tb-1Analyse der BegriffsbildungLehre vom UrteilPrimat der prakt. Vernunft    
 
EUGEN HERRIGEL
[mit NS-Vergangenheit]
Emil Lasks Wertsystem

"An seinen mit so eindringlicher Energie vertretenen Standpunkt, den man mit einem Schlagwort am besten Objektivismus nennt und auf dessen Wesentlichstes hier aus Gründen, die durch das Folgende wohl genugsam legitimiert werden, in Kürze eingegangen werden muß, knüpft also Lask zunächst an. Kennzeichnend für ihn ist, daß aller Akzent auf die objektive Welt, so wie sie in Wahrheit dasteht, während demgegenüber die Rolle des erkennenden Subjekts lediglich in einem dienenden Verhalten zu ihr besteht: in einem unmittelbaren Entdecken und getreuen Hinnehmen des gegenständlichen Seins oder Sinnes, so wie es ist - ohne daß dabei das Erkennen demnach irgendwie eigenmächtig und selbstherrlich zu sein hätte."

Im Anschluß an seine "Logik der Philosophie" und "Lehre vom Urteil" wenden sich LASK zunächst Problemen zu, die sich durchaus im Rahmen der Logik bewegen und die Absicht auf ein ausgeführtes "System" der Logik bekunden. Es kommt so zu einer Reihe von Dispositionen, zu zahlreichen Bemerkungen über einzelne ihrer Abschnitte, ohne daß dabei LASK von seinem in der Logik der Philosophie vertretenen Standpunkt irgendwie abwiche.

Immer stärker schwillt so der zu bearbeitende Stoff an; erklärende Hinweise auf das zunächst nur Angedeutete, Bemerkungen im Anschluß an die Lektüre logischer Werke häufen sich; und da und dort taucht das Bedürfnis nach Zusammenfassung und Übersicht, wenn nicht nach zusammenhängender Darstellung auf: da bricht LASK - etwa Anfang 1913 - unvermittelt ab und wirft sich auf Probleme, die nur von einem System der Philosophie aus gestellt und auch nur von daher beantwortet werden können.

Dieses Beiseiteschieben spezifisch logischer Probleme bedeutet nun aber keineswegs ein vorübergehendes Zurückstellen ihrer zugunsten philosophisch-systematischer Probleme, also keineswegs etwa ein bloßes Sichverschieben des Interesses. Denn für LASK tauchen Fragen, die sich auch ein mögliches System der Philosophie überhaupt beziehen, nicht erst nachträglich und aufs Geratewohl auf. Seine Logik der Philosophie steht vielmehr von vornherein im innigsten Zusammenhang wenigstens mit der Idee einer Weltanschauung und ist daher weit davon entfernt, die Frucht horizontlosen Spezialistentums zu sein. - Es kommt darin vielmehr die rasch sich verfestigende und bald schroff vertretene Überzeugung LASKs zum Ausdruck, mit seiner "Logik" in eine Art Sackgasse geraten zu sein.

Der Grund für diese überraschende Auffassung ist darin zu suchen, daß LASK sich im Verlauf der logischen - und damit zugleich auch der philosophisch-systematischen Probleme - zu einem Standpunkt gedrängt findet, den mit seiner ursprünglichen Einstellung noch in Einklang zu bringen ihm als aussichtslos erscheint. Und dieser: ein radikaler "Subjektivismus" (um zur vorläufigen Orientierung ein Schlagwort zu verwenden) macht sich denn auch alsbald in höchst eindrucksvoller Sprache geltend; und LASK, für den Philosophie nie ein geistvoller Sport, sondern gleichsam ein Schicksal war, bekämpft und verleugnet sich selbst in rücksichtsloser Weise.

Die Aufzeichnungen, die hierfür in Betracht kommen, verteilen sich auf die Jahre 1913 und 1914; sie zur Darstellung für diese Umkippung zu verwerten, ist aus dem Grund mit so außerordentlichen Schwierigkeiten verknüpft, weil LASK in ihnen seine Gedanken unmittelbar so, wie sie gerade auftauchen, festhält, sie in kurze und oft bis zur Unverständlichkeit abgekürzte Sätze drängt. (1) Und selbst da, wo er zu einer wenn auch nur vorläufigen Anordnung der Probleme überzugehen, offenbar die Absicht hat, findet sich kaum eine Behauptung, die nicht wieder in Frage gestellt wäre. Und vermutet man endlich auf einen Zusammenhang von Gedanken gestoßen zu sein, der als zuverlässiger Wegweiser für die Richtung und das Ziel, das LASK vorgeschwebt, dienen könnte, so wird man nicht selten durch Bemerkung: "das alles ist falsch!" enttäuscht.

So gewähren seine einsamen Meditationen - wie RICKERT sie treffend kennzeichnet - das Bild eines rastlosen Auf und Ab, Hin und Wider, und sie dürfen daher im Grunde lediglich für seine Art zu philosophieren in Anspruch genommen werden. Denn zu welcher Art von Philosophie LASK gekommen wäre, welchen Ausgleich - und daß er ihn immer energischer versucht, zeigt der Nachlaß - er zwischen den anfangs von ihm selbst für unversöhnlich gehaltenen Standpunkten letztlich hergestellt hätte, wenn ihn nicht der Krieg - und bald der Tod - mitten aus der vielleicht vielseitigsten und bewegtesten Periode seines Denkens herausgerissen hätte, läßt sich im großen und ganzen nur vermuten. Es fehlt allzusehr an Kennzeichen dafür, für welche der Gedanken, die er hartnäckig von verschiedenen Seiten aus bis in ihre tiefste Wurzel bloßzulegen unternimmt, er sich endgültig eingesetzt, welche von ihnen er für entscheidend und weiterführend gehalten hätte. Sicher dagegen erscheint mir, daß er den erstrebten Ausgleich gehalten hätte. Sicher dagegen erscheint mir, daß er den erstrebten Ausgleich gefunden hätte: denn nirgends tritt LASK als Systematiker - und von großem Ausmaß - schärfer hervor als da, wo er aus sachlichen Gründen auf einen Ausgleich, damit zugleich aber auch auf das "System" der Philosophie, verzichten zu müssen glaubt.

Noch weniger aber ist es daher möglich. LASKs Aufzeichnungen für eine Darstellung gerade des Entwicklungsganges seiner Gedanken in Anspruch zu nehmen; wenn ich sie dennoch versuche, so bin ich gezwungen, micht dabei auf Äußerungen LASKs mir gegenüber zu stützen, für die ich objektive Unterlagen nicht herbeizubringen vermag. Meine Darstellung enthält somit, trotz der beigefügten Zitate, unvermeidlich einen stark subjektiven Einschlag.


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An seinen mit so eindringlicher Energie vertretenen Standpunkt, den man mit einem Schlagwort am besten "Objektivismus" nennt und auf dessen Wesentlichstes hier aus Gründen, die durch das Folgende wohl genugsam legitimiert werden, in Kürze eingegangen werden muß, knüpft also LASK zunächst an. Kennzeichnend für ihn ist, daß aller Akzent auf die "objektive" Welt, so wie sie "in Wahrheit" dasteht, während demgegenüber die Rolle des erkennenden Subjekts lediglich in einem "dienenden" Verhalten zu ihr besteht: in einem unmittelbaren Entdecken und getreuen Hinnehmen des gegenständlichen Seins oder Sinnes, so wie es ist - ohne daß dabei das Erkennen demnach irgendwie eigenmächtig und selbstherrlich zu sein hätte. (2)

Nicht da gibt es daher und gibt es erst "Gegenstände", wo "begriffen" wird- so etwa ließe sich zu deutlicherer Kennzeichnung dieses Erkenntnisbegriffes die These des entgegengesetzten Standpunktes, des "Subjektivismus", formulieren; sondern daß begriffen wird, ist für das gegenständliche Sein gleichgültig, ein zufälliges Schicksal gleichsam, das ihm widerfährt. Nicht nur davon darf keine Rede sein, daß das erkennende Subjekt die Wahrheit als solche etwa "hervorbringe" oder "mache"; sondern nicht einmal geht es an, sie, trotz aller ihrer sonst vielleicht zugestandenen Selbständigkeit, irgendwie in kantischer Manier an die Subjektivität als ihr Korrelat geknüpft sein zu lassen, sie in irgendeinem Sinn von ihr "abhängig" zu machen. Es ist der Subjektivität vielmehr höchstens vergönnt, sie zu schauen oder sich einfallen zu lassen: die Subjektivität ist nichts weiter als der Schauplatz, auf dem die Wahrheit auftritt und gleichsam eine Gastrolle gibt; oder, um mit LASKs Worten zu reden: die Erlebensrealität ist die Erlebens"stätte" für unsinnlichen Sachgehalt.

Noch schärfer und eindeutiger hat LASK seinen Standpunkt dadurch zu kennzeichnen und für ihn zu werben vermocht, daß er in scharfsinnigen Untersuchungen die Subjektivität, sofern sie sich auf das bloße und unmittelbare (urbildliche) Schauen und Hinnehmen nicht beschränkt, sondern in die gegenständliche Welt dreinzureden unternimmt, als "Unheilsstifterin" brandmarkt, ihre Aktivität nicht für den ursprünglichen Aufbau - und das wäre gerade kantisch! - sondern für die Zerstörung des Ursprünglichen haftbar macht. So daß also vielmehr zu sagen ist: wo "begriffen" wird, da wird das gegenständliche Urbild zuerstört, da wird es in Stücke zerschlagen, die allerdings wieder zu einem kunstvollen, aber umso mehr künstlichen Gebilde sich zusammenfügen lassen.

"So wäre", sagt LASK an einer Stelle seines Nachlasses und noch ganz im Sinne seines Objektivismus, "die theoretische Sphäre weit herrlicher, wenn die Subjektivät nicht daran genagt hätte." Diese "Herrlichkeit" der Objektivität besteht dann eben in ihrer ungetrübten und unangetasteten Klarheit, in der sie ansich dasteht und auch nur einem unmittelbar das Unmittelbare und Ursprüngliche erlebenden oder schauenden Erkennen sich zeigt. (3)

Als die "Stücke" jedoch, in welche das gegenständliche Sein beim nicht-unmittelbar-urbildlichen Erkennen zerschlagen wird, fungieren bei LASK die Begriffe der theoretischen Form oder Kategorie und des Inhalts oder Kategorienmaterials. Jedes urbildliche Sinngebilde ist daher ein Mischgebilde aus diesen beiden, heterogenen Welten angehörenden Gegenstandselementen, und die platonische Scheidung des vermeintlich einheitlichen Seins in den mundus intelligibilis und sensibilis tritt hiernach als die Scheidung in das Reich der Formen einerseits und in das des leibhaftig Wirklichen andererseits als des Inhaltes der Formen auf.

LASK glaubt mit Rücksicht auf diese Zwei"elemeten"theorie durchaus kantisch orientiert zu sein, KANTs kopernikanische Tat in ihrer ganzen Tragweite gewürdigt und mitgemacht zu haben, auch wenn er die Loslösung der Gegenstandsform vom erkennenden Subjekt fordert, ja, sie im Namen eines richtig verstandenen KANT fordern zu müssen glaubt. Nach seiner Auffassung - und zweifellos hat bisher niemand eine mit dem theoretischen Formbegriff verbundene, bei KANT jedoch nur vereinzelt andeutete, im übrigen aber kaum systematisch verwertete Angelegenheit so scharf und einleuchtend hervorzuheben gewußt als gerade LASK - ist das für die Kategorie charakteristische Merkmal in ihrem "Hingelten" zum Material, damit also überhaupt im Sichentsprechen und Aufeinanderangelegtsein der Gegenstandselemente, zu erblicken, und in diesem Prägungs"hin" ist dann ein über die Subjektivität hinausliegendes, ihrer vermeintlichen Aktivität durchaus entrücktes Moment zu konstatieren, welches gerade die Objektform als eine bloße Form des Subjekts auszugeben verbietet. Die Kategorie hat demnach nicht Erkenntnis- oder Subjektform zu sein, als welche sie bei KANT dem Wortlaut nach auftritt, also nicht die Form des subjektiven (und aktiven) Erfassens oder Begreifens eines Materials, durch deren Vermittlung die Subjektivität es gleichsam einfängt und sich das ansich Fremde zu eigen macht, um es dann als "Objekt" vor sich hinzustellen, sondern vielmehr die Gegenstands- oder Objektform selbst, jenes im logischen Sachgehalt als solchem liegende, seinen Inhalt hingeltend prägende und nicht erst von der Subjektivität erborgte Klarheitsmoment, das über das Sachliche als dessen Sachlichkeits"charakter" hingegossen ist und daher zu dessen Struktur gehört - noch ehe das Erkennen sich seiner bemächtigt.

Mit diesen Bestimungen jedoch nähert sich LASK ganz offenbar sehr viel mehr dem in der Antike allein geläufigen Begriff der Form, als er KANT Gefolgschaft leistet. Denn KANTs Neuorientierung der Logik und damit der Philosophie überhaupt hängt mit seinem "Subjektivismus", und das heißt mit Rücksicht auf den Formbegriff: mit seiner "Subjektivierung" zumindest der theoretischen Form aufs Engste zusammen. Gerade hierin liegt der tiefe Gegensatz KANTs zur Antike begründet und wird auch nur von hier aus verständlich; indem LASK diese entscheidende Wendung übersieht, gelangt er (in seiner Logik der Philosophie) zu einer Formulierung des "kopernikanischen" Standpunkt KANTs, die für diesen jedenfalls gar nicht mehr charakteristisch ist, sondern weit eher etwa für die aristotelische Logik zutrifft. Mit dieser Angelegenheit sind dann auch in der Tat alle die Schwierigkeiten verknüpft, auf die LASK im Zusammenhang mit seinen systematischen Untersuchungen allmählich stößt und die ihn, wie sich zeigen wird, zu einer tiefgreifenden Revision seines durch KANT hindurchgegangenen Platonismus, zu einer immer deutlicher hervortretenden Annäherung an KANT, ja sogar zeitweise zu einem höchst radikalen Subjektivismus führen.

Auf jeden Fall aber gebührt dem derart interpretierten Formbegriff nach LASK die höchste Stelle in der Logik - wenn nicht in der Philosophie überhaupt. Die Kategorie ist die Urgestalt (4), in der das Geltende auf den Plan tritt, und steht in deutlich abgrenzbarer Distanz zu allen sekundären Formbegriffen der "nachbildlichen" Sphäre. Zu einer Vielheit solcher urbildlichen Formen kommt es jedoch nur durch das jeweilige Material, das von ihnen "umschlossen" oder "betroffen" ist, und diese Zersetzung des reinen mannigfaltigkeitslosen (gleichsam "kontinuierlichen") Geltens in eine Mannigfaltigkeit diskreter Einzelformen, deren Bedeutungsgehalt nur durch das Material verständlich zu werden vermag, "hinsichtlich" dessen sie in ihrer spezifischen Bedeutungsbelastung gelten, will LASK bekanntlich unter seinem "Differenzierungsprinzip" verstanden wissen. In ihm kommt gerade das Motiv zur völligen Loslösung des urbildlichen Formbegriffs oder der Kategorie vom theoretischen Subjekt zu deutlichstem Ausdruck: es handelt sich dabei nicht mehr, wie bei KANT, um die letzten Endes glückliche Tatsache einer Angepaßtheit des Verstandes zur Sinnlichkeit, sondern um eine zwischen dem Seienden und dem Geltenden "ansich" bestehende Korrespondenz und damit um eine  jenseits  der Subjektssphäre sich abspielende Angelegenheit der Bedeutungsdifferenzierung. So daß es also nicht mehr (kantisch) lauten darf: so viele Formen oder Funktionen des Verstandes, so viele Gegenständlichkeiten der Erkenntnis, sondern: so viel verschiedenartiges Material, so viele Formen dieses Materials - noch "vor" allem Erkennen. Und Erkennen selbst als ursprüngliches kontemplativ-theoretisches Verhalten heißt dann von hier aus: das All der Gegenstände ohne jeden subjektiven Eingriff und damit ohne jegliche subjektive Zutat "so belassen, wie es in Wahrheit dasteht." Und auch das ist, genau besehen, eine echt aristotelische Bestimmung.

Wird aber dann nicht durch die Forderung, Alles und Jegliches, was es da leibhaftig gibt und wie verschieden geartet es auch sein möge, habe "ansich" in urbildlich-logischer Form zu stehen; wird nicht durch diese "Panarchie" des Logos das Universum in lauter theoretischen Sachgehalt verwandelt, so daß das von Haus aus Nicht-Sachliche, das daher auch als solches, gerade wenn es nicht chaotisch amorph sein sollte, jedenfalls nicht als von  theoretischer  Form umschlossen gedacht werden darf, theoretisch illegitim zu bleiben verurteilt ist? Hat in dieser Welt des Objektivismus noch dasjenige eine theoretisch zu rechtfertigende Stelle, was nicht darin aufgeht, "Nur"-Objekt möglichen Erkennens zu sein, was also seinem ursprünglichen Wesen nach gar nicht als gegenständlicher oder unpersönlicher Sachgehalt interpretiert werden darf? Denn schon innerhalb der theoretischen Region selbst gibt es ein Etwas, das zum transpersonalen Wahrheitswert doch irgendwie in Gegensatz zu bringen ist, nämlich das ihn erlebende oder unmittelbar in ihm lebende Subjekt, und dieses ist in seiner Rolle gerade als Subjekt zweifellos doch nicht selbst transsubjektiver, von kontemplativ-theoretischer Form umschlossener Sachgehalt, als Wahrheitserlebnis doch nicht selbst erlebte Wahrheit, als deren Schauplatz doch nicht selbst das Geschaute - kurz, es kann nicht selbst und "ansich" Objekt unter Objekten sein, sondern ist vielmehr ursprünglich als dasjenige anzusehen, dem objektiver Sinngehalt "entgegen" - gilt.

Hinsichtlich des Subjekts also, das LASK (in der Logik der Philosophie) "Erlebensrealität" oder -"tatsächlichkeit" nennt, ist zu fragen, wie es in dieser Welt des Objektivismus "möglich" sein könne. Denn als Erlebens"realität" liegt es ganz offenbar in der Fläche des leibhaftig Seienden, also im mundus sensibilis, von dessen ursprünglicher und ausdrücklich metasubjektiver "Bezogenheit" auf die Welt der Formen oder den mundus intelligilis gemäß dem Differenzierungsprinzip gar keine Ausnahme verstattet werden darf. Besteht jene Korrespondenz zu Recht, dann ist auch die sogenannte Erlebensrealität als "Realität" Kategorienmaterial, hat also ansich in urbildlich-logischer Form zu stehen und ist dann Objekt wie jedes beliebige andere Stück der Wirklichkeit, ist selbst entgegengeltender Sachgehalt und damit prinzipiell nicht mehr dasjenige Etwas, dem dieser entgegengilt, also nicht kontemplatives "Leben" im theoretische Unlebendigen. Mit anderen Worten: in dieser von urbildlich-logischem Formgehalt unerbittlich und ausnahmslos durchherrschten Welt gegenständliches Seins oder transsubjektiven Sinnes gibt es von Rechts wegen kein "Subjekt" und somit auch kein Erkennen dieses Sinnes. Die "Erlebens"realität ist unvermeidlich und ansich "Realität", sobald einmal die Bedeutungsdifferenzierung und damit das In-Form-Stehen alles Realen als eine ausdrücklich metasubjektive, von subjektivem Auffassen und In-Form-Stellen des Materials durchaus unabhängige Angelegenheit hingestellt worden ist. - Hierin bestand - aus sachlichen Gründen muß es erwähnt werden - mein gegen LASKs Standpunkt in Gesprächen mit ihm vornehmlich geltend gemachtes Gegenargument, und der hat sich ihm auf die Dauer nicht verschlossen. Auch aus seinem Nachlaß läßt sich das ersehen; das Problem der Subjektivität und damit im Zusammenhang des "unmittelbaren Lebens" überhaupt in Werten rückt zunehmend in den Vordergrund.

Noch ganz dem Geist seines Objektivismus entspricht eine Unterscheidung, die er innerhalb des mundus sensibilis trifft und die geeignet sein soll, die Subjektivität als kontemplatives "Leben" im theoretischen Sinngehalt verständlich zu machen, die Unterscheidung nämlich des leibhaftig Seienden danach, ob es als  "Material"  oder als  "Substrat"  des Geltungsgehaltes fungiert. (5) Alles "Wirkliche" ist demnach allerdings Gegenstandsmaterial, d. h. es hat ansich in logischer Form zu stehen; aber es gibt einen Bezirk des Wirklichen, der ursprünglich nicht dazu ausersehen sein kann, von geltendem Formgehalt der Sachlichkeit umschlossen oder betroffen zu werden, sondern das die ausgezeichnete Sonderbarkeit besitzt, durch ihn auch bloß  "berührt"  werden zu können. ein solches Berührungsphänomen tritt somit nicht im Hingelten der Kategorie zum "Material", also in dieser subjektjenseitig sich abspielenden Korrespondenz der beiden, sondern im Entgegengelten des Objekts zum Erleben oder zum "Substrat" zutage, welches die Voraussetzung der Realisierung der Wahrheit im Erkennen bildet. Erkennen heißt somit: durch entgegengeltenden Wahrheitsgehalt "berührt" werden, und das Substrat dieser Berührbarkeit ist das sogenannte "Subjekt".

Sofern daher leibhaftig Wirkliches durch Geltungsgehalt weder berührt noch überhaupt berührbar ist, ist es prinzipiell nicht dazu berufen, als Substrat der Berührung oder als im transsubjektiven Gehalt lebendes Subjekt zu fungieren, sondern ist prädestiniertes Objektmaterial. Sofern es aber die Rolle eines durch das Entgegengeltende berührbaren Substrates zu spielen vermag, ist es ursprünglich nicht dazu ausersehen, Objekt, d. h. eben "Nur"-Objekt möglichen Erkennens zu sein, sondern es ist das Erkennende selbst. Alles sogenannte Erlebensrealität ist von dieser bevorzugten Art des Wirklichen: infolge seiner "Berührtheit" durch Geltungsgehalt ist es des Schicksals enthoben, an sich und ursprünglich als Objekt in urbildlich-logischer Form zu stehen. Der mundus sensibilis spaltet sich demnach in zwei Bezirke, deren einer geborenes Material des hingeltenden, deren anderer geborenes Substrat der Berührbarkeit durch entgegengeltenden theoretischen Wertgehalt ist. Der erste ist ein kategorial umschlossenes Bestandsstück der unlebendigen, unpersönlichen Objektivität, im zweiten liegt das ursprünglich nicht-objektive, durcht die Objektivität nur berührte Substrat, die lebendige Subjektivität.

So andeutungshaft diese Unterscheidung im Grunde auch sein (und geblieben sein) mag, so ist doch durch sie der philosophisch bedeutsame Grundgedanke einer ursprünglichen Korrespondenz zwischen den beiden Welten des Intelligiblen und des Sensiblen auch bei diesem Phänomen der bloßen Berührtheit des Erlebens durch das werthafte Gegenüber entschieden gewahrt. Das kontemplativ-theoretische Leben hat folglich nicht daher seinen eigentümlichen "Sinn", weil es  Leben sondern weil es unmittelbares Leben  in Werten"  und um ihretwillen ist, die zu realisieren es berufen ist. Somit bleibt auch unter Zugrundelegung dieser neuen Bestimmungen des Erkenntnisbegriffs das Erkennen ein komplexes, aus einem geltungsfremden und einem geltenden Faktor - der sich daher auch vom Realisierungssubstrat reinlich "ablösen" läßt - zusammengesetztes Gebilde. Vom transsubjektiven Wert her strahlt also auf das durch ihn berührte Erleben der Wertcharakter zurück, verleiht ihm die spezifische Bedeutung der "kontemplativ-theoretischen" Subjektivität, ihm, das an sich selbst genommen und abgesehen von dieser seiner Substratstellung geltungsfremde Wirklichkeitsmasse ist. - Gilt dann nicht auch das Gleiche für jegliche Art des subjektiven Verhaltens, also für jede Art unmittelbaren Lebens überhaupt in Werten?

Da das ästhetische Verhalten zweifellos ebenfalls kontemplativ ist (6), das religiöse zumindest einen kontemplativen Einschlag aufweist, läßt LASK diese beiden Arten des Verhaltens zunächst außer Betracht, um sich dem "praktischen" Willensverhalten zuzuwenden. An ihm muß sich das, worauf es ankommt, offenbar am reinsten studieren lassen, da es zum kontemplativen Verhalten ja geradezu in Gegensatz zu bringen ist. Denn es beläßt nicht, wie jenes, das All so, wie es in Wahrheit dasteht, sondern greift aktiv in seinen Bestand, ihn umgestaltend, ein. "Praktisches" Verhalten im weitesten Sinne ist somit ein unmittelbares Leben im Nicht-Losgelösten oder Loslösbaren, im Nicht-Abgedrängten, in Lebensferne Gerückten und damit jedem umformenden Eingriff Entrückten, sondern unmittelbares Leben im Leibhaftigen selbst. (7)

Aber auch hier darf nicht jede Willensäußerung, jedes Eingreifen und Umgestalten, also überhaupt jegliches leibhaftige Leben im Leibhaftigen als "sittlich" ausgezeichnet werden, sondern nur ein solches, das mehr ist als wertunbekümmertes Dahinleben, das also um eines objektiv gültigen Wertes willen, den es durch die schaffende Tat zu realisieren gilt, stattfindet. Auf welche Weise man nun auch immer diesen bestimmen möge, so geht doch aus jeder derartigen Zwecksetzung unzweideutig hervor, daß auch das praktische Willensverhalten sich gegenüber eine "Norm" hat (8), daß also auch hier eine "Berührung" des wirklichen, an sich selbst sinnfremden Willenslebens mit unwirklichen Werten vorzuliegen hat.

Beachtet man das, dann zeigt sich in der Tat, daß von den verschiedenen Werten her und nur von ihnen her jegliche Art sinnerfüllten Lebens verständlich zu machen ist. Nur in ihnen ist daher auch das höchste Einteilungsprinzip der Philosophie zu finden, und alle Philosophie, die sich selbst versteht, hat daher  "Wert- Philosophie" zu sein. Als grundlegende Einteilung ist demnach die in kontemplative und praktische Region anzusehen, je nachdem die Werte, die deren Charakter bestimmen, transpersonal (kontemplativ) oder personal (praktisch) sind.


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Aber sieht man nicht gerade am tiefsten Wesen des sogenannten "autonomen" Willenslebens durchaus vorbei, wenn man es durch irgendeine "objektive" Zwecksetzung bestimmt sein läßt? Selbstverständlich ist der "gute" Wille unabhängig zu denken von der Mannigfaltigkeit des Materials, das er zu gestalten strebt, wie auch vom Erfolg, der ihm hierbei beschieden sein mag. Aber man muß noch weiter gehen: er ist auch unabhängig zu machen von jeder "Norm", die er anzuerkennen und die ihm daher objektiv gegenüberzustehen hätte, also von jeder Bindung durch  Transpersonales.  Den durch sein objektives "Gegenüber" wird ja doch gerade das kontemplative Verhalten ausgezeichnet, das deshalb "Leistung" (9) genannt wird. Der richtig verstandene "gute Wille" ist vielmehr und im Gegensatz zum passiven Hinnehmen, durch welches das Erkennen ausgezeichnet ist, selbstherrlich, autark (10): aller "Wert" - sofern man diesen Begriff hier überhaupt verwenden darf - ruht auf ihm selbst, auf dieser seiner Art unmittelbar persönlichen, d. h. gerade nichtsachlichen Lebens. (11) Denn nur dann läßt sich der grundlegende Unterschied zwischen dem praktischen und dem kontemplativen Leben herausarbeiten, wenn man eingesehen hat, daß jenes an sich selbst (wie man zu sagen pflegt) Wert und "Würde" besitzt, während bei diesem aller Wert, auf den es ankommt, im Objekt eingeschlossen ruht. Hier liegt der "Sinn" des Lebens in der unpersönlichen Sache, um derentwillen gelebt wird (ein "sachliches" Leben), dort im Leben selbst (als einem "persönlichen").

Was dem derart gefaßten guten Willen gegenüber dann jeweils als "Material der Pflicht" anzusehen ist, ist eine sekundäre Frage. Das unmittelbar personale Leben ist nicht ohne weiteres "soziales" Leben, und überhaupt ist jedes mögliche Willensobjekt nur als Pseudo-Objekt, als Objekt im uneigentlichen Sinne zu verstehen (12). In der personal-praktischen Region gibt es die Begriffe des "Subjekts" und "Objekts" nicht mehr in der strengen Bedeutung, in der sie für die transpersonal-kontemplative Region konstituierend sind. So ist z. B. der Mensch für den seine Menschenwürde Achtenden ein "Objekt", das ansich nicht unpersönlicher Sachgehalt, sondern gerade persönliches Leben ist. (13)

Personal-Praktisches Leben ist daher von hier aus unmittelbares Leben im Unmittelbaren, zwischen welches und sein "Objekt" sich daher nichts Vermittelndes, d. h. nichts Sachliches, Formartig-Unsinnliches, dazwischendrängt, ein unmittelbares Leben also von Person zu Person (14), das von einer an transpersonalen Werten orientierten Philosophie als etwas bloß "Subjektives" gebrandmarkt zu werden pflegt. (15)

Um diese fälschende Hineintragung eines Transpersonalen in die durch und durch personale Region der Unmittelbarkeit daher zu vermeiden, ist sogar zu sagen: die praktische Region ist überhaupt keine Wertregion (16) im Sinne einer Unsinnlichkeitsregion, in ihr hat daher auch von "Form" - Form ist ja nur Gehaltsform, also Kategorie!! - keine Rede zu sein. (17)

Dieses selbstherrlich-unmittelbare Leben ist also ansich genommen zusammenhangslos, ohne "Sinn" und "Geschichte" (18), und daher unsystematisierbar angesichts seiner unübersehbaren Lebensfülle (19). Und da sein vermeintlicher "Wert" nicht von einem transpersonal Geltenden erborgt sein kann, wie dies beim kontemplativen Verhalten zweifellos der Fall ist - muß da nicht auch jeder Gedanke daran aufgegeben werden, daß es, vergleichbar der theoretischen Subjektivität, "berührt" werde von Unsinnlichem, also als "Substrat" aufzufassen ist und damit noch immerhin in den Dualismus eingespannt bleibt, welcher im Phänomen der Berührung zwischen dem mundus intelligibilis und sensibilis zum Ausdruck kommt? (20)

Praktische Philosophie ist also auf jeden Fall Philosophie des Lebens, und von hier aus läßt sich nun der Unterschied zwischen praktisch-personalem und kontemplativem Leben derart und in Schärfe kennzeichnen, daß man allein das personal-praktische "aktiv" zu nennen hat. Die "Passivität" des kontemplativen Lebens stellt sich dann als unpersönliches Leben in unlebendigem Sinn dar, als ein "Stillstand" und "Angehaltensein" des Subjektströmens; die theoretische Subjektivität ist "erstorbene" Subjektivität, bloße "Sachstätte", bloßes "Gefäß". "Leisten" ist daher so viel wie unlebendig sein und somit ein Kriterium des Nicht-Praktischen.

Aus dieser Bestimmung geht dann hervor, daß die kontemplative oder sachliche Subjektivität in das personale Leben eingebettet sein muß, dessen Stillstand sie ja bedeutet (21). Dann läßt sich von hier aus das unmittelbare Leben als eigentliches oder ursprüngliches Leben auch als "natürliches", das kontemplative Leben als nicht-ursprüngliches, "nachträgliches" Leben kennzeichnen. Die theoretische Region verdankt somit ihr Dasein dem "starren Blick" der Subjektivität (22), ist also als eine "künstliche" Region anzusehen, so daß sich sogar die Frage erheben läßt, ob nicht als Einteilungsprinzip der Philosophie auch die Begriffe nichtkünstlich - künstlich zu gelten haben. (23)

Unter dieser Voraussetzung bleibt dann nur noch ein Schritt zu tun übrig: der, die "Sachlichkeit" des Theoretischen nicht mehr auf Rechnung der abdrängenden Form, sondern des unlebendigen Verhaltens selbst zu setzen (24), und dann ist als höchstes Einteilungsprinzip der Philosophie das subjektive Verhalten je nach seinen verschiedenen Arten und Weisen anzusehen. (25) Und wenn das unmittelbare Leben im Mittelpunkt der Philosophie zu stehen hat, dan hat auch das "Leisten" in Wahrheit nicht der Sache, sondern im Umweg über sie dem - Leben zu diene. (26)
LITERATUR - Eugen Herrigel, Emil Lasks Wertsystem, Logos - Internationale Zeitschrift für Philosophie und Kultur, Bd. 12, Heft 1, Tübingen 1923
    Anmerkungen
    1) In dem etwa im Herbst dieses Jahres erscheinenden Nachlaß LASKs werden diese Aufzeichnungen zum Abdruck gelangen.
    2) "Erkennen (im Gegensatz zum praktischen Eingreifen)  Passivität,  erst recht mit Rücksicht auf urbildliches Erkennen; nachbildlicher Sinn ja bloßes Bewältigungsmittel davon." (Die Zitate sind natürlich wörtlich, jedoch nicht mit den Abkürzungen weitergegeben, in denen LASK sie niedergeschrieben hat.)
    3) "Erkennen = Gipfel = Verhalten, welches das All so beläßt, wie es ist. Daher Primat des Praktischen = Einstellung!" "In gewisser Hinsicht ist das Erkennen das Allerunmittelbarste."
    4) "Kategorie = Urform, wenn nicht einzige Gehaltsform."
    5) "Das Sinnliche, soweit es als Subjekt in Betracht kommt =  Substrat;  Subjekt  als  solches nicht Material." "Subjekt ja auch  Substrat  beim Erkennen." "Aus Unsinnlichen und Sinnlichem a) Substrat, b) als Material auf der anderen Seite: aus beiden zerspalten und ergeben sich alle Wertgebiete."
    6) "Wissenschaft und Kunst nicht Handeln, sondern bloß Abbilden; besser: abbildliches Objekt haben."
    7) "Wissenschaft und Kunst auf der einen Seite. Bei allem anderen handelt es sich um Fleisch und Blut, Eingreifen in Sinnlichkeit." "Personale und kontemplative Subjektivität unterscheiden sich so, daß sich bei letzterer ein Objekt loslöst, bei ersterer nicht."
    8) "Theoretisch-Praktisch = Abgedrängt-Leben; aber auch sittliches Verhalten verlangt entgegengeltende Norm, also Transsubjektives." "Praktisches Verhalten aufgebaut auf Erkennen."
    9) "Das Gemeinsame  allen  Leistens = nicht in sich ruhen, sondern um eines anderen willen, im Gegensatz zu den in sich ruhenden Verhaltenswerten."
    10) "Praktische Region = rein auf sich selbst gestellte Subjektsangelegenheit im unmittelbar Nichtabgedrängten. Der  personale  Wert hier alles und das Einzige.  Subjektsseite  nicht bloßes Gefäß, sondern als darüber hinaus hinzutretende Willensaktivität."
    11) "Leben" als Ausdruck für praktisch-personale Region völlig adäquat, weil hier ja Wert = Verhalten, Erleben, Leben."
    12) "Praktisches" Handeln so genannt von den Objekten her, nicht von der Gesinnung her; Objekte dabei nur im "funktionellen" Sinn."
    13) "Praktische Region in der Wurzel zusammenhängend mit  unmittelbarem  Leben. Daraus folgt, daß Objekt des personalen Verhaltens niemals bloßer Gegenstands- oder Sachgehalt sein kann! Denn genügt nicht für praktische Region, daß Verhalten = Leben, sondern  muß  hinzukommen, daß  Fühlung  mit Leben nicht unterbrochen."
    14) "Grundeinteilung gar nicht in personal und sachlich,m sondern in unmittelbar - nichtunmittelbar. Alles Persönliche = unmittelbar.
    15) "Alles Subjektströmen, alle bloße Hingegebenheit wird vom Transpersonalismus als etwas Subjektives herabgedrückt." "Solange man im Dualismus verharrt, muß alles Subjektive und Personale unerlöst ins  Sinnliche  fallen, muß alles Wertartige transsubjektiv und transpersonal bleiben."
    16) "Ad ganze personale Region ist zu sagen, daß nur = Verhaltens-, also noch gar keine Wertangelegenheit. Alle personalen Werte ja immer nur = Tatsache einer Hingabe."
    17) Auf personalem Gebiet gibt es keine Form, auch keine unwirklichen Sinngebilde, die ja  nur  vom kontemplativen Verhalten ablösbar sind."
    18) "Unmittelbares Leben = Sichnichtobjektivieren in festhaltbarer  Leistung".  Das gänzlich Zusammenhanglose und Sporadische, das, was keine Geschichte hat, ist das unmittelbare Leben ("Kultur" im Gegensatz dazu)." "Die wirklichen Lebenszusammenhänge nicht =  Sinn zusammenhänge. Nur für kontemplativen Blick wird es "Sinn"." "Daß nichts sich loslöst vom Verfließenden, darauf kommt es an. Kultur =  nur  der objektive Geist."
    19) "Gibt es nicht Sinn des Lebens, der Polemik gegen System rechtfertigt, das in der Tat unausschöpfbar? Dann hilft aber auch keine Intuition!" "Das absolut kontinuierliche Leben auch da, wo keinerlei spezialistisches Verhalten. Bei allem anderen doch irgendwie Herausschneidungen."
    20) "Ist bei unmittelbarem Leben auch Fleisch und Blut bloß Substrat, oder führt dies zu Vordualistischem?"
    21) "Leisten = in der Region des wirklichen Lebens." "Bei dieser Einteilung dann aber das Mißliche, daß  sachliches  Verhalten im tätigen Leben wurzelte."
    22) "Subjektivität schafft durch ihren starren Blick künstliche Gebilde, die nicht selbst Leben sind. Also obwohl Subjektivität dahinter, so dennoch nicht "Leben"."
    23) "Der oberste Gegensatz zweifellos der von künstlich (kontemplativ) und nichtkünstlich (praktisch). Das Künstliche = transpersonal-sachlich, im Nichtkünstlichen zweifellos die  eine  Seite Erlebenszentrum, also personal."
    24) "Sachlichkeit des Theoretischen nicht durch Kategorie, sondern durch unlebendiges Verhalten, und erst  Sinn  wäre das Versachlichte." "Unpersönlichkeit des theoretischen Objekts erzeugt durch die Kategorie; muß aber nicht doch das Unpersönliche und Unlebendige ins Verhalten geschoben werden?"
    25) "Teilt man nach Verhalten ein, so eben Haupteinteilung Leben - Leisten. Leisten = sachliche Subjektivität, die von der personalen verschiedene Hingabe an objektives Werk." "Leben - Leisten = zweit Arten des Lebens, der Subjektivität."
    26) "Wenn überall lebendiges Leben, dann Leisten nicht für unpersönliche Sache, sondern für das Leben. Wird also geleistet für ein Leisten, nicht um einer unlebendigen Sache willen."