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CARL ALBRECHT BERNOULLI
Nietzsche und Stirner

Frau ELISABETH FÖRSTER behauptet unbedenklich Unbekanntschaft NIETZSCHEs mit STIRNER. Die ganze Frage ist aber erledigt, nachdem ich aus einem alten Ausleihebuch der Basler Bibliothek im Februar 1899 ermittelt habe, daß BAUMGARTNER am 14. Juli des Jahres 1874 das STIRNERsche Werk von dort entliehen hat, d. h. noch im selben Semester, in welchem er nach seinem Abgang vom Basler Pädagogium als ein Lieblingsschüler NIETZSCHEs sein Studium hier begonnen. Er hatte das ganze Semester zu NIETZSCHEs intimsten Umgang gehört und hat, wie ich nun von ihm selbst mir habe bestätigen lassen, das STIRNERsche Werk damals lediglich auf NIETZSCHEs wärmste Empfehlung kennen lernen. Wenn aber NIETZSCHE darnach STIRNER auf jeden Fall gekannt hat, so bleibt daneben die auffallende Tatsache, daß soviel ich sehe, die BAUMGARTNERsche Einsichtnahme von STIRNER im Sommer 1874 die einzige direkte Spur einer Bekanntschaft NIETZSCHEs mit STIRNER ist. Nicht nur, daß NIETZSCHEs Werke, soviel bis jetzt konstatiert ist, keine weitere Spur davon enthalten, sondern außer BAUMGARTNER teilen sämtliche mit NIETZSCHE damals intim verkehrenden Personen Frau FÖRSTERs gänzliches Nichtwissen von einer Lektüre STIRNERs durch NIETZSCHE. Ich selbst, aber auch KÖSELITZ und ROMUNDT (1). Meine Frau zwar hat Erinnerung an einen Besuch NIETZSCHEs bei uns im Winter 1878/9, bei welchem er von zwei ihn soeben lebhaft beschäftigenden ganz eigentümlichen Käuzen gesprochen habe, KLINGER (mit seinen Aphorismen) und STIRNER. Doch habe er von letzterem nur mit einer sichtlichen Scheu gesprochen und auch nicht ohne Umstände seinen Namen vorgebracht, übrigens beide Leute auch uns zur Kenntnisnahme empfehlend. An diese Scheu habe ich zwar die lebhafteste Erinnerung, nur daß mir seltsamerweise alles STIRNER Betreffende dabei vollkommen entfallen ist, wenigstens der Name.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß NIETZSCHE sich bei STIRNER eigentümlich verhalten hat. Wenn er aber seine große habituelle Mitteilsamkeit bei ihm nicht ungehemmt hat walten lassen, so ist freilich das ganz gewiß nicht geschehen, um irgend einen Einfluß auf ihn zu sekretieren (der im genauen Sinne gar nicht vorhanden ist), sondern weil er von STIRNER einen Eindruck empfangen hat, mit dem er im allgemeinen für sich allein fertig zu werden vorziehen mochte. Ich spreche hierbei aus meiner persönlichen Erfahrung von NIETZSCHEs Art, insbesondere von seiner von keinem, der ihn gekannt hat, zu bezweifelnden, ganz ungewöhnlichen Mitteilsamkeit. Eben diese war mit einer ebenso ungewöhnlichen "Verschlossenheit" verbunden. Er war nichts weniger als ein Mensch, der "das Herz auf der Zunge hatte", soviel man von ihm auch von "Herzensgeheimnissen" hörte, die andere für sich zu behalten pflegen. Gerade was ihn lebhaft beschäftigte, behielt er mit unvergleichlicher Energie in seiner Gewalt. Es drängte mit ungewöhnlicher Mächtigkeit aus ihm heraus und konnte doch unter niemandes Verschluß sicherer stehen. Wie wählerisch er bei aller Fülle seiner Mitteilungen war, davon habe ich vielfältige Erfahrungen gemacht, keine, von der ich einen lebhafteren Eindruck behalten hätte, als die mit seinen zu mir im Jahre 1874/75 getanen Äußerungen über WAGNER und seinen Lohengrin gemachte. Sie antizipierten schon damals den "Fall Wagner" und tauchten im Moment für mich, zu eigener größter Überraschung, blitzartig auf, um ebenso und zwar für Jahre zu verschwinden. Denn so lange ließ NIETZSCHE dergleichen in unserem Verkehr nicht mehr dem Zaun seiner Zähne entfahren und für die Welt schrieb er 1876 RICHARD WAGNER in Bayreuth. Die Annahmen, die ich hier über sein Verhalten zu STIRNER mache, enthalten nur die Voraussetzung, daß der von dessen Werk empfangene Eindruck auf NIETZSCHE ein starker und besonders beschaffener war. Diese Voraussetzung wird aber, wie ich meine, mir nicht so leicht bestritten werden. Ich behaupte demgemäß, daß NIETZSCHE STIRNER gelesen hat und vermute, daß er mit dem erhaltenen Eindruck besonders haushälterisch verfahren ist. Das mag für Gegner seiner Bücher ohne weiteres die Folgerung begründen, daß er ein Plagiator gewesen ist. Wer ihn selbst gekannt hat, wird hieran nur zu allerletzt denken.

Die philosophischen Sporen hat sich der angehende Philologie NIETZSCHE im Frühjahr 1868 mit den Entwürfen zu einer größeren kritischen Untersuchung verdient, betitelt: "Die Teleologie seit Kant". Mit dem Interesse gerade an diesem Problem regt sich in NIETZSCHEs Zweifeln der ausschlaggebend moderne Instinkt: weg mit jeder äußerlichen Zwecksetzung - der innere Drang, die persönlichen Notwendigkeit sie die Losung! Dadurch, daß NIETZSCHE nicht nur in der Gesamterscheinung einer Individualität, sondern sogar in jeder einzelnen Entwicklungsphase, die zur Bildung dieser Individualität führt, den Selbstzweck gutheißt, wurde er zu dem folgerichtigsten aller Individualisten. Dabei ist bezeichnend, wie sehr er von Anfang an gerade in diesem Punkte die Terminologie ungenügend fand (Biographie I, 365): "Individuum ist ein unzureichender Begriff. Was wir vom Leben sehen, ist Form; wie wir sie sehn, Individuum. Was dahinterliegt, ist unerkennbar." Neben dieser ersten unwillkürlichen Regung, mit der er sich KANTs erwehrte, geht gleichzeitig nebenher sein Interesse an derjenigen Geistesrichtung, die das Substrat bildet für jede möglichst diesseitige Weltbetrachtung, für jeden möglichst ungeschwächten Wirklichkeitssinn - den Materialismus. Da man aber mit diesem Interesse leicht in zweifelhafte Gesellschaft geraten kann, erkundigte sich NIETZSCHE, schon damals von einem sicheren Geschmacke geleitet, nach dem Wesen des Materialismus bei dessen klassischem Exempel, bei DEMOKRIT. Seine fragmentarischen Aufzeichungen "Über Demokrit" stammen aus dem Winter 1867/68 und sind von Bedeutung vor allem als Beleg, wie warm ihm bei diesen Gedankenkreisen ums Herz wurde (Biographie I, 338, 340/41): "DEMOKRIT eine schöne griechische Natur, wie eine Statue scheinbar kalt, doch voll verborgener Wärme. - Wir sind DEMOKRIT noch viele Totenopfer schuldig, um nur einigermaßen wieder gut zu machen, was die Vergangenheit an ihm verschuldet hat. In der Tat hat selten ein bedeutender Schriftsteller so mannigfache und den verschiedensten Beweggründen entsprungene Angriffe erleiden müssen wie DEMOKRIT; Theologen und Metaphysiker haben auf seinen Namen ihren eingewurzelten Groll gegen den Materialismus gehäuft; hielt doch der göttliche PLATO seine Schriften für so gefährlich, daß er sie in einem privaten Autodafè zu vernichten dachte, und nur durch die Überlegung gehindert wurde, daß es schon zu spät sei, daß das Gift sich zu weit schon verbreitet habe. Später rächten sich die Dunkelmänner des Altertums dadurch an ihm, daß sie ihre magische alchimistische Schriftstellerei unter seiner Firma einschmuggelten und dadurch den Vater aller aufklärenden, rationalistischen Tendenzen in den Ruf eines großen Magus brachten. Dem hereinbrechenden Christentum endlich gelang es, den energischen Plan PLATOs durchzuführen: und allerdings mußten einem antikosmischen Zeitalter die Schriften DEMOKRITs ebenso wie die EPIKURs als das inkarnierte Heidentum erscheinen. Unserer Zeit endlich blieb es aufbehalten, auch die philosophische Größe des Mannes zu leugnen und die Natur eines Sophisten an ihm wiederzuerkennen. Diese Angriffe bewegen sich alle auf einem Boden, der für uns nicht weiter betretbar ist."

Der beste Pfadfinder durch das Labyrinth von NIETZSCHEs philosophischen Voraussetzungen bildet für uns eben jenes Buch, von dem er sich wie von keinem anderen, selber hat führen lassen. In jener ersten Ausgabe von F. A. LANGEs "Geschichte des Materialismus", die er unter seinen Büchern besaß und später seinem Freunde ROMUNDT geschenkt hat, haben besonders jene paar Seiten 285 bis 292 eine sichtbare Spur in seinem Schaffen hinterlassen, wo nämlich LANGE sich darüber äußert, wer nach seiner Meinung dem neueren Materialismus am nachhaltigsten zum Weiterleben verholfen habe: dabei kommt er auf LUDWIG FEUERBACH zu sprechen und dann noch auf MAX STIRNER. Man lese nun vor allen Dingen jene Zusammenstellung FEUERBACHscher Aphorismen bei LANGE Seite 286 aus der 1849 erschienenen "Philosophie der Zukunft": "Wahrheit, Wirklichkeit und Sinnlichkeit sind identisch. Nur ein sinnliches Wesen ist ein wahres, ein wirkliches Wesen, nur die Sinnlichkeit Wahrheit und Wirklichkeit." "Nur durch die Sinne wird ein Gegenstand in wahren Sinne gegeben - nicht durch das Denken für sich selbst." "Wo kein Sinn ist, ist kein Wesen, kein wirklicher Gegenstand." - Wenn die alte Philosophie zu ihrem Ausgangspunkt den Satz hatte: Ich bin ein abstraktes, ein nur denkendes Wesen; so beginnt dagegen die neue Philosophie mit dem Satze: "Ich bin ein wirkliches, ein sinnliches Wesen: der Leib gehört zu meinem Wesen; ja, der Leib in seiner Totalität ist mein Ich, mein Wesen selber." - "Wahr und göttlich ist nur, was keines Beweises bedarf, was unmittelbar durch sich selbst gewiß ist, unmittelbar für sich spricht und einnimmt, unmittelbar die Affirmation, daß es ist, nach sich zieht - das schlechthin Entschiedene, schlechthin Unzweifelhafte, das Sonnenklare. Aber sonnenklar ist nur das Sinnliche; nur, wo die Sinnlichkeit anfängt, hört aller Zweifel und Streit auf. Das Geheimnis des unmittelbaren Wissens ist Sinnlichkeit." Daran knüpft LANGE eine nicht zu übersehende Zwischenerwägung von genau einer Seite Umfang, die in dem Satze gipfelt: "Man kann die Sinnlichkeit zum Prinzip machen und dabei doch in der wesentlichen Grundlage des Systems Aristoteliker, Spinozist und sogar Kantianer sein." Und erhält die folgende Bemerkung LANGEs im Vorausblick auf NIETZSCHEs Werk nicht geradezu den thematischen Wert eines Leitmotivs? "Man könnte sogar die Vernunftideen samt der ganzen KANT eigentümlichen Begründung der praktischen Philosophie auf das Bewußtsein des Handelnden beibehalten: nur müßte freilich die intelligible Welt unter dem Bilde einer sinnlichen Welt gedacht werden. Statt KANTs nüchterner Moral käme dann eine farbenvolle und lebenswarme Religion heraus, deren gedachte Sinnlichkeit zwar nicht die Wirklichkeit und Objektivität der unmittelbaren Sinnlichkeit beanspruchen, wohl aber, gleich KANTs Ideen, als eine Vertretung der höheren und allgemeineren Wirklichkeit der intelligiblen Welt gelten könnte." Und könnte nicht NIETZSCHE geschrieben haben, was FEUERBACH schreibt: "Wir fühlen nicht nur Steine und Hölzer, nicht nur Fleisch und Knochen, wir fühlen auch Gefühle, indem wir die Hände oder Lippen eines fühlenden Wesens drücken; wir vernehmen durch die Ohren nicht nur das Rauschen des Wassers und das Säuseln der Blätter, sondern auch die seelenvolle Stimme der Liebe und Weisheit; wir sehen nicht nur Spiegelflächen und Farbengespenster, wir blicken auch in den Blick des Menschen. Nicht nur Äußerliches also, auch Innerliches, nicht nur Fleisch, auch Geist, nicht nur das Ding, auch das Ich ist Gegenstand der Sinne. - Alles ist darum sinnlich wahrnehmbar, wenn auch nicht unmittelbar, so doch mittelbar, wenn auch nicht mit den pöbelhaften, rohen, doch mit den gebildeten Sinnen, wenn auch nicht mit den Augen des Anatomen oder Chemikers, doch mit den Augen des Philosophen" (Seite 288/89).

Dennoch verbietet gerade die Lektüre des LANGEschen Buches, die Grundgedanken bei NIETZSCHE auf FEUERBACHsche Anregungen zurückzuführen; denn FEUERBACH ist den individualistischen Ansätzen, die man in ihm finden mag, nicht nachgegangen. Er hat den Begriff des Seins sogar aus der Liebe abgeleitet, er hat den Tuismus erfunden! - sagt LANGE (Seite 291); man darf sich dadurch, daß FEUERBACH in den theoretischen Egoismus zurückfiel und sogar die Morals HOLBACHs gelegentlich anerkannte, nicht irreführen lassen: wäre er sich selbst treu geblieben, er hätte die ganze menschliche Sittlichkeit und das höhere Geistesleben auf Anerkennung des anderen gegründet. (Seite 292) Wenn NIETZSCHE bei LANGE sperrgedruck das FEUERBACHsche Zitat las: "Einsamkeit ist Endlichkeit und Beschränktheit, Gemeinschaftlichkeit ist Freiheit und Unendlichkeit" - so mußte ihm eine innere Stimme sagen: mit FEUERBACH habe ich trotz allem nichts zu schaffen. Hat er doch bereits 1869 an ROHDE geschrieben (Briefe II, 234): "Ich lebe nämlich hier (Leipzig) in der aschgrauen Wolke der Einsamkeit und dies um so mehr, als ich von vielen Seiten mit geselligen Armen aufgenommen werde und fast Abend für Abend dem traurigen Zwange der Einladungen Folge leiste." (148): "Darin stimmen wir also wieder einmal überein: Wir können die Einsamkeit vertragen, ja wir lieben sie." (179): "Ehre, Preis, Lob und Dank der Einsamkeit, die uns selbst und unsere Freunde erhält!" Damit war schon von selbst die Brücke geschlagen zu jenem anderen deutschen Denker, über dessen Vorbildlichkeit für NIETZSCHE, ja über dessen bloße Bekanntschaft NIETZSCHEs mit ihm der Streit der Meinungen nicht zur Ruhe kommen will. In der Tat, die Frage, ob NIETZSCHE STIRNER gekannt, ob er ihn gelesen, ob er von ihm gelernt hat, ist alles andere als unwichtig. Bei F. A. LANGE stand über STIRNER im unmittelbaren Anschluß an FEUERBACH Seite 292 folgendes zu lesen: "Der Mann, welcher in der deutschen Literatur am rücksichtslosesten und konsequentesten den Egoismus gepredigt hat, MAX STIRNER, befindet sich gegen FEUERBACH in entschiedener Opposition. STIRNER ging in seinem berüchtigten Werke "Der Einzige und sein Eigentum" (1845) so weit, jede sittliche Idee zu verwerfen. Alles, was irgendwie, sei es als äußere Gewalt, als Glaube oder als bloßer Begriff sich über das Individuum und seine Willkür stellt, verwirft STIRNER als hassenswerte Schranke seiner selbst. Schade, daß nicht zu diesem Buche - dem extremsten, das wir überhaupt kennen - ein zweiter, positiver Teil geschrieben wurde. Es wäre leichter möglich gewesen, als zur SCHELLINGschen Philosophie; denn aus dem schrankenlosen Ich hinaus kann ich als meinen Willen und meine Vorstellung auch jede Art von Idealismus wieder erzeugen. STIRNER betont in der Tat den Willen dermaßen, daß er als Grundkraft des menschlichen Wesens erscheint. Er kann an SCHOPENHAUER erinnern. - So hat alles seine Kehrseite!" In diesen wenigen Zeilen mußte NIETZSCHE, so soll man denken, betroffen werden von der Ankündigung einer radikalen Philosophie, die alles auf ein unbegrenztes Ich-Bewußtsein und auf die Grundkraft des Willens abstellte. Da nun STIRNER nicht eigentlicher Materialist sei, noch sein Buch weiteren Einfluß erlangt habe, sie LANGE davon ab, näher auf ihn einzugehen. Hat sich nun NIETZSCHE mit dieser Notiz zufrieden gegeben? Hat er nicht selber nach dem Buche gegriffen?

Sowohl Herr als Frau Professor OVERBECK (3) glauben sich zu dem öffentlichen Zeugnis berufen, NIETZSCHE habe nicht nur etwa durch LANGE um STIRNER bloß gewußt, er habe das Buch gelesen und eine nachhaltige Wirkung seines Inhaltes auf sich zugelassen. Der heftige Widerspruch, dem diese Behauptung früher und nun aufs neue ("Zukunft" 1907, Nr. 24 vom 16. März) vom NIETZSCHE-Archiv her ausgesetzt ist, muß auf seine psychologischen Gründe hin untersucht werden. Frau FÖRSTER schildert aus eigenster Erfahrung das Milieu, aus dem NIETZSCHE hervorging (Biographie I, Seite 24): "Es herrschte wohl in der Tat ein wenig Kastengeist in unserer, von engen Mauern umschlossenen altertümlichen Stadt, immerhin ein freundlicher und jedenfalls für wissenschaftliche und künstlerische Anregungen sehr empfänglicher Geist ... Naumburg war eine streng christliche, konservative und königlich gesinnte Stadt, eine Stütze des Thrones und des Altars, wenigstens galt das im Superlativ von den Kreisen, in denen wir verkehrten." Von STIRNER dagegen erzählt uns der Retter seines Andenkens, JOHN HENRY MACKAY (Max Stirner, Sein Leben und sein Werk, Berlin 1898) für die Auffassung der erwähnten Gesellschaftskreise die anstößigsten, unerträglichsten Dinge: Trotzdem STIRNER beim Erscheinen seines Buches bereits ein Jahr richtig verheiratet war, versteifte er sich doch auf die Widmung: "Meinem Liebchen Marie Dänhardt". Die aus Ehrlichkeit gleichgültig und nüchtern gehaltene Trauung wurde durch den Berliner Stadtklatsch zum blasphemischen Skandal aufgebauscht; als der Geistliche eintrat, wurden die Karten beiseite gelegt, nachdem der Trauzeuge, der in Hemdsärmeln dasaß, mit Mühe in seinen "schäbigen Alltagsrock" hineingenötigt worden war; die Braut erschien ohne jeden Hochzeitsschmuck und es war keine Bibel zur Hand; als die Ringe gewechselt werden sollten, zog der andere Trauzeuge, BRUNO BAUER, um aus der Verlegenheit zu helfen, da keine da waren, seine längliche, gehäkelte Geldbörse aus der Tasche und hog die beiden Messingringe ab, übergab sie dem Prediger und meinte, sie könnten die Ehe ebensogut oder besser zusammenhalten als goldene. Zur Beschaffung größerer Mittel verlegte sichd as Ehepaar im Sommer 1845 auf die Eröffnung einer Milchwirtschaft, eine spekulative Idee, die nur eben nicht sorgfältig genug vorbereitet und rationell genug durchgeführt wurde, um den Erfolg zu haben, den später BOLLE erzielte. STIRNER trennte sich dann nach dreijähriger Ehe von seiner Frau, die ihn nachher, durch schwere und abenteuerliche Schicksale zur bigotten Konvertitin geworden, vollkommen verleugnete - und verarmte gänzlich, so daß er sogar Darlehensgesuche in den Zeitungen veröffentlichte und als ein von den Gläubigern beunruhigter Chambre-Garnist [Bewohner eines möblierten Zimmers - wp] und Wirtshausbesucher bis zu seinem Tode auf keinen grünen Zweig mehr kam; kümmerlich fristete er sein Leben als Agent von zufälligen Vermittlungsgeschäften, bis ihm der giftige Stich einer Fliege im fünfzigsten Jahre den Tod brachte (25. Juni 1856). Wenn nun auch NIETZSCHE wahrscheinlich an äußerer Bedürfnislosigkeit mit STIRNER wetteifern konnte, so läßt sich doch sehr wohl denken, wie wenig ihm, der sich gelegentlich gern als Pharisäer der Legitimität in die Brust warf, ein bis ins frivole ungeschminkter Lebenszuschnitt zusagen mochte wie der STIRNERs, der umgekehrt dem entgegengesetzten Hange unterlag, mit seinem Zynismus zu kokettieren. NIETZSCHE brauchte auch die damals noch kaum bekannten Lebensumstände STIRNERs gar nicht zu kennen; am Buche konnte er sich klar genug werden, wes Geistes Kind STIRNER in diesen Dingen war. Deswegen mag NIETZSCHE die Bekanntschaft mit STIRNER hinterher als ein gesellschaftliches Pudendum [von lat. pudere = sich schämen - wp] erschienen sein, das es ängstlich zu vertuschen galt. Soweit die Beschränkung einer Verwandtschaft zwischen beiden sich in diesen Grenzen hält, mag sie für zulässig gelten; wie aber Fachphilosophen wie A. RIEHL und H. LICHTENBERGER auf dieser äußerlichen Grundlage eine auffallende Berührung in der Gedankenwelt NIETZSCHEs mit der STIRNERs in Abrede stellen können, bleibt sonderbar. Hier handelt es sich doch nur um Sentiments, nicht um Gründe. Über die psychologischen Anstände, zwischen NIETZSCHE und STIRNER eine seelische Ähnlichkeit vorzuschützen, hat sich PETER GAST in einem Briefe an OVERBECK (vom 8. Februar 1899) aufs beste vernehmen lassen: "Von Hoheit entdecke ich in STIRNER äußerst wenig. Seine Denkweise wirkt bei der Niedrigkeit der Interessensphäre, in der sich seine Selbstsucht bewegt, oft widerlich. Wie anders NIETZSCHEs Betonung des Selbst! Sie gilt nur für Leute wie BEETHOVEN, RUBENS, ALEXANDER - für andere nicht. Bei STIRNER dagegen bewegen wir uns auf dem flachsten Terrain alltäglicher Interessen: Bürger, Ehegatte, Konkurrenz, tausend Taler, Bratengeruch, Präsident, Provizialrechte usw."

Außer zu ADOLF BAUMGARTNER und Frau OVERBECK hat NIETZSCHE zu niemandem, der ihm sonst nahe stand, STIRNERs Erwähnung getan. Er hat das Buch seinem Schüler empfohlen, es aber selbst unter seinen Büchern nicht besessen und es auf der Basler Bibliothek nie entliehen. Er muß es im Anschluß an das Studium LANGEs in den Jahren 1865-69 noch in Bonn oder Leipzig besorgt haben; er kann dann später wieder, zwischen 1874 und 1878, durch RÉE in dessen vorübergehenden Besitz gekommen sein. Wer weiß - cum tacet, clamat! [Gerade ihr Schweigen ist laute Anklage - wp]NIETZSCHE tat sich heimlich etwas darauf zu gute, ein großer Verschweiger zu sein und zwar gerade dann, wenn es niemand ahnte; sein Selbstgeständnis in dieser Hinsicht lautet (Biographie II, Seite 369): "Ich selber war immer sehr schweigsam über alle meine Hauptsachen, ohne daß es doch so schien." Außerdem bleibt der Neugier ein reizvoller Ausweg offen. Herr Prof. KARL JOËL stellte mir den Gesichtspunkt zur Verfügung, daß HANS von BÜLOW ein begeisterter Anhänger STIRNERs gewesen sei und in seiner berühmten Protestrede, in der er Ende März 1892 in der Philharmonie die Eroika an BISMARCK umwidmete, den Namen STIRNER öffentlich aussprach. Weil die Beziehungen NIETZSCHEs zu STIRNER nun einmal so sehr Streitfrage geworden sind, daß alle Berührungen, deren man habhaft zu werden vermag, aufzuzeigen als biographische Verpflichtung erscheint, so ist hier der Möglichkeit nachzugehen, inwiefern HANS von BÜLOW Mittelsperson zwischen STIRNER und NIETZSCHE, die er beide persönlich gekannt hat, hätte gewesen sein können. Am 28. September 1854 schrieb BÜLOW an Frau JESSIE LAUSSOT (Gesammelte Briefe und Schriften von Hans von Bülow, Band 3, Seite 316): "Von jenem respektvollen Kultus des Allgemeingeistes, des Ganzen, des Gottes, "l'humanité" einiger pantheistischer französischer Sozialisten und des früheren FEUERBACH bin ich, nicht auf Verstandes-, sondern auf Gefühlswegen, allmählich zurückgekommen. Ja, ich gestehe es offen, ich hasse diesen idealen Polizeigott ebenso wie - ohne Vergleich - VOLTAIRE den nazarenischen verfolgt hat. Meines jetzigen Glaubens bin ich Individualist, und wenn dies mein Handeln nicht überall bestätigt, so bin ich doch in meinen theoretischen Bewegungen um so schroffer und glaubenseifriger. Ich bin überhaupt der Ansicht, daß wir den idealistischen Momenten in uns in der Praxis viel eher Rechnung tragen dürfen, als in der Theorie. Ein methodischer Idealismus wird brutal, schwerfällig, quantitativ und hebt sich selbst auf, wo er nicht bloß absurd wird. Ich für meine Person bekenne also in der Theorie nur vor der Fraktion des "Allgemeingeistes" Respekt zu haben, zu der ich selbst gehöre, ohne mich ihr erst angeschlossen und untergeordnet zu haben." Wird hier STIRNER nicht mit Namen genannt, so vierzig Jahre später, eben in jener Konzertrede (Band 3, Seite 448), wo er die Menschheit asl Abstraktion hinstellt - ein Phantom, "das ein deutscher Philosoph, MAX STIRNER, zertrümmert hat", - ja die Menschheit, mit ihrem Wahne der liberté, égalité, fraternité, diesem bösen Irrtum der Hinz und Kunz. Nun besuchte BÜLOW NIETZSCHE im Frühling 1872 flüchtig in Basel und schwärmte für die "Geburt der Tragödie", besonders für die dort vertretene Auffassung WAGNERs als eines Fortsetzer des griechischen Dramas. An HILLEBRAND schreibt er im Jahre 1874: "NIETZSCHEs dritte Predigt sei  too thin,  wie der Yankee sagt, wenn auch nicht übel (Band 6, Seite 232). An Frau LAUSSOT schreibt er im Jahre 1878, 22. Mai (Band 6, Seite 504): "Gott, was ist der Mensch abhängig von "Menschlichem, Nebenmenschlichem, Mockmenschlichem!" (2) A propos, das Buch von NIETZSCHE ist doch gut, stellenweise sogar sehr gut. Möge mein neuliches voreiliges Urteil - der Titel scheine gerechtfertigt - Dich von der Bekanntschaft damit abschrecken." Ganz in der letzten Zeit hat BÜLOW mit NIETZSCHE besonders auch als Kritiker von WAGNER und Bayreuth gerechnet (Biographie II, 851, 577); früher aber, jedenfalls noch in den siebziger Jahren, wollte BÜLOW NIETZSCHE, wie ROHDE auch, niht aus dem Kreise WAGNER-SCHOPENHAUER heraustregen sehen. Es ist also kaum anzunehmen, daß BÜLOW bei jener einen Begegnung im Jahr 1872 bei NIETZSCHE für STIRNER Propaganda gemacht habe. Da aber BÜLOW damals NIETZSCHE anfragte, "ob er mir seine Übersetzung von LEOPARDI, das Resultat seiner italienischen Mußestunden widmen dürfe" (Briefe II, 305), so wäre ja auch nicht ausgeschlossen, daß BÜLOW NIETZSCHE von STIRNER erzählt hat als seinem eigenen ganz privaten Eigentum, und das wäre dann allerdings bei dem Respekt NIETZSCHEs vor BÜLOWs Intelligenz ein Sporn mehr gewesen. Es muß aber nach wie vor als äußerste Wahrscheinlichkeit gelten, daß NIETZSCHE STIRNER bereits als Student gelesen hatte. Ein nicht zu übersehendes Zeugnis dafür hat ein Schweizer, der in den neunziger Jahren verstorbene Professor am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, THEOPHILE DROZ, in der ersten Novembernummer des Jahrgangs 1894 der "Semaine literaire" abgelegt. Es heißt da (in der Übersetzung von PFENNINGER, Zürcher Post, 9. November 1900): "Es sind 28 Jahre her, daß ich NIETZSCHE kennen lernte, als wir zu Bonn gleichzeitig die Vorlesungen von RITSCHL und OTTO JAHN besuchten. Schon damals hatte er um sich einen kleinen Kreis junger Leute, die er durch seine paradoxen Ideen und sein wunderbares Talent, die langen und oft langweiligen Abhandlungen unserer Lehrer in prächtige Aphorismen zusammenzufassen, an sich zog. Es ist möglich, daß ein Buch, von dem man dazumal als von einer Neuheit sprach, auf den Geist NIETZSCHEs einen bestimmenden Einfluß übte. Es war "Der Einzige und sein Eigentum" von MAX STIRNER, ein Evangelium des rücksichtslosesten Individualismus, des geistigen und gesellschaftlichen Anarchismus ohne Schranken."



LITERATUR, Carl Albrecht Bernoulli, Franz Overbeck und Friedrich Nietzsche - eine Freundschaft,
Jena 1908, Seite 135ff

    1) SCHULTHEISS bekämpft die Annahme der Abhängigkeit, weil er sie, wenn vorhanden, aus der Grundverschiedenheit der beiden Denker widerlegen zu müssen meint; diese gewiß nicht zu leugnende Wesensdifferenz hat er auf einen geistreichen Ausdruck zu bringen vermocht (Seite 36-37): "FRIEDRICH NIETZSCHE war ein Dichter und ein großer Philosoph von unerhörter, ungebändigter Leidenschaftlichkeit des Gedankens, mit dem Schicksal, an Liebe und Haß einen kühnen und stolzen Geist ohne Bedenken hinopfern zu müssen, sich schonungslos zu verbrauchen. STIRNER war ein deutscher Oberlehrer, protestantisch, eine Winzigkeit steifleinen, die Bibel mit tausend Sprachreminiszenzen beherrschend, ein glänzender verwegener Dialektiker, Kopf kühl, Zigarre; ohne jeden dionysischen Zusatz. NIETZSCHE ist ein großes Ereignis in der Menschengeschichte gewesen, STIRNER ist ein Buch, die Ausprägung eines äußersten Gedankens, irgendwo liegend, rundherum geschlossen, ein erratischer Block. Das Übrige war JOHANN CASPAR SCHMIDT. Er wurde von einer giftigen Fliege ins Genick gestochen und starb, fünfzigjährig daran. Bald war er vollends vergessen. Ob NIETZSCHE STIRNERs Buch kennen gelernt hat, läßt sich nicht feststellen und könnten wir's, so wäre damit gar nichts gewonnen, wir müßten denn voraussetzen, daß NIETZSCHE das STIRNERsche Buch ebenso falsch verstanden hätte, wie bisher noch jeder, der darüber geschrieben hat. NIETZSCHE hat einmal gegen Sätze EDUARD von HARTMANNs polemisiert, in denen ausdrücklich auf STIRNER hingewiesen war. Dennoch hat NIETZSCHE weder hier noch irgendwann sonstwo von STIRNER gesprochen oder meines Wissens auch nur den Namen genannt. HARTMANN dreht seitdem mit Lust und Liebe an einem neuen Strick für den gehaßten übergroßen NIETZSCHE." Übrigens scheidet sich von der Frage, ob NIETZSCHE STIRNER gekannt habe, die andere, ob sich bei STIRNER mit Recht sozunennende Hinweise auf NIETZSCHE vorfinden. Die wichtigsten Bejahungen (von KUNO FISCHER, J. C. KREIBIG, ARTHUR DREWS) stellt SCHULTHEISS Seite 38/39 zusammen; beizufügen ist der Jubiläumsaufsatz über STIRNER von F. HEMAN im "Türmer" 1906, Seite 72/74, die vielleicht gründlichste Erörterung über den vielumstrittenen Punkt.

    2) Mockmenschen = Schaufensterpuppen [wp]
    3) Er kam einmal, - und er kam jede Woche mehrmals, - ohne von dem zu erzählen, was er gerade trieb. Ich erinnere mich besonders BYRONscher Tagebücher, die er uns brachte, er erzählte von SHELLEY, seiner dichterischen Art, von der Freigeisterei dieser Dichter und dem cant, der sie verfolgte. Er erzählte von den englischen Philosophen, von HOBBES, BERKELEY, HUME. Einmal, als mein Mann ausgegangen war, unterhielt er sich mit mir ein Weilchen und nannte zwei ganz besondere Käuze, die ihn eben beschäftigten und aus denen er Verwandtschaft mit sich herauslese. Er war wie immer, wenn er sich innerer Beziehungen bewußt wurde, sehr gehoben und glücklich. Einige Zeit darauf sah er KLINGER bei uns liegen. STIRNER hatte mein Mann auf der Bibliothek nicht gefunden. "Ach", sagte er, "da habe ich mich in KLINGER schön getäuscht. Das war ein Philister, nein, mit dem fühle ich mich nicht verwandt; aber STIRNER, ja der!" Dabei ging ein feierlicher Zug über sein Gesicht. Während ich mit Spannung in seine Züge blickte, veränderten sich diese wieder, er machte etwas wie eine scheuchende, abwehrende Bewegung mit der Hand und sagte flüsternd: "Nun habe ich es Ihnen doch gesagt, und ich wollte nicht davon sprechen. Vergessen Sie es wieder. Man wird von einem Plagiat reden, aber Sie werden das nicht tun, das weiß ich." NIETZSCHE hatte vor dem Herbst 1874 seinem Schüler BAUMGARTNER STIRNERs Werk als das Kühnste und Konsequentest seit HOBBES bezeichnet. Es ist durchaus NIETZSCHEs Art gemäß, daß er sich schon so früh mit STIRNER in sympathischer Weise beschäftigt haben könnte. Gegen SCHOPENHAUER kann sich seine Natur bereits erhoben haben, als er die Unzeitgemäße schrieb, so gut wie er sich von WAGNER bereits abgewendet hatte, als er "Richard Wagner in Bayreuth" veröffentlichte. Den Inhalt der SCHOPENHAUERschen Lehre hat NIETZSCHE nie vertreten, so verwickelt er auch mit einigem darin war. Was ihm ja an seinen Verehrten imponierte, war immer die starke Persönlichkeit, der er aus seinem Kern heraus etwas Ähnliches entgegenzusetzen hoffte. Dieser Kern führte ihn aber ganz andere Wege. Daß uns NIETZSCHE und STIRNER so unendlich verschieden vorkommen und es tatsächlich sind, springt in die Augen! Aber damit werden wir NIETZSCHE nicht gerecht und erweisen ihm nicht diejenige Aufmerksamkeit und Würdigung, die er sich wünscht und verlangen darf. NIETZSCHE hat STIRNER innerlichste Aufmerksamkeit geschenkt. Er ist weder von ihm ausgegangen, noch ist er bei ihm stehen geblieben; aber er hat ihn nicht gering geschätzt, sondern ihn als vorurteilsfreien Denker, der er so sehr sein konnte, eingeschätzt und sich ihm verwandt gefühlt. Es war der einfachste Sinn für Tatsächlichkeit, der meinen Mann zu der Aufzeichnung bewog, daß NIETZSCHE STIRNER gekannt habe. STIRNER repräsentiert einen ganz bestimmten Posten bei NIETZSCHE, klein wenn man will und für NIETZSCHE doch groß und bedeutungsvoll wegen der Spärlichkeit dieses Elements, dem er nun einmal nachging." - Erinnerungen von Frau Ida Overbeck in Bernoulli Seite 234f

Anhang aus
"Die Zukunft", Maximilian Harden (Hrsg), Band 59, Berlin 1907

REPLIKEN

Nietzsche und Stirner
Im vierundzwanzigsten Heft der "Zukunft" erörtert Frau Dr. Förster-Nietzsche, um einen vorläufigen Beweis für die Unzuverlässigkeit von OVERBECKs Gedächtnis in seinen "Erinnerungen an Friedrich Nietzsche" zu erbringen, den "Fall Stirner". Sie konstatiert, OVERBECK habe in den Ausleihebüchern der Basler Bibliothek nur gefunden, daß ein Schüler NIETZSCHEs, der ihm damals nah stand, das Stirnerbuch entliehen habe. "Diese nichtssagende Notiz bringt OVERBECK als schlagenden Beweis für die Behauptung seiner Frau, Daß NIETZSCHE STIRNER gelesen haben müsse. Nun ist es wünschenswert, zu wissen, was dieser Schüler selbst dazu sagte. Herr Professor JOËL hat diesen ehemaligen Schüler meines Bruders, der jetzt Professor in Basel ist, im März 1899 brieflich danach gefragt und von ihm die Antwort bekommen, daß er nicht behaupte, STIRNERs Buch auf die Empfehlung NIETZSCHEs aus der Bibliothek geholt zu haben. Er glaube vielmehr, daß mein Bruder ihm LANGEs "Geschichte des Materialismus" empfohlen habe, worin STIRNER erwähnt sei, und daß er aus diesem Grunde das Buch lesen wollte. JOËL bemerkt dazu: Daß BAUMGARTNER durch LANGE und aus Interesse für EPIKUR auf STIRNER aufmerksam wurde, scheint mir sehr plausibel. Nach dieser Erklärung fällt das Kartenhaus OVERBECKs zusammen." Frau FÖRSTER-NIETZSCHE möge es nicht übel vermerken, wenn ich um der mißverständlichen Konsequenzen willen in diesem Punkt ihr sonst treffliches Gedächtnis auffrische. Die Antwort des ehemaligen NIETZSCHE-Schülers, jetzigen Basler Professors BAUMGARTNER, an micht, auf die sie sich beruft, lautet nämlich:
    "Schänzlein bei Basel, am vierten April 1899. Hochgeehrter Herr Kollege! Auf Ihre Anfrage bestätige ich Ihnen, daß ich STIRNERs "Einziger und sein Eigentum" auf Empfehlung des Professors NIETZSCHE hin von der Basler Universitätsbibliothek entlehnt und gelesen habe, und ermächtige Sie, hiervon jeden Ihnen gut scheinenden Gebrauch zu machen. Ob freilich NIETZSCHE das Buch auch gelesen oder es mir nur vom Hörensagen weitergerühmt hatte, ist wieder eine Frage für sich. Ich hatte ihn damals um Literatur konsultiert, in der sich Gesichtspunkte für den Einfluß des Egoismus im Staatsleben der Menschen entwickelt fänden, und da hatte er mir unter anderem dieses genannt mit dem Zusatz: "Es ist das konsequenteste, was wir besitzen." Er könnte das aber auch LANGEs "Geschichte des Materialismus", die er damals sehr schätzte und für das Fortleben der Theorien EPIKURs viel benützte, nachgesprochen haben. Hierüber habe ich keine eigene Meinung. Mit ergebenem Gruß Ihr Baumgartner."
Hiernach hat NIETZSCHE nicht LANGE, sondern wirklich STIRNER selbst zur Lektüre empfohlen und OVERBECK, dem BAUMGARTNER nur die Tatsache dieser Empfehlung mitgeteilt, durfte sich also mit Recht darauf berufen. Aber auch ich muß die Zeugenschaft gegen OVERBECK ablehnen. Mit einigem Staunen lese ich bei Frau FÖRSTER gegen ihn eine Stelle aus meinem Brief zitiert: "Daß BAUMGARTNER durch LANGE und aus Interesse für EPIKUR auf STIRNER aufmerksam wurde, scheint mir sehr plausibel." Ich muß wohl sehr undeutlich geschrieben haben. Denn im Anschluß an den Brief BAUMGARTNERs kann es natürlich nicht heißen, "daß BAUMGARTNER", sondern nur, "das NIETZSCHE durch LANGE auf STIRNER aufmerksam wurde. Der klaren Auskunft BAUMGARTNERs entsprechend, die durch die Bibliotheklisten gestützt wird (man denke: ein damals fast verschollenes Buch, das auch wie ich feststellte, in der ganzen Basler zeit NIETZSCHEs nur zweimal von der dortigen Bibliothek verliehen wurde, wird von einem Studenten im ersten Semester begehrt und dieser Student steht damals unter dem unmittelbarsten Mentoreinfluß NIETZSCHEs), dieser Auskunft entsprechend, habe ich bei dem (in meinem Brief erwähnten) Wiederabdruck des STIRNER-Aufsatzes in den "Philosophenwegen" die Lektüre STIRNERs für NIETZSCHE als möglich, die Kenntnis seiner Richtung als tatsächlich behandelt. Dennoch wiederhole ich, daß mir ein ernsthafter Einfluß STIRNERs auf NIETZSCHE (und, wie Frau FÖRSTER richtig bemerkt, ganz besonders in jener Zeit) undenkbar scheint, und ich unterschreibe mit ihr den Ausspruch RIEHLs über die Unvergleichbarkeit beider Denker.

Professor Dr. Karl Joël              


II. Frau ELISABETH FÖRSTER-NIETZSCHE hat über das Verhältnis des Professors OVERBECK zu ihrem Bruder und zu dessen Nachlaß in der "Zukunft" einiges veröffentlicht. Dagegen wendet sich folgende Erklärung:

Professor OVERBECK hat in Turin nicht Manuskripte gesichtet, um dort welche zurückzulassen oder zu verbrennen. In Turin ist weder etwas zurückgeblieben, noch verbrannt worden. Sämtliche dort vorhandenen Niederschriften, leserliche und unleserlich, die gleich mitzunehmen unmöglich war, da es an dem nötigen Verpackungsmaterial fehlte, sind zuerst nach Basel und später der Mutter NIETZSCHEs gesandt worden. Für die Tatsache, daß nie etwas verbrannt noch zurückgeblieben ist, liegen vollgültige Beweise vor, die Frau FÖRSTER zu entkräften nicht einmal unternimmt, sondern denen sie stets nur ihre falsche Auffassung entgegenstellt. Was der italienische Bekannte aus Turin schrieb, beruht auf Irrtum. Dieser Herr hat selbst nichts mehr finden können, da alles längst nach Basel abgeschickt worden war.

Frau FÖRSTER weiß nur von ihr angebotenen Handschriften, die aus Turin stammen können. Darauf baut sie gleich wieder die Gewißheit, daß diese die "unleserlichen Handschriften" seien, von denen OVERBECK spricht. Zuerst müßte Frau FÖRSTER einmal einen Beweis dafür zu erbringen versuchen, daß in Turin überhaupt etwas liegen geblieben ist: diesen Versuch hat sie noch niemals gemacht, woraus man wohl schließen darf, daß er eben nicht möglich ist. Noch einmal sei hier betont, daß OVERBECK nichts verbrannt und nichts vernichtet hat, was NIETZSCHEs Handschrift trug und daß alles der Mutter eingeliefert wurde, als sie es wünschte.

Es ist nicht wahr, daß Frau Pastor NIETZSCHE dem Professor OVERBECK die Sorge für die literarischen Angelegenheiten ihres Sohnes übertragen hat. Sie sprach ausdrücklich den Wunsch aus, daß nach Sils-Maria nicht geschrieben, sondern dort alles einstweilen so gelassen werde, wie es NIETZSCHE bei seiner Abreise im Herbst eingerichtet hatte. Frau Pastor hoffte damals zuversichtlich auf die Wiederherstellung ihres Sohnes. Es existiert kein Brief, der eine Abmachung dieser Art enthielte. Das einzige Abkommen, das es gab, bestand in der Vereinbarung, daß OVERBECK NIETZSCHEs Angelegenheiten in Basel weiter besorge und mit Herrn PETER GAST gemeinsam sich berathe. Das ist auch geschehen. Frau Pastor NIETZSCHE hat OVERBECK nie die Fürsorge für die Manuskripte übertragen; sie bat nur, die von Turin erwarteten Kisten einstweilen bei ihm stehen lassen zu dürfen, da sie dafür keinen Platz hatte. Die Manuskripte waren ja verstreut, einige in der Druckerei, andere bei Herrn PETER GAST, der das "Ecce homo" nach Venedig mitnahm. Wären Manuskripte verloren gegangen, so könnten sie ja in den Druckereien und bei Herrn PETER GAST verloren gegangen sein. OVERBECK schrieb den "Antichrist" nicht zum Hausgebrauch ab, sondern, um dessen Existenz besser zu sichern; so, wünschte er, solle es Herr PETER GAST mit "Ecce homo" tun, was denn auch später geschah. OVERBECK hat den Nachlaß NIETZSCHEs nie gering geschätzt (Das ist eine leere Behauptung) und hat selbst kleine Zettelchen, nicht nur die fertigen Abschriften, der Mutter übergeben. Eben so unrichtig ist die Behauptung, daß PETER GAST ihn mehrmals an in Sils liegende Manuskripte erinnert habe. PETER GAST hat ein einziges Mal an Bücher in Sils erinnert, worauf OVERBECK sogleich schrieb. PETER GAST hat, wie seine Korrespondenz mit OVERBECK ergibt, nie an Manuskripte in Sils gedacht.

Über die in Sils zurückgebliebenen, von NIETZSCHE selbst aufgegebenen Konzeptpapiere, von denen der Brief des Herrn PETIT berichtet, steht längst fest, daß Herr DURISCH sie, statt sie zu verbrennen bis zum Jahr 1893 an interessierte Reisende abgab und nachher, auf die Reklamation OVERBECKs, die noch vorhandenen Papiere an die Familie zurücksandte. Bis heute ist nur in der Phantasie der Frau FÖRSTER-NIETZSCHE erwiesen, daß in Sils, wie in Turin, Manuskripte ihre Bruders abhanden gekommen seien; und nun gar wirkliche Abschriften von fertigen Werken. Auch die ganze Darstellung der Frau FÖRSTER, ihre Annahme von Blättern, die DURISCH neben andere, ihm nicht überlassene Manuskripte in den Schrank gelegt habe, schwebt in der Luft. In einem bestimmten Schrank hatten Bücher gelegen, die DURISCH in eine Kiste gepackt hatte. Frau Pastor NIETZSCHE ließ im Sommer 1890 ihrem Sohn gehörende Gegenstände kommen und bat Herrn DURISCH, das übrige noch aufzubewahren. Die Angabe, daß Herr DURISCH diese Dinge jetzt immer wieder anders erzähle, hat Frau FÖRSTER allein zu verantworten. Fest steht zunächst, daß in Sils keine Manuskripte lagen und daß OVERBECK mit der Sorge für die Silser Hinterlassenschaft nicht betraut war.

Frau FÖRSTER behauptet, was jetzt noch an Handschriften zirkuliere, könne nur aus Turin oder Sils stammen. Weshalb denn? Frau FÖRSTER vergißt die Druckereien und Herrn PETER GAST; auch andere Zufälligkeiten, von denen nicht zu reden ist, weil man nichts davon weiß. Frau FÖRSTER weiß ja selbst, daß das Manuskript zum "Fall Wagner" in der Druckerei verloren gegangen ist, und kommt nicht zu dem einfachen Schluß, daß das der Frau Dr. DEHMEL angebotene Manuskript eben dieses gewesen sein könne und immer wieder von Zeit zu Zeit spukte und sie narre. Ein in Deutschland gebliebenes Manuskript, das in Deutschland angeboten wird: was ist denn daran so verwunderlich? Daß in Turin oder Sils ein Manuskript verloren gegangen ist, dafür fehlt bis heute jeder Beweis.

Frau Professor Overbeck              


III. Antwort
1. Nach OVERBECKs eigenem Zeugnis (Brief an PETER GAST vom 20. Januar 1889) sind in Turin Manuskripte meines Bruders liegen geblieben und von ihm vernichtet worden. Das ist von dem Rechtsanwalt der Frau OVERBECK und von dem von ihr informierten Dr. E. HORNEFFER bereits zugegeben. Auf die Aufrufe hin hat man mir Manuskripte angeboten, die nur aus Turin stammen können, weil es (übrigens sehr interessante) Vorarbeiten zum "Ecce Homo" sind. Ich habe diese Manuskripte gekauft. Am 20. März 1907 erbot sich wiederum ein Vermittler, mir Manuskripte aus Turin zu verschaffen. Er schreibt mir: "Im letzten Sommer wurde mir ein junger Doktor juris vorgestellt, der mir im Lauf des leider nur kurzen Gespräches eröffnete, daß er neuerdings seine schon umfangreiche Autographensammlung durch mehrere wertvolle NIETZSCHE-Manuskripte erweitert habe. Nach der Herkunft dieser Originale befragt, erzählte der Herr mir dann, daß sein Oheim ein wohlhabender Rentier, sie ihm zum Geschenk gemacht, nachdem er sie selbst in Turin für wenige Pfennige erworben und Jahre lang achtlos beiseite gelegt hatte." Man sieht, wie sehr sich der treffliche italienische Hauswirt meines Bruders in seinen Angaben geirrt hat.

2. Unsere Mutter hat dem Professor OVERBECK im Januar 1889 in aller Form die Fürsorge für den handschriftlichen Nachlaß meines Bruders übergeben. Damit kein Mißverständnis entstehen könne, hat sie an OVERBECK Anfang April 1889 noch einmal geschrieben. OVERBECK antwortete am 14. April 1889, um "sofort ein Mißverständnis zu beseitigen": "Ich bitte Sie, ja mir zu glauben, daß es mir durchaus nicht darum zu tun ist, mich der Führung der Angelegenheiten Ihres Sohnes, so weit sie mir jetzt obliegt, zu entledigen. Sind Sie damit einverstanden oder geschieht Ihnen gar kein Dienst damit, daß ich sie weiter behalte, so versteht es sich von selbst, daß es damit so bleibt, wie es ist. Meinerseits ist von irgend einem Opfer dabei nicht die Rede. Gingen die Dinge so fort, wie in den ersten Wochen vor einem Vierteljahr und so lange insbesondere die Verhandlungen mit NAUMANN gingen, so würde ich freilich beim besten Willen nicht anders können, als an meine Erleichterung zu denken. Allein so, wie nun alles geregelt und in Gang gebracht ist, reduziert sich das, was ich zu tun habe, auf so geringfügige und so wenig Zeit erfordernde Dinge, daß ernstlich nicht davon zu reden ist." Auch in einen Brief an PETER GAST vom 23. Februar 1889 schreibt OVERBECK: "Unter anderem bin ich gar nicht beruhigt über das Schicksal von NIETZSCHEs literarischem Nachlaß, wenn uns, ich meine Ihnen und mir, die Entscheidung darüber entzogen ist." Dabei muß ich ausdrücklich bemerken, daß Herr PETER GAST in keiner Weise von meiner Mutter direkt beauftragt gewesen ist, sondern daß ihn nur OVERBECK zu seiner Erleichterung herangezogen hat. OVERBECK selbst behält sich die Verantwortung vor und schreibt in dem selben Brief, in dem die Frage der Veröffentlichung des "Ecce Homo" verhandelt wird (PETER GAST wünschte sie, OVERBECK wollte sie nicht): "Auf jeden Fall wiederhole ich meine Bitte um Mitteilung des Manuskriptes, wenn Sie es entbehren können, damit ich mich in vollkommener Kenntnis der Sache entscheide, ob ich Ihnen die Verantwortlichkeit allein dabei überlasse, worin ich auch um meiner darin NAUMANN abzugebenden Erklärung willen vollkommen im Klaren sein muß." OVERBECK zieht nachher das "Ecce Homo" aus dem Druck und von der Veröffentlichung zurück, im Gegensatz zu der Ansicht PETER GASTs, und würde damit eine vollkommen ungesetzliche Handlung begangen haben, wenn er nicht in jeder Hinsicht von unserer Mutter autorisiert gewesen wäre, über den handschriftlichen Nachlaß meines Bruders frei zu verfügen. Die Firma T. G. NAUMANN hätte dann allen Grund, gegen OVERBECKs Erbin gerichtlich vorzugehen und auf Schadensersatz zu klagen.

OVERBECK hat übrigens nie bestritten, daß er die Verantwortung für den handschriftlichen Nachlaß meines Bruders nach dessen Erkrankung übernommen habe. Gerade deshalb war er so gekränkt, daß ich nach fünf Jahren noch Manuskripte aus Sils-Maria erhielt; ich habe übrigens im Winter 1893/94 an DURISCH geschrieben, nicht OVERBECK und DURISCH behauptete, daß er erst durch meinen Brief erfahren habe, wie wertvoll jede Handschrift meines Bruders sei. OVERBECK fühlte sich auch dadurch beleidigt, daß im Frühjahr 1894 Herr GUSTAV NAUMANN, der in meinem Auftrag in Genua nach den Manuskripten suchte, eine reiche Fülle der wichtigsten Handschriften dort auffand. Das ist ja die einzige Ursache der Differenz zwischen OVERBECK und mir. Als er im Sommer 1892 die zu den Werken meines Bruders gehörigen Handschriften meiner Mutter gab, behielt OVERBECK seine Abschrift des "Antichrist" zurück. Als der "Antichrist" zwei Jahre danach gedruckt werden sollte, bat Dr. KÖGEL, der das Manuskript nicht noch einmal für den Druck abschreiben wollte, den Professor um seine Abschrift. Er gab sie für diesen Zweck her, erklärte aber, sie für sich gemacht zu haben. An die in Sils-Maria liegen gebliebenen Manuskripte hatte PETER GAST den Professor schon 1890, bei dessen Besuch in Jena, mehrfach erinnert.

3. Alles, was Frau OVERBECK über Sils-Maria behauptet, ist apokryph und mißverstanden. Ich gebe mir gar nicht die Mühe, es zu widerlegen, da der (in der "Zukunft" abgedruckte) eidlich beglaubigte Brief des Herrn HENRI PETIT den genauesten Aufschluß gibt. Frau OVERBECK verwechselt immer wieder die Kleidungsstücke meines Bruders, die sich meine Mutter nach Naumburg kommen ließ, mit den Handschriften zu seinen Werken.

4. Weder in der Druckerei noch bei Herrn GAST kann der "Fall Wagner" verloren gegangen sein. Es handelt sich aber bei der schon 1894 so hoch bewerteten Handschrift meines Bruders gar nicht um den "Fall Wagner" oder ein anderes Druckmanuskript, sondern um eine ganz unbekannte Handschrift meines Bruders. Frau Dr. DEHMEL hat ausdrücklich erklärt, daß die ihr angebotene Handschrift nicht der "Fall Wagner" gewesen sei, was ja bereits der für 1894 außerordentlich hohe Preis beweist. Auch mir ist von dem Vermittler, der mir das Manuskript doch noch zu verschaffen hofft, bestimmt gesagt worden, daß es sich nicht um den "Fall Wagner" oder ein anderes Druckmanuskript handelt; daran würde ich ja nicht solche Mühe und so außerordentlich hohe Kosten wenden.

Ich glaube, daß diese Tatsachen deutlich beweisen, wie gut begründet jede meiner Äußerungen in dem Artikel "Verlorene Handschriften" ist.

Weimar.                             Elisabeth Förster-Nietzsche.