M. PlanckP. NatorpJ. Baumann | |||
Erwiderung Bezugnehmend auf die Ausführungen Prof. BAUMANNs im 3. Heft des 5. Bandes dieser Zeitschrift, sehe ich mich zu der Erklärung genötigt, daß es durchaus nicht meine Absicht gewesen ist, eine spezielle Kritik des Aufsatzes "Über Ernst Machs philosophische Ansichten" zu bieten und daß es nicht mehr als eine Sache des Zufalls ist, daß sein Name nur einmal Erwähnung fand. Entgegen der Vermutung Prof. BAUMANNs muß ich leider konstatieren, daß nicht allein die Auffassung dieses Punktes meiner Ansicht nach jeder Grundlage entbehrt, da MACH nie von einer "praktischen Absicht" als "Ziel der Wissenschaft" (BAUMANN Seite 62) (1) gesprochen hat, sondern daß ich die ganze Art und Weise der Auffassung und Beurteilung, ganz abgesehen von Einzelheiten, deshalb für verfehlt erachte, weil sie von einem vom MACH als unhaltbar erkannten Standpunkt ausgeht, gleichwohl aber eine prinzipielle Auseinandersetzung des MACH eigentümlichen Standpunktes nicht bietet. Aus diesem Grund entfiel auch jede eingehendere Kritik als zwecklos, ebenso jede weitere Begründung der MACHschen Aussprüche, die ja in dessen Originalarbeiten zu finden ist und über deren versuchte Widerlegung ich Prof. BAUMANNs eigenen Ausspruch zu zitieren mich begnüge, "daß so kurzer Hand die Sachen nicht abgemacht werden können". Ich kann die Bemerkung nicht unterdrücken, daß die Bezeichnung des MACHschen Standpunktes als "Empirismus" etwa im Sinne des "mit Unrecht viel belobten BACO von VERULAM (2) mir wenig passend dünkt. MACH selbst führt an (3), daß er "den Kantschen Standpunkt nicht teilt, ja einen metaphysischen Standpunkt nicht einnehme, auch nicht den BERKELEYschen, wie flüchtige Leser angenommen"; doch werden die eben genannten ihm noch immer näher stehen, als der in der Naturwissenschaft herrschende metaphysische Empirismus, der ja sein Hauptangriffsobjekt bildet. Dagegen wurden MACH verwandte Ansichten ausgesprochen von J. B. STALLO "The concepts and theories of modern physics", dessen Kenntnis ich der Empfehlung MACHs verdanke und das in manchen Punkten fast wörtlich mit MACH übereinstimmt, ferner von W.K. CLIFFORD und K. PEARSON (The grammar of science), auf deutschem Boden von H. RICKERT (4) und H. CORNELIUS. (5) Die Differenz mit AVENARIUS ist bereits eine ziemlich merkliche; hinweisen möchte ich darauf, daß gerade MACH ein Beispiel für die Verträglichkeit eines erkenntnistheoretischen Idealismus mit den Anforderungen der Naturwissenschaft ist und daß letztere sehr wohl vom Solipsismus ausgehen kann, ohne bei ihm stehen bleiben zu müssen. Vgl. hierüber Vorlesungen, Seite 225f u. a. Stellen, die allerdings nicht alle ausführlich sind. Berichtigend muß ich ferner bemerken, daß ich nie Begriffe für Vorstellungen angesehen habe, im Gegenteil mit MACH und RICKERT eine solche Auffassung für unmöglich halte. Auch kann ich nicht finden, daß für Prof. BAUMANN "die Betonung der Subjektivität etwas Selbstverständliches war" (obwohl sich dieselbe in erster Linie gegen die Naturforscher gerichtet hatte), da er ja vielmehr in seiner eigenen Arbeit über MACH auf dem entgegengesetzten Standpunkt steht. (Man vergleiche Seite 56, Zeile 1 und 2, ferner Zeile 17, 18, Seite 50 Zeile 30, Seite 45 Zeile 27, Seite 57 Zeile 23). Gegen die an letzter Stelle konform dem Verfahren MACHs durchgeführte "Annahme realer Dinge" ist allerdings nichts einzuwenden, nur bleibt eben diese Annahme Annahme (6) und eröffnet "keine Bahn für mehr als phänomenalistische Auffassung", die MACH auch bei der Erörterung des Willens, dessen Leugnung ihm fern steht, nicht verläßt. Im übrigen muß ich mich mit dem Hinweis auf die obengenannten Schriften, sowie auf den zu erwartenden Aufsatz MACHs begnügen.
1) Man vergleiche hierüber ERNST MACH, Wärme, Seite 391 2) MACHs eigene Worte, Wärme Seite 211 3) ERNST MACH, Mechanik, 2. Auflage, Anhang vom Jahre 1889, Seite 487 4) Trotz dessen Ablehnung des rein beschreibenden Standpunktes, die auch STALLO ausspricht und die darauf beruth, daß "Tatsachen nur erlebt werden können" (diese Zeitschrift Seite 366), wie ich selbst angeführt habe. Der ganze Unterschied ist nur eine Sache der Terminologie. 5) HANS CORNELIUS, Psychologie als Erfahrungswissenschaft, Leipzig 1897 6) Wie CORNELIUS ebenda ausführt, ist dieselbe eine Folge des Ökonomieprinzips. |