cr-3Das GlaserhäusleMeersburgHarriet StraubAus der Wüste 
 
HEDWIG MAUTHNER
Testament
und
Begräbnisverfügung


"Bitte mich so in den Sarg zu legen, wie ich gerade bin. Nicht an mir herumwursteln, anziehen, waschen etc. Für die Würmchen ist das alles Nebensache."

Meersburg/a.B.see,
22. November 1932
Glaserhäusle

Ich Endesunterzeichnete erkläre hiermit, im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte, meinen letzten Willen wie folgt:

Nach dem Testament meines lieben Mannes, des Schriftstellers Fritz Mauthner, erhält dessen Tochter aus erster Ehe, Frau Grete Wartenberger (z.Z. Grunewald-Berlin, Trabernstr. 19) resp. deren Kinder, das, was an Geld aus dem Verkauf vom Glaserhäusle nebst Inventar und Bücherei nach meinem Tod noch da sein sollte.

Da ich allerdings heute schon nichts mehr besitze u. seit langem von Unterstützungen von Verwandten u. Verehrern Fritz Mauthners lebe, dürfte diese Bestimmung hinfällig sein.

Ich bitte auch zu bedenken, daß ich nach der Inflation, durch die lange und kostspielige Pflege Fritz Mauthners in Schulden geraten war, die abzuzahlen waren. Daß ich außerdem beim Kauf des Glaserhäusles s.Z. die Hälfte des Kaufpreises aus eigenem Vermögen beigsteuert habe u. daß auch vom Inventar der größere Teil mein Eigentum war.

Dies zur Orientierung der Erben.

Völlig und ungeschmälert gehen natürlich die Verlagsrechte der Werke Fritz Mauthners an diese Erben über.

Über die wenigen Dinge, die mir noch persönlich gehören, verfüge ich wie folgt: Die Verlagsrechte an meinen Büchern u. der Ertrag, der vielleicht aus meinem schriftlichen Nachlaß zu erreichen wäre, aus meinen Briefen etc., vermache ich dem Besitzer des Glaserhäusles, z.Z. Herrn Stadtpfarrer Restle, Meersburg /a.B.see.

Den ganzen schriftlichen Nachlaß inclusive der Briefe, die in meinem Besitz sich befinden, vermache ich also zur freien Verwendung Herrn Stadtpfarrer W. Restle, als kleinen Dank für die Opfer, die er der Erhaltung des Glaserhäusles gebracht hat.

Selbstverständlich fallen an den Besitzer des Glaserhäusles die Dinge meines persönlichen Besitzes, die im Kaufvertrag vielleicht nicht ausdrücklich erwähnt sind oder inzwischen mir zugefallen sind, meinen Schmuck, Pelz, Kleider, Bilder od. was ich vielleicht zwischen heute und meinem Tode noch erwerbe oder erbe.

Sonst habe ich keinen Wunsch mehr, als daß das Glaserhäusle weiter die stille Geistesinsel bleiben möge, die es ist und war.

Dafür geschah alles, wie es geschah.

Eigenhändig geschrieben und unterschrieben
Hedwig Mauthner geb. Straub
auf dem nur die Namen: Fritz u. Hedwig Mauthner eingraviert wären
Begräbnisverfügung

Bitte mich so in den Sarg zu legen, wie ich gerade bin. Nicht an mir herumwursteln, anziehen, waschen etc. Für die Würmchen ist das alles Nebensache.

Meine Beerdigung soll so still wie möglich, wenn's geht meinen Tod erst bekanntgeben, wenn ich neben F.M. in Ruhe liege. Da ich ebenso wie F.M. außerhalb jeder Kirche lebe u. sterbe, fallen ja die sonst üblichen Ceremonien so wie so weg.

Wenn möglich wäre ein großer Findlingstein auf's Grab zu legen, flach, auf dem nur die Namen: Fritz u. Hedwig Mauthner eingraviert wären. So fiele die Schwierigkeit der Bepflanzung u. Pflege weg. Efeu genügt.

Hedwig Mauthner
LITERATUR - Harriet Straub, Das Mädchen und der Tod, Freiburg i. Br. 1996