Schubert-SoldernI. RubinN. BucharinK. Marx | |||
Die Wertlehre bei Marx und Lassalle [3/4]
II. Kapitel Der Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeit als des wertbildenden Faktors bei Marx und Lassalle [Fortsetzung] Und als nun KONRAD SCHMIDT aufgrund der Ausführungen von MARX selbst LANDÉ die Überzeugung beibringen wollte, daß nach MARX die Konkurrenz nicht die Macht ist, "welche das ideelle Wertverhältnis der Waren unmittelbar, sondern die dieses Verhältnis, modifiziert durch den jeweilig größeren oder geringeren Grad von Warentauschbarkeit, realisiert", (1) antwortete LANDÉ mit Recht, daß der Unterschied zwischen ihnen vor allem in der verschiedenen Auffassung des Begriffes der gesellschaftlich notwendigen Arbeit zu suchen sei. Denn, gibt man zu, daß unter gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit die "durchschnittlich notwendige" Arbeitszeit, das heißt die bloß im technischen Sinne gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zu verstehen sei, dann ist KONRAD SCHMIDT entschieden im Recht; gibt man aber zu, daß der Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit in sich auch das Bedarfsmoment enthält, dann ist es klar, daß "den Preisschwankungen durch die Konkurrenz, das heißt durch Wechsel in Angebot und Nachfrage, gleiche Wertverschiebungen entsprechen, daß somit von einem Widerspruch gar keine Rede sein kann." (2) Nun fanden sich schon im 1. Band des "Kapital" Hinweise genug darauf, welche Rolle MARX der Konkurrenz, als wirtschaftlichem Faktor, zuschrieb; der 3. Band des "Kapital" aber, in welchem diese Frage besonders ausführlich behandelt wird, ließ nun keinen Zweifel mehr darüber zu, daß nach MARX die Konkurrenz, das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, bloß auf die Preise und nicht auf den Wert der Waren wirkt, daß die Preise nur "in letzter Instanz" durch den Wert geregelt werden, unmittelbar aber mit dem Wert der Waren nicht zusammenfallen oder nur höchst selten, gerade dann, wenn Angebot und Nachfrage sich decken oder, mit anderen Worten, wenn ihre Wirkung aufgehoben ist. Dadurch wurde aber nicht bloß die irrige Anschauung LANDÉs über die Rolle, die der Konkurrenz nach der MARXschen Werttheorie in Bezug auf Wert und Preis zufällt, widerlegt, sondern es mußte dadurch auch seine Auffassung des Begriffs der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, als eines wertbestimmenden Faktors widerlegt werden, denn seine Anschauung über den Einfluß der Konkurrenz auf den Wert war eine logisch notwendige Folgerung aus seiner Auffassung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit. Erwiesen sich die Folgerungen als unrichtig, so wies das darauf hin, daß auch die Prämissen, aus denen sie gezogen waren, falsch sind. Und trotzdem bewirkte es gerade der 3. Band des "Kapital", daß sich die Meinung, MARX ziehe das Bedarfsmoment in den Begriff der wertbestimmenden gesellschaftlich notwendigen Arbeit hinein, noch mehr bekräftigte. Was sich änderte, war bloß die Bewertung dieser Wertdefinition durch einige Anhänger der Marxschen Wertlehre. Während SCHRAMM, wie wir gesehen haben, eben darin "die hohe wissenschaftliche Bedeutung der MARXschen Werttheorie" sah, daß nach dieser Theorie die wertbestimmende gesellschaftlich notwendige Arbeit zugleich das technische und das Bedarfsmoment in sich enthält, zwang eben diese Auffassung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit einen anderen Schüler MARX', EDUARD BERNSTEIN, sich von der MARXschen Werttheorie loszusagen und sich der von LEO von BUCH aufgestellten Werttheorie anzuschließen, nach der zwei Arten von Wert: der Arbeitswert (bestimmt durch Arbeitslohn und Arbeitszeit) und der Schätzungswert (der Wert, den das Produkt auf dem Markt erzielt), streng auseinanderzuhalten sind. Hielt auch BERNSTEIN die BUCHsche Werttheorie nicht für ganz "einwandfrei", so schien es ihm doch "zweckmäßiger" zu sein, "mit zwei Wertbegriffen zu operieren, als einem und demselben Begriff eine Definition zu geben, die zwei einander neutralisierende Prinzipien einschließt, wie dies bei der "gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit der Fall" ist. (3) Wie aus dem von uns bereits früher Ausgeführten zu ersehen, schlössen auch wir uns der Meinung BERNSTEINs an, wenn es tatsächlich richtig wäre, daß der Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeit bei MARX diese zwei einander ausschließenden Prinzipien enthielte. Ist das aber auch der Fall? Unseres Erachtens entschieden nicht. Betrachten wir die Sache etwas näher! Wenn SCHRAMM und seine Anhänger den Beweis führen wollten, daß MARX bei der Behandlung des Wertgesetzes die Bedeutung des wechselnden gesellschaftlichen Bedarfs für den Wert der Waren nicht unberücksichtigt ließ, so konnten sie sich die Mühe, den Begriff der gesellschaftliche notwendigen Arbeit selbst zu erläutern, wahrlich ersparen, denn die Definition, die MARX selbst dem Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeit gegeben hat, reichte vollkommen zu diesem Zweck aus. In dieser Definition heißt es nämlich ausdrücklich, daß man unter gesellschaftlich notwendiger Arbeit die Arbeit zu verstehen habe, die unter den vorhandenen gesellschaftlich normalen Produktionsbedingungen notwendig ist, um irgendeinen Gebrauchswert hervorzubringen. Wohlgemerkt, da heißt es nicht, um irgendein Produkt oder irgendein nützliches Ding, sondern um irgendeinen Gebrauchswert hervorzubringen. Das Wort "Gebrauchswert" aber, in diesem Zusammenhang gebraucht, als Träger des Tauschwertes, ist für MARX bei weitem nicht identisch mit dem natürlichen Gebrauchswert, mit der Fähigkeit eines Dinges, irgendein menschliches Bedürfnis zu befriedign. Wenn nach einem Produkt, das an und für sich noch so nützlich sein mag, kein gesellschaftliches Bedürfnis vorhanden ist, so hört das Produkt nach MARX auf, Gebrauchswert zu sein, das heißt trotz seiner Fähigkeit, ein menschliches Bedürfnis zu befriedigen, trotz seine natürlichen Gebrauchswertes ist das Produkt nicht imstande, ein gesellschaftliches Bedürfnis zu befriedigen, weil nach ihm kein gesellschaftliches Bedürfnis besteht, es hört auf, gesellschaftlicher Gebrauchswert zu sein und damit überhaupt Gebrauchswert als Träger des Tauschwertes. (4) Was also MARX unter Gebrauchswert in diesem Sinne versteht, ist nicht natürlicher, sondern gesellschaftlicher Gebrauchswert und nur als solcher kommt der Gebrauchswert für die Ware als Tauschwert überhaupt in Betracht. Faßt man aber den Begriff "Gebrauchswert" in diesem Sinne, im Sinne des gesellschaftlichen Gebrauchswertes auf, dann ist es klar, daß schon in diesem Wort allein das Moment des wechselnden gesellschaftlichen Bedarfes mit enthalten ist; denn damit ein Produkt ein Gebrauchswert sei, muß ein gesellschaftliches Bedürfnis nach ihm vorhanden sein; damit also die Produkte, sagen wir eines Produktionszweiges, Gebrauchswerte sind, muß nach jedem einzelnen dieser Produkte ein Bedürfnis bestehen; mit anderen Worten: damit die Produkte eines ganzen Produktionszweiges Gebrauchswerte und folglich Tauschwerte seien, müssen sie in einer den gesellschaftlichen Bedarf nach ihnen nicht übersteigenden Menge produziert werden. Die Höhe der Produktion ist also im vorhinein begrenzt durch den gesellschaftlichen Bedarf, oder, was dasselbe ist, durch die Bedingung des Tauschwertes, vor allem Gebrauchswert zu sein. Wenn daher MARX die wertbestimmende gesellschaftlich notwendige Arbeit davon abhängig macht, ob das durch diese Arbeit hervorgebrachte Produkt ein Gebrauchswert ist, wenn er ferner im ersten Band des "Kapital" davon spricht, daß der Gebrauchswert "Träger des Tauschwertes" ist (5), daß kein Ding Wert sein kann, "ohne Gebrauchsgegenstand zu sein", (6) daß die Waren sich zuerst "als Gebrauchswerte bewähren" müssen, "bevor sie sich als Werte realisieren können", (7) daß "die auf sie verausgabte menschliche Arbeit nur zählt, soweit sie in einer für andere nützlichen Form verausgabt ist" (8) usw., so beweist dies zur Genüge, daß MARX bei der Entwicklung des Wertgesetzes die Rolle des gesellschaftlichen Bedarfs wohl berücksichtigt hat. Und wenn SCHRAMM und seine Anhänger alle diese Stellen bei MARX ganz außer acht ließen, so konnte dies seinen Grund nur darin haben, daß sie entweder vom Begriff "Gebrauchswert" bei MARX eine falsche Vorstellung hatten oder es eingesehen haben mochten, daß sich aus ihm nicht die erwünschten Konsequenzen ziehen lassen. Denn welche Rolle schrieb MARX dem Gebrauchswert in Bezug auf den Tauschwert zu? - Nur die, wie wir gesehen haben, "stofflicher Träger des Tauschwertes" zu sein. Nur in der Form eines Gebrauchswertes kann sich der Tauschwert im Zirkulationsprozeß realisieren. Gebrauchswert zu sein, ist daher eine selbstverständliche Voraussetzung jedes Tauschwerts. Aber damit ist die Bedeutung des Gebrauchswertes für den Tauschwert auch erschöpft. Der Tauschwert steht mit dem Gebrauchswert weiter in gar keinem Zusammenhang. Im Gegenteil, will man das Wesen des Tauschwertes untersuchen, seine Substanz und den Maßstab seiner Größe erkennen, so kann man das nach MARX nur, indem man eben vom Gebrauchswert der Waren abstrahiert.
Zieht man nun in Betracht, daß das gesellschaftliche Bedürfnis nach dem Ausdruck von MARX nichts anderes ist als "Gebrauchswert auf gesellschaftlicher Potenz" (13), als gesellschaftlicher Gebrauchswert, dann ist es klar, daß MARX auch dem gesellschaftlichen Bedürfnis keine andere Rolle in Bezug auf den Tauschwert zuschreiben kann als die, die er dem Gebrauchswert zugeschrieben hat, das heißt die selbstverständliche Voraussetzung jedes Wertes (ohne gesellschaftliches Bedürfnis kein Gebrauchswert, ohne Gebrauchswert kein Tauschwert), nicht aber ein wertbildender Faktor zu sein. Übrigens braucht der Beweis dafür, welche Rolle MARX dem gesellschaftlichen Bedürfnis in Bezug auf den Tauschwert zuschrieb, nicht erst auf indirektem Weg erbracht zu werden. Hat ja MARX im dritten Band des "Kapital" und zwar im Kapitel über den Marktwert, diese Frage selbst ausführlich behandelt. Und erst hier, bei der Behandlung des Wertgesetzes, wie es sich nicht bloß in Bezug auf einzelne Waren, sondern auf ganze Produktionszweige geltend macht, konnte diese Frage einer gründlichen Untersuchung unterzogen werden; denn, meint MARX mit Recht, ist es auch richtig, daß, wenn man sagt, "die Ware hat Gebrauchswert", dies bedeutet, "daß sie irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigt" (14), so ist es andererseits klar, daß
Ebenso wie er im ersten Band des "Kapital" bei Behandlung des Wertes der einzelnen Ware vom Gebrauchswert absah, um das Wesen des Wertes, um den wertbestimmenden Faktor zu entdecken, sehen wir MARX auch hier bei der Behandlung des Wertproduktes ganzer Produktionszweige vom Bedarfsmoment abstrahieren, um das Wesen des Marktwertes, um den, wenn man sich so ausdrücken darf, marktwertbestimmenden Faktor herauszufinden und ebenso wie den Wert der einzelnen Ware läßt er auch den Marktwert der Waren eines ganzen Produktionszweiges sich durch die zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendige Arbeit ist aber bloß die technische Durchschnittsarbeit, die bestimmt wird, "durch den Gesamtwert der Masse, der durch Addition der Werte der unter den verschiedenen Bedingungen produzierten Waren herauskäme und durch den aliqoten Teil [teilentgolten - wp], der von diesem Gesamtwert auf die einzelne Ware fiele." (16) Selbstverständlich wird für den Marktwert der Waren bald die unter den mittleren, bald die unter den besseren, bald die unter den schlechteren technischen Bedingungen produzierte Warenmasse maßgebend sein, je nachdem die erste, zweite oder dritte Kategorie von Waren den größten Raum auf dem Markt einnimmt; der Marktwert der Waren wird also je nachdem bald höher, bald niedriger sein, aber in allen diesen Fällen ist das technische Moment, sind die technischen Bedingungen, unter denen die Waren hervorgebracht wurden, allein für die Bestimmung des Marktwertes maßgebend. Erst nachdem MARX in dieser Weise die Bildung des Marktwertes erklärt hatte, warf er die Frage auf, unter welchen Verhältnissen dieser durch das technische Moment abstrakt bestimmte Marktwert sich auf dem Markt auch wird realisieren können und erst bei dieser Gelegenheit, bei der Frage der Realisierung des Marktwertes kommt MARX auf das zweite, auf das Bedarfsmoment zu sprechen. Ist, meint MARX, die Nachfrage gerade so groß, daß sie die Warenmasse zu ihrem Marktwert absorbieren kann, fallen Nachfrage und Angebot zusammen, dann
Der Marktwert der Waren steht in keinem Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach diesen Waren. Der Marktwert wird ausschließlich durch das technische Moment bestimmt und das gesellschaftliche Bedürfnis kommt nur bei der Realisierung des Marktwertes in Betracht, bei der Bestimmung der Bedingungen, unter denen allein die Ware zu ihrem Marktwert verkauft werden kann, denn
Wir sehen, was MARX hier in Bezug auf das gesellschaftliche Bedürfnis und seine Bedeutung für den Wert der Waren sagt, ist nichts anderes als das, was er schon im ersten Band des "Kapital", bei der Behandlung des Wertes der einzelnen Waren, in Bezug auf den Gebrauchswert ausgeführt hat, indem er nachwies, daß der Gebrauchswert zwar kein wertbestimmender Faktor, aber doch der Träger, die Voraussetzung jedes Wertes sei. Und in der Tat lassen sich die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten, hervorgerufen durch die Differenz von Nachfrage und Angebot, auf dasselbe Gesetz des Wertes zurückführen, nach welchem der Gebrauchswert Voraussetzung jedes Wertes ist. Denn nehmen wir an, daß in irgendeinem Produktionszwei mehr Produkte hervorgebracht worden sind, als die Gesellschaft braucht, so werden die Waren zu einem unter ihrem Marktwert stehenden Produktionspreis verkauft werden müssen, und zwar aus dem Grund, weil ein Teil dieser Produkte, nach denen kein gesellschaftliches Bedürfnis vorhanden ist, aufgehört hat, Gebrauchswert zu sein und der in ihm enthaltene Wert daher nicht realisiert werden kann. Nun ist es klar, daß die Bedingung des Tauschwertes, Gebrauchswert zu sein, sich bei einzelnen Waren etwas anders ausdrücken muß, als bei ganzen Produktmassen. Damit eine einzelne Ware Gebrauchswert ist, muß irgendein gesellschaftliches Bedürfnis nach ihr bestehen, damit aber eine Produkt masse Gebrauchswert ist, muß sie ein quantitativ bestimmtes gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen; (22) denn übersteigt die Quantität der Produktmasse den nach ihr vorhandenen gesellschaftlichen Bedarf, dann wird ein Teil der Produkte nutzlos, sie hören auf, Gebrauchswert und damit Tauschwert zu sein. Läßt sich also die Bedingung jedes Tauschwertes, Gebrauchswert zu sein, bei der einzelnen Ware ganz einfach dahin ausdrücken, daß diese Ware Gebrauchswert sein, das heißt irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen muß, so läßt sich dieselbe Bedingung in Bezug auf ganze Produkt massen dahin umschreiben, daß sie in einer dem gesellschaftlichen Bedarf nach ihnen entsprechenden Menge produziert werden müssen. Glaubt man auch auf den ersten Blick es hier mit zwei verschiedenen Bedingungen zu tun zu haben, mit einer anderen in Bezug auf einzelne Waren und mit einer anderen in Bezug auf Produktmassen, so ist dieser Unterschied doch nur ein scheinbarer. Denn beide lassen sie sich auf ein und dasselbe Wertgesetz zurückführen, auf das Gesetz nämlich, nach welchem die Ware nur dann Tauschwert ist, wenn sie Gebrauchswert für andere ist. Wenn MARX daher gelegentlich im dritten Band des "Kapital", in welchem er das Wertgesetz, wie es sich bei ganzen Produktmassen geltend macht, untersucht, die wertbestimmende gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit als die Arbeitszeit definiert, "die erheischt [erforderlich - wp] ist, unter dem gegebenen Durchschnitt der gesellschaftlichen Produktionsbedingungen das gesellschaftlich erheischte Gesamtquantum der auf dem Markt befindlichen Warenspezies zu erzeugen", (23) so entspricht diese Definition der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit vollkommen derjenigen im ersten Band des "Kapital", wo der Wert nur der einzelnen Ware untersucht wird und wo es heißt, daß man unter gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit die Arbeitszeit zu verstehen habe, die erheischt ist, unter dem gegebenen Durchschnitt der gesellschaftlichen Produktionsbedingungen "irgendeinen Gebrauchswert" hervorzubringen. Der Ausdruck: "das gesellschaftlich erheischte Gesamtquantum zu erzeugen" in der ersten Definition der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit, besagt nichts anderes als der Ausdruck: "irgendeinen Gebrauchswert hervorzubringen" in der zweiten Definition dieses Begriffs und ebensowenig wie man aus der Definition des Begriffs der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit im ersten Band des "Kapital" den Schluß ziehen kann, nach MARX der Gebrauchswert ein wertbestimmender Faktor sei, ebensowenig kann man aus der Definition dieses Begriffs im dritten Band des "Kapital" den Schluß ziehen, daß das gesellschaftliche Bedürfnis wertbestimmend sei. Im ersten wie im zweiten Fall kommt nur, wie wir gezeigt zu haben glauben, das Gesetz zum Ausdruck, daß der Gebrauchswert die Voraussetzung jedes Wertes ist, wertbestimmend aber bleibt im ersten wie im zweiten Fall einzig und allein das technische Moment, die in den Waren enthaltene technisch notwendige Arbeit. Diese zwei Momente - das wertbestimmende technische Moment und das Bedarfsmoment - hält MARX mit Rücksicht auf ihre Bedeutung für den Wert der Waren in allen drei Bänden des "Kapital", besonders aber im dritten Band so streng auseinander, daß wir uns wundern müten, wie es geschehen konnte, daß gerade der dritte Band des "Kapital" zur Meinung beigetragen hat, MARX fasse das Bedarfsmoment als wertbestimmenden Faktor auf, wenn nicht folgender Umstand unseres Erachtens geeignet wäre, diesen Irrtum hervorzurufen. Wenn man vom Verhältnis von Angebot und Nachfrage spricht, versteht man darunter das Verhältnis zwischen dem auf dem Markt vorhandenen Quantum von Produkten und dem gesellschaftlichen Bedarf nach diesen Produkten. Angebot und Nachfrage fallen zusammen, wenn von den Produkten genausoviel produziert wird, als die Gesellschaft kaufen kann und umgekehrt, Angebot und Nachfrage weichen voneinander ab, wenn die Produkte in einer größeren oder kleineren Menge hervorgebracht wurden, als die Gesellschaft braucht. Dasselbe Verhältnis von Angebot und Nachfrage kann aber auch anders dargestellt werden und zwar: in Arbeitszeit. Das Quantum der hervorgebrachten Produkte kann in der Arbeitszeit ausgedrückt werden, die die Gesellschaft auf ihre Hervorbringung verwendet hat, das gesellschaftliche Bedürfnins nach diesen Produkten - in der Arbeitszeit, die die Gesellschaft für sie zahlen kann und das Verhältnis zwischen diesen Quantitäten von Arbeitszeit bildet dann das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.
Entspricht dieses Quantum gesellschaftlicher Arbeitszeit dem Quantum, das auf die Hervorbringung der Produkte tatsächlich verausgabt wurde und unter den bestimmten Produktionsverhältnissen verausgabt werden mußte, dann fallen Angebot und Nachfrage zusammen und die Produkte werden zu ihrem Marktwert, das heißt im Verhältnis zu der in ihnen enthaltenen gesellschaftlich notwendigen Arbeit, verkauft.
1) KONRAD SCHMIDT, Wert und Preis. Eine Antwort an Herrn HUGO LANDÉ, Neue Zeit, Bd. XI, 2. Heft 2) LANDÉ, Die Profitrate, Neue Zeit, Bd. XI, 2. Heft 3) EDUARD BERNSTEIN, Arbeitswert oder Nutzwert? Zur Geschichte und Theorie des Sozialismus", Berlin 1901, Seite 372 4) "Um Ware zu produzieren, muß er (der Produzent) nicht nur Gebrauchswert produzieren, sondern auch Gebrauchswert für andere, gesellschaftlichen Gebrauchswert." (Kapital I, Seite 7) 5) MARX, Kapital I, Seite 2 6) MARX, Kapital I, Seite 7 7) MARX, Kapital I, Seite 52 8) MARX, Kapital I, Seite 52 9) MARX, Kapital I, Seite 3 und 4 10) MARX, Kapital I, Seite 4 11) "Ein Gebrauchswerte oder Gut hat ... nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist." (MARX, Kapital I, Seite 5) 12) MARX, Kapital I, Seite 5 13) MARX, Kapital Bd. 3, II., Seite 176 14) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 164 15) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 164 16) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 163 17) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 164 18) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 172 19) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 169 20) EDUARD BERNSTEIN, Zur Geschichte und Theorie des Sozialismus", Seite 369 21) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 169 22) "Wenn ... der Gebrauchswert bei der einzelnen Ware davon abhängt, daß sie an und für sich ein Bedürfnis befriedigt, so bei der gesellschaftlichen Produktmasse davon, daß sie dem quantitativ bestimmten gesellschaftlichen Bedürfnis für jede besondere Art von Produkt adäquat und die Arbeit daher im Verhältnis dieser gesellschaftlichen Bedürfnisse, die quantitativ umschrieben sind, in die verschiedenen Produktionssphären proportionell verteilt ist." (Kapital, Bd. 3, I., Seite 175 und 176) 23) MARX, Kapital, Bd. 3, II., Seite 180 24) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 166 25) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 166 26) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 169 27) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 166 und 167 28) MARX, Kapital Bd. 3, I., Seite 167 |