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ERHARD EPPLER
Semantik statt Politik?
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Es kann also geschehen, daß die Sprache schließlich ein Eigenleben fernab der Wirklichkeit führt. Dann hört Politik auf.

II. Wenn der Glanz sozialliberalen Vokabulars bald nach BIEDENKOPFs Rede rasch verblaßte, dann nicht, weil ein Generalsekretär der Union die Öffentlichkeit endlich auf die Gefährlichkeit "der Linken" aufmerksam gemacht hatte, sondern weil exakt zur selben Zeit, im Spätherbst 1973, durch die erste Ölpreiskrise ein fundamentaler ökonomischer und politischer Wandel eintrat.

Nach den autofreien Sonntagen im trüben November des Jahres 1973 sah für die meisten Menschen die Welt ganz anders aus als nach dem Wahlsieg BRANDTs, der erst ein Jahr zurücklag. Sogar der Rücktritt BRANDTs, ein halbes Jahr später, hat wohl damit zu tun, daß BRANDT - und noch mehr seine engsten Berater - von dieser Veränderung, dieser Zäsur überrascht wurden.

Es waren also weniger die Semantiker im Adenauerhaus, die eine Wende in der semantischen Vorherrschaft einleiteten und einläuteten, sondern eine andere politische Wirklichkeit, in der die Menschen andere Sorgen hatten. Der reformerische Schwung brach sich an einer Realität, in der die meisten Menschen froh waren, wenn sie halten konnten, was sie hatten. Begriffe wie  Leistung, Fleiß, Berechenbarkeit, Sparsamkeit, wirtschaftliches Wachstum  drängten sich wieder in den Vordergrund, aber nicht, weil dies im Adenauerhaus geplant wurde, sondern weil der zweite sozialdemokratische Kanzler sie sehr bewußt und plakativ benutzte.

Wie wenig die professionelle Semantik bewirkte, zeigt die Tatsachen, daß das Wort von der  geistig-moralischen Erneuerung,  sicher im Adenauerhaus entstanden, im Gespött derer unterging, die nach der Glaubwürdigkeit der Sprecher fragten.

Was von 1973 an aufkam und in der Tat die semantische Hegemonie der Sozialdemokraten beendete, war ein Wortschatz, der eine neue Epoche ankündigte. Während beide Kanzler nach BRANDT Wachstum und Konjunktur, Arbeitsplätze und Aufschwung zu ihren Zielen erkoren, beschäftigten sich immer mehr Menschen mit den Risiken der technischen Zivilisation, die in ihrem Alltag fühlbar wurden.

Was da geschah, kümmerte sich nicht um die Bemühungen gelernter Semantiker weder der Linken noch der Rechten, es war Ausdruck einer Wirklichkeit, die das Bewußtsein junger Mütter weit früher erreichte als das von professionellen Politikern, Managern, Chefredakteuren oder Bischöfen. Ein Bewußtseinswandel, der sich von unten nach oben durchsetzte und um so mehr Zeit brauchte, je näher er sich an die Machtzentren heranschob, fand seinen Ausdruck in Hunderten von Wörtern, die am Familientisch so häufig gebraucht wurden - und werden - wie im Büro, in der Lokalberichterstattung noch häufiger als in den politischen Kontroversen des Bundestages.

Dieses neue Vokabular reicht vom Müllnotstand bis zum Waldsterben, vom Dioxin bis zum Verkehrsinfarkt, vom Supergau bis zum Treibhauseffekt von der Bodenerosion bis zum Ozonloch und vom Hautkrebs bis zu den Allergien.

Aber es geht dabei nicht, wie JOSEF KLEIN meint, um eine "Sprache der Apokalypse", sondern um Benennungen für eine neue Wirklichkeit. Das zeigen die unzähligen Wörter, die auf eine Minderung von Gefahren zielen von der Müllvermeidung oder Müllsortierung bis zu erneuerbaren Energiequellen, von der biologischen Landwirtschaft bis zur ökologischen Steuerreform.

Solche Listen lassen sich nicht nur beliebig verlängern. Von Woche zu Woche enstehen neue Begriffe, erfahren wir über neue Gifte, neue Zusammenhänge, neue Gegenmaßnahmen. Dabei geht es nicht um Semantik, sondern um den - oft noch sehr unvollkommenen - Versuch, zu beschreiben, zu deuten und zu bewältigen, was an Risiken auf uns eindringt.

Sicher, manchmal sind auch Semantiker am Werk. Aber ihre Beschwichtigungsversuche tragen nicht weit.Für die meisten Menschen ist Kernkraft nicht weniger unheimlich als Atomkraft, und Ausdrücke wie Entsorgungspark wirken eher komisch als verharmlosend.

III. Hatten also die Autoren des rororo-Bändchens aus dem Jahre 1976 doch recht, als sie ihre Aufsatzsammlung über die relative Wirkungslosigkeit des Krieges der Wörter überschrieben: "Worte machen keine Politik" (3).

Oder hatte BJÖRN ENGHOLM recht, der noch 1984 widersprach: "Wörter machen natürlich Politik! ... Sprache wird nach wie vor ins politische Schulungslager geschickt und hernach als Waffe eingesetzt." (4)

Vielleicht kann hier eine Überlegung von JOSEF KLEIN weiterhelfen, der sich fragt, wodurch "die Dominanz von bisher dominanten politischen Wortfeldern" abgebaut werde. (5) KLEIN gibt unter anderem zwei Gründe an: Unglaubwürdigkeit und Irrelevanz. Beide treffen zusammen, wo - und ebendies war das Neue in den siebziger Jahren - politische Semantik betrieben wird ohne Rücksicht auf die politische Wirklichkeit. Wenn man einer Partei, der man vieles zugute halten kann, nur nicht die besondere Fähigkeit - und die besondere Lust - zum Entwerfen von Zukunfstvisionen, gelingt, das Wort  Zukunft  zu besetzen, so wird sich diese ortsfremde Besatzung nicht lange halten, es sei denn, die Partei wäre imstande, sich tatsächliche auf eine plausible Vision zu verständigen.

Wenn eine Partei versucht, Begriffe wie  Freiheit  zu besetzen, auf die alle Parteien - gemäß der Verfassung - verpflichtet sind, so ist das zum einen unglaubwürdig und zum anderen für die politische Praxis notwendig irrelevant. Also überdauern solche Besetzungen den Wahltag meist nur um Wochen.

Was die Euphorie der Semantiker seit den siebziger Jahren gedämpft hat, ist die Erfahrung, daß Semantik ohne Bezug zur praktischen Politik nur begrenzt und nur für kürzere Zeit wirksam sein kann. Daher setzen die Parteistrategen inzwischen mehr auf bildhafte Inszenierungen.

Dies ändert - und da hat Engholm recht - nichts an dem, was HERMANN LÜBBE "die Unvermeidlichkeit des politischen Wortstreits" nennt. (6) Es ändert auch nichts daran, daß es politische "Tendenzwörter" gibt (HERINGER), die bestimmte Gegenstände "aus bestimmter Perspektive darstellen". Und es ändert auch nichts daran, daß dies Perspektiven verschieden sind. Wo die einen ihr  Fahnenwort  hochziehen, sind die anderen um ein  Stigmawort  nicht verlegen. Was für die einen der Verteidigungsbeitrag war, war für die anderen die Wiederaufrüstung, was für die einen Bündnisfreiheit war, war für die anderen Neutralismus, wofür die einen den Namen Nachrüstung fanden, das beschrieben die anderen als Wettrüsten, was für die einen der Radikalenerlaß war, nannten die anderen Berufsverbote, was die einen als Deregulierung fördern, bekämpfen andere als Privatisierung, was bei den einen Marktwirtschaft heißt, nennen andere Kapitalismus, was die einen als pragmatische Politik feieren, kritisieren die anderen als konzeptionsloses Durchwursteln, wo die einen Steuergerechtigkeit sehen, finden andere die Leistung bestraft, was die einen Wachstumspolitik nennen, ist für andere Umverteilung von unten nach oben. Das ist ganz normal und spiegelt nur die verschiedenen Wertungen, ohne die es keine Politik gibt. Politik ist nun einmal "Benennungshandeln" (7)

IV. Wie veränderte Wirklichkeit neues Benennungshandeln notwendig macht, läßt sich an der jüngsten Geschichte des Begriffs  konservativ  ablesen. In der ersten Hälfte der siebziger Jahre wurde deutlich, daß damit ganz verschiedene Haltungen bezeichnet wurden, Haltungen, die miteindander in Konflikt gerieten.

Damals stritten Bergbauern, Wandervereine und - Jungsozialisten - gegen eine Autobahn über den Hochschwarzwald. Für die Trasse traten die Industrie- und Handelskammer Freiburg und die Regierung FILBINGER in Stuttgart ein. Die ganz und gar konservativen Bergbauern verbündeten sich mit den Jusos, die sich für ganz und gar progressiv hielten, gegen FILBINGER, der für sich auch in Anspruch nahm, ein Konservativer zu sein, und gegen die Unternehmer, die dem Fortschritt dienen wollten. Da stimmte etwas nicht mehr. Wurden da nicht völlig verschiedene Grundhaltungen mit demselben Wort bezeichnet?

Offenbar wollten die konservativen Schwarzwälder Bauern nicht dasselbe bewahren wie die Regierung, die sie gewählt hatten. Der Streit ging darum, was mit Vorrang zu bewahren sei. Wie wenig man sich verstand, zeigte der Vorwurf, den die Stuttgarter Regierung der ungewohnten Opposition machte: Das seien doch Systemveränderer, die da rebellierten.

Denselben wunderlichen Vorwurf bekamen auch die Hausfrauen und Winzer, Apotheker, Pfarrer und kleinen Angestellten zu hören, die sich zur gleichen Zeit, eine knappe Autostunde weiter südwestlich, gegen ein Atomkraftwerk Wyhl zu wehren begannen.

Was war das für ein System, das die südbadischen Konservativen gefährdeten? Gemeint wahr wohl, daß sie jenes Wirtschaftswachstum hemmten, zu dessen Beschleunigung die Autobahn und das Atomkraftwerk gebaut werden sollten. Und da die Wirtschaftsordnung ebenso wie die politische auf Wachstum angwiesen war, gefährdete der überwiegend konservative Widerstand das "System".

Hier standen sich erstmals exemplarisch Auffassungen, Wertvorstellungen und Grundhaltungen gegenüber, zwischen denen seither unzählige Konflikte ausgetragen wurden. Wäre es nicht ein Bankrott der Sprache und damit auch der Politik gewesen, beide mit demselben Wort "konservativ" zu benennen? Sprache soll ja differenzieren, Gegensätze kenntlich artikulierbar machen.

So entstand damals die Unterscheidung zwischen wertkonservativ und strukturkonservativ. Natürlich läßt sich gegen eine solche Begriffsbildung manches einwenden: Nicht immer müssen Werte und Machtstrukturen in Widerstreit geraten. Natürlich ist Struktur ein sehr abstrakter Begriff, der hier auf Wirtschaft, Verwaltung, Verbände, Parteien anwendbar sein sollte, auf alle, die ihre Macht gefährdet sahen, wenn Bürgerinnen und Bürger - und es waren mehr Bürgerinnen als Bürger - Wirtschaft, Regierung, Verwaltung und Verbänden widerstanden, wenn diese sie zu überrollen drohten, was sie für der Bewahrung wert hielten: eine unversehrte Berglandschaft, Wanderungen ohne Lärm und Gestank, Weinberge, über denen keine Dampfwolken hängen sollten.

Noch nötiger wird die Unterscheidung, seit "Strukturkonservative" behaupten, "an der Spitze des Fortschritts" zu marschieren. Und sie hätten sogar recht, wenn unter Fortschritt nur technische Innovation und wirtschaftliches Wachstum zu verstehen wären. Andererseits findet sich im Programm der linken Volkspartei inzwischen auf der ersten Seite der Satz:
    "Wer Bewahrenswertes erhalten will, muß verändern: Wir brauchen einen Fortschritt, der den Frieden nach innen und außen sichert, das Leben von Mensch und Natur bewahrt, Angst überwindet und Hoffnung weckt".
Wo Konservative sich zu Garanten des Fortschritts erklären und Progressive durch Veränderung bewahren wollen, greifen die alten Begriffe nicht mehr. Vor allem in der Ökologiebewegung und der Bürgerrechtsbewegung ist daher die Unterscheidung zwischen den verschiedenen, ja entgegengesetzten Konservativismuen aufgenommen worden.

In einem  Spiegel-Interview sagte KONRAD WEISS:
    "Ich denke, die Grünen sind vom Ansatz her eine wertkonservative Partei."
Und VERA WOLLENBERGER antwortete:
    "Aber nicht strukturkonservativ."
Sie versuchten damit einer politischen Wirklichkeit etwas besser gerecht zu werden, die sich der herkömmlichen Begriffichkeit entzieht. Daß Benennungshandeln manipulative Züge haben kann, läßt sich nicht bestreiten. Das gilt ganz besonders für den Wortschatz des Militärs. Dazu gibt es bereits ausgezeichnete Untersuchungen, die hier nicht nachgezeichnet werden müssen. (8)

Im Golfkrieg hat die Verharmlosung des Schreckens allerdings einen neuen Höhepunkt erreicht. Plötzlich wurden wir uns bewußt, daß "weiche Ziele"  (soft targets)  Menschen, Zivilisten sind, daß "ein Ziel bedienen"  (serve a target)  bombardieren bedeutet, daß "wehrtechnische Zusammenarbeit" von Deutschland aus nicht anderes meinte als Waffenlieferungen.

Zum Glück hat die öffentliche Aufmerksamkeit gegeüber sprachlicher Manipulation zugenommen. Das Benennungshandeln des einen provoziert, wie wir gesehen haben, das Benennungshandeln des anderen. Das demokratische Kräftespiel setzt der Manipulation Grenzen. Was der eine "Kurzarbeit Null" und "Freisetzung" nennt, bekommt vom anderen eben den Namen "Arbeitslosigkeit".

V. Kritisch wird es erst dort, wo eine bestimmte Benennung regierungsamtlich festgelegt werden soll, wo offizielle oder halboffizielle Sprachregelungen abweichende Bezeichnungen ausgrenzen sollen. Das war etwa der Fall bei der Forderung, für die Leute um BAADER und MEINHOF nur den Begriff  Bande  zu verwenden; wer Gruppe sage, setze sich dem Verdacht aus, Sympathisant des Terrorismus zu sein.

Ein Teil der Medien und Parteien übten Druck aus, und WERNER BETZ lieferte eine "wissenschaftliche" Begründung. Es gehört nun einmal zu den wichtigsten Erkenntnissen einer demokratischen Gesellschaft, "daß der gleiche Ausschnitt der Wirklichkeit tatsächlich verschieden aussieht, wenn man ihn von verschiedenen Seiten aus betrachtet". (9)

Das gilt sogar dann, wenn sich alle im Abscheu einig sind. Es spricht für das hohe Maß an Konsens im Grundsätzlichen, zu dem unsere Gesellschaft gelangt ist, wenn es kaum noch Wörter gibt, die von einer Seite als Fahnenwort von der anderen als Stigmawort empfunden und gebraucht werden.  Soziale Sicherheit, Soziales Netz, Solidargemeinschaft, Marktwirtschaft, Wettbewerb,  ganz zu schweigen von  Europa, Europäische Gemeinschaft, westliche Gemeinschaft,  werden von beiden großen Parteien positiv, als Fahnenwörter gebraucht.

Der Begriff  gemeinsame Sicherheit,  den die Sozialdemokraten in den achtziger Jahren gegen die Christdemokraten in die Diskussion eingeführt hatten, hat sich durchgesetzt und gleichzeitig erübrigt, seit es keine Blöcke mehr gibt. Auch das Wort  Sozialismus,  für die Christdemokraten sicher ein Stigmawort, mit dem immer schon die demokratische Konkurrenz getroffen werden sollte, ist für Sozialdemokraten seit mehr als dreißig Jahren nur noch zusammen mit dem unterscheidenden Adjektiv  demokratisch  ein Fahnenwort. Und der Gegenbegriff  Kapitalismus  wird zwar mit unterschiedlichen Akzenten versehen, aber von keiner der großen Parteien als Fahnenbegriff verwendet.

Neue Konfliktlinien entstehen, wo sich neues Bewußtsein bildet.

Ökologiebewegung, Friedensbewegung und Frauenbewegung waren Ausdruck neuen Bewußtseins, und sie haben gleichzeitig neues Bewußtsein gebildet. Aber ehe ein Bewußtsein politikfähig wird, muß es sprachfähig werden, und zwar so, daß sich daraus politische Positionen, politische Forderungen ableiten lassen. Politisch ist erst existent, was in verständlicher Sprache vorgebracht werden kann. Daher war und ist es nötig, dieses neue Bewußtsein über sich selbst aufzuklären, es zu sich selbst zu bringen, es sprachfähig und damit politikfähig zu machen. Das bedeutet auch, den Wortschatz der Risikogesellschaft bewußt zu machen und die neuen Wörter einzuordnen in das Bild einer neuen Wirklichkeit.

Das ist die Funktion der Publizisten, Autoren und - seltener - Politikern. Damit diese allerding nicht unbescheiden werden, sei hinzugefügt: den Bewußtseinswandel selbst können sie nicht bewirken, er geschieht durch unzählige Erfahrungen im Alltag. Seit den siebziger Jahren sind es Erfahrungen, die verbunden sind mit dem Hineinwachsen in eine Gesellschaft, in der Wohlstand selbstverständlich wird, dafür immer neue Risiken und Gefährdungen das öffentliche Interesse auf sich ziehen. Da ist noch viel Benennungshandeln gefordert.

Die neuen sozialen Bewegungen haben bisher zwar neues Bewußtsein verkörpert und verbreitet, aber nur sehr dürftige Ansätze zu einer neuen Sprache. Allzu häufig bieten sie neuen, oft nicht ganz vergorenen Wein in alten und überdies löchrigen Schläuchen an. Das ist einer der Gründe dafür, daß das politische Handeln so jämmerlich fußkrank hinter den politischen Aufgaben herhinkt.

WILHELM von HUMBOLDT hat das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit vor beinahe zwei Jahrhunderten schon präzise beschrieben:
    " Der Mensch lebt mit den Gegenständen hauptsächlich, ja, da das Empfinden und Handeln in ihm von seinen Vorstellungen abhängt, gar ausschließlich so, wie die Sprache sie ihm zuführt." wird." (10)
HUMBOLDT traute der Sprache viel zu. Aber es müssen eben doch  Gegenstände  dasein, welche die Sprache den Menschen  zuführen  kann. Über die eher zynische These, man könne Menschen über manipulierte Sprache eine Wirklichkeit vermittel, die es nicht gibt, hätte HUMBOLDT wohl nur den Kopf geschüttelt. Aber er hätte sehr wohl verstanden, daß es am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts viele  Gegenstände  gibt, weilche die deutsche Sprache den Menschen noch nicht so  zuführt,  daß sie ihr "Empfinden und Handeln" bestimmen können.
LITERATUR - Erhard Eppler, Kavalleriepferde beim Hornsignal - Die Krise der Politik im Spiegel der Sprache, Frankfurt/Main 1992
    Anmerkungen
  1. IRING FETSCHER, HORST EBERHARD RICHTER, Worte machen keine Politik, Reinbek 1976
  2. BJÖRN ENGHOLM, Rede vor dem deutschen Designertag am 4.2. 1984
  3. JOSEF KLEIN (Hrsg.), Politische Semantik, Opladen, 1989, Seite 43
  4. HERMANN LÜBBE, Streit um Worte. Sprache und Politik, in H. J. Heringer (Hg.), Holzfeuer im hölzernen Ofen, Tübingen 1982
  5. PETER BRAUN, Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache, Seite 66
  6. siehe Armin Burkhardt, Franz Hebel, Rudolf Hohberg (Hrsg.), Sprache zwischen Militär und Frieden, Tübingen 1989
  7. WALTHER DIECKMANN, Politische Sprache, politische Kommunikation, Heidelberg 1981, Seite 143
  8. WILHELM von HUMBOLDT, Schriften zur Sprachphilosophie, Bd.3, 1972, Seite 434