalsten Probleme nicht zu Wort kommen oder vor dem Forum einer beliebigen konventionellen Überzeugtheit abgewiesen werden. Und so geschieht es, weil man das Auftreten von Beziehungen zwischen den Inhalten der gleichzeitig ablaufenden Vorstellungsakte als etwas Selbstverständliches ansieht und ihre Eigentümlichkeiten als nicht weiter diskutable Gegebenheiten behandelt, während es doch gerade sie sind, die in ihrer Gesamtheit für den kunstvollen Aufbau aller Wissenschaft überhaupt, wie für den Aufbau der Psychologie selbst die letzten Voraussetzungen abgeben.


Kapitel IX

Mit der Lehre von der gefühlten Notwendigkeit kompromittiert die Assoziationslehre nicht nur ihren prinzipiellen Evolutionismus, sondern zugleich ihre Stellungnahme gegen die Metaphysik: ihre Lehre von der gefühlten Notwendigkeit, die Ableitung des Notwendigkeitsgedankens aus dem faktischen Genötigtwerden ist Metaphysik. Denn mag doch an sich bestehen oder vorgehen, was da wolle, mögen Beeinflußungen oder Zusammenhänge welcher Art auch immer stattfinden, ob nun zwischen vermeintlichen Dingen an sich, Vorstellungsakten, Seeleneinheiten oder gar zwischen all diesem auf einmal, - wir können von alldem nur durch die Hilfe und in der Form der Zusammenhänge wissen, die wir vorzustellen vermögen.

Die Assoziationspsychologie geht an diesen elementaren Erwägungen vorüber - ja, sie verfehlt sich ihnen gegenüber an der exponiertesten Stelle: in den Voraussetzungen ihrer Logik, bei der Bestimmung des Unterschiedes zwischen dem sonstigen Vorstellen und dem Denken.

Die Antwort, welche die Theorie auf die Frage nach diesem Unterschied in Bereitschaft hält, ist folgende. Das Denken sei dasjenige Vorstellen, das sich zunächst ganz von den Objekten nötigen läßt, um nach solcher Hingabe an die Objekte die dabei gewonnenen Vorstellungen durch Einfügung anderer Vorstellungen zu jenem im Sinne der Gesetzmäßigkeit des Geistes lückenlosen Zusammenhang zu vervollständigen. (LIPPS, "Logik", Nr. 9 und 10) Die Voraussetzungen, auf denen sich diese Auskunft aufbaut, sind durchaus metaphysischer Art. Da ist zunächst die Rede von Objekten, welche den Geist zur Vorstellung ihrer selbst nötigen können: ganz im Sinne der alten dogmatischen Metaphyisk, die, was bei Vorstellen und Denken herauskommen soll - die Objekte - zum ersten Anlaß seiner selber macht. Das ist ferner entsprechend die Rede vom Geist, welcher sich durch die Objekte nötigen läßt. Aber der Geist macht diese Objekte erst, die sich untereinander "nötigen" können; und diese sollten dann ihn selber nötigen? Der vorsichtigere Gedanke, daß nicht die Objekte den Geist nötigen, sondern daß dieser nur in seiner Produktion der Objekte nicht frei ist, klingt wohl an, besonders in der Form, daß sich der Geist bei der Produktion dieser Objekte genötigt  fühle;  aber gerade dieses Gefühl wird dann zum Beweis der absoluten Eigenexistenz der Objekte, wie der des Geistes selber gebraucht oder - besser gesagt - gemißbraucht.

Auch die Behandlung des Terminus "Ding an sich" in LIPPS "Grundzügen der Logik" verrät die gleiche dogmatische Befangenheit, trotz mancher freierer Ansätze. So wird einmal die Welt der Dinge an sich als rein durch das Denken geschaffen, als reines Noumenon [Verstandesding im Gegensatz zum Sinnending / Phänomenon - wp] hingestellt, ebenso wie das reale Ich; (8) später aber wird mit Bezug auf dieselbe Welt der Dinge an sich gesagt: "soweit wir aufgrund der Erfahrung Gesetzmäßigkeiten erkennen, müssen wir in ihr eine Offenbarung der Gesetzmäßigkeit  jener Welt  erblicken." (9) Und der Zusammenhang macht die metaphysische Hypostasierung [einem Gedanken gegenständliche Realität unterschieben - wp] "jener Welt" zur "Wirklichkeit an sich" unzweifelhaft. Denn wenige Zeilen vorher heißt es, "alle Erkenntnis der Wirklichkeit ist Anwendung der Gesetzmäßigkeit des Geistes auf die  Dinge.  Wie weit sich aber die  objektive Wirklichkeit  der Gesetzmäßigkeit des Geistes fügt, ist nicht apriori bestimmbar." Hier ist offenbar das erste Motiv, wonach auch die Welt der Dinge an sich als rein durch das Denken geschaffen, als reines Noumenon zu gelten hatte, völlig in Vergessenheit geraten; Dogmatismus und falsche Metaphysik haben das Feld behauptet.

Metaphysisch betrachtet ist auch die Behauptung des Zusammenhangs zwischen einer bestimmten Gedankenverbindung und Gefühlen oder dem psychischen Rhythmus des Vorstellungsablaufes, nur ein Seitenstück zum alten Dogma des Materialismus, wonach mit gewissen materiellen Vorgängen stets gewisse geistige verknüpft sein sollten. (10) Es ist ein alter Philosophen-Irrtum, der in solchen Aufstellungen seine unerfreuliche Fortführung findet: daß man nämlich noch immer hofft, für das Geistige irgendein vorstellbares und doch zugleich an sich wirkliches Substrat bestimmen zu können. Wir können nun einmal nicht rückwärts sehen.

Die Verwandtschaft des modernen Psychologismus und des Materialismus tritt noch in einem anderen Punkt zutage. Jene materialistische Fiktion, nach der es nicht undenkbar wäre, daß alle Historie der Welt und des Menschen genau die überlieferte gewesen sei, daß Rom Karthago besiegt, CÄSAR den Rubikon überschritten habe, nur mit der einen großen Einschränkung, daß dabei in keinem Organismus ein Funke geistigen Lebens bestanden habe, diese konsequent materialistische Fiktion hat ihr Gegenstück gefunden in der psychologischen, daß die psychischen Vorgänge, respektive die Vorstellungsakte, die das seelische Leben des Menschen ausmachen, genauso ablaufen könnten, wie sie es tun und die Verwirklichung der gleichen psychischen Gesetzmäßigkeit darstellen, ohne daß auch nur in einer einzigen Seele jene eigentümliche Erscheinung entstünde, die wir Bewußtsein nennen. Wie für den Materialismus das Geistige überhaupt, so ist für den hier in Rede stehenden Psychologismus das Bewußtsein ein "Luxus" der Natur und völlig zufällig gegenüber seiner vermeintlich an sich wirklichen Unterlage.

Es ist merkwürdig, wie der ursprüngliche Sensualismus der Theorie gerade hier in sein Gegenteil umschlägt und zur Erklärung der psychischen Phänomene und ihrer Komplikationen ins völlig Unvorstellbare transzendiert. Denn jene Vorstellungsakte als solche und ihre Rhythmen sind unvorstellbar und lassen sich auch im Beispiel nicht mit sinnlich anschaulichem Leben erfüllen; wofern man nicht etwa meint, die Akte vorzustellen, indem man die Inhalte vorstellt - oder ihren Rhythmus, in dem man den Rhythmus und die Dynamik der Vitalempfindungen vorstellt, die jene Akte begleiten. Aber auch diese sind Inhalte, ihr Rhythmus - wie aller Rhythmus überhaupt - ein an Inhalte gebundener.

So gleichen die von der Assoziations-Psychologie ihren Konstruktionen zugrunde gelegten Vorstellungsakte oder Dispositionen (deren jeder der Erzeugung seines spezifischen Inhaltes zustrebt), in gewisser Hinsicht völlig der von der Physik längst verabschiedeten Gattung an sich bestehender Kräfte, deren jede ebenfalls nur für spezifisch völlig bestimmte Leistungen berufen sein sollte. Denn solche Kräfte sind  dei ex machina  [Geister aus der Maschine, ein Bühnentrick - wp] und erklären nichts und ebenso sind auch jene Vorstellungsakte der Assoziations-Psychologie transzendente Erdichtungen, implizieren falsche metaphysische Voraussetzungen und fälschen das Gesamtbild der Philosophie, zumal da, wo sie sich ihr als einzig berechtigte Gegenstände aufdrängen.

Zum Schluß sei noch auf eine charakteristische Wandlung im Begriff der Vorstellung hingewiesen, die sich mit dem Einbruch des Psychologismus in die Philosophie unter der Hand vollzogen hat.

Die Verschiebung nämlich, die hier vor sich gegangen ist, wird am leichtesten klar an der Stellung des Begriffs der Vorstellung zu dem der Zeit. Die Vorstellungen, von denen die Psychologie handelt, sind in der Zeit und ihre Gesetzmäßigkeit ohne Beziehung auf diese nicht denkbar. Jene "Vorstellung" aber, von der die älteren Idealisten sprachen, wenn sie sagten, die Welt sei Vorstellung, erzeugte erst die Zeit und in ihr, mit Hilfe anderer Formen, die Gesetzmäßigkeiten der Erscheinungswelt mit ihren Substanzen, Akten und Kräften.

Und zu dieser erscheinenden Welt wären für ihren Standpunkt auch jene Vorstellungsakte zu rechnen, deren Gesetzmäßigkeit unsere Psychologie zu ergründen sucht; und mit deren Ergründung sie einer guten Sache dient, solange sie die Zugehörigkeit dieser Akte zur Welt der Erscheinungen nicht aus dem Auge verliert. Will sie aber diese Akte der Welt der Erscheinungen zugrunde legen, so wird sie zur Metaphysik im alten bösen dogmatischen Sinn des Wortes, so sehr sie auch selbst in der offiziellen Ablehnung aller Metaphysik mit den empirischen Wissenschaften wetteifert. Aber auch der Weg zur Metaphysik ist mit guten Vorsätzen gepflastert.

Kurz, auch die Vorstellungsakte der Psychologie sind "Vorstellung" in jenem alten metaphysischen Sinne: Vorstellungsinhalte,  um es moderner auszudrücken; denn, was wir auch von ihnen denken und aussagen mögen, es gehört mit zum Bereich der Vorstellungsinhalte, ist eine Applikation [Anwendung - wp] der Verknüpfungs- und Gestaltungsformen, die überhaupt für Vorstellungsinhalte in Betracht kommen. Warum aber diese Formen so sind, wie sie sind, das läßt sich in keiner Weise auf etwas anderes Sichereres zurückführen; und also auch nicht auf unsere Gedanken über jene Vorstellungsakte. Der Versuch aber, es ableiten zu wollen, gehört wiederum in eine Reihe mit dem: ergründen zu wollen, was die Welt "an sich" sei.
LITERATUR - Paul Stern, Grundprobleme der Philosophie I, Das Problem der Gegebenheit, Berlin 1903
    Anmerkungen
    1) THEODOR LIPPS, Grundzüge der Logik, Nr. 312f
    2) THEODOR LIPPS, Grundtatsachen des Seelenlebens, Seite 19
    3) Für die genauere Ausführung dieser Gedanken in neuerer Zeit verweise ich besonders auf LIPPS, Grundtatsachen des Seelenlebens, besonders Kapitel V, "Von Reizen, Vermögen und Dispositionen".
    4) Bei der genaueren Bestimmung der Dispositionen findet sich folgender - zugleich an die Diskreditierung der Logik (Kap. III) gemahnende Passus (LIPPS, Grundtatsachen ..., Seite 84): Dispositionen "bleiben nicht nur von den einfachen Vorstellungen, sondern auch von den Beziehungen der Vorstellungen zueinander. Ich rede nicht von den Beziehungen , die in nichts bestehen, als in der Fähigkeit der Vorstellungen, durch ein hinzukommendes beziehendes Denken in irgendwelchen Zusammenhang gebracht oder unter irgendwelchen gemeinsamen Begriff subsumiert zu werden. Solche bloßen Fähigkeiten oder Möglichkeiten, die wir lieber als Verhältnisse bezeichnen wollen,  sind an sich nichts, haben für die Vorstellungen keine tatsächliche Bedeutung,  können darum auch nicht in Spuren und Dispositionen in der Seele nachbleiben. Woran ich im Unterschied von diesen  Verhältnissen  denke, das sind vielmehr die Weisen der Vorstellungen aufeinander oder in Abhängigkeit voneinander auf die Seele zu wirken, Arten des Verhaltens, kurze aktive Beziehungen."
    5) Vgl. oben Kapitel II und III.
    6) Vgl. THEODOR LIPPS, Grundtatsachen des Seelenlebens, Seite 90
    7) vgl. auch WINDELBAND, Präludien, Seite 260f
    8) THEODOR LIPPS, Grundzüge der Logik, Nr. 28
    9) LIPPS, ebenda, Nr. 432
    10) Für die Verwandtschaft des Psychologismus mit dem Materialismus vgl. auch Kapitel II
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