tb-1ra-1Kant und die Epigonen     
 
JAN NEPOMUK SZUMAN
Der Stoff vom
philosophischen Standpunkt

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"Indem wir auf das Dasein, als auf die Grundlage der sinnlichen Eindrücke hinweisen, welche das Gemüt in Bewegung setzen, zählen wir auch das letztere zum Dasein, da dasselbe alles ohne Ausnahme umfaßt. Der Ausdruck:  Alles, was da ist  reicht jedoch zur Bestimmung des Daseins nicht aus, es stellt vielmehr eine Umschreibung des einen Wortes durch ein anderes dar, welches ebenso rätselhaft ist."

"In der Tat, wenn wir uns klar machen, daß wir keinen Begriff der Zeit hätten, wenn unsere Vernunft die Fähigkeit besäße, die Dinge, welche ihr der Reihe nach gegeben sind, auf einmal zu erkennen und daß wir in gleicher Weise keinen Begriff vom Raum hätten, wenn wir fähig wären, Gegenstände, auf die wir jetzt von einem gegebenen Gesichtspunkt sehen, als Ganzes zu betrachten und die Welt, welche uns jetzt als eine Vielheit von Dingen erscheint, als eine Einheit anzuschauen, so geben sich schon hierin Raum und Zeit als Verhältnisse zwischen den Gegenständen und dem erkennenden Subjekt kund."

"Bei der vorhandenen Organisation unseres Erkenntnisvermögens ist jede Anschauung notwendigerweise unvollkommen und unzureichend."

Die Schwierigkeit wird durch die Bestimmung des zweiten notwendigen Merkmals der Körper, d. i. der Gestalt nicht gehoben, im Gegenteil, die Sache wird dadurch noch verwickelter, denn wir können die Gestalt nicht bestimmen, ohne den Begriff der Ausdehnung zu Hilfe zu nehmen. Die Gestalt stellt ein wesentliches Merkmal dar und doch kann eine noch so weitgehende Analyse nur zwei Momente in ihr unterscheiden, d. i. die Ausdehnung und die Begrenzung derselben nach bestimmter, für einen Körper von feststehender Gestalt feststehender Norm. Die Begrenzung nun ist eine negative Bestimmung, sie besagt nämlich nur, daß die Ausdehnung aufhört. - Wir haben schon gesagt, daß gewisse physische Eigentümlichkeiten, wie die Glätte, die Rauhigkeit der Oberfläche u. ä., welche auf den Gefühlssinn wirken, mit der Gestalt in Verbindung stehen, ebenso die Porösität, die ihrem Wesen nach ein negatives Merkmal darstellt. Doch dieses ändert die Sache nicht: um die Gestalt zu bestimmen, müssen wir vorher eine ausreichende Definition der Ausdehnung geben.

Wenn wir nunmehr die Ergebnisse zusammenstellen, welche uns die Bestimmung zweier notwendiger Merkmale der Körper an die Hand gab, werden wir ein folgendes Bild haben: Ein Körper ist etwas, was Raum und Zeit einnimmt, doch begrenzt ist, etwas derartiges, daß, falls wir es setzen, der von ihm eingenommene Raum, sowie die Zeit einem anderen ebenso unbestimmten Etwas nicht zur Verfügung gestellt werden können. - Es scheint, daß das keine ausreichende Bestimmung ist, denn sie gibt uns als Endergebnis lediglich zwei Begriffe: Raum und Zeit, d. h. zwei bis jetzt nicht gelöste Rätsel des menschlichen Geistes, außerdem aber nur etwas negatives, in der Luft, vielmehr im Raum schwebendes - die Gestalt. - Wir sind also durch die bisherigen analytischen Proben der Lösung nicht näher gerückt, im Gegenteil, sie brachten uns zu den rätselhaften Gestaden jenes Meeres, das seit Jahrhunderten an die Pforten der Vernunft schlägt und so viele große philosophische Gedanken unrettbar verschlungen hat.

Doch bringen uns solche Überlegungen nicht vorwärts; wenn wir weiter dringen wollen, können wir nicht umhin, hier Stellung zu nehmen; wir müssen namentlich angesichts des ewigen Streites erklären, zu welcher Partei wir uns schlagen wollen. Sollen wir, wie die Materialisten es tun, Raum und Zeit als Wesen an sich, d. h. als Wesen, die auch ohne die Vernunft bestehen, annehmen oder sollen wir KANT Recht geben, welcher sie als subjektive Formen der Anschauung auffaßte?

Um eine ausreichende Antwort zu geben, müssen wir etwas weiter ausholen.

Indem wir auf das Dasein, als auf die Grundlage der sinnlichen Eindrücke hinweisen, welche das Gemüt in Bewegung setzen, zählen wir auch das letztere zum Dasein, da dasselbe alles ohne Ausnahme umfaßt. Der Ausdruck: "Alles, was da ist" reicht jedoch zur Bestimmung des Daseins nicht aus, es stellt vielmehr eine Umschreibung des einen Wortes durch ein anderes dar, welches ebenso rätselhaft ist.

In der Tat kann auch kaum von einer Bestimmung desjenigen die Rede sein, welches alles ohne Ausnahme umfaßt, denn eine Bestimmung ist in letzter Linie ein Vergleich, wogegen "alles", als solches, sich jedem Vergleich entzieht. Wenn nun obige Überlegung keinen Fingerzeig zur Bestimmung dessen, was da ist, gegeben hat, so gibt sie doch Gelegenheit (die übrigens nicht neu ist) zur Einteilung alles dessen, was da ist, in die Vernunft und jenen Rest, welcher sie in Bewegung setzt. Wir können somit mit einer gewissen Berechtigung behaupten, daß alles, was da ist, Vernunft ist, bzw. in der Vernunft oder aber außerhalb der Vernunft. Auf diese Weise finden den ihnen zukommenden Platz im Dasein auch solche Verstandeswesen, wie z. B. jene Begriffe, denen kein realer Gegenstand entspricht. Daß die Erfahrung, d. h. jene oben erwähnte Grundlage sinnlicher Eindrücke die prinzipielle Quelle jener Begriffe bildet, unterliegt keinem Zweifel. Die Möglichkeit von Begriffen, denen kein realer Gegenstand entspricht, findet in dem Umstand ihre ausreichende Erklärung, daß der Verstand nicht nur fähig ist, selbständig die Bilder der Eindrücke, welche er empfangen hat, sondern auch ihre Bestandteile und sogar ihre Verhältnisse zu bewegen. Auf diese Weise wird es ihm möglich, Vorstellungen und Begriffe zu bilden, die als neue, d. h. als der Erfahrung nicht entlehnte, imponieren.

Man muß hier weiter die Fähigkeit der Analyse berücksichtigen, welche der Verstand Gegenständen und Verhältnissen gegenüber anwendet und sich auf diese Weise eine Grundlage zum Bau neuer Bestandteile schafft, die nur ihm eigentümlich und sonst nicht vorhanden sind. Ein Tier mit hundert Hörnern gäbe ein Beispiel selbständiger Zusammenstellung von Bestandteilen, welche aus der Erfahrung geschöpft sind, die Tugend das Beispiel eines Begriffs, welcher durch Vergegenständlichung von Verhältnissen der Erfahrung zustande kam; in beiden Fällen haben wir Gegenstände, die sich als solche in der Erfahrnung nicht vorfinden.

Doch hier kommt es noch auf eine besondere Art von Wesen an und es handelt sich darum, ihnen in der unendlich mannigfaltigen Hierarchie des Daseins den zukommenden Platz anzuweisen, es handelt sich hier bekanntlich um die Entscheidung der uralten Frage, auf welche Seite wir den Raum und die Zeit zu setzen haben? Sollen wir sie als objektiv existierende oder als reine Verstandeswesen auffassen?

Wir wissen, daß sie lange Jahrhunderte hindurch als an sich bestehende Wesen galten und daß der Durchschnittsverstand sie auch heute noch als solche anspricht, wir wissen ferner, daß in der Philosophie schon seit langem ein diametral entgegengesetzter Standpunkt zur Geltung kommt und daß KANT der Hauptvertreter dieser Richtung ist. - Leider ist die Entscheidung nicht leicht und es stellen sich, offen gesagt, beiden Auffassungen gleich schwere Bedenken entgegen.

Daß wir namentlich Zeit und Raum nicht für Wesen von unabhängigem Dasein halten können, davon überzeugt uns eine kurze Überlegung, falls wir dieselben getrennt von den Erscheinungen der sinnlichen Welt zum Gegenstand des Nachdenkens nehmen. Der leere Raum erscheint uns dann als ein unendliches Nichts; der Zeit, die wir gewöhnlich als die Folge von Erscheinungen bezeichnen, benehmen wir zugleich mit den Erscheinungen jede Geltung; in dieser Abstraktion bedeutet sie jedenfalls überhaupt nichts.

Doch hindern uns gleich schwere Bedenken, uns auf die andere Seite zu schlagen, wie das KANT gemacht hat und Raum und Zeit als reine Formen der Anschauung aufzufassen. Es sind dies nämlich keine angeborenen Begriffe, sondern sie werden allmählich in der Erfahrung gebildet. Wir finden somit auch hier den Weg verschlossen.

Man hat bis jetzt nicht an die dritte Möglichkeit gedacht. Falls Zeit und Raum keine leeren Worte sind und es doch nicht möglich ist, sie weder in die objektive Welt noch ins Subjekt zu versetzen, bleibt nur die eine Möglichkeit übrig, ihr Wesen in einem Verhältnis des erkennenden Subjekts zur objektiven Welt zu suchen. Nur dann würde hinter jenen Begriffen des Subjekts etwas Objektives zu suchen sein, was jedoch in der Tat weder zum Subjekt noch zu den Gegenständen der äußeren Welt gehörte.

Wir müssen nun ermitteln, ob eine solche Auffassung der Zeit und des Raumes sich mit den Tatsachen der Erfahrung in Einklang bringen läßt und falls dies zutrifft, ob wir nicht Erscheinungen vorfinden, welche imstande wären, eine solche Theorie zu bestätigen.

Die Notwendigkeit jener Begriffe, welche KANT bestimmte, sie als Formen der Anschauung hinzustellen, ließe sich mit unserer Auffassung sehr wohl in Einklang bringen, ebenso ihre unbestrittene Verwandtschaft miteinander. Wir können sogar zugeben, daß Raum und Zeit Bedingungen der Erfahrung sind, jedoch mit dieser Einschränkung, daß jene Bedingungen nicht in einer Form der Anschauung a priori liegen, wie KANT wollte, sondern eben im Verhältnis der Gegenstände zum erkennenden Subjekt.

In der Tat, wenn wir uns klar machen, daß wir keinen Begriff der Zeit hätten, wenn unsere Vernunft die Fähigkeit besäße, die Dinge, welche ihr der Reihe nach gegeben sind, auf einmal zu erkennen und daß wir in gleicher Weise keinen Begriff vom Raum hätten, wenn wir fähig wären, Gegenstände, auf die wir jetzt von einem gegebenen Gesichtspunkt sehen, als Ganzes zu betrachten und die Welt, welche uns jetzt als eine Vielheit von Dingen erscheint, als eine Einheit anzuschauen, so geben sich schon hierin Raum und Zeit als Verhältnisse zwischen den Gegenständen und dem erkennenden Subjekt kund.

Ihre Notwendigkeit ist die Folge einer gewissen Vielseitigkeit des Seins und einer gewissen Einseitigkeit des sich dem Erkennen anpassenden Subjekts. Bei der vorhandenen Organisation unseres Erkenntnisvermögens ist jede Anschauung notwendigerweise unvollkommen und unzureichend. Das erkennende Subjekt fühlt wohl, daß hier im Grunde ein Verhältnis der Dinge zu einem Erkenntnisvermögen vorliegt, fühlt auch jene Mangelhaftigkeit des Erkenntnisvermögens heraus und das stetige Bestreben, sich die Verhältnisse der Erfahrung bildlich vorzustellen, dieselben in Gegenstände zu verwandeln, findet seinen Ausdruck in den Begriffen der Zeit und des Raumes.

Genauer stellt die Zeit das objektive Verhältnis zwischen dem erkennenden Subjekt und dem Inhalt des Erkannten, sofern es auf dasselbe als auf einen  Entwicklungsfortgang  schaut; der Raum dagegen ein ähnliches Verhältnis zwischen dem erkennenden Subjekt und dem Inhalt des Erkannten, insofern wir uns dasselbe als einen  Gegenstand  denken. Da das Erkennen der Dinge nicht unmittelbar, sondern durch Vermittlung der Sinne geschieht, namentlich durch Vermittlung des Gesichts- und des Gefühlssinnes, ist es erklärlich, daß das Erkennen der Ausdehnung in erster Linie eine Beziehung zu jenen erwähnten Sinnen ist und erst durch ihre Vermittlung eine Beziehung zum erkennenden Subjekt.

Es handelt sich nun um eine nähere Bestimmung jenes Verhältnisses.

Wir brauchen wohl nicht zu beweisen, daß unsere Analyse nicht mit dem Raum bzw. mit der Zeit zu beginnen hat, denn das sind, wie wir gesehen haben, abgeleitete Begriffe, sondern mit der Ausdehnung, bzw. mit der Dauer, als den uns in der psychischen Welt gegenübertretenden Merkmalen.

Wenn wir nach und nach die Ausdehnung eines gegebenen Körpers verringern (und die Wirklichkeit enthält unendlich viele Stufen der Ausdehnung, es handelt sich also um keine willkürliche Annahme), so wird derselbe schließlich bei einem für einen gegebenen Körper gegebenen Grad der Verringerung sich unserer Wahrnehmung entziehen. Wir können daraus folgern, daß die Ausdehnung im Verhältnis zum wahrnehmenden Subjekt einen gewissen Intensitätsgrad der psychischen Wirkung auf die Sinnesorgane darstellt. Diese Annahme wird auch durch die Gegenprobe bestätigt, denn wenn wir nach und nach die Ausdehnung eines Körpers vergrößern, kommen wir schließlich zu einer Grenze, wo wir den Gegenstand nicht mehr mit unseren Sinnen umfassen können.

Wenn wir dagegen die Ausdehnung (also auch den Raum) als etwas subjektives betrachten, d. h. als allgemeine Form, welche das Subjekt seinerseits den Erscheinungen unterlegt, können wir die Ungleichheit der Ausdehnung an verschiedenen Körpern überhaupt nicht begreifen. Eine allgemeine subjektive Form müßte sich bei allen Erscheinungen in gleicher Weise kundgeben; wir hätten dann noch ausgedehnte Wesen, aber alle von einer und derselben Größe. Dagegen zeigt uns die Wirklichkeit nach dieser Richtung eine großartige Mannigfaltigkeit und zwar eine unter unwandelbaren Gesetzen stehende Mannigfaltigkeit. Die Ausdehnung eines gegebenen Körpers kann nämlich mit mathematischer Sicherheit gemessen werden und ist für alle denkenden Wesen gleich. Mit anderen Worten, nicht das Subjekt ist die Quelle jener Mannigfaltigkeit, sondern die Erfahrung, nach welcher sich das Subjekt richten muß. - Diese Wahrheit können wir uns auch auf einem anderen Weg vergegenwärtigen.

Um die Frage zu entscheiden, ob die Begriffe der Ausdehnung und der Zeit a priori sind, wie KANT behauptet oder eine Folge der Erfahrung, stellen wir uns einen Menschen vor, der zwei Quadrate von gleichmäßiger Farbe, aber von verschiedener Größe wahrnimmt. Nehmen wir an, daß sich jene Quadrate auf einer größeren Ebene von anderer Farbe befinden und daß die Seiten des ersten zwei Zoll, die des zweiten vier Meter betragen. Wir müssen zugeben, daß auch ein Mensch, dem der abstrakte Begriff des Raumes fremd ist, von vornherein die Verschiedenheit jener beiden Quadrate bemerken wird, wenngleich er sich vielleicht nicht gleich über die Natur jener Verschiedenheit wird Rechenschaft geben können.

Was bildet die Ursache der Verschiedenheit in der Wahrnehmung?

Beim kleinen Quadrat geht die Wahrnehmung ohne jegliche Schwierigkeit vor sich und kommt sozusagen in allen Teilen zugleich zustande. Dagegen sind die einzelnen Teile des größeren so ausgedehnt, daß wir, um dasselbe in Augenschein zu nehmen, unser Auge nach und nach seine Seiten entlang bewegen müssen. Nur auf diese Weise können wir es als Ganzes umfassen.

Der Unterschied läuft darauf hinaus, daß im ersteren Falle die zur Wahrnehmung des Gegenstandes notwendige Augenbewegung minimal ist, im zweiten größer; und da die Augenbewegung auf Augenmuskelkontraktion beruth, so müssen diese bei der Wahrnehmung großer Gegenstände mehr Arbeit leisten, als bei kleinen. Da Muskelbewegungen mit bestimmten Muskelgefühlen einhergehen, so haben wir hier in letzter Linie auch einen Unterschied des Gefühls.

Wenn wir statt der erwähnten Quadrate zwei Würfel setzen, die sich an Größe in gleicher Weise unterscheiden, so reicht die Augenbewegung nicht mehr aus zur Erfassung derselben mit dem Gesichtssinn, sondern wir werden eine mannigfaltigere Muskelbewegung ausführen müssen, eventuell die Würfel umschreiten müssen, zumal die größere, was von einem mannigfaltigerem Gefühl begleitet sein wird. Wir ersehen daraus, daß die Wahrnehmung von Gegenständen durch den Gesichtssinn und ganz ähnlich ist es beim Gefühlssinn, durchaus vom Gefühl begleitet wird, welches durch eine der Größe des Gegenstandes angemessene Muskelbewegung verursacht wird. - Die in solcher Weise auf unser Gemüt durch Vermittlung des Gefühls wirkende Ausdehnung der Körper wollen wir  physische Ausdehnung  nennen. Sie ist kein subjektives a priori, sondern eine Folg der Erfahrung und verdankt ihre Entstehung, wie wir gesehen haben, einem gewissen Intensitätsgrad von Wirksamkeit, welche Gegenstände auf die Sinne ausüben.

Die Vernunft ist ein vollkommener Spiegel, und als solcher spiegelt sie die ihr entgegentretenden Gegenstände in vollkommener und ausreichender Weise ab. Das soll nicht heißen, daß ein Gegenstand der äußeren Welt und sein geistiges Spiegelbild dasselbe sind, sondern daß  alle  Gegenstände und  alle  Beziehungen zwischen denselben in der Vernunft ein  entsprechendes  Bild erzeugen. - Die Muskelkontraktion bei der Wahrnehmung ausgedehnter Gegenstände war, wie wir gesehen haben, eine physische Reaktion auf eine physische Wirkung, es bleibt noch eine Vernunftreaktion übrig.

Wir können die Ausdehnung nur an Gegenständen und nur in Verbindung mit ihren sonstigen Merkmalen wahrnehmen. Alle jene Merkmale zusammengenommen bilden eben das, was wir einen Körper nennen. Doch besitzt unser Verstand die Fähigkeit, das Körperliche einer begriffilchen Analyse zu unterziehen, die einzelnen Merkmale zu isolieren und jedes im besonderen zu untersuchen. Jener Fähigkeit verdanken wir die Möglichkeit, die physische Ausdehnung als solche zu betrachten, nachdem wir die anderen Merkmale abgesondert haben. Sie stellt, wie wir bereits wissen, eine gewisse Intensität der Einwirkung auf die Sinnesorgane dar. Die Vernunft fühlt jene Tätigkeit heraus, isoliert sie und bildet als Reaktion auf dieselbe die  Vorstellung  der Ausdehnung. Letztere entsteht somit auf diese Weise, daß die Vernunft (oder vielmehr ihr als Vorstellungskraft bekannter Bestandteil) die physische Ausdehnung eines gegebenen Körpers abspiegelt, denn jede Vorstellung ist eine Spiegelbild eines einzelnen Gegenstandes oder eines isolierten Bestandteiles desselben. - Wir wollen derartige Vorstellungen  Spiegelvorstellungen  nennen. Die Vorstellung der Ausdehnung eines Würfels von vier Meter Seitelänge enthält keine anderen Merkmale jenes Würfels wie die Farbe, die Härte usw. Wir finden in derselben nur das Spiegelbild der Ausdehnung. Da die Vorstellung etwas Subjektives ist, d. i. ein Moment des räumlichen Gedankens, enthält dieselbe die wunderbare Beziehung zu etwas, das zugleich räumlich und nicht räumlich ist. Denn jene Vorstellung enthält lediglich das Merkmal der Ausdehnung und ist zugleich das Merkmal der Ausdehnung, und ist zugleich als ein Gedankenwesen ganz und gar unausgedehnt. Dieses Verhältnis findet seine Erklärung in der Definition der physischen Ausdehnung, die wir oben gegeben haben.

Dadurch, daß die Vernunft die Gegenstände der Erfahrung, welche ihr in den mannigfaltigsten Größen und Gestalten entgegengetreten, in entsprechenden Vorstellungen abspiegelt, erlangt sie schließlich eine gewisse Fertigkeit und Selbständigkeit in dieser Tätigkeit und tut am Ende aus freien Stücken das, was sie zu wiederholten Malen als Nachahmung der gegenständlichen Verhältnisse ausführte. Auf diesem Weg gelangt sie zur Erzeugung selbständiger Vorstellungen der Ausdehnung, wie wir sie z. B. in den mathematischen Figuren finden. - Diese Art der Vorstellungen wollen wir  "erschaffene"  nennen, ohne jedoch zu vergessen, daß ihre letzte Quelle ebenfalls in der Erfahrung zu suchen sei. Bekanntlich hält KANT die mathematischen Vorstellungen als ein Eigentum des Verstandes a priori. Eine mathematische Vorstellung hat mit einer Spiegelvorstellung gemeinsam, daß sie immer einzeln ist, d. h. sie bezieht sich auf ein einzelnes Dreieck, Viereck, eine Pyramide usw.

Indem die Vernunft die gemeinsamen Merkmale verschiedener Figuren betrachtet, gelangt sie zu ihrer Klassifikation und folgert daraus die Gesetze ihrer Konstruktion, die somit auf empirische Wahrnehmungen gegründet sind. Die Erfahrung gab uns z. B. keine andere aus drei Geraden bestehende Figur, als das Dreieck und die Spekulationen sowie die Proben der praktischen Konstruktion bestätigen das vollends, wiewohl beide Fähigkeiten über eine unendliche Zahl solcher Figuren verfügen. - Indem wir alle gemeinsamen Merkmale solcher Figuren im Geiste verbinden, gelangen wir zum  Begriff  des Dreiecks und auf demselben Wege zum Begriff ausgedehnter Wesen überhaupt. Der Begriff stellt im Gegensatz zur Vorstellung ein allgemeines Gedankenwesen dar, welches zu vielen Gegenständen in Beziehung steht.

Wenn wir nun alle Ausdehnung und ihre gegenseitigen Beziehungen in einem abstrakten Begriff vereinigen, gelangen wir zum Begriff des Raumes, der sich somit als ein Gedankenwesen dokumentiert, welches jedoch seine Quelle in der Erfahrung hat.

Zu jenen räumlichen Beziehungen gehört auch die Bewegung als Ortsveränderung im Raum. Wir haben oben die Bestimmung der Bewegung gegeben, hier müssen wir noch auf ihr Verhältnis zur Entfernung näher eingehen.

Die Entfernung zweier Körper ist die Grundlage ihrer gegenseitigen Wirksamkeit - die Bewegung ist die Veränderung jener Grundlage. Wir unterscheiden eine Bewegung, welche durch Verringerung der Entfernung die gegenseitige Wirksamkeit steigert und eine, die Entfernung vergrößernde Bewegung, die eine Schwächung der Wirksamkeit zur Folge hat.

Die Kreisbewegung scheint mit einer solchen Bestimmung im Widerspruch zu stehen, denn sie hat weder eine Annäherung noch eine Entfernung zur Folge und bleibt doch in Bewegung, d. i. nach unserer Bestimmung eine Änderung in der Grundlage der Wirksamkeit. Die Bewegungen der Planeten um die Sonne sind zwar keine idealen Kreise, doch darf nicht geleugnet werden, daß ideale Kreise in der Natur vorkommen oder doch künstlich erzeugt werden können. Damit jedoch eine Kreisbewegung keine Veränderung der Entfernung macht, sind Bedingungen nötig, denen die Erfahrung nie vollkommen entsprechen kann. Wir müßten dann eine stofflich gleichmäßige ideale Kugel annehmen, welche sich im idealen Kreis um eine andere ähnliche Kugel bewegte; und auch eine solche Bewegung würde zwar keine Änderung der Entfernung gegenüber ihrem Zentralkörper, aber doch gegenüber anderen Körper setzen, da unsere Welt aus einer Vielheit von Körpern besteht.

Doch auch wenn wir von anderen Körperns absehen, ist eine Kreisbewegung auch bei Enthaltung jener idealen Bedingungen immer noch eine Veränderung der Entfernung gegenüber den einzelnen Teilen des Zentralkörpers. (1)

Wir müssen noch die Dauer bestimmen. - Dieselbe stellt in Beziehung zu unseren Sinnen insofern ein relatives Merkmal dar, als die Körper voneinander beeinflußt werden, wodurch ihre Tätigkeit bis zu einem solchen Grad verändert werden kann, daß unseren Sinnen das Ergebnis jener Veränderungen bereits als ein neuer Körper imponiert. Eine, wenn auch sehr kurze Dauer, bildet jedoch eine unerläßliche Bedingung, sofern überhaupt eine Wirkung auf die Sinne zustande kommen soll. In Bezug auf den Stoff, dessen Wesen wir als Tätigkeit auffassen, stellt dagegen die Dauer ein notwendiges Merkmal dar, welches wir durch ein identisches Urteil feststellen. Die Tätigkeit kann nämlich nicht von selbst aufhören Tätigkeit zu sein, sich in Passivität umwandeln u. ä.

Erscheinungen von sehr kurzer Dauer wirken überhaupt nicht auf die Sinnesorgane (ähnlich wie wir das bei der Ausdehnung gesehen haben), wenn die Dauer dagegen um ein geringes größer wird, kommt es zu einer unvollkommenen Wirkung auf die Sinne. Wenn wir z. B. einen unterbrochenen Zaun entlang gehen und durch denselben auf die dahinter liegenden Gegenstände schauen, sehen wir dieselben ganz (die Konturen), aber wie durch einen leichten Nebel, wogegen der Zaun als solcher für unser Auge verschwindet. Wir müssen somit auch die Dauer für einen Intensitätsgrad der Wirkung auf unser Subjekt ansehen. - Es bleibt zu entscheiden, welch ein Unterschied zwischen der Ausdehnung und der Dauer besteht.

Bei der Wahrnehmung der Ausdehnung müssen unsere Sinne sich derselben anpassen und das hier gültige Prinzip heißt: je größer die Ausdehnung, desto größer die Muskelbewegung im betreffenden Sinnesorgan. Aufgrund solher Erwägungen haben wir eben die physische Ausdehnung als einen Intensitätsgrad der sinnlichen Anspannung bestimmt. - Auch die Dauer dürfen wir nicht, wie es KANT wollte, als eine vom Subjekt den Erscheinungen untergelegte Anschauunsform bezeichnen, denn wir würden dann die Ungleichheit nicht begreifen, welche auch hier vorhanden ist, wir würden weiter die Gesetze nicht erklären können, welchen die Dauer unterworfen ist und die für jedes denkende Wesen gleichmäßig bindend sind.

DOch kommt bei der Wahrnehmung der Dauer noch ein ganzes Moment hinzu, welches in dieser Form bei der Ausdehnung nicht vorhanden war. Dort nötigte gleichsam der ausgedehnte Gegenstand die Sinne zu einer Reaktion, indem er dieselben in Spannung versetzte. Wir hatten also dort in erster Linie eine Beziehung zu den Sinnesorganen, welche nicht notwendigerweise auf das Gemüt übergehen mußte. Bei Wahrnehmungen, welches sich auf die Dauer beziehen, haben wir ein entgegengesetztes Verhältnis. Die Dauer bezieht sich in erster Linie auf das Bewußtsein, welches seinerseits die Sinne anspannt, bis Sättigung mit dem Eindruck eintritt. - Das Verhältnis des denkenden Subjekts zu den Erscheinungen, welches sich auf dieser Grundlage abspielt, nennen wir die  Aufmerksamkeit die Dauer gibt sich also hier zu erkennen als ein Intensitatsgrad der psychischen Anspannung.

Die weitere Tätigkeit der Vernunft entspricht vollkommen der, welche wir bei der Ausdehnung kennen gelernt haben: die Analyse der Entscheidungen führt zu einer Ausscheidung der Dauer von den anderen Merkmalen der Erscheinung, d. h. sie führt in letzter Linie zu einer Scheidung der sinnlichen Tätigkeit von der psychischen. Auf diese Weise gelangen wir zur abstrakten Vorstellung der Dauer, welche eine Spiegelvorstellung der physischen Dauer ist.

Indem wir verschiedene Dauervorstellungen gegeneinander halten und dieselben vergleichen, gelangen wir zum  Begriff  der Dauer, welcher zur Bildung des Zeitbegriffs führt. Auch dieser ist also eine Abspiegelung wirklicher Verhältnisse, welche zwischen der äußeren Welt und dem Subjekt stattfinden.

Obige Bestimmungen des Raumes und der Zeit berühren sich in manchem Punkt mit der Theorie KANTs, welcher den Raum als eine Anschauungsform des äußeren Sinnes a priori, die Zeit als eine ebensolche Anschauungsform des inneren Sinnes, d. h. die Bewußtseins bezeichnete. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch insofern, als nach KANT Raum und Zeit ganz und gar ganz und gar subjektive Wesen sind, die außerhalb des denkenden Subjektes überhaupt nicht existieren. Die Widersprüche, welche eine solche Auffassung nach sich zieht, können wir vermeiden, indem wir der Zeit und dem Raum, als abstrakten Begriffen, eine objektive Abstammung einräumen, welche in Verhältnissen der Erfahrung zum Subjekt ihre Quelle hat.

Wenn wir nun einen Rückblick auf die lange Reihe der gezogenen Schlüsse werfen und das Ergebnis zusammenstellen, kommen wir zu der Einsicht, daß die physischen Merkmale der Körper, von welcher Seite wir sie auch auffassen, nichts anderes, als eine mannigfaltige Tätigkeit darstellen. Die Körper wirken, sei es aufeinander, sei es auf unsere Sinneorgane; jene Wirksamkeit ist das eigentliche Wesen sämtlicher physischer Eigenschaften. - Die Untersuchung der notwendigen Merkmale gab uns einerseits identische Resultate, förderte also unsere Erkenntnis des Stoffes nicht, führte uns andererseits zu den Begriffen der Dauer und der Ausdehnung, welche bei näherer Betrachtung sich als Intensitätsgrade jener oben erwähnten physischen Merkmale erwiesen.

Wir sehen hiermit, daß dasjenige, was wir gewöhnlich als einen Körper, als etwas Materielles bezeichnen, überhaupt nicht weiter ist, als Tätigkeit, da die Summe der physchen und der notwendigen Merkmale das Wesen eines materiellen Gegentsandes erschöpft.

Das erhaltene Ergebnis ist auch insofern unerwartet, als die Dignität der beiden prinzipiellen Reihen der Körpermerkmale hier eine Umkehrung erlitten hat. Es zeigte sich nämlich, daß dasjenige, was wir als zufällige Merkmale aufzufassen gewohnt, in Wirklichkeit das eigentliche Wesen des Körpers ausmacht, während die mit dem Namen der notwendigen gewöhnlich benannten Merkmale nur einen Intensitätsgrad des eigentlichen Wesens materieller Gegenstände, d. h. der Tätigkeit darstellen.

Zum obigen Ergebnis sind wir durch exakte Schlußfolgerungen gekommen, dasselbe ist demnach bindend, insofern kein logischer Fehler vorliegt. Diese Frage zu entscheiden, sind andere berufen - nichts hindert uns jedoch für einen Augenblick anzunehmen, daß unsere Schlüsse in der Tat regelrecht sind und Ausschau zu halten, ob und welche Vorteile uns dann unsere Theorie verspricht.

Die Vorteile sind unverkennbar: zunächst fällt mit einem Male die uralte, aber auch schwachen Füßen stehende atomistische Doktrin, wo es nämlich keinen Stoff gibt, da kann auch nicht von Teilen, weder teilbaren noch unteilbaren die Rede sein. Auf diese Weise wird ein ganzes Meer von Unbegreiflichkeit und Widerspruch aus dem Reich der Erkenntnis verbannt. - Zweitens werden wir endgültig mit dem Raum und mit der Zeit fertig und zeugleich mit allen Widersprüchen, welche mit der Annahme verbunden sind, daß dieselben, sei es an sich bestehende Wesen, sei es, daß es bloße Anschauungsformen des Subjekts sind. Wenn Zeit und Raum nur im Verhältnis des erkennenden Subjekts zu den zu erkennenden Gegenständen bestehen, können wir da noch an unfruchtbare Streitigkeiten über ihre Endlichkeit, bwz. Unendlichkeit denken?

Schließlich hebt unsere Theorie den uralten, quälenden Gegensatz zwischen dem Stoff und der Kraft einerseits, zwischen dem Stoff und dem Geist andererseits auf. Indem sie uns nämlich die hinter materiellen Schleiern versteckte Tätigkeit zeigt, bahnt sie den Weg zu einer monistischen, auf gesunden Grundlagen fußenden Welttheorie, welche nunmehr ein unbestrittenes Recht hat, im Dasein eine prinzipielle Einheit zu suchen.

Zum Schluß möchte ich noch mit einigen Worten der Gründe gedenken, warum, wenn eine nicht materielle Auffassung der Welt dem Geist so weite Horizonte zu eröffnen scheint, der Mensch immer materielle Theorien bevorzugte und auch jetzt noch sich hartnäckig an dieselbe klammert. Wir stehen hier, um es kurz zu fassen, unter dem Zauber der Vergangenheit und der Uransichten im Begreifen der Weltverhältnisse. Zwar hat das, was wir Gegenstände nennen und was sich als mannigfaltige Wirksamkeit erwiesen hat, schon in ähnlicher Weise auf die ungeschlachten Gemüter unserer Urväter gewirkt, doch liegt zwischen dem erkennenden Subjekt und jener äußeren Tätigkeit die Schwelle der Sinnlichkeit. Lange Reihen von Schlüssen führen von jener mannigfaltigen Tätigkeiten zum Begriff der Einheit als einer gemeinsamen Grundlage der sinnlichen Eindrücke, doch bieten die Sinne nichts als Mannigfaltigkeit dar. Können wir uns wundern, daß der Urmensch, dem logische Spekulation fremd war, lieber dem Zeugnis der Sinne Glauben schenkte und jene sich ihm darbietende Mannigfaltigkeit der Eindrücke als verschiedene Gegenstände auffaßte?

Aber jener erste Schritt zur Vergegenständlichung der äußeren, räumlich und zeitlich verbundenen Eindrücke (wir würden sagen: der durch einen gemeinsamen Intensitätsgrad der sinnlichen und psychischen Tätigkeit verbundenen Eindrücke) hat unberechenbare Folgen nach sich gezogen; er ist nämlich später aufgrund von Wiederholung, Sitte, Erblichkeit usw. zu einem stetigen Bestreben nach Vergegenständlichung der sinnlichen Eindrücke der äußeren Welt ausgeartet, das abzuschütteln dem Menschen natürlicherweise immer schwerer wurde. Begriffe wie: Tugend, Tätigkeit, Bewegung u. ä., die sich doch nicht auf Gegenstände beziehen und doch ebenso in den alten wie in den modernen Sprachen durch Substantiva ausgedrückt, d. h. als Gegenstände aufgefaßt werden, zeigen am besten, wie tiefe Wurzeln im menschlichen Geist jenes Bestreben geschlagen hatte. Die materielle Auffassung der Welt gehört zu den Folgen jenes Bestrebens und erklärt, wie es scheint, in ausreichender Weise die Schwierigkeit, auf jenem Weg umzukehren und sich zu einer richtigeren Anschauungsweise aufzuschwingen.

Wir können jedoch nicht behaupten, daß es ganz und gar an solchen Proben gefehlt hätte. Sie sind in der wissenschaftlichen Welt als idealistische Richtungen der Philosophie allgemein bekannt. Doch haben sie ihr Ziel nicht erreicht, da sie mit jenen, oben erwähnten Bestrebungen des menschlichen Geistes nicht grundsätzlich genug gebrochen haben. Statt den Stoff einer strengen Analyse zu unterziehen, was zu der Überzeugung führen mußte, daß sein Wesen in der Wirksamkeit besteht, suchten sie dem Welträtsel durch Anwendung abstrakter Begriffe näher zu rücken, d. h. sie begannen damit, womit man enden mußte.

Die beachtenswerte Probe einer idealistischen Erklärung der Welt ist jenes tiefe Wort des HERAKLIT: panta rhei, mit dem er die Veränderung als das Wesen der Dinge hinstellte - Veränderung ist ja die augenfällige Folge der Wirksamkeit. Nur darüber kann man sich wundern, daß der weitere Fortgang der Philosophie jenen großen Gedanken HERAKLITs nicht entwickelt und vertieft, daß er ihn vielmehr beiseite geschoben und verdorben hat. -

Dieses hatte wohl seine tiefer liegenden Ursachen, auf die wir hier nicht näher eingehen können.

Doch möchte ich eine bemerkenswerte Verwandtschaft der eben skizzierten Theorie mit den Untersuchungsergebnissen früherer skizzierten Theorie mit den Untersuchungsergebnissen früherer Jahrhundert nicht unerwähnt lassen - ich meine die Arbeiten des Dalmatiners BOSCOVIC über die Grundlagen des Stoffes. Er räumt den Atomen keine Ausdehnungen ein, bemerkt Widersprüche in der Theorie ihrer Zusammenstöße und versucht sie durch die Annahme zu lösen, daß die Wirkung, welche man sonst der Abprallung materieller Teile zuschreibt, von abstoßenden Kräften stammt, die ihren Ausgang von nicht materiellen Raumpunkten nehmen, welche als die Elementarbestandteile des Stoffes anzusehen sind.

Es ist dies in der Tat eine Theorie, welche dem Stoff das Stoffliche benimmt und der eben entwickelten Anschauung nahe kommt, eine Probe, die Natur dynamisch aufzufassen, die nicht auf Spekulation, wie in unserem Falle, gegründet ist, sondern auf exakten Untersuchungen basiert.

Zwei wissenschaftliche Richtungen, welche unter Anwendung verschiedener Untersuchungsmethoden doch zu einem ähnlichen Ergebnis kommen, beweisen wohl, daß der eingeschlagene Weg der richtige sei.
LITERATUR - Jan Nepomuk Szuman, Der Stoff vom philosophischen Standpunkt, Archiv für systematische Philosophie, Bd. X, Leipzig 1897
    Anmerkungen
    1) Eine Ausnahme würden zwei ideale Kugeln setzen, deren Bewegungen so eingerichtet wären, daß der Zentralkörper infolge seiner Achsenbewegung immer dieselbe Seite nach einer und derselben Seite der umkreisenden Kugel richten würde, d. h. beide Kugeln müßten eine vollkommen gleichmäßige Bewegung haben und aus gleichmäßiger Masse bestehen. - Es wäre ein Beispiel einer sich selbst aufhebenden Tätigkeit.